Was trieb Elisabeth von Thüringen in den frühen Tod?

Komplette Unterwerfung der Kirchen-"Heiligen" und "Nationalheiligen" unter den Inquisitor Konrad von Marburg und Tod mit 24 Jahren –
statt Kaiserin zu werden und der Inquisition die Stirn zu bieten

Der Theologe Nr. 30, aktualisiert am 31.12.2023


Im Jahr 2007, das die katholische Kirche zum "Elisabethjahr" ausrief, waren 800 Jahre vergangen, nachdem Elisabeth (ungarisch: Erzsébet) am 7. Juli 1207 als ungarische Königstochter eventuell im heutigen Bratislava in der heutigen Slowakei geboren wurde, wahrscheinlich aber in der Stadt Sárospatak im Nordosten von Ungarn. Sie wird deshalb auch Elisabeth von Ungarn genannt *. Mit erst 24 Jahren stirbt sie am 17. November 1231 in Marburg in Hessen. Zuvor hatte sie sich – zuerst freiwillig, später auf Anordnung ihres so genannten "Seelsorgers" Konrad von Marburg (1180/90-1233) – vor allem um arme und schwerkranke Menschen gekümmert, so die glaubhafte Überlieferung. Von der römisch-katholischen Kirche wird die junge Frau aus Ungarn nun unter dem Namen "Elisabeth von Thüringen" bereits 1235 "heilig" gesprochen, nachdem sie zu ihren irdischen Lebzeiten der Kirche und ihrem so genannten "Beichtvater" Konrad grenzenlosen und bedingungslosen Gehorsam versprochen hatte. Doch wurde dieses Versprechen für sie nicht zu einer Sackgasse, aus der sie keinen Ausweg mehr fand? Und wurde sie nicht letztlich zu einer angeblich "Heiligen" wider ihren Willen? Ihr Verhalten wurde im Nachhinein immer mehr verklärt und ihre Geschichte wurde zunehmend der katholischen Legendenbildung unterworfen. In dieser Untersuchung sind wir jedoch der unverfälschten Geschichte der Elisabeth von Thüringen auf der Spur. Dazu gehört: Konrad von Marburg hatte sie immer wieder geschlagen und auch seelisch gequält, und er trägt einen großen Teil der Verantwortung für ihre letztlich tödliche körperliche und seelische "Erschöpfung". Bei der Frage nach der Todesursache würde man in unserer Zeit vielleicht von einem unmittelbar vorausgehenden extremen "Burn out" sprechen. Ein Widerspruch Elisabeths gegenüber einzelnen von Konrads Anordnungen und Befehlen, was sie zu tun hätte, wäre ein Bruch ihres verhängnisvollen Gehorsamsgelübdes gegenüber der Kirche gewesen und hätte wohl genügt, sie auf den Scheiterhaufen zu bringen – so wie zahllose aufrechte Frauen und Männer in dieser Zeit, die von der Machtkirche als "Ketzer" verfolgt und auf deren Betreiben teils nach vorausgehender Folter grausam hingerichtet wurden. Denn einer der mörderischsten Inquisitoren der katholischen Kirche war ausgerechnet Konrad von Marburg selbst, der das Leben Elisabeths bis ins Detail kontrolliert und bestimmt hatte. Als spezieller kirchlicher Gedenktag Elisabeths gilt bis heute der 19. November, zwei Tage nachdem sie im Jahr 1231 in Marburg im Alter von 24 Jahren an "Entkräftung" gestorben war.

Auf dem Mosaik in der Elisabethkapelle (1907 nach einem Entwurf von Carl Ederer) in der Franz-von-Assisi-Kirche in Wien wird die Königstochter Elisabeth von Ungarn selbst als "regina", also als Königin dargestellt, was als Symbol verstanden werden kann. Die äußere Krone einer deutschen Kaiserin lehnte sie jedoch ab, und sie hatte sich zuvor auch nicht die Krone als thüringische Landgräfin aufgesetzt, hatte sie stattdessen auf einem Altar abgelegt. Doch ihre Demut wurde und wird vom Machtstreben der katholischen Kirche, die sie entmündigte und ihrem Inquisitor Konrad von Marburg unterstellte, auf das Furchtbarste missbraucht. (Lizenz: Bwag/ CC-BY-SA-4.0)

Im Jahr 2007 wurde in der Vatikankirche ein Gedenkjahr, ein Jubiläum, für Elisabeth von Thüringen gefeiert. Denn die Ungarin gilt für die Kirchengläubigen auch als "deutsche Nationalheilige des Mittelalters" und als "Patronin der Caritas", und sie wird auch in Ungarn bis heute verehrt. Die dunklen und am Ende selbstzerstörerisch wirkenden Züge in ihrer Biographie werden jedoch meist verschwiegen. Das Leben und Sterben von Elisabeth von Ungarn, deren Schicksal sich in Thüringen entschied, ist nämlich – ungeschönt betrachtet – auch eine stumme Anklage gegen die Kirche und gegen deren totalitären Machtanspruch, was in dieser Untersuchung nachfolgend im Einzelnen belegt wird. Befreit von der Vereinnahmung als angebliche "Heilige" der Romkirche treten auch ihre edlen, kraftvollen und vorbildlichen Charakterzüge deutlicher hervor.



Elisabeth und die Abgründe der Kirche

Das Urchristentum der Katharer in Südfrankreich

Kreuzzüge gegen Moslems und Urchristen

Der Verrat und der Missbrauch der Franziskaner

Die Scheiterhaufen beginnen zu lodern

Elisabeth, die Freundin der Armen

Das Unheil kommt näher

Elisabeths Gehorsamsgelübde gegenüber dem Großinquisitor

Elisabeth und Landgraf Ludwig als Opfer ihrer Religion

... noch vier Jahre zu leben

Das Martyrium:
Elisabeth unterwirft sich ganz der Kirche

Fast noch Kaiserin

Der Kaiser im Bann der Kirche

Elisabeths Vermögen und ihre Kraft im Dienst der kirchlichen Strategie

Das Wüten der Inquisition

Prof. Hubertus Mynarek: "Der Staat sinkt zum Erfüllungsgehilfen der Päpste herab"

Elisabeths Tod

Der Leichenkult


Das Rosenwunder und die tote Elisabeth als Vorzeige-Frau der mörderischen Inquisition

Der Kaiser als Vollstrecker der katholischen Inquisition

Der Prozess gegen Elisabeths Verwandten Heinrich III.

Konrad von Marburg ereilt sein Schicksal

Leiche an Leiche: Konrad nahe bei Elisabeth, Konrads Geliebter noch dazu

Päpstlicher Kreuzzugsaufruf gegen den Kaiser, den "Ketzer"

Der Tod von Kaiser Friedrich und die ungesühnte Schuld

Der Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter:
Konrad will seine Untaten durch Elisabeth absegnen lassen



Elisabeth und die Abgründe der Kirche

Das Leben und Sterben der jungen ungarischen Prinzessin Elisabeth zeigt auf, welch brutale Macht die Kirche über einen einzelnen Menschen gewinnen kann. Der Überlieferung liegen vor allem zwei Niederschriften aus dem 13. Jahrhundert zugrunde: die Summa vitae von Konrad von Marburg und die Biografie Leben und Legende der heiligen Elisabeth von Dietrich von Apolda. Im "Elisabeth-Gedenkjahr", das die römisch-katholische Kirche für das Jahr 2007 aufgerufen hatte, wurde dabei Elisabeths Verhalten als vorbildlich hervorgehoben und damit auch ihr kirchlicher Glaube in positiver Weise dargestellt. Betrachtet man jedoch Elisabeths Leben und Sterben etwas genauer, tun sich tiefe Abgründe auf.
So hat zwar die hessische Stadt Marburg, in der sie zuletzt lebte und starb, mit folgendem Satz aus ihrem Mund geworben: "Wir wollen die Menschen froh machen." Doch selbst stirbt sie, wie der Philosoph Dr. Joachim Kahl glaubhaft darlegt, "als ausgebranntes Opfer ihrer Religion"
(Oberhessische Presse, 17.2.2007), und "ihre froh machende Perspektive war eine jenseitsbezogene" (Marburger Magazin Express, Nr. 7/2007). Das heißt: "Die Freude Elisabeths bezieht sich" nach Dr. Kahl "nur auf die ungeduldig erwartete Erlösung im himmlischen Paradies" (zit. nach Oberhessische Presse, 17.2.2007). Um diesem Ziel vermeintlich näher zu kommen, hatte sich Elisabeth von Thüringen im 13. Jahrhundert der größten Machtorganisation des Kontinents unterworfen, der römisch-katholischen Kirche, während sich überall in Deutschland und in Europa "Brüder und Schwestern des Freien Geistes" aus der kirchlichen Fessel zu lösen versuchten und eine Nachfolge Jesu ohne Institution Kirche vorlebten, weswegen sie auf Betreiben der Papstkirche gefoltert und ermordet wurden, wo immer die damalige Priesterkaste und deren staatliche Ausführungsorgane sie als Christusnachfolger identifizierte und zu fassen bekam.
Diese Kirche, der Elisabeth letztlich bis zu ihrem bitteren irdischen Lebensende komplett verfallen ist, hat ihren Glauben immer wieder in bis heute gültige Dogmen verfasst, mit denen die Gläubigen auch an diese Kirche bis heute gebunden werden – bei Verfluchung und Androhung angeblich ewiger Hölle bei Widerspruch dagegen.
Wir möchten einen dieser Lehrsätze dieser Untersuchung voran stellen, weil er zentral und beispielhaft ist. Zwar stammt der nachfolgende Wortlaut erst aus späterer Zeit, dem 19. Jahrhundert, verfasst vom im Jahr 2000 "selig gesprochenen" Papst Pius IX., doch sein Inhalt erstreckt sich praktisch von den Anfängen dieser Kirche als beginnende Staatskirche im 4. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart. Er zeigt auf, wie die Kirche, die Elisabeth von Thüringen "heilig" sprach, bis dahin und auch in späterer Zeit immer handelte und welchen Anspruch sie auch heute noch erhebt, auch wenn sie sich nur noch selten in dieser Deutlichkeit öffentlich äußert.

"Die Kirche hat kraft ihrer göttlichen Einsetzung die Pflicht, auf das gewissenhafteste das Gut des göttlichen Glaubens unversehrt und vollkommen zu bewahren und beständig mit größtem Eifer über das Heil der Seelen zu wachen. Deshalb muss sie mit peinlicher Sorgfalt alles entfernen und ausmerzen, was gegen den Glauben ist oder dem Seelenheil irgendwie schaden könnte. Somit kommt der Kirche aus der ihr vom göttlichen Urheber übertragenen Machtvollkommenheit nicht nur das Recht zu, sondern sogar die Pflicht, gleich welche Irrlehren nicht nur nicht zu dulden, sondern vielmehr zu verbieten und zu verurteilen, wenn das die Unversehrtheit des Glaubens und das Heil der Seelen fordern."
(Aus einem dogmatisch verbindlichen römisch-katholischen Lehrbrief von Papst Pius IX. an den Erzbischof von München-Freising aus dem Jahr 1862, zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Regensburg 1992, Lehrsatz Nr. 382)

Im 13. Jahrhundert, also zu irdischen Lebzeiten Elisabeths, war dies nicht anders. Und damals konnte die Kirche ihre hier behauptete "Machtvollkommenheit" auch noch rigoros politisch durchsetzen. Elisabeth von Thüringen lebte in dieser Zeit in einer Art Schicksalsbeziehung mit dem Großinquisitor Konrad von Marburg. Der katholische Mönch und Beauftragte des Papstes (9) war im dämonischen Geiste dieses Lehrsatzes von einem Ausmerzungswahn gegenüber allem Nichtkatholischen getrieben, und seine Blutspur zieht sich Anfang des 13. Jahrhunderts quer durch das deutsche Land. Damit trägt er im Rückblick entscheidend dazu bei, dass sich die Kirche einmal mehr als massivste Gegnerin von Jesusnachfolgern entlarvte – entgegen der von ihr behaupteten Fassade, angeblich christlich zu sein.
Elisabeth war zeitlebens praktisch entmündigt, und andere bestimmten weitgehend über ihr Leben. Schon im Jahr 1211 als 4-jähriges Mädchen bringt man das 2. Kind des Königspaares von Ungarn (sie hatte noch drei Brüder und eine Schwester) zur späteren Verheiratung an den Hof der Landgrafen von Thüringen in Eisenach. Dies ist eine machtpolitische Entscheidung, um entsprechende Bündnisse und Abhängigkeiten unter den Königs- und Adelshäusern zu konstruieren. Ihre Eltern Andreas II. und Gertrud von Andechs aus Deutschland pflegen in Ungarn ein auf Vetternwirtschaft und unrechtmäßigen Vergünstigungen beruhendes Herrschaftssystem vielfach "üblicher" Art. Elisabeths Mutter wird deshalb im Jahr 1213, während sie selbst auf einer Jagd Tieren nachstellt, von wütenden Adligen ermordet. Oder ihr eigener Ehemann hätte sie bei dieser Gelegenheit enthaupten lassen, wie es in anderen Überlieferungen heißt. Zu diesem Zeitpunkt lebte deren Tochter Elisabeth, mittlerweile sechs Jahre alt, bereits in Deutschland, im thüringischen Eisenach.

Das Urchristentum der Katharer in Südfrankreich

In der Zwischenzeit geschieht vor allem in Südfrankreich etwas, was die Geschichte maßgeblich prägen wird. Dort erhält das wieder erwachte Urchristentum großen Zulauf, und die Menschen einer ganzen Region wenden sich überwiegend ihm zu. Die Menschen ziehen sich in Scharen aus der Kirche zurück und möchten Jesus, dem Christus, ohne Dogma und Glaubenszwang nachfolgen. Man nennt die dortigen Urchristen später in Anlehnung an das Wort "katharoi" (= die Reinen) auch Katharer. Und Südfrankreich, damals auch Okzitanien genannt, erlebt um das Jahr 1200 und in den folgenden Jahren mit den Katharern eine kurze hoffnungsvolle Blütezeit auf fast allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens.
Die Priesterkaste in Rom hat deshalb große Angst, dass in dieser Situation immer mehr Menschen auch in anderen Ländern den historischen Betrug der Kirche durchschauen: Denn die katholische Kirche gibt sich zwar ebenfalls als Nachfolgerin von Christus aus, ist faktisch jedoch Seine Gegenspielerin, insofern sie in dessen Namen das Gegenteil von dem tut, was Christus wollte und will. Damit schändet sie Seinen Namen und Seine Friedens- und Freiheitsbotschaft
(siehe dazu Der Theologe Nr. 25 – Die Kirche – ein totalitärer Götzenkult). Und auf diese Weise der schändlichen Vereinnahmung sollen Jesus, der Christus, und Seine gelebte Lehre der Gottes- und Nächstenliebe im Freien Geist, ohne Dogma und Zwang, letztlich ausgeschaltet werden. So lange die urchristlichen Ideale dabei nur als Theorie existierten, hielt sich die Unruhe in der Männerwelt innerhalb der Kirchenmauern jeweils in Grenzen. Was aber, wenn es eine lebendige Alternative zum Kirchenkonstrukt gibt, bei der wieder an Jesus von Nazareth angeknüpft wird? Dann zeigte die Kirche zu allen Zeiten – von den Inquisitoren der Geschichte bis zu den "Sektenbeauftragten" der Gegenwart – ihr sonst vielfach noch verborgenes Gesicht. Dann fiel der Vorhang, und er fällt im 21. Jahrhundert täglich mehr. Das Urchristentum sollte und soll nach dem Willen der Kirche ausgerottet bzw. "ausgemerzt" werden (vgl. oben den verbindlichen katholischen Lehrsatz aus späterer Zeit), und damals waren es Tausende von Anhängern in Südfrankreich, die deshalb auf Betreiben der Papstkirche ermordet werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, rufen die Päpste in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehrere Kreuzzüge gegen die Katharer (die nach der Stadt Albi manchmal auch "Albigenser" genannt werden) aus, bis diese im Zeitraum von 1208 bis 1244 tatsächlich vernichtet bzw. "ausgemerzt" worden sind. Unter dem Motto "Erschlagt sie alle, Gott kennt die Seinen", das der päpstliche Legat Arnold von Citeaux ausgegeben hatte
(zit. nach Walter Nigg, Das Buch der Ketzer, Zürich 1986, S. 228), werden zum Beispiel beim Massaker von Beziérs im Jahr 1209 alle 20.000 Einwohner der Stadt von den päpstlichen Kreuzfahrern hingeschlachtet. Später, im Jahr 1212, wird auch die Teilnahme von Pater Konrad von Marburg (geboren zwischen 1180 und 1190) an diesem Kreuzzug gegen die französischen Urchristen bezeugt, vielleicht schon damals in leitender Funktion. Und Konrad ist zumindest beteiligt, als weiter im Norden, in Straßburg, 80 "Ketzer" auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt werden, und er sollte die junge ungarische Königstochter bald vollständig in seine Gewalt bekommen in Abhängigkeit bis hin zur Hörigkeit, aus der die einst lebensfrohe und herzliche junge Frau keinen Ausweg mehr findet und in diesem Zustand schließlich sehr früh dahin siecht und stirbt. Bereits 1199 hatte Papst Innozenz III. im Zusammenhang der Verfolgung von Urchristen die Losung ausgegeben: "Es lasse sich niemand verleiten von falschem Mitleiden [mit den nichtkatholischen Christen] ... Treu und Glauben braucht einem Ketzer [gegenüber] nicht gehalten zu werden, und der Betrug, gegen ihn geübt, wird geheiligt." (zit. nach Der Theologe Nr. 86)

Kreuzzüge gegen Moslems und Urchristen

"Mit peinlicher Sorgfalt alles entfernen und ausmerzen", was gemäß den römisch-katholischen Theorien dem Seelenheil der Menschen "irgendwie schaden" könne – das schreibt sogar das Glaubensbekenntnis des "seligen" Pius IX. den Katholiken seit über 160 Jahren auch offiziell vor, und viele Jahrhunderte lang zuvor wurden dabei auch die Leben von Menschen direkt ausgemerzt. So fürchtet die Kirche zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine ähnliche Entwicklung wie in Südfrankreich auch in Deutschland. Denn auch hier erhalten Brüder und Schwestern des Freien Geistes in vielen Regionen immer mehr Zulauf. Man spricht manchmal auch von Beginen (den Frauen) bzw. Begarden (den Männern), die ohne kirchliche Einbindung Werke der Nächstenliebe üben, ohne dabei jedoch die Kirche zu kritisieren und wohl meist auch wissend um die Lebensgefahr bei Äußerungen in diese Richtung. Doch es mehren sich auch die Stimmen und die Gruppierungen, welche die Kirchenmacht durchschauen und nicht dazu schweigen, dass sie die Romkirche in der Nachfolge der Schriftgelehrten und Priester sehen, die von Jesus von Nazareth mit Seinen Wehe-Rufen einst entlarvt wurden – letztlich als Variante des Baal-Kults – und deren "Vater" der "Teufel" ist, der ein '"Mörder" und "Lügner" ist von Anfang an (Johannesevangelium, Kapitel 8) und gegen den alle Gottesprophetinnen und -propheten immer ihre Stimme erhoben hatten.
Die Romkirche betraut deshalb ihren "Diener" Konrad von Marburg mit seiner dämonischen Lebensaufgabe: der vollständigen Ausrottung aller "Ketzer" in Deutschland. Dazu wird der Beauftragte der Papstkirche auch zur erbarmungslosen Hinrichtung all´ derer ermächtigt, die auch nur verdächtigt werden, dem Urchristentum oder anderen Abweichungen von der römisch-katholischen Lehre nahe zu stehen oder diese zu tolerieren. Und hierbei werden in der Folgezeit auch die Häuser der Verdächtigen zerstört, und ihr Vermögen wird zwischen Kirche und Staat aufgeteilt – eine wesentliche Grundlage des heutigen unermesslichen Reichtums der katholischen Kirche und auch ihres späteren Ablegers, der evangelischen Kirche. Vor allem nämlich mit finanziellen Versprechungen lockte damals die Kirche die lokalen staatlichen Behörden zur aktiven Teilnahme an der Inquisition. Konrad von Marburg gilt dabei als "angesehen", weil er sich offenbar nicht persönlich an seinen Opfern bereichert und sonst ebenfalls materiell asketisch lebt – im Unterschied zu anderen Kirchenführern, die für die Bevölkerung offensichtlich wie die Maden im Speck leben. (1)
Als Vorstufe zu Hinrichtungen tut sich Konrad auch als Verleumder und Lügner hervor, etwa, wenn er die Meinung vertritt, "Katharer" stamme von "Kater" ab, und die Urchristen, die auch Tierfreunde sind und meist auch kein Fleisch verzehren, würden mit den Katzen angeblich Geschlechtsverkehr pflegen (u.a. kops.uni-konstanz.de). In Wirklichkeit entstammt diese Anschuldigung nur seiner eigenen perversen Phantasie. In bisher kaum gekanntem Ausmaß werden Nachfolger des Jesus von Nazareth von Konrad und seinesgleichen verleumdet, verhöhnt, verteufelt, verfolgt und zu Tode massakriert.

Neben dem Krieg gegen Minderheiten in den von ihr beherrschten Ländern gibt es für den Katholizismus auch eine große außenpolitische Front. So will Papst Innozenz III., welcher in der von der Kirche geprägten Geschichtsschreibung als der bedeutendste Papst des Mittelalters gilt (1198-1216), den verlorenen 4. Kreuzzug in den Nahen Osten im Jahr 1198 nicht einfach hinnehmen. Deshalb ruft er im Jahr 1215, beim "großen" Laterankonzil der römisch-katholischen Kirche in Rom, zu einem neuen Kreuzzugs-Krieg gegen die Moslems in Palästina auf. Die Bevölkerung in Deutschland ist allerdings "kreuzzugsmüde", wie es in den Geschichtsbüchern heißt. Doch das soll sich bald ändern, denn "ausgerechnet in dieser Lage gelang es Konrad durch außergewöhnliche Rednerbegabung und das schöne Versprechen, durch Kreuzzugsteilnahme einige Monate Fegefeuer im Jenseits zu sparen, Volkes Meinung umzustimmen". (zit. nach uni-protokolle.de, /Lexikon/ der Eintrag "Konrad_von_Marburg.html" – 2023 nicht mehr abrufbar)

Der Verrat und der Missbrauch der Franziskaner

So ist also der spätere "Beichtvater" der bald als Landgräfin Elisabeth von Thüringen bekannten Elisabeth von Ungarn in doppelter Mission unterwegs: Andersgläubige in Deutschland zu vernichten und die Bevölkerung gleichzeitig für einen neuen blutigen Kreuzzug in den Nahen Osten zu gewinnen und dafür Kreuzfahrer anzuwerben, die bereit sind, die Region zu erobern und die dort lebenden Muslime dafür zu ermorden. Konrad von Marburg wirkt dabei entweder als dem Papst unmittelbar unterstellter Beauftragter oder als Franziskaner-Mönch und damit als Angehöriger eines Ordens, den es erst seit dem Jahr 1210 gibt. Genau lässt sich seine kirchliche Legitimation nicht mehr ermitteln (9). Auf jeden Fall spielt der Franziskaner-Orden eine entscheidende negative Rolle bei den schicksalhaften Ereignissen in Deutschland im Allgemeinen und bei Elisabeth im Speziellen. Diesen Orden lassen die Vorläufer des heutigen Vatikan zusammen mit dem Dominikaner-Orden (seit 1216) vor allem deshalb gründen, um die Menschen, die von der tätigen Nächstenliebe der Urchristen z. B. in Südfrankreich begeistert sind, in der Kirche zu halten. Den Dominikanern kommt dabei in erste Linie das Aufspüren und die Ermordung Andersgläubiger zu, während die Franziskaner sich mehr um die kirchliche Alternative kümmern sollen.
Dazu muss die spätere Vatikankirche (die ab Ende des 14. Jahrhunderts auf dem Vatikan-Hügel in Rom residiert, deshalb später der Name "Vatikan") notgedrungen christliche Verhaltensweisen nachahmen lassen, um die Zustimmung der Menschen zu erheischen und die Kontrolle über sie behalten zu können. Hierzu werden vor allem Franz von Assisi und seine Anhänger mit ihren Idealen von Einfachheit und Naturverbundenheit benutzt und teilweise auch missbraucht (2). Doch Franz von Assisi und seine 11 Gefährten (eine Nachahmung der 12 Jünger des Jesus von Nazareth) tragen für den Missbrauch ihrer Ideale selbst einen großen Teil der Verantwortung, da sie sich dem Papst unterworfen haben. Im Jahr 1208 kam es in Rom dabei zu einer Art schicksalhaftem "Kuhhandel": Papst Innozenz III. gab Franz und seinen Freunden den päpstlichen "Segen". Im Gegenzug verpflichteten sich diese, Kleriker (also Priester) zu wählen und eine Hierarchie aufzubauen. Damit wird Jesus von Nazareth, der niemals Kleriker und eine Hierarchie wollte und sich nie einem Papst unterworfen hätte, auch von Franz von Assisi und seinen Begleitern schmählich verraten. Und wer weiß, welche Rolle hier Ängste oder auch diplomatische Erwägungen spielten? Denn das Machtgebaren der Kirche über Leben und Tod der Menschen war ja offensichtlich, und so mancher kritische freie Geist wollte zumindest nicht leichtfertig das Todes-Martyrium als "Ketzer" erleiden. Die folgende Entwicklung bei den so genannten Franziskanern ist dann für die Papstkirche allerdings mehr oder weniger Formsache: So wird im Jahr 1223 die "Gemeinschafts-Regel" der Franziskaner von Papst Honorius III. anerkannt. Und später werden sogar fünf Franziskaner selbst Päpste (Sixtus IV., Julius II., Sixtus V., Clemens XIV., Alexander V.). Und auch der "heilige" (seit 1690) Johannes Capistranus (oder Capestranus oder Capistrano) (1386-1456), der als erster die Ausrottung der Juden in Zentraleuropa propagierte, war ein berühmter Franziskaner-Prediger (3). Lediglich eine Gruppierung  von Franziskanern, die sich ca. 30 Jahre nach dem Tod des Gründers Franz von Assisi heraus bildet, die so genannten "Franziskaner-Spiritualen" oder Apostelbrüder, lässt sich nicht von der Kirche einspannen, und diese ernsthaften und ehrlichen Brüder bezahlen ihren Mut und ihre Konsequenz mit dem schrecklichen Foltertod auf Betreiben der katholischen Papstkirche.
Während die Kirche die urchristlichen Katharer in Frankreich im 13. Jahrhundert also gleichsam bestialisch ausrottet, schafft sie sich selbst mithilfe der ihr unterworfenen Franziskaner bis heute einen Zweig, in dem sie einige urchristliche Ideale unter ihrer Gewaltherrschaft vereinnahmt, wie es schließlich auch mit dem Leben von Elisabeth von Thüringen geschieht. Darin zeigt sich beispielhaft die immer wieder in der Geschichte angewandte kirchliche Doppelstrategie: Menschen außerhalb der Kirche vernichten und gleichzeitig das Beeindruckende in deren Leben in die Kirche zu integrieren suchen oder durch Kirchenhörige imitieren zu lassen. Mit dieser Doppelstrategie täuscht die Kirche – seit ihren Anfängen als "frühkatholische Kirche" um das Jahr 100 bis in die Gegenwart – immer wieder zahllose Menschen guten Willens, die z. B. Jesus von Nazareth nachfolgen wollen und glauben, dass dies innerhalb der Kirche möglich oder gar geboten sei. So haben sie es also immer gemacht. Damals und auch heute.

Die Scheiterhaufen beginnen zu lodern

Ein Kind klammert sich verzweifelt an seine Mutter, die von den Häschern der Kirche auf den Scheiterhaufen gezerrt wird.

Der Papst und das Gefolge des Stuhles Petri in Rom sind von den mörderischen Hetzpredigten von Konrad von Marburg hellauf begeistert. Papst Innozenz III. und später sein Nachfolger Gregor IX. verleihen dem mutmaßlichen Franziskaner (9) uneingeschränkte und damit absolute juristische Vollmachten für ganz Deutschland. Konrad von Marburg ist jetzt unmittelbar dem Papst unterstellt und kann an allen deutschen Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen und an deren Gerichten vorbei urteilen und richten. Er braucht sich also nicht mehr um die dem Papst nachgeordnete Hierarchie zu kümmern. Er selbst darf nach eigenem Ermessen den päpstlichen Willen direkt vollziehen. Und Deutschland tritt auf diese Weise wieder einmal ein in eine seiner besonders dunklen Epochen. Es ist die Zeit um das Jahr 1224, als erst unmerklich, aber bald stetig in Deutschland die Scheiterhaufen zu lodern beginnen, die der damalige Beauftragte der heutigen Vatikankirche in allen Orten, durch die er zieht, aufrichten lässt. Er beginnt seine "Wirksamkeit" im Elsass und zieht von dort zunächst rheinaufwärts bis Mainz und Köln. Sind Konrad und seine Helfer "gnädig", wird den Verdächtigen "nur" die Zunge abgeschnitten, oder sie werden zu lebenslanger Kerkerhaft unter grausamen Bedingungen verurteilt, was einem Todesurteil auf Raten gleichkommt. Die Kirche beginnt einmal mehr ein grausames Zerstörungswerk, und sie stürzt Familien und Gemeinschaften, unzählige liebenswerte Menschen und ihre Verwandten und Freunde, in ein mit Worten nicht zu beschreibendes Elend, in eine nahezu beispiellose Hölle auf Erden mit unsäglichen Qualen – man denke nur an die vielen unschuldigen Menschen, denen der Beauftragte des Papstes die Zunge herausschneiden ließ – unsägliches Grauen und Leid durch diese Religion. Das Land verwandelt sich an immer mehr Orten in ein Tränenmeer, und die Herren der Kirche und ihr Gefolge triumphieren, und sie sprechen sich einmal mehr die "Machtvollkommenheit" zu und damit die Führerschaft der dämonischen Ader auf der Erde.

Elisabeth, die Freundin der Armen

In dieser Zeit erlebte das ungarische Kind Elisabeth in der Fremde am Landgrafen-Hof in Eisenach eine offenbar freudige Kindheit, und sie wuchs zu einer sehr anmutigen und tatkräftigen Jugendlichen heran. Früh wurde sie jedoch auch schon mit dem Tod konfrontiert. Nach der Ermordung ihrer Mutter 1213 in Ungarn stirbt ihr Verlobter, um dessentwillen sie als Vierjährige nach Eisenach gebracht wurde, im Jahr 1219, als Elisabeth erst 12 Jahre alt ist. So wird sie nun dessen Bruder versprochen. Dieser hatte 1217 im Alter von 17 Jahren die Herrschaft in Thüringen als Landgraf Ludwig IV. angetreten. Vier Jahre später, im Jahr 1221, kommt es zur Hochzeit mit Elisabeth. Elisabeth ist jetzt 14 Jahre alt, ihr Mann Ludwig 21, und von der Ehe wird einigermaßen glaubhaft nur Positives berichtet. Sie soll also glücklich gewesen sein und auch mit einem gewissen Esprit. Allerdings zeigt sich bei Elisabeth auch bereits ein asketischer katholischer Fanatismus, der ihr später zum Verhängnis werden soll.
"Um dem ´sündigen Fleischestrieb` im Ehebett zu entkommen, hat sie sich wiederholt nachts wecken lassen und in einem ferner gelegenen Raum – damit der Ehemann nicht durch ihre Schreie gestört würde – von ihren Mägden auspeitschen lassen."
(Der Philosoph Joachim Kahl, Marburger Magazin Nr. 7/2007)
Doch drängende sexuelle Wünsche ließen sich noch nie aus einem Menschen herauspeitschen. Sie können aber durch die Entwicklung der selbstlosen Liebe und im Bewusstsein, dass das wahre Leben ein geistiges Leben ist, mit der Hilfe von Christus und Seiner Kraft in uns "veredelt" und verfeinert werden, wodurch das sexuelle hormonelle Drängen auf natürliche Art weniger wird und der Mensch auf diese Weise auch innerlich immer freier wird. Und umgekehrt: Das durch Striemen der Peitsche Verdrängte und Kasteite wird zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Regel nur desto heftiger hervorbrechen, worauf zum Beispiel die überlieferten sexuellen Orgien in Verbindung mit sado-masochistischen Praktiken in Klöstern hindeuten oder auch die Schwerverbrechen der Vergewaltigungen von Kindern durch katholische Priester in heutiger und schon in damaliger Zeit.

Elisabeth fällt am Hof in Eisenach zudem durch ihre Demut auf. Diese zeigt sich auch darin, dass sie ihre Landgräfinnen-Krone später auf einem Altar ablegt. Und sie ist dabei, eine beim Volk sehr beliebte "Landgräfin der Herzen" zu werden. So beschwert sie sich über die Verschwendungssucht am Hof des Landgrafen und beginnt damit, bedürftige oder schwer kranke Menschen weit über das vom Adel vorgegebene Maß mit Nahrung, Kleidung oder Geld zu unterstützen, wie es auch die urchristlichen Katharer in Südfrankreich tun. Bereits als 14-jährige Landgräfin lässt sie ein erstes Hospiz bzw. Hospital für Arme in Eisenach errichten, und es heißt über sie: Sie weiß die Speisen "königlichen Gästen königlich vorzulegen. Aber mit noch größerem Vergnügen trug sie sie auf den Hof und bewirtete persönlich die Hungernden. Sie freute sich, wenn die für die Fürstentafel bereiteten Speisen ihren Gästen, reich wie arm, gut schmeckten." Dabei ist ihr vor allem das Brot eine "köstliche Speise" (Herbert Hahn, Elisabeth von Thüringen, Dornach 1982, S. 30 f.), weswegen sie im kirchlichen Umfeld heute auch als so genannte "Patronin der Bäcker" gilt. Zudem isst Elisabeth nur von Speisen, "die von den rechtmäßigen Gütern ihres Gemahls oder ihren eigenen Besitzungen stammten" (Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007) und nicht von jenen, die man armen Untertanen abgepresst hatte, weshalb Elisabeth am Hof von Eisenach von den dort Herrschenden immer auch beargwöhnt wurde.

Das Unheil kommt näher

Als eines Tages Kaiser Friedrich II. die Wartburg in Eisenach besucht und die üblichen Tischgespräche der herrschenden Männerrunden mit ihren egomanen  Selbstdarstellungen beginnen, unterschwellig inspiriert von dem Protzgehabe, wer wohl von den Herren der Größte sei, bleibt sie lange schweigend sitzend daneben. Dann fällt auch ihr etwas ein, was sie beitragen könnte. Sie spricht von einem "elenden" Kind, das sie jeden Morgen besucht. "Der Gang führt durch ein reifendes Weizenfeld. Von diesem begann Elisabeth zu erzählen. Und wie sie von ihren Halmen sprach, wurde das Herz ihr wieder frei" (Hahn, a.a.O., S. 36). So soll sie, vergleichbar den Mystikern aller Religionen, in einer innigen Verbindung zu Menschen, Tieren und anderen Geschöpfen Gottes gelebt haben. Doch gerade das bringt sie in lebensgefährliche Nähe zu den urchristlichen "Ketzern", zu den Nachfolgern des Jesus von Nazareth.
Und das Unheil ist auch räumlich schon sehr nahe
. Denn im Jahr 1223 tauchen die ersten inquisitorischen Franziskaner-Prediger in Thüringen auf, die argwöhnisch darauf achten, dass alle Regungen der Nächstenliebe unter der Oberherrschaft der Kirche zu geschehen hätten. Elisabeth freut sich, wie sich offenbar auch die Kirche für Notleidende einsetzt und begünstigt als Landgräfin nun die missionierenden Franziskaner, geblendet wohl auch durch Naivität und in diesem Fall verleitet von ihrer Art, in allem das Gute finden zu wollen. Rom und die Massaker an den Urchristen in Südfrankreich scheinen weit weg. Doch weiß Elisabeth denn nichts von den planmäßigen Folterungen und Ermordungen, die ihre franziskanischen Günstlinge in Frankreich durchführen? Und hat sie nichts von den Hinrichtungen auf Veranlassung der Franziskaner, Dominikaner und anderen Kirchenmännern gehört, die nun auch in Deutschland begonnen haben? Oder sieht sie bewusst weg? Oder unterstützt sie umgekehrt gar die Hinrichtungen? Denn viele der Opfer möchten sich ja bewusst nicht mehr der römisch-katholischen Kirche unterwerfen – ganz anders als sie es bald tut. Doch ob ungewollt und gezwungenermaßen oder ob aus indoktrinierter Überzeugung und freiwillig: Elisabeth von Ungarn und Thüringen steht am Beginn ihrer eigenen "Wirksamkeit" auf der gleichen Seite wie die Inquisitoren und bleibt letztlich dort stehen und gebunden. Und von nun an entwickelt sich auch Elisabeths Schicksal selbst zur Katastrophe. Und dies ist bald untrennbar mit einem bestimmten Mann verbunden, der schließlich uneingeschränkt jede ihrer Lebensäußerungen befehlen und kontrollieren wird: dem Inquisitor Konrad von Marburg.

Elisabeths Gehorsamsgelübde gegenüber dem Großinquisitor

Elisabeths Leben erfährt seinen schicksalhaften Einschnitt, als das thüringische Herrscherhaus (allen voran Elisabeths Ehemann Ludwig und dessen Brüder) ausgerechnet den Beauftragten des "Heiligen Stuhls", Konrad von Marburg, an den Hof nach Eisenach holt. Konrad ist, wie bereits dargelegt, der grausame Kopf der kirchlichen Inquisition und der Kreuzzugsbewegung. Was folgt, macht den Eindruck, als habe das thüringische Adelsgeschlecht nun einen besonders furchtbaren Pakt mit dem Teufel geschlossen. Denn was nun geschieht, macht hoffnungsvolle Ansätze für eine Blütezeit in Thüringen in wenigen Jahren zunichte – die sich vielleicht mithilfe der ungarischen Königstochter Elisabeth ähnlich wie diejenige im französischen Okzitanien hätte entwickeln können.

Etwa zeitgleich mit der Ankunft der inquisitorischen Franziskaner wird Thüringen von Hunger, Pest und Überschwemmungen heimgesucht; als ob die Naturgewalten den Menschen ein Zeichen geben wollen, dass man durch die Anstellung von Konrad von Marburg nun die Tore des Landes für Elend und Verderben öffnen wird. Während Elisabeth die Not im Land nach Kräften gemäß ihres von Gottes- und Nächstenliebe geprägten Charakters zu lindern sucht, indem sie zum Beispiel zum Missmut vieler Adliger die gräflichen Kornkammern öffnen lässt, hat die Kirche überwiegend bereits anderes im Sinn, Grausamstes:
So überredet Konrad von Marburg zunächst Elisabeths Mann, Landgraf Ludwig IV., zum Kreuzzug nach Palästina aufzubrechen. Und als nächstes ist Elisabeth selbst im Visier der Kirche. Ihr guter Wille, die Bescheidenheit und Demut noch besser zu erlernen, wird ihr nun zum Verhängnis. Sie glaubt nämlich, sie könne diese Tugenden besonders gut erlernen, wenn sie sich ausgerechnet den "strengen" Konrad von Marburg als zukünftigen "Beichtvater" wählt, ein damals von der Romkirche entwickelter Abhängigkeits-Modus, um vor allem zusätzliche Macht und Einfluss auf Menschen und Seelen ausüben zu können. Und einen katholischen Priester in dieser Funktion an der Seite zu haben, war ihr als Landgräfin sogar vorgeschrieben, denn die Kirche stellt sich mit ihren Befehlen und Anordnungen seit je her über den Staat. Auch sind die von Elisabeth als großes Problem betrachteten sinnlichen Wünsche natürlich zumindest unterschwellig weiter wirksam, wodurch sich ihre Gefühls- und Empfindungswelt von jener der meisten anderen Menschen nicht unterscheidet. Und offenbar aufgrund ihres immer noch jungen Alters von 18 Jahren wird Konrad bei diesem Anlass nicht nur der "Beichtvater" und so genannte "Seelsorger", sondern auch der Vormund für die Landgräfin. Ein Vormund war jedoch niemals etwas, was die reife junge Frau gebraucht hätte.
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Denn der kirchliche Bevollmächtigte über Leben und Tod, der zahllose Menschen in Deutschland per päpstlicher und kaiserlicher Vollmacht nur aufgrund eines "Verdachts" bei lebendigem Leib verbrennen lässt, lauert darauf, noch viel massiver über das Leben Elisabeths bestimmen zu können. Und Elisabeth, die eigentlich lernen will, demütiger zu werden, obwohl sie es bereits mehr als andere ist, geht in die teuflische Falle:
Im Beisein ihres Mannes Ludwig, der bereits mit Kreuzzugsvorbereitungen beschäftigt ist, nimmt Konrad von Marburg im Jahr 1226 Elisabeth das Gelübde ab, ihm, dem Mann der Kirche, zeitlebens "Gehorsam" zu leisten; zudem gelobt Elisabeth "immerwährende Keuschheit" für den Fall des Todes ihres Mannes; und weiterhin für diesen Fall auch "unbedingten, durch nichts mehr eingeschränkten Gehorsam" gegenüber ihm, Pater Konrad. (zit. nach Wikipedia-Enzyklopädie; Stand: 23.12.2006; dort ist auch ein ausführliches Literaturverzeichnis zu Elisabeth von Thüringen aufgeführt)

Dazu ein Beispiel: Konrad von Marburg fordert Elisabeth einmal auf, "zu einer seiner Predigten zu erscheinen, als Elisabeth überraschend Besuch von der Markgräfin von Meißen erhielt. Als Elisabeth seinem Ruf nicht folgte, kündigte Konrad seine Stellung als geistlicher Begleiter umgehend und nahm sie erst wieder auf, nachdem Elisabeth sich ihm zu Füßen geworfen hatte und er die Gelegenheit erhielt, ihre Dienerinnen zu züchtigen [also zu schlagen], die er für ihr Nichterscheinen mit verantwortlich machte". (Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007)
Weder Elisabeth noch ihr Mann Ludwig getrauen sich, dem machtbesessenen und von krankhafter Grausamkeit erfüllten "Seelsorger", "Beichtvater" und Inquisitor zu widersprechen, und sie binden sich und ihr ganzes Leben an seine Person und an seine schier grenzenlose Macht. Dem jungen Paar waren dazu Ängste um das Seelenheil indoktriniert worden, genauso wie es die Machtkirche seit Jahrhunderten bei allen Menschen versucht. Und Elisabeths ehrlicher Wunsch nach Demut wird in der Folgezeit von dem "Brautführer der Kirche", wie er von Papst Gregor IX. betitelt wurde, pervers missbraucht. Zudem lässt sich Konrad von Marburg von Landgraf Ludwig IV. auch wesentliche Regierungsvollmachten für die Zeit von dessen Abwesenheit übertragen.
Im Ergebnis kann der damalige "Sektenbeauftragte" der Kirche während Ludwigs Abwesenheit jetzt auch ohne eigene adlige Herkunft nahezu unbeschränkt über Stadt und Land in Thüringen herrschen. Und bald auch total über Ludwigs Frau.

Elisabeth und Landgraf Ludwig als Opfer ihrer Religion

Welche Macht die Kirche über die Seelen dieser Menschen hatte, kann kaum in Worten ausgedrückt werden. Schon indem er Ludwig zum Kreuzzug missionierte, hat Konrad praktisch die Ehe und Familie mit drei kleinen Kindern auseinander gerissen und letztlich zerstört. Am 24.6.1227 ist es dann auch im Äußeren so weit, nachdem Ludwig seine Teilnahme am Kreuzzug zuvor immerhin noch drei Jahre hinauszögern konnte, bis es dann doch geschieht: Landgraf Ludwig bricht nun in kriegerischer Absicht in Richtung Palästina auf. Für Elisabeth ist dies ein furchtbarer Einschnitt in ihrem Leben. Der Dominikaner Dietrich von Apolda berichtet in seinen Lebensbeschreibungen über Elisabeth (entstanden von 1289 bis 1297), wie die Landgräfin ihren Mann über die thüringischen Landesgrenzen hinaus begleitet:
"Als es Zeit zur Umkehr war, hielten ihre große Liebe und der Abschiedsschmerz sie zurück und drängten sie, noch eine schwere Tagesreise weiter zu folgen. Aber auch diese Zugabe genügte ihr nicht: Zur Trennung unfähig, fügte sie nochmals eine volle Tagesreise hinzu" (zit. nach Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte,  Nr. 70/2007). Elisabeth hat in ihrem Inneren wohl gewusst oder geahnt, dass der Abschied für dieses irdische Leben endgültig ist. "Die Landgräfin kehrte zurück, weinend wie eine Witwe und [mit] Tränen auf den Wangen. Sie zog ihre Freudengewänder aus und legte das Kleid der Witwenschaft an."
Und um seine Bindung an die Kirche im Vorfeld des Krieges noch mehr zu festigen, tritt ihr Mann Ludwig IV. jetzt auch noch in den Deutschen Orden ein – neben den Johannitern, Maltesern und den Templern einer der vier "großen" kirchlichen Kreuzfahrer-Orden. Doch noch ehe der Ehemann Elisabeths wie andere Kreuzfahrer einem Moslem den Hals durchschneiden könnte, ist er selbst tot. Er stirbt bereits auf dem Weg nach Palästina am 11.9.1227, nicht einmal drei Monate nach dem Beginn der Reise, der Überlieferung zufolge an einer Seuche. Kurz nachdem er von Italien aus auf See aufgebrochen war, erkrankt er schwer und wird deshalb im italienischen Otranto wieder an Land gebracht. Einem Bericht zufolge hätte er dann dort in Gegenwart der erst 15-jährigen Kaiserin Isabella II. "einen schedlichen tranc" (= "einen schädlichen Trank") zu sich genommen (zit. nach Hahn, a.a.O., S. 40), der offenbar als Medikament gedacht war, ihm jedoch den Rest gegeben haben soll (PS: Auch Kaiserin Isabella II. stirbt ca. ein Jahr später bei der Geburt ihres Kindes). Als man Elisabeth die Todesnachricht überbringt, bricht sie zusammen. Doch der eigene Tod hat Ludwig immerhin davor bewahrt, ein vielfacher Mörder im Krieg zu werden, wie es seine kirchliche Bestimmung hätte sein sollen
. Für seine Frau Elisabeth beginnt jetzt allerdings ein vierjähriges Martyrium unter der Herrschaft von Konrad von Marburg und seinen Zwecken. Denn für den Fall von Ludwigs Tod hatte sie ja bereits entsprechende "vorsorgliche" Gelübde abgelegt. Sie ist demzufolge dem blutrünstigen päpstlichen Inquisitor nun grenzenlosen Gehorsam schuldig und damit total ausgeliefert. Und Konrad verhält sich dabei auch als ein Machtpolitiker. Denn er hat sich diesen uneingeschränkten Macht-Status über Elisabeth von Ungarn sogar vom Papst persönlich bestätigen lassen. Offiziell gilt Konrad von nun an als vom Papst beauftragter "Defensor" von Elisabeths "Rechten" gegenüber dem Adels-Hof von Eisenach und erwirkt zusammen mit dem Bamberger Bischof Eckbert, einem Verwandten Elisabeths, erhebliche finanzielle Leistungen offiziell an Elisabeth. Faktisch behandelt Konrad sie wie seine Sklavin und verfügt damit dann auch über ihr Vermögen. Am Hof in Eisenach regiert nun als Nachfolger ihres Mannes Ludwigs dessen Bruder und damit Elisabeths Schwager Heinrich Raspe (1204-1247).

... noch vier Jahre zu leben

Von nun an hat Elisabeth von Thüringen noch vier Jahre zu leben – vier Jahre, in denen sie für die römisch-katholische Kirche zur "Kirchenheiligen" wird. Doch während ihr früheres unermüdliches Engagement für die Bedürftigen noch freiwillig war, handelt sie von nun an nur noch als willenloses Werkzeug des päpstlichen Beauftragten, der mehr und mehr seinen totalitären Sadismus an seinem Opfer auslässt und der sie schließlich maßgeblich mit in den Tod treibt. Da sich Elisabeth in ihr Schicksal fügt und sich nicht wehrt, erfüllt sie damit die kirchliche Voraussetzung für die spätere katholische "Heiligsprechung". Jeglicher versuchter Widerstand, jeder Versuch, aus diesem äußeren und seelischen Gefängnis auszubrechen, hätte sie sehr wahrscheinlich auch auf den Scheiterhaufen gebracht – wie so viele Gottesprophetinnen, gerechte Frauen oder Mystikerinnen (z. B. Margarete Porete), die sich nicht von der römisch-katholischen Kirche vereinnahmen ließen. Denn die ungarische Königstochter hat ja selbst mitbekommen, wie ihr Gebieter nur mit Wimpernschlag Folter und Tod befehlen konnte und davon auch tausendfach Gebrauch machte. Elisabeth wäre dann noch etwas früher gestorben, hätte sich aber nicht mehr als katholische "Heilige" geeignet. So aber dient sie bis heute als Vorzeige-Frau der Vatikankirche mit ihrer ausschließlich männlichen Machthierarchie und ihrem Zwangssystem aus Dogma, Folter und Mord.
Und Elisabeth benützte ihre Anbindung an dieses System hier und da mit einem gewissen Nachdruck auch selbst. So schreiben ihre Dienerinnen: "Einmal forderte sie eine arme, alte Frau zur Beichte auf. Als dies nichts nützte, und weil sie da lag, wie wenn sie schliefe, keine Lust zum Beichten zeigte und die Ermahnung nicht achtete, züchtigte die selige Elisabeth sie mit Ruten und brachte so die Widerwillige schließlich doch zum Beichten."
(Libellus [Büchlein über ihre "Wunder"], zit. nach Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007)

Doch wer andere dazu nötigt, das zu tun, was man selbst, jedoch nicht der andere für richtig hält, zeigt damit nur die eigene Charakterschwäche und seelische Labilität. Wenn es also heißt, dass sich Elisabeth zeitlebens für Arme und Bedürftige "aufgeopfert" hätte, so sind doch ihre Motive vor allem in ihren späteren Lebensjahren zumindest recht fragwürdig (mehr dazu siehe später in den Kapiteln Elisabeths Vermögen und Kraft im Dienst der kirchlichen Strategie und Elisabeths Tod). So tut sie dies nämlich als eine Frau, die dabei immer der Kirche stumm gehorcht. Insgesamt verhält sie sich so, wie sich die herrschende Männerwelt in der Kirche eben auch noch im so genannten "Elisabethjahr" 2007 und darüber hinaus eine "heilige" Frau vorstellt (PS: Es sind auch ausschließlich Männer, welche über die "Heiligsprechungen" entscheiden). Rückblickend auf Elisabeths Leben heißt es bei Wikipedia über Konrad von Marburg (Stand: 23.12.2006): "Sein seelsorgerliches Amt gegenüber der späteren Heiligen übte er in grausamer Weise aus; er nahm ihr die Kinder weg ebenso wie ihre Freundinnen, er ließ sie häufig auspeitschen und bespitzeln. Die Gesundheit der jungen Frau war dem nicht lange gewachsen. Elisabeth starb mit nur 24 Jahren."
Dabei hatte Elisabeth selbst die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Konrad von Marburg und der Kirchen-Moloch überhaupt diese totale Macht über ihr Leben gewinnen konnten. Doch auch diese Voraussetzungen, vor allem eine gefährliche Neigung zur fanatischen Askese, lassen sich mit dem schon bis zu dieser Zeit erfolgten negativen Einfluss der Kirche auf ihr junges Leben erklären. Und nach ihrem Gehorsamsgelübde gegenüber der Kirche hat Konrad diese problematische Haltung Elisabeths noch weiter verstärkt. So hat er bei der jungen Frau bis zum Psychopathischen auf die Spitze getrieben, was Elisabeth in einem anderen Umfeld hätte innerlich bearbeiten und nach und nach ablegen können, wodurch sich ihr Leben in eine innerlich glücklichere Richtung entwickelt hätte. Und das Resümee des Philosophen Joachim Kahl, Elisabeth von Thüringen sei letztlich als "Opfer ihrer Religion" gestorben, ist daher zutreffend, was auch die nachfolgenden Konkretisierungen belegen.

Das Martyrium

Denn worin besteht das Martyrium Elisabeths praktisch? Es wird berichtet, wie der Beauftragte der Kirche die junge Frau "körperlich brutal disziplinierte" (tempora-nostra.de, /artikel, /zeittafel, /lexi_p.shtml) oder wie er sie "mehrfach blutig schlug" (rheindrache.de/heinrich.html). Der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Hubertus Mynarek schreibt. Er verlangte von ihr, "da sie ihm noch zu ungeistig erschien, sie solle sich nackt ausziehen, damit er sie geißeln könne. Und er geißelte sie, bis das Blut floss. Immer und immer wieder" (Die neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999, S. 46). Zudem spioniert er ihr nach und verordnet ihr qualvolle "Gebetsübungen" ohne Ende, zum Beispiel stundenlanges Knien auf einem harten Schemel. Zu den körperlichen Schmerzen kommen die seelischen, und hier hat Konrad von Marburg mehrfach Steigerungen befohlen. So verlangt er von Elisabeth, ihre drei kleinen Kinder Hermann, Sophie oder Sophia und Gertrud im Stich zu lassen und stattdessen öffentlichkeitswirksam im Namen der Kirche Aussätzigen und Armen zu helfen. Auch jeglichen Kontakt mit ihren Freundinnen muss sie abbrechen.
Unter dem Lobgesang "ihrer" Franziskaner zieht sie schließlich im Spätherbst 1227 schon kurz nach dem Tod ihres Mannes aus der Wartburg in Eisenach aus und lässt die Mönche dabei ein "Te deum laudamus" (= "Wir loben dich, Gott") singen. Manchen kirchlichen Berichten zufolge hätte man sie angeblich wegen ihrer das "übliche" Maß überschreitenden Mildtätigkeit und ihrer der Adelsherrschaft nicht genehmen Art von dort "vertrieben", doch die Realität ist offenbar, dass sie selbst auf Anordnung von Konrad ausgezogen ist bzw. auf dessen Betreiben ausziehen musste. Nachdem Konrad, wie bereits angedeutet, bei den Erb-Auseinandersetzungen mit der Landgrafen-Familie ein erhebliches Vermögen "für Elisabeth" heraus geholt hatte (man spricht von "beträchtlichen Witwengütern", über die jedoch Konrad und nicht etwa Elisabeth selbst seither uneingeschränkt verfügen durfte), könnte allerdings die Stimmung auf der Wartburg auch von daher nicht mehr so freundlich gegenüber der jungen Witwe unter mittlerweile kirchlicher Vormundschaft gewesen sein.
Wohin Elisabeth unter den Litaneien des lateinischen Sprechgesangs zieht, ist offenbar nicht eindeutig feststellbar, aber sicher dorthin, wohin Konrad sie dirigierte. Praktisch ist der Auszug auf jeden Fall ein weiterer erheblicher Einschnitt in "Richtung unten" in ihrem Leben. Denn während das familiäre und höfische Umfeld bis dahin ein gewisses Gegengewicht bzw. einen Ausgleich zum kirchlich-asketischen Fanatismus boten, ist Elisabeth von nun an auch im alltäglichen Leben ganz in der Hand von Konrad und der Kirche.

Elisabeth wirft es jetzt – nicht überraschend – ganz aus der Bahn. Zeitweilig soll sie in Eisenach sogar in einem Schweinestall gewohnt bzw. gehaust haben. Der Beauftragte des Papstes zieht dabei seine Vormundschaft über sie weiter radikal durch. So verbietet er ihr, etwas zu erbetteln, was ja aufgrund ihres umfangreichen Vermögens auch gar nicht nötig gewesen wäre. Dieses hatte jedoch Konrad, wie gesagt, komplett in Beschlag genommen, und er verfügte darüber.
Der Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek schreibt über den Einfluss von Konrad von Marburg auf Elisabeth von Ungarn: "Furchtsamer hat er sie auf jeden Fall gemacht"
(Die neue Inquisition, S. 46). Und der ehemalige Dekan des renommierten katholischen Corpus Christi College in London, Peter de Rosa, zitiert in diesem Zusammenhang Elisabeth von Ungarns (später "von Thüringens") eigene Worte über Konrad von Marburg: "Wenn ich einen solchen Mann fürchte, wie muss dann Gott sein?" (Peter de Rosa, Gottes erste Diener, Droemer-Knaur-Verlag, München 1989, S. 227)
Die Gottesvergiftung der römisch-katholischen Kirche hat also auch von Elisabeth voll Besitz ergriffen
. Und die Kirche hat damit mehr oder weniger nicht nur dem Menschen Elisabeth das Rückgrat gebrochen. Sie hat wohl auch ihren ursprünglichen Glauben an einen liebenden Vater-Mutter-Gott zerstört, an Gott, den Ewigen, der nur das Beste für Seine Kinder möchte.

Nachdem sich Elisabeth einmal ein Herz gefasst hat und zu ihren Verwandten Heinrich III. von Sayn und seiner Frau Mechthild in den Westerwald in die Nähe von Koblenz reist, die kurzzeitig auch die Pflegeeltern ihrer beiden Mädchen Gertrud und Sophia waren, zieht Konrad seine stärkste Trumpfkarte, seine päpstliche Erlaubnis, Menschen nach seinem Gutdünken ermorden zu dürfen. Konrad verklagt Heinrich III. nun als "Ketzerfreund" und will ihn auf diese Weise ausschalten und auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen. Doch gibt es wirklich eine entsprechende "Anschuldigung" gegen Heinrich gemäß den Ausmerzungs-Kriterien der römisch-katholischen Kirche gegenüber Andersdenkenden? Oder duldet Konrad einfach niemanden in der Nähe "seiner" Elisabeth und schon gar keinen anderen Mann? Bzw. fürchtet er, dass Elisabeth bei Heinrich über ihn, Konrad, auspacken könnte? Mit seiner Inquisitions-Offensive gegenüber Heinrich III. von Sayn leitet er allerdings seinen eigenen gewaltsamen Tod ein, wie sich bald erweisen wird.

Elisabeth unterwirft sich ganz der Kirche

Die Nachstellungen Konrads gegenüber Elisabeth entbehren wahrscheinlich einer kirchlichen Grundlage. Denn Elisabeth war ihm offenbar weiterhin in Hörigkeit und massiver Furcht verfallen. In einer monströsen Sitzung in der Eisenacher Franziskanerkirche macht die junge Landgräfin jetzt nämlich einen weiteren Schritt in Richtung tiefes Elend. Sie entsagt dort im Jahr 1228 allem weltlichen Besitz (über den sowieso Konrad verfügt), entsagt nochmals ihren drei Kindern und entsagt, als eine Art Höhepunkt, auch ihrem eigenen Willen. Fortan will sie nur noch "Gott" zu Willen leben. Doch welchem "Gott" bzw. welchem "Götzen"? Praktisch ordnet sie ihren Willen nicht dem Willen von Gott, dem Ewigen, unter, dem gütigen Schöpfergott, den uns Jesus von Nazareth nahe brachte, sondern sie unterwirft sich Konrad und dem römisch-katholischen Kirchen-Moloch und dessen "Götzen", man könnte auch sagen, dem "System Baal" bzw. dem "Vater der Lüge", der ein "Mörder war von Anfang an", wie ihn Jesus von Nazareth bezeichnete. Elisabeth gilt als dreifache Mutter für die Kirche jetzt als "Terziarin" (bzw. Tertiarin), als Angehörige eines so genannten "Dritten Ordens" neben den vordergründig ausschließlich zölibatären Männerorden ("Erster Orden") und den vordergründig ausschließlich zölibatären Frauenorden ("Zweiter Orden") (vgl. Dritter_Orden). Vordergründig deshalb, weil ja mehr und mehr ans Licht kommt: Was hinter den Mauern dieser Orden getrieben wird, war damals nicht anders als heute, wo unter anderem immer mehr Vergewaltigungen von Nonnen durch Priester ans Tageslicht kommen.
Die Vorgeschichte dieser lebensbedrohlichen Zuspitzung der Situation für Elisabeth kann man nur erahnen: Sicher ist es ihr schwer gefallen, sich auf Befehl der Kirche nicht mehr um ihre kleinen Kinder kümmern zu dürfen, für deren Erziehung nun kircheninterne Instanzen sorgen sollen. Denn sie ist von Herzen eine fürsorgliche Mutter wie jede Mutter, die für ihre Kinder da ist. Ihre Tochter Gertrud (sie trägt denselben Namen wie Elisabeths Mutter), das ist bekannt, wird nun nach einiger Zeit in ein Kloster gesteckt und dort zur Nonne heran gezogen. Und Elisabeth muss sogar einzelne eigene Willensregungen beichten. So wären es für sie ja "Versuchungen", wenn sie der Kirche und ihrem Gebieter nicht komplett untertan sein wollte, wie sie es im zunehmenden Religionswahn geschworen hatte. Und ein Thema sind hier vielleicht auch die bei fast allen Menschen auftretenden so genannten sexuellen "Anfechtungen".
Nach kirchlichen Berichten hätte Konrad von Marburg vorbildlich den Zölibat gehalten. Hat er sich damit also von Priester-Kollegen unterschieden, die ihre sexuellen Triebe mit Gewalt vor allem gegenüber Frauen und gegenüber Kindern verbrecherisch ausleben oder als Sittenstrolche im Grenzbereich zu Sexualverbrechen agieren? Doch wer kann schon sagen, was womöglich vertuscht wird bzw. wie sich ein Kirchenmann verhält, wenn ihn niemand beobachtet und er sich "sicher" fühlt? Oder was geschah in der Empfindungswelt Konrads, während er als Beauftragter der katholischen Kirche auf die nackte und schreiende Elisabeth einschlug und seine Augen dabei ja auf ihren schönen Körper gerichtet waren? Was hier unter Umständen geschehen kann, ist vielfach in Beschreibungen über sado-masochistische Beziehungen dargelegt. Und dass ein großer Teil der Priester keine Probleme mit dem päpstlich verordneten Halten des Zwangszölibats hat, hat oft mit einer homosexuellen Veranlagung zu tun. So war es offenbar auch bei Konrad von Marburg, wenn man die Niederschrift des Zeitgenossen Caesarius von Heisterbach zu Rate zieht, der schreibt, dass sich die beiden Mordbrenner Konrad von Marburg und Gerhard von Lutzelkolb zeitlebens geliebt hätten.

Gemälde von Philip Hermogenes Calderon (1833-1898) – Völlige Unterwerfung Elisabeths unter die Kirche 1228 in Gegenwart von Konrad von Marburg und von zwei Nonnen. Konrad schlug auch mit der Peitsche auf die nackte Elisabeth ein, vordergründig zur Buße für ihre "Sünden". (Gemälde gemeinfrei nach Wikimedia Creative Commons. Public Domain in den USA (commons.wikimedia.org, /wiki/, Template:PD-US)

Es gibt jedoch auch noch andere Aspekte: Psychologische Gutachten über Gewaltverbrecher aus unserer Zeit legen dar, wie Täter durch rohe Gewalt gegen Dritte ihr feindliches und zerstörerisches Verhältnis gegenüber dem eigenen Körper zu kompensieren versuchen. Und in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia heißt es über Konrad von Marburg: "Heute, würden derartige Taten bekannt, sprächen psychologische Gutachter von Sadismus und Gefühlsroheit sowie Machtbesessenheit und Missbrauch." (Stand: 23.12.2006)

Diejenige, die weiß, was damals alles wirklich passierte, ist Elisabeth selbst. Doch ihre zeitnahe "Biografie" wird damals – wie könnte es anders sein – von ihrem Peiniger Konrad selbst geschrieben. Bereits im Jahr 1232, ein Jahr nach Elisabeths Tod, erscheint Konrads Lebensbeschreibung über Elisabeth unter dem Titel Summa vitae. Und Konrad hat natürlich nur das veröffentlicht, was seiner Sichtweise entsprach und seinen Absichten dienlich war. Die Summa vitae gilt deshalb sogar in kirchenfreundlichen Publikationen als "zweckorientiertes Dokument", dessen ausschließliches Ziel es ist, "der Kanonisation [= Heiligsprechung] der verehrten Landgräfin zu dienen". (Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007)

Fast noch Kaiserin

In dieser Situation versucht ihre Familie in Ungarn, Elisabeths Schicksal zu wenden und greift ein. Ihr Vater hätte sie am liebsten aus Thüringen befreit und zurück nach Ungarn gebracht. Verwandte holen sie schließlich im Jahr 1228 kurz nach ihrer Total-Unterwerfung unter die Kirche aus Thüringen heraus und bringen sie zunächst nach Schloss Pottenstein in Oberfranken im Einzugsgebiet des verwandten Bischofs Eckbert. Und die Tragödie hätte dort eine entscheidende Wendung nehmen können. Denn ausgerechnet der wie sie verwitwete Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen, bekannt als einer der Staufer-Kaiser, hat ein Auge auf die trotz der Selbstquälereien weiterhin anmutige und im Geist rege Frau geworfen. Und der Kaiser geht mit seinen Wünschen nun aufs Ganze und macht Elisabeth einen Heiratsantrag. Es wird vermutet, dass Friedrich II. sich bereits bei einem früheren Besuch auf der Wartburg in Elisabeth verliebt hatte (siehe oben). Doch beide waren zu diesem Zeitpunkt gebunden. Nun sind beide jedoch verwitwet, Friedrich II. bereits zum zweiten Mal, und der Kaiser sieht die große Chance einer neuen Ehe – das erste Mal mit einer Frau, die er offenbar von Herzen begehrt, nachdem seine ersten beiden Frauen bei der Heirat noch Kinder waren und die Ehen vor allem politische Hintergründe hatten.

Doch alles gute Zureden der Verwandten an Elisabeth, den Heiratsantrag des Kaisers anzunehmen und damit auch deutsche Kaiserin zu werden, nützt nichts. Falls sie die Gefühle von Kaiser Friedrich II. schlicht nicht erwidert hat, wäre das eine verständliche Erklärung. Allerdings gehen Überlieferungen in eine andere Richtung. Dienerinnen hätten bei dem späteren katholischen Heiligsprechungsprozess sinngemäß ausgesagt, dass sie aufgrund ihrer Schwüre gegenüber Konrad von Marburg und der Kirche einen solchen Schritt von vorne herein so intensiv ausschloss, dass sie sich lieber zur Abschreckung hätte die Nase abschneiden und damit ihr Gesicht verunstalten lassen, um dadurch für den Antragsteller ihren körperlichen Reiz zu verlieren (aus dem Werk "Libellus"; Walter Nigg, Elisabeth von Thüringen, Düsseldorf 1967, S. 89). Demnach hat sie die Möglichkeit, deutsche Kaiserin zu werden, als eine Versuchung empfunden, der sie unter keinen Umständen nachgeben wollte. Zur Erinnerung: Sie hatte ja bereits die Krone, die ihr als Landgräfin von Thüringen zustand, abgelegt.
Und wenn man weiter bedenkt, auf welche schmähliche Weise sich der Kaiser abhängig von der blutrünstigen Machtkirche und ihren Hinrichtungsforderungen gemacht hatte, dann ist auch von daher nachvollziehbar, dass eine wache Seele sich als Mensch nicht ebenfalls auf einen solchen weltlichen Thron setzen würde. Die Chance jedoch, die darin für das Wohl vieler anderer gelegen hätte, wenn Friedrich und Elisabeth als Kaiser und Kaiserin begonnen hätten, dem Kirchenmoloch die Stirn zu bieten und sein mörderisches Wüten einzudämmen bzw. in ihrem Einflussbereich zeitweise zu beenden, ist offenbar außerhalb von Elisabeths Horizont.
So bleibt sie weiterhin an den Inquisitor Konrad von Marburg, an die römisch-katholische Kirche und an ihre eigenen monströsen Gelübde gebunden, welche sie so missdeutet, als wäre sie damit dem Schöpfergott und Seinem Willen ergeben. Welcher "Gott" und seine Vasallen machen sich hier also diese in Elisabeth verwurzelte Demut und ihre seelisch heilsame Abkehr vom Streben nach weltlichem Ansehen zunutze?
Faktisch hatte Elisabeth von Thüringen und Ungarn ja bereits eine schlimmere Alternative gewählt: ihre Auslieferung an diejenige Macht, die laut dem Historiker Karlheinz Deschner wie keine andere in dieser Welt "
so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist", die katholische Kirche (zit. nach Die beleidigte Kirche, S. 42 f.). Auf diese Weise ist eine mögliche historische Gelegenheit für das ganze Land verstrichen, weil Elisabeth vordergründig nicht ihrem Ego erliegen wollte, dabei aber offenbar das unsägliche Leid der Kirchenopfer übersah, das sie hätte entscheidend mit wenden können.  
Eine Christusnachfolgerin wollte Elisabeth sein, doch Christusnachfolger haben niemals Menschen anderen Glaubens verfolgt und ermorden lassen und haben sich auch nicht in den Dienst derer gestellt, die solches tun. Wer solches tut, gibt damit selbst beweiskräftig Zeugnis, dass er demjenigen dient, den Jesus von Nazareth mit den Worten charakterisierte: "Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater der Lüge." (Johannes 8, 44)
Im Lichte dieser christlichen Wahrheit kann aber zumindest hinterfragt werden, mit welch martialischen Worten vom Nasenabschneiden Elisabeth demnach die Möglichkeit, Kaiserin zu werden, zurück wies. Die Quelle ist jedenfalls der gleiche Fundus voller kirchenfrommer Lügen, mit denen die Vatikankirche die Geschichte seit je her nach ihrem Gutdünken fälscht; darunter bereits die angeblichen Grundlagen ihres Machtanspruchs und immer wieder angebliche Vergehen ihrer Gegner, die damit von den Klerikern rufermordet und später auf deren Betreiben gefoltert wurden. Dies geschah zum Teil durch reales Abschneiden der Nase und von anderen Gliedmaßen, bis für die Opfer irgendwann der erlösende Tod eintrat.

Der Kaiser im Bann der Kirche

Manches hätte damals, wie gesagt, auch anders kommen können, wenn beide, Friedrich und Elisabeth, in der jeweils eigenen Not und im Vertrauen auf einen Gott der Liebe und auf Seine Kraft und Hilfe womöglich zu einer gemeinsamen Aufgabe gefunden hätten. Immer in der Geschichte waren auch Gottesboten unter den Menschen, welche sich der todbringenden Macht der Kirche entgegenstellten und die dafür meist grausame Qualen erlitten, was sie aus Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen auf sich nahmen, um vielen zu einem Stück mehr innere und äußere Freiheit zu verhelfen und ihre Leid zu mindern. Kaiser Friedrich II., der Staufer, war zwar, wie alle weltlichen Obrigkeiten, vielfach von der päpstlichen Machtorganisation abhängig, aber er war alles andere als ein Freund der Kirche. Er wird von Papst Gregor IX. im Jahr 1227 sogar offiziell erstmals gebannt (was er übersteht) und später, im Jahr 1239, gar als "Antichrist" beschimpft – eine für die Kirche typische Projektion eigener Wesensmerkmale auf andere.

Der Hintergrund für den Konflikt zwischen Kaiser und Kirche war folgender
: Friedrich, der übrigens in Italien geboren wurde und die meiste Zeit seiner Regentschaft auch in Italien lebte, hatte einige als besonders brutal geltende Kreuzfahrer gefangen nehmen lassen und
zögerte sein ihm von der Kirche aufgenötigtes Kreuzzugsversprechen immer wieder hinaus. Und als er schließlich doch nach Jerusalem zog und sich dort im Jahr 1229 zum König von Jerusalem krönte, gelang ihm dies ohne Krieg, da er lieber mit den Moslems verhandelte, statt sie niederzumetzeln. Und der Kaiser vertieft sich sogar in die islamische Kultur und Wissenschaft, er lernt die arabische Sprache, die er schließlich nahezu perfekt beherrscht haben soll, und er erhält wegen seines versöhnlichen Engagements gar den Beinamen "der Sarazene".

Kaiser Friedrich II. schließt mit dem ägyptischen Sultan al-Kamil entgegen den kirchlichen Kreuzzugs- und Mordaufträgen am 18.2.1229 den Friedensvertrag von Jaffa, der die Interessen beider Seiten berücksichtigte. Wenige Monate zuvor hatte Elisabeth von Ungarn seinen Heiratsantrag nicht angenommen.
(Giovanni Villani 14. Jhdt., Original heute in der vatikanischen Bibliothek;
Public Domain)
 

Auch weigert er sich, die Juden verfolgen zu lassen, was die Kirchenoberen von ihm ebenfalls verlangten. Stattdessen lässt er die Vorwürfe angeblich jüdischer Ritualmorde untersuchen und als Lügen und Volksverhetzung entlarven, und er bot den Juden sogar gewisse Schutzdienste an. Darüber hinaus verfügt Friedrich auch über ein modern wirkendes "hoch entwickeltes Individualitätsbewusstsein" (Wikipedia – Stand: 23.12.2006), und selbst vom Bann des Papstes und der Macht-Kirche, also von seiner Exkommunikation im Jahr 1227 mit Androhung angeblich ewiger Höllenstrafen, lässt er sich nicht komplett einschüchtern – in gewisser Weise dann aber doch, und das hat bald grausame Folgen, worauf wir später noch näher eingehen werden.

Elisabeths Vermögen und ihre Kraft
im Dienste der kirchlichen Strategie

Blicken wir zunächst zurück zu Elisabeth: Wie ist ihr Leben nach 1228, nach dem Tod ihres Mannes, nach ihrer Total-Unterwerfung unter die Papstkirche und unter ihren Inquisitor und nach ihrer Zeit auf Schloss Pottenstein weiter gegangen? Vermutlich hat es zu ihrer Ablehnung des kaiserlichen Heiratsantrags beigetragen, dass einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes Ludwig, der im September 1227 am Beginn des Kreuzzugs einer Seuche erlag, seine Leiche aus seinem italienischen Grab geholt und in Richtung Thüringen überführt wurde. Dadurch hat Elisabeth einen Grund, ihren Aufenthalt in Schloss Pottenstein in Franken zu beenden und nach Thüringen zurück zu reisen. Denn dort würden noch einmal Beisetzungsfeierlichkeiten für Ludwig IV. organisiert, so die Planung. Und so kommt es fast zwangsläufig dazu, dass sie nach diesen Feiern wieder in der unmittelbaren Gewalt von Konrad ist. Dieser zieht jetzt Elisabeth von Eisenach weg mit zu sich nach Marburg und richtet dort von ihrem Geld ein Hospiz für arme und pflegebedürftige Menschen ein, wie es heißt, in dem Elisabeth auf seine Weisung hin selbst als Pflegerin arbeiten "darf". Elisabeths Vermögen, das Konrad aus dem thüringischen Hof heraus löste, wird also jetzt ganz im Sinne der kirchlichen Strategie verwendet. Denn um der praktizierten Nächstenliebe der von ihr verfolgten Urchristen etwas entgegen zu setzen, tut die Kirche, wie oben bereits dargelegt, zweierlei: Zum einen die "Ketzer" foltern und ermorden, deren Erbe beschlagnahmen und möglichen Erben die finanziellen Mittel und damit auch Hilfsmöglichkeiten für andere entziehen. Und zum anderen etwas Ähnliches tun wie die von ihr Verfolgten, nämlich sich um Arme kümmern. Und die Kirche tut es in einer für sie über Jahrhunderte typischen Weise: Sie verwendet für "ihr" Tun nicht ihr eigenes Geld. Denn während sie selbst ein Vermögen aufhäuft, bezahlt sie bis heute ihre angeblichen "Wohltaten" vor allem mit dem Geld anderer (4).

Diese Strategie wird auch im 13. Jahrhundert angewandt. Das von Elisabeths Vermögen errichtete Hospital in Marburg ist ein Grundstein für ein Sozialwesen in der Stadt, das später dem katholischen Kreuzzugsorden "Deutscher Orden" übereignet, also geschenkt wird. Hier verlebt Elisabeth, die nun allmählich zum Kirchen-Mythos wird, ihre letzten irdischen Lebensjahre und -monate, bis sie zusammenbricht und stirbt. Womöglich hat sie die Not leidenden Menschen nicht nur auf Befehl, sondern auch aus einem inneren Wunsch heraus gepflegt, da ihr die Linderung von Not bereits ein großes Anliegen war, bevor sie unter die komplette Vormundschaft der Kirche geriet. Durch ihre Unterwerfung unter Konrad und die Franziskaner werden ihre guten Eigenschaften dann aber schändlich missbraucht und in den Dienst negativer Zwecke gestellt, indem sie zu einem "Feigenblatt" für die inquisitorische Kirche werden (siehe dazu unten die Stellungnahme des Psychoanalytikers Horst Eberhard Richter).

Allerdings wurde ihr pflegerisches Tun und dessen Motivation im Elisabeth-Jahr 2007 auch verschiedentlich hinterfragt. "Elisabeth küsste Wunden von Aussätzigen und riskierte damit bewusst eine Ansteckung", schreibt der Philosoph Dr. Joachim Kahl (zit. nach Oberhessische Presse, 17.2.2007). Und auf die Frage nach dem Warum spricht der Philosoph vom "Heilsegoismus" Elisabeths, einer religiösen Variante des in der heutigen Psychologie bekannten "Helfer-Syndroms", einem letztlich egoistischen "Helfen", das nicht aus freier Selbst- und Nächstenliebe, sondern aufgrund eigener Probleme erfolgt. Denn "welchen medizinisch-therapeutischen hilfreichen Zweck soll das [Küssen von infektiösen Wunden] haben? Keinen. Es dient nur ihrer eigenen, exaltierten, irregeleiteten Religiosität", so Joachim Kahl. "Was hätte sie ... noch zu Gunsten der Leidenden tun können, wenn sie Nächstenliebe mit Sinn und Verstand praktiziert hätte! Und sich auch selbst geliebt hätte." Aber "Nächstenliebe mit Sinn und Verstand" – "das gab es bei Elisabeth nicht" (zit. nach Oberhessische Presse, 17.2.2007). Denn sie ließ eben nicht "Sinn und Verstand" zum Zuge kommen, sondern lebte als Gefangene unter dem Diktat der Kirche. Deshalb konnte ihr als "positiv" dargestelltes Tun im Elisabeth-Jahr 2007 von der Kirche ja auch erneut so massiv vereinnahmt werden.

Das Wüten der Inquisition

Mittlerweile hat Konrad von Marburg deutschlandweit Berühmtheit als unerbittlicher Inquisitor erlangt, und Elisabeth müsste eigentlich gesehen oder zumindest gespürt haben, welchem furchtbaren Mordbrenner sie sich unterworfen hat. Für Papst Gregor IX. ist Konrad jedoch der "Brautführer der Kirche" und der "Diener des Lichts". So schreibt der Papst ca. fünf Wochen vor Elisabeths Tod am 11.10.1231 an Konrad nach Marburg: "Du kämpfest mit all deiner Kraft gegen die [ketzerische] Schlechtigkeit so erfolgreich, dass zahlreiche Ketzer durch dich vom Acker des Herrn ausgerottet worden sind" (zit. nach Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Band 7, Reinbek 2002, S. 256). Und damit Konrad sich in Zukunft nicht mehr mit langwierigen "Untersuchungen" abgeben muss, darf er von nun an ohne jegliche Prüfung der jeweiligen Anschuldigungen sofort auf Verdacht hinrichten. Und allen seinen Helfern bei den Morden wird von der Romkirche der Erlass von Kirchenstrafen versprochen. Wer als Inquisitionshelfer bzw. Denunziant ums Leben komme, würde von nun an sofort und ohne Fegefeuer ins himmlische Paradies einziehen, so eine der unzähligen Kirchenlügen.

Das Wirken der Kirche bringt Jahrhunderte lang unfassbare Grauen über die Menschheit. Wer sich dem Kirchenglauben mit seinen Absurditäten und Grausamkeiten nicht unterwarf, wurde gefoltert und ermordet, wann immer die Kirche hörige Herrscher fand, die sie dazu nötigen konnte.
Das Bild zeigt einen zeitgenössischer Kupferstich aus dem 16. Jahrhundert über die Hinrichtung eines Ehepaars, weil die beiden nicht an die Wirksamkeit der Kirchensakramente glaubten. Anfang des 13. Jahrhundert war es der päpstliche Beauftragte und "Seelsorger" Konrad von Marburg, der in Deutschland die Scheiterhaufen gegen Andersdenkende aufrichten ließ, dem sich auch die Katholikin Elisabeth von Thüringen vollständig unterworfen hatte und der sie mit in den frühen Tod trieb. Elisabeth von Thüringen stand damit auf der Seite der Massenmörder mit ihren Kruzifixen, und es ist ihr als Mensch nicht gelungen, sich aus dieser massiven Abhängigkeit zu befreien. Sie "floh" letztlich in den frühen Tod.

In den Annales Colonienses maximi heißt es, es geht von nun an durch Konrad "eine ungezählte Zahl von Menschen ... zugrunde", und bei den betroffenen Städten werden auch Erfurt und Marburg genannt – also grausame Hinrichtungen Unschuldiger unmittelbar vor den Augen Elisabeths, die der Überlieferung zufolge auf dieses Elend nicht öffentlich reagiert. Womöglich fiebert die junge Frau, die in dieser Zeit einflussreiche Kaiserin hätte sein können, schon ihrem eigenen Tod entgegen. Währenddessen werden die Zeiten auch in der Gesellschaft immer finsterer.
Die
Sächsische Weltchronik bemerkt jetzt "in dutschen Landen vil Keczerie ... darumme ward an deme Rine von Meister Conrade von Marpurg des Predigers wegen vil Ketzere gebrant." Und Konrads Gehilfe, der Dominikaner "Bruder" Konrad Dorso hat "wol dusend gebrant" (zit. nach Deschner, a.a.O., Seite 256 f., was in heutiges Deutsch übersetzt lautet: Es war "in deutschem Land viel Ketzerei ... Darum wurde am Rhein vom Meister Konrad von Marburg, dem Prediger, gebrannt wegen viel Ketzerei" und der Dominikaner Dorso hat "wohl tausend verbrannt"). Als Dritter im Bunde der führenden Inquisitoren gesellte sich ein fanatischer Kirchenhelfer im Laienstand (also kein Priester) namens Johannes dazu, der nur noch einen Arm und ein Auge hatte. Markanter könnten die "Rollen" auch in einem apokalyptischen Kino-Epos (wie z. B. Der Herr der Ringe oder Star Wars) nicht verteilt sein, doch das war damals kein Kino, sondern grausamste Realität.
 
Und die
Annales Colonienses schreiben weiter über die drei Haupt-Inquisitoren, Pater Konrad von Marburg, den Dominikanerpater Konrad Dorso und über Johannes "den Einäugigen": "Sie ließen in den Städten und Dörfern verhaften, wen sie nur wollten." Und die weltlichen Richter sind gezwungen, die Verdächtigen noch am selben Tage hinzurichten, auch wenn Opfer selbst in den Flammen noch einmal ihren vermeintlich "reinen" katholischen Glauben unter grässlichen Qualen heraus schreien. Dabei verkehren die Inquisitoren das Jesus-Wort "So wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte" (Lukas 15, 7) in: "Es sei besser, dass von hundert Angezeigten neunundneunzig unschuldig sterben, wenn dabei nur ein einziger Ketzer getroffen werde." (Annales colonienses, max., I., S. 2, zit. nach bendorf-geschichte.de unter bdf-0075.htm)
Was hier in Deutschland einmal mehr passiert, zeigt drastisch auf, wohin das Wirken der Kirche führt bzw. führen kann, wenn diesem freier Lauf gelassen wird. Und die mahnenden Worte des deutschen Philosophen Karl Jaspers sollte sich heute jeder Politiker zu Herzen nehmen. Demnach steht der "biblisch fundierte Ausschließlichkeitsanspruch" "mächtiger Institutionen" wie der Kirchen nach wie vor "ständig auf dem Sprung, von neuem die Scheiterhaufen für Ketzer zu entflammen"
(Der philosophische Glaube, 9. Auflage, München 1988, S. 73). Und es sind damals eben nicht nur aus katholischer Sicht die "Ketzer", die zu Mord-Opfern der Kirche werden, sondern man verbrennt viele überzeugte, aber wenig einflussreiche Katholiken, die sich nicht aus dem Dunstkreis von Verdächtigungen befreien konnten, "sicherheitshalber" gleich mit.


Karlheinz Deschner
schreibt in der Kriminalgeschichte des Christentums, faktisch in der Kriminalgeschichte der Kirche, die sich zu Unrecht die Maske "Christentum" aufsetzt: "Gregor [der Papst] gestattete ´Ketzern` keine Berufung. Anwälte, Notare, die ihnen beistanden, verloren, so befahl er, ´für immer ihr Amt`. Ja, sie gerieten in Gefahr, gleichfalls verbrannt zu werden; ebenso ´Ketzer`, die sich weigerten, Mitschuldige zu nennen. Sie verklagten Leute, ´ohne sie verklagen zu wollen; Dinge aussagend, von denen sie nichts wussten. Auch wagte es niemand, für jemand, der verklagt war, Fürsprache zu erheben oder auch nur Milderungsgründe vorzubringen, denn dann wurde er als Verteidiger der Ketzer betrachtet, und für diese und die Hehler der Ketzer waren vom Papste die gleichen Strafen wie für die Ketzer selbst bestimmt. Hatte jemand der Sekte abgeschworen und wurde rückfällig, so wurde er, ohne noch einmal widerrufen zu können, verbrannt` (Gesta Treverorum) – bald ein allgemeiner Grundsatz." (a.a.O., S. 257)
Konrad von Marburg badet förmlich im Blut seiner Opfer, und die Kirche triumphiert und "feiert" in Deutschland einen neuen grausigen Höhepunkt ihrer Macht, während Kaiser Friedrich die meiste Zeit in Italien abgetaucht ist.


Wie der Blutrausch der katholischen Kirche
 und ihrer Päpste, Bischöfe und Ordensleute eskalierte
 und den Kaiser zu ihrem Büttel machte

Der Staat sinkt zum Erfüllungsgehilfen der Päpste herab

"Einen neuen Höhepunkt erreichte die mittelalterliche Inquisition unter Papst Gregor IX. Im Zusammengehen mit ihm ordnet Kaiser Friedrich II. 1224 an, dass alle vom Bischof überführten Häretiker von der weltlichen Obrigkeit festzunehmen und zu verbrennen oder der Zunge zu berauben sind. Diese Anordnung galt zunächst für die Lombardei, der Papst dehnt sie 1231 auf Rom aus, der Kaiser 1232 auf das ganze Reich. Der Staat war jetzt endgültig zum totalen Erfüllungsgehilfen der Päpste herabgesunken. Er übernahm durchgehend die Funktion der Aufspürung aller Häresieverdächtigen und übergab sie dem kirchlichen Gericht, das sie für schuldig befand und sie dann wieder zur öffentlichen Verbrennung an den Staat auslieferte ... Gregor IX. ist der Papst, der die Inquisition als besondere kirchliche Behörde installierte und päpstliche Inquisitoren zur Aufspürung der Ketzer ernannte. Meist waren das fanatische Ordensleute, besonders Dominikaner und Franziskaner, selten Weltkleriker. Dieser Papst machte nicht etwa die Nächstenliebe, sondern die Menschenverachtung und -jagd zur Pflicht jedes Kirchenmitglieds: ‚Es ist die Pflicht jedes Katholiken, Ketzer zu verfolgen.
Aber dem vom Terror faszinierten Gregor, für den jeder ein Ketzer war, der einer päpstlichen Verlautbarung nicht zustimmte, erschienen die gläubige Herde und selbst viele Bischöfe zu lasch bei der Verfolgung. Deshalb eben mussten hauptamtliche Inquisitoren her. Die machten alles systematischer, konsequenter, radikaler."

(Der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Hubertus Mynarek in Die neue Inquisition, zit. nach Das Kettenopfer, Marktheidenfeld 2018, S. 301 f.)


In Deutschland ist dies vor allem Konrad von Marburg, der Seelsorger und Beichtvater von Elisabeth von Thüringen.
 

Elisabeths Tod

In dieser Situation hält Elisabeth streng an der Kirche fest, oder anderweitige Äußerungen von ihr werden von ihrem Gebieter Konrad von Marburg verschwiegen. Oder sie wird dafür zur Buße gezwungen, was durchaus denkbar ist. Elisabeth von Ungarn und Thüringen hatte ja ihren eigenen Willen und ihr eigenes natürliches Empfinden der Kirche geopfert, und sie pflegt in Marburg nun "rechtgläubige" Bedürftige, von denen sie deswegen zunehmend verehrt wird. Dabei hat sie zunehmend große Mühe, ihren eigenen Alltag konzentriert zu regeln, und sie kann – ihren Dienerinnen zufolge, die sie auch in Marburg noch teilweise hatte, – weder kochen noch nähen. So berichten diese zum Beispiel in ihrer Lebensbeschreibung über Elisabeths Unkonzentriertheit: "Diese an sich erbärmliche Speise, die sie wegen ihres Betens [auch noch] unaufmerksam zubereitete, schmeckte dann auch noch angebrannt." Oder: "Da geschah es dann manchmal, dass sie bei der Arbeit ihrer Hände in Gebet oder Beschauung versunken mit Augen und Herz mehr dem Himmel zugewandt war und eine Flamme oder ein Funke ihre armseligen Kleider ergriff, große Löcher hinein brannte und sie verdarb." (Libellus [Büchlein über ihre "Wunder"], zit. nach Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007)
Da es jedoch anders lautende Berichte aus ihrer früheren Zeit auf der Wartburg gibt, wonach sie neben dem Nähen auch anderweitig handwerklich sehr geschickt tätig war, wird hier offenbar
ihr zunehmender innerer und äußerer Verfall in Marburg geschildert.
Es sieht danach aus, dass sie sich in Marburg auch schon länger innerlich aus dem irdischen Leben verabschiedet hatte (vgl. in dem Bericht die Worte "Versunken mit Augen und Herz mehr dem Himmel zugewandt"), und es ist nur noch eine Frage von kurzer Zeit, bis sie früh stirbt.
So kann ihr medizinisch extrem fahrlässiges Küssen von ansteckenden offenen Wunden (siehe oben) auch als eigene Todessehnsucht gedeutet werden oder gar als versteckter indirekter Selbstmordversuch bzw. als "Fluchtversuch" in die jenseitige Welt. Denn in ihrer leidenden Seele haben sich, gleich einem Tumor, die von der Kirche indoktrinierten Vorstellungen ausgebreitet, im Jenseits wäre sie ihre irdischen Schwierigkeiten angeblich los, und dort würde sie glücklich sein – ein verhängnisvoller Trugschluss. (Gemäß dem geistigen Wissen in vielen Religionen nimmt man alle seine Probleme mit; vgl. auch Der Theologe Nr. 2 zum Thema Reinkarnation.)

Zunächst wird noch berichtet, dass Elisabeth durch ihre Fürsorge ein stummes Kind zum Sprechen gebracht habe
(Hahn, a.a.O., S. 49). Sie selber wählt jedoch genau den entgegen gesetzten Weg und verstummt mehr und mehr. Bei der Frage nach der Todesursache erscheint es tatsächlich wie ein Selbstmord auf Raten aus der tiefen Verzweiflung in ihrer Seele über ihr von der Kirche missbrauchtes und gefangenes Leben. Dies wird von der Vatikankirche allerdings nicht zugegeben. Katholische Erzähler beschönigen die Umstände ihres Todes gerne damit, als hätte sie sich einzig aufgrund einer selbstlosen intensiven Krankenfürsorge zuvor vielleicht unfreiwillig mit einem Virus infiziert. Oder sie hätte sich aus vermeintlich edelsten Motiven "nur" überarbeitet und ihre Gesundheit nicht geschont. Doch selbst für diesen Fall ist klar zu sagen: Sie durfte ihr Arbeitspensum ja eindeutig nicht selbst festlegen, sondern es wurde für sie durch Konrad von Marburg so angeordnet bzw. von ihm kontrolliert. Ihr ganzes Tun wurde ihr spätestens seit 1228 von der Kirche befohlen – bei direkter oder indirekter Androhung von diesseitigem Scheiterhaufen und jenseitiger angeblicher "ewiger Verdammnis".
Es gibt jedoch auch eine kirchliche Interpretation, wonach Konrad umgekehrt versucht hätte, den Fanatismus von Elisabeth zu bremsen und "sie zur Mäßigung anzuhalten"
(Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007). Das würde bedeuten, Elisabeth hätte einige wahnhafte katholische Vorstellungen verinnerlicht, und Konrad hätte diese in kirchlich "geordnete" Bahnen zu lenken versucht. Doch unumstritten ist die unerbittliche seelische Gewalt, mit der Konrad auf sie einwirkte. So hat er ihr kurz vor ihrem Tod auch noch alle Freundinnen entzogen. Und das ist selbst für die zu Fanatismus neigende Landgräfin zu viel: "Mit ihren Freundinnen traf sie sich heimlich. Schließlich hielt sie der Fülle der Belastungen jedoch nicht mehr stand." (Karfunkel, Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Nr. 70/2007)

Elisabeth wird nun ernsthaft krank und steht nicht mehr auf. Zwölf Tage spricht sie in dieser Situation kein einziges Wort mehr, ist jetzt also völlig stumm; als ob sie darauf wartet, mit ihrem Körper nicht mehr einatmen zu müssen. Kurz vor ihrem Tod soll dann im Geist eine Person an ihr Bett getreten sein, und Elisabeth richtet sich noch einmal auf und ruft ihr zu: "Flieh, flieh!" (Herbert Hahn, Elisabeth von Thüringen, Dornach 1982)
Wer diese Person ist, wer Elisabeth also womöglich in seinem Seelenleib oder in ihrer Vision erschienen ist und wem die ungarische Landgräfin diese Warnung genau zusprechen will, ist nicht bekannt. War es womöglich der Kaiser, den sie vor den Kirchenoberen warnte, die ihm bald die bis dahin mörderischste Gesetzgebung gegen Nichtkatholiken abnötigen würden? Man weiß es nicht. Grundsätzliches ist jedoch bekannt: Beim Sterben läuft oft das bisherige Leben wie in einem Film zurück, und der Sterbende kann dabei noch einmal für sich wägen, was er in seinem Leben richtig gemacht hat, und er kann noch einiges von dem bereinigen, was er falsch gemacht hat. Auch gewinnt er manchmal schon einen Einblick in das, was ihn im Jenseits als nächstes erwartet. So sieht er zum Beispiel Verstorbene, die ihm aus der anderen Welt entgegen kommen. Oder er nimmt die Seelen von Menschen wahr, die noch in ihren irdischen Körpern leben, während diese sich aber an einem anderen äußeren Ort befinden. Und der Sterbende erfasst mehr von der Realität als noch zuvor.
So kann eine Flucht auf manch unterschiedliche Art auch als ein geistiges Symbol für Menschen verstanden werden: Wer in Unfrieden mit seinen Mitmenschen lebt und gegen die Einheit allen Lebens agiert, muss vor seinen Feinden fliehen. Vom Gottesgeist geschützt und gekräftigt ist jedoch, wer vor seinen menschlichen Sinnen flieht, die auf Beherrschung seiner Mitmenschen ausgerichtet sind; und wer diese stattdessen allmählich in Hingabe an den Christus-Gottes-Geist in allem Leben umwandelt. 
Am 17.11.1231 ist Elisabeth von Thüringen dann tot und nicht einmal 3 1/2 Jahre später schon kirchenheilig.
Das entspricht dem Wesen der Kirche: Denn wer an ihr zerbricht, ohne sich jedoch gegen sie zu erheben, dem kann es passieren, von ihr später völlig vereinnahmt zu werden: als "Heiliger" oder "Heilige". Und Elisabeth bleibt der Überlieferung zufolge ein gehorsames und zuletzt ganz verstummtes "Kind" der aufs Ganze gesehen brutalsten Machtorganisation der Weltgeschichte
(siehe Zitat).

Der Leichenkult

Gleich nachdem Elisabeths Leiche aufgebahrt wird, fällt der vom Kirchenglauben indoktrinierte und nach Reliquien gierige katholische Mob über sie her. Es werden Stücke der Tücher abgerissen, mit denen ihr Körper bedeckt ist. Andere Katholiken reißen ihr Haare aus oder schneiden sie ab, oder sie schneiden ihr Finger- und Fußnägel ab. Und wieder andere schneiden ihr sogar die Brustwarzen, Teile ihrer Ohren und einen Finger ab. Und Konrad von Marburg setzt sofort alle Hebel für die "Heiligsprechung" in Bewegung – was zur Folge hat, dass Marburg bald zum Wallfahrtsort wird. Die Sozialeinrichtungen werden dank weiterer Unterstützung von Elisabeths Schwager und jetzigem Thüringer Landgrafen Heinrich Raspe erweitert und bald dem Deutschen Orden geschenkt (6). Ein vermeintliches "Wunder" nach dem anderen wird jetzt an Elisabeths Grab berichtet, und neben zahllosen Krankenheilungen soll die Verstorbene auch acht Totenerweckungen vollbracht haben. Die Legenden sprießen wie immer in den katholischen Kultphantasien und -überlieferungen und sind letztlich Lügen.

Für einen skurrilen Höhepunkt des Andenkens an Elisabeth sorgt Kaiser Friedrich II., der letztlich verschmähte Liebhaber, der Elisabeth von Ungarn gerne zur Ehefrau und deutschen Kaiserin gemacht hätte. Im Jahr 1236 lässt er zunächst ihr Skelett auf dem Altar der neuen Elisabethkirche in Marburg ablegen. Dann lässt er ihren Totenschädel vom übrigen Körper abtrennen, legt dieses ihr Haupt anschließend auf einen wertvollen Becher, einen bedeutenden Kunstgegenstand, und setzt dem Schädel Elisabeths eigenhändig eine von ihm gestiftete Kaiserinnen-Krone auf.
Mit dieser makabren, bizarren bzw. für manchen vielleicht auch rührigen Inszenierung kehrt der Kaiser sein Gefühlsleben nach außen und vereinnahmt Elisabeth dabei eben nachträglich nach seinen Vorstellungen. Gegenüber Elisabeths faktischer Versklavung durch die Kirche zu deren irdischen Lebzeiten und gegenüber der kirchlichen Vereinnahmung nach ihrem Tod ist dies jedoch ein eher harmloser Akt persönlicher Verzweiflung und Trauerarbeit. Damit beklagt Friedrich II. seinen gescheiterten Lebenstraum einer Ehe und einem gemeinsamen Leben mit ihr. So führt dieses gespenstische Szenario mit dem gekrönten Totenschädel Elisabeths noch einmal drastisch vor Augen: Der Wunschtraum des Kaisers ist mit Elisabeths Tod nun endgültig gescheitert. Elisabeth hatte es nicht gewollt und ließ sich stattdessen zur "Vorzeige-Frau" der Mörder und Mordbrenner missbrauchen. Und Kaiser Friedrich II. mutierte derweil weiter zum schrecklichen staatlichen Vollstrecker des kirchlichen Willens. Jeder Art einer "Flucht" hätte ihn vor dieser schwerwiegendsten Seelenbelastung bewahrt, doch es ist nun anders gekommen.

Das Rosenwunder und die tote Elisabeth
als Vorzeige-Frau der mörderischen Inquisition

Noch zu Elisabeths Lebzeiten hatte zunächst der Papst die Inquisition erheblich verschärft (siehe oben). Jetzt, im Todesjahr Elisabeths, im Jahr 1231, folgt auch noch der Kaiser. Auch Friedrich II., so heißt es, wolle jetzt noch "schärfer gegen die Ketzer in Deutschland vorgehen". Die ihm von der Kirche indoktrinierte Begründung lautet dabei: "Ketzer stellten die Ordnung in Frage, und damit auch seine Autorität." Und "ausgerechnet der Kaiser, der selbst alles und jedes in Frage stellte, erließ nun Gesetze, die man modern als Notstandsgesetze bezeichnen würde: das bisher gültige Untersuchungs- und Bekehrungsverfahren wurde aufgehoben, dafür konnten die Inquisitoren nach eigenem Ermessen und mit aller Vollmacht handeln – auch gegen Helfer und Verteidiger von Ketzern … Außerdem werden Belohnungen und Privilegien für das Denunzieren von Ketzern zugesagt" (rheindrache.de/heinrich.html). Und mit Entsetzen fragt sich angesichts dieser Entwicklung so mancher Geschichtsforscher: Wie konnte ausgerechnet dieser Kaiser nur so tief sinken? Und um Andersdenkende in Deutschland komplett auszurotten, weitet der Beauftragte der Kirche, Konrad von Marburg, auch den Einsatz der grauenhaften Folter noch einmal aus (zum Einsatz der Folter bei der Inquisition siehe LInquisition.htm).

Die wahnhafte und zynische Bösartigkeit des Vertrauten der "heiligen Elisabeth" bestätigt auch Professor Dr. Alexander Patschovsky von der Universität Konstanz. Er schreibt: "Man warf Konrad vor, nicht nur Ketzer, sondern auch massenhaft unschuldige Christgläubige [Anmerkung: also folgsame Katholiken] auf den Scheiterhaufen gebracht zu haben, weil er ... dem Angeklagten nur die Wahl zwischen entehrendem Geständnis [was die Todesstrafe nach sich zog] und dem Tod ließ [wenn er nicht gestand]. Dabei wusste Konrad wohl, was er tat: Wer [aus kirchlicher Sicht] unschuldig starb, weil er nicht gestand, was er nicht getan hatte, ... dem soll Konrad das Martyrium versprochen haben – also die vermeintliche Korrektur des Urteils im Jenseits." (Prof. Dr. Alexander Patschinsky, Der erbarmungslose Inquisitor, in: Damals – Das Magazin für Geschichte und Kultur, Nr. 7/2007)

Es ist tiefschwarze Nacht in Mitteleuropa, und Elisabeth soll jetzt als neue "Heilige" dem monströsen Grauen der Kirche wenigstens eine glänzende Fassade verschaffen.
Daran ändert sich auch nach dem baldigen Attentat auf Konrad von Marburg im Jahr 1233 wenig – ein Ereignis, auf das wir gleich noch näher eingehen und bei dem der Inquisitor ums Leben kommt. Am 27. Mai 1235 wird Elisabeth in Perugia in Rekordzeit und in Anwesenheit von Kaiser Friedrich II. "heilig" gesprochen.

Elisabeth-Statue (Ausschnitt)Und Papst Gregor IX. erläutert in der Urkunde zur Heiligsprechung, "er hoffe, die Heilige werde zur Mehrung des rechten Glaubens beitragen, den Ungläubigen den Weg der Wahrheit vor Augen führen und die Ketzer verwirren" (Norbert Ohler, Vom Hoffen auf ein Wunder, in: Damals – Das Magazin für Geschichte und Kultur, Nr. 7/2007). Neben den urchristlichen Katharern sind dies vor allem die Waldenser, die sich wie die Katharer bzw. Albigenser an Jesus von Nazareth orientieren und ihr damaliges Zentrum im französischen Lyon haben.

Elisabeth von Ungarn, genannt auch Elisabeth von Thüringen – Statue in der nach ihr benannten Elisabethkirche in Marburg (Ausschnitt)

Um die tote Elisabeth noch besser in der Bevölkerung präsentieren und für die grausame Diktatur der Machtkirche vereinnahmen zu können, wurden auch weitere Wunder erfunden und ihr zugesprochen. Zu den bekanntesten zählt das märchenhafte so genannte Rosenwunder, wonach Elisabeth einst verbotenerweise armen Menschen Brot bringen wollte. Als sie auf dem Weg angehalten und nach dem Inhalt ihres Korbes gefragt wurde, behauptete sie, es seien Rosen, und bei der anschließenden Kontrolle seien es tatsächlich Rosen und nicht Brot gewesen – eine Wunder-Erfindung, die zwar gut zu ihrem inneren Wesen passt, aber eben nur eine Erfindung ist, die ihr laut Geschichtsschreibung auch erst nach der Heiligsprechung zugeschrieben wurde. Im Jahr der Heiligsprechung, 1235, wird zudem mit dem Bau der monumentalen Elisabethkirche begonnen, die im Jahr 1283 als erster oder – neben der Liebfrauenkirche in Trier – zweiter gotischer Kirchenbau in Deutschland fertig gestellt wird.

Der Historiker Dr. Norbert Ohler schreibt: "Nachdem die hochverehrte Landgräfin offiziell heilig gesprochen war, konnte man den Waldensern und Albigensern [= Katharern] entgegenhalten: ´Schaut, wir verehren eine wahrhaft christliche Frau.`" Im Umkehrschluss wird den Urchristen, die sich in selbstloser Liebe um Not leidende Mitmenschen kümmern, das "Christentum" abgesprochen, weil sie sich nicht der katholischen Lehre unterwerfen, und sie werden auch unter Papst Gregor IX. weiter grausamst verfolgt.
Der Religionswissenschaftler Professor Dr. Hubertus Mynarek erklärt dazu:
"Bei der Heiligsprechung Elisabeths [im Jahr 1235] war dem Papst auch viel wichtiger, dass sie in so überbietend unterwürfiger Weise ihrem Beichtvater gehorsam gewesen war. Nicht alle waren bereit, das sadistische Treiben dieses Spitzeninquisitors willenlos hinzunehmen. Nach nur zweijähriger Wirksamkeit in deutschen Landen erschlug ihn das erregte Volk [worauf wir in dieser Untersuchung ebenfalls noch eingehen werden]. Aber vorher hatte er noch genügend Unheil angerichtet. Der Papst hatte Konrad persönlich auf die ´Hexensekte` der Luziferianer angesetzt. Unter seiner Folter gestanden sie alles, was er wollte. Die grässlichsten Phantasien der vor Schmerzen Wahnsinnigen übermittelte er dem Papst als unbezweifelbare Wahrheit und der Oberguru in Rom nahm alles für bare Münze", zum Beispiel, dass sich der Teufel in ihrer Gegenwart "in eine Kröte, ein blasses Gespenst oder eine Kater verwandeln könne ... Achtzig verbrannte ´Hexen`, darunter auch Kinder, gehen alleine in Straßburg auf das Konto des Konrad von Marburg." (Die neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999, S. 47)

Der Kaiser als Vollstrecker der katholischen Inquisition

Und ausgerechnet Kaiser Friedrich II. versuchte, seine kirchenkritische bis kirchenfeindliche Haltung offenbar dadurch kompensieren zu wollen, dass er dem "Stuhl Petri" bei der an Bösartigkeit und Grausamkeit nicht zu überbietenden Inquisition entgegenkommt. Er dienert sich sogar an und macht als Kaiser mit seiner Gesetzgebung die Verfolgungen in Deutschland in dem Ausmaß, wie sie dann geschahen, überhaupt erst möglich. Dadurch lädt er sehr große, übergroße Schuld auf sich. So werden vom Kaiser, dessen Heiratswunsch mit Elisabeth von Ungarn mit deren Tod im Jahr 1231 endgültig scheitert, in den Jahren 1220 bis 1239 furchtbarste Gesetze erlassen, wonach alle Nichtkatholiken zu verbrennen sind oder ihnen zumindest die Zunge heraus gerissen werden müsse (zum weiteren Inhalt der Gesetze siehe (10)). Wer oder was mag hier nur in einen Menschen gefahren sein, der sonst vielfach tolerant und friedfertig war?
Und in diesem Zusammenhang zählt ausgerechnet er, der Kaiser, auch als größter Fürsprecher von Konrad von Marburg. Doch womöglich ist dies nur ein privat motivierter Versuch, äußerlich in eine größere Nähe zu Elisabeth zu gelangen und das Contra des Inquisitors gegen eine mögliche Ehe mit ihr aufzuweichen. Womöglich geblendet von seiner unerfüllten persönlichen Leidenschaft lässt Friedrich II. überwiegend von Italien aus Deutschland nun immer engmaschiger mit dem finsteren Netz der Inquisition überziehen – nach dem Willen des römisch-katholischen Molochs und als Erfüllungsgehilfe von dessen Ausmerzungs-Strategie gegen alles Nichtkatholische
(mehr dazu siehe Der Theologe Nr. 85).
Dieses Verhalten kann allerdings auch damit erklärt werden, dass er sich vom Papst womöglich die Kaiserkrone dadurch "erkauft" habe, dass er sich als Gegenleistung zur päpstlichen Krönung zur Verfolgung und Ermordung religiöser Minderheiten verpflichtete. Fakt ist: Er verstrickt sich noch weit unheilvoller in das Netz des Systems Baal, der widergöttlichen Macht, als es Elisabeth getan hat, die nur ihr persönliches Leben ruiniert hat, aber nicht unschuldige Menschen in Qualen und Elend gestoßen hatte. In dieser Situation bestand, wie gesagt, die Möglichkeit einer großen gemeinsamen Aufgabe von Friedrich und Elisabeth, ihre jeweilige seelische Gefangenschaft und ihre äußeren Fesseln gegenüber dem Religions-Moloch zum Wohle von Tausenden von Menschen zu lösen
. Denn im Unterschied zu den meisten anderen Menschen, die Widerspruch gegen die Kirche nicht lange überlebt hätten, gab ihnen die geschichtliche Konstellation ein mögliches Zeitfenster für eine entsprechende äußere Handlungsfähigkeit dafür in die Hand. Doch beide bleiben im Spinnennetz des mörderischen Systems hängen und dienten ihm weiter. Zum Beginn einer möglichen Blütezeit in Deutschland, ähnlich wie in Südfrankreich unter den Katharern, ist es folglich in Deutschland nicht gekommen.
Doch Konrads Tage nach dem Tod von Elisabeth im Jahr 1231 sind ebenfalls gezählt. Auslöser für sein bald tödliches Schicksal ist im Jahr 1233 ein Inquisitionstribunal gegen einen Grafen, der sich gegen Konrad gewehrt hatte. Es ist Graf Heinrich III. von Sayn, ein Verwandter
Elisabeths von Thüringen und kurzzeitiger Pflegevater ihrer kleinen Töchter Sophie und Gertrud.

Der Prozess gegen Elisabeths Verwandten Heinrich III.

Heinrich reagiert empört auf die Anklage Konrads, ein "Ketzerfreund" zu sein, da man ihm aus römisch-katholischer Sicht wohl tatsächlich nichts "vorwerfen" kann. Doch Konrad kann den Grafen ja mittlerweile auch ohne Untersuchung hinrichten lassen, und eventuell hat er dafür ein privates Motiv. Denn es ist ja nahe liegend, dass Elisabeth ihm und seiner Frau Mechthild einiges erzählt hat, das ihm, dem Großinquisitor, nicht gefallen haben könnte. Doch Konrads mögliche Angst vor Enthüllungen oder vor Berichten über Elisabeths Leben, die nicht in sein "Heiligenbild" von ihr passen, ist offenbar unbegründet. Dennoch will er Heinrich auf jeden Fall umbringen lassen – wohl einfach aus seinem Ego-Wüten heraus "sicherheitshalber". Doch Heinrich kämpft um seine kirchliche Anerkennung. So erreicht es der Graf von Sayn, dass der Mainzer Erzbischof Siegfried III. ein Sendgericht im Mainzer Dom einberuft, bei dem über die Anklage Konrads gegen Heinrich verhandelt werden soll. Die Chancen für Heinrich III. von Sayn sind dabei ungewiss. Einerseits ist Konrad zwar den deutschen Erzbischöfen mittlerweile zu mächtig, und sie überlegen, vom Papst eine Korrektur von dessen Vollmachten zu ihren eigenen Gunsten zu erwirken. Doch andererseits sitzt Konrad von Marburg als heimlicher Herrscher Deutschlands zu diesem Zeitpunkt immer noch auf dem hohen Ross. So reist er zwar zum Mainzer Sendgericht, stellt jedoch "von Anfang an klar, dass er im Auftrag des Papstes und des Kaisers handele, dass es keine höhere Instanz als sein Gericht gäbe, und dass ein Sendgericht seine Vollmachten nicht einschränken und sein Urteil nicht aufheben könne" (rheindrache.de/heinrich.html). Konrad von Marburg redet auf diese Weise Klartext und unterstreicht seinen Anspruch, unter den Anwesenden unangefochten der mächtigste Mann zu sein. Und erwartungsgemäß fordert er im Mainzer Dom dann auch die Todesstrafe für Graf Heinrich III. Dabei bemüht er sich nicht einmal, die Rechtsvorschriften eines Sendgerichts zu respektieren, da er sich selbst ja sowieso "höher stehend" wähnt.

Während Heinrich III. nämlich krampfhaft zahlreiche Zeugen aufbietet, die seine "Unschuld" bestätigen, erklärt Konrad von Marburg heuchelnd, seine Zeugen, also die "Zeugen" der Inquisition, möchten aus Angst vor Graf Heinrich und seinen Rittern anonym bleiben, und auch er selbst, Konrad, möchte "im Haus Gottes" nicht diese "ungeheuerlichen Dinge" wiederholen, die Heinrich III. angeblich gesagt habe und weswegen er jetzt hingerichtet werden müsse (7). Dabei wird Konrad als der "Sektenbeauftragte" des späteren Vatikan auch von König Heinrich VII., einem Sohn von Kaiser Friedrich II., unterstützt. Und da Konrads absolutistische juristische Vollmachten ja ohnehin höher stehen als die Macht des Mainzer Sendgerichts, scheint die Position des Inquisitors doppelt abgesichert.
So rechnet Konrad von Marburg aufgrund dieser klaren "Rechtslage" zu seinen Gunsten mit der sofortigen Verbrennung Heinrichs III. von Sayn, und dessen irdisches Leben scheint verloren. Doch vielleicht ist es die bodenlose Dreistigkeit, mit der Konrad glaubt, sich sogar das Verlesen einer Anklage ersparen zu können, die den König irritiert, während er ja wahrnimmt, wie der Beschuldigte verzweifelt um sein Leben kämpft. So gibt König Heinrich VII. am Ende der Verhandlung plötzlich zu bedenken, dass aus seiner, des Königs Sicht, Heinrichs III. Schuld noch nicht erwiesen sei. Als Sohn von Kaiser Friedrich II. schlage er deshalb vor, dass der Fall direkt Papst Gregor IX. in Rom vorgetragen werden solle, bevor ein endgültiges Urteil gesprochen und vollzogen würde. Dieser überraschende Vorschlag bedeutet die unerwartete Wende im Prozess und rettet das Leben von Heinrich III. von Sayn.
Konrad von Marburg ist darüber zerknirscht und verärgert und hat ganz offensichtlich nicht mit dieser Klugheit von Heinrich VII. gerechnet. Kann er sich vor allen versammelten kirchlichen und staatlichen Vertretern nun trotz seiner absolutistischen Machtbefugnisse die Blöße geben, sich einer Anfrage an den Papst, den vermeintlichen "Lenker des Erdkreises", zu widersetzen? Auch wenn er, Konrad, diesen Vorschlag hätte zumindest offiziell ablehnen können. Doch könnte man ihm dann nicht vielleicht vorwerfen, die totale Machtfülle des Papstes nicht ausreichend zu respektieren? Denn wäre der Papst selbst anwesend, so die einfache Logik des Königs zugunsten von Heinrich von Sayn, stünde dieser in der Hierarchie eben noch über Konrad.


So wird durch diesen klugen Schachzug von König Heinrich VII. das Leben von Graf Heinrich III. von Sayn also in letzter Minute vorerst gerettet. Doch der gerade noch dem Scheiterhaufen entronnene Graf weiß genau, dass er letztlich nur einen Aufschub erwirkt hat und sein irdisches Leben weiterhin am seidenen Faden hängt. Denn der Inquisitions-Beauftragte der Papstkirche könnte jederzeit andernorts durch ein Standgericht zuschlagen und Heinrich von Sayn trotzdem umbringen lassen – und zwar eben standgerichtlich, bevor eine Antwort des Papstes aus Rom eingetroffen sein würde. Wie also wird sich Heinrich III. nun verhalten? Eventuelle Pläne Heinrichs III., einer solchen realen Bedrohung zuvor zu kommen, sind nicht belegt. Klar ist aber, was wenige Tage später geschieht.

Konrad von Marburg ereilt sein Schicksal

Auf dem Rückweg von Mainz nach Marburg ahmt Konrad einmal mehr den Ritt von Jesus auf einem Esel nach, und er reist mit seinen Begleitern auf Maultieren. Diesmal wird aber – anders als sonst – seine Rückkehr schon mit innerer Anspannung erwartet. Es ist der 30.7.1233, als kurz vor Marburg nahe dem Ort Beltershausen sechs Reiter mit ihren Pferden auf der Lauer liegen und nach Konrad und seinen Begleitern Ausschau halten. Denn deren Reiseroute soll hier vorbeiführen. Schließlich tauchen die Maultiere mit Konrad und seinen Begleitern in der Ferne auf, und die letzten Augenblicke im irdischen Leben des Inquisitors und seiner Mordgehilfen beginnen. Als Konrad gerade am Versteck der Reiter vorbei ziehen will, stürmen diese aus ihrer Tarnung heraus und greifen an. Konrad von Marburg soll um sein Leben gefleht haben. Doch so wie Konrad als Inquisitor den Ruf Tausender um Gnade ignoriert hat, so wird auch ihm keine Gnade gewährt. Die Männer schlagen Konrad und seine Begleiter (darunter der ihn "liebende" Franziskaner Gerhard Lutzelkolb) zusammen, bis sich keiner von ihnen mehr rührt.
Es sind Ritter aus dem Adelsgeschlecht Dernbach im Westerwald, ganz aus der Nähe des Wohnorts von Heinrich III., die sich anschließend zu dem Attentat bekennen. Daraufhin wird ein "außerordentliches Gericht" einberufen, auf das die katholische Inquisition keinen Einfluss hat. Dieses Gericht verurteilt die Täter, die Ritter aus dem Westerwald, dann dazu, "Buße" zu tun, und es lässt sie ansonsten in Freiheit wieder ziehen.

Nur kurze Zeit später wird auch der Dominikaner-Inquisitor, Pater Konrad Dors, in Straßburg erschlagen (fuit occisus), während der dritte Inquisitor, Johannes "der Einäugige", von einer wütenden Menge in Friedberg in Nordhessen aufgehängt wird (suspensus). (Wormser Bischofschronik, editio Boos, S. 169, 33 f.)
 
Als man Papst Gregor IX. den gewaltsamen Tod von Konrad von Marburg meldet und der Papst einsehen muss, dass ihm der kurz zuvor noch hoch gelobte "Brautführer der Kirche" und der "Diener des Lichts" nun nichts mehr nützt, lässt der Papst ihn nachträglich fallen. Mit heuchlerischen Worten über das Verhalten Konrads schreibt er an den Erzbischof von Mainz über das Wirken Konrads: "Ein solches Elend, wie Ihr uns geschildert habt, dulden wir nicht!" Und er "zieht" in diesem Brief zudem die absolutistischen Vollmachten für Konrad von Marburg "zurück". Doch was will er damit bewirken? Denn dieser Rückzug erfolgt ja erst nach dessen Tod und bedeutet keine päpstliche Absage an die Grauen der Inquisition, die Papst Gregor IX. weiter intensivst und grausam betreiben lässt. Es geht hier nur um die Person Konrads und dessen persönliche Machtpolitik.
So war die Anfrage des Mainzer Sendgerichts an den Papst in Sachen "Heinrich III. von Sayn" auch nie im Vatikan angekommen. Und das Misstrauen des um sein irdisches Leben bangenden Grafen und seiner Freunde war folglich nur allzu berechtigt. Doch unmittelbar nach dem tödlichen Attentat auf Konrad von Marburg erfolgt nun ein für die Kirchenführung typischer Seitenwechsel. Er erfolgte in der Geschichte der Kirche immer dann, wenn es für ihren umfassenden Herrschaftsanspruch nützlich bzw. notwendig erschien – in diesem Fall durch ein nachträgliches Einlenken gegenüber den deutschen Erzbischöfen, denen Konrad zu mächtig wurde und die diesem deshalb immer weniger gewogen waren. Und eben die Gunst dieser deutschen Bischöfe ist für den Papst auch in Zukunft von großem Vorteil (8). Gleichzeitig verhindert Gregor mit seiner nachträglichen Kritik an Konrad wahrscheinlich auch eine spätere Heiligsprechung des Großinquisitors als angeblichem Märtyrer seiner Kirche. Das bedeutet aber nicht, dass man ganz von ihm abgerückt ist. Man lässt ihm weiter andere kirchliche Ehren zukommen.

Leiche an Leiche: Konrad nahe bei Elisabeth, Konrads Geliebter noch dazu

So wird die Leiche von Konrad von Marburg ausgerechnet nahezu neben die Leiche von Elisabeth von Thüringen in der heute evangelischen Elisabethkirche (bzw. Elisabethenkirche) in Marburg zu seinen "Ehren" bestattet; und mit ihm zusammen sein homosexueller Geliebter, der Inquisitor Gerhard Lutzelkolb. Deren Zeitgenosse, der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach (+ 1240) schreibt mehr oder weniger deutlich über die beiden Mordbrenner: "Und weil sie sich in ihrem ganzen Leben geliebt hatten, wurden sie im Tod nicht getrennt, an einem Ort ermordet und an einem Ort begraben, nämlich in der Basilika der heiligen Elisabeth." (zit. nach Ewald Könsgen (Hrsg.), Caesarius von Heisterbach. Das Leben der heiligen Elisabeth und andere Zeugnisse, Marburg 2007, S. 24-25)
An Elisabeths Leichnam fehlt jedoch der Kopf, den damals Kaiser Friedrich II. hat
abtrennen lassen und der heute in Wien in der Klosterkirche zur Heiligen Elisabeth aufbewahrt wird. Irgendjemand riss auch noch irgendwann einen Arm von Elisabeths Leiche ab. Dieser wird heute im Schloss der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein in Sayn im Westerwald bei Koblenz als Reliquie aufbewahrt. Alle damals in Marburg vorhandenen Leichenteile legte man im Jahr 1249 in einen eigens dafür angefertigten Reliquienschrein aus Gold, von wo sie 1539 von Landgraf Philipp von Hessen im Zuge der Reformation wieder entfernt wurden – bis zur teilweisen Unauffindbarkeit. Die noch vorhandenen bekannten Leichenteile wurden auch immer mehr zerkleinert. So befindet sich in Elisabeths wahrscheinlicher Geburtsstadt Sárospatak in Ungarn seit 1988 ein Partikel eines Schädelknochens von ihr, ein Geschenk der Benediktinerabtei St. Blasius in Admont/Steiermark, die zwischenzeitlich auch einige so genannte weiteren Reliquien in ihren Besitz gebracht hatte – materielle Reste eines irdischen Lebens, die eines von vielen gespenstischen Schicksalen von "Heiligen" der Vatikankirche dokumentieren.

Päpstlicher Kreuzzugsaufruf gegen den Kaiser, den "Ketzer"

Wie Konrad von Marburg darauf reagiert hätte, wenn Elisabeth von Ungarn und Thüringen deutsche Kaiserin geworden wäre, bleibt offen. Betrachtet man sein sonstiges grausames Wüten, wäre ein Todesurteil gegen sie nicht unwahrscheinlich gewesen, und auch die spätere Heiligsprechung  wäre wohl nicht erfolgt. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass Konrad ein Todesurteil auch hätte durchsetzen können. Dass es dazu nicht kam, hat sicher mit Elisabeths gefühlsmäßigen Bindungen an die mörderische Romkirche zu tun, auch in der Person ihres "Seelsorgers" und "Beichtvaters" Konrad von Marburg, so dass die für Elisabeth letztlich tödlichen Gelübde gegenüber der Kirche auch ein Spiegelbild ihrer inneren Abhängigkeit von Konrad waren.

Ob es Friedrich und Elisabeth wirklich zusammen gelungen wäre, die totalitäre Schreckensherrschaft der Kirche in Deutschland wenigstens einzudämmen, ist natürlich nicht beweisbar, doch einiges spricht dafür: Elisabeths vorbildlicher und beeindruckender Charakter gehört dazu und ihre herzlich positive Ausstrahlung gegenüber allen Menschen, Tieren und der Natur, bevor sie in die Fänge der Kirche gerät; und auf der anderen Seite Friedrichs Abneigung gegenüber der Kirchenherrschaft, der er sich nur widerwillig unterworfen hatte und mit der er bald wieder heftigste Kämpfe ausgefochten hat.
So wird Kaiser Friedrich II. im Jahr 1245 – fast 14 Jahre nach Elisabeths Tod – von Papst Innozenz IV. auf dem 1. Konzil von Lyon als "Ketzer", "Kirchenverfolger", "Atheist", "Antichrist", "Bestie aus der Johannes-Apokalypse" (zit. nach Wikipedia, Stand: 15.3.2020) verteufelt, während Friedrich umgekehrt das Papsttum in Rom nun eindeutig als die "Hure Babylon" betrachtet, die laut der Johannes-Apokalypse in den Bibeln aufgrund ihrer Sünden und Verbrechen am Ende der materialistischen Zivilisation untergehen wird. Von dieser "Hure" wird er nun exkommuniziert und aller seiner Ämter enthoben, unter anderem wegen seiner freundschaftlichen Haltung gegenüber den muslimischen Sarazenen, die er nach dem Willen der Kirchenführer im Kreuzzug hätte zu Tausenden ermorden sollen, was er aber nicht tat. Und als sich Friedrich II. auch weigert, seine Absetzung als Kaiser durch das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche anzuerkennen,
ruft der Papst die katholischen Soldaten verschiedener Heere sogar zu einem Kreuzzug gegen Kaiser Friedrich auf; einen Kreuzzug, für den der Pontifex maximus in Rom dieselben Privilegien und vor allem angeblichen Sündenstrafen-Ablässe gewährt wie für einen Zug nach Jerusalem, ins so genannte "Heilige Land". Doch diesen Kreuzzug kann Innozenz IV. nicht durchsetzen. Friedrich kann sich trotz des Wütens von Papst und Papstkirche und der Einsetzung von zwei Gegenkönigen in Deutschland – darunter ausgerechnet der Thüringer Landgraf Heinrich Raspe, der Schwager von Elisabeth von Thüringen – bis zu seinem Tod im Jahr 1250 auf dem Kaiserthron halten. Er war aber in seinen politischen Möglichkeiten arg geschwächt.

Der Tod von Kaiser Friedrich und die ungesühnte Schuld

Zum Schluss noch einmal ein kurzer Rückblick über die geschichtlichen Zusammenhänge:
Die Geschichte hätte einen spürbar anderen Verlauf nehmen können, wenn zum einen Elisabeth an ihrem damaligen Aufenthaltsort in Schloss Pottenstein, äußerlich mit räumlichem Abstand zu Konrad von Marburg, die Weichen anders gestellt hätte. Stattdessen ließ sie sich aber mehr und mehr zu einem Aushängeschild des an mörderischer Grausamkeit eskalierenden Kirchen-Systems erniedrigen, was folglich schon 1235, weniger als vier Jahre nach ihrem Tod, in ihrer "Heiligsprechung" gipfelt – ausgerechnet auch in Anwesenheit von Friedrich II.
So tat sie auch nichts Nachweisliches, um wenigstens in ihrem persönlichen Umfeld die Menschen vor den Massakern auf Betreiben der Kirche zu schützen. Doch auch Friedrich II. alleine hätte noch manches andere bewirken können.

Konrad von Marburg steigert nach Elisabeths Tod noch einmal den Vernichtungsfeldzug gegen die nicht "rechtgläubigen" Teile der deutschen Bevölkerung – im Auftrag von Papst Gregor IX. und offiziell zunächst noch im Auftrag von Kaiser Friedrich II. Zwar agiert Friedrich wohl schon zu diesem Zeitpunkt, Ende des Jahres 1231, nur noch widerwillig als Ausführungs-Organ der Rom-Kirche. Doch warum hat er das getan und seine Prinzipien verraten und die Inquisitionsgrauen hier und da sogar noch verschärft? Offenbar, um seine Herrschaft nicht zu gefährden; vielleicht auch aus Feigheit, was an den einstigen römischen Statthalter Pilatus erinnert, der nicht aus Überzeugung, sondern aus Feigheit und aus Angst vor Machtverlust Jesus von Nazareth kreuzigen ließ. Mit seiner kaiserlichen Gesetzgebung gegen so genannte "Ketzer" im Sinne der Kirche demonstriert Kaiser Friedrich II. auf jeden Fall sein folgenschweres charakterliches Versagen und sein furchtbares Scheitern als ein möglicher Kaiser zum Wohle des Volkes. Niemand hätte ihn zu dieser Gesetzgebung zwingen können, denn er war der Kaiser. Die Schuld, die er sich damit aufgeladen hat, wiegt auch deshalb schwer. Und das macht im Nachhinein auch das hohe Risiko für Elisabeth von Thüringen deutlich, wenn sie sich als Kaiserin in eben diesen dann tatsächlichen Geschichtsverlauf mitsamt dem kaiserlichen Versagen hätte mit hineinziehen lassen. So schindete sie sich eben stattdessen lieber als willenloses Mündel des Inquisitors Konrad von Marburg zu Tode und verharrte in ihrer in tödlicher Erschöpfung endenden Glaubensmeinung, auf diese Weise Christus nachfolgen zu können.

Für Friedrich kam der Tod mit 55 Jahren am 13.12.1250, kurz vor seinem 56. Geburtstag am 26. Dezember. Nach langwierigen Kleinkriegen mit der römischen Kirchenmacht stirbt der Kaiser 19 lange Jahre nach Elisabeth in Sizilien – an einer Seuche wie Landgraf Ludwig, Elisabeths Mann. Einer anderen Überlieferung zufolge wurde er von einem seiner Söhne erstickt. Bis dahin standen wenigstens die Muslime in Europa und ihre Gelehrten noch unter dem kaiserlichen Schutz. Doch nach Friedrichs von der Kirche herbeigesehntem Tod schürt diese auch wieder verstärkt den Hass gegen die Muslime. Gleichzeitig lässt man aber alle wissenschaftlichen Werke aus dem islamischen Kulturkreis (wo man damals viel weiter fortgeschritten war als in Europa), derer man habhaft werden konnte, abschreiben. Man unterschlägt jedoch deren Herkunft und schreibt sich die entsprechenden Erkenntnisse selbst zu – eine weitere Lüge in einer schier unendlichen Kette der kirchlichen Geschichtslügen. Einmal mehr zeigt sich deshalb auch hier, was schon Jesus von Nazareth entlarvend über die Priestergilde darlegte, die auch zu Seiner Zeit dem "Vater" diente, den man als "Vater von unten" bezeichnen könnte und der "ein Mörder von Anfang an" ist und "der Vater der Lüge" (Johannes 8, 30-47). Diese Beschreibung charakterisiert nicht nur Theologen, Priester und Schriftgelehrte einer bestimmten Zeit und Religion, sondern sie trifft auf die Priesterkulte in vielen Religionen zu, doch vor allem und besonders schwerwiegend auf diejenige, zu deren Lügen auch noch der böse Missbrauch des guten Namen Christus gehört.

In unserer Zeit glauben jedoch immer mehr Menschen – trotz erbittertem kirchlichem Widerstand – auch an das Urwissen möglicher Reinkarnationen. Diese werden verstanden als große Chancen, in früheren Erdenleben Versäumtes erneut lernen zu können, schwerwiegende Fehlhaltungen zu beheben und den dadurch entstandenen Schaden anderen Menschen gegenüber wieder gutzumachen. Auf diese Weise kann man in der Kürze eines oder mehrerer weiterer Erdenleben allmählich wieder derjenige werden, der man im Inneren schon immer ist – ein freies Geschöpf Gottes ohne Religion, Dogma und Tradition.
Wir leben im 21. Jahrhundert in einer mächtigen Zeitenwende, an deren Ende es keinen Religionsterror mehr geben wird und in welcher die Machtkirchen mit ihren "Konrads" ihr Schicksal ereilen wird. Denn ungesühnte Schuld bleibt Gegenwart und vieles, sehr vieles, von dem wir in dieser Untersuchung über Elisabeth von Thüringen und Ungarn, über Konrad von Marburg und über Kaiser Friedrich II. geschrieben haben, ist bis heute ungesühnt. In dieser gewaltigen Umbruchszeit heißt es nun "Der Vorhang fällt". Und das bedeutet auch: Alles Ungesühnte wird sichtbar und entlädt sich in entsprechenden Wirkungen, bis es bereut, vergeben und wieder gutgemacht ist.

 


Der Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter
über Konrad von Marburg, Elisabeth von Thüringen
und über das Wesen der katholischen Machtkirche:

Konrad will seine Untaten
durch Elisabeth absegnen lassen, der inquisitorische Papst schmückt sich
mit Franz von Assisi

Nachfolgend einige Ausschnitte aus einem Vortrag  des im Jahr 2011 verstorbenen bekannten Psychoanalytikers Dr. Horst Eberhard Richter am 6.11.2006 in der Urania in Berlin. Horst Eberhard Richter ist Mitbegründer der bundesdeutschen Sektion des IPPNW (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung), die 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. In seinem Vortrag zum Thema "Folter und Humanität" zitiert der Psychoanalytiker Papst Innozenz III., der Anfang des 13. Jahrhunderts zugibt: "Jede Verderbnis im Volk geht in erster Linie vom Klerus aus." Horst Eberhard Richter folgert aus diesem Satz des Papstes weiter:
 
"
Da besinnt sich die Kirche auf ein alterprobtes Herrschaftsmittel, indem sie sich selbst durch Ablenkung des allgemeinen Unmuts auf Sündenböcke aus der Schusslinie bringt. Als solche Sündenböcke bieten sich Scharen der Glaubensabweichler an. Unter diesen erscheinen die Katharer besonders gefährlich, weil sie sich von der katholischen Kirche gerade wegen deren Verweltlichung und Ausschweifungen abgewandt haben. So ziehen sie gewissermaßen als lebendiger Vorwurf besonderen Hass des Klerus auf sich."

"Das Startsignal für die europäische Inquisition gibt Papst Gregor IX. im Jahre 1231. Da ernennt er den Magister Konrad von Marburg offiziell zum Aufspüren von Ketzern und stattet ihn mit einer Vollmacht für eine Sondergerichtsbarkeit aus. Dieser Konrad wütet fortan mit Anklagen und Verbrennungen im Lande. Er entfacht, wie es heißt, einen regelrechten Feuersturm. Seine Gnadenlosigkeit stößt bald auf Kritik, nicht aber bei Papst Gregor, der ihn konsequent deckt. Gregor IX., eine der herausragenden Papstgestalten des hohen Mittelalters, ist von gleicher schonungsloser Härte wie Konrad. Sie zeigt sich in seinen brutalen Anordnungen bei der Organisation der Inquisitionspraxis. Rechtsanwälte und Notare dürfen den Beschuldigten nicht beistehen. Diese dürfen nicht mehr testamentarisch über ihren Besitz verfügen. Kinder und Enkel werden in Sippenhaft einbezogen."

"Zu allen Zeiten suchten und suchen die Verantwortlichen für organisierte Grausamkeit nach Legitimation durch den Allerhöchsten. Das Bild der Barbarei wird mit Beweisen christlichen Edelsinns übermalt, etwa durch demonstrative Bindung an allerseits verehrte Heilsfiguren. So tut sich Konrad von Marburg mit der später heilig gesprochenen Elisabeth zusammen und wacht als Beichtvater über ihre strenge Askese und über ihre bedingungslose Hingabe als karitative Wohltäterin. Dabei verrät sein fanatischer erzieherischer Eifer, den er dabei an den Tag legt, dass er eigentlich für sich selbst kämpft. Er will Elisabeth dem Himmel und seiner Umgebung als sein eigenes besseres Selbst vorzeigen und seine Untaten durch sie absegnen lassen."

"Papst Gregor hat sich nach demselben Muster gleich zwei Entlastungszeugen besorgt. Es sind Franziskus und Klara von Assisi (vgl. unten) ... Helmut Feld, der bekannte Franziskus-Forscher, erkennt hier den schlichten Versuch des Papstes, bei Klara so etwas wie eine eigene Rechtsschutzversicherung für das Jüngste Gericht abzuschließen ... Papst Gregor vergießt bei der Beerdigung von Franziskus einen Strom von Tränen und spricht diesen 1228 und Klara 1235 heilig, ohne die Verfolgung von Glaubensabweichlern im geringsten abzumildern."

(zit. nach psychanalyse.lu/ unter der Rubrik articles/ die Datei RichterFolter.htm; dort ist der gesamte Vortrag veröffentlicht)
 

PS: Unser Vorschlag:
Ein Mahnmal für die Opfer der Kirche auch in Marburg
(vgl. dazu Der Theologe Nr. 60)


"Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts, keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die ... Kirche, ganz besonders die römisch katholische Kirche."
(Der Historiker Karlheinz Deschner in: Die beleidigte Kirche, Freiburg 1986, S. 42 f.)

"Und ein Engel rief mit mächtiger Stimme: ´Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister ...` Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: ´Ziehet aus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel.`"
(Bibel, Offenbarung 18, 2.4 f. über "Babylon", eine symbolische Bezeichnung für die Stadt Rom, denn die Stadt Babylon war damals längst untergegangen. Nach Auslegung vieler Bibel-Experten ist mit Babylon die endzeitliche Kirche gemeint, die ihren Hauptsitz in Rom hat.)
 

 

Noch ungesühnt sind die Verbrechen und Schandtaten der Kirche seit ca. 1700 Jahren.
Doch die Zeit der Abrechnung im kosmischen Gesetz von Saat und Ernte ist gekommen.

Der endzeitliche Ruf aus dem Reich Gottes

über die Hure Babylon aller seitherigen Generationen durch den Gottespropheten Johannes von Patmos lautet:

"Tretet aus von ihr Mein Volk, dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden
und nichts empfangt von ihren Plagen."
Bibel, Offenbarung 18, 4


Anmerkungen
:


(1)
PS: Der deutsche Staat zahlt bis heute die Gehälter der katholischen und evangelischen Kirchenoberen und subventioniert den innerkirchlichen Betrieb zudem mit jährlichen Milliardenzahlungen; vgl. dazu https://www.stop-kirchensubventionen.de.

(2) Vgl. dazu den Klassiker von Arnold Toynbee, Menschheit und Mutter Erde, Die Geschichte der großen Zivilisationen, Propyläen-Verlag, 1972. Darin heißt es: "Dem heiligen Franz wäre viel seelische Qual erspart geblieben, wenn er bei seinem ersten Zusammenstoß mit der Kurie den Märtyrertod gestorben wäre. Statt dessen musste er erleben, wie seine nun vom Heiligen Stuhl institutionalisierte Bruderschaft in den Händen des Kardinals Ugolino und des Bruders Elias eine Gestalt annahm, die mit seiner ursprünglichen Vorstellung von einem christusgleichen Leben nur noch wenig Ähnlichkeit zeigte." (S. 397)Man sieht ihm an, dass er Finsteres im Sinn hat

(3) Der franziskanische Wanderprediger Johannes Capistranus (Foto rechts) war Kreuzzugs-Prediger gegen Moslems, Hussiten (bei denen es Gemeinsamkeiten zum Urchristentum gab) und Juden. So fanden Judenermordungen unmittelbar nach Predigten von Capistranus statt. In Jawor in Polen wurden als Reaktion auf eine Predigt des Franziskaners z. B. 17 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Capistranus wurde 1690 heilig gesprochen, und er gilt seither als Schutzpatron für die römisch-katholischen Anwälte. Zu seinen Ehren ist auch die Capistrangasse in Wien benannt.

(4) So sind beispielsweise die heutigen kirchlichen Sozialdienste in Deutschland zu fast 100 % staatsfinanziert, während die beiden Großkirchen auf der anderen Seite ein Vermögen von hochgerechnet ca. 500 Milliarden Euro hüten, (Carsten Frerk, Finanzen und Vermögen der Kirche in Deutschland, Aschaffenburg 2002), von dem sie allenfalls Almosen abgeben. Die Kirchen lassen sich aber gerne als soziale Wohltäter loben, weil die meisten Menschen nicht wissen, woher das Geld für die Sozialleistungen wirklich kommt – vor allem vom Staat oder von den eigenen Gläubigen, die man gerne zu Spenden aufruft. Zur Entwicklung des kirchlichen Reichtums siehe auch die Schrift: Der Reichtum der Kirche ist Blutgeld

(5) Wenn man von Elisabeth von Ungarn spricht, dann darf man sie nicht mit Elisabeths Großnichte gleichen Namens verwechseln (1292/93-1336), die Jahrzehnte später als Jugendliche in die Schweiz übergesiedelt wurde und 1309 mit 16 oder 17 Jahren dort in ein Dominikaner-Kloster eintrat. Auch sie wird gelegentlich "Elisabeth von Ungarn" genannt. Von dieser zweiten "Elisabeth von Ungarn" wird neben einigen vermeintlichen "Wundern" überliefert, dass sie pro Jahr ca. 34.000 Mal das Ave Maria gebetet habe. Für eine katholische so genannte Selig- und Heiligsprechung reichte das aber nicht, denn es hatte sich für diese Prozedur bei ihr nicht eine dafür in der Regel nötige finanzstarke Lobby gefunden.

(6) Der Deutsche Orden wäre 2001 pleite gewesen; er wurde aber durch eine Rechtsbeugung des Freistaats Bayerns vom Staat, d. h. den bayerischen Steuerzahlern, aufgefangen; mehr dazu hier; wie meistens zahlte der Staat wieder einmal für die Kirche.

(7) Auch hier eine erschreckende Parallele zur Gegenwart: Verleumder von religiösen Minderheiten sagen oft anonym und im Fernsehen mit dem Rücken zur Kamera bzw. mit verzerrt dargestelltem Gesicht oder mit verzerrter Stimme aus; angeblich aus Angst vor denen, die sie beschuldigen. Mit einer solchen Vorführung in den Medien versuchen die Kirche und ihre Helfer, eine angebliche "Bedrohung" durch eine angebliche "Sekte" noch zu steigern. Manchmal ist das ganze Szenario zusätzlich mit düsterer Musik unterlegt.

(8) Vgl. den Seitenwechsel im Mai 1945, als aus kirchlichen Unterstützern für Adolf Hitler von einer auf die andere Woche plötzlich angeblich ehemalige "Widerstandskämpfer" wurden.

(9) Die Ordenszugehörigkeit von Konrad von Marburg gilt als umstritten, doch am wahrscheinlichsten war er Franziskaner – ein Orden, der erst im Jahr 1210, also zu Lebzeiten von Konrad (ca. 1180-1235) gegründet wurde. Dafür spricht z. B.: Es waren Franziskaner, die in Missionsabsicht nach Deutschland und auch an den Hof nach Eisenach kamen. Dabei rief man von Anfang an zum Kreuzzug auf und betrieb die grausame Inquisition. Elisabeth von Thüringen wurde schließlich von Konrad und den Franziskanern in Eisenach in den so genannten "Dritten Orden" der Franziskaner aufgenommen. Hinzu kommt die extrem asketische "franziskanische" Lebensführung Konrads. Dazu passt auch eine mittelalterliche Abbildung, auf der er am ehesten eine franziskanische Bekleidung tragen könnte. Und am Rande bemerkt: Zumindest ein nachgewiesener Franziskaner, Gerhard Lutzelkolb, wurde auch als Begleiter und Liebhaber Konrads zusammen mit diesem erschlagen. In wikipedia.org wird Konrad von Marburg passend dazu in der "Liste der bedeutenden Franziskaner" aufgeführt.
Da die Beurteilung Konrads in jüngerer Zeit immer kritischer wurde, gibt es allerdings auch den Wunsch, die Franziskaner von ihm zu "entlasten". Unabhängig davon gibt es noch andere Spekulationen: So wird er gelegentlich als "Prämonstratenser" bezeichnet (ein Orden, der 1120 von Norbert von Xanten gegründet worden war). Diese Einschätzung beruht auf dem Sachverhalt, dass er "gute Kontakte" zum Prämonstratenserinnen-Kloster Altenburg (deren spätere Äbtissin Elisabeths von Ungarns Tochter Gertrud wurde) hatte, und weil es eine entsprechende umstrittene Notiz aus dem 15. Jahrhundert gibt. Andere vermuten, er wäre Dominikaner gewesen, der Hauptorden der mörderischen Inquisition. Doch beides ist sehr unwahrscheinlich. Eventuell gehörte Konrad von Marburg überhaupt keinem Orden an, aber auch das ist äußerst unwahrscheinlich. Denkbar ist allerdings, dass Konrad zunächst im Auftrag der Franziskaner als Franziskaner predigte und dann vom Papst in dessen unmittelbaren Dienst gestellt wurde, wobei man auch in dieser Funktion zumindest offiziell in seinen Orden eingebunden bliebe.
In vielen Publikationen wird die Ordenszugehörigkeit von Konrad von Marburg aufgrund dieses nicht eindeutigen Befunds deshalb gar nicht thematisiert. Ihn gemäß des Lexikon-Eintrags als "bedeutenden Franziskaner" zu betrachten, ist das Naheliegende.

PS: Professor Alexander Patschovsky von der Universität Konstanz schreibt dazu: "Zu Einzelfragen von Konrads Vita, namentlich seiner Ordenszugehörigkeit, vgl. Karl Hermann May, Zur Geschichte Konrads von Marburg, Hessisches Jb. für LG 1 (1951) S. 87-109, dessen Eintreten für Zugehörigkeit Konrads zum Prämonstratenserorden, in der Hauptsache aufgrund eines späten Zeugnisses aus dem 15. Jahrhundert, mich nicht überzeugt (mit guten Gründen ablehnend zuletzt auch W. M. Grauwen, Was de inquisiteur Koenraad van Marburg [1233] een premonstratenzer?, Analecta Praemonstratensia 52, 1976, S. 212-224)." (Alexander Patschovsky, Zur Ketzerverfolgung Konrads von Marburg, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Band 37, Köln 1981, S. 641 ff., zit. nach uni-konstanz.de)

(10) – Die von Kaiser Friedrich II. in den Jahren 1220 bis 1239 erlassenen Gesetze gegen Nichtkatholiken enthielten folgende angebliche "Straftatbestände" und Strafen. Entscheidend zum Verständnis ist der erste Punkt, der darlegt: Die Kirchenführer entscheiden und bilden die Wurzel des Unheils, der Staat ist letztlich nur das Ausführungsorgan der totalitären kirchlichen Ansprüche:
"1. Alle von der Kirche als Ketzer Verdammten sind von den weltlichen Richtern mit dem Tode zu bestrafen. 2. Die, welche aus Furcht vor dem Tode in den Schoß der Kirche zurückkehren, werden mit ewigem Gefängnis bestraft. 3. Während der Untersuchung werden alle Verdächtigen in strengem Gewahrsam gehalten. 4. Die Begünstiger der Ketzer verfallen derselben Strafe wie diese selbst. 5. Ketzer sind an jedem Ort zu bestrafen, auch wenn sie ausgewandert sind. 6. Rückfällige Ketzer verfallen ohne weiteres der Todesstrafe. 7. Ketzer und ihre Begünstiger haben kein Recht auf Appellation und Proklamation (d. h. auf eine Gerichtsverhandlung), damit auf alle Weise die ketzerische Schmach aus dem glaubenstreuen Deutschland entfernt werde. 8. Die Nachkommen und Erben der Ketzer sollen bis in die zweite Generation aller weltlichen Vergünstigungen und öffentlichen Ehren beraubt sein, mit Ausnahme der rechtgläubigen Kinder, welche ihre ketzerischen Eltern zur Anzeige bringen." (zit. nach propertibazar.com, queue, aus-der-geschichte-der-inquisition, 5b813ab0d64ab21e80992fe0.html; Datei 2022 nicht mehr abrufbar)

 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 30: Was trieb Elisabeth von Thüringen in den frühen Tod?, Wertheim 2006, zit. nach
theologe.de/elisabeth_von_thueringen.htm, Fassung vom 31.12.2023, Copyright © und Impressum siehe hier.


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