Der Theologe Nr. 125, aktualisiert am 14.2.2025
Im
Jahr 2009 trafen sich unabhängige Kirchen-Experten und tauschten sich an
zwei aufeinander folgenden Gesprächsrunden über das "Priesterjahr"
aus, das Papst Benedikt XVI. für 2009 ausgerufen hatte. Teilnehmer
waren eine Sozialpädagogin, ein Arzt und Kinder- und
Jugendpsychiater sowie ein Theologe und ehemaliger evangelischer
Pfarrer und ein erfahrener Journalist, der sich seit Jahren mit der
Thematik auseinandersetzt, die sich vor allem darüber austauschten, was
mit den von Priestern sexuell missbrauchten Kindern geschieht, wie sie
auch seelisch in der Folgezeit massiv leiden und von den
Kirchenvertretern auch dann noch psychisch missbraucht werden mit
vielfach lebenszerstörenden Auswirkungen. In diesem Zusammenhang wurde
auch dem Wesen des Priesteramtes nachgegangen, eines Religions-Amtes,
und wie das System und das Milieu einer Priester-Institution auch
die Sexualverbrechen an Kindern begünstigt.
Ab
dem darauf folgenden Jahr 2010 kam es dann zu zigtausendfachen
weiteren Aufdeckungen von Kinderschänderverbrechen von Priestern. Zum Zeitpunkt
der Gesprächsrunde hatte die Kirche noch versucht, diese als
bedauerliche Einzelfälle abzutun, obwohl schon damals nahezu täglich
neue Berichte hinzu kamen.
Nachfolgend eine sich an den Gesprächsinhalten orientierte
zusammenfassende Darlegung der Ergebnisse.
Die in Teil I dargelegten Fakten und Hintergründe sind
auch heute [2025] noch bleibend aktuell und machen deutlich, was hier
geschah und geschieht und letztlich Teil eines Systems ist.
In Teil II geht es darum, was eigentlich Priester sind, dass sie aus
der Tradition antiker Götzenkulte stammen und mit Jesus, dem Christus, nichts zu tun haben.
Denn Er gründete weder eine Religion noch setzte Er Priester, Pfarrer,
Kulte oder Liturgien ein.
Was ist das Priesterjahr? Kurz gesagt: Es
war eine Werbekampagne der
katholischen Kirche, um den Beruf des Priesters wieder in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und ihm vielleicht auch mehr
allgemeines Prestige zu verleihen.
Dem Priesterberuf haftet eine Schattenseite an, die die Priester mit
sich herumtragen: Es sind die pädophilen Verbrechen, die Priester an
Kindern begehen. Immer und immer wieder wird darüber berichtet, und zwar
weltweit. Ob in Amerika, in Kanada, in Australien, in Irland und auch in
Deutschland – es vergeht kein Tag, ohne dass Meldungen von Verbrechen,
die Priester an Kindern begangen haben, an die Öffentlichkeit gelangen.
Bereits im Jahr 2002 schrieb die große deutsche Zeitung DIE ZEIT
in ihrem Dossier unter der Überschrift "Sünder im Talar": "Die
katholische Kirche ist weltweit in Verruf geraten, weil sich Priester an
Kindern vergehen. Auch in Deutschland ermitteln Staatsanwälte wegen des
Verdachts der Pädophilie. Ein Blick in den Abgrund", so schreibt
Christian Schüle.
Der bloßen Wortbedeutung nach heißt Pädophilie eigentlich: Knaben- oder
Kinderliebe, aus dem Griechischen übersetzt. Wenn in den Medien von
Pädophilie die Rede ist, so geht es häufig um den Missbrauch von Kindern
durch Priester. In der Regel beschäftigen sich diese Berichte allerdings
zu 90 % mit der Perspektive der Täter, aber kaum mit der Perspektive der
Opfer. Bei der Pädophilie geht es aber – bei dem, was im Kern abläuft –
um alles andere als um "Liebe" zu Kindern oder zu Knaben. Es geht
vielmehr um die sexuelle Gewaltausübung an Kindern, die sich dagegen
nicht wehren können.
Pädophilie ist also eigentlich ein verharmlosender Ausdruck, unter dem
man sich gar nicht so viel vorstellen kann. "Kindsmissbrauch" klingt
schon dramatischer. Aber was verbirgt sich eigentlich tatsächlich hinter
diesen Ereignissen, die wir so oft in den Medien präsentiert bekommen?
Man muss dazu von der Perspektive des Kindes ausgehen, das hier die
Ausbeutung durch einen Erwachsenen erfährt. Dieser Erwachsene hat
Autorität, und er missbraucht seine Autorität, um sich einem Kind – das
ihm vertraut und das von der Zuwendung des Erwachsenen abhängig ist –,
zu nähern und es dann, in der Regel in spielerischen und unverfänglichen
Situationen, schließlich zu gewalttätigen oder sexuellen Aktionen zu
zwingen.
Derartige Handlungen fangen schleichend an. Es ist nicht so, dass dem
Kind gleich deutlich ist, dass ihm hier Gewalt angetan wird. Und darin
liegt das Problem. Das Kind geht arglos auf den Erwachsenen zu – in
diesem Fall auf den Priester, der ja für das Kind auch eine gewisse
Stellung hat. Meistens wird das Kind sogar von seinen Eltern dazu
angehalten, auf den Priester zuzugehen, weil diese ja dem Priester oder
Pfarrer vertrauen.
Eine Missbrauchssituation entsteht eben schleichend.
Der betreffende Priester missbraucht das Vertrauen des Kindes, indem
er ihm signalisiert: "Ich bin dein guter Freund;
was ich tue, ist rechtens; und du darfst dich eigentlich gegen
das, was ich sage, nicht wehren oder dagegen aufbegehren." Wie
gesagt, oft wird eine solche Missbrauchssituation spielerisch
eingeleitet. Und damit muss man vom Priester als Täter sprechen,
denn er tut das im vollen Bewusstsein; es geschieht nicht aus
einer spontanen Situation heraus, sondern es handelt sich meist um eine
geplante, gezielte Handlung, um die eigenen "Bedürfnisse"
am Kind als Objekt zu befriedigen.
Fragen wir einmal genauer nach: Was spielt sich denn tatsächlich ab? Was
plant ein pädophiler Priester, und was tut er mit Kindern?
Gehen wir zunächst einmal auf die Ausgangsbasis ein: Was ist eigentlich
die Aufgabe des Priesters? Denn da fängt es schon an: Den Kindern wird
eingeredet, der Priester würde ihnen eine Verbindung zu Gott vermitteln,
indem der Priester z. B. mit ihnen betet oder indem er ihnen eine Hostie,
also eine für das Kirchenabendmahl verwendete Oblate
gibt, die sie angeblich brauchen, auch für ihr späteres Seelenheil, und
vieles andere mehr. Es geht der Kirche zufolge also eigentlich um "Gott", um zutiefst
religiöse Dinge, und dabei soll der Priester angeblich eine gewisse
Vermittlerposition inne haben. Die Kirche sagt, der Priester hätte eine
Art "sakramentale Gleichstellung mit Christus" – somit wird praktisch
behauptet: Wenn das Kind Jesus, den Christus, als Vorbild nimmt, dann
soll es sich an den Priester wenden. Hier wird schon etwas aufgebaut,
das überhaupt nicht stimmt, denn Jesus wollte keine Priester.
Aber das sind die Vorzeichen, unter denen ein Kind zunächst einmal mit
einem Priester in Kontakt kommt. Es wird dabei oft auch "gesegnet",
das heißt, der Priester legt dem Kind die Hand auf. Bei einer
anderen Gelegenheit geschieht das außerhalb des so genannten Segnens;
da greift er vielleicht einmal ein bisschen an den Po. Oder es finden, wie gesagt,
"schleichend" verschiedene Berührungen statt, und dann geht es weiter.
Ein Beispiel: Erst vor kurzem wurde beim katholischen Firmunterricht den 11- bis
12-jährigen Kindern ein Workshop zum Thema Sexualmoral angeboten. Der
Priester beginnt dann, über alles zu sprechen, was damit zusammenhängt,
und er stellt es auf seine Weise dar. Doch was ist, wenn er selber Probleme
damit hat, wenn er möglicherweise in der Nähe von Kindern in Erregung
kommt?
Es ist auch bekannt, dass viele Priester kinderpornographische Bilder
getauscht haben – es wurden Festplatten voller Kinderpornofotos
gefunden. Das und Ähnliches bewegt sich in der Gedankenwelt dieser
Priester. Und ein solcher Priester soll dann mit dem Kind beten und es
zu Christus hinführen – das ist ein explosives Gemisch, wenn das
hochgeht.
*
So unerfreulich die bisherigen Ausführungen auch sind, vielleicht regt
sich der eine oder andere gar nicht so sehr darüber auf und versteht
auch nicht, wie man hier von einem "Abgrund" sprechen kann, wie DIE ZEIT
schreibt.
Dazu muss man sich klar machen, dass es sich bei diesen Übergriffen um
Gewaltakte handelt, die bis zum Oralverkehr geht, zu dem das Kind
gezwungen wird oder zur Vergewaltigung durch Geschlechtsverkehr. Beim
Oralverkehr muss das Kind mit dem Mund den Mann, den
Priester befriedigen; der Priester fasst die Geschlechtsorgane des
Kindes an; er beobachtet das Kind beim Ausziehen. All das kann man sich
im normalen Leben überhaupt nicht vorstellen, und es hat mit Zuwendung
und Zärtlichkeit überhaupt nichts zu tun, weil immer der Wunsch nach
Machtausübung und Unterdrückung zugrunde liegt. Das heißt, dass ein
Kind, das normalerweise arglos und auch auf die Zuwendung von
Erwachsenen angewiesen ist, eine Situation massiver Gewalt erfährt. Auch
"scheinbar harmlose Berührungen des Pos" oder "scheinbar harmlose
Berührungen im Genitalbereich" sind für das Kind traumatisierend, weil
es gar nicht einschätzen kann, was da mit ihm passiert.
Man muss sich einmal vorstellen, wie es einem Kind ergeht, das z.
B. ungewollt angefasst wird, das gestreichelt wird bis hin zu
massiven sexuellen Handlungen, bis hin zur Vergewaltigung:
Das Kind hat keinerlei Erlebniswelt im Bereich der Erotik oder der
Sexualität, wenn so etwas geschieht. Für das Kind ist das alles mit
extremer Scham verbunden; es ist dem Kind peinlich, es ist dem Kind
unangenehm, auch schon, wenn es sich "nur" um Berührungen handelt. Und
wenn es darüber hinaus geht, was oft der Fall ist, dann muss man sich
einmal klarmachen: Allein schon der Körperbau eines Kindes ist überhaupt
nicht geeignet für eine solche Handlung, die der missbrauchende Priester
an ihm ausübt, wenn er das Kind vergewaltigt. Es kommt dabei zum
Einreißen von Gewebe; die Ringmuskulatur wird zerrissen, die
Schleimhäute werden zerrissen; manchmal werden auch innere Organe
zerrissen. Der ganze Vorgang der Vergewaltigung ist für ein Kind auch
mit extremsten körperlichen Schmerzen verbunden.
Wenn Sie versuchen wollen, sich das einmal bildlich vorzustellen, dann
könnten Sie sich selbst an einer empfindlichen Körperstelle einen
kleinen Schnitt zufügen, z. B. mit einer Klinge, und dann jemanden
bitten, dass er fünf, zehn oder 15 Minuten lang wie ein Wahnsinniger auf
diesem Schnitt herum reibt – und Sie können sich dann einmal vorstellen:
Wie würde sich das für Sie anfühlen? Dann hätten Sie eine Ahnung davon,
was ein Kind erlebt, wenn es durch einen Erwachsenen vergewaltigt wird.
Und das ist erst einmal die körperliche Ebene.
Es gibt ein Fallbeispiel aus Amerika von einem 11-jährigen Mädchen, das
wegen einer Krankheit ins Kinderspital musste. Das Mädchen sagte in
späteren Jahren
aus: "Nach drei Wochen verließ ich die Klinik als gebrochener Mensch.
Ich hatte keine Lust mehr, ins Freie zu gehen und zu spielen. Ich war
verschämt und hatte massive Schuldkomplexe."
Wie können wir uns vorstellen, was sich in diesem Kind abgespielt hat,
das von einem Priester sexuell missbraucht wurde – um es einmal deutlich
zu sagen? Dabei handelte es sich nicht um eine Vergewaltigung, sondern
das Kind wurde "einfach" unsittlich berührt. Umso ärger wären
dann bei einem Kind die Folgen.
*
Gehen wir von dem aus, was bereits erwähnt wurde: Kinder sind in der
Regel den Erwachsenen gegenüber arglos und vertrauensvoll – insbesondere
dann, wenn es sich um einen Menschen handelt, der dem Kind seit der
Geburt in einer überhöhten Stellung dargeboten wird, ein Mensch mit
sonderbaren Kleidern, der Rituale ausführt – für das Kind von
geheimnisvoller Art – und von dem sich in dem Kind die Ahnung aufgebaut
hat: Dieser Mensch muss etwas Besonderes sein, weil er letztlich der
Vermittler zwischen mir und dem "lieben Gott" sein soll.
Und dann führt ein solcher überhöhter Mensch plötzlich Handlungen an
dem Kind aus, die für das Kind im höchsten Grade mit Scham besetzt,
peinlich und zum Teil schmerzhaft sind.
Wenn Kinder durch Erwachsene Situationen erleben, die sie nicht
verstehen, die sie nicht einordnen können, für die sie nicht einmal
Worte haben, dann haben viele von ihnen die Neigung, schließlich zu der
Überzeugung zu kommen, dass sie selber wohl daran schuld sein müssen,
dass ihnen so etwas geschieht.
Der Aufbau eines solchen Schuldkomplexes ist oft die Folge davon, dass
Kinder Dinge erleben, die sie nicht verstehen, die sie nicht einordnen
können. In ihrer eigenen Logik kommen dann viele Kinder, wie gesagt, zu
der Überzeugung: "Ich muss selbst ein so schlechter Mensch sein, dass
mir so etwas überhaupt geschieht."
Das Kind, das Opfer, hat also plötzlich ein schlechtes Gewissen und
glaubt, es sei schuld an dem, was passiert ist. Und das ist ein Teil des
furchtbar Gemeinen
an der ganzen Situation. Das Kind kann einem von ihm selbst
idealisierten Menschen nicht die Schuld zuweisen. Das würde im Kind
selbst zu großen Konflikten führen, die das kindliche Gemüt gar nicht
aushält.
Aus konkreten Erlebnisberichten von Opfern, also von Kindern, aber auch
von Erwachsenen, die im Kindesalter missbraucht wurden, weiß man: Dieses
tief greifende Schuldgefühl hält ein Leben lang an. Es ist nicht so, dass
man diese Gefühle irgendwann abstellen kann, da sie ja auch
"abgespalten" werden, denn jemand, der solche tiefen Traumata erlebt,
kann den Alltag nicht mehr bewältigen, wenn diese Gefühle ihn ständig
begleiten. Also versucht die Psyche, die Erinnerungen an das Geschehen,
die damit zusammenhängenden Bilder, die Ängste, die Scham, die Schuld
abzuspalten. Und man kann sagen, dass eben diese Gewalteinwirkung eine
lebenslange Traumatisierung bedeutet.
Kommen wir auch noch einmal auf die Sprachlosigkeit zurück, die vorhin
erwähnt wurde. Vielfach ist es so, dass die Kinder vom Täter – dieses
Wort "Täter" ist bewusst gewählt, weil es in der Tat ausdrückt, was den
Kindern angetan wird – zur Sprachlosigkeit verurteilt werden.
Es ist zum einen das eigene Unbehagen, denn das Kind spürt ganz genau,
dass etwas ganz und gar nicht stimmt, zum anderen zwingt der Priester
das Kind auch zur Geheimhaltung. Aus vielen Erfahrungen, aus vielen
Berichten, aus vielen Kontakten mit betroffenen Kindern und Erwachsenen
ist bekannt, dass sie zur Geheimhaltung gezwungen werden. Oder
sie werden dahingehend indoktriniert: "Du bist schuld. Du
hast etwas an dir, was mich veranlasst, dir das anzutun."
Und das wird dann von dem jeweiligen Priester oft noch schamlos
ausgenützt. Von einem Priester aus dem Bistum Würzburg ist bekannt, dass
er ehemaligen Opfern Detektive ins Haus geschickt hat, um sie zu
Aussagen zu bewegen, die den Priester dann entlasten sollten.
Das soll hier noch einmal deutlich herausgearbeitet werden, denn darin
liegt der Skandal: Jeder Kinder-Psychotherapeut weiß, dass Kinder dazu
neigen, sich selbst Schuldgefühle und Schuldkomplexe aufzubauen, aus der
Situation heraus, die sie in ihrer kindlichen Art anders nicht verstehen
können. Und man kann davon ausgehen, dass die entsprechenden Täter – die
ja einer Institution angehören, die in der Psychologie der
Unterdrückung, der Verschleierung und des Manipulierens von Menschen
"Meister" ist – diesen Mechanismus gezielt und brutal ausnützen: Sie
hauen nachher noch einmal in die gleiche Kerbe hinein und sagen von sich
aus dem Kind, noch einmal: "Du bist schuld, dass dir dies geschieht."
*
Ein Priester oder Pfarrer kann ja leider immer noch auf dem Nimbus
bauen, etwas Besonders zu sein, ein besonderer Mensch, zu dem man
aufschauen muss. Doch dieses "Besondere" ist eine Art Selbstsuggestion
der Priester. Sie glauben, sie seien etwas Besonderes – dabei sind sie
ganz normale Menschen. Aber man steigert sich vielfach in eine "besondere Berufung" hinein, was dann bei katholischen Priestern in der
Praxis so aussieht: Sie leben einsam und allein in einem großen
Pfarrhaus; sie sind gezwungen, das Zölibat zu halten – angeblich keusch
zu leben. Es wird also eine künstliche Situation geschaffen, die völlig
unnatürlich ist, und das treibt unter anderem auch diese Blüten, das
heißt, dieses Umfeld begünstigt wohl auch derartige Verbrechen an
Kindern. Ist der Priester also etwas "Besonderes"? Am Ende gar
eine Art drittes "Geschlecht" mit angeblich größerer Gottnähe als andere
Männer und alle Frauen.
Hierzu kann deutlich gesagt werden: Jesus wollte weder das Priesteramt,
noch wollte Er das
Zölibat. Er wollte die Ehe von Mann und Frau, Er wollte die Familie. Das
Zölibat ist eine Erfindung der Kirche. Das sind allerdings nicht die
einzigen Widersprüche zu Jesus: Denn Jesus von Nazareth lehrte die
Gottes- und Nächstenliebe, ohne das Amt eines Priesters, Pfarrers oder
Pastoren.
Fassen wir zusammen: Jetzt haben wir Priester, die Jesus nicht
wollte, die ein Zölibat halten sollen, das Jesus nicht wollte – und
wodurch sie offensichtlich in Schwierigkeiten geraten. Das ist
auch naheliegend, denn welcher Mensch kann schon ein Leben lang ohne
seine entwickelte Sexualität leben? Und anschließend haben wir Opfer:
die missbrauchten, die vergewaltigten Kinder.
*
Es wurde bereits ausgeführt, dass es aufgrund des Missbrauchstraumas im
kindlichen Gemüt zu einer Abspaltung von Gefühlsqualitäten kommen kann,
die das Kind nicht zu verstehen vermag und die so stark sind, dass es
diese im eigenen Gemütsleben nicht behalten kann. Das Kind ist auch
deshalb nicht in der Lage, sie zu verstehen, weil es niemanden hat, der
ihm dabei hilft, denn die missbrauchten Kinder werden zum Schweigen
verurteilt. Oft wird die Androhung von schweren Strafen oder sogar die
Androhung der Hölle benutzt, um die Kinder mundtot zu machen und sie in
ihrem Schweigen zu halten. Und aus dieser inneren Not, aufgrund des
damit verbundenen massiven Überdrucks, kommt es zur so genannten
Abspaltung dieser Gefühlsqualitäten. Was bedeutet das?
Wenn solche Gefühlsqualitäten abgespalten werden, werden sie ins
Unterbewusstsein gedrängt und schießen dann in späteren
Lebenssituationen wie aus dem Nichts heraus plötzlich hoch und bestimmen
mit Panik, mit Angst die ganze Erlebnisebene eines Erwachsenen. Die
Menschen, die als Kind ein solches Trauma erlitten haben, leiden dann
oft ein ganzes Leben lang unter diesen in allen möglichen Situationen
emporschießenden Ängsten, Nöten und Panikattacken und werden davon
gequält. Sie können diese Gefühle nicht mehr steuern, weil diese eben
nicht mehr mit dem bewussten Erleben verbunden sind. Das ist das Wesen
der Abspaltung.
Ein Leben mit einer solchen abgespaltenen Gefühlsqualität ist für den
Betroffenen im wahrsten Sinn des Wortes eine Hölle. Jedes Mal, wenn er
oder sie dabei ist, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, kommen
aus dem Unterbewusstsein diese Gefühlsqualitäten hoch, und plötzlich
zieht sich der Mensch wieder aus einer sich anbahnenden Beziehung zurück
und flüchtet, aus Angst, es könnte in der neuen vertrauensvollen
Beziehung das Gleiche wieder passieren wie das, was ihm als Kind
widerfahren ist.
Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Mensch ist nahezu lebenslang
zu Isoliertheit verdammt, weil jedes Mal, wenn er versucht, eine normale
Beziehung aufzubauen, solche Ängste hoch drängen können, die dann sein
ganzes Verhalten bestimmen. Er kann das nicht mehr steuern;
er rennt einfach davon und weiß als Erwachsener gar nicht mehr, warum.
Aber er verhält sich so.
*
Wenn es einmal so weit gekommen ist, ist es sehr schwierig, dem Menschen
aus dieser Not herauszuhelfen. Die Hilfe sollte also vor allem im
präventiven Bereich erfolgen, und hier können alle Beteiligten sehr viel
tun.
Die Kirche könnte z. B. als erstes der Kinder wegen das Zölibat abschaffen. Natürlich ist es möglich, dass auch ein
verheirateter Priester – es gibt ja auch viele evangelische Pfarrer, die sich
nachweislich an Kindern vergingen – derartige Verbrechen begeht, aber wenn damit auch
nur ein paar Kindern geholfen ist, dass ein Pfarrer sich lieber in
Eheprobleme stürzt, als dass er sich an Kindern vergreift, wäre das
schon ein ausreichender Grund, das Zölibat abzuschaffen. Das könnte die
Kirche tun.
Was könnten die Eltern tun? Sie sollten nicht so blauäugig sein und ihre
Kinder einfach in die Kirchengemeinde schicken und meinen, sie wären
dort beim Priester in guter Obhut. Der bekannte Religionswissenschaftler
und ehemals katholische Theologieprofessor Hubertus Mynarek hat einmal
gesagt: "Kinder sollten überhaupt keinen Kontakt zu Priestern haben."
Praktisch könnte man sich das durchaus vorstellen: Nehmen wir an, das
Kind ist nun mal in der katholischen Kirchengemeinde und fährt z. B. mit
dem Priester auf ein Ferienlager – dann soll eben die Kirchengemeinde
einen weiteren Erwachsenen mitschicken und dem Pfarrer kein Einzelzimmer
geben, da man nicht weiß, was dann nachts passieren würde. Das wären z. B.
einige präventive Maßnahmen. Nicht-pädophile Priester wären sicher damit
einverstanden und hätten Verständnis dafür, dass solche Maßnahmen
ergriffen werden müssen – weil einfach zu viele Sexualverbrechen von
Priestern an Kindern geschehen sind.
Dazu eine Zahl aus Amerika: In der Diözese Los Angeles wurde
festgestellt, dass über einen bestimmten Zeitraum hinweg in 75 % aller
katholischen Gemeinden es irgendwo einen Priester gab, der sich an
Kindern verging. Es handelt sich also nicht um eine Ausnahme oder um
das, was im schlimmsten Fall vorkommen kann, aber in der Regel nicht
passiert – es ist tatsächlich ein dauerndes Gefahrenpotential.
Als präventive Maßnahme müsste man den Eltern auch raten, ihre Kinder
überhaupt nicht in die Kirche zu schicken und auch von sich aus
auszutreten, denn das, was hier geschieht, ist Teil eines Systems, dem man
am besten begegnen kann, indem man sich aus diesem System herauszieht.
Es heißt ja schon in der Bibel sinngemäß: "Tretet aus von ihr, mein Volk,
dass ihr nicht teilhaftig werdet dieser Sünden", die dort geschehen. So
sagt der Seher Johannes in seiner Offenbarung, dem letzten Buch der
Bibel. Und viele Bibelkenner sind davon überzeugt, damit sei die
endzeitliche Kirche gemeint, in der eben solche Dinge gang und gäbe
sind.
Und schließlich könnte auch der Staat etwas tun: Er könnte z. B. das
Jugendschutzgesetz dahingehend erweitern, dass der Kirche nur erlaubt
wird, Ministranten zu beschäftigen, die das Mindestalter von 16 Jahren
erreicht haben. In diesem Alter hat der Jugendliche schon eine gewisse
Stabilität und lässt nicht mehr alles mit sich machen. Also, es gäbe
eine ganze Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen könnte, damit es erst
überhaupt nicht zu solchen Verbrechen kommt, mit den darauf folgenden
furchtbaren Folgen für die Opfer.
*
Kommen wir noch einmal auf die Hilfestellung für die Opfer zurück. Wenn
Menschen, denen als Kind sexuelle Gewalt angetan wurde, Hilfe suchen,
dann ist es für sie oft lange Zeit sehr schwierig, diese Hilfe überhaupt
anzunehmen. In einer Therapie kommt es zunächst über längere Zeit im
Wechsel immer wieder zu einer Annäherung, dann wieder zu einer
Distanzierung, so dass man dem Betroffenen zuerst einmal helfen muss,
sich diese Annäherung und Distanzierung, Annäherung und Flucht, und
wieder Annäherung und Flucht bewusst zu machen, damit er dann allmählich
in die Lage kommt, Hilfe überhaupt annehmen zu können.
Das heißt, die Therapie der Missbrauchsopfer ist keine einfache Sache,
auch für den Hilfesuchenden selbst nicht, weil er eben jedes Mal von
diesen massiven Ängsten geplagt wird, wenn er dabei ist, eine
vertrauensvolle Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Und eine
solche Vertrauensbasis ist notwendig, wenn eine Therapie erfolgreich
sein will und überhaupt als Hilfe angenommen werden kann.
Es ist also eine außerordentlich schwierige und komplexe Situation, die
oft ein ganzes Leben lang anhält. Wenn die Betroffenen überhaupt eine
partnerschaftliche Beziehung eingehen, dann sind auch diese
Partnerschaften von extremen Schwierigkeiten geprägt, weil all das, was
man normalerweise mit der Vorstellung eines partnerschaftlichen Lebens
verbindet, in diesen Beziehungen nicht stattfindet oder gar nicht
stattfinden kann.
Es geht aber nicht nur um die partnerschaftliche Beziehung zum anderen
Geschlecht, die der Betroffene sucht und die dann gestört ist, sondern
es betrifft viele Alltagssituationen, die das Opfer aufgrund des
erlebten Missbrauchstraumas einfach nicht mehr bewältigen kann. Ein
normaler Einkauf z. B., der für jeden von uns ganz alltäglich ist – wir
gehen in ein Kaufhaus und kaufen etwas –, ist für ein Opfer, das diese
Gewaltsituation erlebt hat, manchmal nicht mehr möglich oder selbst hier
mit Ängsten verbunden. Der Betreffende kann
sich oft auch nicht mehr auf bestimmte, wesentliche Dinge, die den
Arbeitsablauf in seinem Beruf betreffen, konzentrieren. Die Opfer
reagieren z. B. auf bestimmte Dinge im ganz normalen alltäglichen Leben,
die an die Umgebung erinnern, wo der Missbrauch stattgefunden hat –
seien es Farben, seien es Stoffe, seien es Bilder. All das kann diese
unterdrückten oder abgespaltenen Empfindungen und Gefühle wieder auslösen.
Aber das Problem ist, dass kein Bezug mehr dazu stattfinden kann, wenn diese Erlebnisse wirklich so weit in die Psyche und auch in die
Körperzellen verdrängt wurden, dass die Bilder erst viel später zum
Durchbruch kommen, ohne dass die Betreffenden bei einem solchen
"Flashback" überhaupt wissen, was eigentlich wirklich zugrunde liegt.
Wir möchten darauf noch ausführlicher eingehen, weil die durch den
Missbrauch ausgelöste Persönlichkeitszerstörung in den Alltag
hineinreicht. Greifen wir das weiter oben genannte Beispiel auf: Jemand
hat eine frische Schnittwunde, und ein anderer reibt auf diesem Schnitt
fünf, zehn oder 15 Minuten lang heftig herum: Das Opfer schreit und sagt:
"Hör auf, es tut mir weh! Es tut mir wahnsinnig weh! Hör auf, hör auf,
hör auf!" Und was sagt der andere? "Es macht nichts."
Viele Missbrauchsopfer schildern, es sei ihnen gesagt worden: "Es
macht nichts." Später geraten sie eventuell in eine Situation, in
der ein anderer den Satz "Es macht nichts" fallen lässt
– dann lässt dieser einzelne Satz "Es macht nichts"
noch Jahre später das ganze verdrängte Erleben hochkommen, und plötzlich
rennen die Opfer in Panik davon, aber sie wissen gar nicht, warum.
Sie wissen es selbst nicht mehr, weil das zugrunde liegende traumatische
Erlebnis abgespalten ist – und die Menschen, mit denen sie vielleicht in
irgendeiner Weise freundschaftlichen Kontakt pflegen, verstehen sie auch
nicht. Dann kommen die Opfer in den Ruf, sie seien verrückt. In
Wirklichkeit werden sie durch die ins Unterbewusstsein abgedrängten
Ängste und Nöte, die Panik gesteuert. Erst im Laufe der Therapie lernen
sie dann wieder zu verstehen, warum ein einziger Satz, wie der vorher
zitierte – er kann auch anders lauten – derart massive Reaktionen
auslöst, die dem Betroffenen selbst als fremd erscheinen; er ist
sozusagen im eigenen Haus nicht mehr zu Hause.
All das wurde womöglich durch ein Ereignis in der Kindheit verursacht.
Wie wir aus
den Berichten wissen, handelt es sich oft nicht um ein einzelnes
Ereignis, sondern es sind vielfach wiederholte traumatische Erlebnisse,
das heißt, diese Missbrauchssituationen können unter Umständen Monate,
sogar Jahre andauern, bis sie irgendwann durch irgendwelche Umstände
beendet werden. Die Folgen aber bleiben ein Leben lang, und für den
Betroffenen bedeutet das: ein weitgehend zerstörtes Leben.
*
Spätestens jetzt kommt die berechtigte Frage auf: Und die Täter, die
Priester, die Kinder missbrauchen – was ist mit ihnen? Wie werden sie
zur Rechenschaft gezogen?
In Bamberg musste der Dom-Kapitular zurücktreten, weil ihm nachgewiesen
werden konnte, dass er früher Kinder sexuell missbraucht hat. Im Zuge
dieser Ermittlungen sagte eine Lehrerin sinngemäß, sie wüsste von einem
Schüler, der Selbstmord begangen hat, und sie stellte eine Verbindung
her zwischen dem sexuellen Missbrauch, der früher durch den
Dom-Kapitular verübt worden war, und dem Selbstmord des Schülers.
Sie konnte es nur nicht nachweisen.
Dass ein Missbrauchsopfer Selbstmord begeht, scheint kein Einzelfall
zu sein.
Denn als der Papst sich vor einiger Zeit in den USA aufhielt, wurden
von Opfer-Vertretern Fotos hochgehalten, und ungefähr zehn dieser Fotos
trugen einen schwarzen Rand –
das heißt, diese jungen Menschen haben sich umgebracht, weil sie
nicht mehr zurechtkamen.
Im Fall Bamberg konnte allerdings ein direkter Nachweis des
Zusammenhangs zwischen dem Missbrauch durch den ehemaligen Dom-Kapitular
und dem Selbstmord des Schülers im juristischen Sinne nicht geführt
werden. Und in der Regel wird der missbrauchende Priester wegen seiner Tat
auch nicht verklagt oder gar bestraft, sondern es kommt immer wieder zu
irgendwelchen harmlosen Versetzungen, wo dann vom Täter meist neue
Verbrechen begangen wurden.
Wir haben jetzt versucht, vom Tiefenpsychologischen her einiges
aufzuzeigen, aber der ganze Sachverhalt ist sehr komplex und massiv; es
sind Verbrechen.
Und wenn die Missbrauchsopfer dann einmal tatsächlich vor Gericht
aussagen, dann versucht der Vertreter des Angeklagten meistens, die
Glaubwürdigkeit des Aussagenden in Zweifel zu ziehen.
Diese Strategie
wird auch gezielt genutzt, um von vornherein eine Anklage des Täters
oder eine eventuelle spätere Verurteilung zu verhindern. Denn es fällt
relativ leicht, die Aussagen eines traumatisierten Menschen völlig in
Frage zu stellen – er verhält sich ja oft wie jemand, der "verrückt"
ist, wie man volkstümlich sagt, weil er eben in den Augen vieler und
auch vor sich selber oft Handlungen begeht, die er selbst nicht mehr
versteht, eben aus der Panik heraus, die er mit sich herumträgt.
Und das ist die nächste Ebene der Grausamkeiten: dass man nachher die Opfer
genau deswegen lächerlich macht oder ihnen nicht glaubt, weil sie
erlitten haben, was sie erlitten haben. Aber man schiebt es ihnen in die
Schuhe und sagt: "Bitte schön, das sind ja die Aussagen eines seelisch
wirklich auffälligen Menschen. Also, man kann doch nicht einen Priester
verurteilen, wenn ein seelisch so auffälliger Mensch solche Aussagen
über den Priester macht!"
*
Das Verhalten solcher Verbrechen bedeutet für die Opfer vielfach ein
zerstörtes Leben. Dabei denkt so mancher an Jesus von Nazareth, der für
das Leben und für die Kinder war, und es fällt ihm die Passage ein, die
in allen drei Evangelien – Matthäus, Markus und Lukas – zu finden ist,
in der Jesus sinngemäß sagt: Wenn jemand ein Kind verführt, zum Bösen
verführt – welche Bedeutung man da auch immer hineinlegen möchte –, für
den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er im
Meer versenkt würde.
Das ist eine ganz klare Aussage: Für den
Täter wäre es besser, dass er mit einem Mühlstein im Meer versenkt
würde, bevor er solche Übeltaten begehen kann. Was die Kirche hingegen
tut, ist der krasseste Widerspruch dazu. Die Kirche verfügt über
Raffinements, Tücken und Tricks, um selbst die schlimmsten Verbrechen
noch irgendwie hinzubiegen bzw. sie in ihr katholisches Lehrgebäude zu
integrieren.
Das kann man sich einmal konkret auch so vorstellen: Ein Priester,
der z. B. einen Jungen oder ein Mädchen vergewaltigt, kann fünf Minuten
später in die Kirche gehen und bei einer Firmung einem anderen Kind die
Hand auflegen, und diese sakramentale Weihe, also diese Firmung des
Kindes, ist – nach Kirchenlehre – voll gültig. Es spielt überhaupt keine
Rolle, was der Priester fünf Minuten vorher gemacht hat. Er kann sich in
der Sakristei noch Kinderporno-Bilder angucken und dabei vielleicht auch
noch masturbieren, und dann ginge er hinaus zur
Erstkommunion. Es wäre alles katholisch gültig – nach der kirchlichen Lehre ist es
überhaupt nicht relevant, wie der Priester lebt und denkt und was er
zuvor oder danach tut. Für ihn wird der "character
indelebilis" reklamiert, der, so wörtlich, angeblich "unzerstörbare
Charakter", den die Kirche ihren Priestern, ihren "Hochwürden",
zuspricht. Mit Jesus und Seiner Lehre hat das aber überhaupt nichts zu
tun!
Und die obige Schilderung ist nicht etwa irgendeine Phantasie. Im
irischen Ryan Report finden sich beispielsweise die Berichte von Kindern, die
darüber erzählen, dass sie in einer Sakristei missbraucht worden sind;
dass sie im Beichtstuhl vergewaltigt worden sind; dass sie von
den Priestern in den Kinderheimen auf furchtbare Art und Weise
gefoltert worden sind.
Was die Ordination eines Priesters bewirkt, schildert ein ehemaliger
evangelischer Pfarrer, ein Theologe. Er erzählt, dass er wohl ordiniert
wurde – ähnlich der katholischen Priesterweihe –, aber nach der
Ordination nicht etwa plötzlich "ein anderer" war. Er verfügte danach
auch nicht über besondere Fähigkeiten oder Kräfte, die er auf andere
Menschen hätte übertragen können: Es war mit ihm nach der Ordination
genauso wie vorher.
Warum also Eltern ihre Kinder in die Hände von Priestern geben, kann
wohl nur etwas mit Tradition zu tun haben, eventuell auch mit dem guten
Glauben der Eltern, ihre Kinder würden von den Priestern zu guten,
freien Menschen erzogen. Und da die Kirche für sich beansprucht, die
Lehrmeisterin aller Völker zu sein, auch was Ethik und Moral betrifft –
so muss man fragen: Wird hier nicht der gute Glaube, der gute Wille der
Eltern schamlos ausgenutzt?
Allerdings, wenn man sein Kind zu einem aufrichtigen, guten, moralisch
integren Menschen erziehen möchte, müsste man es doch dorthin bringen,
wo diese Werte gelebt werden. In den Kirchen jedoch heißt es letztlich
oder gar ausdrücklich: "Allein
der Glaube genügt." In Bezug auf die Missbrauchsfälle sagt man natürlich
auch: "Das ist schlimm, was hier passiert", aber nach der Kirchenlehre
liege die Voraussetzung für das Seelenheil eben allein in dem von ihr
definierten Glauben. Und wie die Priester leben,
ist laut Kirche gar nicht entscheidend – allein das müsste das Volk doch
schon hellhörig machen!
Wenn man von soviel tausendfachem Missbrauch durch Priester erfährt und
jetzt davon weiß, dann wird einem klar: "Ich kann mein Kind an
viele Orte in der Regel mit gutem Gewissen hinschicken, obwohl es
natürlich nirgends 100%ige Garantien gibt: in den Sportverein, zu den Naturschutz-Wochenenden – aber
doch bitte nicht in die Kirche!" Das sollte man auch als Eltern
bedenken: Ich spiele doch nicht russisches Roulette mit der Seele
meines Kindes! Und da es eben eine Hauptrisikogruppe gibt – und das sind nun
einmal die Priester; man braucht nicht im Detail darauf einzugehen,
woher das gekommen ist –, muss man als verantwortliche Eltern fragen:
"Wo kann ich mein Kind denn noch nach bestem Wissen und Gewissen hinschicken?"
Urchristen glauben, dass man Gott überall finden kann, in jedem
Mitmenschen, in der Natur, in dieser herrlichen Schöpfung und auch im
Alltagsgeschehen. Dafür braucht niemand in eine Kirche zu gehen. Im
Gegenteil: Für ein Kind ist es dort gefährlich – allein wenn man nur
berücksichtigt, was laut statistischer Ermittlung passiert, die
Dunkelziffer noch gar nicht gerechnet.
Man muss auch Folgendes noch hinzufügen: Die Kinder werden bereits ab der Taufe
indoktriniert. Ein Teil dieser Indoktrination besteht darin, sie glauben
zu machen, der Priester sei eine spezielle, Gott nahe stehende Person,
der letztlich unentbehrlich ist für jeden Menschen, der zu Gott kommen
möchte.
Dieser irrige Nimbus des Priesters wird schon ganz früh in die kindliche Seele
hineingesenkt, und man kann an vielen Beispielen erkennen, dass diese
Indoktrination selbst im Erwachsenen noch nachwirkt. Der normale
Erwachsene im Alltagsleben denkt oft: "Ich bin doch aufgeklärt; ich bin
doch wissenschaftlich orientiert; ich habe doch mit all dem nichts mehr
zu tun."
Konkret auf den sexuellen Missbrauch von Kindern bezogen, erlebt man
auch, dass nicht wenige Eltern – wenn ihr Kind versucht, ihnen zu
berichten, was ihm geschehen ist – im Zweifel dann eher dem eigenen Kind
keinen Glauben schenken und innerlich die Loyalität zum überhöhten
Priester aufrecht erhalten, statt ihrem Kind zu helfen und ihm zu sagen:
"Was dir passiert ist, das ist ja eine Ungeheuerlichkeit! Ich werde dir
helfen, damit das in Ordnung gebracht wird. Wir werden den Täter zur Rede stellen. Dir
ist Unrecht geschehen, und ich helfe dir." Das findet häufig nicht
statt.
Es gibt auch andere Beispiele: Wenn Eltern doch schützend für ihr Kind
handeln, dann passiert es nicht selten, dass sie selbst im Dorf in die
Außenseiterposition gedrängt werden, weil mittelalterlich geprägte
Seelen immer noch lieber den Priester schützen als einem Opfer zu
helfen. Die Indoktrination geht also ganz weit ins Unterbewusstsein der
Menschen hinein, weil diese auch schon Jahrhunderte lang erfolgt. In den
Seelen vieler Menschen gibt es nach wie vor enorme Widerstände dagegen, dass der
Priester endlich einmal als das dargestellt wird, was er wirklich ist, und
dass er endlich seine
überhöhte Position verliert.
Zwei kleine, praktische Beispiele können das verdeutlichen:
Ein Vater in Franken hatte einmal unwahrscheinlich viel Mut. Während
eines Weihnachts-Gottesdienstes stand er plötzlich auf und sagte laut:
"Dieser Priester hat mein Kind missbraucht!" In genau dem Augenblick
ging die Orgel los und hat alles, was er sagte, übertönt. Das Ganze
wurde natürlich dann hinterher doch teilweise aufgearbeitet, aber dieses Bild des
alles übertönenden Orgelspiels, um die Illusion aufrecht zu erhalten,
ist bezeichnend.
In einem anderen Beispiel hat ein katholischer Dekan Selbstmord
begangen. Die Vorgeschichte: Er hatte zu einem ehemaligen Ministranten
seit dessen 16. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung. Als das dann
herauskam, hat die Gemeinde – da von "Überhöhung" die Rede war – gesagt:
"Für uns war er trotzdem eine Lichtgestalt." Durch seinen Selbstmord hat
der Dekan die Aufklärung verhindert. Das heißt, es galt im Zweifelsfall
die Unschuldsvermutung, obwohl sein Fehlverhalten überall schon bekannt
war. Aber auf diese Weise wurde verhindert, dass Polizei,
Staatsanwaltschaft oder auch nur Kirchengerichte sich weiter damit
beschäftigen, und der Beschuldigte bekam ein ehrenvolles Begräbnis im
Priestergrab der Diözese in Würzburg.
Auch am Beispiel dieses Dekans merkt man, wie im Grunde genommen das
Umfeld versucht, den Nimbus des Überhöhten auf verschiedenste Art und
Weise aufrecht zu erhalten, obwohl doch so viel hinter den festlichen
klerikalen Gewändern verborgener Schmutz zutage gefördert worden ist.
Ohne den Priestern zu nahe treten zu wollen, sei die Frage doch erlaubt:
Was verbirgt sich hinter diesen Gewändern? Es dringt ja hier und da nach
außen. Das Ganze hat mittlerweile eine solche Dimension angenommen, dass
man diese Gewänder, die ja auch den Nimbus repräsentieren, abschaffen
müsste. Und die Menschen sollten sich mit der Zeit auch nicht mehr
blenden lassen.
*
Wie verhält sich denn die Kirche zu pädophilen
Angestellten, die vielfach auch konkret zu Kinderschänderverbrechern
wurden? Verwunderlich ist die Tatsache, dass die Kirche
versucht hat, Haftpflichtversicherungen für solche Fälle in Anspruch zu
nehmen. In den USA gab es Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe,
die die Kirche leisten musste. Und selbst die deutsche Rückversicherung
wurde dadurch belastet und musste in erheblichem Maße zahlen, damit die
Schadensersatzforderungen an die Opfer geleistet werden konnten. Gerade
in Deutschland haben wir eine kuriose Situation: Es gibt die
Kirchensteuer und zusätzlich staatliche Subventionen für Kirchen auf der
anderen Seite in Höhe von über 21 Milliarden Euro jährlich [2025] – das ist nun mal kein
Pappenstil. Das heißt: Jeder von uns zahlt letztlich durch Steuern, aus
denen dann die Subventionen an die Kirche bezahlt werden, für
Schadensersatzleistungen, die die Kirche zu zahlen hat.
Fragen wir doch einmal: Welche Rolle nimmt die Kirche bei der Aufklärung
solcher Fälle ein? Und was tut die Kirche, um hier endlich einmal einen
Riegel vorzuschieben?
Vor einigen Jahren kam in den USA eine große Welle an Missbrauchs-Verbrechen
an die Öffentlichkeit; die NEW YORK TIMES berichtete darüber. Inzwischen
wurde eine Milliarde Dollar an Schmerzensgeldern gezahlt – eine ganze
Milliarde. Es kam dann so weit, dass einzelne Diözesen Bankrott
angemeldet haben, weil sie damit zahlungsunfähig wurden, und so mussten
sie die Schadensersatzforderungen nicht begleichen. Denn nach
amerikanischem Recht ist man der Pflicht der Schadensersatzzahlung
enthoben, wenn man sich selber für bankrott erklärt. Die Kirche hat also
jeden möglichen Trick angewendet, um sich vor diesen Zahlungen zu
schützen oder sich dagegen zu wehren.
Wir haben bereits ausgeführt, was es für einen Menschen bedeutet, wenn
er Opfer eines derartigen Verbrechens wird. Und selbst wenn eine
Schadensersatzzahlung erfolgt, kommt der Einzelne aus seinen Nöten
dadurch überhaupt nicht heraus. Auch noch so viel Geld kann die
seelischen Traumata nicht heilen. Es ist nur ein ganz oberflächliches
Eingeständnis der Schuld und eventuell eine oberflächliche Genugtuung,
die den Opfern dadurch widerfährt, aber ihre eigenen einzelnen
tatsächlichen Nöte werden dadurch nicht beseitigt. Das muss man einmal
klarstellen.
Das ganze Problem schreit also nach Prävention. Was tut die Kirche
präventiv?
Es wäre erfreulich, wenn sie überhaupt aktiv etwas zur Prävention
unternehmen würde – dann kämen wir letztlich zu dem Ergebnis: Man müsste
eigentlich das Priesteramt abschaffen. Was die Kirche aber tut, ist
das, was sie auch mit dem Missbrauch von Kindern tut: Sie
verschleiert, sie vertuscht; sie unterstützt auch nicht oder zu
wenig die
deutschen Aufklärungsbehörden, und die
UNO-Kinderkonvention ist für sie nicht bindend. Das wären alles Präventivmaßnahmen:
dass die Kirche das tut, was sie von anderen erwartet, und auch, dass
sie die geltenden Rechte der Staaten respektiert.
Wie ist es möglich, dass ein Priester z. B. 17 Kinder missbraucht hat?
Warum ist das in der Kirche nicht aufgefallen? Und warum konnte das
nicht früher unterbunden werden?
Die Antwort liegt unter anderem in der Verschleierungstaktik und in der
starken Hierarchie begründet, die in der Kirche vorherrschten. Die
Situation des Missbrauchs ergibt sich immer aus dem Verhältnis eines
Abhängigen zu einem, der Macht ausübt, zu einer Autorität. Die Struktur
der Kirche ist hierarchisch geprägt, das heißt: Einer, der Autorität
hat, einer der Macht hat – das sind der Papst und das ganze Gefolge –
übt Macht auf das gläubige Volk aus. Die Erfahrungsberichte vieler
Missbrauchsopfer weisen immer wieder dasselbe Muster auf: Es ist
immer wieder die gleiche alte Geschichte von Macht, Unterdrückung,
Hierarchie, Ausbeutung, Indoktrination; es geht immer darum, den
Menschen zu demütigen und ihn auf einem gewissen Level der Unterdrückung
zu halten.
Das sind die Erlebnisse, die von den Opfern geschildert werden.
*
Wir sollten noch einmal auf die Opfer zurückkommen, damit wir diese
Ungeheuerlichkeiten richtig auf uns wirken lassen können. Es handelt
sich dabei um Kinder aller Altersgruppen, die von Priestern missbraucht
werden – in Heimen, in der Sakristei, im Pfarrhaus, in den Schlafsälen,
in Internaten usw.: ein-, zwei- und dreijährige Kinder, 10-Jährige,
12-Jährige, 16-Jährige ... Das heißt, dass der Priester –
schildern wir es einmal deutlich, denn das ist es, was dem Kind
tatsächlich angetan wird – mit seinem Penis in den After
eindringt, mit seinem Penis in die Scheide stößt, das Kind dazu zwingt,
seinen Penis in den Mund zu nehmen, den Samenerguss zu erdulden.
Allein diese knappe Schilderung, aber auch die langjährige
sozialpädagogische Erfahrung zeigen ganz deutlich: Ein Kind mit seinem
Erleben von Sexualität – wenn es das überhaupt hat – kann niemals für
den Priester ein
"Partner" sein. Aus den Berichten von Betroffenen geht auch immer
deutlich hervor, dass es um Macht, um Unterdrückung und um Ausbeutung
geht – und nicht etwa um Liebe und Zuwendung, wie oft rechtfertigend
behauptet wird.
Ein normales rechtsstaatliches Vorgehen gegen die Täter wäre sicher ein
wesentlicher Teil einer wirksamen Prävention. Ein Lehrer z. B., dem man
an einer Schule einen sexuellen Missbrauch an seinen Schülern nachweist,
würde auf keinen Fall im Amt bleiben – man würde ihn sofort entlassen.
Aber entlässt die Kirche ihre pädophilen und sexuell missbrauchenden
Priester? Der Papst sagt zwar: Das darf nicht sein. Aber
die Praxis ist oft ganz anders: Man wartete immer wieder erst einmal ab, bis Gras über
die Sache gewachsen ist. Dann fand man für den betreffenden Priester
einfach andere Verwendungen. Außerdem gibt es kirchlicherseits auch Geheimhaltungspflichten, also das krasse Gegenteil von Aufklärung
bzw., moderner formuliert, strenge "Vertraulichkeiten". Dazu wurde z. B. bereits von Johannes Paul II. oder auch
vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger genau festgelegt, wie man in solchen
Fällen zu verfahren hat; schon unter Papst Johannes XXIII. gab es hier
Anordnungen.
Man könnte vielleicht meinen, dass diese Anordnungen z. B.
beinhalten, zur Polizei zu gehen und den verbrecherischen Priester
anzuzeigen. Doch meist lief es darauf hinaus: Das Ganze wird "innerkirchlich"
geklärt. Dazu bestimmt die Kirche zum Beispiel einen Priester, der
dann nur das verlautbaren lässt, was die Kirche nach außen geben möchte.
Und meist erst wenn die Schandtaten an die
Öffentlichkeit kommen, wurde reagiert. In den meisten Fällen
wird irgendwann der Missbrauch durch das Kind offen gelegt. Und dann
wird oft immer noch vom missbrauchenden Priester oder vom
verantwortlichen Bischof versucht, das Kind weiterhin zu isolieren und
es in seinem Schweigen zu halten. Wenn das Kind also nicht die Stimme
und die Unterstützung eines Erwachsenen hat – seien es die Eltern, seien
es Menschen, die noch ein offenes Gewissen und ein Rechtsgefühl haben –,
bleibt das Verbrechen vielfach kirchenintern. Meist erst über die
Hilfestellung für das Kind durch einen Dritten kommt das Geschehen an
die Öffentlichkeit.
Ob wohl das achte Gebot – Du sollst nicht falsch Zeugnis geben wider
deinen Nächsten – auch für die Kirche gilt? Rein vordergründig sagt die
Kirche zwar, sie wollen sich an die Zehn Gebote Gottes halten, doch man
muss die Frage stellen: Tut sie es auch?
Es gibt einen
Erlass von Johannes Paul II., wie mit missbrauchenden Priestern
umzugehen ist. Ein Teil des Erlasses besagt, dass ein Priester die
Abklärung durchzuführen hat; wiederum ein Priester also hat den
Priester-Täter zu
vernehmen. Sobald der Verdacht sich erhärtet, dass etwas geschehen sein
könnte, wird das ganze Verfahren an die Glaubenskongregation in Rom
übergeben, die von da an über das ganze weitere Vorgehen Regie führt. In
dem päpstlichen Erlass steht: "Das Ganze unterliegt päpstlicher
Geheimhaltung." Die Kirche tut also vieles, um eine Aufklärung nach
weltlichem Recht zu behindern oder zu verhindern.
Bis zum Jahr 2019 bedeutete diese "päpstliche
Geheimhaltung" bei kirchlichen Verfahren zu Sexualverbrechen von
Priestern an Kindern auch die Exkommunikation bei bei Zuwiderhandlung,
was für den, der sich nicht daran hält, nach dem Tod auch "ewige Hölle"
bedeuten sollte. Erst am 17.12.2019 wurde dies unter massivem
öffentlichen Druck durch die päpstliche Instruktion Sulla riservatezza delle cause (Über die
Vertraulichkeit von Verfahren) abgeschwächt in "Vertraulichkeit".
Unter weiter heißt es dort: "Demjenigen,
der Meldung erstattet, der Person, die aussagt, geschädigt worden zu
sein und den Zeugen kann in keiner Weise eine Schweigepflicht
hinsichtlich des Tatsachenbestandes auferlegt werden."
Aber dennoch eben "Vertraulichkeit", was weiterhin
Möglichkeiten der Vertuschung beinhaltet. Außerdem besteht in
Deutschland weiterhin keine so genannte "Anzeigepflicht" von
Sexualverbrechen an Kindern. Und außerdem wurden diejenigen, denen bis zum 17.12.2019 Exkommunikation und
damit spätere ewige Hölle angedroht wurden, nicht nachträglich
rehabilitiert und gegebenenfalls per innerkirchlicher "Amnestie" aus dem behaupteten
katholischen Straf-Ort befreit.
Nach eigenem Bekunden setzt sich die Kirche mit ihrem kanonischen Recht
weiterhin über jedes weltliche Recht eines normalen Rechtsstaates hinweg. Das
heißt: Die Kirche tut das völlig ohne Skrupel, weil sie von sich selbst
behauptet oder glaubt, das Kirchenrecht stehe über jedem weltlichen
Recht. Es kann im Lichte der hier geschilderten Erfahrungen also keine Rede davon sein, dass die Kirche
das Notwendige unternimmt, um einen weiteren Missbrauch oder weitere
Missbrauchsfälle zu verhindern. Der Kirche geht es in
erster Linie um den Schutz der Täter und um den Schutz ihres eigenen
Rufes. Die Opfer stehen an letzter Stelle und sind in der schwächsten
Position, denn wer, welche Familie, welches Kind könnte z. B. der
Argumentation eines Priesters standhalten, wenn dieser plötzlich zu
Besuch kommt und versucht, das Kind unter Druck zu setzen, den Eltern
vielleicht Geld anbietet, damit sie schweigen – und gleichzeitig Kind
und Eltern Schuldgefühle einimpft, wie es zuvor auch schon der Täter getan hat?
*
Die Kirche beansprucht, oberster Richter aller Richter auf der Welt zu
sein. Gibt es also einen Richter über dem Papst? Für die Kirche
nicht. Was würde Jesus zu all dem
wohl sagen?
Jesus lehrte das Gleichnis vom Weltgericht: Zu Seiner Linken stehen
welche und zu Seiner Rechten. Und zu Seiner Rechten stehen die, die
Seinen Willen tun, also das Gute, das Ethische. Jesus legte den Menschen
nahe, die Gebote zu halten, die Goldene Regel zu halten: "Alles, was ihr
wollt, dass euch die Nächsten tun sollen, das tut ihr ihnen zuerst",
oder, als Sprichwort formuliert: "Was du nicht willst, dass man dir tu’,
das füg’ auch keinem anderen zu." Darauf kam es Jesus an. Und das sind
die Menschen an Seiner Rechten, das ist Seine Botschaft. Wenn die Kirche
das alles nicht tut – und sie tut es vielfach nicht –, dann ist damit
klar, wo die Kirche steht.
Sexueller Missbrauch durch Priester ist Seelenmord – das sagen die
Betroffenen und auch erfahrene Therapeuten. Mord an der Seele
widerspricht jedoch der Lehre des Jesus von Nazareth völlig. Und dennoch
versucht die Kirche immer noch mit allen Mitteln, den Menschen weiterhin
klarzumachen: "Wir stehen doch irgendwie mit diesem Jesus im Bunde." Das
ist eine gravierende Irreführung, ein Etikettenschwindel ohnegleichen.
In einem "Missbrauchsfall" in Bayern wurde ein Priester enttarnt. Dabei
stellte sich heraus: Es war schon früher einmal etwas vorgefallen, aber
der betreffende Priester wurde wieder in einer Gemeinde eingesetzt und
hatte auch wieder mit Kindern zu tun. Der Bischof rechtfertigte sich
dann mit der sinngemäßen Aussage: "Auch die Jünger wären ja
Sünder gewesen." Seine verfehlte Personalpolitik hat der
Bischof also mit Jesus von Nazareth
verglichen: dass auch Jesus sündige Menschen berufen habe, und die
Kirche berufe eben notgedrungen auch so manche sündige Menschen. Da
verschlägt es einem die Sprache! Dieser Vergleich ist dermaßen abwegig,
denn die Jünger des Jesus waren doch keine Pädophilen, sie waren doch
keine Gewalttäter! Sie hatten ein gewisses geistiges Niveau und waren
weit entfernt von den Abgründen und perversen Niedrigkeiten, die bei den
"Sündern" der Kirche
üblich sind. Sicher, Jesus hat Sünder berufen, aber Er sagte auch:
"Sündige hinfort nicht mehr." Er leitete Seine Nachfolger an, wie sie
ihre Sünden erkennen und zu besseren Menschen werden konnten. Das hat
mit der Vertuschungstaktik und der Geheimniskrämerei der Kirche nichts
gemeinsam.
*
Abschließend dürfen wir noch einmal auf das Wort "Seelenmord" eingehen:
was das eigentlich bedeutet und wie das zustande kommt. Wir haben
bereits ausgeführt, wie im Erleben des Kindes der Priester überhöht
erscheint. Diese Darstellung ist zwar künstlich, aber sie ist in der
Seele des Kindes wirksam. Wenn ein solch überhöhter Mensch dem Kind
Derartiges antut, dann meint das Kind, der "liebe Gott" habe gewollt, dass
ihm solches geschieht, denn es ist ja der Priester – der in den Augen
des Kindes sozusagen als der Vertreter Gottes dargestellt wird –, der an
ihm solches verübt. Die betroffenen Menschen können oft ein Leben
lang nicht erfassen, wie es sein kann, dass der "liebe Gott" das zulässt
oder an ihnen solches direkt verübt. Sie meinen dann, sie werden
von Ihm bestraft oder Er hasse sie. Die Menschen, die von einem
Geistlichen missbraucht wurden, haben oft ein Leben lang oder darüber
hinaus Mühe, überhaupt wieder eine innere Beziehung zum liebenden Gott
aufzubauen, weil sie seit frühester Kindheit in dem Glauben herumlaufen,
dass "Gott" ihnen das angetan hat. Das verbirgt sich hinter dem
Wort Seelenmord. Es
ist für die Betroffenen fast nicht mehr möglich oder über eine lange
Zeit nicht möglich, zum Gott der Liebe eine vertrauensvolle Beziehung
aufzubauen, da sie den kirchlichen Gott ganz anders erlebt haben. Das ist das Gravierendste, denn es geht in eine
existenzielle Dimension – es geht weit über das hinaus, was geschieht,
wenn ein anderer Mensch ein Kind missbraucht. Wenn ein Priester das tut,
hat es für das Kind eine Qualität mit ganz anderen Dimensionen.
Ob ein Priester, der Kinder missbraucht, noch an Gott
glaubt? Man muss davon ausgehen, dass er es nur vorgibt, denn glaubte er
wirklich an den Gott der Liebe, würde er so etwas nicht tun.
Mit dem
"Priesterjahr" sollte im Jahr 2009, wie oben dargelegt, für den Priesterberuf geworben werden.
Was
ist unter "Priester-Beruf" zu verstehen? Der Priester übt also einen
Beruf aus. Das hat aber mit einer Berufung "von oben", von Gott, nichts
zu tun, denn Jesus von Nazareth setzte keine Priester ein. Also könnte
man sagen: Die Institution Kirche ist gewissermaßen ein reicher
Großkonzern, in dem der Priester seinen Beruf ausübt. Er ist folglich
ein Mann, der wie andere im Volk seinen Beruf ausübt.
Warum kleidet
er sich dann aber so viel anders als das Volk? Er ist doch ebenso
berufstätig wie das Volk. Da keine Berufung von Gott vorliegt und eine solche
Berufung für Nachfolger Jesu ja auch nicht in den kirchlichen Bibeln zu
finden ist, ist der
Priester in gewisser Weise ein Angestellter des Papstes, der dem
Großkonzern bekanntermaßen vorsteht. Also ist er, wie jeder andere auch,
ein berufstätiger Mensch – allerdings in einem übermächtigen
Großkonzern. Und wer unterstützt diesen Großkonzern? Das Volk und nicht
zuletzt unsere Regierung.
Bedenken wir: Jesus von Nazareth war doch auch kein Priester. Papst
Benedikt XVI. hat zwar in seiner Rede an die Kardinäle gesagt: "Um das
Streben der Priester nach geistlicher Vollkommenheit zu unterstützen",
habe er entschieden, ein besonderes "Jahr des Priesters" auszurufen.
Doch der eigentliche Anlass könnte sein, dass die Kirche bekanntlich an
einem erheblichen Priestermangel leidet.
Das ist bei dem schlechten
Ruf, den die Priester mittlerweile in der Bevölkerung genießen, nicht
verwunderlich. Die vielen Skandale wegen Sexualverbrechen von Priestern
in aller Welt sind kaum noch zu übersehen. Der Papst setzt ja wohl
deshalb auf das Gebet, das er selbst extra für dieses Priesterjahr
geschrieben hat.
Hier könnte man einhaken. Denn ein Mensch des Volkes würde entgegnen:
"Ich halte mich an das Vaterunser!"
Viele
haben den Eindruck, dass der Papst das Vaterunser, das uns Jesus, der
Christus, gelehrt hat, von ihm selbst ausgebootet wird. Und es gibt
mittlerweile sogar in der Kirche Stimmen, die sagen, dass angesichts
dieser vielen Skandale das Gebet überhaupt nichts mehr nützt.
Über den Priestermangel hat offenbar auch Erzbischof Zollitsch
nachgedacht. Als Lösungsmöglichkeit regte er verheiratete Priester an.
Doch der Papst will davon ja bekanntlich nichts wissen.
Und das ist
durchaus zu verstehen, denn sowohl der Papst als auch seine Kardinäle
sind doch mehr oder weniger sehr alt, man könnte sagen "zu alt" für
diese Neuerung. Das betrifft sie also nicht mehr.
Um uns nicht in Details zu verlieren, stellen wir einmal die zentrale Frage: Was ist eigentlich ein Priester?
Nach
der Lehre der katholischen Kirche ist ein Priester eine Art Mittler
zwischen Gott und dem Menschen. Zwar heißt es offiziell, Christus sei
der Mittler. Doch praktisch läuft das in der Katholischen Kirche
überhaupt nur über den Priester. Das Priestertum der Amts-Priester wird
von Bischöfen durch ein eigenes Kirchensakrament übertragen. Dieses
zeichnet die Priester – angeblich durch die Salbung des "heiligen
Geistes" – mit einem besonderen Präge-Mal aus und stelle sie auf diese
Weise dem angeblichen "Priester Christus" gleich. Das behauptet die
katholische Kirche.
Jesus allerdings hat all dieses nicht gelehrt.
Die
Worte "Priester Christus" sollten uns aufhorchen lassen, denn: Jesus
war doch kein Priester! Er war ein Mann des Volkes, von Beruf
Zimmermann. Und ein Freund der Priester war Er auch nicht. Denn in
Seinen Wehe-Rufen, überliefert auch in der Bibel des Papstes, lesen wir unter
anderem Folgendes: "Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr
Heuchler!" Das klingt nicht gerade nach einem Freund der Priester. Also
ein Priester war Jesus gewiss nicht. Und ein Freund der Priester auch
nicht.
In einem Handlexikon sind einige Charakteristika von Priestern aufgezählt. Dort steht z. B., ein Priester sei "ein durch Weihe bestellter, oft gesondert lebender Träger besonderen religiösen Charismas, ein Leiter von Kult, Opfer und Gebet", und sogar "ein Hüter des Heiligtums". Das sind viele sonderbare Begriffe.
Doch was soll ein katholischer Priester überhaupt tun?
Der
Dienst des Priesters besteht in der Hauptsache darin, dass er auf dem
Altar mit seinen eigenen Händen bei der Feier der Eucharistie, also beim
Kirchenmahl, das angebliche Sühnopfer, das Jesus dargebracht haben
soll, auf unblutige und sakramentale Weise erneut darbringen soll.
Darauf zielt das Dienst-Amt des Priesters ab. Und darin finde sich seine
"Vollendung", wie es heißt. Das lehrt die Katholische Kirche. Doch
mangelt es ihren Lehraussagen nicht erheblich an Logik? Wenn nämlich der
Priester, wie sie sagen, gleich nach Gott kommt, dann steht er ja noch vor Jesus
von Nazareth, denn dieser war kein Priester. Dann wäre der
Priester ja schon göttlich – und Jesus, den Christus, lassen sie immer noch am
Kreuz hängen.
Jesus zeigte uns doch einen
Vater, der gerade kein Opfer will. Jesus von Nazareth reinigte den
Tempel vom Verkauf der Opfertiere und der Geldwechsler. So steht es auch
in der Bibel des Papstes.
Interessant wäre, ob alle anderen Christen, also christliche Gemeinschaften, die Aufgabe eines Priesters auch so sehen.
Es
gab vor ca. 500 Jahren z. B. einmal eine breite Volksbewegung in der
Zeit der Reformation, da haben die Christen gesagt: Wir brauchen keine
Priester, und wir wollen auch keine Priester. Doch was hat die neu
entstandene evangelische Kirche daraus gemacht? Sie hat etwas Ähnliches
eingeführt, nämlich den "Pfarrer" oder "Pastor". Aber klar ist: Jesus
wollte weder den Priester, noch wollte Jesus einen Ersatz dafür in Form
von evangelischen Pastoren oder von Pfarrern. Beides hat mit Jesus von
Nazareth nichts zu tun.
Jesus sagte doch ganz bewusst "Folget Mir – also Jesus, dem Christus – nach!" Davon, einem Pfarrer, einem Pastor oder Priester nachzufolgen, hat Er nicht gesprochen. Und das kann jeder, der will, heute in den Bibeln der Kirchen nachlesen. Da steht es richtig drin.
Und Jesus, der Christus, lehrte uns doch, dass jeder Mensch, also
jeder von uns, dieser Tempel Gottes ist, und dass der mächtige Geist der
Unendlichkeit, der all-weise Gott, in uns, in jeder Seele wohnt.
Infolgedessen ist Gott uns um vieles näher als ein Priester, näher als
unsere Arme und Beine. Gott ist in uns gegenwärtig.
Ja, an wen
sollen wir uns denn wenden? Doch letzten Endes einzig an Gott, unseren
Vater, und an Christus, unseren Erlöser, der mit Seiner Erlöserkraft in
uns lebendig ist. Wenn Er so nahe ist, also in uns ist, so könnten wir
doch jedes Gebet zu Ihm sprechen, zu Ihm hin beten, in uns selbst. Also
bedarf es doch keiner Priester, keiner Pfarrer, keiner Pastoren. Wir
selbst sind der Tempel Gottes, und Gott wohnt in uns. Also bedarf es
auch keiner so genannten Kirchen aus Stein.
Und daraus könnte
man weiter schlussfolgern: Dann ist es doch auch so, dass wir uns Gott
gegenüber versündigen, wenn wir wissen, dass Er in uns ist und wir dann
trotzdem zu einem sündigen Priester gehen.
Wir Menschen sind
eigenständige und selbstständige Wesen. Als solche sollten wir uns
aufgerufen fühlen, über all das, was wir hier lesen, nachzudenken, in
dem Bewusstsein: Wir selbst sind der Tempel Gottes. In jedem von uns
wohnt der mächtige, all-weise Geist. Er liebt uns. Er liebt uns alle.
Infolgedessen können wir doch zu Ihm beten, gleich, wo wir sind – im
stillen Kämmerlein, von dem Jesus sprach; in der Natur. Einerlei, wo wir
sind, wir tragen den mächtigen, all-weisen Geist in uns, den Geist
unseres ewigen Vaters, Der uns liebt. Warum sollen wir Menschen
nachfolgen?
Ja, im Grunde genommen könnte man sagen: Es ist eine
Sünde, Menschen nachzufolgen, wenn doch Jesus uns lehrte: Du bist der
Tempel Gottes, und Gott wohnt in dir!
Und dieser Gott braucht auch keine Kulte, Er braucht keine Rituale. Er braucht das Herz des Menschen, das in sich Gott sucht und findet.
Weil auch von dem Opfer die Rede war, das Jesus dargebracht hat, eine Frage zum Nachdenken:
Hat Jesus denn wirklich sich selbst als Opfer dargebracht? Er ist doch nicht selbst und freiwillig auf das Kreuz gestiegen. Er wurde doch auf Betreiben der damaligen Priesterschaft an das Kreuz ausgeliefert und dort grausam umgebracht. Klar ausgedrückt: Er wurde ermordet! So etwas kann man doch nicht als sakrales Opfer verbrämen. Das war Mord! Wie kann man so etwas denn täglich von einem Priester auf dem Altar wiederholen lassen?!
Dergleichen
steht auch nirgendwo in der Bibel. Es ist allein die Lehre der
katholischen Kirche. Und das erkennt auch jeder, der die Texte näher
studiert hat. Sogar katholische Theologen haben das erkannt, wie z. B. der Schweizer Theologieprofessor Herbert Haag.
Er schreibt nämlich in seinem Buch, worauf es ankommt: "In der Theologie ist man sich einig darüber, dass Jesus keine Kirche gründen wollte. Deshalb kann er auch unmöglich eine bestimmte Struktur der Kirche gewollt haben."
Den
Bischöfen gefällt das natürlich nicht. Deshalb hat z. B. auch der
Basler Bischof Kurt Koch Herbert Haag heftig kritisiert und ihm
vorgeworfen, mit diesen Worten zerstöre er die sakramentale Struktur der
Kirche.
Wobei natürlich zu fragen ist, was
"sakramentale Struktur
der Kirche" überhaupt heißen soll. In der katholischen Kirche gibt es
sieben Sakramente. Um nur ein weiteres zu nennen: Der Priester soll
neben Bibelvorlesen, Abendmahl-Zelebrieren auch die Gläubigen in der
Beichte von ihren Sünden lossprechen. Priester verlangen von ihren
Gläubigen, ihre Sünden reumütig im Sakrament der Buße zu bekennen und
sich so zu unterwerfen. Das ist dann auch Sache der Priester in der
Praxis der katholischen Kirche.
Es ist auch schleierhaft, wie die
Kirche ein solches Vorgehen begründen will, denn in den Bibeln der
Kirche, in der Bibel des Papstes, kann man genau das Gegenteil
nachlesen. Im Jakobus-Brief steht z. B.: "So bekennet denn einander die Sünden
und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Menschen, der
so lebt, wie Gott es verlangt, kann viel bewirken, wenn es ernstlich ist."
Von einer Ohrenbeichte im Beichtstuhl vor dem
Priester hat Jesus von Nazareth nichts gesagt, und auch sonst steht es
nicht in den Bibeln.
Vom Gebet heißt es: "Wenn es ernstlich ist". Das bedeutet für uns,
das, was wir beten – denn wir beten ja zu Gott, unserem Vater, und zu
Christus, unserem Erlöser –, auch im Alltag zu erfüllen. Dann kommt es
in unserem Inneren, bei Gott, dem All-Weisen, an. Denn wir sind nur dann
mit Ihm verbunden, wenn wir unsere Gebete erfüllen.
Aus all dem, was
hier zur Sprache kommt, wird eines deutlich: Die Lehre Jesu wurde und
wird nicht nur missachtet, sondern regelrecht verschaukelt. Die
Katholische Kirche kann sich doch "katholisch" nennen. Sie ist nun mal
ein überreicher Großkonzern. Doch mit "christlich" gleich "Christus" hat
das nichts zu tun.
Grundsätzlich gilt:
Eine Kirche kann weder lösen, noch die Bindegewalt ausüben.
Gott ist Der, der löst. Gott ist es, der verbindet, vom Himmel zur Erde, vom Himmel zu jedem Einzelnen von uns.
Denn das Reich Gottes ist in uns. Lösen wir uns von der Sünde und
verbinden wir uns mit Gott in uns, dann fühlen wir, dass wir Kinder
Gottes sind und eins mit dem großen Geist, der in uns wohnt. Und dieses
Einssein spricht in unser Gewissen ein, dann, wenn wir wieder sündigen.
Gott hilft uns, das zu lösen, woran wir uns gebunden haben und durch das
Sündigen wieder binden wollen.
Also: Gott in uns ist es, der
Christus-Gottes-Geist, der uns beisteht. Kein Priester kann uns helfen.
Ein so genannter "guter" Priester – wenn man das Wort "gut" einmal im
Sinne der Alltagssprache verwenden möchte –, der also ernsthaft die
Verbindung zu Gott sucht, der wird sich früher oder später auch vom
Priesteramt lösen. Er wird ein Mann des Volkes sein, der aus der eigenen
Erfahrung spricht, wie er gekämpft hat und noch kämpft, um Schritt für
Schritt eins zu werden mit dem großen Geist in uns. Das ist
Verbundensein mit Gott, unserem Vater, und Christus, unserem Erlöser.
Eine
"Bindegewalt" leitet die Kirche von dem so genannten "Felsenwort" aus
dem Matthäusevangelium ab, wo Jesus dem Petrus gesagt haben soll: "Was du auf
Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. Und was du auf Erden
lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein." (Mt. 16, 19)
Diese
Stelle wird von der Katholischen Kirche so gedeutet, als hätte Jesus
dem Petrus eine so genannte Schlüsselgewalt hinsichtlich der Vergebung
von Sünden übertragen.
Doch es macht schon stutzig, dass Jesus nur wenig später nahezu dasselbe Wort an alle Seine Jünger gerichtet hat, denn in Matthäus 18, 18
heißt es: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet,
soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch
im Himmel gelöst sein."
Gemeint ist hier das Vergeben. Wir Menschen sollen hier auf der Erde
durch Vergeben und Bitte um Vergebung die Belastungen lösen, an denen
wir leiden und welche unsere Seele unfrei machen. Auf diese Weise hat
Christus allen Seinen Nachfolgern den Schlüssel der gegenseitigen
Vergebung in die Hand gegeben, natürlich auch Petrus. Von Priestern
sprach Er nie.
Warum sagt Jesus nach dem Zeugnis der Bibel das Wort
vom Binden und Lösen einmal an alle Seine Jünger und ein andermal
speziell an Petrus? Hier können wir bedenken, dass die Jesusworte ja
erst viele Jahrzehnte später aufgeschrieben wurden. Und sicher stand
Petrus auch dabei, als das gesagt wurde.
Ganz offensichtlich handelt es sich hier um ein Wortspiel. Der Name
Petrus bedeutet ja sowohl im Aramäischen als auch im Griechischen
schlicht der "Fels".
Doch wodurch wird denn der Petrus seinem Namen
gerecht? Wodurch wird er denn zu dem "Felsen"? Da ist die Antwort
eigentlich ganz klar: Er wird dann zum Felsen, wenn er auf Christus, den
Felsen in ihm, baut, also, wenn er ganz auf Christus baut. So ist auch
sonst in der Bibel das Wort "Fels" gemeint. Das wird an anderen Stellen
im Neuen Testament deutlich. Z. B. heißt es bei 1. Korinther 10, 4: "Sie tranken aus dem lebensspendenden
Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Felsen war Christus."
Jesus
selbst sagte auch am Ende der Bergpredigt: "Wer diese Meine Rede hört
und sie tut, der ist ein kluger Mann und der hat sein Haus auf Fels
gebaut", also auf Christus selbst, auf Christus, den Felsen. Kurzum,
Christus ist der Fels und nicht Petrus, wie es in der Kirche oft heißt.
Auf Ihn selbst, Christus, möchte Er Seine Gemeinde aufgebaut wissen.
Kein Mensch soll also auf den Stuhl Petri bauen, sondern auf den Felsen Christus in jedem von uns. Daraus ergibt sich eindeutig: In der Institution Kirche, die dem Petrus nachfolgt, kräht viele Jahrhunderte schon der Hahn.
Der
Hahn kräht auch noch öfter in der Kirche. Sie beruft sich, um ihre
angebliche Schlüsselgewalt zu begründen, auch noch auf eine andere
Bibelstelle, auf Johannes 20, 23, wo es heißt: "Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und welchen ihr sie behaltet,
denen sind sie behalten." Von Priestern sprach Jesus, der Christus, hier
aber nicht. Er lehrte uns die tiefe Reue, die Bitte um Vergebung, das
gegenseitige Vergeben und das Wiedergutmachen, so weit, wie es uns
möglich ist.
Hier ist allerdings überhaupt umstritten, ob diese
Stelle richtig übersetzt wurde; ob nicht in der ursprünglichen
aramäischen Umgangssprache etwas anderes gemeint war. Einige Fachleute
sind der Ansicht, man müsse sie folgendermaßen übersetzen, im Sinne des
Gesetzes von Saat und Ernte.
"Wenn ihr irgendwelchen die Sünden
vergebt, sind sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie irgendwelchen
festhaltet, sind sie euch selbst festgehalten." Wir können davon
ausgehen, dass diese Worte dem göttlichen Gesetz entsprechen, und das
ist das, was die wahren Propheten gelehrt haben. Jesus sprach sinngemäß: "Ich
Bin gekommen, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen" (Mt. 5, 17). Und wie gesagt: Von Priestern ist hier nicht die Rede.
Wieder erkennen wir: Christus sprach nicht für die Einsetzung von Priestern, weder in den zitierten Textstellen noch anderswo. Es geht vielmehr immer um das Verhalten der Menschen untereinander.
Es würde einem Menschen nämlich gar nichts bringen, ihm eine Sünde zu
vergeben, wenn dieser gar keine Reue empfindet und dieselbe Sünde gleich
wieder begeht. Das ist gemeint, wenn es heißt, "denen sind die
Sünden behalten". Jesus hat Seine Jünger hier die Unterscheidungsgabe
gelehrt, zu erkennen, wo es sich um eine echte Umkehr handelt und wo
nicht.
Die Kirche handhabt es, wie wir wissen, anders. Da geht man,
so man möchte, in den Beichtstuhl und beichtet und bekommt dann vom
Priester die so genannte Absolution. Bezüglich Reue und Bereinigung wird
nicht so genau nachgefragt. Der Priester ist bei dem ganzen Vorgang
eigentlich völlig überflüssig. Und der Priester kann ja auch gar nicht
die Lossprechung geben. Er sagt das zwar, aber in Wirklichkeit
funktioniert es ja so überhaupt nicht. Es kommt wirklich einzig auf das
Verhalten der Menschen untereinander an.
Genau so steht es ja auch im Vaterunser, in dem wir beten: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." Und Jesus sprach dazu in der Bergpredigt weiter: "Wenn ihr den Menschen die Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater auch nicht vergeben" (Mt. 6, 14-15). Es kommt also immer auf den einzelnen Menschen an.
Die Tradition kirchlicher Zwangsdiktatur hat offenbar vielen
Menschen des christlichen Abendlandes den Blick für die Wahrheit
verstellt. Man mache sich bewusst, welch eine Ungeheuerlichkeit das ist:
Die Kirche behauptet zunächst einmal willkürlich, Nachfolger des Petrus zu sein.
Sie behauptet dann weiter, eine so genannte Schlüsselgewalt zu haben,
die sie von Petrus geerbt haben will, obwohl Jesus diesen Schlüssel des
Vergebens ja allen Menschen gegeben hat. Und aus dieser
angeblichen Schlüsselgewalt leitet die Kirche wieder ihren maßlosen
Anspruch ab, den Menschen im Namen Gottes Sünden vergeben zu können,
ihnen angeblich den Himmel aufschließen zu können. Und es geht ja noch viel weiter:
Die Kirche leitet ja auch den Anspruch ab, zu entscheiden, wer in eine
angebliche ewige Hölle oder in eine ewige Verdammnis muss. Dieser maßlose Anspruch hat nun wirklich mit den Ursprüngen des Urchristentums nichts mehr zu tun!
Mit Christus hat das alles also gar nichts zu tun, eher mit Petrus. Denn nur ein paar Bibelverse weiter spricht Jesus zu Petrus folgende Worte:
"Satan, hebe dich hinweg von mir!" (Mk. 8, 33) Rufen wir uns weitere Begebenheiten mit Petrus in Erinnerung: Im Garten Gethsemane konnte er nicht mit Jesus beten, sondern er ist eingeschlafen. Kurz darauf hat er mit dem Schwert dreingeschlagen, was völlig unangemessen war. Überdies hat Petrus Jesus dreimal verleugnet, also verraten, woraufhin bekanntlich der Hahn krähte.
Petrus hat seinen Verrat wenigstens bereut. Die Kirche jedoch gibt nicht zu, dass ihre Lehre mit Jesus nicht viel, um nicht deutlich zu sagen: gar nichts, zu tun hat.
Da bei Petrus der Hahn krähte, als er Jesus verraten hat, ist es nur recht und billig zu sagen: In den Institutionen Kirche kräht der Hahn um vieles öfter.
Bischof Koch sprach von einer "sakramentalen Struktur". Was bleibt
denn eigentlich jetzt noch davon übrig, wenn Jesus von einem Sakrament
oder von Sakramenten überhaupt nicht gesprochen hat, und wenn die
angebliche Schlüsselgewalt der Kirche eine grobe Verfälschung ist?
Bei
der "Eucharistie-Feier" ist es ebenso. Jesus lehrte zwar ein
gemeinsames Mahl Seiner Nachfolger, aber was machte die Kirche auch
daraus? Eine Lehre von einem sich wiederholenden Opferkult.
Wie oft hören wir das Wort "Kult". Woher kommt der Kult? Jesus hat keinen Kult und kein Kultopfer gelehrt. Es stammt vom Heidentum. Denn Jesus hat keine Kirche gegründet, Er hat keine Sakramente eingesetzt, Er wollte auch keine professionellen Priester, die sich vom Volk abheben und angeblich mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind. In der Bibel des Papstes lesen wir noch, was Jesus wollte (1. Petrus 5, 10): "Der Gott aller Gnade … aber wird euch selbst … zubereiten … Sein ist die Kraft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
Wenn die beiden aus kirchlicher Sicht wichtigen Sakramente, die die Priester geben – die Eucharistie, also das Abendmahl, und die Beichte mit Absolution –,
gar nicht von Jesus, dem Christus, kommen, dann kann man die Kirche
natürlich katholisch nennen, aber doch nicht christlich! Das alles ist
also nicht christlich, sondern lediglich katholisch. Also ist die Kirche katholisch, die Priester sind katholisch, und die Lehre ist katholisch – aber nicht christlich. Das muss man hier einfach einmal festhalten.
Würde sich die katholische Kirche ausschließlich katholisch nennen, ist doch dagegen nichts einzuwenden. Aber sie
"christlich" zu nennen, ist ein Hohn auf Jesus von Nazareth.
Jesus von Nazareth sagte doch, und man kann es heute noch richtig in
der Bibel des Papstes lesen: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" (Mt. 7, 16). Schauen wir uns doch einmal die Früchte an, die die Katholische Kirche in den zurückliegenden 1700 Jahren gebracht hat. Was also hat rund 1700 Jahre katholisches Priestertum den Menschen und der ganzen Erde gebracht?
Denn die Katholische Kirche lehrt: "Christi Priestertum, an dem die Priester in
Wahrheit Anteil erhalten haben, ist ja notwendig für alle Völker und für alle
Zeiten bestimmt."
"Als erstes", so heißt es
weiter, "müsste es den Priestern daher sehr am Herzen liegen, durch …
das Zeugnis ihres eigenen Lebens, das den Geist des Dienens und die
wahre österliche Freude offenbar machen solle, den Gläubigen die
Erhabenheit und Notwendigkeit des Priestertums vor Augen zu stellen".
Erhabenheit
und Notwendigkeit – große Worte! Wem kommen da nicht etliche Fakten
vors Auge. Und in den Texten der Kirche heißt es auch, die Priester
hätten Teil an jenem "neuen Lebensstil", den Jesus, der Herr, eingeführt
hat und den die Apostel sich zu eigen gemacht haben.
"Neuer Lebensstil" – das erinnert an das, was Benedikt XVI. zu Beginn dieses "Priesterjahres" 2009 gesagt hat. Er hat gemeint, es wäre dringend notwendig, dass die Priester "präsent, identifizierbar und erkennbar" zu sein haben. Also identifizierbar, und zwar worin? – Der Papst nannte drei Gesichtspunkte: "Sowohl im Glaubensurteil, als auch in den persönlichen Tugenden und auch in der Kleidung."
Gehen wir dem Begriff "Glaubensurteil" nach: "Urteil" klingt doch
recht allzumenschlich und lässt an "Verurteilung" denken. Zu einem "Glaubensurteil" kommt es folgendermaßen:
Der Priester schaut in
seine Kirchenbücher, in die katholischen Gesetzesbücher, in die
Dogmenbücher, und er trifft daraufhin sein Urteil. Und dieses ist
tatsächlich oft eine Verurteilung derer, die anders denken und glauben.
Also trägt es den Gläubigen es mehr oder weniger eine Verurteilung
ein, wenn sie nicht so handeln, wie es in den so genannten
Priesterbüchern steht. Diese Tatsache wird zwar, um sich im Volk beliebt
zu machen, oft verschwiegen. Aber wenn man einmal nachfragt, handelt es
sich ganz klar um eine Verurteilung. Und darin sind dann fast alle
Gläubigen inbegriffen. Sie alle sind verurteilt, wissen es nur oftmals
nicht.
Wenn jetzt ein Gläubiger nicht tut, was in den
Priesterbüchern steht, dann kommt so ein Mensch, nach der katholischen
Kirchenlehre, nach seinem Leibestod automatisch in die so genannte ewige
Verdammnis. Dann soll er verdammt sein auf Ewigkeit: ewige Höllenpein,
ewige Qualen, ewiges Leid, ewig, ewig, ewig. Das ist die katholische
Lehre.
Ausgeschlossenheit und die Verdammnis sind unweigerlich die
Folge. Es sei denn, der Mensch passt sich irgendwann wieder den
Priesterbüchern an. Dann wird er kirchlicherseits los gesprochen. Stirbt
er jedoch in dem Bewusstsein, dass er gegen die Priesterbücher
verstoßen hat, dann komme er angeblich in die ewige Verdammnis.
Allerdings,
damit kein Missverständnis entsteht: Das ist die Lehre der Kirche!
Jesus hat das überhaupt nicht gelehrt. Was Er wirklich gelehrt hat, kann
man heute noch nachlesen. Man muss sich nur die Mühe machen, die Bibel
aufzuschlagen und nachzulesen.
So mancher, der von diesen
ungeheuerlichen, vernichtenden Urteilen der kirchlichen Lehre hört,
denkt an ein Wort, das Jesus sinngemäß gesagt hat: Wir Menschen sollen
eben nicht urteilen. Denn mit der Kelle, mit der wir zuteilen, wird
später auch uns zugeteilt werden, und mit dem Maß, mit dem wir messen,
werden auch wir gemessen werden. Und das gilt allerdings auch für die
Priester.
Ist es nicht wunderbar, dass uns Gott, unser Vater, durch Mose die
Zehn Gebote gab und Jesus, der Christus, uns als Jesus von Nazareth eine
wunderbare Lehre der Versöhnung gab, die Bergpredigt. Wenn wir uns an
die Zehn Gebote Gottes und an die Bergpredigt halten, und Schritt für
Schritt danach leben – Schritt für Schritt, denn wer ist schon
vollkommen? –, fühlen wir uns doch verbunden mit dem großen Geist in
uns. Wozu dann ein Priestermann?!
Nun verstehen wir auch, warum Jesus
sagte: "Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen. Keiner ist euer Lehrer, nur
Christus." Er sagte auch, "Ihr sollt euch nicht Vater nennen", denn es
gibt nur einen Vater, unseren Vater im Himmel, der unser aller Vater
ist. Und Er sagte auch, "Ihr seid alle Brüder und Schwestern". Das ist
die Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit, die zu den urchristlichen
Prinzipien gehört.
Stellt es nicht schon eine Gotteslästerung dar,
wenn man zum einen die Bergpredigt des Jesus von Nazareth als utopisch
abtut und zum anderen der Papst für sich beansprucht, allein und
unfehlbar in Glaubensfragen urteilen zu können? Seinem Urteil müssen
sich – so das Diktat der Kirche – dann auch noch alle unterwerfen, oder
sie seien ewig verdammt.
Und das gilt nach dem Selbstverständnis des
Papstes nicht nur für alle Mitglieder der katholischen Kirche, sondern
für alle Menschen auf der Erde! Das ist der Anspruch des Papstes, völlig
gleich, ob man dieser Kirche nun angehört oder nicht.
Es
ist wahrhaftig ebenfalls eine Gotteslästerung, zu behaupten, Gott, der
Seine Kinder erschaffen hat, würde sie auf ewig in die Verdammung
schicken. Das wäre ein grausamer Gott und nicht der
Gott der Liebe, den uns Jesus von Nazareth lehrte und den Er heute im
Prophetischen Wort wieder lehrt.
Bedenken wir auch,
dass die Urteile des Papstes hinsichtlich der Glaubensfragen für die
Menschen in der Vergangenheit letztlich einem Todesurteil gleichkamen.
Wir beziehen uns hier also auf die Vergangenheit. Doch wie sieht es in der Gegenwart aus? Wie präsentiert sich denn die katholische Kirche zur Zeit [2009] in der Öffentlichkeit? Denken wir doch nur einmal an das, was in den Medien in den vergangenen Jahren berichtet wurde. Das kann niemandem entgangen sein. Z. B. die Vorkommnisse in Deutschland, in Irland, in Kanada, in Australien, eigentlich überall auf der Welt: Die Art und Weise, wie die Priester – gerade also die Priester, von denen jetzt die Rede ist – mit den Kleinsten und Schwächsten der ihnen anvertrauten "Schäfchen" umgegangen sind, mit den Kindern.
Nehmen wir zur Kenntnis, was im Zweiten Vaticanum gesagt wurde:
"Noch so schöne Zeremonien … nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der
Menschen zu christlicher Reife hin geordnet sind. Obgleich die Priester allen
verpflichtet sind, so sollen sie sich doch vor allem der Armen und Geringen
annehmen. Mit besonderem Eifer sollen sie sich auch der Jugend annehmen." "Hört, hört!" möchte man da sagen.
Wie viele katholische Priester diese oberhirtlichen Richtlinien umgesetzt haben, illustrieren die folgenden Fakten:
Wegen
systematischer Quälerei und wiederholten Menschenrechtsverletzungen
sollen kirchliche Träger und Betriebe in Deutschland auf
Entschädigungszahlungen in Höhe von 25 Milliarden Euro belangt werden.
Man schätzt, dass 500.000 bis 800.000 Kinder in deutschen Heimen unter
kirchlicher Trägerschaft betroffen waren.
Das berichtete der Deutschlandfunk in mehreren Sendungen im Juni 2009.
Statt
Liebe – so heißt es in den Kommentaren – erhielten die Kinder Schläge.
Statt zu lernen, mussten sie unbezahlt arbeiten, und es ist auch von
sexuellem Missbrauch die Rede.
Da stutzt der wache Zeitgenosse und
fragt sich: Die Priester sollen sich mit Eifer der Jugend annehmen. Doch
auf diese Weise? War das der priesterliche Auftrag?
Weitere Meldungen, welche die Lage anschaulich schildern:
In Irland haben Priester und Laien über Jahrzehnte 15.000 Kinder misshandelt oder vergewaltigt.
Der
Albtraum eines Jungen z. B. begann im Moor, in das die Ordensbrüder die
Heimkinder immer trieben, damit sie Torf stechen, den ganzen Tag lang.
John Kelly war damals 13 Jahre alt, und er erinnert sich so gut an seine
erste Vergewaltigung durch einen Priester, wie alle anderen Opfer auch.
Bruder James rief ihn zu sich in den Lastwagen. Dort schlug ihm Bruder
James plötzlich mit dem Handrücken ins Gesicht, so hart, dass das Kind
zu Boden ging. Bruder James schrie den Jungen an, er sei ein kleiner,
dreckiger Bastard. Dann warf er ihm ein Handtuch hin, er solle sich
säubern. John Kelly gehorchte, er war ja ein Kind. Aber sofort nahm ihm
der Bruder das Handtuch wieder ab und sagte, er wolle das machen. Er
rieb John den Rücken ab, die Beine. Dann sagte er ihm, er müsse die
kurze Hose aufknöpfen, so dass er ihn auch dort säubern könne. Kurz
danach kam dieser stechende Schmerz.
Am Abend schickte Bruder James,
ein Priester, ihn unter die Dusche im Kinderheim von Daingean und kam
selbst mit. Als er wieder ging, blutete das Kind …
Es gab unzählige Schicksale wie dieses Einzelschicksal. Die priesterlichen Ordensbrüder haben Kinder geschlagen, gequält, vergewaltigt. Sie ließen sie hungern und frieren. Und manche der so genannten Gottesmänner haben die Lederriemen ihrer Peitschen mit Salz eingerieben, damit jeder Schlag lange brennt. Kelly sagt dazu: "Das waren katholische Konzentrationslager, der irische Archipel Gulag." Dies wurde berichtet in Spiegel online am 8.6.2009.
Liebe Leser, liebe Leserinnen, machen wir uns bewusst: Dies alles geschieht oder ist geschehen in unseren Tagen. Die Zeitzeugen leben noch. Die Ryan-Kommission hat diesen Bericht, von dem gerade die Rede war, ins Internet gestellt. Und unter der Adresse www.child-abuse.com kann ihn sich jeder herunterladen.
Die
Kommission hat die Grausamkeiten ausgewertet, nach Art und Intensität
gestaffelt. Ihr Fazit lautet: "Irgendwann glaubtest du, dass du ein Untermensch
bist."
Und das alles sind ja keine Einzelfälle, wie es die Kirche oft darzustellen versucht. Das ist ja hundertfach und tausendfach passiert. Und deshalb gerät die Kirche jetzt durch diesen Ryan Report
in Irland auch sehr unter Druck. Das sah auch der dortige Erzbischof
Martin so. Er ist ein sehr versierter Vatikan-Diplomat, der extra auf
diese schwierige Stelle geschickt worden ist. Er weiß, worum es geht. Er
sagte: "Wir dürfen keine Zeit verlieren. Mit dem Missbrauch und der Rolle der
Kirche dabei verspielen wir unseren Respekt."
Es wird berichtet von systematischem körperlichen, seelischem,
sexuellem und emotionalem Missbrauch. "Stoßen, Schlagen, Treten, auf die
Handflächen mit einem Stock geschlagen werden. Auf einem Haken hängen,
geschlagen werden. Mit kaltem Wasser nieder gespritzt und geschlagen
werden. Nackt ausgezogen und verprügelt werden. Vor die Hunde gehetzt
werden." Die Liste der Torturen findet ebenso wenig ein Ende wie jene
der sexuellen Gewaltakte, denen Jungen und Mädchen über Jahrzehnte
ausgesetzt waren. "Im Schlafsaal, in Autos, in Badezimmern. In der Kirche, in
der Sakristei."
Einer der irischen Jungen bringt es auf den Punkt. "Wir waren
Sklaven."
In den katholischen Papieren des Vaticanum II
kann man lesen: "Jeder Priester vertritt also … Christus. Im Mysterium des
eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des
Priesters ist."
Das klingt alles vornehm und signalisiert einen
hohen Anspruch. Aber in einer Sakristei vor oder nach der
Eucharistie-Feier von einem Priester vergewaltigt zu werden, wie wir es
lesen, das ist eine unbeschreibliche Schreckenstat, eine
Ungeheuerlichkeit, begangen an einem wehrlosen Kind.
Vergleichbares wie aus Deutschland oder Irland hört man aus allen
Teilen dieser Welt, überall dort, wo schwache und wehrlose Kinder,
zumeist aus Armutsverhältnissen, in die "Obhut" von Priestern gegeben
werden.
In den USA wuchs die Zahl priesterlicher Kinderschänder ins
Uferlose. Laut einer Erhebung im Februar 2004, die im Auftrag der
US-Amerikanischen Bischofskonferenz erstellt wurde, sind in den
vergangenen 50 Jahren 4.392 Priester in den USA des Missbrauchs
Minderjähriger beschuldigt worden. In diesem Zeitraum gingen bei den 195
Diözesen 10.667 Klagen ein. 81 % der Opfer waren männlich, und 6 %
aller Opfer waren unter 7 Jahre alt. Das war 2004. "Inzwischen sind es
also 7000, rund sechs Prozent aller US-Priester", schreibt Walter V.
Robinson von der Arizona State University, der als ehemaliger Redakteur
der Zeitung Boston Globe die Entlarvung 2002 mit ins Rollen
gebracht hat. "Bei einer vollständigen Aufarbeitung dürfte die Zahl wohl
die 11.000 übersteigen", so Robertson weiter (Die Zeit, 21.2.2019), 11.666 wären bereits 10 % aller Priester, eine Anzahl die man wohl auch auf andere Industrieländer hochrechnen kann.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt im Juli 2007 über die Diözese Los Angeles:
"Es
stellte sich heraus, dass in Dreivierteln der 288 Pfarreien der Diözese
mindestens je einer der 221 Priester, Mönche oder Laienlehrer Dienst
getan hatte, denen Kindesmissbrauch vorgeworfen wurde. Die Kirche wusste
in vielen Fällen Bescheid und hat, wenn überhaupt, die Täter nur
versetzt und sie einfach weiter gewähren lassen. Einer der straffälligen
Priester, so berichtet El Pais im Juli 2007, wurde dabei 17 mal" – wir wiederholen: 17 mal! –
"in eine neue Pfarrei versetzt".
Wenn
die Kirche an die Opfer ihrer Kirchen Schadensersatzleistungen zahlen
muss, dann werden auch Haftpflichtversicherungen dafür zur Kasse
gebeten. Von den 660 Millionen Dollar Entschädigung, allein für die 500
Opfer der Diözese Los Angeles, ließ sich im Jahr 2007 die Kirche 227
Millionen Dollar von Haftpflichtversicherungen zurückerstatten.
Es gibt schon zu denken, dass sich überhaupt Versicherungen finden, die so etwas versichern!
Es
ist wirklich ein Skandal. Und die Kirche findet anscheinend, dass
Verbrechen an Kindern, die ihre Priester begehen, vom
Versicherungsschutz mit umfasst sein sollten. Die Kirche sieht diese Verbrechen offenbar als nichts Besonderes an, sozusagen lediglich als ein normales
"Betriebsrisiko" ihrer Organisation.
In
Rotterdam beispielsweise forderte sie von der Haftpflichtversicherung,
die Schadensersatzforderungen gegen kirchliche Kinderschänderverbrecher
mit abzudecken. In diesem Fall jedoch verlief es nicht wunschgemäß für die Kirchenoberen: Die
Versicherung in Rotterdam lehnte das Ansinnen ab mit dem Hinweis, man
versichere keine vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlungen. Sie entschied also nach dem Grundsatz: Verbrecher versichern wir nicht!
Und
man muss ja wirklich nicht fragen, ob Jesus von Nazareth wohl einen
Versicherungsschutz für Kinderschänderverbrecher eingerichtet hätte!
Hier wird der krasse Gegensatz zwischen dem Urchristentum und der
heutigen Katholischen Kirche deutlich. Kein Wunder, dass die Kirche sich
krampfhaft bemüht, den Blick auch einmal auf etwas "Positives" zu
lenken. Dazu sei das Gebet des Papstes zum Priesterjahr angeführt. Es
lautet: "Herr, Jesus Christus, lass unsere Jugendlichen nach wie vor
erkennen, wie notwendig, demütig und hochwertig der priesterliche Dienst
ist." So das Gebet des Papstes.
Es fällt natürlich nicht nur
den Jugendlichen schwer, angesichts all der Tatsachen, die hier
wiedergegeben wurden, diese vermeintliche Hochwertigkeit des
priesterlichen Dienstes zu erkennen.
Also müsste man alle Väter und Mütter warnen, ihre Kinder in die Hände von Priestern fallen zu lassen.
Jesus sah es jedenfalls auch anders als der Papst; das ist ebenso in
der Bibel des Papstes zu finden, wo Jesus sagt: "Wer aber einem von diesen
Kleinen, die an Mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, dass ein
Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde" (Mt. 18, 6). Dieser Satz steht gleich dreimal in den Evangelien.
Jetzt haben wir von erschreckenden Fakten erfahren. Man könnte sicher
noch sehr viel mehr über solche Ereignisse berichten, die ja in letzter
Zeit immer mehr ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Manche dieser
Ereignisse liegen schon einige Zeit zurück, weil eben die Opfer damals
kleine Kinder waren, die sich nicht wehren konnten und erst im
fortgeschrittenen Alter den Mut fanden, sich an die Öffentlichkeit zu
wenden. Man kann nur alle weiteren Opfer ermutigen, ebenfalls auszusagen
und somit gegen ihre Peiniger vorzugehen.
Aber die Frage lautet: Wie sieht es heute aus? Ist es heute besser?
Davon kann man wirklich nicht ausgehen, denn bereits im Jahr 2001
waren z. B. die Medien rund um den Globus gefüllt von Berichten über
Nonnen, die von Priestern zum Sex gezwungen, also vergewaltigt wurden.
Die Übergriffe ereigneten sich überwiegend in so genannten
Entwicklungsländern, aber auch in den USA, Irland und Italien. Die
Kirche hat bei deren Bekanntwerden lediglich mit der knappen
Verlautbarung reagiert, das Problem sei bekannt. Mehr hörte man von ihr
nicht. Erst 2018 und 2019, nachdem ein französisches Fernsehteam den
Verbrechen nachgegangen ist, wurde das Ausmaß auch dieser Verbrechen
zumindest ansatzweise etwas deutlicher.
Dabei wurde schon Anfang des
Jahrtausends publik, dass katholische Priester ihre Machtposition
gegenüber jungen, unerfahrenen Nonnen schamlos und systematisch
ausgenützt haben. Sexuelle Ausbeutung, Vergewaltigungen,
Schwangerschaften und erzwungene Abtreibungen seien an der Tagesordnung,
hieß es schon damals in den Medien. Die Begründung sagt auch einiges
aus: Nonnen würden von Priestern als Lustobjekte bevorzugt, weil sie selten Aids hätten.
Und wer weiß, was in armen Entwicklungsländern, außerhalb des
Sichtfeldes der Öffentlichkeit, alles noch geschieht? Die betroffenen
Opfer haben kaum eine Chance, sich aus eigener Kraft zu wehren. Und wenn
sie es dennoch tun – hoffnungslos! Eine Nonne, die sich einmal wehren wollte – ihr Widerstand bestand darin, dass sie ihre Schwestern aufforderte, sich einfach nicht mehr vergewaltigen zu lassen –, diese Nonne wurde kurzerhand aus ihrem Orden rausgeworfen und somit ihrem Wirkungsbereich entzogen. Zehn andere, die mit ihr gekämpft hatten, wurden einfach strafversetzt. So handelt die Kirche.
Es ist schrecklich, das empfindet so mancher. Doch wo ist der Hebel, um diesem schändlichen Treiben ein Ende zu setzen?
À propos Nonnen. Hat Jesus von Nazareth überhaupt von Nonnen gesprochen?
Das Gelübde, Jesus, dem Christus, die Ehre zu geben und Ihm
nachzufolgen, kann jeder Mensch ablegen, weil jeder Mensch der Tempel
Gottes ist und der Geist Gottes im Urgrund jeder Seele wohnt. Wie
wunderbar wäre es, wenn wir alle i n Christus die
Lebensregel anwenden könnten: "Was du willst, dass dir andere tun
sollen, das tue du ihnen zuerst!" Oder anders gesprochen: "Was du nicht
willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!" Das gilt für
jeden von uns, und es gilt ganz besonders den Priestermännern, die, wie
der Papst sagt, gleich nach Gott kommen sollen.
Würde die Goldene Lebensregel des Jesus von Nazareth überall
Anwendung finden, dann könnte man auch die Opfer der gewalttätigen,
verbrecherischen Priester besser schützen. Aber warum ist dies auch
heute immer noch so schwer, und warum ist es so schwer, Priester, die Verbrechen begehen, rechtlich zu belangen?
Vielleicht findet sich die Antwort wieder in den Dokumenten des II. Vaticanums.
Dort heißt es: "Die
Priester, die durch die Weihe in den Priesterstand eingegliedert
wurden, sind in inniger sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden.
Schließlich werden sich die Priester in besonderer Weise denen
gegenüber verpflichtet wissen, die unter irgendwelchen Schwierigkeiten
leiden … Sie sollen aber denen zur Seite stehen, die in irgendwelchen Punkten versagt haben … Ihnen gegenüber müssen sie sich stets als wahre Brüder und Freunde erweisen."
"Als Freunde erweisen" – Liebe Leser, es scheint, da erübrigt sich jeder Kommentar.
Eine
Frage dazu: Die Kirche ist doch für die Familien. Warum werden dann die
Priester von der Normalität, eine Familie zu gründen, ausgeschlossen?
Vielleicht wäre vieles tatsächlich anders, wenn man die Priester
heiraten ließe, wie es Erzbischof Zollitsch schon vorgeschlagen hat?
Warum heißt es, die Priester sind für die Familie, aber selbst sollen
sie keine Familie gründen?
Es liegt im Selbstverständnis der Kirche, dass sie sagt, sie ist eine hierarchische Organisation. Und das Bild des Priesters ist ein totalitäres Bild. Die Demut, der Gehorsam vor dem Bischof, die vollkommene Keuschheit werden immer wieder betont, wenn auch selten erfüllt. Und dadurch hat die Kirche ein Druckmittel gegen ihre eigenen Angestellten. Die angebliche Hirtenliebe drängt also die Priester dazu, anzunehmen und auszuführen, was der Papst und der eigene Bischof vorschreiben und nahe legen.
À propos Keuschheit. Die Priester sind für die Familien, ja die Familie wird hochgehalten. Ist
ein Kinderwunsch unkeusch? Denn ein Kinderwunsch gehört zu einer guten
Familie, also sollte man doch die Priester heiraten lassen.
Warum man ihnen das nicht gewähren möchte, hat mit Geistigkeit allerdings nicht das Geringste zu tun. Es ist vielmehr so: Wenn die Priester heiraten, eine Familie gründen würden, hätten sie natürlich auch natürliche Erben. Das heißt, ihr Geld und Gut würde nach ihrem Leibestod nicht der
"Mutter Kirche" zufallen, sondern anderen Menschen, nämlich ihren Erben. Der Kirche würde ja dann einiges verloren gehen.
Solange
diese zahllosen Skandalberichte nicht abreißen und die Kirche ihre
straffällig gewordenen Priester nach wie vor, so gut es eben geht,
deckt, da müssen sich die Verantwortlichen einmal die Frage gefallen
lassen: Was legen sie ihren eigenen Leuten eigentlich wirklich nahe? Warum
verbietet der Papst solche Gräueltaten, solche Gewalttaten, nicht mal
ganz klar und apodiktisch, wie er es ja anderweitig bei Lehrfragen auch
ohne Skrupel tut? Auf diese Weise könnte er mal Ordnung im eigenen Haus
schaffen, mit allen kirchenrechtlichen Konsequenzen. Oder hat der Papst vielleicht Angst vor diesen Konsequenzen, vielleicht auch deshalb, weil zu viele Priester betroffen sind?
Liebe Leser, wir haben Sie nun mit einigen Gegebenheiten über die
Verbrechen der Priester an kleinen Kindern oder an jungen Nonnen
konfrontiert. Wenn Sie jetzt denken, wir hätten damit weitgehend das
offen gelegt, was man von den Werken der Priester, den Früchten, an
denen sie zu erkennen sind, sagen kann, dann haben Sie sich geirrt.
Gehen wir nur einige Jahrzehnte oder einige Jahrhunderte in der
Kirchengeschichte zurück, so kommen die unzähligen und mannigfaltigen,
höchst unheilvollen Früchte dieser Priester zutage. Die Weltgeschichte
ist übervoll davon. Die Jahrhunderte nach Christus sind um vieles blutrünstiger und kriegerischer gewesen als die Jahrhunderte zuvor.
Hier
sollen kurz, aber deutlich, die geschichtlichen Fakten zusammentragen
werden, die die Blutspur in der Kirchengeschichte ausmachen. Kritische
Kirchenhistoriker wie z. B. Karlheinz Deschner, haben Gräueltaten über
Gräueltaten, Verbrechen über Verbrechen der Katholischen Kirche
nachgewiesen.
Die erste "Klimakatastrophe" unserer Zeitrechnung war eine geistige und eine gesellschaftliche. Ausgelöst wurde sie von der sich bildenden Katholischen Kirche. Die Katholische Kirche überzog die ganze Erde mit einem Klima der Bedrohung durch die
"ewige Verdammnis".
Sie erzeugte überall, wo sie Einfluss und Macht gewann, ein Klima der
Einschüchterung, der Angst vor Gewalt, ein Klima des Entsetzens, des
fortwährenden Ausgesetzt-Seins, des fanatisch-religiös begründeten
Terrors, zumeist in Wirkung gesetzt von Priestern.
Die Machthaber der Katholischen Kirche, die Päpste also, ließen weite Teile der Erde mit einer nie zuvor da gewesenen Blutspur unvorstellbaren Ausmaßes überziehen. Die grausamsten Verbrechen, zu denen nur die allerperversesten Verbrecher überhaupt fähig sind, wurden von den Priestern der Katholischen Kirche gebilligt, begangen, befohlen und von ihren der Katholischen Kirche und den Päpsten hörigen Anhängern ausgeführt.
Karlheinz Deschner schreibt teils wörtlich, teils sinngemäß: Über Jahrhunderte hinweg war es ein Morden, Brennen, Kreuzigen und Foltern;
über die Jahrhunderte hinweg ein Verstümmeln, Erschlagen, Abstechen und
Schlitzen, ein Abhacken von Händen und Füßen, ein Ausdärmen bei
lebendigem Leib; über die Jahrhunderte hinweg ein
Rädern und Krummschießen, ein Köpfe Abschlagen und Aufspießen, ein
Abschneiden von Ohren, Lippen und Brüsten, ein Ausstechen und Rausreißen
von Augen und Zungen bei Lebendigen und Toten, ein Vierteilen und
Pfählen, ein Zersägen und Hängen, ein Quälen mit glühenden Eisen und
anderen allerschlimmsten Qualen, wie es nur kranken Hirnen entspringen
kann oder die sich der Teufel selber ausdenken müsste.
Sollten
Sie das nicht glauben, so lesen Sie nach, bei Hubertus Mynarek,
Karlheinz Deschner, Horst Herrmann, Carsten Frerk und anderen
anerkannten Autoren. Es gibt sehr viel Literatur über diese Vorgänge.
Was wir hier anführen, ist nur eine kleine Auswahl. Gerade in deutscher
Sprache ist alles sehr ausführlich belegt und niedergelegt.
Über die
Jahrhunderte hinweg war es ein Verhungernlassen, ein Wegsperren
angekettet in Verliese, ein auf dem Scheiterhaufen lebendig
Verbrennenlassen, ein Ersäufen, ein Erdrosseln, ein Versklaven, ein
Aberkennen aller persönlichen Rechte. Alles ohne Unterlass,
millionenfach und viele Jahrhunderte hindurch.
Und das Schreckliche
hat alle betroffen: Säuglinge, Kinder, Männer, Frauen, Greise, Kranke,
Behinderte – alle, ohne Erbarmen ermordet, angeblich zur Ehre Gottes, in
Wahrheit aber zur Machtvergrößerung der Römisch-Katholischen Kirche.
Die Güter und der Besitz der Ermordeten wurden meist sogleich der Kirche einverleibt. Ganze Familien wurden oft wegen geringer Vergehen – nicht selten lagen nur Verleumdungen zugrunde – versklavt, und das häufig bis in die dritte oder vierte Generation. So wurden auf diese Weise ganze Familien zugrunde gerichtet.
Die Kirche hat also, wie man so sagt, gehaust auf Teufel komm raus!
Das
wäre an sich schon schlimm genug, aber die eigentliche Infamie liegt
darin, dass dies alles unter Missbrauch des Namens des Jesus, des
Christus, geschehen ist.
Was hat denn die ständige Berufung auf den
Kreuzestod Jesu der Kirche der Welt gebracht, wenn man Seine Lehre nicht
tut, ja, wenn man sie in eklatanter Weise mit Füßen tritt? Ist die Welt
durch die katholische Lehre heller und lichter geworden?
Sie
halten das hier Dargestellte für unmöglich? Bitte, lesen Sie selbst,
wie schon gesagt, bei Karlheinz Deschner und den anderen Autoren nach!
Karlheinz Deschner schrieb diese Wahrheiten seit Jahrzehnten – unangefochten. Warum unangefochten? Es ist eben die Wahrheit, es sind Fakten, die keiner leugnen kann.
Und nun stellen Sie sich einmal die Frage:
Diese Kirche, diese Priester, von denen wir gehört haben, sollen etwas mit
Jesus, dem Christus, zu tun haben? Diese Kirche soll etwas zu tun haben mit dem
Christus Gottes, dem Friedefürsten? Diese Kirche soll die "allein-seligmachende" Kirche sein? Und ihre Priester sollen zu Gott
führen? Wer Ohren hat, der höre! Wer ein Hirn hat, der denke nach!
Und,
liebe Leser, Hand aufs Herz: Wo steht denn eigentlich geschrieben, dass
man auf dem Weg zu Gott seinen Verstand an der Kirchentür abzugeben
hat?
Die katholische Kirche erzeugte wahrlich ein gesellschaftlich vergiftendes Klima ohnegleichen, das auch heute noch in vielen Dörfern katholischer Gegenden zu finden ist. Mit Jesus, dem Christus, hat das wahrlich alles nichts zu tun.
Nehmen wir auch Folgendes zur Kenntnis:
Die oftmals
zwangsrekrutierten Männer, Jugendlichen und älteren Knaben bluteten und
verbluteten auf den Schlachtfeldern der Mächtigen, mit dem Segen der
Kirche. Die Frauen und Kinder hungerten und verhungerten in den
verschmutzten, schlimmsten hygienischen Zuständen der Dörfer und Städte.
Die Priester segneten die Waffen und beruhigten die Gewissensbisse und
Ängste von Soldaten mit den Worten "Gott will es!"
In Tausenden von
Messen und Predigten wurde das Volk heuchlerisch auf die Gemetzel
eingestimmt. Erst nach dem Gemetzel versuchte die Kirche stets, ihre
Hände demonstrativ in Unschuld zu waschen.
Die katholische Kirche
erzeugte ein Klima, das ganze Länder und Kontinente heimsuchte und
unzählige Generationen für Jahrhunderte in Angst und Schrecken versetzte
und das heute noch das Unterbewusstsein der Menschen beeinflusst.
Eines der größten Verbrechen der Katholischen Kirche aber ist: Über
die Jahrhunderte hinweg wurden in erster Linie immer jene Menschen
verfolgt und ausgerottet, die ein Inneres Christentum anstrebten, die
also Jesus, dem Christus, nachfolgten. Denn Er lehrte die Menschen:
"Das Reich Gottes ist inwendig in euch" (Lk 17,21).
Und so steht es auch heute noch in der Bibel des Papstes, in der Bibel
der Kirchen zu lesen. Was sagt wohl Jesus, der Christus, zu all dem?
Wer in den Medien die Aussagen von Wissenschaftlern ernst nimmt und gelernt hat, auch zwischen den Zeilen zu lesen, der weiß: Der Klimawandel und die damit kommenden riesigen Katastrophen werden in einigen Jahrzehnten große Teile der Menschheit, sehr wahrscheinlich auch den Vatikan – samt Papsttum – von dieser Erde gefegt haben. Denn diese Erde wird weitgehend unbewohnbar werden. Auch die Religionen werden dann aufgehört haben zu sein. Wenn man vom Kosmos aus das Erdalter betrachtet, dann war diese traurige, kirchengeschichtlich geprägte Episode weniger als ein kurzer Blubb von ca. 1700 Jahren, den die Winde fortwehen, die Wasser fortspülen und die Vulkane zudecken.
Das ist dann vielleicht für die Millionen und Abermillionen Opfer der Katholischen Kirche eine
"Erhellung" der Welt, allerdings durch das Gesetz von Ursache und Wirkung. Dann,
nach der Befreiung von den verschiedenen Priesterkasten, kann die Erde
endlich wieder aufatmen, und das angekündigte Friedensreich des Jesus,
des Christus, kann dann endlich entstehen. Der Teufel wird gebunden. Christus ist dann der Sieger.
*
Liebe Leser, an dieser Stelle sei aus einer katholischen Bibel aus dem Jahre 1996 ein kleiner Absatz von dem Propheten Hosea zum Gericht über die Priester zitiert. Vielleicht fragen wir uns: Sind die Priester damals bessere Menschen gewesen als die Priester heute?
Damals sprach Gott, der Ewige, durch den Propheten Hosea über die Priester Folgendes: (Hosea 4, 1-10)
"Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne, denn der Herr erhebt Klage gegen die
Bewohner des Landes. Es gibt keine Treue und keine Liebe und keine
Gotteserkenntnis im Land. Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch
machen sich breit. Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum soll das Land verdorren.
Jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den
Vögeln des Himmels. Auch die Fische im Meer sollen zugrunde gehen. Doch nicht
irgendwer wird verklagt, nicht irgendwer wird gerügt, sondern dich, Priester,
klage Ich an. Am helllichten Tag kommst du zu Fall. Und ebenso wie du stürzt in
der Nacht der falsche Prophet. Auch deine Mutter lasse Ich umkommen. Mein Volk
kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt, weil du die Erkenntnis verworfen hast.
Darum verwerfe auch Ich dich als Meinen Priester. Du hast die Weisung deines
Gottes vergessen. Deshalb vergesse auch Ich deine Söhne. Sie, die Priester, sie
nähren sich von der Sünde Meines Volkes und sind gierig nach seinen ruchlosen
Opfern. Darum wird es dem Priester ergehen wie dem Volk. Ich bestrafe ihn für
sein Verhalten. Seine Taten vergelte ich ihm. Sie werden zwar essen, doch sie
werden nicht satt. Sie treiben Unzucht, aber sie vermehren sich nicht. Ja, sie
haben den Herrn verlassen und sich an die Unzucht gehalten."
So also
lautete das Wort Gottes vor ca. zweieinhalbtausend Jahren durch den
Propheten Hosea, zu lesen in der Bibel des Papstes über die Priester.
Angesichts dieser strengen Prophetenworte gegenüber den Priestern
fragt sich vielleicht so mancher: Was kann ich denn als Einzelner tun?
Darüber geben z. B. die Worte des Sehers Johannes Aufschluss, ebenfalls
in der Bibel nachzulesen in der Offenbarung Johannes, im 18. Kapitel, wo es heißt:
"Tretet aus von ihr, Mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und
nicht empfangt von ihren Plagen. Gehet hinaus aus ihr, Mein Volk!" (Ofb. 18, 4)
Erinnern Sie sich? Ausgangspunkt unserer Darlegungen war das "Priesterjahr", das der Papst ausgerufen hat. Wir könnten fragen: Im Namen des Christus? – Nein! Im Namen der Römisch-Katholischen Kirche!
Rufen wir uns zum Abschluss ins Bewusstsein, welches Fazit der
preisgekrönte Buchautor Karlheinz Deschner aufgrund seiner profunden
Kenntnis der Kirchengeschichte zieht:
"Nach intensiver Beschäftigung mit der
Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit,
einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts, keine Organisation der Welt,
die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet
ist, wie die … Kirche, ganz besonders die Römisch-Katholische Kirche."
Der Text kann
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