Aktualisiert am 30.6.2022
[Nachfolgender Artikel stammt aus dem Jahr 2012. Leider hat sich heute [2024] vieles von dem bewahrheitet, was sich schon damals abgezeichnet hatte. An manchen Stellen wurde der Artikel auch aktualisiert.]
Seit vielen Jahren schon verhungert
irgendwo auf dieser Welt ungefähr alle fünf Sekunden ein Kind unter 10 Jahren.
Das sind ca. 17.000 Kinder, die täglich weltweit an den Folgen von
Unterernährung sterben. So berichtet es Jean Ziegler, der
UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.
Dieser Sachverhalt ist kaum vorstellbar. Doch gehen wir nicht so schnell darüber
hinweg. Im Takt von fünf Sekunden stirbt also weltweit ein Kind an Hunger. Und
rechnet man die Erwachsenen dazu, sind es den Statistiken zufolge mehr als doppelt so viele Hungertote,
ca. 37.000 Todesopfer jeden Tag. Nicht jährlich, sondern täglich, und
zwar auch jetzt, in diesen Augenblicken.
Wir informieren Sie über diese
furchtbare Tragödie, weil man fast nichts darüber in den Medien hört. Der
Sekundentakt dieser Katastrophe ist schon zum schrecklichen Alltag geworden und
wird in den Alltagsberichten der gängigen Medien in der Regel ausgeblendet. Es sind immer nur
bestimmte Krisenherde, über die berichtet wird. Zu Beginn des Jahres 2012
waren dies vor allem der Aufstand von Islamisten und westlich orientierten
Rebellen und der daraus entstandene
vielfach
von außerhalb Syriens geschürte
Bürgerkrieg in Syrien.
Der gewaltsame Aufstand in Syrien hatte bis gegen Ende Februar 2012 ca. 400 Kindern insgesamt das Leben gekostet. Das heißt: Pro Tag ist in Syrien bei der Gewalt ein Kind gestorben, manchmal zwei – die zu den 17.000 Kindern hinzu kamen, die an Hunger und Unterernährung in anderen Teil der Welt gestorben sind.
So beklagte auch Papst Benedikt XVI. am 12. Februar 2012
besonders den Tod von Kindern in Syrien.
Natürlich ist es furchtbar, was dort geschieht und noch schlimmer wird, wenn die
Kriegsparteien – der Regierung unter Präsident Assad auf der einen Seite und den
von ausländischen Mächten und Waffenlieferanten unterstützten Rebellen auf der
anderen Seite – den Krieg und den Missbrauch von
Kindern für die Interessen der jeweiligen Kriegspartei nicht beenden. Aber warum
wird hier ständig an diesen Konfliktherd erinnert? Um das eine und das andere Kind, das zuletzt
täglich in Syrien ums Leben kam, sorgte sich im Februar 2012 also bereits der Papst
in Rom im Angesicht
der Massenmedien in aller Öffentlichkeit. Aber von den ca. 17.000 Kindern, die
täglich verhungern oder an den Folgen von Unterernährung sterben, hört man auch in der Kirche selten etwas.
Als die US-amerikanischen Abgeordneten 1991 erstmals über einen Krieg gegen den
Irak nachdachten (was bekanntlich in zwei Kriege und bis heute dauerndes Elend
führte), ging plötzlich folgende Meldung durch die so genannte Weltpresse:
Irakische Soldaten hätten kuwaitische Säuglinge in einem Krankenhaus aus den
Brutkästen gerissen und auf den Boden geworfen – eine Propaganda-Lüge durch eine
gefälschte Zeugenaussage, wie sich später heraus stellt. Aber viele Abgeordnete
zeigten sich erschüttert und weinten, und sie entschieden sich unter Tränen aufgrund dieser Lüge für den
Krieg des Westens gegen den Irak.
PS: Die Kriegsfolgen sind ein Desaster. Im Jahr 2014 [Aktualisierung] überrannten
zuletzt
islamistische Terror-Gruppen das Land. Das ist also Teil der "freedom" (= "Freiheit"), die
der Krieg letztlich gebracht hat.
Doch selbst wenn die Meldungen über die getöteten Kinder in Syrien alle stimmen
sollten:
Warum wird hier zweierlei Maß
angewandt? Sind die Opfer der Gewalt in
Syrien besonders erwähnenswert, vor allem, wenn Regierungstruppen dafür
verantwortlich gemacht werden können, die Opfer des Hungers jedoch weniger, weil
sie sich nicht für machtpolitische Zwecke instrumentalisieren lassen?
Warum zuletzt immer und immer wieder Syrien? Was könnten hier die
Hintergedanken sein? Sind es politisch-strategische Überlegungen, die hier
eine Rolle spielen? Eventuell auch hier das Zündeln mit der Flamme eines
größeren Krieges, womit
bestimmte machtpolitische Interessen verfolgt werden?
[Aktualisierung] – Anfang 2020 gingen die Schlagzeilen in Medien, die feindlich
gegenüber den Regierungen Syriens und Russlands eingestellt sind, erneut in
diese Richtung. "Alle zehn Stunden stirbt in Syrien ein Kind", so eine große
Überschrift in bild.de am 14.3.2020.
Doch noch einmal eine Frage: Warum sterben dort Menschen, auch Kinder?
Spiegel.de
veröffentlichte am 26.7.2012 einen Artikel mit der Überschrift Wie der
Westen heimlich Krieg in Syrien führt (spiegel.de).
Wer also trägt alles die Verantwortung für die im Krieg getöteten Kinder in
Syrien? Nur
der Kriegsgegner, den man dafür brandmarkt? Oder auch derjenige, der gegen ihn den Krieg führt
und nicht daran denkt, ihn zu beenden, weil er sein Kriegsziel nicht aufgeben
will, durch Gewalt einen Sturz der Regierung herbeizuführen?
Und werden die hoch emotional präsentierten Schreckens-Meldungen über Kinder in
Syrien, die in westlichen Medien systematisch und mit auffälligen Wiederholungen
meist ausschließlich dem dortigen Regime angelastet werden,
solange
zunehmen, bis ein bisher noch unbeteiligtes Land nach dem anderen hier ebenfalls
entscheidet: "Krieg!"? Was aber praktisch bedeutet: Noch mehr Leid, noch mehr Chaos,
noch mehr Elendnoch mehr Todesopfer.
Und dass eine Ausweitung des Kriegs zu noch weit mehr furchtbaren Opfern
unter Kinder führen würde, wird ebenfalls ausgeblendet – so wie die 17.000 Kinder
ausgeblendet werden,
die derzeit täglich weltweit an Hunger oder den Folgen von Unterernährung
sterben.
Doch warum so wenig Informationen über den
Tod durch Mangel an Nahrungsmitteln? Und warum so wenig Informationen über die
Hintergründe, warum das so ist? Wer will diese Informationen verhindern? Oder
wollen viele Menschen gar nicht damit konfrontiert werden, dass auch der
tägliche Hungertod von Menschen das Ergebnis eines Krieges ist?
Es handelt sich dabei um einen Krieg der
Menschen um die Verteilung der Nahrungsmittel und auch des Trinkwassers auf dieser Erde. Denn die Mutter
Erde würde genug Nahrung für alle Menschen geben, so dass niemand verhungern
müsste. Aber es wird nicht an alle verteilt.
Der "UN-Sonderberichterstatter für das
Recht auf Nahrung", der Schweizer Jean Ziegler, erklärt:
"Keiner kann normal und glücklich leben in einer Welt, wo alle fünf Sekunden
ein Kind verhungert." (z. B.
Beitrag auf daserste.de leider nicht mehr einsehbar. Die damalige Adresse wird
ihnen
hier angezeigt.)
Und der UN-Mitarbeiter sagt auch, warum das so ist. Er nennt den weltweiten
"Raubtierkapitalismus" oder die Börsen-Spekulation auf Grundnahrungsmittel und
Wasserreserven auf den internationalen Finanzmärkten. Er nennt die Politik der
Industrieländer, die ihre eigene Landwirtschaft mit einer Milliarde Dollar pro
Tag subventionieren, so dass die dadurch erzeugten Billig-Produkte weltweit
exportiert werden können und damit auch die Existenz der Bauern in den ärmeren
Ländern zerstören, die keine Subventionen bekommen. Denn diese können dann bei
diesen Dumping-Preisen nicht mithalten und gehen kaputt.
Der UN-Sonderberichterstatter nennt die von den Industrieländern beherrschten
Einrichtungen wie Internationaler Währungsfonds und Welthandelsorganisation WTO,
welche armen Ländern z. B. schon verboten haben, Lebensmittelreserven für die
Bevölkerung anzulegen oder manche Lebensmittel gratis zu verteilen – der Grund
dafür: damit die
Bedingungen für die Spekulanten an den Finanzmärkten nicht verzerrt würden und damit die Profite von
Anlegern dort nicht gefährdet würden.
Und man könnte noch die unzähligen Kriege nennen, für die weltweit mit
Billionensummen militärisch aufgerüstet wird. Doch der Hunger der Mächtigen
nach immer mehr Waffen wird immer noch größer, seit 2014 [Aktualisierung] auch der
Ost-West-Konflikt zwischen der NATO und Russland um die Ukraine wieder entflammt ist.
Wussten Sie z. B., dass Deutschland weltweit der drittgrößte Exporteur und
Kriegswaffen ist und der zweitgrößte Exporteur von Jagdwaffen zum Töten von
Tieren? Hier werden Milliarden umgesetzt und – nebenbei gesagt – auch sehr viele
Kirchensteuern erwirtschaftet.
Jean Ziegler von den Vereinten Nationen
fasste alles zusammen mit den Worten:
"Alles wird dem Prinzip der Profitmaximierung unterworfen. Diese kannibalische
Weltordnung von heute ist das Ende sämtlicher Werte und Institutionen der
Aufklärung, unter denen wir bisher gelebt haben, das Ende der Grundwerte, der
Menschenrechte." (zit. nach germanwatch.org Nr. 4/2005)
Und er zieht daraus folgende Schlussfolgerung: "Ein Kind, das heute an Hunger
stirbt, wird ermordet".
Einem Kind, das an Hunger stirbt, wird also von
Menschen das täglich Brot nicht gegeben, das die Christenheit im Vaterunser von
"Gott" erbittet. Daran ist also nicht Gott schuld, der über die Mutter Erde
immer reichlich geben möchte.
Doch was machen diejenigen, die Seinen
Namen so oft im Munde führen? Wer hortet Reichtümer anstatt ihn zum Wohle seines
Nächsten einzusetzen?
Oder eine weitere ganz konkrete Frage: Wer setzt die Ressourcen der Erde – wie
z. B. Getreideernten – für die Vieh ein, um die Tiere damit grausam zu mästen
und später ebenso grausam zu
töten und ihr Fleisch an reiche Menschen zu verkaufen?
Auch die Institution Kirche mit ihren
Goldschätzen, ihrem Milliardenvermögen, ihren Banken, Kapitalanlagen,
Konzernbeteiligungen und
dem kirchlichen Segen für die Fleischproduktion weltweit steckt mittendrin in
diesem Verbrechen an den Hungernden.
Klar ist es angesichts dieses himmelschreienden
Unrechts leichter, den Tod von Kindern in Syrien zu beklagen, 2012 zuletzt ca. 400
Kinder in einem Jahr, nach Zeugenaussagen in den Wochen seither mehr und
mittlerweile [2014] weit mehr – als ob man 2012 schon ahnte oder plante, dass es
in Syrien bald eskalieren wird. Und warum? Weil die vom Westen oder den islamistischen
Öl-Staaten bezahlten Aufständischen den Krieg gegen die Regierung mit allen
Mitteln weiterführen, während die Regierung in Syrien von Russland und dem Iran
unterstützt wird, die Aufstände niederzuschlagen.
Die zunehmende Zahl der Opfer lässt sich dabei "leicht" beklagen. Weil man sich hier nur wenig oder gar nicht selbst bewegen muss. Der
tägliche Mord wegen unterlassener Verteilung der Nahrungsmittel ist
vieltausendfach umfangreicher und berührt das grundsätzliche Problem von Arm
und Reich auf dieser Erde und wird deshalb auch meist
verschwiegen.
In Syrien jedoch wird aufgrund der Meldungen von getöteten Kindern
versucht, andere Länder in den Machtkampf und den Krieg mit hinein zu ziehen,
der von allen Seiten mit entsprechenden Kriegs-Gräueln geführt wird.
Denn im Krieg getötete Kinder lassen sich leider auch dafür missbrauchen,
bestimmte machtpolitische Interessen einzelner Kriegsparteien damit zu
kaschieren. Verhungernde Kinder
lassen sich jedoch machtpolitisch nicht in dieser Weise missbrauchen. Sie sind
eine Anklage an die gesamte so genannte Weltgemeinschaft mit ihrem Wirtschafts-, Finanz-,
und Nahrungsmittelverteilungssystem.
Natürlich sind die Zusammenhänge
komplexer, wenn es darum gehen würde, in unzähligen Einzelfällen Wege zu finden,
die zu einer Lösung für alle führen würde. Doch wem ist überhaupt daran gelegen?
Und die Gründe, die zum zigtausendfachen Hungertod führen, sind ja auch
kein Geheimnis, sondern sie sind bekannt. Und man könnte zumindest einiges einleiten, um
diesen Mord durch Verhungern lassen, wie es der UN-Sonderberichterstatter Jean
Ziegler nennt, zu beenden.
– Indem man z. B. nicht Reichtümer für sich hortet. Und dies gilt vor allem auch
für Institutionen, die immer nur ihre Gläubigen zum Spenden auffordern, aber
nichts selbstlos aus dem eigenen unermesslichen Vermögen geben.
– Indem diejenigen, die sich auf Christus berufen, endlich das eindeutige Gebot
aller wahren Gottespropheten und von Jesus von Nazareth, keinen Krieg zu führen
und nicht zu töten, in die Tat umsetzen.
– Oder indem man damit aufhört, durch die Nachfrage nach Fleisch dafür zu
sorgen, dass das Getreide, das die Hungersnot der Armen beenden könnten,
weiterhin einzig zum Zweck der massenhaften Fleischproduktion verfüttert wird.
– Oder manches mehr.
Auch hier bietet die Goldene Regel aus
der Bergpredigt des Jesus von Nazareth den Weg zur Lösung an. "Alles, was ihr
wollt, dass euch die Menschen tun, das tut ihr ihnen zuerst."
Das heißt: Wenn wir wollen, dass uns die Menschen alles Notwendige für unser
täglich Brot zur Verfügung stellen, dann sollten wir auch mithelfen, dass es
andere bekommen.
Und was das für jeden Einzelnen bedeuten
kann? Da findet sicher jeder einen Ansatzpunkt in seinem persönlichen Leben.
Zur Erinnerung: Alle fünf Sekunden verhungert irgendwo in der Welt ein Kind
unter 10 Jahren. Und rechnet man die Erwachsenen hinzu, so sind es nur gut zwei
Sekunden, die vergehen, bis erneut ein Opfer zu beklagen ist.
Und daraus zog der der ehemalige
UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, der Schweizer Jean Ziegler,
die Schlussfolgerung:
"Keiner kann normal und glücklich leben in einer Welt, wo alle fünf Sekunden
ein Kind verhungert."
Was könnte dann "normal" sein und was könnten Menschen tun, dass sie nicht
Millionen ihrer Nächsten vom "Glück" ausschließen?
Dem Menschen wurde von Gott doch auch ein Gewissen und ein Verstand geschenkt.
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