Der Theologe Nr. 84, aktualisiert am 3.7.2022
Die evangelisch-lutherische
Kirche wollte das Lutherjubiläum im Jahr 2017 ökumenisch gestalten:
im Einvernehmen und in Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Diese
massiven Ökumene-Bestrebungen sind nicht neu. Zwar entwickelten sie sich in der
jetzigen Form erst Ende des letzten Jahrtausends, doch einer der Vorläufer zu
Beginn des 20. Jahrhunderts ist auch der Katholik Adolf Hitler.
Adolf Hitler
verehrte Martin Luther als "das größte deutsche Genie", als einen "Riesen", der
"den Juden" bereits so gesehen habe, "wie wir ihn erst
heute zu sehen beginnen". Leider habe Martin Luther "zu spät
erkannt", dass sein Angriff auf den Katholizismus falsch gewesen sei und
stattdessen schon in dieser Zeit der Angriff auf den "Juden" nötig
gewesen wäre, so Hitler. Dann wäre es nicht zur Kirchenspaltung gekommen. Nun aber ist
gemäß der Weltanschauung Adolf Hitlers die
Zeit der Ökumene gekommen. Adolf Hitler wörtlich in Mein Kampf
über das Ende der gegenseitigen Bekämpfung zwischen Katholiken und Protestanten: "Der gemeinsame gewaltige Kampf, den
die beiden gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führten, hatte sie im
Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten und zu schätzen."
(S. 628 ff.)
In dieser Ausgabe von "Der Theologe" erfahren Sie folgendes:
1) Eine Zusammenfassung der von uns
veröffentlichten Äußerungen von Adolf Hitler über Martin Luther aus
Der Theologe Nr. 4
2) Adolf
Hitler unter dem Einfluss Martin Luthers: Wandlung vom Freund der Juden zum
Antisemiten
3) Martin Luther, ein
geistiger Vater des Holocaust
4) Eine Information über das Buch von
Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis
Lenin – Zwiegespräche zwischen Martin Luther und mir, München 1924.
5) Ein Auszug aus dem Buch,
die
Seiten 35-36
1
Ausgangspunkt des speziell evangelisch-lutherischen Antisemitismus ist die
grundlegende Schrift
Martin Luthers Von den Juden und ihren Lügen
(1543). Die Judenverfolgung ist eines der wichtigsten Anliegen von Martin
Luther in seinen letzten Lebensjahren. Sie ist auch das Thema seiner letzten
Kanzelabkündigung am 15.2.1546 in Eisleben, drei Tage vor seinem Tod, wo er z.
B. fordert: "Darum sollt ihr Herren sie nicht leiden,
sondern wegtreiben." Und auch in seinem letzten Brief, den er von
Eisleben aus an seine Frau schreibt, heißt es: "Wenn die Hauptsachen
geschlichtet sind [die Streitigkeiten unter den Grafen von Mansfeld], so muss
ich mich daran legen, die Juden zu vertreiben. Graf Albrecht ist ihnen feind und hat sie schon
preisgegeben, aber niemand tut ihnen noch etwas" (zit. nach Landesbischof Martin Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit
ihnen!, Freiburg 1938, S. 14). Für die jüdischen Bürger tickt bereits hier die Zeitbombe, doch
dann ist Martin Luther, der antisemitische Inspirator der staatlichen Obrigkeiten, plötzlich tot. Das
von ihm geforderte Pogrom fällt zunächst aus,
und es gilt noch etwas länger in Deutschland: "Niemand tut ihnen noch etwas."
Erst in der Zeit des Nationalsozialismus werden Martin Luthers Forderungen von
den Politikern alle erfüllt.
Lesen Sie dazu weiter: So fordert es Martin Luther
– so tun es die Nationalsozialisten.
Der Philosoph Karl Jaspers stellt im Jahr 1962 dazu fest: Luthers "Ratschläge gegen
die Juden hat Hitler genau ausgeführt".
(Der philosophische Glaube angesichts der
Offenbarung, München 1962, S. 90)
1910 –
Der junge Adolf Hitler ist noch kein Antisemit. Er spricht anerkennend von der
"jüdischen
Tradition", schätzt den jüdischen Hausarzt seiner
Familie, wird als Maler beruflich vor allem von Juden gefördert und bevorzugt
sogar den Umgang mit seinen jüdischen Freunden und Bekannten, die ihn vielfach
unterstützen und ihm aus Notlagen heraushelfen. Adolf Hitler würdigt auch die
Leistung jüdischer Komponisten und verteidigt den von Antisemiten angegriffenen
jüdischen Schriftsteller Heinrich Heine. Auch erwähnt Adolf Hitler später nie ein schlimmes
Erlebnis mit Juden
(nach Brigitte Hamann, Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators, München 1996,
Taschenbuchausgabe 1998, S. 265.496-500).
1912 – Nach
Augenzeugenberichten "verehrt" Adolf Hitler aber auch Martin Luther, wie Rudolf
Hanisch, einer der Mitbewohner im Wiener Männerheim dem Mährischen Illustrierten
Beobachter 1935 mitteilt. Martin Luther habe nach Adolf Hitlers Überzeugung Deutschland von
Rom zurück zum echten Germanentum geführt
(nach Brigitte Hamann, a.a.O., S. 271.358).
Die Hitler-Biografin Brigitte Hamann schreibt weiter:
"Laut Hanisch meinte H. [Hitler] im Männerheim, die
wahre deutsche Religion sei der Protestantismus. Er habe Luther als das größte
deutsche Genie bewundert" (Brigitte Hamann,
a.a.O., S. 358).
Den Antisemitismus Luthers teilt Hitler aber 1912 und in den folgenden
Jahren noch nicht.
1918 – Die Biografin
Brigitte Hamann geht davon aus, dass sich Adolf Hitler um das Jahr 1918 zum
Antisemiten wandelt. Für das Jahr 1918, gegen Ende des 1. Weltkriegs, stellt
sich Adolf Hitler selbst bereits als kämpferischen Antisemiten dar. In seinem
Buch Mein Kampf schreibt er rückblickend auf das Jahr 1918:
"Im Jahre 1918 konnte von einem planmäßigen Antisemitismus gar keine
Rede sein.
Noch erinnere ich mich der Schwierigkeiten, auf die man stieß, sowie man nur das Wort
Jude in den Mund nahm. Man wurde entweder dumm angeglotzt oder man erlebte heftigsten
Widerstand. Unsere ersten Versuche, der Öffentlichkeit den wahren Feind zu
zeigen, schienen damals fast aussichtslos zu sein, und nur ganz langsam begannen
sich die Dinge zum Besseren zu wenden ... Jedenfalls begann im Winter
1918/1919 so etwas wie Antisemitismus langsam Wurzel zu fassen ..."
Anmerkung:
Bei seiner Wandlung vom jungen Mann, der Juden bevorzugt und jüdische Freunde
hat, zum kämpferischen Antisemiten folgt Adolf Hitler einem seiner größten
damaligen Vorbilder, Martin Luther (siehe 1912).
Im Jahr 1923 wird Martin Luther von Adolf Hitler mit den Worten gelobt:
"Luther war ein großer Mann, ein Riese.
Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung, sah den Juden, wie wir ihn erst
heute zu sehen beginnen."
(Adolf
Hitler, zit. nach Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis Lenin, Zwiegespräche zwischen Adolf Hitler und mir, München
1924, S. 35)
1924 – In seinem Buch Mein Kampf erklärt Adolf Hitler, die sich auf Martin
Luther berufende Los-von-Rom-Bewegung um die Jahrhundertwende sei ein
"schwerer
politischer Fehler" gewesen (zit. nach Brigitte Hamann, a.a.O., S. 357).
Die Los-von-Rom-Bewegung würde sich auf den jungen Luther berufen, der erst in
späteren Jahren zur Einsicht gelangte, dass es gilt, den "Juden" und nicht den
Katholizismus zu bekämpfen. Und Adolf Hitler sucht als römisch-katholischer
Staatsmann folglich gezielt auch das Bündnis mit dem Vatikan.
Im Jahr 1933 wird Adolf Hitler der katholischen Kirche in einem "Konkordat"
umfangreiche Privilegien gewähren (und u. a. die bis heute erhobene Kirchensteuer
einführen) und damit die römisch-katholische Kirche im evangelisch geprägten
Deutschland in einer Weise aufwerten, die gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Der
protestantische Reichskanzler Graf Otto von Bismarck hatte ca. 60 Jahre zuvor
noch Privilegien für die katholische Kirche gestrichen. Umgekehrt ist der Vatikan der erste Staat, der Nazi-Deutschland
anerkennt. Wie der Vatikan, so beklagt auch der katholische deutsche
Führer die Kirchenspaltung aufgrund von schweren Fehlern des jungen Martin
Luther. Und Papst Pius XII., dessen Seligsprechung seit einiger Zeit vorbereitet wird, wird später
zum Holocaust schweigen.
1924 – Adolf Hitler beklagt in Mein Kampf
(siehe unten) zudem die konfessionelle
Zerstrittenheit zwischen Evangelischen und Katholiken als Schwächung des Antisemitismus.
Versuche von Katholiken oder Evangelischen, Angehörige der jeweils anderen Konfession
überzeugen zu wollen, lehnt er ab:
"Kaum aber, dass es gelungen war, dem deutschen Volk in dieser Frage den
großen, einigenden Kampfgedanken zu schenken, als der Jude auch schon zur Gegenwehr
schritt ... Er ... hat ... den Zwiespalt gesät" zwischen "Katholizismus
und Protestantismus". "Der Jude hat jedenfalls das gewollte Ziel erreicht:
Katholiken und Protestanten führen miteinander einen fröhlichen Krieg, und der Todfeind
der arischen Menschheit und des gesamten Christentums lacht sich ins Fäustchen ..."
Adolf Hitler entwirft ein ökumenisches Zukunftsbild beider Konfessionen:
Katholiken und Protestanten sollen einander achten und schätzen und gemeinsam
gegen den Juden kämpfen.
Und dieser "ökumenische" Kampf wird bald auch auf andere
Glaubensgemeinschaften ausgedehnt
(siehe z. B. Zeitablauf:
Januar 1932;
9.6.1933).
"Für die Zukunft der Erde liegt aber die Bedeutung nicht darin, ob die
Protestanten die Katholiken oder die Katholiken die Protestanten besiegen, sondern darin,
ob der arische Mensch ihr erhalten bleibt oder ausstirbt ... Darum sei jeder tätig,
und zwar jeder, gefälligst, in seiner Konfession, und jeder empfinde es als seine erste
und heiligste Pflicht, Stellung gegen den zu nehmen, der in seinem Wirken, durch Reden
oder Handeln aus dem Rahmen seiner eigenen Glaubensgemeinschaft heraustritt und in die
andere hineinzustänkern versucht ..."
Adolf Hitler, der als Knabe auch Ministrant in der Klosterschule im
Benediktinerstift Lambach war, lebt diese Haltung selbst vor und bleibt
zeitlebens Katholik und zahlt, solange er dazu aufgefordert wurde, immer pünktlich seinen Kirchenbeitrag, während er
ansonsten immer wieder Steuern hinterzog und bis 1933 eine nicht bezahlte
Steuerschuld von 400.000 Reichsmark anhäufte (Der Notar Klaus-Dieter Dubon,
Spiegel online, 16.12.2004). Im Buch Mein Kampf
erklärt er weiter, dass sowohl der evangelische als auch
der katholische Glaube mit dem Nationalsozialismus vereinbar ist.
"Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubige
Protestant neben dem gläubigen Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten
Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen.
Der gemeinsame gewaltige Kampf, den die beiden gegen den Zerstörer der arischen
Menschheit führten, hatte sie im Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten
und zu schätzen."
(Adolf
Hitler, Mein Kampf, München 1933, 70. Auflage, S. 628 ff.)
Auf diese und ähnliche Weise wird er immer mehr zu einem Vorkämpfer gelebter
katholisch-evangelischer Ökumene, dem es ein Herzensanliegen ist, dass
Katholiken und Protestanten "einander finden mögen"
(siehe nächster Absatz).
27.10.1928 – Adolf
Hitler wirbt für ein ökumenisches kirchliches Christentum:
"In unseren Reihen dulden wir keinen, der die Gedanken des Christentums verletzt ...
Diese unsere Bewegung ist tatsächlich christlich. Wir sind erfüllt von dem Wunsche,
dass
Katholiken und Protestanten sich einander finden mögen in der tiefen Not unseres eigenen
Volkes." (zit. nach Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder, Juden-Christen-Deutsche,
fünf Bände, Stuttgart 1990 ff., Band 1, S. 65)
Ist der Antisemitismus, der in
Deutschland im Holocaust endete, eine Verhängnis, das verführte Rassenfanatiker zu
verantworten haben? Wenn ja, wer hat sie verführt? Es mag manchen überraschen: Adolf
Hitler war in seiner Jugend kein Antisemit, er war sogar ein Freund der Juden. Der
Antisemitismus in Deutschland und Österreich wird Anfang des Jahrhunderts vor allem in
deutschnationalen Bewegungen hochgehalten. Und diese stehen in enger Verbindung mit den
Kirchen, sowohl mit der katholischen als auch der evangelischen. Im 1. Teil der
Untersuchung geht es um den Einfluss Martin Luthers und der evangelischen Kirche.
Denn unter dem Einfluss Martin Luthers wurde Adolf Hitler zum
Antisemiten. Und einige Theologen nennen Luther später stolz den sogar
"ersten Nationalsozialisten". Der Reformator aus Wittenberg
hat entscheidenden Anteil an der Vorgeschichte des Holocaust in
Deutschland.
Martin Luther – Adolf Hitler bewunderte ihn als "das größte deutsche Genie"
In ihrem Buch Hitlers Wien verweist Brigitte Hamann auf vier politische Leitbilder in Österreich, die Hitlers politische Karriere prägen: den Katholiken Dr. Karl Lueger und die Lutheraner Georg Schönerer, Franz Stein und Karl Hermann Wolf, allesamt Antisemiten. Bevor der junge Hitler unter ihren Einfluss gerät, ist er bereits ein Verehrer Martin Luthers. Einer seiner Mitbewohner im Wiener Männerwohnheim im Jahr 1912, Rudolf Hanisch, äußert, "die wahre deutsche Religion" in den Augen Hitlers "sei der Protestantismus". Der spätere Führer "habe Luther als das größte deutsche Genie bewundert". (Hamann, S. 358; siehe unten)
Hitler würdigt die Leistung jüdischer KünstlerDen Antisemitismus Luthers teilt Hitler damals noch nicht. Im Gegenteil: Hitler spricht anerkennend von der "jüdischen Tradition", schätzt den jüdischen Hausarzt seiner Familie, wird als Maler hauptsächlich von Juden gefördert, und er bevorzugt sogar den Umgang mit seinen jüdischen Freunden, die ihn vielfach unterstützen und ihm aus mancher Notlage heraushelfen.
Doch Martin Luther schildert die Juden im Widerspruch zu den Erfahrungen des jungen Hitler: Sie würden "hinter dem Ofen faulenzen" und die Deutschen arbeiten lassen; ihre Ärzte würden die "Kunst" beherrschen, Patienten langsam umzubringen; Juden hätten "kein menschliches Herz" gegenüber Andersgläubigen, wir hätten "rechte Teufel an ihnen", sie seien insgesamt "unser Unglück" und vieles mehr (aus: Von den Juden und ihren Lügen, 1543, bzw. aus seiner letzten Predigt 1546).
Adolf Hitler "verehrt" Martin Luther, wie Rudolf Hanisch bezeugt, und gegen Ende des 1.Weltkriegs nimmt er allmählich die antisemitischen Anschauungen des "Reformators" auf und wird selbst Antisemit. In einem Gespräch sagt Hitler 1923: "Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung, sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen." (Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis Lenin – Zwiegespräche zwischen Adolf Hitler und mir, München 1924, S. 35)
Nicht nur Hitler selbst steht unter dem Einfluss Martin Luthers, auch
Hitlers unmittelbare politische Leitbilder Schönerer, Wolf und Stein orientieren sich an
Martin Luther.
Georg Schönerer tritt 1900 vom katholischen zum evangelischen Glauben
über, gründet in Österreich die Alldeutsche Partei und ist Initiator der
österreichischen Los-von-Rom-Bewegung, sein Nachfolger wird später Franz Stein.
Schönerer vertritt den lutherischen Glauben mit Nachdruck. Die Mitglieder der Alldeutschen Partei müssen zugleich evangelisch sein.
Nur Juden
werden, selbst wenn sie sich evangelisch taufen lassen, nicht als Protestanten
anerkannt.
Diese Skepsis geht auf Martin Luther selbst zurück, der zur Taufe von jüdischen
Mitbürgern sagte:
"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke
führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen:
Ich taufe dich im Namen Abrahams." (Tischreden,
Nr. 1795*)
Diesen Satz Luthers zitiert der lutherische Landesbischof Martin Sasse aus
Eisenach in seinem Buch Martin Luther über die Juden – Weg mit ihnen!
im Jahr 1938 (Sturmhut-Verlag, Freiburg). Der Landesbischof verwendet das Zitat Luthers unkommentiert und damit
billigend unter der Überschrift Luthers Rat zur Judentaufe (S. 14).
Misstrauisch gegenüber der Judenmission erklärt auch der
Luther-Nachfolger Schönerer: "Jud bleibt Jud, ob er sich taufen
lässt oder
nicht!"
Mithilfe der evangelisch-lutherischen Gustav-Adolf-Vereine Deutschlands
werden unter der Obhut von Schönerer und der Alldeutschen Partei in Österreich innerhalb
von zehn Jahren 65 neue evangelische Kirchen und zehn Bethäuser und 108 neue evangelische
Predigerstellen errichtet.
Wie Schönerer tritt auch sein anfänglicher Mitstreiter Karl Hermann Wolf
von der römisch-katholischen zur evangelischen-lutherischen Kirche über. Wolf wehrt sich
aber dagegen, dass nur Protestanten Parteimitglied sein dürfen. Die Bewegung spaltet
sich.
Auch Hitler betrachtet im Rückblick Schönerers extrem lutherische
"Los-von-Rom-Bewegung" als "Fehler", und er beklagt die konfessionelle
Zwietracht zwischen Lutheranern und Katholiken, die dem gemeinsamen Kampf gegen den Juden,
den "Todfeind ... des gesamten Christentums" entgegenwirke. Am 27.10.1928 wirbt
Hitler in einer Rede deshalb für ein ökumenisches Christentum: "Wir sind erfüllt
von dem Wunsche, dass Katholiken und Protestanten sich einander finden mögen in der
tiefen Not unseres eigenen Volkes." (zit. nach Eberhard Röhm /
Jörg Thierfelder,
Juden-Christen-Deutsche, 5 Bände, Stuttgart 1990ff., Band 1, S. 65)
Unter Ziffer 2 wiesen wir nach, wie Adolf Hitler unter dem Einfluss Martin Luthers vom Freund der Juden zum Antisemiten wurde. Nachfolgend vergleichen wir die Aussagen bzw. Forderungen Luthers mit ihrer Verwirklichung durch die Nationalsozialisten.
So fordert es |
So tun es |
1.) Martin Luther erklärt: "Ich sollte mit einem solchen verteufelten Maul essen, trinken oder reden? So möchte ich aus der Schüssel oder Kannen mich voller Teufel fressen und saufen, so mache ich mich gewiss damit teilhaftig aller Teufel, die in den Juden wohnen." |
Die Nationalsozialisten verbieten 1941 Freundschaften zwischen Deutschen und Juden. Auch in öffentlichen Einrichtungen dürfen Juden nicht bei Deutschen sitzen. |
2.) Martin Luther fordert: Man soll ihre "Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecken ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien ..." |
Das tun die Nationalsozialisten, z. B. in der Reichspogromnacht am 10.11.1938, an Luthers Geburtstag. |
3.) Martin Luther fordert, "... dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre ... Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder einen Stall tun." |
Die Nationalsozialisten ziehen die Juden zunächst ab 1938 in bestimmten Häusern zusammen, ab 1939 teilweise in Gettos. Später werden sie in Eisenbahnwaggons gepfercht und – vergleichbar einem Viehtransport – in die Konzentrationslager gefahren. Dort müssen sie in Baracken wohnen. |
4.) Martin Luther fordert, "... dass man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein ... auch die ganze Bibel und nicht ein Blatt ließe." |
Die Nationalsozialisten lassen 1933 die jüdischen Schriften verbrennen. |
Für Adolf Hitler war Martin Luther ein "Riese", der "den Juden"
so sah,
"wie wir
ihn erst heute zu sehen beginnen". (1923) |
|
5.) Martin Luther fordert, "...dass man ihnen verbiete, bei uns ... öffentlich Gott zu loben, zu danken, zu beten, zu lehren bei Verlust Leibes und Lebens ... dass ihnen verboten werde, den Namen Gottes vor unseren Ohren zu nennen." |
Die Nationalsozialisten nehmen den Juden das Leben. Sie werden meist erschossen oder vergast, ihre Leichen in Massengräbern verscharrt oder verbrannt – allerdings unabhängig davon, ob der jüdische Bürger zuvor Gott öffentlich lobte oder nicht. Die ersten Pogrome erfolgen bereits 1933, die Massenmorde beginnen 1939. |
6.) Martin Luther fordert, "...dass man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe ... Sie sollen daheim bleiben." |
Juden dürfen in der Nazi-Zeit ihren Wohnort nur mit polizeilicher Genehmigung verlassen. Später gilt das auch für die Gettos (ab 1939). Wer sich nicht daran hält, wird verhaftet. |
7.) Martin Luther fordert, dass man "... nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold." |
Das tun die Nationalsozialisten ebenfalls. 1938 wird der Besitz "zwangsarisiert", 1939 der Schmuck eingezogen, später das Geld. |
8.) Martin Luther fordert, "... dass man den jungen und starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen." |
Die "jungen und starken Juden und Jüdinnen" werden von deutschen Firmen der Nazi-Zeit zum Teil als Zwangsarbeiter eingesetzt. In den Konzentrationslagern werden v. a. ab 1938 die Arbeitsfähigen von den Schwächeren getrennt. Die einen müssen unter dem Motto "Arbeit macht frei" zwangsarbeiten und werden erst hingerichtet, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Die anderen werden gleich umgebracht. |
9.) Martin Luther fordert: "Summa: ... dass ihr und wir alle der ... teuflischen Last der Juden entladen werden ..." |
Sechs Millionen Juden werden beim Holocaust in Europa ermordet. Von den wenigen Überlebenden wandern die meisten bis 1951 in die USA oder nach Israel aus. |
"I think, the time is past, when one may not
say the names of Hitler and Luther in the same breath. They belong together.
They are of the same old stamp." (Bernhard Rust (1883-1945), NS-Reichsminister für Wissenschaft und Erziehung von 1934-1945, zit. nach Marylin Cooper, Martin Luther´s anti-semitic legacy – 500 years later, Magazin moment, momentmag.com) Übersetzung: "Ich denke, die Zeit ist vorbei, in der jemand die Namen von Hitler und Luther nicht im selben Atemzug nennen würde. Sie gehören zusammen. Sie sind vom gleichen alten Menschenschlag." |
4
Das Buch von
Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis Lenin, Zwiegespräche zwischen
Adolf Hitler und mir, München 1924,
aus dem unter (5) einige Auszüge zitiert werden, enthält zahllose historisch wertvolle Aussagen des jungen Adolf Hitler, die
deutlich machen, wie Adolf Hitler damals gedacht hat und wie er die Entwicklung
zum Holocaust in der evangelisch-katholischen Leitkultur des kirchlichen
Abendlandes verankert hat. Doch das will man in den Institutionen Kirche in
späterer Zeit natürlich nicht mehr so gerne hören.
Aus dem Sachverhalt, dass Dietrich Eckart die "Zwiegespräche" natürlich nicht auf
Tonband aufgenommen hat (die damals noch kaum entwickelt waren und die es erst
recht nicht im Handel gab),
leitete (die Studentin oder vielleicht wissenschaftliche Mitarbeiterin) Margarete Plewina in
ihrer Studie Auf dem Weg zu Hitler. Der 'völkische' Publizist Dietrich
Eckart,
Bremen, Schünemann Universitätsverlag 1970, nun angeblich ab,
dass die Zitate Hitlers nicht "gesichert" seien. Ein entsprechender Hinweis ist in der englischsprachigen
Wikipedia-Ausgabe (Stand: 2.2.2011)
bei Dietrich Eckart vermerkt. Doch es fehlt die Angabe einer Seitenzahl, und es
war auch nicht ermittelbar, was genau in ihrem Aufsatz überhaupt steht. Der deutsche
Wikipedia-Eintrag
zu Eckart hat diesen Hinweis dann auch verständlicherweise gar nicht
aufgenommen. Denn wenn man
danach
gehen würde, dann wären überhaupt keine Zitate vor Erfindung des Tonbands
"gesichert", da die jeweiligen Gewährsmänner oder -frauen diese natürlich immer
aus ihrem Gedächtnis oder aufgrund ihres Protokolls niedergeschrieben haben.
So muss man bei nachfolgenden
Hitler-Zitaten (5) natürlich berücksichtigen, dass Dietrich Eckart sie im Nachhinein
zu Papier gebracht hatte, und man muss bei einer wissenschaftlich korrekten Zitierung selbstverständlich
hinzufügen "zitiert nach Dietrich Eckart". Doch es gibt keinen vernünftigen
Grund, daran zu zweifeln, dass Eckart die Zitierung so sorgfältig und gründlich
wie möglich vorgenommen hat. Dies zeigt sich auch daran, dass alle von ihm
aufgezeichneten Hitler-Zitate oder -Passagen mit dem übereinstimmen, was man auch von anderen
Zeugen über Adolf Hitler weiß und natürlich auch aus Hitlers Schriften selbst.
Hinzu kommt ein weiteres gravierendes Indiz: Dietrich Eckart war nachweisbar mit
Adolf Hitler befreundet. Die beiden hatten sich mehrfach über Gott und die Welt
unterhalten, und Adolf Hitler hatte Eckart sogar sein Standardwerk
Mein Kampf
gewidmet. Warum sollte dann Dietrich Eckart in seinem Buch Adolf Hitler etwas
unterschieben, was dieser vielleicht gar nicht gesagt habe? Abgesehen davon wäre
es ja auch nicht möglich gewesen. Denn Dietrich Eckart ist bereits im Jahr 1923
verstorben, und er war als Journalist,
Philosoph, Verleger und NSDAP-Mitbegründer damals kaum weniger bekannt als Adolf
Hitler selbst, der erst ab November 1923 nach der Erstürmung des
Bürgerbräukellers in München nationale Bekanntheit erlangte. Wenn also eines
dieser von Eckart überlieferten Hitler-Worte nicht wortwörtlich oder
sinngemäß von diesem selbst gestammt hätte, hätte Adolf Hitler ab 1924 genügend
Zeit gehabt, es zu dementieren oder zu korrigieren. Dies hat er aber in keiner
Weise getan.
Im Gegenteil: Dietrich
Eckarts Buch war in der Weimarer Republik und in der NS-Zeit mit
Hitlers Autorisierung (!) für alle zugänglich. Damit ist sogar der Beweis für die Authenzität der Zitate erbracht.
Und weiter noch: "Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es
mehrere Eckart-Denkmäler und Gedenkorte ... Seine Geburtsstadt Neumarkt in der
Oberpfalz trug in dieser Zeit den offiziellen Namenszusatz
´Dietrich-Eckart-Stadt`, im Jahr 1934 weihte Adolf Hitler dort ihm zu Ehren ein
Denkmal im Stadtpark ein"
(Wikipedia, Stand: 2.2.2011). Und dies hätte
Hitler sicher nicht getan, wenn Eckart zu seinen Lebzeiten Hitler-Zitate falsch wieder gegeben hätte.
Dies ist völlig unvorstellbar, weswegen nachfolgende Zitate Adolf Hitlers so
maximal "gesichert" sind,
wie sie nun mal eben "sicher" sein können.
Doch lesen Sie nun selbst einen Auszug aus dem Buch.
5
"Ob sie wohl", meinte er [Hitler], "auch den Luther zum Juden frisieren
werden. Schwerlich. Er hat ihnen denn doch zu warm eingeheizt [ein makabrer Satz
auch im Hinblick auf die späteren Verbrennungsöfen von Auschwitz]. Was in ihm
steckt, werden sie natürlich ebenso wenig aus ihm herausholen."
"Weißt du, was das ist", frug ich [Eckart].
"Ich weiß es", nickt er [Hitler] ernst, "die
fürchterlichste Tragik. Eine Schuld von so grauenhafter Wirkung, dass heute die
ganze Kultur daran zugrunde gehen droht, in aller Unschuld begangen. Mit der
größte Deutsche die ahnungslose Ursache des deutschen Zusammenbruchs.
Luther, der gewaltige Gegner der Judenheit, unbewusst ihr verhängnisvollster
Wegbegleiter. Nicht zu fassen, ich sage dir; nicht zu fassen. Um lausige
zehn oder zwanzig Jahre zu spät geschehen! Erst vor seinem Tod des Judas
ansichtig geworden! Wo alles bereits entschieden war! Vorher mit Leib und Seele
f ü r den Verräter. Da sind ihm die Hebräer noch ´Vettern und Brüder` unseres
Herrn, wir Christen aber nur ´Schwäger und Fremdlinge` ..."
"Nun", stoppte ich [Eckart], "... wenn Luther ein
Zeitgenosse Erzbergers [des 1921 ermordeten Finanzministers, der 1918 das
Waffenstillstandsabkommen für Deutschland unterzeichnet hatte] gewesen wäre ... Schon als
Student wäre er mit beiden Füßen zugleich in den Kampf gegen die Teufelsbrut
hinein gesprungen."
"Mein Gott", lenkte er [Hitler] ohne weiteres ein, "man
kann ihm keinen Vorwurf machen. Vierhundert Jahre dazwischen ist ein
Zeitraum.
Eines aber darf man doch nicht vergessen: Der Volksinstinkt war damals wacher
als heutzutage. Auf der ganzen Linie bestand das Misstrauen gegen die Juden. Für
den Volksmann Luther, den Sohn einfacher Leute, spricht seine langjährige
Vorliebe für die Juden gerade nicht; wenn man auch seinem Klosteraufenthalt eine
gewisse Weltfremdheit zugute halten muss. Es scheint eben auch hier wie überall
zugegangen sein: das viele Studieren verdirbt die Augen. Trotzdem: Luther war
ein großer Mann, ein Riese; sah er den Juden wie wir ihn erst heute zu sehen
beginnen. Nur leider zu spät und auch dann noch nicht da, wo er mit am
schädlichsten wirkt, nämlich im Christentum. Ach hätte er ihn da gesehen, in der
Jugend gesehen! Nicht den Katholizismus hätte er angegriffen, sondern den
Juden dahinter! Statt die Kirche in Bausch und Bogen zu verwerfen, hätte er
seine ganze leidenschaftliche Wucht auf die w a h r e n ´Dunkelmänner` fallen
lassen. Statt das Alte Testament zu verklären, hätte er es als die
Rüstkammer des Antichristen gebrandmarkt. Und der Jude, der Jude wäre in
seiner scheußlichen Nacktheit da gestanden, zur ewigen Warnung. Aus der
Kirche hätte er heraus müssen, aus der Gesellschaft, aus den Hallen der Fürsten, aus
den Burgen der Ritter, aus den Häusern der Bürger. Denn Luther hatte die Kraft
und den Mut und den hinreißenden Willen. Nie wäre es zur Kirchenspaltung
gekommen, nie zu dem Krieg, der nach Wunsch der Hebräer dreißig Jahre lang
arisches Blut in Strömen vergoss [dem Dreißigjährigen Krieg 1618-1648] ... Diplomatisch müsse Rom sein? Lasst euch heimgeigen. ´Eure Rede sei Ja, ja, nein, nein – alles andere ist von Übel.`
Heraus mit der Sprache wie Gregor VII., wie die Kirchenväter
Chrysostomus und Thomas von Acquino, wie alle echten Christen größren
Kalibers sie sprachen ..."
(Dietrich Eckart, Der Bolschewismus von Moses bis Lenin, Zwiegespräche
zwischen Adolf Hitler und mir, München 1924, S. 35 und 36)
[Hitler lobt hier die antisemitischen
Katholiken als "echte Christen", darunter den "heiligen"
Haupt-Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Und Dietrich Eckart weist
in der Fußnote auch auf einen Satz des "heiligen" Kirchenvaters Johannes Chrysostomos
hin: "Was sind die Erzväter der Juden anders als Schacherer und Krämer und aller
Unredlichkeiten voll?" (Anm. 114, S. 55)]
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