Aktualisiert am 30.6.2022
Martin Luther über die Juden u.a.: "Seid ihr doch nicht wert, dass ihr die Biblia von außen solltet ansehen,
geschweige, dass ihr drinnen lesen solltet. Ihr solltet allein die Bibel lesen,
die der Sau unter dem Schwanz steht und die Buchstaben, so da selbst
herausfallen, fressen und saufen."
(zit. nach
"Von den
Juden und ihren Lügen", Erstausgabe Wittenberg 1543, zit.
nach Hans-Jürgen Böhm, Die Lehre M. Luthers – ein Mythos zerbricht,
Selbstverlag, Plech 1994, S. 208)
Luther schreibt weiter: "Es ist hie zu Wittenberg an unserer Pfarrkirche eine Sau in Stein gehauen; da
liegen junge Ferkel und Juden drunter, die saugen; hinter der Sau steht ein Rabbin, der hebt der Sau das rechte Bein empor, und mit seiner linken Hand
zieht er den Pirzel über sich, bückt und guckt mit großem Fleiß der Sau
unter dem Pirzel in den Talmud hinein, als wollt er etwas Scharfs und
Sonderlichs lesen und ersehen ..."
(Aus der Schrift "Von den Juden und ihren Lügen", Jena 1543, zit. nach Erlanger Ausgabe der Lutherschriften XXXII, S. 298)
Die "Judensau" war ein beliebtes Motiv der Kirche im Zusammenhang der Verleumdung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger. Sie findet sich nicht nur an den Stadtkirchen der Lutherstadt Wittenberg (aus dem 14. Jahrhundert) und von Bayreuth, sondern auch an weiteren Kirchen; nach einer Aufstellung aus dem Jahr 2001 des evangelischen Theologen Oliver Gussmann, a.a.O., an folgenden Orten.
Aerschot/Belgien (Notre Dame, 16. Jahrhundert)
Bad Wimpfen (Stiftskirche St. Peter, 13. Jahrhundert)
Bamberg (Dom)
Basel (Münster, 1432)
Brandenburg (Dom, älteste Darstellung von 1230)
Cadolzburg bei Fürth (Burgtor, Außenseite, 15. Jahrhundert)
Colmar (Münster St. Martin, 14. Jahrhundert)
Eberswalde (St. Maria Magdalena, 13. Jahrhundert)
Erfurt (Dom, Chorgestühl, 15. Jahrhundert)
Gnesen (ht. Gniezo; Kathedrale, 14. Jahrhundert)
Heiligenstadt (Annakapelle, 1300)
Heilsbronn bei Ansbach (Münster, 15. Jahrhundert)
Köln (Chorgestühl im Dom, 14. Jahrhundert und St. Severin; dazu
Südostchor und Embleme von 1937 und 1939)
Lemgo (St. Marien, 13. Jahrhundert)
Magdeburg (Dom, 13. Jahrhundert)
Metz (Kathedrale, 14. Jahrhundert)
Nordhausen (1380)
Nürnberg (St. Sebald, 1320)
Regensburg (Dom, 14. Jahrhundert)
Remagen (Torbogen)
Spalt bei Nürnberg (Chorherrenstift, 15. Jahrhundert)
Straßburg
Uppsala (Dom, 14. Jahrhundert)
Wien (heute Stadtmuseum)
Xanten (Dom, 1265)
Zerbst (Nikolaikirche, 15. Jahrhundert)
Der deutsche Künstler Wolfram Kastner (* 1947; Malereien, Zeichnungen,
Objekte, Installationen, Fotoserien) vom "Institut für Kunst und Forschung"
in München hat uns im Jahr 2011 auf die teilweise Unvollständigkeit und
kleinere Fehler in dieser Zusammenstellung aufmerksam gemacht. Auf
seiner Seite
christliche-sauerei.de dokumentiert
er von ihm überprüfte aktuelle Judensau-Motive mit einer Beschreibung der
jeweiligen Skulptur. In seiner Aufstellung fehlen die Orte Aerschot,
Bamberg, Remagen und Wien. Dafür sind weitere "Judensäue" dokumentiert in:
Ahrweiler
Bacherach
Bützow
Cadolzburg
Calbe
Goslar
Theilenberg
Wiener Neustadt
Der Künstler Wolfram Kastner schreibt:
"Es ist ein Kreuz mit den Saubildern an und in deutschen
Kirchen. An mehr als 25 Kirchen existieren Skulpturen mit der Darstellung
einer Sau, an deren Zitzen Juden – erkennbar an den ihnen im Mittelalter
verordneten spitzen Hüten – saugen und sich am After des Tieres zu schaffen
machen. Diese Skulpturen stammen aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert und
sind Ausdruck einer extremen Judenfeindschaft, deren Folge viele Pogrome und
schließlich die Verbreitung eines Antisemitismus waren, der im
Auschwitzsystem und in der Ermordung der europäischen Juden durch die Nazis
gipfelte. Die Darstellung von Juden in körperlicher Gemeinschaft mit einer
Sau ist wohl etwas anderes als religiöse Feindseligkeit. Sie denunziert sie
als abartig, spricht ihnen menschliche Würde und Rechte (diesseits wie
jenseits) ab und setzt sie Tieren gleich, die einerseits – nicht nur den
Juden – als "unrein" galten und die andererseits zur eigenen Befriedigung
abgeschlachtet werden dürfen. Das ‚christliche’ Schmähwort "Judensau", wurde
zu einem gebräuchlichen Kampfbegriff, den die deutschen Antisemiten und
Nazis übernahmen ... Eine der übelsten Hetzerein gegen Juden stammt von
Martin Luther, der eine Hass-Predigt zur Wittenberger "Judensau"-Skulptur
hielt, in der er sich einiger Fäkalausdrücke bedient. Vielleicht
liegt in der Obszönität des Bildes der Grund für seine Popularität bei den
Deutschen – erst bei den Christen und dann bei den Nazis." (zit. nach christliche-sauerei.de)
Anmerkung:
Mit Christus und echten Christen haben Martin
Luther und die Kirche nichts zu tun. Was dort getan wurde und wird, ist
katholisch oder evangelisch, aber nicht christlich.
Foto links: Die "Judensau" im Kölner Dom, wo
zwei 1937 und 1939 angebrachte "Judensau"-Embleme noch heute das
katholische Kulthaus schmücken.
Der evangelische Theologe Oliver Gussmann schreibt über den Hintergrund der
Judensau-Verhöhnung:
"Die Beleidigung von Juden und ihrer Religion durch das ´Judensau`-Motiv
geschieht auf mehrfache Weise: Das Schwein ist für Juden ein unreines
(unkoscheres) Tier (3. Mose 11, 7). Jeglicher Kontakt mit ihm wird
vermieden. Der Genuss von Schweinefleisch und -fett oder gar von
Schweinemilch ist Juden ein Abscheu. Die religiösen Gefühle von Juden werden
dadurch in besonderer Weise verletzt. Schon in der Antike hat man bei
Judenverfolgungen Juden zwingen wollen, Schweinefleisch zu essen (2.
Makkabäer 7, 1). Eine intime Beziehung zu einem Tier (Sodomie) ist für
Juden wie Christen in gleicher Weise eine Verhöhnung. Das beinahe familiäre
Miteinander von Schwein und Juden lässt den Betrachter an eine
verwandtschaftliche Beziehung der Juden mit dem Schwein denken, die Juden
seien von ganz anderer Art als die Christen. Es ist sicher nicht zu weit
gedacht, wenn man im ´Judensau`-Motiv schon einen Vorläufer des
Rassenantisemitismus sieht". (Oliver Gussmann
in: Begegnungen. Zeitschrift für Kirche und Judentum Nr. 84 (2001), S. 26-28)
|
Mehr zu Luthers Antisemitismus lesen Sie
hier in "Der Theologe Nr. 4"
sowie ausführlich in:
Der Theologe Nr.
28 – Martin Luther und die Juden – Der
"größte Antisemit seiner Zeit" und
vielleicht aller Zeiten.
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