Der Theologe Nr. 81, aktualisiert am 23.8.2022
Pheromone sind von Körperdrüsen und Bakterien produzierte natürliche Signalstoffe, die bei Menschen und von Tieren im Zusammenhang der Fortpflanzung vorkommen. Leider kann man damit auch manipulieren. So werden sie vor allem vor allem in der Massentierhaltung eingesetzt, aber auch Menschen wird angeboten, dass Methode eingesetzt werden können, um die eigene Anziehungsfähigkeit bzw. Begehrlichkeit zu erhöhen. Das Thema "Pheromone" ist zwar zunächst kein theologisches Thema, doch es hat, wenn man mit Pheromonen manipuliert, erhebliche ethische Folgen. Dabei ist noch nicht genügend erforscht, welche Folgen der Pheromoneinsatz in der Massentierzucht auf die Wildtiere hat und auf die Menschen. Dazu nachfolgend einige wissenschaftliche Studien. Jesus, der Christus, war ein Freund der Tiere und das Gebot "Du sollst nicht töten" gilt auch gegenüber Tieren. Der Fleischkonsum zum Gaumengenuss ist also ein grober Verstoß gegen die Einheit der Schöpfungsordnung Gottes, wie wir in anderen Ausgaben des Theologen (z. B. in Nr. 7 und Nr. 31) dargelegt haben. Von daher ist es kein Wunder, dass auch die begleitenden Praktiken zum Schaden für Menschen und Tiere führen.
Teil 1: Steckt die Massentierzucht die Wildtiere an?
Teil 2: Manipulation durch Pheromone
Teil 3: Fortpflanzungsdunst auch Kuh- und
Schweinestall
Teil 4: Körperverletzung im Blindversuch
Teil 5: Jugendgefährdung durch Pheromone
Warum gelingt es vielen Wildtieren – insbesondere den Wildschweinen – nicht mehr, ihre Population in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten? Könnte es nicht sein, dass die wesentliche Ursache dafür die in den großen Ställen der Massentierhaltung betriebene Massentierzucht ist und die dort betriebene künstliche Befruchtung? Wie kann man sich das vorstellen?
Die industrielle »Fleischproduktion« treibt die Tiere in den Massenställen zu ununterbrochenem Zeugen und Gebären an. Bereits der Eintritt der Geschlechtsreife wird vorverlegt. Bei weiblichen Jungschweinen z. B. dadurch, dass man ihnen kastrierte Eber in die Bucht stellt, was die Pubertät drei Wochen früher eintreten lässt. Schon nach ca. 200 Tagen kommt es zur zweiten Brunst, bei der sie künstlich befruchtet werden. Dabei benutzen die Tierzüchter Eber-Samen »aus der Tube« und Eber-Geruchstoffe aus der Spraydose, so genannte Pheromone, um die Tiere zur Befruchtung zu stimulieren. Nach 114 Tagen bringen sie dann im Durchschnitt acht lebendige Frischlinge auf die Welt, die sie 32 Tage säugen. Nach einer »Leerzeit« von sieben bis zehn Tagen werden sie bei ihrer nächsten Brunst wieder künstlich befruchtet. Ohne Unterbrechung wird gezeugt, geboren und gesäugt – bei Schweinen, Rindern und anderen Opfern der modernen Fleischfabriken.
Der Inhalt der Spraydosen und die Schwaden der Ausdünstungen von Tieren im Fortpflanzungszyklus hängen in den Stallgebäuden und werden mit Ventilatoren als Abluft ins Freie geblasen, während eine Flut von Gülle abgepumpt und auf die Felder geschwemmt wird. Auf diese Weise gelangen die Pheromone, die in den Massenställen zur Stimulierung der als Zeugungs- und Gebärmaschinen missbrauchten Tiere verwandt werden, in die Umwelt. Es handelt sich um ursprünglich natürliche Substanzen, die der Mensch künstlich einsetzt und die eine Art chemische Kommunikation zwischen den Tieren ermöglichen, insbesondere als sexuelle Lockstoffe. Sie sind bereits in geringster Konzentration wirksam und können kilometerweit über die hochsensiblen Riechorgane der Tiere aufgenommen werden. Kein Wunder also, wenn auf diese Weise die Fortpflanzungshektik der Massentierställe auch die Wildtiere ansteckt – über ganze Wolken pheromonhaltiger Abluft und über Fluten pheromonhaltiger Gülle auf den Feldern.
Wenn dem so ist, erweist sich die Überpopulation vor allem von Wildschweinen, über die allseits geklagt wird, nicht als naturgegebenes Unglück, sondern als Folge menschlicher Triebtäterschaft: Der Mensch treibt die Tiere zur Überproduktion von Nachkommen an, um seinen Trieb nach immer mehr Fleisch zu befriedigen, was wiederum die Wildtiere verstört und zu einer Überproduktion in Wald und Flur antreibt. Am Ende schließt sich der Kreislauf der Triebe bei den Jägern, die immer mehr Wildtiere erlegen sollen, »weil es ja viel zu viele davon gibt«. So mancher Landwirt, der sich darüber beklagt, dass Wildschweine seine Felder »verwüsten«, könnte vielleicht in seinem pheromonhaltigen Stall eine der Ursachen dafür finden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Fernsehsendung, die in der Reihe Abenteuer Wissen das ZDF (Oktober 2002) ausstrahlte. Das Thema lautete: »Werden wir heimlich verändert?« Es ging darum, dass chemische Stoffe, die bei industriellen Färbe- und Reinigungsprozessen verwendet werden, sich inzwischen weltweit verbreitet haben und teilweise wie Hormone wirken, welche die Geschlechtsorgane und Fortpflanzungsfähigkeit z. B. von Fröschen und Kaulquappen nachweisbar beeinflussen.
Man darf gespannt sein, was sich über die Wirkung von Pheromonen noch alles ergibt. Beeinflussen sie vielleicht auch den Menschen? Dass biologische Stoffe psychosomatische Auswirkungen auf den Menschen haben können, ist ja auch aus der Waffentechnik bekannt. Und die Parfümindustrie weiß längst, dass sich die aphrodisierende Wirkung ihrer Duftwässer mit Hilfe von tierischen und menschlichen Pheromonen erhöhen lässt. Es könnte also leicht sein, dass die sexualisierenden Feinstoffe, die aus den Tierfabriken über uns herabregnen, nicht nur Wildtiere schneller brünstig machen. Gibt es hinsichtlich der Zunahme von Sexualverbrechen bis hin zur Kinderschändung und zur Sodomie am Ende eine Querverbindung zur Vergiftung unserer Atemluft durch Pheromone?
Wir werden den möglichen Ursachenketten, die sich
hier auftun, weiter nachgehen, fachliche Informationen darüber einholen und
wieder berichten.
Pheromone – die heimlichen Verführer. Für diese sexuellen Lockstoffe hat der Mensch sogar ein eigenes Riechorgan entwickelt. Um so nachhaltiger kann er auf diesem Weg auch manipuliert und beeinflusst werden.
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Die Telefonzellen hatten etwas Anziehendes – allerdings nur für
Frauen, die sie nicht nur häufiger als andere Telefonzellen benutzten, sondern
dort im Durchschnitt auch längere Gespräche führten. Männer hingegen mieden die
Zellen. Zauberei? Eine Erfindung? Keines von beiden. Wissenschaftler hatten für
ein Experiment einige der zur Verfügung stehenden Telefonzellen mit dem
männlichen Pheromon Androstenon eingesprüht. Obwohl kaum riechbar, entfaltet es
doch nachweisbar seine Wirkung. Man nimmt an, dass sich Frauen von dort wie von
einem »Zufluchtsort« angezogen fühlten, während Männer das so abgegrenzte
»Revier« eines dominanten »Rivalen« mieden.
Zu ähnlichen Ergebnissen führte es, als man die Stühle eines Wartezimmers mit
solchen Pheromonen besprüht hatte: Frauen setzten sich bevorzugt darauf, Männer
mieden sie.
In der Massentierhaltung werden diese Stoffe schon lange
eingesetzt, um den Zeugungs-Antrieb bei den Tieren zu steigern. Doch die
Pheromone aus den Ställen entweichen auch in die Umgebung, z. B. über die
»Transportwege« Fleisch, Gülle und Abluft. Wissenschaftliche Untersuchungen
haben dabei gezeigt, dass Mensch und Tier bereits auf minimale Mengen an
Pheromonen reagieren, die sich im Pikogramm-Bereich bewegen. Ein Pikogramm ist
die kaum vorstellbare verschwindend kleine Menge von einem Billionstel Gramm.
Unfreiwillig betroffen könnten z. B. die Wildtiere in Wald und Flur sein.
Regen die Stoffe je nach ihrer Konzentration diese vielleicht ebenfalls zum
vermehrten Zeugen an? Mehr
oder weniger betroffen könnten aber auch die Menschen sein. So kann man z. B.
fragen, ob es unter Umständen einen Zusammenhang mit der immer früher
einsetzenden Pubertät bei Jugendlichen gibt. Oder mit der Untreue in Ehe und
Partnerschaft, wodurch deren Stabilität immer mehr gefährdet wird. Oder mit dem
Anstieg der Sexualverbrechen. Denn die Massentierhaltung ist flächendeckend
überall anzutreffen. Und damit auch der Einsatz von Pheromonen. Was hat die
Wissenschaft bisher erforscht? In der vorliegenden Ausgabe möchten wir genauer
auf diese Stoffe eingehen. Woher stammen sie eigentlich und was wäre ihre
natürliche Funktion? Und wie steuert und verändert der Mensch ihre Wirkung? Sind
wir vielleicht schon lange Beeinflusste oder Manipulierte?
Es war erstmals im Jahr 1959, als man den Geruchssinn als Faktor
für die Fortpflanzung bei Insekten erforschte. Die Pheromone wurden »entdeckt«,
und man beschrieb sie als hormonähnliche chemische Signalstoffe, die männliche
oder weibliche Tiere aussenden, um den Geruchssinn beim anderen Geschlecht zu
reizen. In den folgenden Jahren fand man Pheromone auch bei anderen Tieren bis
hin zu den Säugetieren. Und seit den 70er-Jahren erforscht man intensiver die
Wirkung der Pheromone auch auf den Menschen. Das Ergebnis: Bei Mensch und Tier
wirken die Pheromone (= »Hormon-Bringer« bzw. »Erregungs-Träger« von griechisch ferein = tragen, bringen) unmittelbar auf bestimmte Hirnregionen ein, welche für
die hormonelle Steuerung des Lebewesens verantwortlich sind (Hirnanhangdrüse,
Hypothalamus-Nerv). Beim Menschen bedeutet das: Diese Bereiche sind der
Kontrolle durch seinen Intellekt entzogen. Die Pheromone setzen in der
betreffenden Hirnregion bestimmte »Botenstoffe« frei, welche wiederum auf die
Geschlechtsorgane einwirken und damit automatisch den Sexualtrieb anregen.
Wer dies weiß und mit diesen Stoffen experimentiert, trägt deshalb eine hohe
Verantwortung.
Wie nicht anders zu erwarten war, »entdeckte« man die Pheromone
bald auch in der Kosmetik-Industrie. Im Jahr 1994 wurde in den USA erstmals ein
Pheromon patentiert, und inzwischen werden sie schon von mehreren Firmen
hergestellt und vertrieben – die bekannteste unter ihnen, natural attraction
(vormals Realm Fragrances), führt auch selbst intensive Forschungen durch. Im
Ergebnis werden zahlreiche pheromonhaltige Kosmetika wie Seifen, Duftwasser und
Sprays sowohl für Männer als auch für Frauen auf den Markt gebracht. Der
Parfüm-Grundstoff EA 830 stimuliert dabei nachweislich das männliche Geschlecht,
während EA 640 das gleiche bei Frauen vollbringt. Bemerkenswert ist, dass es für
den Pheromongehalt eines Produkts auch schon Hitlisten gibt.
In jüngster Zeit wird nun auch eine mögliche medizinische Anwendung von
Pheromonen diskutiert. So sollen Pheromone bei bestimmten hormonabhängigen
Tumoren, z. B. Prostatakrebs, eingesetzt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet
sind Panikzustände: Hier sollen Pheromone das Gefühl von Sicherheit und
Geborgenheit vermitteln.
Dabei sind auf den verschiedenen Feldern der Pheromonforschung Wissenschaftler
unterschiedlicher Fachrichtungen beteiligt, von Medizinern über Biologen,
Biochemikern und Sexualwissenschaftlern bis hin zu Psychologen,
Verhaltensforschern und Anthropologen. An zahlreichen Universitäten weltweit
wurden bereits Untersuchungen und Studien über die Pheromonwirkungen an Menschen
durchgeführt. Die Ergebnisse der verschiedenen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen
wurden und werden in internationalen Fachzeitungen publiziert. Üblicherweise
werden für alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen Zusammenfassungen, so
genannte »Abstracts« erstellt, die jedermann im Internet nachlesen kann.
Im Jahr 2001 erschien zudem ein großer wissenschaftlicher Fachartikel in den Neuroendocrinolgy Letters, der sogar mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde. In dieser Publikation ist der Stand der Pheromon-Forschung aus medizinischer und verhaltensbiologischer Sicht dargelegt. Im Schlusswort stellen die Autoren Bemerkenswertes fest: Das menschliche Leben und Verhalten werde durch Pheromone beeinflusst, unabhängig davon, ob uns dies bewusst ist oder nicht. Und: Die ausgelösten hormonellen Reaktionen dominieren die sozialen Interaktionen. Menschliche Pheromone hätten nämlich ein größeres Potenzial als alle anderen Reize aus der Umwelt, die Physiologie im Körper und dadurch auch das Verhalten des Menschen zu beeinflussen.
Dies ist ein Ergebnis, das aufhorchen lässt. Wenn nämlich
»soziale Interaktionen«, also das Sozialverhalten der Menschen, durch diese
Stoffe »dominiert« werden, ist dann nicht auch die Türe zu den Möglichkeiten des
Missbrauchs weit offen? Beispiele für Manipulationen des Kaufverhaltens bzw. der
Zahlungsmoral sind z. B. bei www.pheromone.li nachzulesen: »Möbelfirmen sollen
Pheromone in ihren Ausstellungsräumen verwendet haben, um die Aufmerksamkeit auf
eine schwer verkäufliche Sitzgruppe zu lenken.« Mit Kleidung ließe sich ohne
weiteres das gleiche tun. Und: »Die Verwendung von Androstenonen bei der
Schuldeneintreibung mittels besprühter Mahnbriefe wurde sogar patentiert.
Besprühte Anschreiben wurden öfter und etwas schneller bezahlt.«
So müsste man ernsthaft überlegen, ob die auf diese Weise erfolgende
Manipulation von Tieren und Menschen nicht schon großflächig im Gange ist und
für vielfältige Phänomene mitverantwortlich ist, die unsere Gesellschaft
zunehmend prägen. Als Beispiele wurden eingangs schon die immer früher
einsetzende Pubertät bei Jugendlichen erwähnt, die Untreue in Ehe und
Partnerschaft oder der Anstieg von Sexualverbrechen. So könnte man z. B. einmal
konkret untersuchen, ob die Zunahme von Sexualdelikten vor allem im ländlichen
Raum nicht auch im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pheromonen steht. Denn dort
sind diese Stoffe durch ihren Einsatz in der Viehhaltung in höherer Konzentration verbreitet als in den Städten.
Doch damit nicht genug: Wenn diese Stoffe »ein größeres Potenzial als alle anderen Reize aus der Umwelt« haben, also z. B. Reize aus der Sex-Industrie oder aus den Medien, dann tickt hier offenbar eine Zeitbombe, die noch eine ganz andere Sprengkraft beinhaltet. Denn »Sozialverhalten der Menschen« bedeutet ja nicht nur »Sexualverhalten«, sondern z. B. auch den Grad an Friedfertigkeit oder Aggression. (Hans-Günther Kugler)
Macht uns die Fleischproduktion »rauschig«? +++
Künstliche Parallelwelt der dunklen Ställe +++
Gülle, Gülle überall +++
Verbreitung durch
Wind und Wetter +++
Gülle als
Auslöser von Sexualverbrechen?
Eine Familie aus der Nähe von Bonn hatte ein zugelaufenes
Wildschwein, einen ganz jungen Frischling, selber aufgezogen und im Garten
gehalten. Dies führte zu einigen ungewohnten Erfahrungen, die folgendermaßen
beschrieben werden: »Leider hat die Tatsache, dass Hanako [Red.: Name des
zugelaufenen Wildschweins] einen starken Geschlechtstrieb entwickelte, unserem
Zusammenleben schließlich eine Grenze gesetzt. Wir waren nicht darauf
vorbereitet, dass Schweine einmal im Monat »rauschig« werden und dabei ein
starkes Bedürfnis nach Ebern haben ... Wir haben es trotzdem fast vier Jahre mit
ihr ausgehalten, bis ihr eines Tages der große Coup gelang ... wir bemerkten
ihre übliche Veränderung erst, als sie aus dem Garten verschwunden war – und als
vom fast zwei Kilometer entfernten Fußballplatz der Anruf kam, unser Schwein
hätte das Turnier unterbrochen. Tatsächlich fanden wir Hanako mitten auf dem
Platz unter etwa 40 kräftigen Fußballern, die schockiert mit ihr beschäftigt
waren. Denn unser gutes Riesenschweinchen hatte sie mehr oder weniger alle als
Ersatzeber anerkannt und damit begonnen, sie mit "öhsigem" Aufreiten zur Aktion
zu fordern.«
Hier stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass Wildschweine, die so einen
feinen Geruchssinn haben, verschwitzte Fußballer mit Keilern verwechseln.
Vermutlich liegt es daran, dass die Pheromone, die vor allem der Mann durch den
Schweiß ausscheidet, dieselbe Wirkung haben wie diejenigen, die die Eber oder
Keiler ausscheiden. Die so genannten Säugetiere, wie z. B. Schweine, Kühe,
Pferde, Elefanten etc., steuern ihren Hormonhaushalt mit den uns allen bekannten
Hormonen Östrogen und Testosteron. Da nun parallel zu der Hormonerzeugung im
Körper aber auch die Pheromonerzeugung stattfindet, sind auch die geruchlichen
Signalstoffe gleich oder sehr ähnlich.
Auf Grund dieser chemischen Ähnlichkeit ist es nahe liegend, dass all die
Beeinflussungen über Pheromone, die unter Menschen möglich sind, auch zwischen
Mensch und Tier und umgekehrt stattfinden könnten.
Versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit werden Millionen von
Säugetieren erzeugt, groß gezogen und geschlachtet, damit wir Menschen unseren
Sonntagsbraten, unser Steak und unsere Bratwurst genießen können. Sie leben in
ihrem kurzen Leben ständig im Rhythmus von künstlicher Befruchtung,
Schwangerschaft, Geburt, Säugen und erneuter künstlicher Befruchtung, um
möglichst viele Kinder zu haben, was in diesem Zusammenhang bedeutet: um
möglichst viel Schlachtvieh zu produzieren.
Beispiel Tourismusbranche: Den Urlaubern wird in Hochglanzbroschüren eine Idylle
vorgegaukelt, in der Friede herrscht zwischen Mensch und Tier. Angeblich leben
sie einträchtig in einer herrlichen Landschaft zusammen, und glückliche Kühe
laufen auf gesunden und saftigen Wiesen umher und geben gute Milch. Die reale
Beziehung zwischen Mensch und Tier sieht hingegen anders aus. Beispiel Bayern:
Das Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten zählte bei der letzten
Viehzählung vom 3. Mai 2001 folgende Rinderbestände: 4,08 Millionen Rinder,
aufgeteilt in 1,4 Millionen Milchkühe und 2,68 Millionen Mastrinder. Vom
Statistischen Bundesamt Deutschland wurden am 3. November 2001 die
Schweine in Bayern gezählt: Es waren 3,56 Millionen.
Um ein Gefühl für diese Zahlen zu bekommen, vergleicht man sie am besten mit
unseren alltäglichen Erfahrungen: In Bayern leben 12 Millionen Menschen. Somit
entfallen auf einen modernen Kleinfamilienhaushalt mit drei Personen (Vater,
Mutter, Kind) eine Kuh und ein Schwein.
Da diese Tiere nun weder im Garten noch auf dem Balkon gehalten werden können,
übernimmt das der so genannte Fleisch produzierende Landwirt für sie. Wie
geschickt diese Massentierhalter die "Nutztiere" auf engstem Raum nutzen, erkennt
man daran, dass der Normalverbraucher kaum Tiere sieht, weder auf dem
Sonntagsspaziergang noch vom Auto aus, wenn er durch die Landschaft fährt.
Diese riesige Menge an Nutztieren, die in einer künstlichen
Parallelwelt in dunklen Ställen dahinvegetieren, geben nun Stoffe aller Art an
die Umwelt, d. h. auch an uns Menschen ab, denn Massentierhaltung bedeutet
intensivste erzwungene Fortpflanzung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln:
So werden z. B. Pheromone und Hormone dazu eingesetzt, um die Muttertiere zu
einem unnatürlich hohen Empfängnisrhythmus zu stimulieren.
Schon die jungen weiblichen Schweine werden als Kinder und Jugendliche ständig
Eber-Pheromonen ausgesetzt, das heißt: Sie haben direkten Kontakt zu den
Speichelpheromonen eines reifen Ebers, was den Eintritt der Pubertät um zwei
Wochen verfrüht: Schon im Alter von 120 bis 140 Tagen bekommen die Schweine
ihren Zyklus und werden sofort bei der zweiten »Rausche« künstlich befruchtet.
Die Ferkel lässt man vier Wochen säugen, dann werden sie
abgesetzt und das Mutterschwein wird spätestens nach zehn Tagen unter
entsprechender Stimulation mit Eberpheromonen aus der Spraydose mittels einer
Spritze und Ebersamen aus der Tube künstlich befruchtet. Sobald dies nicht mehr
funktioniert, weil das Muttertier ausgelaugt ist vom vielen Gebären, wird es
geschlachtet. Seine Leichenteile werden in vielen Fällen traditionsgemäß nach
dem Gottesdienst als Schweinsbraten mit Knödeln zu Mittag gegessen. Im Jahr 2001
verkauften alleine die Schlachthöfe in Bayern laut Statistischem Bundesamt 920
Millionen kg Rind-, Kalbs- und Schweinefleisch.
Deshalb müssen ständig weiter Nutztiere gezeugt, gemästet und geschlachtet
werden, denn eine Hand wäscht die andere. So wurden bei Milchkühen in Bayern im
Jahr 2001 1,91 Millionen künstliche Befruchtungen und 5.029 Embryo-Transfers
durchgeführt.
In diesem Fluidum von Zeugen, Schwangerschaft, Gebären, Säugen
und wiederum Gebären sind alle damit zusammenhängenden hormonellen Vorgänge der
Tiere ununterbrochen aktiv. Doch diese Aktivitäten blieben nicht im Stall: Z. B.
scheiden die Tiere große Mengen an Hormonen sowie an – an so genannte Carrier-Eiweiße
gebundenen – Pheromonen (bei nicht trächtigen Tieren) über den Urin aus. Wir müssen also davon ausgehen, dass
mit der Gülle aus den Ställen, aber auch über den Klärschlamm große Mengen
Hormonen, darunter
Fortpflanzungshormonen und Pheromonen in die Umwelt gelangen. Nicht zu vergessen
ist auch die Pheromon–geschwängerte Stallatmosphäre, die über die riesigen
Abluftanlagen ins Freie geblasen wird.
Wenn man sich die Güllemengen anschaut, bekommt man – gelinde gesagt – einen
Schrecken: Aus den Rinder- und Schweineställen Bayerns ergossen sich im Jahr
2001 knapp 10 Milliarden Liter (9.525.000.000) Gülle über Feld und Flur. Auf die
Bevölkerung von Bayern umgerechnet ergibt dies 2,2 Liter pro Tag pro Person. 1/2
Liter davon stammen direkt von trächtigen Kühen und Schweinen, deren Gülle also
hochgradig hormon- und pheromonhaltig ist. Die Landwirte fahren die Gülle im
Herbst und im Frühling aufs Feld. Von Mitte November bis Mitte Januar ist eine
Sperrfrist. In einer Empfehlung des hessischen Dienstleistungszentrums für
Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz vom Januar 2001 wird dem Landwirt
empfohlen, Gülle nicht willkürlich auszubringen, sondern auf Jahreszeit und
Anbaufrucht zu achten. Doch selbst bei dieser moderaten Sichtweise liegt die
Empfehlung immerhin noch bei 60 Litern Rindergülle pro Quadratmeter pro Jahr. 60
Liter sind 6 Gießkannen voll – und dies auf bloß einen Quadratmeter.
Wer übrigens darauf hofft, dass Hormone und Pheromone während der Güllelagerung oder auf dem Feld durch den chemischen Abbau schnell unwirksam werden, der täuscht sich. Die Technische Universität München hat sich im Jahr 2001 die Mühe gemacht, zu untersuchen, wie lange Steroid-Hormone in Mist, Gülle und Ackerboden überleben. Bei der Güllelagerung stellten sie fest, dass nach 267 Lagertagen immer noch die Hälfte der Steroid-Hormone vorhanden war. Und bei den Bodenproben konnten sie den einen Hormontyp noch nach acht Wochen, den anderen gar bis zum Ende der Anbauperiode, d. h. ca. drei Monate später, im Erdboden nachweisen. Übrigens: Alle wichtigen Fortpflanzungshormone und -pheromone von Säugetier und Mensch sind auf Steroid-Strukturen aufgebaut. Wir sind also dank der Massentierhaltung von einem ständigen Fortpflanzungsdunst umgeben.
Wie weit Inhaltsstoffe der Gülle auch durch den Wind verbreitet
werden, kann aus folgender Untersuchung entnommen werden: Das Umweltbundesamt in
Berlin hat die Belastung der Luft mit Keimen, also Bakterien und Pilzen, in der
näheren Wohnumgebung von offenen Güllelagern untersucht und am 25. Juni 2002
folgende Mitteilung verfasst: »Die Gülle von Nutztieren aus der Landwirtschaft
enthält unter anderem hygienisch relevante Bakterien wie Escherichia coli,
coliforme Bakterien, Salmonellen und andere Keime, die bereits bei mittleren
Windstärken in die Umgebungsluft gelangen und Darminfektionen hervorrufen
können. Die Luftkeimkonzentration wurde bei verschiedenen Wetterlagen und in
unterschiedlichen Abständen vom Lagerbehälter gemessen. Aus den Messergebnissen
geht jedoch keine generelle Gesundheitsgefahr für die Anwohner hervor. (...) Bei
ungünstigen Wetterlagen besteht jedoch die Möglichkeit erhöhter Emissionen von
Bakterien wie Escherichia coli, coliforme Bakterien, Salmonellen, Leptospiren,
Mycobakterien und Chlamydien. Es wird daher vorbeugend empfohlen, offene
Lagerbehälter nachträglich abzudecken oder die Behälter außerhalb geschlossener
Wohnsiedlungen zu verlagern.«
Wenn nun schon relativ schwere Bakterien, d. h. auch eventuell darin lebende hoch
ansteckende Schweinepest-Viren, durch Wind und Wetter verbreitet werden, umso
mehr verbreiten sich die federleichten Pheromon-Moleküle.
Und wie weit die Belästigung durch den Gestank der Gülle geht, kann sich wohl
jeder einigermaßen vorstellen. Dazu im Vergleich: Pheromone wirken noch in einer
Verdünnung, in der wir den Güllegestank schon lange nicht mehr riechen können,
denn unser Vomeronasalorgan in unserer Nase, mit dem die Pheromone erfasst
werden, reagiert viel empfindlicher auf die feinsten Botenstoff-Konzentrationen
als unser übliches Riechorgan.
Nach all dem, was bis jetzt bekannt ist, müsste man sich ernsthaft überlegen, ob
diese Umweltbelastungen aus der Massentierhaltung nicht auch unsere Gefühlsebene
manipulieren könnten, nämlich über die bisher geschilderten und nachgewiesenen
Übertragungswege und Steuerungsabläufe in unserem Hormonsystem.
Denn wie aufgezeigt wurde, führen bereits kleinste Konzentrationen dieser Stoffe
zu Reaktionen unseres Körpers. Machen diese Stoffe uns vielleicht so »rauschig«,
dass so manches »Kribbeln im Bauch« nur wenig mit dem Ziel unseres Begehrens
zusammenhängt, sondern vielmehr mit den allgegenwärtigen Gülle-Pheromonen der
Fleischproduktion? Liegt hier vielleicht gar eine Jugendgefährdung durch
Pheromon-Rausch vor, der sozusagen zu »frühzeitiger Rauschigkeit« führt?
Die statistische Auswertung des Bayerischen Landeskriminalamtes über die so genannten »Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung« zeigt auf, dass im Zeitraum zwischen 1989 und 1998 in vielen ländlichen Landkreisen deutliche Zuwächse festzustellen sind. Über 50%ige Zunahmen der sexuellen Übergriffe verzeichnen folgende Landkreise: Kulmbach, Deggendorf, Eichstätt, Pfaffenhofen, Freising, Ebersberg, Miesbach, Bad Tölz und Lindau. Dazu im Kontrast: Im selben Zeitraum sind in der Großstadt München die betreffenden Straftaten zurückgegangen.
Könnte es sein, dass die riesigen Mengen an pheromon- und
hormonhaltiger Gülle vielleicht gerade in ländlichen Gegenden, wo die Gülle aufs
Feld kommt, eine allgemein erhöhte »Rauschigkeit« auslösen, die bei entsprechend
labilen Menschen und Risikogruppen das berühmte Zünglein an der Waage darstellt.
Vielleicht reicht schon ein kleiner Gülle-Pheromon-Impuls aus, einen krankhaft
überspannten Hormonhaushalt vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen – mit
unabsehbaren Folgen für die Opfer, zu denen immer mehr Kinder und Jugendliche
gehören. Wer weiß ... (Dipl.-Ing. Christoph Michels)
Der heutige Mensch ist mit einer Vielzahl mehr oder weniger gefährlicher Stoffe konfrontiert. Gegen radioaktive Strahlen oder Abgase versuchen wir uns durch die Festlegung von Grenzwerten zu schützen. Müssen wir uns neuerdings auch gegen hormonelle Emissionen schützen?
»Die geheimen Verführer« – so lautete ein Bestseller, der vor etwa 40 Jahren die Manipulation der Verbraucher durch die moderne Werbung analysierte: Der »Duft der großen weiten Welt« animiert zur Bevorzugung einer bestimmten Zigarettenmarke. Muskelstrotzende Männer suggerieren die Unverzichtbarkeit eines Rasierwassers. Verführerische Blondinen mit seidigem Haar preisen das ultimative Shampoo an. Mannequins posieren neben glitzernden Sportwagen. Immer ungenierter werden Produkte jedweder Art mit den geheimen Wünschen des Publikums aufgeladen und mit ihnen die Kauflust stimuliert.
Das alles war noch relativ harmlos, denn man spürte die Absicht
– mit Schmunzeln oder auch Ablehnung – und konnte sich den jeweiligen
Verführungsversuchen notfalls entziehen, oder glaubte das wenigstens. Doch nun
scheint die Manipulation eine neue Qualität zu erreichen. Sie erfolgt unsichtbar
und verändert die Chemie unseres Körpers und über diese unser Verhalten, nicht
zuletzt im Sexualbereich. Es geht um Hormonstoffe, die – geruchlos oder hinter
harmlos riechenden Duftwässerchen verborgen – unseren Hormonhaushalt verändern.
Wer Viagra nimmt, weiß, was er tut und damit bezweckt. Wer der Duftwolke eines
betörenden Parfums begegnet, glaubte bislang ebenfalls zu wissen, was los ist.
Doch nach neuesten Forschungen kann er nicht mehr sicher sein, dass er nur dem
duftenden Charme seines weiblichen oder männlichen Gegenübers erliegt. Er weiß
nicht, ob nicht jene »Pheromone« im Spiel sind, die ihn auf unberechenbare Weise
»verzaubern«. Frei nach Goethes Faust, der durch Mephistos Zaubertrank in
Verzückung geriet, ließe sich sagen: Mit einem Pheromon im Leibe, siehst du bald
Marilyn in jedem Weibe.
Mancher mag sich das vielleicht wünschen. Doch die Sache ist weniger komisch,
als sie auf den ersten Blick erscheint. Wie wir in dieser Ausgabe des
Friedensreichs in verschiedenen Beiträgen erfahren, zeichnet sich eine
dramatische Steuerung menschlicher Verhaltensweisen ab: Ernsthafte
Wissenschaftler versichern uns, dass menschliche Pheromone synthetisch
hergestellt und bereits kommerziell eingesetzt werden – Stoffe, die uns sexuell
aus dem Häuschen bringen: Männer und Frauen finden einander auf unnatürliche
Weise attraktiv, weil sie mit synthetischen Hormonen bestückt sind – Sex-Appeal
aus dem Fläschchen. Wir setzen uns auf bestimmte Stühle oder begeben uns in
bestimmte Räume, weil uns Androstenone oder Kopuline dorthin locken.
Oder wir fühlen uns auch abgestoßen, weil wir zu viele eigene Pheromone
vorfinden. Biochemische Vorgänge steuern unser soziales Verhalten, sei es ein
Flirt, ein Streit, ein Seitensprung oder der Besuch eines Warenhauses.
Unsere Gesellschaft, die sich auf die sexuelle Selbstbestimmung des einzelnen so
viel zugute hält, gerät an die Grenzen ihrer Freiheitlichkeit, wenn die
seelisch-körperliche Begegnung zweier Menschen nicht mehr von Kopf und Herz
entschieden, sondern wenn sie zu einer Funktion von Pheromondosierungen wird.
Wollen wir das? Wenn ja – dann sollten wir »den Schutz von Ehe und Familie in
Artikel 6 des Grundgesetzes« und »die Würde der Menschen« in Artikel 1
mit einem
einschränkenden Vorbehalt zugunsten der Parfümindustrie versehen. Oder auch
zugunsten der Textilindustrie, die auf dem Sprung ist, die Klamotten, die wir
kaufen sollen, mit passenden Pheromonen zu imprägnieren, um sie unwiderstehlich
zu machen.
Wie wir hören, nimmt vor allem die Fleischindustrie eine
Ausnahmegenehmigung für Freiheitsbeeinträchtigungen und Körperverletzungen für
sich in Anspruch: Sie benutzt massenhaft Pheromone, um die Paarung von Kühen und
Stieren zu beschleunigen. Schon beim bloßen Aufsprühen der männlichen Pheromone
auf die Stiere nehmen die Kühe augenblicklich Paarungsposition ein. Kleinste
Mengen des Sexuallockstoffs lösen in Sekundenbruchteilen Reize im Gehirn aus.
Die Fleischproduzenten verletzen nicht nur die Würde der Tiere, sondern auch die
der Menschen: Ganze Wolken von Eberpheromonen entweichen den Massentierställen
und schwängern die Luft, die wir atmen. Was Wunder, wenn auch die Tiere in
freier Wildbahn davon rauschig werden. Und es ist zu vermuten, dass es den
Menschen kaum anders ergeht, deren Hormonstruktur mit der von Kühen und Rindern
identisch ist.
Der moderne Mensch ist giftige Immissionen vieler Art gewöhnt und versucht, sich dagegen notdürftig zu schützen, z. B. durch die Festlegung von »Grenzwerten«, die sich in einer Vielfalt von Verordnungen und Gesetzen finden, oft zu hoch sind und noch öfter nicht eingehalten werden. Doch noch nie erfolgte ein Anschlag auf unsere körperliche Unversehrtheit auf so raffinierte Weise wie im Fall des Blindversuchs mit Pheromonen. Ob die hierdurch bewirkte Veränderung unserer psychosomatischen Konstitution nicht eine Körperverletzung im Sinne des Strafgesetzbuchs ist, ist eine durchaus ernsthafte Frage.
Doch es geht um weit mehr als die körperliche Integrität. Wenn ein wichtiger Teil unserer Lebensgestaltung gesteuert wird, fällt ein Teil unserer Selbstbestimmung aus. Auch die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis leidet dadurch, denn sie setzt den unbeeinflussten Umgang mit unseren Empfindungen und Gefühlen voraus, Sensibilität nach innen, die uns verloren geht, wenn uns immer neue Hormonschübe überschwemmen. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Phänomene steht erst am Anfang. Wir sollten nicht nur nach äußerer Abhilfe rufen, sondern auch die inneren Abwehrkräfte stärken. Wer sich von seinen Sinnen treiben lässt, wird sicher leichter zum Objekt der modernen Hormonspielerei als jemand, der disziplinierter lebt und seinen inneren Seismographen beachtet, mag er ihn »Gewissen« nennen oder sein »höheres Selbst«. Zwar wird auch er die Pheromone nicht erschnuppern, aber im Umgang mit seiner Umwelt selbstkritischer reagieren, wenn ihm etwas besonders anziehend oder besonders abstoßend erscheint.
Pheromone, die hormonähnlichen Stoffe, die wir über die Haut und den Schweiß verströmen, können unser Sozialverhalten erheblich beeinflussen. Sie entscheiden mit über Sympathie und Antipathie und spielen bei der Wahl eines Geschlechtspartners eine Rolle und regen den Fortpflanzungstrieb an. Im Tierreich sind diese Mechanismen dieselben, weshalb Pheromone bei der Schweinezucht in der Massentierhaltung eingesetzt werden, um den Sexualtrieb der Tiere anzuregen. Was ist dran an der Vermutung, dass tierische Pheromone aus dem Schweinestall auch auf den Menschen einwirken und ihn manipulieren können? Wir befragten den Mediziner Dr. med. Hans-Günter Kugler und den Dipl.-Ing. für Lebensmittelqualität Christoph Michels dazu.
Redaktion: Kann der Mensch von den Pheromonen, die in der Tierzucht eingesetzt werden, tatsächlich beeinflusst werden?
Dr. H.-G. Kugler: Die Pheromone, die man hauptsächlich zu den Steroidhormonen zählt, sind in ihrer chemischen Struktur bei allen Säugetieren ähnlich. Dass Pheromone die »Artgrenzen« überschreiten und Menschen auf die Signalstoffe von Schweinen oder Rindern reagieren, ist deshalb nahe liegend.
Redaktion: Kaum ein erfolgreicher Film kommt ohne Sex aus, in den meisten Medien wird Sexualität ohne Tabus zum Lebenselixier Nummer 1 hochstilisiert. Kann eine derartige »Sexualisierung« der Bevölkerung mit der ständigen Stimulierung durch Pheromone aus der Fleischproduktion und der Kosmetikindustrie zusammenhängen?
Dr. H.-G. Kugler: Aufgrund der vorhandenen Fakten ist dies durchaus möglich, obwohl es keine wissenschaftlich abgestützten Beweise für diesen speziellen Zusammenhang gibt.
Redaktion: Sind nicht gerade junge Leute, deren Hormonhaushalt sich in der Pubertät völlig umstellt, für eine solche Beeinflussung besonders empfänglich? Ist gar ein »Jugendverfall durch Pheromonrausch« zu befürchten?
Dr. H.-G. Kugler: Pheromone sind in der Lage, die Konzentration des Hormons Testosteron zu erhöhen. Und von Testosteron ist bekannt, dass es aggressives und dominantes Verhalten fördert, speziell bei jungen Männern.
Redaktion: Ist denn die Landbevölkerung eher gefährdet, in dieser Weise manipuliert zu werden? Schließlich befinden sich die meisten Mastställe, in denen künstliche Pheromone eingesetzt werden, im ländlichen Raum.
C. Michels: Wenn man davon ausgeht, dass der größte Teil dieser Pheromone in ländlichen Gebieten ausgebracht wird und dadurch die Konzentration von Pheromonen in der Luft, auf den Böden etc. höher ist als anderswo, ist die Bevölkerung dort diesen Stoffen natürlich vermehrt ausgesetzt.
Redaktion: Sind auch Fleischesser eher gefährdet, hormonell beeinflusst zu werden?
Dr. H.-G. Kugler: Mir sind derzeit keine Untersuchungen zum Nachweis von Pheromonen im Fleisch bekannt, und grundsätzlich ist im Bereich der EU die Anwendung von Östrogenen in der Tiermast verboten. Es gibt aber eine große Zahl östrogen-aktiver Umweltchemikalien, die auf den Hormonhaushalt des Menschen wirken wie Östrogene. Diese Umweltgifte lagern sich bevorzugt im Fett von Mensch und Tieren ab und sammeln sich mit der Zeit dort regelrecht an. Wie eine aktuellen Studie der Uni London zeigt, sind diese östrogen-aktiven Umweltchemikalien als Summe durchaus in der Lage, die Hormonkonzentration des Menschen zu verändern. Üblicherweise wird ja bei Chemieunfällen sofort beteuert, dass keine Gefahr für den Menschen ausgeht, wobei hier immer nur der Einzelstoff betrachtet wird. In ihrer Summe der Umweltbelastung liegt ein großes Gefahrenpotential, auch wenn die einzelnen Umweltchemikalien als harmlos eingestuft werden. Prinzipiell sind tierische Nahrungsmittel stärker mit Umweltgiften belastet, da die Stoffe sich im Fleisch der Tiere ansammeln, und das gilt natürlich auch für die hormonaktiven Chemikalien.
C. Michels: Der Mensch ist dann eigentlich das Endlager für sämtliche dieser Umweltgifte, eine Art Sondermülldeponie. Alles, was wir an Schadstoffen in die Natur pumpen oder was wir den Tieren zumuten, kommt irgendwann zu uns zurück, auch die Pheromone...
Redaktion: Im Grunde ist diese Gefahr, durch Pheromone und andere hormonaktive Substanzen aus der Tierhaltung und aus der Kosmetikindustrie im Sexualverhalten manipuliert oder zu aggressivem Verhalten angeregt zu werden, ein Skandal. Warum sind diese Zusammenhänge so wenig bekannt?
Dr. H.-G. Kugler: Im World-Wide-Web gibt es zum Thema Pheromone mehrere Zehntausend Eintragungen. Pheromone werden in der Kosmetikindustrie sehr intensiv vermarktet. Einige Hersteller betreiben auch eine intensive Pheromonforschung. Doch obwohl die Fakten bekannt sind, wird das Gefahrenpotenzial nicht diskutiert. Es scheint niemand ein Interesse daran zu haben, dass diese Zusammenhänge an die Öffentlichkeit kommen.
C. Michels: Höchstens die Eltern, deren Kinder sexuell missbraucht wurden... Denn die wachsende Zahl von Sexualverbrechen ist erschreckend. Wenn jemand eine gewisse Vorprägung hat und ständig den Ausdünstungen der Massentierhaltung mit ihren Lust steigernden Pheromonen ausgesetzt ist – wer weiß, ob da nicht eher die Triebe ungehemmt zum Ausbruch kommen als ohne diese ständige Anheizung.
Dr. H.-G. Kugler: Die Pheromone wirken als Reiz viel subtiler, als beispielsweise Bilder. Sie gehen direkt in den Hirnbereich, in dem die Gefühle und Affekte gespeichert sind und wo die Vernunft und Logik kaum Einfluss haben.
Redaktion: Was müsste geschehen, um Manipulation durch Tierzucht-Pheromone zu verhindern?
Dr. H.-G. Kugler: Zum einen muss das Thema öffentlich diskutiert werden. Die Bevölkerung muss über die Gefährdung informiert werden. Wenn die Gefahren der zunehmenden Pheromonbelastung bekannt sind, kann man entscheiden, ob man das in der Form weiter betreiben will. Ein Lösungsansatz liegt nun mal dort, wo das Problem herkommt: zum Beispiel in der Massentierhaltung. Würden sich mehr und mehr Menschen vegetarisch ernähren – was im übrigen der Gesundheit viel zuträglicher ist –, würden auch die Massentierställe allmählich verschwinden und somit der Einsatz an künstlichen Pheromonen abnehmen.
C. Michels: Es müsste auch ein Verbot pheromonhaltiger Kosmetika erwirkt werden. Dasselbe gilt für ein Verbot von so genannten »Pflanzenschutzmitteln«, die ebenfalls hormonwirksame Substanzen enthalten, z. B. Xenoöstrogene. Im Grunde müsste derselbe Mechanismus in Gang kommen wie in der Tabakindustrie: Auf den Zigarettenpackungen wird vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens eindeutig gewarnt. Wie wäre es, wenn auf Kosmetikartikeln ein Hinweis aufgedruckt wäre »Die Verwendung dieses Produkts kann das Hormonsystem beeinflussen«? Oder wenn eine solche Warnung auf Fleisch- und Wurstprodukten deklariert wäre?
Redaktion: Muss man warten, bis die Politik einschreitet und von Seiten des Verbraucherschutzes Vorschriften erlassen werden, oder kann sich der einzelne jetzt schon schützen?
Dr. H.-G. Kugler: Man kann natürlich versuchen, Risikofaktoren zu vermeiden: den Fleischkonsum reduzieren oder am besten ganz einstellen und pheromonfreie Kosmetika kaufen. Und allgemein lässt sich sagen, dass man gegen jede Art von Manipulation umso besser geschützt ist, je mehr man sich selbst kennt, das eigene Verhalten erforscht hat und sich charakterliche Vorgaben oder Maßstäbe erarbeitet hat. Wer zielgerichtet lebt, kann nicht so leicht manipuliert werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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