Der Theologe Nr. 48, aktualisiert am 30.12.2023
1) Chancen und Gefahren durch
"positives Denken"
2) Depressionen
– wie ist Hilfe
möglich?
3) Das Minderwertigkeitsgefühl
überwinden
"Schlafen Sie ein mit dem Wort ‘Reichtum’ auf Ihren Lippen, und Sie werden erstaunt sein über die Wirkung. Bald nämlich sollte dann Wohlstand von allen Seiten überreichlich auf Sie zuströmen." So ein Rezept von Dr. Joseph Murphy, dem Begründer der Methode des so genannten "Positiven Denkens". Der Psychotherapeut Günter Scheich behauptet in seinem Buch jedoch: Positives Denken macht krank. Kann das sein?
Was immer Sie denken, vermehren Sie
Die Umpolung der göttlichen Prinzipien
Gefahr der Leugnung lebenswichtiger
Persönlichkeitsanteile
Die Sache mit Gott
Ständige Gefahr der Umpolung göttlicher Wahrheiten
Wenn "positives Denken" erfolgreich ist
Echtes positives Denken ist selbstlos
Das Unterbewusstsein ist nicht das Göttliche
Was steckt hinter dem Gedanken?
Gedanken sind ungeahnte Kräfte
–
zum Positiven oder zum Negativen
Gute, also positive Gedanken tragen sehr viel zum eigenen Wohlbefinden
bei. Das ist
allgemein anerkannt. Daneben hat sich jedoch eine
umstrittene "Technik" des positiven Denkens entwickelt, die erklärt, wie
man zumindest vordergründig gute Gedanken rezept- oder gar schemenartig in verschiedenen
Krisensituationen zur Anwendung bringen kann.
Vor allem in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs und
zunehmender Hiobsbotschaften aus aller Welt hat eine solche Lehre
Konjunktur: "Erkenne deine
geistige Kraft!", "Wie man seine Wünsche und Träume erfolgreich
verwirklicht", "Was Sie ersehnen, kommt zu Ihnen". So
lauten einige attraktive Buchtitel.
Eine solche Lehre ist für viele anziehend. Die Verkünder der Technik des "positiven Denkens" bauen auf die als unbegrenzt betrachtete Macht des Denkens. Mit seiner Hilfe wird auf das Unterbewusstsein eingewirkt und kann dies in diesem Sinne auch auf "positive" Weise beeinflussen. Dr. Murphy erklärt: "Ihr Unterbewusstsein führt ... alle Befehle aus, die ihm ihr Bewusstsein in Form von Urteilen und Überzeugungen zukommen lässt." Und: "Denken Sie das Gute, und es wird sich verwirklichen." (aus: "Die Macht Ihres Unterbewusstseins")
Das Unterbewusstsein gilt dabei als unerschöpfliches Kraftpotenzial, das alles schaffen kann, was das Denken ihm befiehlt. Und wer das Unterbewusstsein richtig programmiert, der habe Erfolg. Vertreter dieser Denkrichtung weisen auf die Gesetzmäßigkeiten "Was der Mensch sät, das wird er ernten" bzw. "Wohin du sendest, von dort empfängst du" hin und erklären damit z. B. auch, dass die Reichen reicher, die Armen ärmer, die Kranken kränker und die Erfolgreichen erfolgreicher werden. Und wie soll das vor sich gehen? "Denken Sie an das Gute, und das Gute geschieht. ... Merke: Denken ist gleich säen ..." So lautet die einfache Botschaft, und die Erfahrung zeigt, dass sie zu einem großen Teil stimmt. Denn alles, was wir denken, speichern wir auch – in unserem Oberbewusstsein, in unserem Unterbewusstsein, ja bis hin zu Speicherungen in unserer Seele und im Äußeren sogar in unseren Körperzellen.
Die Technik des "positiven Denkens" besteht dabei in erster Linie in einer Art Autosuggestion, in dem In-sich-hinein-Sprechen von positiven Sätzen. Oder, wenn man es weniger mechanisch, sondern mehr aus den Alltagssituationen heraus tut, dann sind es schlicht Bewusstseinsstützen, mit dem man sich die Richtung vorgibt.
Sowohl diese Methode als auch die Inhalte werden jedoch von dem Psychotherapeuten Günter Scheich in seinem Buch Positives Denken macht krank heftig kritisiert: Die Lehre vom positiven Denken` definiere sich laut Scheich "über die unreifen Ziele immerwährenden Glücks, immerwährender Harmonie und Gesundheit, sowie immerwährenden Reichtums. Dieses Heilsversprechen spricht besonders Menschen mit psychischen Problemen an, die durch die unweigerlich eintretenden Frustrationen und falschen Zielvorgaben noch weiter in ihre Krankheit getrieben" würden. Wobei es allerdings ein großer Unterschied ist, die tatsächliche Macht der Gedanken aufzuzeigen oder daran vermeintliche "Versprechungen" festzumachen.
Die Umpolung der göttlichen Prinzipien
Denn in der "Lebensschule Erde" geht es darum, die Seele
von ihren Belastungen zu befreien und nicht darum, im
materiellen Bereich möglichst viele Erfolge zu erzielen ohne zu
berücksichtigen, was die geistige Basis dafür ist. Und hier ist letztlich die Zielvorgabe von entscheidender
Bedeutung. Rein auf das Ego bezogene Ziele oder Ziele, die einen Schaden
für andere beinhalten, werden im Fall des "Gelingens" dann nicht von der
im selbstlosen Tun wirkenden allgegenwärtigen Gottesenergie erfüllt,
sondern diese göttliche Energie wird bei solchen Vorgaben für
egobezogene Zwecke benutzt und damit auch umgepolt –
vereinfacht gesprochen in "negative Energie", denn das Ego ist
niemals Teil der kosmischen All-Einheit allen Lebens. Und hier wird in der
so genannten Technik des positiven Denkens eben nicht bzw. nicht klar unterschieden,
was vielfach auch die Gründe für die Kritik an dieser Lebenshaltung
ist.
Klarheit schufen vor allem die
Botschaften des
Christus-Gottes-Geistes durch die Gottesprophetie Gabrieles seit
Ende der 70er-Jahre. Demnach wurden im Laufe des in der Christenheit
geglaubten Fallgeschehens, in den Bibeln ist vom "Sündenfall" die Rede,
sinngemäß die göttlichen Prinzipien Ordnung, Göttlicher Wille, Weisheit,
Ernst, Geduld, Liebe und Barmherzigkeit von den dämonischen Mächten
umgepolt in Unordnung, menschlicher Eigenwille, Intellekt,
Gleichgültigkeit, Ungeduld, Ego-Liebe und Unbarmherzigkeit. Und in
beiden Bereichen gilt das Prinzip "Senden und Empfangen", das heißt:
"Was der Mensch sendet, wohin er sendet, das bzw. von dort empfängt er".
Damit wird die Lehre des positiven Denkens einerseits bestätigt,
andererseits jedoch klar dargelegt, dass vieles, was dem Menschen
"positiv" erscheint, in Wirklichkeit zu dessen Gegenteil gehört und
damit zum dämonischen Machtbereich, der wiederum die Energie, die er
aufgrund des menschlichen Sendevolumens dort hinein gibt, mit Zins und
Zinseszins vom Empfänger zurückfordert, und sei es in späteren
Inkarnationen auf der Erde und dann nach dem Motto: "Ich habe dir
gedient, nun diene du mir."
Die Eingabe "Ich verdiene viel Geld", womit dann die Wunschvorstellungen
des Egos befriedigt werden sollen, beinhaltet also tatsächlich ihre
Realisierung, um es einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen. Nur ist
es nicht zu Ende gedacht. Denn was wird derjenige, der den göttlichen
Willen und die selbstlose Liebe dem ichbezogenen Eigenwillen und der
Egoliebe opferte, früher oder später ernten? Vor allem, wenn man
bedenkt, welche Mächte es letztlich waren, die ihm seine Wünsche
erfüllten, was allerdings den meisten Menschen nicht bewusst ist; gerade
deshalb ja die Aufklärungen darüber aus der geistigen Welt. Hier geht es
also bei weitem nicht nur um das eigene Unterbewusstsein, worüber
vordergründig die Diskussion entbrannt ist.
Das Wesentlich zu dem Thema wäre damit schon gesagt. Dennoch einige
weitere Anmerkungen zu der Thematik, darunter eine nähere Betrachtung
der Kritik von Günter Scheich.
Günter Scheich nennt das "positive Denken"
eine
"pseudowissenschaftliche Verdrängungsmethode". Unglückliche
Menschen seien auf der Suche nach der Lösung ihrer Probleme. Und "zur Erfüllung dieses Ziels sind (leider
zu viele) bereit, einfachsten Erklärungsmustern zu folgen und sich dabei einlullen zu
lassen – statt sich den Problemen zu stellen ..."
Dies sei aber unumgänglich, so der Psychologe. Denn "die menschliche Psyche ist ein
komplexes und differenziertes System ... Alle Emotionen – seien sie nun
´positiv` oder ´negativ` – sind wichtig, was ja im Sinne einer ehrlichen
Selbsterkenntnis auch zutrifft. Versuche, den natürlichen
Gefühlshaushalt zu manipulieren und nur noch ´positiv` zu denken und zu fühlen,
führen folglich zu einer Verleugnung wichtiger – zum Teil lebenswichtiger –
Persönlichkeitsanteile", so der Autor. Damit warnt er klar vor
einer Verdrängung von Problemen, von denen sich eigene Seele aber
befreien möchte, wozu das kleine Wörtchen "Warum" nicht übergangen
werden darf. Ohne nämlich den Ursachen für die Unglücke auf die Spur zu kommen
und diese zu beheben, werden sie einen früher oder später wieder
einhohlen und den Betroffenen, wovor der Therapeut warnt, noch kränker
machen.
Doch umgekehrt gefragt: Trifft diese Kritik wirklich immer zu? Oder wird das "positive
Denken", das "krank" machen soll, bei ihm nur einseitig dargestellt und
seine Schwächen und Gefahren bewusst überzeichnet? Schüttet der
Psychotherapeut Günter Scheich also nicht das Kind mit dem Bade aus, indem die
negative Beurteilung der "positiven Technik" den Blick für die großen
Chancen einer positiven Lebenseinstellung und positiver Gedanken verdeckt?
Denn dass unsere Gedanken Kraft haben und jeder Gedanke – vor allem, wenn er wiederholt gedacht wird – zur Verwirklichung drängt, kann jedenfalls niemand ernsthaft bestreiten und wird meistens weit unterschätzt, und man kann wirklich sagen "sehr massiv unterschätzt". Und man darf auch nicht unterstellen, dass jeder, der sich im "positiven Denken" übt, Negatives automatisch verdrängen würde. Denn die Gesetzmäßigkeit besteht ja gerade darin, sich selbst im "Negativen", das z. B. auch gerade durch "positives Denken" angestoßen und geweckt wird, zu erkennen und dies dann Zug um Zug zu "bereinigen", das heißt, letztlich bis zu dessen Wurzeln vorzustoßen und dies mithilfe der Christus-Gottes-Kraft allmählich umzuwandeln. Denn diese Kraft ist durch und durch positiv und kann, wie es schon in den Bibeln beschrieben ist, "Berge versetzen", wenn sie nicht durch allzumenschliche Einwände und Zweifel selbst wieder ausschaltet und wirkungslos macht. Es geht also um eine Umwandlung der Umpolungen, die sich der Mensch durch sein Ego auferlegt hat, hin zu seinem göttlichen und reinen geistigen Erbe.
Weil ein solches "Bereinigen" jedoch meist nicht geschieht, sind kritische Rückfragen anfgebracht. So könnte man fragen: Woher stammt eigentlich die Lebensphilosophie, dass wir uns durch "positives Denken" bevorzugt unsere ichbezogenen Wünsche erfüllen können? Und auf der Basis welcher Weltanschauung behaupten viele Vertreter dieser Art von positivem Denken – wie z. B. der ehemalige Pfarrer Norman Vincent Peale –, dies sei sogar gleichbedeutend mit dem "Willen Gottes"? Und ist nicht gerade das die größte Dreistigkeit; nämlich einem nahe liegenden menschlichen Ego-Willen auch noch das scheinheilige Mäntelchen "Willen Gottes" umzuhängen?
Hier lohnt es sich tatsächlich, innezuhalten. Gott kommen wir näher, indem wir Seine Gebote halten, so lehrte es Jesus von Nazareth. Er sprach: "Wer Meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der Mich liebt – und wer Mich liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden, und auch Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren" (Johannesevangelium 14, 21). Anders herum gesprochen: Damit sich Gott bzw. Christus einem Menschen "offenbaren" oder ihm auch in der Seele näher kommen können, ist eine Voraussetzung, dass dieser die Gebote Gottes erfüllt bzw. diese zu seinem Zielbild macht.
Was jedoch passiert, wenn man nur Teilaspekte aus der göttlichen Wahrheit herauslöst und sie für egoistische Zwecke verwendet? Dann missbraucht man diese Kräfte und stellt sie in den Dienst einer Sache, die unmittelbar oder letztlich gegen Gott gerichtet ist. Denn Gott ist immer für die Einheit allen Lebens und möchte, dass alle Lebewesen und Lebensformen der Schöpfung miteinander harmonieren, zusammengefasst in den Worten "Verbinde und sei". Die dämonischen Kräfte jedoch lehren im Gegensatz dazu das "Trenne, binde und herrsche!" Wenn ich also etwas für mich will, und, wie es dem Nächsten damit geht, ist mir mehr oder weniger einerlei, dann trenne ich mich von ihm. Wer also, wie wohl fast alle Menschen, nicht frei von Egoismus oder Herrscher-Allüren ist, der sollte seinen vermeintlichen Erfolg nicht vorschnell mit "Gott" oder dessen vermeintlichem Willen verbrämen. Denn stimmt das dann wirklich?
Dies gilt auch, wenn man den "positiven Denker" Dr. Joseph
Murphy einmal hinterfragt, wenn er kühn und munter behauptet: "Ich weiß: Meine
Herzenswünsche sind mir von Gott, der in mir wohnt, eingegeben. Gott will,
dass ich
glücklich bin." Letzteres ist wahr. Doch Achtung! Wenn jemand so locker von
der Eingabe "Gottes" in die eigenen "Herzenswünsche" spricht, ist größte Vorsicht geboten,
denn schnell hat man das eigene Ich auf diese Weise vergöttlicht.
Man könnte auch sagen: Die dämonischen Prinzipien liegen neben den
göttlichen auf der Lauer und suchen ständig nach Einfallpforten beim
einzelnen Menschen, um diesen entsprechend zu verführen und damit zum
Helfer bzw. Opfer und letztlich einem Diener der sündigen Fallwelten im
Sinne des "Trenne-Binde-und-Herrsche" zu machen.
"Gott will, dass ich glücklich bin" – dagegen wird kein vernünftiger Mensch etwas einwenden, wenn man es auf alle Menschen und Lebewesen bezieht und es nicht nur auf die Höhen und Tiefen eines bürgerlichen Privatlebens anwendet. Denn Gott bevorzugt bzw. benachteiligt keinen. Das göttliche Prinzip ist die Gleichheit, die auch die gleiche Liebe allem Sein gegenüber beinhaltet. Somit ist der Weg zum Glück auch für alle gehbar, und nicht nur für Menschen in Ländern, in denen vielfach auf Kosten anderer Länder und Menschen gelebt wird – von dem Leid der Tiere ganz zu schweigen.
Dieses Glück in Gott, so haben es Mystiker zu allen Zeiten immer wieder erfahren, ist demnach ein inneres Glück. Sie konnten sogar sagen: Das Leben in Gott ist Reichtum, ist Glück, ist die Erfüllung der menschlichen Sehnsucht. Dieses könne man aber nicht mithilfe einer Technik, sondern nur durch Verwirklichung der göttlichen Gebote Schritt für Schritt erleben. Das stabile Glück in Gott ist also nicht das Haben-, Sein- und Besitzen-Wollen und dessen Befriedigung. Deshalb wollte Jesus von Nazareth auch nicht, dass wir nach materiellem Reichtum streben, was bei vielen Vertretern des so genannten "Positiven Denkens" aber ein vordringliches Anliegen ist. Er sagte: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles [was der Mensch zum Leben braucht] wird euch zufallen." Wer sich also ehrlich um ein Leben nach den göttlichen Geboten bemüht (und z. B. das Gebot "Bete und arbeite" erfüllt), der wird seine Wünsche in den Willen Gottes stellen, wie er in den Zehn Geboten und der Bergpredigt des Jesus von Nazareth zum Ausdruck kommt. Und dann ist das "positive Denken" wie ein Gefährt, dass diese Erfahrung beschleunigt. Dann wird ihm auch das nach und nach zukommen, was er für sein Leben braucht und darüber hinaus. So könnte man die urchristliche Botschaft zu diesem Thema zusammenfassen.
Bei Jesus, dem Christus, stehen also Gott und die Anliegen des "Reiches Gottes" an erster Stelle, nicht die Wünsche des Einzelnen, was jedoch zu keinerlei Mangelerscheinung führt, im Gegenteil. An anderer Stelle in der Bergpredigt erklärt der Menschheitslehrer aus Nazareth sogar: "Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Dabei zeigte Jesus jedoch einen anderen Weg auf als bloßes positives Denken, nämlich die Selbsterkenntnis, das Erforschen der eigenen Abgründe, ehrliche Reue, Vergebung und die Arbeit an sich selbst, was allerdings von positiven Gedanken begleitet sein sollte, z. B., dass Gott mich unendlich liebt und mir auch die Kraft gibt, nach Seinen Geboten zu leben. Durch die Reue und die Bereinigung der eigenen Fehlhaltungen und ihrer Wurzeln und durch die Verwirklichung des Gebots "Was du willst, das die Menschen dir tun, das tue du ihnen zuerst" wird der Mensch innerlich reich und glücklich – so die "Goldene Regel" aus der Bergpredigt von Jesus.
"Und was soll ich jetzt
als Nächstes denken?"
Was ist dann aber mit dem Glück, das sich mit Hilfe des "positiven Denkens" durch Erfüllung menschlicher Wünsche einstellen kann? Noch einmal die Frage: Und wer führt diesen "Erfolg" herbei?
Ist es Gott? Oder, unverblümt formuliert,
die Gegenseite? Jemand könnte daraufhin antworten: Warum sollte diese Freude
nicht von Gott sein, wenn der Wunsch nicht selbstsüchtig überzogen ist
und durch seine Erfüllung niemand zu
Schaden kommt? Jesus hat kein zerknirschtes und fanatisches Asketentum
gelehrt. Deshalb könnte man die Frage auch vorsichtiger formulieren, z.
B.: Kommen "Erfolg" und Wunscherfüllung immer von Gott? Oder
können auch andere Kräfte dahinter stehen, die gegen Gott gerichtet sind?
Dazu noch einmal unsere
These: Gott
gibt selbstlos, die gegen Gott gerichteten Kräfte nicht. Sie stellen
früher oder später für ihre "Dienste" eine "Rechnung", und sei es im
Jenseits oder in einer weiteren Inkarnation dessen, der sich diese
Kräfte zunutze gemacht hat.
Dann heißt es z. B.: "Wir
haben dir im letzten Leben zu Ruhm und Ehre verholfen. Jetzt sei du
unser Diener und tue für uns dies und das. Sonst werden wir dir unsere
Energien entziehen, und dann sieh´ zu, wie du mit deinem dann erbärmlichen
Leben ohne unsere Energiezufuhr klar kommst!" Und das kann bedeuten: Wer seine Gedankenkräfte
z. B. rücksichtslos für
eigensüchtige Zwecke eingesetzt hat, muss seinen "Gewinn" irgendwann
bei denen zurückzahlen, die ihm durch ihre Energien dabei geholfen haben.
Und tritt dies dann unausweichlich im Erdenleben oder in den
Seelenreichen bei dem Betroffenen ein, hilft dagegen auch keine Technik des positiven Denkens mehr.
Diese hier als These dargelegten Zusammenhänge können wir zwar nicht
beweisen. Aber alle echten Propheten und wahre Gottesboten haben in den
letzten Jahrhunderten bereits so oder so ähnlich darauf hingewiesen. Das ist das
"Gesetz von Saat und Ernte" von "Senden und Empfangen", auf diese Lebenssituation bezogen.
Wo die Kritik an der Technik des "positiven Denken" berechtigt ist, stellt sie, wie bereits angedeutet, nicht den Wert einer positiven Grundeinstellung im Leben und von wirklich positiven Gedanken in Frage. Innere Werte wie Vertrauen, Zuversicht und innere Stärke sind Gaben Gottes. Und die ständige Bejahung des Positiven im Alltag, auch als die Gotteskraft in allem Negativen, ist das stärkste Zugpferd für ein glückliches Leben. Die göttlichen Lebenskräfte wachsen in uns durch die Bereinigung des "Menschlich-Allzumenschlichen", also Ichbezogenen, und durch die schrittweise Erfüllung der göttlichen Gebote. Dabei hilft einem das Wissen, dass alle für uns erstrebenswerten positiven Charaktereigenschaft bereits in uns selbst angelegt sind. Dieses Positive in uns wächst auch, wenn wir, statt sich an den Fehlern unseres Nächsten abzuarbeiten, das Gute in unserem Nächsten bejahen und ihm stets wohlwollend gegenübertreten – vor allem dann, wenn wir mit ihm Probleme haben. Denn wer das Gute in seinem Nächsten bejaht, erweckt es zugleich in sich selbst.
Eine wichtige Hilfe kann deshalb auch folgende Gedankenstütze sein: "In jedem Negativen ist das Positive". Denn Gott ist mit Seiner Kraft überall gegenwärtig. Auch im so genannten Schicksal, auch in der Krankheit, die wir uns letztlich durch falsches Denken und Handeln irgendwann selbst eingegeben haben. Wenn wir uns Ihm zuwenden, kann Er uns aufzeigen, was unser Anteil daran ist und wo wir unser Verhalten gegenüber dem Nächsten oder der Natur ändern müssten, um freier, glücklicher und letztlich auch gesünder zu werden.
Ein gravierendes Missverständnis der
Methode des "positiven
Denkens" liegt von daher in der Annahme, das Unterbewusstsein, das ganz wesentlich
unser Verhalten (mit-)steuert, sei schon die Quelle der Kraft an sich, sei
sozusagen das Göttliche. Das Unterbewusstsein ist jedoch erst eine Art Vorhof
unserer Seele. Erst im Wesenskern der Seele ist das Göttliche und damit die Quelle der Kraft in
uns beheimatet. Doch sowohl im Unterbewusstsein als auch in den eigenen
Seelenbereichen hat sich meist auch schon langwierig Negatives
festgesetzt. Es sind dann belastete Seelenhüllen. Gravuren in der Seele
sind noch massiver als das Unterbewusstsein und können
auch traumatische Kindheitserlebnisse oder aus Belastungen aus
Vorexistenzen in einem anderen Menschenkörper beinhalten, während das Unterbewusstsein
hingegen noch etwas flexibler ist im Vergleich zu solchen tiefen
Seelen-Prägungen.
Sowohl im Unterbewusstsein als auch in den Seelenhüllen tummeln sich
also neben positiven
Prägungen auch das
Verdrängte, die
ungelösten Konflikte, Aggressionen, Ängste
und Süchte. Und je nachdem, wie gravierend die Inhalte sind und wie
lange sie vom Menschen "kultiviert" wurden, sind diese eben
bereits in der Seele, in deren Hüllen, selbst gespeichert und warten darauf, dass sie
über das Unterbewusstsein ins Oberbewusstsein kommen und dass
wir es mit der Kraft Gottes in unserer Seele aufarbeiten können. Und
hierfür kann tatsächlich das Bestreben auslösend sein, positiv zu
denken. Es bringt zunächst zum Vorschein, was echter positiver
selbstloser Lebenskraft noch im Wege steht.
Unsere Aufgabe besteht also darin, uns die Inhalte des Unterbewussten und – eine Etage tiefer – in der Seele schrittweise bewusst zu machen und sie zu bereinigen – durch Erkennen, Bereuen, Um-Vergebung-Bitten, wenn möglich Wiedergutmachung und vor allem Nicht-mehr-Tun. Durch diese Bereinigung wächst die Kraft des Guten, das Göttliche in uns.
Die Inhalte von Seele und Unterbewusstsein sind also oftmals weiterhin negativ, obwohl wir uns vordergründig um eine positive Lebenseinstellung bemühen. Ein geistiges Gesetz lautet, wie schon erwähnt: "Was der Mensch aussendet, das empfängt er wieder" oder "Was der Mensch sät, das wird er ernten", wie es auch die Vertreter der Technik des "Positiven Denkens" lehren. Doch entscheidend ist dabei nicht der Gedanke an sich, sondern sein Inhalt, d. h. die innere Einstellung bzw. das Gefühl, das wir in einen Gedanken hinein legen. Diese sind maßgeblich und sind damit unser Sendepotenzial bzw. unsere "Saat", nicht die Gedanken an sich, von denen viele vordergründig "positiv" sein mögen. In diesem Fall ist aber nur die Hülse "positiv", was eine Täuschung ist, wenn der Kern in der Hülse bitter ist. Was steckt also jeweils in oder hinter einem "positiven" Gedanken? Vielleicht sind deshalb so manche Menschen mit der Anwendung dieses Denkens gescheitert und haben eher das Gegenteil erreicht, worauf der Psychotherapeut Günter Scheich ja eindringlich hinweist – weil sie eben nur oberflächlich "positiv" waren und nicht das darunter liegende "Negative" anschauen wollten.
Ist unsere Einstellung nämlich ichbezogen oder gegen den Nächsten gerichtet, dann können wir noch so intensiv positiv zu denken versuchen – über kurz oder lang würden wir dennoch das Ichbezogene oder das gegen unseren Nächsten Gerichtete ernten, also z. B. Zwietracht, Neid, Untreue, Eifersucht, Hass oder Feindseligkeit. Ist der Inhalt unserer positiven Gedanken jedoch selbstlos, d. h. im Einklang mit der Ethik des Jesus von Nazareth, dann hilft uns Gott, auch als Mensch glücklich zu werden. Das ist dann wirklich "positives Denken", das auch die entsprechenden guten Früchte erntet. Und dieses grandiose Kraftpotenzial der Gedanken haben leider die meisten Menschen noch nicht annähernd geweckt.
Buchtipps aus dem Gabriele-Verlag Das Wort – Buchprospekt anfordern
Z. B.:
Erkenne und heile dich selbst durch die Kraft
des Geistes
Der Tag, dein Freund – Geistige Hilfen für den Tag
Was Gedanken anrichten können" Wir können unserem Nächsten über Gedanken seine Seelen- und Körperenergie stehlen, indem wir ihm bestimmte sündhafte Gedanken, z. B. Wünsche, zusenden. Liegt in der Seele unseres Nächsten eventuell latent, ähnliches Sündhaftes wie in unseren Gedankensendungen, dann kommt in ihm dieses Potenzial zum Schwingen, es wird also aktiv. Es steigt empor in seine Gefühls- und Gedankenwelt. Wir haben durch das Senden in Gedanken in ihm diese Reaktion hervor gerufen, haben ihn mit unserem Denken, Wollen und Wünschen infiziert."(zit. aus Die Zehn Gebote Gottes, Das Leben der Urchristen, Würzburg 1995, S. 49-51) Oft liegt bei der Partnersuche oder der Suche nach Sexualkontakten solches vor. Ein Mann, der im kirchlichen Sinne sehr religiös ist, diese Zusammenhänge aber nicht kennt, könnte nun zum Beispiel sagen: "Ich habe immer wieder zu Gott gebetet, dass er mir diese bestimmte Frau zuführt, wenn es sein Wille ist. Und ich habe immer wieder ´positiv` gedacht und habe mir vorgestellt, wie ich mit dieser Frau eine glückliche Ehe führen könnte, einschließlich der Sexualität." Auf diese Weise hat er die Frau täglich mit seinen ´Gebetsgedanken` und scheinbar ´positiven` Wunschvorstellungen regelrecht traktiert, bis bei ihr eine entsprechende Resonanz entstanden ist. Schließlich geht sie auf sein Werben ein und verdrängt ihr womögliches Gefühl, dass eine Partnerschaft mit diesem Mann für sie und ihren weiteren Lebensweg gar nicht förderlich sei. Beide finden im Äußeren dennoch zusammen. Der Mann hingegen ist nun zunächst glücklich und bedankt sich bei "Gott" und bei "Jesus" für die Gebetserhörung. In Wirklichkeit hat er jedoch durch sein eigenmächtiges Wünschen, Wollen und Gedanken-Aussenden die Partnerschaft selbst herbei geführt. Die Frau wiederum leidet bald an Depressionen als Folge einer Entscheidung, die sie im Nachhinein für sich schließlich als falsch bewertet. Beide sind nun im Negativen aneinander gebunden, und es kommt zu vielen weiteren negativen Verwicklungen. |
Etwa acht Millionen Bürger leiden in Deutschland an einer depressiven Störung. Jeder fünfte, so die Statistiker, erkrankt in seinem Leben an einer schwereren, d. h. länger dauernden Depression. Sind wir einer Depression hilflos ausgeliefert?
Depression – Mangel an Serotonin?
Ein Weg aus dem Leid
Depression durch mangelnde Stressbewältigung?
Veränderung
Das Glück des Menschen und seine Gedanken
Depression – Energiemangel der Seele
Positive und negative Energie
Wenn der Nächste seine Energie entzieht
Das Positive in der depressiven Reaktion
Sich rechtzeitig abfangen
Der Impuls aus unserer Seele
Die
Schliche des menschlichen Ego
Die Depression bzw. auch bereits schwere depressive Verstimmungen, wenn gegen sie nichts unternommen wird, sind nicht ungefährlich. So nehmen sich einer Statistik von 2019 zufolge ca. 15.000 Bundesbürger jährlich das Leben, darunter überdurchschnittlich viele Ärzte und Pfarrer. Eine Depression kann viele Ursachen haben: eine einschneidende Lebensveränderung, Trennung oder Tod eines einem nahe stehenden Menschen, Erschöpfung durch Überarbeitung, Arbeitslosigkeit, Stress in Familie oder Beruf, bedingt zum Beispiel auch dadurch, einem Mitmenschen gefallen zu wollen oder falsche Lebensentscheidungen, bei denen der Mensch z. B. nicht auf seine innere Stimme hörte. Mögliche Symptome einer Depression sind Antriebslosigkeit, fehlende Lebensfreude, Überempfindlichkeit, Verharren in grüblerischen energiezehrenden Gedanken, ständige Niedergeschlagenheit oder drückendes Schweregefühl. Das Gehirn fühlt sich meist bleischwer an. Und nicht selten wird durch diesen Gemütszustand das Familienleben oder die Leistung am Arbeitsplatz noch zusätzlich weiter in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommt, dass Betroffene und Angehörige den Gemütszustand bzw. die Krankheit oftmals am liebsten verschweigen möchten. Und die Verzweiflung wird dann oft noch dadurch gesteigert, dass der Betroffene ja sehr gerne etwas leisten möchte, aber einfach die Lebenskraft dafür nicht verspürt. Dadurch droht er dann, gedanklich im negativen Milieu hängen zu bleiben, statt sich gezielt auf das Kraftpotenzial in der eigenen Seele, letztlich auf "Gott in uns", auszurichten.
In der Medizin geht man davon aus, dass sich bei Depressiven eine Fehlregulation der Hormone aufzeigen lässt. So haben Depressive offenbar einen Mangel an Serotonin, einem Botenstoff, der für die Übermittlung von Impulsen von Nervenzelle zu Nervenzelle zuständig ist.
Wer bereut, um Vergebung bittet und Gleiches oder Ähnliches nicht mehr tut, bringt die kosmischen Kräfte zum Wirken. Leid verwandelt sich in Freude, Unglück in Glück. |
Serotonin ist demnach für vieles in unserem Körper verantwortlich. Es soll unser Wohlbefinden über den Tag hinweg steuern. Und dies hat bekanntlich auch etwas mit dem Selbstwertgefühl zu tun. Aus medizinischer Sicht gilt weiter: Über Nacht baut der Körper Serotonin in das verwandte Hormon Melatonin um. Am Morgen ist unser Serotoninspiegel daher niedrig. Wir versuchen ihn wieder aufzubauen, indem wir z. B. ein Frühstücksbrötchen mit Marmelade essen. Dem gleichen Zweck dient eine Tasse frisch gebrühter Kaffee. Denn Koffein regt nicht nur an, es wirkt sogar leicht euphorisierend. Zudem bringt es unseren Serotoninspiegel weiter nach oben. Auch die zweite Kaffeepause, wenn mit dem Tageslicht auch das Serotonin schwindet, soll den Stoff wieder aufbauen. Koffein stoppt zwar nicht den Abbau des Serotonins, regt aber dessen Neubildung an.
An eben diesem äußeren Serotonin-Mangel setzen dann die chemischen schulmedizinischen Mittel zur Bekämpfung der Depression an, die Antidepressiva, z. B. die US-"Wunderdroge" Prozac (in Deutschland "Fluctin"). Sie erhöhen einfach den Serotoninspiegel im Gehirn. Doch wenn man allein mit äußeren Maßnahmen "erfolgreich" wäre und das Lebensgefühl durch Tabletten dauerhaft wieder angehoben werden könnte, würden ja alle depressiv Erkrankten in der Kürze der Zeit ihre Depression oder hartnäckige depressive Verstimmungen los. So ist es aber nicht. Nur hier und da kann ein solches Medikament die akute Depression zurückdrängen bzw. verschwinden lassen, denn die Ursachen sind immer seelisch. Außerdem hat ein Medikament auch Nebenwirkungen: Die Substanzen wirken oftmals erst nach drei Wochen, der Patient hat jedoch sofort einen trockenen Mund, ist müde, hat Verdauungsstörungen. Auch die Rückfallquote ist hoch, und der genaue Wirkmechanismus ist letztlich immer noch unbekannt. Und die Ursache der Depression ist damit auch nicht behoben.
Eine andere These knüpft daran an, dass die Disharmonie im Hormonsystem bei schweren Depressionen in erster Linie etwas mit Stress zu tun haben kann. Bekanntlich wird bei Stress das Hormon Cortisol bzw. CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) ausgeschüttet, ein Stoff, der den Organismus in Alarmbereitschaft versetzt. Wenn z. B. plötzlich vor uns ein großer, grimmiger Hund auftaucht und eine bedrohliche Position einnimmt, dann führt die Hormonausschüttung zu verstärktem Blutdruck, Atmung und Blutdurchfluss, damit der eigene Körper sich dem entweder stellen oder fliehen kann. Ist die mögliche Gefahr vorbei, normalisiert sich der Hormonhaushalt wieder und Entspannung setzt ein. Nicht so bei Depressiven. Sie bleiben womöglich in einer Art innerem Dauerstress, der an den Kräften zehrt, für die es irgendwann keinen erkennbaren Anlass mehr gibt. Bei ihnen bleiben die Stresshormone ständig erhöht oder anders formuliert: Sie stecken jetzt schon so tief im Schwermutssumpf, dass unmittelbare äußere Anlässe der momentanen Befindlichkeit gar nicht mehr ursächlich zugeordnet werden können.
Ziel der medizinischen Depressionsbehandlung auf Grundlage dieser These ist deshalb, das Stresshormon-System zu normalisieren. Da man die Produktion von zuviel Cortisol bisher nicht unterdrücken konnte, suchte man nach einem Weg, das CRH = Cortisol im Gehirn an seiner Wirkung zu hindern. Man entwickelte einen Stoff, der die Aufnahme von CRH an den Rezeptoren unterdrückt. Dadurch soll die Stressreaktion unterbrochen werden, mit der Folge, dass Angst und Unruhe schwinden sollen. Das Mittel soll Angst- und Stressgefühle stark reduzieren und weder müde noch süchtig machen. Man könnte es auch so bezeichnen: einfach mal zur Ruhe kommen. Nicht darüber nachdenken und sich dadurch weiter im Kreis drehen, nicht grübeln. Einfach mal alles so belassen wie es ist und durchatmen.
Die
Thesen der Mediziner lassen jedoch die Frage aufkommen, ob mit solchen
medizinischen Experimenten gar beliebig und in entsprechenden
Dosierungen in den menschlichen
Gefühlshaushalt eingegriffen werden kann? So heißt es z. B. in der
Süddeutschen Zeitung: "Besteht nicht die Gefahr, dass Gesunde das
Medikament missbrauchen, um besser mit ihren Ängsten umgehen zu können?
Ist es dann nicht der nächste Schritt, Angst gleich zu blockieren, bevor
sie überhaupt entstehen kann? Haben Gefahren bald nichts Abschreckendes
mehr, ist der Angstpegel dann nur noch eine Frage der Dosierung? Der
Soldat vor einem Angriff ... der Bankräuber vor einem Überfall ..."
(8.10.1999)
Oder anders gesprochen: Kommt also mit der modernen
Psycho-Neuro-Chemie der "programmierte Unmensch"? Ein Mensch, dessen
Gefühlsebene letztlich "abgeklemmt" ist, der zu echter Einfühlung und Mitleiden nicht
mehr fähig ist und bei dem quasi mechanisch erzeugt werden könne, was
ihn antreibt, etwas zu tun oder zu unterlassen?
Dabei ist nicht jede depressive Reaktion – sei es schwere Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit, Pessimismus oder Resignation – gleich eine seelische Krankheit. Doch es hat immer etwas mit der Seele zu tun. Im Leben jedes Menschen gibt es ja das Auf und Ab, doch wer kann den Ruf aus seiner Seele richtig deuten? Und wie begegnet er der Herausforderung einer depressiven Reaktion? Denn die Seele will ja frei von dieser Last werden und sendet deshalb diese Signale.
Eines
ist dabei unstreitig: Jede Niedergeschlagenheit, jede depressive
Verstimmung zeugt von Energieverlust. Und daraus lässt sich folgern:
Eine Depression ist letztlich nichts anderes als ein gravierender
Energiemangel der Seele.
Und die entscheidende Frage im Hinblick auf eine wirkliche Hilfe ist von
daher, wie es zum
Verlust seelischer Energie bzw.
wie es zum Abfall der Bewusstseinskräfte gekommen ist bzw.
immer wieder kommt und wie diese auf eine positive Weise wieder aufgebaut werden können.
Denn immer hat die Depression auch mit unmittelbaren Lebenssituationen zu tun bzw. wird von diesen ausgelöst, gleich was womöglich an früher entstandenen Komplexen zugrunde liegt. Und um hier die Schritte heraus zu finden, ist zunächst einmal das Wissen um den Unterschied zwischen positiver und negativer Energie hilfreich. Positiv ist die Energie, die sich in uns durch ein Leben nach den Geboten Gottes aufbaut, z. B. durch unser selbstloses Tun, indem wir etwa anderen eine Freude machen, ohne dafür Lob oder eine Gegenleistung zu erwarten. Oder durch für uns richtige Entscheidungen im Einklang mit den Geboten Gottes – in wichtigen Lebenssituationen oder bei bestimmten Themen des Alltags. Diese Energie könnte man als "göttliche" Energie bezeichnen. Diese Energie baut sich auch in den kleinsten Augenblicken des Tages auf oder ab, denn in jedem Augenblick liegt es an uns, ob wir z. B. positiv oder negativ denken. Jeder positive und ehrliche Gedanke, jede gute Empfindung ist wie ein Tropfen dieser positiven = göttlichen Energie in unsere eigene Seele hinein. Umgekehrt führen Wut, Resignation, andauernde Selbstzweifel, Grübeleien, Schuldzuweisungen, massive Erwartungen an andere oder das Bestreben, anderen gefallen zu wollen, Angst und vieles mehr sofort zu weiterem Energieverlust. Denn es ist bekannt, dass Gedanken Energien sind – Kräfte also, die genau das bewirken, womit sie gefüllt sind. Positive, lebensbejahende Gedanken bauen auf, negative bauen ab. Zu letzteren gehören auch andauernde grüblerische Gedanken ohne klare Entscheidungen. "Das Glück des Menschen hängt von der Beschaffenheit seiner Gedanken ab", wusste schon der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel. Es ist also letztlich die innere Einstellung, die über Glück oder Unglück in uns entscheidet und die einen Menschen anfällig macht für Depressionen oder nicht.
Das
Glück
des Menschen
hängt von der Beschaffenheit seiner
Gedanken ab
Marc Aurel |
Und der
Verlust an Energie beginnt schon bei der Zerstreuung, z. B. durch
belanglose und wortreiche Gespräche oder durch wenig sinnvollen
Zeitvertreib. Irgendwann ist dann der innere Energievorrat erschöpft.
Kommt jetzt ein bestimmtes negatives oder als negativ empfundenes
Ereignis hinzu, kann dies zum Auslöser für die depressive Stimmung bzw.
Depression werden. Das erklärt auch, warum durch erstes positives
Umdenken der Aufwärtstrend meist noch nicht spürbar ist. Denn so wie
in solchen Situationen zuvor Energie stetig abgebaut wurde, so muss sie auch stetig und nach
und nach erst wieder aufgebaut werden. Dieser Aufbau von positiver
Energie in der eigenen Seele ist folglich auch für den Gesunden der
beste Schutz vor Depressionen. Und dies ist auch ein Aspekt der
Aktivierung unserer Selbstheilungskräfte bzw. der Stärkung unseres
Immunsystems. Wer in diesem Bewusstsein von einer depressiven
Verstimmung erfasst wird, kann beispielsweise seinen augenblicklichen Zustand mit der
nüchternen Bestandsaufnahme "Ich nehme es zur Kenntnis"
feststellen ohne deswegen in Panik zu verfallen. So eine von vielen
Lebenserfahrungen Betroffener. Denn er kennt ja den Weg heraus, der eben
manchmal etwas Geduld benötigt, und er kennt den Unterschied zwischen positiven und
negativen Energien, und er wird sich gezielt der Kommunikation mit den
positiven Kräften zuwenden.
Negative Energien sind alle Energien, die mit negativem Verhalten in
Verbindung stehen, wie z. B. Schadenfreude, Rachegefühle, die Genugtuung
über einen gewonnenen Krieg und vieles mehr. Negative Energie ist jedoch
auch – und das wird oft übersehen – diejenige Lebenskraft, die wir uns
nicht selbst erarbeitet haben, sondern die wir von anderen Menschen
erhalten und von denen wir uns womöglich sogar abhängig gemacht haben. Z. B. gehört auch
der Applaus dazu, den ein Künstler auf der Bühne von seinem Publikum
erhält. Und zwar dann, wenn er ohne diesen Applaus in ein Energieloch
fällt, das er z. B. dann mit Drogen zu kompensieren versucht. Nicht
zufällig sind gerade so genannte "Stars" hier oft sehr anfällig. Negative Energie
ist es auch, wenn meine Stimmung davon abhängt, ob der Partner oder der
Wunschpartner mich
begehrt oder mir schmeichelt oder ob er mich links liegen lässt, oder ob der Chef mich lobt oder mit mir
zufrieden ist oder aber eine abfällige Bemerkung über mein Tun macht. Das entscheidende Wort ist hier "abhängt". Eine
liebevolle Familie, in der sich die Familienmitglieder weitgehend in
Freiheit begegnen und ein gutes Betriebsklima sind wichtig und sollen
hier nicht madig gemacht werden. Das Problem ist, wenn wir dies für
unser Wohlbefinden erwarten, weil wir uns ohne dieses Umfeld nicht
ausreichend lebenstüchtig fühlen. Die meisten Menschen sind also viel
verwundbarer als man es sich normalerweise zugesteht, was bedeutet,
abhängig von "negativer Energie" zu sein, also von Energie, die nicht
aus dem eigenen Inneren und damit letztlich von der Christuskraft in uns kommt, und hier sind vor allem familiäre
Bindungen verantwortlich für Energiemangel oder eben anderweitige abhängige
Energien, da sie auf
Menschen bezogene sind.
Die
mehr oder weniger große Abhängigkeit von "negativer Energie", was weit
mehr beinhaltet als uns in der Regel bewusst ist, führt dann oft zu sehr
bedrohlichen Erwartungshaltungen, die wiederum die Vorwürfe an andere im
Gepäck haben, wenn eine Erwartung nicht erfüllt wird. Meist gesteht man sich nicht ein,
wie abhängig man von dem Zuspruch ist, der einem von außen zugeführt
wird – wenn Mitmenschen oder eine bestimmte Person meine Wünsche und Erwartungen
erfüllen, mich bewundern oder achten oder gar ehren. Fällt eine solche
für unser Wohlbefinden maßgebliche Energiequelle durch bestimmte äußere
Umstände einmal weg, kann der Betroffene logischerweise in
eine depressive Phase oder gar Depression fallen, die dann oft durch eine
dadurch ausgelöste Vorwurfshaltung noch massiv verstärkt wird.
So ist es eben ein sehr großer Unterschied, ob ich mich daran von
Herzen erfreuen kann, wenn mir ein bestimmter Mensch ohne Hintergedanken seine Zuwendung zeigt. Oder
ob mich entweder bestehende Hintergedanken beim Nächsten, die mir eher
unangenehm sind oder umgekehrt das Ausbleiben einer Zuwendung in eine Niedergeschlagenheit bis hin zur tiefen Depression stürzt. Anders ausgedrückt: Beruht
z. B. eine gegenseitige Anziehung überwiegend auf beidseitigen positiven
Eigenschaften und Charakterstärken? Also auf dem gegenseitigen Geben und
Empfangen ohne Erwartungshaltungen? Oder beruht sie vor allem auf
Mängeln und Defiziten, die einem der Nächste wie auch immer kompensieren soll? Dann
sind Depressionen vorprogrammiert, wenn der zwischenzeitliche
Energieaustausch an Intensität nachlässt oder irgendwann gar nicht mehr zur Verfügung steht
oder eben andersgeartet ist als es meinem individuellen Glückempfinden
entsprechen würde.
Im ersten Fall kann es also ein gegenseitiges Geben und Empfangen unter
Menschen in Freiheit und Herzlichkeit sein. Im zweiten Fall sind die
vordergründig "Liebenden" massiv voneinander abhängig und – wie mit
"Klebstoff" verleimt – aneinander gebunden bzw. ineinander verharkt. Es
findet dann – auch im positiv empfundenen "Normalzustand" – vor allem
ein Austausch von Energie statt, welche in diesem Fall dann "negative"
Energie ist. Doch auch wenn dieser
Energieaustausch oberflächlich positiv erscheint oder gar irrtümlich als
Musterbeispiel beflügelnder "Liebe", so droht in allen
zwischenmenschlichen Bereichen immer ein Entzug von
Energie. Und gerade in diesem Umfeld finden sich deshalb viele Ursachen
für Depressionen – ob es sich um nicht eingestandene Ehekrisen handelt
oder, allgemeiner gesprochen, z. B. um die Angst, nicht so handeln zu
können, wie man es eigentlich fühlt; weil man dann die "Liebe" =
(in diesem Fall) "negative Energiezufuhr" seines Partners oder
Wunschpartners aufs Spiel
setzt, von dem man sich abhängig gemacht hat. Kommt es dann tatsächlich
zu einer Trennung oder zeigt einem der einst innig "Geliebte"
oder der nicht entsprechend reagierende "Wunsch-Geliebte" nun die
kältere oder schon erkaltete Schulter, ist spätestens dies sehr oft der Auslöser für eine
Depression.
Doch bevor
jemand eventuell ein solches Schicksal erleidet, wurde er zuvor von Ereignissen
seines Lebens ermuntert bzw. ernsthaft ermahnt, sich angesichts der selten
ausbleibenden Widrigkeiten und
Konflikte zuvor oder parallel dazu eine innere Basis
aufzubauen, die ihn immer unabhängiger von der Energie anderer macht. Dabei gilt: Jeder
Mensch wird wohl auf Schwierigkeiten und Probleme in seinem Leben manchmal oder
häufiger mit
einer gewissen Niedergeschlagenheit reagieren. Doch nicht jeder muss
zwangsläufig eine Depression erleiden.
Eine wichtige Frage dabei ist: "Nähre" ich in dieser Situation das seelische
Tief oder verwickle ich mich gar in oft endlosen Gesprächen in Selbstmitleid,
welches das Tief kräftezehrend noch weiter verstärkt? Und schraube ich meine Erwartungen an
den Nächsten am Ende gar noch höher, so dass sich das Problem noch weiter
verschärft? Ein klassisches Beispiel dafür sind zwei Streitende, von denen jeder
eine Entschuldigung des anderen erwartet, während beide bei sich
selbst dafür keine Veranlassung
sehen.
Der Weg heraus aus dem Tief ist zunächst der ehrliche Wunsch nach Selbsterkenntnis, was das Leben mich hier lehren
will, völlig unabhängig vom Verhalten meines Nächsten? Das heißt: Bei einer
seelischen Gesundung kann es nicht darum gehen, meine Mitmenschen zu ändern. Ich
kann nur mich selbst ändern. Und das Ziel sollte dabei sinnvollerweise immer ein größeres Stück
innerer Freiheit und damit auch innere Freude sein, welche der Schöpfergott in der Seele
jedes Menschen und jedes Lebewesens ja vollkommen angelegt hat – und zwar unabhängig davon,
wie andere über ihn denken oder ihn behandeln. Letztlich ist dies die Kraft in
uns, man könnte sagen "Gott in uns".
In der
Psychotherapie gilt, dass Leidensdruck und Krankheitseinsicht eine
Voraussetzung für die Aufnahme der Therapie sind. Man könnte
fragen: Warum
Leidensdruck? Macht nicht gerade dieser Druck depressiv? Schon. Doch es
kommt eben darauf an: Lasse ich mich dann hängen, resigniere ich? Und
verstärke ich währenddessen vielleicht noch die Vorwürfe an meine
Mitmenschen? Oder nehme ich die Depression vielleicht mit einem gewissen Schrecken
zur Kenntnis, lasse mich dadurch aber nicht in noch größere Tiefen
ziehen, sondern sehe die Situation als eine Chance für einen Schritt hin
näher zu meinem wahren Wesen und hin zu der inneren Verbindung zum Göttlichen
in mir und in meinem Nächsten, was aber nicht das vordergründig Körperbezogene ist und was
im Inneren ohne Erwartungshaltung an den Nächsten Freude und Glück bedeutet.
So könnte ich z. B. – wie schon erwähnt – sagen "Ich nehme es zur Kenntnis",
erfülle aber trotzdem weiter, so gut es geht, mit bestmöglicher Disziplin
die notwendigen täglichen Verpflichtungen, auch wenn
es anfangs schwer fällt oder man vor bleischwerem Belastungsgefühl
manchmal sogar schreien könnte, so dass man sich die nächste Hürde, wenn
möglich, vielleicht erst einmal deutlich tiefer legt. Doch "ich nehme es zur Kenntnis" und erfülle
die Vorgabe trotzdem, und wenn es mir im Laufe des Alltags möglich ist,
ziehe ich mich in dieser Zeit zwischenzeitlich einmal oder des Öfteren zurück, um mir ohne Druck und Zwang bewusst zu machen,
vielleicht durch eine Meditation, dass die Kraft und Liebe Gottes in mir gegenwärtig ist. Manchmal zeigt sich
auch schon während des
alltäglichen Tuns die
"Belohnung" in Form einer Milderung des Schwerezustands. Es ist
womöglich bereits die
Antwort Gottes, der für jeden nur das Beste will. Und wenn ich Gott oder
Christus um Hilfe gebeten habe, dann kann ich mich auch über die Antwort
Gottes auf meine Bitte freuen. Das dadurch gewachsene
Gottvertrauen kann dann weiter wachsen, wenn jemand lernt, für jede
Lebenssituation Gott danken zu können, da er sie als nächsten Baustein
verstehen kann, der einen auf seinem Lebensweg weiterbringen wird.
Die Erfahrung
zeigt weiter auch Folgendes: In jedem Leben gibt es immer wieder das Auf und Ab,
ohne dass man im Tief gleich depressiv sein muss. Und das hat man vielfach
selbst in der Hand. Wenn nämlich erste Anzeichen von Niedergeschlagenheit,
Unzufriedenheit, Melancholie, Resignation kommen, dann sollten wir dies als
Achtungszeichen ansehen, gewissermaßen als einen Impuls der Seele.
So ist
es wichtig, bei der Analyse bei sich selbst zu bleiben. Deshalb
könnte man sich also schon bei ersten Alarmzeichen fragen: "Was will mir
die Unzufriedenheit oder die Niedergeschlagenheit sagen?" Wer sich
ehrlich befragt, den kann Christus, der innere Ratgeber und Helfer in
unserer Seele, auch führen, indem z. B. im Alltag Situationen auf uns zukommen, die eine Teilantwort bzw. Lösung für unser drohendes Tief
enthalten oder einen Aspekt davon aufzeigen, den wir heute anpacken
können. Dabei sollten wir die Gedanken- bzw. Bilderketten anschauen, die
uns in der Unzufriedenheit bzw. Niedergeschlagenheit ins Bewusstsein kommen.
Meist
stammen sie aus unserer Erwartungs- oder Wunschwelt. Und wir sollten sie
"bereinigen", wenn sie nicht "gesetzmäßig" (= mit den Geboten Gottes im
Einklang) sind oder nicht erfüllbar sind oder mir bewusst ist, dass ich
eine Erfüllung nicht anstreben möchte, weil ich mir andere Lebensziele
vorgenommen habe. Zugleich könnten wir beginnen,
unserem Nächsten gegenüber das zu geben, was wir von ihm erwarten. Das
ist auch die Bergpredigt des Jesus von Nazareth, deren "Goldene Regel"
lautet: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihr
ihnen zuerst." Oder: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch
keinem andern zu." Und das ist auch der Kern eines wirklich christlichen Lebens,
oder, wie es im Neuen Testament heißt: "Das ist das Gesetz und die
Propheten", also das, worauf es ankommt, was also das Wesentliche
beinhaltet. Alles andere ist nicht so wichtig.
Tragen wir unseren Mitmenschen, der uns zu schaffen macht, im Herzen und
lernen wir, ihm alles Gute zu wünschen und ihn auch der Führung durch
Christus anzuvertrauen anstatt ihm dauernd gedanklich
Vorwürfe zu machen oder ständig grüblerisch an ihn hin zu senden, mit
Gedanken und Empfinden, sind wir ebenfalls auf dem allerbesten Weg der Besserung. Und
dann kommt auch dieser Mitmensch vielleicht schon bald in einer
positiveren Weise auf uns zu, weil es ihm nun auch besser geht.
Viele Menschen leiden an so genannten "Minderwertigkeitsgefühlen", die oft im Zusammenhang mit Depressionen vorkommen. Woher kommen sie und was kann man dagegen tun?
Minderwertigkeits- und Überlegenheitskomplex
Gefährliche Tagträume
Das Streben nach Anerkennung
Der reifere Mensch
Die Entfaltung des Gemeinschaftsgefühls
In jeder Schwäche liegt die Stärke
Zu den Wurzeln des Minderwertigkeitsgefühls
finden
"Minderwertigkeitskomplex"
als Alibi
Die Kraft liegt
in uns
Der Begriff des "Minderwertigkeitsgefühls" geht
auf den Psychologen Alfred Adler (1870-1937) zurück, der
zunächst ein Schüler
Sigmund Freuds (1856-1939) war, später aber
eine eigene Deutung des menschlichen Verhaltens entwickelte. Alfred Adler, von Hause aus Arzt, hatte
im menschlichen Organismus eine Tendenz beobachtet,
vorhandene "Organminderwertigkeiten", wie er sich
ausdrückte, durch Kompensation auf einem
anderen Gebiet auszugleichen. Diese Beobachtung übertrug er nun auf
den seelischen Bereich und baute darauf seine so genannte "Individualpsychologie"
auf.
Nach der Lehre Alfred Adlers
entsteht aus Minderwertigkeitsgefühlen ein ganzer
"Minderwertigkeitskomplex",
wenn diese Kompensation misslingt. Das ist dann der Fall, wenn
die so genannten Minderwertigkeitsgefühle verdrängt werden und in eine "Überwertigkeit" umgemünzt werden.
Dies kann in Gedanken geschehen, in der Phantasie oder in
Tagträumen.
Alfred Adler schreibt: "Wir sollten nicht überrascht sein, wenn
wir in den Fällen, wo wir einen Minderwertigkeitskomplex sehen,
mehr oder weniger einen Überlegenheitskomplex finden."
(zit.
nach Ansbacher Heinz und Rowena, Alfred Adlers
Individualpsychologie, München/Basel 1975, S. 248 f.)
Da ist man dann der Held, der
"Sieben auf einen Streich" vollbringt, oder der
Zeitgenosse, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten von seinen
Mitmenschen geschätzt und bewundert wird. Oder
wir gleiten ab in Tagträume, in denen man sich vorstellt,
wie man auf der Bühne als Künstler, etwa als Musiker, oder im Stadion als Sportler
begeistert gefeiert wird, obwohl man gar kein
Musiker oder Spitzensportler ist, sondern allenfalls ein paar
Gitarrengriffe beherrscht und nur durchschnittlich sportlich
begabt ist.
Hier wird die Minderwertigkeit in vielen Varianten also mit
einer Größenphantasie zu kompensieren versucht, die sich bis hin zu einem
Größenwahn entwickeln kann, denn auch diese Träume und
Phantasien werden zu Teilen unserer Persönlichkeit. Und dies ist alles andere als
harmlos, auch weil wir damit in den
Bann von Kräften und Energiefeldern oder gar von
erdgebundenen Seelen geraten
können, die uns daran hindern, unser
Alltagsleben mit seinen vielfältigen Aufgabenstellungen zu meistern.
Und beides, das Minderwertigkeitsgefühl und die Größenphantasie,
steht wiederum in Verbindung mit Depressionen, weil sowohl
unsere Selbstabwertungen in Verbindung mit Selbstmitleid als auch unsere
scheinbar positiv stilisierten Tagträume uns
Energie = Lebenskraft entziehen. Und eine Depression ist
letztlich nichts anderes als ein massiver Energiemangel unserer
Seele.
Alle negativen Gefühle prägen sich mit der Zeit im Unterbewusstsein ein, später in der Seele, ja teilweise sogar in den Körperzellen. Es ist eine falsche Prägung, die der Einzelne aufarbeiten muss, wenn er lernen möchte, von innen heraus glücklich zu werden. |
Das Streben des Menschen nach Geltung, nach Anerkennung und Macht
zählt laut dem Psychologen Alfred Adler zu einem "Grundtrieb" des Menschen.
Doch dieser "Grundtrieb", wie Adler ihn nennt, gehört nicht zu
unserem Wesen, sondern ist Ausdruck einer Schwäche, eines
Mangels an gesundem "Selbstbewusstsein". Bei manchem äußert sich
dieser Mangel nun in einem Streben nach Macht, bei anderen zeigt
er sich etwas verbrämter im zwischenmenschlichen Bereich etwa in dem
Wunsch, einen anderen Menschen zu "besitzen" – als Ehepartner,
"Geliebter" oder wie auch immer als ein Mensch, der dem eigenen
Wunschbild so weit wie möglich entsprechen soll, woraus sich
meist
Erwartungen ergeben und daraus früher oder später fast
zwangsläufig die Enttäuschung und der Schmerz
über unerfüllte Erwartungen.
Man könnte auch sagen: Jeder Mensch möchte geliebt sein, sehnt
sich nach Geborgenheit. Und je weniger er sich mit diesem
Bedürfnis nach Innen wendet, zur inneren Kraft im eigenen
Herzensgrund, beispielsweise durch Gebet, je mehr sucht er nach
äußerer Anerkennung und Befriedigung. Daraus folgt, dass
die meisten Menschen von ihren Mitmenschen anerkannt werden
möchten und sehr viele es tatsächlich ungeniert anstreben, im größeren
oder kleineren Umfang Macht über andere auszuüben.
Der reifere
Mensch, der sich hohe ethisch moralische Werte vorgibt, wird
jedoch bestrebt sein, in seinem Verhalten von der Zustimmung
seiner Mitmenschen innerlich immer unabhängiger zu werden. So wird er zwar aufgrund seiner
natürlichen Autorität Einfluss auf andere haben und eventuell
auch eine berufliche Stellung inne haben, in der er
Verantwortung für andere mit trägt. Doch er wird nicht mehr der
Machtmensch sein, der mit einer solchen Stellung ein tief
sitzendes "Minderwertigkeitsgefühl" überdeckt.
Im
Kindesalter ist manches natürlich noch etwas lockerer zu
betrachten. Klar
will ein Kind im Spiel zum Beispiel der Gewinner sein. Das steckt
dann noch in
ihm, und das Kind macht seine Erfahrungen damit; auch, wie es
ist, ein Spiel zu "verlieren". So heißt es manchmal: "Er
kann nicht verlieren. Damit kommt er nicht zurecht."
Doch er kann als Kind und Jugendlicher gut lernen, damit umzugehen, wozu auch gehört, in
allem fair zu bleiben. Gelingt dies nicht, kann passieren,
worauf der Psychologe Alfred Adler sinngemäß hinweist, dass es
zu einem Minderwertigkeitsgefühl führen kann, wenn der Geltungsdrang eines Kindes beeinträchtigt
wird.
Problematisch wird es dann, wenn sich daran bis ins
Erwachsenenalter nichts ändert und ein Erwachsener zum Beispiel
in tiefe Niedergeschlagenheit verfällt, wenn er nicht "gewinnt";
wenn also seine Entwicklung nicht weiter gegangen ist. Oder wenn
Kinder durch pseudomoralische scheinmoderne Erziehung daran
gehindert werden, zum Beispiel ein Spiel zu gewinnen oder zu
verlieren, etwa wenn beim Fußball bis zu einem bestimmten Alter
die Tore nicht gezählt werden oder keine Punkte für eine Tabelle
vergeben werden.
Für Alfred Adler
ist die Gegenkraft zum Streben nach
Macht das Gemeinschaftsgefühl. Die Entfaltung des
Gemeinschaftsgefühls hält der Psychologe für die wesentliche
Aufgabe der menschlichen Entwicklung, was jedoch nicht durch
zwanghafte Vermeidung von jeder Form von fairem Wettbewerb
erreicht wird, sondern durch Anerkennung, Wohlwollen und
Fairness nicht nur gegenüber Mitstreitern, sondern
gegebenenfalls auch gegenüber einem "Konkurrenten" bzw.
Mitbewerber zum Beispiel um einen Arbeitsplatz, was dann auch wiederum
dazu beiträgt, seinen speziellen Platz im Leben zu finden, sei
es beruflich oder privat, der wertvoll für die Gemeinschaft ist.
Alfred Adler wörtlich: "Die Erkenntnis und das Gefühl,
wertvoll zu sein ... stammt aus der Beitragsleistung zum
allgemeinen Wohl ... Das Individuum fühlt sich im Leben zu Hause
und erkennt, dass seine Existenz insoweit wertvoll ist, wie es
für andere nützlich ist."
(zit. nach Ansbacher, a.a.O., S. 160)
Ein bekanntes Beispiel für die Überwindung
eines Minderwertigkeitsgefühls ist Demosthenes. Demosthenes
war der berühmteste Redner im antiken Griechenland. Dabei war
ausgerechnet er
von Hause aus ein Stotterer. Doch er übte die freie Rede, indem
er sich an den Strand des Meeres stellte und zu den Wellen
sprach, solange, bis er seine Schwäche
überwunden hatte und er die Schwäche nicht nur verminderte,
sondern daraus sogar eine überaus große Stärke wurde, was einmal
mehr die Kraft der Gedanken und des Willens verdeutlicht und, so
es gesetzmäßig ist, möglicherweise auch die Hilfe von Christus.
Einer Schwäche und einem damit oft
verbundenen Minderwertigkeitsgefühl kann man also
auch durch Anstrengung und Disziplin entgegen treten. Und das ist für jede
Art von Minderwertigkeitsgefühl
möglich, auch wenn man dann nicht gleich wie Demosthenes zum
Meister dieser Fähigkeit wird. Warum ist die Umkehr hier so
wichtig? Weil wir von Hause aus vollkommene Wesen sind
und diese Ausstattung in uns erhalten blieb und bleibt, auch wenn wir sie "heruntertransformiert" haben, das heißt, unsere geistigen Stärken verloren
haben und an unseren Schwächen leiden. So sollte am Beginn einer
Art "Selbst-Therapie" die
Erkenntnis stehen, dass ich wertvoll bin, dass ich im Kern
gesund, das heißt in Ordnung bin und dass in mir innere Werte,
Fähigkeiten und Talente liegen, die der Schöpfergott mir einst verlieh.
Und die zweite Erkenntnis könnte sein, dass in jedem von uns
tatsächlich die
Kraft liegt, jedes Minderwertigkeitsgefühl schrittweise zu
überwinden, indem ich zu den Wurzeln dieses Gefühls finde und
diese behebe.
Ein Beispiel: Ich lehne mich an meinen
Partner an, weil ich mich selber nicht entscheiden kann. Er soll
– eventuell selbst in Kleinigkeiten – für mich entscheiden, auch
wenn es sich um Dinge handelt, die ausschließlich einen selbst
betreffen. Die Wurzel
könnte zum Beispiel die Angst sein, den Partner zu verlieren, wenn ich
ihm widerspreche. Und die Wurzel davon könnte wiederum sein,
dass ich in mir, in meinem wahren inneren Wesen, letztlich bei
"Gott in mir", noch keinen Halt gefunden habe. Aus diesem Grund
erhoffe ich dann, dass mir ein anderer Mensch diesen Halt geben
könne.
Es können aber auch andere Wurzeln zugrunde liegen, die zu
dieser Entscheidungsschwäche führten. Unter Umständen ein
traumatisches Erlebnis mit einer falschen Entscheidung in der
Kindheit.
Und wer um das Urwissen der Reinkarnation weiß,
dem ist auch klar, dass die meisten Schwächen nicht erst in
dieser Inkarnation entstanden sind. Sie hat unsere Seele
bereits aus Erlebnissen in Vorleben mitgebracht. Und meist
handelt es sich aufs Ganze gesehen um ein verflochtenes Wurzelwerk,
das uns nicht diejenigen sein lässt, die wir im Innersten sind. So darf
man nicht resignieren, wenn der Fortschritt sich erst langsam
zeigt. Doch jeder neue Tag kann zu einem Geschenk werden, wenn
ich den Teil des Wurzelwerks, den der jeweilige Tag mir
aufzeigt, heute anpacke und nicht mehr nach dem alten
Verhaltensmuster entscheide, sondern mir ein neues vorgebe.
Was habe ich davon, wenn ich anderen die Schuld gebe? Andere kann ich nicht ändern. Nur mich selbst. |
Kommt also – um einmal bei diesem Beispiel zu bleiben – wieder eine solche "Kleinigkeit" bei der Gestaltung meines individuellen Lebens auf mich zu, die ich mich nicht selbst zu entscheiden traue, dann heißt es ab jetzt: "Das nehme ich selbst in die Hand. Ich entscheide jetzt in diesem Punkt, an dem ich mich bisher an andere angelehnt habe, selbst." Bereits dieser Entschluss mobilisiert eine Kraft und einen Mut. Kommen dann wie früher womöglich begleitende Minderwertigkeitsgefühle, kann ich ihnen mithilfe dieser Kraft die Stirn bieten – vor allem, wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin, sondern dass die Kraft des Christus in mir, in meinem Herzen, wohnt und mich zusätzlich stärkt. Und ich lasse mich auch dann nicht mehr von den Minderwertigkeitsgefühlen steuern, auch wenn es mir anfangs gefühlsmäßig noch sehr schwer fällt, dagegen anzugehen. Denn ich habe mir ein neues Lebensprinzip vorgegeben: "Ich nehme mein Leben in die Hand und ich entscheide von nun an selbst und übernehme auch dafür die Verantwortung." Und ist es mir einmal gelungen, habe ich also eine Hürde genommen, bin ich dadurch in meinem Inneren bereits stärker geworden und kann mit Zuversicht die nächste Hürde ins Auge fassen.
Wer jedoch immer wieder von seinen Minderwertigkeiten spricht
oder immer wieder darüber klagt, der könnte sich fragen, was er
damit bezweckt bzw. wohin das führt. Durch ständiges Reden
darüber wird ein Komplex nur verstärkt. Dies ist dann der Fall,
wenn sich in Gesprächen kein Lösungsansatz ergibt, der
anschließend gleich in die Tat umgesetzt werden kann. Man tritt
auf der Stelle und der – im übertragenen Sinne – Schlamm, in dem
man watet, wird durch das Treten noch ein Stück tiefer. In
unzähligen Bildern haben wir diesen Komplex zum Beispiel auch in
der Vergangenheit immer wieder genährt, das Loch, indem man
steckt, immer tiefer gegraben. Und was habe ich davon, wenn der
Zweck etwa darin liegen sollte, mich zu "entlasten", indem ich
einem anderen dafür die Schuld gebe, oftmals den Eltern? Andere
kann ich nicht ändern, nur mich selbst und derjenige, der um die
Reinkarnation weiß, weiß auch, dass sich seine Seele bedingt
durch den Grundsatz "Gleiches zieht zu Gleichen" gerade diese
Eltern ausgesucht hat.
Doch nicht selten
wird ein so genannter Minderwertigkeitskomplex als Ausrede
benutzt bzw. als
Flucht, um genau das nicht anzupacken, was schon lange ansteht und
bearbeitet hätte werden sollen. Selbst wenn ich in der Kindheit
eine starke Minderwertigkeit fühlte, so sollte ich heute diesen Komplex
aufschlüsseln; eben jene Gedankenbilder, die er mir heute in mein
Oberbewusstsein bringt. Ich sollte also, wenn ich anders leben
möchte, in diese Gedankenbilder hinein
"gehen", um dann zur Wurzel zu finden und diese Zug um Zug zu "bereinigen".
Wer an das Urwissen der Reinkarnation glaubt, der kann sich
weiterhin bewusst machen: Diese Schwäche, die vermutlich aus
Vorinkarnationen stammt, kommt nicht deswegen wieder auf mich
zu, damit ich sie in diesem Leben auch noch verstärke. Sondern
es ist wie in einer Schuljahrgangsstufe. Habe ich das
Klassenziel nicht erreicht, kann bzw. muss ich die Klasse wiederholen. Mit
anderen Worten: In diesem Leben habe ich die nächste Chance, den
Komplex zu packen und ihn endlich zu überwinden.
Wenn wir jedoch die Schwäche nicht anpacken wollen, so ist die Frage, ob wir mit unseren Verhalten andere beeinflussen oder manipulieren wollen, weiter für uns bestimmte Dinge zu tun, statt an uns zu arbeiten, dass wir es selbst in die Hand nehmen können. Dann ist der Minderwertigkeitskomplex eine Schwäche, die wir uns dauerhaft zugestehen, anstatt daran zu arbeiten. Und unser Nächster sagt dann vielleicht: "Wenn er’s halt nicht kann, dann mache ich es eben weiterhin für ihn." Für uns stellt sich dann aber auch die weitere Frage: "Was hat mein Nächster dadurch zu leiden? Wo wird er eventuell an seinem eigenen Weg gehindert, weil wir ihn ständig mit unserer Schwäche belasten?" Deshalb heißt die Aufgabe: Wir müssen auf die Wurzel unserer Schwäche kommen und sie beheben – mit der Kraft in uns, letztlich die Christuskraft, von der Jesus von Nazareth sprach, als Er sagte: "Das Reich Gottes ist i n euch."
Links: Lesen Sie zum Thema auch das Kapitel
Selbstachtung in
Der Theologe Nr. 2 über das Gesetz von Saat und Ernte und die Möglichkeit
der Reinkarnation
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Therapien. Auch geben wir keinerlei Heilungsversprechen ab.
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niemandem vom Besuch beim Arzt, Heilpraktiker oder Therapeuten seiner Wahl
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