Freie Christen Nr. 6, aktualisiert am 13.11.2023
Vor allem nach Katastrophen und Unglücken mit
vielen Todesopfern melden sich Vertreter der Institutionen Kirche öffentlich
zu Wort, um ihre Lehre der "Geheimnisse" und angeblichen "Unbegreiflichkeiten"
Gottes zu verkünden. Mit Äußerlichkeiten wie dem Anzünden vieler Kerzen,
der Dekoration mit Schnittblumen-Arrangements oder starken
Weihrauchdämpfen werden die Predigten von Bischöfen, Priestern und Pfarrern
umrahmt, die den Angehörigen der Opfer und ihren betroffenen Freunden den
Umgang mit der menschlichen Tragödie erleichtern sollen.
So auch im Frühjahr 2015. Im Kölner
Dom, einem der größten Steinkirchenhäuser Deutschlands, fand eine Feier
für die 149 Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen statt,
den der Co-Pilot, der aus einem
evangelischen Umfeld stammte, offenbar absichtlich verursachte.
Auf dieser Seite wird anhand vieler
Beispiele informiert, wie kirchliche Amtsträger mit den
Todesopfern von Unglücken und Katastrophen und mit ihren Angehörigen in der
Vergangenheit umgegangen sind,
mit welchen Worten sie weiterhin auf die Menschen zugehen und wie sie dabei immer
wieder ihre eigene Lehre massiv verleugnen.
Dabei geht es auch um eine
Antwort auf die Frage: Steckt hinter schweren
Schicksalen wirklich ein "Geheimnis Gottes", wie Kirchenvertreter
suggerieren? Oder könnten Blicke hinter die
Nebelwand dieses angebliche "Geheimnis" lüften? Was ist, anders gefragt, das
"Geheimnis der Kirche", und was steckt hinter der kirchlichen
Sterbe- und Friedhofskultur?
Auf dieser Seite erfahren Sie also, was die Institutionen Kirche zu den
Fragen von Sterben und Tod lehren, was in ihren
Bibeln steht und was Urchristen einst glaubten und bis heute glauben. Für
viele Menschen überraschend ist, dass im Urchristentum noch die Lehre von
der Reinkarnation verbreitet war. Erst die Kirche hat diese später verdammt.
Auch dies sind die Themen dieser Studie.
Nichts von dem, was sich
ein Mensch an materiellen Gütern auf dieser Erde erworben hat, kann er beim
Sterben mitnehmen. Denn Besitz und Reichtum bleiben, so vorhanden, auf
dieser Welt zurück und werden unter den Erben verteilt. Auch ist es sehr fraglich,
ob das Ansehen oder die Achtung oder gar Ehre, die sich ein Mensch in dieser Welt erworben hat, ihm auch
nach dem Tod in einer möglicherweise anderen Welt entgegen gebracht werden.
Nach der Lehre der katholischen und der evangelischen
Kirche entscheidet sich allein während einer kurzen angeblich einmaligen Zeit auf der Erde
ein
ewiges jenseitiges
Schicksal des Menschen, das für diesen letztendlich der Himmel oder unendliche
Höllenqualen sein soll. Den
"Schlüssel" zum Himmel besitze nur die
Kirche, so deren Lehre.
Doch wer dies glaubt, riskiert nicht nur, dass er in
diesem Leben verzweifelt. Er muss unter Umständen als Seele im Jenseits
unter Schmerzen erleben, dass er von den Bischöfen und Pfarrern in die Irre
geführt und um die Chancen seines Lebens gebracht wurde.
Wer dem kirchlichen Glauben anhängt, kann zunächst einmal genauso fröhlich oder traurig sein wie ein Mensch, der einen anderen Glauben hat. Oftmals ist er sich gar nicht bewusst, was eigentlich genau in der römisch-katholischen oder den vielen evangelischen Kirchen gelehrt wird, deren Mitglied er durch die Kirchentaufe, meist ohne seine Zustimmung im Säuglingsalter, geworden ist. Bei genauerem Nachforschen würde er bald Ungereimtheiten, Widersprüche und Uneinigkeiten in den Kirchenlehren feststellen, die man schließlich unter dem Oberbegriff "Geheimnisse Gottes" glatt zu hobeln versucht, wie in den folgenden Ausführungen dargelegt wird. Mit diesen vermeintlichen "Geheimnissen" können sich viele Kirchenmitglieder einigermaßen abfinden, solange nicht schwere Krankheit oder Schicksalsschläge in ihr Leben eingetreten sind, z. B. durch den unerwarteten Tod eines nahen Angehörigen. Dann nämlich taucht ganz automatisch die Frage auf: Warum? Warum mein Partner, mein Freund, mein Verwandter? Warum dieses Leid? Und wo ist Gott? Oder ganz konkret: "Wo warst du, Gott, an diesem 22. Februar?" So predigte der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, einmal bei der Bestattung eines ermordeten Mädchens.
Als vier Kinder von Mitarbeitern einer Kirchengemeinde auf der Rückfahrt von
einem Skiurlaub tödlich verunglückten, deuteten die Eltern deren Tod mit
einem Gotteswort, gegeben durch den Propheten Jeremia: "Ich habe euch je
und je geliebt, darum habe ich euch zu mir gezogen aus lauter Güte"
(Jeremia 31,3; idea-spektrum
Nr. 2/2002).
Für einen Außenstehenden stellt sich dabei aber auch die Frage: Müsste ein gerechter Schöpfergott
nicht alle Menschen "je und je"
lieben und entsprechend gleich gut und voller Liebe behandeln? Wenn jemand dies glaubt, kann dies in schweren Stunden auch zu einem
echten Trost werden. Doch kann das sein, dass speziell diese vier jungen Menschen von
diesem Gott vielleicht "aus lauter Güte" gar ins Jenseits gezogen wurden?
Ein weiteres Beispiel: In einem Spielunfall, bei dem sich der
9-jährige Sohn anderer Kirchenmitarbeiter im Jahr 1999 versehentlich
strangulierte, können die Eltern bis heute "keinen Sinn sehen". "Gott hat
sein Geschenk zurückgenommen", lautet ihre Erklärung (idea-spektrum Nr.
47/2003). War
also Gott letztlich der Täter bzw. der Verursacher des Unfalls,
womit er dann
sein "Geschenk" zurück genommen hätte?
Dass angeblich Gott bestimme, wann genau die Menschen sterben, darin werden
die Kirchenmitglieder von ihrer Kirche bestärkt. "Im Tod ruft Gott den
Menschen zu sich", heißt es knapp im
Katechismus der Katholischen
Kirche (Nr. 1011). Und bei Bestattungen beten
die Priester und Pfarrer: "Nachdem der allmächtige Gott unseren lieben
Bruder bzw. unsere liebe Schwester abgerufen hat aus dieser vergänglichen Welt
..." Und in einem der offiziellen Textvorschläge für Beerdigungen durch evangelisch-lutherische Pfarrer
heißt es sogar: "Es hat dem allmächtigen Gott gefallen ..." (!), den
Verstorbenen zu sich zu holen.
Doch nach welchen
Kriterien sollte sich Gott die Menschen jeweils "holen"? Weil er sie
vielleicht besonders liebe oder eventuell im Jenseits brauche, wie man bei der Deutung der Todesmeldung der vier
verunglückten Jugendlichen (siehe
oben)
als Glaube der Angehörigen
vermuten könnte? Warum würden dann aber auch Menschen in jungen Jahren von
ihm "geholt", die nicht an ihn glaubten und im übrigen auch kein besonders
"Gott gefälliges" Leben führten? Da man gemäß der Kirchenlehre ihre
nun auf sie zukommende Verdammnis vermuten müsste, hätte Gott sie doch noch einige Zeit im
Diesseits lassen können, damit sie vielleicht doch noch in die Kirche und
dort zur angeblich ewigen Seligkeit fänden?
Denn glaubt man der römisch-katholischen
Kirche, verhält es sich so: "Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in
seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem
besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht – entweder durch
eine Läuterung hindurch [damit ist das so genannte "Fegefeuer" gemeint, an
dessen Ende dann der Himmel stehen soll] oder indem er unmittelbar in die
himmlische Seligkeit eintritt oder indem er sich selbst sogleich für immer
verdammt." (Katholischer Katechismus Nr. 1022)
Die
römisch-katholische Kirche lehrt also unmissverständlich diese drei
Möglichkeiten, wie es angeblich nach dem Tod weiterginge. Doch warum sollten sich Menschen selbst
"sogleich für immer" verdammen?
– die extremste Form, in der ein Masochismus überhaupt denkbar ist. In
früheren Lehraussagen der Kirche hieß es deshalb auch noch, dass es Gott sei, nicht der
Mensch selbst, der verdamme, und es ist offensichtlich, dass die Kirche
durch die modernisierte Formulierung ihr Gottesbild etwas mehr der
modernen Zeit anpassen möchte, wo man nicht mehr so gerne über einen
angeblich strafenden Gott spricht, obwohl man diese Lehre nie geändert hat.
Handelt es sich deshalb womöglich auch nur um eine moderne
"Floskel", die weiterhin mit dem alten Inhalt gefüllt ist?
Der Reformator Martin Luther war sogar davon überzeugt, dass Gott
schon bei der Zeugung und Geburt eines Säuglings diesen entweder für die ewige Seligkeit
oder für die ewige Verdammnis vorher bestimmen würde. Zwar hat die evangelische
Kirche schon bald Luthers Lehre dahingehend geändert, dass Gott die ewige Verdammnis
nicht vorherbestimme, sondern "nur" vorhersehe
(mehr dazu siehe bei
Der Theologe Nr. 1)
– was auch die katholische
Kirche lehrt – doch für den letztlich kirchlich Verdammten läuft es auf das Gleiche
hinaus: Vorherbestimmt oder "nur" vorhergesehen – "ewig verdammt" bleibt nun mal
"ewig verdammt"!
Das ist die Lehre der Institutionen Kirche.
Zusammenfassend kann man sagen: Die Kirchen lehren, dass Gott den
Todeszeitpunkt eines Menschen kenne und diesen dann genau in jenem Augenblick
von der Erde wegnehme, wobei das Erdenleben des Menschen, und dabei vor allem sein
Glaube, darüber bestimme, ob der
Mensch dann im Jenseits in eine ewige Seligkeit eintreten könne oder ob er
angeblich unwiderruflich
und endgültig in furchtbaren Höllenqualen leben müsse oder moderner
formuliert, in ewiger Gottferne. Und alles dies würde
von Gott bereits bei der Zeugung und Geburt des einzelnen Menschen vorher gesehen.
Mit Jesus,
dem Christus, hat sie jedoch nichts zu tun, wie wir gleich noch näher
darlegen werden. An dieser
Stelle soll nun aber zunächst der Frage nachgegangen werden, ob und wie die kirchlich Gläubigen mit
dieser Lehre zurecht kommen.
Das katholische Bistum Trier hat im Internet eine
"Klagemauer" für Trauernde
eingerichtet und spricht diese mit den Worten an: "Das, was geschehen ist, ist
so unbegreiflich, so unfair. Sie sind wütend, zornig, enttäuscht über
Menschen, über Gott ... Die Klagemauer kann helfen, all das auszudrücken."
Doch wohin soll dieses Klagen führen? Wenn Gott alle Toten nach seiner
unergründlichen Vorsehung zu sich "holte" und dann für alle Ewigkeiten
in sein Schwarz-Weiß-Schema einordnen und den einen Teil der Menschen mit unerbittlicher
Strenge richten würde oder einem geheimnisvollen "Selbstjustiz-Automatismus" ("... indem er sich selbst sogleich für immer verdammt") überließe, dann wäre nicht nur eine Klage sehr verständlich. Es wäre auch
nahe liegend, im Namen der Gerechtigkeit gegen diesen Gott aufzubegehren und
sich von ihm loszusagen.
Und wenn
"selbst Gott Ohnmacht kennt angesichts von Leid, Tod und Trauer",
wie Ex-EKD-Ratsvorsitzende Dr. Margot Käßmann
(vgl.
hier)
angesichts der vom Co-Piloten
verursachten Flugzeugkatastrophe mit 150 Toten im März 2015 schrieb
(bild.de, 29.3.2015),
dann stellt sie damit "Leid, Tod und Trauer" über Gott, den
Ewigen, der in einer solchen
Situation angeblich ebenso kapituliere wie Theologen, wenn ihnen zu einer
bestimmten Situation kein
Bibelwort mehr einfällt. Ehrlich wäre es gewesen, wenn die
Luther-Botschafterin der Kirche zugegeben hätte,
dass es die Priester und Pfarrer sind, die angesichts dieser
verbrecherischen Katastrophe "ohnmächtig" sind, weil die katholische und
evangelische Kirche alle Antworten auf die Frage nach dem Warum ablehnen, die
nicht in ihr Kirchenschema passen. Martin Luther lehrt sogar, dass schon die
Frage angeblich teuflisch sei. Wörtlich:
"Die schwersten Anfechtungen sind, wenn der Teufel uns dahin bringt, dass
wir nach den Ursachen des Wohlergehens und des Unglücks forschen."
(Luther, Tischreden,
Luther Deutsch 672)
Die kirchliche Rede von der angeblichen "Ohnmacht Gottes" hat seine Ursache darin, dass die kirchlichen Theologen vom Urwissen der
Menschheit über die
unsterbliche Seele und von der Fortsetzung ihres Lebensweges nach dem Tod
nichts wissen wollen und stattdessen auf ihren Dogmen, Lehrsätzen und
Kirchen-Bekenntnissen beharren.
Sie wollen auch nichts wissen von der Möglichkeit der
Reinkarnation und davon, dass eine lernwillige Seele in den jenseitigen
Welten über die Chancen und Gefahren einer bevorstehenden Inkarnation
aufgeklärt wird. Auch lehnen sie ab, dass Gott ein ausschließlich liebender
und barmherziger Gott ist, der zu allen Zeiten durch Prophetenmund zu
den Menschen sprach, auch durch Warnungen. Sondern sie missbrauchen Seinen
guten Namen in erster Linie für ihre theologische Karriere in ihrer Priester- und
Pfarrer-Institution. In diesem Umfeld zieht die Ex-Bischöfin
"Gott" bewusst in die kirchliche Ohnmacht mit hinein, was einem versteckten
Vorwurf an Ihn nahe kommt, nicht wenigstens diese Tragödie verhindert zu
haben.
Und da Antworten auf die Frage "Warum" das Bollwerk kirchlicher
Irreführungen zum Einsturz bringen würde, deshalb steckt für Martin Luther
bereits hinter dieser Frage der Teufel. Damit erklärt der Reformator auch
die meisten Angehörigen der Opfer dieser durch menschliche Gewalt
verursachten Flugzeugkatastrophe als vom Teufel
inspiriert, da es demzufolge der Teufel gewesen sei, der sie dahin gebracht hätte, nach
den Ursachen zu forschen.
Und auch der Kölner Kardinal Woelki schreibt dazu nebulös: "Die
Frage aber, warum ein allmächtiger und liebender Gott so ein Unglück
zulassen kann, wird genau so bleiben wie die Frage, warum überall auf der
Welt Menschen leiden und sterben müssen"
(domradio.de, 29.3.2015).
Folglich hat Kardinal Woelki diese Frage bei der kirchlichen Trauerfeier im Kölner Dom am
17.4.2015 auch noch einmal wiederholt. Doch die Frage des Kardinals, "warum Gott" dies alles "zulassen kann", würde aus
Sicht der Kirche nur deshalb bleiben, weil die Institutionen Kirche gar keine Antwort
hören wollen; eben weil diese nicht in ihr Kirchenschema passen würde, das sie,
die Theologen und Priester, erfunden haben.
So könnte man den Kardinal und die Kirchenführer einmal umgekehrt fragen:
"Wo steht ihr, dass ihr den suchenden und fragenden Menschen keine Antworten
geben könnt oder wollt?
Ein Psychiater schrieb über das Verhalten des
Kardinals bei der Trauerfeier:
"Er stand da in seiner Kirchenuniform und demonstrierte damit: ´Gott ist
fern, aber ich bin da und klage Ihn sozusagen in euer aller Namen an.` Die
nachfolgenden Redner blieben – ausgesprochen oder nicht – auf dieser Linie und
begnügten sich inhaltlich sinngemäß damit: Gott sei fern, aber wir Menschen
hätten ja uns untereinander – letztlich eine Illusion".
(Brief vom
18.4.2015 liegt uns vor)
Ein
evangelischer Missionar und Bibellehrer, dessen Schwiegersohn tödlich
verunglückt war, hat sich anders zu helfen versucht. In einem Bericht über den
Missionar heißt es über sein Gottesbild: "Weil Gott sich selbst in
Christus einen menschlich grausigen Tod zugemutet hat, kann er", also Gott,
"die Situation
verstehen"
(idea-spektrum Nr. 42/2003). Doch was nützt dem
Betroffenen die Vorstellung, dass Gott womöglich auch zu sich selbst grausig
gewesen sei und den Menschen, dem er angeblich ebenfalls Grausiges geschickt habe, deshalb verstehe? Abgesehen davon, dass Jesus
durch Menschen einen grausigen Tod erlitt und nicht durch Gott – wäre es
dann nicht besser, Gott machte den ganzen Grausigkeiten ein Ende?
Noch einen Schritt weiter als der Missionar ging ein evangelischer Pfarrer,
dessen Mutter Selbstmord beging, indem sie sich auf die Bahngleise legte.
Für den Pfarrer zeigte sich die "Liebe Gottes" schließlich "in der
Gewissheit, die ich bekam, dass Gott nicht einfach nur zuschaute, als meine
Mutter auf dem Gleis lag, ... sondern Jesus allein sich zu ihr legte, ja
sich mit überfahren ließ, um sie dann zu bergen"
(idea-spektrum
Nr. 47/2003).
Ohne den Angehörigen zu nahe treten zu wollen, liegt es jedoch nahe, dass dies eine aus der Verzweiflung geborene Konstruktion
ist, die für den
Augenblick durchaus trostreich sein kann, langfristig allerdings mehr
Fragen als Antworten hinterlässt. So wird Christus hier nicht als derjenige gesehen, der
den Menschen alle nur erdenklichen Hilfen gibt, um von einem geplanten Selbstmord Abstand
zu nehmen, z. B. durch Mahnungen über das Gewissen oder durch eine Begegnung
mit einem Mitmenschen. In der Glaubensvorstellung des Pfarrers vollzieht
Christus makabrerweise den Selbstmord der Frau mit, um gleich "Gevatter Tod"
die Verstümmelte anschließend mitzunehmen, was mit dem liebevolleren Wort "bergen"
verbrämt wird.
In große Erklärungsnot
kommen die Pfarrer und Priester der Kirche auch bei Gewaltverbrechen. So
schnitt das Kirchenmitglied Andreas S. aus Groß Ilsede in Niedersachsen im
Juni 2012 seinen vier Kindern im Alter von zwölf, neun, sieben und fünf
Jahren ohne vorherige Betäubung auf bestialische Weise die Kehlen durch. Die drei Jungen hatten zu diesem Zeitpunkt
geschlafen, das 12-jährige Mädchen Pia hatte sich noch gegenüber dem Vater
gewehrt, doch es hatte keine Chance gegen ihren Mörder. Die Eltern lebten in
Trennung, und der Vater wollte nach seinem anschließend geplanten Selbstmord die Kinder
im Jenseits bei sich haben, so laut Abschiedsbrief sein Motiv für die Morde.
Doch sein Selbstmordversuch scheiterte.
"Gott war dabei, er hat alles
gesehen, den Schmerz gefühlt, er hat mitgelitten", so der evangelische
Pastor zu diesem Verbrechen (bild.de, 24.6.2012). Und der katholische
Priester ergänzt, dass er glaube, dass die Kinder nun "bei Gott" sind. "Ich
kann und will nicht glauben, dass die Kinder verloren sind."
Demnach habe Gott also auch bei diesem Verbrechen zugeschaut und mitgefühlt,
wie sich die angebliche "Vorsehung" erfülle. Aber wird der Schmerz dadurch geringer,
wenn man sich bewusst macht, dass nun zu den Schmerzen von ca.
sechs Milliarden Menschen, die Gott ja folglich auch "mit leidet",
nun eben
auch die furchtbaren Schmerzen dieser vier Kinder hinzu gekommen sind? Müsste hier nicht
unmissverständlich gesagt werden: Der Schöpfergott hat
diese Leiden und Schmerzen aufgrund menschlicher Verbrechen weder geschaffen noch haben
sie mit Seinem Willen
zu tun? Es ist der krasseste Widerspruch zu Seiner Schöpfungsordnung und
zu Seinen Geboten.
Eine Amtwort auf die daraus folgende Frage "Warum aber dann?" und "Wozu aber dann?" wird von
den Priestern und Theologen aber wieder geschickt umgangen.
Dass der katholische Pfarrer
nun zumindest nicht glauben will, "dass die Kinder verloren" sind, ist
auch nicht gerade ein Trost. Denn dieser sein priesterlicher Glaube wird von
seiner Kirche nicht voll
bejaht. Deshalb gibt der Pfarrer auch keine klare Antwort. Bis zum
Erscheinen des neuen Katholischen Katechismus 1997 machte die katholische Kirche das angeblich jenseitige Schicksal von Kindern
nämlich noch von deren kirchlicher Taufe abhängig, und sie wähnte z. B. ungetauft
verstorbene Kinder "ewig" in einer Art leidensfreien Vorhölle. Und ob es
laut Kirchenlehre wirklich anders sei, darüber
könne es trotz guter Gründe für eine "Hoffnung" auch seit
1997 angeblich keine Gewissheit geben,
man könne die Kinder "nur der Barmherzigkeit Gottes" anbefehlen..
Nun waren in diesem Fall die vier Kinder lutherisch getauft, doch ungewiss
wäre auch nach dieser Luther-Lehre ihr Schicksal, wenn sie nicht als
Säuglinge evangelisch getauft worden wären.
Das ermordete Mädchen war 12 Jahre alt, und ab dem 12. Lebensjahr beginnt in
Deutschland auch die teilweise Religionsmündigkeit, was besagt: Eltern dürfen nur
zusammen mit dem Kind über dessen Religion, also z. B. einen
Kirchenaustritt, entscheiden. Das bedeutet aber auch, dass die
Höllendrohungen der Kirche bei Abweichungen vom "rechten" Glauben wie ein
Damoklesschwert auch bereits über einem 12-jährigen Jungen oder Mädchen hängen. Was aber ist,
wenn ein Junge oder ein Mädchen in der Pubertät – wie es üblich und
vielfach normal
ist – z. B. gegen "Gott" oder Kirche aufbegehrt und ausgerechnet in dieser
Lebensphase durch Unglück, Krankheit oder ein Verbrechen ums Leben kommt?
Und schließlich wird von den Pfarrern darüber geschwiegen, warum ein Kirchenmitglied
wie dieser Mörder überhaupt auf die Idee kommt, er könne nach einem vierfachen bestialischen
Mord an seinen Kindern nun ein schöneres Leben mit ihnen zusammen im Jenseits haben. Mit
Gott hat das nichts zu tun, aber manches mit Martin Luther, der
lehrte "Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer". Nach dessen Lehre werden
die Morde nicht einmal gesühnt, wenn sich der Täter im Diesseits zuvor bei Gott die
angebliche Vergebung dafür geholt habe.
Die Opfer selbst müssen nach kirchlicher Lehre dem Täter dazu nicht verzeihen, und
dieser komme angeblich trotzdem am "Jüngsten Tag" in den "Himmel",
wenn er vor seinem Tod noch ganz auf den unveränderten evangelischen Glauben
einschwenke.
So gilt
dieser Trost, im Jenseits bei Christus oder bei Gott zu sein,
aus kirchlicher Sicht nur für diejenigen, welche dem kirchlichen Glauben die
Treue halten und – vor allem im Katholizismus – keine Haaresbreite davon
abweichen
(siehe z. B.
hier).
Sonst treffe den Abweichler oder bereits den Zweifler der
kirchliche Bannfluch, der nach dem Tod "ewige Hölle" bedeuten soll.
"Um
ihn
müssen wir nicht traurig sein", predigt deshalb ein anderer Pfarrer am Grab
eines tödlichen verunglückten Kirchenmitglieds. "Trauern müssen wir um
diejenigen, die sterben,
ohne
unseren Herrn angenommen zu haben"
(idea-spektrum Nr. 29/2003).
Für diese würde es in der Tat gnadenlos brutal, sollte diese Lehre
stimmen.
Ein Schauer mag deshalb manchen Gläubigen
damals an diesem Grab durchzuckt haben, verbunden mit der Angst, die eigenen Zweifel an
der Kirchenlehre oder der ins Auge gefasste Kirchenaustritt könnten
womöglich das eigene ewige Heil kosten. Labile und unsichere Kirchenmitglieder
sehen vor ihrem inneren Auge womöglich schon den Pfarrer anlässlich ihres
eigenen Todes denken: "Um diesen müssen wir nun trauern,
weil er gestorben ist und sich zuvor von ´unserem Herrn` losgesagt hat."
Bei Unglücken und Katastrophen mit vielen Toten kommen die Kirchenvertreter
mit ihrer lehrmäßig verpflichtenden Unterscheidung von Gläubigen und Ungläubigen aber in die allergrößten
Erklärungsnöte. Die theologisch korrekte Aufteilung der Opfer in solche,
"die unseren Herrn angenommen hatten" und die anderen, die im Moment der
Katastrophe "sich selber für alle Ewigkeiten ewig verdammt hätten", erscheint
den Pfarrern und Priestern dann meist unpassend – genauso wie im Einzelfall gegebene
Antworten wie "Gott habe die Opfer womöglich in Güte zu sich gezogen" oder
er habe "seine Geschenke zurückgenommen"
(vgl. oben).
Es scheint dann, als hätten die Wölfe nun besonders große Mengen an Kreide
geschluckt, wenn
die Bischöfe und Pfarrer plötzlich mit ihrer oben dargelegten Lehre gänzlich hinter
dem Berg halten und stattdessen fast nur noch unkonkret und
gebetsmühlenartig von angeblichen
"Geheimnissen Gottes" sprechen.
Keine Vorstellung könne die "Unergründlichkeit Gottes" erfassen, so
etwa ein
Dekan bei einer Trauerfeier für die 101 Todesopfer der ICE-Zugkatastrophe in Eschede
im Jahr 1998. Gott sei "uns zugewandt, aber er könne uns auch fremd und fern
werden," so die Fortsetzung der Predigt. Ob dafür allerdings Gott oder der Mensch
selbst die Verantwortung trägt, bleibt in der Rede des Theologen einmal mehr
unbeantwortet.
Und genau das ist Teil der kirchlichen Strategie. Denn immer wenn die
Kirchenvertreter im Dunkeln tappen, winden sie sich hinein in das Rankenwert
von angeblichen "Geheimnissen Gottes", die letztlich nichts anderes sind als
ihre eigenen Geheimnisse, die sie vor den Menschen verbergen. Der
größte Schwindel ist hierbei der Missbrauch des Namens "Gott" oder
"Christus". Denn wenn ein Pfarrer davon spricht, ob jemand "unseren
Herrn angenommen" hat, dann meint er eben nicht die Nachfolge Jesu im Sinne des
Urchristentums. Er meint damit die kirchliche "Christus"-Vorstellung bzw. den kirchlichen
"Gott",
die nicht mehr viel mit Jesus von Nazareth bzw. dem Schöpfergott zu tun
haben. Es sind letztlich Götzen, die bei der Lebensfrage nach dem "Warum" von Leid und Tod
passiv bleiben und sich nicht in ihre
Karten schauen lassen. Stattdessen hätten sie eine Kirche mit Sakramenten und Zeremonien als
angebliche Mittlerin auf Erden
eingesetzt. Und deren Vertreter versuchen, die Gläubigen mit verworrenen Reden zu
vertrösten und zu besänftigen.
"Die bohrende, schneidende Frage nach dem Warum hat auch Jesus in seiner
letzten Stunde an Gott gestellt", so der österreichische Erzbischof Dr.
Georg Eder in
seiner Predigt an die Hinterbliebenen der Opfer des Seilbahnunglücks von
Kaprun im Jahr 2000. Aber in der Bibel sei keine Antwort überliefert, so der
Bischof. Und weiter: "Jesus
hat sicher eine Antwort erhalten, nur hat sie niemand von denen gehört, die
neben dem Kreuz standen." Doch kann das stimmen, was der Bischof hier
überraschend und kurioserweise sagt? Keiner habe also gehört, welche Antwort Jesus bekommen habe
und auch Er selbst habe zu keinem je mehr darüber gesprochen, so müsste man
ergänzen.
Für das Geschehen während der Kreuzigung ist das
schon möglich. Doch die Aussage des Erzbischofs, dass
auch sonst in der kirchlichen Bibel keine Antwort
überliefert sei, ist falsch. Denn dort wird z. B. klar das Gesetz von Saat und
Ernte gelehrt – fast durchgehend im Alten Testament, bei Jesus von Nazareth (z. B.
"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet", "Wer das Schwert nimmt,
wird durch das Schwert umkommen" und viele Aussagen in diese Richtung mehr)
und wörtlich sogar bei Paulus, der schrieb: "Irret Euch nicht. Gott lässt
seiner nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten."
(Galaterbrief 6, 7)
– wobei dieses
"Gesetz von Saat und Ernte" nur in Verbindung mit der
Barmherzigkeit Gottes und dem Liebesgebot richtig
verstanden werden kann.
Barmherzigkeit Gottes heißt, dass Gott keinen
Menschen züchtigt oder straft und z. B. über Mahnungen zur Umkehr im Laufe der Zeit
bzw. im aktuellen Tagesgeschehen alles Erdenkliche tut, um Ernten einer
schlimmen Saat zu verhindern oder abzumildern (siehe
dazu auch unten).
Und was das Liebegebot betrifft, heißt das praktisch auch: Wer das Negative erntet,
das er zuvor gesät hat, braucht Hilfe. So schreibt Paulus in diesem
Zusammenhang folglich auch: "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz
Christi erfüllen." (6, 2)
Ein Mensch
in der Nachfolge Jesu macht sich also über das Schicksal seines Nächsten
keine theoretischen Gedanken, sondern er hilft mit, dass das Leid des
Nächsten gelindert oder bewältigt wird oder, wenn möglich, aufhört. Dazu
gehört der Trost, dass nichts, was auf dieser Welt geschieht, ein Zufall oder
eine geheimnisvolle Zuteilung eines unergründlichen Gottes ist, wie es in den
Kirchen gelehrt wird. Sondern dass die Seele eines jedes Menschen auf einem
Läuterungsweg ist, um wieder zu ihrem Ursprung und wahren Wesen, einem "Leben im Geiste Gottes",
zurück zu finden. Und dazu gehört nach der urchristlichen Lehre auch, Böses mit Gutem zu überwinden und der Verzicht
auf jede Gewalt. Bei diesem Läuterungsweg hilft auch das Wissen, dass
jeder Mensch bzw. jede Seele früher oder später wieder zu einem "Leben in Gott" und damit auch
zum Frieden mit allen Menschen und der Natur zurückfinden kann, wenn in
Zukunft mehr und mehr Gutes gesät wird. Bei Gott gibt es also keine
ewige Verdammnis, wie es die Großkirchen in sadistischer Zuspitzung erfunden
haben (vgl. dazu auch
Der Theologe Nr. 19
– Es gibt keine ewige
Verdammnis – auch nicht in der Bibel).
So weit einmal in aller Kürze eine Darlegung des Gesetzes von Saat und
Ernte, das zwar wörtlich und sinngemäß in ihren eigenen Bibeln steht, von der Kirche
aber letztlich abgelehnt wird.
Dieser Weg,
der den Gesetzmäßigkeiten von Saat und Ernte unterliegt, führt Seele und
Mensch womöglich über viele Inkarnationen, wobei der einzelne Mensch bzw.
die einzelne Seele den jeweiligen Lebensweg, der viele Prüfungen beinhalten kann, selbst
vorgeben kann. Das Wissen um die Reinkarnation hat auch Jesus von Nazareth
vorausgesetzt
(siehe Der Theologe Nr. 2
– Reinkarnation),
und es war noch lange Zeit auch im Urchristentum verbreitet. Erst auf dem Konzil
von Konstantinopel im Jahr 553 wurde es endgültig aus dem Lehrgebäude des
kirchenchristlichen Abendlandes verbannt. Damals wurde der Glaube, "dass die
Seele eines Menschen [schon] vor der
Geburt des Menschen existiert" und der Glaube, "dass einst alle Menschen
wieder den Weg zu Gott finden" von der katholischen Kirche verflucht
und verdammt. Das
eine (in der Theologie spricht man von der so genannten "Präexistenz" der
Seele) ist die Voraussetzung für eine Reinkarnation, das andere (man spricht
hier theologisch z. B. von "Allversöhnung") ihr Ziel.
Ersatzweise erfand die Kirche die Dogmen von einer Erbsünde und einer ewigen
Verdammnis. Demnach würde Gott bei der Zeugung eines Kindes dessen
Seele neu schaffen und im selben Augenblick mit der Erbsünde behaften
lassen, die man dann letztlich für alles Leid verantwortlich macht. Und
obwohl er die so genannte Erbsünde nur geerbt habe, müsse der Mensch laut
kirchlicher Lehre für
diese Sünde trotzdem volle Verantwortung tragen – und zwar die größte nur
vorstellbare Strafe einer angeblich ewigen Verdammnis, wenn die
vermeintlichen Rettungsangebote der katholischen oder evangelischen
"Priesterkaste" im späteren Leben nicht in Anspruch genommen würden.
Und mit der Dogmatisierung dieses grausamen Endes nahm
die Kirche den Menschen auch die Zuversicht, dass alles – wenn auch unter Umständen
über viel Leid-Erfahrung und mehrere Inkarnationen – eine Ursache hat und zu einem guten Ziel
gelangt, einem glücklichen Leben aller Geschöpfe im Geiste Gottes in der
ewigen Heimat, in die sie wieder zurück gefunden haben.
Stattdessen wurde die Lehre von einem Götzen dogmatisiert, der bereits das
Unrecht auf dieser Erde hinnehme und der überhaupt nicht mehr
reagiere, wenn eine Seele im Jenseits tiefe Reue empfindet, nach
Erbarmen ruft und den sehnlichsten Wunsch verspürt, ihre bösen Taten oder
ihre Unterlassungen als
Mensch wiedergutmachen zu wollen. Und das alles wird kirchlicherseits damit
begründet, dies hätte der von ihr "Verfluchte" und "Verdammte" eben tun sollen, solange er als Mensch auf der Erde war. Jetzt
sei es ewig zu spät. Ein solcher Glaube ruft zurecht auch viel
Verbitterung und Wut hervor. Und kein Wunder, dass sich viele Menschen von einem solchen
"Gott"
abwenden. Doch das ist wiederum auch eine notwendige Voraussetzung, um
schließlich zu
dem
Gott zu finden, den uns Jesus näher gebracht hat – dem Schöpfergott, nicht
dem grausamen Götzen der Institutionen Kirche.
Denn der Schöpfergott, der auch der Vater-Mutter-Gott ist bzw. der Vater von
Jesus, dem Christus, verhält sich anders als es die Kirchen lehren. In
vielen Gleichnissen, wie denen vom "barmherzigen Samariter" oder dem
"verlorenen Schaf", erklärt der mutige junge Mann aus Nazareth die Güte Gottes,
bei dem es
nicht einen sekundenschnellen Schlussstrich auf der Erde mit nachfolgender
Verdammung für alle Ewigkeiten gibt.
Viele Propheten und wahre Gottesboten vor und nach Jesus von Nazareth
bekamen aufgrund ihres weiten, mit Gott verbundenen Bewusstseins Einblick
in die Vorgänge hinter der Nebelwand des Todes. So erklären sie z. B., dass jede Seele
vor einer geplanten erneuten Inkarnation über die Chancen und Gefahren des
neuen Erdenlebens aufgeklärt wird, wenn sie dafür offen ist. Auch darüber,
wie drohende Schicksale zu vermeiden oder zu lindern sind, bzw. welchem
Schicksal auf der Erde sich eine Seele bei einer Inkarnation bewusst
aussetzen würde, weil es nach dem in der Bibel dargelegten "Gesetz von Saat
und Ernte" zu diesem Zeitpunkt auf sie zukommen würde.
Auch wird die lernwillige Seele darüber informiert, welche Zeiträume ihr eigener
Lebensplan beinhalte, wie lange also voraussichtlich ihre "Erdenzeit"
dauert oder unter bestimmten Umständen dauern kann, und wie sie dies durch
ihr eigenes Verhalten beeinflussen, also ändern könne. So gibt es folglich keine punktgenauen Zeitpunkte, sondern gewisse
Zeitspannen, die man auch als "Lebensspanne" und "Todesspanne" bezeichnen
kann. Diese so genannte "Todesspanne", die bei einem Menschen
bereits bei der Geburt eingeprägt ist, bei also länger oder kürzer sein. Ob der
so genannte Tod – also der Zeitpunkt, zu dem die Seele ihren Erdenkörper
wieder freiwillig oder unfreiwillig verlässt – also gleich
am Beginn oder erst am Ende dieser Zeitspanne eintritt, liegt wiederum am jeweiligen Verhalten des
Menschen. Die Ursachen können
demnach mannigfach sein. Niemals jedoch steckt ein unergründlicher Ratschluss
Gottes oder ein angebliches Geheimnis dahinter, das Gott vor uns verbergen würde.
Der Schöpfergott, den auch Jesus lehrte, hat
keine Geheimnisse und ist immer für den Menschen und für alle Seine
Geschöpfe da, und Er will für alle zu jedem Zeitpunkt das Beste.
Dank Gottes Führung gehen einem
drohenden Schicksalsschlag deshalb in der Regel
Warnungen an den Menschen voraus, so dass dieser ein bestimmtes Schicksal gar nicht
erleiden müsste. Ist der Einzelne wachsam, kann jede Lebenssituation
eine Botschaft für ihn beinhalten und ihm zur
Selbsterkenntnis dienen.
Solche Impulse können ganz einfach sein:
"Fahr
langsamer",
"Tue
das nicht",
"Bring
das in Ordnung",
"Es
ist allerhöchste Zeit"
und Ähnliches ... Gott ist ständig bestrebt, Leiden und
Schmerzen zu vermindern und einem Menschen zu
helfen, zu einem glücklichen, gesunden
und kraftvollen Leben zurück zu finden, was Seinem Willen für jeden
Menschen und für jede Seele entspricht, ja auch für jedes Tier und für alle
Lebensformen.
Dieses Wissen wird aber von den
Kirchen verworfen, verspottet und sogar bekämpft. Stattdessen pflegt man in
Krisensituationen vielfach nichtssagend die Verworrenheit der eigenen
Gedanken und taucht – wie bereits dargelegt – ab in angebliche
"Geheimnisse Gottes"
statt nach der Lebensaufgabe eines Menschen, z. B. eines
Hinterbliebenen, zu fragen. Oder anstatt die Lebensaufgabe oder das
Inkarnationsziel eines Verstorbenen zu
bedenken, dessen Lebensspanne
gemäß den Vorgaben der eigenen Seele schon abgelaufen war und dessen Aufgabe
vielleicht schon erfüllt war oder in einem anderen irdischen Leben unter neuen
Voraussetzungen wieder beginnt.
Und so bringen
die Kirchen die Menschen um die Chance ihres Lebens, die z. B. darin
bestehen würde, die Ursachen ihrer Leiden, Probleme und Schicksale im
eigenen Leben – man könnte auch sagen: in den "Speicherungen" in der eigenen
Seele – zu ergründen, so dass
sie bewältigt
und beendet werden können. Geschieht dies nicht, ist alles Leiden umsonst
erlitten. Wer im Leid oder Schicksal nicht zur Ursache findet oder dieser
zumindest näher kommt und mit der Aufarbeitung beginnt, hat dieses Leiden,
hat dieses Schicksal umsonst erlitten. Das aber ist das Bestreben der Kräfte
hinter den Institutionen Kirche: Dass die Menschen ihnen hörig bleiben
anstatt zu lernen.
So wird den Kirchengläubigen vorenthalten, dass jeder von
uns pausenlos alle seine Taten, Worte, Gedanken und Empfindungen auf seiner
so genannten "Lebensspule" speichert, wo sie nicht verloren gehen können.
Sie stimmen entweder mit der göttlichen Schöpfungsordnung überein, oder das
Fehlverhalten kommt
nach ehernen Gesetzmäßigkeiten so lange wieder auf Menschen und Seele zu, bis
man selbst das "Hindernis" überwindet und damit auch dem all-weisen und gütigen
Schöpfergott wieder einen Schritt näher gekommen ist.
"Herr, gib ihm und allen Verstorbenen die ewige Ruhe! Herr, lass sie ruhen in Frieden!" beten Priester und Pfarrer im kirchlichen Bestattungsritus. Doch die beschworene Totenruhe für die im kirchlichen Glauben Verstorbenen wirkt trügerisch und wird auch immer seltener geglaubt. Oder man verwendet die Worte mit einer wohl unfreiwilligen tieferen Bedeutung – wenn z. B. jemand auf den Grabstein des verstorbenen Ehegatten die Worte setzen lässt: "Ruhe in Frieden. Bis wir uns wieder sehen." Ist die friedvolle "Ruhe" dann womöglich wieder vorbei?, so könnte man fragen?
Was ist eigentlich mit der seit Jahrhunderten von den
Kirchen benutzten "Ruheformel" gemeint? Und wie lässt sich die angebliche
Totenruhe mit den kirchlichen Lehren von der Unsterblichkeit der Seele oder
der geglaubten Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag vereinbaren? Die Seelen der
verstorbenen Gläubigen seien "in Gottes Hand", interpretiert der katholische
Theologieprofessor Dr. Marius Reiser. Und weiter: Der Ausdruck "Ruhe in
Frieden" bezeichne "die erlöste Existenz der Verstorbenen in der
Geborgenheit Gottes", deren Leib dann am Jüngsten Tag wieder auferweckt und
mit der unsterblichen Seele vereinigt werde.
Dass dies alles womöglich ganz anders ist, könnte man z. B. aus den Reaktionen
gläubiger Angehöriger schließen, denen diese kirchliche Lehre weder Beruhigung
noch Trost spendet. Menschen spüren intuitiv, dass irgendetwas nicht stimmt.
Der Religionswissenschaftler und ehemalige katholische Theologieprofessor
Hubertus Mynarek deutet die Totenruhe-Formel aus tiefenpsychologischer
Sicht dann auch ganz anders und für die Kirche provokativ: "´Requiescat in Pace`
(R.I.P.), ´Ruhe in Frieden` – Das ist nur eine
andere Wendung für den endgültigen Tod", so Mynarek. "Und sie bedeutet
letztlich: ´Ihr endet alle im Tode`" (Freie Christen Nr. 5,
Voodoo auf katholisch,
Marktheidenfeld 2003, S. 33).
Hubertus Mynarek, in den
70er-Jahren Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität
Wien, weist darauf
hin, dass die Kirche den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele im frühen
Mittelalter zwar von der griechischen Philosophie übernommen habe. Doch "in
Wirklichkeit ist die katholische Religion eine echte Mumien-Religion, eine
Mumien-Anbetungs-Religion, denn von den drei Elementen – Geist, Seele und
Körper – haftet sie immer wieder am Körperlichen".
Der Nachweis für diese These lässt sich erbringen: Die Kirche verehrt z.
B. Teile der Leiche so genannter Heiliger als
Reliquien. Und der
Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek schreibt hierzu: Die Kirche "hält die
Mumienteile hoch. Da sie aber nicht so offensichtlich eine Mumienreligion
sein will, nimmt sie nur die Mumien der Heiligen [also nicht
aller Menschen] und lässt sie von den Menschen verehren, so dass also ein
Mumienteil, eine Hand z. B. oder sogar eine Vorhaut von einem Heiligen, in
einem Altar – in jedem Altar – eingebaut sein muss".
Hier steht der
Materialismus in der kirchliche Lehre offensichtlich in einem krassen
Gegensatz zum Urchristentum. Denn dort heißt es z. B. noch: "Der Herr ist
Geist. Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!" (Paulus im 2.
Korintherbrief 3, 17)
Aber auch mit dem "Ruhe in Frieden" widerspricht die Kirche ihrer
eigenen Bibel, in der Paulus z. B. schreibt: "Irret euch nicht, Gott lässt
sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten" (Galater
6, 7). Denn ohne Zweifel hat ein gläubiger Katholik – wenn überhaupt –
nicht nur "Ruhe", "Frieden" und "Geborgenheit" gesät, und er wird gemäß der
Bibel folglich auch nicht nur "Ruhe", "Frieden" und "Geborgenheit" ernten,
sondern eben alles das, was er zuvor gesät hat.
Allgemein könnte man sagen: Die Kirche ersetzte die innere Religion, die Jesus von
Nazareth brachte (Das Reich Gottes ist in (bzw. "inwendig in") euch) und seine
Ethik der Bergpredigt bzw. Seine Lehre
vom Tatglauben (Wer den Willen Gottes tut, wird in das Reich
Gottes kommen) durch äußere Kulthandlungen. Dabei bindet man ein angebliches
Handeln Gottes an das kirchliche Ritual. Und die meisten Rituale
enthalten zudem eine bedrohliche Todessymbolik.
Beispiel Taufe: Bei der Wassertaufe z. B. soll der Täufling während
des Rituals von Gott angenommen werden. Er soll dabei "in den Tod von Jesus" hineingetauft werden (wieder ein
Todes-Ritual), um später wie dieser aufzuerstehen. Der "alte Mensch" werde
dabei
"ertränkt", auch schon der Säugling. Praktisch wird aber vor allem eine
Kirchenmitgliedschaft begründet, die man nach kirchlichem Glauben nicht
einmal durch einen Kirchenaustritt wieder aufkündigen könne (mehr dazu in
Freie Christen, Information
Nr. 1). Was sonst bei diesem "Sakrament" = Kirchenritual noch passiert, sind die Gefühle des Augenblicks
bzw. was man selbst in diese Handlung hinein legt. Alles andere ist in
Wirklichkeit nur
"heiße Luft" bzw. das "Geheimnis der Kirche" (siehe
dazu Der Theologe Nr. 40).
Beispiel Beichte: Bei den Absolutionsworten nach einer
Beichte soll es wiederum Gott sein, der diesmal durch den Pfarrer vergibt.
Und der Beichtende
soll der Sünde fortan "abgestorben" (erneut die Todes–Symbolik) sein, wie es
sehr oft heißt. Was
natürlich meist nicht funktioniert, weil die Ursachen bzw. Wurzeln der
"Sünde" weiter wirken und den Menschen bei entsprechender Gelegenheit wieder
zu dem gleichen oder ähnlichem "sündhaften" Handeln veranlassen.
Schließlich das Abendmahl: Beim Abendmahl bzw. der Eucharistie wird
nahezu täglich die Hinrichtung von Jesus neu "vergegenwärtigt",
also ein besonders schauerliches Tötungs-Ritual. Man deutet es als Blut-Opfer zur
Sühnung menschlicher Schuld, weil der in den Kirchen gelehrte Gott angeblich
früher blutige Tieropfer als Sühnung für menschliche Schuld forderte. Erst
durch den als Blut-Opfer gedeuteten grausamen Tod seines Sohnes seien diese
dann abgelöst worden, was mit dem tatsächlichen Geschehen und seiner
Bedeutung nichts zu tun hat.
Wein und Brot sollen bei diesem Ritual nun in das
Fleisch von Jesus verwandelt werden (die Katholiken nennen es "Transsubstantiation"), wenn ein Priester die genau festgelegten
Wandlungsworte dazu spricht. Und hierbei stellt sich dann u. a. die
Frage: Erinnert das alles nicht an
Zaubersprüche, wie sie aus vielen Märchen und Sagen bekannt sind? Diese sollen auch nur dann wirken, wenn der Magier oder der
Zauberer exakt die richtige Zauberformel spricht. Ein falscher
Zauberspruch hingegen – und nichts soll demgegenüber passieren. "Hoc es corpus meus", lautet eine der Formeln = "Das ist mein Leib", wovon sich das
Wort "Hokuspokus" ableitet. So handelt es sich auch bei der Eucharistie um eine Art Hokuspokus bzw. um einen faulen Zauber; es sei denn, jemand mobilisiert
in diesem Zusammenhang starke Gedankenkräfte, welche dann eine bestimmte
Wirkung hervorbringen können, wie es z. B. auch im Voodoo-Kult und bei
anderen magischen Kulten üblich ist. Die gewünschte Wirkung ist dann
aber nicht die Folge der Zauberformel, des Rituals oder
des kirchlichen Sakraments an sich, sondern die Folge der in diesem
Zusammenhang mobilisierten gedanklichen
Energien.
Beim kirchlichen Abendmahlssakrament wird
das aus einer einfachen Backoblate "umgewandelte" Fleisch von
Jesus, der "Leib Christi", am Ende vom Gläubigen
gegessen. Und diese Zeremonie wird in der katholischen Kirche nun
nicht etwa als symbolisches Essen des
"Leibes Christi"
verstanden (wie z. B. in der evangelisch-reformierten Kirche in der
Schweiz oder in den Niederlanden),
sondern sie wird als tatsächlicher Verzehr eines Stückes "Körper"
von Jesus gedeutet. Dies gilt auch für die lutherischen Christen, bei
denen der "Zauber" allerdings nur während der Abendmahlshandlung
selbst anhalten
soll und für welche die Oblate trotz ihrer neuen Funktion als angeblicher "Leib Christi"
auch ihre alte Funktion als schlichte Oblate beibehält – also, lutherisch
interpretiert, keine
"Verwandlung" wie bei den Katholiken, sondern eine Doppelfunktion, sowohl als
Oblate als auch als "Leib Christi". Deswegen ist für die
Lutheraner die Oblate nach dem Abschluss der kirchlichen Handlung auch nur
mehr wieder eine bloße Backoblate.
Anders bei den Katholiken: Für sie bleibe
die von einem katholischen Priester einmal "umgewandelte" Oblate für alle
Zeiten ein Stück vom "Leib Christi", und ein "umgewandelter" "Wein" bleibe
angeblich für
immer das "Blut Christi". Deshalb gibt es bei den Katholiken auch viele
denkbare Formen einer so genannten "Hostienschändung",
wenn z. B. der katholische Mesner nach der Eucharistie übrig gebliebene
Hostien in der Sakristei dem Katzenfutter beimischen oder zerbrechen und im
Garten für die Vögel verstreuen würde. Der evangelische
Mesner könnte solches jedoch tun, ohne irgendetwas damit zu "schänden". Er
könnte für das nächste Kirchen-Abendmahl dann einfach wieder neue Oblaten aus der
Verpackung nehmen.
Die unterschiedlichen Lehren erweisen sich für die Katholiken in der konfessionellen
Klinikseelsorge als sehr praktisch:
Während der katholische Priester die
angeblich ein für allemal in den Leib Christi "verwandelte" Oblate nämlich einfach
von Krankenzimmer zu Krankenzimmer tragen kann, muss der lutherische Pfarrer
in jedem Krankenzimmer mit dem ganzen Ritual komplett von vorne beginnen.
Dadurch schafft der katholische Krankenhauspfarrer erheblich mehr
Patientenbesuche in kürzerer Zeit.
Mit Jesus von Nazareth, dessen Leib dabei in beiden Fällen verzehrt werden
soll, hat dieser Kult in beiden Varianten jedoch nicht das Geringste zu tun.
Jesus traf sich mit Seinen Jüngern zu einem feierlichen Essen und erinnerte
daran, wie Er sich und Sein Leben – gleich der Mutter Erde – bedingungslos
hingibt für Seine Nächsten. Und da das Leben in allem ist – im Menschen wie
in den Früchten der Erde – kann ein gemeinsames Mahl auch zum Symbol für eine Gemeinschaft werden. Die Kirche jedoch
machte einen materialistischen Kult daraus, der den Gläubigen teilweise
absurdes Denken abverlangt.
So muss der Katholik beispielsweise glauben, dass die "ganze
Brotsubstanz" sich komplett in den Körper von Jesus verwandle. Die bisherige
"Substanz von Brot" und damit dessen bisheriges "Wesen" solle komplett
verloren gehen, während jedoch die chemische Zusammensetzung des
Kultobjektes unverändert bleiben soll (was man ja auch in jedem
entsprechenden Labor nachweisen kann). Glaubt der Katholik dies alles jedoch nicht, käme
er für diesen seinen Unglauben angeblich in die ewige Hölle (siehe z. B. bei
Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche).
Hält man dem Gläubigen dann aber
folgerichtig vor, nach
seinem eigenen Glauben habe er jetzt wie ein Kannibale ein Stück
"Menschenfleisch" gegessen, dann wird er dies in den meisten Fällen wohl
von
sich weisen, weil ihm diese Vorstellung unheimlich ist. Und doch ist sie
kirchlich logisch, ja sogar zwingend, auch wenn die Wortakrobaten in den Kirchen
eine andere absurde Logik zu konstruieren versuchen. So bleibt
am Ende nur die jeweilige Erfahrung des einzelnen Gläubigen, der
aber auch nicht immer das erlebt, was er sollte.
Beispiel: Der als "Kannibale von Rotenburg" bekannt gewordene Kirchenchrist
Armin Meiwes fühlte sich z. B. beim Verzehr seines von ihm zuvor
geschlachteten Bekannten Bernd Brandes
am 9. März 2001 ähnlich wie beim kirchlichen Abendmahl, das er seit vielen Jahren zu sich
genommen hatte und weiter zu sich nimmt. In Haft nimmt er sowohl am
katholischen als auch am evangelischen Gottesdienst teil und besucht regelmäßig
auch ein evangelisch-lutherisches Seminar, um seine Kenntnisse über diesen
seinen Glauben
zu vertiefen (klages-kriminologie.de/armin-meiwes.html).
Wie materieverhaftet und todesbezogen der Kirchenglaube sein kann, zeigt sich
weiterhin daran, dass dieses Ritual bzw. Sakrament des "eucharistischen
Opfers" auch für die verstorbenen Gläubigen dargebracht wird, "die noch
nicht vollständig gereinigt sind", also für die römisch-katholischen Seelen
im so genannten Fegefeuer, damit sie angeblich in das "Reich Christi, in das Reich des
Lichtes und des Friedens" eingehen können
(Katholischer Katechismus Nr. 1371). Dass die irdische katholische Kulthandlung der jenseitige Türöffner vom
dortigen Fegefeuer in ein Reich des Friedens
sein soll, ist für einen Menschen, der seinen Verstand gebraucht eine
absurde Vorstellung. Man könnte auch von einem
dreisten Missbrauch des großen Weisheitslehrers Jesus, dem Christus,
sprechen, womit dieser übel verhöhnt wird.
Bei einer weniger populären
Religionsgemeinschaft würde Vergleichbares von den kirchlichen
Sektenbeauftragten sicher als Scharlatanerie und
Bauernfängerei bezeichnet werden. Im Katechismus der Katholischen Kirche
heißt es jedoch dazu: "Wir glauben nämlich, dass die Seelen, für welche
während des heiligen, erhabensten Opfers gebetet wird, sehr großen Nutzen
davon haben."
(Nr. 1371)
Dass ein Gebet Nutzen bringen kann, soll hier nicht bestritten werden;
nämlich dann, wenn es sich um ein Herzensgebet handelt, welches mit dem sonstigen
Leben des Beters übereinstimmt. Doch nach katholischer Lehre muss es
lediglich während der Eucharistie gesprochen werden, um den "großen Nutzen"
zu erzielen. Wohin das führen kann, zeigen z. B. so genannte "Arme-Seelen-Zählgeräte", die es bis vor kurzem unter
anderem in katholischen Kirchen in Bayern
gab und welche der Beter bei der Totenmesse für den Verstorbenen bedienen
konnte. Das Gerät zeigt die Anzahl der Gebete an, denn es gilt hier das Prinzip:
Je mehr, desto besser. Ein solches Denken öffnet Fanatikern Tür und Tor, und
es kann auch zu schweren Zwangsneurosen führen. Denn welcher daran Glaubende wagt schon zu sagen, wann
genug gebetet wurde.
Die evangelische Kirche lehrt nun, dass diese
katholische Totenmesse eine "schreckliche Abgötterei" (Apologie XXIV)
sei, "unnütz und nichts", ein "unsäglicher großer Gräuel". Und: "Um dieser
großen, unsäglichen Gotteslästerung willen werden die Bischöfe schwere
Strafe von Gott gewarten müssen" – starke Worte, die zwar aus dem 16.
Jahrhundert stammen, jedoch bis heute offiziell verbindliche
Lehre der evangelisch-lutherischen Kirche sind. Doch die heutigen evangelischen Amtsträger
verschweigen oder verleugnen lieber diesen und andere Teile ihres
verbindlichen Bekenntnisses, um ihre
katholische Mutterkirche nicht zu verärgern. Stattdessen biedern sie sich
der römisch-katholischen Kirche in einem bisher noch nie gekannten Ausmaß an, um von dieser wenigstens als
"Kirche"
anerkannt zu werden und nicht nur als "kirchliche Gemeinschaft" abgewertet
zu werden (vgl. dazu
Der Theologe Nr. 16).
Und sie wünschen sich vor allem, ausgerechnet bei der
oben geschilderten kompletten und behaupteten unwiderrufbaren
"Wesens- und Substanzverwandlung" von Brot und Wein ohne Änderung der
chemischen Zusammensetzung von den Katholiken eingeladen zu werden, während
ihr Gründervater Martin Luther diese "spitze Sophisterei" der Katholiken aus
verständlichen Gründen ablehnte (z. B. Schmalkaldische
Artikel, III. Teil, Vom Sakrament des Altars).
Auf der anderen Seite haben gerade die
Evangelischen den Materialismus auf die Spitze getrieben. Während die
katholische Kirche die Unsterblichkeit der Seele im Jahr 1513 zumindest
vordergründig dogmatisierte, ist dieser Glaube kein Bestandteil der
evangelischen Lehre geworden. Man spricht dort nur von "Tod und
Auferstehung". Viele protestantische Bischöfe, Theologen und Pfarrer,
darunter in Fachkreisen bekannte "große" Theologen
des 20. Jahrhunderts, lehnen den Glauben an die Unsterblichkeit der
Seele ausdrücklich ab (ausführlich siehe
hier).
Dazu
gehören die Theologen Karl Barth ("Es bleibt kein Seelchen übrig"), Eberhard Jüngel
(Tod als "total abbrechende Verhältnislosigkeit"), Paul Althaus ("Wenn der Seele ihr
Leib genommen wird, wird sie auch sich selber genommen"). Stattdessen
vertreten die namhaften protestantischen Lehrer eine "Ganztod-These" und bekräftigen damit die
Deutung des
Religionswissenschaftlers Hubertus Mynarek, dass die Formel "Ruhe im Frieden"
letztlich nur ein anderes Wort für den faktischen Tod ist. Zwar ergänzt man in der
evangelischen Kirche, dass Gott den "ganz Toten" später auferwecke
– z. B. der
bekannte Theologe Werner Elert, der spekulierte, dass nach
dem Tod nichts vom Menschen übrig bleibe, nur das Urteil Gottes über ihn.
Oder der Schweizer protestantische Theologe Roland de Pury: Wenn die Seele unsterblich
wäre, wäre die Auferweckung nur ein "halbes Werk"). Doch welcher evangelisch Gläubige
hat bei einem solchen zuvor angeblich totalen Abbruch des Lebens ein gutes Gefühl?
Das kann so nicht stimmen, denken sich deshalb auch gläubige Protestanten. Und
während in den Requiems der katholischen Kirche die Seelen der Verstorbenen
wenigstens noch einbezogen werden, kritisierten Luther und seine
Mitstreiter, es gebe an einem Toten schlicht nichts mehr zu handeln. Dabei
wird auch verkannt, dass sich die unsterbliche Seele beim Sterbeprozess erst
allmählich vom Körper löst und sich unter Umständen sogar noch längere Zeit an
ihren ehemaligen irdischen Körper gebunden fühlt.
Der Tod sei nach evangelischer Sicht die "Verendgültigung" aller menschlichen
Lebensentscheidungen (Hans-Georg Pöhlmann, Abriss der Dogmatik, S. 375),
was auch aus katholischer Sicht für diejenigen zutrifft, denen nicht die
"Gnade" des Fegefeuers gewährt wird, um später doch noch den Himmel betreten
zu können. Diese Anschauung der "Verendgültigung" gipfelt nach der Lehre beider Kirchen
in der grausamsten aller Grausamkeiten, der von ihnen erfundenen ewigen Verdammnis, dem absoluten
und unveränderbaren schrecklichen Endzustand, mit denen sie den Menschen
drohen.
Nach Martin Luther wird diese das
Schicksal der meisten Menschen sein, denn nur "wenige" würden gerettet
werden.
Schlimmer noch: Nach den Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin
habe "Gott" bereits bei der Geburt vorher bestimmt, welcher Säugling später
gerettet und welcher ewig verdammt würde. Das war jedoch den Mitstreitern
Luthers etwas zu hart, und man versuchte, dies mit einem Trick abzumildern. Die
Vorherbestimmung gelte nur für die Rettung, was jedoch – dem gesunden
Menschenverstand zufolge – bedeutet, dass der nicht für die Rettung
vorherbestimmte Säugling dadurch zwangsläufig für die Verdammnis vorher
bestimmt sei, auch wenn dies nun nicht mehr direkt gesagt wird (mehr dazu
hier). Eben deshalb ist die
Abänderung der Lehre nur ein Trick.
Und mit diesen katholischen und evangelischen Verdammnis-Lehren werden bei den Menschen die Ängste, die mit den
kirchlichen Kulten in Verbindung stehen, noch weiter gesteigert. Mit dem
Schöpfergott haben sie jedoch nichts zu tun, sondern das sind die
Zielvorstellungen der widergöttlichen Macht, des Systems Baal, der
Manifestation dämonischer Energien auf der Erde.
Der Materialismus in den Kirchen zeigt sich auch bei ihren
Bestattungs- und Auferstehungstheorien. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil
(1962-1965) lehnte die katholische Kirche etwa die Feuerbestattung ab, weil
man sich z. B. nicht vorstellen konnte, wie Gott beim Jüngsten Gericht den zu
Asche gewordenen Leib nach ihren Theorien wiedererwecken und mit der Seele vereinigen könne. Es
sollten bis 1965 wenigstens noch Knochen als Ausgangsbasis der
geglaubten Wiedervereinigung von Seele und Körper vorhanden sein. Seither hat sich der
Kirchenglaube dahingehend entwickelt, dass nach einer
Feuerbestattung die Asche wenigstens komplett erhalten bleiben müsse. So
brachten die Kirchen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen im Jahr 2003 den Teil des
neuen Bestattungsgesetzes zu Fall, das den Angehörigen ermöglichen sollte,
die Asche Verstorbener auf einem Friedhof zu verstreuen oder privat
aufzubewahren. Die Kirchen fürchteten z. B. die Auflösung eines Menschen "ins
Nichts" oder die Aufteilung der Asche auf mehrere Angehörige. So erklärte
der Beauftragte der römisch-katholischen Kirche bei der Landesregierung von
Nordrhein-Westfalen, Karl-Heinz Vogt, dazu: "Der Mensch ist als Ganzer ins
Leben gerufen und als Ganzer wird er auch wieder zurückgegeben an Gott –
entweder als Leiche, die bestattet wird oder eben auch als Asche, die aber
eben dann als Ganzes der Erde übergeben wird." (zit. nach MDR, 2003)
Gott eine
Leiche oder Aschenreste übergeben? Was ist das letztlich für eine Vorstellung?
Eine extrem materialistische. Der
evangelische Beauftragte bei der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen ging sogar noch einen
Schritt weiter: Er beschwor im Vorfeld der
damaligen Gesetzesänderung die Gefahr,
dass Angehörige "einen Menschen mit seiner Asche sozusagen ins Nichts
auflösen" könnten. Doch offenbar projiziert der Protestant hier nur die
trostlosen Lehren
seiner eigenen Kirche auf andere. Denn ein Großteil der evangelischen
Theologen will ja, wie gerade dargelegt, sogar die Seele von Verstorbenen ins
Nichts aufgelöst sehen. "Es bleibt kein Seelchen übrig", so etwa der
berühmte protestantische Theologe Karl Barth.
Beide
Großkirchen identifizieren also das Wesen des Menschen in einer Weise mit
dem verwesenden Leichnam bzw. der Toten-Asche, dass man zurecht von
einer materialistischen kirchlichen Lehre sprechen kann. In der philosophischen Literatur
ist manchmal auch vom "Vulgär-Materialismus" die Rede, und auch diese Bezeichnung
müssten sich die Kirchen wohl gefallen lassen trotz ihrer
"Auferstehungshoffnung".
So hat sich z. B. der Pastor der
evangelisch-lutherischen Kirche in Linstow in Mecklenburg-Vorpommern direkt
neben seiner ehemaligen Kirche bestatten lassen. Und auf seinem Grab steht
ein großes Kreuz mit der Aufschrift "Hier werden auferstehen Pastor Johann
Ferdinand Hartwig Hurtzig und seine Frau" (zit. nach idea-spektrum Nr.
47/2009). "Hier", das heißt also neben der verwesenden oder verwesten
Leiche, solle die Auferstehung einst stattfinden. Ein solcher Glaube kann
schlimme Folgen haben. Medial begabte Menschen sprechen immer wieder davon,
dass die Seelen von Verstorbenen neben oder auf den Gräbern hocken und
ab dem Ort auf die "Auferstehung des Leibes" warten, wo dieser
einst bestattet worden war. Und es kommt vor, dass es
eine Seele oft Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte lang nicht schafft,
sich vom Grab ihres ehemaligen irdischen Leibes weg zu bewegen und ihren
jenseitigen Weg weiter zu gehen, womöglich aus Angst, sie könnte die
Auferstehung verpassen.
So viel an dieser Stelle zum Thema Grab- und Bestattungskultur. Jesus
von Nazareth sagte: "Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und
verkündige das Reich Gottes" (Lukas 9, 60). Die Kirche jedoch schuf
im Gegensatz dazu einen aufwändigen abendländischen Toten- und
Bestattungskult, da sie am Materiellen, letztlich am "Toten" haftet und
praktisch den Geist verleugnet, der alle materiellen Lebensformen durchdringt.
Es ist der Geist, der allen Lebensformen das Leben gibt und der sogar in der Lage ist,
sich von dem, was wir "Materie" nennen, zu lösen, so dass man z. B. auch von
teilmateriellen Formen spricht. Was
hier auf dem Gebiet der modernen Physik zuletzt erforscht wurde, beweist,
dass es die "Materie", wie wir sie früher zu kennen glaubten, letztlich nicht gibt und
dass sie in ihrem Innersten eben geistig ist (vgl. dazu z. B. einige
Aussagen des bekannten Physikers Hans Peter Dürr) und z. B. auch wellenförmig dargestellt werden kann.
Denkt man die Forschungsergebnisse der modernen Quantenphysik zu Ende, so ist jede Lebensform in ihrem Wesen geistig und kann sich auch aus ihrer
materiellen Umhüllung entbinden, was zum Zerfall der materiellen Umhüllung
führt und was ja für alle sichtbar nach dem so genannten Tod auch mit dem Leib geschieht. Doch
keine Energie geht verloren. Dieses naturwissenschaftlich allgemein
anerkannte Prinzip gilt auch hier und würde dann bedeuten: Diese Lebensform ist in
geistige Energie übergegangen. Auf den beseelten Menschen bezogen: Seine unsterbliche
Seele hat ihre menschliche Umhüllung verlassen.
So mancher stellt sich hier allerdings auch die Frage, wie die
kirchlichen Lehren mit deren Glauben an eine Auferstehung von Jesus in
Verbindung stehen und ob oder wie Jesus überhaupt auferstanden ist. Sein
Seelenleib hat sich hierbei beim Sterben genauso vom Körper gelöst wie dies
auch bei anderen Menschen der Fall ist, und viele Seiner Nachfolger haben in
den ersten Tagen nach Seinem Kreuzestod Seinen Seelenleib in Bildern und
Visionen gesehen (mehr dazu hier).
Die Kirche jedoch stellt seit Jahrhunderten immer wieder den toten Mann am
Kreuz dar und nur selten den Auferstandenen.
Der Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek weist darauf hin,
dass sich die kirchlichen Lehren von der Auferweckung der Leiber, d. h. der
Leichen und womöglich auch der Aschenreste (bis hin zu einer leiblichen
Himmelfahrt Marias gemäß der katholischen Lehre) letztlich mit dem Urwissen
der Menschheit von der Unsterblichkeit der Seele gar nicht vereinbaren lassen.
Und, so Mynarek: "Wenn sie [die Kirche] ehrlich zu sich selber wäre, glaubte
sie nicht einmal an die Auferstehung der Toten."
Hubertus Mynarek hat während
seiner Zeit als katholischer Priester, Theologieprofessor und Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität
Wien in Kirchenkreisen, vor allem in den führenden Ebenen, viele
Amtsträger kennen gelernt, die gar nicht
an die Auferstehung glaubten,
obwohl sie vordergründig anders predigten
(vgl. dazu Hubertus Mynarek,
Herren und Knechte der Kirche).
Dass der Auferstehungsglaube eher ein Fremdkörper in den
Kirchen ist, lässt sich auch durch mehrere Beobachtungen untermauern. So wird
dort nicht oder nur selten der auferstandene Jesus gezeigt, sondern meist
das Kruzifix mit dem sterbenden Jesus. Papst Johannes Paul II. trugt z. B.
immer wieder ein Kruzifix mit
einem gekrümmten sterbenden Jesus an einem Stab demonstrativ vor sich her.
Dies ist von der Wahrnehmung her ähnlich wie bei kriegerischen Volksstämmen, welche manchmal die Leichen oder
Skalps ihrer getöteten Gegner triumphierend vor sich hertrugen.
Vordergründig soll in der Kirche die Botschaft zwar eine andere sein,
nämlich "So habe uns Jesus erlöst." Die tiefere und eigentliche Bedeutung könnte jedoch
die Vorstellung sein "So haben wir Jesus besiegt."
Doch dies haben sie nicht. Dazu passt aber, dass die Kirchen die Lehren von Jesus vielfach in ihr Gegenteil
verkehrt haben, um Ihn auf diese Weise kalt zu stellen. Und würde Jesus heute zu den Kirchenführern sprechen und nicht "tot
am Kreuz hängen" oder mehr oder weniger "in Frieden ruhen",
was würde Er
wohl über die kirchlichen Würdenträger sagen? "Ihr Heuchler, ihr
Schlangenbrut, ihr übertünchten Gräber!"? Mit diesen und ähnlichen Worten
ging Er mit den Theologen und Schriftgelehrten Seiner Zeit ins Gericht
(siehe Matthäusevangelium, Kapitel 23).
Und würde Er heute anders reden?
Der kirchliche Totenkult bringt in unserer Zeit
zusätzliche Probleme hervor, zum Beispiel im Zusammenhang mit
Organtransplantationen. Alle kirchlichen Großkonfessionen lehren nämlich
ausdrücklich die "Auferstehung des Fleisches", und die römisch-katholische
Kirche definiert dazu im Detail unmissverständlich, dass am Jüngsten Tag die
"Leiber" aus den Gräbern erweckt würden und wieder mit ihren unsterblichen
Seelen vereinigt würden, damit auf diese Weise der ganze Mensch – dessen Leib
und Seele nun wieder vereinigt seien – den Himmel oder die Hölle betreten könne
oder müsse.
Nur für ihren Papst lehnt die Kirche eine mögliche Organtransplantation ab.
"Der polnische Erzbischof Zygmunt Zimowski
sagte der Zeitung ´La Repubblica`, die Leiche des Papstes müsse intakt
bleiben, da sie der gesamten Kirche gehöre. Man müsse dies auch im
Zusammenhang mit einer möglichen künftigen Verehrung sehen, erklärte
Zimowski. Wobei er sich auf eine etwaige Heiligsprechung bezog" bzw. der
Verehrung von toten Körperteilen als Reliquien. (Basler Zeitung, 5.2.2011;
derwesten.de)
Und wie verhält es sich mit den Kardinälen und Erzbischöfen? Haben sie einen
Organspendeausweis, den sie den einfachen Gläubigen empfehlen?
Für die Körper anderer Menschen, deren Körperteile nach ihrem Tod nicht als
Reliquien in Frage kommen, wird die Organtransplantation nämlich als "Akt der
Nächstenliebe" dargestellt. Doch man verweigert bis heute eine Antwort auf die
Frage, welcher Körper bei einem Transplantierten am Jüngsten Tag dann nach
katholischer Lehre mit der
Seele wieder vereinigt werden soll. Der ursprüngliche oder ein sekundärer,
der z. B. auch fremde Organe enthält. Oder anders gefragt: Soll das
gespendete Herz nach kirchlicher Lehre am Jüngsten Tag mit der Seele seines ursprünglichen
Besitzers wieder vereinigt werden oder mit der Seele des späteren Besitzers?
Und was passiert dann mit dem ursprünglichen Herzen eines Organempfängers,
dem ein neues Herz eingepflanzt worden ist. Würde es für die spätere
Auferstehung quasi aus dem Entsorgungsort der damaligen
Transplantations-Klinik reaktiviert? Oder müssen sich Spender und Empfänger
dann das Herz teilen, das sie nacheinander besessen haben? Oder würden
auferstandenen Organspendern im Jenseits dann eben schlicht die gespendeten Organe
fehlen? Oder würden die Organe eventuell von dem
geglaubten Gott neu erschaffen, eventuell durch Verdopplung gespendeter
Organe? Dies ist alles andere als "heiter", denn es sind nämlich
zwangsläufig genau die Fragen, welche das katholische Dogma aufwirft. Hinter den Kulissen herrscht darüber einige Unruhe, denn das Höchste
ist für die Kirche eben ihr Dogma, das niemals angetastet werden dürfe und
das mit aller akrobatischen Gewalt notfalls so zurecht gebogen werden müsse,
dass die Täuschung von Menschen damit weiter möglich ist.
In ihrem aktuellen Weltkatechismus dokumentiert die katholische
Kirche selbst, wie sehr bei ihr das Fleischliche im Mittelpunkt steht. So
lautet etwa der Glaubenssatz Nr. 1015: "´Das
Fleisch ist der Angelpunkt des Heils` (Tertullian, res. 8,2). Wir glauben an
Gott, den Schöpfer des Fleisches; wir glauben an das Wort, das Fleisch
geworden ist, um das Fleisch zu erlösen; wir glauben an die Auferstehung des
Fleisches, in der sich die Schöpfung und die Erlösung des Fleisches
vollenden." Dieser Glaubenssatz mit sechsfacher Erwähnung des Wortes
"Fleisch" klingt fast wie eine
Beschwörung. Und aus religionswissenschaftlicher Sicht ist der
römisch-katholische Glaube
auch gut mit Voodoo-Praktiken vergleichbar. Man denke in neuerer Zeit
z. B.
an das Bestreben, dem im Jahr 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. eventuell das Herz
herauszuschneiden und in Polen als Reliquie separat auszustellen. Mit dem Mann aus Nazareth, auf
den man sich beruft, hat das alles jedoch nicht das Geringste zu tun. Jesus lehrte keinen
Opferkult. Ähnlich wie bei den großen Propheten vor Ihm, war Ihm der
Blutopfer-Gedanke und der dazugehörige Kult ein Gräuel, und die
Opfertier-Händler trieb Er aus dem Tempel hinaus. Jesus ist nach der
überwiegenden Darstellung der biblischen Evangelien auch nicht auf die Erde
gekommen, um sich "opfern" zu lassen, sondern um mit Seinen Anhängern ein
Friedensreich, das "Reich Gottes" auf der Erde, aufzubauen, im
Matthäusevangelium wird es "Himmelreich" genannt. Zum Opfer wurde
Er erst, als die Menschen Ihn im Stich ließen. Und beim "letzten Abendmahl"
mit Seinen Jüngern setzte Er auch keine Kulthandlung ein, sondern lud dazu
ein, bei
jedem Mahl an Ihn zu denken, der sich und Sein Leben so
verschenkte wie die Mutter Erde sich an die Menschen verschenkt mit ihren
Gaben. Auch lehrte Jesus weder das Sammeln und Verehren von Reliquien noch
lehrte Er, dass man Gott Leichen oder Aschen zurückbringen solle. "Heute
noch wirst du mit mir im Paradies sein", tröstete Jesus von
Nazareth den Mann, der neben Ihm hingerichtet wurde, und Er fabulierte nicht
– wie evangelische Theologen heute – von einer nun diesem Mann
angeblich bevorstehenden "total abbrechenden Verhältnislosigkeit". Das Paradies hatte die Kirche jedoch anderweitig oft
versprochen – vor allem den Menschen, die sie Jahrhunderte lang
millionenfach in Kriege und Tod trieb, während Jesus im Gegensatz dazu die Feindesliebe lehrte
und mahnte: "Wer das Schwert nimmt, der wird durch das Schwert umkommen."
Und wer sich nur einen Funken Begeisterung für den mutigen jungen Mann aus Nazareth bewahrt
hat, der kann und darf nicht hinnehmen, dass kirchliche Institutionen Seine Lehre vielfach ins
Gegenteil verkehrten und Seinen Namen bis heute für ihren
heidnisch-materialistischen Kult mit all seinen Absurditäten missbrauchen.
Strafandrohung an junge ElternWer seinen Säugling nicht kirchlich tauft ...
Not und Elend waren für die Kirche immer ein guter Nährboden, um mit
ihren angeblichen Heilsangeboten bei den Menschen Gehör zu finden. Und diese
willigten ein, zahlten zeitlebens Kirchensteuer und verließen sich auf
die Heilsversprechen der Kirche: Wer glaubt und getauft ist, der werde
"selig" werden, heißt es z. B. in der evangelischen Kirche, wobei durch
das Handeln des Pfarrers oder Priesters bei der kirchlichen
Säuglingstaufe angeblich Gott handle und dieser das Kind beim Vollzug des
kirchlichen Sakraments annehmen würde. Doch was ist das für ein Gott,
der ungetaufte Kinder angeblich nicht so annimmt wie getaufte und der
diese im
Falle ihres Todes ewig im so genannten "limbus infantium" (dem Raum für
ungetauft verstorbene Kinder) ausharren lässt, wie es die katholische
Kirche seit Jahrhunderten vermutet bzw. lehrt? Zwar zeigt der Staat dem totalen Herrschaftsanspruch der Kirchen über Leben und Tod heute Grenzen auf, doch das Grauen der Tradition sitzt noch vielen Menschen in den Gliedern. Um dieses zu mildern, trägt auch die Kirche selbst dem Zeitgeist Rechnung und vertraut mittlerweile ungetauft verstorbene Kinder der "Barmherzigkeit Gottes" an (Katholischer Katechismus Nr. 1261). Mit dieser Formulierung lässt sie bewusst offen, ob ihr Gott womöglich doch einen "Heilsweg" für diese Kinder habe. Ergänzend dazu ist die "Internationale Theologische Kommission" des Vatikan nach dreijähriger Beratung (PS: wer finanziert das?) im April 2007 zu der noch ein wenig milder anmutenden Schlussfolgerung gelangt, "dass es theologische Grundlagen und ernst zu nehmende Liturgien gibt, die hoffen lassen, dass ungetaufte Säuglinge erlöst werden, wenn sie sterben" (zit. nach Spiegel online, 20.4.2007). Die bisherige Vorstellung einer Art leidensfreien "Vorhölle" als ewiger Bestimmungsort dieser Kinder sei "zu streng" gewesen. Dennoch gilt für die Kirche auch jetzt: "Es gebe gute Gründe zur Hoffnung, dass auch die ungetauften Kinder errettet werden, von sicherem Wissen könne jedoch keineswegs gesprochen werden" (netzeitung.de, 23.4.2007). Für Außenstehende immer noch schlimm genug. Außerdem bleibt die Angst, denn die Kirche hält sich weiter die Hintertüre offen zu dem, was sie zu diesem Thema Jahrhunderte lang zuvor gelehrt hat und was sie ja gemäß ihrer angeblich unfehlbaren Dogmen gar nicht ändern darf. Zudem flößt man den Eltern, die den Neugeborenen nicht taufen lassen, weiterhin Furcht und Schrecken ein. Sie würden ihre Kinder daran "hindern", "zu Christus zu kommen" (Nr. 1261). Und: "Die Eltern sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder innerhalb der ersten Wochen getauft werden; möglichst bald nach der Geburt", heißt es im Gesetzbuch der Katholischen Kirche Codex Iuris Canonici (CIC Can. 867). Die Begründung dafür steht wiederum im Katechismus. Auch die Kinder bedürfen der "Wiedergeburt in der Taufe, um von der Macht der Finsternis befreit und in das Reich der Freiheit der Kinder Gottes versetzt zu werden ... Die Kirche und die Eltern würden dem Kind die unschätzbare Gnade vorenthalten, Kind Gottes zu werden, wenn sie ihm nicht schon bald nach der Geburt die Taufe gewährten." (Nr. 1250) Wenn Eltern dies anders sehen, gelten sie als "Häretiker", denn es heißt im Katechismus auch: "Häresie nennt man die nach Empfang der Taufe erfolgte beharrliche Leugnung einer mit göttlichem oder katholischem Glauben zu glaubenden Wahrheit oder einen beharrlichen Zweifel an einer solchen Glaubenswahrheit" (Nr. 2089), wozu die Notwendigkeit der Taufe auch für Säuglinge gehört, damit diese angeblich das volle Heil erlangen. Die Folge dieser Leugnung oder des "beharrlichen Zweifels" steht in Can. 1364 des CIC: "Der Apostat [wer den katholischen Glauben ganz ablehnt], der Häretiker oder der Schismatiker [wer sich dem Papst nicht unterordnet] zieht sich die Exkommunikation als Tatstrafe zu." Und eine Verfehlung, die mit einer Exkommunikation bestraft wird, zählt als "schwere Sünde". Und diese zieht wiederum eine angeblich ewige Verdammnis nach sich (vgl. Josef Neuner, Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden und Lehrverkündigungen, neu bearbeitet von Karl Rahner und Karl Heinz Weger, Regensburg 1971, 13. Auflage 1992, S. 410, wo die Kirche ihren Priestern auch die Macht zur angeblichen "Nachlassung der ewigen Sündenstrafen" zuspricht), weswegen die Kirche es ja auch in Todesgefahr ermöglicht, die von ihr erfundene Strafe auszusetzen (CIC can. 1335). Was aber passiert mit einem Katholiken, der sein Kind evangelisch taufen lässt, weil z. B. der Partner evangelisch ist? Dazu heißt es kirchenamtlich: "Eltern oder solche, die Elternstelle vertreten, welche die nichtkatholische [also z. B. evangelische] Taufe oder Erziehung ihrer Kinder veranlassen, sollen mit einer Beugestrafe oder einer anderen gerechten Strafe belegt werden" (CIC, can. 1366), und man lässt das Kirchenmitglied über die Schwere der Strafe hier im Unklaren, was zusätzliche Ängste auslösen kann. Eine besonders schwere Zwangsmaßnahme ist die Pflicht für Katholiken, einen Säugling in Todesgefahr auch gegen den Willen der Eltern katholisch zu taufen bzw. notzutaufen. Wörtlich heißt es: "In Todesgefahr wird ein Kind katholischer, ja sogar auch nichtkatholischer Eltern auch gegen den Willen der Eltern erlaubt getauft" (CIC, can. 868 § 2). Dies führte z. B. im 19. Jahrhundert dazu, dass ein von einem katholischen Kindermädchen in Bologna katholisch "notgetauftes" jüdisches Kind seinen verzweifelten Eltern weggenommen und direkt im Vatikan streng katholisch aufgezogen wurde (mehr dazu siehe hier). Alle die hier genannten Glaubensinhalte werden in unserer Zeit aber nur noch selten direkt ausgesprochen. So findet sich im Katechismus z. B. nicht wortwörtlich der Satz, dass einer Exkommunikation eine "schwere Sünde" vorausgeht. Doch es wird natürlich selbstverständlich vorausgesetzt. Denn es wird im Grundsatz nur zwischen zwei Arten der Sünde unterschieden. Wörtlich heißt es nämlich u. a.: Die "Unterscheidung zwischen Todsünde und lässlicher Sünde wurde von der Überlieferung der Kirche übernommen" (Nr. 1854), wobei schon die Abwendung vom Gott der Kirche und die Hinwendung zu einem "minderen Gut" als Todsünde gilt (Nr. 1855). Früher ließ man die Menschen ja auch zu Tausenden deswegen hinrichten. Doch manche Schauerlichkeiten lässt man heute eben lieber unter die angeblichen "Geheimnisse Gottes" fallen als sie direkt beim Namen zu nennen. Denn sonst würden noch weit mehr Zeitgenossen erkennen, wie sie durch den kirchlichen Glauben in Einschüchterung, Angst und Abhängigkeit gehalten werden.
Nachwort:
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Grausame Lehre
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Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele – auch in der Bibel der Kirchen
Der Protestantismus lehrt jedoch im Gegensatz auch zur eigenen Bibel: "Der Tod betrifft nicht nur den Leib, sondern auch die Seele". Damit führt er die Menschen in die Irre und Dunkelheit und macht sich neben dem Katholizismus zu einer der finstersten Religionen dieser Erde überhaupt. Was die evangelischen Kirchen lehren, gilt nur für möglicherweise seelenlose Menschen. Wenn ein Mensch aber eine Seele hat, dann ist diese auch unsterblich. |
15.6.2007 –
Neues Güte-Siegel
"Nicht vom Priester gesegnet" – Katholischer Stadtdekan verweigerte Segnung
für Baumbestattungen auf Schweinfurter Friedhof – Die Stadt
Schweinfurt in Unterfranken bietet auf dem städtischen Friedhof im Stadtteil
Deutschhof neben den traditionellen Bestattungsformen auch
Baumbestattungen an. Für das Areal gilt "Nicht vom Priester gesegnet", was
für immer mehr Menschen gar nicht schlimm ist,
sondern im Gegenteil sogar eine neue Art Qualitäts-Merkmal bzw. Güte-Siegel
darstellt.
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