Der Theologe Nr. 49, aktualisiert am 7.11.2023
Zeitgenossen, die gelernt haben, Herz und Verstand zu gebrauchen,
stellen immer mehr auch die Kirchenlehren auf den Prüfstand. Auf den ersten
Blick könnte es dabei so erscheinen, als wäre die kirchliche Lehre einer
angeblich ewigen, also für den Einzelnen
im Jenseits nie
endenden Hölle bzw. Verdammnis bereits das Schlimmste, was sich je Menschen
ausgedacht haben. Für denjenigen, der diese Lehre befürwortet, sind "Sünde" und
schlimmste Schrecken
größer und mächtiger als die Liebe des Schöpfergottes. Und wer so denkt, der steht
damit ein für eine in alle
Ewigkeiten getrennte und geteilte Schöpfung in vermeintliche Herrlichkeit einerseits und
nie endenden Horror andererseits.
Doch es gibt noch eine Steigerung dieser Grausamkeit, welche besagt,
"Gott" habe
den einzelnen von ihm geschaffenen Menschen für dieses Schicksal auch noch vorher bestimmt
bzw. er habe dies in seiner Schöpfung so vorher gesehen und bewusst bis heute
nichts dagegen unternommen, und daran würde sich auch nie etwas ändern. Und diese kaum vorstellbare Steigerung eines
grausamen Gottesbildes ist
tatsächlich erfolgt. Denn sie ist Inhalt der kirchlichen
Prädestinationslehre, die wir nachfolgend vor allem anhand von Original-Quellen
darlegen.
Die hier dokumentierten Quellen sind dabei nicht vollständig. Sie enthalten aber zentrale und wesentliche
Aussagen der katholischen und evangelischen Kirche zu diesem Thema.
Die Grundlage für die
Prädestinationslehre der Kirchen ist also deren grundsätzliche Lehre von einer ewigen Seligkeit der
einen Menschengruppe und einer angeblich ewigen Verdammnis der
anderen Gruppe am Ende der Zeiten, also letztlich Himmel oder Hölle; und das angeblich
unveränderbar in
alle Ewigkeiten, worüber aber einzig die kurze Zeitspanne eines irdischen Erdenlebens
darüber entscheiden soll. Darüber hinaus sind die dafür gelehrten Bedingungen im
Lichte eines
allgemein anerkannten gesunden Menschenverstands absurd und haarsträubend. Denn
der kirchliche Maßstab für Heil oder Grauen für angeblich alle Ewigkeiten sei vor allem die jeweilige
Kirchenmitgliedschaft und die uneingeschränkte Bejahung aller entsprechenden Dogmen
bzw. Bekenntnisschriften, je nach Konfession aber mit unterschiedlichen Inhalten.
Besonders daran wird der wahre Charakter dieser Lehren deutlich: Denn eine Folge davon ist
deshalb auch die Verdammung der jeweils anderen, auch wenn das
bei den vordergründigen Ökumene-Beteuerungen
immer verschwiegen wird.
Die ausführlichen Fakten dazu finden Sie
hier. Diese
Kirchenlehren einer ewigen Hölle und
die je nach Konfession widersprüchlichen Zugangsbedingungen für "Himmel" oder "Hölle"
in den verschiedenen Kirchen samt den dazugehörigen ebenfalls unterschiedlichen Prädestinationslehren haben
aber nichts mit dem Schöpfergott
und mit Jesus, dem Christus, zu tun. Und sie lassen sich auch nicht mit den
schillernden und unterschiedlichen Aussagen in ihren eigenen kirchlichen Bibeln vereinbaren.
Dies haben wir in Der
Theologe Nr. 19 – Es gibt keine ewige Verdammnis, auch nicht in der Bibel
ausführlich dargelegt. Wer sich zunächst mit diesem Thema, in dem die
Voraussetzungen für die die
kirchliche
Prädestinationslehre geschaffen wurden, näher befassen will, könnte jene Ausgabe des Theologen
zuerst lesen. Doch das Nachfolgende ist auch so unabhängig davon deutlich und verständlich, und
die Schlussfolgerung daraus lautet für immer mehr Menschen: Nie wurde ein
grausamerer Gott erfunden als hier, eben der jeweilige Kirchen- und
Konfessionsgott bzw. Kirchen- und Konfessionsgötze. Diese Organisationen verstehen
sich als institutionalisiertes Christentum, haben aber nichts mit der Lehre der
Gottes- und Nächstenliebe zu tun, welche durch Christus und alle wahren
Gottesprophetinnen und -propheten gelehrt und vorgelebt wurden.
Zwei Arten von Prädestination?
Kein wesentlicher Unterschied zwischen
Vorhersehung oder Vorherbestimmung: Beides mit gleichen Folgen
Paulus (1. Jahrhundert)
Augustinus (4./5. Jahrhundert)
Die römisch-katholische Kirche
Martin Luther
Evangelisch-lutherische Theologen (20.
Jahrhundert) über ihren Gründervater Martin Luther
Johannes Calvin
Die
Evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften
Die
Evangelisch-reformierten Bekenntnisschriften
Die kirchliche Theologie unterscheidet
bei der Prädestination grundsätzlich zwischen zwei Denkmöglichkeiten,
die sich letztendlich aber nur in der Wortwahl unterscheiden, in der Konsequenz
für den Gläubigen allerdings auf das Gleiche hinauslaufen.
Augustinus (354-430), Kirchenlehrer und Kirchenheiliger, hat nicht nur die
Lehre von der unfassbar grausamen ewigen Verdammnis entwickelt, sondern auch
noch die Prädestinationslehre, mit der sein Gottesbild in puncto Grausamkeit
noch eine weitere Steigerung erfuhr. Nach dieser Lehre ist es einem Teil der
Menschen vorherbestimmt – und zwar von Beginn aller Zeiten, also noch vor deren
Geburt –, dass sie nach ihrem Erdenleben in einen ewigen "Himmel" gelangen. Für
die übrigen Menschen gäbe es statt einer "Vorherbestimmung" lediglich eine
"Vorhersehung" (praescientia) Gottes, dass diese ewig verloren gingen, also in
die "Hölle" kommen würden. "Himmel" und "Hölle" sind dabei ebenfalls kirchliche
Konstrukte. Im katholischen Himmel erwarten den Gläubigen z. B. über 250 Päpste,
aber keine Tiere, die auch im evangelischen Konstruktionsmodell fehlen.
Da es laut Kirchenlehre ausgeschlossen ist, dass weitere Menschen den Weg in den
"Himmel" finden als die, die von Anbeginn dafür vorherbestimmt sind, landen die
nicht für den "Himmel" vorherbestimmten Menschen zwangsläufig in der "Hölle",
egal ob sie dafür nach Meinung der Theologen nur "vorhergesehen" oder auch
"vorherbestimmt" wurden. Denn ein Nicht-Vorherbestimmter für das Kirchen-Heil
wird dadurch ja automatisch für das Unheil "vorhergesehen". Und das ist wiederum
dasselbe, als würde man von vorneherein zugeben, dass diese vermeintliche Nur-"Vorhersehung" einer
Vorherbestimmung zum Unheil gleichkommt. Dies wird dann auch offiziell in
der so genannten "doppelten Prädestinationslehre" gelehrt.
Im vermeintlichen Unterschied zu Augustinus vertraten später Luther und Calvin
ganz offen eine so genannte "doppelte Prädestination" (praedestinatio gemina). Die
Prädestination wird als "doppelt" bezeichnet, weil nach dieser
konsequenten Klarstellung der Reformatoren Luther und Calvin beide
Menschengruppen von Gott vorherbestimmt sein sollen, nicht nur die
Kirchen-Kandidaten für den "Himmel" wie bei Augustinus, sondern auch diejenigen
für die "Hölle", die bei Augustinus von Gott dazu angeblich "nur" dafür "vorhergesehen"
seien. Letzteres, "doppelte Prädestination" genannt, lehren bis heute offiziell
die sich auf Johannes Calvin und Huldreich Zwingli gründenden
evangelisch-reformierten Kirchen mit Mitgliedern vor allem in der Schweiz, den
Niederlanden und den USA. Die bis dahin katholisch übliche Prädestinationslehre
gemäß des Kirchenheiligen Augustinus mit etwas abgemilderter Wortwahl lehren bis heute offiziell die
römisch-katholische Kirche und die evangelisch-lutherische Kirche.
Doch noch einmal als Frage formuliert: Sind dies wirklich zwei
grundsätzlich unterschiedliche Arten
der
Prädestinationslehre, als die sie in der Theologe präsentiert werden, oder entsprechen nicht beide Varianten letztlich dem gleichen furchtbaren
Gottesbild mit den gleichen Folgen für jeweils Andersdenkende, und die Unterscheidung
ist nur eine der unzähligen theologischen
Haarspaltereien?
Bevor wir im nächsten Absatz noch einmal näher darauf eingehen, noch die grundsätzliche
Klarstellung vorab: Mit
dem Gott, den uns Jesus, der Christus, nahe brachte, hat das alles nichts zu tun.
Es ist Kirche. Und Aspekte von Christus und Seiner Lehre werden von ihr und
ihrer Lehre nur
missbraucht.
Auf den ersten Blick gewinnt vielleicht mancher den
Eindruck, dass eine "Vorherbestimmung" zum Heil bei gleichzeitiger
"Vorhersehung" zum Unheil nicht ganz so schlimm sei als die "Vorherbestimmung"
für beides, so wie es Martin
Luther und Johannes Calvin offen gelehrt haben. Und diese theologische Kosmetik ist
wohl auch aus diesem Grund so vorgenommen worden. So wird bei den Katholiken
und modernen Lutheranern ja offiziell verneint, dass der "Gott" der Kirche
irgendwelche Menschen zur angeblichen ewigen Verdammnis "vorherbestimme". Doch der
in der Dogmengeschichte der Kirche aufgeblähte Unterschied zwischen beiden theologischen
Lehrrichtungen wäre aus der Sicht der Nichtgläubigen, also der ins Auge gefassten Opfer, bedeutungslos, wenn es eine
derartige Prädestination tatsächlich geben würde. Denn für das
angeblich ewig verdammte Kirchenopfer spielt es schlussendlich keine Rolle, ob der
Kirchengott dessen ewige Verdammnis vorherbestimmt oder "nur" vorhergesehen habe. Denn "ewige Hölle" wäre nun mal "ewige Hölle", ohne Chance, diesem
Zustand je wieder entkommen zu können, wenn das so stimmen würde;
gleichgültig, ob man sich dort "vorherbestimmt" oder "nur" "vorhergesehen"
einfinden müsse. Und was hätte die Seele, die dort nun ewig leidend ihr Dasein
fristen müsste, davon, wenn man ihr in dieser Hölle ausrichten würde, sie sei
für dieses Grauen nicht vorherbestimmt, sondern nur vorhergesehen worden. Ob das
dann eine gute Nachricht für sie wäre?
Dass der Unterschied letztlich nicht ins Gewicht fällt, beweist die
römisch-katholische Kirche zum Beispiel auch damit, dass dem von ihr Verdammten
angeblich von ihrem Götzen zwar nicht die "ewige Verdammnis" als solche, dafür aber
das Ausmaß der angeblich
"ewigen Strafe", welche diese Verdammnis beinhalten soll, vorherbestimmt sei. Man kann
sich da nun hineindenken oder auch nicht, zur Erhellung der Abgründe der
Menschen und ihrer grausamen Gottesvorstellungen trägt es nicht bei. Sondern der ganze Horror-Komplex bleibt
unabhängig vom Grad intellektueller Brillanz tiefste
menschlich konstruierte Dunkelheit. Hier erscheint
aber eine ganz andere Frage angebracht: Was für Menschen mögen das wohl sein, deren
Gehirn in diesem grausamen Milieu seine Nahrung findet?
Wenn also die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirche
lehren, ihre Prädestinationslehre sei doch im Kern etwas "Positives", nämlich die
Erwählung der angeblich "geretteten" Menschen zum ewigen Heil, dann ist das
eine üble Manipulation. Denn wenn der kirchlich ausgedachte "Gott"
demnach bestimmte
Menschen zu einem "ewigen Heil" prädestiniert (= erwählt), dann bedeutet das
nämlich ganz automatisch auch, dass er damit eben die anderen ausdrücklich nicht dafür prädestiniert bzw.
nicht dafür erwählt. Und das bedeutet wiederum: "Unterlassene Hilfeleistung" im schwersten aller
denkbaren
Fälle, denn es soll hier ja um eine Weichenstellung für die Unendlichkeit, für
die Ewigkeit gehen.
Und es
würde nach kirchlicher Lehre dann im Endeffekt
für die nicht zum "Heil" Vorherbestimmten automatisch "ewige Hölle"
bedeuten.
Zur Vollständigkeit
dieses religiösen vermeintlichen Rettungs- bzw. Vernichtungswahns könnte hier noch ergänzt
werden, dass dieses konfessionelle Glaubensmodell ausschließt, dass es im
kirchlichen "Himmel" neben den dafür "Vorherbestimmten" noch weitere menschliche
Seelen gibt, die zwar nicht vorherbestimmt gewesen seien, es aber trotzdem geschafft
hätten. Sondern alle Geretteten wären auch ausnahmslos zusammen dafür
vorherbestimmt gewesen, und das grässliche Schicksal aller angeblich ewig Verdammten wäre
ebenfalls ausnahmslos vom Kirchengott so vorhergesehen gewesen. Was für eine
Religion! Und was für ein konfessioneller Götze, der ein Menschenleben
erschaffen würde, von dem er schon von Beginn an weiß, dass dieses in ewigen
Höllenqualen enden würde! Mit Gott, dem Freien Geist, hat das nichts zu tun. Es
grüßt hier der, den Jesus von Nazareth laut Johannesevangelium als den Vater von
unten vorstellt, "der ein Mörder war und Lügner von Anfang an", den "Vater der
Lüge", und dieser zeigt sich hier in der kirchlichen Variante des Systems Baal, wie
man das widergöttliche Religionswerk mit seinen vielen Gewandungen
zusammenfassend benennen könnte.
Um es noch einmal zu verdeutlichen: Indem der kirchliche "Götze" oder "Gott" nun also laut
der katholischen und evangelischen Prädestinationslehre die "Geretteten" zum
Heil vorher bestimmt, bestimmt (!) er die Nicht-Erwählten damit durch
Unterlassen automatisch zur
ewigen Verdammnis voraus. Daran ändert sich auch nichts, wenn die kirchliche Theologie diesen Sachverhalt
mit dem Begriff "Vorhersehung" (praescientia) verbrämt, um ihr
Gottesbild damit vermeintlich zu entlasten bzw. zu beschönigen. Einem "Gott", der einen Menschen neu
schafft, obwohl er schon beim Schaffungsprozess dessen
unendliches, ewiges grässliches Schicksal vorhersehen würde, müsste jeder Mensch mit einem Funken
von Ethik und Moral sofort das Schöpfen untersagen, damit nicht noch mehr Unheil
geschieht. Denn nach kirchlicher Lehre sind ja bereits wehrlose
und hilflose Säuglinge, also
Babys, die gerade erst geboren werden, auf diese Weise bereits zu einer ewigen Verdammnis
vorherbestimmt, was der Grausamkeit der Kirchenlehren
(der die unsäglich grausame Kirchengeschichte mit Folter, Morden und Kriegen
entspricht) noch einen weiteren
grässlichen Aspekt hinzufügt.
Es gibt also in Wirklichkeit gar keine
Prädestinationslehre "nur zum Heil", wie im Katholizismus und
Luthertum behauptet wird, sondern jede Form der kirchlichen Prädestinationslehre
ist letztlich immer eine so genannte "doppelte Prädestinationsbehauptung", entweder zum "Heil" oder zur "Hölle".
So gesehen sind Martin Luther, Johannes Calvin und die evangelisch-reformierten
Kirchen nur weniger scheinheilig, während sich die katholische und die
spätere lutherische Kirche hinter einem theologischen Wortgeflimmer
zu verstecken versuchen, nur mit "Vorhersehung" zu angeblich
ewigen Verdammnis umschrieben.
Nachfolgend nun die Quellen bzw. einige Zitate aus der
Literatur hierzu. Die Aufstellung ist, wie gesagt, nicht vollständig und kann
jederzeit erweitert werden. Sie enthält aber bereits jetzt alles Wesentliche.
Wir haben die Erfahrung gemacht: Wenn es noch eines Anlasses bedurfte, um aus
der Kirche auszutreten und dem kirchlichen "Gott", der nur ein
Trugbild der Theologen ist, endgültig den Rücken zu kehren, dann war es bei
vielen Menschen die
Prädestinationslehre, die – wie das meiste andere der kirchlichen Lehren – mit Jesus, dem Christus, und dem
Schöpfergott nicht das Geringste zu tun hat. Doch lesen Sie selbst! Manches
begann bereits
mit der Verfälschung der
Lehre Jesu durch Paulus.
Paulus im Brief an die Römer:
"Geschrieben steht: ´Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.`
Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne.
Denn er spricht zu Mose: ´Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen
ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.` So liegt es nun nicht an
jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen ... So erbarmt er
sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will.
Nun sagst du zu mir:
´Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen?`
Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst?
Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: ´Warum machst du mich so?` Hat
nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu
ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen? Da Gott
seinen Zorn erzeigen und seine Macht kundtun wollte, hat er mit großer
Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren ...
Was sollen wir nun hierzu sagen? ...
Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass
Jesus der Herr ist, und deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten
auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so
wird man gerecht; und wenn man mit dem Mund bekennt, so wird man gerettet
... So kommt der Glaube aus der Predigt ... O welch eine Tiefe ... der
Erkenntnis Gottes. Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich
seine Wege!" (aus
Römerbrief, Kapitel 9-11)
Zur Erinnerung: Mit Jesus, dem Christus, und dem all-einen Gott der
Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, den Er uns nahe
brachte, hat dieses Pauluswort, entlehnt aus den Abgründen der mörderischen
Baal-Systeme, nichts zu tun. Doch es kommt noch ärger.
Der katholische
Kirchenheilige und Kirchenvater Augustinus (354-430) gilt als der eigentliche
Erfinder der Prädestinationslehre. Er war auch der Lehrmeister für den
Reformationsmönch Martin Luther, der als junger Mann nach seinem
abgebrochenen Studium der Rechtswissenschaften sich den
so genannten "Augustinern" in Erfurt anschloss. Dabei ging Augustinus
sogar davon aus, dass die von seinem Religionsgott zum Heil
vorherbestimmten Menschen bereits vor (!) der Erschaffung der Welt dazu berufen worden seien, woraus sich der
logische Schluss ergibt, dass
dann anscheinend vor der Erschaffung der Welt auch die übrigen Menschen bereits
für eine ewigen Verdammnis
ausersehen werden sollte. Dieser konfessionelle Götze ist also
laut Kirchenlehre ein solches grässliches Monster, dass er eine Schöpfung ins Leben
gerufen hätte, bei der von vorneherein festgestanden hätte, dass die meisten Menschen in
einem entsetzlichen und für alle Ewigkeiten unaufhörlichen Leiden enden werden.
In dem evangelisch-theologischen Lexikon Theologische Realenzyklopädie, Band 27
(Herausgeber Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller, Berlin. New York 1997)
steht über Augustins Prädestinationslehre Folgendes geschrieben:
Augustinus fand
"... zu der Auffassung, dass schon der Beginn des Glaubens Gottes Gabe
sei und dass diese Gabe frei sein müsse, da durch Verdienst Erworbenes keine
Gnade sei (De praedestinatio sanctorum 3, 2; 6, 2). In einem Gnadenakt hat Gott
entschieden, dass bestimmte Menschen erlöst werden sollen (ebd. 11, 6). Diese
Gnadenwahl ist Prädestination. Gnade ist Gabe, auf die die Prädestination
vorbereitet (ebd. 19, 10) ... Die Gnadenwahl hat ihren Ort in der Vorsehung
Gottes (ebd. 32, 16). Er trifft seine Vorherbestimmung zum Heil, nicht aber zur
Verdammnis, denn das würde ihn zum Urheber des Bösen machen [was wir
bereits als
scheinheilige Kosmetik dargestellt
haben]. Niemand kann wissen, ob er prädestiniert ist, und
darum kann auch niemand seines Heils gewiss sein. Im Gegeneinander ... stehen
die zur himmlischen Herrlichkeit Vorherbestimmten denjenigen gegenüber, die
nicht in dieser Weise prädestiniert und damit Bürger der Hölle sind
(De civitate Dei, X)."
Hier wird also von maßgeblichen und namhaften Theologen klipp und klar
zugegeben, dass alle nicht zur kirchenhimmlischen "Herrlichkeit" Prädestinierten
demnach "Bürger der Hölle" sind. Und mit einem intellektuellen Winkelzug versucht der Kirchenheilige
dann, diese seine Gottesvorstellung trotzdem
von der Urheberschaft des Bösen zu entlasten. Dafür wären dann Adam und Eva beim
Sündenfall verantwortlich gewesen. Die Verantwortung von Menschen für ihr
eigenes Verhalten ist ja im Prinzip einleuchtend, denn jeder hat den freien
Willen, so oder so zu handeln. Doch wie
soll es dann weitergehen? Was muss das für ein "Gott" sein, der
einen gemäß der Kirchenlehre begangenen Fehler der von ihm geschaffenen Ur-Menschen zum Anlass nimmt, alle nachfolgenden Menschengenerationen
mit ewigen Höllenstrafen zu belegen? Und dass "Vorherbestimmung zum Heil"
– mit dem Maßstab der einfachen Logik und des gesunden Menschenverstands
gemessen – auch zwangsläufig
"Vorherbestimmung zum Unheil" für die anderen bedeutet,
haben wir oben bereits dargelegt.
Alles andere ist theologische Haarspalterei und letztlich Volksverdummung.
"Ich rufe auch die Heiligen an. Ich bin mit Augustinus ... befreundet. Man sagt dann auch zu solchen Heiligen: ´Helft mir!`" (Ex-Papst Joseph Ratzinger in "Licht der Welt", Freiburg 2010, S. 32; Link: Die Lehre des Augustinus über die angebliche ewigen Verdammnis) |
Über das Leid, welches die Menschen in dieser von ihm so
erdachten Hölle erfahren
würden, schreibt Augustinus, dass es von diesem grässlichen
Schmerz keine "Erlösung" gebe wie bei einem Menschen, der z. B. durch den Tod
von Schmerzen erlöst würde. Der Kirchenheilige begründet dieses sein an grässlichstem
Sadismus nicht zu überbietendes Denken auch noch mit den angeblich "wunderbaren"
Möglichkeiten des "allmächtigen" Schöpfergottes, der seine Schöpfung so hat
einrichten können, und er verhöhnt damit Gott, den Ewigen, auf wahrhaft
teuflische Weise.
Augustinus wörtlich:
"Denn dass Leibeswesen auch im Feuer zu leben
vermögen, in der Glut, ohne verzehrt zu werden, in der Pein, ohne zu sterben,
habe ich oben schon zur Genüge dargetan; sie vermögen es durch Wunderwirkung
ihres in jeder Hinsicht allmächtigen Schöpfers. Wer diesem die Kraft dazu
abspricht, der weiß nicht, von wem all das Wunderbare herkommt, das er an allen
Naturen anstaunt." (De Civitate Dei 21, IX)
Liebe Leserinnen, liebe Leser, sehen Sie das auch so? Dann bleiben Sie
katholisch oder evangelisch. Dann sind das die Religions-Konfessionen, die zu
ihnen passen. Für uns ist dies jedoch der Gipfel einer zynischen Verhöhnung des
Schöpfergottes, mit dem sich für jeden Menschen, der noch Herz und Verstand hat, Augustinus, der "Kirchenheilige" und Kirchenlehrer der
katholischen Kirche, als Gegner des Schöpfergottes und Vertreter des Systems Baal und seiner dunklen
und grausamen Weihungen entlarvt. Und damit entlarvt er auch seine Kirche.
Augustinus weiter wörtlich, wie die
Priester und Kirchenmitglieder von daher beten sollen:
"Wüsste sie [die
Kirche] übrigens von dem einen oder anderen sicher, dass er zu denen gehöre,
die, noch im irdischen Leben befindlich, doch vorherbestimmt sind, ins ewige
Feuer einzugehen mit dem Teufel, so würde sie für einen solchen so wenig beten
wie für den Teufel. Weil sie jedoch über
niemand in der Hinsicht Gewissheit hat, so betet sie für alle ihre Feinde,
genauer für alle am Leben befindlichen Feinde unter den Menschen, ohne indes für
alle erhört zu werden. Sie wird vielmehr nur für die erhört, die, trotzdem sie
der Kirche feindlich gegenüberstehen, doch in der Weise vorherbestimmt
sind, dass die Kirche in ihrem Gebete für sie Erhörung finden soll und dass
aus den Gegnern Kinder der Kirche werden sollen."
(De civitate Dei 21, XXIV)
Die römisch-katholische Kirche lehrt bis heute offiziell, in Worte
gefasst unter anderem über 400 Jahre nach dem Tod von Augustinus:
"Der gute und gerechte Gott
erwählte aus ebendieser Masse des Verderbens [massa perditionis] gemäß seinem Vorherwissen
die, welche er aus Gnade zum Leben vorherbestimmte [Röm 8, 29f; Eph. 1, 11],
und bestimmte sie für das ewige Leben vorher; von den übrigen aber, die er
nach dem Ratschluss seiner Gerechtigkeit in der Masse des Verderbens
zurückließ, wusste er im Voraus, dass sie zugrunde gehen würden, aber er
bestimmte nicht vorher, dass sie zugrunde gehen sollten; er bestimmte diesen
aber, weil er gerecht ist, die ewige Strafe vorher [mehr dazu siehe
oben in der Einleitung]. Und deshalb reden wir
lediglich von einer Vorherbestimmung Gottes, die sich entweder auf das
Geschenk der Gnade erstreckt oder auf die Vergeltung der Gerechtigkeit."
(Synode
von Quiercy, Mai 853, zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der
Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage,
Freiburg 2009, Lehrsatz Nr. 621)
Martin Luther (16. Jahrhundert) und sein "Gott" der Unterwelt
Martin Luther hat sich vor allem in seiner "Haupt"-Schrift De servo arbitrio
[= Vom geknechteten Willen] zur Prädestinationslehre geäußert, Quellenangabe:
Weimarer Ausgabe der Lutherschriften, WA 18.
Im Folgenden zitieren wir Martin Luther wörtlich. Eine Kommentierung seiner
zynischen Vorstellung eines angeblich grausamen Gottes erfolgt an dieser Stelle nicht. Es
ist bereits weiter oben dazu alles Wesentliche gesagt. Und manches wird im
nächsten Kapitel dazu noch ergänzt, wo es um die lutherischen
"Sektenbeauftragten" geht. Doch zunächst Martin Luther wörtlich:
"Solange der Mensch der Ansicht ist, er könne für sein Heil
auch nur das Geringste tun, bleibt er im Vertrauen auf sich selbst und
verzweifelt nicht ganz an sich … Wer aber keinesfalls daran zweifelt, dass
alles am Willen Gottes hängt, der verzweifelt gänzlich an sich selbst, wählt
nichts für sich aus und wartet auf den wirkenden Gott." (Martin Luther,
De servo arbitrio, Vom geknechteten Willen, Weimarer Ausgabe Nr. 18. S. 632)
"Damit also dem Glauben Raum gegeben wird, ist es notwendig,
dass alles, was geglaubt wird, verborgen ist. Es kann aber nicht tiefer
verborgen sein als unter dem Gegensatz zum gegenständlichen Objekt, zur
Empfindung und Erfahrung. Wenn Gott lebendig macht, tut er es also, indem er
tötet; wenn er rechtfertigt, tut er das, indem er schuldig macht; wenn er in
den Himmel führt, tut er es, indem er in die Hölle führt, wie die Schrift
sagt: ´Der Herr tötet und macht lebendig, führt in die Hölle und wieder
heraus`. 1Sam 2[,6] Davon ausführlicher zu reden ist hier nicht der Platz;
wer unsere Schriften gelesen hat, dem ist dies ganz vertraut. So verbirgt
Gott seine ewige Güte und Barmherzigkeit unter ewigem Zorn, die
Gerechtigkeit unter Ungerechtigkeit. Das ist der höchste Grad des Glaubens,
zu glauben, jener [Gott] sei gütig, der so wenige rettet und so viele
verdammt; zu glauben, dass er
gerecht ist, der uns durch seinen Willen
unabänderlich verdammenswert macht, so dass er, Erasmus [von Rotterdam]
zufolge, an den Qualen der Unglücklichen Gefallen zu haben und eher hassens-
als liebenswert zu sein scheint. Wenn ich also auf irgendeine Weise
begreifen könnte, wie denn dieser Gott barmherzig und gerecht ist, der
solchen Zorn und solche Ungerechtigkeit zeigt, wäre der Glaube nicht nötig.
Da es nun nicht begriffen werden kann, wird Raum gegeben zur Einübung des
Glaubens, indem Derartiges gepredigt und öffentlich verbreitet wird; und
zwar nur so, dass, indem Gott tötet, der Glaube an das Leben im Tod eingeübt
wird." (Martin Luther, De servo arbitrio, Vom geknechteten Willen,
Weimarer Ausgabe Nr. 18. S. 633)
"Auf diese Weise ist der menschliche Wille mitten zwischen
beide gestellt, ganz wie ein Reittier, wenn Gott darauf sitzt, will er und
geht, wohin Gott will … Wenn der Satan darauf sitzt, will er und geht, wohin
der Satan will. Und er hat nicht die Entscheidungsfreiheit, zu einem der
Reiter zu laufen oder ihn zu suchen, sondern die Reiter selbst streiten
darum, ihn festzuhalten und zu besitzen." (Martin Luther, De servo arbitrio,
Weimarer Ausgabe 18, S. 634 f.)
"Vieles tut Gott, was er uns durch sein Wort nicht zeigt.
Vieles auch will er, von dem er durch sein Wort nicht zeigt, dass er es
will. So will er nicht den Tod des Sünders, nämlich nach dem Wort 1Tim 2,4;
er will ihn aber nach jenem unausforschlichen Willen. Wir sollen aber auf
das Wort schauen und jenen unausforschlichen Willen stehen lassen … Es
genügt zu wissen, dass in Gott ein unausforschlicher Wille da ist [Anmerkung:
Jesus und die wahren Gottespropheten lehrten solches nicht]. Was aber
dieser Wille und warum und inwiefern er es will, das darf man
schlechterdings nicht fragen, zu erkunden wünschen, sich darum kümmern oder
berühren, sondern nur fürchten und anbeten … Warum aber jene Majestät diese
Schuld unseres Willens nicht wegnimmt oder ihn bei allen verwandelt, da es
doch nicht in der Macht des Menschen liegt, oder warum er ihm das zurechnet,
obwohl der Mensch davon nicht frei sein kann, das darf man nicht fragen, und
wenn du auch viel fragst, du wirst es niemals erfahren, wie Paulus Röm 11
sagt: ´Wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst?`" (Martin Luther, De
servo arbitrio, Weimarer Ausgabe 18, S. 685 f.)
Liebe Leserinnen, liebe Leser, nennen Sie
sich noch "lutherisch"? Dann wissen Sie jetzt, welcher Macht man
Sie
übereignet hat. Ihren Eltern, die das meist aus Unkenntnis bei Ihrer Taufe getan
haben, als Sie noch Säugling waren, sollten Sie jedoch von Herzen vergeben. Denn
die meisten Eltern haben es gut gemeint. Aber sie wurden genauso in die Irre
geführt wie alle, bevor sie sich mit diesen Themen näher beschäftigt
haben und vieles von dem ans Licht kam, was dahinter steckt.
Problematisch sei Martin Luthers Annahme, so zunächst hier ein Satz des Beauftragten
Prof. Dr. Werner Thiede, "dass ein Teil
der Menschen endgültig nicht gerettet wird – Menschen nämlich, die nicht aus
freiem Willen von Gott abgefallen, sondern von Gott zur ewigen Verdammnis
vorherbestimmt worden sind ... Entsprechend nimmt er [Luther] an, dass sich im Leben
vor dem Tode am Glauben oder Unglauben eines Menschen zeigt, ob er sozusagen
in Richtung Himmel oder Hölle nach dem Tode fährt. In diesem Sinne
formuliert er: Wer an Christus ´glaubt, hat das Leben, wer nicht, ist
verdammt. Das Urteil ist längst ergangen` (Weimarer Ausgabe 41, 430, 1-3)".
(Werner Thiede, Auferstehungshoffnung nach Martin Luther, EZW-Texte
(Evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen), Impulse Nr. 34, Stuttgart
1992, S. 19)
Ein spezieller Experte unter den Theologen für die die
Lehre Luthers war
der
ehemalige "Sektenbeauftragte" und Kirchenrat Dr. Wolfgang Behnk. Er hatte mit
der Auslegung der
Lutherschrift De servo arbitrio (Vom geknechteten Willen) einst seinen theologischen Doktorgrad erworben. Deshalb hier vor allem einige
Zitate aus dieser Promotion mit dem Titel
Contra Liberum Arbitrium Pro
Gratia Dei (Gegen den Freien Willen Für die Gnade Gottes), die in der Ausgabe Der
Theologe Nr. 1 ausführlicher besprochen ist.
Dr. Wolfgang Behnk kann deshalb auch als ein "Hüter" der reinen lutherischen Lehre
verstanden werden gegen moderne Veränderungsversuche. Auch wenn er Martin Luther
als Person im Sinne
der späteren "Evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften" (in
denen
ein paar Änderungen an Luthers ursprünglicher Lehre vorgenommen wurden) ansatzweise
ein wenig
kritisiert, so betrachtet er dessen Lehre dennoch als "letztlich
verbindlich"
(S. 397). Außerdem haben wir eingangs bereits darauf hingewiesen,
dass der Unterschied zwischen der Prädestinationslehre Martin Luthers (meist
"doppelte Prädestination" genannt) und
der unter Rückgriff auf den Kirchenheiligen Augustinus scheinbaren Abmilderung durch die evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften für die Opfer letztlich bedeutungslos ist.
Nun im Folgenden etwas ausführlicher der Beauftragte Dr. Wolfgang Behnk über Luther:
"Der Wille des Menschen hat mithin über seine eigene
Verstockung keinerlei Macht, sondern ist dem ihn verstockenden Willen Gottes
– wenngleich willig und verantwortlich – ausgeliefert. Wird dadurch aber
nicht Gottes Güte und Gerechtigkeit in Frage gestellt? Luther beantwortet
diese Frage unter Verwendung eines Bildes entschieden negativ. Weil der
menschliche Wille das Gute nicht wollen kann, sondern immer nur das Böse,
darum kann man ihn mit Ton oder unbestelltem Land vergleichen, auf welchen
die Sonne scheint; trotz ihrer lenitas (Weichheit), so der Reformator, bewirkt sie, dass
der Ton immer härter und das unbestellte Land immer dorniger wird."
(Der lutherische Theologe Dr.
Wolfgang Behnk in: Contra Liberum Arbitrium Pro Gratia Dei, Frankfurt 1982,
S. 334)
"Demgegenüber wird die Prädestination in DSA
[Luthers Schrift
"De servo arbitrio" = Vom geknechteten Willen]
durchaus so gedacht, dass
Gottes ewige Erwählung oder Verwerfung des Menschen zum Heil oder zur
Verdammnis auch auf Ewigkeit hin gültig ist. Die Frage ist nur, ob Luther
die Verdammung lediglich als Strafzuweisung Gottes unter der Voraussetzung der
durch den Menschen ursächlich bedingten Sünde versteht, oder ob die
Verdammnis bereits in eine weitergehende Verwerfung eingebettet ist, die
über sie hinaus auch noch die Bestimmung des Menschen zum Bösen, d. h. die
Verursachung der Sünde, umfasst, was wiederum mit der Schuldfrage engstens
zusammenhängt."
(S. 347)
"Allerdings, so Luther, bringt ein solcher Glaube an Gottes
Erwählung in Christo auch schwere und schwerste Anfechtungen mit sich. Eine
von ihnen besteht in der schmerzlichen Demütigung, die durch die Verneinung
unseres freien Willens entsteht; jedoch gelangen wir gerade auf dem Weg
einer derartigen humilatio (Erniedrigung) zu der Gewissheit, dass Gott
allein uns zu erretten vermag. Eine andere Anfechtung ist schwerer: Sie
besteht in der Verzweiflung, dass es offenbar eine ganze Anzahl von Menschen
gibt, die nicht zu den electi (Auserwählten) gehören; Luther quantifiziert
sie als die Zahl jener, die der Heilige Geist nicht gebessert hat, sondern
im Unglauben verloren gehen lässt."
(S. 353)
"... der Empfang des Heils und des Unheils hängt allein davon ab, ... welche
Menschen er [Gott] verloren gehen lassen will, und welche nicht ... Luther
... präzisiert auch, ... was er [Gott] will, nämlich den Tod des Sünders,
den er keineswegs betrauert oder gar aufzuheben bereit ist. Und zwar aus dem
bereits vorgebrachten Grund, dass Gott ´omnia in omnibus` (= alles in allem)
wirkt, auch den Tod."
(S. 362)
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wenn Sie das
auch glauben, dann bleiben Sie sinnvollerweise Kirchenmitglied und nennen sich
weiter "lutherisch"!
Der große evangelische Reformator Johannes Calvin (1509-1564) lehrt, Prädestination sei "die ewige Anordnung Gottes, derzufolge er bei sich beschloss, was aus jedem Menschen werden sollte nach seinem Willen. Denn sie werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung geschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis im Voraus verordnet." (Johannes Calvin, Institutio Christianae religionis III, XXI, 5)
"Die ewige Wahl Gottes aber, Gottes Verordnung zur Seligkeit, geht nicht
zumal über die Frommen und Bösen, sondern allein über die Kinder Gottes, die
zum ewigen Leben erwählet und verordnet sind, ´ehe der Welt Grund gelegt
ward` … Die Vorsehung Gottes sieht und weiß zuvor auch das Böse, aber nicht
so, dass es Gottes gnädiger Wille wäre, dass es geschehen sollte; sondern
was der verkehrte, böse Wille des Teufels und der Menschen vornehmen und tun
werden und wolle, das sieht und weiß Gott alles zuvor, und hält seine
Vorsehung auch in den bösen Händeln oder Werken ihre Ordnung, dass von Gott
dem Bösen, welches Gott nicht will, sein Ziel und Maß gesetzt wird, wie
ferne es gehen und wie lang es währen solle, wann und wie er’s hindern und
strafen wölle ... Wie Gott in seinem Rat verordnet hat, dass der Heilige
Geist die Auserwählten durchs Wort berufen, erleuchten und belehren und
dass er alle die, so durch rechten Glauben Christum annehmen, gerecht und
selig machen wölle; also hat er auch in seinem Rat beschlossen, dass er
diejenigen, so durch Wort berufen werden, wann sie das Wort von sich stoßen
und dem Heiligen Geist, der in ihnen durchs Wort kräftig sein und wirken
will, widerstreben und darin verharren, sie verstocken, verwerfen und
verdammen wölle." (Konkordienformel, Solida Declaratio XI., Von der
ewigen Vorsehung, 1580, zit. nach Bekenntnisschriften der
Evangelisch-Lutherischen Kirche, Göttingen 1980, S. 1075)
Siehe oben: Zur "Vorhersehung"
als einer verkappten "Vorherbestimmung"
PS: Für
diese hier dargelegten Glaubensmeinungen der evangelisch-lutherischen Kirche zahlen Sie als Mitglied Kirchensteuer.
Und dafür müssen
Sie sich als aus der Kirche Ausgetretener trotzdem an
staatlichen Milliardensubventionen
für diese Kirche beteiligen.
Zunächst scheint es positiv zu klingen, wenn es im
Heidelberger Katechismus von 1563 heißt:
"Was glaubst du von der ´heiligen, allgemeinen,
christlichen Kirche`? Ich glaube, dass der Sohn Gottes aus dem ganzen
Menschengeschlecht sich eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben durch
seinen Geist und Wort in Einigkeit des wahren Glaubens von Anbeginn der Welt
bis ans Ende versammelt, schützt und erhält und dass auch ich ein lebendiges
Glied dieser Gemeinde bin." (Heidelberger Katechismus, 1563, Frage 54)
Mit dieser Formulierung vermeidet der Heidelberger Katechismus eine
klare Aussage zur Prädestination, bringt sie aber in den Worten
"auserwählte Gemeinde" trotzdem zum Ausdruck.
Das Helvetische Bekenntnis von
1566 versucht es dann dadurch schönzureden, dass man ja nicht wisse, wer auf
welcher Seite stünde, nur, dass die Erwählten eine "geringe Zahl" seien.
Desto schlimmer. Warum "schöpft" dieser Gott so viele Menschen, wenn
er dann nur eine "geringe Zahl" von ihnen erwählt, nicht grausam zu leiden?
Wörtlich: "Obwohl nur Gott weiß, wer die Seinen
sind und da und dort [in der Schrift] die geringe Zahl der Erwählten erwähnt
wird, muss man doch für alle das Beste hoffen und darf nicht vorschnell
jemanden den Verworfenen beizählen." (Kapitel X)
In der Nachfolge Johannes Calvins beschließt die Evangelisch-Reformierte Kirche
auf der Dordrechter Synode in den Jahren 1618 und 1619 in Dordrecht/Niederlande dann aber doch unmissverständlich die angebliche Vorherbestimmung jedes Menschen
entweder zur
ewigen Seligkeit oder zur ewigen Hölle, beides als angeblichen "ewigen Ratschluss"
ihres "Gottes".
In den Lehrregeln von Dordrecht, die – gleich den katholischen und
lutherischen Lehren – nichts mit Jesus, dem Christus, und mit
dem Schöpfergott, den Er uns nahe brachte, zu tun haben, heißt es unter anderem:
"Dass aber zur Zeit einige mit dem Glauben beschenkt
werden, andere nicht, das geht aus Gottes ewigem Ratschluss hervor, denn
alle seine Werke weiß Gott von Ewigkeit. Nach diesem Ratschluss erweicht er
die Herzen der Auserwählten gnädiglich, mögen sie noch so hart sein, und
führt sie zum Glauben, die Nichtauserwählten aber überlässt er nach
gerechtem Urteil ihrer Bosheit und Verhärtung ..."
(Artikel 6)
"Und wie Gott selbst am weisesten
ist, unveränderlich, allwissend und allmächtig, so kann die von ihm
geschehene Erwählung weder unterbrochen, noch verändert, noch widerrufen
oder abgebrochen werden, noch können die Erwählten verworfen, noch kann ihre
Zahl vermindert werden."
(Artikel 11)
Ein neues Bekenntnis für das dämonische Baal-System: Die Dordrechter Synode beratschlagt
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