Der Theologe Nr. 89, aktualisiert am 24.3.2024
Einleitung:
(Hier
gelangen Sie gleich zum Inhaltsverzeichnis der weiteren Kapitel)
Dr. Wolfgang Behnk, der so
genannte "Sektenbeauftragte" der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
(1949-2022), hat sich in diesem Erdenleben einen Namen gemacht als
fanatischer Bekämpfer von Andersdenkenden, vor allem von Urchristen
im Universellen Leben, deren bürgerliche Existenz er mit Verunglimpfungen und lügenhaften Meinungen über Jahre und Jahrzehnte
attackierte und gegen deren Einrichtungen er entsprechend zu Felde zog. So berichten es
viele Betroffene. In den letzten Jahren war es allerdings ruhig um
ihn geworden.
Am 10.2.2022 veröffentlichte der Evangelische Pressedienst
dann eine Meldung über seinen Tod.
Größere öffentliche Aufmerksamkeit für ihn hatte es zuletzt 2014 gegeben.
Die Nachrichten der
Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern hatten Dr. Behnk anlässlich des
Beginns seines Ruhestands im Jahr 2014 geehrt als den
"Mann, der alle
Register zog" (Nr. 4/2014). Und der ihm
vorgesetzte Oberkirchenrat
Michael Martin wandte sich bei dieser offiziellen Verabschiedung des
modernen Inquisitors am 11.4.2014 in der so genannten
"Evangeliumskirche" in München-Hasenbergl im Namen der gesamten
evangelisch-lutherischen Kirche
an die jenseitige Macht, die deren Vertreter als ihren "treuen Gott" titulieren:
"Treuer Gott, wir danken ... dir für alles, was du durch
Wolfgang Behnk gewirkt hast." (zit. nach
religio.de)
Doch welchem "Gott" bzw. welchem Religionsgötzen sollte hier
gedankt werden? So "gelang"
Wolfgang Behnk
beispielsweise die
Vernichtung eines EDV-Betriebes aufgrund von Verdächtigungen, dass nur aufgrund des urchristlichen Glaubens von
Betriebsangehörigen, zu deren Zentrum die Zehn Gebote gehören, die Daten bei dieser Firma angeblich nicht "sicher"
seien, um an dieser Stelle nur eines von vielen markanten Beispielen
zu nennen.
Dr. Behnk betrachtet nach seinen Selbstaussagen Martin Luther,
der gegen alle Andersdenkenden mit brutaler Gewalt
vorging, bis hin zu Tötungsaufforderungen, als seinen "geistigen
Vater".
Bei einer staatlich anerkannten Schule, die nach
den Werten des deutschen Grundgesetzes, nach den staatlichen
Lehrplänen und nach urchristlichen Werten der Gottes- und
Nächstenliebe
arbeitet und welche bei Schülern, Eltern und Behörden gleichermaßen gut
angesehen ist, erreichte er trotz von ihm aus der Luft gegriffener
Unterstellungen sein Ziel, dass die Schule geschlossen wird, jedoch
nicht. Auch seine
völlig haltlose und bösartige Beschwörung im Jahr 1993, in Deutschland könne
bei dieser Gemeinschaft unter bestimmten
Umständen ein ähnliches
"Sekten-Drama" wie 1992 in Waco/Texas/USA stattfinden, wo
bei einer
gewaltsamen
Auseinandersetzung mit dem FBI 82 Menschen ums Leben kamen,
zählte zu den "Registern", die er zog (siehe oben)
und um deretwillen er
von der Evangelisch-Lutherischen Kirche so gelobt wurde. Er hatte
seinen Rufmord zuvor über
ein Radio-Interview öffentlich verbreitet.
Zwar wurden aufgrund dieser
und weiterer gezielter Aufhetzungen des "Sektenbeauftragten" Scharen von
Sensations-Journalisten auf die Urchristen gehetzt, die jedoch
nichts Belastendes fanden, denn das
Schreckens-Szenario des Kirchenmannes war nur eine rufmörderische
Meinungsäußerung, um seinen Mitmenschen massiv zu schaden, aber ohne reale
Substanz.
Auch der renommierte
Buchautor Prof. Dr. Hubertus Mynarek legte am Beispiel des
Kirchenrats Dr. Behnk die lutherische Inquisition der Gegenwart dar.
Siehe dazu auch deren geistige Wurzeln bei Martin Luther.
Bei mir, dem Autor dieser Untersuchung,
einem ehemaligen Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche und
heutigen
Herausgeber des "Theologen",
hatte das Wirken des offiziellen Beauftragten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
jedoch wiederum den dort angestrebten "Erfolg". Nachdem der Mann,
"der alle Register zog", in der
fränkischen Stadt Ansbach 1995 einen seiner vielen
Inquisitions-Vorträge hielt, über den dann in der Lokalpresse ausführlich
berichtet wurde, geschah Folgendes: Bis dahin betrieb ich in Ansbach
in Frieden und Einvernehmen mit allen dort tätigen Kollegen
zweimal wöchentlich einen Marktstand
mit Lebensmitteln aus kontrolliert-ökologischem und friedfertigem Anbau.
Nun aber wurde
dieser Stand von der Stadtverwaltung plötzlich aus fadenscheinigen Gründen
gekündigt. Dr. Behnk hatte unmittelbar zuvor die Verbindung des
Marktverkäufers zur urchristlichen Glaubensgemeinschaft hergestellt,
die er schon des längeren als angeblich "gefährliche Sekte" verleumdete, eben, weil sie sich nicht den
Papst- und den Luther-Lehren und deren Kirchengott unterwirft und mit den kirchlichen
Großinstitutionen nicht gemeinsame Sache macht.
Man könnte insgesamt Seiten über Seiten füllen über die Umtriebe nur dieses
einen Mannes und über die gravierenden
negativen Folgen für die von ihm Verleumdeten und Bekämpften. Es soll jedoch, damit die
Informationen in dieser Ausgabe des "Theologen"
überschaubar bleiben, bei einigen Aspekten bleiben, die das Wirken der
Evangelischen Kirche Ende des 20. Jahrhunderts und zu Beginn des 21.
Jahrhunderts dokumentieren. Denn dabei geht es letztlich nicht um
diese einzelne Person, sondern um diejenige Macht, die er als Person
lediglich repräsentierte, die hinter ihm stand, ihn beauftragte und
die auf diese und manch andere nachfolgend dargelegte Weise ein
inquisitorisches Machtkonglomerat bildet, für das Dr. Behnk nur die
Speerspitze bildete.
So ließ der
Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern bei der
Verabschiedung ihres "Sektenbeauftragten" keinen Zweifel daran, dass
es hier um die Sache der "ganzen Kirche" (!) geht.
Oberkirchenrat OKR Michael Martin wörtlich: "Abschließend
soll noch
einmal das UL
[Kirchlicher Spottbegriff für Urchristen im Universellen Leben]
zu Wort kommen,
wo es heißt:
´´Pfarrer` Behnks Werk
wird ´bis heute gedeckt
von seinen kirchlichen
Vorgesetzten, den jeweiligen
bayerischen Landesbischöfen
Johannes Hanselmann
(bis 1994), Hermann
von Loewenich (1994-1999)
und Johannes Friedrich
(1999-2011)
und Heinrich Bedford-Strohm
(seit 2011).`Ja,
das stimmt! Lieber Herr Dr. Behnk,
nicht nur vier Bischöfe,
unter denen Sie Ihren langjährigen
Dienst versehen haben, nein: unsere ganze
Kirche dankt Ihnen für Ihr Engagement
und Ihre Treue als landeskirchlicher Beauftragter."
Die ganze (!) Kirche also, einschließlich aller auf diese Weise
vereinnahmten Kirchensteuerzahler und
Mitglieder, dankten hier dem, der sich die Bekämpfung des Urchristentums
und der Gottesprophetie der Gegenwart
auf seine Fahnen geschrieben hat,
frei nach dem Motto: "Das Wort
muss weg". Letztlich war es ein Kampf im
Namen Martin Luthers gegen Jesus, den Christus und Seine
Friedenslehre der Gottes- und Nächstenliebe in unserer Zeit.
Bezeichnend dafür wurden in der in der Süddeutschen Zeitung
am 19.2.2022 veröffentlichten Todesanzeige nicht nur zwei
Luther-Zitate erwähnt, sondern auch ein Foto Luthers dazu mit
veröffentlicht. Der Name Christus wurde bei der Huldigung des
Verstorbenen als einem "überzeugten
Lutheraner" weggelassen und damit wenigstens ein weiterer
Missbrauch dieses guten Namens vermieden.
DOKUMENTATION
"Wenn Sie bei mir auf Inquisition tippen, dann
liegen Sie natürlich richtig!" |
Wesentlich ist dabei die geistige Grundlage, also die Basis der gut bezahlten "Inquisitions"-Tätigkeit
des Sektenbeauftragten Behnk und von seinesgleichen.
Diese erläuterte der spätere evangelische Kirchenrat selbst in seiner Doktorarbeit mit dem Titel
De servo arbitrio Pro Gratia Dei
(Über den geknechteten Willen – Für die Gnade Gottes). Seinen
klerikalen Doktorhut erwarb er also aufgrund einer Untersuchung einer
der
zentralen Schriften Martin Luthers, seines, wie er ihn selbst
nannte, "geistigen Vaters", mit dem Titel De servo arbitrio (Vom geknechteten Willen).
Dieses Werk des "Reformators" führt die Gläubigen hinunter in die
Abgründe des von der Kirche so gepriesenen "treuen Gottes", von dem Oberkirchenrat
Michael Martin bei der Verabschiedung des Sektenbeauftragten Behnk
im Jahr 2014
sprach. Es ist der lutherische "Gott", der sich für viele Gottsucher, die
bei ihrer Gottsuche ihren
gesunden Menschenverstand nicht ausschalten, als ein Götze
entpuppte, der mit dem Gott, den uns Jesus von Nazareth nahe
brachte, nichts zu tun hat. Im Gegenteil.
Dies soll keine bloße These
bleiben ohne Nachweise. Denn wir können es belegen. Prüfen Sie selbst, wenn Sie dem "Gott" auf die Schliche
kommen wollen, an den in der Evangelisch-Lutherischen Kirche
geglaubt wird. Lesen Sie Der Theologe Nr.
1 – Martin Luther und der Gott der Unterwelt: Die Lehre und
Hintergründe der evangelisch-lutherischen Kirche und die
Studie des Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Hubertus Mynarek, der wie kein
anderer das Wesen des Glaubens von Martin Luther, dem "geistigen
Vater" von Kirchenrat Behnk und der lutherischen Kirchenführer,
herausgearbeitet hat:
Gottesvergiftung und Glaubenswahn nach Martin Luther.
Ein Psychogramm des Reformators – Das
Seelenleben eines Inquisitors.
Martin Luther
behauptet in seiner Schrift zum Beispiel eine angebliche Alleinwirksamkeit "Gottes" in allem,
was geschieht, im Guten wie im furchtbar Bösen. Also, Gott bewirke,
so der Glaube Martin Luthers, auch alles Böse in dieser Welt. Weiterhin behauptet
Martin Luther, dass "Gott" nur einige Menschen zur ewigen Seligkeit vorher
bestimmt habe; alle anderen jedoch habe der gleiche "Gott" zu
einer ewigen Hölle
vorher bestimmt. Mit anderen Worten: Bei der Zeugung von Milliarden
von Embryos bestimme der Gott Martin Luthers voraus, dass diese werdenden
kleinen
Menschen einst in einer – glaubt man der kirchlichen
Tradition und ihrer Lehre – an Grausamkeit nicht zu überbietenden ewigen
Hölle enden sollen.
Und, was damit zusammen hängt: Nach Martin Luther besitze
der
Mensch folglich auch keinen freien Willen, sich für ein Leben nach
den Gottesgeboten
frei zu entscheiden, sondern er werde im späteren Leben entweder von "Gott" oder vom
Teufel "geritten", je nach seiner angeblich göttlichen Vorherbestimmung.
Zwar schrieb Dr. Wolfgang Behnk, dass
diese hier kurz skizzierte Martin-Luther-Lehre "gefährlich" sei, aber
– nach einem
über 300 Seiten langen intellektuell akrobatischen und für
Normalbürger weitgehend unverständlichem Wenn und Aber – trotzdem "letztlich verbindlich".
Das einfache Kirchenmitglied wird dafür ja auch als
Kirchensteuerzahler gebraucht.
Dabei stellt sich unter anderem die Frage: Was will man auch von
heutigen Kirchenmännern, die über andere Gemeinschaften mit bösen
Verleumdungen urteilen, anders erwarten, als dass sie diesen Mann Martin Luther verehren,
an seine Lehre
glauben, sich als dessen "geistige Kinder" fühlen und sich sogar "lutherisch" nennen? Doch warum machen sich staatliche Behörden
vielfach zum Büttel dieser modernen Inquisition und schenken ihr teilweise
blinden Glauben? Oder warum stellen sie Lutheraner und Katholiken gar
als staatliche "Sektenbeauftragte" in den Staatsdienst ein,
obwohl der Staat laut seinem eigenen Grundgesetz zur weltanschaulichen Neutralität gegenüber allen
gesetzestreuen Glaubensgemeinschaften verpflichtet wäre? Ist dies
nicht ein Beweis für die Unterwanderung des Staates durch
Kirchen-Lobbyisten, die eben nicht die Werte des guten Grundgesetzes des
Bundesrepublik Deutschlands vertreten, sondern stattdessen die Lehren ihrer
Kirche, einschließlich der Ausmerzungs-Doktrine gegenüber
Andersdenkenden, wörtlich auf vielerlei Art im
Katholizismus in den Dogmen und im
Protestantismus und Bekenntnisschriften niedergelegt.
Dazu sei an dieser Stelle vor allem auch an Martin Luther selbst erinnert, der einst die
Hinrichtung von Predigern gefordert hatte, die nicht von seiner
Kirche autorisiert worden sind. Wörtlich: "Wenn sie gleich
das reine Evangelium wollten lehren, ja wenn sie gleich Engel und
Gabriel vom Himmel wären. Will er predigen, so beweise er den Beruf
oder Befehl. Will er nicht, so befehle die Obrigkeit solchen Buben
dem rechten Meister, der Meister Hans heißt (= dem Henker)."
(Der 82. Psalm durch D.M.L., geschrieben
und ausgelegt Anno 1530, Tomos 5, S. 74b ff.)
In dieser Ausgabe des "Theologen" wird beispielhaft für die moderne kirchliche Inquisition des 20. und 21. Jahrhunderts vor allem eine Zusammenfassung der Tätigkeiten Dr. Wolfgang Behnks bis zum Jahr 2003 gegeben. Die Studie Ein Falschmünzer im Pfarrertalar (1) wurde dem Buch Der Steinadler und sein Schwefelgeruch, Marktheidenfeld 2003, mit freundlicher Genehmigung des Autors Matthias Holzbauer entnommen und geringfügig aktualisiert, und sie ist noch einmal in einzelne Kapitel unterteilt. Die Fußnoten wurden ebenfalls aus dem Buch übernommen. Das gilt auch für die Studie Eine urchristliche Schule – das darf nicht sein (2). Der Anhang Evangelische Kirche und Kinder: Dazu schwiegen die Sektenbeauftragten wurde von uns zusammen gestellt. Im Anschluss daran folgt noch ein Artikel aus dem Jahr 1998 aus der damaligen Zeitschrift Das Weisse Pferd (3). Dort wird von dem "Arbeitsplatzvernichter" Dr. Wolfgang Behnk berichtet, als es um die EDV-Firma ging, die ihm zum Opfer fiel; ergänzend dazu noch ein paar wenige Beispiele der Bekämpfung von Marktständen von Urchristen, die dort gesunde Lebensmittel aus friedfertigem und kontrolliert-ökologischem Anbau verkaufen (4), aus Materialien aus dem Buch Der Steinadler und sein Schwefelgeruch zusammengestellt; schließlich zum Abschluss eine eigene kurze Untersuchung zu dem Thema Was ein Sektenbeauftragter seinen eigenen Kindern widmet (5). Dort werden einige Passagen aus der Doktorarbeit der späteren Inquisitors näher beleuchtet, welche der als Inquisitor später zum Kirchenrat beförderte Dr. Wolfgang Behnk einst seinen damals noch kleinen Kindern gewidmet hatte und die auf noch einmal andere Art tief blicken lässt.
"Die Kirche hat kraft ihrer göttlichen Einsetzung die Pflicht, auf das gewissenhafteste das Gut des göttlichen Glaubens unversehrt und vollkommen zu bewahren und beständig mit größtem Eifer über das Heil der Seelen zu wachen. Deshalb muss sie mit peinlicher Sorgfalt alles entfernen und ausmerzen, was gegen den Glauben ist oder dem Seelenheil irgendwie schaden könnte. Somit kommt der Kirche aus der ihr vom göttlichen Urheber übertragenen Machtvollkommenheit nicht nur das Recht zu, sondern sogar die Pflicht, gleich welche Irrlehren nicht nur nicht zu dulden, sondern vielmehr zu verbieten und zu verurteilen, wenn das die Unversehrtheit des Glaubens und das Heil der Seelen fordern." (Das "Ausmerzungs-Prinzip" der Sektenbeauftragten, wie es der von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 selig gesprochene Papst Pius IX. formuliert hatte. Sein Schreiben aus dem Jahr 1862 wurde in die verbindliche Sammlung der Dogmen und Lehrsätze der römisch-katholischen Kirche aufgenommen; hier zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Regensburg 1992, Lehrsatz Nr. 382. Auch wenn es ein offizieller Lehrsatz nur der römisch-katholischen Kirche ist, so handeln auch lutherische Sektenbeauftragte nach diesem Ausmerzungs-Prinzip; unbewusst oft auch, um von ihrer katholischen Mutterkirche entsprechende Lorbeeren zu bekommen) |
Schließlich vor der Darlegung dieser
Details noch ein weiterer Hinweis:
Der Autor des "Theologen",
wie gesagt ein ehemaliger Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche,
hatte am 26.4.1995 einen Brief an viele ehemalige Weggefährten in der
lutherischen Kirche geschrieben – verbunden mit der Hoffnung, so
mancher könnte doch dem inquisitorischen Treiben Dr. Behnks Einhalt gebieten
oder sich zumindest in diese Richtung äußern. Doch nichts davon
geschah. Einziger kleiner Ansatz für eine Ausnahme war ein späterer
nichtöffentlicher Brief von einem Oberkirchenrat im Ruhestand an den
Autor, in dem es hieß: "Dass Pfarrer Behnk immer den
richtigen Ton getroffen hat, will ich gar nicht behaupten, aber es
waren öffentliche Auseinandersetzungen, bei der beide Seiten nicht
zimperlich in der Wahl ihrer Mittel waren" (Brief vom 2.6.2004
liegt vor). Dies war also die einzige Äußerung in dieser Art
weit und breit in einer unübersehbaren Fülle kirchlicher Verleumdungen
bis hin zu Rufmord und Aufforderungen zu Existenzzerstörungen. Der kirchlich
Rahmen wurde aber auch hier letztlich nicht
verlassen, und vorsichtige Kritik nur beim "Ton" angedeutet. Vor
allem wird auch hier nicht eingestanden, wo die Inquisition schon immer in der
Geschichte ihren Herd hatte, über welche staatliche und
gesellschaftliche Macht und Einflüsse sie auch heute noch verfügt und wie
man unschuldig zu deren Opfer werden kann, das keine Möglichkeit
hat, sich auf Augenhöhe gegen Unrecht zur Wehr zu setzen und dem
stattdessen vorgehalten wird, dabei doch auch "nicht zimperlich"
gewesen zu sein. Die
vielen Details aus dem unheilvollen Wirken Pfarrer Behnks als
praktische Umsetzung modernen Inquisition der
Evangelisch-Lutherischen Kirche und deren Folgen 5 mögen als Belege dafür dienen.
Sie werden in den nachfolgenden Kapiteln 1 bis 5 mit
dementsprechender Beweiskraft ausführlich dokumentiert.
Eine klare Antwort, wie das "Wirken" des Sektenbeauftragten
innerhalb seiner Kirche eingeschätzt wird, kam dann aber, wie oben bereits
dargelegt, weitere ca. 10 Jahre später, am 11.4.2014 durch Oberkirchenrat
Michael Martin: Behnks Wüten sei "bis heute gedeckt durch seine kirchlichen
Vorgesetzten"
(zit. nach
religio.de),
so eine klare Zuordnung der Verantwortlichkeit. Und wir kennen
dort auch keinen,
der sich außerhalb dieser eindeutigen "Deckung" gestellt hat.
So
möchten wir noch einmal klar herausstellen: Das Tun des
Sektenbeauftragten, über den in dieser Ausgabe berichtet wird, ist
folglich auch kein Verhalten, das nur eine einzelne Person zu
verantworten hat. Es geht hier eindeutig nicht um Persönliches. Sondern
die Verantwortung trägt die evangelisch-lutherische Kirche
als Ganzes, und ihr fortgesetzt inquisitorisches Wesen bis in
unsere Zeit wird auch
mithilfe dieser Untersuchung aufgedeckt. Denn der von seiner Kirche als
Kirchenrat geadelte Theologe handelte – wie auch seine Vorgänger – niemals im persönlichen
Interesse, sondern immer und ausschließlich im Namen seines Auftrag-
und Geldgebers.
Dabei wird in dieser Ausgabe, Der Theologe Nr. 89,
auch nicht nur ein stellvertretendes Handeln für
die gesamte Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern aufgedeckt,
deren Angestellter Dr. Behnk war, sondern darüber
hinaus für die gesamte Evangelische Kirche in Deutschland, die unter
dem gleichnamigen Dach "EKD" zusammen geschlossen ist. Denn auch dort wurde Dr.
Wolfgang Behnk als offizieller Vertreter des deutschen
Protestantismus aufgeführt und wurde auch nach Beginn seines
"Ruhestands" als Kirchenexperte gegen religiöse
Minderheiten weiterhin empfohlen. Und deren ehemaliger
Ratsvorsitzende, der bekannte Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2010
auch als überparteilicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten
im Gespräch, hielt
im Jahr 2019 den "Fest"-Vortrag zum 50-jährigen "Jubiläum" der
Einsetzung von Pfarrer Friedrich Wilhelm Haack als ersten
Sektenbeauftragter der Lutherkirche in Bayern im Jahr 1969, der
dann nach seinem Tod im Jahr 1991 bekanntlich von Pfarrer Wolfgang Behnk
abgelöst wurde. Das zeigt auf: Auch von Seiten der EKD oder deren weiteren
"Gliedkirchen" kam und kommt
nicht der geringste Widerspruch oder auch nur eine kleine Kritik an Behnks Wirken. Im Gegenteil.
(siehe dazu auch Aufruf zur
Umkehr)
Und das bedeutet weiterhin: Auch über Bayern
hinaus wird man dem "treuen Gott" der Kirche danken für sein
lügenhaftes Wirken, Ausnahmen nicht bekannt. Letztlich steht der einzelne
moderne Inquisitor, "der alle Register zog", damit für den gesamten zeitgenössischen
Protestantismus,
und er lebte vor, wie lutherisches Denken und Tun in unserer Zeit
aussieht und was es bewirkt. Und daran kann und sollte sich jeder auch orientieren,
der mehr über den evangelischen Glauben und seine Ethik wissen
möchte.
Kirchenrat i. R. Dr. Wolfgang Behnk hätte im Ruhestand nach 2014 über sieben
Jahre Zeit gehabt, sein Wüten gegen Andersdenkende zu hinterfragen und sich bei den von
ihm Verleumdeten und Bekämpften zumindest zu entschuldigen, auch wenn es für eine
Wiedergutmachung nicht mehr gereicht hätte. Doch nichts dergleichen geschah
bis zu seinem Tod. Dr. Behnk starb am 6. Februar 2022 im Alter von
73 Jahren als Mann mit höchster Kirchen-Reputation, der im Namen der
Kirche "alle Register" gezogen hatte.
Um welche weiteren "Register" handelte
es sich nun, die in unserer Zeit im Sinne und in der Nachfolge von
Martin Luther von ihm gezogen wurden?
Eine Auswahl davon wird hier nun in dieser Ausgabe Der Theologe Nr. 89
vorgestellt. Sie dokumentieren gleichzeitig das inquisitorische
Wesen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in unserer Zeit.
"Wenn sie gleich das reine Evangelium wollten lehren, ja wenn sie gleich Engel und Gabriel vom Himmel wären – will er predigen, so beweise er den Beruf oder Befehl [der Kirche]. Will er nicht, so befehle die Obrigkeit solchen Buben dem rechten Meister, der Meister Hans heißt (= dem Henker)." (Martin Luther erklärt die Kirche zur Richterin auch über die Engel im Himmel; zit. nach Der 82. Psalm durch D.M.L., geschrieben und ausgelegt Anno 1530, Tomos 5, S. 74b ff.) |
1 –
Der Lutheraner Wolfgang
Behnk – ein Falschmünzer im Pfarrertalar
2 –
Eine urchristliche Schule? Das
"dürfe nicht sein"
Evangelische
Kirche und Kinder: Hierzu schweigen die lutherischen
Sektenbeauftragten (nur eine kleine Auswahl)
3 – Wer das
"falsche" Gebetbuch hat, dürfe wirtschaftlich vernichtet werden
4 –
Der Kampf der Kirche
gegen Marktstände, wenn die Betreiber nicht katholisch oder
evangelisch sind
5 –
Was ein
Sektenbeauftragter seinen eigenen Kindern widmet
"Als Wolfgang Behnk,
evangelisch-lutherischer Pfarrer in Gerbrunn bei Würzburg, im Juni 1991 zum
Nachfolger des Ende 1990 verstorbenen bayerischen "Sektenbeauftragten"
Friedrich Haack ernannt wird, ahnt noch kaum jemand, wie ehrgeizig der etwas
nervös wirkende damals 41-Jährige danach trachten wird, seinen Vorgänger in der
Intensität der diabolischen Verleumdungsarbeit noch zu übertreffen –
zumindest was die Urchristen im Universellen Leben angeht", so schreibt der
Autor Matthias Holzbauer in seinem Buch
Der Steinadler und sein Schwefelgeruch – Das neue Mittelalter auf
Seite 310. Nachfolgend der weitere Inhalt dieses Buchkapitels, für diese
Ausgabe des "Theologen" leicht überarbeitet.
Der
kühle Norddeutsche gibt sich zunächst betont locker und kommunikativ, taucht
ohne Vorankündigung im Haus des Universellen Lebens auf, angeblich um
"Kontakt zu knüpfen", und teilt anschließend der Zeitung Main-Post mit, er wolle
nicht so wie sein Vorgänger [Pfarrer Friedrich Wilhelm Haack] agieren, der vielen "zu polemisch"
446 gewesen sei, der oft "mit Fakten geizte"
447 – nein: "argumentativ und dialogisch" werde sein Stil sein, er wolle
"offen das Gespräch mit den Gruppen und Bewegungen suchen", denn er sei
"kein Inquisitor", er praktiziere "Toleranz", wolle nicht "Zustimmung
aggressiv einfordern oder mit Heilsentzug drohen", sondern nur "Hilfen zur
Urteilsbildung geben, Fakten zeigen, aber das Urteil muss jeder selber
treffen". Die evangelische Kirche wolle "durch ihren Glauben überzeugen und
durch Taten, die daraus folgen, nicht durch institutionelle oder staatliche
Macht". 448
Hatte er schon mit diesen ersten
Worten im Amt die Öffentlichkeit bewusst getäuscht? Oder war er zunächst von
seinen Zielen überzeugt und geriet dann in geradezu obsessiver Weise in den
Bann seines Vorgängers, in dessen Archiv er sich mehrere Monate lang durch
die dort gestapelten Inquisitionsakten wühlte? Jedenfalls wurde sehr bald
erkennbar, dass der angekündigte Kurswechsel nicht nur ausblieb, sondern
dass Behnks Stil sich in das genaue Gegenteil seiner vollmundigen
Absichtserklärung verkehrte.
Schon wenige Tage nach seiner offiziellen Amtseinführung im Dezember 1991
lanciert Behnk einen Artikel in den Münchner Merkur
(16.12.1991), der unter der Überschrift Guru machte reiche Beute einen
der unter berufsmäßigen Rufschädigern so beliebten Rundumschläge durch die
"Ketzer"-Landschaft enthält. Behnk möchte jetzt plötzlich nicht mehr, wie wenige
Monate zuvor, Menschen durch den "Glauben überzeugen", sondern er will
"durch gezielte Information verhindern, dass Menschen dem Betrug auf den
Leim gehen". Dem Universellen Leben wirft er nun vor, diese "Sekte"
versuche, "Jugendliche in ihre Netze zu treiben". Behnk zimmert weiter an
seinem Feindbild: "Sekten" seien gefährlich, denn sie würden für den, der
"sich in sie hinein begibt, zur Droge, welche völlige Abhängigkeit bedeutet.
... Er hängt, medizinisch gesprochen, am ´Dauertropf` der Gruppe, die sich
´intensiv` seiner und seines Vermögens annimmt". 449 Das
Universelle Leben, so Behnk, sei eine "finanzstarke Kunst-Religion"
450, eine mit "bewundernswerter juristischer Raffinesse
aufgebaute totalitäre Organisation". Er warnt deshalb davor, "sich von der
Herzlichkeit der Sektenmitglieder beeindrucken zu lassen: Diese
Freundlichkeit ist eine knallharte Investition, die mit Zins und Zinseszins
zurückgefordert wird". 451 Der Kontrast zu seinen
Ankündigungen kurz zuvor, im Juni 1991, "dialogisch" argumentieren zu
wollen, könnte kaum schärfer sein.
Im 17. Jahrhundert hätte man gesagt: Wenn dir jemand besonders freundlich
vorkommt, so könnte es eine Hexe oder ein Hexer sein, die dich verzaubern
wollen. In jedem Fall ist es wichtig für einen Inquisitor, das "Volk" in
seinen natürlichen Wahrnehmungen und seinen spontanen Gefühlsregungen ("Ich
sehe jemanden, der freundlich ist; der kann doch so schlecht nicht sein") zu
verunsichern. Dabei greift Behnk, wie viele seiner Vorgänger, auf
einprägsame Bilder zurück: "Sekten" seien "wie ein Fliegenpilz: Von außen
betrachtet sind sie schön, aber beißt man hinein, erkennt man das Gift".
452
Der Giftpilz – so hieß ein "Stürmerbuch", 1938 vom
nationalsozialistischen Hetzblatt Der Stürmer
herausgegeben, in dem "deutscher Jugend ein Wissen von jüdischen Dingen"
beigebracht werden sollte. Wenn man auch die Verfolgung der Juden im Dritten
Reich nicht mit der heutigen Verfolgung religiöser Minderheiten vergleichen
kann, so sind die Analogien in der Verleumdungs-Argumentation doch immer
wieder verblüffend. So wie Behnk und andere Verleumdungsexperten dem
Universellen Leben (und nicht nur diesem) immer wieder vorwerfen, es
verfolge in erster Linie wirtschaftliche Ziele, so warf auch Der
Stürmer den Juden vor, sie seien "gar keine
Glaubensgemeinschaft, sondern ein Bund zur Vertretung wirtschaftlicher und
politischer Interessen". 453
Wolfgang Behnk verbindet geschickt die Verleumdungen seines Vorgängers Pfarrer Haack und des römisch-katholischen "Sektenbeauftragten" Graf von Magnis zu einem neuen Feindbild des Universellen Lebens, das er, losgelöst von der Realität, immer weiter ausbaut: Das Universelle Leben, so behauptet er, sei eine "geschlossene Ideologie, ... in der jegliche Kritikfähigkeit ausgeschlossen und keine Gewissensbildung mehr möglich" sei. 454 Die Urchristen hätten somit ihre "materielle Verfügungsgewalt" ebenso verloren wie ihre "geistige und gewissensmäßige Freiheit" und seien in Gefahr, in Panik zu geraten. 455 Behnk hat die Schriften des Universellen Lebens gelesen und weiß daher, dass die Bewahrung und Schulung eines wachen Gewissens anhand der Bergpredigt und der Zehn Gebote Gottes zu den wichtigsten Zielen des dort gelehrten Inneren Weges gehört; er weiß, dass die Kritikfähigkeit des Menschen, das kritische Hinterfragen sowohl der eigenen Gedanken und Motive als auch der Tagesereignisse, dort ebenfalls gelehrt wird. Er weiß, dass jeder Urchrist selbstverständlich über sein eigenes Konto verfügt – wenn er also Gegenteiliges behauptet, so tut er es jedes Mal wider besseres Wissen.
Als in Waco (USA) am 19. April
1993 bei der Erstürmung der Ranch der "Davidianer" durch Polizisten 81
Menschen ums Leben kommen, wittert der Kirchenmann Behnk seine große Chance. Obwohl bis
heute nicht vollständig geklärt ist, wie viele der umgekommenen Davidianer
verbrannten (und wer den Brand eigentlich ausgelöst hat), wie viele sich
gegenseitig erschossen und wie viele unter den Kugeln der Polizeibeamten
starben, geht man in der Öffentlichkeit zunächst von einem
"Massenselbstmord" aus. Zwei Tage später, am 21. April, lässt Behnk über den
Evangelischen Pressedienst nachfolgende
Meldung verbreiten:
"Ein Massenselbstmord wie der von Anhängern der
Davidianer-Sekte im texanischen Waco ist nach Ansicht des Münchner
Sektenbeauftragten Pfarrer Wolfgang Behnk auch in Deutschland möglich.
´Diese Gefahr besteht, sobald sich Menschen in den Einflussbereich einer
geschlossenen Ideologie gegeben, in der jegliche Kritikfähigkeit
ausgeschlossen ist und keine Gewissensbildung mehr möglich ist` .... Wenn
die Ideologie der Sekte von apokalyptischen Endzeiterwartungen durchdrungen
sei und eine psychische Abhängigkeit zu einer Führergestalt bestehe, sei die
Möglichkeit eines Massensuizids gegeben, sobald sich der Sektenführer in
einer ausweglosen Situation sehe ... ´Wenn Selbstmord als letzte Konsequenz
gefordert wird, dann folgen alle wie die Lemminge kritiklos seinem
Kommando.` Behnk warnte in diesem Zusammenhang vor der Gruppe ´Universelles
Leben`, die in der Nähe von Würzburg einen ´Christusstaat Neues Jerusalem`
errichten will."
Diese Pressemeldung wurde aufgrund ihres Sensationsgehalts von zahlreichen
Zeitungen übernommen; auch der Bayerische Rundfunk interviewte Behnk,
der seinen "Verdacht" dort wiederholte. 456
Wer die Urchristen kennt (und Behnk hatte die urchristlichen Schriften
ausführlich studiert!), der weiß, dass ein Selbstmord für sie völlig
undenkbar ist, schon allein weil er ihrer Glaubenslehre widerspricht. Denn
nach urchristlicher Lehre muss die Seele des Menschen, der sich selbst das
Leben nimmt, so lange auf der Erde verweilen, wie es dem Menschen zu leben
vorgegeben gewesen wäre. Sie muss erleben, wie die Hinterbliebenen darauf
reagieren und erahnen, was der Mensch noch alles an Positivem hätte tun
können, wäre er am Leben geblieben.
Doch Behnk hatte die Sensationsgier der Massenmedien geweckt. Zu Fuß, per
Auto, sogar mit einem gemieteten Hubschrauber steuern Scharen von
Journalisten einen Bauernhof bei Würzburg an, um das "Waco in Unterfranken"
zu suchen. Die Main-Post (14.5.1993) schreibt:
"Viel Aufregung um das von Anhängern der Glaubensgemeinschaft ´Universelles
Leben` betriebene Gut Greußenheim. Seit Wochen kommt es zur Konfrontation
zwischen Fernsehteams und den Bewohnern ... Fakt ist jedenfalls, dass der
Medien-Run auf das Gut nach dem Massenselbstmord von Anhängern der
Davidianer-Sekte im texanischen Waco am 19. April begann. Auslöser dürfte
eine sicherlich kühne Spekulation des evangelischen Sektenpfarrers Wolfgang
Behnk gewesen sein ... Bezeichnend auch, dass eines der Filmteams angab, den
Tipp für Dreharbeiten auf Gut Greußenheim von Behnk erhalten zu haben."
Vermutlich war dies auch bei anderen Filmteams der Fall. Denn indem
Pfarrer Wolfgang Behnk, der Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirchen
in Bayern,
die Aufmerksamkeit der deutschen Journaille auf das Universelle Leben
lenkte, erreichte er zweierlei: Zum einen wurden die Urchristen in einem
besonders kritischen Moment bundesweit als ein Haufen unberechenbarer
Verführter und Verrückter dargestellt. Und zum anderen schaffte der so
genannte "Experte" der lutherischen Kirche etwas,
wovon sein Vorgänger Haack nur geträumt hatte: Er nützte den Einfluss und
die Medienkontakte seiner Kirche mitsamt einem eigenen "Beauftragten" der
Lutherischen Kirche beim Bayerischen Rundfunk dazu, das "Sekten"-Thema" als "Reizthema"
auf allen Kanälen zu etablieren – und sich als "Experten" gleich mit dazu.
Dadurch erreichte die Ausgrenzung der Urchristen, die sich bis dahin
überwiegend auf der Ebene regionaler Tageszeitungen abgespielt hatte, eine
völlig neue Dimension.
Ein Hetz-Artikel in der
örtlichen Tagespresse ist schlimm genug – eine bundesweit im Abendprogramm
ausgestrahlte Fernsehsendung mit sensationellen, hektischen Bildfolgen und
düsterer Musikuntermalung wirkt noch weit stärker auf das Unterbewusstsein.
Der rasch dazu gesprochene Text kann – im Gegensatz zur Zeitung – kaum
reflektiert werden; zurück bleiben oft nur Versatzstücke von Assoziationen
und Vorurteilen. Schon die Anmoderation legt die emotionale Richtung fest –
wie die von Friedrich Küppersbusch in der Sendung ZAK im
Westdeutschen Rundfunk (25.4.1993):
"Liebt eure Firma, kauft Häuser, kauft Grundstücke,
freut euch auf den Profit, das predigt Gabriele von Würzburg."
Das "predigt" sie gar nicht, also ist schon der erste Satz eine Lüge – die
aber gleich wieder geschickt verharmlost wird:
"Und wenn das verboten wäre, dann wäre wohl die FDP
eine kriminelle Vereinigung. Trotzdem mauern die Behörden, denn diese
Gabriele Wittek gilt als Chefin einer umstrittenen Sekte, und die heißt
Universelles Leben. Jämmerliches Sterben hat (man) ja diese Woche in Waco,
Texas, übelst demonstriert."
Hier wird auf perfide Weise eine direkte Assoziation hergestellt: Jämmerliches Sterben –
Universelles Leben. Diese setzt sich im Unterbewusstsein fest – auch wenn
der nachfolgende Satz sie scheinbar wieder verharmlost: "Aber die deutsche Sekte unterscheidet sich von dieser
christlichen Guerilla aus den USA (dadurch), dass sie nicht bewaffnet ist,
sondern ihr kleines Dorf bei Würzburg mit Rechtsanwälten verteidigt. Was man
trotzdem berichten darf, zeigt jetzt Detlef Cosmann."
Cosmann behauptet dann in seinem Filmbeitrag, der Hof in Greußenheim sei
"abgesichert mit aufwendiger Elektronik, Doppelzaun mit Sicherheitstrakt für
Grenzschützer und pflichtbewusste Hunde". Diese falsche Behauptung wurde ihm
zwar am 23.6.1993 vom Landgericht Würzburg
untersagt – doch in den Köpfen der
Betrachter ist der im Film gezeigte Zaun, optisch verzerrt von unten in
grotesker Vergrößerung aufgenommen, längst gespeichert. Der angebliche
"Doppelzaun" war nichts als ein neuer Weidezaun für Tiere, hinter dem einige Pfosten
des alten Zaunes noch nicht entfernt waren ...
"Der biblisch fundierte Absolutheitsanspruch" der Kirche "steht ständig auf dem Sprunge, von neuem die Scheiterhaufen für Ketzer zu entflammen". (Der Philosoph Karl Jaspers 445) |
Eine Steigerung dieser Hetze erlebten die Fernsehzuschauer am 9. Mai 1993 in
der Sendung Die Reporter in Pro 7. Auch hier werden schon in
der Anmoderation die Weichen gestellt:
"Der Massentod, die brennenden Bilder aus Waco, haben
alle aufgeschreckt. Allein in Amerika gibt es über 3000 fanatische Sekten.
Doch wer glaubt, ein solches Inferno sei bei uns nicht möglich, der irrt.
Die Verkünder der Moon-Sekte, des Universellen Lebens, der Scientologen oder
der Philadelphia-Gemeinde – sie leben unter uns. Und so verschieden die
Heilslehren dieser Seelenverkäufer auch sein mögen, eines haben sie
gemeinsam: den religiösen Fanatismus. Ihre Anhänger geben den Propheten ihr
Geld, ihre Arbeitskraft, ihre Gesundheit und nicht selten auch ihr Leben.
Sie folgen ihnen blind ins Reich des Bösen."
Nach dem Fall der Berliner Mauer suchen offenbar nicht nur die Generäle der
NATO, sondern auch die Journalisten der Medien-Meute nach einem neuen
Feindbild, einem "Reich des Bösen". Da kommen die "Sekten" gerade recht. Die
Behauptung, die "Anhänger ... geben den Propheten ihr Geld, ihre
Arbeitskraft, ihre Gesundheit und nicht selten auch ihr Leben", könne
allerdings, so urteilte am 10.8.1993 das Landgericht Würzburg, dem Sender
Pro 7 nicht untersagt werden, denn sie sei "nicht ehrverletzend. Auch
innerhalb der katholischen Kirche ist es die Regel, dass bei Eintritt in
einen Orden das Vermögen auf die Ordensgemeinschaft übertragen wird. Bei
dieser Behauptung handelt es sich letztlich nur um eine symbolische
Darstellung der Hingabe der Mitglieder an die jeweilige
Glaubensgemeinschaft".
Der Leser möge selbst urteilen, ob er nach der Lektüre der oben angeführten
Anmoderation auch zu diesem Schluss kommt. Im übrigen besteht der
Unterschied eben darin, dass kein Fernsehsender in Deutschland nach der
Waco-Katastrophe auf die Idee kam, drohende Massenselbstmorde in
katholischen Klöstern zu suggerieren.
Das absurde Urteil des Landgerichts wird noch unverständlicher, wenn man
bedenkt, dass im Filmbericht unmittelbar nach diesen einleitenden Worten
Bilder von Leichenbergen gezeigt wurden, unterlegt mit den Worten:
"8. August 1969: Charles Manson und die Anhänger seiner
Teufelssekte bringen in Kalifornien acht Männer und Frauen auf bestialische
Weise um. Bekanntestes Opfer: die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate.
18. November 1978: Jim Jones, Führer der Volkstempelsekte, bringt im
südamerikanischen Urwald in Guyana tausend seiner Anhänger dazu, sich mit
Zyankali zu vergiften. Jüngster Fall, 19. April 1993: In der Flammenhölle
von Waco sterben 86 Davidianer, angeführt vom selbsternannten Messias David
Koresh."
Wenig später wurde dann im Film gezeigt, wie einige Urchristen versuchten,
ein von dem privaten Verleumder Hans-Walter Jungen aus Hettstadt angeführtes Filmteam von einem Privatgrundstück
in der Nähe des Gutes Greußenheim zu verweisen. 457
Immerhin wurde dem Fernsehsender vom Landgericht untersagt, die Behauptung
zu wiederholen, es seien Hunde auf die Reporter gehetzt worden.
Auch "Pfarrer" Behnk tritt in Pro 7 auf –
und behauptet, er sei von Gabriele "bedroht" worden, weil sie, Bezug nehmend
auf die ständige Schmähkritik Behnks an ihrer Person, in der Zeitschrift
Der Christusstaat geschrieben hatte: "Mit der
Kraft der selbstlosen Liebe habe ich ´Pfarrer` Haack und seinen ebenfalls
verstorbenen Amtskollegen ´Pfarrer` Haberer überwunden. Mit der Kraft der
selbstlosen Liebe werde ich auch Herrn Behnk überwinden."
In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk
458 zeigte sich Behnk überzeugt, "mit selbstloser
Liebe überwinden" bedeute, "dem Tode zuführen". Der kirchenhörige
Rundfunksender bezeichnete Gabrieles Äußerungen als "Todesorakel";
Antenne Bayern sprach gar von einem "Todesfluch"
459.
Seltsam nur, dass in der Bibel, auf die sich die Kirchen so gerne berufen,
der Begriff "überwinden" immer im positiven Sinne gebraucht wird.
460 Doch die "Arbeit" eines Inquisitors besteht eben
darin, alles, was ein "Ketzer" äußert, sofort zu verdrehen und gegen ihn zu
wenden.
Auch der Hessische Rundfunk baut gleich zu
Beginn seiner Sendung Teuflisch abgezockt – Sekten auf Seelenjagd
(22.6.1993) mit Bildern von brennenden Häusern in Waco und von
ekstatisch zuckenden Bhagwan-Jüngern Stimmung auf. Dann wird neben anderen
Gruppierungen auch das Universelle Leben als "Wirtschaftskonzern" mit
"knallharten Managern" bezeichnet. Die dazugehörigen Bilder erschlichen sich
Kamil Taylan und Ulrike Bremer vom Hessischen Rundfunk, indem sich
der Deutschtürke Taylan als Journalist eines türkischen Privatsenders
ausgab, der positiv über das Universelle Leben berichten wolle.
Wer will es den Urchristen verdenken, dass sie spätestens nach dieser
Erfahrung Journalisten gegenüber äußerst zurückhaltend sind?
Für Taylan und Bremer war dies
jedoch nur eine Art Generalprobe. Sie kamen wieder, stellten ihre Kameras
direkt vor dem Eingang der Klinik auf, vor der Schule und vor einer
Jugendherberge, in der eine urchristliche Jugendgruppe untergebracht war.
Das Resultat dieses Medienterrors war ein 45-Minuten-Film, der am 10.12.1993
um 21.45 Uhr bundesweit ausgestrahlt wurde: Das Seelenkartell. Auch
hier wird der "Massenselbstmord" von Waco erwähnt, es werden "Aussteiger"
befragt, deren Aussagen dann auch noch wahrheitswidrig verzerrt werden – so
etwa die Aussage einer Frau, sie habe "200 Mark" monatlich für ihre Mithilfe
auf einem Hof erhalten. Dass die Frau Rentnerin ist, ihr festes gesichertes Auskommen
hat und sich lediglich in ihrer Freizeit ein Zubrot verdiente, wird
verschwiegen: "Die Anhänger helfen gerne. Viel bekommen sie dafür nicht."
Durch geschickte Einblendung von Namen aus Register-Unterlagen und
irreführender Darstellung von Firmenzusammenhängen wird der Eindruck
erweckt, zwei Urchristen würden den gesamten Gewinn der Christusbetriebe
persönlich einstreichen: "Gemeinwohl für zwei – gemeiner geht es nicht."
Eine glatte Lüge – gemeiner geht es wirklich kaum.
Diese Verleumdung wird wenig später zur Folge haben, dass einer der auf
diese Weise verleumdeten Urchristen in seiner Familie mit größtem Misstrauen
beäugt wird und die eigene Tochter ihm zeitweise nicht mehr vertraut. Was
die kirchlichen Rufmordbeauftragten den Urchristen zu Unrecht immer
vorwerfen: sie würden sich abschotten, Kontakte abbrechen – das erledigen
sie auf solche Weise gleich selber. Dieser Urchrist stammt aus einer
katholischen antifaschistischen Familie; sein Vater wurde von den Nazis
umgebracht. Und nun hält seine Tochter es allen Ernstes für möglich, dass er
ein Rechtsradikaler sein könnte – weil der Hessische Rundfunk, wie viele
kirchliche Verleumder, behauptet, das Universelle Leben sei "antisemitisch",
seine Veröffentlichungen "dumpfe, braune Propaganda". Als "Beleg" dient ein
einziges Extrablatt der Zeitschrift Der Christusstaat aus dem
Jahre 1991, in dem an einer Stelle in missverständlicher Weise von "Illuminaten" und
"Zionisten" die Rede ist – obwohl der zuständige Redakteur diese Ausführungen
später öffentlich bedauerte und zurücknahm; obwohl jüdische Patienten aus
Israel, die regelmäßig die Naturklinik der Urchristen besuchen, sich
öffentlich für die Urchristen verbürgen; obwohl sogar kirchliche Autoren
zugeben müssen, dass ein "struktureller Antisemitismus" im Universellen
Leben nicht vorhanden ist (und natürlich auch sonst keiner); obwohl der
Bayerische Verwaltungsgerichtshof am 4.4.1995 ausdrücklich feststellte, dass
der Vorwurf des "Rassismus und dabei insbesondere Antisemitismus" gegen die
Urchristen nicht statthaft ist 461;
obwohl sogar die Bayerische Staatsregierung am 30.1.1995 feststellte,
dass "für eine Verbindung der Glaubensgemeinschaft zu rechtsextremen
Organisationen keine Anzeichen" bestehen – trotz all dieser eindeutigen
Aussagen wurde die Antisemitismus-Keule immer wieder gegen das
Universelle Leben geschwungen. Auf diese Weise können die Kirchen eben am
einfachsten von ihrer eigenen antisemitischen Vergangenheit und ihrer
Mitschuld am Holocaust ablenken (vgl. z. B.
hier).
Durch die (natürlich anonym vorgebrachten) Vorwürfe von Aussteigern, durch
Interviews mit kirchlichen "Experten" wie Wolfram Mirbach (der als
lutherischer Pfarrer ausgerechnet den Urchristen vorwirft, sie strebten eine
Betreuung des Menschen "von der Wiege bis zur Bahre" an), durch Befragung
von ausgesuchten, zuvor aufgehetzten Bürgern in den Straßen Hettstadts und
Michelrieths wird in diesem Film insgesamt der Eindruck erweckt, es handle
sich bei dem Universellen Leben um eine Ansammlung von gefährlichen
Halbverrückten, die unter der totalen Kontrolle ihrer "Manager" ausgebeutet
würden.
Genau das schrieb Behnk auch prompt in den
Lutherischen Monatsheften (1/1994): Die Mitglieder des
Universellen Lebens stünden unter der "totalitären Kontrolle" ihrer Führung.
Der Evangelische Pressedienst verbreitet es, die Zeitungen drucken es
ab. Die Verleumdung greift sich selber auf und pflanzt sich auf diese Weise
fort.
Man benötigt heute keinen "Meister Hans", keinen
Henker mehr, nach dem noch Luther gegen die Täufer und "Hexen" rief. Es
genügten der Hessische Rundfunk und der Evangelische Pressedienst,
um eine religiöse Minderheit zu erledigen, um sie mediengerecht
"hinzurichten". Denn die Auswirkungen lassen nicht lange auf sich
warten – und sie sind verheerend. Noch am selben Abend der ersten
Ausstrahlung, am 10. Dezember 1994,
ruft ein Mann in den Räumen des Universellen Lebens in Nürnberg an, wo
gerade eine Veranstaltung läuft, und schreit in den Hörer: "Verschwindet,
ihr Schweinepack!" Am Tag darauf empört sich ein Passant, dem in München ein
Flugblatt des Universellen Lebens angeboten wird: "Ich habe die Sendung
gesehen, und ich hoffe, ihr brennt jetzt bald!" Ein anderer Passant sagt im
Hinblick auf einen der im Film namentlich beschimpften Urchristen: "Wenn ich den ... erwische, dann schlage ich ihn windelweich,
diesen Gangster." Unflätigste Beschimpfungen sind auf Anrufbeantwortern von
Urchristen zu hören, auf Telefaxen zu lesen (z. B. München, Luzern,
Würzburg), Urchristen werden in aller Öffentlichkeit als "Seuche" beschimpft
(Ingolstadt), als "Faschisten" (Berlin), "schlimmer als Hitler" (Darmstadt),
als "Verbrecherbande" (Michelrieth), sie seien "ähnlich wie die Davidianer
in Texas", sie gehörten "verboten", "vergast" (Frankfurt) oder "in die
Strafanstalt gesperrt", "erschossen" (Würzburg); es gibt eine Bombendrohung
im Haus des Universellen Lebens in Würzburg (28.12.1993). In Tübingen kommt
eine Frau mit einem Artikel, in dem Behnk zitiert wird, zum Marktmeister und
fordert, der "UL-Stand" müsse "entsprechend gekennzeichnet" werden. In
Unterfranken werden Dorfbewohner von Nachbarn beschimpft, weil sie "bei
denen" einkaufen.
"Schlimmer jedoch als die Juden sind die Häretiker." (Der "heilige" Kirchenvater Augustinus, Vorbild des Augustinermönchs Martin Luther, verehrt von Katholiken und Evangelischen, Karfreitagspredigt, Sermo 218B, zit. nach augustinus.de) |
Mindestens ebenso bezeichnend für die Wirkung des Films sind die Äußerungen
weniger rabiater Zeitgenossen: Kunden in Christusbetrieben, die "gar nicht
glauben" können, dass "dieser nette Laden" auch dazu gehöre; ein
Postbeamter, der einen Urchristen fragt, ob es stimme, dass er nur 200 Mark
erhalte; desgleichen betagte Eltern, die ihren längst erwachsenen Sohn
fragen, ob auch er wirklich nur 200 Mark erhalte und alles abliefern müsse.
Andere verstehen die Sendung als Aufforderung zur Selbstjustiz: In Darmstadt
wird ein Schaukasten des Universellen Lebens herausgerissen und
weggeschleppt, in Singen ein Schaukasten beschmiert, in Arnstein bei
Würzburg werden vor Häusern von Urchristen Autoreifen durchstochen, in
Michelrieth Antennen abgeknickt, auf dem Hof der urchristlichen Schule
werden Lampen eingeworfen.
Schwerer wiegen jedoch die unausgesprochenen Gedanken, die in den Köpfen
festgesetzten Vorurteile, die über Jahre hinweg ihre Wirkung behalten
können. Um diese zu verstärken, wird der Film über kirchliche und staatliche
Medienstellen auch in den kommenden Jahren und gar Jahrzehnten überall verbreitet.
Zu diesem Zweck wurde er in die Medien-Kataloge der Kirche übernommen. Aus
diesen Katalogen bestellen dann evangelische und katholische Religionslehrer
Filme für den staatlich finanzierten (!) evangelischen und katholischen
Religionsunterricht = Konfessionsunterricht an staatlichen Schulen. Und
immer wenn das Thema "Sekten" auf dem Lehrplan stand und der Lehrer "etwas
über das Universelle Leben" suchte, dann wurde ihm dieses böse Machwerk
angeboten, nicht nur jahrelang, sondern auch darüber hinaus im 21.
Jahrhundert – schon die Schulkinder wurden also auf diese Weise gegen die
urchristliche Gemeinschaft aufgehetzt.
So wurde der Film also immer wieder in Schulen beim
Religionsunterricht gezeigt oder (wie in Würzburg) Pädagogikstudenten
empfohlen – und zwar teilweise bereits wenige Tage nach der Erstsendung, was
auf lange Vorplanung hindeutet. Hedda Coulon, Hausjuristin des Hessischen
Rundfunks, zeigt den Film persönlich im CVJM Aschaffenburg und
wiederholt in einem anschließenden Vortrag Behnks Verleumdungen.
462 Noch im Jahr 2002 bietet ihn der junge katholische
Pfarrer des 2000-Seelen-Ortes Pöttmes (Landkreis Aichach) seinen
Pfarrkindern zum Verkauf an – weil er sich, so sagen Ortskundige, offenbar
durch die Bekämpfung der örtlichen Gruppe des Universellen Lebens "höheren
Orts" "Pluspunkte" verschaffen will.
Als die Urchristen sich durch die Fernsehsendung nicht einschüchtern lassen
und umgehend in Frankfurt Flugblätter verteilen, in denen sie die
Kirchenhörigkeit des Hessischen Rundfunks anprangern, stellen sich die
HR-Journalisten Taylan und Bremer im Bayerischen Rundfunk (13.12.1993)
als "Verfolgte" hin: In ihrer Wohngegend, einem kleinen Dorf, so
beschweren sie sich mit larmoyanter Stimme, seien Flugblätter verteilt
worden, in denen sie als "Volksverhetzer" bezeichnet wurden. Da sind
Inquisitoren und ihre Handlanger äußerst empfindlich. Dass sie durch solche
Aktionen (und nur deshalb werden sie gemacht) ein wenig davon ahnen könnten,
was sie anderen antun, kommt ihnen dabei offenbar nicht in den Sinn.
Ähnliches gilt auch für Pfarrer Behnk
selbst: Als Urchristen im Sommer 1996 in seinem Wohnumfeld Flugblätter
verteilen und seine Nachbarn auffordern, ihm einmal wegen seiner
Rufmord-Tätigkeit "ins Gewissen zu reden", setzt er alle Medienhebel in
Bewegung, um sich gegen die "Verleumdungskampagne" zu wehren. Über den
eigentlichen Hintergrund, die evangelische Schlammschlacht gegen eine
Minderheit, schweigt der Evangelische Pressedienst wohlweislich. Ähnlich
verhält es sich mit einem weiteren Vorfall: Nachdem vor urchristlichen
Einrichtungen und Privathäusern ständig gefilmt wird, stehen eines Tages
einige Kameraleute in Behnks Straße in München-Feldmoching, um sein Haus zu
filmen. Der Rufmordbeauftragte mokiert sich darüber – was Inquisitoren mit
anderen tun, darf noch lange nicht mit ihnen gemacht werden. Doch wenige
Tage später kreuzt er selber spät abends, mit einer Videokamera ausgerüstet,
vor dem Hof der Urchristen in Greußenheim auf, um Frau Wittek zu "besuchen".
463
Auf jeden Fall nützen Inquisitoren alle Kanäle, auch die neuen, privaten –
den Ketzern bleibt hingegen als Gegenöffentlichkeit meist nur das Verteilen
von Flugblättern. Behnk und seine Rufmord-Kollegen sind von den
ARD-Tagesthemen (z. B. 2.7.1996) bis zum SAT-1-Frühstücksfernsehen
(z. B. 12.10.1994) überall zu sehen – und nur selten versäumen sie, auf
das Universelle Leben als "besonders gefährliche Sekte" hinzuweisen. In fast
allen Talkshows von Hans Meiser (12.4.1994, 4.3.1996) über Ulrich
Meyer (11.10.1994) und Fliege (14.12.1994) bis hin zu Bärbel
Schäfer (20.2.1997) und Arabella Kiesbauer (10.9.1998) wird den
Urchristen übel mitgespielt. Und gleich, ob so genannte "Sonnentempler" sterben (1994),
die AUM-Sekte einen Anschlag in der Tokioter U-Bahn unternimmt (1995) oder
50 "Heaven`s Gate"-Anhänger in Kalifornien Selbstmord begehen (1997) – immer
ist Behnk zur Stelle, um bei diesen Gelegenheiten über einen möglichen
Massenselbstmord der Urchristen zu orakeln. Um sich juristisch abzusichern,
bringt er vorneweg einen scheinbar abwiegelnden Satz: "Ich will nicht
behaupten, dass ein Massenselbstmord unter den Wittek-Gläubigen wie jetzt in
den USA bevorsteht", sagt er z. B. dem Stern
(10.4.1997). Aber dann sagt er`s doch: "Aber die UL-Führung treibt
möglicherweise auf einen Punkt zu, der nicht mehr kontrollierbar ist ... Die
spielen in gefährlicher Weise mit dem Feuer, weil sie Endzeitängste schüren
und geschickt Feindbilder aufbauen. Es ist so, als ob man mit einer
angezündeten Lunte in einem Sprengstoffschuppen nach dem Rechten sehen
würde."
Der Stern übernimmt nur allzu gerne das
Feindbild des "Pfarrers", der so virtuos mit dem Feuer der Emotionen des
Publikums spielt, und schlussfolgert, das Universelle Leben sei Deutschlands gefährlichste Sekte. Was Behnk dann prompt wieder aufgreift
und weiter verbreitet: "... laut Stern die gefährlichste Sekte
Deutschlands!" Die Boulevardblätter wie die Nürnberger
Abendzeitung (12.4.1997) bringen so etwas bereitwillig in ihre
Schlagzeilen: Massen-Selbstmord? Fränkische Sekte außer Kontrolle.
Andere Verleumdungsbeauftragte stoßen in dasselbe Horn, etwa Pastor Joachim
Keden von der lutherischen Kirche im Rheinland, der "vor einem kollektiven
Selbstmord von Sektenanhängern in Deutschland" warnt und dabei das
Universelle Leben erwähnt 464. Oder Kurt-Helmuth Eimuth,
lutherischer Rufmordbeauftragter aus Frankfurt, der 1993 schreibt, das Drama
von Texas werde sich zwar "(hoffentlich) in Deutschland nicht wiederholen
können. Und doch gibt es auch hier religiöse Eiferer, deren Denken eine
ähnliche Struktur aufweist". 465 Zum Beispiel das
Universelle Leben. Ein Jahr später nennt er in einem Radiointerview Waco und
Universelles Leben in einem Atemzug: Er spricht über die "Angst in dieser
Welt, nämlich dass alles sowieso schief geht, dass diese Welt untergeht – so
war es ja bei den Davidianern, und so ist es heute beim Universellen Leben
in Würzburg". 466 Eimuth hat sich ansonsten ein
spezielles Verleumdungsgebiet erschlossen: Er schreibt ein Buch über Die
Sekten-Kinder und nützt für die Buchwerbung die geballten Medien-Kontakte
der lutherischen Kirche. "Fast 200 000 Kinder" wachsen nach Eimuths Angaben
in "Sekten" auf, wo sie angeblich vielfältigen Gefahren ausgesetzt sind –
von Kindsmissbrauch durch katholische und teilweise auch lutherische
Geistliche ist hingegen mit keinem Wort die Rede. Er behauptet, die Kinder
von Urchristen dürften nicht mit anderen Kindern "aus der bösen Welt"
spielen, "weil die einen verderben könnten" 467. Das
Gegenteil ist der Fall: In einzelnen Dörfern in der Umgebung Würzburgs
erlauben kirchliche Eltern ihren Kindern nicht, mit Kindern von Urchristen
zu spielen. Angeblich soll ein Kind von Urchristen Angst gehabt haben,
"verdammt zu sein" – offenbar verwechselte man es mit einem katholischen
oder lutherischen Kind, wo die "ewige Verdammnis" bis heute gültige
Glaubenslehre ist. Die Stoßrichtung ist klar: Die Kirchen fürchten um ihr
Monopol der Beeinflussung von Kindern – und sie können sich Kindererziehung
eben nur so vorstellen, wie sie es selber tun – mit Angst und
Schuldgefühlen. Und eben das unterstellen sie dann anderen.
Das gilt auch für Behnks
Verleumdungen gegen die Urchristen. Um sie nicht sogleich als solche
erkennbar zu machen, wendet er einen Trick an: Er nimmt Zitate aus
urchristlichen Büchern und Schriften, schneidet ganz bestimmte Stellen
heraus, so dass der Zusammenhang nicht mehr zu erkennen ist, und projiziert
diese angeblichen "Original-Dokumente" dann, z. B. bei einem Vortrag, per
Overhead-Projektor an die Wand. Bisweilen sind die dadurch entstandenen
raffinierten Verdrehungen, mit komplizierter intellektueller Akrobatik und
in hektischer Sprache vorgetragen, nur für ausgesprochene Kenner der
urchristlichen Lehre auf den ersten Blick durchschaubar. Einige Beispiele
mögen dies verdeutlichen:
Beispiel "absolutes Gesetz": Gabriele schreibt
im Vorwort zu dem Buch Mit Gott lebt sich`s leichter, dass sie alles,
was sie in diesem Buch niedergelegt hat, "selbst erfahren, durchlebt und
durchlitten" hat. Sie fährt fort: "Durch die herrliche Führung unseres
Erlösers habe ich zum Ursprung der Quelle gefunden, bin eingetaucht in die
göttliche Liebe und Weisheit ... Seine Gnade und Liebe führte mich. Ich bin
in meinem Inneren geworden, was ich war und in Seinen Augen ewig bin: das
Absolute Gesetz selbst. Das Gesetz der Liebe und Weisheit gibt als Wesen des
Lichts, was es im Erdenkleid erlebt, erfahren, verwirklicht und durchlitten
hat. Erfüllt von Seinem Geiste lebe und gebe ich."
Wenn hier von einem
"absoluten Gesetz" gesprochen wird, dann ist jedem unbefangenen Leser klar,
dass es sich hier um ein "Gesetz der Liebe und Weisheit" handelt, das jeder
Gott zustrebender Mensch zunächst in sich verwirklichen kann und sollte, um
es dann an andere weiterzugeben. Wie gesagt: Jeder Mensch.
Pfarrer
Behnk reißt nun einen Satz ("Ich bin in meinem Inneren geworden, was ich war
und in Seinen Augen ewig bin: das Absolute Gesetz selbst") aus dem
Zusammenhang und leitet daraus ab, Gabriele stelle sich über ihre
Mitmenschen und beanspruche für sich persönlich eine absolute
Verfügungsmacht über andere Menschen. Eine diabolische Verleumdung – und
gleichzeitig eine typische Projektion kirchlichen Denkens: Ein kirchlicher
Inquisitor kann sich menschliche Gemeinschaft nur hierarchisch gegliedert
und mit klarer Befehlsgewalt von Seiten der Kirchenoberen vorstellen, wie
sie in Extremform im katholischen Dogma des Jurisdiktionsprimats des Papstes
(1870) zum Ausdruck kommt. 468
Beispiel Gedankenstille: In dem Buch Ursache und
Entstehung aller Krankheiten, das Gabriele nach Überzeugung der
Urchristen durch göttliche Offenbarung empfing, ist gegen Ende eine
"morgendliche Ausrichtung" abgedruckt, mit der sich z. B. ein kranker Mensch
auf den Tag einstimmen kann. Nun neigen kranke Menschen wohl eher als
gesunde dazu, in Grübeleien oder Pessimismus zu verfallen und sich mit
negativen Gedanken zu quälen. Am Ende des meditativen Textes erhalten sie
deshalb in diesem Zusammenhang den Rat: "Rede wenig und denke noch weniger!
Sprich nur, wenn es wesentlich ist! Empfinde edel und gut. Veredle dich!"
Behnk reißt nun wiederum nur einen Satz heraus ("Rede wenig und denke noch
weniger"), verschweigt aber den gesamten Zusammenhang, verschweigt auch,
dass Urchristen in vielen Büchern und Schriften immer wieder zum Nachdenken
über ihr Leben und über ihren Anteil an den Geschehnissen des Alltags
angeregt werden, und folgert daraus, im Universellen Leben werde man
generell vom Denken abgehalten.
Dass ein Theologe und Inquisitor nichts vom "Stille-Werden" versteht, wie es
Mystiker aller Religionen dem Menschen als spirituelle Übung nahe legen, ist
nicht verwunderlich. Das Resultat ist aber wiederum eine böswillige
Projektion: Die Kirche selbst ist es, die
Menschen vom Nachdenken abhalten will, insbesondere über die Widersprüche
zwischen der Lehre des Jesus von Nazareth und dem, was die Kirche daraus
gemacht hat.
Beispiel Distanzierung: Während des Golfkrieges
1991 brachten die Urchristen einige Extrablätter heraus, in denen sie zu
Frieden und Gewaltverzicht aufriefen und darauf hinwiesen, dass Jesus von
Nazareth Pazifist war. Sie distanzierten sich von allen Regierungen und
Machthabern, die sich zwar christlich nennen, aber Bomben auf ihre
Mitmenschen werfen lassen. Behnk greift nun den Satz "Wir distanzieren uns"
heraus, ohne den Hintergrund des Krieges zu erwähnen und folgert daraus, die
Urchristen lehnten andersgläubige Mitmenschen und insbesondere staatliche
Einrichtungen aus Prinzip rundweg ab, was überhaupt nicht stimmt. Das
Gegenteil ist richtig.
Auch hier eine Projektion: Die Kirche hat den Staat immer für ihre Zwecke
benutzt – sich aber immer von ihm distanziert, sobald er nicht mehr nach
ihrer Pfeife tanzte.
Diese wenigen Beispiele mögen genügen – sie verdeutlichen das Prinzip. Aus
solchen Verdrehungen baut der Inquisitor Wolfgang Behnk im Dienste der Lutherkirche
in Deutschland sein Feindbild auf. Er
suggeriert den Zuhörern, nach urchristlicher Lehre solle die
"Persönlichkeit" des Menschen "zerstört" werden – und verschweigt, dass
(gemäß des Paulus-Wortes "Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir")
lediglich das ichbezogene, negative Verhalten und Denken erkannt, bereut und
bereinigt, also in Positives umgewandelt werden soll. Er suggeriert, dass
der im Universellen Leben verwendete Begriff "unpersönlich" bedeute, dass
die Persönlichkeit des Menschen aufgelöst werden solle – obwohl er genau
weiß, dass dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Inneren Weg ein
selbstloses, ausgewogenes, nicht nur auf einzelne Personen bezogenes oder
auf persönliche Vorteile bedachtes Verhalten anzeigt. Er suggeriert, dass es
im Universellen Leben keine Gnade und Vergebung gebe – das Gegenteil ist der
Fall. Er suggeriert, dass bereits den Kindern der urchristlichen Schule der
"Innere Weg" gelehrt würde – obwohl dieser Weg erst im Erwachsenenalter (ab
18 Jahren) beschritten werden kann. Vor allem aber: Behnk hält über Jahre
hinweg bis in die Gegenwart an seinen nachweislich falschen Darstellungen fest und gibt
die falsche Münze seiner Verleumdungen weiter, obwohl er mündlich und
schriftlich immer wieder auf die wahren Sachverhalte hingewiesen wurde. Von
daher ist es gerechtfertigt, ihn als "Falschmünzer im Pfarrertalar" zu
bezeichnen – und seinen Pfarrertitel, der ja ein gewisses moralisches Niveau
nahe legen soll, mit Anführungszeichen zu versehen. Die Leitung der
lutherischen Landeskirche in Bayern allerdings lobt ihn immer wieder wegen
seiner "seelsorgerischen Arbeit" und befördert ihn zum Kirchenrat.
Damit entlarvt sich auch hier der Wolf im Schafspelz.
Nun könnte man fragen: Wie bringt es ein Pfarrer,
der die Bibel kennt, fertig, über Jahre hinweg gegen das achte Gebot zu
verstoßen und seine Mitmenschen ganz offensichtlich wider besseres Wissen
immer wieder böswillig zu verleumden? Ist ein solches Verhalten nicht dem
Krankheitsbereich des schizophrenen Formenkreises zuzuordnen?
Die Antwort könnte lauten: Er hat als lutherischer Pfarrer nun mal gelernt,
mit Gehirn zerreißenden Widersprüchen zu leben. Hubertus Mynarek stellt in
seinem Buch Die neue Inquisition 469 dar, wie Behnk
in seiner Promotionsarbeit 470 in den Abgrund des
Gottesbildes Martin Luthers blickte: Ein willkürlicher, ja bisweilen
grausamer Gott, der selbstherrlich beschließt, welcher Mensch zum Heil und
welcher zur Sünde vorherbestimmt sein soll. Luther bestritt dem Menschen
rundheraus den freien Willen – woraus man eigentlich folgern müsste, dass
die Lehre Luthers mit dem deutschen Grundgesetz, das von der
Selbstbestimmung des mündigen Bürgers ausgeht, nicht zu vereinbaren, also
verfassungswidrig ist. Lutherische Theologen lernen, diese Widersprüche nun
aber zu
vertuschen, zu verdrängen. Genau das, was Luther dem Menschen abspricht: den
freien Willen, spricht nun der berufsmäßige Verunglimpfer Behnk im Auftrag
seiner Kirche den "Sekten"-Mitgliedern ab.
Mit seinem umfangreichen
Arsenal an Verdrehungen und Verleumdungen tritt der Inquisitor Behnk nun
jahrelang immer wieder in Aktion. Die Inquisition ist mehr oder weniger zu
seinem Lebensinhalt geworden und dafür dient er seiner Kirche und dafür
bezahlt sie ihn. Er versucht z. B. bei den Medien, bei Behörden, bei
Politikern bestimmte Einrichtungen der Urchristen anzuschwärzen, etwa die
Naturklinik (S. 294 ff.) oder die Schule (S. 356 ff.). Ein
echter Rufmordbeauftragter kümmert sich aber auch um "kleinere Fische" – die
"Ketzerei" muss auch in scheinbaren Kleinigkeiten bekämpft und beseitigt
werden. Als etwa die Firma Gut zum Leben im Sommer 1996 beim
Bayerischen Rundfunk
Werbung für ihre Produkte ausstrahlen ließ, rief Behnk umgehend beim Sender
an, um die weitere Ausstrahlung der Werbespots mit der Behauptung zu
unterbinden, bei der Firma handle es sich um eine "Sekte", die neben dem
Brotverkauf die Kunden auffordere, zu Veranstaltungen des Universellen
Lebens zu kommen. Der staatliche Rundfunksender stornierte daraufhin für
eine Woche die Ausstrahlung, bis er davon überzeugt werden konnte, dass er
einer Lüge aufgesessen war: An den Marktständen der Firma wird niemand
missioniert. Was Behnk natürlich wusste – die Stadt München hatte es auf
eine Anfrage der CSU hin für den Viktualienmarkt eindeutig so festgestellt.
Doch Behnk gab sich noch lange nicht geschlagen: Er schrieb einen Brief an
den Intendanten, der eine erneute Einstellung der Werbung zur Folge hatte.
Kernstück der falschen Anschuldigungen in diesem Brief ist eine
Zitatenmontage aus dem Brief eines Urchristen an Pfarrer Behnk: Der Urchrist
hatte Behnk gefragt, wie er reagieren würde, wenn man z. B. über seine Frau
öffentlich sagen würde, sie würde von ihrem Mann "skrupellos und eiskalt
ausgenutzt. Sie ist nicht zur eigenen Meinung fähig und damit äußerst
selbstmordgefährdet". Denn genau dies verbreitet Behnk immer wieder über die
Urchristen. Behnk ließ jedoch den einleitenden Satz ("Würden Sie ruhig und
gelassen bleiben, wenn ich folgendes in der Presse veröffentlichen würde?")
einfach weg und tat so, als hätte der Urchrist ihn und seine Frau
tatsächlich so beschimpft.
Das ist berechnender, kaltblütiger Rufmord: noch
die eigene Entlarvung als Ausgangspunkt für die nächste Lüge zu nehmen.
Behnk selber bezeichnet übrigens indirekt sein eigenes Verhalten in seinem
Brief an den Intendanten als "kriminell" – indem er denjenigen, der solche
"Familienhetze", wie sie ihm vorgeblich widerfahren sei, an andere
weitergebe, als "kriminell" bezeichnet.
Erst mit Hilfe der Gerichte 471 war es schließlich nach
Ablauf eines Jahres möglich, die Rundfunkanstalt dazu zu zwingen, den
abgeschlossenen Vertrag einzuhalten. Doch Behnk brachte jetzt seinerseits
den Sender dazu, am Tag der erneuten Ausstrahlung der Produktwerbung eine
Meldung auszustrahlen, mit der die Werbung konterkariert wurde:
"Der Bayerische Rundfunk muss gegen seinen Willen einen
Werbespot einer totalitären Sekte ausstrahlen. BR-Sprecher Tief sagte, der
Sender sei durch ein Urteil des Oberlandesgerichtes München verurteilt
worden, die Spots des Werbeträgers Gut zum Leben auszustrahlen. Dahinter
stehe die Sekte Universelles Leben, die nach Einschätzung des evangelischen
Sektenbeauftragten hilfesuchende Menschen abhängig machen und ihnen die
Freiheit zu Kritik und Gewissensbildung nehmen will."
Es ist wie im Mittelalter: Wer die Anweisungen
eines Inquisitors nicht befolgt, muss sich dafür rechtfertigen – weil er
sonst unweigerlich selbst in die Schusslinie gerät. Dass ein solch
geschäftsschädigendes Verhalten in das 20. Jahrhundert und in das heutige
Vertragsrecht nicht hineinpasst und daher nicht wiederholt werden darf,
musste wiederum durch einen Gerichtsbeschluss 472
festgestellt werden.
Nur nebenbei sei erwähnt: Die Gebäude des Bayerischen Rundfunks in München
befinden sich scheinbar zufällig in unmittelbarer Nähe und teilweise in der
gleichen Straße des Büros von
Pfarrer Behnk, und neben dem Büro des Sektenbeauftragten liegt auch gleich
das Büro des evangelisch-lutherischen "Beauftragten beim Bayerischen Rundfunk"
– dem
Filz von Staat und Kirche entspricht also auch die räumlich unübersehbare
Nähe zwischen Kirche und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Die kirchlichen Beauftragten und ihre medialen Handlanger sind also
nahezu Tür an Tür verbunden.
Wenn es der religiösen
"Konkurrenz" schadet, schreckt ein Rufmordbeauftragter vom Schlage eines
Pfarrer Behnk auch nicht vor der Vernichtung von Arbeitsplätzen zurück. Im Mai 1997
schafft er es, in der Fachzeitschrift Medical Tribune
einen Artikel über die von Urchristen betriebene EDV-Firma EDV für Sie
unterzubringen. Diese kleine Firma betreute unter anderem 400 Arztpraxen in
Unterfranken – im Auftrag des Hannoveraner Software-Unternehmens
Medi-Star. Unter der vielsagenden Überschrift Können Psychosekten in der Praxis-EDV spionieren? streut nun
Medical Tribune, unter ausdrücklicher
Zitierung Behnks, den Verdacht aus, die EDV-Fachleute könnten Daten aus den
Arztpraxen zu Missionierungszwecken missbrauchen – wofür es keinerlei
Anhaltspunkte gibt!
Nun beginnt das übliche Medien-Täuschungsspiel: Die Verdächtigung, die er
selbst in die Welt gesetzt hatte, griff Behnk alsbald als scheinbare
Nachricht von "unabhängiger", dritter Seite wieder auf und verbreitet die
Anwürfe des Medical Tribune als
Pressemeldung der evangelischen Landeskirche in Bayern, nicht ohne
scheinheilig hinzuzufügen:
"Der Bayerische Sektenbeauftragte der
Evangelischen Kirche, Wolfgang Behnk, begrüßte die Aufklärungsarbeit von
Medical Tribune. Behnk betonte, dass die
Vorgänge nicht nur die Medizinerschaft, sondern gerade auch die Patienten
betreffe. Immerhin ... handle es sich beim UL um ´Deutschlands
gefährlichste Sekte` (Stern), die aufgrund gerichtlicher
Entscheidungen als eine ´totalitäre` Organisation bezeichnet werden darf,
durch die Hilfesuchende in geistige, psychische und materielle Abhängigkeit
gebracht würden. ... Der von Medical Tribune
vorgetragenen Sorge wegen möglicher ´EDV-Spionage` durch eine
Psychosekte müsse ... durch geeignete Schutzmaßnahmen Rechnung getragen
werden." 473
In einem Interview mit Antenne Bayern
(25.5.1997) wird der "Pfarrer" deutlicher und erklärt, was er unter dem
schön klingenden Wort "Schutzmaßnahmen" versteht: "... und da sollte sich
die Ärzteschaft überlegen, ob sie solche Organisationen an die intimen
Patienten- und Abrechnungsdaten heranlassen will."
Bezüglich der Ärzte hatte Behnk sich zwar verrechnet – sie vertrauten mit
überwältigender Mehrheit ihren langjährigen Betreuern und hätten deren
Dienste gerne noch länger in Anspruch genommen. Doch die durch Behnks
Wühlarbeit losgetretene Presselawine überrollte die Software-Firma in
Hannover, die aufgrund des kirchlich erzeugten öffentlichen Drucks schweren
Herzens den Vertrag mit EDV für Sie kündigte.
Zehn Mitarbeiter standen auf der Straße.
Der Versuch, von der Zeitschrift Medical Tribune
und der lutherische Kirche für diesen Skandal wenigstens
Schadensersatz zu bekommen, scheiterte an offenbar hochgradig
kirchenhörigen Richtern. Während das Landgericht Hamburg Ende 1997 noch
feststellte, dass es sich bei dem auslösenden Artikel "um
schadensersatzpflichtige Geschäftsschädigungen handelt, da keinerlei
Anhaltspunkte für den geäußerten Verdacht gegeben waren" 474,
sahen das Oberlandesgericht Hamburg sowie zwei Münchner Gerichte
475 die fraglichen Verdächtigungen als "Meinungsäußerung"
an. "Das Ergebnis dieser Rechtsauffassung", so der damalige Anwalt der
Urchristen, "ist besorgniserregend: Wer von den Kirchen wegen seines
Glaubens als gefährlich bezeichnet wird, sollte beruflich nicht mehr in
´hochsensiblen Bereichen` tätig werden, da ihn die Kirchen von dort ohne
weiteres vertreiben dürfen". 476 Noch einige Aspekte
dazu in dem
Artikel Wer das falsche Gebetbuch hat, darf
wirtschaftlich vernichtet werden.
Die Vernichtung von
"ketzerischen" Arbeitsplätzen gehört sicherlich zu den besonderen Momenten
im Arbeitsalltag eines Inquisitors. Wie sonst die tägliche
Verleumdungs-"Arbeit" aussieht, kann man ein wenig anhand des folgenden
Vorfalls erahnen, für den sich ein Zeuge verbürgt:
In einer südwestdeutschen Großstadt ist in der Stadthalle ein Vortrag über
"Ganzheitsmedizin" angekündigt, den Ärzte der Naturklinik Michelrieth halten
werden. Am Tag vor dem Vortragsabend klingelt bei dem für die Vergabe der
Stadthalle zuständigen Beamten das Telefon. Es meldet sich ein Herr Behnk.
Er wolle die Stadt "warnen": Hinter dem Vortrag stünde eine "gefährliche
Vereinigung", das Universelle Leben. Auch die Bayerische Staatsregierung
habe ihm das im Wesentlichen bestätigt.
Pfarrer
Behnk hat in diesem Fall jedoch Pech: Der Beamte hatte über seine Sekretärin
zufällig eine Sondernummer der Zeitung Der Christusstaat in
die Hand bekommen, in welcher der fragliche Bericht der Bayerischen
Staatsregierung – der keineswegs Behnks Verleumdungen bestätigte
477 – wörtlich abgedruckt war. Mehr als diese Lüge störte
den Beamten jedoch das unangenehm fanatische und erregte Auftreten des
Kirchenvertreters. Er schilderte hinterher, wie sehr ihn dieses unfaire
Vorgehen betroffen gemacht habe.
Als der Beamte dem Kirchenvertreter nicht zu Willen war, versucht Behnk ihn
einzuschüchtern. Er verlangt nun den Vorgesetzten, die Oberbürgermeisterin,
zu sprechen. Doch die Stadt ließ sich nicht beirren – der Vortrag fand
statt. Der Inquisitor jedoch wurde gereizt. Früher hätte er nun noch weitere
"Register" ziehen können ...
Wenn man die Vielzahl von Fällen betrachtet, in denen den Urchristen – meist
ohne Angabe von Gründen – Säle verweigert oder wieder abgesagt wurden (S.
405 ff.), so kann man erahnen, in wie vielen Fällen ein solches Vorgehen
mehr Erfolg hatte.
In einem anderen Fall rastete Behnk gegenüber einem ihm unbotmäßigen
Stadtoberhaupt sogar in aller Öffentlichkeit aus. Bei einem Vortrag in der
Auferstehungskirche von Lohr am Main beschwerte sich Behnk im Juli 1997
öffentlich über den Marktheidenfelder Bürgermeister Leonhard Scherg, weil
dieser eine Ansiedlung von Betrieben der Urchristen im Ortsteil Altfeld
nicht verhindert habe 478. Als Bürgermeister Scherg klarstellt
479, dass die Grundstücke von privat verkauft wurden und
die Stadt nach geltendem Recht keine Einspruchsmöglichkeit hatte, tritt
Pfarrer Behnk in einem Leserbrief 480 noch einmal nach. Um Schergs
angebliche Unfähigkeit zur Umsetzung kirchlicher Wünsche plakativ
darzustellen, rühmt er die "informative" und "sachgerechte" Verhinderung der
Ansiedlung der Urchristen auf dem Würzburger Heuchelhof (vgl. S. 220 ff.)
– Ehrabschneider lieben eben solche Kampagnen! Scherg kündigte daraufhin
eine Dienstaufsichtsbeschwerde 481 gegen Behnk bei der
lutherischen Kirche an.
Besser auf der Kirchenlinie
lagen die Landwirtschaftsämter Aschaffenburg/Karlstadt und Würzburg, als sie
im März 1998 die Anträge zweier urchristlicher Bauernhöfe auf Fördermittel
im Rahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms ablehnten – indem sie
sich auf die "wehrhafte Demokratie" beriefen und darauf, dass "Pfarrer"
Behnk sich laut Gerichtsbeschlüssen im Rahmen der Meinungsfreiheit
ungestraft über die angebliche psychische, materielle und geistige
Abhängigkeit der Urchristen verbreiten dürfe. Tilmann Toepfer von der
Main-Post (8.5.1998) drückte es so aus: "Die
Landwirtschaftsämter argumentieren jetzt, die totalitäre Struktur des UL
verbiete eine Förderung. ... Der Gleichheitsgrundsatz gehe nicht so weit,
dass der Staat seine Feinde auch noch finanzieren müsse." In
Focus Nr. 26/1998 stand zu lesen: "Bayerische
Behörden zweifeln an der Verfassungstreue des Universellen Lebens ... Der
Grundsatz der wehrhaften Demokratie gebiete es nicht, ´den Staat seinen
Feinden auszuliefern.`"
So können also ökologische Landwirte, die sich
nichts haben zu Schulden kommen lassen, über Nacht zu "Staatsfeinden" werden
– nur weil sich ein lutherischer Pfarrer seine Lügen und Verleumdungen von
den Gerichten als "zulässige Meinungsäußerungen" absegnen lässt;
und weil
der demokratische Staat alles andere als "wehrhaft", sondern ganz im
Gegenteil zu feige ist, den verfassungsfeindlichen Ausgrenzungsforderungen
der Großkirchen energisch die Stirn zu bieten.
Wo es hingegen um kirchliche Vereinigungen geht, ist dasselbe Ministerium
überaus großzügig. Jahrelang gewährte das Landwirtschaftsministerium den
"katholischen Dorfhelferinnen" Subventionen in Millionenhöhe, obwohl es an
einem "Verwendungsnachweis" fehlte, wie der Bayerische Rechnungshof
kritisierte. Insgesamt kamen in dem erst 1999 aufgedeckten Skandal über 20
Millionen Mark an erschwindelten Zuschüssen und hinterzogenen Steuern
zusammen. 482
Doch nicht immer erliegen staatliche Organe den kirchlichen Pressionen. Das
Würzburger Verwaltungsgericht hob am 14.4.1999 die Ablehnungsbescheide der
Landwirtschaftsämter auf, indem es auf Tatsachen hinwies, die den Behörden
längst bekannt sein mussten: Dass das Universelle
Leben nachweislich "kein Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes" ist.
Dass es "keine Anzeichen dafür gebe, dass innerorganisatorische Grundsätze
aus dem Bereich des Gemeinschaftslebens auf den staatlichen Bereich
übertragen werden sollen". Dass "den bayerischen Behörden derzeit keine
tatsächlichen Anhaltspunkte für politisch motivierte Bestrebungen gegen die
freiheitlich-demokratische Grundordnung durch das Universelle Leben
vorliegen". 483 Aber was zählt das alles, wenn ein
"Pfarrer" von der Medien-Kanzel sein Verdammungsurteil spricht?
Eine weitere Studie weist nach
484, dass die irreführenden Behauptungen Pfarrer Behnks über die
Urchristen ähnlich wie in diesem Beispiel auch in vielen anderen Fällen zu
Rechtsverstößen und Diskriminierungen geführt haben: zu Saalabsagen,
Anzeigen-Verweigerungen, zu Mobbing, Boykottaufrufen 485
bis hin zur Aufnahme des Universellen Lebens in staatliche "Sektenberichte".
486 Zahlreiche "Kollegen" Behnks verwenden seine
vorgefertigten Zitaten-Collagen, so z. B. der Würzburger katholische Rufmordbeauftragte
Alfred Singer, um damit über die Urchristen in öffentlichen oder
handverlesenen Veranstaltungen herzuziehen. Andere Kollegen greifen die
Verleumdungen bereitwillig auf und fügen ihnen neue hinzu – so wie Pastor
Wolfgang Reich aus Norddeutschland, der sich 1993 auf dem Evangelischen
Kirchentag in München bei einem Vortrag Behnks wie auf Bestellung zu Wort
meldete und behauptete, er kenne jemand, der sein gesamtes Erbe in das
Heimholungswerk habe einbringen müssen und der jetzt keinen Kontakt mehr zu
seinen Kindern haben dürfe. Obwohl es so etwas nicht gibt, antwortete Behnk,
er erhalte "immer wieder" ähnliche Erfahrungsberichte. Als anwesende
Urchristen den "Fragesteller" dazu aufforderten, Namen zu nennen und Beweise
für diese Anschuldigung zu erbringen, wurde dies vom Publikum mit Gelächter
quittiert. Als die Urchristen daraufhin die Polizei riefen, um wenigstens
die Personalien des Anschwärzers feststellen zu lassen, wurde dies von
anwesenden Kirchenvertretern in theatralischer Weise als
"Einschüchterungsversuch" und "Einschränkung der freien Meinungsäußerung"
bezeichnet – und der Evangelische Pressedienst verbreitete mit gespielter
Empörung die Meldung, dass die Polizei "auf den Wink einer Sekte" reagiert
habe. 487 (Solche "Winke" darf in unserem Staat eben nur
einer geben: die Kirche!) Die Polizei kam zwar und nahm die Personalien des
Verleumdungsgehilfen auf – doch die Urchristen erhielten sie nicht.
Angeblich waren sie wenige Tage später bereits "unauffindbar". Die Kirche
kann also beruhigt sein: Auch die Polizei spurt noch! Als der Name des
Pastors zwei Jahre später durch Zufall bekannt wurde, war es für eine
Klärung des Vorfalls längst zu spät.
Auch zahlreiche Journalisten wie z. B. Holger Reile vom
Südkurier (5.1.1995) greifen Behnks
Verleumdungen begierig auf und verbreiten ihre Artikel auch in anderen
Zeitungen.
Doch der Ungeist in "Pfarrer" Behnk lässt diesem keine Ruhe. Wer durch die
Abwertung anderer ständig Aufwertungs-Energie erhält, der leidet nicht
selten unter einem Sucht-Phänomen. Wer anderen ständig vorwirft, zu keiner
"Gewissensbildung" mehr fähig zu sein, der hat vermutlich sein eigenes
Gewissen längst abgetötet. Wie anders ist es zu erklären, dass "Pfarrer"
Behnk eines Tages in Pfarrerskleidung im Wohnort von Gabrieles Familie, der
schwäbischen Kleinstadt Wertingen, auftaucht, um sich dort bei Verwandten
nach den längst verstorbenen Eltern Gabrieles zu erkundigen. Will er immer
neues Verleumdungsmaterial heranschaffen, neue Verdrehungen und
Verdächtigungen konstruieren, will er noch weiter Karriere machen? Sein
Verhalten hat jedenfalls zur Folge, dass Gabriele ihre nächsten Verwandten
und das Grab ihrer Eltern nicht mehr besuchen kann, weil ihre Verwandten
endlich Ruhe vor den ständigen Anfeindungen und Gesprächen haben wollen.
Auch das ist "Pfarrer" Behnks Werk, bis heute gedeckt von seinen kirchlichen
Vorgesetzten, den jeweiligen bayerischen Landesbischöfen Johannes Hanselmann
(bis 1994), Hermann von Loewenich (1994-1999), Johannes Friedrich
(1999-2011) und Heinrich Bedford-Strohm (seit 2011).
Fußnoten:
445 Karl Jaspers, "Der philosophische Glaube", 9. Auflage 1988, S. 73
446 Main-Post, 15.6.1991
447 Main-Post, 17.6.1991
448 Main-Post, 15.6.1991
449 Evangelischer Monatsgruß Würzburg, November 1991
450 epd, 7.4.1993
451 Nürnberger Nachrichten, 12.2.1992
452 Evangelisches Sonntagsblatt Bayern, 18.4.1993
453 September 1940
454 Göttinger Tageblatt, 22.4.1993
455 Main-Post, 13.10.1993
456 Bei der Gründungsversammlung von "Bürger beobachten Sekten"
(S. 307) am 15.12.1994 verstieg sich Behnk sogar zu dem
besonders bösartigen Rufmord, die
Urchristen würden "möglicherweise sogar für den nächsten Sektenmord
verantwortlich" sein (Fränkische Nachrichten, 16.12.1994)
457 vgl. S. 265
458 Bayern 2, 22.4.1993
459 Antenne Bayern, 1.7.1993
460 vgl. Johannes 16, 33: "In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost: Ich habe
die Welt überwunden" oder Römer 12, 22: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem."
Weitere Stellen in
der Zeitschrift "Der Christusstaat"
Nr. 8/1993
461 siehe hier das
Urteil des Bayerischen
Verwaltungsgerichtshofs vom 4.4.1995 –
vgl. auch
Urteil des Landgerichts
Hamburg vom 12.11.2003 und
Urteil des Landgerichts Berlin vom 15.6.2004
462 Main-Echo, 15.4.1994
463 Süddeutsche Zeitung, 7.8.1996
464 epd, 7.1.1996
465 Evangelisches Sonntagsblatt Bayern, 21.3.1993
466 Radio FFH, "Radiomarkt", 10.1.1994
467 Stuttgarter Nachrichten, 19.4.1996
468 Näheres hierzu:
Hubertus Mynarek,
Verrat an der Botschaft Jesu,
Verlag Das Wort, Rottweil 1986
469 S. 156 ff.
470 Wolfgang Behnk, "Contra Liberum Arbitrium – Pro Gratia Dei. Willenslehre
und Christuszeugnis bei Luther und ihre Interpretation durch neuere
Lutherforschung", 1982, siehe
theologe1.htm
471 Oberlandesgericht München, 9.7.1997
472 Landgericht München, 27.8.1997
473 Pressemitteilung vom 18.5.1997, zitiert nach "Luthers totalitäres Regime vor Gericht",
Verlag Das Weisse Pferd, S. 50
474 Luthers totalitäres Regime vor Gericht, Verlag
Das Weisse Pferd, S. 54
475 Landgericht München I, Oberlandesgericht München
476 Luthers totalitäres Regime vor Gericht, Verlag
Das Weisse Pferd, S. 56
477 S. 357 f.
478 Main-Echo, 10.7.1996
479 Main-Echo, 13.7.1996
480 Main-Echo, 15.7.1996
481 Main-Echo, 17.7.1996
482 Süddeutsche Zeitung, 4.2.1999, Stuttgarter Zeitung, 5.2.1999
483 Luthers totalitäres Regime vor Gericht, Verlag
Das Weisse Pferd, S. 66 ff.
484 ebenda, S. 64 ff.
485 zu den Auswirkungen der Verhetzung siehe S. 404 ff.
486 vgl. S. 379 ff.
487 z. B. Kitzinger Zeitung, 12.6.1993
Fünf Jahre lang kämpften Urchristen um die Anerkennung einer Privaten Weltanschauungsschule, bis sie endlich gemäß der Gesetze genehmigt wurde, weil alle Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Doch dann kam 1991 Dr. Wolfgang Behnk und entfesselte im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ein Kesseltreiben, um die Schule wieder kaputt zu machen. Und obwohl er auch hier "alle Register zog", ist die staats- und gesetzestreue Schule seither erfolgreich und bei Eltern und Kindern gleichermaßen beliebt. Im Anhang eine Ergänzung über Vorfälle in der evangelischen Kirche, zu denen die lutherischen Sektenbeauftragten schwiegen.
Für eine lebendige Glaubensgemeinschaft ist es
selbstverständlich, auch für die Erziehung der Kinder eine eigene
Alternative zu entwickeln und anzubieten. Schon Mitte der achtziger Jahre
begannen die Urchristen, eigene Erziehungseinrichtungen aufzubauen. Dies ist
z.B. bei Kindergärten von den rechtlichen Anforderungen her (Fachpersonal
usw.) nicht allzu schwierig. Die Behörden hatten kaum die Möglichkeit, dies
zu verweigern.
Von Anfang an wurde jedoch klar, dass solche Einrichtungen der Kirche ein
Dorn im Auge waren. Als die Urchristen in Würzburg einen ersten Kindergarten
eröffneten, brach der Würzburger Vertreter des Evangelischen Pressedienstes,
Gerhard Lenz 488, im katholischen Fränkischen Volksblatt
489 (1.2.1986)
sogleich eine Kampagne vom Zaun. In einem fast ganzseitigen Artikel
berichtet er ausführlich über "personelle Verflechtungen" zwischen dem
Verein "Kinderland e.V." und den Urchristen. Der Würzburger Sozialreferent
Peter Motsch nimmt Anstoß daran, dass man ihn vor Erteilung der vorläufigen
Betriebsgenehmigung über diese Verbindung im Unklaren gelassen habe – obwohl
dies an den rechtlichen Voraussetzungen nicht das Geringste ändert! Aber ein
"Ketzer" hat eben seinen Glauben überall zu offenbaren ...
Die Regierung von Unterfranken beanstandet laut Volksblatt, dass der Kindergarten "inmitten vielbefahrener Bundesstraßen in einem Gewerbegebiet" liege. Dass das betreffende Gebäude – ein einstöckiges Haus – in einem geschützten, begrünten Hof liegt, von den umgebenden Straßen durch mehrstöckige Gebäude abgeschirmt, verschweigt Lenz nicht nur: Er bringt auch noch ein völlig irreführendes Foto, auf dem er nicht den Kindergarten, sondern einen angrenzenden Parkplatz samt einem Müllbehälter mit leeren Flaschen zeigt. Und am Ende des Artikels fordert er die Leser unverblümt zum Boykott des Kindergartens auf – denn diese könnten ja sonst angesichts der in diesem Stadtteil fehlenden Kindergartenplätze auf die Idee kommen, dort ihre Kinder hinzuschicken: "Sollte der behördenintern so umstrittene Kindergartenland-Kindergarten am Europastern offiziell seinen Betrieb aufnehmen, müssten sich interessierte Grombühler Eltern hier wohl einige Fragen stellen." Hauptsächlich wohl die Frage, ob ein Katholik oder Protestant eine von der katholischen Zeitung offiziell als "ketzerisch" gebrandmarkte Einrichtung benützen darf, ohne selbst in Ketzerverdacht zu geraten.
Die "Versuchung" blieb ihnen in diesem Fall erspart. Die urchristlichen
Eltern fanden sehr bald andere Standorte für ihre Kindergärten außerhalb der
Stadt. 490 Und noch im selben Jahr (am 24.10.1986) stellten sie bei den
zuständigen Behörden den Antrag, eine private Weltanschauungs-Schule
einrichten zu dürfen. Diese Möglichkeit ist sowohl im Grundgesetz
491 als
auch in der Bayerischen Verfassung 492 ausdrücklich vorgesehen. Doch die
Regierung von Unterfranken lehnte auf Anweisung des Bayerischen
Kultusministeriums diesen ersten Antrag im Sommer 1988 ab. Die Urchristen
machten von ihrem Recht auf Akteneinsicht Gebrauch – und stellten mit
Erstaunen fest, dass die Regierung von Unterfranken sich bei ihrer
"Urteilsfindung" zum großen Teil auf ein "Informations"-Dossier des
Bischöflichen Ordinariats Würzburg gestützt hatte! Als offizielle Begründung
wurde allerdings nur angegeben, dass die organisatorische "Verfestigung" des
Universellen Lebens für das Betreiben einer Schule nicht ausreichend sei.
Zum Skandal wird diese Ablehnung, wenn man von zwei Vorgängen Kenntnis hat,
die gleichzeitig am 5. September 1988 stattfanden: Am selben Tag, als das
Kultusministerium in München der Regierung von Unterfranken die Weisung
erteilt, den Antrag der Urchristen abzulehnen, genehmigt die Regierung von
Oberbayern einen anderen Antrag zur Errichtung einer Privatschule: einer
kirchlichen. Antragsteller ist die "Integrierte Gemeinde" in Walchensee.
Hier ist der Ablauf genau umgekehrt wie im Fall der Urchristen: Das
Kultusministerium hebt sogar einen Ablehnungsbescheid der Regierung von
Oberbayern auf. Bischof Stimpfle aus Augsburg hatte sich persönlich für
diesen Antrag eingesetzt 493 – so wie sich, im umgekehrten Fall, der
Würzburger Bischof Scheele gegen den urchristlichen Antrag eingesetzt hatte.
Da weiß man also, wer in Bayern für politische Entscheidungen, vor allem auf
dem Gebiet der Erziehung, wirklich "zuständig" ist. Eine katholische Schule*
wird sofort genehmigt – eine urchristliche Schule wird mit fadenscheiniger
Begründung abgelehnt.
Doch die urchristlichen Eltern lassen sich nicht einschüchtern. Einige von
ihnen fahren mit ihren Kindern nach München und finden Kultusminister
Zehetmair in seinem Amtsgebäude. Dieser reagiert jedoch beleidigt und
verlässt den Raum. Die Urchristen machen wieder einmal die Erfahrung, was es
bedeutet, eine kirchlich beeinflusste Öffentlichkeit gegen sich zu haben:
Normalerweise werden derartige Aktionen mit Kindern von der Presse positiv
aufgegriffen. Doch die Bild-Zeitung (6.9.1988) macht aus dem Vorgang die
Schlagzeile: "Sekten-Kinder besetzten Ministerbüro – von ihren radikalen
Eltern zu Polit-Aktion missbraucht." Der "Sekten-Spezialist" Pfarrer Haack
wird zitiert: "Es ist gut, dass das Ministerium den Schulbetrieb nicht
erlaubt hat."
Den Urchristen bleibt einmal mehr nur der Klageweg. Doch der kostet Zeit und
Geld. Zwei Jahre müssen die Vertreter des Schulvereins "Ich helfe dir" auf
die erste Verhandlung warten. Und siehe da: Am 16. August 1990 entscheidet
das Verwaltungsgericht Würzburg, dass die Regierung von Unterfranken
verpflichtet wird, den Urchristen die Genehmigung zum Betrieb einer privaten
Grund- und Hauptschule zu erteilen. Für eine Ermessensentscheidung der
Behörden sei "bei der gegebenen Verfassungslage kein Raum". Der Staat sei
nicht nur zu religiös-weltanschaulicher Neutralität verpflichtet, es sei ihm
auch verwehrt, eine "inhaltliche Qualitätsprüfung von Religions- und
Weltanschauungsinhalten vorzunehmen, bestimmte Bekenntnisse zu privilegieren
oder den Glauben oder Unglauben seiner Bürger zu bewerten". Das Grundrecht
auf Gleichbehandlung (Art. 4 Grundgesetz) schütze "nicht nur die großen
christlichen Kirchen, sondern auch alle anderen religiösen und
weltanschaulichen Gemeinschaften und Gruppierungen".
Die Urchristen hatten in diesem Verfahren ein Gutachten des
Religionswissenschaftlers Prof. Hubertus Mynarek vorgelegt zu der Frage, ob
das Universelle Leben eine Weltanschauung im Sinne der Verfassung sei. Nach
Aussage Prof. Mynareks kann daran kein Zweifel bestehen: Im Universellen
Leben seien "alle Strukturelemente, die zu einer Weltanschauung gehören,
konsequent und logisch aus dem obersten Seins-Prinzip abgeleitet". Mynarek
bestätigte in seinem Gutachten auch, dass das Universelle Leben eine
christliche Weltanschauungsgemeinschaft ist.
Das Ergebnis des Gerichtsprozesses ist eine Blamage für einen Staat, der den
Grundsatz der Gleichbehandlung aller Bürger vor aller Augen missachtet
hatte. Wer nun angenommen hatte, dass dieser Staat eine offenbar längst
überfällige Korrektur seiner Haltung gegenüber religiösen Minderheiten
vornehmen würde, sah sich getäuscht: Kultusminister Zehetmair fuhr wenige
Tage nach dem Würzburger Urteil in Urlaub und ließ verlautbaren, man müsse
vor einer Genehmigung zunächst die schriftliche Urteilsbegründung abwarten.
Das neue Schuljahr beginnt in Bayern im September – und die räumlichen
Voraussetzungen für einen provisorischen Schulbeginn im Jahr 1990 waren vorhanden! Sogar
die Main-Post (21.8.1990) schüttelte über eine solche Gleichgültigkeit
gegenüber den Rechten unbescholtener Bürger den Kopf: "Der Kampf dieser
Menschen gegen die Windmühlen von Staat und Kirche ist noch nicht
ausgestanden. ... Den Grund dafür versteht eigentlich keiner mehr." Auch die
Aufforderung der Urchristen an Ministerpräsident Max Streibl, ein "Machtwort" zugunsten einer religiösen Minderheit zu sprechen
494, verhallt
ungehört. Als Minister Zehetmair kurz vor Schulbeginn an einer Tagung in
Würzburg teilnimmt, stehen urchristliche Eltern und Kinder vor dem Hotel
Rebstock, um mit ihm zu sprechen und ihre Entschlossenheit für eine eigene
Schule zu bekräftigen. Doch Zehetmair entschwindet durch den Hinterausgang.
Das Bayerische Kultusministerium erteilt keine
Schulgenehmigung, sondern geht in die Berufung – eine reine Hinhaltetaktik,
denn neue Argumente hatten die Behörden nicht vorzubringen. Dies bestätigte
sich am 24. Juli 1991: Der Verwaltungsgerichtshof in München bestätigt das
Ersturteil. Eine wesentliche Rolle spielen in der Berufungsverhandlung die
Glaubensinhalte des Universellen Lebens, die in den Büchern des Inneren
Weges und in dem umfassenden Offenbarungswerk "Das ist Mein Wort"
495
niedergelegt sind. Auf der Grundlage eines ausführlichen Berichtes über den
Glauben, das Denken und Leben der Urchristen kommt das Gericht zu dem
Schluss, dass der Einwand einer "mangelnden Verfestigung" nicht stichhaltig
ist, dass daher die Voraussetzungen zum Betreiben einer Schule erfüllt sind.
Doch die Urchristen kennen inzwischen ihre Pappenheimer. Noch im
Gerichtssaal beantragen sie, das Gericht solle die Genehmigung mittels einer
einstweiligen Anordnung erteilen, um einer weiteren Verzögerungstaktik den
Riegel vorzuschieben.
Die erweist sich tatsächlich als notwendig. Das neue Schuljahr 1991 beginnt am
12. September, ohne dass eine Genehmigung vorliegt. Die Regierung von
Unterfranken lässt verlauten, sie warte noch auf eine Stellungnahme aus dem
Kultusministerium. Die schriftliche Urteilsbegründung sei dort noch nicht
eingetroffen. Die Kinder, die sich schon auf ihre neue Schule gefreut haben,
müssen also noch einmal den Gang in die Regelschulen antreten. Doch einige
der Eltern lassen ihre Kinder zu Hause, weil die ihnen rechtmäßig zustehende
Genehmigung doch jeden Tag eintreffen müsste. Als die Behörden nun mit
Bußgeldern drohen, kommen die Kinder zwar in die Schule, verweigern aber zum
Teil die Mitarbeit im Unterricht: Sie wollen in die Christusschule. Statt
sich für die Schikanen seiner Behörde zu entschuldigen, beklagt sich
Abteilungsleiter Jürgen Röhling von der Regierung von Unterfranken über
"massiven Psychoterror", dem seine Behörde ausgesetzt sei. Offenbar ist man
es auf Seiten des Staates nicht gewohnt, dass Eltern mit legalen Mitteln für
ihre verfassungsmäßigen Rechte eintreten.
Erst am 23. September 1991 hat das Warten ein Ende: Der Bayerische
Verwaltungsgerichtshof erlässt eine einstweilige Anordnung, wonach der
Betrieb der Schule unverzüglich aufgenommen werden kann. Fast genau fünf
Jahre haben die Urchristen für etwas kämpfen müssen, was kirchlichen
Antragstellern in den Schoß zu fallen pflegt: eine eigene Schule. Es ist die
erste und unseres Wissens bisher einzige private Weltanschauungsschule in
Deutschland. 496
Das Presse-Echo lässt jedoch bereits erahnen, wie sehr dieser Durchbruch die
Großkirchen in Rage bringt. Von "Kaderschmiede für die Glaubensgemeinschaft"
497 ist da die Rede; im Rheinischen Merkur
(30.8.1991)
macht Werner Thiede, Theologe und Mitarbeiter der "Evangelischen
Zentralstelle für Weltanschauungsfragen", Stimmung gegen die neue Schule,
noch ehe sie den ersten Tag in Betrieb war: Die Lehre des Universellen
Lebens sei "gefährlich" für Kinder, Geschichten von Elfen und Wichteln seien
"fragwürdige Weltbildelemente" – hat da der Staat, so Thiede, nicht "einen
Schutzauftrag auch für noch unmündige Schulkinder"?
Von einem Schutzauftrag des Staates für das verfassungsmäßig verbriefte
Recht der Eltern, über die Erziehung ihrer Kinder im Rahmen der Gesetze
selbst zu entscheiden, spricht Thiede nicht. Das müssen die Eltern sich
schon selbst gegen den Staat vor den Gerichten erkämpfen.
Der Kampf sollte noch weitergehen. Zunächst
aber wird der Schulbetrieb in Esselbach (Landkreis Main-Spessart) in einer
ehemaligen Kleiderfabrik aufgenommen, die von Eltern und Freunden der Schule
in liebevoller Kleinarbeit renoviert wurde und die den Kindern eine
Atmosphäre bietet, in der sie sich wohlfühlen können. Noten gibt es erst in
den höheren Klassen. Die Lehrer lassen sich mit "Du" anreden, legen viel
Wert auf gezielte Einzelförderung und soziales Lernen: Ältere Schüler helfen
jüngeren, jeder übernimmt reihum kleinere Aufgaben wie Aufräumen, Putzen,
Abspülen. Von Anfang an wird in der Schule, die allen Kindern der Umgebung
offen steht, eine Ganztagesbetreuung angeboten mit gemeinsamem
(vegetarischen) Mittagessen, mit Sprach-Wahlfächern, Arbeitsgemeinschaften
und Freizeitangeboten; später kommt eine eigene Musikschule hinzu – all dies
zu einer Zeit, in der die PISA-Studie 498 und der Ausbau der
Ganztagesbetreuung unter Kultuspolitikern, Lehrern und Eltern noch nicht in
aller Munde waren. Besonderer Wert wird auf frühe berufliche
Orientierungsmöglichkeiten gelegt: regelmäßige Praktika in Betrieben nach
Wahl der Schüler, wo sie sich spielerisch mit den Aufgaben des Berufslebens
vertraut machen können.
Das Ergebnis gibt der neuen Schule recht: Beim "Qualifizierenden
Hauptschulabschluss" nach Abschluss der 9. Schulklasse erreichen hier
regelmäßig prozentual wesentlich mehr Schüler den notwendigen
Notendurchschnitt von 2,5 als Schüler anderer Schulen – was allerdings auch
damit zusammen hängt, dass weniger Schüler nach der vierten Klasse direkt an
Gymnasien oder Realschulen wechseln. Dieser Weg steht heute auch nach dem
Hauptschulabschluss jedem Jugendlichen offen. Viele der Schulabgänger der
Christusschule machen zunächst das freiwillige zehnte Schuljahr, wobei sie
von den Lehrern der zuständigen staatlichen Schulen wegen ihrer Motivation,
Selbständigkeit und Aufgewecktheit meist gerne aufgenommen werden.
Die Schüler werden nach den in Bayern üblichen Lehrplänen unterrichtet; dies
wird von den Behörden regelmäßig überprüft, ohne dass je irgend welche
Beanstandungen festgestellt worden wären. Seit die Schule offiziell
genehmigt wurde, normalisierte sich trotz der Anlaufschwierigkeiten das
Verhältnis zwischen Behörden und Schulleitung rasch: Wen bayerische Behörden
einmal unter ihre Fittiche genommen haben, den behandeln sie in der Regel
ordnungsgemäß – und beschützen ihn bei Bedarf sogar gegen unsachgemäße
Angriffe von Seiten der Kirche und ihrer Helfershelfer.
Dies muss auch "Pfarrer" Wolfgang Behnk erfahren, als er
1994 zur Treibjagd auf die Schule bläst. In Kreuzwertheim 499 suggeriert er
seinen Zuhörern in einer öffentlichen Veranstaltung laut Zeitungsbericht
500,
"die Schule des Universellen Lebens sei grundgesetzwidrig, weil hier der
Art. 2 des Grundgesetzes missachtet werde, der die freie Entfaltung der
Persönlichkeit garantiere. Er wollte dies mit den Zielen des Universellen
Lebens belegen, zu denen der ´Abbau alles Individuellen, aller familiären
und persönlichen Bindungen, letztlich des Menschseins` 501 gehöre. Es sei
besonders problematisch, Kinder ´einem Entpersönlichungs- und Entsozialisierungssystem
auszusetzen`."
Bereits im August 1994, als der Schulverein die Erweiterung der Grundschule
auf die neunklassige Grund- und Hauptschule ankündigte, hatte Behnk
geschäumt: "Das ist keine kindergerechte Erziehung, sondern ideologische
Indoktrination." 502 Die Kirche schließt auch hier wieder nur zu gern von
sich auf andere.
Doch gerade einem besonders eifrigen Inquisitor kann es passieren, dass er
bei seiner zwanghaften Verleumdungsarbeit auch einmal über die eigenen Füße
stolpert. Behnk hatte im April 1994 offenbar die guten Kontakte seines
Vorgängers Haack zu bayerischen CSU-Politikern 503 wieder aufgewärmt und drei
CSU-Landtagsabgeordnete mit seinen Verleumdungen versorgt. Christian Will
(Würzburg), Karl Freller 504 (Schwabach) und Markus Sackmann (Roding)
reichten bei der Bayerischen Staatsregierung eine umfangreiche Anfrage ein,
betreffend "Verbreitung des Sektenwesens in Bayern; hier: Heimholungswerk –
Universelles Leben". Eine der gestellten Fragen betraf auch die Schule: Mit
welcher Legitimation sie errichtet sei und ob staatliche Kontrolle möglich
sei.
Einmal abgesehen davon, dass bereits der gesamte Fragenkatalog ein im Grunde
verfassungswidriger Ausforschungsantrag gegen unbescholtene Bürger ist: Die
gestellten Fragen erlauben zudem einen Einblick in die offenkundige
intellektuelle Beschränktheit der agierenden gewählten Volksvertreter. Vom
Gerichtsverfahren, das den Staat zwang, die Schule zu genehmigen, hatte
jeder aufmerksame Zeitungsleser Kenntnis. Und dass auch eine Privatschule
staatlicher Aufsicht unterliegt, gehört zum Grundwissen jedes
Kulturpolitikers. Dementsprechend kurz angebunden war die Antwort der
Regierung auf die zweite Frage, die, wie alle Antworten, Ende Februar 1995
veröffentlicht wurde:
"Als genehmigte private Volksschule unterliegt auch
diese Weltanschauungsschule der staatlichen Schulaufsicht, die sehr sorgsam
darüber wacht, dass der Unterricht den gesetzlichen Vorgaben entsprechend
erteilt wird. Auffälligkeiten haben sich bisher nicht ergeben."
Solche nüchternen, entlastenden Antworten ziehen sich wie ein roter Faden
durch den gesamten 16-seitigen Bericht, an dessen Formulierung sechs
bayerische Ministerien 505 beteiligt waren. Es
gibt nach Auskunft der Regierung weder einen Anlass, das Universelle Leben
durch den Verfassungsschutz zu beobachten noch "Erkenntnisse über
rechtsextreme Veröffentlichungen bzw. Aktivitäten ... Es bestehen derzeit
keine Erkenntnisse darüber, dass aus der religiösen Grundeinstellung des
´Universellen Lebens` heraus eine Bestrebung gegen die freiheitliche
demokratische Grundordnung, insbesondere gegen die Menschenrechte, verfolgt
würde." Genau das hatte Behnk aber in Bezug auf die Schule behauptet!
Es gebe auch "keine Anhaltspunkte, ... dass das
Universelle Leben die innerorganisatorischen Grundsätze aus dem Bereich des
Gemeinschaftslebens heraus auf den staatlichen Bereich übertragen will".
Auch Erkenntnisse über "Repressalien gegen Aussteiger" liegen nicht vor.
Der Bericht der Bayerischen Staatsregierung
über das Universelle Leben erweist sich als Bumerang für den lutherischen
Sektenpfarrer – und als Rehabilitierung der Urchristen
506. Im Mittelalter
hätte spätestens jetzt der Inquisitor die unbotmäßigen Landesherren
exkommuniziert und sie für vogelfrei erklärt. Im 20. Jahrhundert bleibt ihm
immerhin noch die Presse. Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Berichts
der Staatsregierung berichtet die Katholische Nachrichtenagentur:
"Der Sektenbeauftragte ... Wolfgang Behnk hat erneut vor
der Gruppierung ´Universelles Leben` gewarnt und ihr ´grundgesetzwidrige,
demokratiefeindliche Ideologie und Praxis` vorgeworfen. Energisch wandte
sich Behnk gegen die Darstellung des Bayerischen Kultusministeriums, wonach
es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass das UL die Demokratie gefährde und
gegen Menschenrechte verstoße. ... Behnk legte Zehetmair insgesamt 20
´Dokumente` vor, die nach seiner Ansicht ´sehr wohl massive sachliche
Anhaltspunkte` für eine Gefährdung der Demokratie durch das ´Universelle
Leben` geben." 507
Diese "Dokumente" waren allerdings nur die weidlich bekannten (und in Kap.
3, S. 310 ff. widerlegten) Verleumdungen und Verdrehungen, die Behnk bei
solchen Gelegenheiten immer aus der untersten Schublade zu ziehen pflegt.
Minister Zehetmair betonte demgegenüber, der Staat sei an die
weltanschauliche Neutralität gebunden – und deshalb sei der Staat auch nicht
"der Büttel der Sektenbeauftragten". 508 Wie sehr muss die Kirche einen
konservativen Minister wohl bedrängt und genervt haben, ehe er einen solchen
Ausspruch tut?
Doch bei der Verfolgung Andersgläubiger hat die Kirche einen langen Atem.
Werner Thiede 509 äußert jetzt im Materialdienst der EZW
(8/1995) die "Hoffnung", dass "nunmehr das bayerische Kultusministerium die
Schule des UL einer erneuten Überprüfung unterziehen wird, die sich am
Kriterium der Verfassungsgemäßheit orientiert."
Die bayerischen Schulbehörden reagieren auf diesen Druck, der sicher nicht
nur von dieser kirchlichen Stelle ausgeht, indem
sie ohne Vorankündigung eine zusätzliche, besonders ausführliche Visitation
durchführen. Das Ergebnis ist jedoch wiederum positiv – insbesondere wird
die "Zwanglosigkeit", die "Sprachgewandtheit" und die "Reife" der Schüler
hervorgehoben.
Das hindert Behnk aber nicht, Anfang 1996 erneut die Schließung der
urchristlichen Schule zu fordern, weil die Gerichte ihm die
Meinungsäußerung erlaubt hätten, dass diese
Schule "grundgesetzwidrig" sei. Dass in einem Rechtsstaat die Behörden nicht
aufgrund der bloßen Meinung eines Pfarrers einen
solchen Schritt tun können – damit vermag ein Inquisitor mit seiner
menschenfeindlichen Denkstruktur offenbar kaum zurechtzukommen.
Behnk hat wohl nicht damit gerechnet, dass Behörden – zumal in Bayern – ebenfalls über einen langen Atem verfügen. Wer eine von ihnen beaufsichtigte Einrichtung angreift, der unterstellt gleichzeitig den Behörden, nicht gut gearbeitet zu haben – und bringt sie damit gegen sich auf. Weniger Skrupel, den Anwürfen kirchlicher Eiferer zumindest verbal entgegenzukommen, haben auf Wählerstimmen spekulierende Politiker – bis hinauf zum Ministerpräsidenten. Als Edmund Stoiber im Februar 1996 nach Lohr kommt, sitzen die Inquisitions-Handlanger Thomas Müller und Hans-Walter Jungen in der ersten Reihe und fragen ihn, ob er "gegen das Universelle Leben endlich so energisch vorgehen wolle wie gegen die ´Scientology Church` oder ob ´bayerische Sekten Privilegien genießen`". 510 Stoiber "bedauerte", so ein Zeitungsbericht, dass man bezüglich der Schule vor Gericht unterlegen sei, obwohl man "alles versucht" habe, um die Gründung dieser Schule zu verhindern. "Der Kampf müsse aber weitergeführt werden, er betrachte die Urteile nicht als ´Tatsachen für alle Zeiten`". 511 Stoiber wolle "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die private Volksschule der Sekte ´Universelles Leben` vorgehen." 512
Man mag zu den Zeugen Jehovas stehen, wie man will: Sie gehörten nach Aussage von Mithäftlingen zu den mutigsten und standhaftesten Häftlingen in den Konzentrationslagern, praktizierten bis zuletzt einen gemeinschaftlichen Zusammenhalt. Sie waren die einzige religiöse Gruppe, die konsequent den Kriegsdienst verweigerte: Mindestens 250 Zeugen wurden deshalb hingerichtet. Katholische oder evangelische
Kriegsdienstverweigerer, die für ihre religiöse Überzeugung in den Tod gingen, kann man hingegen an den Fingern einer Hand abzählen. Was wäre geschehen, wenn die großen Kirchen nur einen Bruchteil des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur aufgebracht hätten, den diese religiöse Minderheit vorlebte?
Fußnoten:
488 vgl. S. 304 f.
489 Gerhard Lenz arbeitete vor seiner Tätigkeit beim epd beim Fränkischen
Volksblatt
490 Ein Standort in Hettstadt (S. 236 ff.), für den bereits ein Grundstück
angekauft war, wurde von der Gemeinde allerdings blockiert – sie verweigerte
die Erschließung.
491 Art. 7 Abs. 5 GG
492 Art. 69 Abs. 3 BV
493 Süddeutsche Zeitung, 7.10.1988
494 Main-Post, 22.8.1990
495 Gabriele-Verlag DAS WORT, Tel. 09391/504135
496 Kirchliche Schulen arbeiten auf konfessioneller Grundlage; die
anthroposophischen Schulen geben als Hintergrund besondere pädagogische Ziele
an.
497 Main-Echo, 3.9.1991
498 Der erste Teil der PISA-Studie (Programme for International Student
Assessment) der OECD erbrachte Ende 2001 das Ergebnis, dass deutsche Schüler
in Bezug auf die Fähigkeit, gelesene Texte eigenständig zu verarbeiten, im internationalen Vergleich nur einen unteren Mittelplatz einnehmen.
499 vgl. S. 308 sowie Anmerkung 456
500 Main-Echo, 17.12.1994
501 Zu Behnks Verleumdungsmethoden siehe S. 326 ff. Das
"Individuelle" des
Menschen soll auf dem Inneren Weg im Universellen Leben nicht "abgebaut"
werden, sondern lediglich das Ichbezogene, mit dem sich der Mensch gegen seine Mitmenschen stellt.
"Bindung" bedeutet in der Lehre des Universellen
Lebens – im Gegensatz zur "Verbindung", die positiv bewertet wird – eine
Abhängigkeit, Unselbständigkeit, ständige Erwartungshaltung, die es zu überwinden gilt. Nicht das "Menschsein" soll aufgehoben werden, sondern das
allzu menschliche, niedere Ich, also die Selbstbezogenheit, der Egoismus,
soll in positive Eigenschaften wie innere Stärke, Verständnis, Toleranz, Gemeinschaftssinn umgewandelt werden. All dies ist Behnk bekannt – dennoch
stellt er die Lehre der Urchristen immer wieder bewusst falsch dar, um sie
zu diskreditieren.
502 Main-Post, 3.8.1994
503 S. 109 f.
504 Karl Freller, Theologe, von Beruf katholischer Religionslehrer, wurde später
Staatssekretär im Kultusministerium
505 Die Ministerien für Kultus, Inneres, Justiz, Finanzen, Wirtschaft und
Soziales
506 Lediglich einige wenige Meinungsäußerungen Behnks gegen die Urchristen,
die dieser sich von Gerichten als "zulässig" hatte bestätigen lassen, wurden
im Bericht referiert
507 Fränkisches Volksblatt, 1.3.1995
508 Kitzinger Zeitung, Main-Post, 4.3.1995
509 siehe S. 353 f.
510 Main-Echo, 8.2.1996
511 ebenda
512 Kitzinger Zeitung, 9.2.1996
513 Kitzinger Zeitung, 2.10.1996
514 Aktenvermerk vom 17.10.1996
515 Mittelbayerische Zeitung, 23.10.1996
516 Josef Filser: klerikaler Zentrums-Abgeordneter des 19. Jahrhunderts,
satirische Figur des Schriftstellers Ludwig Thoma
517 Main-Post, 6.12.1996
518 Vermerk, 14.1.1997
519 epd-Meldung, 19.11.1997
520 Main-Post, 12.11.2001
3 Kindsmissbrauch in der Lutherkirche, einer von vielen – Ein Opfer berichtet: "Denn als ich dreizehn war, begannen die schlimmsten Jahre meines Lebens. Ich wurde tatsächlich in ein anderes Heim verlegt, nämlich in das evangelische Knabenheim Westuffeln im westfälischen Werl. Heute heißt die Einrichtung ´Von Mellin'sche Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Westuffeln`, und es gibt inzwischen eine Liste mit den Namen von mehreren Mitschülern, die sich dort gemeldet haben und die das Gleiche mitgemacht haben wie ich ... [Der Erzieher] war Diakon, also ein Mitarbeiter der evangelischen Kirche mit theologischer Qualifikation, und von den Von-Bodelschwinghschen Anstalten Bethel ähnlich einem Leiharbeiter zum Dienst nach Werl entsendet worden ... In den ersten Wochen meines Aufenthaltes in dem Heim beobachtete ich, wie jede Nacht ein anderer Junge in das Zimmer des Erziehers gerufen wurde. Sie blieben etwa eine halbe Stunde drinnen, und viele weinten, wenn sie herauskamen. Unser Jüngster, Wolfgang, war erst elf, er kam eines Nachts vor Schmerzen schreiend und mit blutendem Penis heraus. Wir alle eilten an sein Bett, um ihn zu trösten. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert sein könnte, aber ich spürte eine große Angst in mir. Wolfgang ist später Polizist geworden, und als ich letztes Jahr zu Besuch in dem Heim war, hat mir der neue Heimleiter erzählt, dass er sich umgebracht hat. Mehrere meiner Mitschüler haben Selbstmord begangen. Ich glaube, dass es wegen des Missbrauchs war ... Von nun an musste ich also jeden Tag zu ihm kommen, und immer fand ich unter seinem Bett mehrere Limonadenflaschen, die ich ausleeren musste. Schnell bemerkte ich, dass sich keine Limonade, sondern Urin darin befand ... Als ich sein Zimmer trat, sagte er: ´Du musst beim Arbeiten im Garten besser werden, aber wir werden darüber hinwegsehen.` Dabei nahm er meine Hand und legte sie auf sein Genital. Er selbst legte seine Hand dann auf mein Genital, und etwas später musste ich mich auf die Bettkante setzen und ihn manuell befriedigen. Er stand dabei mit heruntergelassener Hose vor mir. Danach urinierte er in eine der Limonadenflaschen. Bei anderen Gelegenheiten musste ich mich vor ihn stellen, und er saß auf der Bettkante und versuchte, mich manuell zu befriedigen. Ich musste auch in diese Flaschen pinkeln." (Auszug aus: faz.net, 14.3.2010)
4 Der Schriftsteller Bodo Kirchhoff "wurde als zwölfjähriger Schüler 1960 im evangelischen Internat Gaienhofen am Bodensee von einem Lehrer wiederholt missbraucht. Das beschreibt der Autor im "Spiegel" ... Der Mann, der auch sein Religionslehrer war, habe ihn ´unter immer neuen Vorwänden auf sein Zimmer` geholt. Kirchhoff musste ´Doktorspiele, Ferkeleien, unausgegorenen Sex` über sich ergehen lassen. Wie der "Spiegel" berichtet, habe der Pädagoge Kirchhoff auch ´oral befriedigt.` Jahrelang habe er versuchte, den Missbrauch in Worte zu fassen: ´Ich musste über etwas sprechen, zu dem es keine Sprache gab, ich musste mir eine erfinden.` Trotz der sexuellen Liberalisierung sei ihm dies bis heute nicht wirklich gelungen: ´Der ganze Sex-Sprachmüll hat die Sprachnot der Betroffenen nicht gelindert, im Gegenteil: Für die schlichte Wahrheit gab es jetzt gar keine Worte mehr ...` Der Lehrer sei ´mit Billigung der evangelischen Landeskirche davongekommen.`" (bild.de, 14.3.2010)
5
Spiegel online
enthüllt die "Hölle" beim renommierten evangelisch-lutherischen Windsbacher
Knabenchor (20.3.2010), eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Bayern, in deren Namen der Sektenbeauftragte Wolfgang Behnk gegen
Andersdenkende wütete. Klaus Kirschner schreibt sich die erlittenen
Qualen in dem "Kinder-KZ" "Windsbacher Knabenchor" kurz vor seinem Tod von der Seele. Das Magazin berichtet: "Kirschner
schildert in seinen Briefen, wie er und seine Klassenkameraden von dem Lehrer
und dem damaligen Internatsleiter, einem evangelischen Pfarrer, regelmäßig
geschlagen wurden. So habe der Internatsleiter vornehmlich nach dem Mittagessen
einzelne Jungen in sein Büro geholt, dessen Tür doppelt gepolstert
gewesen seien – ´damit die Schreie der Gepeinigten nicht an die
Öffentlichkeit drangen`. Dort habe er ihnen die Wahl zwischen
Nilpferdpeitsche und Rohrstock gelassen und die Kinder anschließend verprügelt.
Die Schläge hätten ihn offensichtlich sexuell erregt." Auch Peter Lemberg,
ehemaliger Windsbacher Knabensänger, packt aus: "Zwei seiner Schulkameraden
hätten später Selbstmord begangen, weil sie die Demütigungen in Windsbach nie
verkraften konnten. Von einem Präfekt sei ein Mitschüler so geschlagen
worden, dass ihm das Trommelfell platzte. Als sie älter wurden, seien
sie tatsächlich angewiesen worden, kleinere Schüler zu verprügeln:
´Es wurde nicht gelegentlich geschlagen, sondern systematisch.`"
Die jüngsten Vorwürfe liegen nur weniger Jahre zurück: "2004 gab es in Windsbach
zwischen Eltern und Chorleitung einen heftigen Streit um den Dirigenten
Karl-Friedrich Beringer. Beringer war vorgeworfen worden, er habe Kinder
angebrüllt, gedemütigt, gewürgt und misshandelt. Der Dirigent hatte das
zurückgewiesen. Hinreichende Beweise für Gewalttätigkeiten gab es nicht – Beringer konnte seine Arbeit fortsetzen. Eltern berichten, in den Proberäumen
seien nun auch auf Wunsch Beringers Kameras installiert worden. Seither
habe man von Übergriffen nichts mehr gehört."
Lesen Sie mehr bei:
spiegel.de
Kirchenrat Behnk drängte die Behörden derweil, die Schule der Urchristen
zu schließen, weil er dort Negatives befürchte, was aber frei erfunden war.
Hätten die Behörden bei Einrichtungen der eigenen Kirche des Sektenbeauftragten
näher hingesehen, hätte man vielleicht manches verhindern können.
6
Evangelischer Pfarrer verging sich an vielen Jungen, einem Mädchen und an
den eigenen Söhnen / Kirche vertuschte jahrzehntelang bis zur
Verjährung / 30-40 Opfer? Viele sind seelisch zerstört, begingen
Selbstmordversuche oder sind früh gestorben / Täter wurde nur
versetzt und wurde Seelsorger für junge Gefangene und durfte weiter
Religionsunterricht halten / Von Kollegen gedeckt / Angeblich
schwerste "Erinnerungslücken" bei allen Verantwortlichen
–
Der Spiegel deckt in Nr. 28/2010 jetzt neue Kinderschänderverbrechen
durch einen evangelischen Gemeindepfarrer auf. Pastor Gert Dietrich K. konnte
bis zu seinem Ruhestand unbehelligt im Amt wüten, obwohl es zahllose Versuche
von Opfern und Mitwissern gab, die Verbrechen zu beenden. Da der Artikel nicht
im Internet einsehbar ist, hier einige Auszüge:
– "Irgendwann hatte man den Eindruck, es handle sich um Abgründe ausschließlich
aus katholisch-bürgerlichem Milieu. Nun zeigt sich, dass die evangelische
Kirche nach sehr ähnlichen Mechanismen funktioniert. Auch sie
verheimlichte solche Fälle unter dem Vorwand seelsorgerlicher
Schweigepflicht, vernachlässigte die Aufklärung und riskierte so weitere
Missbrauchsfälle."
– Ein Opfer: Der Pfarrer "spielte den perfekten Kümmerer, um dann zuzuschlagen".
– Der Kollege des Verbrechers, dem Eltern von den verbrecherischen Taten erzählten: "Die
seelsorgerliche Schweigepflicht habe ihn abgehalten, so etwas weiterzumelden."
Der Kollege zu einem Opfer, zu dem missbrauchten Stiefsohn des Täters: "Wie
kannst du es wagen, so ein Gerücht in die Welt zu setzen? Und denk an deine
Mutter, welche Chance es für sie ist, mit Pastor K. verheiratet zu sein."
– Der Täter zu einem schutzbefohlenen Mädchen, mit dem er darauf hin fünf Jahre
lang Sex hat. "Er beteuert, einzig sie könne ihn von seiner Neigung zu Jungs
heilen."
– Die vorgesetzte Pröpstin zu ihrem Schweigen: "´Ich wollte ihm seine Existenz nicht kaputtmachen.`"
– "Im Fall von Pastor K. gibt es aber angeblich keine Unterlagen. Und es gab nie
ein Disziplinarverfahren ... Alles ist unergründlich, unbegreiflich, keine
Akten, nur allumfassende Vergesslichkeit. Begreiflicher wird der
Fall, wenn man ihn aus dem System der Kirche heraus nachvollzieht.
Kein Aufhebens! Keine
schwiemeligen Details. ´Ich war nicht traurig darüber, dass das hier nicht
öffentlich wurde ... Das wäre ja ganz schön blöde`". So die Pröpstin.
Zum Vergleich: Derweil wütete Pfarrer Behnk gegen die
Erziehungseinrichtung von Urchristen, die sich nichts, aber auch gar nichts
hat zuschulden kommen lassen. Was in seiner eigenen evangelischen
Einrichtung jedoch an Verbrechen passierte, wurde von seinen Kollegen
vertuscht bzw. keiner schaute genauer hin.
– "Angeblich sind es bereits 30, 40 Hinweise, Fälle. Immer mehr Opfer melden
sich."
– Einer der vom Pfarrer missbrauchten Stiefsöhne unternahm einen
Selbstmordversuch, und über zwei andere (von fünf) heißt es: "Zwei der
fünf K.-Brüder sind gestorben. Der eine an Aids, der andere an Drogen., sie
hatten nie einen festen Boden in ihr Leben bekommen."
7
Als Vorschulkind im
Martin-Luther-Haus missbraucht, bis heute traumatisiert / "Regelrechtes
System der Gewalt" / Bischof Friedrich unter Druck:
Hat er es laufen lassen? – Der
Heimleiter des Martin-Luther-Hauses in Nürnberg sperrte sie – nach
Angaben der heute 42jährigen Frau – als Vorschulkind manchmal
tagelang in ein Zimmer ein. Dort versuchte er Zungenküsse und unternahm
Berührungen im Intimbereich. Auch gab es heftige Schläge und Demütigungen vor
allen anderen und vieles mehr. "Beim Gottesdienst in der nahen Kapelle hätten
sie dann fromm singen müssen. ´Wenn jemand nicht mitsang, setzte es wieder
Strafen.`". Das Mädchen hat die Zeit im Martin-Luther-Haus "schwer gezeichnet"
und nicht verkraftet, es warf sie immer wieder aus der Bahn. Nach über 30 Jahren
wird ihr jetzt der Aufenthalt in einer Trauma-Klinik möglich. Der Direktor gibt
nur die Schläge zu. Mittlerweile meldeten sich immer mehr Zeugen und Opfer, die von einem
"regelrechten System der Gewalt" sprechen (nn-online.de, 10.4.2010).
Eine andere Zeugin wurde bei einem "Ausflug" von einer Kirche in die nächste
geschleift und wollte zwischenzeitlich wenigstens nur einmal ein Eis essen.
Unter Tränen erzählt sie, wie sie daraufhin vor 150 Leuten bloß gestellt wurde.
Berüchtigt waren die Streichel-Attacken des Direktors. Die Mädchen mussten sich
dazu in seinem Büro nackt ausziehen und überall berühren lassen. Nun hat ein
Opfer berichtet, sie habe Dekan Johannes Friedrich damals von der
"Streichel-Therapie" des Leiters erzählt. Der Bischof (von 1999-2011) und langjährige
Vorgesetzte des Sektenbeauftragten Wolfgang Behnk verteidigt sich damit, er
könne sich nicht mehr daran erinnern.
8
Anklage:
Kind vergewaltigt und Sekretärin sexuell missbraucht
–
Doch EKD-Gerichtshof stellt Verfahren gegen Oberkirchenrat ein und weigerte
sich, die Opfer überhaupt anzuhören
/
Bischof wusste von schwerer sexueller Nötigung der Sekretärin und schritt
nicht ein
/
Opfer:
EKD-Weisungen zum sexuellen Missbrauch seien
"Hohn"
und
"Makulatur",
Anzeige von Sexualverbrechen von Pfarrern bei der Kirche
"sinnlos"
– Der Vater von H., des renommierten Oberkirchenrats der Evangelisch-Lutherischen Kirche
in Bayern, war einst der erste lutherische Pfarrer der
neu gebauten und 1939 eingeweihten
so genannten "Christuskirche" in Hof an der Saale; kurz nachdem man überall im Land
und auch in dieser Stadt die
jüdischen Synagogen in Schutt und Asche gelegt hatte. Schließlich bestieg Pfarrer K. H. in den
60er-Jahren dort ebenfalls die Kanzel. Als sich ein 13jähriges Mädchen 1964
wegen der Trennung seiner Eltern Hilfe suchend an den Seelsorger wandte,
reagierte
dieser an dem Mädchen seine Sexualität ab.
"Er hat sich ihr genähert. Er hat sie in seinem
Auto mitgenommen und dort missbraucht. Er hat sie auf Waldlichtungen gefahren
und dort missbraucht. Er hat sie zu Hause besucht und dort missbraucht. Er hat
sie im Pfarrhaus missbraucht. Zum letzten Mal missbrauchte er sie, als er ihr an
ihrem 14. Geburtstag eine Glückwunschkarte der Kirchengemeinde überbrachte.
Das Mädchen war noch nicht aufgeklärt, es
hatte zuvor keinen Kontakt zu Jungen und erlebte die Handlungen des Pfarrers
als kompletten Albtraum.
Sie wurde magersüchtig und hatte über viele Jahre gravierende
gesundheitliche und psychische Probleme.
Sie konnte keine normalen Freundschaften mehr knüpfen, auch Hilfe im Glauben
zu finden und auf Gott zu vertrauen –
das war ihr in ihrer Not nicht mehr möglich, auch später nicht", so beschreibt das Sonntagsblatt in seiner
Ausgabe Nr. 27 vom 30.6.2013 die Leidensgeschichte der Frau.
Erst die Aufdeckung Tausender von Sexualverbrechen von
katholischen Priestern ab dem Jahr 2010 hätten ihr Mut gemacht, über den
evangelisch-lutherischen Pfarrer, der ihr Leben
im Kindesalter zerstörte, nach ca. 45 Jahren zu sprechen. Dieser machte zwischenzeitlich Karriere
als evangelisch-lutherischer Dekan von Ingolstadt, bevor er 1972 nach ganz "oben"
in die Meiserstraße in München in die
Kirchenleitung befördert wurde. Dort war es bis 1988 als Abteilungsleiter und Oberkirchenrat auch
der
Verantwortliche für
den Evangelischen Religionsunterricht an allen Schulen in ganz Bayern. Und
in der Nachbarschaft und beim gleichen Arbeitgeber machte ab 1991 auch der
Sektenbeauftragte Dr. Wolfgang Behnk als Kirchenrat im Kampf der
Lutherkirche gegen Urchristen und andere religiöse Minderheiten Karriere.
In der Zentrale der bayerischen evangelischen Landeskirche verging sich der
Oberkirchenrat dann
in der Folge an zwei Sekretärinnen. Auch hier liegen unabhängig
von der Anklage der Vergewaltigung des Kindes als glaubwürdig geltende Zeugenaussagen vor.
"Er verschloss
die Tür von innen und zeigte bei Kaffee und Keksen eine Kriegsverletzung im
Genitalbereich. Dann nötigte er die Mitarbeiterin zu sexuellen Handlungen. Die
junge Frau war paralysiert – und ertrug es über Monate. Aus Scham und Angst, den
Job zu verlieren, konnte sie sich niemanden anvertrauen. In ihrer völligen
Verzweiflung ließ sie sich nach dem Sommerurlaub 1976 einen Termin beim
damaligen Landesbischof Johannes Hanselmann geben. Sie erzählte alles
... Doch passiert ist nichts. Von diesem Zeitpunkt an war für die betroffene Frau klar,
dass sie mit niemandem mehr in der Landeskirche über das Geschehen reden kann."
Nach ihrer Versetzung fädelte der Oberkirchenrat auf eben diese Weise auch mit ihrer
Nachfolgerin ein sexuelles Verhältnis ein. "Keiner hinderte ihn
[den Oberkirchenrat]
daran, seine sexuellen Obsessionen weiter auszuleben." Nach außen hin war
die Karriere jedoch steil:
So schrieb der Theologe viel beachtete Fachartikel, wie z. B. die Studie
Aufgaben, Möglichkeiten
und Grenzen des Religionsunterrichts, in Klaus D. Wolff, Glaube und
Gesellschaft, Mühlscher Universitätsverlag, Bayreuth 1981, S. 241 ff. Auch war er von
1973-1981 einer der Vorstandsmitglieder des renommierten protestantischen und bundesweit
tätigen Comenius-Instituts, dessen Satzungszweck lautet: "Der
Zweck des Vereins ist die Förderung von Bildung und Erziehung aus evangelischer
Verantwortung."
Da die Verbrechen – wie üblich bei fast allen Straftätern im Pfarrertalar –
juristisch verjährt sind, beschäftigte sich nur die
innerkirchliche Disziplinarkammer mit dem mittlerweile im Ruhestand lebenden
Kirchenführer ... " Die Einstellung des Verfahrens sieht sie
[das als Kind missbrauchte Mädchen] als ´Schlag ins Gesicht für
alle Opfer`, ´nach dem brutalen Unrecht des Missbrauchs ist das die zweite
Schuld der Kirche`".
Doch die Kirche bekommt dank ihrer Lobby-Arbeit vom
Staat Jahr für Jahr Milliardensubventionen aus den allgemeinen Steuermitteln und
kann sich ein solches Vorgehen immer noch erlauben. Die führenden Politiker
sind nahezu alle kirchengläubige Mitglieder ihrer Institutionen und tun in der
Regel, was die Kirche von ihnen will.
Das oberste Kirchengericht der EKD nahm – ohne Opfer und Zeugen der
Anklage überhaupt anzuhören – die zwischenzeitliche Suspension des bis dahin [Juli 2013] 89-jährigen Oberkirchenrats zurück und stellte das Ermittlungsverfahren
vollständig ein.
Der Lebenslauf des Kirchenführers bleibt deshalb offiziell zu 100 %
"sauber". Als er 2015 im Alter von 91 Jahren starb, schrieben
seine Familienangehörigen unter seinen Namen in der Traueranzeige: "Träger
des Bayerischen Verdienstordens". Auch dieser wurde ihm also nie
aberkannt.
Zwangsläufig denkt man bei diesen Berichten jedoch auch an die Vertuschungs-, und
Deckungs-Konglomerate in der römisch-katholischen Kirche und an das dunkle Prinzip
"Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus". Als nämlich der Vatikan 2013 die
Suspension eines pädophilen Straftäters nach dessen Haftentlassung nicht aufhob
und wenigstens einmal durchzugreifen schien,
nannte dieser gleich die Namen von mindestens neun weiteren Priestern und
Prälaten, die Sex mit Jugendlichen hatten, nach denen Zuhälter auf den
Straßen Roms Ausschau gehalten hatten.
Wenn also das Opfer in dem Verfahren vor dem höchsten evangelischen Gericht von der Verhandlung gegen den Täter und
Oberkirchenrat i. R. ausgeschlossen wurde, so sollte zumindest die Rückfrage
gestellt werden: Was genau sollten Opfer und Außenstehende nicht hören? Wurde
womöglich gezielt Weiteres verheimlicht und vertuscht? Hatte der
Angeschuldigte möglicherweise noch die eine oder andere "Information" über Dritte in
der Hinterhand, die nicht öffentlich werden sollte?
9
Unmoralische Geheimnisse – Evangelisches Landeskirchenamt in
München:
"Intern ging es über Tische und Bänke"
– Im Zuge der Verfahrenseinstellung gegenüber einem der evangelischen
Kirchenführer in Bayern, Oberkirchenrat H., der als Pfarrer ein Kind
missbrauchte, gab auch ein "wichtiger Mitarbeiter
des Landeskirchenamts" gegenüber der Süddeutschen Zeitung allgemein gehaltene
Einblicke. Seine Stellungnahme ist auch insofern von Bedeutung, da sich die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern seit Ende der 70er-Jahre in der
Bekämpfung religiöser Minderheiten, die sich nichts
haben zuschulden kommen lassen, besonders hervortut und besonders üble
Verleumdungen durch ihre Beauftragten, Pfarrer Haack und Pfarrer Behnk,
verbreitete.
Der bekannte Oberkirchenrat hatte als Pfarrer über einen längeren Zeitraum
ein 13-jähriges Mädchen sexuell missbraucht, das bei ihm Hilfe suchte, und
er nötigte später in mindestens einem Fall seine Sekretärin sexuell. "Er war
Teil der Kirchenprominenz".
Die Süddeutsche Zeitung schreibt: "´Nach außen hin stand die Kirche für
Moral und Anstand, intern aber ging es über Tische und Bänke`, sagt heute ein
wichtiger Mitarbeiter des Landeskirchenamts. Wenn aber jeder sein unmoralisches
Geheimnis hat, dann wird der Übergriff auf eine Sekretärin genauso zum
vermeintlichen Kavaliersdelikt wie die Gewalt gegen eine 13-jährige
Konfirmandin: nicht schön, aber man muss es ja nicht an die große Glocke hängen.
In solchen Situationen entstehen Bünde und Bündnisse zum Schutz der Institution
und der Personen. Sie halten und wirken lange." (20.9.2013)
10
Evangelischer Kindergartenleiter festgenommen:
10.000 Kinderporno-Dateien und 900 Kinderporno-Videos
–
auch Bilder vom Sex-Missbrauch des Kindergartenleiters mit einem
achtjährigen Jungen gefunden
/
Kirchenpfleger hatte Kenntnis von Vorwürfen, handelte aber nicht
–
Nachdem die Polizei verdeckt im
Internet in einer Kinderporno-Tauschplattform ermittelt hatte, ging ihr ein "dicker
Fisch" ins Netz. Kevin F. wurde 2014 von der damaligen evangelischen
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD)
persönlich empfangen und mit einer Ehrung ausgezeichnet
(bild.de, 17.2.2018). Er hatte den 1. Preis eines Wettbewerbs des
Bundesfamilienministeriums gewonnen und galt als als "Vorzeige-Erzieher".
Auf dem gemeinsamen Foto mit der Ministerin hatte er sich als Zeichen seines
Glaubens eine Anstecknadel mit einem violetten Kreuz an sein Sakko geheftet. Ein
violettes Kreuz ist das Symbol der Evangelischen Kirche, und auf ihren
Kirchenfahnen schmückt ein großes violettes Kreuz eine weiße Fahne. Im Dezember
2017 wurde dann der empfohlene und geehrte Erzieher als Leiter des evangelischen
Wilhelm-Busch-Kindergartens in Heilbronn suspendiert. Eine Mutter im Interview:
"Ich bin schockiert."
Von den Kindertagesstätten in Heilbronn seien nach Angaben der Kriminalpolizei
keine von der Auswertung der Fotos und Filme betroffen, hieß es anfangs wohl zur
"Beruhigung" der Eltern vor Ort, wobei die Frage nicht gestellt wurde, ob solches
bei 10.900 Kinderporno-Bildern bzw. -Filmen zweifelsfrei festgestellt werden
kann. So war es nicht ganz überraschend, dass man nach weiterer Sichtung des
verbrecherischen Materials dann doch Bilder gefunden habe, "die den
Beschuldigten Kevin F. selbst mit einem achtjährigen Jungen bei der Durchführung
sexueller Handlungen zeigen" (idea-spektrum Nr. 11, 14.3.2018). Um wen es
sich dabei handelt, wurde nicht bekannt gegeben. Auch nicht, ob womöglich noch
weitere Jungen zu Opfern des preisgekrönten Erziehers wurden.
Kurz nach dem Zugriff der Polizei sind die Austritte aus der evangelischen
Kirche in Heilbronn angestiegen. Außerdem stellte sich noch heraus: "Ein
Kirchenpfleger hatte bereits im September 2017 Kenntnis von Vorwürfen gegen den
Mann, handelte aber nicht." (Rhein-Neckar-Zeitung, 29.3.2018)
Die evangelische Kirche bekämpfte allein aus Gründen des
Religions-Bekenntnisses zuletzt vor allem die anerkannten
und völlig unbescholtenen Erziehungseinrichtungen von Urchristen, Kindergärten und eine
Schule, die auch bei kirchenkonfessionell gläubigen Eltern sehr beliebt sind (z. B.
hier).
11
Würzburg: Lutherischer
Logopäde drehte Kinderporno-Filme in evangelischer Kindertagesstätte und
verkaufte sie im Darknet – Vor über 30 Jahren wurden in diesem Stadtteil auf
kirchliches Verlangen hin Urchristen vertrieben
Zehn Jahre lang betreute eine kleine EDV-Firma aus Marktheidenfeld die Software von mehreren hundert Arztpraxen korrekt und zur vollen Zufriedenheit ihrer Kunden. Dann entschloss sich ein Kirchenvertreter, der lutherische "Sektenbeauftragte" Dr. Wolfgang Behnk, der Firma trickreich den Garaus zu machen.
Weil sich ihre Mitarbeiter dem urchristlichen Gedankengut der
Glaubensgemeinschaft Universelles Leben verbunden fühlten, verdächtigte er sie,
möglicherweise die Patientendaten der Ärzte zu missbrauchen. Die Wochenzeitung Medical-Tribune
griff diese Verdächtigung in einem Artikel mit der reißerischen Überschrift
Können Psychosekten in der Praxis-EDV spionieren? auf, und Kirchenrat Dr.
Wolfgang Behnk aus München machte daraus eine Pressekampagne, die schließlich dazu führte,
dass die EDV-Firma
schließen musste. 14 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.
Nunmehr verlangen sie von ihren Verleumdern Schadensersatz. Zunächst von dem Verlag Medical-Tribune. Das Landgericht Hamburg stellte fest, dass die Zeitschrift für alle Schäden hafte, die den EDV-Leuten aus der Verdächtigung entstanden sind bzw. noch entstehen. Wörtlich schreibt das Gericht: "Unstreitig hat es in der zehnjährigen Tätigkeit der Klägerin nie Fälle von Datenmissbrauch gegeben. Auch der Umstand, dass Geschäftsführer, Gesellschafter und Mitarbeiter der Klägerin Mitglieder der Gemeinschaft Universelles Leben sind, und die Klägerin sich selbst als Christusbetrieb des Universellen Lebens bezeichnet, gibt keinen hinreichenden Anlass, die Zuverlässigkeit der Klägerin in puncto Datensicherheit in Frage zu stellen ..."
Dieses klare Urteil wurde nunmehr auf die Berufung von Medical-Tribune hin vom Oberlandesgericht Hamburg aufgehoben: Zwar sei es richtig, dass sich die EDV-Firma nie etwas habe zuschulden kommen lassen; dennoch sei der geschäftsschädigende Bericht nicht zu beanstanden: Die Wartung von EDV-Systemen in Arztpraxen sei generell nicht ohne Sicherheitslücke. "Besonders problematisch" sei dies, "wenn die sich aus dieser Sicherheitslücke ergebende Zugriffsmöglichkeit etwa im Rahmen von Wartungstätigkeiten sich Personen eröffnet, die ihrerseits durch Sektenzugehörigkeit oder sonst ideologisch nachhaltig gebunden sind". Dann sei es Aufgabe der Fachpresse, dies der Leserschaft mitzuteilen und "entsprechend zu warnen". Der Presse könne es "nicht verwehrt sein, wahrheitsgemäß zu berichten, dass diese gefährliche Konstellation nicht nur theoretischer Natur ist, sondern, jedenfalls abstrakt, bei der entsprechende Zugriffsmöglichkeit habenden Klägerin als Christusbetrieb der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben gegeben ist".
Doch die Annahme, dass sich jemand, der 10 Jahre korrekt gearbeitet hat, allein wegen seiner Weltanschauung Misstrauen und eine öffentliche Warnung durch eine geschäftsschädigende Pressekampagne gefallen lassen muss, stellt eine Entgleisung dar, die mit unserer Verfassungsordnung nicht vereinbar ist. Das Grundgesetz unterscheidet nicht zwischen Kirchenzugehörigkeit und "Sektenzugehörigkeit". Im übrigen ist die Glaubensgemeinschaft Universelles Leben eine von der Gerichtsbarkeit wiederholte Male als Religionsgemeinschaft im Sinne der Verfassung anerkannte Gruppierung und die EDV-Firma ein Betrieb von Privatleuten und nicht der Glaubensgemeinschaft (die keine Firmen besitzt). Wenn das Oberlandesgericht so pauschal von den Gefahren "ideologischer Bindungen" spricht, die es bereits "abstrakt" rechtfertigen würden, in geschäftsschädigender Weise zu warnen, drängt sich die Rückfrage nach den Gefahren "ideologischer Bindungen" von Richtern auf, die sich im vorliegenden Fall möglicherweise nicht nur "abstrakt", sondern höchst konkret auswirkten.
Und wie gefährlich sind erst die Bindungen des lutherischen Bischofs
Hermann von
Loewenich und
seines Gehilfen Dr. Behnk? Ihr Vorbild Martin Luther rief dazu auf, die Bauern zu ermorden
und die Synagogen der Juden einzuäschern. Man kann vor den Lutheranern
Wolfgang Behnk und Hermann von
Loewenich nicht eindringlich genug warnen; denn wer weiß, ob sie nicht demnächst
ebenfalls zu Mord und Brandstiftung aufrufen. Jedenfalls "abstrakt"
lässt sich
diese Gefahr nicht leugnen. Und konkret lässt sich bereits jetzt feststellen: Wenn Sie ihren Betrieb
oder ihren Arbeitsplatz loswerden wollen, dann gehen Sie zu Bischof
Hermann von
Loewenich und
Pfarrer Wolfgang Behnk – die können Ihnen sagen, wie man das macht.
(Das Weisse Pferd Nr. 9/1998)
"Kauft nicht beim Juden!", hieß es 1933 in den deutschen Städten. 60 Jahre später kann man nicht mehr ganz so unverhüllt zum Verkaufsboykott gegen eine religiöse Minderheit aufrufen. Doch dass es auf Deutschlands Marktplätzen und an seinen Straßen offenbar "katholische" Karotten und "lutherische" Kartoffeln, aber keinesfalls "urchristliche" Zwiebeln zum Verkauf geben darf, das muss man den Gläubigen schon beibringen. Sie könnten sich ja sonst mit Ketzerei anstecken ...
Wer auch hier im Hintergrund
meist die Strippen zieht, kann man sehr gut in einer Stadt wie Erlangen
beobachten. Dort wagten es die Erlanger Nachrichten (13.12.2003),
den örtlichen "Lebe Gesund!"-Stand unter der Überschrift "Bärlauch & Brot zu
jeder Jahreszeit" abzulichten. Daraufhin erschienen prompt fünf Leserbriefe
(20.12.2003, 3.1.2004), in denen beanstandet wurde, wie
"unreflektiert" dieser Artikel sei und dass "notwendige Nachforschungen"
nicht angestellt worden seien. Bei näherem Hinsehen erwies sich: Alle fünf
Schreiber stehen in enger Verbindung zur evangelischen Kirche – doch nur
einer von ihnen, Pfarrer Michael Fragner aus Reichenberg, gab sich in
der Unterschrift als solcher zu erkennen. Pfarrer Holger F. und
Pfarrerin Christiane W. verschwiegen hingegen ihre Funktion und
Herkunft. Hinzu kam der evangelische Dekanats-Synodale Klaus W. sowie
Stefan B., dem man offensichtlich die Funktion zugedacht
hatte, als Kirchenmitglied in öffentlicher Stellung (bei der Stadt Erlangen)
die Interessen der Kirche zu vertreten: Er zitierte ausführlich aus den
gesammelten Verunglimpfungen des evangelischen Verleumdungsbeauftragten in
Bayern, Wolfgang Behnk. Immerhin erhielten zwei andere Leserbriefschreiber
die Gelegenheit, das böse "Spiel" der Lutherkirche aufzudecken (3.1.
und
10.1.2004).
Eine
Inquisitions-Attacke, die sich wenig später in ähnlicher Form im
benachbarten Nürnberg wiederholte. Hier war es die CSU-Fraktion im
Nürnberger Stadtrat, die ein Verbot des "Lebe Gesund!"-Marktstandes auf dem
Nürnberger Hauptmarkt forderte. Und wer in dieser Fraktion stellte den
Antrag? Peter Bielmeier, seines Zeichens lutherischer Pfarrer und für
die Dauer seines Stadtratsmandats von der Betreuung einer Pfarrei entbunden.
Der eifrige Lutheraner verstieg sich zu der aberwitzigen "Begründung",
Nürnberg, als "Stadt der Menschenrechte" könne sich einen solchen Marktstand
"nicht erlauben". Als ob sein Antrag nicht gerade ein Indiz dafür wäre, wie
gefährdet offenbar die Menschenrechte in einer Stadt wie Nürnberg noch immer
sind.
Vollends lächerlich war jedoch der Vorstoß der CSU-Fraktion, wenn man weiß,
dass auf dem gleichen Markt ein Stand des katholischen Klosters
Plankstetten steht. Ein Vergleich der beiden Stände lohnt sich: Bei
"Lebe Gesund!" arbeiten keineswegs nur Anhänger des Universellen Lebens,
sondern Angehörige verschiedenster Nationen und Glaubensrichtungen. In einem
Kloster hingegen darf es nur Katholiken geben. Angestellte bei "Lebe
Gesund!" erhalten den vollen Arbeitslohn im tariflichen Rahmen und sind voll
sozialversichert – im Gegensatz zu den Insassen von Klöstern, die in der
Regel nur ein Taschengeld erhalten und geringfügig pauschal versichert sind.
Auf dem Klosterstand wurde zudem des Öfteren für Gottesdienste und
Einkehrtage im Kloster geworben – was ihnen niemand ankreidete, was aber die
"christlichen" Politiker von der CSU dem "Lebe Gesund!"-Stand unterstellten,
obwohl es solches dort nicht gibt.
Dementsprechend verlief auch das von der CSU angeregte "Prüfungsverfahren"
im Sande – denn eine rechtliche Möglichkeit, einem Markthändler wegen seines
Gebetbuches die Lizenz zu entziehen, gibt es in unserem Land Gottlob bislang
nicht.
Doch auch seit Jahren
fest etablierte Marktstände werden immer wieder öffentlich verleumdet und an
den Pranger gestellt. Wie in München, wo im April 2006 plötzlich in
der Bild-Zeitung von einer "dubiosen Sekte" auf dem
Viktualienmarkt die Rede war – mit großer Schlagzeile auf allen
verfügbaren Zeitungskästen der Stadt. Die Fäden zog dabei einmal mehr der
lutherische Verleumdungsexperte Wolfgang Behnk, der sich in dem
Schmäh-Artikel ausführlich befragen ließ. Dass an dem betreffenden
Marktstand seit 15 Jahren ohne jegliche behördliche Beanstandung anständige
Arbeit geleistet wird, spielte dabei keine Rolle. Wenn die Kirche es will,
wird zwar nicht mehr der Scheiterhaufen, aber die Medienmacht der
Bild-Zeitung "angezündet", um eine missliebige Minderheit regelrecht an
den Pranger zu stellen, ganz nach dem in der deutschen Geschichte nicht ganz
unbekannten Motto: "Kauft nicht beim Urchristen!"
Die Angriffe kirchlicher Verleumdungsbeauftragter gegen Marktstände, die von
Menschen betrieben werden, die dem Universellen Leben nahe stehen,
traten dabei seit ca. 1984 derartig häufig auf, dass in dem Buch
Der Steinadler und sein Schwefelgeruch diesem Phänomen im Rahmen des
ein eigener Exkurs von 26 Seiten Länge (S. 176-202) gewidmet ist.
Insgesamt 33 Orte, insbesondere in Süd- und Westdeutschland, wurden darin
bis zum Jahr 2003 aufgeführt. Doch das Sündenregister der Kirchen ist in
Wirklichkeit noch viel länger – denn die Dunkelziffer ist hoch. In vielen
Fällen werden Markthändler mit dem "falschen" Gebetbuch bereits im Vorfeld
mit fadenscheinigen Begründungen abgewiesen – oder wieder vom Markt
vertrieben, noch ehe sie richtig Fuß fassen konnten.
Alle diese Beispiele zeigen, wie leicht eine unkritische Öffentlichkeit noch
immer von den leibhaftigen Vertretern der Intoleranz aus den Großkirchen
dazu gebracht werden kann, demokratische Grundsätze augenblicklich über Bord
zu werfen, sobald ein Kirchenvertreter mit Amtsautorität dies so will.
Solange dieser Einfluss der Kirchen besteht, kann man wohl kaum sagen, dass
wir in einem demokratischen Land leben, in dem die Menschenrechte
uneingeschränkt geachtet werden.
Der Sektenbeauftragte
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Kirchenrat Dr. Wolfgang Behnk
aus München, bekämpfte auch die Erziehungskonzepte anderer
Gemeinschaften, darunter eine staatlich anerkannte Privatschule eines
nichtkirchlichen Trägers, der ein erfolgreiches pädagogisches Konzept aufweisen konnte. Dabei entstellt der moderne Inquisitor deren Lehren
bewusst und gibt sie falsch wieder, um sie auf diese Weise überhaupt erst
verleumden zu können.
Jeder Interessierte, der dies nachprüft, kann sich selbst davon überzeugen, doch
wer macht sich schon diese Mühe? Doch es würde sich lohnen, um zu verstehen,
wie die Institution Kirche, insbesondere die Lutherkirche, in unserer Zeit
arbeitet. Und lohnenswert
ist es auch, einmal schlicht nachzufragen, was denn dieser kirchliche
"Experte" eigentlich selber
offenbar bis zu seinem Tod im Februar 2022 glaubte. Auch da können einem die Augen aufgehen.
Da kann man sich dann als normaler denkender Mensch fragen:
Wo liegt denn eigentlich
der Unterschied zwischen diesem evangelischen "Gott"
und dem Teufel?
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Inhaltsverzeichnis
Der Theologe Nr. 1
deckt deshalb auf, welche evangelische Lehre dieser Vertreter der Kirche seinen eigenen Kindern vermittelt. So hat er seine
Doktorarbeit
Gegen den freien Willen Für die Gnade
Gottes
(Lateinischer
Originaltitel: Contra Liberum Arbitrium Pro Gratia Dei; Europäische Hochschulschriften,
Reihe XXIII / Bd. 188, Frankfurt 1982)
ausdrücklich seinen beiden von ihm namentlich genannten Kindern Oliver und Susanne gewidmet, damals
vermutlich noch
im Grundschulalter. Und das ist ausgerechnet auch noch jene Schrift, in der es darum geht, dass
der Mensch laut seinem Religionsgründer Martin Luther keinen freien Willen habe, sondern entweder von Gott
oder dem Teufel gesteuert werde.
Wie kommt der Sektenbeauftragte nun dazu,
eine solche Lehre zu verteidigen? Denn es ist
ja auch eine Lehre, die für die Erziehung verheerende Folgen haben kann. Z. B., wenn
ein Jugendlicher Verbrechen begeht und dann sagt: "Ich
bin gar nicht verantwortlich dafür, denn das war ja gar nicht ich, sondern
Gott oder der Teufel in mir haben das getan. So habe ich es von
Martin Luther im Religionsunterricht gelernt."
Nun kann man ja als Außenstehender nicht wissen, welche Erfahrungen der
Kirchenmann selbst in seinem Erdenleben alles gemacht hat. Hatte der Urheber
dieser Lehre womöglich selbst keinen freien Will mehr und wurde er dann von
einem anderen gesteuert? Dann sollte er diese Erfahrung allerdings nicht
für alle Menschen verallgemeinern.
Andersdenkenden wirft der
Sektenbeauftragte Dr. Behnk nun aber heuchlerisch vor, dass deren Lehre
angeblich nicht mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
übereinstimme, wo der freie Wille der Persönlichkeit zu den
hohen Verfassungsgütern gehört. Doch dieser Vorwurf des Kirchenmannes entpuppt sich in Wirklichkeit
als Projektion seines eigenen abgründigen lutherischen Glaubens auf andere. Denn im
Gegensatz zu den ethischen Werten unserer Verfassung widmete der Kirchenrat
als Doktorand seinen eigenen Kindern eine ganz andere Lehre, nämlich diejenige Luthers. Und er
bezeichnet diese
trotz kleinerer Korrekturen auch den
Kindern gegenüber als "letztlich verbindlich"
(S. 397), obwohl sie
auch nach seiner Meinung "äußerst gefährlich"
sei
(S. 344).
Und heißt das nicht in einfacher unverbogener Schlussfolgerung: Die Kinder sollen
lernen, in diesen "äußerst gefährlichen" Glauben hinein zu wachsen und danach zu leben?
Der spätere Kirchenrat bekämpft also auf diese Weise einen der wesentlichen
Grundwerte unserer Verfassung und Rechtsordnung, nämlich die Freiheit und
Verantwortlichkeit jedes einzelnen Bürgers.
Der zentrale eigene Glaubenssatz des evangelischen Sektenbeauftragten
ist dabei folgender:
"Der dreieinige Gott
befreit uns sola gratia / sola fide / solo Christo (= allein aus Gnaden /
allein durch Glauben / allein durch Christus) aus der ´sündigen`
Zwangssituation, selber definieren zu müssen, worin die Freiheit unseres
Wesens und Wollens besteht."
(S. 397)
Unverblümt formuliert heißt
diese hochintellektuelle Wortkonstruktion: Wenn ein Mensch sich selbst seine
Freiheit erarbeitet, gilt er als "Sünder". Der Kirchengott befreie ihn aber
von dieser angeblichen "Sünde", indem ihm dort vorgeschrieben wird, was er
zu glauben hat.
DER KIRCHENGOTT DES SEKTENBEAUFTRAGTEN NIMMT DEN MENSCHEN ALSO DIE
FREIHEIT,
er "befreit" sie angeblich davon. Damit erläutert der Vertreter der
lutherischen Kirche, was ähnlich der Großinquisitor im
Roman
Brüder Karamasov von Fjodor Dostojewski als das Wesen der Kirche
beschreibt:
"Und
die Menschen freuten sich, dass sie wieder geführt wurden wie eine Herde und
dass ihnen die furchtbare Gabe [der Freiheit; der freien Entscheidung,
was gut und was böse sei], die ihnen so viel Qual gebracht hatte, endlich
vom Herzen genommen war."
Das heißt:
Die Menschen müssten auch noch dankbar dafür sein, wenn der
Kirchengott sie
"besetzt"
und in seinem Sinne steuert. Und wie hat man sich das vorzustellen?
Dr. Behnk zitiert in diesem
Sinne Martin
Luther wörtlich:
"Auf diese Weise ist der menschliche Wille
mitten zwischen beide [Gott und den Teufel] gestellt, ganz wie ein Reittier,
wenn Gott darauf sitzt, will er und geht, wohin Gott will ... Wenn der Satan
darauf sitzt, will er und geht, wohin der Satan will. Und er hat nicht die
Entscheidungsfreiheit, zu einem der Reiter zu laufen oder ihn zu suchen,
sondern die Reiter selbst streiten darum, ihn festzuhalten und zu besitzen."
(WA 18, S. 635)
Und der Sektenbeauftragte widmet
seinen Kindern darüber hinaus unter anderem auch Folgendes:
Gott
"treibt" den Menschen oft "regelrecht
dorthin", dass er sich "in das Böse verstrickt".
(S. 336)
"Erstens ist nach dem Sündenfall eben nicht mehr alles gut, was Gott
schafft; auch wenn dieser die Sünde selbst nicht schafft, so schafft er doch
den postadamitischen Menschen als Sünder."
(S. 335)
"... der Wille des Menschen hat mithin über seine eigene Verstockung
keinerlei Macht, sondern ist dem verstockenden Willen Gottes – wenngleich williglich und verantwortlich
– ausgeliefert".
(S. 333)
Gott lässt es nicht nur zu, dass sich der Pharao "immer mehr in das
Böse verstrickt", sondern er treibt ihn "regelrecht" dorthin,
"indem er ihm sein Wort vorhält, ohne ihm seinen Geist zu geben".
(S. 336)
"All das aber, was uns äußerlich so scheint, als wäre Gott nur ein Zürnender
oder gar der Teufel selbst, ist doch nichts anderes als eine Herausforderung
des Glaubens an die Liebe Gottes."
(S. 367)
"Wer hingegen, so warnt Luther, die nähere Beschaffenheit bzw. das Wie und
das Warum des verborgenen Willens Gottes untersuchen will, der muss mit
jemandem verglichen werden, der es sich zum Ziel setzt, ´gygantum more cum
Deo pugnare` (= nach Art der Giganten mit Gott zu kämpfen) und der dabei
nicht die geringste Chance eines Sieges hat ... Unweigerlich stürzt man aus der Höhe seiner Spekulation ab, geht
´zu poden`, gerät in
´certa desperatio` (= sichere Verzweiflung), rennt wie gegen eine eiserne
Mauer an und bricht sich auf alle Fälle den Hals."
(S. 364 ff.)
"Luther kann ... sogar einmal sagen, dass die
Majestät des Deus absconditus (= des verborgenen Gottes) noch viel heiliger und furchtbarer ist, als eine unermessliche
Menge koryzischer Höhlen."
(S. 361)
"Denn der nun angesprochene Deus (= Gott) ...
behält sich selber solche Freiheit vor ... D. h., der Empfang des Heils und
des Unheils hängt allein davon ab, ... welche Menschen er [Gott] ...
verloren lassen gehen will, und welche nicht ...
Luther ...
präzisiert auch, ...
was er [Gott]
...
will, nämlich den Tod des Sünders, den er keineswegs betrauert oder gar
aufzuheben bereit ist. Und zwar aus dem bereits ...
vorgebrachten Grund, dass Gott ´omnia in omnibus` (= "alles in allem")
wirkt, auch den Tod."
(S. 362)
"Es heißt doch: Weil Gott es so will, gerät
der Mensch unter die Macht des Bösen."
(S. 355)
Und ist
dies alles
– und man könnte noch einiges mehr zitieren –
nicht eine furchtbare Form der Gottesvergiftung sogar gegenüber den eigenen
Kindern?
Auf jeden Fall sollten diese Anmerkungen genügen, um deutlich zu machen, dass der Staat und seine Organe den
kirchlichen Sektenbeauftragten niemals glauben dürfen und sie der Staat endlich als
das betrachten muss, was sie sind: Verleumder im Auftrag der eigenen Konfession,
die andere Glaubensrichtungen bekämpfen – so wie es die
Kirche in ihren Lehrsätzen beschlossen und in allen Jahrhunderten mit den Mitteln ihrer jeweiligen Zeit
auch getan
hat (siehe dazu Der
Theologe Nr. 86).
Der Text kann
wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 89: Pfarrer
Wolfgang Behnk und die moderne Inquisition der Kirche, zit. nach
theologe.de/sektenbeauftragter.htm,
Fassung vom 24.3.2024,
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