Es gibt keine ewige Verdammnis

(... und näher hingeschaut) – auch nicht in den Bibeln

Der Theologe Nr. 19, aktualisiert am 20.8.2023


Einleitung:
Die Katholische Kirche und ihre Abspaltung Evangelische Kirche entwickelten im Gegensatz zu Jesus von Nazareth eine Lehre von angeblich unendlichen Höllenqualen nach dem Tod, wobei man sich an grausamen
Denkweisen antiker Götzenkulte bzw. Religionen orientiert hat.
Diese Vorstellungen sind das Wesensmerkmal des
"Systems Baal", wie man die widergöttliche Macht bezeichnen kann, deren Ziel es war und ist, die ursprünglich gute Schöpfungsordnung zu vernichten und stattdessen ein eigenes Herrschaftssystem im Gegensatz dazu zu errichten. Bei Gott, dem Freien Geist, gibt es also keine ewige Verdammnis, wie alle wahren Gottespropheten bis in die Gegenwart lehrten und lehren.

 ... und was steht in den Bibeln?

Die Kirchen berufen sich bei ihren Glaubensmeinungen vor allem auf die Bücher der Bibel, die in der heute noch üblichen Auswahl (die allerdings je nach Kirche und Konfession abweichen kann) von ihren eigenen Theologen im 3. und 4. Jahrhundert zu "Gottes Wort" erkoren wurden. Doch auch dort kann eine angeblich ewige Verdammnis nicht eindeutig abgeleitet werden. Obwohl kirchliche und auch evangelisch-freikirchliche Schriftgelehrte versuchen, diese satanistische Vorstellung auch in Schriften ihrer Bibeln zu verankern, ist dies aufs Ganze gesehen nicht seriös, denn nachweislich bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die ursprünglichen Autoren bei den dafür in Frage kommenden Bibelstellen etwas anderes gemeint. Die Lehre von einer ewigen Verdammnis wird von den Institutionen Kirchen in der Regel also in einzelne Sätze ihrer Bibeln hinein projiziert, damit das in ihrer Geschichte ärgste Einschüchterungsinstrument für die Gläubigen nicht abgeschwächt wird, wie wir nachfolgend genauer darlegen. Zu anderen Religionsmeinungen zu dieser Thematik siehe hier.

Beim Thema
"Jenseits" zeigt sich besonders die dunkle Macht der jeweiligen Priesterkaste einer bestimmten Religionsausprägung. Denn immer waren und sind es Priester und Vertreter äußerer Religionen, welche die Menschen mit ihren Jenseitsvorstellungen und Höllendrohungen einschüchtern, von denen dann lügenhaft behauptet wird, sie kämen von Gott. Deren Inhalte können dann in der materiellen Welt nur geglaubt, aber nicht nachgeprüft werden. Die Priester und Theologen versuchen also, Menschen dadurch gefügig zu machen und an ihr religiöses Zwangskorsett zu binden, dass sie Bedingungen festlegen, die angeblich über ein Wohlergehen und Leiden im jenseitigen Weiterleben entscheiden sollen. Doch bei Gott gibt es auch keine Priester. Niemals hat Er Priester, Theologen, Pfarrer oder Pastoren eingesetzt oder das Schreiben eines Bibel-Buches veranlasst, das dann nur von theologisch versierten Schriftgelehrten richtig ausgelegt werden könne, wie diese rechthaberisch von sich behaupten.

 
Kirchliche Religion und die Eskalation der Grausamkeiten

In den meisten Religionen werden im Hinblick auf die jeweiligen Jenseitsvorstellungen vor allem Taten der Verstorbenen "gewogen" und als Maßstab für den behaupteten jenseitigen Bestimmungsort zugrunde gelegt. Die Bewertung erfolgt dann in dem Sinne, was für die jeweiligen Priester "gute" oder "böse" Taten seien. Und zu letzteren gehören meistens auch Abweichungen von der herrschenden Religionsvorstellung. In der römisch-katholischen Kirche und dem aus ihr entstandenen Protestantismus ist dies am deutlichsten und in seinen behaupteten Folgen am schrecklichsten ausformuliert. Abweichende Meinungen vom kirchlichen Dogma, so genannte "Häresien", "Ketzereien" oder "Irrlehren" oder bereits Zweifel am Dogma sollen im Todesfall – und das ist vielhundertfach dokumentiert – eine "ewige Hölle" zur Folge haben, auch wenn der von der Kirche deshalb Verfluchte ein ethisch vorbildliches und gutes Leben führte – bis dahin, dass er sogar sein Leben für andere geopfert hat.
Dies zählt für die römisch-katholischen Dogmen-Erfinder nämlich ausdrücklich nicht zu seinen Gunsten, wenn er nicht gleichzeitig Mitglied der Kirche war. Die so genannte "Häresie", der angebliche "Irrglaube", gilt dort also als besonders böse, bei den Protestanten analog dazu die Nichtannahme des evangelischen Glaubenskonstrukts in der Nachfolge Martin Luthers und anderer ähnlich denkender Theologen.
In diesem Licht betrachtet könnte man die Religion der Kirche als eine Eskalation der Grausamkeiten bezeichnen, was vor allem an den zynischen und Gott verhöhnenden Ausführungen des kirchenheilig gesprochenen Kirchenvaters Augustinus (siehe unten) deutlich wird, der bis heute als jenseitiger Ratgeber für Päpste angerufen wird, zum Beispiel von dem an Silvester 2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI. Diese Eskalation des Grauens hat die Kirche dann auch durch ihr Jahrhunderte langes Schreckensregiment auf der Erde mit grausamer Inquisition, Kreuzzügen oder Verbrennungen von so genannten "Hexen" bewiesen.

Worum geht es bei der kirchlichen Lehre einer angeblichen ewigen Verdammnis nun genau? Die römisch-katholische Kirche hat diese Lehraussage unumkehrbar als ihre Glaubens-
"Wahrheit" und damit als "Dogma" definiert, was z. B. nachzulesen ist in dem Nachschlagewerk
Josef Neuner – Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neu bearbeitet von Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Regensburg 1971, 13. Auflage 1992, ISBN 3-7917-0119-3. Dort ist dieser Glaube vor allem niedergelegt in den dogmatischen Lehrsätzen Nr. 891 – 905. Ewig verdammt würden demnach alle, welche die römisch-katholische Lehre nicht vollständig annehmen und nicht die "Entschuldigung" einer "unverschuldeten Unkenntnis" haben. Belege hierfür finden sich im Einzelnen aufgeführt in Der Theologe Nr. 18

Katholisch Verdammte werden evangelisch gerettet – wer setzt sich durch? Einer oder keiner?

Die evangelisch-lutherische Kirche und die anderen evangelischen Kirchen haben am Kern dieser Lehre nichts geändert. Sie haben allerdings den Kreis der angeblich "ewig Verdammten" anders definiert als die Papstkirche in Rom. Viele aus katholischer Sicht ewig Verfluchte seien demnach durch den evangelischen Glauben gerettet, der ihnen nach dem Hören der evangelischen Predigt und dem Empfang der evangelischen so genannten Sakramente "geschenkt" würde (siehe Augsburger Konfession, CA V). Die umgekehrt aus evangelischer Sicht angeblich ewig Verfluchten trifft es insofern besonders hart, da sie während ihres Erdenlebens aus freiem Willen ihr Schicksal angeblich gar nicht hätten wenden können (vgl. Augsburger Konfession, CA XVIII). Sie wären vielmehr vom Teufel selbst in die Hölle hinein geritten worden, ohne dass sie das hätten verhindern könnten, wie beispielsweise Martin Luther in seiner Schrift Vom geknechteten Willen grundlegend darlegt (siehe dazu #Keine_Seligkeit).

Martin Luther spricht in der Konsequenz dieser Lehre folglich auch von einer
Vorherbestimmung zur ewigen Verdammnis, einem schrecklichen Lehrkonstrukt, das an Grausamkeit gar nicht zu überbieten ist.

Und auch für die Lutherkirchen
zählen die guten Taten der Menschen nach ihrem Tod nichts, wenn sie nicht vor ihrem Tod zu Gläubigen der von Romkirche abgespaltenen evangelischen Kirchenlehren geworden sind.
 Außerdem hat die evangelische Kirche die Lehre vom
"Fegefeuer" als der katholisch geglaubten schmerzhaften Läuterungs-Vorstufe zu deren Himmelsvorstellung gestrichen, so dass es aus evangelischer Sicht nach dem Tod angeblich sofort heißen soll: Angeblich "Hölle pur" oder "Himmel pur". Demgegenüber glaubt die römisch-katholische Kirche für eine dritte Gruppe von Menschen (neben den angeblich Geretteten und angeblich Verfluchten) noch an dieses angeblich "reinigende" "Fegefeuer" vor dem Eintritt von angeblich "Geretteten" in den Himmel.

Bei diesem Thema möchten wir vorab auch noch eines klarstellen: Wenn wir darlegen, dass die ewigen Höllenlehren nicht zwangsläufig ihren Bibellehren entsprechen, sondern dass die von den Ewige-Höllen-Gläubigen ins Feld geführten Bibelstellen auch ganz anders verstanden werden können und in der Regel auch anders gemeint waren, dann geht es uns nicht darum, die Bibeln der Kirchen oder einzelne ihrer Inhalte damit zu verteidigen. Sondern uns geht es darum, das grausame Gottesbild der Kirchen und teilweise auch ihrer Bibeln zu entlarven. Denn auch die Kirchenbibel lehrt vielfach Grausames, was Priester und Theologen dort hinein geschrieben haben
(wie es zum Beispiel der Gottesprophet Jeremia bereits entlarvt hat) und was mit Gott und Christus nichts zu tun hat (vgl. dazu Der Theologe Nr. 8 – Wie der Teufel in der Bibel hauste). Doch selbst die Bibeln lehren aufs Ganze gesehen zumindest keine ewige Verdammnis.

Ewige Hölle für alle?
Lesen Sie dazu: Der Theologe Nr. 68100 ausgewählte Verfluchungen der römisch-katholischen Kirche

Wenn bibelgläubige Theologen der Kirchen oder Prediger aus so genannten Freikirchen jedoch streiten oder diskutieren wollen und wenn sie ihre Verdammnislehren trotz der nachfolgenden Darlegungen weiterhin mit ihren Bibeln begründen wollen, dann mögen sie dies tun. Es gibt eben bekanntlich ebenso viele Bibel-Interpretationen wie es kirchliche Gruppierungen gibt, und jede behauptet für sich, die Bibeln richtig zu interpretieren. Doch wenn der Tag gekommen sein wird und sie für ihre Lehren und ihre behaupteten grässlichen Folgen Rechenschaft ablegen müssen, dann wird ihnen vielleicht auch folgende Frage gestellt: "Hättet ihr eure Bibel mit Herz und Verstand gelesen, dann hättet ihr manches anders verstehen können. Doch was ist aus eurem Herz geworden und was aus eurem Verstand? Wer seid ihr wirklich hinter eurer frommen Maske?" Die Spur führt, wie wir nachfolgend darlegen, zum System Baal, den Manifestationen dämonischer Grausamkeiten, das eben auch eine katholische und mehrere evangelische Gewandungen hat.

Zu Beginn der Studie zunächst einige
kirchliche Lehrdokumente im Wortlaut. Anschließend gehen wir der Frage nach, welcher Zusammenhang zwischen Folter und Scheiterhaufen der Inquisition im Laufe der Kirchengeschichte einerseits und der kirchlichen Lehre der ewigen Verdammnis andererseits besteht. Weitere Inhalte siehe im nachfolgenden Inhaltsverzeichnis:
 


Inhalt:

Quellentexte

Folter und Hinrichtung von Andersgläubigen

Die geheuchelte Bitte um Schonung des Kirchenopfers

Steigerung der Folter ins Unendliche

Trügerische "Bekehrungen" in letzter Minute

Überlegung zur kirchlichen Lehre: Ist Satan größer als Gott?

Alles wird wiederhergestellt

Der reiche Mann im Hades

In der "Scheol" bzw. "Gehenna": Warten auf die Hilfe Gottes

Das Gleichnis vom Spreu und vom Weizen

Die Hölle als Bestimmungsort für Theologen?

Kein endgültiger Straf-Ort

Christus hat die Schlüssel zum Hades

Nahtoderfahrungen

Ein "Äon lang" ist nicht unendlich

Jesus hat Judas verziehen, die Kirche verdammt ihn in eine "ewige Hölle"

Keine Beweise in der Bibel

Saat und Ernte

Anhang Nr. 1: Wie die Kirche die ewige Verdammnis erfunden hat

Stellen Sie sich vor, Sie halten einen Ihrer Finger in eine Kerze

Anhang Nr. 2: Folter-Pläne für Kritiker: Augustinus, der Vater der "ewigen Verdammnis"

Anhang Nr. 3: Ökumene: Trotz schöner Worte weiterhin gegenseitige Verdammnisdrohungen


Anhang Nr. 4: Protestanten als "verkappte Katholiken" oder als "Verdammte"?

Anhang Nr. 5: Die "Ewig Verdammten" aus evangelisch-lutherischer Sicht

Anhang Nr. 6: Torwart Robert Enke nach kirchlicher Lehre ewig verdammt

Gleich dreimal kirchlich verdammt: Nicht getauft, nicht geglaubt, in "Todsünde" verstorben
 
Gespaltene Zungen – Sie reden süß und lehren tödlich

Die Beweise

Auch Fußballspieler Lukas Podolski droht nach katholischer Lehre die Hölle

Anhang Nr. 7: Nachrichten zur angeblich ewigen Hölle

Erzbischof von Bamberg bedroht austrittswillige Gläubige mit "Gericht Gottes"
 

 

 

(a) Quellentexte zur römisch-katholischen Kirche:

Verbindliche bzw. sogar [bei Fettdruck] als "unfehlbare" dogmatisierte Lehraussagen der Römisch-Katholischen Kirche, zit. nach Josef Neuner – Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche, 13. Auflage, Regensburg 1992, Lehrsätze Nr. 381, 896, 898, 905, 891; dort finden Sie mehr Information zur Herkunft des Dogmas bzw. des Lehrsatzes:

"[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt." (381)
 
"Er (Jesus Christus) wird kommen am Ende der Welt zum Gericht über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken, den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe und die anderen mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken." (896)

"Wer aber ohne Buße in der Todsünde stirbt, wird ohne Zweifel von der Glut der ewigen Hölle auf immer gepeinigt." (898)

"Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden [Anmerkung: wozu z. B. ein Kirchenaustritt gehört], sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden." (905)

"Wer sagt und glaubt: die Strafe der bösen Geister und gottlosen Menschen sei nur zeitlich und werde nach bestimmter Zeit ein Ende nehmen, und dann komme eine völlige Wiederherstellung (Apokatastasis) der bösen Geister und gottlosen Menschen, der sei ausgeschlossen" [Anmerkung: = anathema sit = der sei verflucht bzw. nach dem Tod ewig verdammt]. (891)

Sowie eine neuere Lehraussage von Papst Joseph Ratzinger:
"
Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen."
(Papst Benedikt XVI. am 25.3.2007 in der römischen Pfarre Santa Felicita in Fidene am nördlichen Stadtrand Roms; zit. nach http://kath.net/detail.php?id=16345)

 
(b) Quellentexte zur evangelisch-lutherischen Kirche:

"Auch wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, zu richten, und alle Toten auferwecken, [um] den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude [zu] gebe[n], die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Straf [zu] verdammen. Deshalb werden die Wiedertäufer verworfen [damnant = verdammt], so lehren, dass die Teufel und verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden." 
(Verbindliches Bekenntnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Augsburger Confession 1525, CA XVII, von Martin Luther 1528 bekräftigt; zit. nach Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, Göttingen 1982, S. 72)

Das evangelisch-lutherische Bekenntnis lehrt weiterhin, "dass der freie Wille und Vernunft in geistlichen Sachen nichts vermag".
(Apologie der Konfession XVIII, in: Die Bekenntnisschriften, a.a.O., S. 312)
Es bedarf  zum Heil und zur Vermeidung der ewigen Verdammnis stattdessen des "Heiligen Geistes", der durch evangelische Predigt und amtskirchlich gereichte Sakramente vermittelt werde
(z. B. CA V), wodurch auch hier (wie in der römisch-katholischen Kirche) die "Seligkeit" an die Institution Kirche gebunden wird.

Eine Auflistung aller nach evangelisch-lutherischer Lehre Verdammter und eine vertiefte Darlegung dieser Schreckenslehre finden Sie im Anhang Nr. 3.

 

Folter und Hinrichtung von Andersgläubigen

Beide Großkirchen lehren eine jenseitige ewige Verdammnis, in der die davon Betroffenen furchtbare Qualen erleiden sollen. Bevor diese Lehre hier näher untersucht wird, jedoch zunächst ein Blick ins Diesseits. Denn den kirchlichen Jenseitslehren entsprechen teils furchtbare kirchliche Praktiken im Diesseits. So haben Kirchenlehrer im Laufe der Geschichte auch bestialische Folter- und Hinrichtungsmethoden gegenüber Andersdenkenden erfunden, die den Eindruck erwecken, als seien sie ein Vorgeschmack auf die geglaubte ewige Verdammnis; nachzulesen z. B. unter LInquisition.htm. Nachfolgend hier ein Ausschnitt aus diesem Text:

"Da gab es z. B. die Wasserfolter: Der Körper des Angeklagten wurde auf einer schräg liegenden Tischplatte festgebunden oder an straff gezogenen Seilen frei in der Luft schwebend nur von einem Schemel in der Körpermitte gestützt. Dann musste das Opfer Unmengen von Flüssigkeit schlucken: 6 Liter bei der kleinen, 12 bei der großen Wasserfolter. Wer die Zähne zusammen presste, dessen Mund wurde vom Henker mit einer eisernen Zange aufgerissen. Der goss dann weiteres Wasser aus einer Literkanne in den Mund des Gequälten. Viele der Opfer erstickten daran, oder sie platzten regelrecht, da After und Harnröhre verstopft oder zugebunden worden waren ... Auch die so genannte ´Judaswiege` hatte es in sich. Das Inquisitionsopfer wurde mithilfe einer Seilwinde nach oben gezogen und auf die Spitze einer hölzernen Pyramide gesetzt. Sein ganzes Gewicht ruhte nun nur noch auf der Scheide oder dem After, dem Hodensack oder dem Steißbein. Die Qual wurde noch dadurch vergrößert, dass der Folterer das Opfer hochzog oder herabließ, es schaukelte oder immer wieder auf die Spitze fallen ließ ... Allein schon die bloße Aufzählung der Folterwerkzeuge – der Daumen- und Knieschrauben, der eisernen Mundsperren, der Werkzeuge zum Brandmarken, der Halsgeigen und Halsketten, der um den Hals gehängten ´Rosenkränze` (Länge ein Meter, Gewicht circa acht Kilo), der im Nacken des Ketzers verschlossenen Eisenringe, der eisernen Käfige, der Kopfpressen und Schädelschrauben, der Kettengeißeln, der gedornten Halskrausen, der Zwangsgürtel, der mit scharfen Zacken besetzten ´spanischen Kitzler`, der Scheren, Platt- und Kneifzangen, des Folter-Rades usw. usf. – vermag die perverse und erfinderische Leidenschaft der Inquisitoren und ihrer Helfershelfer zu bezeugen, demonstriert die ungeheuerliche, das kirchliche Christentum [Anmerkung: da die Kirche den Namen Christus nur missbraucht, sprechen wir lieber von "kirchlicher Religion"] vor allen anderen Religionen auszeichnende ´Passion der Grausamkeit`. Man mauerte die Opfer ein oder ließ sie – als Zeichen der Gnade der Tyrannen! – langsam verhungern, man ertränkte sie in Fässern, die mit Urin oder Jauche angefüllt waren, man schnitt oder sägte ihre Zunge ab oder brannte sie aus, man röstete die Ketzer auf glühendem Eisen oder erstickte sie durch das Anzünden feuchten Strohs. Nach der Erfindung des Schießpulvers ließ man dieses in ihrer Nähe explodieren, so dass es die Brust der armen Opfer aufriss. Der (Un-)Geist der Grausamkeit fand immer neue Mittel, um die Qualen der Inquisitionsopfer zu vergrößern." (zit. nach Hubertus Mynarek, Die neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999)

Die geheuchelte Bitte um Schonung des Kirchenopfers

Die Anhänger religiöser Minderheiten wurden also schon zu deren Lebzeiten mit teilweise unvorstellbarer Niedertracht von der Kirche verfolgt und getötet. Der gelegentliche kirchliche Rechtfertigungsversuch, die Andersgläubigen wären letztlich von staatlichen, nicht von kirchlichen Behörden hingerichtet worden, und die Kirche hätte sogar um die "Schonung des Lebens" gebeten, ist hierbei eine an Zynismus kaum mehr zu überbietende Verfälschung der Tatsachen. Denn tatsächlich waren die staatlichen Behörden nur die Büttel der kirchlichen. Die kirchlichen Behörden bzw. die von diesen vertretenen kirchlichen Lehren waren die Inspiratoren oder die direkten Weisungsgeber. Und schließlich war die teilweise vorgeschriebene Bitte um "Schonung" nur eine geheuchelte formale Floskel mit gegenteiligem Inhalt als die Worte vordergründig zunächst suggerieren, was unbestritten ist.

Im evangelischen Lexikon Theologische Realenzyklopädie, Bd. XVI., Berlin, New York 1987 heißt es dazu wie folgt über die Inquisition:
"Noch im 12. Jahrhundert galt im kanonischen Recht der Grundsatz, dass ein Geständnis nicht durch Folter erzielt werden dürfte" (S. 192), wobei es sich hauptsächlich um "Streckbett, Wippgalgen und Versengen der Füße" handelte (so das ebenfalls evangelische Standard-Lexikon Religion in Geschichte und Gegenwart, RGG). "Seit den dreißiger Jahren des 13. Jh. kam sie [die Folter] aber bei einzelnen Gerichten zur Anwendung und wurde in der von [Papst] Innozenz [IV.] erlassenen Bulle Ad extirpanda (1252) ausdrücklich toleriert."

Im Hinblick auf spätere Zeiten heißt es schon etwas deutlicher: "Die Inquisition hat also den Vorreiter in der Anwendung der Folter in Religionssachen gespielt, und ihre Regeln sind zur Norm geworden."
Mit anderen Worten: Die Folter kam zunächst durch die Anordnungen der katholischen Inquisition in die Prozesse um den Glauben der Angeklagten hinein.

Da das Opfer in einem Prozess aber laut Gesetz nur einmal gefoltert werden durfte, wurde das Verfahren "nach jeder Sitzung ´unterbrochen` und später dann ´fortgesetzt`", "so dass es zu vielen Tagen Folter kommen konnte, die nur als eine Folterung zählten".
Weiter heißt es wörtlich in der Theologischen Realenzyklopädie: "Geständnisse, die unter Folter gemacht wurden, galten nicht, wenn sie nicht anschließend außerhalb der Folterkammer bestätigt wurden: Ein solches Geständnis galt als frei und nicht unter Zwang abgelegt." Doch dies wurde von den Kirchenbeamten und kirchlichen Staatsbeamten unterlaufen. Denn: "Wer [außerhalb der Folterkammer] darauf bestand, sein Geständnis zurückzuziehen, wurde als unbußfertiger Ketzer behandelt und war dementsprechend [auch] dem Feuertod verfallen."


Das Opfer der Kirche hatte in einer solchen Situation also keine Chance, selbst wenn der Betroffene auch nach kirchlicher Lehre unschuldig gewesen wäre. Entweder er wurde als (unter Folter) "geständiger" oder als (nach Widerruf) "unbußfertiger" Ketzer hingerichtet. Hierzu wurde der von der kirchlichen Inquisitionsbehörde gefolterte und "überführte" Andersgläubige nun tatsächlich "weltlichen" Vollstreckungsorganen zur Hinrichtung übergeben, wie Kirchenvertreter manchmal scheinheilig säuseln, um die eigene kirchliche Schuld kleiner erscheinen zu lassen. Doch auch der staatliche Henker und seine Vorgesetzten wollten ja nichts anderes sein als die treuen Söhne und Töchter ihrer Kirche.
Und hierbei ist nun wesentlich: Den Juristen samt ihren Vollstreckern war von vorne herein klar (!), dass die manchmal formal ausgesprochene "Bitte um Schonung" des Verurteilten durch das Inquisitionsgericht nur eine heuchlerisch-zynische Leerformel war (!), womit die Kirche formal den Anschein erwecken wollte, es sei nicht sie, die sich mit Blut beflecke, was ja bis heute von den Päpsten so proklamiert wird. Das also steckte hinter der "Bitte um Schonung", wenn sie vorgetragen wurde, und jeder wusste, dass sie nicht ernst gemeint war. Es ist vergleichbar der Scheinheiligkeit bei einer Papstwahl, wo der neu gewählte Papst das Amt formal erst zweimal ablehnen müsse, bevor er beim dritten Mal die Wahl annimmt.
Das römisch-katholische Lexikon für Theologie und Kirche (1996) schreibt zu diesem Sachverhalt betreffs der Schonungsbitte deshalb auch unmissverständlich: "Zu berücksichtigen ist, dass die Übergabe z. Verbrennung an den welt. Arm erfolgte, weil die Kirche keine Blutgerichtsbarkeit ausüben durfte, der dabei ausgesprochenen Bitte um Schonung des Lebens aber kaum zu entsprechen war, da diejenigen, die diese Vollstreckung nicht zuließen, selbst exkommuniziert u. der Häresie angeklagt wurden" (S. 528). Hätte eine staatliche Behörde die formale "Bitte um Schonung" also ernst genommen, hätte man ihren Vertretern anschließend ebenfalls den Prozess gemacht und sie hinrichten lassen.
Aus diesem Grund darf Kirche grundsätzlich nie nach schönen oder honorigen Worten von Kirchenführern, Priestern oder Pfarrern gemessen werden, sondern immer nach ihren Taten, da die Worte demgegenüber in unzähligen Fällen heuchlerisch und scheinheilig sind.

Steigerung der Folter ins Unendliche

Und so weit zunächst zu den irdischen Qualen, die Menschen von der Kirche bzw. auf deren Veranlassung zugefügt worden sind. Eine Steigerung der hier dargelegten bzw. angedeuteten "irdischen" Verfolgung war nun nur noch denkbar durch Ausdehnung der Grausamkeiten ins Unendliche. Und hier liegt eine wesentliche tiefenpsychologische Wurzel kirchlicher Verdammnislehren. Und ein perverser Sadismus kirchlicher Täter bei den Inquisitions-Tribunalen ist vielfach nachgewiesen. Auch die oben dargelegten zynischen juristischen Praktiken zeigen dies auf. Hinzu kommen dann die mit Worten nur unzureichend wiedergebbaren Folter- und Tötungsmethoden unter den Augen der Peiniger, wie etwa bei LInquisition.htm nachlesbar.
Weiterhin lässt sich – zunächst allgemein gesprochen – die sadistische Sucht belegen, die Qualen von Opfern immer weiter steigern zu wollen. Doch was geschah in dem Augenblick, als das Opfer an den Folterungen gestorben war oder die Hinrichtung vollzogen war? Dann konnte ein triebhafter Sadismus – möglicherweise in Verbindung mit höchster sexueller orgiastischer Erregung – nicht weiter erregt und eventuell befriedigt werden, höchstens noch bei Menschen mit einem krankhaften Trieb zur Leichenschändung. Eine weitere Steigerung wäre jedoch gedanklich unter der Voraussetzung möglich, dass das Opfer nun nicht etwa von seinem bestialischen Leiden erlöst sei, sondern dass erst jetzt die noch brutaleren Qualen für das Opfer beginnen würden und diese auch nie mehr enden würden – keinen Augenblick und ohne Pause. Diese an Sadismus nicht mehr zu überbietende Denkmöglichkeit bietet solchen krankhaften und kriminell veranlagten und womöglich seelenlosen Menschen nun die Lehre der römisch-katholischen Kirche, und zwar sogar als unumstößliche und "unfehlbare" Glaubenswahrheit, im Details ausformuliert durch den kirchenheilig gesprochenen Kirchenlehrer Augustinus. Es handelt sich um die Lehre der Kirche zur ewigen Verdammnis, die später auch von den evangelischen Kirchen übernommen wurde. Die Qualen würden also durch den Tod des Opfers nicht wirklich unterbrochen, da nun das angeblich ewige Feuer fortsetze, was das zeitliche Feuer vorbereitete.

Den "Herren der Kirche" hat es nicht gereicht, Andersgläubige in ein angeblich" ewiges Höllenfeuer" zu schicken. Sie wollten schon auf dieser Erde hautnah erleben, wie ihre Nächsten bei lebendigem Leibe unter unsäglichen Schmerzen im Feuer verbrennen.

Die hier vorgetragenen Gedanken sind ein Ansatz, das Grauen zu erklären, indem man von den Folter- und Tötungsmethoden zurück auf die Lehre von der ewigen Verdammnis schließt. Tiefenpsychologisch ist jedoch auch der umgekehrte Schluss nachgewiesen – von den kirchlichen Verdammnislehren hin zu Folter und Mord. So glaubte zum Beispiel der Seefahrer und Entdecker Christoph Kolumbus, dass "die Versklavung von Nichtchristen mit der Begründung gerechtfertigt sei, dass Heiden ohnehin zur ewigen Verdammnis verurteilt seien" (Friedhelm von Othegraven, Litanei des Weißen Mannes, Struckum 1986, S. 102). Kolumbus kidnappte aus diesem Grund offenbar ohne große Gewissensbisse zahllose Indianer und verschleppte sie nach Spanien, allein im Februar 1495 vier Schiffe mit je 500 Indianern im Alter von 12-35 Jahren (S. 101). Einer der Auftraggeber für den Sklavenkauf und -verkauf war der römisch-katholische Bischof Rodriguez de Fosca.

Indianer wurden von den römisch-katholischen Eroberern vielfach entweder versklavt oder hingerichtet. "Beliebt" war das gleichzeitige Aufhängen und Verbrennen von jeweils 13 Indianern "zu Ehren von Christus und den 12 Aposteln", in Wirklichkeit zu deren Verhöhnung.
Die Füße der amerikanischen Ureinwohner berührten gerade noch das Holz des Scheiterhaufens. Mit dem Wegbrennen des Holzes zog sich gleichzeitig der Strick um den Hals zu. Das erschien den Kirchenangehörigen als nicht so schlimm. Sie führten die Nichtkatholiken mit der Hinrichtung ja nur etwas schneller der angeblich
"ewigen Verdammnis" zu, wo es für die Opfer der Kirche angeblich noch schlimmer kommen würde. Und dabei hatten sie sogar noch die große "Chance", sich während des langsamen Versengt-Werdens auf diesem Spezial-Scheiterhaufen zur Kirche bekehren zu können und der angeblich "ewigen Verdammnis" dadurch in den letzten Sekunden ihres irdischen Lebens noch zu entgehen. Zudem konnten sie nun auf der Erde niemanden mehr zum "falschen Glauben" verführen. Also für jemanden, der an die kirchliche Lehre von der ewigen Verdammnis glaubt, gar nicht einmal eine so schlimme Sache, sondern eine nochmalige "Hilfe" zur Bekehrung, eine Art letzte "Gnade"
, welche die kirchliche Teufelei zu gewähren vorgibt.


Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die Lehre von der ewigen Verdammnis zu einer wüsten Enthemmung der kirchlichen Glaubensrichter und ihrer Schergen gegenüber den nach ihrer Meinung von der ewigen Verdammnis Betroffenen beiträgt
. Denn nach der Lehre der katholischen und evangelischen Kirche konnten auch die furchtbarsten Inquisitoren und Folterknechte davon ausgehen, dass alles, was sie ihren Opfern antun, noch lange nicht so schlimm sei als das, was das Opfer nach dem Tod angeblich in der Hölle erwarten würde.
Diese konfessionelle und vom deutschen Staat bis heute mit
Milliarden an Euro subventionierte Lehre konnte sogar dazu führen, dass sich der kirchliche Inquisitor mit gutem Gewissen die allerschlimmsten Foltermethoden ausdachte. Er kann sich nämlich in diesem kirchlichen Milieu damit rechtfertigen, dass er damit alles Menschenmögliche getan habe, um das Opfer in seinen letzten Lebensminuten doch noch dazu zu bringen, sich der Kirche zu unterwerfen und damit der vermeintlichen ewigen Verdammnis zu entgehen.


Zusammenfassend kann man sagen: Ob man mehr einen kausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang von der Inquisition zur Lehre von der ewigen Verdammnis annehmen sollte oder vor allem umgekehrt, von der Verdammnislehre zur Inquisition, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Eine Wechselwirkung kann jedoch nicht bestritten werden.

Trügerische "Bekehrungen" in letzter Minute

Inwieweit sich die Kirche bei ihren Verdammnislehren auf die Bibel berufen kann, gilt als umstritten. Im krassen Gegensatz zur Bibel stehen zunächst die Auswahlkriterien der Kirche für Seligkeit oder Verdammnis. Denn in der Bibel, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, wird das Gesetz von Saat und Ernte gelehrt. Demnach erntet derjenige Gutes, der zuvor Gutes gesät hat. Und derjenige erntet Böses, der zuvor Böses gesät hat (vgl. dazu Der Theologe Nr. 2). Diesen Gedanken hat die Kirche zwar ansatzweise in ihre Glaubenslehre mit eingeflochten, wenn z. B. die katholische Kirche lehrt, wer im Zustand einer schweren bzw. einer Todsünde sterbe, müsse in die Hölle. Doch sowohl gemäß der katholischen als auch der evangelischen Lehre soll sozusagen in letzter Sekunde auf dem Sterbebett noch Vergebung durch einen Priester oder Pfarrer und damit noch eine 180-Grad-Wende von der Hölle in den kirchlich geglaubten Himmel möglich sein. So könnte auf diese Weise z. B. ein Massenmörder doch noch in den Himmel kommen. Seine Opfer müssten jedoch in die Hölle, wenn sie vor ihrem Tod bewusst keine gläubigen Katholiken oder Protestanten waren.
Solche Lehren lassen sich jedoch nicht einmal mit der im Laufe von Jahrhunderten von Priestern und Schriftgelehrten maßgeschneiderten Kirchenbibel rechtfertigen. Sie sind durch Jahrhunderte lange Indoktrination allerdings tief im Unterbewusstsein vieler Menschen gespeichert, was z. B. auch der bekannte katholische Fernseh-Entertainer Harald Schmidt in einem Interview bestätigte, als er sagte: "Auf dem Sterbebett werden alle katholisch. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht, denn ich war während des Zivildienstes in einer Pfarrei beschäftigt. Da wurde der Pfarrer von so genannten Atheisten schreiend ins Krankenhaus geholt, wenn der Tumor im Endstadium war." (Interview mit der Weltwoche, zit. nach idea-spektrum Nr. 30/31/2005)

Doch den wenigsten auf diese Weise Sterbenden wird bewusst sein, welche umfassenden Bedingungen die Kirche an den Eintritt in den von ihr gelehrten
"Himmel" knüpft und welche Ausschlusskriterien es gibt. Andere Katholiken wissen es zeitlebens nicht. So gesehen wird der Priester den in letzter Minute Bekehrten und manchen anderen vielleicht mit Worten in Richtung Himmel heben. Doch innerlich weiß er, dass er ihn trotzdem in Richtung Hölle schicken muss. So mancher Priester verdrängt aber diesen Zwiespalt und schiebt das angebliche "Geheimnis Gottes" davor, und mancher betrinkt dies noch mit reichlich Alkohol. Entscheidend ist in solchen dramatischen Situationen auch, dass die Kirche oft noch das Vermögen des Verstorbenen erbt. Und um das Erbe auch tatsächlich erschleichen zu können, erscheint es natürlich als Vorteil, wenn der Sterbende in dem aus kirchlicher Sicht falschen Glauben belassen wird, mit seinem Tun der ewigen Verdammnis entgehen zu können bzw. seine Leidenszeit im angeblichen Fegfeuer verkürzen zu können (siehe dazu: Will Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Band 6, München 1978, S. 454).

Der Theologe Nr. 68 zählt Beispiele dafür auf, wer alles nach römisch-katholischer Lehre in die Hölle muss. Biblisch ist das – wie bereits gesagt – nicht, denn in ihren Bibeln, auf die sich die Konfessionsvertreter berufen, geht es nur um das Verhalten der Menschen während ihres Erdenlebens, nicht um das Für-Wahr-Halten irgendwelcher Glaubenslehren oder Dogmen oder um angebliche Letzte-Minuten-Rettungseinsätze von Priestern, Pfarrern oder Predigern.

Überlegungen zur kirchlichen Lehre: Ist Satan größer als Gott?

An dieser Stelle möchten wir kurz darlegen, wovon wir als Verfasser dieses Textes ausgehen. Wir glauben nicht an eine ewige Verdammnis. Und es spielt für unseren Glauben auch keine Rolle, ob die kirchlichen Lehren einer unendlichen Hölle nun vielleicht doch biblisch belegbar sein könnten oder eventuell teilweise oder eben gar nicht. Denn einen "Gott", der sich ab einem bestimmten Zeitpunkt für alle Ewigkeiten von einem Großteil seiner Geschöpfe abwendet, auch wenn sie verzweifelt nach ihm rufen, erkennen wir aus ethisch-moralischen Gründen nicht an. Für uns ist ein solcher "Gott", der Menschen in einer ewigen Verdammnis die Hilfe verweigert, nämlich nichts anderes als ein dämonischer Götze bzw. der "leibhaftige" Gott der Unterwelt bzw. der virtuelle Götze oder Gott "Baal", verstanden als die Manifestation dämonischer Energien. Denn dieser "Gott" würde sich ja aktiv dafür entscheiden, ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr für die von nun an "Verdammten" zu tun. Die Schöpfung würde dann für immer zweigeteilt bleiben in Erlöste und ewig Verdammte, was das Ziel des Widersachers Gottes war und ist.

Hierzu könnte man sich ein solches Leiden auch einmal nur ansatzweise vorzustellen versuchen. Wenn man dies tut und auf sich wirken lässt, beginnt man vielleicht zu ahnen, dass kein Mensch bzw. keine Seele so etwas überhaupt aushalten würde. Doch die Kirche lehrt es. Und wäre diese Kirchenlehre richtig, dann wäre damit auch das Satanistische größer als die Liebe Gottes. Denn es hätte einen großen Bereich für immer aus der von Gott geschaffenen Schöpfung herausgerissen, und man müsste sogar annehmen, dass dieser Bereich viel größer sei als der bei Gott verbliebene bzw. zu ihm zurückkehrende.
Gäbe es also eine ewige Verdammnis, wie es die Kirchen lehren (die katholische Kirche sogar als "unfehlbare" Wahrheit), und seien dort sogar viel mehr Menschen als im Himmel, wie es ebenfalls in den Kirchen angenommen wird, dann hätte der "Teufel" einen klaren Sieg gegenüber Gott errungen. Und so wollen es letztlich die Konfessionsvertreter auch, bzw. diesem Ziel dienen viele unbewusst.

Man könnte es auch so sagen: Gäbe es tatsächlich eine ewige Verdammnis, dann wäre die Sünde mächtiger als die Liebe Gottes. Und das würde auch bedeuten: Gott wäre letztlich ein grausamer Gott, weil er viele oder gar die meisten seiner Kinder, die z. B. grausam leiden und irgendwann bitter bereuen und sehnlich darum bitten, alles Unrecht wieder gut zu machen, auf alle Zeiten hin ignoriert. Oder er wäre zumindest der vom "Teufel" endgültig besiegte Gott, der für alle Ewigkeiten nichts mehr für diese Menschen bzw. ihre Seelen tun kann. Und hätten die so genannten Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin recht, dann wäre dieser Gott sogar so brutal, dass er bereits bei der Zeugung eines später angeblich ewig verdammten Menschen diesen dafür vorher bestimmt (#Praedestination). Wer dies glauben möchte, mag dies ja glauben. Aber über welchen Charakter dann ein solcher Mensch verfügen mag, das lässt Menschen mit einem Quantum an Mitgefühl nur erschaudern. Und demokratische und den Freiheitswerten der Aufklärung verpflichtete Politiker dürften solches nicht steuerlich und mit Privilegien unterstützen.

Würde Gott, der Ewige, nur eines Seiner Kinder strafen und in eine "ewige Verdammnis" sperren und ewigen Höllenqualen aussetzen müssen, dann wäre die Sünde größer als Gott!

Diese Lehre von der ewigen Verdammnis ist nun römisch-katholisch oder evangelisch, und welches unermessliche Leid und welche Not durch diese beiden Machtkirchen und ihre Kriege und Hinrichtungen in die Welt gekommen ist, ist bekannt. Christlich ist eine solche Lehre nicht. Denn Jesus, der Christus, hat nie einen solchen Gott gelehrt. Sondern Er lehrte in Seinen Gleichnissen (z. B. vom verlorenen Sohn, vom verlorenen Schaf oder verlorenen Groschen), dass Gott jedem Einzelnen nachgeht, um ihn in die Gemeinschaft bzw. in die Einheit der Schöpfung zurückzuführen (auch das ist ein gravierender Unterschied zur Inquisitions-Gemeinschaft der Kirchen). Dennoch berufen sich auch die Kirchenlehrer auf diese Bibel. Da die Bibel viele uneinheitliche, teils widersprüchliche und außerdem vieldeutige Aussagen enthält (vgl. Der Theologe Nr. 8), bedarf es hier für an der Bibel Interessierte der näheren Prüfung.
Dass die kirchlichen Auswahlkriterien für den jenseitigen Bestimmungsort unbiblisch sind, wurde ja oben schon kurz dargelegt. Denn die Kandidaten für eine so genannte "Hölle" in der Bibel sind immer Schwerverbrecher oder Übeltäter oder "gottlose" Menschen in dem Sinne, dass ihre Taten moralisch und ethisch verwerflich sind.
Die Kirche jedoch denkt gleichermaßen Kirchenaussteigern dieses bestialische Schicksal zu, wie im Hinblick auf die römisch-katholische Kirche z. B. Der Theologe Nr. 18 darlegt. "Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen", lautet der "unfehlbare" Lehrsatz Nr. 85 in dem römisch-katholischen Lehrwerk Der Glaube der Kirche, von Josef Neuner und Heinrich Roos, Regensburg 1992. Und im Canon 751 des römisch-katholischen Kirchenrechts CIC (Corpus Iuris Canonici) wird auch zu den "Häretikern" gerechnet, wer auch nur an einer "zu glaubenden Wahrheit" "beharrlich" zweifelt. Und ein solcher Häretiker ist nach Canon 1364 § 1 ebenfalls exkommuniziert und damit nach dem Tod ewig verdammt.


So weit also bereits ein erheblicher Unterschied zwischen Bibel und Kirche bei der Auswahl der Betroffenen. Doch wie ist es nun mit der Dauer dieses furchtbaren Leidens
In den folgenden Kapiteln wird der Frage nachgegangen, ob sich die Kirchen wenigstens dann auf ihre Bibeln berufen können, wenn es um die Dauer des von ihr gelehrten jenseitigen Leidens geht. Ist wenigstens die Lehre von der Unendlichkeit einer Hölle biblisch, oder missbraucht die Kirche auch hier dieses ihr maßgeschneidertes Buch für ihre Einschüchterungs-Zwecke?

Alles wird wiederhergestellt

Zunächst einmal wird hinsichtlich der Dauer einer Entfernung von Gott in der Bibel genau das Gegenteil gelehrt wie in der Kirche. So heißt es in Apostelgeschichte 3, 21: "Ihn [Christus] muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn."
Was bedeutet nun "alles wiedergebracht"? Wörtlich heißt es "Apokatastaseos ("…eos" = Genitiv von apokatastasis) panton" = "Die Wiederherstellung von allen Dingen." "Apokatastasis panton" ist deshalb auch zu einem fest stehenden Begriff für die von Theologen so genannte "Allversöhnungslehre" geworden, wonach am Ende der Zeiten sozusagen als Zielpunkt wieder alles mit allem versöhnt ist und der Ursprung von Gottes Schöpfung wiederhergestellt ist. Es ist also nicht eine teilweise Wiederherstellung von irgendwelchen speziellen Entwicklungen gemeint, ein bestimmter Teilbereich also. Sondern es geht in der Apostelgeschichte der Bibeln eindeutig um das Ganze der ursprünglich guten Schöpfung Gottes. Sie bleibt demnach nicht für alle Zeiten zweigeteilt, wie es die Kirchen lehren, sondern alles würde im Zeitlauf von Äonen wieder unter der unaussprechlichen Liebe und Güte des Schöpfergottes vereint.
Auf diese biblische Anschauung hatte vor allem der Lehrer Origenes (185/186-254) hingewiesen, einer der zu seiner Zeit besten Kenner des Urchristentums. Dabei wird angenommen, dass sich die von Gott getrennten Lebewesen früher oder später freiwillig auf den Rückweg begeben, weil sie die mit der gegensätzlichen Entscheidung verbundenen Leiden irgendwann nicht mehr ertragen wollen. Wohl aus diesem Grund kehrt irgendwann auch der letzte Widersacher Gottes um. Diese Lehre wurde aber von der Kirche auf der Synode und später auf dem Konzil von Konstantinopel (im Jahr 543 bzw. 553) verflucht – eine Lehrentscheidung, die bis heute Gültigkeit hat (siehe dazu den Lehrsatz Nr. 891 bei Neuner-Roos, a.a.O.).


Und so nehmen bis heute auch zahlreiche bibelgläubige kirchliche Theologen mit intellektueller Gespreiztheit für sich in Anspruch, die Apostelgeschichte besser zu verstehen als es einst Origenes getan habe, und sie werfen diesem Kenner des Urchristentums 1700 Jahre später eine falsche Auslegung vor. So z. B. der evangelisch-lutherische Gemeindepfarrer Dr. Tobias Eißler auf Bibel-TV am 22.10.2011. Dort wird 5. Mose 18, 19 und 23 zitiert, wonach angeblich aus dem Volk "vertilgt" werde, wer einen späteren Gottespropheten nicht hören werde. In der Einheitsübersetzung der Bibel steht sogar "ausgemerzt", ein zentraler Ausdruck aus dem römisch-katholischen Lehrwerk mit grässlichen Folgen wie Folter und Hinrichtungen.
Doch hier ist es interessant, genauer hin zu sehen. Dann nämlich zeigt sich:
1) Die Apostelgeschichte hat 5. Mose 18, 19 hier völlig falsch wieder gegeben. Denn im Ursprungstext ist gar nicht die Rede vom "Vertilgen" oder "Ausmerzen". Sondern, wer nicht auf den Prophet höre, werde "zur Rechenschaft gezogen", was ja bei allen Lebenssituationen zutrifft, "zur Rechenschaft gezogen" im Gesetz von Ursache und Wirkung.
2) Doch selbst wenn man diese Stelle völlig falsch übersetzt, steht hier immer noch nichts von einer "ewigen Hölle". "Vertilgt aus dem Volk" ist zwar immer noch grässlich genug und wurde von der Kirche ja Jahrhunderte lang mithilfe von Scheiterhaufen, Guillotinen, Schwertern, Verbrennungsöfen und einigem mehr so durchgeführt, wie sie es eben bis heute verstehen wollte. Es bleibt aber eine ausschließlich irdische Vorstellung. Wäre hier eine jenseitige angebliche "ewige Verdammnis" gemeint oder mitgedacht gewesen, hätte der Verfasser der Apostelgeschichte das ja ohne weiteres auch so schreiben können.

Der reiche Mann im Hades

Doch in kirchlichen Kreisen wird geradezu nach vermeintlichen biblischen Begründungen für eine angeblich ewige Hölle für Andersgläubige gelechzt. Wohl deshalb, damit man nicht zugeben muss, sich hier seit ein paar Jahrhunderten zu irren. Und weil man wohl weiß, dass damit nur ein erster Domino-Stein des abstrusen kirchlichen Lehrgebäudes gefallen sein würde, dem weitere folgen werden. Die Kirchen legen also zu diesem Verteidigungszweck ihrer schlimmen Lehre auch noch andere Bibelstellen vor, aus denen sie glauben, eine angeblich ewige Verdammnis ableiten zu können, und sie berufen sich hierbei auch auf Jesus von Nazareth. Doch das ist nicht seriös.

An dieser Stelle eine Anmerkung zur so genannten theologischen "Wissenschaft": Es ist hier gar nicht notwendig, wie es der bekannte evangelische Bibelwissenschaftler Rudolf Bultmann und seiner Schüler tun, zwischen Bibel-Worten, die wohl tatsächlich von Jesus stammen und solchen, die man Ihm später in den Mund geschoben hat, zu unterscheiden. Der Versuch einer solchen Unterscheidung ist zwar seriös, doch werden die Ergebnisse dieser Studien im Einzelfall in so genannten "Fachkreisen" immer umstritten bleiben. Aus diesem Grund möchten wir die im Neuen Testament Jesus zugeschriebenen Worte bei diesem Thema einfach einmal so betrachten, wie sie überliefert sind, auch wenn mittlerweile erwiesen ist, dass die Bibel von Theologen und Schriftgelehrten verfälscht wurde (siehe dazu Der Theologe Nr. 14). Doch selbst, wenn man alles so nimmt, wie es überliefert ist und wenn man Jesus von Nazareth alle Sätze genau so zuschreibt, wie sie heute in der Bibel der Kirchen stehen, bleibt am Ende kein Platz für eine "ewige Hölle".
 

"Jesus war ein Anti-Höllen-Prediger, ihm wurden lediglich jüdische Höllenvorstellungen in den Mund gelegt, wie der evangelische Theologe Rudolf Bultmann [in: Geschichte der synoptischen Tradition, Göttingen 1931] nachgewiesen hat. Das Christentum wurde die einzige Weltreligion, in der die Hölle ewig dauert. Bei den Moslems z. B. dauert sie nur solange ´Allah, der Allerbarmer, es will` (Sure 6, 128 und Sure 11, 107)."

(Die katholische Theologieprofessorin Dr. Uta Ranke-Heinemann, in Beilage "Papst" der Zeitschrift Junge Welt vom 21.9.2011)

Dabei bezeichnet Uta Ranke-Heinemann die Kirchenlehren jedoch fälschlicherweise als "Christentum". Mit Christus und einem echten Christentum haben die Kirchenreligionen aber nichts mehr zu tun. Sie missbrauchen nur Seinen guten Namen und zählen zu den Gewandungen des "Systems Baal".


Angeführt wird in Kirchenkreisen vor allem die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16, 19 ff.). Der reiche Mann muss nach seinem Tod demnach in die "Hölle", der auf der Erde arme Lazarus kommt in "Abrahams Schoß". Und hier beginnt bereits bei der deutschen Übersetzung eine nachweisbare Verfälschung. Das griechische Wort für "Hölle" im biblischen Urtext heißt nämlich "Hades", was "Unterwelt" bedeutet (siehe unten weitere Erklärungen dazu), keineswegs eine "ewige Verdammnis". Der reiche Mann geriet nach seinem Tod also zunächst in den "Hades".
Und wie kam es dazu? Die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus ist schlicht eine Veranschaulichung des Gesetzes von Saat und Ernte: Was der Mensch hier auf der Erde getan oder unterlassen hat, das bestimmt seinen Aufenthaltsort im Jenseits. Dort findet auch eine ausgleichende Gerechtigkeit statt. So wären beide Männer dort dem Gottesboten Abraham begegnet, der dem reichen Mann erklärt: "Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt."
(Vers 25)

Anstatt über eine angeblich ewige Hölle von Glaubensabweichlern zu spekulieren, müssten aufgrund dieses Gleichnisses die Kirchenführer in Deutschland, die nach der Beamtenbesoldung in die Gehaltsstufen B 8, B 9 oder gar B 10 (Grundgehalt von ca. 13.000,00 € im Monat vom Staat) eingruppiert sind, eher um ihr eigenes Seelenheil besorgt sein, wenn sie ihre Bibel wirklich genau lesen würden.
Im Jenseits findet also offenbar ein Ausgleich statt. Und dazu heißt es in dieser Erzählung treffend weiter, es bestehe zwischen diesen beiden Orten "eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber" (V. 26), was ebenfalls logisch ist, denn sonst würde ja der einst "reiche Mann" den Ort, an dem er sich befunden hat, unverzüglich verlassen haben.
Doch dies ist kein Beleg für eine ewige Hölle. Es heißt nur, dass ein Reicher nicht – wie auf der Erde – einfach von einem bestimmten Ort wieder abreisen kann, wenn es ihm dort nicht gefällt, weil er z. B. dort die Ernte seiner negativen Saat erleiden muss. Und dass er auch seinen einstigen Reichtum nicht in diesem Sinne einsetzen kann. Es heißt aber nirgends in der Erzählung, dass sich an dieser Situation für alle Zeiten niemals irgendetwas verändern könne. Ein solches kirchlich-westlich-philosophisches Denken ist einem Gleichnis aus dem semitischen Kulturkreis in jeder Hinsicht fremd, und ein solches Denken gibt das Gleichnis nicht her, sondern wurde von der kirchlichen Dogmatik nur nachträglich dort hinein projiziert.


Ein Lösungsansatz, der sehr gut mit der Geschichte im Gleichnis vereinbar ist, könnte wie folgt skizziert werden: Erst wer im Hades, d. h. in der Unterwelt, das Leid, das er anderen zugefügt hatte, abgetragen bzw. abgebüßt hat (er muss also solange dort verbleiben, bis dies geschehen ist und das kann durchaus sehr lange dauern) und wer die inneren Ursachen für diese Seelenqual bereut und bereinigt hat, findet einst den Weg von dort wieder heraus. Da hilft dann kein "Glaube allein". Das einstige Fehlverhalten muss selbst erlitten werden und die "Kluft" verhindert, dass jemand dieser Situation ausweichen kann. Und das entspricht exakt auch der jüdischen Vorstellung, die wir im nächsten Kapitel darlegen. Und in diesem Sinne hat es auch Jesus von Nazareth klar an anderer Stelle gelehrt (siehe unten).

In der "Scheol" bzw. "Gehenna": Warten auf die Hilfe Gottes

Denn was war für das zeitgenössische Judentum die "Hölle"? Im Urtext des Alten Testaments steht dort, wo im Deutschen von der "Hölle" die Rede ist, meistens "Scheol", das bedeutet "Grube" oder "Grab". Die "Scheol" gilt als Ort des Dunkels und der Verhüllung. Dort warten nach jüdischer Vorstellung die Menschen auf die Hilfe Gottes und auf neues Leben (siehe "Lexikon der Bibel" von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988, Stichwort "Hölle": 1. Samuel 2, 6 (Der Herr … führt in die Scheol und wieder herauf); Psalm 16, 10 (Du wirst mich nicht der Scheol überlassen); 49, 16 (Gott wird mich erlösen aus der Scheol).
So weit einige Beispiele. Man muss also laut biblischer Lehre ausdrücklich nicht ewig in der "Scheol", also in der "Hölle", bleiben, sondern es gibt einen Weg heraus. So steht es unmissverständlich im Alten Testament. Man kann dies auch einmal mit dem Islam vergleichen, wo es heißt, die "Hölle" dauere so lange, wie Allah dies wolle
(Koran, Sure 6, 128 und Sure 11, 107). Doch nicht Allah entscheidet darüber, sondern jeder Mensch selbst mit seinen eigenen Taten, seiner negativen Saat. Doch "ewig" müsse die Hölle auch im Islam nicht sein. Allah könne sich ja erbarmen.

Und wie ist der Befund im Neuen Testament? Im griechischen Urtext steht dort, wo die kirchlichen Theologen "Hölle" übersetzen, entweder "Hades" oder "Gehenna". Was "Hades" bedeutet, wurde oben anhand der "Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus" schon kurz skizziert, und dies wird weiter unten noch einmal in anderem Zusammenhang ausgeführt.
Die Gehenna ist ein Tal südlich von Jerusalem, das sprichwörtlich als "Tal der Verdammten" galt, doch eben nicht von angeblich "ewig Verdammten". So würden Leib und Seele des Menschen beispielsweise in der Gehenna "verdorben" bzw. "zugrunde gerichtet" bzw. sie "kommen" dort "um". Doch was damit in der griechischen Sprache gemeint ist, ist nicht eindeutig. Und erst recht weiß keiner, was Jesus auf Aramäisch 100 Jahre vorher wirklich gesagt und gemeint hat, falls man Ihm einen solchen Satz nicht nur in den Mund geschoben hat, wovon viele Theologen ausgehen. Sicher ist: Die Hauptbedeutung des griechischen Wortes "apollymi" zum Beispiel in Matthäus 10, 28 kann man auf Deutsch mit "umkommen" wiedergeben – etwas völlig anderes als die kirchliche Lehre, wonach der in der Gehenna = "Hölle" Gequälte ja gerade nicht dort umkommen soll, sondern stattdessen angeblich ewig leiden müsse, ohne dabei umzukommen (!) – wie es der heilige Kirchenvater Augustinus seiner Kirche – im Gegensatz zur Bibel – ausdrücklich zu glauben vorgeschrieben hat (siehe hier). Offensichtlich ist nur, dass die Personen dort schweren Schaden erleiden. In Matthäus 5, 22 und 18, 8 und 9 ist in überlieferten Jesusworten auch von einer "Gehenna des Feuers" die Rede.

Zwar heißt es in der Parallel-Version dieser Stelle in Markus 9, 43, dass die Menschen in der Gehenna Feuer erwartet, das eventuell "nicht verlöscht" (eine von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten) oder "unermesslich" ist (eine andere Übersetzungsmöglichkeit). Auch dies ist aber kein Beleg für eine "unendliche Hölle" in der Bibel. Denn das griechische Wort "asbestos" in seiner Bedeutung "unermesslich" weist "nur" darauf hin, dass hier jedes bekannte und übliche Maß überschritten würde. Sinngemäß könnte man es deshalb auch mit "unerträglich" wiedergeben. Doch auch für den, der das Wort hier mit "andauernd" übersetzen möchte oder eben "unauslöschlich" übersetzt, gilt: Dies ist sicher nicht katholisch-dogmatisch im Sinne von "unendlich" gemeint, sondern ganz praktisch; so wie Jesus immer ganz praktisch zu Seinen Zuhörern sprach und wie sie es aus ihrem Erleben heraus verstehen konnten. Und das heißt hier: Man kann eben ein Feuer nicht bzw. nicht so ohne weiteres löschen, solange es beispielsweise immer neue brennende Nahrung erhält. Die kirchlich-philosophische und extrem-sadistische Lehre einer in die Unendlichkeit gedachten Feuersbrunst lässt sich aus dieser Formulierung nicht ableiten. Solches wurde dort nur durch die katholische Überlieferung hinein projiziert.
Schließlich ist ausgerechnet die Passage in Markus 9, 42-48 sprachlich korrumpiert, wie die theologische Wissenschaft heraus gearbeitet hat. Das heißt, es gibt mehrere Fassungen des so genannten "Urtextes", und die deutschen Bibelübersetzer sprechen hier von "späterer Überlieferung" (Fußnote der Lutherübersetzung von 1984), die sich an dieser Bibelstelle zu schaffen gemacht hat. Es haben also viele Fälschungen bzw. Veränderungen stattgefunden, denn das "System Baal" hält sich nicht an die Zehn Gebote und nicht an das Gebot der Ehrlichkeit.

Das Gleichnis vom Spreu und vom Weizen

Zu diesem Thema passt auch ein Gleichnis, das Johannes dem Täufer zugeschrieben wird. Demnach werde die Spreu vom Weizen getrennt und komme danach in "asbestos" Feuer (Matthäus 3, 12). Der wesentliche Unterschied zur kirchlichen Lehre ist in diesem Fall zunächst: Es handelt sich hier ausdrücklich nur um ein Gleichnis, und in diesem Gleichnis (!) brennt nur (!) Streu (!). Bei den Opfern der Kirche brennen jedoch Menschen – bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen oder ihre Seelen in der jenseitigen kirchlichen "Hölle". Und der zweite Unterschied zur kirchlichen Lehre ist schließlich die Bedeutung des Wortes "asbestos" als "unermesslich", worauf ja oben schon hingewiesen wurde.
An diesem Gleichnis wird nun aber noch klarer, was das Wort "asbestos" für einen Sinn beinhaltet: Man könne das einmal brennende Feuer eben nicht mit den üblichen Methoden löschen. Sondern die Spreu wird darin faktisch verbrennen. Aber es wird keinesfalls erzählt, dass das Feuer für alle Ewigkeiten aus dieser Spreu lodere (!) und dass – anstatt dass die Spreu irgendwann ganz verbrannt ist (!) – die Qual nie ein Ende habe. Letzteres ist ausschließlich eine katholische Erfindung, so wie der Kirchenheilige Augustinus es den Gegnern der Kirche triumphierend zudenkt.
Sondern Tatsache ist in diesem Gleichnis ganz praktisch: Irgendwann ist eben die Spreu komplett verbrannt, und dann ist das Feuer auch aus. Nur der einmal in Gang gesetzte Verbrennvorgang lässt sich eben nicht stoppen, solange er von der Spreu am Brennen gehalten wird. So wird das Feuer "unlöschbar" bis zur vollständigen Verbrennung der Streu lodern. Doch danach ist Schluss.

Einen interessanten Aspekt ergänzt Markus 9, 49: Demnach wird "jeder" mit Feuer "gesalzen" werden, was nach der Erläuterung der katholisch-evangelischen Einheitsübersetzung ein "Läuterungsfeuer" sei, "das die Gläubigen reinigt", was von katholischer Seite wiederum im Sinne der eigenen "Fegefeuer"-Lehre gedeutet wird. Diese Stelle ist insofern wichtig, da auch sie deutlich macht, dass "Feuer" eben nicht Vernichtung oder unendliche Vergeltung bedeutet, sondern Leid mit dem Ziel der Läuterung bzw. Reinigung des Menschen bzw. der Seele.

Die Hölle als Bestimmungsort für Theologen?

In Matthäus 23, 15 und 33 wird die "Gehenna" von Jesus schließlich als der Bestimmungsort der Theologen geschildert. Damals nannte man die Bibelkundigen "Schriftgelehrte", heute würde man sagen "Theologen". Ihre Verfehlung gemäß den ernsten Worten von Jesus: Sie machen aus einem Menschen einen "Sohn der Gehenna", und Jesus hält ihnen vor: "Wie wollt ihr selbst der ´Krisis der Gehenna` entrinnen = dem ´Gerichtshof der Gehenna`"? Das klingt etwas anders als das Kirchendeutsch Martin Luthers, wonach Jesus rhetorisch frage, wie die Schriftgelehrten der "höllischen Verdammnis" entrinnen wollen. Denn der "Gerichtshof der Gehenna" ist eben nicht identisch mit der "höllischen Verdammnis" gemäß den kirchlichen Lehrbüchern, auch wenn die zeitgenössischen Theologen von Jesus dort ihre schlimme Saat ernten, und wenn sie dort erleiden müssen, was sie anderen zuvor angetan haben, z. B., indem sie sie in die Irre und unter Umständen in furchtbares Elend geführt haben. Jeder Mensch hat sich in diesem Sinne seine eigene "Gehenna" geschaffen, was auch an den Jesusworten deutlich wird: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn ... mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden" (Matthäus 7, 1-2). So ist eine sinngemäß treffende Übersetzung zum Beispiel: "Wie wollt ihr selbst eurem eigenen Gericht entrinnen?"

An wenigen anderen Stellen des Neuen Testaments ist schließlich noch von einer "Finsternis mit Heulen und Zähneklappern" die Rede (wörtlich mit "Weinen und Knirschen"; Matthäus 8, 12; 22, 13; 25, 30) oder von einem "Kamin mit Weinen und Knirschen" (Matthäus 13, 42.50), aber auch hier bedeuten die ursprünglich verwendeten Worte in aramäischer Umgangssprache nicht die katholische Lehre einer unendlichen Verdammnis.

Kein endgültiger Straf-Ort

In Markus 9, 48 wird schließlich der Schluss des Buches Jesaja aufgegriffen (66, 25), wo der Prophet im Zusammenhang mit Bergen von Leichen ein Bild gebraucht.
Die Szenerie wird verglichen mit einem sich "krümmenden Wurm" dieser Menschen, der nicht zum "telos" = "Ziel" gelangt. D. h., man sieht offenbar nicht, wo dieser Wurm aus schier zahllosen aneinander gereihten "Gottlosen" aufhört.
Die Bedeutung, die hier – wie so oft in der Bibel – einmal mehr nicht mehr klar zu bestimmen ist, könnte hier auch sein: Es ist die Seele des "Gottlosen", die eventuell mit einem Wurm verglichen würde, der nicht stirbt. Das Feuer würde nicht gezähmt werden, nicht ausgehen, sich nicht legen, also nicht verlöschen, so heißt es weiter. Die Betroffenen leben also in diesen qualvollen Umständen weiter. Doch auch hier wird keine Aussage darüber gemacht, wie sich das Schicksal der auf diese Weise Leidenden weiter entwickelt. Gerade dem Alten Testament und seiner Vorstellung von der "Scheol" ist die katholisch-philosophisch-sadistische Vorstellung einer ins Endlose verlängerten Zeit (oder dem "Anderen" zur Zeit, wie es in einer modernisierten katholischen Theorie heißt) fremd. Dazu steht auch im Lexikon zur Bibel, herausgegeben von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988, unter dem Stichwort "Hölle" klar zu lesen: "Scheol und Hades meinen nicht den endgültigen Strafort ..., sondern das Totenreich, die Unterwelt", was ja oben am Beispiel der "Scheol" schon dargelegt wurde.

Christus hat die Schlüssel zum Hades

Deshalb noch einmal zurück zu dem Wort "Hades". Es findet sich – wie das Wort "Gehenna" – in Bibelstellen, an denen im Deutschen mit "Hölle" übersetzt wurde, wie bereits besprochen. So wird es z. B. in der "Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus" verwendet, so wie oben dargelegt. Da den zeitgenössischen Lesern das Wort "Hades" aus der griechischen Mythologie bekannt ist, versteht es sich daher auch von selbst, dass es hier nicht um eine "ewige Verdammnis" gehen kann. Denn wenn ein griechisch sprechender Zeitgenosse "Hades" hört, dann kommen ihm sofort die bekannten Assoziationen der dunklen Unterwelt in den Sinn und der Ruf der dort Herumirrenden nach Erlösung, eben das, was er mit dem Wort "Hades" verbindet. 
D
azu passt, dass Christus nach dem Prophetenwort in Offenbarung 1, 18 sagt: "Ich habe die Schlüssel des Hades."
Und zwar nicht, um letztlich das Tor abzuschließen und keinen von dort mehr heraus zu lassen, wie es die Kirchen lehren (siehe z. B. oben der Lehrsatz der evangelisch-lutherischen Kirche). Sondern um – notfalls immer wieder – in den Hades hinab zu steigen und den Menschen den Weg von dort heraus zu zeigen.
Und wie übersetzt z. B. Martin Luther diese Stelle? Jesus habe nach Luther "die Schlüssel des Todes und der Hölle". Doch Hades ist eben ausdrücklich nicht "Hölle" im kirchlichen Sinn. Und wer anderes behauptet, und das sei einmal ungeschönt gesagt, ist ein Bibelfälscher.
Besonders skurril stellt sich die Situation für überzeugte protestantische Theologen oder Prediger dar, die zum Teil vehement die Lehre von einer ewigen Verdammnis in bestimmte Bibelstellen hinein projizieren. Nach dem verbindlichen und
"unfehlbaren" Lehrgut der römisch-katholischen Kirche zählen nämlich ausgerechnet jene evangelischen Verfechter dieser furchtbaren Lehre später selber zu den ewig Verdammten, wenn sie "sich nicht vor dem Tod ihr", der römisch-katholischen Kirche, anschließen, wie es im Lehrsatz Nr. 381 nachzulesen ist (siehe dazu auch unten). Darüber sprechen der Papst und die katholischen Kirchenführer allerdings nicht so gerne, da sie den Druck auf die Evangelischen im Rahmen der "Ökumene" nur vorsichtig erhöhen, und sie zitieren deshalb lieber aus "harmloseren" und unverbindlichen ökumenischen Verlautbarungen.

Nahtoderfahrungen

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum Thema "Nahtoderfahrung", da es Kirchenmitglieder gibt, die angeblich in einer "Nahtoderfahrung" eine "ewige Hölle" gesehen hätten, bzw. die gesehen haben wollen, dass Andersgläubige wie sogar der Weisheitslehrer Buddha dort leiden würden:
Nahtoderfahrungen sind nur ein Indiz dafür, dass das Bewusstsein durch den Tod nicht zerstört wird bzw. dass die Seele unsterblich ist. Die Inhalte dieser Erfahrungen an der Schwelle vom Diesseits zum Jenseits unterscheiden sich aber meist nicht wesentlich von dem, was der Betroffene zu Lebzeiten dachte, wie er lebte und wie er glaubte. Dies zeigen völlig gegenteilige Inhalte solcher Erfahrungen, je nachdem, wer sie machte.
Was das Jenseits aber später noch beinhaltet und wie sich die Erfahrungen auch weiter entwickeln bzw. völlig ändern können, wenn jemand nicht mehr ins Diesseits zurück kehrt, wer weiß. Das alles können Nahtoderfahrungen noch nicht vermitteln. Außerdem kann eine Person meist nicht unterscheiden, wo sie nur sich selbst und ihre eigenen "Seelenspiegelungen" oder "Seelenschatten" sah, bzw. wo sie in der Lage war, darüber hinaus zu schauen. Das Jenseits ist genauso voller "Irrungen und Wirrungen" wie das Diesseits, nur ungeschminkter, da alle Gedanken und Empfindungen offenbar sind und nicht mehr hinter falschen und scheinheiligen Worten verborgen werden können.
Wer sich bei allem, was geschieht, nur an Christus im eigenen Herzensgrund festhält und Ihn um Hilfe anruft, der glaubt und kann erfahren: Er reicht uns immer die Hand, ob auf der Erde oder in den jenseitigen Welten und natürlich auch im "Hades".

"Ein Äon lang" ist nicht "unendlich"

Kehren wir zurück zur sprachwissenschaftlichen Betrachtung der Bibel: So muss man bei diesem Thema auch noch das Wort "aionios" = "ewig" näher betrachten. Nach kirchlicher Deutung ist bei diesem Wort die ins Unendliche verlängerte Zeit mitgedacht, auch wenn man andere Wortbedeutungen inzwischen ergänzt hat. Doch hier kann man schon vorab sagen: Wörtlich heißt "aionios" schlicht "einen Äon lang dauernd", also zwar sehr lange, eben "einen Äon lang", "eine Weltzeit dauernd", oder [lediglich] "ein Menschenalter dauernd", aber eben wiederum auch hier ganz klar nicht unendlich.
Und so leiden die Menschen zur Linken des Weltenrichters nach Matthäus 25, 46 zwar sehr lange, aber nicht "ewig" im Sinne von "unvergänglich". Auch das ist nachvollziehbar, wenn man z. B. an die Schuld von Diktatoren denkt, welche im Krieg Hunderttausende von Menschen in Leid und Tod getrieben haben. Oder an die Schuld von Kirchenheiligen, welche unzählige Menschen unter dem Anspruch einer angeblich "unfehlbaren Wahrheit" in die Irre und Verzweiflung geführt haben und sie mit ihren Glaubenslügen um die Chancen ihres Lebens gebracht haben.
Die Abtragung dieser Schuld und ihrer unmittelbaren oder mittelbaren Folgen dauert eben unter Umständen "eine Weltzeit lang", aber irgendwann wird es abgegolten sein, auch wenn der Zeitraum sehr lang ist. Nur unbelehrbare kirchliche Sadisten wollen darüber hinaus noch eine "Ewigkeit" festschreiben, die überhaupt niemals aufhört.

Und so brennt es auch im "feurigen Pfuhl" in Offenbarung 20, 10-15 "eis tous aionas ton aionon", also "von Äon zu Äon" bzw. "von Menschenalter zu Menschenalter", also sehr lange, aber nicht unendlich.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass dieser Zusatz, der in den deutschen Bibeln mit "von Ewigkeit zu Ewigkeit" übersetzt wird, in manchen der alten Handschriften überhaupt fehlt. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass bei dieser Bibelstelle spätere kirchliche Überarbeitungen bzw. Fälschungen stattgefunden haben. Und das heißt mit hoher Wahrscheinlichkeit: Der Seher Johannes hatte über die Dauer dieses "Pfuhls" gar keine Aussage gemacht.

So mögen die Höllenfanatiker unter den kirchlichen Schriftgelehrten noch so akribisch zu argumentieren versuchen, bei der einen oder anderen Bibelstelle habe der Autor oder Überarbeiter ihrer Meinung nach sicher an eine ewige Verdammnis gedacht. Wir können das nicht ausschließen und werden darüber nicht streiten, denn wir sind keine Verteidiger der Bibelschreiber. Wir zeigen lediglich auf, dass man viele Stellen in diesem Buch auch ganz anders verstehen kann als es die Religionen lehren.
Aufs Ganze gesehen sind die Bibeln aber nun einmal voller Fälschungen durch die Religionsführer und ihre Schriftgelehrten-Gilden, und ob es nun mehr oder weniger sind, ist letztlich nicht erheblich. Wenn Bibelanhänger also darauf bestehen, dass ihre jeweilige Interpretation die richtige ist, dann ist das nur ein weiterer Hinweis dafür, dass die Bibeln nur sehr eingeschränkt der Wahrheitsfindung dienen, vielfach in die Irre führen und von uns deshalb auch nicht empfohlen werden. 1700 Jahre intellektuelles Bibel-Gezänk waren ein Zeitfenster, in dem die Bibelanhänger genug Gelegenheit hatten, für ihre Sichtweisen zu werben. Das mörderische Treiben, das unter Berufung auf die Bibeln entstand, ist bekannt bzw. wird in unserer Zeit immer mehr Menschen bekannt, so dass sie aus dem Jesus-Wort "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen können.

Zur Erinnerung: Ebenfalls ein sprachlich unklarer Text liegt bei der Gehenna-Stelle in Markus 9, 43-48 vor (siehe hier), gleichfalls ein Zeichen für spätere Überarbeitung bzw. Fälschung. Unterschiedliche Textvarianten, wie es in der Fachsprache heißt, sind immer Indizien dafür, dass hier nicht mehr die ursprünglich gemachte Aussage vorliegt. Und wer weiß, was man bereits zuvor geändert hatte und was davon sich gar nicht mehr nachweisen lässt.
Tatsache ist auch hier: Ein "feuriger Pfuhl" ist schon grausam genug. Ein "feuriger Pfuhl", der "von Äon zu Äon" brennt, wie die Hinzufügung lautet, ist noch eine Steigerung. Aber ein "feuriger Pfuhl", der niemals zu brennen aufhört, das ist eine Erfindung der Vertreter des "Systems Baal", die eines Tages voll des Dankes sein werden, dass sie nicht selbst ewig an dem Ort brennen müssen, den sie Andersgläubigen zuvor zu Millionen zugedacht haben, denn im Prinzip gilt auch für sie: "Nach welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden." (Matthäus 7, 2)
Doch hier bringt die göttliche Barmherzigkeit den Stopp. Obwohl kirchliche Bestien in Menschengestalt wie der "heilige" Augustinus Abweichlern vom katholischen Glauben das Entsetzlichste aller Entsetzlichkeiten zugedacht haben (siehe hier), wird auch ihnen einst die Hand gereicht, an der sie schließlich das Maß, mit dem sie selbst gemessen haben, inständig bereuen und neue Weichenstellungen vornehmen können.

Jesus hat Judas verziehen, die Kirche jedoch verdammt ihn in eine "ewige Hölle"

Schließlich: An manchen Stellen, wo im Deutschen mit "Verdammnis" übersetzt wird (z. B. Philipper 1, 28; Offenbarung 17, 11), steht im Griechischen auch das Wort "apoleia", was man treffender mit  "Verderben", "Untergang" übersetzen könnte. Auch hier ist – wie immer – nicht von einer unendlichen Dauer die Rede, so dass sich das kirchliche Dogma auch darauf nicht berufen kann.

Manche kirchliche Ausleger sehen dafür aber Johannes 17, 12 als einen Beleg für eine ewige Verdammnis. Demnach sagt Jesus, keiner der Jünger "geht unter" bis auf den "Sohn des Untergangs", womit Judas gemeint ist. Dieses Wortspiel (untergehen – Untergang) steht bereits im griechischen Text: Keiner "apoleto" bis auf den "Sohn der Apoleia", so der Urtext wörtlich. Doch wie immer, so auch hier: Weder im griechischen Wortsinn noch im Deutschen bedeutet "Untergang" ein pausenloses Leiden für alle Zeiten.
 
Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang zu Judas: In prophetischen Neuoffenbarungen aus dem 20. Jahrhundert heißt es, Jesus habe Judas verziehen. Das kann man zwar nicht beweisen, doch es ist nahe liegend bis selbstverständlich, dass es stimmt. Es passt zu Jesus, der ja sogar, während Er am Kreuz furchtbare Qualen litt, den schier unglaublichen Satz betete: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lukas 23, 34). Soll also Judas, der hier wohl mit einbezogen war, trotzdem in ein ewiges Höllenfeuer?
Jesus hätte sich umgekehrt selbst belastet, wenn Er Judas für das unermesslich Grauenhafte, das Er auf Golgatha erleiden musste, letztendes aber nicht verziehen hätte. Und ist es von daher nicht mehr als wahrscheinlich, dass Er auch Judas in dieses Gebet am Kreuz mit einbezogen hatte? Wenn aber Jesus Judas verziehen hat, warum schickt ihn die Kirche dann in eine angeblich "
ewige Hölle"? Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Am Ende dieser Überprüfung von Bibelstellen noch ein Blick auf die Worte in Daniel 12, 2, wonach Menschen "unter der Erde schlafen", um dann entweder zum "ewigen Leben" oder zur "ewigen Abscheu" bzw. "ewigen Schande" aufzuerstehen. Hier ist ein bestimmtes Wort interessant, das von den Höllen-Dogmatikern nicht gerne gehört wird. Es heißt nämlich wörtlich: "Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden  v i e l e  erwachen", also nicht alle, wie es gemäß der kirchlichen Ewigkeits- und Verdammnislehren sein müsste.
Diese prophetische Vision kann also gar nicht die spätere kirchliche Lehre beschreiben. Zudem hat auch das hebräische Wort für "Ewigkeit", das hier verwendet wird, "olam", ähnlich wie das Griechischen "aion", ganz andere Bedeutungen als die kirchlich-abendländische Deutung des Wortes "Ewigkeit". Im Hebräischen ist nach dem wissenschaftlichen Handwörterbuch für das Alte Testament von Wilhelm Gesenius, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1962, mit "Ewigkeit" folgendes gemeint: Weltzeit (vgl. Äon); verborgene, unbekannte Zeit; ferne Zeit; Vorzeit; Urzeit; lange Zeit.
Also auch hier der klare Befund: Sehr lange, aber nicht unendlich bzw. ewig.

Keine Beweise in der Bibel

Wie kann man also das Ergebnis dieser Studie zusammenfassen? Der bekannte evangelische Theologe Fritz Rienecker wagt getreu dem evangelischen Bekenntnis zwar nicht, eine "zeitliche Begrenzung" der hier geschilderten Zustände in der Bibel zu behaupten. Doch eine zeitliche Unbegrenztheit kann man noch weniger behaupten. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass der eine oder andere Bibelschriftsteller oder Fälscher an eine solche Unbegrenztheit gedacht hat; so, wie man auch sonst manches in der Bibel findet, was nicht von dem Gott stammen kann, den Jesus lehrte (vgl. dazu theologe8.htm). Doch von einer unendlichen Hölle ist nirgends ausdrücklich die Rede. Und bei genauerer Prüfung der Bibelstellen ergibt sich, dass eine bestialische Lehre von einer unendlichen Zeitdauer der Verdammnis aufs Ganze gesehen auch nicht biblisch ist. Also ist es auch dem bibelgläubigen Leser möglich, Herz und Verstand zu gebrauchen und zu einer anderen Entscheidung zu kommen als es die drei Macht- und Großkirchen vorschreiben – wenn man neben der katholischen und den evangelischen auch noch die orthodoxen hinzu zählt. Damit widersprechen auch die so genannten "Evangelikalen" oder "Charismatiker" innerhalb oder außerhalb der protestantischen Landes- und Freikirchen, die ebenfalls eine "ewige Hölle" lehren, ihrer Bibel, bzw. sie deuten sie gemäß ihrem Gutdünken und ganz im Sinne des "Systems Baal", der Manifestation dämonischer Energien.

Und dass kirchliche Theologen wie Fritz Rienecker sich nicht gerne in Widerspruch zu ihrer Kirche stellen wollen, ist verständlich, da es deren Niedergang und Ende beschleunigen würde; was bei dem einen oder anderen Theologen auch existenzielle Ängste auslöst; und zwar sowohl diesseitiger als auch jenseitiger Natur. Doch auch Fritz Rienecker gibt im Lexikon zur Bibel (a.a.O.) unter dem Stichwort "Hölle" zumindest zu: "Als das Reich, in dem der Satan herrscht, erscheint die Hölle in der Heiligen Schrift jedoch nirgends."
 
In diesem Zusammenhang weisen umgekehrt nun manche Kirchenmitglieder darauf hin, dass "ihr" Pfarrer ja auch nicht mehr an eine ewige Verdammnis glaube, weswegen man als einfacher Gläubiger ja wohl ebenfalls nicht daran glauben müsse. Doch das zweite ist gemäß den Kirchenlehren unzutreffend.
Hierzu ist Folgendes ganz grundsätzlich zu sagen:
Einzelne Pfarrer kommen und gehen, und man lässt sie aus Gründen des Zeitgeistes vielfach gewähren, obwohl sie dem Bekenntnis ihrer eigenen Kirche widersprechen. Damit sollen gerade kirchenkritische Mitglieder Kirchensteuer zahlend bei der Stange gehalten werden. Die kirchlichen Dogmen und die kirchlichen Bekenntnisschriften jedoch werden nicht geändert. Und sie stehen sowohl für die römisch-katholische als auch für die evangelischen Großkirchen unverrückbar fest, und sie überdauern den Zeitgeist ganz gleich, was einzelne Pfarrer oder Priester zwischenzeitlich behaupten. Es sei denn, es würde eines Tages offiziell für nichtig erklärt, was in der römisch-katholischen Kirche aber gar nicht möglich ist, weil man damit die eigene Unfehlbarkeit in lehramtlichen Entscheidungen ad absurdum führen würde.
Die sympathischen Pfarrer, die also nicht an die von ihren Kirchen gelehrte ewige Verdammnis glauben, gelten demnach in ihren eigenen Institutionen als verworfene bzw. später ewig verdammte Irrlehrer (siehe dazu die Bekenntnisse der beiden Großkirchen), auch wenn es praktisch aus Gründen des Zeitgeistes so niemand ausspricht. 

Saat und Ernte

Doch es gilt auch: Das unverrückbare Bekenntnis der Groß-Institutionen Kirche und deren Interpretation der Bibel wird den Niedergang der Zivilisation nicht überleben. Wenn die kommende von Menschen gemachte Klimakatastrophe die meisten Menschen von der Erde weg genommen haben wird, dann ist auf diesem Planeten auch Schluss mit Katholizismus und Protestantismus und mit den uferlosen Bibel-Streitereien. Schon heute lassen sich immer weniger Menschen einschüchtern und mit der Drohbotschaft von einer angeblichen ewigen Hölle an der Kirchenstange halten; bzw. am so genannten "Weinstock" der Kirche, wie es Papst Benedikt XVI. in seiner Olympiastadion-Rede am 22.9.2011 in Berlin formulierte. Noch einmal hatte Joseph Ratzinger dort Kirchenaussteigern damit gedroht, im Sinne des Kirchenvaters Augustinus "ins Feuer geworfen" zu werden, und der Staat hat die ganze Drohkulisse mit Abermillionen an Euro finanziert. Doch diese Zeit läuft ab (siehe auch Nachruf), denn wir leben in einer mächtigen Zeitenwende.

Eine Alternative
zu dieser kirchlichen Lehre kann mit wenigen Sätzen skizziert werden, und es ist eine befreiende Botschaft für unzählige Menschen in der Gegenwart und der Zukunft: "Was der Mensch sät, das wird er ernten", heißt es auch wörtlich im Neuen Testament (Paulus, Galater 6, 7). Es gibt also keinen kirchlich definierten Schwarz-Weiß-Endzustand, eventuell mit einem katholischen Zwischenstück "Fegefeuer", sondern immer nur eine Ernte einer bestimmten Saat. Und wenn die Ernte natürlicherweise genau der Saat entspricht, dann ist diese Ernte auch gerecht. Somit hat eine Schuld bei aller denkbaren Schwere auch eine bestimmte Begrenzung. Und analog dazu wären auch die Auswirkungen dieser Tat oder dieser Unterlassung begrenzt.
Wenn man weiterhin einen gütigen Gott voraussetzt, dann zeigt dieser immer einen nächsten Schritt, auch wenn der Weg heraus aus schwerem Leid sehr lange dauern kann. Und damit es dazu, also zu diesem schweren Leid, gar nicht erst kommt, lehrt Jesus, der Christus Gottes, in Seiner Bergpredigt wie folgt (Matthäus 5, 25-26): "Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast."
Deutlicher kann man es nicht sagen. Selbst für den ungünstigsten Fall gilt laut Jesus: Du wirst herauskommen (!). Doch du musst auch den letzten Pfennig zuvor bezahlt haben. Und weil das eben sehr lange dauern kann, versöhne dich lieber gleich.
 
Und wenig später ermuntert uns Jesus, der Christus (5, 44): "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel."
Das ist offensichtlich der schnellste Weg aus jeder selbst geschaffenen Hölle heraus, der beispielsweise von kirchlichen Politikern aller Zeiten notorisch missachtet wurde und wird.
Ein unendliches Gequält-Werden, wie es im kirchlichen Dogma von der ewigen Verdammnis angelegt ist, haben sich kranke und vermutlich sadistisch veranlagte Köpfe kirchlicher Prägung ausgedacht, und sie werden eines Tages auf Knien ihren Dank dafür stammeln, dass das, was nach ihren Vorstellungen andere erleiden müssen, sie nicht selber dauerhaft trifft. So dürfen also auch die Theologen früher oder später diesen Ort wieder verlassen, den sie millionen- und milliardenfach Andersgläubigen ohne zeitliche Begrenzung zugedacht haben.
 
Und so wird sich bewahrheiten, was Jesus von Nazareth über die Theologen sagte, als Er den Schriftgelehrten Seiner Zeit prophezeite: "Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Prostituierten kommen eher ins Reich Gottes als ihr" (Matthäus 21, 31), wobei das Wort "eher" hier zeitlich gemeint ist.
Doch irgendwann, wenn sie von ihrem hohen Ross herab gestiegen oder herab gefallen und umgekehrt sind, werden auch die Kirchenmänner und Theologen – offenbar mit als Letzte unter allen Menschen – den Weg zurück zu Gott finden.
 



Anhang Nr. 1

Wie die Kirche eine angebliche "ewige Verdammnis" erfunden hat

Das furchtbarste aller katholischen Dogmen ist die Lehre von einer ewigen Verdammnis, und der Inhalt des Dogmas sind angeblich pausenlose und unendliche Qualen im Zustand einer andauernden Verfluchung. Forscht man in den kirchlichen Dogmensammlungen und veröffentlichten Lehrentscheidungen nach der Herkunft dieses Glaubens, dann findet man die ältesten schriftlichen Belege für diese Lehre in einzelnen römisch-katholischen Bekenntnissen, Briefen und Synoden-Dokumenten des 5. Jahrhunderts. Der Glaube an eine ewige Hölle war aber bereits in früheren Jahrhunderten Teil der katholischen Überlieferung. Er wurde von einzelnen Kirchenlehrern und Kirchenvätern von einigen Bibelstellen abgeleitet, in denen man das Wort "aionios" = "ein Äon lang" als "ewig" im Sinne von "unendlich" missdeutete, obwohl auch ein "Äon" einen zeitlichen Beginn und einen Abschluss hat. So kannten auch weder das Judentum noch die wahren Gottespropheten des Alten Testaments, an die Jesus von Nazareth anknüpfte, eine solche ewige Hölle – nur einen dunklen Ort, die so genannte "Scheol", in der die Menschen auf die Hilfe Gottes warten, um wieder heraus zu kommen (siehe oben).

Erst die Kirche entwickelte die angeblich unendlichen Höllenqualen, wobei man sich an der griechischen Vorstellung vom "Tartaros", am Baals- bzw. Mithraskult oder an altägyptischen Vorstellungen orientierte, wo von den dunkelsten Bereichen einer so genannten "Vernichtungsstätte" die Rede ist. Doch während in antiken Götterkulten oft die Möglichkeit eines Endes des Leids mitgedacht wird, hat die Kirche dies ausdrücklich ausgeschlossen. Zudem sollen in der römisch-katholischen Kirche vor allem abweichende Meinungen vom kirchlichen Dogma oder bereits Zweifel daran mit "ewiger Hölle" bestraft werden, auch wenn der von der Kirche ewig Verfluchte ein ethisch vorbildliches und gutes Leben führte. Auch in diesem Licht betrachtet könnte man die Religion der Kirche als die grausamste und grässlichste aller bestehenden Religionen bezeichnen. Das zweite Indiz dafür beschrieb der Historiker Karlheinz Deschner mit den Worten: "Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit ... keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche, ganz besonders die römisch-katholische Kirche." (in: Die beleidigte Kirche, Freiburg 1986, S. 42 f.)

Als eigentlicher "Vater" der kirchlichen Verdammungslehren kann dabei der "heilige" Bischof und Kirchenlehrer Augustinus von Hippo (356-430) gelten. Augustinus war nämlich derjenige, der die katholische Überlieferung einer angeblich ewigen Verdammnis bis in Einzelheiten hinein weiter entwickelt und schriftlich ausformuliert hat, vor allem in seinem Werk De Civitate Dei (= Der Gottesstaat) (entstanden von 413-426) im 21. von 22 Büchern. Zu diesem Zeitpunkt war die Lehre einer ewigen Verdammnis zwar bereits Mehrheits-Meinung in der römisch-katholischen Kirche, weswegen der "Kirchenheilige" und Kirchenlehrer auch schon von der Lehre "der Kirche" sprechen konnte. Doch andere Überzeugungen wie die des Theologen Origenes (185-254) von einer späteren Versöhnung aller Menschen mit Gott wurden noch gelegentlich toleriert, aber von Augustinus nun bekämpft. Mit eiskalter nahezu roboterhaft intellektuellen Akrobatik versuchte der "Heilige", das Ewige-Verdammnis-Dogma aus der Bibel abzuleiten (siehe Anhang Nr. 2). Denn Grundlage für die Kirchenlehren war immer deren Bibel, welche aber nach dem Dogma der Kirche nur vom päpstlichen Lehramt richtig ausgelegt werden könne. Und dies führte wiederum dazu, dass man die Bedeutung von Bibelstellen bis zur Unkenntlichkeit verfälschte und verstümmelte oder gar ins Gegenteil verkehrte, um sie für die Kirchenlehre vereinnahmen und missbrauchen zu können.
So setzt sich Augustinus in seinem Buch De Civitate Dei auch mit anderen Bibelinterpretationen auseinander, die er anschließend aber selbstherrlich zu widerlegen versucht.
Augustinus war übrigens auch derjenige, der das Dogma einer angeblichen Erbsünde erfunden hat, die seit dem "ersten Menschen" Adam angeblich an alle Menschen vererbt wurde und wofür auch jeder einzelne Mensch angeblich die ewige Höllenstrafe verdient habe, wenn ihm diese so genannte "Erbsünde" nicht mithilfe der Rom-Kirche und ihrer Priester vergeben würde. Außerdem hat der "heilige" Bischof Augustinus eine Lehre vom "gerechten Krieg" erfunden und das Foltern von Menschen als "Kur für die Seele" verteidigt und auch damit unsägliches Leid über die ganze Menschheit gebracht, wie die nachfolgenden Jahrhunderte eindeutig beweisen.
 
Augustinus hatte also im 5. Jahrhundert die Verdammnislehren der Kirche in ein theologisches System hinein gefeilt. Doch erst die Synode und das Konzil von Konstantinopel in den Jahren 543 und 553 verurteilten kirchenamtlich abschließend die Lehre des Origenes von einer späteren "Allversöhnung" aller Seelen und Menschen mit Gott, wie sie auch in der Apostelgeschichte der Bibel nachzulesen ist. Es handelt sich um das berüchtigte Edikt des Kaisers Justinian, wofür er die Zustimmung aller Bischöfe des Imperiums erzwang und auch die Zustimmung von Papst Vigilius aus Rom einholte. In diesem Edikt heißt es: "Wer sagt oder daran festhält, die Strafe der Dämonen und gottlosen Menschen sei zeitlich und sie werde nach einer bestimmten Zeit ein Ende haben bzw. es werde eine Wiederherstellung von Dämonen oder gottlosen Menschen geben, der sei mit dem Anathema (= Verfluchung) belegt" (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsätze Nr. 411; siehe auch Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 891).
Das heißt: Wer ab jetzt nicht an die ewige Verdammnis glaubt, der sei selbst verflucht und damit nach dem Tod "ewig verdammt". Dieses Edikt von Kaiser Justinian hat die römisch-katholische Kirche in die Reihe ihrer bis in die Gegenwart verbindlichen Lehrentscheidungen übernommen, auch wenn man heute nicht mehr so gerne darüber predigt.

Nachfolgend noch einzelne weitere römisch-katholische Bekenntnisse, Briefe und Synodendokumente aus dem voran gegangenen 5. Jahrhundert, in denen bereits von einer "ewigen Verdammnis" in der Lehre der Vatikan- bzw. Romkirche die Rede ist:
 
Nachweisbar ist in diesem Zusammenhang der Brief Consultenti tibi von Papst Innozenz I. vom 20.2.405, in dem der Papst die Gewährung der Hostie an Sterbende verfügte, auch wenn diese zuvor "gesündigt" hatten. Papst Innozenz I. schreibt: "Es wird also zusammen mit der letzten Buße die Kommunion gewährt, damit solche Menschen noch an ihrem letzten Ende mit Erlaubnis unseres Erlösers vom immerwährenden Untergang befreit werden." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsatz Nr. 212)

Diese grässliche Lehre "immerwährenden Untergangs" bzw. andauernder pausenloser Höllenqualen steht möglicherweise auch im Zusammenhang mit der Erhebung des Katholizismus zur alleinigen Staatsreligion im Jahr 380, was im Laufe der Jahrhunderte auch zur Verhängung der Todesstrafe gegenüber Anhängern anderer Glaubensrichtungen führte. Ab dem 5. Jahrhundert ist die Lehre der ewigen Verdammnis in einzelnen Lehrsaussagen der Kirche nun verstärkt nachweisbar.

Im angeblich von Kirchenvater Athanasius (298-373) oder gar Papst Anastasius I. (399-401) verfassten Glaubensbekenntnis, das aber wahrscheinlich von einem unbekannten Kirchenautor zwischen 430 und 500 verfasst wurde, heißt es:
"Er [Christus] sitzt zur Rechten des Vaters; von dort wird er kommen, Lebende und Tote zu richten. Bei seiner Ankunft müssen alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Taten; und die Gutes getan habe, werden in das ewige Leben eingehen; die aber Böses getan haben, ins ewige Feuer." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsatz Nr. 76)
Dieses Bekenntnis, heute Pseudo-athanasisches Bekenntnis Quicumque genannt, wurde im Mittelalter in der Kirche dem Apostolischen und dem Nicänischem Glaubensbekenntnis gleichgestellt.


Auf der Synode von Arles im Jahr 473, die während der Regentschaft des "heiligen" Papstes Simplicius stattfand, wurde der Priester Lucidus, der an eine Vorherbestimmung zur Seligkeit und zur ewigen Verdammnis glaubte – so wie später auch Martin Luther und Johannes Calvin – zur Unterwerfung und Anpassung seiner Lehre an die Mehrheitsmeinung gezwungen, wonach zwar eine "ewige Verdammnis" gelehrt wird, aber nicht eine Vorherbestimmung einzelner Menschen für eine ewige Hölle durch Gott. Dem Priester Lucidus wurde deshalb von den Kirchenoberen eine Erklärung vorgelegt, die er gegenüber der Papstkirche abgeben und unterschreiben musste. Darin heißt es:
"Euer Tadel ist öffentliches Heil, und euer Urteil Medizin. Daher halte auch ich es für das beste Heilmittel, mich durch Anklage der vergangenen Irrtümer zu entschuldigen und durch ein heilsames Bekenntnis reinzuwaschen ... Ich bekenne auch, dass für Todsünden ewige Feuer und Flammen der Unterwelt bereitet sind: denn den bis zum Ende fortbestehenden menschlichen Sünden folgt zurecht das göttliche Urteil, das sich diejenigen gerechterweise zuziehen, die dies nicht aus ganzem Herzen geglaubt haben." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsätze Nr. 330 und 342)

Ende des 5. Jahrhunderts entstand in Südfrankreich auch die römisch-katholische Bekenntnis-Formel Fides Damasi, die lange Zeit fälschlicherweise Papst Damasus I. (4. Jahrhundert) zugeschrieben wurde.
Dort ist zu lesen:
"Wir haben die Erwartung, dass wir von ihm [Christus] selbst entweder als Lohn für unser gutes Verdienst das ewige Leben oder für unsere Sünden die Strafe der ewigen Pein erlangen werden. Dies lies, dies halte fest, diesem Glauben unterwirf deine Seele. So wirst du vom Herrn Christus das Leben und das Heil erlangen." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsatz Nr. 72)
Die langjährige Zuschreibung dieses Bekenntnisses, in dem von "gutem Verdienst" die Rede ist, an Papst Damasus mag manchen, der sich ein wenig mit Kirchengeschichte auskennt, überraschen, da ja ausgerechnet dieser Papst im Jahr 366 die Kirche Santa Maria Maggiore in Rom von Söldnern stürmen ließ und darin 137 Anhänger von Ursinus, seines Kontrahenten um den Papstthron, zu Tode massakrieren ließ. Aber was ist schon "gut" in der Wertigkeit von Menschen, die auch vermeintlich ewige Höllenqualen für Andersdenkende als eine "gute" Konsequenz bezeichnen.

Schließlich noch ein Blick in die Gegenwart: So mancher Priester versucht, die Grausamkeit dieser Höllenlehre in unserer Zeit dadurch zu verstecken, dass er nur von scheinbar ewiger "Gottferne" spricht und die angeblichen Schmerzen durch Feuer unterschlägt. Papst Josef Ratzinger jedoch warnte bei seiner Olympiastadion-Rede am 22.9.2011 in Berlin vor dem Kirchenaustritt – und zwar mit einer Warnung des "heiligen Augustinus" vor dem ewigen "Feuer", was im Anhang Nr. 2 anhand von Original-Zitaten von Augustinus noch ausgeführt wird.
 

Stellen Sie sich vor,
Sie halten einen Ihrer Finger in eine Kerze ...

Liebe Leserinnen, liebe Leser, was verstehen Sie unter einer ewigen Verdammnis oder unter ewigen Höllenqualen?
Stellen Sie sich einmal in Gedanken vor, Sie halten einen Ihrer Finger in die Flamme einer Kerze! Wie geht es Ihnen dann? Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie halten den Finger nicht nur kurz in die Kerze, sondern die ganze Zeit, solange die Kerze brennt. Ist das überhaupt irgendwie auszuhalten? Nein, es ist unerträglich. Und kurz bevor die Kerze abgebrannt ist, wird mit einem Feuerzeug gleich eine neue Kerze angezündet, damit Ihr Finger keine Pause bekommt und weiter von der Flamme gebrannt wird. Dies geschieht den ganzen Tag, die ganze Nacht, jeden Tag, jede Nacht, 365 Tage im Jahr, alle 100 Jahre eines Jahrhunderts, bis das nächste Jahrhundert beginnt, und es von Neuem los geht, Jahrmillionen für Jahrmillionen, Ewigkeiten für Ewigkeiten. Ununterbrochen halten Sie einen Finger in die Flamme der Kerze. Es ist Ihr ewiges unveränderbares, sich nie änderndes Schicksal, weil Sie z. B. aus der Kirche ausgetreten sind oder als Mensch nicht glaubten, dass "Gott" den Leib von Maria im Grab vor der Verwesung bewahrt hat und diesen Leib "unverwest" in den Himmel überführt hat. Oder da Sie nicht damit einverstanden waren, dass es eine von der Kirche unabhängige
Wissenschaft gibt (oder manches andere; siehe hier).

Jeder einigermaßen normale Mensch wird sagen, so eine unendliche Folter, ohne Ausblick auf ein Ende dieser Schmerzen, das ist so grausam und abscheulich, dass man es überhaupt nicht in Worte fassen kann. Das kann sich nur ein abartiger Teufel ausdenken, der die größte denkbare Qual für Andersdenkende zum Ziel seiner Machenschaften macht. Kein Diktator dieser Welt, kein Massenmörder und kein Menschenquäler und Menschenschlächter hätte jemals solches erfinden und in die Tat umsetzen können.
Nun soll aber nach den verbindlichen Lehraussagen der institutionellen Amtskirchen nicht nur ein Finger, sondern der ganze Leib auf ewig im Feuer gequält werden, auch nach dem Glauben der Evangelischen. Kann man sich das überhaupt noch vorstellen, wie unendlich grausam und grässlich das sein muss?

Foto: Dieser Mann möchte die Seligkeit der "Heiligen" durch die vollkommene Schau der angeblich ewigen Hölle der Andersgläubigen steigern. Es ist der "heilige" Kirchenlehrer Thomas von Aquin, zu dem auch Ex-Papst Benedikt XVI, manchmal betet und ihn um Hilfe anruft (Gemälde von Fra Angelico; Creative Commons Lizenz)

Doch das ist nicht alles. Die Gequälten werden beobachtet. So lehrt der "heilige" Kirchenlehrer Thomas von Aquin: "Damit den Heiligen die Seligkeit besser gefalle und sie Gott noch mehr dafür danken, dürfen sie die Strafen der Gottlosen vollkommen schauen." (zit. nach Markus Enders, Jahrbuch für Religionsphilosophie, Band 7, Redaktion: Institut für Systematische Theologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Frankfurt am Main 2008, S. 82)

Unendliche Qualen und  Folterungen von angeblich ewig verdammten Seelen vollkommen schauen zu dürfen, sich an dem bestialischen Leid anderer ewiglich ergötzen zu dürfen, das nennt der größte Kirchenlehrer des Katholizismus aller Zeiten also "höchste Seligkeit". Das ist also die katholische Vorstellung von dem so genannten "Himmel" ihres Gottes. Ist das an Abscheulichkeit noch zu überbieten? Wohl nicht. Doch diese perverse "Seligkeit" ist offizieller Teil der katholischen Überlieferung. Es zeigt aber auch die Geisteshaltung auf. Abartigster Sadismus wird zur Steigerung der Seligkeit versprochen ("Damit den Heiligen die Seligkeit besser gefalle ...")
Und dieses Milieu, indem sich seit Jahrhunderten perverse Sadisten auf ihre "Seligkeit" vorbereiten, wird vom deutschen Staat Jahr für Jahr mit Milliarden an Euro subventioniert. Obwohl die Geldgeber später auf diese Weise gequält werden sollen. Denn jeder halbwegs normale Mensch soll später unter dieser Qual leiden, während die Päpste Johannes Paul II. und vielleicht bald auch Benedikt XVI. nach einer Heiligsprechung daran "Gefallen" finden dürfen, obwohl ihre Institution von den Gequälten zuvor die Milliarden einkassiert hatte. Wir sagen: "Jeder halbwegs normale Mensch". Gehören Sie auch dazu oder befinden Sie sich auf der Seite dieser so genannten "Heiligen"? Vergewissern Sie sich und machen Sie den Test!
 

 


Anhang Nr. 2:
Wie der "heilige" Bischof Augustinus die angeblich "ewige Verdammnis" für Abweichler vom katholischen Glauben rechtfertigt

Die kirchlichen Folter-Pläne für ihre Kritiker

"Heiliger" Augustinus, De Civitate Dei, Der Gottesstaat, 21. Buch,
Auszüge und Zitate aus einzelnen Kapiteln

(zit. nach unifr.ch/bkv;
Lesen Sie dort selbst, wenn Sie möchten, das ganze 21. Buch des "Kirchenheiligen")

Ex-Papst Joseph Ratzinger schreibt: "Ich rufe auch die Heiligen an. Ich bin mit Augustinus, mit Bonaventura, mit Thomas von Aquin befreundet. Man sagt dann auch zu solchen Heiligen: ´Helft mir!`" (Papst Joseph Ratzinger in Licht der Welt, Freiburg 2010, S. 32). Doch wen bittet Papst Benedikt XVI. hier um Hilfe und Erleuchtung? Lesen Sie selbst, was sein Freund Augustinus u. a. lehrt und mit welchen Lehren er dem Papst Joseph Ratzinger unter Umständen zu "Hilfe" eilt.
Die Zahl oben ist das jeweilige Kapitel in dem 21. Buch des Werkes Der Gottesstaat. Es beginnt mit den sadistischen Vorstellungen des "Heiligen" von einem grausam gequälten Menschen. Dies ist z. B. der Fall, wenn dieser wegen seines "Unglaubens" gefoltert wird, was Augustinus befürwortet. Durch den Tod erhofft der Gefolterte nun ein Ende seiner unbeschreiblichen Schmerzen. Doch dann soll das Grauen weiter gesteigert werden und nie mehr enden. So will es die Kirche für ihre Kritiker oder Gegner, und so lehrt sie es. Der roboterkalte "Heilige" malt sich dabei in bestialischer spitzfindiger Perversion die Hölle für die Abweichler vom römisch-katholischen Glauben folgendermaßen aus. Der Teufel könnte es nicht zynischer und satanischer formulieren:


2
Diese Verbindung [von Leib und Seele bei einem Menschen auf der Erde] ist eben derart, dass die Seele vor den äußersten Schmerzen weicht und aus dem Leibe entflieht; denn der Zusammenhalt zwischen den Gliedern und den Lebensbedingungen ist so gering, dass er nicht imstande ist, einen Ansturm auszuhalten, der großen oder den äußersten Schmerz mit sich bringt. Aber mit dem Leibe [im Jenseits], wie er alsdann sein wird, wird die Seele noch überdies in einer Weise zusammengefügt sein, dass dieses Band ... durch keinen Schmerz zerrissen wird ... Denn einen Tod gibt es auch dann, aber einen ewigen Tod: die Seele ... wird die körperlichen Schmerzen nie los durch den Tod. Der erste Tod vertreibt die Seele wider ihren Willen aus dem Leibe, der zweite Tod hält die Seele wider ihren Willen fest im Leibe.

3
... Und schließlich, falls es der Leib ist, der den Schmerz in der Seele bewirkt, warum kann er der Seele wohl Schmerz, aber nicht den Tod bringen? Offenbar deshalb, weil nicht notwendig das, was Schmerz verursacht, den Tod verursachen muss. Warum sollte es also unannehmbar sein, dass Feuerflammen jenen Leibern Schmerz verursachen können, ohne ihren Tod herbeizuführen?

4
Warum heischt man dann von uns noch erst Beispiele aus der Welt der Wirklichkeit, an denen wir glaubhaft machen sollen, dass der Leib der Menschen, die mit ewiger Pein bestraft werden, der Seele nicht verlustig gehe durch das Feuer und ohne Verzehrung brenne und ohne der Vernichtung anheim zu fallen leide? Eine solche Eigenschaft wird dem Wesen des Fleisches eben mitgeteilt werden von Gott, der den vielen Dingen, die wir mit Augen sehen, so wunderbare und verschiedenartige Eigenschaften verliehen hat, dass wir darüber nur deshalb nicht staunen, weil es ihrer so viele sind. Wer sonst als ´Gott, der Schöpfer aller Dinge’, hat zum Beispiel dem Fleisch des Pfauen die Eigenschaft verliehen, dass es sich vor Fäulnis bewahrt? Das kam mir so unglaublich vor, dass ich es auf bloßes Hörensagen hin nicht annehmen wollte; als mir darum einmal in Karthago ein Pfauenbraten vorgesetzt wurde, ließ ich vom Brustfleisch ein hinreichend großes Stück zurückbehalten; nach Verlauf einer Zeit, in der jedes andere gekochte Fleisch in Verwesung übergegangen wäre, ließ ich es hervorholen und auftragen, und siehe, es machte sich dem Geruchssinn in keiner Weise unangenehm bemerkbar. Wiederum aufbewahrt, zeigte es sich nach mehr als dreißig Tagen im gleichen Zustand und ebenso auch nach einem Jahre, nur dass es etwas trockener und ein wenig zusammengeschrumpft war.

8
Nun wird man etwa erwidern, unsere Lehre von den stets brennenden und nie sterbenden Menschenleibern sei deshalb unannehmbar, weil die Natur des Menschenleibes, wie wir genau wüssten, völlig anders eingerichtet sei ... denn die Natur des menschlichen Fleisches ist eben nicht derart, das sei bekannt. Darauf könnten wir an der Hand der heiligen Schriften eine Antwort geben ... Allein unsere Gegner schenken diesen Schriften keinen Glauben, die darüber berichten, in welcher Beschaffenheit der Mensch im Paradiese lebte und wie fern ihm die Unvermeidbarkeit des Todes lag – die ganze mühsame Auseinandersetzung mit ihnen über die künftige Strafe der Verdammten könnten wir uns ja sparen, wenn sie diesen Schriften Glauben beimäßen – ... Wie es demnach Gott nicht unmöglich war, Naturen zu bilden nach Belieben, so ist es ihm auch nicht unmöglich, die von ihm gebildeten Naturen nach Belieben umzugestalten ... Uns müssen diese Vorkommnisse, die sich scheinbar wider die Natur zutragen und die man als widernatürlich bezeichnet ... darauf ein Hinweis oder Vorausweis sein, das ankündigen, dass Gott seine Vorherkündigung über sein künftiges Verfahren mit dem Menschenleib auch ausführen wird, ohne sich durch eine Schwierigkeit hindern, ohne sich durch ein Naturgesetz Vorschriften machen zu lassen.

9
Eintreten wird also, ohne Zweifel wird eintreten, was Gott durch seinen Propheten gesprochen hat über die ewige Strafpein der Verdammten: "Ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen." Denn auch der Herr Jesus hat diese Worte, um sie noch dringender einzuschärfen, wiederholt gebraucht, da wo er bildlich von Gliedern spricht, die dem Menschen Ärgernis bereiten, und damit solche Menschen meint, die man liebt wie seine Hauptglieder, und sie abzuschneiden befiehlt; da sagt er: "Besser ist es für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen zur Hölle zu fahren, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt." [Anmerkung: Weder die Gottespropheten noch Jesus, der Christus, meinten damit eine "ewige Verdammnis"; siehe oben Der Theologe Nr. 19] ... Unter diesen Umständen mag sich jeder nach Belieben entscheiden und das Feuer auf den Leib, den Wurm auf den Geist beziehen, dort im eigentlichen, hier im übertragenen Sinn, oder Feuer und Wurm miteinander im eigentlichen Sinn auf den Leib. Denn dass Leibeswesen auch im Feuer zu leben vermögen, in der Glut, ohne verzehrt zu werden, in der Pein, ohne zu sterben, habe ich oben schon zur Genüge dargetan; sie vermögen es durch Wunderwirkung ihres in jeder Hinsicht allmächtigen Schöpfers. Wer diesem die Kraft dazu abspricht, der weiß nicht, von wem all das Wunderbare herkommt, das er an allen Naturen anstaunt. [Anmerkung: eine an Grausamkeit nicht mehr überbietbare zynische Verhöhnung des Schöpfergottes durch den "heiligen" Augustinus, die eindrücklich beweist, dass der Kirchenlehrer in Wahrheit dem diente, den Jesus von Nazareth den "Vater der Lüge" nannte] Denn er ist es, Gott, der in dieser Welt alle die großen und kleinen Wunder vollbracht hat, die ich erwähnt habe, und noch ungleich viel mehr, die ich nicht erwähnt habe, und der sie alle eingegliedert hat der Welt, einem einzigen und dem größten aller Wunder.
[Ein Leser schrieb uns: "Mich wundert jetzt nicht mehr, dass so viele Priester, die das glauben, auch Kinder vergewaltigen."]

10
Denn ein und dasselbe Feuer ist es, das zur Bestrafung der Menschen wie der Dämonen bestimmt ist, da ja Christus sagt: "Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist." [Anmerkung: Jesus lehrte das Gesetz von Saat und Ernte, und auch in dieser Bibelstelle ist nur von einem "Äonen" langen "Feuer" die Rede, nicht etwa von einem unendlichen Feuer, wie es die Kirche lehrt; siehe oben]. Aber vielleicht haben auch die Dämonen eine ihnen eigentümliche Art von Leib, wie Gelehrte angenommen haben, bestehend aus der uns umgebenden dicken und feuchten Luft, deren Druck man beim Wehen des Windes verspürt. Und diese Art Element ist immerhin der Einwirkung des Feuers zugänglich, sonst würde es nicht brennen, wenn es erhitzt wird wie in den Bädern ... Es werden also, wenn sie keine Leiber haben, die Geister der Dämonen oder vielmehr die Geister-Dämonen, so unkörperhaft, wie sie sind, mit körperhaftem Feuer verbunden werden zum Zweck ihrer Peinigung, ... auf wunderbare und unaussprechliche Weise werden die Dämonen an das Feuer gebunden sein, von diesem Pein in sich aufnehmend, aber ihm nicht das Leben gebend; ist ja auch ihrerseits die Art, wie Geister mit Leibern verbunden sind und beseelte Leibeswesen ausmachen, in jeder Hinsicht wunderbar und dem Menschen unbegreiflich, obwohl doch der Mensch selbst ein solches Wesen ist. ... Dagegen wird jene "Gehenna", die auch Feuer- und Schwefelpfuhl heißt, ein körperhaftes Feuer sein und die Leiber der Verdammten peinigen, und zwar entweder wie die der Menschen so auch die der Dämonen, bei den Menschen massige, bei den Dämonen luftartige, oder lediglich bei den Menschen die Leiber mit ihren Geistern, hingegen ohne Leiber die Dämonengeister, die dann an die körperhaften Feuerflammen gebunden wären, um von ihnen Strafe entgegenzunehmen, nicht um ihnen Leben zu verleihen. Denn für beide Arten von Wesen wird es nur ein Feuer geben.


Teufel und Augustinus
(Bildausschnitt im Bild von Michael Pacher / Die tiefere Bedeutung des Bildes: Der Kirchenvater empfängt seine Weisungen)
(
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11
Von den Gegnern, wider die wir den Gottesstaat vertreten, glauben manche, es liege in solchem Strafgericht eine Ungerechtigkeit nach der Richtung hin, dass man für seine Sünden, die so groß wie immer sein mögen, mit einer ewigen Strafe büßen müsse, da sie doch in kurzer Zeit begangen worden sind.
Wird man irgend jemand verurteilen, so lang im Gefängnis zu weilen, als die Tat währte, die ihn ins Gefängnis brachte? Hat nicht mit vollstem Recht ein Sklave, der mit einem Wort oder tätlich in einem Nu seinen Herrn beleidigt oder verletzt hat, jahrelange Strafen in Fesseln abzubüßen?
Nun gar Geldbuße, Brandmarkung, Verbannung oder Sklaverei, Strafen, die in der Regel in der Weise verhängt werden, dass kein Nachlass gewährt wird, sind sie nicht ewigen Strafen ähnlich, soweit es im irdischen Leben überhaupt sein kann, nur deshalb nicht ewig, weil auch das Leben, das von solchen Strafen betroffen wird, nicht ewig dauert? Und doch werden die Sünden, die mit so außerordentlich lang dauernden Strafen belegt werden, in kürzester Zeit begangen; und niemand gibt es, der der Meinung wäre, die Qualen der Übeltäter müssten ebenso schnell durchgeführt werden, wie ein Mord oder ein Ehebruch oder ein Heiligtumsraub oder sonst ein Verbrechen sich abspielt, das man nicht nach der Zeitdauer zu bemessen hat, sondern nach der Größe des Unrechts und der Ruchlosigkeit. Und wenn für ein großes Verbrechen die Todesstrafe verhängt wird, gilt da in den Augen des Gesetzes etwa die freilich sehr kurze Zeit der Beförderung vom Leben zum Tode als die Strafe, und nicht vielmehr die auf immer währende Ausstoßung aus der Genossenschaft der Lebenden? ... Kein Gesetz des irdischen Staates ist imstande, einen Gerichteten dem Staat wieder zurückzugeben, kein Gesetz des himmlischen Staates, den zum zweiten Tode Verurteilten dem ewigen Leben zurückzugeben.
Aber, sagt man, wenn die zeitliche Sünde mit ewiger Pein bestraft wird, wie bewahrheitet sich dann das Wort eures Christus: "Mit dem nämlichen Maße, womit ihr messet, wird euch zurückgemessen werden"? Dabei übersieht man ja aber, dass sich das Wort vom Gleichmaß nicht auf das Gleichmaß der Zeitdauer bezieht, sondern auf eine Übereinstimmung bezüglich des Bösen, nämlich: wer Böses getan hat, soll Böses erleiden. [Anmerkung: Hier verhöhnt Augustinus Jesus von Nazareth einmal mehr, denn Jesus lehrte nicht wie die geistig toten und sadistischen Theologen, sondern Er war ein Mann mit Herz. Er lehrte das Gesetz von Saat und Ernte, die Barmherzigkeit Gottes und die Waage der Gerechtigkeit, auch in Bezug auf eine Zeitdauer.]

12
Jedoch dem menschlichen Empfinden erscheint eine ewige Strafe deshalb hart und ungerecht, weil man hienieden bei der Mangelhaftigkeit der vergänglichen Gefühle das Empfinden für die höchste und reinste Weisheit gar nicht hat
, um fühlen zu können, welcher Frevel schon mit der ersten Auflehnung begangen worden ist. Denn je mehr der Mensch im Genusse Gottes stand, um so größer die Ruchlosigkeit, womit er Gott verließ und für ein ewiges Übel reif wurde, indem er jenes Gut in sich zerstörte, das ewig hätte sein können. Von daher ist die ganze Masse des Menschengeschlechtes verdammt ... und würden umgekehrt alle aus der Finsternis in das Licht versetzt werden, so würde an keinem die Vergeltung in ihrer wahren Gestalt offenbar werden. In diesem Zustande der Vergeltung befinden sich jedoch weit mehr als in dem der Gnade; daran soll sich zeigen, was von Rechtswegen allen gebühren würde.

13
Allerdings die Platoniker wollen zwar keine Sünde unbestraft wissen, lassen aber alle Strafen nur zur Besserung verhängt werden
, wie die durch Menschengesetze so auch die durch Gottes Anordnung auferlegten, sei es in diesem Leben oder, falls einer hienieden verschont bleibt oder trotz der Strafen sich nicht bessert, nach dem Tode ... Die Vertreter dieser Meinung erkennen nur reinigende Strafen nach dem Tode an.

16
Aber wie groß ist Gottes Erbarmen über die Geräte des Erbarmens, die er zur Herrlichkeit voraus zubereitet hat! Selbst auch die erste Altersstufe des Menschen, die Kindheit, die ohne jeden Widerstand dem Fleisch ergeben ist, und die zweite, die frühe Jugend, wo die Vernunft diesen Kampf noch nicht aufgenommen hat und fast allen fehlerhaften Neigungen preisgegeben ist, weil in diesem Alter, trotzdem man da bereits sprechen kann und demnach die infantia offenbar schon überschritten hat, der Geist noch zu schwach ist, das Gebot zu erfassen, ich sage, selbst diese Altersstufen, auch wenn man auf ihnen bereits das Leben beendigt, werden durch Gottes Erbarmen, falls sie die Sakramente des Mittlers empfangen haben, nicht nur den ewigen Strafen nicht zugeführt, sondern haben nach dem Tode nicht einmal irgendwelche läuternde Peinen zu erdulden; denn sie sind nun aus der Macht der Finsternis in das Reich Christi versetzt. Die geistige Wiedergeburt allein reicht hin, nach dem Tode die Schuld unschädlich zu machen, welche man sich nebst dem Tode durch die leibliche Geburt zugezogen hat ... Wer immer also den ewigen Strafen entgehen will, muss nicht nur getauft, sondern auch gerechtfertigt werden in Christo und so wirklich vom Teufel zu Christus übergehen [Anmerkung: Wehe jedoch, das Kind sei nicht katholisch getauft!] ... Doch hat man auch für das ewige Feuer sicher verschiedene Abstufungen anzunehmen, wonach es je nach dem Maße der Missverdienste für die einen leichter, für die anderen strenger sein wird, sei es, dass seine Gewalt und Hitze je nach der verdienten Strafe für jeden eine andere ist, oder dass es zwar gleichmäßig brennt, aber nicht als gleichmäßige Pein empfunden wird.
 

Papst Joseph Ratzinger beruft sich auf Augustinus
und droht austrittswilligen Katholiken mit ewiger Hölle

Papst Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) verglich bei seiner Olympiastadion-Rede am 22.9.2011 in Berlin die Katholiken mit Reben am Weinstock der katholischen Kirche. Die Kirchenmitglieder wurden ermahnt, nicht aus der Kirche auszutreten, auch wenn sie dort noch so viel Böses finden. Fallen sie nämlich von der Kirche ab, würden sie ins Feuer geworfen. Joseph Ratzinger zitierte als Autorität dazu den katholischen "Heiligen" Augustinus mit folgenden Worten: "Eines von beiden kommt der Rebe zu, entweder der Weinstock oder das Feuer; wenn sie nicht im Weinstock ist, wird sie im Feuer sein." Dieses Zitat machte sich der damalige Papst zustimmend zu eigen – eine kaum verhüllte Drohung mit dem angeblich ewigen Höllenfeuer.

17
Nun werde ich aber noch mit unseren eigenen mitleidigen Seelen verhandeln und mich friedlich auseinandersetzen müssen, mit denen, die nicht glauben wollen, dass die Strafe eine ewige sein wird auch nur für einen jener Menschen, die der Allgerechte der Pein der Hölle für würdig erklärt, oder doch für gar alle, sondern meinen, nach Ablauf einer bestimmten, je nach der Große der Sünde längeren oder kürzeren Frist würden sie daraus befreit werden müssen. In diesem Punkte war Origenes sicher noch mitleidiger, der sogar den Teufel samt seinen Engeln nach allerdings schwereren und länger dauernden Strafen, wie sie ihren Missverdiensten entsprächen, diesen Peinen entrissen und den heiligen Engeln beigesellt werden lässt. Jedoch ihn hat die Kirche mit Recht abgelehnt, wegen dieser Anschauung sowohl, wie auch wegen mancher anderen, besonders über einen endlosen Wechsel von Seligkeit und Unseligkeit und ein unaufhörliches Hin- und Herschwanken zwischen den beiden Zuständen in bestimmten Weltalterzeiten ... Wenn diese Meinung deshalb gut und richtig wäre, weil sie mitleidsvoll ist, so müsste sie ja um so besser und richtiger sein, je mehr sie mitleidsvoll wäre ... und gerät mit dem wahren Gotteswort [Anmerkung: eine weitere Verhöhnung des Gotteswortes] um so stärker in Widerspruch, je milder er zu empfinden sich schmeichelt [Anmerkung: Wer so redet, ist dieser nicht eine robotergleiche Bestie? Und im Namen welchen Gottes? Im Namen des Schöpfergottes nicht. Es gibt aber noch einen Anderen, den "Gott der Unterwelt".]  

18
Auch solche gibt es – und ich selbst habe deren im Gespräche kennen gelernt –, die ... Gott noch weit mehr Mitleid und Erbarmen gegen das Menschengeschlecht beilegen als die vorigen ... . Der barmherzige Gott werde sie dann den Bitten und Fürsprachen seiner Heiligen schenken. Denn diese würden sicher für sie bitten: wenn sie das schon taten zu der Zeit, da sie an ihnen Feinde hatten, um wie viel mehr dann, wenn sie sie demütig und Hilfe erflehend auf den Knien liegen sehen! Es sei doch nicht anzunehmen, dass den Heiligen die Mitleidsader eintrockne [Anmerkung: Die Sprache verrät den bösartigsten Zynismus des Autors], wenn sie im Besitz allseitiger und vollendeter Heiligkeit sein werden; sie hätten ja dann zu einer Zeit, da sie selbst nicht ohne Sünde waren, für ihre Feinde gebetet, und würden nun, da sie eben von Sünden frei zu sein beginnen, für solche, die ihre Hilfe anflehen, nicht beten! Oder wird Gott seine Kinder nicht erhören, die Bitten so vieler und so trefflicher Kinder gerade dann nicht erhören, wenn ihre Heiligkeit alle Hindernisse eines gottgefälligen Gebetes weggeräumt hat? ... Wenn er [Gott] nun sogar damals [bei der Androhung des Untergangs der Stadt Ninive], so folgert man, hat Schonung walten lassen, wo er doch seinen heiligen Propheten durch sein Schonen betrüben sollte, so wird er erst recht barmherzig der demütig Flehenden dann schonen, wenn alle seine Heiligen ihn um solche Schonung anrufen ... Und wenn der Apostel sage: "Gott hat nämlich alle in Ungläubigkeit eingeschlossen, um an allen Erbarmen zu üben", so wolle er damit andeuten, dass Gott niemand verdammen wird. Doch erstrecken auch die Vertreter dieser Ansicht ihre Vermutung nicht auf die Befreiung oder Nichtverdammung des Teufels und seiner Engel; nur menschliches Mitempfinden, lediglich auf die Menschen gerichtet, bewegt sie, und vorab ihr eigener Nutz und Frommen steht ihnen vor Augen: sie versprechen sich von einem vermeintlich allgemeinen Erbarmen Gottes dem Menschengeschlechte gegenüber irrigerweise Straflosigkeit für ihre verderbten Sitten. [Anmerkung: Da dem "heiligen" Augustinus hier kein geeignetes Gegen-Argument einfällt, verleumdet er seine Gegner einfach als Menschen mit "verderbten Sitten".]

23
Und zwar müssen wir zuerst darüber uns klar werden, weshalb die Kirche die Annahme nicht dulden konnte, dass selbst dem Teufel, wenn auch erst nach sehr schweren und langwierigen Strafen, Läuterung oder Vergebung in Aussicht stehe ... Es ist nämlich durchaus nicht etwa an dem, als hätten ... heilige und mit den alten und neuen Schriften wohl vertraute Männer in großer Zahl, die Reinigung und die Himmelsseligkeit irgendwelchen, noch so vielen Engeln nach irgendwelchen und beliebig großen Strafen missgönnt, vielmehr stand ihnen klar vor Augen, dass der göttliche Urteilsspruch [Anmerkung: eine Verhöhnung Gottes] nicht entkräftet oder abgeschwächt werden dürfe, den der Herr nach seiner eigenen Vorhersage beim Gerichte fällen und aussprechen wird ... und ebenso wenig die Weissagung der Geheimen Offenbarung: "Der Teufel, der sie verführte, ward in den Feuer- und Schwefelpfuhl geworfen, und dahin auch das Tier und der falsche Prophet; da werden sie Tag und Nacht gepeinigt werden in die Weltzeiten der Weltzeiten." Wie dort "ewig", so heißt es hier "in die Weltzeiten der Weltzeiten", womit die Heilige Schrift nur das zu bezeichnen pflegt, was der Zeit nach kein Ende nimmt [Anmerkung: Genau das ist falsch: Denn die "Weltzeiten", wenn es auch viele sind, sind eben der irdischen Zeit unterworfen und nehmen deshalb ein Ende]. Man kann darum schlechterdings keinen anderen noch einen gerechteren und offener zutage liegenden Grund ausfindig machen, weshalb wahre Frömmigkeit unbedingt daran festhält, dass für den Teufel und seine Engel jede Rückkehr zur Gerechtigkeit und zum Leben der Heiligen ausgeschlossen ist, als das Zeugnis der Schrift, die niemanden irreführt; sie sagt, Gott habe des Teufels und seiner Engel nicht geschont und sie seien von ihm einstweilen in der Weise vorverdammt worden, dass sie in finstere Höhlen der Unterwelt hinab gestoßen und dorthin zur Aufbewahrung bis zur Bestrafung durch das letzte Gericht übergeben wurden, wo alsdann das ewige Feuer sie in Empfang nehmen wird, in welchem sie in die Weltzeiten der Weltzeiten werden gepeinigt werden.
Wenn nun dem so ist, so kann man auch die verdammten Menschen, sei[en] es alle oder ein(en) Teil davon, unmöglich ewigen Strafen, wenn auch nach noch so langer Zeit, entrissen denken, ohne dass sofort der Glaube dahin sinkt, dass die Pein der Dämonen ewig dauern wird. Wenn nämlich alle die oder auch nur einige von denen, an die das Wort ergeht: "Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige [Anmerkung: ein Übersetzungsfehler; es heißt "Äonen lang"] Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist", nicht auf immer im ewigen Feuer sein werden, so fällt jeder Grund hinweg zu glauben, dass der Teufel und seine Engel auf immer darin sein werden. Oder wird etwa Gottes Urteilsspruch, der gleichmäßig über die Bösen, ob Engel oder Menschen, gefällt wird, an den Engeln sich bewahrheiten, an den Menschen sich falsch erweisen? So in der Tat wird es sein, wenn nicht Gotteswort, sondern Menschenwitz die Oberhand behält. Aber das ist ja nicht möglich, und so soll man, statt wider Gott die eigene Weisheit aufzurichten, lieber der göttlichen Anordnung [Anmerkung: eine Verhöhnung Gottes], so lang es noch Zeit ist, sich fügen, will man nicht ewiger Pein anheim fallen. Und dann welche Folgerichtigkeit, die ewige Strafpein nur für ein lange währendes Feuer zu halten, das ewige Leben dagegen für endlos ... Ist das eine wie das andere ewig, so muss ja selbstverständlich entweder beides zumal als lange während, jedoch einmal ein Ende nehmend gelten oder ebenso beides zumal als immerwährend und nie ein Ende nehmend. Denn sie sind beide genau nebeneinander gestellt, ewige Pein einerseits, ewiges Leben anderseits. In ein und demselben Satz aber sagen: "Das ewige Leben wird ohne Ende dauern, die ewige Pein wird ein Ende nehmen", das wäre doch zu widersinnig. Weil also das ewige Leben der Heiligen ohne Ende dauern wird, so wird ohne Zweifel auch die ewige Pein für die ihr Verfallenen kein Ende nehmen.
 

"Ich rufe auch die Heiligen an. Ich bin mit Augustinus, mit Bonaventura, mit Thomas von Aquin befreundet. Man sagt dann auch zu solchen Heiligen: ´Helft mir!`"
(Alt-Papst Joseph Ratzinger in "Licht der Welt", Freiburg 2010, S. 32)

24
Derselbe Grund also, der jetzt die Kirche abhält von der Fürbitte für die bösen Engel, ihre Feinde, wird auch dann bei jenem Gericht, obwohl sie da an Heiligkeit vollkommen ist, ihrer Fürbitte für die mit dem ewigen Feuer zu bestrafenden Menschen hindernd im Wege stehen. Jetzt allerdings betet sie für ihre Feinde unter den Menschen, weil jetzt die Zeit fruchtbarer Buße ist ... Wüsste sie übrigens von dem einen oder anderen sicher, dass er zu denen gehöre, die, noch im irdischen Leben befindlich, doch vorherbestimmt sind, ins ewige Feuer einzugehen mit dem Teufel, so würde sie für einen solchen so wenig beten wie für den Teufel. Weil sie jedoch über niemand in der Hinsicht Gewissheit hat, so betet sie für alle ihre Feinde, genauer für alle am Leben befindlichen Feinde unter den Menschen, ohne indes für alle erhört zu werden. Sie wird vielmehr nur für die erhört, die, trotzdem sie der Kirche feindlich gegenüberstehen, doch in der Weise vorherbestimmt sind, dass die Kirche in ihrem Gebete für sie Erhörung finden soll und dass aus den Gegnern Kinder der Kirche werden sollen. Haben aber solche bis zu ihrem Tode ein unbußfertiges Herz und bekehren sie sich nicht aus Feinden zu Kindern, betet dann die Kirche etwa auch noch für sie, d. h. für den Geist solcher Verstorbener? Sie unterlässt es, und zwar nur aus dem Grund, weil jeder, der sich bei Lebzeiten nicht zu Christus hingewendet hat, bereits zur Teufelsseite gerechnet wird ...
Demnach darf man den Psalmvers: "Wird Gott der Barmherzigkeit vergessen oder mit seinen Erbarmungen zurückhalten in seinem Zorne?" keinenfalls in einem Sinne auffassen, dass dabei Gottes Urteilsspruch über die guten Menschen als wahr, der über die schlechten als falsch erscheint, oder der über die guten Menschen und die bösen Engel als wahr, der über die bösen Menschen dagegen als falsch. Was da der Psalm sagt, bezieht sich vielmehr auf die Gefäße des Erbarmens und die Kinder der Verheißung [Anmerkung: Diese Einschränkung der Barmherzigkeit auf die nur kirchlich Erwählten ist eine Verfälschung des Alten Testaments], deren eines auch der Prophet selbst war ... denn eben in diesem so mühseligen Leben, das Gottes Zorn ist, wandelt er die Gefäße des Erbarmens zum Bessern, obwohl sein Zorn immer noch in dem Elend dieser Vergänglichkeit lebendig ist; denn selbst mitten in seinem Zorne hält er nicht zurück mit seinen Erbarmungen. Auf solche Weise also kommt die Wahrheit zu ihrem Recht, die in jenem Verse des göttlichen Gesanges ausgesprochen ist, und so erübrigt es sich von selbst, ihre Erfüllung auch noch dort zu suchen, wo die, welche nicht zur Stadt Gottes gehören, mit der ewigen Pein bestraft werden. Will man aber gleichwohl den Ausspruch selbst noch für die Qual der Gottlosen gelten lassen, so sollte man ihn doch dahin auffassen, dass zwar ihnen gegenüber Gottes Zorn fortbesteht, wie er als ewige Pein auch angekündigt ist, dass aber demnach Gott in diesem seinem Zorne seine Erbarmungen nicht zurückhält und die Bösen nicht mit aller verdienten Strafstrenge gepeinigt werden lässt; sie würden also dann zwar nicht der ewigen Strafe ganz überhoben noch auch einmal ein Ende der Strafe erreichen, jedoch mildere und leichtere Strafen erdulden, als sie verdient hätten. Auf solche Weise würde es nämlich einmal mit dem Zorne Gottes seine Richtigkeit haben, und hielte doch auf der anderen Seite Gott mit seinen Erbarmungen mitten in seinem Zorne nicht zurück. Wenn ich mich indes einer solchen Auffassung nicht entgegenstelle, so will ich ihr damit noch nicht das Wort reden.

25
... nicht Recht haben sie, wenn sie für die, welche die Einheit mit dem Leibe Christi aufgeben und in Häresie oder selbst in heidnischen Aberglauben fallen, eine dereinstige Befreiung vom Feuer der ewigen Strafpein in Aussicht nehmen. Da ist doch zunächst einmal zu berücksichtigen, wie unannehmbar und von der gesunden Lehre weit abweichend die Folgerung wäre, dass viele und fast alle, die gottlose Häresien gestiftet haben unter Austritt aus der Kirche und Häresiarchen geworden sind, ein besseres Los haben sollten als die, welche in deren Netze gerieten, ohne jemals Katholiken gewesen zu sein; und das eben wäre der Fall, wenn diese Häresiarchen lediglich durch den Umstand von der ewigen Pein befreit würden, dass sie in der katholischen Kirche getauft wurden und früher das Sakrament des Leibes Christi im wahren Leibe Christi empfangen haben; und doch ist selbstverständlich einer, der vom Glauben abtrünnig und aus einem Abtrünnigen ein Bekämpfer des Glaubens geworden ist, schlimmer als einer, der nicht erst abtrünnig geworden ist von etwas, woran er nie festgehalten hat [Anmerkung: Mit anderen Worten: Kirchenaussteiger treffe angeblich die schlimmste aller schlimmen Höllen].

Deshalb darf man sich auch ebenso wenig bei verkommenem und verwerflichem Wandel in Sicherheit wiegen, als genüge es im Hinblick auf das Wort "Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden", wenn man nur bis ans Ende in einer Scheingemeinschaft mit der katholischen Kirche verharrt. [Anmerkung: Hier stimmen wir dem "Heiligen" zu. Eine Kirchenmitgliedschaft ohne Zustimmung zu diesen Darlegungen bringt nichts, woraus sich die Konsequenz für alle Menschen guten Willens ergibt: Austreten!] Solche werden durch die Verkehrtheit ihres Lebenswandels abtrünnig gerade eben von der Gerechtigkeit des Lebens, die für sie Christus ist, sei es durch Hurerei oder durch Begehung anderer Unreinigkeiten und Schandtaten an ihrem Leibe, die der Apostel nicht einmal beim Namen nennen wollte, oder durch haltlose Hingabe an schändliche Üppigkeit oder durch Verübung anderer Untaten, von denen der Apostel sagt, "dass die, die solches tun, vom Reiche Gottes nicht Besitz nehmen werden". Demnach werden die, die solches tun, nirgends anders sein als in der ewigen Pein, da sie im Reiche Gottes nicht werden sein können ... Nicht bleiben also in Christus die, die sein Glieder nicht sind. Glieder Christi sind aber die nicht, welche sich zu Gliedern einer Buhlerin machen; sie müssten denn durch Buße das eine, das Schlechte, aufgeben und durch Wiederversöhnung zum anderen, zum Guten, zurückkehren. 

26
In der Zwischenzeit übrigens zwischen dem leiblichen Tode und dem Jüngsten Tag der Verdammnis und der Belohnung nach der Auferstehung der Toten mögen immerhin die Geister von Verstorbenen durch ein Feuer hindurchgehen, das die nicht spüren, die in ihrem Leben keine solchen Sitten und Neigungen gehabt haben [Anmerkung: Hier ist die katholische Fegefeuervorstellung angesprochen].

27
Wie jedoch eine solche Lebensführung beschaffen sein muss und welches die Sünden sind, die den Zugang zum Himmelreich versperren und dennoch durch die Verdienste heiliger Freunde Verzeihung erlangen, das ausfindig zu machen ist sehr schwer, es genauer zu bestimmen sehr bedenklich. Jedenfalls ist es mir bisher nicht gelungen, es herauszubringen, so sehr ich mich darum bemüht habe. Und vielleicht bleibt es überhaupt verborgen, damit der Eifer nicht erlahme, zur Vermeidung aller Sünden voranzuschreiten ... Indes die Befreiung, die durch Gebet bewirkt wird, sei es durch eigenes oder durch die Fürbitte von Heiligen, vermag nur zu erreichen, dass einer nicht ins ewige Feuer verstoßen wird, nicht aber, dass er daraus nach noch so langer Zeit erlöst wird, wenn er einmal dorthin verstoßen ist.
Das genüge als Antwort an die, die mit uns das Ansehen der heiligen Schriften hochhalten, jedoch infolge unrichtigen Verständnisses die Gestaltung der Zukunft sich so vorstellen, wie es ihnen passt, nicht so, wie es die Schrift verkündet. Und mit dieser Entgegnung schließe ich, wie ich schon angekündigt habe, das Buch.  

 

Würde Gott, der Ewige, nur eines Seiner Kinder strafen und in eine "ewige Verdammnis" sperren und ewigen Höllenqualen aussetzen müssen, dann wäre die Sünde größer als Gott! Doch so lehrt es die Kirche.

 




Anhang Nr. 3:

Ökumene: Kirchen drohen sich trotz vordergründig schöner Worte
weiterhin gegenseitig die "ewige Verdammnis" an

Die beiden in Deutschland vertretenen Großkirchen drohen sich auch nach dem Ende des Reformationsjubiläums 2017 weiter die ewige Hölle an, auch wenn die Kirchenführer das nicht offen zugeben. Grundlagen dafür sind die verbindlichen Lehren beider Kirchen, die mit Jesus, dem Christus, nichts zu tun haben, und in dieser Ausgabe in Teil 1 zusammen gefasst sind. Oft hört man in den Medien fälschlicherweise, sie hätten die gegenseitigen Lehrverurteilungen bereits aufgehoben. Doch im Jahr 1980 begannen lediglich Bemühungen beider Großkonfessionen, diese massivste Konfrontation irgendwann zu beenden, was jedoch nicht gelungen ist [2022]. Die nachfolgenden Zeilen beantworten, was seither tatsächlich geschehen ist.

Nach dem Papstbesuch von Johannes Paul II. in Deutschland im Jahr 1980 wurde zunächst eine "Gemeinsame Ökumenische Kommission" eingerichtet. Diese wiederum beauftragte den so genannten "Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen", der schon seit 1968 existierte, mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Detailfragen der Lehrverurteilungen. Fünf Jahre später, im Jahr 1985, schlug die Kommission dann einen Textentwurf vor, wonach die gegenseitigen Lehrverurteilungen gegenüber der jeweils anderen Konfession aus dem 16. Jahrhundert die heutigen (!) Konfessionsangehörigen nicht mehr betreffen sollen, wie gesagt der "heutigen", nicht der damaligen. Mit dieser raffinierten Konstruktion wurde der Eindruck erweckt, als ging es mit der so genannten katholisch-evangelischen "Ökumene" mit großen Schritten voran. Doch schon der Gedankenansatz "Welche die heutigen Konfessionsmitglieder nicht mehr betreffen sollen" zeigt auf, dass man vor allem Gehirnakrobatik betrieb. Denn was ist dann mit den früher Verurteilten? Sollen diese etwa nicht endlich aus der jeweiligen katholischen oder evangelischen Hölle befreit werden, wohin sie früher, je nach eigener Konfession, verflucht worden waren? Und was hat denn das mit "Nächstenliebe" und mit Versöhnung zu tun, wenn man die Verurteilten früherer Zeiten einfach weiter "brennen" lässt?
Auf katholischer Seite war vor allem Kardinal Karl Lehmann (1936-2018) bei den Ausformulierungen beteiligt. Kardinal Joseph Ratzinger war im zuarbeitenden Ökumenischen Arbeitskreis tätig, schied jedoch nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2005 dort aus.

Doch die Abschaffung der gegenseitigen Verdammnisurteile, wie es die Kommission vorschlug, wurde auch für die Gegenwart niemals beschlossen, weder im Protestantismus noch im Katholizismus, was bis heute [2018] so gut wie immer totgeschwiegen wird. Wie ist es also genau weiter gegangen?
Während die evangelischen Kirchen im Jahr 1994 eine Zustimmung zu diesem Textentwurf, dass die früheren Lehrverurteilungen den jeweils anderen ab jetzt nicht mehr träfen, davon abhängig machten, dass auch die römisch-katholische Kirche zustimme, spielte die Deutsche Bischofskonferenz am 21.6.1994 das Thema – 14 Jahre nach dem besagten Papstbesuch von Johannes Paul II. in Deutschland – herunter. Sie sprach nur von einer "wichtigen Etappe auf dem Weg zu einem gemeinsamen Bekenntnis" und verwies, was eine Entscheidung darüber betrifft, auf die Zuständigkeit des Vatikan.
Dementsprechend heißt es in dieser Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz entsprechend gewunden und unverbindlich:
"Dabei versetzt uns der gegenwärtige Stand der Dialog-Ergebnisse leider noch nicht in die Lage, in jedem Fall verbindlich zu entscheiden, ob die verbleibenden Unterschiede noch kirchentrennenden Charakter haben oder als Ausdruck unterschiedlicher theologischer Schulen im Verständnis des gemeinsamen Glaubens betrachtet werden können." 

Das war aus heutiger Sicht [2018] nun aber auch schon vor über 20 Jahren, so dass man weiter fragen kann: Wie haben sich denn die "Dialog-Ergebnisse" seit 1994 weiter entwickelt, und wie hat der auf katholischer Seite letztlich allein zuständige Papst im Vatikan diese seither bewertet? Ist man über 35 Jahre nach dem Papstbesuch von Johannes Paul II. in Deutschland in unserer schnelllebigen Zeit nun wenigstens in der Lage, eine offizielle Formulierung zu veröffentlichen, die entweder so oder so lautet, oder bleibt alles weiterhin beim Alten, bis auf etwas Larifari, also Unwesentliches, darum herum? Mit Jesus von Nazareth hat das alles sowieso nichts zu tun, denn Er lehrt völlig anders als die Großkirchen, und außerdem sprach Er: "Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein. Alles andere ist von Übel." Schon von daher sind die kirchlichen Verlautbarungen sehr treffende Beispiele für das Übel.

Die hochkomplizierte Erklärung und ihre Interpretation

Kirchentheater

Und die anderen seien doch verflucht

"Miteinander für Europa"?


Die hochkomplizierte Erklärung und ihre Interpretation

Es folgte im Jahr 1999 dann die so genannte Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der Katholischen Kirche, die seither als ein großer Fortschritt gefeiert wurde, so als ob man tatsächlich die gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben hätte. Doch der Schein trügt gewaltig. Denn bei näherem Hinsehen zeigt sich: Man konstruierte lediglich die Begrifflichkeiten so um, dass bestimmte gegenseitige Lehrverurteilungen nun angeblich ins Leere laufen, ohne dass man sie aber aufgehoben hätte. Außerdem gelten diese Verrenkungen auch nur für manche Verurteilungen, nicht für alle, so dass man zusammenfassend sagen könnte: Hochkompliziert gedrechselte Gedankenwindungen wurden teilweise in schöne Worte gepackt, aber man droht sich weiterhin gegenseitig die "ewige Verdammnis" an. Wer sich dazu selbst die Mühe machen möchte, in dieser Erklärung zu lesen und dazu das Bibelwort ernst nimmt "Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig", der kann nur zu dem Schluss kommen, dass es hier nur um Wortschlachten unter geistig Toten geht.

Man muss also sehr gründlich suchen, um vielleicht Aussagen zu finden, deren Botschaft nicht völlig in der Schwebe gehalten wurde. Dies gilt immerhin für eine Passage in der zentralen Stelle der Erklärung von 1999:
"Es kam in den lutherischen Bekenntnisschriften und auf dem Trienter Konzil der römisch-katholischen Kirche zu Lehrverurteilungen, die bis heute gültig [!] sind und kirchentrennende Wirkung haben." (1) "Wie die Dialoge selbst, so ist auch diese Gemeinsame Erklärung von der Überzeugung getragen, dass eine Überwindung bisheriger Kontroversfragen und Lehrverurteilungen weder die Trennungen und Verurteilungen leicht nimmt, noch die eigene kirchliche Vergangenheit desavouiert. Sie ist jedoch von der Überzeugung bestimmt, dass unseren Kirchen in der Geschichte neue Einsichten zuwachsen und dass sich Entwicklungen vollziehen, die es ihnen nicht nur erlauben, sondern von ihnen zugleich fordern, die trennenden Fragen und Verurteilungen zu überprüfen und in einem neuen Licht zu sehen." (7)

Eindeutig ist also, dass eben die gegenseitigen Lehrverurteilungen aus dem 16. Jahrhundert weiter gültig sind. Mit dieser klaren Aussage könnte man es auch bewenden lassen. Denn alles andere zählt wiederum zum letztlich nichtssagenden konfessionsfolkloristischen Singsang.
Für theologisch und an der Ökumene der Großkirchen näher Interessierte möchten wir jedoch noch einiges aus diesen Wortspielen näher beleuchten, denn alles ist ja Energie und in diesem Fall Prägung der jeweiligen Theologen und ihrer Kirchen.
Was bedeutet also in diesem Fall zum Beispiel "überprüfen" und "in einem neuen Licht sehen"? Eine andere Beleuchtung ändert ja nicht den Schauplatz, der beleuchtet wird. Aber was soll die neue Einstellung der Lichtverhältnisse bewirken? Die Antwort der Theologen lautet:
"... so dass in dieser gemeinsamen Erklärung ein Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre formuliert werden kann, in dessen Licht die entsprechenden Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts heute den Partner nicht treffen." (13)

Hier ist zunächst wieder das gespaltene Ziel "Damals schon noch – Heute aber nicht mehr" angesprochen, und es wurde in einem Teilaspekt, nämlich der so genannten Rechtfertigungslehre, auf Papier gebracht. Das heißt: Die Lehrverurteilungen existieren natürlich weiter, aber der "Ökumene-Partner" ab dem Jahr 1999 soll davon nicht mehr getroffen sein. Andere aber schon, so die nicht ausgesprochene, aber logische Schlussfolgerung. Doch selbst, was den hier angesprochenen "Partner" betrifft: Sind denn ihm gegenüber alle (!) Lehrverurteilungen gemeint? Denn eine einzige Lehrverurteilung reiche ja aus katholischer und evangelischer Sicht schon für das jeweilige Höllenfeuer ohne Rückfahrmöglichkeit aus, die den Andersdenkenden betreffen soll. Die Antwort ist letztlich entlarvend, und sie lautet:

"Damit erscheinen auch die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts, soweit sie sich auf die Lehre von der Rechtfertigung beziehen, in einem neuen Licht: Die in dieser Erklärung vorgelegte Lehre der lutherischen Kirchen wird nicht von den Verurteilungen des Trienter Konzils getroffen. Die Verwerfungen der lutherischen Bekenntnisschriften treffen nicht die in dieser Erklärung vorgelegte Lehre der römisch-katholischen Kirche." (41)

Folglich sind eben ausdrücklich nicht (!) alle Verurteilungen gemeint, sondern nur, "soweit sie sich auf die Lehre der Rechtfertigung beziehen". Doch selbst bei den anscheinend "Gemeinten", auf die sich die Verurteilungen also nicht mehr beziehen sollen, fragt man sich: Warum sagt man ihnen dann nicht einfach klipp und klar: "Die Lehrverurteilungen werden aufgehoben"?
Weil den Worten nämlich nicht zu trauen ist, und die theologischen Wortkonstrukteure gleich wieder zurück rudern, nämlich mit folgenden Worten:
"Dadurch wird den auf die Rechtfertigungslehre bezogenen Lehrverurteilungen nichts von ihrem Ernst genommen. Etliche waren nicht einfach gegenstandslos; sie behalten für uns ´die Bedeutung von heilsamen Warnungen`, die wir in Lehre und Praxis zu beachten haben." (42)

Was also nun? "In Lehre und Praxis zu beachten" – das heißt: Von einer Aufhebung der Verurteilungen kann also nicht einmal beim Thema "Rechtfertigungslehre" gesprochen werden. Denn das, was man aufheben möchte, müsse trotzdem weiter beachtet werden. Und dies gilt auch bei den Verurteilungen, "soweit sie sich auf die Lehre von der Rechtfertigung beziehen". Hier sollen doch die Menschen zum Narren gehalten, für dumm verkauft werden.

Kirchentheater

Denn was bedeutet das summa summarum? Man kann sich dazu die Ecken eines Boxrings vorstellen: Die gegenseitigen Faustschläge in Richtung des Kontrahenten seien weiter ernste, "heilsame" und "zu beachtende Warnungen", sollen aber seit 1999 in der Luft landen. Das gelte aber nur für die Schläge in dieser einen Kampfrunde. Soweit andere Lehrverurteilungen zu anderen Themen den Kontrahenten treffen und da gibt es viele , treffen sie ihn voll und werden ihn auch weiterhin zu Boden. Doch selbst die Schläge in die Luft müssen als ernste Warnungen beachtet werden.
Das also ist der Stand der großkirchlichen Ökumene, und man kann schlussfolgern: Außer viel Spesen und klerikaler Selbstbeweihräucherung nichts gewesen. Wenn also anlässlich des Reformationsjubiläums 2018 manche unbedarfte Journalisten schrieben, man habe doch die gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben, dann sind sie schlicht einer Kirchenlüge aufgesessen, die jedoch in so viel Raffinement verpackt wurde, dass sie von Normalbürgern und auch von den betreffenden Journalisten nicht durchschaut wurde. Doch sie zahlen dafür weiter Kirchensteuer.

Der generellen Aufhebung der gegenseitigen Lehrverurteilungen im 16. Jahrhundert, wie es die "Gemeinsame Ökumenische Kommission" 1985 vorschlug, haben Papst und Vatikan bis heute sowieso nicht zugestimmt, weswegen auch die evangelischen Unterschriften aus evangelischer Sicht nicht wirksam sind, da diese ja nur gelten sollen, wenn auch der Papst zustimme. Und selbst dort, wo man sich im "Dialog" "angenähert" habe, haben beide Parteien bis heute fast alles in der Schwebe gelassen bzw. das Thema letztlich ausgesessen.

Man kann sich dazu noch einmal die Ecken eines Boxrings vorstellen: Die Kontrahenten tun so, als ob sie boxen, bleiben aber dabei in ihrer Ecke stehen, so dass der Abstand zwischen den Fäusten nun so groß ist, dass sie den anderen nicht mehr unmittelbar treffen. Um den Boxring herum lodern aber die Feuer, und aus diesem Feuer schreien die in den letzten 500 Jahren gegenseitig Verdammten in ihren unsäglichen Schmerzen, denn man tut nichts dafür, um sie aus dem Feuer heraus zu holen. Und wenn es nicht Ernst gemeint wäre, könnte man sagen: Man entwarf eine skurrile, ja absurde Szenerie, ein Stück Kirchentheater und vermittelt das dann den Leichtgläubigen als "Erfolg".
Für diese Irreführungen gibt es auf jeden Fall einen nachvollziehbaren Grund: Jeder will auch weiterhin der Rechthaber sein, auch wenn der Missbrauch von Christus und damit die totale Falschheit in beiden Großkonfessionen neutralen Beobachtern schon längst ins Auge springt.

So gelten also weiterhin die Dogmen und Lehrsätze, in denen die Protestanten faktisch ewig verdammt werden, zum Beispiel, weil sie sich nicht dem Papst unterwerfen, auch wenn man sich dazu katholischerseits aus Gründen der päpstlichen Diplomatie und des Zeitgeistes nicht oder allenfalls verklausuliert offiziell äußert.
Vor allem Papst Franziskus spricht auffällig oft anders als die Dogmen. So stellen wir an dieser Stelle auch einmal die Frage: "Wer ist der ´Vater der Lüge`? Derjenige, der die Dogmen geschrieben hat? Oder derjenige, der heute gegen die Dogmen spricht?"

Umgekehrt gelten auch die Bekenntnissätze Martin Luthers weiter, welche in die Bekenntnisschriften der nach ihm benannten Kirche aufgenommen wurden, wonach unter dem Regiment des Papstes "Leib und Seele" "ewig" "verderben".

Seit 1980, also seit 38 Jahren [2018], nichts als Gespreiztheiten intellektueller Akrobatik. Und so sind die gegenseitigen Verdammungen tatsächlich nicht aufgehoben, da ja auch die evangelischen Kirchen laut ihren Erklärungen aus dem Jahr 1994 ihre Aufhebung davon abhängig machen, dass auch der Vatikan zustimmt. Doch der hält sich auch fast vier Jahrzehnte später – gelinde gesagt – bedeckt. Und selbst bei den ab 1999 für die Zukunft zu "Luftschlägen" umgedeuteten Lehrverurteilungen zum Thema "Rechtfertigung", die also nicht mehr zu gegenseitigen Verfluchungen führen sollen, werden die Fäuste nicht zurück gezogen.
Ausdrücklich heißt es nämlich gleich in Absatz (1), und das möchten wir, weil es entscheidend ist, noch einmal wiederholen:
"Lehrverurteilungen, die bis heute gültig sind und kirchentrennende Wirkung haben."
Wäre es anders, hätte man hier formuliert: "Die ab jetzt nicht mehr kirchentrennende Wirkung haben." Doch genau das wird ausdrücklich nicht gesagt. Also Trennung, ohne Wenn und Aber.

Und passend dazu heißt es in
Absatz 42, was wir abschließend auch noch einmal wiederholen:
"Dadurch wird den auf die Rechtfertigungslehre bezogenen Lehrverurteilungen nichts von ihrem Ernst genommen". Es seien "heilsame Warnungen, die wir in Lehre und Praxis zu beachten haben".

Und die anderen seien doch verflucht

Und gewarnt wird eben der jeweilige Kontrahent vor dem Verlust des Seelenheils. Das sei dann wiederum der "Ernst" der Lage, von dem ausdrücklich "nichts" (!) weg genommen werde.
Warum wird dann aber in der kirchlich interessierten Öffentlichkeit oft so getan, als seien aufgrund dieser "Gemeinsamen Erklärung" von 1999 und der oben zitierten Absichtserklärungen der besagten Ökumenischen Kommission aus dem Jahr 1985 die Verurteilungen aufgehoben? Beide Großkonfessionen möchten verständlicherweise ihre Kirchensteuerzahler bei Laune halten, die seltenst die Lehren ihrer eigenen Kirche wirklich kennen und es überwiegend gerne so hätten, dass es doch gar nicht so wichtig sei, ob man katholisch oder evangelisch sei, was jedoch reine Wunschvorstellungen sind, die nichts mit der Realität zu tun haben.
Denn allein mit diesem Wunschdenken "verdammen" sie sich laut ihren eigenen Konfessionslehren selbst, was aus unzähligen katholischen Dogmen ersichtlich ist und was auch nach evangelischer Lehre bedeuten würde, dass es dann ja gar nicht so wichtig sei, evangelisch zu sein, und dass man sich ja genauso gut dem "Endchrist" = "Antichrist" in Rom und seinem "Regiment" unterwerfen könne, wie es Martin Luther formulierte. Doch das ist definitiv nicht die evangelisch-lutherische Lehre. Und es ist ganz sicher nicht "allein der Glaube", der nach evangelischer Lehre seit dem 16. Jahrhundert angeblich "rette". Den eigenen Gläubigen wird dies alles nur nicht mitgeteilt, weder auf katholischer noch auf evangelischer Seite. Stattdessen hält man ihnen das Blendwerk "Ökumene" vor die Nase, letztlich nur ein Mischwerk klerikal-akrobatischer Sprachverwirrung.

"Miteinander für Europa"?

Parallel zu der Verabschiedung dieses Blendwerks ihrer Theologen haben aber auch nichttheologische Vertreter der kirchlichen Großkonfessionen seither Anstrengungen der Annäherung unternommen und eine "ökumenische" Initiative der Gemeinsamkeiten gegründet. Doch was hat es nun damit auf sich?
Bisher [2018] hatten über 300 kirchliche Organisationen in der Initiative "Miteinander für Europa" ein Energiefeld geschaffen, wo man sich nicht mit theologischer Betonkost quält, sondern mit viel Singen und "Händchenhalten" als Grundhaltung ständig Übereinstimmungen mit entsprechenden Worthülsen formuliert und sich über Konflikte hinweg laviert. Interessant jedoch: Es geht dort auch um Politik ("Europa"). So haben in dieser Initiative überwiegend evangelische Freikirchen und kirchennahe evangelische Bewegungen (geschätzt ca. 2/3 bis 3/4) zusammen mit katholischen Laienbewegungen (geschätzt ca. 1/3 bis 1/4) sowie einigen Gruppen der Anglikaner und Orthodoxen ein "Netzwerk" mit einem Leitungsgremium aus überwiegend "Laien" mit gesellschaftlicher "Reputation" (also Nichtpriestern und Nichtpfarrern) geschmiedet, das 2004 erstmals unter dem Namen "Miteinander für Europa" aufgetreten war. Vom 30.6.-1.7.2016 hielt man im Vorfeld des offiziellen Reformationsjubiläums einen Kongress mit ca. 5000 Teilnehmern aus diesen Gruppierungen in München ab, zu dem sogar Papst Franziskus und der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. Grußworte sandten. In der Vorbereitung geschah aber alles in enger Abstimmung mit den jeweiligen Talar-Oberen, zu denen man weiterhin aufschaut und denen man das Ruder wie immer überlässt, trotz eigener so genannter "Initiative".

Alle Gegensätzlichkeiten scheinen in diesem Umfeld, wie gesagt, wie weg gewischt, und man überschüttet sich regelrecht mit gegenseitigen Verständnisbekundungen und gegenseitigem Lob. Doch es ist alles nur oberflächlich, nur ein vordergründig konstruierter und damit scheinbarer Zusammenhalt. So hatte man zwar als weiteres Motto im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 gewählt "500 Jahre Trennung sind genug – Einheit ist möglich". Nur was für eine "Einheit" soll das sein?
Die "Oberpriester" Reinhold Marx (katholisch) und Heinrich Bedford-Strohm (evangelisch) agieren auch bei dieser vielfach von Nichttheologen getragenen Initiative mit in der vordersten Reihe. Und auch die Verleihung des Karlspreises an den Papst mit ihren macht- und religionspolitischen Hintergründen wurde 2016 in München gefeiert. In der Zwischenzeit
stiegen als Begleittruppen erwartungsvoll mit ins Boot der "Hydra" auch zahlreiche Organisationen und Gemeinschaften, die sich in der Vergangenheit noch nicht haben so ohne Weiteres gleichschalten lassen. Dahinter steckt natürlich eine menschliche Sehnsucht nach echter Einheit, religiös und politisch, doch diese kann niemals auf Lügen gründen wie hier, wenn es um eine Schein-Einheit im Zeichen der Macht geht, die Jesus von Nazareth laut Johannesevangelium (Kapitel 8) als "Vater der Lüge" entlarvte. 
So wird genau diese Sehnsucht von den gegen Christus gerichteten Mächten missbraucht, um ein unterirdisches ökumenisches Bündnis gegen den Christus der Bergpredigt zu schmieden. Denn dieses religiös begründete "Europa" beinhaltet auch Waffenproduktion und -exporte, auch in Kriegsgebiete, Kriege als angeblich "letzte Mittel", milliardenfache Tierqual und Tiermorde für den Gaumengenuss, Verhungern-Lassen von Millionen von Menschen und letztlich die Klimakatastrophe. Immerhin äußeren einzelne Mitläufer etwas Kritik: "Ich habe den Eindruck, dass sie uns Gläubige nur für ihre politischen Ziele ausnutzen wollen", schreibt z. B. Heike M. in einem Online-Kommentar auf idea.de. (3.7.2016)

Im Grunde genommen heißt die unterschwellige katholisch-ökumenische Botschaft: "Unterwerft euch alle endlich wieder und kriecht wieder zurück in den Bauch der Romkirche. Wir erlauben euch individuelle Folklore. Dafür erwarten wir von euch Unterordnung." Religiös und mehr oder weniger auch politisch. Der römisch-katholische Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg sprach etwas deutlicher, als er sinngemäß erklärte: Wir sind derzeit eine Milliarde Katholiken. Wenn die Ökumene vorankommt, was ich sehr wünsche, werden es bald zwei Milliarden sein.
(ZDF, 31.5.2007)

 



Anhang 4:

Gelten die Protestanten am Ende als "verkappte" Katholiken
 oder doch als "ewig Verdammte"?

Das Dogma der römisch-katholischen Kirche kennt keinen Spielraum.
Und folgender Lehrsatz Nr. 381 aus dem Standardwerk von Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche gilt nach römisch-katholischer Lehre als "unfehlbar":
 
381
"[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.`" (Fulgentius)

In einem Kompendium zum Katholischen Katechismus auf den offiziellen Vatikanseiten www.vatican.va wird diese Lehre jedoch verharmlosend in modernere Sprache umformuliert, ohne dass dadurch aber die klaren Dogmen aufgehoben sind. So heißt es dort:


168. Wer gehört zur katholischen Kirche? Nr. 836-838 – Alle Menschen gehören auf verschiedene Weise der katholischen Einheit des Gottesvolkes an oder sind ihr zugeordnet. Der Kirche voll eingegliedert ist, wer sich, im Besitz des Geistes Christi, durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft mit ihr verbindet. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.
169.
In welchem Verhältnis steht die katholische Kirche zum jüdischen Volk? Nr. 839-840 – Die katholische Kirche erkennt ihr Verhältnis zum jüdischen Volk in der Tatsache, dass Gott dieses Volk als erstes unter allen Völkern erwählt hat, um sein Wort aufzunehmen. Das jüdische Volk besitzt "die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus" (Röm 9, 4-5). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund.
170. Welche Verbindung besteht zwischen der katholischen Kirche und den nichtchristlichen Religionen?
Nr. 841-845 – Es gibt eine Verbindung, die vor allem auf dem gemeinsamen Ursprung und Ziel des ganzen Menschengeschlechtes beruht. Die katholische Kirche anerkennt, dass alles, was sich in den anderen Religionen an Gutem und Wahrem findet, von Gott kommt, ein Strahl seiner Wahrheit ist, auf die Annahme des Evangeliums vorbereiten und zur Einheit der Menschen in der Kirche Christi hindrängen kann.
171. Was bedeutet die Aussage:
"Außerhalb der Kirche kein Heil"? Nr. 846-848 – Diese Aussage bedeutet, dass alles Heil von Christus, dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene Schuld das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der Gnade bemühen, seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen zu erfüllen.

Was bedeuten nun diese verklausulierten Formulierungen praktisch?
Manche Katholiken möchten gerne so tun, als ob die Protestanten eben auf andere Weise als die Katholiken "der katholischen Einheit des Gottesvolkes" angehören bzw. "ihr zugeordnet" seien. Sie sollten demnach dann als "die Getauften gelten, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen", und nicht als diejenigen, die "nicht eintreten wollen" und deshalb nicht gerettet würden.
Jesus von Nazareth lehrte jedoch: "Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein. Was darüber ist, das ist von Übel" (Matthäus 5, 37). Das heißt: Die Kirche ist als Meisterin im Verwischen von Klarheiten gemäß dieses Jesuswortes auch "Meisterin des Übels". Und diese Unklarheiten sind ganz bewusst so gewollt, so dass man sie jeweils nach Bedarf auslegen bzw. verbiegen kann. Das kirchliche Wenn und Aber sind letztlich würdelose theologische Haarspaltereien bzw. Spitzfindigkeiten, die bei genauerem Hinsehen jeder Grundlage entbehren, denn "unfehlbare" Dogmen und Lehrverkündigungen sind nun mal nicht einfach ummodulierbar.
Wäre es anders, könnte die katholische Kirche durch ihren jeweiligen Papst ja ohne weiteres sagen: "Die Protestanten würden auf ihre Weise gerettet." Oder auch die Juden. Doch genau das wird eben ganz bewusst nicht gesagt, so dass die Situation immer auf eine eigentümliche und bedrohliche Art in der Schwebe bleibt, so ganz nach dem katholischen Motto für die einfachen Leute: "Lieber doch voll römisch-katholisch werden, man kann ja nie wissen." Dagegen steht die befreiende Erfahrung aller freien Christen: Aus der Kirche ausgetreten zu sein ist bereits eine Gotteserfahrung!
 



Anhang 5:

Die "ewig Verdammten" nach der bis heute verbindlichen evangelisch-lutherischen
 Augsburger Konfession (= Confessio Augustana = CA)

Dann heißt es jedoch in Artikel CA IV auch:

Demnach könnte es fast den Anschein haben, dass letztlich die hier angeführte knappe Bedingung ("so wir glauben, dass Christus für uns gelitten habe und dass uns umb seinen willen die Sunde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird") ausreichen könnte, um nach evangelisch-lutherischer Lehre trotzdem ewiges Leben zu bekommen, selbst wenn man wegen seiner Haltung zu den anderen Glaubensätzen (siehe oben CA I, CA V, CA VIII, CA IX, CA XII) zu den angeblich ewig Verdammten zählen würde. Den Inhalt eines solchen aufgrund des modernen Zeitgeistes veranlassten Gedankenspiel könnte man ja dahingehend deuten, dass der Mensch N.N. aufgrund der abweichenden Haltung nach den oben erwähnten Lehrsätzen nach evangelisch-lutherischer Lehre verdammt würde, doch der evangelische Gott würde ihm trotz seiner Abweichungen zu guter Letzt seinen "Glauben" gemäß Artikel IV zur "Gerechtigkeit" "zurechnen". Doch kann das stimmen? Es stimmt nicht.
Wer die evangelische Lehre mit diesem Trick für das 21. Jahrhundert salonfähig machen möchte, nimmt diese Lehre dann nicht wirklich ernst. Doch dies sollte man auf jeden Fall tun, denn bei ihrer Lehre versteht die Kirche keinen Spaß.
In Wirklichkeit muss man von Folgendem ausgehen: Bei dem zentralen evangelischen Glaubenssatz "Allein der Glaube genüge" und seiner Erklärung in
CA IV soll natürlich immer das ganze (!) Glaubensgebäude um diesen Glauben herum mitgedacht werden, nicht nur eine Kurzfassung oder ein Ausschnitt. Und deshalb könne jemand dann diese "Zurechnung" seines Glaubens für das Seelenheil nach CA IV nicht für sich geltend machen, wenn er bei einem der oben genannten für die Kirche weiteren laut ihren Bekenntnisschriften wesentlichen Bereiche des Glaubens  abweicht. Dann ist es eben nicht der besagte Glaube, denn diese Bereiche sind eben keine Randgebiete, wo die Kirchenlehre unterschiedliche Meinungen zulässt. Sondern sie sind offizielles Bekenntnis und gehören zum Zentrum der Lehre.
Und wenn jemand davon abweicht, dann würde er dadurch nur deutlich machen, dass das Kernstück seines Glaubens – "Allein der Glaube genüge" – bei ihm nicht stimmig im Sinne der evangelischen Lehre ist. Denn wird Wesentliches davon nicht mitgeglaubt, ist es eben auch nicht der nach
CA IV gemeinte Glaube, so wie er "zugerechnet" werden könnte. Und genau deshalb wird ja folglich bei Abweichungen bei den oben aufgeführten Themen (CA I, CA V, CA VIII, CA IX, CA XII) ausdrücklich die angeblich ewige Verdammnis des so angeblich falsch Glaubenden festgeschrieben, auch wenn bei dem Betroffenen alles andere konform wäre. Denn dann wäre es eben summa summarum logischerweise doch nicht der richtige Glaube, weil etwas Wesentliches nicht damit übereinstimmt. Und deshalb heißt es im evangelischen Bekenntnis auch ausdrücklich nicht: Die zugesprochene Verdammnis nach CA I, CA V, CA VIII, CA IX und CA XII gelte nicht, wenn der Betreffende wenigstens den Inhalt von CA IV annehme. Wäre es anders, dann bräuchten die evangelischen Kirchenführer es ja bloß unmissverständlich und unzweideutig sagen. Doch nichts dergleichen. 

Was folgt daraus? Die Menschen sollten sich nicht von den butterweichen Verharmlosungen = Verfälschungen ihrer eigenen Lehre durch die heutigen evangelischen Pfarrer täuschen lassen. Und wer sich evangelisch-lutherisch nennt, der sollte sich diese Lehre konsequenterweise eben in dieser Weise aneignen, wie sie gemeint ist. Mit Jesus, dem Christus und der Wahrheit, die Er brachte, hat die evangelische Lehre aber auch nichts zu tun, genauso wenig wie die römisch-katholische Lehre.

Für den, der hier nun tiefer einsteigen möchte, abschließend noch ein Aspekt, der die Gesamtschau allerdings noch komplizierter macht. Und zwar in folgender Hinsicht: Interessanterweise werden einzig bei der Abendmahlslehre nicht diejenigen verdammt, die es anders glauben. Sondern hier werden ausnahmsweise einmal nicht die betroffenen Personen, sondern "nur" deren Lehre verdammt.
 
Wörtlich heißt der ganze Artikel CA X:

Wobei nicht ganz klar ist, welche "Gegenlehr" genau gemeint ist; die katholische oder die evangelisch-reformierte (wonach Brot und Wein nur Symbole seien), wobei es letztlich auf beide zutrifft.
Wer also den
Artikel CA X nicht so glaubt, den Rest aber schon, würde dann wenigstens derjenige nach evangelisch-lutherischer Lehre nicht ewig verdammt? Dies könnte für den eiskalten protestantischen Intellektuellen logischerweise so sein. Bei den Details der Abendmahlslehre würden Abweichungen evangelischerseits demnach nicht zum Verlust des Seelenheils führen, obwohl die Abweichungen als solche "verworfen" werden. Bei der Kindertaufe z. B. (CA IX) ist es jedoch anders. Hier kennt die Kirche bei Abweichungen nicht die geringste Gnade. Und hier wird ja auch die Kirche in ihrer Substanz und in ihrem finanziellen Mark, nämlich der Mitglieder-Rekrutierung schon im Säuglingsalter, getroffen (siehe dazu Der Theologe Nr. 40).

Einige ausführlichere Gedanken zu diesem Thema siehe auch in Der Theologe Nr. 18.
 
Wem das alles nicht mehr behagt und wer sich nicht mehr mit dieser verwirrenden Gehirn-Akrobatik beschäftigten möchte, der könnte einfach austreten. Schon allein der Kirchenaustritt bringt einen Menschen Gott ein Stück näher. Denn der Schöpfergott wollte niemals eine institutionalisierte katholische oder evangelische Kirche mit Dogmen und Bekenntnissen, die das Gehirn und das Gemüt des Menschen schwer belasten. Und wer austritt, erfüllt deshalb in diesem Aspekt bereits den Willen Gottes. Und der Staat sollte die katholische und evangelische "Wissenschaft" nicht länger mit Millionen und Milliarden von Euro subventionieren, da sie an das Dogma und an das Kirchenbekenntnis gebunden ist bzw. solches von den Theologen im Kirchendienst verlangt wird. Der Staat sollte hingegen nur eine freie Forschung fördern.
Das dadurch eingesparte Geld könnte z. B. für eine gesunde Natur verwendet werden, die überlebenswichtig für den ganzen Planeten ist und für alle seine Bewohner, und wo Menschen z. B. wirkliche Gotteserfahrung machen können
(mehr dazu z. B. in der Schrift Freie Christen Nr. 1).
 



Anhang 6:

Torwart Robert Enke wird nach kirchlicher Lehre
angeblich ewig verdammt


Gigantischer Etikettenschwindel der Kirche in der Öffentlichkeit

12.11. / 29.12.2009 / 27.9.2010 – Der Selbstmord des deutschen Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke (32; Torwart von SV Hannover 96) am 10.11.2009 hat viele Menschen bestürzt und tief erschüttert. Robert Enke litt an schweren Depressionen und hat sich auf einem Bahngleis bei Hannover von einem Regionalzug überfahren lassen. Tags darauf wurde in der Marktkirche in Hannover eine ökumenische Trauerandacht gehalten mit der damaligen evangelisch-lutherischen Landesbischöfin Dr. hc. Margot Käßmann und dem katholischen Pfarrer und Anhänger von Hannover 96, Heinrich Plochg. Der katholische Priester hielt auch die Ansprache bei der großen Trauerfeier am 15.11.2009 in der AWD-Arena. Robert Enke hatte ihm nach einem Spiel einmal seine Torwart-Handschuhe geschenkt. Die Kirchen sind dabei allerdings doppelzüngig. Nach außen bieten sie den Trauernden vermeintlich Trost und Beistand an und organisieren z. B. eine solche ökumenische Andacht oder werden eingeladen, bei Trauerfeiern Reden zu halten. Dabei verschweigen sie den Menschen aber gezielt ihre Lehre, denn diese steigert die Tragödie des Selbstmords ins Unerträgliche hinein, wenn sie stimmen würde. So verschwieg der katholische Priester auch bei der großen Abschiedsfeier für Robert Enke die kirchliche Lehre und versuchte stattdessen mit Worten von der "Nähe Gottes" zu trösten, welche aber seiner eigenen Kirche widersprechen. Und Pfarrer Heinrich Plochg sagte weiter wörtlich: "Er war nicht nur Idol, sondern ein Ideal, ein ideales Vorbild" (stern.de, 16.11.2009). Krasser kann der Gegensatz zur gültigen Lehre seiner katholischen Kirche überhaupt nicht formuliert werden, wonach Robert Enke als Selbstmörder unsere Zivilisation "schändete", "zersetzte" und "entwürdigte" (siehe hier), sich in "die Gewalt des Teufels" begab und die "Rechtfertigungsgnade" damit für immer verloren habe und deshalb den unendlichen Rest seiner ewigen Existenz in die Hölle müsse (siehe hier). Das ist ohne Wenn und Aber die verbindliche römisch-katholische Lehre. Und welcher Katholik das nicht glaubt, müsse deswegen ebenfalls angeblich später in die ewige Hölle. Dann sollte er aber auch gleich aus der katholischen Kirche austreten, denn eine formelle Mitgliedschaft könne solches nicht verhindern. Pfarrer Heinrich Plochg hat die Menschen in der AWD-Arena über die wahren Inhalte des Katholizismus massivst getäuscht.
Der Priester sprach dort auch das Vaterunser in der kirchlichen Fassung, in der es über Gott heißt: "Führe uns nicht in Versuchung!" Das bedeutet in diesem Zusammenhang: Gott habe wohl Robert Enke in Versuchung geführt, uns möge er jedoch davor bewahren. Doch die Worte von Jesus sind in der Bibel falsch überliefert. In Wirklichkeit sprach Jesus nämlich vertrauensvoll über Gott, der keinen einzigen Menschen in Versuchung führt, was auch an anderer Stelle in der Bibel unmissverständlich niedergeschrieben ist (Jakobus 1, 13-15). Denn bei Gott gilt: "Du führst uns in der Versuchung", und das gilt für alle ausnahmslos. So ist der richtige Text, wie ihn die Urchristen beteten. Die Kirchen halten jedoch beim Vaterunser an der falschen Formulierung fest.

Gleich "dreimal" kirchlich verdammt:
Nicht getauft, nicht kirchlich geglaubt und in angeblicher "Todsünde" verstorben

Noch einmal zurück zu der Frage, was nun mit dem Verstorbenen nach römisch-katholischer Lehre geschieht. Robert Enke war erstens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit konfessionslos, erfüllt also nicht einmal die erste aus Sicht der Kirche "heilsnotwendige" Bedingung für das Seelenheil, nämlich eine kirchliche Taufe.* Dass die Taufe für die Kirche tatsächlich "heilsnotwendig" sei, bekräftigt sie vielfach (z. B. unten). Wäre es nicht so, könnte die Kirche ja auch das Instrument der "Nottaufe" abschaffen, mit dem sie bei Todesgefahr einem Menschen schnell noch das "heilsnotwendige" "Sakrament" unter vereinfachten Umständen spenden will, um damit angeblich dessen Seele zu retten. Deshalb ist bei Todesgefahr eines bis dahin Nichtgetauften jedes Kirchenmitglied als Schnell-Täufer autorisiert.

Doch selbst wenn der Torwart noch in letzter Minute von einem Kirchenmitglied "notgetauft" worden wäre, hat er zum zweiten offenbar auch nicht im Sinne der kirchlichen Lehren geglaubt (siehe hier). Und so könnte ihm solches auch nicht für sein "Seelenheil" "zugerechnet" werden, wie es in den Kirchen gelehrt wird. Und drittens ist er in einer nach katholischer Lehre schweren "Todsünde" verstorben, welche sowieso und unmissverständlich angeblich die ewige Verdammnis nach sich ziehe, selbst wenn jemand nach katholischer Lehre die ersten beiden Bedingungen erfüllen würde.
Es besteht also nach gültiger kirchlicher Lehre überhaupt kein Zweifel über das jenseitige Schicksal von Robert Enke, auch wenn die Kirchenführer ihn als Menschen schätzten. Doch die guten Taten, die ein Mensch zu Lebzeiten vollbrachte, sind weder nach katholischer und erst recht nicht nach evangelischer Lehre für das Seelenheil entscheidend, was einige der unten aufgeführten Belegstellen deutlich machen.

Damit eines ganz klar ist: Wir halten die kirchlichen Lehren für grausamen Unsinn, und wir glauben, dass der ewige und liebende Gott den verstorbenen Robert Enke, seine Angehörigen und alle Trauernden trösten möchte wie alle Menschen, die sich in ihrer Not an Ihn wenden und dass Seine Hand sie auch in dieser Situation führen möchte und führt, wenn der Mensch sich führen lässt – die Angehörigen im Diesseits und die Seele von Robert Enke im Jenseits. Auch glauben wir, dass alles von Bedeutung ist, was jemand auf dieser Erde an Ungutem oder an Gutem getan an, ob gegenüber Menschen oder Tieren, denn alles wird im weiteren Leben gerecht gewogen (mehr dazu siehe z. B. Der Theologe Nr. 2 oder Freie Christen Nr. 6). Das ist auch das Urwissen der Menschheit. Gerade deshalb weisen wir auf die maßlose Heuchelei der Kirche und ihrer Oberen hin, die nach außen mitmenschlich tut, jedoch ihre grausame Lehre keineswegs zu ändern gedenkt, wie zuletzt erst wieder der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke betonte.

"Gespaltene Zungen": Sie reden süß und lehren tödlich

Und ein gutes Verhältnis zu Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann und zu Pfarrer Heinrich Plochg und ein guter Charakter reichen eben nach kirchlicher Lehre für Robert Enke nicht für das spätere Seelenheil aus. Und falls die damalige Landesbischöfin das anders sehen sollte, dann müsste ihre Kirche hier sofort ihre Lehre unmissverständlich ändern statt scheinheilig "süß" predigen zu lassen, aber "tödlich bitter" zu lehren und zu verdammen, gleich wie der Katholizismus. Denn dadurch werden die Menschen, die sich damit näher befassen und dies glauben, in noch größere Verzweiflung und Seelenpein geführt.
Andere Gläubige dagegen würden endlich aufbegehren gegen dieses monströse doppelzüngige Gebilde. Würde die Kirche ihren Gläubigen nämlich reinen Wein über die wahre kirchliche Lehre einschenken (auch im Hinblick auf Robert Enke), statt vordergründig mit Worten über Mitmenschlichkeit die Zustimmung der Menschen erheischen zu wollen, dann würden Zehntausende sofort austreten. Und das will die Kirche natürlich verhindern – deswegen das verlogene "Spiel" in der Öffentlichkeit. In indianischen Kulturen würde man von Menschen mit "gespaltener Zunge" sprechen.

Jeder Mensch muss sich letztlich entscheiden: Entweder für einen liebenden Gott und für Menschen wie Robert Enke und seine Angehörigen und Freunde oder für die Dogmen und Bekenntnisschriften der Kirche und gegen Menschen wie Robert Enke und die Hoffnung seiner Angehörigen und Freunde. Beides zusammen geht nicht. Zwar kann eine Frau wie Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann mit ihrem Charme und ihrer Redegewandtheit die kirchliche Lehre eine Zeitlang verschleiern und umnebeln, doch auf Dauer lassen sich die Menschen nicht mehr irreführen, auch nicht durch Dr. Margot Käßmann.

Die Beweise

Hier einige Belegstellen, die das beweisen, was wir oben dargelegt haben:

1) Robert Enke und die Religion: "Ich bin nicht gläubig ... Ich weiß nicht, ob jemand das Leben lenkt. Aber so viel weiß ich: Man kann es nicht ändern." (Frankfurter Rundschau, 24.12.2008)

2) Evangelische Kirche:
– Die Taufe "wirket Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißungen Gottes lauten, da unser Herr Christus spricht bei Markus ...: ´Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammt." (Martin Luther, Kleiner Katechismus, Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Göttingen 1982, S. 516)
– "Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sondern ... so wir glauben, dass Christus für uns gelitten habe und dass uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten und zurechnen ..." (Augsburger Konfession IV, zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
– "Von der Taufe wird gelehret, dass sie nötig sei ..." (Augsburger Konfession IX., zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
– "Wir bekennen, dass die Taufe zur Seligkeit vonnöten sei." (Apologie der Konfession IX.2., zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
"So kann ich auch rühmen, dass die Taufe kein Menschenwerk sei, sondern von Gott selbst eingesetzt, dazu ernstlich und streng geboten, dass wir uns müssen taufen lassen oder sollen nicht selig werden." (Martin Luther, Großer Katechismus, zit. nach
Die Bekenntnisschriften, a.a.O., S. 692)

Und Robert Enke war offenbar weder "nötig" getauft noch hat er in diesem Sinne geglaubt. Und sein "Verdienst" und "Werk" spielen demnach keine Rolle.

3) Katholische Kirche:
"[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter – des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt` (Fulgentius)." (zit. nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 381)
– "Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen ... Er [Christus] schenkt auch jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so dass er die Rechtfertigung und das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet." (zit. nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 369)
– "Was ferner zum Leben selbst im Gegensatz steht, wie jede Art Mord, Völkermord, Abtreibung, Euthanasie und auch der freiwillige Selbstmord ... all dies und anderes Derartiges ist ohne Frage eine Schande, und indem es die menschliche Zivilisation zersetzt, entwürdigt es ... jene, die sich so verhalten ... und widerspricht in höchstem Maße der Ehre des Schöpfers." (2. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 1965, zit. nach Denzinger/Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, Nr. 4327, Freiburg 2009)

Dies und nichts anderes ist die Lehre der römisch-katholischen Kirche. Das bekräftigte am 18.11.2009 noch einmal Bischof Gregor Maria Hanke aus Eichstätt. Es sei an der Zeit, so der Bischof, "dass Christen noch mehr als bisher im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Konstitution ´Gaudium et spes` ihren Weltauftrag wahrnehmen" (domradio.de). Das heißt ganz klar: Demnach habe Robert Enke in Schande dazu beigetragen, die menschliche Zivilisation zu zersetzen und habe sich damit selbst entwürdigt und den Schöpfer entehrt. Denn genau das steht in Gaudium et spes.
– Der Selbstmord zählt deshalb für die katholische Kirche auch unmissverständlich zu den "Todsünden". Und hier nach römisch-katholischer Lehre die angeblichen "Wirkungen der Todsünde: Feindschaft mit Gott: 1680 (Lehrsatznummer nach Denzinger/Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse); Verlust der Rechtfertigungsgnade 1705; Ausschluss aus dem Reich Gottes 835; Überführung in die Gewalt des Teufels 1347 1349 1521 1668; ewige Verdammung, Hölle 780 839 858 1002 1075 1306 ... Die Seelen der in einer aktuellen Todsünde Verstorbenen kommen in die Hölle (228 342) 839 858 926 1002 1075 1306; vgl. M  3d (Verwerfung des Menschen)." (Denzinger/Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, D3b, Freiburg 2009, S. 1634)

Wer also für Robert Enke ist, der sollte unverzüglich aus der Kirche austreten.

Auch Fußballspieler Lukas Podolski droht nach katholischer Lehre die Hölle

Die römisch-katholische Kirche lässt nach ihren Dogmen und Lehrentscheidungen auf diese Weise also nicht den geringsten Zweifel daran, was nach ihrem Glauben mit Robert Enke passiert ist. Den Fußballstürmer Lukas Podolski, damals Spieler von Arsenal London, früher 1. FC Köln, hat sie jedoch bis jetzt genauso getäuscht wie zahllose andere Menschen. Nachdem Lukas Podolski im Länderspiel Deutschland-Elfenbeinküste (2:2) zwei Tore für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geschossen hatte, sagte er: "Alle wissen ja, ich bin Katholik. Die Tore waren für Robert. Der Robert schaut von oben zu" (taz, 21.11.2009). Mit dieser "ketzerischen" Haltung, wonach Robert Enke "oben" sei und damit "gerettet", droht auch Lukas Podolski die Verdammnis, wenn er sie nach entsprechender Aufklärung nicht widerruft. Denn es gilt u. a. der "unfehlbare" Lehrsatz: "Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen" (= verdammt; siehe hier). Derzeit könnte Lukas Podolski nur eventuelle "unverschuldete" "Unwissenheit" noch vor der katholisch geglaubten ewigen Hölle bewahren (siehe hier).

Mit dem christlichen Glauben hat der katholische Glaube jedoch nichts zu tun. Nach urchristlicher Lehre ist die Seele eines Menschen, der den Freitod bzw. Selbstmord wählte, noch so lange "erdgebunden" wie seine Lebensspanne noch gedauert hätte. Die Seele bleibt also – unsichtbar für die Menschen – auf der Erde und bekommt mit, was ihre Angehörigen, Freunde usw. denken und fühlen. Das ist für die Seele mit neuem zusätzlichen Leid verbunden. Doch dieses dauert nicht "ewig". Auch diese Seele wird im Jenseits oder eventuell in einem weiteren irdischen Leben ihren Weg weiter gehen und früher oder später wieder an eine ähnliche Hürde geführt werden, der sie einst durch den Selbstmord entkommen wollte – um die Hürde dieses Mal zu bewältigen.

Zum Thema "Depressionen" siehe auch:
Der Theologe Nr. 48 – Positives Denken und Hilfe und Heilung bei Depressionen

* PS: In manchen Internet-Foren wird zwar spekuliert, Robert Enke könnte römisch-katholisch gewesen sein, weil der katholische Pfarrer Plochg an den Zeremonien anlässlich seiner Beerdigung beteiligt war. Auf allen katholischen Seiten wird solches jedoch nicht bestätigt. Das Engagement des Priesters und Hannover-96-Fans wird stattdessen mit seiner "persönlicher Begleitung der Familie" erklärt und mit den "engen Beziehungen zwischen der katholischen Kirche in Hannover und Hannover 96" (kath-kirche-hannover.de). Außerdem fand die erste Andacht in der evangelischen Kirche statt. Und Robert Enke selbst, der die ersten Lebensjahre in der DDR aufwuchs, bezeichnete sich selbst auch als "nicht gläubig" (siehe hier).
 



Anhang 7:

Nachrichten zur angeblichen "ewigen Hölle"

29.6.2012 – Erzbischof von Bamberg missbraucht Jesus von Nazareth und bedroht austrittswillige Gläubige mit dem "Gericht Gottes" Bei wiesentbote.de, der Online-Zeitung für die Fränkische Schweiz, heißt es am 14.6.2012 über den Auftritt von Erzbischof Schick beim Heilig-Blut-Fest in Burgwindheim: "Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Gläubigen aufgerufen, sich nicht durch VatiLeaks-Berichte oder andere negative Schlagzeilen über die Kirche verunsichern zu lassen ... Vor dem Gericht Gottes, mahnte Schick, werde sich niemand damit entschuldigen können zu sagen: ´Damals gab es VatiLeaks und deshalb habe ich nicht mehr in deiner Kirche, lieber Herr Jesus Christus, mitgemacht. Oder es gab im Bistum Strukturveränderungen, deshalb habe ich mich von der Kirche und meiner Pfarrei zurückgezogen. Weil wir keinen eigenen Pfarrer mehr hatten, habe ich nichts mehr gemacht.` Jesus werde dann fragen: ´Warum hast du nicht auf deine eigene Berufung und Sendung in Taufe und Firmung geschaut und entsprechend gehandelt? Warum hast du nicht geändert, was du hättest ändern können und sollen? Warum hast du nicht nach dem Wort gelebt: ‚Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an‘?`"

Der Missbrauch von Jesus ist massiv, denn in Seinem Gleichnis vom Weltgericht im Matthäusevangelium (Kapitel 25) geht es nicht um Kirchenmitgliedschaften, Taufe, Firmung, Strukturveränderungen und dergleichen, sondern die wirklichen Worte von Jesus, der niemals einen Vatikan, Priester, Säuglingstaufe und Firmung wollte, sind folgende: "Ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht" (Verse 42-43). Darum geht es. Nicht um das Ausharren in einer Institution, bei der Tausende von Kinderschänderverbrechern beschäftigt sind und die auch sonst das Gegenteil von dem tut, was Jesus wollte.

Das "Gericht Gottes", mit dem Erzbischof Ludwig Schick hier droht, füllt die Kirche nun mit den allerschlimmsten Inhalten, die man sich überhaupt vorstellen kann. Es handelt sich nach katholischer Lehre nämlich um eine angebliche unendliche grausamste Verdammnis. Und wofür? Für Völkermord oder andere Bestialitäten? Nein, nicht hier. Hier geht es um den Kirchenaustritt!
Deshalb halten wir dieser Ungeheuerlichkeit zunächst entgegen: Christus ist der Fürsprecher für jeden Kirchenaussteiger. Bereits in der Bibel heißt es wörtlich: "Tretet aus von ihr, mein Volk, damit du nicht mitschuldig wirst an ihren Sünden und mitgetroffen wirst von ihren Plagen" (Offenbarung 18, 4). Denn das fürchten natürlich die Kirchenoberen, die Exzellenzen und Eminenzen, wie die Pest, den Kirchenaustritt, denn von den Steuern der Gläubigen leben sie. Dabei ist die Drohung von Erzbischof Ludwig Schick mit dem "Gericht Gottes" auch innerkirchlich verlogen. Denn die meisten Gläubigen werden von ihrer Kirche auch dann ewig verdammt, wenn sie Kirchenmitglieder bleiben und glauben, ihrer Taufe und Firmung treu zu sein. Eine kleine Auswahl von vielen Hundert Verfluchungen findet sich in Der Theologe Nr. 18. Und nahezu jeder Katholik ist von mindestens einer dieser Verfluchungen getroffen (wenn Sie es nicht glauben, machen Sie selbst den Test), die für alle Ewigkeiten gelten soll. Aber die Kirchensteuer, die Spenden und am Ende vielleicht gar das Erbe des Verfluchten nimmt die Kirche gerne.

Doch zurück zu Jesus von Nazareth: Selbst bei allerschlimmsten Verbrechen spricht Jesus auch laut Bibel nicht von einem unendlichen Leid, sondern von "Äonen" langem Leid, das aber irgendwann zu Ende ist, wenn die Schuld nach dem Gesetz von Saat und Ernte gerechterweise abgegolten ist. So heißt es z. B. an anderer Stelle im Matthäusevangelium über dieses Gericht: "Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast." (5, 26)

 


 

Weiterführende Literatur zum Thema:
Freie Christen Nr. 1 – Gott wohnt nicht in Kirchen aus Stein. Darum treten Sie aus, Sie sind nicht allein.

Der Theologe Nr. 1 – Wer folgt Luther nach, und wer folgt Christus nach?

Der Theologe Nr. 2 – Reinkarnation: Wer nützt die Zeit auf der Erde?

Der Theologe Nr. 9 – Todesfalle Kirche – Warum musste Anneliese Michel sterben?

Der Theologe Nr. 18 – Der Glaube der Kirche

Der Holocaust und die kirchliche Lehre von der ewigen Verdammnis in: Der Theologe Nr. 4

Sowie aktuell:
Der Theologe Nr. 104 – Jenseitsvorstellungen der Priesterreligionen und der Freie Geist
 

"Papst Franziskus und die Höllenlehre der Kirche" auch als TV-Lesung bei der_papst_und_die_hoelle


PS: Manche Leser weisen uns darauf hin, dass Ihrem Glaube zufolge Jesus von Nazareth doch ein "Sühnopfer" gebracht habe, um alle Menschen von einer angeblich ewigen Hölle zu befreien. Diese Lehre entstammt jedoch archaischen Götzenopferkulten aus der Zeit der Vielgötterei und wurde von einer sich neu formierenden Priesterkaste zu Unrecht auch auf Jesus von Nazareth übertragen. Sie setzt einen strafenden grausamen Gott voraus, der ein solches "Sühnopfer" gebraucht habe und damit einen ganz anderen Gott als den, den uns Jesus von Nazareth nahe gebracht hat. Mehr dazu in:
Der Theologe Nr. 58 – Der Kreuzestod von Jesus war der Wille Seiner Gegner. Was bedeutet "Erlösung" durch Christus?

 

Die Studie  kann wie folgt zitiert werden:
Der Theologe, Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 19: Es gibt keine ewige Verdammnis – auch nicht in den Bibeln, Wertheim 2006, zit. nach theologe.de/theologe19.htm, Fassung vom 13.8.2023;
Copyright ©, Impressum und mehr zum Autor dieser Studie siehe hier.

 

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