Der Theologe Nr. 19, aktualisiert am 25.12.2024
Einleitung:
Die Katholische Kirche und ihre Abspaltung Evangelische Kirche entwickelten im Gegensatz
zu Jesus von Nazareth eine Lehre von angeblich unendlichen Höllenqualen nach dem
Tod, wobei man sich an grausamen
Denkweisen antiker Götzenkulte bzw. Religionen orientiert
hat.
Diese Vorstellungen sind das Wesensmerkmal des "Systems Baal",
wie man die widergöttliche Macht zusammenfassend bezeichnen kann, deren Ziel es war und ist, die
ursprünglich gute göttliche Schöpfungsordnung zu vernichten und stattdessen ein eigenes
Herrschaftssystem im Gegensatz dazu zu errichten. Bei Gott, dem Ewigen, dem Freien Geist,
gibt es also keine ewige Verdammnis, wie alle wahren Gottespropheten bis in die
Gegenwart lehrten und lehren.
Die Kirchen berufen sich bei ihren Glaubensmeinungen
vor allem auf die Bücher der
Bibel, die in der heute noch üblichen Auswahl (die allerdings je nach
Kirche und Konfession abweichen kann) von ihren eigenen Theologen im 3.
und 4. Jahrhundert zu "Gottes Wort" erkoren wurden. Doch
auch dort kann eine angeblich ewige Verdammnis nicht eindeutig abgeleitet
werden. Obwohl kirchliche und auch evangelisch-freikirchliche Schriftgelehrte
versuchen, diese satanistische Vorstellung auch in Schriften ihrer Bibeln zu verankern, ist dies aufs Ganze gesehen nicht
seriös, denn nachweislich bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die
ursprünglichen Autoren bei den dafür in Frage kommenden Bibelstellen etwas anderes gemeint. Die Lehre
von einer ewigen Verdammnis wird
von den Institutionen Kirchen in der Regel also in einzelne Sätze ihrer Bibeln hinein
projiziert, damit das in ihrer Geschichte ärgste Einschüchterungsinstrument für die
Gläubigen nicht abgeschwächt wird, wie wir nachfolgend genauer darlegen.
(Zu anderen Religionsmeinungen
zu dieser Thematik siehe im weiteren Verlauf
hier.)
Beim Thema
"Jenseits" zeigt sich besonders die dunkle Macht der jeweiligen
Priesterkaste einer bestimmten Religionsausprägung. Denn immer waren und sind es Priester und Vertreter äußerer
Religionen,
welche die Menschen mit ihren Jenseitsvorstellungen und Höllendrohungen
einschüchtern, von denen dann lügenhaft behauptet wird, sie kämen von
"Gott".
Deren
Inhalte können dann in der materiellen Welt nur geglaubt oder nicht geglaubt, aber nicht nachgeprüft werden. Die Priester
und Theologen versuchen
also, Menschen dadurch gefügig zu machen und an ihr religiöses Zwangskorsett zu
binden, indem sie Bedingungen
festlegen, die angeblich über ein Wohlergehen und Leiden im jenseitigen
Weiterleben entscheiden sollen. Doch bei Gott gibt es auch keine Priester.
Niemals hat Er Priester, Theologen, Pfarrer oder Pastoren eingesetzt oder das Schreiben
eines Bibel-Buches veranlasst, das dann angeblich nur von theologisch versierten Schriftgelehrten
richtig ausgelegt werden könne, wie diese rechthaberisch von sich behaupten.
Kirchliche Religion und die Eskalation der Grausamkeiten
In den meisten Religionen werden
im Hinblick auf die jeweiligen Jenseitsvorstellungen vor allem Taten der Verstorbenen
"gewogen"
und als Maßstab für den behaupteten jenseitigen Bestimmungsort zugrunde gelegt.
Die Bewertung erfolgt dann in dem Sinne, was für die jeweiligen Priester
"gute"
oder
"böse"
Taten seien. Und zu letzteren gehören meistens auch Abweichungen von der
herrschenden Religionsvorstellung. In der römisch-katholischen Kirche und dem
aus ihr entstandenen Protestantismus ist dies am
deutlichsten und in seinen behaupteten Folgen am schrecklichsten ausformuliert. Abweichende Meinungen vom kirchlichen Dogma,
so genannte
"Häresien",
"Ketzereien"
oder
"Irrlehren"
oder bereits Zweifel am Dogma sollen im Todesfall –
und das ist vielhundertfach dokumentiert
– eine "ewige
Hölle"
zur Folge haben, auch wenn der von der Kirche deshalb Verfluchte ein ethisch
vorbildliches und gutes Leben führte – bis dahin, dass er sogar sein Leben für andere
geopfert hat.
Dies zählt für die römisch-katholischen
Dogmen-Erfinder nämlich ausdrücklich nicht zu seinen Gunsten, wenn er nicht
gleichzeitig Mitglied der Kirche
war.
Die so genannte
"Häresie",
der angebliche "Irrglaube",
gilt dort also als besonders böse, bei den Protestanten analog dazu die Nichtannahme
des evangelischen Glaubenskonstrukts in der Nachfolge Martin Luthers und anderer
ähnlich denkender Theologen.
In diesem Licht betrachtet könnte man die Religion der Kirche als eine Eskalation der
Grausamkeiten bezeichnen, was vor allem an den
zynischen und Gott verhöhnenden Ausführungen des kirchenheilig gesprochenen
Kirchenvaters Augustinus
(siehe unten)
deutlich wird, der bis heute als
jenseitiger Ratgeber für Päpste
angerufen wird, zum Beispiel von dem an Silvester 2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI.
Diese Eskalation des
Grauens hat
die Kirche dann auch durch ihr Jahrhunderte langes Schreckensregiment auf der
Erde mit
grausamer Inquisition, Kreuzzügen oder Verbrennungen von so genannten
"Hexen"
oder
"Häretikern"
bewiesen.
Doch worum geht es bei der kirchlichen Lehre einer
angeblichen ewigen Verdammnis nun genau?
Die römisch-katholische Kirche hat diese Lehraussage unumkehrbar als ihre
Glaubens-"Wahrheit" und damit als "Dogma" definiert,
was z. B. nachzulesen ist in dem Nachschlagewerk
Josef Neuner – Heinrich
Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neu bearbeitet
von Karl Rahner und Karl-Heinz Weger,
Regensburg 1971, 13. Auflage 1992, ISBN 3-7917-0119-3.
Dort ist dieser Glaube vor allem niedergelegt in den dogmatischen Lehrsätzen
Nr.
891 bis 905.
Ewig verdammt würden demnach alle, welche die
römisch-katholische Lehre nicht vollständig annehmen und nicht die
"Entschuldigung" einer
"unverschuldeten
Unkenntnis"
haben. Belege hierfür finden sich im Einzelnen aufgeführt in
Der Theologe Nr. 18.
Die evangelisch-lutherische Kirche und die anderen evangelischen Kirchen
haben am Kern dieser Lehre nichts geändert. Sie haben allerdings den Kreis der
angeblich
"ewig
Verdammten"
anders definiert als die Papstkirche in Rom. Viele aus katholischer Sicht ewig
Verfluchte seien demnach durch den evangelischen Glauben gerettet, der ihnen
nach dem Hören der evangelischen Predigt und dem Empfang der evangelischen
so genannten Sakramente "geschenkt" würde (siehe Augsburger
Konfession, CA V). Die umgekehrt aus evangelischer
Sicht angeblich ewig Verfluchten trifft es insofern besonders hart, da sie
während ihres Erdenlebens aus freiem Willen ihr Schicksal angeblich gar nicht
hätten wenden können
(vgl. Augsburger Konfession, CA XVIII).
Sie wären vielmehr vom Teufel selbst in die Hölle hinein geritten worden, ohne dass
sie das hätten verhindern könnten, wie beispielsweise Martin Luther in seiner
Schrift Vom geknechteten Willen
grundlegend
darlegt
(siehe dazu
#Keine_Seligkeit).
Martin Luther spricht in der Konsequenz dieser Lehre folglich auch von einer
Vorherbestimmung zur ewigen Verdammnis, einem
schrecklichen Lehrkonstrukt, das an Grausamkeit gar nicht
zu überbieten ist.
Und auch für die Lutherkirchen
zählen die guten Taten der Menschen nach ihrem Tod nichts, wenn sie nicht vor
ihrem Tod zu Gläubigen der von Romkirche abgespaltenen evangelischen
Kirchenlehren geworden sind.
Außerdem hat die evangelische Kirche die Lehre vom
"Fegefeuer"
als der katholisch geglaubten schmerzhaften Läuterungs-Vorstufe zu deren
Himmelsvorstellung gestrichen, so dass es aus evangelischer Sicht nach dem
Tod angeblich sofort heißen soll: Angeblich
"Hölle
pur"
oder
"Himmel pur".
Demgegenüber glaubt die römisch-katholische Kirche für eine dritte Gruppe von
Menschen (neben den angeblich Geretteten und angeblich Verfluchten) noch an dieses
angeblich "reinigende"
"Fegefeuer"
vor dem späteren Eintritt von angeblich "Geretteten" in den Himmel.
Bei diesem Thema möchten wir vorab auch noch eines klarstellen: Wenn
wir darlegen, dass die ewigen Höllenlehren nicht zwangsläufig ihren Bibellehren
entsprechen, sondern dass die von den Ewige-Höllen-Gläubigen ins Feld geführten Bibelstellen auch ganz anders verstanden werden können
und in der Regel auch anders gemeint waren,
dann geht es uns nicht darum, die Bibeln der Kirchen oder einzelne ihrer Inhalte damit zu verteidigen.
Sondern uns geht es darum, das grausame Gottesbild der Kirchen und teilweise
auch ihrer Bibeln zu entlarven. Denn auch die Kirchenbibel lehrt vielfach
Grausames, was Priester und Theologen dort hinein geschrieben
haben (wie es zum Beispiel
der Gottesprophet Jeremia bereits entlarvt hat)
und was mit Gott und Christus nichts zu tun hat
(vgl. dazu
Der Theologe Nr. 8 – Wie der Teufel in der Bibel hauste).
Doch selbst die Bibeln lehren aufs Ganze gesehen zumindest keine ewige Verdammnis.
Ewige Hölle
für alle? |
Wenn bibelgläubige Theologen der Kirchen oder Prediger aus so
genannten Freikirchen jedoch streiten
oder diskutieren wollen und wenn sie ihre Verdammnislehren trotz der
nachfolgenden Darlegungen weiterhin mit ihren Bibeln begründen wollen, dann mögen
sie dies tun. Es gibt eben bekanntlich ebenso viele Bibel-Interpretationen wie es kirchliche
Gruppierungen gibt, und jede behauptet für sich, die Bibeln richtig zu
interpretieren. Doch wenn der Tag gekommen sein wird und sie für ihre Lehren und
ihre behaupteten grässlichen Folgen
Rechenschaft ablegen müssen, dann wird ihnen vielleicht auch folgende Frage
gestellt:
"Hättet ihr eure Bibel mit Herz und Verstand gelesen, dann hättet ihr manches anders
verstehen können. Doch was ist aus eurem Herz geworden und was aus eurem
Verstand? Wer seid ihr
wirklich hinter eurer frommen Maske?" Die Spur führt, wie wir
nachfolgend darlegen, zum System Baal, den Manifestationen dämonischer Grausamkeiten, das
eben auch eine katholische und mehrere evangelische Gewandungen hat.
Zu Beginn der nachfolgenden Untersuchung zunächst einige
kirchliche Lehrdokumente im Wortlaut. Anschließend gehen wir der Frage nach, welcher Zusammenhang zwischen Folter und Scheiterhaufen
der Inquisition im Laufe der Kirchengeschichte einerseits und der kirchlichen Lehre der ewigen Verdammnis
andererseits besteht. Weitere
Inhalte siehe im nachfolgenden
Inhaltsverzeichnis:
a)
Quellentexte zur römisch-katholischen Kirche:
|
Beide Großkirchen lehren eine
jenseitige ewige Verdammnis, in der die davon Betroffenen furchtbare Qualen
erleiden sollen. Bevor diese Lehre hier näher untersucht wird, jedoch zunächst
ein Blick ins Diesseits. Denn den kirchlichen Jenseitslehren entsprechen
teils furchtbare kirchliche Praktiken im Diesseits. So haben Kirchenlehrer
im Laufe der Geschichte auch bestialische Folter- und Hinrichtungsmethoden
gegenüber Andersdenkenden erfunden, die den Eindruck erwecken, als seien sie ein
Vorgeschmack auf die geglaubte ewige Verdammnis; nachzulesen z. B. unter
LInquisition.htm. Nachfolgend hier ein Ausschnitt
aus diesem Text:
"Da gab es z. B. die Wasserfolter: Der Körper des
Angeklagten wurde auf einer schräg liegenden Tischplatte festgebunden oder an
straff gezogenen Seilen frei in der Luft schwebend nur von einem Schemel in der
Körpermitte gestützt. Dann musste das Opfer Unmengen von Flüssigkeit schlucken:
6 Liter bei der kleinen, 12 bei der großen Wasserfolter. Wer die Zähne zusammen
presste, dessen Mund wurde vom Henker mit einer eisernen Zange aufgerissen. Der
goss dann weiteres Wasser aus einer Literkanne in den Mund des Gequälten. Viele
der Opfer erstickten daran, oder sie platzten regelrecht, da After und Harnröhre
verstopft oder zugebunden worden waren ... Auch die so genannte ´Judaswiege`
hatte es in sich. Das Inquisitionsopfer wurde mithilfe einer Seilwinde nach oben
gezogen und auf die Spitze einer hölzernen Pyramide gesetzt. Sein ganzes Gewicht
ruhte nun nur noch auf der Scheide oder dem After, dem Hodensack oder dem
Steißbein. Die Qual wurde noch dadurch vergrößert, dass der Folterer das Opfer
hochzog oder herabließ, es schaukelte oder immer wieder auf die Spitze fallen
ließ ... Allein schon die bloße Aufzählung der Folterwerkzeuge – der
Daumen- und Knieschrauben, der eisernen Mundsperren, der Werkzeuge zum
Brandmarken, der Halsgeigen und Halsketten, der um den Hals gehängten
´Rosenkränze` (Länge ein Meter, Gewicht circa acht Kilo), der im Nacken des
Ketzers verschlossenen Eisenringe, der eisernen Käfige, der Kopfpressen und
Schädelschrauben, der Kettengeißeln, der gedornten Halskrausen, der
Zwangsgürtel, der mit scharfen Zacken besetzten ´spanischen Kitzler`, der
Scheren, Platt- und Kneifzangen, des Folter-Rades usw. usf. – vermag die
perverse und erfinderische Leidenschaft der Inquisitoren und ihrer Helfershelfer
zu bezeugen, demonstriert die ungeheuerliche, das kirchliche Christentum
[Anmerkung: da die Kirche den Namen Christus nur
missbraucht, sprechen wir lieber von "kirchlicher Religion"] vor
allen anderen Religionen auszeichnende ´Passion der Grausamkeit`.
Man mauerte die Opfer ein oder ließ sie – als Zeichen der Gnade der Tyrannen! –
langsam verhungern, man ertränkte sie in Fässern, die mit Urin oder Jauche
angefüllt waren, man schnitt oder sägte ihre Zunge ab oder brannte sie aus, man
röstete die Ketzer auf glühendem Eisen oder erstickte sie durch das Anzünden
feuchten Strohs. Nach der Erfindung des Schießpulvers ließ man dieses in ihrer
Nähe explodieren, so dass es die Brust der armen Opfer aufriss. Der (Un-)Geist
der Grausamkeit fand immer neue Mittel, um die Qualen
der Inquisitionsopfer zu vergrößern." (zit. nach Hubertus Mynarek, Die
neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999)
Die Anhänger religiöser Minderheiten wurden also
schon zu deren Lebzeiten mit teilweise unvorstellbarer Niedertracht von der
Kirche verfolgt und getötet. Der gelegentliche kirchliche
Rechtfertigungsversuch, die Andersgläubigen wären letztlich von
staatlichen, nicht von kirchlichen Behörden hingerichtet worden,
und die Kirche hätte sogar um die "Schonung des Lebens" gebeten, ist hierbei
eine an Zynismus kaum mehr zu überbietende Verfälschung der Tatsachen. Denn
tatsächlich waren die staatlichen Behörden nur die Büttel der kirchlichen.
Die kirchlichen Behörden bzw. die von diesen vertretenen kirchlichen Lehren
waren die Inspiratoren oder die direkten Weisungsgeber. Und schließlich war die
teilweise vorgeschriebene Bitte um "Schonung" nur eine geheuchelte formale Floskel mit gegenteiligem Inhalt als die Worte
vordergründig zunächst suggerieren, was unbestritten ist.
Im evangelischen Lexikon
Theologische Realenzyklopädie, Bd. XVI., Berlin, New York 1987 heißt es dazu
wie folgt über die Inquisition:
"Noch im 12. Jahrhundert galt im kanonischen Recht der Grundsatz, dass ein
Geständnis nicht durch Folter erzielt werden dürfte"
(S. 192), wobei es sich hauptsächlich um "Streckbett, Wippgalgen und
Versengen der Füße" handelte (so das ebenfalls evangelische Standard-Lexikon
Religion in Geschichte und Gegenwart, RGG). "Seit den dreißiger Jahren des
13. Jh. kam sie [die Folter] aber bei einzelnen Gerichten zur Anwendung und
wurde in der von [Papst] Innozenz [IV.] erlassenen Bulle Ad extirpanda (1252)
ausdrücklich toleriert."
Im Hinblick auf spätere Zeiten heißt es schon etwas deutlicher:
"Die Inquisition hat also den
Vorreiter in der Anwendung der Folter in Religionssachen gespielt, und ihre
Regeln sind zur Norm geworden."
Mit anderen Worten: Die Folter kam zunächst durch die Anordnungen der
katholischen Inquisition in die Prozesse um den Glauben der Angeklagten hinein.
Da das Opfer in einem Prozess aber laut Gesetz nur
einmal gefoltert werden durfte, wurde das Verfahren "nach jeder Sitzung
´unterbrochen` und später dann ´fortgesetzt`", "so dass es zu vielen Tagen
Folter kommen konnte, die nur als
eine Folterung zählten".
Weiter heißt es wörtlich in der Theologischen Realenzyklopädie:
"Geständnisse, die unter Folter gemacht wurden, galten
nicht, wenn sie nicht anschließend außerhalb der Folterkammer bestätigt wurden:
Ein solches Geständnis galt als frei und nicht unter Zwang abgelegt."
Doch dies wurde von den Kirchenbeamten und kirchlichen Staatsbeamten
unterlaufen. Denn: "Wer [außerhalb der Folterkammer]
darauf bestand, sein Geständnis zurückzuziehen, wurde als unbußfertiger Ketzer
behandelt und war dementsprechend [auch] dem Feuertod verfallen."
Das Opfer der Kirche hatte in einer solchen Situation also
keine Chance, selbst wenn der Betroffene auch nach kirchlicher Lehre unschuldig
gewesen wäre. Entweder er wurde als (unter Folter) "geständiger"
oder als (nach Widerruf) "unbußfertiger" Ketzer hingerichtet. Hierzu wurde
der von der kirchlichen Inquisitionsbehörde gefolterte und "überführte"
Andersgläubige nun tatsächlich "weltlichen" Vollstreckungsorganen zur
Hinrichtung übergeben, wie Kirchenvertreter manchmal scheinheilig säuseln, um
die eigene kirchliche Schuld kleiner erscheinen zu lassen.
Doch auch der staatliche Henker und seine Vorgesetzten wollten ja nichts
anderes sein als die treuen Söhne und Töchter ihrer Kirche.
Und hierbei ist
nun wesentlich: Den Juristen samt ihren Vollstreckern war von vorne herein
klar (!), dass die manchmal formal ausgesprochene "Bitte um Schonung" des
Verurteilten durch das Inquisitionsgericht nur eine heuchlerisch-zynische
Leerformel war (!), womit die Kirche formal den Anschein erwecken wollte, es sei
nicht sie, die sich mit Blut beflecke, was ja bis heute von den Päpsten so
proklamiert wird. Das also steckte hinter der "Bitte um Schonung", wenn sie
vorgetragen wurde, und jeder wusste, dass sie nicht ernst gemeint war. Es ist
vergleichbar der Scheinheiligkeit bei einer Papstwahl, wo der neu gewählte Papst
das Amt formal erst zweimal ablehnen müsse, bevor er beim dritten Mal die Wahl
annimmt.
Das römisch-katholische Lexikon für Theologie und Kirche (1996)
schreibt zu diesem Sachverhalt betreffs der Schonungsbitte deshalb auch
unmissverständlich: "Zu berücksichtigen ist, dass die Übergabe z.
Verbrennung an den welt. Arm erfolgte, weil die Kirche keine
Blutgerichtsbarkeit ausüben durfte, der dabei ausgesprochenen Bitte um Schonung
des Lebens aber kaum zu entsprechen war, da diejenigen, die diese Vollstreckung
nicht zuließen, selbst exkommuniziert u. der Häresie angeklagt wurden" (S. 528).
Hätte eine staatliche Behörde die formale "Bitte um Schonung" also
ernst genommen, hätte man ihren Vertretern anschließend ebenfalls den Prozess
gemacht und sie hinrichten lassen.
Aus diesem Grund darf Kirche grundsätzlich nie nach schönen oder honorigen
Worten von Kirchenführern, Priestern oder Pfarrern gemessen werden, sondern immer nach ihren Taten, da die Worte
demgegenüber in unzähligen Fällen heuchlerisch und
scheinheilig sind.
Und so weit zunächst zu den
irdischen Qualen, die Menschen von der Kirche bzw. auf deren Veranlassung
zugefügt worden sind.
Eine Steigerung der hier dargelegten bzw.
angedeuteten "irdischen"
Verfolgung war nun nur noch denkbar durch Ausdehnung der Grausamkeiten
ins Unendliche. Und hier liegt eine wesentliche tiefenpsychologische Wurzel
kirchlicher Verdammnislehren. Und ein perverser Sadismus kirchlicher Täter bei
den Inquisitions-Tribunalen ist vielfach nachgewiesen. Auch die oben dargelegten
zynischen juristischen Praktiken zeigen dies auf. Hinzu kommen dann die mit
Worten nur unzureichend wiedergebbaren Folter- und Tötungsmethoden unter den
Augen der Peiniger, wie etwa bei
LInquisition.htm
nachlesbar.
Weiterhin lässt sich – zunächst allgemein gesprochen – die sadistische Sucht
belegen, die Qualen von Opfern immer weiter steigern zu wollen. Doch was geschah
in dem Augenblick, als das Opfer an den Folterungen gestorben war oder die
Hinrichtung vollzogen war? Dann konnte ein triebhafter Sadismus – möglicherweise
in Verbindung mit höchster sexueller orgiastischer Erregung – nicht weiter
erregt und eventuell befriedigt werden, höchstens noch bei Menschen mit einem
krankhaften Trieb zur Leichenschändung. Eine weitere Steigerung wäre jedoch
gedanklich unter der Voraussetzung möglich, dass das Opfer nun nicht etwa von
seinem bestialischen Leiden erlöst sei, sondern dass erst jetzt die noch
brutaleren Qualen für das Opfer beginnen würden und diese auch nie mehr enden
würden – keinen Augenblick und ohne Pause. Diese an Sadismus nicht mehr zu
überbietende Denkmöglichkeit bietet solchen krankhaften und kriminell
veranlagten und womöglich seelenlosen Menschen nun die Lehre der
römisch-katholischen Kirche, und zwar sogar als unumstößliche und "unfehlbare"
Glaubenswahrheit, im Details ausformuliert durch den kirchenheilig gesprochenen
Kirchenlehrer Augustinus. Es handelt sich um
die Lehre der Kirche zur ewigen Verdammnis, die später auch von den
evangelischen Kirchen übernommen wurde. Die Qualen würden also durch den Tod des
Opfers nicht wirklich unterbrochen, da nun das angeblich ewige Feuer
fortsetze, was das zeitliche Feuer vorbereitete.
Den "Herren der Kirche" hat es nicht gereicht, Andersgläubige in ein angeblich "ewiges Höllenfeuer" zu schicken. Sie wollten schon auf dieser Erde hautnah erleben, wie ihre Nächsten bei lebendigem Leibe unter unsäglichen Schmerzen im Feuer verbrennen.
Die hier vorgetragenen Gedanken sind ein Ansatz, das Grauen zu erklären, indem man von den Folter- und Tötungsmethoden zurück auf die Lehre von der ewigen Verdammnis schließt. Tiefenpsychologisch ist jedoch auch der umgekehrte Schluss nachgewiesen – von den kirchlichen Verdammnislehren hin zu Folter und Mord. So glaubte zum Beispiel der Seefahrer und Entdecker Christoph Kolumbus, dass "die Versklavung von Nichtchristen mit der Begründung gerechtfertigt sei, dass Heiden ohnehin zur ewigen Verdammnis verurteilt seien" (Friedhelm von Othegraven, Litanei des Weißen Mannes, Struckum 1986, S. 102). Kolumbus kidnappte aus diesem Grund offenbar ohne große Gewissensbisse zahllose Indianer und verschleppte sie nach Spanien, allein im Februar 1495 vier Schiffe mit je 500 Indianern im Alter von 12-35 Jahren (S. 101). Einer der Auftraggeber für den Sklavenkauf und -verkauf war der römisch-katholische Bischof Rodriguez de Fosca.
Indianer wurden von den
römisch-katholischen Eroberern vielfach entweder versklavt oder hingerichtet.
"Beliebt"
war das gleichzeitige Aufhängen und Verbrennen von jeweils 13 Indianern "zu Ehren von Christus und den 12 Aposteln", in Wirklichkeit zu deren
Verhöhnung.
Die Füße der amerikanischen Ureinwohner berührten gerade noch das Holz des
Scheiterhaufens. Mit dem Wegbrennen des Holzes zog sich gleichzeitig der Strick
um den Hals zu. Das erschien den Kirchenangehörigen als nicht so schlimm. Sie
führten die Nichtkatholiken mit der Hinrichtung ja nur etwas schneller der
angeblich "ewigen Verdammnis"
zu, wo es für die Opfer der Kirche angeblich noch schlimmer kommen würde. Und
dabei hatten sie sogar noch die große "Chance", sich während des
langsamen Versengt-Werdens auf diesem Spezial-Scheiterhaufen zur Kirche bekehren zu
können und der angeblich "ewigen Verdammnis"
dadurch in den letzten Sekunden ihres irdischen Lebens noch zu entgehen. Zudem
konnten sie nun auf der Erde niemanden mehr zum "falschen Glauben"
verführen. Also für jemanden, der an die kirchliche Lehre von der ewigen
Verdammnis glaubt, gar nicht einmal eine so schlimme Sache, sondern eine
nochmalige "Hilfe"
zur Bekehrung, eine Art letzte "Gnade", welche die kirchliche
Teufelei zu gewähren vorgibt.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden,
dass die Lehre von der ewigen Verdammnis zu einer wüsten Enthemmung der
kirchlichen Glaubensrichter und ihrer Schergen gegenüber den nach ihrer Meinung
von der ewigen Verdammnis Betroffenen beiträgt.
Denn nach der Lehre der katholischen und evangelischen Kirche konnten auch die
furchtbarsten Inquisitoren und Folterknechte davon ausgehen, dass alles, was sie
ihren Opfern antun, noch lange nicht so schlimm sei als das, was das Opfer nach
dem Tod angeblich in der Hölle erwarten würde.
Diese konfessionelle und vom deutschen Staat bis heute mit
Milliarden an Euro subventionierte Lehre
konnte sogar dazu führen, dass sich der kirchliche Inquisitor mit gutem Gewissen
die allerschlimmsten Foltermethoden ausdachte.
Er kann sich nämlich in diesem kirchlichen Milieu damit rechtfertigen, dass er
damit alles Menschenmögliche getan habe, um das Opfer in seinen letzten
Lebensminuten doch noch dazu zu bringen, sich der Kirche zu unterwerfen und
damit der vermeintlichen ewigen Verdammnis zu entgehen.
Zusammenfassend kann man sagen: Ob man mehr
einen kausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang von der Inquisition zur Lehre von
der ewigen Verdammnis annehmen sollte oder vor allem umgekehrt, von der
Verdammnislehre zur Inquisition, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Eine
Wechselwirkung kann jedoch nicht bestritten werden.
Inwieweit sich die Kirche bei
ihren Verdammnislehren auf die Bibel berufen kann, gilt als umstritten. Im
krassen Gegensatz zur Bibel stehen zunächst die Auswahlkriterien der Kirche für
Seligkeit oder Verdammnis. Denn in der Bibel, sowohl im Alten als auch im
Neuen Testament, wird das Gesetz von Saat und Ernte gelehrt. Demnach erntet
derjenige Gutes, der zuvor Gutes gesät hat. Und derjenige erntet Böses, der
zuvor Böses gesät hat (vgl. dazu
Der Theologe Nr. 2).
Diesen Gedanken hat die Kirche zwar ansatzweise in ihre Glaubenslehre mit
eingeflochten, wenn z. B. die katholische Kirche lehrt, wer im Zustand einer
schweren bzw. einer Todsünde sterbe, müsse in die Hölle. Doch sowohl gemäß der
katholischen als auch der evangelischen Lehre soll sozusagen in letzter Sekunde
auf dem Sterbebett noch Vergebung durch einen Priester oder Pfarrer und damit
noch eine 180-Grad-Wende von der Hölle in den kirchlich geglaubten Himmel
möglich sein. So könnte auf diese Weise z. B. ein Massenmörder doch noch in den
Himmel kommen. Seine Opfer müssten jedoch in die Hölle, wenn sie vor ihrem Tod
bewusst keine gläubigen Katholiken oder Protestanten waren.
Solche Lehren lassen sich jedoch nicht einmal mit der im Laufe von
Jahrhunderten von Priestern und Schriftgelehrten maßgeschneiderten Kirchenbibel
rechtfertigen. Sie sind durch
Jahrhunderte lange Indoktrination allerdings tief im Unterbewusstsein vieler
Menschen gespeichert, was z. B. auch der bekannte katholische
Fernseh-Entertainer Harald Schmidt in einem Interview bestätigte, als er sagte:
"Auf dem Sterbebett werden alle katholisch. Diese Erfahrung habe ich selbst
gemacht, denn ich war während des Zivildienstes in einer Pfarrei beschäftigt. Da
wurde der Pfarrer von so genannten Atheisten schreiend ins Krankenhaus geholt,
wenn der Tumor im Endstadium war."
(Interview mit der Weltwoche, zit. nach idea-spektrum Nr.
30/31/2005)
Doch den wenigsten auf diese Weise Sterbenden wird
bewusst sein, welche umfassenden Bedingungen die Kirche an den Eintritt in den
von ihr gelehrten
"Himmel" knüpft und welche
Ausschlusskriterien es gibt. Andere Katholiken wissen es zeitlebens nicht.
So gesehen wird der Priester den in letzter Minute Bekehrten und manchen anderen
vielleicht mit Worten in Richtung Himmel heben. Doch innerlich weiß er, dass er
ihn trotzdem in Richtung Hölle schicken muss. So mancher Priester verdrängt
aber diesen Zwiespalt und schiebt das angebliche "Geheimnis Gottes" davor, und mancher betrinkt
dies noch mit reichlich Alkohol. Entscheidend ist in solchen dramatischen
Situationen auch, dass die Kirche oft noch das Vermögen des Verstorbenen erbt.
Und um das Erbe auch tatsächlich erschleichen zu können, erscheint es natürlich
als Vorteil, wenn der Sterbende in dem aus kirchlicher Sicht falschen Glauben belassen
wird, mit seinem Tun der
ewigen Verdammnis entgehen zu können bzw. seine Leidenszeit im angeblichen Fegfeuer
verkürzen zu können (siehe dazu: Will Durant, Kulturgeschichte der
Menschheit, Band 6, München 1978, S. 454).
Der Theologe
Nr. 68 zählt Beispiele dafür auf,
wer alles nach römisch-katholischer Lehre in die Hölle muss. Biblisch ist das –
wie bereits gesagt – nicht, denn in ihren Bibeln, auf die sich die
Konfessionsvertreter berufen, geht es nur um das Verhalten der
Menschen während ihres Erdenlebens, nicht um das Für-Wahr-Halten irgendwelcher
Glaubenslehren oder Dogmen oder um angebliche Letzte-Minuten-Rettungseinsätze
von Priestern, Pfarrern oder Predigern.
An dieser Stelle möchten wir kurz darlegen, wovon
wir als Verfasser dieses Textes ausgehen. Wir glauben nicht an eine ewige
Verdammnis. Und es spielt für unseren Glauben auch keine Rolle, ob die
kirchlichen Lehren einer unendlichen Hölle nun vielleicht doch biblisch belegbar
sein könnten oder eventuell teilweise oder eben gar nicht. Denn einen "Gott",
der sich ab einem bestimmten Zeitpunkt für alle Ewigkeiten von einem Großteil
seiner Geschöpfe abwendet, auch wenn sie verzweifelt nach ihm rufen, erkennen
wir aus ethisch-moralischen Gründen nicht an. Für uns ist ein solcher "Gott",
der Menschen in einer ewigen Verdammnis die Hilfe verweigert, nämlich nichts
anderes als ein dämonischer Götze bzw. der "leibhaftige" Gott der Unterwelt
bzw. der virtuelle Götze oder Gott "Baal", verstanden als die Manifestation
dämonischer Energien. Denn dieser "Gott" würde sich ja aktiv dafür entscheiden, ab einem bestimmten Zeitpunkt
nichts mehr für die von nun an "Verdammten" zu tun. Die Schöpfung würde dann für
immer zweigeteilt bleiben in Erlöste und ewig Verdammte, was das Ziel des
Widersachers Gottes war und ist.
Hierzu könnte man sich ein solches Leiden auch einmal nur ansatzweise
vorzustellen versuchen. Wenn man dies tut und auf sich wirken lässt, beginnt man
vielleicht zu ahnen, dass kein Mensch bzw. keine Seele so etwas überhaupt
aushalten würde. Doch die Kirche lehrt es. Und wäre diese Kirchenlehre richtig,
dann wäre damit auch das Satanistische größer als die Liebe Gottes. Denn es
hätte einen großen Bereich für immer aus der von Gott geschaffenen Schöpfung
herausgerissen, und man müsste sogar annehmen, dass dieser Bereich viel größer
sei als der bei Gott verbliebene bzw. zu ihm zurückkehrende.
Gäbe es also eine ewige Verdammnis, wie es die Kirchen lehren (die katholische
Kirche sogar als "unfehlbare" Wahrheit), und seien dort sogar viel mehr Menschen
als im Himmel, wie es ebenfalls in den Kirchen angenommen wird, dann hätte der
"Teufel" einen klaren Sieg gegenüber Gott errungen.
Und so wollen es letztlich die Konfessionsvertreter auch, bzw. diesem Ziel dienen
viele unbewusst.
Man könnte es auch so sagen: Gäbe es tatsächlich eine ewige Verdammnis, dann
wäre die Sünde mächtiger als die Liebe Gottes. Und das würde auch bedeuten: Gott
wäre letztlich ein grausamer Gott, weil er viele oder gar die meisten seiner
Kinder, die z. B. grausam leiden und irgendwann bitter bereuen und sehnlich
darum bitten, alles Unrecht wieder gut zu machen, auf alle Zeiten hin ignoriert.
Oder er wäre zumindest der vom "Teufel" endgültig besiegte Gott, der für alle
Ewigkeiten nichts mehr für diese Menschen bzw. ihre Seelen tun kann. Und hätten
die so genannten Reformatoren
Martin Luther und Johannes Calvin recht, dann wäre dieser Gott sogar so brutal, dass er bereits bei
der Zeugung eines später angeblich ewig verdammten Menschen diesen dafür vorher
bestimmt (#Praedestination).
Wer dies glauben möchte, mag dies ja glauben. Aber über welchen Charakter dann ein
solcher Mensch verfügen mag, das lässt Menschen mit einem Quantum an Mitgefühl nur erschaudern.
Und demokratische und den Freiheitswerten der Aufklärung verpflichtete Politiker
dürften solches nicht steuerlich und mit Privilegien unterstützen.
Würde Gott, der Ewige, nur eines Seiner Kinder strafen und in eine "ewige Verdammnis" sperren und ewigen Höllenqualen aussetzen müssen, dann wäre die Sünde größer als Gott! |
Diese Lehre von der ewigen Verdammnis ist nun römisch-katholisch oder
evangelisch, und welches unermessliche Leid und welche Not durch diese
beiden Machtkirchen und ihre Kriege und Hinrichtungen in die Welt gekommen ist,
ist bekannt.
Christlich ist eine solche Lehre nicht. Denn Jesus, der Christus, hat nie
einen solchen Gott gelehrt. Sondern Er lehrte in Seinen Gleichnissen (z. B. vom
verlorenen Sohn, vom verlorenen Schaf oder verlorenen Groschen), dass Gott jedem
Einzelnen nachgeht, um ihn in die Gemeinschaft bzw. in die Einheit der Schöpfung
zurückzuführen (auch das ist ein gravierender Unterschied zur
Inquisitions-Gemeinschaft der Kirchen). Dennoch berufen sich auch die Kirchenlehrer
auf diese Bibel.
Da die Bibel viele uneinheitliche, teils
widersprüchliche und außerdem vieldeutige Aussagen enthält (vgl.
Der Theologe Nr. 8), bedarf es hier für an der Bibel Interessierte der näheren Prüfung.
Dass die kirchlichen Auswahlkriterien für den jenseitigen Bestimmungsort unbiblisch sind, wurde ja oben schon kurz
dargelegt. Denn die Kandidaten für eine so genannte "Hölle" in der Bibel sind
immer Schwerverbrecher oder Übeltäter oder "gottlose" Menschen in dem Sinne,
dass ihre Taten moralisch und ethisch verwerflich sind.
Die Kirche jedoch denkt gleichermaßen Kirchenaussteigern dieses bestialische
Schicksal zu, wie im Hinblick auf die römisch-katholische Kirche z. B.
Der Theologe Nr. 18
darlegt. "Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene
wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen", lautet der "unfehlbare"
Lehrsatz Nr. 85 in dem römisch-katholischen Lehrwerk Der Glaube der
Kirche, von
Josef Neuner und Heinrich Roos, Regensburg 1992. Und im Canon 751
des römisch-katholischen Kirchenrechts CIC (Corpus Iuris
Canonici) wird auch zu den "Häretikern"
gerechnet, wer auch nur an einer "zu glaubenden Wahrheit" "beharrlich"
zweifelt.
Und ein solcher Häretiker ist nach Canon 1364 § 1 ebenfalls
exkommuniziert und damit nach dem Tod ewig verdammt.
So weit also bereits ein erheblicher Unterschied
zwischen Bibel und Kirche bei der Auswahl der Betroffenen. Doch wie ist es
nun mit der Dauer dieses furchtbaren Leidens?
In den folgenden Kapiteln wird der Frage nachgegangen, ob sich die Kirchen
wenigstens dann auf ihre Bibeln berufen können, wenn es um die Dauer des von ihr
gelehrten jenseitigen Leidens geht. Ist wenigstens die Lehre von der
Unendlichkeit einer Hölle biblisch, oder missbraucht die Kirche auch hier dieses
ihr maßgeschneidertes Buch für ihre Einschüchterungs-Zwecke?
Zunächst einmal wird hinsichtlich der
Dauer einer Entfernung von Gott in der Bibel genau das Gegenteil gelehrt
wie in der Kirche. So heißt es in Apostelgeschichte 3, 21:
"Ihn
[Christus] muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles
wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen
Propheten von Anbeginn."
Was bedeutet nun "alles wiedergebracht"? Wörtlich heißt
es "Apokatastaseos ("…eos" = Genitiv von apokatastasis) panton" = "Die
Wiederherstellung von allen Dingen." "Apokatastasis panton" ist deshalb
auch zu einem fest stehenden Begriff für die von Theologen so genannte "Allversöhnungslehre"
geworden, wonach am Ende der Zeiten sozusagen als Zielpunkt wieder alles mit
allem versöhnt ist und der Ursprung von Gottes Schöpfung wiederhergestellt ist.
Es ist also nicht eine teilweise Wiederherstellung von irgendwelchen speziellen
Entwicklungen gemeint, ein bestimmter Teilbereich also. Sondern es geht in der
Apostelgeschichte der Bibeln eindeutig um das
Ganze der ursprünglich guten Schöpfung Gottes. Sie bleibt demnach nicht für alle
Zeiten zweigeteilt, wie es die Kirchen lehren, sondern alles würde im Zeitlauf von
Äonen wieder unter der unaussprechlichen Liebe und Güte des Schöpfergottes vereint.
Auf diese biblische Anschauung hatte vor allem der Lehrer
Origenes
(185/186-254) hingewiesen, einer der zu seiner Zeit besten Kenner des
Urchristentums. Dabei wird angenommen, dass sich die von Gott getrennten
Lebewesen früher oder später freiwillig auf den Rückweg begeben, weil sie die
mit der gegensätzlichen Entscheidung verbundenen Leiden irgendwann nicht mehr
ertragen wollen. Wohl aus diesem Grund kehrt irgendwann auch der letzte
Widersacher Gottes um. Diese Lehre wurde aber von der
Kirche auf der Synode und später auf dem Konzil von Konstantinopel (im Jahr 543
bzw. 553) verflucht – eine Lehrentscheidung, die bis heute Gültigkeit hat
(siehe dazu den Lehrsatz
Nr. 891 bei Neuner-Roos,
a.a.O.).
Und so nehmen bis heute auch zahlreiche
bibelgläubige kirchliche Theologen mit intellektueller Gespreiztheit für sich in
Anspruch, die Apostelgeschichte
besser zu verstehen als es einst Origenes getan habe, und sie werfen diesem
Kenner des Urchristentums 1700 Jahre später eine falsche Auslegung vor. So z. B.
der evangelisch-lutherische Gemeindepfarrer Dr. Tobias Eißler auf Bibel-TV
am 22.10.2011. Dort wird 5. Mose 18, 19 und 23 zitiert, wonach angeblich aus dem Volk "vertilgt"
werde, wer einen späteren Gottespropheten nicht hören werde. In der
Einheitsübersetzung der Bibel steht sogar "ausgemerzt", ein zentraler
Ausdruck aus dem römisch-katholischen Lehrwerk
mit grässlichen Folgen wie Folter und Hinrichtungen.
Doch hier ist es interessant, genauer hin zu sehen. Dann nämlich
zeigt sich:
1) Die Apostelgeschichte hat 5. Mose 18, 19 hier völlig falsch
wieder gegeben. Denn im Ursprungstext ist
gar nicht die Rede vom "Vertilgen" oder "Ausmerzen". Sondern, wer nicht auf den Prophet
höre, werde "zur Rechenschaft gezogen", was ja bei allen
Lebenssituationen zutrifft, "zur Rechenschaft gezogen" im Gesetz von Ursache und Wirkung.
2) Doch selbst wenn man diese Stelle völlig
falsch übersetzt, steht hier immer noch nichts von einer "ewigen Hölle".
"Vertilgt aus dem Volk" ist zwar immer noch grässlich genug und wurde von der
Kirche ja Jahrhunderte lang mithilfe von Scheiterhaufen, Guillotinen,
Schwertern, Verbrennungsöfen und einigem mehr so durchgeführt, wie sie es eben
bis heute verstehen wollte. Es bleibt aber eine ausschließlich irdische Vorstellung. Wäre hier
eine jenseitige angebliche "ewige Verdammnis" gemeint oder mitgedacht gewesen, hätte
der Verfasser der
Apostelgeschichte das ja ohne weiteres auch so schreiben können.
Doch in kirchlichen Kreisen wird geradezu nach vermeintlichen
biblischen Begründungen für eine angeblich ewige Hölle für Andersgläubige
gelechzt. Wohl deshalb, damit man nicht zugeben muss, sich hier seit ein
paar Jahrhunderten zu irren. Und weil man wohl weiß, dass damit nur ein erster
Domino-Stein des abstrusen kirchlichen Lehrgebäudes gefallen sein würde, dem
weitere folgen werden. Die Kirchen legen also zu diesem Verteidigungszweck ihrer
schlimmen Lehre auch noch andere Bibelstellen vor, aus denen sie glauben, eine
angeblich ewige Verdammnis ableiten zu können, und sie berufen sich hierbei auch
auf Jesus von Nazareth. Doch das ist nicht seriös.
An dieser Stelle eine Anmerkung zur so genannten
theologischen "Wissenschaft": Es ist hier gar nicht notwendig, wie es der
bekannte evangelische
Bibelwissenschaftler Rudolf Bultmann und seiner Schüler tun, zwischen Bibel-Worten,
die wohl tatsächlich von Jesus stammen und solchen, die man Ihm später in den
Mund geschoben hat, zu unterscheiden. Der Versuch einer solchen Unterscheidung ist
zwar seriös, doch werden die Ergebnisse dieser Studien im Einzelfall in so
genannten "Fachkreisen" immer
umstritten bleiben. Aus diesem Grund möchten wir die im Neuen Testament
Jesus zugeschriebenen Worte bei diesem Thema einfach einmal so betrachten, wie
sie überliefert sind, auch wenn mittlerweile erwiesen ist, dass die Bibel von
Theologen und Schriftgelehrten verfälscht wurde (siehe dazu
Der Theologe Nr. 14). Doch selbst, wenn man
alles so nimmt, wie es überliefert ist und wenn man Jesus von Nazareth alle Sätze genau so zuschreibt, wie sie heute in der Bibel
der Kirchen stehen, bleibt am Ende kein Platz für eine "ewige Hölle".
"Jesus war ein
Anti-Höllen-Prediger, ihm wurden lediglich jüdische
Höllenvorstellungen in den Mund gelegt, wie der evangelische
Theologe Rudolf Bultmann [in: Geschichte der synoptischen
Tradition, Göttingen 1931] nachgewiesen hat. Das Christentum
wurde die einzige Weltreligion, in der die Hölle ewig dauert. Bei
den Moslems z. B. dauert sie nur solange ´Allah, der Allerbarmer, es
will` (Sure 6, 128 und Sure 11, 107)." |
Angeführt wird in Kirchenkreisen vor allem die
Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16, 19 ff.). Der
reiche Mann muss nach seinem Tod demnach in die "Hölle", der auf der Erde arme
Lazarus kommt in "Abrahams Schoß". Und hier beginnt bereits bei der
deutschen Übersetzung eine nachweisbare Verfälschung. Das griechische Wort für "Hölle" im biblischen
Urtext heißt nämlich "Hades", was "Unterwelt" bedeutet (siehe unten
weitere Erklärungen
dazu), keineswegs eine "ewige Verdammnis". Der reiche Mann geriet nach
seinem Tod also zunächst in den "Hades".
Und wie kam es dazu? Die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus ist
schlicht eine Veranschaulichung des Gesetzes von Saat und Ernte: Was der Mensch
hier auf der Erde getan oder unterlassen hat, das bestimmt seinen Aufenthaltsort
im Jenseits. Dort findet auch eine ausgleichende Gerechtigkeit statt. So wären
beide Männer dort dem Gottesboten Abraham begegnet, der dem reichen Mann erklärt:
"Gedenke,
Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat
Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt."
(Vers 25)
Anstatt über eine angeblich ewige Hölle von
Glaubensabweichlern zu spekulieren, müssten aufgrund dieses Gleichnisses die
Kirchenführer in Deutschland, die nach der Beamtenbesoldung in die Gehaltsstufen
B 8, B 9 oder gar B 10 (Grundgehalt von ca. 13.000,00 € im
Monat vom Staat) eingruppiert sind, eher um ihr eigenes Seelenheil
besorgt sein, wenn sie ihre Bibel wirklich genau lesen würden.
Im Jenseits findet also offenbar ein Ausgleich statt. Und dazu heißt es in dieser
Erzählung treffend weiter, es bestehe zwischen diesen beiden Orten
"eine große
Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und
auch niemand von dort zu uns herüber" (V. 26), was ebenfalls logisch ist,
denn sonst würde ja der einst "reiche Mann" den Ort, an dem er sich
befunden hat, unverzüglich verlassen haben.
Doch dies ist kein Beleg für eine ewige Hölle. Es heißt nur, dass ein Reicher nicht
– wie auf der Erde – einfach von einem bestimmten Ort wieder abreisen kann, wenn
es ihm dort nicht gefällt, weil er z. B. dort die Ernte seiner negativen Saat
erleiden muss. Und dass er auch seinen einstigen Reichtum nicht in diesem Sinne
einsetzen kann. Es heißt aber nirgends in der Erzählung, dass sich an dieser
Situation für alle Zeiten niemals irgendetwas verändern könne. Ein solches
kirchlich-westlich-philosophisches Denken ist einem Gleichnis aus dem
semitischen Kulturkreis in jeder Hinsicht fremd, und ein solches Denken gibt das
Gleichnis nicht her, sondern wurde von der kirchlichen Dogmatik nur nachträglich
dort hinein projiziert.
Ein Lösungsansatz, der sehr gut mit der Geschichte
im Gleichnis vereinbar ist, könnte wie folgt skizziert werden: Erst wer im
Hades, d. h. in der Unterwelt, das Leid, das er anderen zugefügt hatte,
abgetragen bzw. abgebüßt hat (er muss also solange dort verbleiben, bis dies
geschehen ist und das kann durchaus sehr lange dauern) und wer die inneren
Ursachen für diese Seelenqual bereut und bereinigt hat, findet einst den Weg von
dort wieder heraus. Da hilft dann kein "Glaube allein". Das einstige Fehlverhalten muss
selbst erlitten werden und die "Kluft" verhindert, dass jemand dieser Situation
ausweichen kann. Und das entspricht exakt auch der jüdischen Vorstellung, die
wir im nächsten Kapitel darlegen. Und in diesem Sinne hat es auch Jesus von
Nazareth klar an
anderer Stelle gelehrt (siehe unten).
Denn was war für das zeitgenössische Judentum die
"Hölle"? Im Urtext des Alten Testaments steht dort, wo im
Deutschen von der "Hölle" die Rede ist, meistens "Scheol", das bedeutet
"Grube" oder "Grab". Die "Scheol" gilt als Ort des Dunkels und der Verhüllung.
Dort warten nach jüdischer Vorstellung die Menschen auf die Hilfe Gottes und auf
neues Leben (siehe
"Lexikon der Bibel" von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988,
Stichwort "Hölle":
1. Samuel 2, 6 (Der Herr … führt in die Scheol und wieder herauf);
Psalm 16, 10 (Du wirst mich nicht der Scheol überlassen);
49, 16 (Gott wird mich erlösen aus der Scheol)).
So weit einige Beispiele. Man muss also laut biblischer Lehre ausdrücklich
nicht ewig in der "Scheol", also in der "Hölle", bleiben, sondern es gibt einen
Weg heraus. So steht es unmissverständlich im Alten Testament. Man kann dies
auch einmal mit dem Islam vergleichen, wo es heißt, die "Hölle" dauere so
lange, wie Allah dies wolle
(Koran, Sure 6, 128 und Sure 11, 107).
Doch nicht Allah entscheidet
darüber, sondern jeder Mensch selbst mit seinen eigenen Taten, seiner negativen
Saat. Doch "ewig" müsse die Hölle auch im Islam nicht sein. Allah könne sich
ja erbarmen.
Und wie ist der Befund im Neuen Testament? Im
griechischen Urtext steht dort, wo die kirchlichen Theologen "Hölle" übersetzen,
entweder "Hades" oder "Gehenna". Was "Hades" bedeutet, wurde oben anhand der
"Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus" schon kurz skizziert, und dies
wird weiter unten noch einmal in anderem Zusammenhang
ausgeführt.
Die Gehenna ist ein Tal südlich von Jerusalem, das sprichwörtlich als
"Tal der Verdammten" galt, doch eben nicht von angeblich "ewig Verdammten". So
würden Leib und Seele des Menschen beispielsweise in der Gehenna "verdorben"
bzw. "zugrunde gerichtet" bzw. sie "kommen" dort "um". Doch was damit in der
griechischen Sprache gemeint ist, ist nicht eindeutig. Und erst recht weiß
keiner, was Jesus auf Aramäisch 100 Jahre vorher wirklich gesagt und gemeint
hat, falls man Ihm einen solchen Satz nicht nur in den Mund geschoben hat, wovon
viele Theologen ausgehen.
Sicher ist: Die Hauptbedeutung des griechischen Wortes "apollymi" zum Beispiel
in Matthäus 10, 28 kann man auf Deutsch mit "umkommen" wiedergeben
–
etwas völlig anderes als die kirchliche Lehre, wonach der in der Gehenna =
"Hölle" Gequälte ja gerade nicht dort umkommen soll, sondern
stattdessen angeblich ewig leiden müsse,
ohne dabei umzukommen (!) – wie es der heilige Kirchenvater Augustinus seiner Kirche
– im Gegensatz zur Bibel – ausdrücklich zu glauben vorgeschrieben hat (siehe
hier). Offensichtlich
ist nur, dass die Personen dort schweren Schaden erleiden. In
Matthäus 5, 22 und 18, 8 und 9 ist in überlieferten
Jesusworten auch von einer "Gehenna des Feuers" die Rede.
Zwar heißt es in der Parallel-Version dieser Stelle in
Markus 9, 43, dass die Menschen in der Gehenna Feuer erwartet, das eventuell
"nicht verlöscht" (eine von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten)
oder "unermesslich" ist (eine andere Übersetzungsmöglichkeit).
Auch
dies ist aber kein Beleg für eine "unendliche Hölle" in der Bibel. Denn das
griechische Wort "asbestos" in seiner Bedeutung "unermesslich" weist
"nur" darauf hin, dass hier jedes bekannte und übliche Maß überschritten würde.
Sinngemäß könnte man es deshalb vielleicht auch mit "unerträglich" wiedergeben. Doch auch
für den, der das Wort "asbestos" hier mit "andauernd" übersetzen möchte oder
der eben
"unauslöschlich" übersetzt, gilt: Dies ist sicher nicht katholisch-dogmatisch im
Sinne von "unendlich" gemeint, sondern sinngemäß so: Man kann eben ein
Feuer nicht bzw. nicht so ohne weiteres löschen, solange es beispielsweise immer
neue brennende Nahrung erhält. So eben, wie Jesus immer ganz praktisch zu Seinen
Zuhörern sprach und so, wie sie es aus ihrem Erleben heraus verstehen konnten. Die kirchlich-philosophische und extrem-sadistische Lehre einer in die
Unendlichkeit behaupteten Feuersbrunst lässt sich aus dieser Bibel-Formulierung nicht
ableiten. Solches
wurde dort nur durch die katholische Überlieferung hinein projiziert.
Schließlich ist ausgerechnet die komplette Passage in Markus 9, 42-48 sprachlich
korrumpiert, wie die theologische Wissenschaft heraus gearbeitet hat. Das heißt,
es gibt in diesem Fall mehrere Fassungen des so genannten "Urtextes", und die deutschen
Bibelübersetzer sprechen hier etwas nebulös von "späterer Überlieferung"
(Fußnote der
Lutherübersetzung von 1984), die sich an dieser Bibelstelle zu schaffen
gemacht hat. Mit anderen Worten: Es haben also viele Fälschungen bzw. Veränderungen stattgefunden,
denn das "System Baal" hält sich nicht an die Zehn Gebote und nicht an das Gebot der
Ehrlichkeit.
Zu diesem Thema passt auch
ein Gleichnis, das Johannes dem Täufer zugeschrieben wird. Demnach werde die
Spreu vom Weizen
getrennt und komme danach in "asbestos" Feuer (Matthäus 3, 12). Der
wesentliche Unterschied zur kirchlichen Lehre ist in diesem Fall zunächst: Es
handelt sich hier ausdrücklich nur um ein Gleichnis, und in diesem Gleichnis (!)
brennt nur (!) Streu (!). Bei den Opfern der Kirche brennen jedoch Menschen –
bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen oder ihre Seelen in der jenseitigen kirchlichen
"Hölle". Und der zweite Unterschied zur kirchlichen Lehre ist schließlich die
Bedeutung des Wortes "asbestos" als "unermesslich", worauf ja oben schon hingewiesen wurde.
An diesem Gleichnis wird nun aber noch klarer, was das Wort "asbestos" für einen
Sinn beinhaltet: Man könne das einmal brennende Feuer eben nicht mit den
üblichen Methoden löschen. Sondern die Spreu wird darin faktisch verbrennen.
Aber es wird keinesfalls erzählt, dass das Feuer für alle Ewigkeiten aus dieser
Spreu lodere (!) und dass – anstatt dass die Spreu irgendwann ganz verbrannt ist
(!) – die Qual nie ein Ende habe. Letzteres ist ausschließlich eine katholische
Erfindung, so wie der Kirchenheilige Augustinus es den
Gegnern der Kirche triumphierend zudenkt.
Sondern Tatsache ist in diesem Gleichnis ganz praktisch: Irgendwann ist eben die
Spreu komplett verbrannt, und dann ist das Feuer auch aus. Nur der einmal in Gang
gesetzte Verbrennvorgang lässt sich eben nicht stoppen, solange er von der Spreu
am Brennen gehalten wird. So wird das Feuer "unlöschbar" bis zur vollständigen
Verbrennung der Streu lodern. Doch danach ist Schluss damit.
Einen interessanten Aspekt ergänzt
Markus 9, 49: Demnach wird "jeder" mit Feuer "gesalzen" werden, was nach der
Erläuterung der katholisch-evangelischen Einheitsübersetzung ein
"Läuterungsfeuer" sei, "das die Gläubigen reinigt", was von katholischer Seite
wiederum im Sinne der eigenen "Fegefeuer"-Lehre gedeutet wird. Diese Stelle ist insofern
wichtig, da auch sie deutlich macht, dass "Feuer" eben nicht völlige Vernichtung oder
unendliche Vergeltung bedeutet, sondern Leid mit dem Ziel der Läuterung bzw.
Reinigung des Menschen bzw. der Seele.
In
Matthäus 23, 15 und 33 wird die "Gehenna" von Jesus schließlich
als der Bestimmungsort der Theologen geschildert. Damals nannte man die
Bibelkundigen "Schriftgelehrte", heute würde man sagen "Theologen". Ihre
Verfehlung gemäß den ernsten Worten von Jesus: Sie machen aus einem Menschen
einen "Sohn der Gehenna", und Jesus hält ihnen vor:
"Wie wollt ihr selbst der
´Krisis der Gehenna` entrinnen = dem ´Gerichtshof der Gehenna`"? Das klingt
etwas anders als das Kirchendeutsch Martin Luthers, wonach Jesus rhetorisch
frage, wie die Schriftgelehrten der "höllischen Verdammnis" entrinnen wollen.
Denn der "Gerichtshof der Gehenna" ist eben nicht identisch mit der "höllischen
Verdammnis" gemäß den kirchlichen Lehrbüchern, auch wenn die zeitgenössischen
Theologen von Jesus dort ihre schlimme Saat ernten, und wenn sie dort erleiden
müssen, was sie anderen zuvor angetan haben, z. B., indem sie sie in die Irre
und unter Umständen in furchtbares Elend geführt haben. Jeder Mensch hat sich in
diesem Sinne seine eigene "Gehenna" geschaffen, was auch an den Jesusworten
deutlich wird: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn ... mit
welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden" (Matthäus 7, 1-2). So
ist eine sinngemäß treffende Übersetzung zum Beispiel: "Wie wollt ihr selbst
eurem eigenen Gericht entrinnen?"
An wenigen anderen Stellen des Neuen Testaments
ist schließlich noch von einer "Finsternis
mit Heulen und Zähneklappern" die Rede (wörtlich mit "Weinen und Knirschen";
Matthäus 8, 12; 22, 13; 25, 30) oder von einem "Kamin mit Weinen und
Knirschen"
(Matthäus 13, 42.50), aber auch hier bedeuten die ursprünglich
verwendeten Worte in aramäischer Umgangssprache nicht die katholische Lehre
einer unendlichen Verdammnis.
In
Markus 9, 48 wird schließlich der Schluss des Buches Jesaja
aufgegriffen (66, 25), wo der Prophet im Zusammenhang mit Bergen von
Leichen ein Bild gebraucht.
Die Szenerie wird verglichen mit einem sich "krümmenden Wurm" dieser Menschen,
der nicht zum "telos" = "Ziel" gelangt. D. h., man sieht offenbar nicht, wo
dieser Wurm aus schier zahllosen aneinander gereihten "Gottlosen" aufhört.
Die Bedeutung, die hier – wie so oft in den Bibeln – einmal mehr nicht mehr
klar zu bestimmen ist, könnte hier auch sein: Es ist die Seele des "Gottlosen", die
eventuell mit einem Wurm verglichen würde, der nicht stirbt. Das Feuer würde
nicht gezähmt werden, nicht ausgehen, sich nicht legen, also nicht verlöschen, so heißt es weiter. Die
Betroffenen leben also in diesen qualvollen Umständen weiter. Doch auch hier
wird keine Aussage darüber gemacht, wie sich das Schicksal der auf diese Weise
Leidenden weiter entwickelt. Gerade dem Alten Testament und seiner Vorstellung
von der "Scheol" ist die katholisch-philosophisch-sadistische Vorstellung
einer
ins Endlose verlängerten Zeit (oder dem "Anderen" zur Zeit, wie es in einer
modernisierten katholischen Theorie heißt) fremd. Dazu steht auch im Lexikon
zur Bibel, herausgegeben von Fritz Rienecker, Wuppertal 1988, unter dem
Stichwort "Hölle" klar zu lesen: "Scheol und Hades meinen nicht den
endgültigen Strafort ..., sondern das Totenreich, die Unterwelt", was ja
oben am Beispiel der "Scheol" schon dargelegt wurde.
Deshalb noch einmal zurück zu dem Wort "Hades".
Es findet sich – wie das Wort "Gehenna" – in Bibelstellen, an denen im Deutschen mit
"Hölle" übersetzt wurde, wie bereits besprochen. So wird es z. B. in der
"Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus" verwendet, so wie oben
dargelegt. Da den zeitgenössischen Lesern das Wort "Hades"
aus der griechischen
Mythologie bekannt ist, versteht es sich daher auch von selbst, dass es hier
nicht um eine "ewige Verdammnis" gehen kann. Denn wenn ein griechisch
sprechender Zeitgenosse "Hades" hört, dann kommen ihm sofort die bekannten
Assoziationen der dunklen Unterwelt in den Sinn und der Ruf der dort
Herumirrenden nach Erlösung, eben das, was er mit dem Wort "Hades" verbindet. azu passt, dass Christus nach dem Prophetenwort in
Offenbarung 1, 18 sagt: "Ich habe die Schlüssel des Hades."
Und zwar
nicht, um letztlich das Tor abzuschließen und keinen von dort mehr heraus zu
lassen, wie es die Kirchen lehren (siehe z. B.
oben der Lehrsatz der evangelisch-lutherischen Kirche).
Sondern um – notfalls immer wieder – in den Hades hinab zu steigen und den
Menschen den Weg von dort heraus zu zeigen.
Und wie übersetzt z. B. Martin Luther diese Stelle? Jesus habe nach Luther "die
Schlüssel des Todes und der Hölle". Doch Hades ist eben ausdrücklich nicht
"Hölle" im kirchlichen Sinn. Und wer anderes behauptet, und das sei einmal
ungeschönt gesagt, ist ein Bibelfälscher.
Besonders skurril stellt sich die Situation für überzeugte protestantische
Theologen oder Prediger dar, die zum Teil vehement die Lehre von einer ewigen
Verdammnis in bestimmte Bibelstellen hinein projizieren. Nach dem verbindlichen und "unfehlbaren"
Lehrgut der römisch-katholischen Kirche
zählen nämlich ausgerechnet jene evangelischen Verfechter dieser furchtbaren
Lehre später selber zu den ewig Verdammten, wenn sie
"sich
nicht vor dem Tod ihr", der römisch-katholischen Kirche,
anschließen, wie es im
Lehrsatz
Nr. 381
nachzulesen ist
(siehe dazu auch unten).
Darüber sprechen der Papst und die katholischen Kirchenführer allerdings nicht
so gerne, da sie den Druck auf die Evangelischen im Rahmen der "Ökumene"
nur vorsichtig erhöhen, und sie zitieren deshalb lieber aus
"harmloseren"
und unverbindlichen ökumenischen Verlautbarungen.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum Thema
"Nahtoderfahrung", da es Kirchenmitglieder gibt, die angeblich in einer
"Nahtoderfahrung" eine "ewige Hölle" gesehen hätten, bzw. die gesehen haben
wollen, dass Andersgläubige wie sogar der Weisheitslehrer Buddha dort leiden würden:
Nahtoderfahrungen sind nur ein Indiz dafür, dass das Bewusstsein durch den Tod
nicht zerstört wird bzw. dass die Seele unsterblich ist. Die Inhalte dieser
Erfahrungen an der Schwelle vom Diesseits zum Jenseits unterscheiden sich aber
meist nicht wesentlich von dem, was der Betroffene zu Lebzeiten dachte, wie er
lebte und wie er glaubte. Dies zeigen völlig gegenteilige Inhalte solcher
Erfahrungen, je nachdem, wer sie machte.
Was das Jenseits aber später noch
beinhaltet und wie sich die Erfahrungen auch weiter entwickeln bzw. völlig
ändern können, wenn jemand nicht mehr ins Diesseits zurück kehrt, wer weiß. Das
alles können Nahtoderfahrungen noch nicht vermitteln. Außerdem kann eine Person
meist nicht unterscheiden, wo sie nur sich selbst und ihre eigenen
"Seelenspiegelungen" oder "Seelenschatten" sah, bzw. wo sie in der Lage war,
darüber hinaus zu schauen. Das Jenseits ist genauso voller "Irrungen und
Wirrungen" wie das Diesseits, nur ungeschminkter, da alle Gedanken und
Empfindungen offenbar sind und nicht mehr hinter falschen und scheinheiligen
Worten verborgen werden können.
Wer sich bei allem, was geschieht, nur an Christus im eigenen Herzensgrund
festhält und Ihn um Hilfe anruft, der glaubt und kann erfahren: Er reicht uns
immer die Hand, ob auf der Erde oder in den jenseitigen Welten und natürlich
auch im "Hades".
Kehren wir zurück zur sprachwissenschaftlichen
Betrachtung der Bibel: So muss man bei diesem Thema auch noch das Wort "aionios"
= "ewig" näher betrachten. Nach kirchlicher Deutung ist bei diesem Wort die ins
Unendliche verlängerte Zeit mitgedacht, auch wenn man andere Wortbedeutungen
inzwischen ergänzt hat. Doch hier kann man schon vorab sagen: Wörtlich heißt "aionios"
schlicht "einen Äon lang dauernd", also zwar sehr lange, eben
"einen Äon lang",
"eine Weltzeit dauernd", oder [lediglich]
"ein Menschenalter dauernd", aber eben
wiederum auch hier ganz klar nicht unendlich.
Und so leiden die Menschen zur Linken des Weltenrichters nach
Matthäus 25, 46 zwar sehr lange, aber nicht "ewig" im Sinne von
"unvergänglich". Auch das ist nachvollziehbar, wenn man z. B. an die Schuld von
Diktatoren denkt, welche im Krieg Hunderttausende von Menschen in Leid und Tod
getrieben haben. Oder an die Schuld von Kirchenheiligen, welche unzählige
Menschen unter dem Anspruch einer angeblich "unfehlbaren Wahrheit" in die Irre
und Verzweiflung geführt haben und sie mit ihren Glaubenslügen um die Chancen
ihres Lebens gebracht haben.
Die Abtragung dieser Schuld und ihrer unmittelbaren oder mittelbaren Folgen
dauert eben unter Umständen "eine Weltzeit lang", aber irgendwann wird es abgegolten
sein, auch wenn der Zeitraum sehr lang ist. Nur unbelehrbare kirchliche
Sadisten wollen darüber hinaus noch eine "Ewigkeit" festschreiben,
die überhaupt niemals aufhört.
Und so brennt es auch im "feurigen Pfuhl"
in
Offenbarung 20, 10-15 "eis tous aionas ton aionon", also
"von Äon zu Äon"
bzw. "von Menschenalter zu Menschenalter", also sehr lange, aber nicht
unendlich.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass dieser Zusatz, der in den deutschen
Bibeln mit "von Ewigkeit zu Ewigkeit" übersetzt wird, in manchen der alten
Handschriften überhaupt fehlt. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass bei
dieser Bibelstelle spätere kirchliche Überarbeitungen bzw. Fälschungen stattgefunden haben. Und
das heißt mit hoher Wahrscheinlichkeit: Der Seher Johannes hatte über die Dauer
dieses "Pfuhls" gar keine Aussage gemacht.
So mögen die Höllenfanatiker unter den kirchlichen
Schriftgelehrten noch so akribisch zu argumentieren versuchen, bei der einen
oder anderen Bibelstelle habe der Autor oder Überarbeiter ihrer Meinung nach
sicher an eine ewige Verdammnis gedacht. Wir können das nicht ausschließen und
werden darüber nicht streiten, denn wir sind keine Verteidiger der
Bibelschreiber. Wir zeigen lediglich auf, dass man viele Stellen in diesem Buch
auch ganz anders verstehen kann als es die Religionen lehren.
Aufs Ganze gesehen sind die Bibeln aber nun einmal voller Fälschungen durch die
Religionsführer und ihre Schriftgelehrten-Gilden, und ob es nun mehr oder
weniger sind, ist letztlich nicht erheblich. Wenn Bibelanhänger also darauf
bestehen, dass ihre jeweilige Interpretation die richtige ist, dann ist das nur
ein weiterer Hinweis dafür, dass die Bibeln nur sehr eingeschränkt der
Wahrheitsfindung dienen, vielfach in die Irre führen und von uns deshalb auch
nicht empfohlen werden. 1700 Jahre intellektuelles Bibel-Gezänk waren ein
Zeitfenster, in dem die Bibelanhänger genug Gelegenheit hatten, für ihre
Sichtweisen zu werben. Das mörderische Treiben, das unter Berufung auf die
Bibeln entstand, ist bekannt bzw. wird in unserer Zeit immer mehr Menschen
bekannt, so dass sie aus dem Jesus-Wort "An ihren Früchten werdet ihr sie
erkennen" ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen können.
Zur Erinnerung: Ebenfalls ein sprachlich unklarer
Text liegt bei der Gehenna-Stelle in Markus 9, 43-48 vor (siehe
hier), gleichfalls ein Zeichen für spätere
Überarbeitung bzw. Fälschung. Unterschiedliche Textvarianten, wie es in der
Fachsprache heißt, sind immer Indizien
dafür, dass hier nicht mehr die ursprünglich gemachte Aussage vorliegt. Und wer
weiß, was man bereits zuvor geändert hatte und was davon sich gar nicht mehr
nachweisen lässt.
Tatsache ist auch hier: Ein "feuriger Pfuhl" ist schon grausam genug. Ein
"feuriger Pfuhl", der "von Äon zu Äon" brennt, wie die Hinzufügung lautet, ist
noch eine Steigerung. Aber ein "feuriger Pfuhl", der niemals zu brennen aufhört,
das ist eine Erfindung der Vertreter des "Systems Baal", die eines Tages voll des
Dankes sein werden, dass sie nicht selbst ewig an dem Ort brennen müssen, den
sie Andersgläubigen zuvor zu Millionen zugedacht haben, denn im Prinzip gilt
auch für sie: "Nach welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden."
(Matthäus 7, 2)
Doch hier bringt die göttliche Barmherzigkeit den Stopp. Obwohl kirchliche
Bestien in Menschengestalt wie der "heilige" Augustinus Abweichlern vom
katholischen Glauben das Entsetzlichste aller Entsetzlichkeiten zugedacht haben
(siehe hier), wird
auch ihnen einst die Hand gereicht, an der sie schließlich das Maß, mit dem sie
selbst gemessen haben, inständig bereuen und neue Weichenstellungen vornehmen
können.
Schließlich: An manchen Stellen, wo im Deutschen
mit "Verdammnis" übersetzt wird (z. B. Philipper 1, 28; Offenbarung 17, 11),
steht im Griechischen auch das Wort "apoleia", was man treffender mit
"Verderben", "Untergang" übersetzen könnte. Auch hier ist
– wie immer –
nicht von einer unendlichen Dauer die Rede, so dass sich das kirchliche Dogma
auch darauf nicht berufen kann.
Manche kirchliche Ausleger sehen dafür aber
Johannes 17, 12 als einen Beleg für eine ewige Verdammnis. Demnach sagt
Jesus, keiner der Jünger "geht unter" bis auf den "Sohn des Untergangs", womit
Judas gemeint ist. Dieses Wortspiel (untergehen – Untergang) steht bereits im
griechischen Text: Keiner "apoleto" bis auf den "Sohn der Apoleia", so der
Urtext wörtlich. Doch wie immer, so auch hier: Weder im griechischen Wortsinn
noch im Deutschen bedeutet "Untergang" ein pausenloses Leiden für alle Zeiten.
Ein weiterer Gedanke in diesem Zusammenhang zu Judas:
In
prophetischen Neuoffenbarungen aus dem 20. Jahrhundert heißt es,
Jesus habe Judas verziehen. Das kann man zwar nicht beweisen, doch es ist
nahe liegend bis selbstverständlich, dass es stimmt. Es passt zu Jesus, der ja
sogar, während Er am Kreuz furchtbare Qualen litt, den schier unglaublichen Satz
betete: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lukas 23,
34). Soll also Judas, der hier wohl mit einbezogen war, trotzdem in ein
ewiges Höllenfeuer?
Jesus hätte sich umgekehrt selbst belastet, wenn Er Judas für das unermesslich Grauenhafte,
das Er auf Golgatha erleiden musste, letzten Endes aber nicht verziehen hätte. Und ist es von
daher nicht mehr als wahrscheinlich, dass Er auch Judas in dieses Gebet am Kreuz mit
einbezogen hatte?
Wenn aber Jesus Judas verziehen hat, warum schickt ihn die Kirche dann in
eine angeblich
"ewige Hölle"? Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Am Ende dieser Überprüfung von Bibelstellen noch ein
Blick auf die Worte in
Daniel 12, 2, wonach Menschen "unter der Erde schlafen", um dann entweder
zum "ewigen Leben" oder zur "ewigen Abscheu" bzw. "ewigen Schande"
aufzuerstehen. Hier ist ein bestimmtes Wort interessant, das von den
Höllen-Dogmatikern nicht gerne gehört wird. Es heißt nämlich wörtlich:
"Von
denen, die im Land des Staubes schlafen, werden v i e l e erwachen",
also nicht alle, wie es gemäß der kirchlichen Ewigkeits- und Verdammnislehren
sein müsste.
Diese prophetische Vision kann also gar nicht die spätere kirchliche Lehre
beschreiben. Zudem hat auch das hebräische Wort für "Ewigkeit", das hier
verwendet wird, "olam", ähnlich wie das Griechischen "aion", ganz andere
Bedeutungen als die kirchlich-abendländische Deutung des Wortes "Ewigkeit". Im
Hebräischen ist nach dem wissenschaftlichen Handwörterbuch für das Alte
Testament von Wilhelm Gesenius, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1962, mit
"Ewigkeit" folgendes gemeint: Weltzeit (vgl. Äon);
verborgene, unbekannte Zeit;
ferne Zeit; Vorzeit; Urzeit; lange Zeit.
Also auch hier der klare Befund: Sehr lange, aber nicht unendlich bzw. ewig.
Wie kann man also das Ergebnis dieser Untersuchung
zusammenfassen? Der bekannte evangelische Theologe Fritz Rienecker wagt
getreu dem evangelischen Bekenntnis zwar nicht, eine "zeitliche Begrenzung" der
hier geschilderten Zustände in der Bibel zu behaupten, wie er schreibt. Doch eine zeitliche
Unbegrenztheit kann man noch weniger behaupten. Natürlich kann nicht
ausgeschlossen werden, dass der eine oder andere Bibelschriftsteller oder
Fälscher an eine
solche Unbegrenztheit gedacht hat; so, wie man auch sonst manches in der Bibel
findet, was nicht von dem Gott stammen kann, den Jesus lehrte (vgl. dazu
theologe8.htm). Doch von einer unendlichen Hölle
ist nirgends ausdrücklich die Rede. Und bei genauerer Prüfung der Bibelstellen
ergibt sich, dass eine bestialische Lehre von einer unendlichen Zeitdauer der
Verdammnis aufs Ganze gesehen auch nicht biblisch ist. Also ist es auch
dem bibelgläubigen Leser möglich, Herz und Verstand zu gebrauchen und zu einer
anderen Entscheidung zu kommen als es die drei Macht- und Großkirchen
vorschreiben – wenn man neben der katholischen und den evangelischen auch noch
die orthodoxen hinzu zählt. Damit widersprechen auch die so genannten
"Evangelikalen" oder "Charismatiker" innerhalb oder außerhalb der
protestantischen Landes- und Freikirchen, die ebenfalls eine "ewige Hölle"
lehren, ihrer Bibel, bzw. sie deuten sie gemäß ihrem Gutdünken und
ganz im Sinne des "Systems Baal", der Manifestation dämonischer Energien.
Und dass kirchliche Theologen wie Fritz Rienecker
sich nicht gerne in Widerspruch zu ihrer Kirche stellen wollen, ist
verständlich, da es deren Niedergang und Ende beschleunigen würde; was bei dem
einen oder anderen Theologen auch existenzielle Ängste auslöst; und zwar sowohl
diesseitiger als auch jenseitiger Natur. Doch auch Fritz Rienecker gibt im
Lexikon zur Bibel (a.a.O.) unter dem
Stichwort "Hölle" zumindest zu: "Als das Reich, in dem der Satan herrscht,
erscheint die Hölle in der Heiligen Schrift jedoch nirgends."
In diesem Zusammenhang weisen umgekehrt nun manche
Kirchenmitglieder darauf hin, dass "ihr" Pfarrer ja auch nicht mehr an
eine ewige Verdammnis glaube, weswegen man als einfacher Gläubiger ja wohl
ebenfalls nicht daran glauben müsse. Doch das zweite ist gemäß den Kirchenlehren unzutreffend.
Hierzu ist Folgendes ganz grundsätzlich zu sagen:
Einzelne Pfarrer kommen und gehen, und man lässt sie aus Gründen des
Zeitgeistes vielfach gewähren, obwohl sie dem Bekenntnis ihrer eigenen Kirche
widersprechen. Damit sollen gerade kirchenkritische Mitglieder Kirchensteuer
zahlend bei der Stange gehalten werden. Die kirchlichen Dogmen und die
kirchlichen Bekenntnisschriften jedoch werden nicht geändert. Und
sie stehen sowohl für die römisch-katholische als auch für die evangelischen
Großkirchen unverrückbar fest, und sie überdauern den Zeitgeist – ganz
gleich, was einzelne Pfarrer oder Priester zwischenzeitlich behaupten. Es sei denn,
es würde eines Tages offiziell für nichtig erklärt, was in der
römisch-katholischen Kirche aber gar nicht möglich ist, weil man damit die
eigene Unfehlbarkeit in lehramtlichen Entscheidungen ad absurdum führen würde.
Die sympathischen Pfarrer, die also nicht an die von ihren Kirchen gelehrte
ewige Verdammnis glauben, gelten demnach in ihren eigenen Institutionen als
verworfene bzw. später ewig verdammte Irrlehrer (siehe dazu die
Bekenntnisse der beiden Großkirchen), auch wenn
es praktisch aus Gründen des Zeitgeistes so niemand ausspricht.
Doch es gilt auch: Das unverrückbare Bekenntnis
der Groß-Institutionen Kirche und deren Interpretation der Bibel wird den Niedergang der
Zivilisation nicht überleben. Wenn die kommende von Menschen gemachte
Klimakatastrophe die meisten Menschen von der Erde weg genommen haben wird, dann
ist auf diesem Planeten auch Schluss mit Katholizismus und Protestantismus und
mit den uferlosen Bibel-Streitereien. Schon heute lassen sich immer weniger
Menschen einschüchtern und mit der Drohbotschaft von einer angeblichen ewigen
Hölle an der Kirchenstange halten; bzw. am so genannten "Weinstock" der Kirche,
wie es Papst Benedikt XVI. in seiner Olympiastadion-Rede am 22.9.2011 in Berlin
formulierte. Noch einmal hatte Joseph Ratzinger dort Kirchenaussteigern damit
gedroht, im Sinne des Kirchenvaters
Augustinus "ins Feuer geworfen"
zu
werden, und der Staat hat die ganze Drohkulisse mit Abermillionen an Euro
finanziert. Doch diese Zeit läuft ab (siehe auch
Nachruf), denn wir leben in einer mächtigen Zeitenwende.
Eine Alternative
zu dieser kirchlichen Lehre kann mit wenigen Sätzen skizziert werden, und es ist
eine befreiende Botschaft für unzählige Menschen in der Gegenwart und der
Zukunft: "Was der Mensch sät, das wird er ernten", heißt es auch wörtlich im
Neuen Testament (Paulus, Galater 6, 7). Es gibt also keinen kirchlich
definierten Schwarz-Weiß-Endzustand, eventuell mit einem katholischen Zwischenstück
"Fegefeuer", sondern immer nur eine Ernte einer bestimmten Saat. Und wenn die Ernte
natürlicherweise genau der Saat entspricht, dann ist diese Ernte auch gerecht.
Somit hat eine Schuld bei aller denkbaren Schwere auch eine bestimmte
Begrenzung. Und analog dazu wären auch die Auswirkungen dieser Tat oder dieser
Unterlassung begrenzt.
Wenn man weiterhin einen gütigen Gott voraussetzt, dann zeigt dieser immer einen
nächsten Schritt, auch wenn der Weg heraus aus schwerem Leid sehr lange dauern
kann. Und damit es dazu, also zu diesem schweren
Leid, gar nicht erst kommt, lehrt Jesus, der Christus Gottes, in Seiner Bergpredigt wie folgt
(Matthäus 5, 25-26): "Vertrage dich mit
deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der
Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du
ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst
nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast."
Deutlicher kann man es
nicht sagen.
Selbst für den ungünstigsten Fall gilt laut Jesus: Du wirst
herauskommen (!). Doch du musst auch den letzten Pfennig zuvor bezahlt
haben.
Und weil das eben sehr lange dauern kann, versöhne dich lieber gleich.
Und wenig später ermuntert uns Jesus, der Christus (5,
44): "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr
Kinder seid eures Vaters im Himmel."
Das ist offensichtlich der schnellste Weg aus jeder selbst geschaffenen Hölle
heraus, der beispielsweise von kirchlichen Politikern aller Zeiten notorisch
missachtet wurde und wird. Ein
unendliches Gequält-Werden, wie es im kirchlichen Dogma von der ewigen
Verdammnis angelegt ist, haben sich kranke und vermutlich sadistisch veranlagte
Köpfe kirchlicher Prägung ausgedacht, und sie werden eines Tages auf Knien ihren
Dank dafür stammeln, dass das, was nach ihren Vorstellungen andere erleiden
müssen, sie nicht selber dauerhaft trifft.
So dürfen
also auch die Theologen früher oder später diesen Ort wieder verlassen, den sie
millionen- und milliardenfach Andersgläubigen ohne zeitliche Begrenzung
zugedacht haben.
Und so wird sich bewahrheiten, was Jesus von Nazareth über die Theologen sagte,
als Er den Schriftgelehrten Seiner Zeit prophezeite: "Wahrlich, ich sage euch:
Die Zöllner und Prostituierten kommen eher ins Reich Gottes als ihr"
(Matthäus 21, 31), wobei das Wort "eher" hier zeitlich gemeint ist.
Doch irgendwann, wenn sie von ihrem hohen Ross herab gestiegen oder herab
gefallen und umgekehrt sind, werden auch die Kirchenmänner und Theologen –
offenbar mit als Letzte unter allen Menschen – den Weg zurück zu Gott finden.
Das furchtbarste aller katholischen Dogmen ist die
Lehre von einer ewigen Verdammnis, und der Inhalt des Dogmas sind angeblich
pausenlose und unendliche Qualen im Zustand einer andauernden Verfluchung. Forscht man in den kirchlichen Dogmensammlungen und
veröffentlichten Lehrentscheidungen nach der Herkunft dieses Glaubens, dann
findet man die ältesten schriftlichen Belege für diese Lehre in einzelnen
römisch-katholischen Bekenntnissen, Briefen und Synoden-Dokumenten des 5.
Jahrhunderts. Der Glaube an eine ewige Hölle war aber bereits in früheren
Jahrhunderten Teil der katholischen Überlieferung. Er wurde von einzelnen
Kirchenlehrern und Kirchenvätern von einigen Bibelstellen abgeleitet, in denen man das Wort "aionios" = "ein Äon lang" als "ewig" im Sinne
von "unendlich" missdeutete, obwohl auch ein "Äon" einen zeitlichen Beginn
und einen Abschluss hat. So kannten auch weder das Judentum noch die wahren
Gottespropheten des Alten Testaments, an die Jesus von Nazareth anknüpfte, eine
solche ewige Hölle – nur einen dunklen Ort, die so genannte "Scheol", in der die
Menschen auf die Hilfe Gottes warten, um wieder heraus zu kommen
(siehe oben).
Erst die Kirche entwickelte die angeblich
unendlichen Höllenqualen, wobei man sich an der griechischen Vorstellung vom
"Tartaros", am Baals- bzw. Mithraskult oder an altägyptischen Vorstellungen
orientierte, wo von den dunkelsten Bereichen einer so genannten
"Vernichtungsstätte" die Rede ist. Doch während in antiken Götterkulten oft die
Möglichkeit eines Endes des Leids mitgedacht wird, hat die Kirche dies
ausdrücklich ausgeschlossen. Zudem sollen in der römisch-katholischen Kirche vor
allem abweichende Meinungen vom kirchlichen Dogma oder bereits Zweifel daran mit "ewiger
Hölle" bestraft werden, auch wenn der von der Kirche ewig Verfluchte ein ethisch
vorbildliches und gutes Leben führte. Auch in diesem Licht betrachtet könnte man die Religion der Kirche als die grausamste und grässlichste aller bestehenden Religionen
bezeichnen. Das zweite Indiz dafür beschrieb der Historiker Karlheinz Deschner
mit den Worten: "Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des
Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit ... keine Organisation
der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen
belastet ist wie die christliche Kirche, ganz besonders die römisch-katholische
Kirche." (in: Die beleidigte Kirche, Freiburg 1986, S. 42 f.)
Als eigentlicher "Vater" der kirchlichen
Verdammungslehren kann dabei der "heilige" Bischof und Kirchenlehrer Augustinus
von Hippo (356-430) gelten. Augustinus war nämlich derjenige, der die
katholische Überlieferung einer angeblich ewigen Verdammnis bis in Einzelheiten
hinein weiter entwickelt und schriftlich ausformuliert hat, vor allem in seinem
Werk De Civitate Dei
(= Der Gottesstaat) (entstanden von 413-426) im 21. von 22 Büchern. Zu
diesem Zeitpunkt war die Lehre einer ewigen Verdammnis zwar bereits
Mehrheits-Meinung in der römisch-katholischen Kirche, weswegen der
"Kirchenheilige" und Kirchenlehrer auch schon von der Lehre "der Kirche" sprechen konnte. Doch andere Überzeugungen
wie die des Theologen Origenes (185-254) von einer späteren Versöhnung aller
Menschen mit Gott wurden noch gelegentlich toleriert, aber von Augustinus nun
bekämpft. Mit eiskalter nahezu roboterhaft intellektuellen Akrobatik
versuchte der "Heilige", das Ewige-Verdammnis-Dogma aus der Bibel
abzuleiten (siehe
Anhang Nr. 2). Denn Grundlage für die
Kirchenlehren war immer deren Bibel, welche aber nach dem Dogma der Kirche nur vom
päpstlichen Lehramt richtig ausgelegt werden könne. Und dies führte wiederum
dazu, dass man die Bedeutung von Bibelstellen bis zur Unkenntlichkeit
verfälschte und verstümmelte oder gar ins Gegenteil verkehrte, um sie für die
Kirchenlehre vereinnahmen und missbrauchen zu können.
So setzt sich Augustinus in seinem Buch De Civitate Dei
auch mit anderen Bibelinterpretationen auseinander, die er anschließend
aber selbstherrlich zu widerlegen versucht.
Augustinus war übrigens auch derjenige, der
das Dogma einer angeblichen Erbsünde
erfunden hat, die seit dem "ersten Menschen" Adam angeblich an alle Menschen vererbt wurde und wofür
auch jeder einzelne Mensch angeblich die ewige Höllenstrafe verdient habe, wenn
ihm diese so genannte "Erbsünde" nicht mithilfe der Rom-Kirche und ihrer Priester vergeben würde.
Außerdem hat der "heilige" Bischof Augustinus eine Lehre vom "gerechten Krieg"
erfunden und das Foltern von Menschen als "Kur für die Seele" verteidigt
und auch damit unsägliches Leid über die ganze Menschheit gebracht, wie die
nachfolgenden Jahrhunderte eindeutig beweisen.
Augustinus hatte also im 5.
Jahrhundert die Verdammnislehren der Kirche in ein theologisches System hinein
gefeilt. Doch erst die Synode und das Konzil von Konstantinopel in den
Jahren 543 und 553 verurteilten kirchenamtlich abschließend die Lehre des
Origenes von einer späteren
"Allversöhnung" aller Seelen und Menschen mit Gott,
wie sie auch in der Apostelgeschichte
der Bibel nachzulesen ist. Es handelt sich um das
berüchtigte Edikt des Kaisers Justinian, wofür er die Zustimmung aller Bischöfe
des Imperiums erzwang und auch die Zustimmung von Papst Vigilius aus Rom
einholte. In diesem Edikt heißt es: "Wer sagt oder daran festhält, die Strafe
der Dämonen und gottlosen Menschen sei zeitlich und sie werde nach einer
bestimmten Zeit ein Ende haben bzw. es werde eine Wiederherstellung von Dämonen
oder gottlosen Menschen geben, der sei mit dem Anathema (= Verfluchung) belegt" (zit. nach
Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen
Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsätze Nr. 411; siehe auch
Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 891).
Das heißt: Wer ab jetzt nicht an die ewige Verdammnis glaubt, der sei
selbst verflucht und damit nach dem Tod "ewig verdammt".
Dieses Edikt von Kaiser Justinian hat die römisch-katholische Kirche in die
Reihe ihrer bis in die Gegenwart verbindlichen Lehrentscheidungen übernommen,
auch wenn man heute nicht mehr so gerne darüber predigt.
Nachfolgend noch einzelne weitere
römisch-katholische Bekenntnisse, Briefe und Synodendokumente aus dem voran
gegangenen 5.
Jahrhundert, in denen bereits von einer "ewigen Verdammnis" in der
Lehre der Vatikan- bzw. Romkirche die Rede ist:
Nachweisbar ist in diesem Zusammenhang der Brief Consultenti tibi
von
Papst Innozenz I. vom 20.2.405, in dem der Papst die Gewährung
der Hostie an Sterbende verfügte, auch wenn diese zuvor "gesündigt" hatten.
Papst Innozenz I. schreibt: "Es wird also zusammen mit der letzten Buße die
Kommunion gewährt, damit solche Menschen noch an ihrem letzten Ende mit
Erlaubnis unseres Erlösers vom immerwährenden Untergang befreit werden."
(zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und
kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, Lehrsatz Nr. 212)
Diese grässliche Lehre "immerwährenden
Untergangs" bzw. andauernder pausenloser Höllenqualen steht möglicherweise auch
im Zusammenhang mit der Erhebung des Katholizismus zur alleinigen Staatsreligion
im Jahr 380, was im Laufe der Jahrhunderte auch zur Verhängung der Todesstrafe gegenüber Anhängern anderer
Glaubensrichtungen führte.
Ab dem 5. Jahrhundert ist die Lehre der ewigen Verdammnis in einzelnen
Lehrsaussagen der Kirche nun verstärkt nachweisbar.
Im
angeblich von Kirchenvater Athanasius (298-373) oder gar Papst Anastasius
I. (399-401) verfassten Glaubensbekenntnis, das aber wahrscheinlich von
einem unbekannten Kirchenautor zwischen 430 und 500
verfasst wurde, heißt es:
"Er [Christus] sitzt zur Rechten des Vaters; von dort wird er kommen, Lebende
und Tote zu richten. Bei seiner Ankunft müssen alle Menschen mit ihren Leibern
auferstehen und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Taten; und die Gutes
getan habe, werden in das ewige Leben eingehen; die aber Böses getan haben, ins
ewige Feuer." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der
Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg
2009, Lehrsatz Nr. 76)
Dieses Bekenntnis, heute Pseudo-athanasisches Bekenntnis Quicumque
genannt, wurde im Mittelalter in der Kirche dem Apostolischen und dem
Nicänischem Glaubensbekenntnis gleichgestellt.
Auf der
Synode von Arles im Jahr 473, die während der Regentschaft des "heiligen"
Papstes Simplicius stattfand, wurde der Priester Lucidus, der an eine
Vorherbestimmung zur Seligkeit und zur ewigen Verdammnis glaubte – so wie später
auch Martin Luther und Johannes Calvin – zur Unterwerfung und Anpassung seiner Lehre an die
Mehrheitsmeinung gezwungen, wonach zwar eine "ewige Verdammnis" gelehrt wird,
aber nicht eine Vorherbestimmung einzelner Menschen für eine ewige Hölle durch
Gott. Dem Priester Lucidus wurde deshalb von den Kirchenoberen eine Erklärung
vorgelegt, die er gegenüber der Papstkirche abgeben und unterschreiben musste. Darin heißt es:
"Euer Tadel ist öffentliches Heil, und euer Urteil Medizin. Daher halte auch ich
es für das beste Heilmittel, mich durch Anklage der vergangenen Irrtümer zu
entschuldigen und durch ein heilsames Bekenntnis reinzuwaschen ... Ich bekenne
auch, dass für Todsünden ewige Feuer und Flammen der Unterwelt bereitet sind:
denn den bis zum Ende fortbestehenden menschlichen Sünden folgt zurecht das
göttliche Urteil, das sich diejenigen gerechterweise zuziehen, die dies nicht
aus ganzem Herzen geglaubt haben." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium
der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage,
Freiburg 2009, Lehrsätze Nr. 330 und 342)
Ende des
5. Jahrhunderts entstand in Südfrankreich auch die römisch-katholische
Bekenntnis-Formel Fides Damasi, die lange Zeit fälschlicherweise
Papst Damasus I. (4. Jahrhundert) zugeschrieben wurde.
Dort ist zu lesen:
"Wir haben die Erwartung, dass wir von ihm [Christus] selbst entweder als Lohn
für unser gutes Verdienst das ewige Leben oder für unsere Sünden die Strafe der
ewigen Pein erlangen werden. Dies lies, dies halte fest, diesem Glauben
unterwirf deine Seele. So wirst du vom Herrn Christus das Leben und das Heil
erlangen." (zit. nach Denzinger-Hünermann, Kompendium der
Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg
2009, Lehrsatz Nr. 72)
Die langjährige Zuschreibung dieses Bekenntnisses, in dem von "gutem Verdienst"
die Rede ist, an Papst Damasus mag manchen, der
sich ein wenig mit Kirchengeschichte auskennt,
überraschen, da ja ausgerechnet dieser Papst im Jahr 366 die Kirche Santa Maria
Maggiore in Rom von Söldnern stürmen ließ und darin 137 Anhänger von Ursinus,
seines Kontrahenten um den Papstthron, zu Tode massakrieren ließ. Aber was
ist schon
"gut" in der Wertigkeit von Menschen, die auch vermeintlich ewige
Höllenqualen für Andersdenkende als eine
"gute" Konsequenz bezeichnen.
Schließlich noch ein Blick in die Gegenwart: So mancher Priester versucht, die
Grausamkeit dieser Höllenlehre in unserer Zeit dadurch zu verstecken, dass er
nur von scheinbar ewiger "Gottferne" spricht und die angeblichen Schmerzen durch
Feuer unterschlägt. Papst Josef Ratzinger jedoch
warnte bei seiner Olympiastadion-Rede am 22.9.2011 in Berlin vor dem
Kirchenaustritt – und zwar mit einer Warnung des "heiligen Augustinus" vor dem
ewigen "Feuer", was im Anhang Nr. 2 anhand von
Original-Zitaten von Augustinus noch ausgeführt wird.
Stellen Sie sich vor,
|
zit. nach bkv.unifr.ch
Lesen Sie dort selbst, wenn Sie möchten, das ganze 21. Buch des "Kirchenheiligen")
Ex-Papst Joseph Ratzinger schreibt:
"Ich rufe auch die Heiligen an. Ich bin mit Augustinus, mit Bonaventura, mit
Thomas von Aquin befreundet. Man sagt dann auch
zu solchen Heiligen: ´Helft mir!`" (Papst Joseph Ratzinger in Licht der Welt,
Freiburg 2010, S. 32). Doch wen bittet Papst Benedikt XVI. hier um Hilfe und
Erleuchtung? Lesen Sie selbst, was sein Freund Augustinus u. a. lehrt und mit
welchen Lehren er dem Papst Joseph Ratzinger unter Umständen zu "Hilfe" eilt.
Die Zahl oben ist das jeweilige Kapitel in dem 21. Buch des Werkes Der
Gottesstaat. Es beginnt mit den sadistischen Vorstellungen des "Heiligen"
von einem grausam gequälten Menschen. Dies ist z. B. der Fall, wenn dieser wegen
seines "Unglaubens" gefoltert wird, was Augustinus befürwortet. Durch den Tod
erhofft der Gefolterte nun ein Ende seiner unbeschreiblichen Schmerzen. Doch dann soll das
Grauen weiter gesteigert werden und nie mehr enden. So will es die Kirche für
ihre Kritiker oder Gegner, und so lehrt sie es. Der roboterkalte "Heilige" malt
sich dabei in bestialischer spitzfindiger Perversion die Hölle für die
Abweichler vom römisch-katholischen Glauben folgendermaßen aus. Der Teufel
könnte es nicht zynischer und satanischer formulieren:
2
Diese Verbindung
[von Leib und Seele bei einem Menschen auf der Erde] ist eben derart, dass die
Seele vor den äußersten Schmerzen weicht und aus dem Leibe entflieht; denn der
Zusammenhalt zwischen den Gliedern und den Lebensbedingungen ist so gering, dass
er nicht imstande ist, einen Ansturm auszuhalten, der großen oder den äußersten
Schmerz mit sich bringt. Aber mit dem Leibe [im Jenseits], wie er alsdann sein
wird, wird die Seele noch überdies in einer Weise zusammengefügt sein, dass
dieses Band ... durch keinen Schmerz zerrissen wird ... Denn einen Tod gibt es
auch dann, aber einen ewigen Tod: die Seele ... wird die körperlichen
Schmerzen nie los durch den Tod. Der erste Tod vertreibt die Seele wider
ihren Willen aus dem Leibe, der zweite Tod hält die Seele wider ihren Willen
fest im Leibe.
3
... Und schließlich, falls es der Leib
ist, der den Schmerz in der Seele bewirkt, warum kann er der Seele wohl Schmerz,
aber nicht den Tod bringen? Offenbar deshalb, weil nicht notwendig das, was
Schmerz verursacht, den Tod verursachen muss. Warum sollte es also
unannehmbar sein, dass Feuerflammen jenen Leibern Schmerz verursachen können,
ohne ihren Tod herbeizuführen?
4
Warum heischt man dann von uns noch
erst Beispiele aus der Welt der Wirklichkeit, an denen wir glaubhaft machen
sollen, dass der Leib der Menschen, die mit ewiger Pein bestraft werden, der
Seele nicht verlustig gehe durch das Feuer und ohne Verzehrung brenne und
ohne der Vernichtung anheim zu fallen leide? Eine solche Eigenschaft wird
dem Wesen des Fleisches eben mitgeteilt werden von Gott, der den vielen Dingen,
die wir mit Augen sehen, so wunderbare und verschiedenartige Eigenschaften
verliehen hat, dass wir darüber nur deshalb nicht staunen, weil es ihrer so
viele sind. Wer sonst als ´Gott, der Schöpfer aller Dinge’, hat zum Beispiel
dem Fleisch des Pfauen die Eigenschaft verliehen, dass es sich vor Fäulnis
bewahrt? Das kam mir so unglaublich vor, dass ich es auf bloßes Hörensagen hin
nicht annehmen wollte; als mir darum einmal in Karthago ein Pfauenbraten
vorgesetzt wurde, ließ ich vom Brustfleisch ein hinreichend großes Stück
zurückbehalten; nach Verlauf einer Zeit, in der jedes andere gekochte Fleisch in
Verwesung übergegangen wäre, ließ ich es hervorholen und auftragen, und siehe,
es machte sich dem Geruchssinn in keiner Weise unangenehm bemerkbar. Wiederum
aufbewahrt, zeigte es sich nach mehr als dreißig Tagen im gleichen Zustand und
ebenso auch nach einem Jahre, nur dass es etwas trockener und ein wenig
zusammengeschrumpft war.
8
Nun wird man etwa erwidern,
unsere Lehre von den stets brennenden und nie
sterbenden Menschenleibern sei deshalb unannehmbar, weil die Natur
des Menschenleibes, wie wir genau wüssten, völlig anders eingerichtet sei
... denn die Natur des menschlichen Fleisches ist eben nicht derart, das sei
bekannt. Darauf könnten wir an der Hand der heiligen Schriften eine Antwort
geben ... Allein unsere Gegner schenken diesen Schriften keinen Glauben, die
darüber berichten, in welcher Beschaffenheit der Mensch im Paradiese lebte und
wie fern ihm die Unvermeidbarkeit des Todes lag – die ganze mühsame
Auseinandersetzung mit ihnen über die künftige Strafe der Verdammten könnten wir
uns ja sparen, wenn sie diesen Schriften Glauben beimäßen – ...
Wie es demnach Gott nicht unmöglich war, Naturen zu bilden nach Belieben, so ist
es ihm auch nicht unmöglich, die von ihm gebildeten Naturen nach Belieben
umzugestalten ... Uns müssen diese Vorkommnisse, die sich scheinbar wider
die Natur zutragen und die man als widernatürlich bezeichnet ... darauf ein
Hinweis oder Vorausweis sein, das ankündigen, dass Gott seine Vorherkündigung
über sein künftiges Verfahren mit dem Menschenleib auch ausführen wird, ohne
sich durch eine Schwierigkeit hindern, ohne sich durch ein Naturgesetz
Vorschriften machen zu lassen.
9
Eintreten wird also, ohne Zweifel wird
eintreten, was Gott durch seinen Propheten gesprochen hat über die ewige
Strafpein der Verdammten: "Ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht
erlöschen." Denn auch der Herr Jesus hat diese Worte, um sie noch dringender
einzuschärfen, wiederholt gebraucht, da wo er bildlich von Gliedern spricht, die
dem Menschen Ärgernis bereiten, und damit solche Menschen meint, die man liebt
wie seine Hauptglieder, und sie abzuschneiden befiehlt; da sagt er: "Besser ist
es für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen zur Hölle
zu fahren, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer
nicht erlischt." [Anmerkung: Weder die Gottespropheten noch Jesus, der
Christus, meinten damit eine "ewige Verdammnis"; siehe oben Der Theologe Nr. 19]
... Unter diesen Umständen mag sich jeder nach Belieben entscheiden und das
Feuer auf den Leib, den Wurm auf den Geist beziehen, dort im eigentlichen, hier
im übertragenen Sinn, oder Feuer und Wurm miteinander im eigentlichen Sinn auf
den Leib. Denn dass Leibeswesen auch im Feuer zu leben
vermögen, in der Glut, ohne verzehrt zu werden, in der Pein, ohne zu sterben,
habe ich oben schon zur Genüge dargetan; sie vermögen es durch
Wunderwirkung ihres in jeder Hinsicht allmächtigen Schöpfers. Wer diesem die Kraft dazu
abspricht, der weiß nicht, von wem all das Wunderbare herkommt, das er an allen
Naturen anstaunt. [Anmerkung: eine an Grausamkeit nicht mehr überbietbare
zynische Verhöhnung des Schöpfergottes durch den "heiligen"
Augustinus, die eindrücklich beweist, dass der Kirchenlehrer in Wahrheit dem
diente, den Jesus von Nazareth den "Vater der Lüge" nannte] Denn er ist es,
Gott, der in dieser Welt alle die großen und kleinen Wunder vollbracht hat, die
ich erwähnt habe, und noch ungleich viel mehr, die ich nicht erwähnt habe, und
der sie alle eingegliedert hat der Welt, einem einzigen und dem größten aller
Wunder.
[Ein Leser schrieb uns: "Mich wundert jetzt nicht mehr, dass so viele
Priester, die das glauben, auch Kinder vergewaltigen."]
10
Denn ein und dasselbe Feuer ist es, das zur
Bestrafung der Menschen wie der Dämonen bestimmt ist, da ja Christus sagt:
"Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen
Engeln bereitet ist." [Anmerkung: Jesus lehrte das Gesetz von Saat und
Ernte, und auch in dieser Bibelstelle ist nur von einem "Äonen" langen "Feuer"
die Rede, nicht etwa von einem unendlichen Feuer, wie es die Kirche lehrt; siehe
oben].
Aber vielleicht haben auch die Dämonen eine ihnen eigentümliche Art von Leib,
wie Gelehrte angenommen haben, bestehend aus der uns umgebenden dicken und
feuchten Luft, deren Druck man beim Wehen des Windes verspürt. Und diese
Art Element ist immerhin der Einwirkung des Feuers zugänglich, sonst
würde es nicht brennen, wenn es erhitzt wird wie in den Bädern ... Es werden
also, wenn sie keine Leiber haben, die Geister der Dämonen oder vielmehr die
Geister-Dämonen, so unkörperhaft, wie sie sind, mit körperhaftem Feuer verbunden
werden zum Zweck ihrer Peinigung, ... auf wunderbare und
unaussprechliche Weise werden die Dämonen an das Feuer gebunden sein, von
diesem Pein in sich aufnehmend, aber ihm nicht das Leben gebend; ist ja auch
ihrerseits die Art, wie Geister mit Leibern verbunden sind und beseelte
Leibeswesen ausmachen, in jeder Hinsicht wunderbar und dem Menschen
unbegreiflich, obwohl doch der Mensch selbst ein solches Wesen ist. ... Dagegen
wird jene "Gehenna", die auch Feuer- und Schwefelpfuhl heißt, ein körperhaftes
Feuer sein und die Leiber der Verdammten peinigen, und zwar entweder wie die der
Menschen so auch die der Dämonen, bei den Menschen massige, bei den Dämonen
luftartige, oder lediglich bei den Menschen die Leiber mit ihren Geistern,
hingegen ohne Leiber die Dämonengeister, die dann an die körperhaften
Feuerflammen gebunden wären, um von ihnen Strafe entgegenzunehmen, nicht um
ihnen Leben zu verleihen. Denn für beide Arten von Wesen wird es nur ein Feuer
geben.
Teufel und Augustinus
(Bildausschnitt im Bild von
Michael Pacher / Die tiefere Bedeutung des Bildes: Der Kirchenvater
empfängt seine Weisungen)
(The
work of art depicted in this
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worldwide. The reproduction is part of a collection of reproductions
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licensed under the GNU Free Documentation License)
11
Von den Gegnern, wider die wir den
Gottesstaat vertreten, glauben manche, es liege in solchem Strafgericht eine
Ungerechtigkeit nach der Richtung hin, dass man für seine Sünden, die so groß
wie immer sein mögen, mit einer ewigen Strafe büßen müsse, da sie doch in kurzer
Zeit begangen worden sind.
Wird man irgend jemand verurteilen, so lang im Gefängnis zu weilen, als die Tat
währte, die ihn ins Gefängnis brachte? Hat nicht mit vollstem Recht ein Sklave,
der mit einem Wort oder tätlich in einem Nu seinen Herrn beleidigt oder verletzt
hat, jahrelange Strafen in Fesseln abzubüßen? Nun gar Geldbuße,
Brandmarkung, Verbannung oder Sklaverei, Strafen, die in der Regel in der Weise
verhängt werden, dass kein Nachlass gewährt wird, sind sie nicht ewigen Strafen
ähnlich, soweit es im irdischen Leben überhaupt sein kann, nur deshalb nicht
ewig, weil auch das Leben, das von solchen Strafen betroffen wird, nicht ewig
dauert? Und doch werden die Sünden, die mit so außerordentlich lang dauernden
Strafen belegt werden, in kürzester Zeit begangen; und niemand gibt es,
der der Meinung wäre, die Qualen der Übeltäter müssten ebenso schnell
durchgeführt werden, wie ein Mord oder ein Ehebruch oder ein Heiligtumsraub oder
sonst ein Verbrechen sich abspielt, das man nicht nach der Zeitdauer zu bemessen hat,
sondern nach der Größe des Unrechts und der Ruchlosigkeit. Und wenn für ein
großes Verbrechen die Todesstrafe verhängt wird, gilt da in den Augen des
Gesetzes etwa die freilich sehr kurze Zeit der Beförderung vom Leben zum Tode
als die Strafe, und nicht vielmehr die auf immer währende Ausstoßung aus der
Genossenschaft der Lebenden? ... Kein Gesetz des irdischen Staates ist imstande,
einen Gerichteten dem Staat wieder zurückzugeben, kein Gesetz des himmlischen
Staates, den zum zweiten Tode Verurteilten dem ewigen Leben zurückzugeben.
Aber, sagt man, wenn die zeitliche Sünde mit ewiger Pein bestraft wird, wie
bewahrheitet sich dann das Wort eures Christus: "Mit dem nämlichen Maße, womit
ihr messet, wird euch zurückgemessen werden"? Dabei übersieht man ja aber, dass
sich das Wort vom Gleichmaß nicht auf das Gleichmaß der Zeitdauer bezieht,
sondern auf eine Übereinstimmung bezüglich des Bösen, nämlich: wer Böses getan
hat, soll Böses erleiden. [Anmerkung: Hier verhöhnt Augustinus Jesus
von Nazareth einmal mehr, denn Jesus lehrte nicht wie die geistig toten und
sadistischen Theologen, sondern Er war ein Mann mit Herz. Er lehrte das Gesetz
von Saat und Ernte, die Barmherzigkeit Gottes und die Waage der Gerechtigkeit,
auch in Bezug auf eine Zeitdauer.]
12
Jedoch dem menschlichen Empfinden
erscheint eine ewige Strafe deshalb hart und ungerecht, weil man hienieden bei
der Mangelhaftigkeit der vergänglichen Gefühle das Empfinden für die höchste und
reinste Weisheit gar nicht hat, um fühlen zu können, welcher Frevel schon
mit der ersten Auflehnung begangen worden ist. Denn je mehr der Mensch im
Genusse Gottes stand, um so größer die Ruchlosigkeit, womit er Gott verließ und
für ein ewiges Übel reif wurde, indem er jenes Gut in sich zerstörte, das ewig
hätte sein können. Von daher ist die ganze Masse des Menschengeschlechtes
verdammt ... und würden umgekehrt alle aus der Finsternis in das Licht
versetzt werden, so würde an keinem die Vergeltung in ihrer wahren Gestalt
offenbar werden. In diesem Zustande der Vergeltung befinden sich jedoch weit
mehr als in dem der Gnade; daran soll sich zeigen, was von Rechtswegen allen
gebühren würde.
13
Allerdings die Platoniker wollen
zwar keine Sünde unbestraft wissen, lassen aber alle Strafen nur zur Besserung
verhängt werden, wie die durch Menschengesetze so auch die durch Gottes
Anordnung auferlegten, sei es in diesem Leben oder, falls einer hienieden
verschont bleibt oder trotz der Strafen sich nicht bessert, nach dem Tode ...
Die Vertreter dieser Meinung erkennen nur reinigende Strafen nach dem Tode an.
16
Aber wie groß ist Gottes Erbarmen über die
Geräte des Erbarmens, die er zur Herrlichkeit voraus zubereitet hat! Selbst auch
die erste Altersstufe des Menschen, die Kindheit, die ohne jeden Widerstand dem
Fleisch ergeben ist, und die zweite, die frühe Jugend, wo die Vernunft diesen
Kampf noch nicht aufgenommen hat und fast allen fehlerhaften Neigungen
preisgegeben ist, weil in diesem Alter, trotzdem man da bereits sprechen kann
und demnach die infantia offenbar schon überschritten hat, der Geist noch zu
schwach ist, das Gebot zu erfassen, ich sage, selbst diese Altersstufen, auch
wenn man auf ihnen bereits das Leben beendigt, werden durch Gottes Erbarmen,
falls sie die Sakramente des Mittlers empfangen haben, nicht nur den ewigen
Strafen nicht zugeführt, sondern haben nach dem Tode nicht einmal irgendwelche
läuternde Peinen zu erdulden; denn sie sind nun aus der Macht der
Finsternis in das Reich Christi versetzt. Die geistige Wiedergeburt allein reicht hin,
nach dem Tode die Schuld unschädlich zu machen, welche man sich nebst dem Tode
durch die leibliche Geburt zugezogen hat ... Wer immer also den ewigen
Strafen entgehen will, muss nicht nur getauft, sondern auch gerechtfertigt
werden in Christo und so wirklich vom Teufel zu Christus übergehen [Anmerkung:
Wehe jedoch, das Kind sei nicht katholisch getauft!] ... Doch hat man
auch für das ewige Feuer sicher verschiedene Abstufungen anzunehmen, wonach
es je nach dem Maße der Missverdienste für die einen leichter, für die anderen
strenger sein wird, sei es, dass seine Gewalt und Hitze je nach der verdienten
Strafe für jeden eine andere ist, oder dass es zwar gleichmäßig brennt, aber
nicht als gleichmäßige Pein empfunden wird.
17
Nun werde ich aber noch mit unseren eigenen
mitleidigen Seelen verhandeln und mich friedlich auseinandersetzen müssen, mit
denen, die nicht glauben wollen, dass die Strafe eine ewige sein wird auch nur
für einen jener Menschen, die der Allgerechte der Pein der Hölle für würdig
erklärt, oder doch für gar alle, sondern meinen, nach Ablauf einer bestimmten,
je nach der Große der Sünde längeren oder kürzeren Frist würden sie daraus
befreit werden müssen. In diesem Punkte war Origenes sicher noch mitleidiger,
der sogar den Teufel samt seinen Engeln nach allerdings schwereren und länger
dauernden Strafen, wie sie ihren Missverdiensten entsprächen, diesen Peinen
entrissen und den heiligen Engeln beigesellt werden lässt. Jedoch ihn hat
die Kirche mit Recht abgelehnt, wegen dieser Anschauung sowohl, wie auch wegen
mancher anderen, besonders über einen endlosen Wechsel von Seligkeit und
Unseligkeit und ein unaufhörliches Hin- und Herschwanken zwischen den beiden
Zuständen in bestimmten Weltalterzeiten ... Wenn diese Meinung deshalb gut
und richtig wäre, weil sie mitleidsvoll ist, so müsste sie ja um so besser und
richtiger sein, je mehr sie mitleidsvoll wäre ... und gerät mit dem wahren
Gotteswort [Anmerkung: eine weitere Verhöhnung des Gotteswortes]
um so stärker in Widerspruch, je milder er zu empfinden sich schmeichelt
[Anmerkung:
Wer so redet, ist dieser nicht eine robotergleiche Bestie? Und im Namen welchen
Gottes? Im Namen des Schöpfergottes nicht. Es gibt aber noch einen Anderen, den
"Gott der Unterwelt".]
18
Auch solche gibt es – und ich selbst habe
deren im Gespräche kennen gelernt –, die ... Gott noch weit mehr Mitleid und
Erbarmen gegen das Menschengeschlecht beilegen als die vorigen ... . Der
barmherzige Gott werde sie dann den Bitten und Fürsprachen seiner Heiligen
schenken. Denn diese würden sicher für sie bitten: wenn sie das schon taten zu
der Zeit, da sie an ihnen Feinde hatten, um wie viel mehr dann, wenn sie sie
demütig und Hilfe erflehend auf den Knien liegen sehen! Es sei doch nicht
anzunehmen, dass den Heiligen die Mitleidsader eintrockne [Anmerkung:
Die Sprache verrät den bösartigsten Zynismus des Autors], wenn sie im Besitz
allseitiger und vollendeter Heiligkeit sein werden; sie hätten ja dann zu einer
Zeit, da sie selbst nicht ohne Sünde waren, für ihre Feinde gebetet, und würden
nun, da sie eben von Sünden frei zu sein beginnen, für solche, die ihre Hilfe
anflehen, nicht beten! Oder wird Gott seine Kinder nicht erhören, die Bitten so
vieler und so trefflicher Kinder gerade dann nicht erhören, wenn ihre Heiligkeit
alle Hindernisse eines gottgefälligen Gebetes weggeräumt hat? ... Wenn er [Gott]
nun sogar damals [bei der Androhung des Untergangs der Stadt Ninive], so folgert
man, hat Schonung walten lassen, wo er doch seinen heiligen Propheten durch sein
Schonen betrüben sollte, so wird er erst recht barmherzig der demütig Flehenden
dann schonen, wenn alle seine Heiligen ihn um solche Schonung anrufen ... Und
wenn der Apostel sage: "Gott hat nämlich alle in Ungläubigkeit eingeschlossen,
um an allen Erbarmen zu üben", so wolle er damit andeuten, dass Gott niemand
verdammen wird. Doch erstrecken auch die Vertreter dieser Ansicht ihre Vermutung
nicht auf die Befreiung oder Nichtverdammung des Teufels und seiner Engel; nur
menschliches Mitempfinden, lediglich auf die Menschen gerichtet, bewegt sie, und
vorab ihr eigener Nutz und Frommen steht ihnen vor Augen: sie versprechen
sich von einem vermeintlich allgemeinen Erbarmen Gottes dem Menschengeschlechte
gegenüber irrigerweise Straflosigkeit für ihre verderbten Sitten.
[Anmerkung:
Da dem "heiligen" Augustinus hier kein geeignetes Gegen-Argument einfällt,
verleumdet er seine Gegner einfach als Menschen mit "verderbten Sitten".]
23
Und zwar müssen wir zuerst darüber uns klar
werden, weshalb die Kirche die Annahme nicht dulden konnte, dass selbst dem
Teufel, wenn auch erst nach sehr schweren und langwierigen Strafen, Läuterung
oder Vergebung in Aussicht stehe ... Es ist nämlich durchaus nicht etwa an dem,
als hätten ... heilige und mit den alten und neuen Schriften wohl vertraute
Männer in großer Zahl, die Reinigung und die Himmelsseligkeit irgendwelchen,
noch so vielen Engeln nach irgendwelchen und beliebig großen Strafen missgönnt,
vielmehr stand ihnen klar vor Augen, dass der göttliche Urteilsspruch [Anmerkung:
eine Verhöhnung Gottes] nicht entkräftet oder abgeschwächt werden dürfe, den
der Herr nach seiner eigenen Vorhersage beim Gerichte fällen und aussprechen
wird ... und ebenso wenig die Weissagung der Geheimen Offenbarung: "Der Teufel,
der sie verführte, ward in den Feuer- und Schwefelpfuhl geworfen, und dahin auch
das Tier und der falsche Prophet; da werden sie Tag und Nacht gepeinigt werden
in die Weltzeiten der Weltzeiten." Wie dort "ewig", so heißt es hier "in die
Weltzeiten der Weltzeiten", womit die Heilige Schrift nur das zu bezeichnen
pflegt, was der Zeit nach kein Ende nimmt [Anmerkung: Genau das ist
falsch: Denn die "Weltzeiten", wenn es auch viele sind, sind eben der
irdischen Zeit unterworfen und nehmen deshalb ein Ende]. Man kann darum
schlechterdings keinen anderen noch einen gerechteren und offener zutage
liegenden Grund ausfindig machen, weshalb wahre Frömmigkeit unbedingt daran
festhält, dass für den Teufel und seine Engel jede Rückkehr zur Gerechtigkeit
und zum Leben der Heiligen ausgeschlossen ist, als das Zeugnis der Schrift,
die niemanden irreführt; sie sagt, Gott habe des Teufels und seiner Engel nicht
geschont und sie seien von ihm einstweilen in der Weise vorverdammt worden, dass
sie in finstere Höhlen der Unterwelt hinab gestoßen und dorthin zur Aufbewahrung
bis zur Bestrafung durch das letzte Gericht übergeben wurden, wo alsdann das
ewige Feuer sie in Empfang nehmen wird, in welchem sie in die Weltzeiten der
Weltzeiten werden gepeinigt werden.
Wenn nun dem so ist, so kann man auch die verdammten Menschen, sei[en]
es alle
oder ein(en) Teil davon, unmöglich ewigen Strafen, wenn auch nach noch so langer
Zeit, entrissen denken, ohne dass sofort der Glaube dahin sinkt, dass die Pein
der Dämonen ewig dauern wird. Wenn nämlich alle die oder auch nur einige von
denen, an die das Wort ergeht: "Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige
[Anmerkung: ein Übersetzungsfehler; es heißt "Äonen lang"]
Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist", nicht auf immer im ewigen
Feuer sein werden, so fällt jeder Grund hinweg zu glauben, dass der Teufel und
seine Engel auf immer darin sein werden. Oder wird etwa Gottes Urteilsspruch,
der gleichmäßig über die Bösen, ob Engel oder Menschen, gefällt wird, an den
Engeln sich bewahrheiten, an den Menschen sich falsch erweisen? So in der Tat
wird es sein, wenn nicht Gotteswort, sondern Menschenwitz die Oberhand behält.
Aber das ist ja nicht möglich, und so soll man, statt wider Gott die eigene
Weisheit aufzurichten, lieber der göttlichen Anordnung [Anmerkung:
eine Verhöhnung Gottes], so lang es noch Zeit ist, sich fügen, will man
nicht ewiger Pein anheim fallen. Und dann welche Folgerichtigkeit, die ewige
Strafpein nur für ein lange währendes Feuer zu halten, das ewige Leben dagegen
für endlos ... Ist das eine wie das andere ewig, so muss ja selbstverständlich
entweder beides zumal als lange während, jedoch einmal ein Ende nehmend gelten
oder ebenso beides zumal als immerwährend und nie ein Ende nehmend. Denn sie
sind beide genau nebeneinander gestellt, ewige Pein einerseits, ewiges Leben
anderseits. In ein und demselben Satz aber sagen: "Das ewige Leben wird ohne
Ende dauern, die ewige Pein wird ein Ende nehmen", das wäre doch zu widersinnig.
Weil also das ewige Leben der Heiligen ohne Ende dauern wird, so wird ohne
Zweifel auch die ewige Pein für die ihr Verfallenen kein Ende nehmen.
24
Derselbe Grund also, der jetzt die
Kirche abhält von der Fürbitte für die bösen Engel, ihre Feinde, wird auch dann
bei jenem Gericht, obwohl sie da an Heiligkeit vollkommen ist, ihrer Fürbitte
für die mit dem ewigen Feuer zu bestrafenden Menschen hindernd im Wege stehen.
Jetzt allerdings betet sie für ihre Feinde unter den Menschen, weil jetzt die
Zeit fruchtbarer Buße ist ... Wüsste sie übrigens von dem einen oder
anderen sicher, dass er zu denen gehöre, die, noch im irdischen Leben
befindlich, doch vorherbestimmt sind, ins ewige Feuer einzugehen mit dem Teufel,
so würde sie für einen solchen so wenig beten wie für den Teufel. Weil sie jedoch über
niemand in der Hinsicht Gewissheit hat, so betet sie für alle ihre Feinde,
genauer für alle am Leben befindlichen Feinde unter den Menschen, ohne indes für
alle erhört zu werden. Sie wird vielmehr nur für die erhört, die, trotzdem sie
der Kirche feindlich gegenüberstehen, doch in der Weise vorherbestimmt
sind, dass die Kirche in ihrem Gebete für sie Erhörung finden soll und dass
aus den Gegnern Kinder der Kirche werden sollen. Haben aber solche bis zu
ihrem Tode ein unbußfertiges Herz und bekehren sie sich nicht aus Feinden zu
Kindern, betet dann die Kirche etwa auch noch für sie, d. h. für den Geist
solcher Verstorbener? Sie unterlässt es, und zwar nur aus dem Grund, weil jeder,
der sich bei Lebzeiten nicht zu Christus hingewendet hat, bereits zur
Teufelsseite gerechnet wird ...
Demnach darf man den Psalmvers: "Wird Gott der Barmherzigkeit vergessen oder mit
seinen Erbarmungen zurückhalten in seinem Zorne?" keinenfalls in einem Sinne
auffassen, dass dabei Gottes Urteilsspruch über die guten Menschen als wahr, der
über die schlechten als falsch erscheint, oder der über die guten Menschen und
die bösen Engel als wahr, der über die bösen Menschen dagegen als falsch. Was da
der Psalm sagt, bezieht sich vielmehr auf die Gefäße des Erbarmens und die
Kinder der Verheißung [Anmerkung: Diese Einschränkung der
Barmherzigkeit auf die nur kirchlich Erwählten ist eine Verfälschung des Alten
Testaments], deren eines auch der Prophet selbst war ... denn eben in diesem
so mühseligen Leben, das Gottes Zorn ist, wandelt er die Gefäße des Erbarmens
zum Bessern, obwohl sein Zorn immer noch in dem Elend dieser Vergänglichkeit
lebendig ist; denn selbst mitten in seinem Zorne hält er nicht zurück mit seinen
Erbarmungen. Auf solche Weise also kommt die Wahrheit zu ihrem Recht, die in
jenem Verse des göttlichen Gesanges ausgesprochen ist, und so erübrigt es sich
von selbst, ihre Erfüllung auch noch dort zu suchen, wo die, welche nicht zur
Stadt Gottes gehören, mit der ewigen Pein bestraft werden. Will man aber
gleichwohl den Ausspruch selbst noch für die Qual der Gottlosen gelten lassen,
so sollte man ihn doch dahin auffassen, dass zwar ihnen gegenüber Gottes Zorn
fortbesteht, wie er als ewige Pein auch angekündigt ist, dass aber demnach Gott
in diesem seinem Zorne seine Erbarmungen nicht zurückhält und die Bösen nicht
mit aller verdienten Strafstrenge gepeinigt werden lässt; sie würden also dann
zwar nicht der ewigen Strafe ganz überhoben noch auch einmal ein Ende der Strafe
erreichen, jedoch mildere und leichtere Strafen erdulden, als sie verdient
hätten. Auf solche Weise würde es nämlich einmal mit dem Zorne Gottes seine
Richtigkeit haben, und hielte doch auf der anderen Seite Gott mit seinen
Erbarmungen mitten in seinem Zorne nicht zurück. Wenn ich mich indes einer
solchen Auffassung nicht entgegenstelle, so will ich ihr damit noch nicht das
Wort reden.
25
... nicht Recht haben sie, wenn sie für
die, welche die Einheit mit dem Leibe Christi aufgeben und in Häresie oder
selbst in heidnischen Aberglauben fallen, eine dereinstige Befreiung vom Feuer
der ewigen Strafpein in Aussicht nehmen. Da ist doch zunächst einmal zu
berücksichtigen, wie unannehmbar und von der gesunden Lehre weit abweichend die
Folgerung wäre, dass viele und fast alle, die gottlose Häresien gestiftet haben
unter Austritt aus der Kirche und Häresiarchen geworden sind, ein besseres Los
haben sollten als die, welche in deren Netze gerieten, ohne jemals Katholiken
gewesen zu sein; und das eben wäre der Fall, wenn diese Häresiarchen lediglich
durch den Umstand von der ewigen Pein befreit würden, dass sie in der
katholischen Kirche getauft wurden und früher das Sakrament des Leibes Christi
im wahren Leibe Christi empfangen haben; und doch ist selbstverständlich einer,
der vom Glauben abtrünnig und aus einem Abtrünnigen ein Bekämpfer des Glaubens
geworden ist, schlimmer als einer, der nicht erst abtrünnig geworden ist von
etwas, woran er nie festgehalten hat [Anmerkung: Mit anderen Worten:
Kirchenaussteiger treffe angeblich die schlimmste aller schlimmen Höllen].
Deshalb darf man sich auch ebenso wenig bei
verkommenem und verwerflichem Wandel in Sicherheit wiegen, als genüge es im
Hinblick auf das Wort "Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden",
wenn man nur bis ans Ende in einer
Scheingemeinschaft mit der katholischen Kirche verharrt. [Anmerkung:
Hier stimmen wir dem "Heiligen" zu. Eine Kirchenmitgliedschaft ohne Zustimmung
zu diesen Darlegungen bringt nichts, woraus sich die Konsequenz für alle
Menschen guten Willens ergibt: Austreten!] Solche werden durch die
Verkehrtheit ihres Lebenswandels abtrünnig gerade eben von der Gerechtigkeit des
Lebens, die für sie Christus ist, sei es durch Hurerei oder durch Begehung
anderer Unreinigkeiten und Schandtaten an ihrem Leibe, die der Apostel nicht
einmal beim Namen nennen wollte, oder durch haltlose Hingabe an schändliche
Üppigkeit oder durch Verübung anderer Untaten, von denen der Apostel sagt, "dass
die, die solches tun, vom Reiche Gottes nicht Besitz nehmen werden". Demnach
werden die, die solches tun, nirgends anders sein als in der ewigen Pein, da sie
im Reiche Gottes nicht werden sein können ... Nicht bleiben also in Christus
die, die sein Glieder nicht sind. Glieder Christi sind aber die nicht, welche
sich zu Gliedern einer Buhlerin machen; sie müssten denn durch Buße das eine,
das Schlechte, aufgeben und durch Wiederversöhnung zum anderen, zum Guten,
zurückkehren.
26
In der Zwischenzeit übrigens zwischen dem
leiblichen Tode und dem Jüngsten Tag der Verdammnis und der Belohnung nach der
Auferstehung der Toten mögen immerhin die Geister von Verstorbenen durch ein
Feuer hindurchgehen, das die nicht spüren, die in ihrem Leben keine solchen
Sitten und Neigungen gehabt haben [Anmerkung: Hier ist die katholische
Fegefeuervorstellung angesprochen].
27
Wie jedoch eine solche Lebensführung
beschaffen sein muss und welches die Sünden sind, die den Zugang zum Himmelreich
versperren und dennoch durch die Verdienste heiliger Freunde Verzeihung
erlangen, das ausfindig zu machen ist sehr schwer, es genauer zu bestimmen sehr
bedenklich. Jedenfalls ist es mir bisher nicht gelungen, es herauszubringen, so
sehr ich mich darum bemüht habe. Und vielleicht bleibt es überhaupt verborgen,
damit der Eifer nicht erlahme, zur Vermeidung aller Sünden voranzuschreiten ...
Indes die Befreiung, die durch Gebet bewirkt wird, sei es durch eigenes oder
durch die Fürbitte von Heiligen, vermag nur zu erreichen, dass einer nicht ins
ewige Feuer verstoßen wird, nicht aber, dass er daraus nach noch so langer Zeit
erlöst wird, wenn er einmal dorthin verstoßen ist.
Das genüge als Antwort an die, die mit uns das Ansehen der heiligen Schriften
hochhalten, jedoch infolge unrichtigen Verständnisses die Gestaltung der Zukunft
sich so vorstellen, wie es ihnen passt, nicht so, wie es die Schrift verkündet.
Und mit dieser Entgegnung schließe ich, wie ich schon angekündigt habe, das
Buch.
Würde Gott, der Ewige, nur eines Seiner Kinder strafen und in eine "ewige Verdammnis" sperren und ewigen Höllenqualen aussetzen müssen, dann wäre die Sünde größer als Gott! Doch so lehrt es die Kirche. |
siehe in
Der Theologe Nr. 83
Das Dogma der römisch-katholischen Kirche kennt
keinen Spielraum.
Und folgender Lehrsatz Nr. 381 aus dem Standardwerk von
Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche gilt nach römisch-katholischer Lehre
als "unfehlbar":
381
–
"[Die
heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,]
glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen
Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit
Getrennter –
des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem
Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt. So viel bedeutet die Einheit
des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil
gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme
Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt.
´Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen
Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß
und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.`"
(Fulgentius)
In einem Kompendium zum Katholischen
Katechismus auf den offiziellen Vatikanseiten
www.vatican.va wird diese Lehre jedoch verharmlosend in modernere Sprache
umformuliert, ohne dass dadurch aber die klaren Dogmen aufgehoben sind. So heißt
es dort:
168.
Wer gehört zur katholischen Kirche?
– Nr. 836-838
– Alle Menschen gehören auf verschiedene Weise der katholischen Einheit des
Gottesvolkes an oder sind ihr zugeordnet. Der Kirche voll eingegliedert ist, wer
sich, im Besitz des Geistes Christi, durch die Bande des Glaubensbekenntnisses,
der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft mit ihr verbindet.
Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in
einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen
Kirche.
169. In welchem Verhältnis steht die
katholische Kirche zum jüdischen Volk? –
Nr. 839-840
– Die katholische Kirche erkennt ihr Verhältnis zum jüdischen Volk in der
Tatsache, dass Gott dieses Volk als erstes unter allen Völkern erwählt hat, um
sein Wort aufzunehmen. Das jüdische Volk besitzt "die Sohnschaft, die
Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst
und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen
der Christus" (Röm 9, 4-5). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen
Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im
Alten Bund.
170. Welche Verbindung besteht zwischen der katholischen Kirche und den
nichtchristlichen Religionen?
–
Nr. 841-845 – Es gibt eine Verbindung, die vor allem auf dem gemeinsamen
Ursprung und Ziel des ganzen Menschengeschlechtes beruht. Die katholische Kirche
anerkennt, dass alles, was sich in den anderen Religionen an Gutem und Wahrem
findet, von Gott kommt, ein Strahl seiner Wahrheit ist, auf die Annahme des
Evangeliums vorbereiten und zur Einheit der Menschen in der Kirche Christi
hindrängen kann.
171. Was bedeutet die Aussage:
"Außerhalb der Kirche kein Heil"?
–
Nr. 846-848 – Diese Aussage bedeutet, dass alles Heil von Christus, dem
Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht
gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und
zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren
wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige
Heil erlangen, die ohne eigene Schuld das Evangelium Christi und seine Kirche
nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem
Einfluss der Gnade bemühen, seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten
Willen zu erfüllen.
Was bedeuten nun diese verklausulierten Formulierungen praktisch?
Manche Katholiken möchten gerne so tun, als ob die Protestanten eben auf andere
Weise als die Katholiken "der katholischen Einheit des Gottesvolkes" angehören
bzw. "ihr zugeordnet" seien. Sie sollten demnach dann als "die Getauften gelten,
die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen", und nicht als
diejenigen, die "nicht eintreten wollen" und deshalb nicht gerettet würden.
Jesus von
Nazareth lehrte jedoch: "Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein. Was darüber ist, das ist von
Übel" (Matthäus 5, 37). Das heißt: Die Kirche ist als Meisterin im
Verwischen von Klarheiten gemäß dieses Jesuswortes auch "Meisterin des Übels".
Und diese Unklarheiten sind ganz bewusst so gewollt, so dass man sie jeweils
nach Bedarf auslegen bzw. verbiegen kann.
Das kirchliche Wenn und Aber sind letztlich würdelose theologische
Haarspaltereien bzw. Spitzfindigkeiten, die bei
genauerem Hinsehen jeder Grundlage entbehren, denn
"unfehlbare" Dogmen und Lehrverkündigungen sind nun mal nicht einfach
ummodulierbar.
Wäre es anders, könnte die katholische Kirche durch ihren jeweiligen Papst ja ohne weiteres sagen: "Die
Protestanten würden auf ihre Weise gerettet."
Oder auch die Juden.
Doch genau das wird eben ganz bewusst nicht gesagt, so dass die
Situation immer auf eine eigentümliche und bedrohliche Art in der Schwebe
bleibt, so ganz nach dem katholischen Motto für die einfachen Leute: "Lieber
doch voll römisch-katholisch werden, man kann ja nie wissen."
Dagegen steht die befreiende Erfahrung aller freien Christen: Aus der
Kirche ausgetreten zu sein ist bereits eine Gotteserfahrung!
Derhalben werden verworfen alle Ketzereien, so diesem Artikel [über die angebliche Dreieinigkeit Gottes] zuwider seind [ausdrücklich genannt werden die Manichäer, Valentianer, Arianer, Eunomianer, Mahometisten, Samostaner]. (CA I)
Hieneben werden verworfen die Pelagianer und andere, so die Erbsund nicht fur Sund halten. (CA II)
Und werden verdammt die Wiedertaufer und andere, so lehren, dass wir ohn das leiblich Wort des Evangelii [das Predigtamt] den heiligen Geist durch eigene Bereitung, Gedanken und Werk erlangen. (CA V)
So sind die Sakrament gleichwohl kräftig, obschon die Priester, dadurch sie gereicht werden, nicht fromm sind ... Derhalben werden die Donatisten und alle anderen verdammt, so anderst halten. (CA VIII)
Derhalben werden die Wiedertaufer verworfen, welche lehren, dass die Kindertauf nicht recht sei. (CA IX)
Hie werden verworfen die, so lehren, dass diejenigen, die einst seind fromm worden, nicht wieder fallen mugen. Dagegen auch werden verdammt die Novatiani, welche die Absolution denen, so nach der Tauf gesündigt hatten, weigerten. Auch werden die verworfen, so nicht lehren, dass man durch Glauben Vergebung der Sünde erlange, sondern durch unser Genugtun. (CA XII)
Hie werden verdammt die Wiedertaufer, so lehren, dass der obangezeigten [Polizei, Regierung, Fürsten, Richter, Todesstrafe, gerechte Kriege, Streit, Kauf und Verkauf, Eide, Eigentum, Ehe] keines christlich sei. Auch werden diejenigen verdammt, so lehren, dass christliche Vollkommenheit sei, Haus und Hof, Weib und Kind leiblich verlassen. (CA XVI)
Derhalben werden die Wiedertaufer verworfen, so lehren, dass die Teufel und verdammte Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden. Item, werden hie verworfen auch etlich judisch Lehren, die sich auch itzund eräugen, dass vor der Auferstehung der Toten eitel Heilige, Fromme ein weltlich Reich haben und alle Gottlosen vertilgen werden. (CA XVII)
Dann heißt es jedoch in Artikel CA IV auch:
"Weiter wird gelehrt, ... dass wir Vergebung der Sunde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden umb Christus willen durch den Glauben, so wir glauben, dass Christus für uns gelitten habe und dass uns umb seinen willen die Sunde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Dann diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihme halten und zurechnen, wie Sant Paul sagt zun Romern am 3. und 4."
Demnach könnte es fast den Anschein
haben, dass letztlich die hier angeführte knappe Bedingung ("so wir glauben,
dass Christus für uns gelitten habe und dass uns umb seinen willen die Sunde
vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird") ausreichen könnte, um
nach evangelisch-lutherischer Lehre trotzdem ewiges Leben zu bekommen, selbst
wenn man wegen seiner Haltung zu den anderen Glaubensätzen
(siehe oben
CA I, CA V, CA VIII, CA IX, CA XII)
zu den angeblich ewig Verdammten zählen würde. Den Inhalt eines solchen aufgrund
des modernen Zeitgeistes veranlassten Gedankenspiel könnte man ja dahingehend
deuten, dass der Mensch N.N. aufgrund der abweichenden Haltung nach
den oben erwähnten Lehrsätzen nach evangelisch-lutherischer Lehre verdammt würde, doch
der evangelische Gott würde ihm trotz seiner Abweichungen zu guter Letzt seinen
"Glauben" gemäß
Artikel IV
zur "Gerechtigkeit" "zurechnen". Doch kann das stimmen? Es stimmt nicht.
Wer die evangelische Lehre mit diesem Trick für das 21. Jahrhundert salonfähig
machen möchte, nimmt diese Lehre dann nicht
wirklich ernst. Doch dies sollte man auf jeden Fall tun, denn bei ihrer Lehre
versteht die Kirche keinen Spaß.
In Wirklichkeit muss man von Folgendem ausgehen: Bei dem zentralen evangelischen
Glaubenssatz "Allein der Glaube genüge" und seiner Erklärung in
CA IV
soll natürlich immer das ganze (!) Glaubensgebäude um diesen
Glauben herum mitgedacht werden, nicht nur eine Kurzfassung oder ein Ausschnitt. Und deshalb könne jemand dann
diese "Zurechnung" seines Glaubens für das Seelenheil nach
CA IV nicht für sich
geltend machen, wenn er bei einem der oben genannten für die Kirche weiteren
laut ihren Bekenntnisschriften wesentlichen
Bereiche des Glaubens abweicht. Dann ist es eben nicht der besagte Glaube, denn diese Bereiche sind
eben keine
Randgebiete, wo die Kirchenlehre unterschiedliche Meinungen zulässt. Sondern sie sind offizielles Bekenntnis und gehören zum
Zentrum der Lehre.
Und wenn jemand davon abweicht, dann würde er dadurch
nur deutlich machen, dass das Kernstück seines Glaubens – "Allein der Glaube
genüge" – bei ihm nicht stimmig im Sinne der evangelischen Lehre ist. Denn wird Wesentliches
davon nicht
mitgeglaubt, ist es eben auch nicht der nach
CA IV
gemeinte Glaube, so wie er "zugerechnet" werden könnte. Und genau deshalb wird
ja folglich bei Abweichungen bei den oben aufgeführten Themen
(CA I, CA V, CA VIII, CA IX, CA XII)
ausdrücklich die angeblich ewige Verdammnis des so angeblich falsch Glaubenden
festgeschrieben, auch wenn bei dem Betroffenen alles andere konform wäre.
Denn dann wäre es eben summa summarum logischerweise doch nicht der richtige
Glaube, weil etwas Wesentliches nicht damit übereinstimmt. Und deshalb heißt es
im evangelischen Bekenntnis auch ausdrücklich nicht: Die zugesprochene
Verdammnis nach
CA I, CA V, CA VIII, CA IX und CA XII
gelte nicht, wenn der Betreffende
wenigstens
den Inhalt von
CA IV
annehme. Wäre es anders, dann bräuchten die evangelischen Kirchenführer es ja
bloß unmissverständlich und unzweideutig sagen. Doch nichts dergleichen.
Was folgt daraus? Die Menschen sollten sich
nicht von den butterweichen Verharmlosungen = Verfälschungen ihrer
eigenen Lehre durch die heutigen evangelischen Pfarrer täuschen lassen. Und wer sich
evangelisch-lutherisch nennt, der sollte sich diese Lehre konsequenterweise eben
in dieser Weise aneignen, wie sie gemeint ist. Mit Jesus, dem Christus und der
Wahrheit, die Er brachte, hat die evangelische Lehre aber auch nichts zu tun,
genauso wenig wie die römisch-katholische Lehre.
Für den, der hier nun tiefer
einsteigen möchte, abschließend noch ein Aspekt, der die Gesamtschau allerdings
noch komplizierter macht. Und zwar in
folgender Hinsicht: Interessanterweise werden einzig bei der Abendmahlslehre
nicht diejenigen verdammt, die es anders glauben. Sondern hier werden
ausnahmsweise einmal nicht die betroffenen Personen, sondern "nur" deren Lehre
verdammt.
Wörtlich heißt der ganze
Artikel CA X:
"Von dem Abendmahl des Herren wird also gelehrt, dass wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftiglich unter der Gestalt des Brots und Weins im Abendmahl gegenwärtig sei und da ausgeteilt und genommen werden. Derhalben wird auch die Gegenlehr verworfen."
Wobei nicht ganz klar ist,
welche "Gegenlehr" genau gemeint ist; die katholische oder die
evangelisch-reformierte (wonach Brot und Wein nur Symbole seien), wobei es letztlich auf beide zutrifft.
Wer also den
Artikel CA X
nicht so glaubt, den Rest aber schon, würde dann wenigstens derjenige nach
evangelisch-lutherischer Lehre nicht ewig verdammt? Dies könnte für den
eiskalten protestantischen Intellektuellen
logischerweise so sein. Bei den Details der Abendmahlslehre würden
Abweichungen evangelischerseits demnach nicht zum Verlust des Seelenheils
führen, obwohl die Abweichungen als solche "verworfen"
werden.
Bei der Kindertaufe z. B. (CA
IX)
ist es jedoch anders. Hier kennt die Kirche bei Abweichungen nicht die
geringste Gnade. Und hier wird ja auch die Kirche in ihrer Substanz und
in ihrem finanziellen Mark, nämlich der Mitglieder-Rekrutierung schon im
Säuglingsalter, getroffen (siehe dazu
Der Theologe Nr. 40).
Einige ausführlichere Gedanken zu
diesem Thema siehe auch in
Der Theologe Nr. 18.
Wem das alles
nicht mehr behagt und wer sich nicht mehr mit dieser verwirrenden
Gehirn-Akrobatik beschäftigten möchte, der könnte einfach austreten.
Schon allein der Kirchenaustritt bringt einen Menschen Gott ein Stück näher.
Denn der Schöpfergott wollte niemals eine institutionalisierte katholische
oder evangelische Kirche mit Dogmen und Bekenntnissen, die das Gehirn und
das Gemüt des Menschen schwer belasten. Und wer austritt, erfüllt deshalb in
diesem Aspekt bereits den Willen Gottes. Und der Staat sollte die
katholische und evangelische "Wissenschaft"
nicht länger mit Millionen und Milliarden von Euro subventionieren, da sie
an das Dogma und an das Kirchenbekenntnis gebunden ist bzw. solches von den
Theologen im Kirchendienst verlangt wird. Der Staat sollte hingegen nur eine
freie Forschung fördern.
Das dadurch eingesparte Geld könnte z. B. für eine gesunde Natur verwendet
werden, die überlebenswichtig für den ganzen Planeten ist und für alle seine
Bewohner, und wo Menschen z. B. wirkliche Gotteserfahrung machen können
(mehr dazu z. B. in der Schrift
Freie Christen Nr. 1).
12.11. / 29.12.2009 / 27.9.2010 – Der
Selbstmord des deutschen Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke (32; Torwart
von SV Hannover 96) am 10.11.2009 hat viele Menschen bestürzt und tief
erschüttert. Robert Enke litt an schweren Depressionen und hat sich auf einem
Bahngleis bei Hannover von einem Regionalzug überfahren lassen. Tags darauf
wurde in der Marktkirche in Hannover eine ökumenische Trauerandacht gehalten mit
der damaligen evangelisch-lutherischen Landesbischöfin Dr. hc. Margot Käßmann und dem
katholischen Pfarrer und Anhänger von Hannover 96, Heinrich Plochg. Der
katholische Priester hielt auch die Ansprache bei der großen Trauerfeier am
15.11.2009 in der AWD-Arena. Robert Enke hatte ihm nach einem Spiel einmal seine
Torwart-Handschuhe geschenkt. Die Kirchen sind dabei allerdings doppelzüngig.
Nach außen bieten sie den Trauernden vermeintlich Trost und Beistand an und
organisieren z. B. eine solche ökumenische Andacht oder werden eingeladen, bei
Trauerfeiern Reden zu halten. Dabei verschweigen sie den Menschen aber gezielt
ihre Lehre, denn diese steigert die Tragödie des Selbstmords ins Unerträgliche
hinein, wenn sie stimmen würde. So verschwieg der katholische Priester auch
bei der großen Abschiedsfeier für Robert Enke die kirchliche Lehre und versuchte
stattdessen mit Worten von der "Nähe Gottes" zu trösten, welche aber seiner
eigenen Kirche widersprechen. Und Pfarrer Heinrich Plochg sagte weiter
wörtlich: "Er war nicht nur
Idol, sondern ein Ideal, ein ideales Vorbild"
(stern.de,
16.11.2009). Krasser kann der
Gegensatz zur gültigen Lehre seiner katholischen Kirche überhaupt nicht formuliert
werden, wonach Robert Enke als Selbstmörder unsere Zivilisation "schändete",
"zersetzte" und "entwürdigte" (siehe
hier), sich in "die Gewalt des Teufels"
begab und die "Rechtfertigungsgnade" damit für immer verloren habe
und deshalb den unendlichen Rest seiner ewigen Existenz in die Hölle müsse
(siehe hier). Das ist ohne Wenn und Aber die
verbindliche römisch-katholische Lehre. Und welcher Katholik das nicht glaubt,
müsse deswegen ebenfalls angeblich später in die ewige Hölle. Dann sollte er
aber auch gleich aus der katholischen Kirche austreten, denn eine formelle
Mitgliedschaft könne solches nicht verhindern. Pfarrer Heinrich Plochg
hat die Menschen in der AWD-Arena über die wahren Inhalte des Katholizismus
massivst getäuscht.
Der Priester sprach dort auch das Vaterunser in der kirchlichen Fassung, in der
es über Gott heißt: "Führe uns nicht in Versuchung!" Das bedeutet in diesem
Zusammenhang: Gott habe wohl Robert Enke in Versuchung geführt, uns möge er
jedoch davor bewahren. Doch die Worte von Jesus sind in der Bibel falsch
überliefert. In Wirklichkeit sprach Jesus nämlich vertrauensvoll über Gott,
der keinen einzigen Menschen in Versuchung führt, was auch an anderer Stelle in
der Bibel unmissverständlich niedergeschrieben ist (Jakobus 1, 13-15).
Denn bei Gott gilt: "Du
führst uns in der Versuchung", und das gilt für alle ausnahmslos. So
ist der richtige Text, wie ihn die Urchristen beteten. Die Kirchen halten jedoch
beim Vaterunser an der falschen Formulierung fest.
Noch einmal zurück zu der Frage, was nun mit dem
Verstorbenen nach römisch-katholischer Lehre geschieht. Robert Enke war erstens
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit konfessionslos, erfüllt also
nicht einmal die erste aus Sicht der Kirche "heilsnotwendige" Bedingung für
das Seelenheil, nämlich eine kirchliche
Taufe.* Dass die Taufe für die Kirche
tatsächlich "heilsnotwendig" sei, bekräftigt sie vielfach (z. B.
unten). Wäre es nicht so, könnte die Kirche ja auch das Instrument der
"Nottaufe" abschaffen, mit dem sie bei Todesgefahr einem Menschen schnell noch
das "heilsnotwendige" "Sakrament" unter vereinfachten Umständen spenden will, um
damit angeblich dessen Seele zu retten. Deshalb ist bei Todesgefahr eines
bis dahin Nichtgetauften jedes Kirchenmitglied als Schnell-Täufer autorisiert.
Doch selbst wenn der Torwart noch in
letzter Minute von einem Kirchenmitglied "notgetauft" worden wäre, hat er zum
zweiten offenbar auch nicht im Sinne der kirchlichen Lehren geglaubt
(siehe hier). Und so könnte ihm solches auch
nicht für sein "Seelenheil" "zugerechnet" werden, wie es in den Kirchen gelehrt
wird. Und drittens ist er in einer nach katholischer Lehre schweren "Todsünde"
verstorben, welche sowieso und unmissverständlich angeblich die ewige Verdammnis
nach sich ziehe, selbst wenn jemand nach katholischer Lehre die ersten beiden
Bedingungen erfüllen würde.
Es besteht also nach gültiger kirchlicher Lehre überhaupt kein Zweifel über
das jenseitige Schicksal von Robert Enke, auch wenn die Kirchenführer ihn als
Menschen schätzten. Doch die guten Taten, die ein Mensch zu Lebzeiten
vollbrachte, sind weder nach katholischer und erst recht nicht nach
evangelischer Lehre für das Seelenheil entscheidend, was einige der unten
aufgeführten Belegstellen deutlich machen.
Damit eines ganz klar ist: Wir halten
die kirchlichen Lehren für grausamen Unsinn, und wir glauben, dass der ewige und
liebende Gott den verstorbenen Robert Enke, seine Angehörigen und alle
Trauernden trösten möchte wie alle Menschen, die sich in ihrer Not an Ihn wenden und dass Seine Hand
sie auch in dieser Situation
führen möchte und führt, wenn der Mensch sich führen lässt – die Angehörigen im
Diesseits und die Seele von Robert Enke im Jenseits. Auch glauben wir, dass
alles von Bedeutung ist, was jemand auf dieser Erde an Ungutem oder an Gutem
getan an, ob gegenüber Menschen oder Tieren, denn alles wird im weiteren Leben
gerecht gewogen (mehr dazu siehe z. B.
Der Theologe Nr. 2 oder
Freie Christen Nr. 6). Das ist auch das Urwissen der Menschheit. Gerade deshalb weisen wir auf die
maßlose Heuchelei
der Kirche und ihrer Oberen hin, die nach außen mitmenschlich tut, jedoch ihre grausame Lehre
keineswegs zu ändern gedenkt, wie zuletzt erst wieder der Eichstätter Bischof
Gregor Maria Hanke betonte.
Und ein gutes Verhältnis
zu Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann und zu Pfarrer Heinrich Plochg und ein
guter Charakter reichen eben nach kirchlicher Lehre für Robert Enke nicht für
das spätere Seelenheil aus. Und falls die damalige Landesbischöfin das anders sehen
sollte, dann müsste ihre Kirche hier sofort ihre Lehre unmissverständlich ändern
statt scheinheilig "süß" predigen zu lassen, aber "tödlich bitter" zu lehren und
zu verdammen, gleich wie der Katholizismus. Denn dadurch werden die Menschen, die
sich damit näher befassen und dies glauben, in noch größere Verzweiflung und
Seelenpein geführt.
Andere Gläubige dagegen würden endlich aufbegehren gegen dieses monströse
doppelzüngige Gebilde. Würde die Kirche ihren Gläubigen nämlich reinen Wein über
die wahre kirchliche Lehre einschenken (auch im Hinblick auf Robert Enke), statt
vordergründig mit Worten über Mitmenschlichkeit die Zustimmung der Menschen
erheischen zu wollen, dann würden Zehntausende sofort austreten. Und das will
die Kirche natürlich verhindern – deswegen das verlogene "Spiel" in der
Öffentlichkeit. In indianischen Kulturen würde man von Menschen mit "gespaltener
Zunge" sprechen.
Jeder Mensch muss sich letztlich
entscheiden: Entweder für einen liebenden Gott und für Menschen wie Robert Enke
und seine Angehörigen und Freunde oder für die Dogmen und Bekenntnisschriften der Kirche und
gegen Menschen wie Robert Enke und die Hoffnung seiner Angehörigen und Freunde.
Beides zusammen geht nicht. Zwar kann eine Frau wie Landesbischöfin Dr. Margot
Käßmann mit ihrem Charme und ihrer Redegewandtheit die kirchliche Lehre eine
Zeitlang verschleiern und umnebeln, doch auf Dauer lassen sich die Menschen
nicht mehr irreführen, auch nicht durch Dr. Margot Käßmann.
Hier einige Belegstellen, die das
beweisen, was wir oben dargelegt haben:
1)
Robert Enke und die Religion: "Ich bin nicht gläubig ...
Ich weiß nicht, ob jemand das Leben lenkt. Aber so viel weiß ich: Man kann es
nicht ändern." (Frankfurter Rundschau,
24.12.2008)
2) Evangelische Kirche:
– Die Taufe "wirket Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt die
ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißungen Gottes
lauten, da unser Herr Christus spricht bei Markus ...: ´Wer da glaubet und
getauft wird, der wird selig. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammt."
(Martin Luther, Kleiner Katechismus, Die Bekenntnisschriften der
Evangelisch-Lutherischen Kirche, Göttingen 1982, S. 516)
– "Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott
nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sondern ... so
wir glauben, dass Christus für uns gelitten habe und dass uns um seinetwillen
die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen
Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten und zurechnen ..."
(Augsburger Konfession IV, zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
– "Von der Taufe wird gelehret, dass sie nötig sei
..." (Augsburger Konfession IX., zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
– "Wir bekennen, dass die Taufe zur
Seligkeit vonnöten sei."
(Apologie der Konfession IX.2., zit. nach Die Bekenntnisschriften, a.a.O.)
– "So kann ich auch rühmen, dass die Taufe kein Menschenwerk sei, sondern
von Gott selbst eingesetzt, dazu ernstlich und streng geboten, dass wir uns
müssen taufen lassen oder sollen nicht selig werden."
(Martin Luther, Großer Katechismus, zit. nach
Die Bekenntnisschriften, a.a.O., S. 692)
Und Robert Enke war offenbar weder "nötig"
getauft noch hat er in diesem Sinne geglaubt. Und sein "Verdienst" und "Werk"
spielen demnach keine Rolle.
3) Katholische Kirche:
– "[Die
heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,]
glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen
Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit
Getrennter – des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer
verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor
dem Tod ihr (der Kirche)
anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die
kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und
dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des
Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch so viele Almosen geben,
ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht
gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen
Kirche bleibt`
(Fulgentius)."
(zit. nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche,
Nr. 381)
– "Außerhalb der
Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in
unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon
aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen ... Er [Christus] schenkt auch
jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so dass er die Rechtfertigung und
das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der
Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld
getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet." (zit. nach Neuner-Roos,
Der Glaube der Kirche, Nr. 369)
– "Was ferner zum Leben selbst im Gegensatz steht,
wie jede Art Mord, Völkermord, Abtreibung, Euthanasie und auch der
freiwillige Selbstmord
... all dies und anderes Derartiges ist ohne Frage eine Schande, und indem es
die menschliche Zivilisation zersetzt, entwürdigt es ... jene, die sich
so verhalten ... und widerspricht in höchstem Maße der Ehre des Schöpfers." (2.
Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 1965, zit. nach
Denzinger/Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen
Lehrentscheidungen, Nr. 4327, Freiburg 2009)
Dies und nichts anderes ist die Lehre der römisch-katholischen Kirche.
Das bekräftigte am 18.11.2009 noch einmal Bischof Gregor Maria Hanke aus
Eichstätt.
Es sei an der Zeit, so
der Bischof, "dass Christen noch mehr als bisher im Sinn des Zweiten
Vatikanischen Konzils und seiner Konstitution ´Gaudium et spes` ihren
Weltauftrag wahrnehmen"
(domradio.de). Das heißt ganz klar:
Demnach habe Robert Enke in Schande dazu beigetragen, die menschliche
Zivilisation zu zersetzen und habe sich damit selbst entwürdigt und den Schöpfer
entehrt. Denn genau das steht in
Gaudium et spes.
– Der Selbstmord zählt deshalb für die katholische
Kirche auch unmissverständlich zu den "Todsünden". Und hier nach
römisch-katholischer Lehre die angeblichen "Wirkungen der Todsünde: Feindschaft
mit Gott: 1680 (Lehrsatznummer nach Denzinger/Hünermann, Kompendium der
Glaubensbekenntnisse); Verlust der Rechtfertigungsgnade 1705; Ausschluss aus
dem Reich Gottes 835; Überführung in die Gewalt des Teufels 1347 1349 1521 1668;
ewige Verdammung, Hölle 780 839 858 1002 1075 1306 ... Die Seelen der in einer
aktuellen Todsünde Verstorbenen kommen in die Hölle (228 342) 839 858 926 1002
1075 1306; vgl. M 3d (Verwerfung des Menschen)." (Denzinger/Hünermann,
Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, D3b,
Freiburg 2009, S. 1634)
Wer also für Robert Enke
ist, der sollte unverzüglich aus der Kirche austreten.
Die römisch-katholische Kirche
lässt nach ihren Dogmen und Lehrentscheidungen auf diese Weise also nicht den
geringsten Zweifel daran, was nach ihrem Glauben mit Robert Enke passiert ist.
Den Fußballstürmer Lukas Podolski, damals Spieler von Arsenal London, früher 1. FC Köln, hat sie
jedoch bis jetzt genauso getäuscht wie zahllose andere Menschen. Nachdem Lukas Podolski im Länderspiel Deutschland-Elfenbeinküste (2:2) zwei Tore für die
deutsche Fußball-Nationalmannschaft geschossen hatte, sagte er: "Alle
wissen ja, ich bin Katholik. Die Tore waren für Robert. Der Robert schaut von
oben zu" (taz, 21.11.2009). Mit dieser "ketzerischen" Haltung, wonach
Robert Enke "oben" sei und damit "gerettet", droht auch Lukas Podolski die
Verdammnis, wenn er sie nach entsprechender Aufklärung nicht widerruft. Denn es
gilt u. a. der "unfehlbare" Lehrsatz: "Wer nicht die ganze kirchliche
Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei
ausgeschlossen" (= verdammt; siehe hier).
Derzeit könnte Lukas Podolski nur eventuelle "unverschuldete" "Unwissenheit"
noch vor der katholisch geglaubten ewigen Hölle bewahren (siehe
hier).
Mit dem christlichen Glauben hat der
katholische Glaube jedoch nichts zu tun.
Nach urchristlicher Lehre ist die
Seele eines Menschen, der den Freitod bzw. Selbstmord wählte, noch so lange
"erdgebunden" wie seine Lebensspanne noch gedauert hätte. Die Seele bleibt also
– unsichtbar für die Menschen – auf der Erde und bekommt mit, was ihre
Angehörigen, Freunde usw. denken und fühlen. Das ist für die Seele mit neuem
zusätzlichen Leid verbunden. Doch dieses dauert nicht "ewig". Auch diese Seele
wird im Jenseits oder eventuell in einem weiteren irdischen Leben ihren Weg
weiter gehen und früher oder später wieder an eine ähnliche Hürde geführt
werden, der sie einst durch den Selbstmord entkommen wollte – um die Hürde
dieses Mal zu bewältigen.
Zum Thema "Depressionen" siehe auch:
Der Theologe Nr. 48
– Positives Denken und Hilfe und Heilung bei Depressionen
*
PS: In manchen Internet-Foren wird zwar
spekuliert, Robert Enke könnte römisch-katholisch gewesen sein, weil der
katholische Pfarrer Plochg an den Zeremonien anlässlich seiner Beerdigung beteiligt war. Auf allen
katholischen Seiten wird solches jedoch nicht bestätigt. Das Engagement des
Priesters und Hannover-96-Fans wird stattdessen mit seiner "persönlicher
Begleitung der Familie" erklärt und mit den "engen Beziehungen zwischen der
katholischen Kirche in Hannover und Hannover 96" (kath-kirche-hannover.de).
Außerdem fand die erste Andacht in der evangelischen Kirche statt. Und Robert
Enke selbst, der die ersten Lebensjahre in der DDR aufwuchs, bezeichnete sich
selbst auch als "nicht gläubig" (siehe hier).
29.6.2012 –
Erzbischof von Bamberg missbraucht Jesus von Nazareth und bedroht
austrittswillige Gläubige mit dem "Gericht Gottes"
– Bei wiesentbote.de, der Online-Zeitung für die Fränkische Schweiz,
heißt es am 14.6.2012 über den Auftritt von Erzbischof Schick beim
Heilig-Blut-Fest in Burgwindheim: "Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick
hat die Gläubigen aufgerufen, sich nicht durch VatiLeaks-Berichte oder andere
negative Schlagzeilen über die Kirche verunsichern zu lassen ... Vor dem
Gericht Gottes, mahnte Schick, werde sich niemand damit entschuldigen können zu
sagen: ´Damals gab es VatiLeaks und deshalb habe ich nicht mehr in deiner
Kirche, lieber Herr Jesus Christus, mitgemacht. Oder es gab im Bistum
Strukturveränderungen, deshalb habe ich mich von der Kirche und meiner Pfarrei
zurückgezogen. Weil wir keinen eigenen Pfarrer mehr hatten, habe ich nichts mehr
gemacht.` Jesus werde dann fragen: ´Warum hast du nicht auf deine eigene
Berufung und Sendung in Taufe und Firmung geschaut und entsprechend gehandelt?
Warum hast du nicht geändert, was du hättest ändern können und sollen? Warum
hast du nicht nach dem Wort gelebt: ‚Herr, erneuere deine Kirche und fange bei
mir an‘?`"
Der Missbrauch von Jesus ist massiv, denn in Seinem Gleichnis vom
Weltgericht im Matthäusevangelium (Kapitel 25) geht es nicht um
Kirchenmitgliedschaften, Taufe, Firmung, Strukturveränderungen und dergleichen,
sondern die wirklichen Worte von Jesus, der niemals einen Vatikan, Priester,
Säuglingstaufe und Firmung wollte, sind folgende: "Ich
war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr
habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt
mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben;
ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht"
(Verse 42-43). Darum geht es. Nicht um das Ausharren in einer
Institution, bei der Tausende von Kinderschänderverbrechern beschäftigt sind und
die auch sonst das Gegenteil von dem tut, was Jesus wollte.
Das "Gericht Gottes", mit dem Erzbischof Ludwig Schick hier droht, füllt die
Kirche nun mit den allerschlimmsten Inhalten, die man sich überhaupt vorstellen
kann. Es handelt sich nach katholischer Lehre nämlich um eine angebliche
unendliche grausamste Verdammnis. Und wofür? Für Völkermord oder andere
Bestialitäten? Nein, nicht hier. Hier geht es um den Kirchenaustritt!
Deshalb halten wir dieser Ungeheuerlichkeit zunächst entgegen: Christus ist
der Fürsprecher für jeden Kirchenaussteiger. Bereits in der Bibel heißt es
wörtlich: "Tretet aus von ihr, mein Volk, damit du nicht mitschuldig wirst an
ihren Sünden und mitgetroffen wirst von ihren Plagen"
(Offenbarung 18, 4). Denn das fürchten natürlich die Kirchenoberen, die
Exzellenzen und Eminenzen, wie die Pest, den Kirchenaustritt, denn von den
Steuern der Gläubigen leben sie. Dabei ist die Drohung von Erzbischof Ludwig
Schick mit dem "Gericht Gottes" auch innerkirchlich verlogen. Denn die meisten
Gläubigen werden von ihrer Kirche auch dann ewig verdammt, wenn sie
Kirchenmitglieder bleiben und glauben, ihrer Taufe und Firmung treu zu sein.
Eine kleine Auswahl von vielen Hundert Verfluchungen findet sich in
Der Theologe Nr. 18. Und nahezu jeder Katholik ist von mindestens
einer dieser Verfluchungen getroffen (wenn Sie es
nicht glauben, machen Sie selbst den Test), die für alle Ewigkeiten
gelten soll. Aber die Kirchensteuer, die Spenden und am Ende vielleicht
gar das Erbe des Verfluchten nimmt die Kirche gerne.
Doch zurück zu Jesus von Nazareth: Selbst bei allerschlimmsten Verbrechen
spricht Jesus auch laut Bibel nicht von einem unendlichen Leid, sondern von
"Äonen" langem Leid, das aber irgendwann zu Ende ist, wenn die Schuld nach dem
Gesetz von Saat und Ernte gerechterweise abgegolten ist. So heißt es z. B. an
anderer Stelle im
Matthäusevangelium über dieses Gericht: "Du kommst von dort nicht heraus,
bis du den letzten Pfennig bezahlt hast." (5, 26)
Weiterführende Literatur zum Thema:
Freie Christen Nr. 1 – Gott wohnt nicht in Kirchen aus Stein. Darum treten Sie aus, Sie sind nicht allein.
Der Theologe Nr. 1 – Wer folgt Luther nach, und wer folgt Christus nach?
Der Theologe Nr. 2 – Reinkarnation: Wer nützt die Zeit auf der Erde?
Der Theologe Nr. 9 – Todesfalle Kirche – Warum musste Anneliese Michel sterben?
Der Theologe Nr. 18 – Der Glaube der Kirche
Der Holocaust und die kirchliche Lehre von der ewigen Verdammnis in: Der Theologe Nr. 4
Sowie aktuell:
Der Theologe Nr. 104 – Jenseitsvorstellungen der Priesterreligionen und der Freie Geist
"Papst Franziskus und die Höllenlehre der Kirche" auch als TV-Lesung bei der_papst_und_die_hoelle
PS: Manche Leser weisen uns darauf hin, dass Ihrem Glaube zufolge Jesus von Nazareth doch ein "Sühnopfer" gebracht habe, um alle Menschen von einer angeblich ewigen Hölle zu befreien. Diese Lehre entstammt jedoch archaischen Götzenopferkulten aus der Zeit der Vielgötterei und wurde von einer sich neu formierenden Priesterkaste zu Unrecht auch auf Jesus von Nazareth übertragen. Sie setzt einen strafenden grausamen Gott voraus, der ein solches "Sühnopfer" gebraucht habe und damit einen ganz anderen Gott als den, den uns Jesus von Nazareth nahe gebracht hat. Mehr dazu in:
Der Theologe Nr. 58 – Der Kreuzestod von Jesus war der Wille Seiner Gegner. Was bedeutet "Erlösung" durch Christus?
Die Studie kann wie folgt zitiert werden:
Der Theologe, Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 19: Es gibt keine ewige Verdammnis – auch nicht in der Bibel, Wertheim 2006, zit. nach theologe.de/theologe19.htm, Fassung vom 25.12.2024; Copyright ©, Impressum und mehr zum Autor dieser Studie siehe hier.
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