Die Zehn Gebote –
von Freien Christen
erklärt
Am Beispiel der ersten vier Gebote
Der Theologe Nr. 33, aktualisiert am 18.10.2024
Woran können sich Christen orientieren, die aus der Kirche ausgetreten sind
oder austreten möchten? Ein Vorschlag: An den Zehn Geboten und an der
Bergpredigt des Jesus von Nazareth mit ihrer
Goldenen Regel:
"Alles nun, was ihr wollt, dass euch die
Leute tun sollen, das tut ihnen auch!"
(Matthäusevangelium 7, 12)
Jesus von Nazareth sagte dazu: "Das ist das Gesetz und die Propheten."
Wer nach der Goldenen
Regel lebt, der erfüllt also das "Gesetz und die
Propheten".
Alle Weitere ist sind demgegenüber nicht so wesentlich.
Denn alle sinnvollen "Gesetze"
und
prophetischen Worte haben in ihrem Kern diesen Sinn.
Mit anderen Worten: In der "Goldenen Regel" wird der ganze Inhalt der "heiligen Schriften"
zusammengefasst. Und man könnte diesen genialen Lehrsatz im Sinne des Jesus
von Nazareth auch noch wie folgt ergänzen: "Alles nun, was ihr wollt, dass
euch die Leute tun sollen, das tut ihnen zuerst."
Also: Nicht warten, sondern selbst den ersten Schritt tun. Die Goldene Regel
ist auch in ein bekanntes deutsches Sprichwort übertragen worden, welches
lautet: "Was du nicht willst, dass man
dir tu´, das füg´ auch keinem andern zu."
Wer sich also danach richtet, der wird in der Regel wie automatisch die Zehn Gebote halten.
Für manchen nicht auf Anhieb verständlich sind dabei die ersten zwei Gebote, nämlich Gott über
alles zu lieben und Seinen Namen nicht zu missbrauchen. Was ist damit
gemeint? Diese Frage beantworten wir in dieser Ausgabe des Theologen
aus unserem Bewusstsein. Wenn man die Gebote nicht mehr mit der Kirche in
Verbindung bringt, öffnen sich einem dabei völlig neue Zugänge. Als drittes
Beispiel einige Worte zu dem so genannten "Sabbat"-, "Feiertags"- oder
"Ruhetags"-Gebot. Und schließlich noch
ein paar Gedanken zu dem
Gebot, Vater und Mutter zu "ehren" oder
treffender formuliert: sie
zu achten. Wir orientieren und dabei für unser eigenes Leben an den
einmaligen durch Prophetie empfangenen Schätzen aus dem Reich Gottes
(siehe Buch links), die wir zur weiteren Lektüre empfehlen.
Buchempfehlung zum Thema:
Die Zehn Gebote Gottes & Die Bergpredigt des Jesus von
Nazareth aus dem Gabriele-Verlag Das Wort
Vorab in unserer Untersuchung eine Aufstellung der
Zehn Gebote, wie sie im Alten Testament der Bibel
überliefert sind. Bald hatten sich jedoch die Priester der Zehn Gebote
bemächtigt und sie verfälscht, so dass es plötzlich zwei Überlieferungen
gab, die sich erheblich unterscheiden, was die Gegenüberstellung bezeugt. Im
Abendland hat sich dabei die ursprüngliche
Fassung durchgesetzt, im Judentum werden beides Fassungen gepflegt, wozu wir
im Verlauf dieser Untersuchung auch einige weitere Anmerkungen gemacht haben.
Im Anschluss an die Besprechung der ersten vier Gebote und den Anmerkungen
zu den beiden Fassungen dann noch einige
Gedanken zur Zählweise der Gebote, die im Judentum und in den verschiedenen
kirchlichen Konfessionen unterschiedlich gehandhabt wird. Leider haben auch
hier Theologen Verwirrung gestiftet, von der sich jedoch niemand
abhalten soll, den Sinn der Gebote zu erfassen und sie freudig zu erfüllen.
Denn sie zeigen nach der Erfahrung vieler Menschen in der Tat den Weg zum
Glücklich-Sein auf.
Welches sind die
richtigen Zehn Gebote?
Mit dem 1. Gebot in
Afrika: Mit Bamba unterwegs
Das 2. Gebot: Was ist der Name Gottes wert?
Das 3. Gebot: Sich besinnen auf die große Einheit
Das 4. Gebot: Achte Vater und Mutter
Warum gibt es verschiedene Fassungen der Gebote?
Warum gibt es verschiedene Zählungen der Gebote?
Die Zehn Gebote nach 2. Mose 20 und 5. Mose 5 * Und der HERR sprach ... : Dies sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst ... 1. Ich bin der HERR, dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter haben neben mir
2. Du sollst dir kein Bildnis ... machen ...
3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen
4. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst 5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren 6. Du sollst nicht töten 7. Du sollst nicht ehebrechen 8. Du sollst nicht stehlen 9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus ... Frau, Knecht, Magd,
Rind, Esel noch alles, was sein ist (2. Mose 20, 1-17; 5. Mose 5, 1-22) |
Die Zehn Gebote nach 2. Mose 34 * 1. Du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR ist ein Eiferer ... 2. Du sollst dir keine gegossenen Götterbilder machen
4. Alle Erstgeburt ist mein ... Wenn du ihn [die Erstgeburt des Esels] aber nicht auslöst, so brich ihm das Genick ... 5. Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebten Tage sollst du ruhen 6. Das Wochenfest sollst du halten 7. Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist, erscheinen vor dem Herrscher, dem HERRN, dem Gott Israels. Denn ich werde die Heiden vor dir ausstoßen 8. Du sollst das Blut meines Opfers nicht darbringen zugleich mit dem Sauerteig 9. Das Beste von den ersten Früchten deines Ackers sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes bringen 10. Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch Und er [Mose] schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte. (2. Mose 34, 8-28) |
* Zwei Fassungen, in denen erklärt wird, dies seien die
Zehn Gebote, die Gott Mose beim Bundesschluss gegeben hat. Doch nur eine
kann die richtige sein.
Wegen der Anbetung des "Goldenen Kalbs" durch das damalige Volk soll Mose die Steintafeln mit den Zehn Geboten zunächst zerbrochen
haben. Anschließend hätte er sie aber der Überlieferung zufolge mit dem gleichen Inhalt (!) wieder
bekommen. So wird die Fassung nach 2. Mose 34 mit den
vermeintlichen Gottesworten an Mose eingeleitet: "Hau dir zwei
steinerne Tafeln zurecht wie die ersten! Ich werde darauf die Worte
schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerschmettert
hast." (Vers. 1)
Doch laut 2. Mose 20 und 5. Mose 5 standen auf diesen
ersten Tafeln ganz andere Worte als die nun in 2. Mose 34
dargebotenen, die angeblich auch die ursprünglichen auf den ersten
Tafeln gewesen sein sollen. Wenn die "Erneuerung des Bundes" aber die gleichen Gebote
beinhaltete wie der ursprüngliche Bundesschluss, was logisch ist, denn
warum sollte Gott die Gebote auf massive Art ändern, welche Fassung ist dann
die richtige? Und welche die Fälschung? Um das Ergebnis vorweg zu
nehmen:
Wir orientieren uns an den Zehn Geboten in ihrer ursprünglichen
Fassung laut 2. Mose 20 und 5. Mose 5 und betrachten die
Fassung in 2. Mose 34 als Fälschung. Wer etwas mehr dazu wissen
möchte, siehe hier.
Die Zehn Gebote für Kinder heißt der Titel des kleinen Buches in meinen Händen, und ich bin gespannt. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kinderbuch zu einem bestimmten Thema mich als Erwachsenen mehr interessiert als manches Sachbuch dazu. Außerdem: Was ich dieses Mal in Händen halte, fällt aus dem gewohnten Rahmen heraus.
Schon der Umschlag ist ungewöhnlich und ansprechend: Zehn dunkelhäutige Jungen, gezeichnet mit ausdrucksstarken Gesichtern und jeder in weißem Gewand, haben sich in einem Halbkreis aufgestellt und laden mich zum Lesen ein. Sofort denke ich an Afrika. Ein Bild von Katastrophenberichten und Bürgerkriegen kommt mir kurz in den Sinn. Dann erinnere ich mich an etwas, das vor einigen Wochen jemand erzählt hat: Als eine durch Prophetenmund gegebene Gottes-Botschaft an die Menschen, keine Tiere mehr zu töten und kein Fleisch mehr zu essen (vgl. auch Der Theologe Nr. 7 – Jesus und die ersten Christen waren Freunde der Tiere und aßen nicht deren Fleisch), über zahlreiche Rundfunkstationen in Afrika verbreitet wurde, sollen in einem afrikanischen Land einige Metzger anscheinend ihren Beruf aufgegeben haben und eine neue Existenz als Holzhändler gegründet haben. "Folge Mir nach", sprach Jesus von Nazareth. Wenn der Bericht so stimmt, hätten die afrikanischen Metzger diesen Aufruf ohne Wenn und Aber beherzigt. Kann man sich ein solches Verhalten nun auch in Europa vorstellen? Und wenn vielleicht nicht gleich, so wenigstens nach einiger Zeit? Wenn z. B. eine innere Unruhe einsetzen würde, in die hinein das Gewissen sprechen könnte?
Innere Unruhe treibt überall Menschen um – in Europa wie in Afrika – und darin liegt eine große Chance für etwas Neues. Und so begegnet mir beim Lesen auch Bamba, der erste der afrikanischen Jungen, zunächst als unruhiger Wanderer: "Bamba hatte noch kein bestimmtes Ziel. Fragte man ihn, was er suchte, so vermochte er es nicht zu sagen. Er ging einmal hier- und einmal dorthin und wusste noch nicht, dass es seine Seele war, die ihn trieb", heißt es auf den ersten Seiten des Buches.
Es stellte sich als ein Glück für Bamba heraus, dass er seine innere Unruhe nicht mit Zerstreuung betäubte, sondern dass er nach einiger Zeit der Suche die Nähe Gottes zu ahnen begann. In dem Kinderbuch heißt es dazu: "Bamba blickte sich um. In dieser Morgenstunde berührte ihn die Herrlichkeit Gottes. Er schaute sie in allem, was ihn umgab, und Lobpreis drang aus ihm hervor. Diesem großen, mächtigen Geist, der das Leben, die Herrlichkeit in allem ist, wollte er näher kommen. Doch wie konnte das geschehen? Tief in Bambas Herzen weitete sich mehr und mehr die große Liebe zu Gott. Er ließ die Ströme des Herzens in seine Empfindungs- und Gemütswelt strömen. Er fühlte nun ganz deutlich, dass es gar nicht möglich sein würde, allein zu Gott zu kommen. Er wusste plötzlich – und dieses Wissen war für ihn Wahrheit: Zu Gott zu finden heißt, über seinen Nächsten Gott finden. Er wusste: Alle Menschen sind Kinder Gottes, und Er ist ihr ewiger Vater. Bamba erhob sich und setzte langsam seinen Weg fort. Er lernte sehr rasch, auf die Stimme seines Herzens zu achten und auf sie allein zu hören."
So ist es, denke ich mir als Leser, und ich nehme die Worte freudig in mich auf. Der Gottsucher Bamba hat mich bereits angesteckt. Er war allein und musste wohl anfangs allein sein, doch er war dabei nicht einsam, denn er "lebte in Frieden und in Freundschaft mit den Tieren, mit den Blumen, den Steinen, mit dem Wasser, der Erde, der Sonne, dem Mond und den Sternen". Und sein Weg würde ihn auch wieder zu den Menschen führen. Er träumte von einer Reise durch Afrika, auf der er weitere Jungen treffen würde, die ähnlich denken und fühlen wie er. "Seine Traumbilder zeigten ihm auch, dass sie eine Gemeinsamkeit hatten, eine gemeinsame Aufgabe, die sie hieß, durch die Welt zu ziehen, um jenen Menschen zu begegnen, die in ihrem Inneren ebenfalls auf der Suche nach Gott, dem ewigen Leben, waren und bereit waren, ein Leben nach Seinen Geboten zu beginnen."
Nun ist mir klar, was mich auf den folgenden Seiten erwarten
würde. Jeder Junge steht für eines der Zehn Gebote und hat die Aufgabe, durch
sein Vorbild das Gebot unter die Menschen zu bringen. Was wird die Jungen dabei
erwarten, und wie
werden sie dies schaffen? So habe ich mich den Zehn Geboten noch nicht
genähert. Bambas Auftrag war, wie jetzt leicht zu erraten ist, das Lehren des
ersten Gebotes, und das afrikanische Kind bringt das Gebot auf den Punkt, wenn
es sagt: "Entweder man dient dem wahren Gott, oder man dient seinem Götzen."
Klar, dass man dazu seinen "Götzen" kennen muss, kommt mir in den Sinn. Doch es
wäre etwas verdrießlich, die denkbaren Ersatz-Götter nun nach
europäisch-abendländischer Manier möglichst vollzählig aufzuzählen und nach
kirchlicher Unsitte vielleicht auch noch in einem »Beichtspiegel« abzufragen.
Bamba tat es glücklicherweise nicht. Er hatte schnell gelernt, was das
Wesentliche bei diesem Gebot ist. Entweder mit der Haltung zu leben: "Für mich!
Für mich! Für mich!" und "Ich, ich, ich, nur ich. Wie es dem Mitmenschen dabei
ergeht, ist einerlei". Oder die Liebe zu erlernen, die aus einem vollen Herzen
geben kann.
Jedem Leser kommen dabei andere Situationen in den Sinn. Und auch
mir verschafft der afrikanische Junge ein wichtiges Aha-Erlebnis, welches
lautet: Ich lebe nicht nach dem ersten Gebot, wenn ich mein "Ich" vor anderen
darstelle, auf welche Art und Weise auch immer; z. B. auch, wenn ich mich anderen
überlegen fühle und dann glaube, ich wäre etwas Besonderes. Ein Baum im Wald
oder ein Grashalm auf der Wiese könnte zwar auch im positiven Sinne als "etwas
Besonderes" betrachtet werden, aber eben nicht in dem menschlichen Sinne eines
sich brüstenden Egos.
Das Schöne an der Lektüre des Buches ist, dass man manches gleich in die Tat
umsetzen kann, z. B. in einer konkreten Situation eine Entscheidung zu treffen
für Gott oder für den Ich-Götzen. "Immer wieder", so lese ich, musste auch Bamba
"sich entscheiden, so, wie jeder Mensch, der die Aufgaben seiner Erdentage ernst
nimmt, sich immer wieder entscheiden muss". (Dieter Potzel)
Menschen gebrauchen Wörter, um sich zu verständigen, und sie verstehen sich doch nicht richtig, wenn einer nämlich mit einem bestimmten Wort einen anderen Inhalt verbindet als sein Gesprächspartner. Dies gilt besonders für das Wort "Gott", denn man wird kaum zwei Menschen finden, deren Vorstellungen identisch sind, wenn sie das Wort "Gott" aussprechen.
Der Name "Gott" wird für unzählige, sich teils widersprechende Inhalte benutzt. Wie soll man da als Einzelner wissen, ob er nun gerade missbraucht oder richtig gebraucht wird? Jesus von Nazareth erklärte dazu in der Bergpredigt, dass es darauf ankommt, den Willen Gottes zu tun. Und zu vielen, die "Herr, Herr" rufen, sagte er: "Weicht von mir, ihr Übeltäter" (Bibel, Matthäusevangelium 7, 21 ff.). Es könnte sein, dass Jesus hier z. B. schon die kirchlichen Institutionen voraus sah, in denen immer wieder von "Gott" und "Christus" geredet wird, während gleichzeitig seine schlichte Botschaft ins Gegenteil verkehrt wird. Dazu gehören z. B. die Kirchenlehren von einem "Zorn Gottes", vom ewigen Höllenfeuer oder von Kriegen und Hinrichtungen in Gottes Namen – um nur einige Beispiele zu nennen, die zu viel Blutvergießen auf dieser Erde führten. Gleichzeitig ernannten sich kirchliche Theologen, die Jesus niemals eingesetzt hat, zu Vermittlern von angeblichen Rettungsangeboten dieses "Gottes", z. B. den kirchlichen Sakramenten. Die veräußerlichten Kulthandlungen und die blutige Machtpolitik der Kirchen hatten zur Folge, dass sich ehrliche Gottsucher im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Enttäuschung oder Entsetzen von diesen selbsternannten Mittlern und Wegweisern abwandten. Und oftmals kehrte man dabei gleichzeitig "Gott" den Rücken, den man zuvor mit dem Wesen identifizierte, das man durch den kirchlichen Missbrauch Seines Namens kennen gelernt hatte.
Dennoch ist es nach wie vor die Mehrheit der Menschen, die im so genannten Abendland bekennt: "Ich glaube an Gott". Und nach wie vor wird in diesen Ländern viel über Gott gesprochen und diskutiert. Meinungen bauen sich auf, Oberflächlichkeiten und Witze werden ausgetauscht. Der Name "Gott" hat sich darüber hinaus im Unterbewusstsein von Menschen und in vielen bekannten Redewendungen fest eingeprägt. So rutscht auch manchem Atheisten schon einmal ein "Gott sei Dank" heraus, wenn z. B. eine schwierige Situation eine günstige Wendung nimmt. Gerade in solchen Momenten könnte es spannend werden: Wenn der Mensch z. B. einen Augenblick lang innehält und sich fragt, ob er das momentane Geschehen tatsächlich Gott verdankt, wie er ihn eben versteht. Oder wenn ein überlasteter Mensch, der gerade "Ach Gott" geseufzt hat, einmal darüber nachdenkt, ob ihm dieser "Gott" vielleicht tatsächlich helfen könnte.
Eine Möglichkeit wäre es, dies einmal auszuprobieren. Denn wenn man selbst etwas erfahren hat, kann man auch in rechter Weise darüber sprechen. Dies setzt allerdings eine Entscheidung voraus: Will ich mich z. B. dem "Gott" anvertrauen, den mich kirchliche Theologen lehren? Oder wähle ich einen anderen Glauben? Halte ich mich z. B. an den Schöpfergott, so wie Ihn Jesus von Nazareth und viele Propheten, die vor und nach ihm lebten, uns nahe gebracht haben? Dieser könnte auch als der "All-Geist" verstanden werden, der alle Lebensformen durchströmt. Er hat jedem Menschen, jedem Tier, jeder Pflanze und jedem Stein das Leben gegeben und ist als ihr innerstes Wesen in ihnen lebendig. So sagte Jesus z. B. auch: "Das Reich Gottes ist in Euch." (Lukas 17, 21)
Als wichtigsten Schritt hin zu diesem All-Geist lehrte uns der Mann aus Nazareth die Zehn Gebote und die Bergpredigt, in denen es um die rechte Gottes- und Nächstenliebe geht. Praktisch heißt dies z. B: Alle Taten, Worte, Gedanken und Empfindungen, die gegen unsere Nächsten, gegen Tiere oder andere Lebensformen gerichtet sind, entfernen uns von Gott. Denn da Gott auch in ihnen wohnt, würde ich mich damit auch gegen Gott in ihnen entscheiden.
Wie sieht das konkret aus? Ich schimpfe erregt über den Fehler eines anderen in der Öffentlichkeit. Wie es ihm dabei geht, ist mir einerlei. Die Nähe Gottes wird mir dabei kaum bewusst sein. Umgekehrt: Macht es uns nicht Freude, wenn wir z. B. unserem Nächsten etwas Gutes tun können, was wohlwollende Kritik einschließt? Wir dürfen dann vielleicht am eigenen Leib spüren, wie er sich freut. Das ist dann unter Umständen schon die Antwort Gottes in unserem Herzen. Wir sind – wenn unser Tun frei von egoistischen Hintergedanken war – auch Gott einen Schritt näher gekommen. Und würde es uns nicht auch Freude machen, wenn wir z. B. ein Tier vor dem Schlachthof bewahren könnten, während es uns wehtun würde, es auf die Schlachtbank zu ziehen? Und kann nicht unsere Empfindung nach diesem Tun die Antwort Gottes in uns sein? Die Freude einerseits, aber auch das bohrende Gewissen andererseits, wenn wir andere Lebewesen quälen oder ihnen das Leben nehmen? Eine von Freien Christen vielfach erprobte Hilfe dabei ist es, wenn man sich immer wieder bewusst macht: "Gott in mir", "Gott in meinem Nächsten". Oder: "Christus in meinem Nächsten." Oder auch: "Christus in den Augen des Tieres." Oder auch: "Christus in meinem Sehsinn." Und ähnliches. Oder einfach "Gott in uns und wir in Gott".
Und ist es nicht ein entscheidender Unterschied, ob jemand, der Menschen und Tieren immer wieder Gewalt antut, von "Gott" und von dessen Liebe spricht oder ob dies jemand sagt, der anderen Gutes tut? Wer spricht dann vom Schöpfergott und gewinnt vielleicht die Kraft aus der Erfahrung mit Ihm? Und wer missbraucht Seinen Namen?
Allein Gott die Ehre! Wenn du von Gott, deinem Herrn, sprichst, dann sprich in Ehrfurcht und mit Ehrerbietung von dem Allheiligen, denn Gott ist allmächtig, ewiges Leben, das allen Lebensformen dient. (Aus: Die Zehn Gebote für Kinder, a.a.O.) |
Eine Frau, die schon viele Jahre in einer innigen Gottverbundenheit lebt, sagte einmal sinngemäß: "Wir brauchen Gotteserfahrung, um friedvoll zu werden." Wir erlernen dazu z. B. die Sprache der Tiere, der Pflanzen, und wir hören das "Orchester der Mutter Erde". Und wir merken mit der Zeit, wenn der Mensch sich harmonisch in dieses Konzert einklinkt oder wenn der Mensch mit seinem Verhalten dabei stört oder den anderen Lebewesen sogar feindlich gesinnt ist. Findet der Mensch seinen Platz in diesem "Orchester der Mutter Erde", dann würden wir kein Tier mehr quälen. Die Kriege würden aufhören, Mensch gegen Mensch. Freunde würden wir werden, Geschwister, Brüder und Schwestern im Geist des großen Bruders, Christus. Wer diese Gotteserfahrung hingegen nicht anstrebt, der bliebe dumpf und stumpf im Herzen. Das hat dann zur Folge, dass irgendwann in einer bestimmten Konstellationen wieder die Aggression des Ego durchbricht – gegen Menschen und gegen die Tiere, ja letztlich gegen die "Mutter Erde" und ihre Lebensgrundlagen.
Mit anderen Worten heißt dies auch: Es ist sehr schwierig, friedvoll zu werden und zu bleiben, wenn wir nicht in die Einheit der ursprünglichen Schöpfungsordnung der Erde eintauchen können. Dabei hilft auch das Gebet oder die Meditation, weil wir so zunächst Abstand zu den Turbulenzen unseres Alltags gewinnen. Wir klopfen dabei an unsere Herzenstüre an, hinter der sich der lebendige Gott finden lassen möchte.
Im Gebet können wir uns z. B. bewusst machen: "Die Macht Gottes ist in uns." "Der Strom der Gottesliebe durchflutet unseren Körper, vom Scheitel bis zu den Sohlen." "Unendlicher Friede ist in uns. Es ist der Geist Gottes" und vieles mehr. Uns wird dann unter Umständen deutlich, was in unserem Leben noch gegen Gott ist bzw. was zwischen Gott und uns, den Menschen, steht. Wenn wir das dann mit der Kraft Gottes in uns aufheben, kommen wir Ihm wieder ein Stück näher. Und wir erleben dann in uns den Beweis: Gott existiert. Wir können es niemand anderem beweisen. Doch wir können es uns selbst beweisen. Wir werden innerlich reicher und freudiger. Wir werden auch Gott gegenüber dankbar, und es tut uns weh, wenn wir Seinen Namen missbrauchen würden. Wir werden dann auch unserem Nächsten gegenüber gütiger. Wir reiben uns weniger an seinen Fehlern und können ihn häufiger als eine Schwester oder einen Bruder sehen, in dem Gott lebt gleichwie in uns. Und dazu helfen uns, sozusagen als Bewusstseinstützen, auch die Worte: "Gott in mir", "Gott in meinem Nächsten". Oder: "Christus in mir", "Christus in meinem Nächsten".
Und wir werden auf diesem Weg immer empfindsamer für die Natur. Wir lauschen z. B. in einen sanften Wind hinein, der nach langer Hitzezeit eine baldige Abkühlung ankündigt. Wir vernehmen das Spiel der Blätter im Wind und das Wogen der Sträucher. Wir lernen, uns allmählich Gott, dem All-Geist, hinzugeben, der die verströmende Liebe ist (und niemals zürnende Verdammnis), die sich in ihrer Schöpfung verschenkt ohne einen Menschen, ein Tier, eine Pflanze oder ein Mineral zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Wir lernen Gott, der auch als der "Vater-Mutter-Gott" bezeichnet werden könnte, zu vertrauen und können vielleicht auch wie Jesus zu Ihm beten "Lieber Vater". Wir können so im schweren Gewitter den All-Geist vernehmen oder im leichten Wiegen eines Grashalms. Und wir lernen mit der Zeit die Unterscheidung, was unmittelbar von Gott kommt und wo sich durch das Eingreifen des Menschen negative Kräfte und Katastrophen zusammenballen – wo sich also die Mutter Erde gegen ihre Feinde, wozu wohl ein Großteil der Menschen gehört, wehrt.
Wer mit wachen Augen die Ereignisse unserer Zeit wahrnimmt, dem entgeht nicht, dass die Katastrophen und Kriege zunehmen. Und mancher fragt sich: Ist man früher oder später vielleicht selbst ein Betroffener? Die Welt geht immer mehr in die Knie und die Erde als Ganzes leidet. Und kirchliche Amtsträger sprechen wie zu allen Zeiten von "Geheimnissen Gottes" oder wie Martin Luther von Gottes "dunklen" Seiten, als ob Gott dafür verantwortlich sei und nicht die Menschen, die irgendwann ernten, was sie einst gesät haben, wie es ganz klar auch in den Bibeln der Kirchen heißt: "Irret euch nicht. Gott lässt Seiner nicht spotten. denn was der Mensch sät, das wird er ernten" (Galaterbrief 6, 7) – eine treffende Auslegung auch des 2. Gebots. Gott lässt sich nicht als Geheimniskrämer verspotten, der nach einem angeblich unerforschlichen Ratschluss Leid und Freude über die Erde verteilt. Denn es ist immer der Mensch selbst, der erntet, was er gesät hat und der heute sät, was er morgen erntet: in diesem Leben oder in einer anderen Inkarnation (siehe dazu Der Theologe Nr. 2 zum Thema Reinkarnation). Denn Gott will nicht das Leid, die Krankheit, die Katastrophe und die Not. Es ist die frühe oder späte Folge menschlichen Wirkens auf dieser Erde. Doch der Name "Gott" wird immer wieder in diesem Zusammenhang missbraucht – bis dahin, dass Kirchenvertreter Gott öffentlich anklagen für sein angeblich "unerklärliches Schweigen", während man gleichzeitig die Menschen als "Sektierer" bekämpft, die Erfahrungen mit dem redenden und gütigen Gott machen, der niemandem ein Unheil schickt. Mit diesem Missbrauch des Namens "Gott" durch die Kirchen werden auch die Menschen in unserer Zeit in die Irre geführt und um die Chancen ihres Lebens gebracht – nämlich in ihrer Lebenssituation die eigene "Saat" zu erkennen und mit der Kraft und Hilfe Gottes z. B. eine "negative" Ernte in ihrem Leben abzuwenden. Dies kann ehrliche Gottsucher nicht unberührt lassen. Viele spüren in sich den Wunsch, selbst Gotteserfahrung zu machen, um auf diese Weise mithelfen zu können, dass der Name "Gott" in unserer Welt nicht mehr missbraucht wird. Sie möchten durch ihre eigenen Erfahrungen Brückenbauer werden, so dass noch viele Menschen Gott als einen Gott der Güte, der Barmherzigkeit, der großen Einheit und Freiheit erkennen können, auch als einen Gott der Liebe, des Ernstes, der Weisheit und der großen All-Ordnung des Kosmos. Doch wissen sie auch, dass sie selbst gegen das 2. Gebot handeln, wenn sie von Gott reden, aber dann doch nicht tun, woran sie glauben und was sie sich vorgenommen haben.
Viele Gottsucher können mittlerweile bestätigen: Wir brauchen Gotteserfahrung, damit das Wort "Gott" für uns mehr als eine Worthülse ist, in der nur einige unserer menschlichen Vorstellungen über Gott gespeichert sind. Denn erst wer beginnt, den lebendigen Schöpfergott in sich zu erfahren, der wird den Namen Gottes nicht mehr für Lebens- und Weltanschauungen missbrauchen, die nichts mit Ihm zu tun haben.
"Du sollst den Feiertag heiligen" lautet das dritte der 10 Gebote. Dieser Tag soll ein Ruhetag sein. Doch wie kann man sich das vorstellen? Dass "Ruhetag" nicht heißt, an diesem Tag auch das Gute "ruhen" zu lassen, das wir tun könnten, lehrte schon Jesus von Nazareth. Und dass man einen Feiertag bzw. Ruhetag nicht durch einen Kirchgang "heiligt", ist auch den meisten Menschen klar. Was macht nun aber diesen "siebten" Tag in der Woche zu einem wirklichen "Feiertag" oder "Ruhetag", der für den Menschen eine Wohltat und eine Freude ist?
Könnte ein Tag z. B. ein "geheiligter Feiertag" gewesen sein, wenn wir am Abend zurückblicken und sagen: "Gott hat uns einen wunderbaren Planeten Erde geschenkt, und ich durfte heute etwas davon erleben?"
Viele Menschen nutzen den so genannten Feiertag, um in der Familie oder einer größeren Gemeinschaft etwas zu erleben – sei es zur eigenen Freude oder, um anderen eine Freude zu machen und ihnen zu helfen. Manchem wird dabei aber auch schmerzlich bewusst, dass irgendetwas im Leben nicht stimmt. Aus der Wochentags-Geschäftigkeit herausgerissen erlebt der eine seine "Sonntags-Depression", der andere betäubt aufsteigende ungute Gefühle mit einer Freizeit-Geschäftigkeit, die ihn genauso wenig über sich selbst nachdenken lässt wie der Berufsalltag.
Dabei wäre gerade dies die Chance des Ruhetages: zunächst einmal im Äußeren zur Ruhe zu kommen und z. B. die vergangene Woche zu überdenken und sich zu fragen: Was war gut? Was war weniger gut? Oder über die aktuelle Woche hinaus gefragt: Habe ich hier und da richtig entschieden? Wie steht es eigentlich mit den kurzfristigen oder langfristigen Zielen, die ich mir für mein Leben vielleicht vorgenommen habe? Stimmt momentan die Richtung, in die ich gehe?
So mancher hat dabei die Erfahrung gemacht, dass man durch das Innehalten auch Gott näher kommen kann. Z. B., indem man die vergangene Woche daran misst, was in dieser Woche im Sinne von Gott gewesen ist und was gegen Ihn, und indem man sich wieder bewusst für Ihn und für das Leben nach Seinen Geboten entscheidet. Oder indem man vielleicht bei einem Spaziergang in der Natur zumindest zu ahnen beginnt, dass es Größeres gibt als das menschliche Ich mit seinen Sorgen und Belastungen.
Der siebte Tag könnte in diesem Sinne ein Tag der Besinnung auf die große Einheit sein, die Gott, der mächtige Schöpfer, geschaffen hat. Hätte der Mensch nicht eingegriffen und würde er nicht eingreifen, dann ist es ein wunderbares Zusammenwirken zwischen den Elementen und der Mutter Erde.
Leider ist dieses Zusammenwirken auf vielfache Art und Weise sabotiert oder schon zerstört. Nach nur wenigen Metern trifft man bei einem Waldspaziergang z. B. schon auf die erste Todeskanzel, den Hochsitz, von dem aus der Jäger die Tiere des Waldes ermordet. Doch jeder Einzelne kann damit beginnen, aus dem furchtbaren Leid und dem Chaos, das Menschen auf der Erde anrichten, auszusteigen und sich wieder auf die Suche nach der verlorenen Einheit zu machen. Dann respektieren wir z. B. den Wald als die Wohnung vieler Tiere und Pflanzen und betrachten ihn nicht als Freiraum für die Jagd. Oder wir denken unsere Sorgen und grüblerischen Gedanken nicht einfach an die Bäume hin und missbrauchen die Natur auf diese Weise nicht mehr als eine Art Kulisse zur Vertiefung unserer Alltags-Probleme. Sondern wir machen uns ein Stück weit frei und beginnen, in die Natur und in ihre Sprache hineinzuhören und auf diese Weise den Ruhetag bewusst zu "heiligen", wie es das Gebot nahelegt.
Mancher kann bestätigen, dass ihm in dieser Situation oder kurze Zeit später Gedanken in den Sinn kamen, die zur Lösung der Alltags-Probleme beitrugen, die man zunächst einmal hintenan gestellt hatte. Oder man fühlte sich einfach gestärkt für die Aufgaben der neuen Woche und war in der Lage, den Schöpfergott immer häufiger in sein Alltagsgeschehen mit einzubeziehen, so dass man vielleicht sagen kann: Während der Woche haben wir mit Seiner Kraft gearbeitet, am Ruhetag konnten wir Ihn innig erleben.
Weil sich die meisten Menschen jedoch selten auf die Kraft Gottes besinnen und vielfach gegen Seine Gebote handeln, kommt es bei ihnen verstärkt zu Erschöpfung und Energiemangel. Der Rhythmus zwischen Arbeitstagen und einem Ruhetag ist von daher eine Chance, immer wieder innezuhalten, um neue Kräfte und Energien zu sammeln und darüber nachzudenken, wie man nach den Geboten Gottes leben kann, damit es uns besser geht. Von Jesus von Nazareth ist bekannt, dass Er am Sabbat, am jüdischen Feiertag, einen Mann mithilfe dieser Gotteskraft von einer schweren Krankheit heilte. Die damaligen Theologen werteten dies aber als einen Verstoß gegen das Ruhegebot, da Jesus die Gotteskraft bei dem Heilungsuchenden verstärkt aktivierte. Jesus entgegnete, der Feiertag sei schließlich für den Menschen da und nicht der Mensch für den Feiertag oder für kleinkarierte theologische Feiertagsvorschriften. Doch Theologen mutmaßen bis heute, dass auch Gott selbst sich am 7. Tag ausruht, und sie projizieren damit ihre menschlichen Befindlichkeiten auf Gott. Doch Gott als die "allgegenwärtige Kraft" braucht nicht die Ruhe und Einkehr wie der Mensch. Er ist immer für Seine Geschöpfe da und fragt nicht, ob es Alltag oder Sabbat ist.
Und so ist diese Äußerlichkeit des genauen Tages auch für den Menschen nicht
entscheidend. Es ist nicht so wichtig, ob jemand am Sonntag, am Samstag, am
Freitagabend oder an einem freien Tag während der Woche den Feiertag "heiligt".
Zwar kann die ruhigere Atmosphäre des herannahenden Wochenendes bis hin zum
Sonntag im Äußeren eine große Hilfe sein; doch auf die wunderbare Einheit der
Schöpfung Gottes kann man sich auch am Mittwoch bewusst besinnen, wenn es vom
Arbeitsrhythmus her am Wochenende nicht so gut möglich ist. In dem Büchlein
Die Zehn Gebote für Kinder, das auch
für Erwachsene geeignet ist, heißt es dazu: "Wir nennen den Ruhetag den Sonntag.
In anderen Religionen, zum Beispiel im Islam, ist es der Samstag. Einerlei,
welchen Tag wir nehmen – die Woche soll immer einen Tag der Stille haben. Jeder
Mensch soll jeden Tag aus Gottes Allmacht und Liebe schöpfen, doch der eine
Ruhetag, der Tag der Stille, ist der Tag der Verinnerlichung. An diesem Tag soll
der Mensch sich immer mehr bewusst machen, dass er der Tempel Gottes ist und
dass Gott in ihm wohnt. So bereitet er sich wieder auf eine weitere Arbeitswoche
vor."
Wenn man von dem Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren" hört, dann kommen einem in der Regel die eigenen Eltern in den Sinn. Bilder steigen auf, in denen wir die Eltern vor uns sehen, verbunden mit positiven oder negativen Empfindungen. Unser Verhältnis zu ihnen in Ordnung zu bringen, sie zu achten, ihnen – wenn nötig – zu helfen und sie gleichzeitig innerlich freizulassen, ist meist eine lebenslange Aufgabe.
Weil das Wort "ehren", wenn man es auf Menschen bezieht, leicht zu falscher Lobhudelei bzw. zu unangemessener Verehrung führt, kann man den Sinn des 4. Gebotes treffender mit dem Wort "achten" wiedergeben. Wer also nach diesem Gebot leben möchte, kann lernen, sie mehr und mehr zu achten, d. h., ihnen von Herzen Wohlwollen entgegen zu bringen, ihnen mit Verständnis zu begegnen, sie nicht abzuwerten und ihnen die Freiheit zu lassen. Genauso gut könnte man dies allerdings den Eltern im Verhältnis zu ihren Kindern raten; auch, was ab einem bestimmten Alter die Freiheit betrifft. Denn der Besitzanspruch von Eltern ihren Kindern gegenüber und die damit verbundenen Gängelungen sind in vielen Familien ein andauernder Konfliktherd, der es den Kindern vor allem in den Entwicklungsjahren sehr erschwert, eine eigenständige und von den Eltern unabhängige Persönlichkeit herauszubilden. Umgekehrt haben die Kinder oftmals Erwartungshaltungen an ihre Eltern, z. B. als Jugendliche oder junge Erwachsene rundum versorgt zu werden, ohne selbst ihren Teil – etwa innerhalb einer häuslichen Arbeitsteilung – dazu beizutragen. Oder man erwartet in späteren Jahren wie selbstverständlich das elterliche Erbe. Doch vielleicht möchten Vater und Mutter die materiellen Werte teilweise anders einsetzen, sobald die Kinder sich selbst eine ausreichende Lebensgrundlage erworben haben; z. B. für die eigene Altersversorgung, für Aktivitäten im Ruhestand oder für einen ideellen Zweck.
Wenn es im 4. Gebot "Du sollst Vater und Mutter achten" weiter heißt "auf dass es dir wohl ergehe", kann der Nachsatz in diesem Zusammenhang leicht zur "Berechnung" werden, wenn die Kinder ihre Erwartungshaltung nicht ablegen. Denn sowohl eine solche Haltung als auch ein möglicher elterlicher Besitzanspruch verschärfen den Generationenkonflikt und verstärken vorhandene Probleme, anstatt sie zu lösen.
Dazu tragen auch die kirchlichen Lehren bei, wenn z. B. der Katholische Katechismus schreibt: "Solange das Kind bei den Eltern wohnt, muss es jeder Aufforderung der Eltern gehorchen, die seinem eigenen Wohl oder dem der Familie dient." Dass hinter mancher elterlichen Forderung ein Besitzenwollen steckt, wird ebenso wenig hinterfragt wie das Problem, wer denn bei einem Konflikt entscheidet, was dem "Wohl" des Kindes oder der Familie dient.
Noch ungünstiger ist die Position des Kindes in der evangelisch-lutherischen Lehre. Dort gilt bis heute die Auslegung des 4. Gebots durch Martin Luther als offiziell verbindlich, und in seinem Großen Katechismus werden die Eltern für das Kind sogar als Stellvertreter Gottes auf Erden definiert, denen das Kind unter Androhung von Verjagt-Werden oder Tod gehorchen muss: "Willst du nicht Vater und Mutter gehorchen und dich lassen ziehen, so gehorche dem Henker, gehorchest du dem nicht, so gehorche dem Streckebein, das ist der Tod", so z. B. Luther. Zwar stellt man heute viele dem Zeitgeist angepasste moderne Auslegungen in den Vordergrund, doch ganze Generationen von Kindern wurden in jenem hierarchischen Geist erzogen. In diesem Zusammenhang missbrauchten die Kirchen das 4. Gebot viele Jahrhunderte auch dafür, den Gehorsam gegenüber allen weltlichen Obrigkeiten zu verlangen, denn "aus der Eltern Obrigkeit fließet und breitet sich aus alle andere" (Luther). So predigte man noch im 20. Jahrhundert mehreren Generationen junger Männer, dass sie aufgrund des 4. Gebots dazu verpflichtet seien, in den Krieg zu ziehen. Und ausdrücklich verwarf z. B. Luther alle Freiheitsdenker, die ihr "eigener Herr" und "kaiserfrei" sein wollen, denn die "Ungleichheit" zwischen Oben und Unten sei angeblich von Gott so gewollt.
Welcher Schrecken und welches Leid durch eine solche Lehre vielen Generationen von Menschen in den Gliedern steckte und wie viele Eltern-Kind-Beziehungen daran zerbrochen sind, erfährt man manchmal nur durch Aufzeichnungen von Menschen, die sich von dieser Gottesvergiftung befreiten.
Indem die Kirchen den Eltern Jahrhunderte lang eine direkt von Gott abgeleitete Befehlsgewalt ihren Kindern gegenüber zusprachen, verkehrte man die göttlichen Prinzipien der Gleichheit aller Menschen und der für sie bestimmten Freiheit in ihr Gegenteil. Zudem wurde aus dem liebenden Vater-Mutter-Gott, der jedem Seiner Kinder in Fürsorge nachgeht (wie es z. B. Jesus in dem Gleichnis vom verlorenen Schaf erzählt), eine monströse Herrschergestalt.
Dass hinter dem 4. Gebot aber kein strafender Gott steht und dass es von den Kindern auch keine Unterwerfung abverlangt, können heute "Freie Christen" aus ihrer Erfahrung erklären. Vieles dazu steht auch in dem Büchlein Die 10 Gebote für Kinder, in dem sich je ein Kind vorgenommen hat, jeweils besonders für eines der Gebote einzustehen. Als das vierte Kind zu den drei bisherigen, welche das 1., 2. und 3. Gebot repräsentieren, hinzu stößt und sein Gebot erklärt (siehe unten), bricht Jubel aus. "Hurra!", riefen die drei anderen Kinder. Denn in der Tat handelt es sich beim 4. Gebot um eine gute Botschaft für alle Menschen und nicht um eine Anleitung dafür, wie man Ungleichheit und Unfreiheit aufrecht erhält.
Aus geistiger Sicht sind Eltern und Kinder nämlich Geschwister. Denn alle sind Kinder eines Gottes, eines Vaters im Himmel, und alle sind gleich. Wer seinen irdischen Vater, seine Mutter, seinen Sohn oder seine Tochter also im Geiste als seinen Bruder oder seine Schwester betrachtet, hat einen möglichen Generationenkonflikt schon von vorneherein entschärft.
Zur weiteren Konfliktlösung kann das Wissen um die Reinkarnation beitragen, das im Urchristentum noch lebendig war, von den Kirchen jedoch gestrichen wurde.
Wie oft hört man von Kindern, dass die Eltern nicht so zu ihnen gewesen waren, wie sie es gerne gesehen hätten. Woher könnte dies kommen? Wie ist das z. B., wenn der Vater in einem vergangenen Leben mein Sohn war? Und heute hat er sich womöglich als Vater mir, dem Sohn, gegenüber genauso verhalten, wie ich es in einem vergangenen Leben als Vater ihm, dem Sohn, gegenüber tat. Die Rollen von Vater und Sohn könnten also vertauscht sein. Habe ich also Grund zur Klage gegenüber dem leiblichen Vater, so könnte ich in einer vergangenen Inkarnation als Vater genauso zu meinem Kind gewesen sein. Konkret: Wünsche ich mir z. B. mehr Unterstützung, so kann ich es selbst gewesen sein, der dereinst zu wenig Unterstützung gegeben hatte.
Ganz praktisch hilft einem auch in dieser Situation die Goldene Regel der Bergpredigt des Jesus von Nazareth weiter, die sinngemäß lautet: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg´ auch keinem andern zu." Oder anders gesprochen: "Was du willst, dass andere dir tun, das tue du Ihnen zuerst." Ich beginne also im konkreten Fall, den Vater zu unterstützen, anstatt weiter mangelnde Unterstützung seinerseits zu beklagen. Damit kann ich eventuell auch in dieser Inkarnation etwas von dem wiedergutmachen, was ich in einer früheren Einverleibung versäumt hatte.
Setzt man das Urwissen der Reinkarnation voraus, dann werden Eltern und Kinder zusammengeführt, um eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen oder um miteinander das zu beheben, was in Vorexistenzen an schuldhaften Verstrickungen geschaffen wurde. Letztlich haben wohl alle Menschen die Sehnsucht nach einer echten Herzensverbindung zu den Eltern, nach einem positiven Miteinander und Füreinander. Um dorthin zu kommen, ist die Achtung gegenüber Vater und Mutter, die uns das 4. Gebot lehrt, ein wesentlicher Schritt. Und um die Achtung mehr und mehr zu erlernen, kann es eine große Hilfe sein, sich bewusst zu machen, dass die Eltern unseren Körper zeugten und uns damit die Möglichkeit gaben, auf dieser Erde zu inkarnieren. Und was uns gute bzw. wohlmeinende Eltern alles gegeben haben, als wir z. B. noch klein und ohne Schutz rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen waren, ist kaum in Worten auszudrücken. Wer allerdings glaubt, es wäre nicht ausreichend gewesen, kann einmal über folgendes nachdenken: Unsere Seele hatte sich im Jenseits aus gutem Grund gerade diese Eltern für die jetzige Inkarnation ausgesucht, und sie wusste auch ungefähr, was auf sie zukommen würde, auch hinsichtlich der bevorstehenden Konflikte.
Im einzelnen Konfliktfall ist es dann hilfreich, die jeweils konkreten Inhalte einer Erwartungshaltung, eines Besitzanspruchs oder bestimmter Vorwürfe herauszufinden. Warum glaubt ein junger Erwachsener z. B., er hätte ein Recht darauf, dass seine Eltern ihm ein Auto finanzieren? Oder ein anderes Beispiel: Haben die Eltern wirklich Schuld, dass er eine solche Schul- oder Berufsausbildung erworben hat und keine andere, die ihm heute günstiger erscheinen würde? Warum hadert er heute? Und warum haben ihn die Eltern damals unter Umständen in eine bestimmte Richtung beeinflusst und gefördert und in eine andere Richtung nicht?
Wenn Eltern und Kinder einander wirklich verstehen und – wo Vorwürfe im Raum stehen – sich versöhnen wollen, dann lässt sich über solche Fragen auch offen und wohlwollend miteinander reden. Dann kann sich auch das klären, was in dieser Inkarnation zu lösen ist, damit Eltern und Kinder in Zukunft einander frei und ohne Erwartungen und Ansprüche begegnen können. Dies ist gleichzeitig eine große Chance. Denn wird die Aufgabe jetzt nicht bewältigt, kann es im Jenseits sehr lange dauern und sehr schmerzhaft sein, bis man dort wieder die Möglichkeit einer Begegnung bekommt und dies nachholen kann.
Deshalb mahnt Jesus von Nazareth in der Bergpredigt, sich mit seinem Nächsten jetzt zu versöhnen, solange er noch mit uns auf diesem Erdenweg ist. Christus hilft uns dabei, unsere Gedanken und unser Verhalten z. B. gegenüber Eltern zu hinterfragen, wenn es nicht in Ordnung ist, und mit Seinen Worten zu vergleichen: "Was du willst, dass dir die anderen tun, das tue du ihnen zuerst."
Was die Kirche aus dem 4. Gebot machte
Bestürzend
ist, was die Priester im so genannten Alten Testament der Bibel aus dem
Gebot Gottes, man solle Vater und Mutter ehren, machte. Im 5. Buch Mose wurde
daraus das Gesetz: "Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat,
der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch wenn sie
ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will ... so sollen ihn steinigen alle Leute
seiner Stadt, dass er sterbe ..." (5. Mose
21, 18-21) |
Ein Rückblick auf das so genannte
Pfingstgeschehen vor ca. 2000 Jahren,
bei dem die Nachfolger von Jesus von Nazareth der Überlieferung zufolge mit den
"Heiligen Geist" erfüllt wurden. Dies geschah
während des damaligen Wochen- und Erntedankfestes, Schawuot genannt. Das Fest galt den damaligen religiösen Obrigkeiten
auch als Erinnerung – Zitat – "an den Empfang der
zweiten Zehn Gebote am Berg Sinai. Die ersten Zehn Gebote hat Mose laut
jüdischer und christlicher Überlieferung zerschmettert, weil das
[damalige] jüdische Volk das Goldene Kalb anbetete.
Daraufhin ging Mose wieder auf die Spitze des Berges Sinai, um die neuen Zehn
Gebote zu erbitten. Dieses Mal mussten die Juden sich die Zehn Gebote verdienen,
indem sie die 50 Tage vom Pessachfest bis Schawuot beteten. Beim ersten Mal
wurden ihnen die Zehn Gebote geschenkt", so ein aktueller Lexikoneintrag (Wikipedia, Stand: 23.5.2014).
Doch was heißt das? Wird hier etwa behauptet, dass es
"neue" Zehn Gebote gab und dass diese anders warn als die "ersten Zehn Gebote"?
Tatsächlich gibt es in den kirchlichen Bibeln eben die beiden oben
nebeneinander gestellten zwei Fassungen der Zehn Gebote. Die erste
Fassung enthält die Gebote der Gottes- und Nächstenliebe (Du sollst nicht
töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen u. a.), wie sie auch im
Abendland bekannt sind. Die zweite Fassung übernimmt nur die ersten
drei Gebote, die das so genannte "Gottesverhältnis" des Gläubigen betreffen,
als neue Nr. 1, 2 und 5,, und sie ersetzt die nachfolgenden Gebote der Nächstenliebe durch
sieben neue Gebote mit kultischen Vorschriften. Drei dieser sieben "neuen"
Gebote betreffen zum Beispiel das priesterlich "korrekte" Opfern von Tieren, die
man vorher umbringt, und eines der weiteren Gebote lautet z. B. nur: "Das
Wochenfest sollst du halten."
Was aber bedeutet das für erste Fassung? Um es noch einmal zu wiederholen: Laut 2. Mose 34, 1
spricht Gott zu Mose: "Hau dir zwei steinerne Tafeln zurecht wie
die ersten! Ich werde darauf die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln
standen, die du zerschmettert hast." (Vers 1)
Damit ist ein klarer Widerspruch in den Bibel aufgezeigt, denn die ursprünglichen Worte der
Zehn Gebote, wie sie in 2.
Mose 20 und 5. Mose 5 überliefert sind, sind in Wirklichkeit weitgehend andere. Sie
enthalten keine Kultvorschriften wie die zweite Fassung, sondern die Gebote
der Nächstenliebe.
Die damaligen Religionsführer hatten den unleugbaren Widerspruch jedoch
nicht aufgelöst, sondern einfach die eine "Tradition" neben die andere
gestellt, und so halten es auch die heutigen Religionsführer, auch in den
Kirchen, denn beide seien für sie angeblich "Gottes" fehlerfreies verbindliches
Wort.
Doch damit verkaufen die Bürger letztlich für dumm, denn Widerspruch ist nun
mal Widerspruch, und er lässt sich auch sehr einfach erklären: Die spätere Fassung ist eine Fälschung
der damaligen Priesterkaste, so wie sie vieles mehr in ihren Bibeln
verfälscht haben.
Bereits der Gottesprophet Jeremia beklagte den "Lügengriffel" der
Schriftgelehrten (8, 8), und vor allem der wahre Gottesprophet Mose
wurde zu ihrem Opfer. Man hat ihm und damit Gott alle Kultvorschriften und
grausamen Tieropfervorschriften unterstellt. Ausführlich dazu:
Der Theologe Nr. 13 – Wer war Mose wirklich? Ein echter
Gottesprophet und kein Begründer einer Priesterkaste. Und die echten Zehn Gebote sind
folglich diejenigen,
die sogar an
zwei unterschiedlichen Stellen des Alten Testaments unabhängig voneinander
überliefert werden, in 2. Mose 20 und 5. Mose 5.
Da das "Volk" im Unterschied zu den Schriftgelehrten
aber nicht oder nur wenig bibelkundig ist, konnte es leider immer wieder von Priestern, Theologen
und Religionsführern geblendet werden, sei es in der Zeit des
Alten Testaments oder in der Zeit des Neuen Testaments bis in unsere Zeit –
immer dann, wenn
religiöse Obrigkeiten ihre Bibel
nach ihrem Gutdünken fälschten und fälschen oder sich deren Inhalte nach ihren Interessen
zurechtbogen bzw. zurechtbiegen.
Es war einmal mehr der "heilige"
Augustinus, der das ursprüngliche 2. Gebot ("Du sollst dir kein Bildnis machen")
an das erste mit hinten dran gehängt hat, was aber durch die üblichen Kurzformen
der Gebote oft darauf hinaus lief, dass es in der Kommunikation bzw. Vermittlung unterschlagen wurde. So z. B. bei
Martin Luther im Großen und im Kleinen Katechismus. Dafür haben
die katholische und die evangelische Kirche dann aus dem 10. Gebot zwei Gebote
gemacht, allerdings auf etwas unterschiedliche Weise. In der katholischen
Kirche ist "Die Frau nicht begehren" Nr. 9 und "Hab und Gut nicht begehren" die
Nr. 10. Etwas anders Luther und die Evangelischen: Da ist "Das Haus nicht begehren"
Nr. 9 und alles andere einschließlich "Frau nicht begehren" die Nr. 10.
In beiden Großinstitutionen war damit der Zweck verbunden, die Zehnzahl zu erhalten.
Anders ist es im Judentum, in der orthodoxen Kirche, bei den Anglikanern, der
Evangelisch-Reformierten Kirche, den Adventisten und mehreren kleineren
Gemeinschaften, die der Einteilung des Augustinus nicht folgen,
sondern die so zählen, wie es vermutlich ursprünglich auch einmal angelegt war.
In der Zählung, die wir verwenden, greifen wir meist auf die Einteilung
in der katholischen Kirche zurück, was aber eine ausschließlich pragmatische
Vorgehensweise ist. Denn die katholisch-evangelischen Fassungen wurden
den Menschen in diesen Gesellschaften, denen die Zehn Gebote bewusst sind, so fest in die Gehirnzellen eingeprägt,
dass nahezu jeder Mensch in unserem Kulturkreis, der mal etwas von den Geboten
gehört hat, weiß, dass das 5. Gebot z. B. "Du sollst nicht töten" heißt, obwohl
es nach der wahrscheinlich ursprünglicheren Zählung eigentlich das 6. Gebot
gewesen sei.
Dass wir die in unserem Kulturkreis übliche Zählung übernehmen, hat also ausschließlich den Grund, dass sie
eben schlicht die geläufigste ist und wir Missverständnisse vermeiden wollen.
Würden wir in Moskau oder in Tel Aviv leben, dann hätten wir wahrscheinlich die andere
Zählweise gewählt.
Selbstverständlich gilt für uns auch das Gebot "Du sollst dir kein Bildnis
machen", was übrigens einiges beinhaltet, das sehr interessant ist: Früher waren
damit hauptsächlich Götzenstatuen gemeint, heute kann man darunter vor allem
Vorurteile verstehen, die ich gegenüber Gott, aber auch gegenüber meinem
Nächsten habe. Aber diese sind dann nur mein "Bildnis", mein eigenes "Plasma",
die Projektion durch meine Ego-Brille, nicht die Wirklichkeit. Und ein solches
"Bildnis" soll ich mir eben nicht machen.
Der Nachsatz in der Bibel mit den Heimsuchung Gottes bis ins vierte Glied, der
laut Bibel auch zu dem Gebot gehört, ist wiederum eine Verfälschung dieses ursprünglichen
2. Gebots durch die rachsüchtige Priesterkaste und gehört ursprünglich gar
nicht dazu. Durch die Irreführungen von Priestern und Theologen ist es also
manchmal gar nicht so leicht, zu dem eigentlichen Wesen und Charakter der Zehn
Gebote vorzustoßen.
Wer nun mit dem Intellekt und eventuell mit einem bestimmten Bibel-Fanatismus an
die Zehn Gebote heran geht, der kann natürlich immer irgendetwas zum Kritisieren
oder Mäkeln finden, so dass auch hier gilt: Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Doch
noch einmal zurück zu den Zählungen: Auf die Zählweise kommt es am Ende gar nicht an, sondern
einzig und ausschließlich darauf, die Gebote zu halten. Die Zählweise ist also völlig unerheblich
und dient nur der Verständigung der Menschen untereinander. Es geht bei den Zehn
Geboten letztlich nur darum, den Sinn eines Gebotes zu erfassen und zu tun.
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