Der Glaube an die Auferstehung ist nur vordergründig
 
"Mumienreligion" Kirche:

Reliquienverehrung im katholischen Glauben

Der Theologe Nr. 62, aktualisiert am 1.7.2022


Das Thema "Reliquien", zu Deutsch "Überbleibsel", führte im 16. Jahrhundert zu einem tiefen Glaubensstreit und schließlich mit zur Spaltung der katholischen Kirche, und es ist heute immer noch aktuell. Neben Leichenteilen von verehrten Personen gehören zu den Reliquien auch Kleidung oder Gebrauchsgegenstände aus dem Besitz von Verstorbenen oder so genannte "Berührungsreliquien". Darunter versteht man Gegenstände, die ein verehrter oder von der Kirche gar "heilig" gesprochener Mensch zu seinen Lebenszeiten tatsächlich oder angeblich berührt hatte. Wird ein Leichnam als Ganzes verehrt, spricht man von einer Ganzkörperreliquie (siehe rechts die Leiche einer Frau namens Munditia aus Rom, ca. 250-310). Auf katholisch.de, dem Internetportal der römisch-katholischen Kirche werden Reliquien sogar als heilige Überrestebezeichnet, was von Gläubigen gerne aufgegriffen wird. "Den Einen sind Reliquien heilig und führen sie näher zum Glauben", so das Gemeindemagazin von St. Bonifatius Düsseldorf (Nr. 1/2018), um dann auch die Feststellung zu treffen: "Andere begegnen ihnen mit Unverständnis, ja mit Ablehnung und Spott." Doch ist es nicht umgekehrt ein Spott auf Christus und Gott, den Ewigen, Ihre Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe aus dem Reich Gottes mit einem religiösen Reliquienkult zu überziehen und damit gemäß dem Empfinden unzähliger Christen zu verunstalten?

Dazu eine Überlegung zu Beginn: Wie ist das bei uns, wenn ein geliebtes Familienmitglied gestorben ist? Normalerweise wird der Körper beerdigt oder im Krematorium eingeäschert. Und anschließend wird dann die Asche in einer Urne begraben oder sie wird auf einem Friedhof oder in der Natur verstreut. Kämen Sie auf die Idee, einzelne Körperteile des geliebten verstorbenen Menschen vorher abzutrennen, aufzubewahren und zu verehren oder vielleicht an die Verwandten zu verteilen? Z. B. die Finger, die Ohren, einzelne Knochen, mit und ohne Reste von Fleisch? Oder einzelne Organe wie das Herz oder den ganzen Kopf? Oder wenigstens einige Büschel Haare, die Zähne oder die Fußnägel? 
Normalerweise nicht. Doch selbst wenn Sie das wollten: Nach dem deutschen Bestattungsgesetz ist die Aufteilung der Leiche in mehrere Einzelteile und die Entnahme von Reliquien aus der Leiche nicht erlaubt. Es ist Leichenfledderei oder Totenschändung, oder gelinder formuliert "Störung der Totenruhe". Für den Reliquienkult gibt es also keine Rechtsgrundlage. Erlaubt ist die Verwendung eines menschlichen Körpers für die wissenschaftliche Forschung, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten zugestimmt hat. Bleiben dabei Körperteile übrig, so müssen diese später aber bestattet oder verbrannt werden. Sie dürfen niemandem als Reliquien angeboten werden, auch nicht der Kirche. Im Vatikan gilt allerdings ein eigenes Recht, und es gibt auch Ausnahmeregelungen für die Kirche und für katholische Adelsgeschlechter in anderen europäischen Ländern. Aber warum braucht die Kirche denn solche Ausnahmegenehmigungen?

Foto rechts: "Gottes" Segen aus der Kirche St. Peter neben dem Marienplatz im Zentrum von München (eigenes Bild; Skelett der "heiligen" Munditia)

Denn Jesus von Nazareth, auf den sich die Kirche beruft, hat nie etwas von Reliquien gelehrt, doch gerade angebliche "Überreste" aus Seinem Erdenleben zählen zu vermeintlich wertvollsten Stücken dieser Religion; darunter eine so genannte "heilige Windel", die Er als Baby getragen haben soll, der "heilige Rock" – ein schmutziger Rest eines Rocks, "ein altes lausiges Wams", so der Humanist Ulrich von Hutten, mit dem Er als Erwachsener bekleidet gewesen sein soll –, die "heilige Vorhaut" Seines Erdenkörpers, die ihm bei der rituellen Beschneidung als Säugling entfernt worden sein soll, oder ein Stück Kot des Esels, auf dem Er nach Jerusalem geritten sein soll, worauf wir in dieser nachfolgenden Untersuchung noch näher eingehen werden. Doch schon jetzt möchten wir als Christen und Nachfolger Jesu klarstellen. Das alles ist Hohn und Spott auf Jesus, den Christus, wie er schlimmer kaum konstruierbar ist. Doch wir wollen in dieser Ausgabe des Theologen noch genauer und tiefer in das Thema einsteigen, um besser zu verstehen, womit wir alle hier umgeben sind.

Die römisch-katholische Kirche unterscheidet dabei drei Güteklassen ihres Reliquienkultes. Erster Klasse sind Körperteile, zweiter Klasse sind Gegenstände oder Kleidungsstücke aus dem Erdenleben des von ihr Heiliggesprochenen, dritter Klasse sind Gegenstände oder Partikel, die mit Reliquien erster Klasse in Berührung gekommen sein sollen, zum Beispiel Papierstückchen, die auf einem Knochen eines Heiliggesprochenen lagen. Bei den Leichenteilen, also Reliquien "erster Klasse", geht es zum Beispiel um alte, ausgebleichte Knochen in knorrigen Schreinen oder in alten Gräbern in düsteren Gewölben. Und bei den übrigen Reliquien vielfach um vergilbte, modrig gewordene Gegenstände, die oftmals mit spröde gewordenem Samt umwickelt sind oder gar mit Goldschmuck umhangen wurden – insgesamt für die meisten Menschen ein eher schauriges Thema. Doch wozu dienen solche Reliquien? Woher kommt die Verehrung von Reliquien? Warum ist das heute noch nicht Vergangenheit, sondern reicht mehr in die Gegenwart hinein als man vielleicht auf Anhieb glaubt?

Und warum unterstützt der Staat eine Religion, die solches betreibt, die also mit ihrem Totenkult gegen die deutschen Gesetze verstößt? Früher gab es zwar noch teilweise andere Gesetze, doch die Gesetze haben sich geändert. Und eine Frage dazu ist auch: Warum hat die Kirche früher etwas getan, was heute sicher aus gutem Grund verboten ist? Wenn es gut wäre, würde man es doch wohl heute nicht verbieten? Was würde denn heute mit den Leuten geschehen, die sich einen Teil eines Körpers eines Verstorbenen holen? Sie würden vom Staatsanwalt angeklagt und vor Gericht zu Geldstrafen oder Haft verurteilt. Alle miteinander. Denn für den Reliquienkult gibt es nun einmal keine Rechtsgrundlage mehr. Deshalb noch einmal die Frage: Warum unterstützt dann der Staat heute die kirchliche Reliquienverehrung, z. B. mit staatlichen Subventionen für die entsprechenden Gedenkstätten? Ist das nicht schizophren? Und gleichzeitig erklärbar: Wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der Politiker weltweit diesem Glauben angehören, dann weiß man auch, dass dies alles nicht Vergangenheit ist, sondern nach wie vor Gegenwart, finanziert und subventioniert von den Staaten, in denen diese Politiker und die ihnen Folgenden regieren.
 



Einleitung: Für den Reliquienkult gibt es keine Rechtsgrundlage

Der Totenkult mit Kirchen aus Stein und Reliquien hat mit Christus nichts zu tun

Der Sturm auf die Leiche von Elisabeth von Thüringen

Ein riesiger katholischer Markt von Menschenteilen

Heidnische Bräuche "unter dem Vorwande der Gottesverehrung"

Religionswissenschaftler: Katholizismus ist eine "Mumien-Anbetungs-Religion"

Die Ampulle mit Blut von Papst Johannes Paul II. und skurrile angebliche Jesus-Reliquien

Der systematische Betrug: Der Wunsch nach einer Reliquie als "Vater des Knochens"

Die Perversitäten um das sanctum praeputium, der "heiligen Vorhaut"

Wird ein Pilger zum Grabtuch von Turin ein besser Mensch?

Die Wallfahrten zum "Heiligen Rock" nach Trier

Für Luther war die Wallfahrt noch ein "lügenhaft Narrenspiel", die evangelische Kirche wallfahrtet heute mit

Katholische Rechtfertigung: Sehnsucht nach "Vergegenständlichung" des Unsichtbaren

Das Goldene Kalb

Ablässe und "Wunder" durch Reliquien? Magie-Spektakel oder Ethik

Brief an den Papst: Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Jubiläumsablass?

Gott wohnt in uns – wozu dann Kirchen aus Stein und wozu Reliquien?


Anhang:
Santiago de Compostela: Wallfahrt zum Grab eines "verdammten" "Ketzers"

Reliquien aktuell
 


Der Totenkult mit Kirchen aus Stein und Reliquien hat mit Christus nichts zu tun

Mit Jesus, dem Christus, haben die Reliquien überhaupt nichts zu tun. Aber sie sind zum Beispiel aus dem Baalskult bekannt. Beim "Gott" oder Götzen Baal, gegen den die aus dem Alten Testament der Bibel bekannten Gottespropheten immer ihre Stimme erhoben, gab es einen solchen Totenkult mit Reliquien. Jesus von Nazareth hat jedoch nie etwas von Reliquien gesagt. Er lehrte: "Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber folge mir nach" (Lukasevangelium 9, 60). Jesus von Nazareth hat – wie auch die Gottespropheten des Alten Testaments – immer gegen äußeren Kult, Kultgegenstände oder Götterbilder gesprochen. Sie haben die Menschen dazu aufgerufen, Barmherzigkeit zu üben und den Nächsten zu lieben, sogar den Feind. Und die Nachfolger von Jesus bekennen: "Er hängt nicht mehr am Kreuz. Er ist auferstanden. Und Er möchte heute in den Herzen Seiner Nachfolger täglich neu auferstehen."
Von Reliquien steht auch sonst in der Bibel nichts, auf die sich die Kirche beruft. In der Kirche wird aber gelehrt, die Bibel sei Gottes Wort. Wenn aber auch in der Bibel der Kirche nichts von Reliquienverehrung steht, warum tut man es dann?

Die "heilige" Munditia in München ist nicht allein. Auf ihrer Leichenschau-Vitrine liegt der abgeschlagene Schädel des "heiligen Erasmus"vielleicht eine unfreiwillige Anspielung, dass trotz des kirchlichen Zwangszölibats auch Kirchen-"Heilige" ihre andere Hälfte suchen?

Die Kirche beruft sich dazu stattdessen auf ihre Tradition. Doch was beinhaltet diese Tradition? Viele Kirchengebäude gehen in ihrer Entstehung auf angebliche Wunder oder spezielle Begebenheiten zurück, die sich vor langer Zeit dort ereignet haben sollen. Und als Beleg dafür, dass das alles angeblich so und nicht anders passiert sei, zeigt man in dieser Kirche dann bis heute entsprechende Körperreste der an diesen vermeintlichen Ereignissen beteiligten Personen oder auch bestimmte Gegenstände, die ihnen angeblich einmal gehört haben. Und in jedem Altar einer Kirche muss seit dem Ende des 4. Jahrhunderts eine Reliquie, also ein "Überbleibsel" eines Menschen oder aus einer Umgebung, eingearbeitet sein. Oder der Altar muss auf einer Reliquie erbaut werden, in der Regel auf einem Grab. Kirchengebäude mit Altären einerseits und Reliquien andererseits gehören also untrennbar zusammen. Doch Jesus von Nazareth hat auch niemals gelehrt, Kirchengebäude aus Stein zu bauen und darin Altäre zu errichten. Alles das stammt aus dem antiken Götzenkult. Der Bau von Kirchen aus Stein mit Altären ist also von Anfang an ein Bestandteil des katholischen Grab-, Leichen- und Totenkults gewesen, hat aber, wie gesagt, überhaupt nichts mit Gott und mit Christus zu tun.


Besucht man heute katholische Kirchengebäude, dann muss man manchmal gar nicht lange nach Leichen suchen. Denn es werden dort entweder ganze Leichen oder auch nur Einzelteile bestimmter Leichen aufbewahrt, die dort als Reliquien verehrt werden – manchmal in speziellen Grüften, manchmal aber auch ausgestellt in quaderförmigen Behältnissen aus Glas, von der Bauart gleich einem Aquarium, nur eben nicht mit Wasser aufgefüllt.

Der Sturm auf die Leiche von Elisabeth von Thüringen

In der Stadt Marburg gibt es zum Beispiel eine Elisabethkirche. Ihr Bau geht auf die im 13. Jahrhundert gestorbene und heilig gesprochene Landgräfin Elisabeth von Thüringen zurück, und in einem goldenen Schrein wurden dort bis zur Reformationszeit auch die noch erhaltenen Reste ihres Körpers aufbewahrt. Diese waren sehr begehrt und sollen Wunder bewirkt haben.
Gleich nachdem im November 1231 der ausgezehrte Leichnam von Elisabeth dort öffentlich aufgebahrt wurde, fielen bereits die nach Reliquien verlangenden Gläubigen über sie her. Es wurden Stücke der Tücher abgerissen, mit denen ihr Körper bedeckt war. Andere Katholiken rissen ihr einzelne Haare aus oder schnitten sie ab oder sie "begnügten" sich mit Finger- oder Fußnägeln von ihr. Wieder andere schnitten ihr sogar die Brustwarzen, Teile ihrer Ohren oder einen ganzen Finger ab. Fünf Jahre später hat man dann in einer offiziellen Zeremonie eigens der Kopf abgetrennt und als gesonderte Reliquie präpariert. Im 16. Jahrhundert wurde diese Kirche jedoch evangelisch, und die Reliquien waren dort nicht mehr erwünscht und wurden seither über ganz Europa verteilt. Der Kopf von Elisabeth von Thüringen wird heute in Wien verehrt, ein Arm in der Nähe von Koblenz, weitere Teile z. B. in Belgien und in der Slowakei und der Rest des einst ganzen Skeletts in Stockholm
(siehe dazu Der Theologe Nr. 30).
Eine solche Aufteilung des Körpers ist in der Katholischen Kirche keine Seltenheit, verstößt jedoch gegen alle bekannten Bestattungsgesetze. Doch bekamen auf diese Weise unterschiedliche kirchliche Interessengruppen einen Teil der verehrten Person.

Ein weiteres Beispiel: Im Jahr 2011 wurde das Herz des katholischen Adligen Otto von Habsburg gesondert bestattet. Und bei dieser Gelegenheit wurde die Öffentlichkeit von Leichenteil-Experten darauf hingewiesen, dass diese Bestattungsart für die katholische Kirche nichts Ungewöhnliches sei. Manchmal seien auch Eingeweide extra bestattet worden oder das Gehirn oder Extremitäten. Etwa bei Kreuzfahrern oder bei manchen Fürstbischöfen oder anderen kirchlichen Würdenträgern. (neue bildpost, 23.7./24.7.2011)
Der Grund waren oft Streitereien unterschiedlicher katholischer Fraktionen, z. B. bestimmter Mönchsorden. Jeder wollte eben einen Teil einer bestimmten Leiche haben, weswegen man sie entsprechend zerteilte.

Ein riesiger katholischer Markt von Menschenteilen

Und die Nachfrage nach Reliquien, vor allem nach Leichenteilen, war immer sehr groß. Bereits seit dem Jahr 398 durften kirchliche Altäre nur noch über Reliquien errichtet werden. Und bis heute gilt, dass in jedem katholischen Altar zumindest eine Reliquie eingearbeitet sein muss, sofern der Altar nicht direkt auf einem Grab eines verehrten Verstorbenen errichtet wurde. Das hatte zur Folge: Unzählige Skelettzertrümmerungen und Zerlegung von Leichen in viele Einzelteile (PM-Magazin Nr. 4/2010). Es entwickelte sich ein riesiger kirchlicher Markt von Menschenteilen oder auch von Kleidungsstücken Verstorbener oder von so genannten Berührungsreliquien, die der Tote angeblich zu Lebzeiten irgendwann einmal berührt hatte. Der bekannte deutsche Kurfürst Friedrich der Weise sammelte auf diese Weise um das Jahr 1500 19.000 Reliquien, Kardinal Albrecht von Brandenburg gar über 30.000 Reliquien. Doch warum ist das so in der Kirche? Und was steckt hinter der Bedeutung von Reliquien?


"Während die Sonne noch leuchtet, werden ganze Massen von Kerzen angezündet"

"Wir sehen, wie unter dem Vorwande der Gottesverehrung beinahe heidnische Gebräuche in die Kirche eingeführt werden. Während die Sonne noch leuchtet, werden ganze Massen von Kerzen angezündet. Allenthalben wird, ich weiß nicht was für ein Staub, der in einem kleinen kostbaren Gefäße, in ein Leintuch gehüllt geborgen ist, geküsst und angebetet. Auf diese Weise erzeigen die Menschen den heiligen Märtyrern hohe Verehrung. Diese glauben sie mit wohlfeilen Wachskerzen beleuchten zu müssen, während doch das Lamm, das auf der Mitte des Thrones sitzt, sie durch die ganze Herrlichkeit seiner Majestät im Glänze erstrahlen lässt."

(Der von der Kirche im 4. Jahrhundert als "Irrlehrer" verdächtigte Vigilantius in einem Brief an den Kirchenvater Hieronymus; zit. nach Hieronymus, Contra Vigilantium IV)


Vigilantius schreibt "beinahe heidnische Gebräuche". Hätte er das Wort "beinahe" weg gelassen, hätte ihm die Todesstrafe gedroht.
 


Der Kirchengelehrte Theodoret von Kyros schreibt dazu im Jahr 430: "Auch wenn die Leiber zerteilt sind", bleibe die wundertätige Kraft "in jeder unscheinbaren und winzigen Reliquie" erhalten. (zit. nach PM-Magazin Nr. 4/2010)
Aus diesem Grund gibt es auch unzählige Reliquien-Legenden.
Dazu ein weiteres Beispiel: Kirchenführer legten Tücher auf die Knochen des angeblich heiligen Nikolaus, wodurch auch die Tücher selbst zu Reliquien wurden. Über Nacht sollen diese Tücher dann schwerer geworden sein. Der Stoff habe sich nämlich, so die kirchliche Überlieferung, mit der Kraft des heiligen Nikolaus voll gesaugt. (PM-Magazin Nr. 4/2010)
Kritiker geben jedoch zu bedenken, man müsse aufpassen, dass einen die Kraft eines Toten auf diese Weise nicht selbst nach unten ziehe. Vordergründig sind diese Bedenken womöglich unbegründet, denn die Geschichten, die um die Reliquien herum entstanden sind, sind meist genauso gefälscht wie die Reliquien selbst. Man begibt sich jedoch in ein nekrophiles, "totenfreundliches" "Energiefeld", in das – setzt man die Unsterblichkeit der Seele voraus – auch jenseitige Kräfte stark einwirken, eventuell die Seele des einst Verstorbenen selbst.

Noch wirksamer als die Tücher in diesem Beispiel seien nach diesem Glauben allerdings die ursprünglicheren Reliquien; in diesem Fall die Knochen, auf denen die Tücher gelegen waren und die direkt von der verehrten Person stammen. Oder vor allem das Herz. So begehren polnische Katholiken bis heute das Herz des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II., und sie würden es gerne als Reliquie irgendwo in Polen verehren. Die Berührungsreliquien sind demgegenüber dann nur zweitrangig, eben Reliquien "zweiter Klasse".

Religionswissenschaftler: Katholizismus ist eine "Mumien-Anbetungs-Religion"

Wenn das alles jedoch nichts, aber auch gar nichts mit Christus zu tun hat, was sicher und bewiesen ist, woher stammt es dann?
Die Wurzeln sind antike Götter- bzw. Götzenkulte, zum Beispiel in Ägypten, und es besteht auch eine sehr enge Verwandtschaft zum Voodoo-Kult mit seinen unzähligen Fetischen, zu Deutsch "Zaubermitteln", und magisch besprochenen Gegenständen. Vor allem in Ägypten gab es zahllose Grabstätten von getöteten "Göttern" mit einzelnen Gliedern wie Beinen, Armen oder auch dem Schädel von Verehrten. Und miteinander konkurrierende Begräbnisstätten bürgten jeweils dafür, dass ihre Reliquien die echten seien (Alexander Hislop, The Two Babylons, New Jersey 1959, S. 179). Oder ganze Leichen wurden dort im Zustand von Mumien verehrt und mit allerlei Grabbeigaben ausgestattet. Und auch in Griechenland oder in Rom wurden Grabstätten von Helden und Göttern verehrt. Darauf baut die Kirche also in Wahrheit auf.
So gibt es im Katholizismus wie in Ägypten auch mumifizierte Ganzkörperreliquien, wenn z. B. die Leichen von Päpsten als Ganzes zur Verehrung ausgestellt werden, wie bei mehreren Päpsten im Petersdom in Rom (siehe z. B. Foto unten rechts).

Der bekannte Religionswissenschaftler Prof. Dr. Hubertus Mynarek erklärt das Phänomen der katholischen Reliquien wie folgt:

"In Wirklichkeit ist die katholische Religion eine echte Mumien-Religion, eine Mumien-Anbetungs-Religion, denn von den drei Elementen – Geist, Seele und Körper – haftet sie ... immer wieder am Körperlichen ... Nur so ist es verständlich, dass sie die toten Hüllen, die Reliquien, verehren lässt. Sie hält die Mumienteile hoch. Da sie aber nicht so offensichtlich eine Mumienreligion sein will, nimmt sie nur die Mumien der Heiligen und lässt sie dann von den Menschen verehren, sodass also ein Mumienteil, eine Hand zum Beispiel oder sogar eine Vorhaut von einem Heiligen, in einem Altar – in jedem Altar! – eingebaut sein muss. Es gibt über 36 Städte in der ganzen katholischen Welt, die sich rühmen, zum Beispiel die Reliquien der ´Heiligen drei Könige` zu besitzen. Köln ist eine Stadt, die sich darauf beruft, auch Trier usw. Also ist der Katholizismus im Grunde eine Mumien- und Reliquien-Religion, die natürlich eines weiß: Menschen verehren gern ihre Vorfahren. Und wenn dann die katholische Religion gewisse Heilige, die oft nur legendäre Persönlichkeiten waren, ernennt und sagt: ´Wir haben aber noch die Haut von ihm (oder einen Teil seines Kopfes oder sogar nur seine Haare)`, dann eilt das abergläubische Volk zu diesen Reliquien, weil ja die Kirche zugleich behauptet, von diesen Reliquien gehe eine magische energetische Kraftstrahlung aus. Und da der Mensch ein Egoist ist, will er natürlich etwas von dieser energetischen Strahlung für seine Gesundheit oder für sein Leben, für seinen Profit, für seine Karriere erwerben." (Freie Christen, Voodoo auf katholisch, Marktheidenfeld 2003, S. 24 f.)

Der Katholizismus ist also von seinen Wurzeln her ein heidnischer Götzenkult, man könnte auch sagen ein bestimmter Baalskult, der ebenfalls die Reliquien kannte.

Foto rechts: Die Mumie von Papst Johannes XXIII., wie sie im Petersdom als Ganzkörper-Reliquie verehrt wird. Wie später Papst Johannes Paul II. bekam auch er eine Wachsmaske, die dem Rest seines Gesichts genau angepasst wurde. (Diana; GNU-Lizenz für freie Dokumentation; Oktober 2004)

Dazu ein Beispiel: Im antiken Stadtstaat Byblos im heutigen Libanon wurde auf dem Grab einer Frau aus dem 10. Jahrhundert vor Christus eine Sarginschrift gefunden, die aus dem Baalskult stammt. Sie lautet:

"Batnoam, aus dem Hause des Priesters Palitbaal in einem Grabgewand, einer Haube auf meinem Kopf und einem goldenen Lippenblech auf meinem Mund wie alle Damen königlicher Herkunft, die vor mir waren"

(Quelle; siehe in Der Theologe Nr. 42 – Die Institutionen Kirche und ihre Priester: Der Baalskult der Gegenwart).
So ähnlich praktiziert es seither auch die Kirche. Als "Heilige" verehrte Katholikinnen, Katholiken oder Päpste bekommen zum Beispiel eine Haube auf den Kopf oder Schmuck mit ins Grab oder goldene Masken; oder wie bei Papst Johannes Paul II. eine hautfarbene Wachsmaske mit seinen Gesichtszügen, die er auf sein Gesicht gelegt bekam; eine Berührungsreliquie also, damit die Gläubigen, die an der Leiche vorbei laufen, besser sehen können, wie das Gesicht früher einmal ausgesehen hat.

Die Ampulle mit Blut von Papst Johannes Paul II. und skurrile angebliche Jesus-Reliquien

Die bekannteste Reliquie von Johannes Paul II. ist jedoch eine Ampulle mit Blut, die in ein silbernes Kult-Kunstwerk eingearbeitet wurde und seither auf Weltreise ist. Ex-Papst Joseph Ratzinger ließ sich einmal fotografieren, wie er das Reagenzglas mit dem Blut seines Vorgängers küsste, und vor allem in Mexiko erhoffte die Kirche von der Blutampulle im Jahr 2012 mehr Frieden für das Land. Doch wie soll ein Reagenzglas mit Blut die Menschen friedvoller machen und die Verbrechensrate und die Morde im Drogenkrieg senken?
"Die Anwesenheit der Reliquie ... hat im ganzen Land große Erwartungen geweckt", schreibt die katholische Nachrichtendienst zenit.org am 25.8.2011. Und der mexikanische Kardinal Rivera Carrera dazu wörtlich:

"Es ist eine große Ehre für die Erzdiözese von Mexiko, diese Reliquien zu empfangen, sowohl aufgrund ihrer großen geistlichen Bedeutung als auch wegen der großen Zuneigung, die Johannes Paul II. immer für unsere Heimat empfand."

Dass dadurch aber irgendjemand zu einem besseren Menschen wurde, ist bisher nicht bekannt geworden.
Immerhin ist diese Blutreliquie von Karol Wojtyla im Unterschied von zahllosen weiteren Reliquien wenigstens "echt". Davon wird zumindest ausgegangen. Oder doch nicht? Als in der Nacht des 25.1.2014 offenbar eine andere "Blutreliquie" von Karol  Wojtyla in einem italienischen Bergdorf entwendet wurde (siehe unten), war in den Medien zu lesen, dass es insgesamt drei Blutreliquien dieses Papstes gebe – eine Zahl, die noch größer werden könnte.

Gegenüber diesem kirchlichen Reliquien- und Baals-Kult ist die Lehre von der Auferstehung von Christus und der späteren Auferstehung der Menschen in der katholischen Kirche nur vordergründig. So berichtet der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Mynarek auch, dass er während seiner Zeit als Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien in Kirchenkreisen, vor allem in den führenden Ebenen, viele Amtsträger kennen gelernt hat, die gar nicht an die Auferstehung glaubten, obwohl sie vordergründig anders predigten.

Da Jesus nach katholischer Lehre aber immerhin offiziell auferstanden ist, gibt es zumindest keine gefälschten Leichenteile von ihm. Doch präsentieren mehrere katholische Kirchen heute ersatzweise andere angebliche Jesus-Reliquien, zum Beispiel Windeln des Jesus-Babys als so genannte Berührungsreliquien. Oder seine einstige Nabelschnur. Oder die Krippe, in der Er gelegen haben soll. Oder die Gräten einiger Fische, die Jesus einst wundersam vermehrt haben soll. Oder eine Schwanzfeder des "Heiligen Geistes", der sich ja in Gestalt einer Taube gezeigt haben soll. Oder den Kot der Eselin, auf der Jesus nach Jerusalem geritten ist. Oder unzählige Dornen aus der Dornenkrone. Oder einen Fußabdruck des Auferstandenen. Oder das sanctum praeputium, die so genannte "Heilige Vorhaut", da Jesus wie alle jüdischen Kinder nach acht Tagen beschnitten wurde.
Doch woher hat die Kirche bloß die Nabelschnur? Oder die Vorhaut?

Der systematische Betrug: Der Wunsch nach einer Reliquie als "Vater des Knochens"

Wer hier einmal ernsthaft nachforscht, würde in den allermeisten Fällen sehr bald auf reinen Schwindel stoßen. Der ehemalige Theologieprofessor und Reliquien-Experte Prof. Dr. Horst Herrmann erklärt in einem Interview, dass nur bei modernen Reliquien eine Echtheit angenommen werden könne. Horst Herrmann wörtlich:

 "Alles was älter ist, ist durch die Bank weg gefälscht." (16 vor – Nachrichten aus Trier, 13.3.2012)

Allein mit den unzähligen Holzstücken vom Original-Kreuz, an dem Jesus hingerichtet wurde, könnte man ein ganzes Schiff bauen, so der Humanist Erasmus von Rotterdam im 16. Jahrhundert – um nur einmal einen ganz einfachen Beweis für die unzähligen Fälschungen zu nennen.
Es werden hier also vor allem Dinge verehrt, die gar nicht stimmen. Dennoch soll diese Verehrung gefälschter Gegenstände eine "Glaubensstärkung" sein. Doch wie kann ein toter Gegenstand noch dazu ein gefälschter den Glauben an etwas Lebendiges stärken?
Der Grund für die Fälschungen ist dabei nicht schwer zu ermitteln. Es ging den kirchlichen Würdenträgern bei allen ihren Reliquien-Aktivitäten vor allem um den eigenen Vorteil. Und dafür wurde eben systematisch betrogen und gelogen, was das Zeug hielt. Im Mittelalter hat man teilweise die entsprechenden Knochen immer dann zufällig gefunden, wenn ein raffinierter Bischof auf die Idee kam, irgendwo mit einem neuen Wallfahrtsort das Geschäft anzukurbeln und die Bedeutung seines Bistums zu steigern. Erst war die Idee da – und dann die Knochen. Der Wunsch nach einer Reliquie ist also meist sprichwörtlich "der Vater des Knochens" gewesen.

Ja, und wenn schon hier gelogen wird, dann stellt sich natürlich die Frage: Wo wird noch überall gelogen? Oder: Stimmt überhaupt irgendetwas, was in dieser Religion gelehrt wird? Wenn also schon die Dinge, die man sehen und greifen kann, meist gefälscht sind, was ist dann mit dem, was man nicht sehen und greifen kann?

Offenbar befürchtet auch die Kirche selbst hier einen Dammbruch, weswegen man nicht einmal bei den Reliquien einen Glaubenszweifel zulässt. Denn wenn Katholiken trotz nachgewiesener Fälschungen an der Wirkung von Reliquien zweifeln, dann droht ihnen laut kirchlicher Lehre bis heute die ewige Hölle.
Im offiziellen Dogmen- und Lehrbuch der Kirche von Neuner und Roos, Der Glaube der Kirche, lautet der Lehrsatz mit der Randnummer 465:

"Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue."

Diese Verurteilung erfolgte auf dem kirchlich verbindlichen Konzil von Trient aus dem Jahr 1546, auch Tridentinum genannt.
Und weiterhin lehrt die Kirche sogar als angeblich unfehlbare Wahrheit, was im Lehrsatz Nr. 85 in dem Lehrbuch von Neuner und Roos steht:

"Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen", also nach dem Tod ewig verdammt.

Und da gehören die Reliquien voll und ganz dazu. Die Katholiken, die nicht an Reliquien glauben, werden bis heute mit der ewigen Hölle bedroht. Im Prinzip reicht hier schon aus, wenn man daran auch nur zweifelt und aus diesem Zweifel heraus nach dem Wahrheitsgehalt forscht.

Foto: Angebliche Knochenreste eines katholischen "Heiligen" werden in Würzburg in einem Kästchen, das von einem größeren Kästchen umgeben ist, feierlich durch die Stadt getragen. Das ist nicht Vergangenheit. Das ist Gegenwart, das gilt als "Kultur", mitfinanziert von den Steuergeldern von uns allen.

Und es besteht aber noch ein weiterer Zusammenhang: Die Kirche droht bekanntlich bis heute auch mit einem zeitlich begrenzten Fegfeuer nach dem Tod. Doch diese Zeit könne der Gläubige angeblich durch die Verehrung bestimmter Reliquien verkürzen. Allein die vorhin genannte Reliquiensammlung von Kurfürst Friedrich (dem angeblich "Weisen") wurde im 16. Jahrhundert mit einem Gegenwert von zwei Millionen Jahren Ablass aus dem Fegfeuer bewertet. Wer aber sagt, diese ganze Sammlung und auch alle anderen Reliquien sind unnütz, dem hilft nach gültiger katholischer Lehre auch kein Ablass mehr. Dem wird bis heute eine angeblich ewige Hölle zugesprochen.
 

Die Perversitäten um das sanctum praeputium, der "heiligen Vorhaut"

Und, um noch einmal auf die angebliche Nabelschnur oder die Vorhaut von Jesus zurück zu kommen und deren Vorgeschichte: Einst dachten sich einige Männer der Kirche: "Warum nicht einfach einmal im Glauben behaupten: ´Wir haben sie`". Und so gibt es alleine diese skurrile Reliquie in der Kirche nicht weniger als 14 Mal. In Charroux in Frankreich wird als "Beweis für deren Echtheit" sogar behauptet, "dass Blutstropfen daraus hervorkommen würden". (John P. Wilder, The Other Side of Rome, Grand Rapids 1959, S. 54)
Doch die am meisten verehrteste dieser schauderhaften Körperreste wurde bis 1983 in dem italienischen Dorf Carcata aufbewahrt (näheres dazu in PM-Magazin Nr. 4/2010) – bis sie unter unerklärten Umständen verschwand.
Im PM-Magazin heißt es dazu:
"Wenige Tage bevor Dorfpfarrer Magnoni 1983 das Verschwinden der Reliquie verkündete, war er nach Augenzeugenberichten von einer schwarzen Limousine abgeholt worden und Richtung Rom gefahren. Vermutlich ist das die Lösung des Rätsels. Die problematisch gewordene Vorhaut war mit im Wagen und wird nun im Vatikan verwahrt – still und heimlich wie so viele Geheimnisse der Römischen Kirche".
Und das Verschwinden dieser Reliquie wurde sogleich ebenfalls mit einer Einschüchterung verbunden. Wer in Zukunft über diese Reliquie unerlaubt spreche oder schreibe, könne aus der Kirche ausgeschlossen werden, so die Drohung (PM-Magazin Nr. 4/2010) – also wiederum letztendlich angeblich ewige Hölle.


Ein Paar der vielen gefälschten Jesus-Sandalen aus Prüm in der Eifel (Foto: Manfred Nierstenhöfer; GNU-Lizenz für freie Dokumentation)

Und wie soll die Vorhaut ursprünglich nach Carcata gekommen sein? Das sanctum praeputium, die angeblich "heilige Vorhaut", war einst ein Geschenk von Karl dem Großen an Papst Leo III. gewesen, der Karl zum Kaiser gekrönt hatte. Bei einer späteren Plünderung Roms habe ein deutscher Soldat jedoch das sanctum praeputium entwendet und eben in dem Dorf Carcata versteckt, wo es seither Jahrhunderte lang von den Gläubigen verehrt wurde – in Wirklichkeit eine beispiellose Verhöhnung des großen Menschheits- und Weisheitslehrers Jesus von Nazareth.
Doch das wundersame Verschwinden der Reliquie im Jahr 1983 ist nur ein Aspekt dieser einen speziellen Reliquie. So soll Jesus einst der heilig gesprochenen Kirchenlehrerin Katharina von Siena (1347-1380) im Traum erschienen sein, und er habe ihr bei diesem Anlass persönlich seine Vorhaut als "Vermählungsring" über den Finger gestreift, die diese seither wie einen Ehering getragen haben soll. Und nach ihrem Tod wurde ihr Finger, der angeblich diesen makabren Überzug trug, abgetrennt, und er wird heute unverändert als Reliquie im italienischen Siena verehrt. (PM-Magazin Nr. 4/2010)

 
Und von dem heilig gesprochenen Mädchen Agnes (ca. 235-250) wird berichtet, dass sie diese Reliquie beim katholischen Abendmahl sogar oral auf ihrer Zunge verspürte und dass ihr das dabei empfundene "praeputium" beim Hinunterschlucken angeblich vorher ungekannte Wonnen und Freuden "in allen Gliedern und in allen Muskeln der Glieder" bescherte (heise.de, 6.4.2009) – alles das sind Beweise für perverse Phantasien mit einem Stück vom Geschlechtsteil eines Kindes in verschiedenen Nuancen. Und dass in diesem Milieu gleichzeitig so viele Kinder von Priestern oder auch Nonnen vergewaltigt oder missbraucht wurden und werden, ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, welche Kulte und Praktiken dort gepflegt werden.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, an dieser Stelle deshalb eine Zwischenfrage: Wollen Sie wirklich Ihre Kinder Männern und Frauen anvertrauen, die solche Phantasien pflegen? Oder die solche Vorstellungen befürworten oder Menschen mit einer solchen Gedanken- und Vorstellungswelt als "heilig" verehren? Womit wir wieder in die Gegenwart zurückkommen. Denn worüber wir hier berichtet haben, ist nicht etwa Vergangenheit, es ist Gegenwart.

Wird ein Pilger zu Turiner Grabtuch zu einem besseren Menschen?

Die beiden spektakulärsten Reliquien, die in jüngerer Vergangenheit verehrt wurden und werden, sind das so genannte Turiner Grabtuch, mit dem angeblich die Leiche von Jesus abgedeckt gewesen sein soll und in den sich sein Gesichtsausdruck eingraviert haben soll. Und der so genannte "Heilige Rock" von Trier, ein altes aus einem Stück gewebtes schmutziges Stoffstück, das Jesus früher als Gewand getragen haben soll.

Für die Wallfahrt zum Turiner Grabtuch im Jahr 2010 stellte der italienische Staat ein Budget von fünf Millionen Euro zur Verfügung, um zwei Millionen Pilger zu betreuen. Diese wiederum standen stundenlang in der Schlange und kauften viele teure Souvenirs. In den Medien wog parallel dazu die Diskussion um die angebliche Echtheit dann hin und her.

Dazu folgende epd-Meldung vom 6.10.2009:

"Rom – Italienische Wissenschaftler wollen den Beweis für die Annahme gefunden haben, dass das Turiner Grabtuch nicht den Originalabdruck der Züge von Jesus Christus trägt, sondern eine mittelalterliche Fälschung ist. Der Chemieprofessor Luigi Garlascheilli von der Uni Pavia sage, er habe eine perfekte Kopie des Schweißtuchs mit Mitteln angefertigt, die im 13. Jahrhundert zur Verfügung standen."

Reliquien-Anhänger entgegnen jedoch, diese Untersuchung sei kein Beweis für die Fälschung, und sie kündigen auch für die Zukunft weitere Untersuchungen an, die andere Ergebnisse erbringen sollen.
Doch erinnern wir uns an die Aussage des Reliquien-Experten Prof. Dr. Horst Herrmann, der sagte: "Alles was älter ist, ist durch die Bank weg gefälscht."
Dazu die Frage: Wird ein Pilger zu einem besseren Menschen, der zu diesem Tuch pilgert? Und ist es überhaupt von Bedeutung, ob das Tuch echt ist? Oder spielt es gar keine Rolle, ob echt oder gefälscht, weil es ohnehin nichts bringt?

Die Wallfahrten zum "Heiligen Rock" nach Trier

Dies alles gilt auch für den angeblichen Jesus-Rock in Trier, wo selbst Kirchenvertreter schon bei der groß gefeierten Wallfahrt 1959 offen zugaben, dass er nicht echt sei. Französische Würdenträger hatten ja bereits im 19. Jahrhundert behauptet, sie "hätten den wahren Rock Christi, der zu Trier sei unecht". Insgesamt gibt es 20 katholische Kultstätten, wo das Gewand von Jesus angeblich aufbewahrt wird, Trier ist nur der in Mitteleuropa bekannteste der vielen Orte.
Dazu gibt es auch ein Spott-Lied, das nach der berühmten Wallfahrt zum heiligen Rock in Trier im Jahr 1844 vom Liedermacher Rudolf Löwenstein geschrieben wurde und in neuerer Zeit von Hannes Wader vorgetragen wurde. Angeblich sei die Freifrau von Droste-Vischering auf dieser Wallfahrt durch die Einwirkung der Reliquie von einer Lähmung geheilt worden. Doch das Misstrauen gegenüber solchen Berichten war schon damals in der Bevölkerung sehr groß. Vor allem, da Frau von Droste-Vischering die Nichte des Bischofs war, der natürlich das mit Abstand größte Interesse daran hatte, dass auf der von ihm initiierten Wallfahrt auch "Wunder" geschähen, um die Bedeutung der Wallfahrt auf diese Weise noch einmal zu steigern.

1) Freifrau von Droste-Vischering, Vi-, Va-, Vischering,
zum heilgen Rock nach Trier ging, Tri-, Tra-, Trier ging.
Sie kroch auf allen Vieren,
sie tat sich sehr genieren,
sie wollt gern ohne Krücken
durch dieses Leben rücken.

Refrain: Ach herrje, herrjemine, ach, herrje, herrjemine,
ach herrje, herrjemine – Josef und Maria!

2) Sie schrie, als sie zum Rocke kam, Ri-, Ra-, Rocke kam:
»Ich bin an Händ' und Füßen lahm, Fi-, Fa, Füßen lahm.
du Rock bist ganz unnähtig,
drum bist du auch so gnädig;
hilf mir in deinem Lichte –
ich bin des Bischofs Nichte!«

Refrain: Ach herrje ...

3)
Drauf gab der Rock in seinem Schrein, si-, sa-, seinem Schrein
auf einmal einen hellen Schein, hi-, ha-hellen Schein,
der fuhr ihr in die Glieder,
sie kriegt das Laufen wieder; getrost zog sie von hinnen –
die Krücken ließ sie drinnen.

Refrain: Ach herrje ...

4) Freifrau von Droste-Vischering, Vi-, Va-, Vischering
noch selb’gen Tags zum Kuhschwof ging, Ki-, Ka-, Kuhschwof ging.
Dies Wunder göttlich grausend
geschah im Jahre tausend-
achthundertvierundvierzig –
und wer’s nicht glaubt, der irrt sich.

Refrain: Ach herrje ... (Volksgut; zit. nach angerweit.tikon.ch)

Diese Kritik an der Reliquienverehrung stammt also aus dem Jahr 1844, ist also bereits ca. 170 Jahre alt. Denn der Inhalt dieses Liedes, eine Heilung durch angebliche Einwirkung der Reliquie, ist natürlich nicht ernst gemeint. Und sollte tatsächlich eine gesundheitliche Besserung bei einem der Wallfahrer stattgefunden haben, dann lässt sich diese ja beispielsweise auch mit dem Placebo-Effekt erklären. Und auch für so genannte Spontan-Heilungen, falls diese Berichte nicht ebenfalls gefälscht sind, braucht es keine Reliquien.
Im Jahr 2011, ein Jahr vor einer weiteren Wallfahrt, ließ das Bistum Trier dann immerhin verlauten, dass die Echtheit der Reliquie nicht mehr festzustellen sei. Was sie aber nicht daran hinderte, die Massen von Gläubigen für die Wallfahrt im Jahr 2012 in Bewegung zu setzen.
Angeblich hätte Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, die Reliquie im 4. Jahrhundert in Palästina gesucht, gefunden und anschließend nach Trier gebracht. Erstmals wurde von diesem Rock aber erst im 12. Jahrhunderts gesprochen, und zwar in einer nachweislich gefälschten (!) Urkunde, die den Machtanspruch des Bistums Trier begründen sollte, so Kathrin Weiß in ihrem Buch Die Heilig Rock-Wallfahrt zu Trier. "Machtanspruch des Bistums Trier" – dies ist auch eine gute Erklärung dafür, warum es im Mittelalter plötzlich hieß, Kaiserinmutter Helena hätte den Jesus-Rock einst nach Trier gebracht. Und in einem Lexikonartikel heißt es dazu:

"Der Heilige Rock zu Trier wurde 1196 wieder entdeckt und ausgestellt, wenige Jahre später war er nicht mehr auffindbar. Aber 1512 wurde er auf Wunsch Kaiser Maximilians I. wieder aufgefunden und ausgestellt." (wibilex.de)

Und genau aus diesem Grund galt die Wallfahrt von 2012 als das 500jährige Jubiläum dieses Ereignisses, der Zurschaustellung des Stoffes beim Reichstag in Trier 1512. Und dann eben 2012: Zurschaustellung bei einer weiteren Wallfahrt zum "heiligen" Rock nach Trier, mit Saarlands damaliger Ministerpräsidentin und späterer kurzzeitiger CDU-Vorsitzender und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) staunend in der ersten Reihe des Eröffnungsgottesdienstes, gleich neben dem Rock. Und wie gesagt: Die Kirche hat nichts mit Jesus zu tun, sondern pflegt Traditionen aus verschiedenen Götzenkulten.

Für Luther war die Wallfahrt noch ein "lügenhaft Narrenspiel", die evangelische Kirche wallfahrtet heute mit

Neu im Jahr 2012 war, dass es der katholischen Kirche erstmals gelang, die evangelische Kirche mit ins Wallfahrtsboot zu ziehen.
1512 war das noch anders. Martin Luther schimpfte über das "verführlich, lügenhaft und schändlich Narrenspiel" von Trier (z. B. Der Spiegel, 15.4.1959; zit. nach spiegel.de), und die Fälschung des angeblichen Jesusgewands war für ihn sicher. Und der Humanist Ulrich von Hutten nannte das Stoffstück ein "altes lausiges Wams" (Der Spiegel, 15.4.1959). 2012 war die lutherische Kirche jedoch in der so genannten Lenkungsgruppe für die Vorbereitung der Wallfahrt integriert und die evangelische Konstantins-Basilika wurde in das Wallfahrtsgeschehen voll einbezogen. Den Höhepunkt dieser Wallfahrt erwarteten die Pilger jedoch seit ca. 500 Jahren im katholischen Dom. Dort ist in einem Schrein aus Glas und Holz dieses Stoffstück gesichert.

Der evangelische Superintendent des Kirchenkreises Trier, Christoph Pistorius, spricht von einem "Modell für ökumenisches Lernen" (idea.de, 23.3.2012). Und der bis 2014 oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider, hatte für die Teilnahme an der Wallfahrt mit den Worten geworben: "Die zeichenhafte Bedeutung des ungeteilten Gewandes Jesu für eine ungeteilte Kirche ... begründet ... diese ökumenische Initiative." (idea.de, 23.3.2012)

Präses Nikolaus Schneider wies also auf die symbolische Bedeutung der Reliquie hin. Dass sie nicht zerrissen ist, sei für ihn ein Zeichen für eine ungeteilte Kirche. Nun ist die Reliquie aber gefälscht, wie Professor Dr. Horst Herrmann erklärte, der selbst ein Fachbuch über Reliquien geschrieben hat.
Wenn der Rock also ein Symbol für etwas Ungeteiltes sein soll, weil er selbst ungeteilt ist, dann gilt logischerweise auch: Der Rock ist gleichzeitig ein Symbol für etwas Gefälschtes, weil er selbst gefälscht ist.
Und das liegt ja auch auf der Hand. Denn beide Großkirchen, die katholische und die evangelische, haben die Lehre von Jesus gefälscht, und ein treffendes Symbol dafür ist in der Tat eine gemeinsame Wallfahrt zu einer gefälschten Reliquie, nämlich zum angeblich "heiligen Rock" in Trier (weiteres zur Wallfahrt 2012).

Katholische Rechtfertigung: Sehnsucht nach "Vergegenständlichung" des Unsichtbaren

Wenn diese vielen Reliquien aus älterer Zeit, über die wir gesprochen haben, also allesamt oder überwiegend gefälscht sind, dann müsste man aber auch fragen: Warum haben dann Reliquien im 21. Jahrhundert immer noch eine solche Anziehungskraft? Und warum werden Reliquien plötzlich auch in der lutherischen Kirche so positiv gesehen, obwohl doch Martin Luther einst von den nutzlosen "Hunds- und Rossknochen" (Schmalkaldische Artikel, Der andere Teil, 2, 5), gesprochen hatte, die in der Kirche verehrt werden.
Eine Antwort darauf gibt der bekannte katholische Theologe und Psychologe Dr. Wunibald Müller aus der Abtei Münsterschwarzach, der sich in der Kirche um die Regeneration niedergeschlagener und depressiver Priester kümmert. Er deutet eine Reliquie als eine "Brücke für die Sehnsucht nach Gottesnähe". Doch was haben die angebliche Vorhaut des Jesus-Babys oder seine Windel, das angebliche Umstandskleid Marias oder angebliche Reste ihrer vertrockneten Muttermilch, ihr Menstruationsblut oder das Wachs ihrer Sterbekerze mit Gottnähe zu tun? Verstärken solche Reliquien nicht eher die perversen Phantasien depressiver Priester statt zu ihrer Genesung beizutragen? Oder welche Ausformung des Glaubens soll ein Knochen eines heilig gesprochenen Kirchenvaters oder eben ein Stück Stoff, das Jesus getragen haben soll, bewirken?


"Sehnsucht nach Gottnähe"? Die Mumie des "heiligen" Hyazinth grüßt die Gläubigen aus der St. Mariä Himmelfahrtskirche in Fürstenfeldbruck. Hyazinth gründete den Dominikanerorden in Polen, der wie in allen Ländern die Aufgabe hatte, Abweichler vom katholischen Glauben aufzuspüren und als "Ketzer" ermorden zu lassen (Foto links: Richard Huber; Wikimedia Commons)

Dazu noch einmal der renommierte Theologe Dr. Wunibald Müller.

Die Anziehungskraft des Heiligen Rockes "deutet ... auf eine tiefe Sehnsucht der Menschen hin, etwas Unsichtbares zu vergegenständlichen. Wir brauchen offenbar etwas, das wir sehen können und das uns hilft, das Geheimnis Gottes zu erspüren",

so der katholische Amtsträger zur Rechtfertigung des Reliquienkultes. (Würzburger Katholisches Sonntagsblatt Nr. 12, 18.3.2012)
Ja, aber wozu braucht es denn eine solche "Vergegenständlichung"? Jesus und die Gottespropheten haben davon niemals gesprochen. Sie waren immer Wegweiser zum unsichtbaren Gott, der in unseren Herzen wohnt, und alle "Vergegenständlichungen", wie sich der Theologe Dr. Wunibald Müller ausdrückt, waren für sie nichts anderes als Götzenkult. Jesus und die Gottespropheten lehrten die Gottesliebe und die Nächstenliebe als Weg zur Nähe Gottes und nicht irgendwelche Vergegenständlichungen von scheinbaren Geheimnissen.

Das Goldene Kalb

Doch auch für diese so genannten "Vergegenständlichungen" gibt es viele Parallelen in der Religionsgeschichte. Zum Beispiel die Erzählung vom Goldenen Kalb im Alten Testament.
Die Israeliten in der Wüste wollten genauso wie die Kirchenchristen heute etwas, das sie sehen konnten und das ihnen half, das angebliche "Geheimnis" Gottes zu erspüren. So die Erzählung in der Bibel. Also ließen sie den Oberpriester Aaron das Goldene Kalb gießen. Das Volk hatte endlich etwas vor Augen, wodurch, wie der katholische Theologe Wunibald Müller es heute ausdrückt, etwas Unsichtbares vergegenständlicht wurde. Die "tiefe Sehnsucht der Menschen, etwas Unsichtbares zu vergegenständlichen", wie der katholische Reliquienverteidiger es formuliert, hatte sich also auch damals ein Objekt geschaffen, ein goldenes Kalb.
Und dieses Goldene Kalb oder das Goldene Stierbild der Israeliten galt womöglich nicht einmal als Gott selbst, sondern eher als eine Art "Thron Gottes", wie manche Religionswissenschaftler es heute erklären. Also ähnlich wie der Rock von Trier nur als eine vermeintliche sichtbare "Brücke" zu Gott.
Im wissenschaftlichen Bibellexikon steht über das Goldene Kalb in diesem Sinne auch folgendes zu lesen:

"Der Glanz des Goldes verweist mit seiner Leuchtkraft auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes. Er deutet an, dass sich in dem Bild zwei Wirklichkeiten, der irdische und der himmlische Bereich, vereinen und dass das Bild der macht- und heilvollen Präsenz Gottes Ausdruck verleiht sowie Schutz und Segen wirkt" (wibilex.de)

– das Goldene Kalb sollte also angeblich nur auf die Herrlichkeit Gottes verweisen, genauso wie die Reliquien.

Doch wenn das alles angeblich so positiv sei, warum hat der große Gottesprophet Mose dann laut Bibel vor Entsetzen die Steintafeln mit den Zehn Geboten zerbrochen, als er das Goldene Kalb sah? Und was hat der Prophet dann mit der wunderschönen goldenen Statue, die gemäß des Wissenschaftlichen Bibellexikons mit "ihrer Leuchtkraft auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes" verwiesen hat, gemacht? Er hat sie ins Feuer werfen und einschmelzen lassen und hat sie keineswegs als "Brücke zu Gott" anerkannt. Und glaubt die Kirche etwa allen Ernstes, Mose und alle wahren Gottespropheten und Jesus, der Christus, würden ihre Reliquien heute als "Brücke zu Gott" anerkennen? Wenn nein, und das müsste sie ehrlicherweise anerkennen, wohin wird die Brücke aber dann gebaut? Wenn die Reliquien also keine Wegweiser zu Gott sind, in welche andere Richtung zeigen sie dann? Welcher Weg wohin ist also mit Reliquien, vor allem mit Leichenteilen, gesäumt? Wo geht es da hinunter?

So kann man sagen: Sowohl das Goldene Kalb damals als auch die Reliquien heute sind ein klarer Widerspruch gegen einen Teil des 1. Gebots, das durch Mose gegeben wurde (nach anderen Zählungen ist es das 2. Gebot), und in dem es wörtlich heißt:

"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist."

Die Sehnsucht nach "Vergegenständlichung des Unsichtbaren", wie katholische Theologen ihren Reliquienkult rechtfertigen, ist im Licht des ersten Gebotes also nichts anderes als ein grober Widerspruch gegen dieses Gottesgebot, keine Bildnisse = "Vergegenständlichungen" anzufertigen oder gar zur verehren oder gar Wunder von ihnen zu erhoffen, wie es hunderttausendfach im Katholizismus geschieht. Dies alles ist purer Baalskult; nur in modernerem Gewand.

Denn Gott lässt sich nicht in Kultgegenständen oder teilweise absurden Reliquien finden oder erspüren, sondern nur im eigenen Herzensgrund und auch im Inneren der Mitmenschen und aller Lebensformen der Schöpfung. So wie es auch Jesus selbst lehrte, als Er sagte: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch." Oder wenn auch Paulus in der Bibel schreibt: Der Mensch selbst ist ein "Tempel des Heiligen Geistes". Gott lebt also in uns. Wozu dann aber Reliquien?

Ablässe und "Wunder" durch Reliquien: Magie oder Ethik

Für die Kirche sind Reliquien von großer Bedeutung. Denn alle Reliquien stehen auch mit dem Wunderglauben in Verbindung, wie das vorhin genannte Beispiel von den Tüchern zeigt, die sich angeblich mit Kraft voll gesaugt haben sollen, nachdem man sie auf die Knochen des heiligen Nikolaus gelegt hatte. Und die Reliquien sind auch mit angeblichen Ablässen von Sündenstrafen im Jenseits verbunden, die jemand nach kirchlicher Lehre in Verbindung mit der Verehrung einer bestimmten Reliquie erhalten könne. Und so werden an zahllosen Orten vermoderte Leichenteile bzw. blanke Knochen geschmückt, zum Beispiel in Samt eingewickelt und als Reliquien verehrt. Oder es werden Haare, Finger- und Zehennägel oder angebliche einstige Windeln des Jesus-Babys zur Verehrung ausgestellt.

Hierzu noch einmal eine Stellungnahme des Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Hubertus Mynarek:

"Die Menschen wollen nicht die eigene Tat, wollen nicht die eigene Mühe, die eigene Anstrengung – und nun kommen die Wunder, nun kommen die Gnaden, die Wallfahrten, die Prozessionen."
Und warum? Dr. Mynarek:
"Weil das Wunder, das mir meine eigene Tat, meine eigene sittliche Handlung ersetzt, dort vermeintlich geschieht. Dort kriege ich’s gerade sozusagen umsonst!" (Voodoo auf katholisch, a.a.O., S. 34)

Das steckt also hinter der Reliquienfrömmigkeit heute: Der trügerische Glaube, durch den magischen Reliquienzauber persönliche Ziele und Wünsche erfüllt zu bekommen.
Doch um es zum Abschluss noch einmal klar zu sagen: Reliquien haben mit Jesus, dem Christus und mit Seiner Nachfolge nicht das Allergeringste zu tun. Es ist ein Götzen-Brauchtum aus dem Baalskult, das eng verwandt ist mit dem Voodoo-Kult.
Jesus von Nazareth lehrte im Gegensatz dazu die Gottes- und Nächstenliebe – ohne Kirchen aus Stein und ohne Kultgegenstände, ohne Altäre und ohne Reliquien. Und wer Ihm nachfolgen möchte, der hält auch die 10 Gebote Gottes, in denen es im 1. Gebot unter anderem heißt:
"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist."
Auch die Reliquien sind solche Bildnisse, mit denen der lebendige Gott verhöhnt und verspottet wird. Dieser Gott, den uns Jesus, der Christus nahe brachte, lehrte durch Jesus das Halten der Gebote und die Goldene Regel der Bergpredigt, welche schlicht lautet: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihr ihnen zuerst." Wozu also Reliquien?

Brief an den Papst am 30.12.1999:
Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Jubiläumsablass?

Sehr geehrter Bruder Karol Wojtyla,
da wir alle Kinder Gottes sind, hoffe ich, dass Sie mir erlauben, Sie so anzureden.
Ich habe im Fernsehen mit Interesse verfolgt, wie Sie als erster [am 25.12.1999] durch die Ablasspforte geschritten sind. Das war ersichtlich ein großes Erlebnis für Sie, und ich habe mir so meine Gedanken gemacht, wie sich das wohl bei Ihnen auswirken mag: Wie es Ihnen jetzt geht. Ob es Ihnen jetzt gesundheitlich besser geht? Ob Sie jetzt Christus schauen, wenn Sie nun von jeder Sündenstrafe frei sind? Und was Ihnen Christus jetzt alles sagt?

Angesichts der Bedeutung und der Heil bringenden Wirkung, die Sie als Papst jedem verheißen, der die Ablasspforte durchschreitet, werden Sie für meine Fragen sicherlich Verständnis haben. Denn religiöse Verheißungen sind für den normalen Zeitgenossen umso glaubwürdiger, wenn damit konkrete Erfahrungen verbunden sind. Jesus von Nazareth hat ja auch stets vorgelebt, was er lehrte. Bekanntlich hat er auch gesagt: "Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann ..." (Mt 7, 24)

Da ich nicht sicher bin, ob dieses Tun, also das Halten der Gebote Jesu, durch Ablässe ersetzt werden kann, wäre ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie freundlicherweise dazu bereit wären, etwas über Ihre Erfahrungen mit dem Jubiläumsablass zu sagen. Ihre Antwort wäre sicher für viele Menschen hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen, D. Potzel

PS: Der Papst hat nicht geantwortet.
 


Gott wohnt in uns – wozu also Kirchen aus Stein und wozu Reliquien?

Jesus zeigte uns auch, im Gebet Gott in unserem eigenen Herzensgrund zu suchen und zu finden, und Er sprach dazu: "Geh in dein stilles Kämmerlein und schließ die Türe zu"; damit wir ungestört in unserem Inneren, in unserem Herzen, Zwiesprache, mit Gott, unserem liebenden Vater halten können. So sind wir gesegnet und wir können uns mit neuer Kraft den Aufgaben unseres Alltags widmen. Wenn also Gott in uns lebt, wozu dann Reliquien? Wenn Gott in uns lebt, wozu dann überhaupt Kirchen aus Stein?
Ein treuer Nachfolger von Jesus, Stephanus, gab auch dazu eine klare Antwort:

"´Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht` – gemeint ist Jesaja – ´Der Himmel ist Mein Thron, und die Erde der Schemel Meiner Füße; was wollt ihr Mir denn für ein Haus bauen`, spricht der Herr, ´oder was ist die Stätte Meiner Ruhe? Hat nicht Meine Hand das alles gemacht?`" (Apostelgeschichte 7, 48)

Doch die damaligen Priester wollten das nicht hören, und sie haben Stephanus deswegen gesteinigt. Und auch die Priester heute wollen das nicht gerne hören. Denn auch im so genannten kirchlichen Christentum hat man das genaue Gegenteil davon gemacht, was Jesaja, was Jesus von Nazareth, was Stephanus lehrten. Man hat unzählige Tempel und Kirchen gebaut, die mit Händen gemacht sind. Und über diese Kirchengebäude heißt es also auch in der Bibel klar: Dort wohnt der Allerhöchste nicht. Schon das Kirchengebäude hat also mit Gott nichts zu tun. Und dann doch erst recht nicht die Reliquien, die dort aufbewahrt werden. Was sind die Kirchen aber dann? Wer hat sich dann dort eine Wohnung eingerichtet, wenn es Gott nicht ist?

Um zu Gott zu finden, braucht man die Kirchen also nicht, muss man Kirchen sogar meiden. Denn sie sind ausdrücklich keine Gotteshäuser, wie es auch in der Bibel der Kirchen heißt. Dies gilt auch für Kultgegenstände, Altäre und Reliquien. Man kann eine Kerze anzünden – als Symbol dafür, dass Gott, das innere Licht, das Leben, in uns wohnt, und dass dieses Licht auch im Inneren meines Nächsten brennt, der mein Bruder, der meine Schwester ist. Aber man sollte mit einer Kerze nicht die Behausung gottferner Kräfte zu erhellen versuchen, weil man diesen dunklen Kult damit auch noch stärkt.
Man kann auch in die Natur gehen, um dort das Leben wahrzunehmen, da Gott auch in jedem Tier, in jeder Pflanze und in jedem Mineral ist – es ist die großen Einheit der Schöpfung, weswegen wir auch den Tieren kein Leid antun und die Pflanzen und andere Lebensformen respektvoll behandeln sollen. Das ist der Wille von Christus. Der Toten- und Reliquienkult der Kirche, das gehört zum Wesen des Götzen Baal.


Der Gottesprophet Elia sagte laut Bibel der Kirche:

"Ist aber der Herr Gott, so folgt Ihm nach. Ist aber Baal Gott, so folgt ihm nach." (1. Könige 18, 21)

Beides zusammen geht nicht.

 


Anhang:

Pilgerweg nach Santiago de Compostela

Katholische Wallfahrt zum Grab eines "verdammten" "Ketzers"?

Die Wallfahrten zum "Jakobsgrab" in Santiago de Compostela im Norden Spaniens hatten in den letzten Jahren zugenommen [Stand: 2013]. Im Jahr 1989 fand dort der "Weltjugendtag" der römisch-katholischen Kirche statt, eine halbe Million Teilnehmer sollen damals in den 95.000-Einwohner-Ort gekommen sein. Zuletzt zog Santiago de Compostela jährlich über 10 Millionen Pilger an; etwa 180.000 von ihnen unternahmen die Reise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd.
Der 24.7.2013 markierte dann einen schwerwiegenden Einschnitt in der Geschichte des Ortes. Ein Zug, in dem sich auch Pilger befanden, entgleiste kurz vor Einfahrt in den Bahnhof von Santiago de Compostela – ein entsetzliches Leid für viele Menschen, 79 kamen ums Leben. Die Feiern am "Grabmal" anlässlich des Ehrentages von "Jakobus" (= Santiago) am 25.7., einem offiziellen Feiertag der Region Galizien, wurden daraufhin im Jahr 2013 abgebrochen. Das große Feuerwerk auf dem Platz vor der Kathedrale stand am Abend des Unglücks unmittelbar bevor.

Die Legende, dass eine kopflose Leiche Jakobus sei

Sind es die Knochen des in die "Hölle" verfluchten Priscillian?

Friedfertiger Bruder von Jesus nun angeblich blutrünstiger Heerführer

Fest für "Baal-Santiago"

Die Zugtragödie 2013 und das eingeleitete Ende der Kult-Feiern

Heidnische Symbole des Jakobswegs

Der Missbrauch des Jakobus – vom Jünger zum kirchlichen Krieger

2013 – Weitere Unglücke bei Pilgerfahrten und an Pilgerorten

Der Virus bremst "Heiliges Jahr  2021" aus

Worum geht es beim Pilgerweg nach Santiago de Compostela? Viele Menschen haben bereits Pilgerreisen nach Santiago de Compostela unternommen. Und auch wenn ein großer Teil von ihnen die Reise gar nicht aus frommen Erwägungen antrat, sondern eher aus einer unbestimmten inneren Suche heraus oder weil die sportliche Herausforderung reizte, so wären die Pilger doch sicherlich erstaunt, wenn sie erfahren würden, dass sie keineswegs zum Grab eines katholischen "Heiligen" pilgerten, sondern möglicherweise zu den Knochen des ersten Christen, den die römisch-katholische Kirche wegen abweichlerischen Glaubens hat ermorden lassen, Priscillian. Die "sterblichen Überreste", wie man sagt, werden in einer in Silber verkleideten Urnen-Truhe in der Kathedrale von Santiago de Compostela verehrt, und besonders viele Gläubige laufen immer am 25.7. daran vorbei, bzw. sie holen sich an diesem Tag ihre kirchenamtliche Pilger-Urkunde "La Compostela".

Die Legende, dass eine kopflose Leiche Jakobus sei

Der spanische Literaturprofessor Fernando Sanchez Dragó hat die "magische Geschichte des Jakobswegs" untersucht wie kaum ein anderer. In seinem gleichnamigen Buch (Historia mágica del Camino de Santiago, Barcelona 1999) geht der Autor der Frage nach, weshalb im Hochmittelalter plötzlich wie aus dem Nichts die Legende auftauchte, der Apostel Jakobus sei nach Spanien gekommen und liege dort begraben. Was war voraus gegangen?

Fernando Sanchez Dragó verweist auf die maßgebliche katholische Legende, wonach die Leiche des Jesus-Bruders Jakobus, des ehemaligen Leiters der Urgemeinde in Jerusalem, einst in einem Boot an die Nordküste Spaniens gebracht worden sei – und zwar ohne Kopf! Diese Legende entbehrt jeder wissenschaftlich gesicherten Grundlage und ist ganz offensichtlich nur eine der unzähligen erfundenen Reliquien-Geschichten des Katholizismus.

Das Detail von einer Leiche ohne Kopf würde jedoch genau auf jemand anderen zutreffen. Nämlich auf den Spanier Priscillian, der im Jahr 385 in Trier wegen seiner abweichenden Auffassungen vom römisch-katholischen Glauben hingerichtet – geköpft – wurde. Seit dem Jahr 380 stand auf Abweichungen vom Katholizismus im Imperium Romanum die Todesstrafe.
Später holten Anhänger und Freunde von Priscillian den Leichnam in Trier ab und brachten ihn zurück ins heimatliche Spanien. Und zwar vermutlich per Schiff.
Hinter der katholischen Legende vom kopflosen Jakobus-Skelett könnte also eine wahre Begebenheit stecken. Zwar ist eine der beiden wahrscheinlichen Möglichkeiten, dass im angeblichen Grab des Jakobus, dem Ziel der Wallfahrten, nur die Knochenreste eines unbekannten Toten liegen. Die andere Möglichkeit ist jedoch, dass die Pilger, statt zum "Jakobusgrab", unwissend zum Grab des in die katholische Hölle verdammten "Ketzers" Priscillian pilgern.

Sind es die Knochen des in die "Hölle" verfluchten Priscillian?

Priscillian, Spanier und Bischof in Ávila, vertrat ein ursprünglicheres Christentum, das frei war von dogmatischen Verfälschungen und Verhärtungen. Er lehrte unter anderem die Möglichkeit wiederholter Einverleibungen, also die Reinkarnation, und er empfahl eine vegetarische Ernährung. Er war weiterhin der Auffassung, dass der Geist Gottes auch in der Natur gegenwärtig ist – was in der Kirche bis heute als "Pantheismus" verteufelt wird.
Priscillian gilt in der Geschichte der Kirche als der erste "Ketzer", der – mit einigen seiner Gefährten – wegen seiner nicht kirchenkonformen Glaubensüberzeugungen ermordet wurde. Professor Sanchez Dragó stellt in seinem Buch die Frage, ob man diesen aufrechten Mystiker nicht in Wirklichkeit als den "größten Spanier der Geschichte" betrachten müsse.

Sicher ist jedenfalls, dass seine – anders als beim Katholizismus – dem ursprünglichen Christentum teilweise noch nahe stehende Lehre trotz des Eingreifens der Inquisition (die ab dem 4. Jahrhundert allmählich aufgebaut wurde) in Spanien noch längere Zeit nachwirkte.
Auch die Westgoten, die nach seinem Tod Spanien eroberten, waren zunächst (bis Mitte des 6. Jahrhunderts) keine Katholiken, sondern führten als arianische Christen ganz ähnliche Ideen mit sich als diejenigen Priscillians. Es ist also durchaus möglich, dass sich das Grabmal – lateinisch "compositum" – des "Ketzers" im Laufe der Zeit in eine Stätte der Verehrung verwandelte, die heute "Compostela" genannt wird. Dieser Begriff wird zwar meist mit "Sternenfeld" (campus stellae) übersetzt, er könnte aber auch von "compositum" (= Grabmal) abstammen.

Kirche machte friedfertigen Bruder von Jesus zum blutrünstigen Heerführer

Es wäre nicht das erste Mal, dass die katholische Kirche mit ihrem "Kamelmagen" (Sanchez Dragó) ein ihr wesensfremdes Erbe vereinnahmt, missbraucht und – vermischt mit heidnischen Symbolen (siehe Kasten) – zu einer "uralten" katholischen Tradition gefälscht hätte.
Allerdings spiegelt sich in der mittelalterlichen Jakobslegende – trotz aller Wirklichkeitsferne – auch der Wunsch, einen Ort weit weg von Rom zu finden, von dem man das Heil erhoffte – also im Grunde ein nicht-römisches (und nicht-byzantinisches) Christentum.

Die Kirche jedoch machte aus dem friedfertigen – und wie Priscillian ebenfalls vegetarisch lebenden – Jesus-Bruder Jakobus einen kriegerischen Heiligen. Sankt Jakob wurde zum "Maurentöter" umfunktioniert und für die kriegerischen Ziele spanischer katholischer Heere in vielen Schlachten des Mittelalters eingespannt. Bei der Eroberung der unter maurischer Herrschaft stehenden spanischen Halbinsel (reconquista) wurde so ausgerechnet Jakobus, Bruder des Jesus und Vegetarier, missbraucht, um als Soldatenheiliger die "Seinen" in blutige Kämpfe zu treiben (siehe Kasten).

Fest für "Baal-Santiago"

Alljährlicher Höhepunkt der Jakobus-Feiern war bis 2012 jeweils das mehrtägige so genannte Apostelfest "Apostol" Ende Juli anlässlich des alljährlichen Ehrentages von "Jakobus" (spanisch: Santiago) am 25.7., da am 25.7.816 die nach Jakobus benannte Kathedrale eingeweiht worden war.

Foto: Für viele ein monströses "Compositum"= Grabmal – die Kathedrale von Santiago de Compostela (Wikimedia Commons Lizenz; E-roxo 2005)

Man könnte auch von "Baal-Santiago" als dem Schutz- und National-"Götzen" für Spaniens Katholiken sprechen, da die verehrte virtuelle Person ja weder etwas mit dem ursprünglichen Jesus-Jünger Jakobus zu tun hat noch die verehrten Knochen echt sind.
Religionsgeschichtlich sind die katholischen Heiligenverehrungen nichts anderes als Weiterentwicklungen der antiken Vielgötterei; und so könnte man bei dem Kult in Santiago de Compostela auch von einer modernen Form des antiken Götzen-Baal-Kults sprechen.

Alle Jahre wieder am 24.7. mittags um 12 Uhr läuteten bis 2013 die Glocken das katholische Spektakel ein, das in der Nacht einem ersten Höhepunkt zustrebte:
"Das Feuerwerk zu Ehren des Apostels wird ergänzt durch Feuerwerkseffekte, die die gotische Fassade der Kathedrale nachzeichnen. Regionale Folkloretänze und Dudelsackmusik sind weitere Bestandteile der Feier. Konzerte und Volksfeste bejubeln in allen Ecken der Stadt den Ehrentag des hl. Jakobus. In der Kathedrale findet die Ehrung des Heiligen mit dem Schwenken des ´Botafumeiro` statt. Dabei handelt es sich um ein riesiges Weihrauchgefäß, das mit hoher Geschwindigkeit durch das Querschiff der Kathedrale schwingt und dabei alles mit Weihrauchduft erfüllt."
(spain.info
)

Die Zugtragödie 2013 und das eingeleitete Ende der Kult-Feiern

Im Jahr 2013 passiert dann die schreckliche Tragödie. Das "Botafumeiro" schwang in diesem Jahr nicht "mit hoher Geschwindigkeit" durch die Kathedrale. Denn aufgrund deutlich überhöhter Geschwindigkeit war zuvor der Schnellzug aus Madrid unmittelbar vor Santiago de Compostela aus den Gleisen gesprungen. Der Zugführer, so wird berichtet, sei ein Mann gewesen, "der mit einem Kruzifix um den Hals Tag für Tag auf die Gleise blickte" (ntv.de, 26.7.2013). Und auch im Zug saßen überwiegend Gläubige – Pilger, die rechtzeitig zum Feuerwerk für den Schutzpatron Baal-Santiago vor Ort sein wollten, darunter auch italienische Jugendliche. 79 Menschen kamen ums Leben, viele wurden schwer verletzt, der spanische Präsident hatte Staatstrauer angeordnet.
Schwer vorstellbar, in welcher Form die Feiern in Zukunft zumindest in dieser Form wieder aufgenommen werden, da der 24. Juli nun zugleich der Gedenktag der furchtbaren Zug-Tragödie sein wird. Zum Vergleich: Die Love Parade in Deutschland war nach der Katastrophe 2010 in Duisburg mit 21 Toten am Ende.

Für viele Menschen war das religiöse Spektakel in der Kathedrale und in der Stadt dabei – im wahrsten Sinne des Wortes – im Rückblick nur Schall und Rauch, allerdings gut für den "Tourismus".
Nimmt man die Inhalte, welche die Kirche dort präsentierte, jedoch ernst, so gilt:
Sie kann trotzdem nicht verhindern, dass immer mehr Menschen ahnen, dass das ersehnte Christentum "weit weg von Rom" auch "weit weg von Santiago de Compostela" sein müsse; und dass sie keine Ruhe geben, bis sie es gefunden haben.

"Das Reich Gottes ist in euch", lehrte Jesus von Nazareth, im Inneren einer jeden unsterblichen Seele. Wer daran glaubt, für den gibt es auch keine Unterbrechung des Lebens. Auf den letzten Atemzug im Diesseits erfolgt sogleich der erste Atemzug im Jenseits. Und auf dem Weg dorthin kehrt man Priestern und der Kirche den Rücken.

Der Virus bremst Heiliges Jahr 2021 aus

Das Jahr 2021 ist in Santiago de Compostela als "heiliges Jahr" geplant, weil in diesem Jahr der 25.7. auf einen Sonntag fällt, was immer zu so genannten "heiligen Jahren" führen soll. Doch "die Vorbereitungen zum heiligen Jahr 2021 – genannt Xacobeo 2021 – sind angesichts der Krise mit dem Corona-Virus Covid-19 unter andere Voraussetzungen geraten" (pilgern.ch/heiliges-jahr/). Ob dort also so genannte "Superspreader" das Virus unter den Gläubigen verbreiten bzw. dort vieles nur digital kanalisiert wird, wird sich zeigen. Wie immer sind die Politiker jedoch spendabel, wenn es um eingenommene Steuergelder geht, die man für die Kirche ausgibt. Der Präsident der Region Galizien Alberto Núñez Feijóo "kündigt an, dass 5 Millionen Euros als Quersubvention geplant seien". Denkbar für manche ist auch eine weitgehende Absage, was auch für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 angedacht wird, die am 23.7.2021 beginnen sollen.
 


Heidnische Symbole des Jakobswegs

Sich auf die Suche zu begeben, zunächst auf äußeren Wegen, um dann auf den inneren Weg zu finden, ist zwar ein urreligiöses Motiv. Doch Wallfahrten zu "magischen" Orten, an denen angeblich "Heilige" begraben liegen oder "Wunder" geschahen, sind eine Tradition aus heidnischen Mysterienkulten. Mit dem frühen Christentum haben sie nichts zu tun.

Auch die Symbole und Legenden der Wallfahrt zum Grab des "Heiligen Jakob" sind nach dem Literaturprofessor Sanchez Dragó mit antiken Vorbildern verwandt.
Der spanische Autor findet unter anderem Parallelen zum ägyptischen Osiriskult und zur Venus-Verehrung – siehe z. B. das weibliche Symbol der Muschel, das bis heute als Pilger-Muschel ein Wahrzeichen des Jakobswegs ist.

Vielleicht könnte man auch sagen: Die Venus-Symbolik ist ähnlich wie die vielerorts gepflegte Marienverehrung (die auf den antiken "Götzen"-Kult der großen Muttergöttin zurückgeht) eine Reaktion auf die Frauenfeindlichkeit einer zutiefst patriarchalisch geprägten katholischen Kirche.
 

 


Der Missbrauch des Jakobus
vom Jünger zum kirchlichen Krieger

"Seit dem späten 9. Jahrhundert wurde dem Apostel, der sich [in Spanien] zum Nationalheiligen entwickelte, zunehmend eine militärische Funktion zugeschrieben. König Alfons III. von Asturien (866-910) führte seine Siege auf das Eingreifen des Heiligen zurück. Dabei handelte es sich um Kämpfe nicht nur gegen die Mauren, sondern auch gegen christliche Feinde.
 
Die Eroberung der Stadt Coimbra 1064 durch König Ferdinand I. von Kastilien und León schrieb man der Hilfe des "Soldaten Christi" Jakobus zu. Einer späten, aus dem 12. Jahrhundert stammenden Legende zufolge griff Jakobus schon im Jahre 844 in der Schlacht von Clavijo auf der Seite der Christen gegen die Mauren ein und führte den Sieg herbei, wobei er als Ritter auf einem weißen Schimmel erschien. In den Chroniken finden sich viele Berichte solcher Art. Jakobus erhielt den Beinamen Matamoros (Maurentöter). Im Spätmittelalter wurde er bildlich als galoppierender Ritter dargestellt.

"¡Santiago y cierra, España!" ("Sankt Jakob und greif an, Spanien!") wurde zum traditionellen Schlachtruf der spanischen Heere. In der frühen Neuzeit erhielt Jakobus auch bei der Eroberung Amerikas und bei Kämpfen gegen die Türken die Funktion des Schlachtenhelfers." (zit. nach: Internet-Lexikon Wikipedia, Stand: 12.4.2009)

Zudem habe der virtuelle St. Jakob auf Seiten des späteren Diktators Franco im Bürgerkrieg gegen die spanische Republik gekämpft.[1]

 

 

2013 Viele Unglücke bei Pilgerfahrten und an Pilgerorten

Lourdes
Bevor die Zugkatastrophe vom 24.7.2013 die Wallfahrtsrituale in Santiago des Compostela im nordspanischen Galizien zunächst beendete, wurde bereits der südfranzösische Wallfahrtsort Lourdes schwer getroffen. Hier gab es jedoch unmittelbar keine Todesopfer.
Zunächst verwüstete ein Hochwasser vom Oktober 2012 die Kircheneinrichtungen am Wallfahrtsort. Die Kirche ließ
daraufhin Millionen Euro sammeln, um alles wieder instand zu setzen.

Dann kam das Hochwasser vom Juni 2013. Die Grotte, in der 1858 eine Astralseele mit einem extrem katholischen Mädchen mit Namen Bernadette Kontakt aufnahm, ist komplett mit Wasser voll gelaufen. Da das Mädchen 1858 das Wesen kirchlich anerkannt als "Jungfrau Maria" betrachtete, nannte man die Grotte seither "Mariengrotte". Im Juni 2013 wurden nun die Millionenschäden vom Oktober 2012 weit übertroffen. Denn das Wasser floss jetzt auch in die unterirdische "Basilika Pius X." Und auch die Fundamente der Bernadette-Basilika wurden unterspült sowie die Pilgerbassins, in denen sich die Gläubigen waschen und auf Heilung hoffen. Erneut werden die Gläubigen zum Spenden aufgefordert.

Rio nach dem päpstlichen Segen
In Rio de Janeiro geschah zwei Tage nach dem päpstlichen Segen anlässlich des Weltjugendtages 2013 ein Unglück durch Hochwasser. Ein geplatztes Kanalrohr setzt ein ganzes Stadtviertel in Rio de Janeiro unter Wasser. Die 20 m hohe Fontäne ließ 6000 Liter Wasser pro Sekunde in das Viertel Campo Grande strömen. Häuser stürzten ein, Autos wurden weggeschwemmt, ein dreijähriges Mädchen wurde getötet, viele Menschen verletzt. In vielen Häusern stand das Wasser 2m hoch (ntv.de, 31.7.2013). Während die Regierung Abermillionen für Fußball-Weltmeisterschaft, Papstbesuch und Olympiade ausgibt, fehlt nicht nur das Geld für Gesundheit und Bildung im Land. Auch die Infra-Struktur in den Städten ist vielfach Pfusch.

San Giovanni Rotondo
Nach dem verheerenden Zugunglück in Santiago de Compostela am 24.7.2013, bei dem Pilger zum vermeintlichen Skelett des "heiligen" Jakobus pilgern wollten, traf das Unglück am 28.7.2013 in der Nähe von Neapel eine weitere Pilgergruppe, die auf der Rückreise von Gedenkstätten des "heiligen" Pio war. Der mit überhöhter Geschwindigkeit fahrende Bus fuhr zuerst auf eine Stauende auf und stürzte dann von einer Brücke und riss 38 Menschen in den Tod, darunter auch Kinder.

Wallfahrer erbitten den Schutz der heiligen "Francesca" (rechts), wenn sie mit dem Auto unterwegs sind. Sie ist die Schutzpatronin der Autofahrer. Wer möchte, kann selbstverständlich Francesca zum Schutz mit ins Auto bitten oder sie um Bewahrung anrufen. Er sollte sich dann aber nicht "christlich" nennen, denn mit Christus haben die katholischen Patrone nichts zu tun.

Warum Pater Pio verehrt wird? Die Gläubigen verehren Pio unter anderem deshalb, weil er als einer von wenigen "Heiligen" angeblich an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, weil er angeblich "sicher" dort gesehen worden sei. Auch soll er an den Körperstellen geblutet haben, an denen auch Jesus am Kreuz geblutet habe. Kritiker wiesen jedoch größere Apothekenbestellungen Pios nach, woraus sie schließen, dass sich Pio die Wunden mithilfe von Karbolsäure selbst zugefügt habe. Auch werden ihm mehrere heimliche "intime Beziehungen" zu Frauen nachgesagt. Pater Pio wurde 2002 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen.

Als seine Leiche zu kirchlichen Verehrungszwecken 2008 exhumiert und neu präpariert wurde, berichtete Erzbischof Domenico D´Ambrosio, dass z. B. der obere Teil des Schädels teils skelettiert war. Jedoch: "Seine Hände sahen aus wie frisch manikürt".
Die Leiche wird seither – mit einer Silikonmaske versehen – in Santa Maria delle Grazie in San Giovanni Rotondo den Gläubigen hinter Glas zur Besichtigung und zur Andacht gezeigt. (Wikipedia – Stand: 29.7.2013)
Von dort kamen offenbar die Pilger zurück, als der schreckliche Bus-Unfall geschah.


 

Nachrichten: Reliquien aktuell

27.1. / 29.1.2014 / 28.4.2014 Kurz vor geplanter "Heiligsprechung" – Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. in Italien gestohlen Am 27.4.2014 wurde der schon "selig" gesprochene Papst Karol Wojtyla auch "heilig" gesprochen. Das bedeutet auch, dass der rituelle "Wert" von drei kirchlich "anerkannten" Blut-Reliquien des verstorbenen Kirchenführers noch einmal erheblich angestiegen ist. Eine davon wurde in der Kapelle San Pietro della Ienca in dem Gebirgszug der Abruzzen in Italien verehrt, und sie trug die Aufschrift: "Ex Sanguine Beati Joannis Pauli II. Papae" (= Ex-Blut des seligen Papstes Johannes Paul II).
In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 2014 wurde dieses Blut jedoch entwendet. Bezeichnenderweise sind katholische Reliquien vor allem in Satanisten-Kreisen sehr begehrt, und hier kann man auch einmal fragen: Warum wohl? Gilt hier nicht vielleicht auch der Grundsatz "Gleiches zieht zu Gleichem"?


Während zunächst berichtet wurde, es handelte sich um eine Ampulle mit Blut, das dem verstorbenen Papst einst zu Lebzeiten von einem Arzt abgenommen worden war, änderten italienische Zeitungen später die Meldung und schrieben nun, es sei anscheinend ein Stück vom cremefarbenen Kleid des Papstes gewesen, das dieser bei dem Attentat im Jahr 1981 getragen habe und das nach dem Schuss, der den Papst verletzt hatte, Blutflecken hatte. Wie aus einem Beweisstück bei einem Verbrechen eine Reliquie wurde oder geworden sein soll, wird jedoch nicht berichtet. Mehr zu den so genannten Blutreliquien des verstorbenen Kirchenführers siehe oben.

An dieser Stelle kann auch an Folgendes erinnert werden: Das abnorme Trinken von Blut gehört zu den großen Gemeinsamkeiten von Katholizismus und Vampirismus. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass beim Vampirismus das Blut eindeutig echt ist, während der Katholizismus nur – bei Androhung ewiger Hölle an Zweifler – behauptet, dass es sich bei seinem Kult ebenfalls um "reales" echtes Blut handle und nicht nur um Wein, der symbolisch als Blut gedeutet würde.


Foto: Darstellung eines Vampirs (Free Art Licence, Jean-no, 2005) Die Blutdiebe werden in Satanisten- bzw. Vampiristen-Kreisen vermutet.

Angeblich sei das Blut im Katholizismus vor allem das Blut von Jesus, doch wird Jesus hierbei nur übel missbraucht, denn Er hat niemals einen solchen Kult eingesetzt, sondern sprach beim Mahl mit Seinen Jüngern symbolisch von Seinem "Blut", das Er dann tags darauf bei seiner furchtbaren Hinrichtung real vergoss.
In späterer Zeit fügte der Katholizismus seinem Kult immer mehr reale Blutreliquien wie diejenigen von Papst Wojtyla hinzu, und er schlug damit weitere geistige Brücken zu den Vampir-Kulten, womit er auch die geistige Verwandtschaft bezeugte. Denn von der Verehrung echten Blutes ist es nur noch ein einziger Schritt, um dieses Blut dann auch zu trinken – sei es das Blut aus einer Ampulle oder indem man Blut aus einem Kleidungsstück heraus wäscht und ebenfalls trinkt. Und so werden die Diebe auch in Satanisten-Kreisen vermutet.


Blutkulte stehen oft auch in Verbindung mit äußerer Gewalt oder gar Gewaltherrschaften. Und wenn beispielsweise durch Tötungen, Morde und Kriege unzählig viel Blut vergossen wurde, dann heißt es manchmal, die Täter seien "trunken von Blut"; so, als ob sie Blut getrunken hätten. Das eindringlichste Beispiel für eine solche grausame Verbrechensgeschichte ist die Kirchengeschichte und dort wird von den Verantwortlichen parallel dazu im Kult seit Jahrhunderten zusätzlich noch Blut getrunken (vgl. dazu entsprechende Bibelstellen in der Offenbarung des Johannes).


So mancher Zeitgenosse versteht jedoch den enormen Aufwand nicht, den die Polizei in Italien betreibt, um die Reliquie wieder in die Hände zu bekommen. 50 Polizisten wurden eigens für einen Suchtrupp abgeordnet, falls die Ampulle bzw. das blutgetränkte Stoffstück z. B. in der Nähe ihres letzten Aufbewahrungsortes weggeworfen worden wäre.

Verständlicher wird die Aufregung, wenn man weiß, dass das blutverschmierte Stoffstück einen Gläubigen-Boom in der Region ausgelöst hatte: "Dank der Reliquie und der vielen Pilger, die daraufhin zur Kirche San Pietro della Ienca anreisten, konnten das ziemlich heruntergekommene Gotteshaus und einige verfallene Häuser in der Umgebung von Grund auf restauriert werden." (stuttgarter-nachrichten.de, 29.1.2014)
Und ohne Blut würde die sprudelnde Einnahmequelle für die Kirche wieder versiegen.
Als mögliche Verdächtiger für den Diebstahl kommen übrigens auch Häscher des Vatikan in Frage. Ein andauernder Streit zwischen dem Erzbischof und der Kurie in Rom einerseits und der Gläubigen-Vereinigung "San Pietro della Ienca" andererseits wurde im Herbst 2013 am "Heiligtum" so massiv ausgefochten, dass die italienische Polizei einschreiten musste, um den Konflikt einzudämmen. (stuttgarter-nachrichten.de, 29.1.2014)
Dass man überhaupt mit einem schmutzigen Stück Stoff einträgliche Pilgerströme herbei führen kann, liegt an der katholischen Lehre: In dem offiziellen römisch-katholischen Lehrbuch Der Glaube der Kirche wird zu den Reliquien als bis heute verbindliche Kirchenlehre dokumentiert: "Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz Sie hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue" (Randnummer 475). Dieser Lehrsatz wurde auf dem Tridentinischen Konzil 1563 verabschiedet und ist unveränderbar zu glauben.

Das heißt dann praktisch: Nicht die Bluträuber würden laut Kirche später in eine angeblich ewige Hölle kommen – vorausgesetzt, sie würden das Diebesgut kirchlich korrekt verehren. Sondern wer sich über diesen Kult lustig macht oder ihn ablehnt, wird kirchlich entsprechend verurteilt. Da nützt es überhaupt nichts, wenn man den Reliquienkult nicht befürwortet und offiziell Katholik bleibt. Die Betroffenen werden in eine angeblich ewige Hölle verurteilt, auch wenn sie sich zeitlebens als "Katholiken" bezeichnen und Kirchensteuer zahlen.
Und so sagte auch der neue Papst Jorge Bergoglio in seiner ersten "Enzyklika" unmissverständlich: "Da der Glaube einer ist, muss er in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit bekannt werden. Gerade weil alle Glaubensartikel in Einheit verbunden sind, kommt die Leugnung eines von ihnen, selbst von denen, die weniger wichtig erscheinen, der Beschädigung aller gleich."
("Lumen fidei" 2013, Abs. 48)
 


19.5.2016 – Papst-Haare feierlich in katholischen Altar bei Hannover eingelassen – In Niedersachsen gibt es nicht so viele Katholiken. Doch nun soll eine neue Papst-Reliquie Gläubige "nach Laatzen locken" (welt.de, 18.5.2016). In einem feierlichen "Gottes"-Dienst wurde ein Gefäß mit Haaren von Papst Johannes Paul II. in den Altar eines Seniorenwohnheims eingebaut. Der Leiter der Einrichtung hatte die Haare in Polen geschenkt bekommen, wo auch noch andere "körperliche Überreste" von Karol Wojtyla im Umlauf sind. Die Wirksamkeit der Leichenfledderei bei den "heilig" Gesprochenen muss von allen Katholiken unter Androhung ewiger Höllenstrafen bis heute geglaubt werden. Im offiziellen Lehrbuch Der Glaube der Kirche von Neuner/Roos heißt es wörtlich: "Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue." (N/R, Nr. 475)

 


Der Text  kann wie folgt zitiert werden
:
Zeitschrift "Der Theologe", Herausgeber Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 62, "Mumienreligion" Kirche: Reliquienverehrung im katholischen Glauben, zit. nach
theologe.de/reliquien_reliquienverehrung.htm, Fassung vom 1.7.2022, Copyright © und Impressum siehe hier.
 

 

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