Der Theologe Nr. 62, aktualisiert am 1.7.2022
Das Thema "Reliquien", zu
Deutsch "Überbleibsel",
führte im 16. Jahrhundert zu einem tiefen Glaubensstreit und schließlich mit zur
Spaltung der katholischen Kirche, und es ist heute immer noch aktuell. Neben
Leichenteilen von verehrten Personen gehören zu den Reliquien auch
Kleidung oder Gebrauchsgegenstände aus dem Besitz von Verstorbenen oder so genannte
"Berührungsreliquien". Darunter versteht man Gegenstände, die ein verehrter oder
von der Kirche gar "heilig" gesprochener Mensch zu seinen Lebenszeiten
tatsächlich oder angeblich berührt hatte. Wird ein Leichnam als Ganzes verehrt,
spricht man von einer Ganzkörperreliquie
(siehe rechts die Leiche einer Frau
namens Munditia aus Rom, ca. 250-310).
Auf katholisch.de, dem Internetportal
der römisch-katholischen Kirche werden Reliquien sogar als
„heilige Überreste“
bezeichnet, was von Gläubigen gerne
aufgegriffen wird.
"Den Einen sind Reliquien
heilig und führen sie näher zum Glauben", so das
Gemeindemagazin von St. Bonifatius Düsseldorf (Nr.
1/2018), um dann auch die
Feststellung zu treffen: "Andere
begegnen ihnen mit Unverständnis, ja mit Ablehnung und Spott."
Doch ist es nicht umgekehrt ein Spott auf Christus und Gott, den Ewigen, Ihre
Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe aus dem Reich Gottes mit einem
religiösen Reliquienkult zu überziehen und damit gemäß dem Empfinden unzähliger
Christen zu verunstalten?
Dazu eine
Überlegung zu Beginn: Wie ist das bei uns, wenn ein geliebtes Familienmitglied
gestorben ist? Normalerweise wird der Körper beerdigt oder im Krematorium
eingeäschert. Und anschließend wird dann die Asche in einer Urne begraben oder
sie wird auf einem Friedhof oder in der Natur verstreut. Kämen Sie auf die
Idee, einzelne Körperteile des geliebten verstorbenen Menschen vorher
abzutrennen, aufzubewahren und zu verehren oder vielleicht an die Verwandten zu
verteilen? Z. B. die Finger, die Ohren, einzelne Knochen, mit und
ohne Reste von Fleisch? Oder einzelne Organe wie das Herz oder den ganzen Kopf?
Oder wenigstens einige Büschel Haare, die Zähne oder die Fußnägel?
Normalerweise nicht. Doch selbst wenn Sie das wollten:
Nach dem deutschen
Bestattungsgesetz ist die Aufteilung der Leiche in mehrere Einzelteile und die
Entnahme von Reliquien aus der Leiche nicht erlaubt.
Es ist
Leichenfledderei oder Totenschändung, oder gelinder formuliert "Störung der
Totenruhe". Für den Reliquienkult gibt es also keine Rechtsgrundlage. Erlaubt
ist die Verwendung eines menschlichen Körpers für die wissenschaftliche
Forschung, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten zugestimmt hat. Bleiben dabei
Körperteile übrig, so müssen diese später aber bestattet oder verbrannt werden.
Sie dürfen niemandem als Reliquien angeboten werden, auch nicht der Kirche.
Im
Vatikan gilt allerdings ein eigenes Recht, und es gibt auch Ausnahmeregelungen
für die Kirche und für katholische Adelsgeschlechter in anderen europäischen
Ländern. Aber warum braucht die Kirche denn solche Ausnahmegenehmigungen?
Foto rechts: "Gottes" Segen aus der Kirche St. Peter neben dem Marienplatz im Zentrum von München (eigenes Bild; Skelett der "heiligen" Munditia)
Denn Jesus von Nazareth, auf
den sich die Kirche beruft, hat nie etwas von Reliquien
gelehrt, doch gerade angebliche "Überreste" aus Seinem Erdenleben zählen zu
vermeintlich wertvollsten Stücken dieser Religion; darunter eine so genannte
"heilige Windel", die Er als Baby getragen haben soll, der "heilige Rock"
– ein
schmutziger Rest eines Rocks, "ein altes lausiges Wams", so der Humanist Ulrich
von Hutten, mit dem Er als Erwachsener bekleidet
gewesen sein soll –, die "heilige Vorhaut" Seines Erdenkörpers, die
ihm bei der rituellen Beschneidung als Säugling entfernt worden sein soll, oder ein Stück
Kot des Esels, auf dem Er nach Jerusalem geritten sein soll, worauf wir in
dieser nachfolgenden Untersuchung noch näher eingehen werden. Doch schon jetzt
möchten wir als Christen und Nachfolger Jesu klarstellen. Das alles ist Hohn und
Spott auf Jesus, den Christus, wie er schlimmer kaum konstruierbar ist. Doch wir
wollen in dieser Ausgabe des Theologen noch genauer und tiefer in das
Thema einsteigen, um besser zu verstehen, womit wir alle hier umgeben sind.
Die
römisch-katholische Kirche unterscheidet dabei drei Güteklassen ihres
Reliquienkultes. Erster Klasse sind Körperteile, zweiter Klasse sind Gegenstände
oder Kleidungsstücke aus dem Erdenleben des von ihr Heiliggesprochenen, dritter
Klasse sind Gegenstände oder Partikel, die mit Reliquien erster Klasse in
Berührung gekommen sein sollen, zum Beispiel Papierstückchen, die auf einem
Knochen eines Heiliggesprochenen lagen.
Bei den
Leichenteilen, also Reliquien "erster Klasse", geht es zum Beispiel um alte, ausgebleichte Knochen in knorrigen
Schreinen oder in alten Gräbern in düsteren Gewölben. Und bei den übrigen
Reliquien vielfach um vergilbte, modrig gewordene Gegenstände, die
oftmals mit spröde gewordenem Samt umwickelt sind oder gar mit Goldschmuck umhangen wurden
– insgesamt für die meisten Menschen ein eher schauriges Thema. Doch wozu dienen
solche Reliquien? Woher kommt die Verehrung von Reliquien? Warum
ist das heute noch nicht Vergangenheit, sondern reicht mehr in die Gegenwart
hinein als man vielleicht auf Anhieb glaubt?
Und warum
unterstützt der Staat eine Religion, die solches betreibt, die also mit
ihrem Totenkult gegen die deutschen Gesetze verstößt? Früher gab es zwar noch
teilweise andere Gesetze, doch die Gesetze haben sich geändert. Und eine Frage
dazu ist auch: Warum hat die Kirche früher etwas getan, was heute sicher aus
gutem Grund verboten ist? Wenn es gut wäre, würde man es doch wohl heute nicht
verbieten? Was würde denn heute mit den Leuten geschehen, die sich
einen Teil eines Körpers eines Verstorbenen holen? Sie würden vom Staatsanwalt angeklagt und vor
Gericht zu Geldstrafen oder Haft verurteilt. Alle miteinander. Denn für den
Reliquienkult gibt es nun einmal keine Rechtsgrundlage mehr. Deshalb noch einmal
die Frage: Warum unterstützt dann der Staat heute die kirchliche
Reliquienverehrung, z. B. mit staatlichen Subventionen für die entsprechenden
Gedenkstätten? Ist das nicht schizophren? Und gleichzeitig
erklärbar:
Wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der Politiker weltweit diesem Glauben
angehören, dann weiß man auch, dass dies alles nicht Vergangenheit ist, sondern
nach wie vor Gegenwart, finanziert und subventioniert von den Staaten, in denen
diese Politiker und die ihnen Folgenden regieren.
Einleitung: Für den
Reliquienkult gibt es keine Rechtsgrundlage
Der Totenkult mit Kirchen aus
Stein und Reliquien hat mit Christus nichts zu tun
Der Sturm
auf die Leiche von Elisabeth von Thüringen
Ein riesiger katholischer Markt von Menschenteilen
Heidnische Bräuche "unter dem Vorwande
der Gottesverehrung"
Religionswissenschaftler: Katholizismus ist
eine "Mumien-Anbetungs-Religion"
Die Ampulle mit Blut von Papst Johannes Paul II. und
skurrile angebliche Jesus-Reliquien
Der systematische Betrug: Der Wunsch nach einer Reliquie als
"Vater des Knochens"
Die Perversitäten um das sanctum praeputium, der
"heiligen Vorhaut"
Wird ein Pilger zum Grabtuch von Turin ein besser
Mensch?
Die Wallfahrten zum "Heiligen Rock" nach Trier
Für Luther war die Wallfahrt noch
ein "lügenhaft Narrenspiel", die evangelische Kirche wallfahrtet heute mit
Katholische Rechtfertigung: Sehnsucht nach
"Vergegenständlichung" des Unsichtbaren
Das Goldene Kalb
Ablässe und "Wunder" durch Reliquien? Magie-Spektakel
oder
Ethik
Brief an den
Papst: Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Jubiläumsablass?
Gott wohnt in uns – wozu
dann Kirchen aus Stein und wozu Reliquien?
Anhang:
Santiago de Compostela: Wallfahrt zum Grab
eines "verdammten" "Ketzers"
Reliquien aktuell
Der Totenkult mit Kirchen aus Stein und Reliquien hat mit Christus nichts zu tun
Mit Jesus, dem
Christus, haben die Reliquien überhaupt nichts zu tun. Aber sie sind zum
Beispiel aus dem Baalskult bekannt.
Beim "Gott" oder Götzen Baal, gegen den die aus dem Alten Testament der Bibel
bekannten Gottespropheten immer ihre
Stimme erhoben, gab es einen solchen Totenkult mit Reliquien. Jesus von
Nazareth hat jedoch nie etwas von Reliquien
gesagt. Er lehrte: "Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber folge mir nach"
(Lukasevangelium 9, 60).
Jesus von Nazareth hat – wie auch die Gottespropheten des Alten
Testaments – immer gegen äußeren
Kult, Kultgegenstände oder Götterbilder gesprochen. Sie haben die Menschen dazu
aufgerufen, Barmherzigkeit zu üben und den Nächsten zu lieben, sogar den
Feind. Und die Nachfolger von Jesus bekennen: "Er hängt nicht mehr am Kreuz. Er
ist auferstanden. Und Er möchte heute in den Herzen Seiner Nachfolger täglich
neu auferstehen."
Von Reliquien steht auch sonst in der Bibel nichts, auf die sich die
Kirche beruft. In der Kirche wird aber gelehrt, die Bibel sei Gottes Wort. Wenn aber
auch in der Bibel der Kirche nichts von Reliquienverehrung steht, warum tut man es dann?
Die
"heilige" Munditia in
München ist nicht allein. Auf ihrer Leichenschau-Vitrine liegt der abgeschlagene
Schädel des
"heiligen Erasmus"
–
vielleicht eine unfreiwillige Anspielung, dass trotz des kirchlichen
Zwangszölibats auch Kirchen-"Heilige" ihre andere Hälfte suchen?
Die Kirche
beruft sich dazu stattdessen auf ihre Tradition. Doch was beinhaltet
diese Tradition? Viele Kirchengebäude gehen in ihrer
Entstehung auf angebliche Wunder oder spezielle Begebenheiten zurück, die
sich vor langer Zeit dort ereignet haben sollen. Und als Beleg dafür, dass das
alles angeblich so und nicht anders passiert sei, zeigt man in dieser Kirche dann bis
heute entsprechende Körperreste der an diesen vermeintlichen Ereignissen beteiligten
Personen oder auch bestimmte Gegenstände, die ihnen angeblich einmal gehört
haben. Und in jedem Altar einer Kirche muss seit dem Ende des 4. Jahrhunderts
eine Reliquie, also ein "Überbleibsel" eines Menschen oder aus einer Umgebung, eingearbeitet sein.
Oder der Altar muss auf einer Reliquie erbaut
werden, in der Regel auf einem Grab. Kirchengebäude mit Altären einerseits und Reliquien andererseits gehören
also untrennbar zusammen. Doch Jesus von Nazareth hat auch niemals gelehrt,
Kirchengebäude aus Stein zu bauen und darin Altäre zu errichten. Alles das
stammt aus dem antiken Götzenkult. Der Bau von Kirchen aus Stein mit Altären ist also von
Anfang an ein Bestandteil des katholischen Grab-, Leichen- und Totenkults gewesen, hat aber, wie
gesagt, überhaupt nichts mit Gott und mit Christus zu tun.
Besucht man heute katholische
Kirchengebäude, dann muss man manchmal gar nicht lange nach Leichen suchen.
Denn es werden dort entweder ganze Leichen oder auch nur Einzelteile
bestimmter Leichen aufbewahrt, die dort als Reliquien verehrt werden – manchmal
in speziellen Grüften, manchmal aber auch ausgestellt in quaderförmigen
Behältnissen aus Glas, von der Bauart gleich einem Aquarium, nur eben nicht mit
Wasser aufgefüllt.
Der Sturm auf die Leiche von Elisabeth von Thüringen
In der Stadt
Marburg gibt es zum Beispiel eine Elisabethkirche. Ihr Bau geht auf die im
13. Jahrhundert gestorbene und heilig gesprochene Landgräfin Elisabeth von
Thüringen zurück, und in einem goldenen Schrein wurden dort bis zur
Reformationszeit auch die noch erhaltenen Reste ihres Körpers aufbewahrt.
Diese waren sehr begehrt und sollen Wunder bewirkt haben.
Gleich nachdem im November 1231 der ausgezehrte Leichnam von Elisabeth dort
öffentlich aufgebahrt wurde, fielen bereits die nach
Reliquien verlangenden Gläubigen über sie her. Es wurden Stücke der Tücher
abgerissen, mit denen ihr Körper bedeckt war. Andere Katholiken rissen ihr
einzelne Haare aus oder schnitten sie ab oder sie "begnügten" sich mit Finger-
oder Fußnägeln von ihr. Wieder andere schnitten ihr sogar die Brustwarzen,
Teile ihrer Ohren oder einen ganzen Finger ab. Fünf Jahre später hat man dann
in einer offiziellen Zeremonie eigens der Kopf abgetrennt und als gesonderte
Reliquie präpariert. Im 16. Jahrhundert wurde diese Kirche jedoch evangelisch,
und die Reliquien waren dort nicht mehr erwünscht und wurden seither über
ganz Europa verteilt.
Der Kopf von Elisabeth von Thüringen wird heute in Wien verehrt, ein Arm in der Nähe von Koblenz, weitere
Teile z. B. in Belgien und in der Slowakei und der Rest des einst ganzen
Skeletts in Stockholm
(siehe dazu Der
Theologe Nr. 30).
Eine
solche Aufteilung des Körpers ist in der Katholischen Kirche keine
Seltenheit, verstößt jedoch gegen alle bekannten Bestattungsgesetze. Doch
bekamen auf diese Weise unterschiedliche kirchliche Interessengruppen
einen Teil der verehrten Person.
Ein weiteres Beispiel: Im Jahr 2011 wurde
das Herz des katholischen Adligen Otto von Habsburg gesondert bestattet. Und bei
dieser Gelegenheit wurde die Öffentlichkeit von Leichenteil-Experten darauf
hingewiesen, dass diese Bestattungsart für die katholische Kirche nichts Ungewöhnliches sei.
Manchmal seien auch Eingeweide extra bestattet worden oder das Gehirn oder
Extremitäten. Etwa bei Kreuzfahrern oder bei manchen Fürstbischöfen oder anderen
kirchlichen Würdenträgern. (neue bildpost, 23.7./24.7.2011)
Der Grund waren oft Streitereien unterschiedlicher katholischer Fraktionen,
z. B. bestimmter Mönchsorden. Jeder wollte eben einen Teil einer bestimmten Leiche
haben, weswegen man sie entsprechend zerteilte.
Ein riesiger katholischer Markt von Menschenteilen
Und die Nachfrage nach Reliquien, vor allem nach Leichenteilen, war immer sehr groß. Bereits seit dem Jahr 398 durften kirchliche Altäre nur noch über Reliquien errichtet werden. Und bis heute gilt, dass in jedem katholischen Altar zumindest eine Reliquie eingearbeitet sein muss, sofern der Altar nicht direkt auf einem Grab eines verehrten Verstorbenen errichtet wurde. Das hatte zur Folge: Unzählige Skelettzertrümmerungen und Zerlegung von Leichen in viele Einzelteile (PM-Magazin Nr. 4/2010). Es entwickelte sich ein riesiger kirchlicher Markt von Menschenteilen oder auch von Kleidungsstücken Verstorbener oder von so genannten Berührungsreliquien, die der Tote angeblich zu Lebzeiten irgendwann einmal berührt hatte. Der bekannte deutsche Kurfürst Friedrich der Weise sammelte auf diese Weise um das Jahr 1500 19.000 Reliquien, Kardinal Albrecht von Brandenburg gar über 30.000 Reliquien. Doch warum ist das so in der Kirche? Und was steckt hinter der Bedeutung von Reliquien?
Der Kirchengelehrte Theodoret von Kyros schreibt dazu im Jahr 430:
"Auch wenn die Leiber
zerteilt sind", bleibe die wundertätige Kraft "in jeder unscheinbaren und
winzigen Reliquie" erhalten. (zit. nach PM-Magazin Nr. 4/2010)
Aus diesem Grund gibt es auch unzählige Reliquien-Legenden.
Dazu ein weiteres Beispiel:
Kirchenführer legten Tücher auf die Knochen des angeblich heiligen
Nikolaus, wodurch auch die Tücher selbst zu Reliquien wurden. Über Nacht sollen
diese Tücher dann schwerer geworden sein. Der Stoff habe sich nämlich, so die
kirchliche Überlieferung, mit der Kraft des heiligen Nikolaus voll
gesaugt.
(PM-Magazin Nr. 4/2010)
Kritiker geben jedoch zu bedenken, man müsse
aufpassen, dass einen die Kraft eines Toten auf diese Weise nicht selbst nach
unten ziehe. Vordergründig sind diese Bedenken womöglich unbegründet, denn die
Geschichten, die um die Reliquien herum entstanden sind, sind meist genauso
gefälscht wie die Reliquien selbst. Man begibt sich jedoch in ein nekrophiles, "totenfreundliches"
"Energiefeld", in das – setzt man die Unsterblichkeit der Seele voraus
– auch
jenseitige Kräfte stark einwirken, eventuell die Seele des einst Verstorbenen
selbst.
Noch wirksamer als die Tücher in diesem Beispiel seien nach diesem Glauben
allerdings die
ursprünglicheren Reliquien; in diesem Fall die Knochen, auf denen die Tücher
gelegen waren und die direkt von der
verehrten Person stammen. Oder vor allem das Herz. So begehren polnische Katholiken
bis heute das Herz des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II., und
sie würden es
gerne als Reliquie irgendwo in Polen verehren. Die Berührungsreliquien sind demgegenüber
dann nur
zweitrangig, eben Reliquien "zweiter Klasse".
Religionswissenschaftler: Katholizismus ist eine "Mumien-Anbetungs-Religion"
Wenn das alles jedoch nichts, aber auch gar nichts mit Christus zu tun hat, was sicher und bewiesen
ist, woher stammt es dann?
Die Wurzeln sind antike Götter- bzw. Götzenkulte, zum Beispiel in Ägypten, und es
besteht auch eine sehr enge Verwandtschaft zum Voodoo-Kult mit seinen unzähligen Fetischen, zu Deutsch "Zaubermitteln", und magisch besprochenen Gegenständen. Vor allem in Ägypten gab es zahllose Grabstätten von getöteten
"Göttern" mit einzelnen
Gliedern wie Beinen, Armen oder auch dem Schädel von Verehrten. Und miteinander
konkurrierende Begräbnisstätten bürgten jeweils dafür, dass ihre Reliquien die
echten seien
(Alexander Hislop,
The Two Babylons, New Jersey 1959, S. 179).
Oder ganze Leichen wurden dort im Zustand von Mumien verehrt und mit allerlei
Grabbeigaben ausgestattet. Und auch in
Griechenland oder in Rom wurden Grabstätten von Helden und Göttern
verehrt. Darauf baut die Kirche also in Wahrheit auf.
So
gibt es im Katholizismus wie in Ägypten auch mumifizierte Ganzkörperreliquien,
wenn z. B. die Leichen von Päpsten als Ganzes zur Verehrung ausgestellt werden,
wie bei mehreren Päpsten im Petersdom in Rom (siehe z. B. Foto unten rechts).
Der bekannte Religionswissenschaftler Prof. Dr. Hubertus Mynarek erklärt das
Phänomen der katholischen Reliquien wie folgt:
"In Wirklichkeit ist die katholische Religion eine echte Mumien-Religion, eine Mumien-Anbetungs-Religion, denn von den drei Elementen – Geist, Seele und Körper – haftet sie ... immer wieder am Körperlichen ... Nur so ist es verständlich, dass sie die toten Hüllen, die Reliquien, verehren lässt. Sie hält die Mumienteile hoch. Da sie aber nicht so offensichtlich eine Mumienreligion sein will, nimmt sie nur die Mumien der Heiligen und lässt sie dann von den Menschen verehren, sodass also ein Mumienteil, eine Hand zum Beispiel oder sogar eine Vorhaut von einem Heiligen, in einem Altar – in jedem Altar! – eingebaut sein muss. Es gibt über 36 Städte in der ganzen katholischen Welt, die sich rühmen, zum Beispiel die Reliquien der ´Heiligen drei Könige` zu besitzen. Köln ist eine Stadt, die sich darauf beruft, auch Trier usw. Also ist der Katholizismus im Grunde eine Mumien- und Reliquien-Religion, die natürlich eines weiß: Menschen verehren gern ihre Vorfahren. Und wenn dann die katholische Religion gewisse Heilige, die oft nur legendäre Persönlichkeiten waren, ernennt und sagt: ´Wir haben aber noch die Haut von ihm (oder einen Teil seines Kopfes oder sogar nur seine Haare)`, dann eilt das abergläubische Volk zu diesen Reliquien, weil ja die Kirche zugleich behauptet, von diesen Reliquien gehe eine magische energetische Kraftstrahlung aus. Und da der Mensch ein Egoist ist, will er natürlich etwas von dieser energetischen Strahlung für seine Gesundheit oder für sein Leben, für seinen Profit, für seine Karriere erwerben." (Freie Christen, Voodoo auf katholisch, Marktheidenfeld 2003, S. 24 f.)
Der Katholizismus ist also von seinen Wurzeln her ein heidnischer Götzenkult,
man könnte auch sagen ein bestimmter Baalskult, der ebenfalls die Reliquien kannte.
Foto rechts:
Die Mumie von Papst Johannes
XXIII., wie sie im Petersdom als Ganzkörper-Reliquie verehrt wird. Wie später
Papst Johannes Paul II. bekam auch er eine Wachsmaske, die dem Rest seines
Gesichts genau angepasst wurde.
(Diana; GNU-Lizenz für freie
Dokumentation; Oktober 2004)
Dazu ein Beispiel: Im antiken Stadtstaat Byblos im heutigen Libanon wurde auf dem Grab einer Frau aus dem 10. Jahrhundert vor Christus eine Sarginschrift gefunden, die aus dem Baalskult stammt. Sie lautet:
"Batnoam, aus dem Hause des Priesters Palitbaal in einem Grabgewand, einer Haube auf meinem Kopf und einem goldenen Lippenblech auf meinem Mund wie alle Damen königlicher Herkunft, die vor mir waren"
(Quelle; siehe in Der Theologe Nr. 42 – Die
Institutionen Kirche und ihre Priester: Der Baalskult der Gegenwart).
So ähnlich praktiziert es seither auch die Kirche. Als "Heilige" verehrte
Katholikinnen, Katholiken oder Päpste bekommen zum Beispiel eine Haube auf den Kopf
oder Schmuck mit ins Grab oder goldene Masken; oder wie bei Papst Johannes Paul
II. eine hautfarbene Wachsmaske mit seinen Gesichtszügen, die er auf sein
Gesicht gelegt bekam; eine Berührungsreliquie also, damit die Gläubigen, die an
der Leiche vorbei laufen, besser sehen können, wie das Gesicht früher einmal
ausgesehen hat.
Die Ampulle mit Blut von Papst Johannes Paul II. und skurrile angebliche Jesus-Reliquien
Die bekannteste Reliquie von Johannes Paul II. ist jedoch eine Ampulle mit Blut,
die in ein silbernes Kult-Kunstwerk eingearbeitet wurde und seither auf Weltreise
ist. Ex-Papst Joseph Ratzinger ließ sich einmal fotografieren, wie er das
Reagenzglas mit dem Blut seines Vorgängers küsste, und vor allem in Mexiko
erhoffte die Kirche von der Blutampulle im Jahr 2012 mehr Frieden für das Land. Doch wie soll
ein Reagenzglas mit Blut die Menschen friedvoller machen und die
Verbrechensrate und die Morde im Drogenkrieg senken?
"Die Anwesenheit der Reliquie ... hat im ganzen Land große Erwartungen geweckt",
schreibt die katholische Nachrichtendienst zenit.org am 25.8.2011.
Und der mexikanische Kardinal Rivera Carrera dazu wörtlich:
"Es ist eine große Ehre für die Erzdiözese von Mexiko, diese Reliquien zu empfangen, sowohl aufgrund ihrer großen geistlichen Bedeutung als auch wegen der großen Zuneigung, die Johannes Paul II. immer für unsere Heimat empfand."
Dass dadurch aber irgendjemand zu einem besseren Menschen wurde, ist bisher
nicht bekannt geworden.
Immerhin ist diese Blutreliquie von Karol Wojtyla im
Unterschied von zahllosen weiteren Reliquien wenigstens "echt". Davon wird
zumindest ausgegangen. Oder doch nicht? Als in der Nacht des 25.1.2014 offenbar eine andere
"Blutreliquie" von Karol Wojtyla in einem italienischen Bergdorf entwendet
wurde (siehe unten), war in den
Medien zu lesen, dass es insgesamt drei Blutreliquien dieses Papstes gebe – eine
Zahl, die noch größer werden könnte.
Gegenüber diesem kirchlichen Reliquien- und Baals-Kult ist die Lehre von der Auferstehung von
Christus und der späteren Auferstehung der Menschen in der
katholischen Kirche nur vordergründig. So berichtet der
Religionswissenschaftler Prof. Dr. Mynarek auch, dass er während seiner Zeit als
Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien in
Kirchenkreisen, vor allem in den führenden Ebenen, viele Amtsträger kennen
gelernt hat, die gar nicht an die Auferstehung glaubten, obwohl sie
vordergründig anders predigten.
Da Jesus nach katholischer Lehre
aber immerhin offiziell auferstanden ist,
gibt es zumindest keine gefälschten Leichenteile von ihm. Doch
präsentieren mehrere katholische Kirchen heute ersatzweise andere angebliche
Jesus-Reliquien, zum Beispiel Windeln des Jesus-Babys als so
genannte Berührungsreliquien. Oder seine einstige Nabelschnur. Oder die Krippe,
in der Er gelegen haben soll. Oder die Gräten
einiger Fische, die Jesus einst wundersam vermehrt haben soll. Oder eine
Schwanzfeder des "Heiligen Geistes", der sich ja in Gestalt einer Taube gezeigt
haben soll. Oder den Kot der Eselin, auf der Jesus nach Jerusalem geritten ist.
Oder unzählige Dornen aus der Dornenkrone. Oder einen Fußabdruck des
Auferstandenen.
Oder das sanctum praeputium, die so genannte "Heilige Vorhaut", da
Jesus wie alle jüdischen Kinder nach acht Tagen beschnitten wurde.
Doch woher hat die Kirche bloß die Nabelschnur? Oder die Vorhaut?
Der systematische Betrug: Der Wunsch nach einer Reliquie als "Vater des Knochens"
Wer hier einmal ernsthaft nachforscht, würde in den allermeisten Fällen sehr bald auf reinen Schwindel stoßen. Der ehemalige Theologieprofessor und Reliquien-Experte Prof. Dr. Horst Herrmann erklärt in einem Interview, dass nur bei modernen Reliquien eine Echtheit angenommen werden könne. Horst Herrmann wörtlich:
"Alles was älter ist, ist durch die Bank weg gefälscht." (16 vor – Nachrichten aus Trier, 13.3.2012)
Allein mit den unzähligen Holzstücken vom Original-Kreuz, an dem Jesus
hingerichtet wurde, könnte man ein ganzes Schiff bauen, so der Humanist Erasmus
von Rotterdam im 16. Jahrhundert – um nur einmal einen
ganz einfachen Beweis für die unzähligen Fälschungen zu nennen.
Es werden
hier also vor allem Dinge verehrt, die gar nicht stimmen. Dennoch soll diese
Verehrung gefälschter Gegenstände eine "Glaubensstärkung" sein.
Doch wie kann ein toter Gegenstand – noch dazu ein gefälschter
– den
Glauben an etwas Lebendiges stärken?
Der Grund für die Fälschungen ist dabei nicht schwer zu ermitteln. Es ging den kirchlichen Würdenträgern bei allen
ihren Reliquien-Aktivitäten vor
allem um den eigenen Vorteil. Und dafür wurde eben systematisch betrogen und gelogen,
was das Zeug hielt.
Im Mittelalter hat man teilweise die entsprechenden Knochen immer dann zufällig
gefunden, wenn ein raffinierter Bischof auf die Idee kam, irgendwo mit einem neuen
Wallfahrtsort das Geschäft anzukurbeln und die Bedeutung seines Bistums zu
steigern. Erst war die Idee da – und dann die Knochen. Der Wunsch nach einer
Reliquie ist also meist sprichwörtlich "der Vater des Knochens" gewesen.
Ja, und wenn schon hier gelogen wird, dann stellt sich
natürlich die Frage: Wo wird noch überall gelogen? Oder: Stimmt
überhaupt irgendetwas, was in dieser Religion gelehrt wird? Wenn also schon die
Dinge, die man sehen und greifen kann, meist gefälscht sind, was ist dann mit
dem, was man nicht sehen und greifen kann?
Offenbar befürchtet auch die Kirche selbst hier
einen Dammbruch, weswegen man nicht einmal bei den Reliquien einen
Glaubenszweifel zulässt. Denn wenn Katholiken trotz nachgewiesener Fälschungen an der Wirkung von
Reliquien zweifeln, dann droht ihnen laut kirchlicher Lehre bis heute die ewige
Hölle.
Im offiziellen Dogmen- und Lehrbuch der Kirche von
Neuner und Roos, Der Glaube der Kirche, lautet der Lehrsatz mit
der Randnummer 465:
"Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue."
Diese Verurteilung erfolgte auf dem kirchlich verbindlichen Konzil von Trient
aus dem Jahr 1546, auch Tridentinum genannt.
Und weiterhin lehrt die Kirche sogar als angeblich unfehlbare Wahrheit, was im Lehrsatz Nr. 85 in dem Lehrbuch von Neuner und Roos
steht:
"Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen", also nach dem Tod ewig verdammt.
Und da gehören die Reliquien voll und ganz dazu.
Die Katholiken, die nicht an Reliquien
glauben, werden bis
heute mit der ewigen Hölle bedroht.
Im Prinzip reicht hier schon aus, wenn man daran auch nur zweifelt und aus
diesem Zweifel heraus nach dem Wahrheitsgehalt forscht.
Foto:
Angebliche Knochenreste eines katholischen "Heiligen" werden in
Würzburg in einem Kästchen, das von einem größeren Kästchen umgeben ist, feierlich durch die
Stadt getragen. Das ist nicht Vergangenheit. Das ist Gegenwart,
das gilt als "Kultur", mitfinanziert von den Steuergeldern von uns
allen.
Und es besteht aber noch ein weiterer Zusammenhang: Die Kirche droht bekanntlich
bis heute auch mit einem zeitlich begrenzten Fegfeuer nach dem Tod. Doch diese
Zeit könne der Gläubige angeblich durch die Verehrung bestimmter Reliquien
verkürzen. Allein die vorhin genannte Reliquiensammlung von Kurfürst Friedrich
(dem angeblich "Weisen") wurde im 16. Jahrhundert mit einem Gegenwert von zwei Millionen Jahren Ablass
aus dem Fegfeuer bewertet. Wer aber sagt, diese ganze Sammlung und auch alle anderen Reliquien sind unnütz,
dem hilft nach gültiger katholischer Lehre auch kein Ablass mehr. Dem wird bis
heute eine angeblich ewige Hölle zugesprochen.
Die Perversitäten um das sanctum praeputium, der "heiligen Vorhaut"
Und,
um noch einmal auf die angebliche Nabelschnur oder die Vorhaut von Jesus zurück
zu kommen und deren Vorgeschichte: Einst dachten sich einige Männer der Kirche:
"Warum nicht einfach einmal im Glauben behaupten: ´Wir haben sie`". Und so gibt
es alleine diese skurrile Reliquie in der
Kirche nicht weniger als 14 Mal. In Charroux in Frankreich wird als
"Beweis für
deren Echtheit" sogar behauptet, "dass
Blutstropfen daraus hervorkommen würden". (John P. Wilder, The Other Side of Rome, Grand Rapids
1959, S. 54)
Doch die am meisten verehrteste dieser schauderhaften
Körperreste wurde bis 1983
in dem
italienischen Dorf Carcata aufbewahrt (näheres dazu in PM-Magazin Nr. 4/2010)
–
bis sie unter unerklärten Umständen verschwand.
Im PM-Magazin heißt es dazu:
"Wenige Tage bevor Dorfpfarrer Magnoni 1983 das
Verschwinden der Reliquie verkündete, war er nach Augenzeugenberichten von einer
schwarzen Limousine abgeholt worden und Richtung Rom gefahren. Vermutlich ist
das die Lösung des Rätsels. Die problematisch gewordene Vorhaut war mit im Wagen
und wird nun im Vatikan verwahrt – still und heimlich wie so viele
Geheimnisse der Römischen Kirche".
Und das Verschwinden dieser Reliquie wurde sogleich ebenfalls mit einer Einschüchterung
verbunden. Wer in Zukunft über diese Reliquie unerlaubt
spreche oder schreibe, könne aus der Kirche ausgeschlossen werden, so die
Drohung (PM-Magazin Nr. 4/2010) – also wiederum
letztendlich angeblich ewige Hölle.
Ein Paar der vielen
gefälschten Jesus-Sandalen aus Prüm in der Eifel (Foto: Manfred
Nierstenhöfer; GNU-Lizenz für freie Dokumentation)
Und wie soll die Vorhaut ursprünglich nach Carcata gekommen sein? Das sanctum praeputium, die angeblich
"heilige Vorhaut", war einst ein Geschenk von Karl dem Großen an Papst Leo III.
gewesen, der Karl zum Kaiser gekrönt hatte. Bei einer späteren Plünderung Roms habe ein
deutscher Soldat jedoch das sanctum praeputium entwendet und eben in dem Dorf Carcata
versteckt, wo es seither Jahrhunderte lang von den Gläubigen verehrt wurde – in
Wirklichkeit eine beispiellose Verhöhnung des großen Menschheits- und
Weisheitslehrers Jesus von Nazareth.
Doch das wundersame Verschwinden der Reliquie im Jahr 1983 ist nur ein Aspekt
dieser einen speziellen Reliquie. So soll Jesus einst der heilig
gesprochenen Kirchenlehrerin
Katharina von Siena (1347-1380) im Traum erschienen sein, und er habe ihr bei diesem Anlass persönlich
seine Vorhaut als "Vermählungsring" über den Finger gestreift, die diese seither
wie einen Ehering getragen haben soll. Und nach ihrem Tod wurde ihr Finger, der
angeblich diesen makabren Überzug trug, abgetrennt, und er wird heute
unverändert als
Reliquie im italienischen Siena verehrt. (PM-Magazin Nr. 4/2010)
Und von dem heilig gesprochenen Mädchen Agnes (ca.
235-250) wird
berichtet, dass sie diese Reliquie beim katholischen Abendmahl sogar oral auf
ihrer Zunge verspürte und dass ihr das dabei empfundene "praeputium" beim Hinunterschlucken
angeblich vorher ungekannte Wonnen und Freuden "in allen Gliedern und in allen
Muskeln der Glieder" bescherte (heise.de, 6.4.2009) – alles das sind
Beweise für perverse Phantasien mit einem Stück vom Geschlechtsteil eines Kindes in verschiedenen Nuancen. Und dass
in diesem Milieu gleichzeitig so viele Kinder von Priestern oder auch Nonnen
vergewaltigt oder missbraucht wurden und werden, ist nicht verwunderlich, wenn
man weiß, welche Kulte und Praktiken dort gepflegt werden.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, an dieser
Stelle deshalb eine Zwischenfrage: Wollen Sie wirklich Ihre
Kinder Männern und Frauen anvertrauen, die solche Phantasien
pflegen? Oder die solche Vorstellungen befürworten oder Menschen mit einer
solchen Gedanken- und Vorstellungswelt als "heilig" verehren? Womit wir wieder in die Gegenwart zurückkommen. Denn worüber wir hier
berichtet haben, ist nicht etwa Vergangenheit, es ist Gegenwart.
Wird ein Pilger zu Turiner Grabtuch zu einem besseren Menschen?
Die beiden spektakulärsten Reliquien, die in jüngerer Vergangenheit verehrt
wurden und werden, sind das so genannte Turiner Grabtuch, mit dem angeblich die
Leiche von Jesus abgedeckt gewesen sein soll und in den sich sein
Gesichtsausdruck eingraviert haben soll. Und der so genannte "Heilige Rock" von
Trier, ein altes aus einem Stück gewebtes schmutziges Stoffstück, das Jesus früher als Gewand getragen
haben soll.
Für die Wallfahrt zum Turiner Grabtuch im Jahr 2010 stellte der italienische
Staat ein Budget von fünf Millionen Euro zur Verfügung, um zwei Millionen Pilger
zu betreuen. Diese wiederum standen stundenlang in der Schlange und kauften
viele teure Souvenirs.
In den Medien wog parallel dazu die Diskussion um die angebliche Echtheit dann
hin und her.
Dazu folgende epd-Meldung vom 6.10.2009:
"Rom – Italienische Wissenschaftler wollen den Beweis für die Annahme gefunden haben, dass das Turiner Grabtuch nicht den Originalabdruck der Züge von Jesus Christus trägt, sondern eine mittelalterliche Fälschung ist. Der Chemieprofessor Luigi Garlascheilli von der Uni Pavia sage, er habe eine perfekte Kopie des Schweißtuchs mit Mitteln angefertigt, die im 13. Jahrhundert zur Verfügung standen."
Reliquien-Anhänger entgegnen jedoch, diese Untersuchung sei kein Beweis für
die Fälschung, und sie kündigen auch für die Zukunft weitere Untersuchungen an,
die andere Ergebnisse erbringen sollen.
Doch erinnern wir uns an die Aussage des Reliquien-Experten
Prof. Dr. Horst Herrmann, der sagte: "Alles was älter ist, ist durch die Bank weg
gefälscht."
Dazu die Frage: Wird ein Pilger zu einem besseren
Menschen, der zu diesem Tuch pilgert? Und ist es überhaupt von Bedeutung, ob das Tuch echt ist? Oder spielt es gar keine Rolle,
ob echt oder gefälscht, weil es ohnehin nichts bringt?
Die Wallfahrten zum "Heiligen Rock" nach Trier
Dies alles gilt auch für den angeblichen Jesus-Rock in Trier, wo
selbst Kirchenvertreter schon bei der groß gefeierten Wallfahrt 1959 offen
zugaben, dass er nicht echt sei. Französische Würdenträger hatten ja bereits im 19.
Jahrhundert behauptet, sie "hätten den wahren Rock Christi, der zu Trier sei unecht".
Insgesamt gibt es 20 katholische Kultstätten, wo das Gewand von Jesus angeblich
aufbewahrt wird, Trier ist nur der in Mitteleuropa bekannteste der vielen Orte.
Dazu
gibt es auch ein Spott-Lied, das nach der berühmten Wallfahrt zum heiligen Rock
in Trier im Jahr 1844 vom Liedermacher Rudolf Löwenstein geschrieben wurde und
in neuerer Zeit von Hannes Wader vorgetragen wurde. Angeblich sei die Freifrau
von Droste-Vischering auf dieser Wallfahrt durch die Einwirkung der Reliquie von
einer Lähmung geheilt worden. Doch das Misstrauen gegenüber solchen Berichten
war schon damals in der Bevölkerung sehr groß. Vor allem, da Frau von
Droste-Vischering die Nichte des Bischofs war, der natürlich das mit
Abstand größte Interesse daran hatte, dass auf der von ihm initiierten Wallfahrt
auch "Wunder" geschähen, um die Bedeutung der Wallfahrt auf diese Weise noch
einmal zu steigern.
1) Freifrau von Droste-Vischering, Vi-, Va-,
Vischering,
zum heilgen Rock nach Trier ging, Tri-, Tra-, Trier ging.
Sie kroch auf allen Vieren,
sie tat sich sehr genieren,
sie wollt gern ohne Krücken
durch dieses Leben rücken.
Refrain:
Ach herrje, herrjemine, ach, herrje, herrjemine,
ach herrje, herrjemine – Josef und Maria!
2) Sie schrie, als sie zum Rocke kam, Ri-,
Ra-, Rocke kam:
»Ich bin an Händ' und Füßen lahm, Fi-, Fa, Füßen lahm.
du Rock bist ganz unnähtig,
drum bist du auch so gnädig;
hilf mir in deinem Lichte –
ich bin des Bischofs Nichte!«
Refrain: Ach herrje ...
3)
Drauf gab der Rock in seinem Schrein, si-, sa-, seinem Schrein
auf einmal einen hellen Schein, hi-, ha-hellen Schein,
der fuhr ihr in die Glieder,
sie kriegt das Laufen wieder; getrost zog sie von hinnen –
die Krücken ließ sie drinnen.
Refrain: Ach herrje ...
4) Freifrau von Droste-Vischering, Vi-,
Va-, Vischering
noch selb’gen Tags zum Kuhschwof ging, Ki-, Ka-, Kuhschwof ging.
Dies Wunder göttlich grausend
geschah im Jahre tausend-
achthundertvierundvierzig –
und wer’s nicht glaubt, der irrt sich.
Refrain: Ach herrje ...
(Volksgut; zit.
nach angerweit.tikon.ch)
Diese Kritik an
der
Reliquienverehrung stammt also aus dem Jahr 1844, ist also bereits ca. 170 Jahre
alt.
Denn der Inhalt dieses Liedes, eine Heilung durch
angebliche Einwirkung der Reliquie, ist natürlich nicht ernst gemeint. Und
sollte tatsächlich eine gesundheitliche Besserung bei einem der Wallfahrer stattgefunden
haben, dann lässt sich diese ja beispielsweise auch mit dem Placebo-Effekt erklären. Und
auch
für so genannte Spontan-Heilungen, falls diese Berichte nicht ebenfalls
gefälscht sind, braucht es keine Reliquien.
Im Jahr 2011, ein Jahr vor einer weiteren Wallfahrt, ließ
das Bistum Trier dann immerhin verlauten, dass die Echtheit der Reliquie nicht
mehr festzustellen sei. Was sie aber nicht daran hinderte, die Massen von
Gläubigen für die Wallfahrt im Jahr 2012 in Bewegung zu setzen.
Angeblich hätte
Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, die Reliquie im 4. Jahrhundert in
Palästina gesucht, gefunden und anschließend nach Trier gebracht. Erstmals wurde
von diesem Rock aber erst im 12. Jahrhunderts gesprochen, und zwar
in einer nachweislich gefälschten (!) Urkunde, die den Machtanspruch des Bistums
Trier begründen sollte, so Kathrin Weiß in ihrem Buch Die Heilig Rock-Wallfahrt
zu Trier. "Machtanspruch des Bistums Trier"
– dies ist auch eine gute
Erklärung dafür, warum es im Mittelalter plötzlich
hieß, Kaiserinmutter Helena hätte den Jesus-Rock einst nach Trier gebracht.
Und in einem Lexikonartikel heißt es dazu:
"Der Heilige Rock zu Trier wurde 1196 wieder entdeckt und ausgestellt, wenige Jahre später war er nicht mehr auffindbar. Aber 1512 wurde er auf Wunsch Kaiser Maximilians I. wieder aufgefunden und ausgestellt." (wibilex.de)
Und genau aus diesem Grund galt die Wallfahrt von 2012 als das 500jährige Jubiläum dieses Ereignisses, der Zurschaustellung des Stoffes beim Reichstag in Trier 1512. Und dann eben 2012: Zurschaustellung bei einer weiteren Wallfahrt zum "heiligen" Rock nach Trier, mit Saarlands damaliger Ministerpräsidentin und späterer kurzzeitiger CDU-Vorsitzender und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) staunend in der ersten Reihe des Eröffnungsgottesdienstes, gleich neben dem Rock. Und wie gesagt: Die Kirche hat nichts mit Jesus zu tun, sondern pflegt Traditionen aus verschiedenen Götzenkulten.
Für Luther war die Wallfahrt noch ein "lügenhaft Narrenspiel", die evangelische Kirche wallfahrtet heute mit
Neu im Jahr 2012 war, dass es der katholischen Kirche erstmals gelang, die
evangelische Kirche mit ins Wallfahrtsboot zu ziehen.
1512 war das noch anders. Martin Luther schimpfte über das "verführlich,
lügenhaft und schändlich Narrenspiel" von Trier (z. B. Der Spiegel,
15.4.1959; zit. nach
spiegel.de), und die Fälschung des
angeblichen Jesusgewands war für ihn sicher. Und der Humanist Ulrich von Hutten
nannte das Stoffstück ein "altes lausiges Wams" (Der Spiegel, 15.4.1959). 2012 war die lutherische Kirche
jedoch in
der so genannten Lenkungsgruppe für die Vorbereitung der Wallfahrt
integriert und die evangelische Konstantins-Basilika wurde in das
Wallfahrtsgeschehen voll einbezogen.
Den Höhepunkt dieser Wallfahrt erwarteten die Pilger jedoch seit ca. 500
Jahren im katholischen Dom. Dort ist in einem Schrein
aus Glas und Holz dieses Stoffstück gesichert.
Der evangelische Superintendent des Kirchenkreises Trier, Christoph Pistorius,
spricht von einem "Modell für ökumenisches Lernen"
(idea.de, 23.3.2012).
Und der bis 2014 oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland,
EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider, hatte für die Teilnahme an der Wallfahrt
mit den Worten geworben: "Die zeichenhafte Bedeutung des ungeteilten Gewandes
Jesu für eine ungeteilte Kirche ... begründet ... diese ökumenische Initiative."
(idea.de, 23.3.2012)
Präses Nikolaus Schneider wies also auf die symbolische Bedeutung der Reliquie hin. Dass
sie nicht zerrissen ist, sei für ihn ein Zeichen für eine ungeteilte Kirche. Nun
ist die Reliquie aber gefälscht, wie Professor Dr. Horst
Herrmann erklärte, der
selbst ein Fachbuch über Reliquien geschrieben hat.
Wenn der Rock also ein Symbol für etwas Ungeteiltes sein soll, weil er selbst
ungeteilt ist, dann gilt logischerweise auch: Der Rock ist gleichzeitig
ein Symbol für etwas Gefälschtes, weil er selbst gefälscht ist.
Und das liegt ja auch auf der Hand.
Denn beide Großkirchen, die katholische und die evangelische, haben die Lehre
von Jesus gefälscht, und ein treffendes Symbol dafür ist in der Tat eine gemeinsame
Wallfahrt zu einer gefälschten Reliquie, nämlich zum angeblich "heiligen Rock"
in Trier (weiteres zur Wallfahrt 2012).
Katholische Rechtfertigung: Sehnsucht nach "Vergegenständlichung" des Unsichtbaren
Wenn diese vielen Reliquien aus älterer Zeit, über die wir gesprochen haben,
also allesamt oder überwiegend gefälscht sind, dann müsste man aber auch fragen:
Warum haben dann Reliquien im 21. Jahrhundert immer noch eine solche
Anziehungskraft? Und warum werden Reliquien plötzlich auch in der lutherischen
Kirche so positiv gesehen, obwohl doch Martin Luther einst von den nutzlosen
"Hunds- und Rossknochen" (Schmalkaldische Artikel,
Der andere Teil, 2, 5),
gesprochen hatte, die in der Kirche verehrt werden.
Eine Antwort darauf gibt der bekannte katholische Theologe und Psychologe Dr.
Wunibald Müller aus der Abtei Münsterschwarzach, der sich in der Kirche um die
Regeneration niedergeschlagener und depressiver Priester kümmert. Er deutet
eine Reliquie als eine "Brücke für die Sehnsucht nach Gottesnähe". Doch
was haben die angebliche Vorhaut des Jesus-Babys oder seine Windel, das
angebliche Umstandskleid Marias oder angebliche Reste ihrer vertrockneten
Muttermilch, ihr Menstruationsblut oder das Wachs ihrer Sterbekerze mit Gottnähe
zu tun? Verstärken solche Reliquien nicht eher die perversen Phantasien
depressiver Priester statt zu ihrer Genesung beizutragen? Oder welche Ausformung
des Glaubens soll ein Knochen eines heilig gesprochenen Kirchenvaters oder eben ein
Stück Stoff, das Jesus getragen haben soll, bewirken?
"Sehnsucht nach Gottnähe"?
Die Mumie des "heiligen" Hyazinth grüßt die Gläubigen aus der St. Mariä
Himmelfahrtskirche in Fürstenfeldbruck. Hyazinth gründete den Dominikanerorden
in Polen, der wie in allen Ländern die Aufgabe hatte, Abweichler vom
katholischen Glauben aufzuspüren und als "Ketzer" ermorden zu
lassen (Foto links:
Richard Huber; Wikimedia Commons)
Dazu noch einmal der renommierte Theologe Dr. Wunibald Müller.
Die Anziehungskraft des Heiligen Rockes "deutet ... auf eine tiefe Sehnsucht der Menschen hin, etwas Unsichtbares zu vergegenständlichen. Wir brauchen offenbar etwas, das wir sehen können und das uns hilft, das Geheimnis Gottes zu erspüren",
so der katholische Amtsträger zur Rechtfertigung des Reliquienkultes.
(Würzburger Katholisches Sonntagsblatt Nr. 12, 18.3.2012)
Ja, aber wozu braucht es denn
eine solche "Vergegenständlichung"? Jesus und die Gottespropheten haben davon
niemals gesprochen. Sie waren immer Wegweiser zum unsichtbaren Gott, der in
unseren Herzen wohnt, und alle "Vergegenständlichungen", wie sich der Theologe
Dr. Wunibald Müller ausdrückt, waren für sie nichts anderes als Götzenkult.
Jesus und die Gottespropheten lehrten die Gottesliebe und die Nächstenliebe als
Weg zur Nähe Gottes und nicht irgendwelche Vergegenständlichungen von
scheinbaren Geheimnissen.
Doch auch für diese so genannten
"Vergegenständlichungen" gibt es viele Parallelen in der Religionsgeschichte.
Zum Beispiel die Erzählung vom Goldenen Kalb im Alten Testament.
Die Israeliten
in der Wüste wollten genauso wie die Kirchenchristen heute etwas, das sie sehen
konnten und das ihnen half, das angebliche "Geheimnis" Gottes zu erspüren. So die
Erzählung in der Bibel. Also ließen sie den Oberpriester Aaron das Goldene Kalb
gießen. Das Volk hatte endlich etwas vor Augen, wodurch, wie der katholische
Theologe Wunibald Müller es heute ausdrückt, etwas Unsichtbares vergegenständlicht wurde. Die
"tiefe
Sehnsucht der Menschen, etwas Unsichtbares zu vergegenständlichen", wie der
katholische Reliquienverteidiger es formuliert, hatte sich also auch
damals ein Objekt
geschaffen, ein goldenes Kalb.
Und dieses Goldene Kalb oder das Goldene Stierbild der Israeliten galt womöglich
nicht einmal als Gott selbst, sondern eher als eine Art "Thron Gottes", wie
manche Religionswissenschaftler es heute erklären. Also ähnlich wie der Rock von Trier
nur als eine vermeintliche sichtbare "Brücke" zu Gott.
Im wissenschaftlichen Bibellexikon steht über das Goldene Kalb in diesem Sinne
auch folgendes zu
lesen:
"Der Glanz des Goldes verweist mit seiner Leuchtkraft auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes. Er deutet an, dass sich in dem Bild zwei Wirklichkeiten, der irdische und der himmlische Bereich, vereinen und dass das Bild der macht- und heilvollen Präsenz Gottes Ausdruck verleiht sowie Schutz und Segen wirkt" (wibilex.de)
– das Goldene Kalb sollte also angeblich
nur auf
die Herrlichkeit Gottes verweisen, genauso wie die Reliquien.
Doch wenn das alles angeblich so positiv sei, warum hat der große Gottesprophet
Mose dann laut Bibel vor Entsetzen die Steintafeln mit den Zehn Geboten
zerbrochen, als er das Goldene Kalb sah? Und was hat der Prophet dann mit der
wunderschönen goldenen Statue, die gemäß des Wissenschaftlichen Bibellexikons
mit "ihrer Leuchtkraft auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes"
verwiesen
hat, gemacht? Er hat sie ins Feuer werfen und einschmelzen lassen und hat sie
keineswegs als "Brücke zu Gott" anerkannt. Und glaubt die Kirche etwa allen
Ernstes, Mose und alle wahren Gottespropheten und Jesus, der Christus, würden
ihre Reliquien heute als "Brücke zu Gott" anerkennen? Wenn nein, und das müsste
sie ehrlicherweise anerkennen, wohin wird die Brücke aber dann gebaut? Wenn die
Reliquien also keine Wegweiser zu Gott sind, in welche andere Richtung zeigen
sie dann? Welcher Weg wohin ist also mit Reliquien, vor allem mit Leichenteilen,
gesäumt? Wo geht es da hinunter?
So kann man sagen: Sowohl das Goldene Kalb damals als auch die
Reliquien heute sind ein klarer Widerspruch gegen einen Teil des 1. Gebots, das durch Mose
gegeben wurde (nach anderen Zählungen ist es das 2. Gebot), und in dem es wörtlich heißt:
"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist."
Die Sehnsucht nach "Vergegenständlichung des Unsichtbaren", wie katholische
Theologen ihren Reliquienkult rechtfertigen, ist im Licht des ersten Gebotes also nichts anderes als ein
grober Widerspruch gegen dieses Gottesgebot, keine Bildnisse =
"Vergegenständlichungen" anzufertigen oder gar zur verehren oder gar
Wunder von ihnen zu erhoffen, wie es hunderttausendfach im Katholizismus
geschieht. Dies alles ist purer Baalskult; nur in modernerem Gewand.
Denn Gott lässt sich nicht in Kultgegenständen oder teilweise absurden Reliquien finden oder
erspüren, sondern nur im eigenen Herzensgrund und auch im Inneren der
Mitmenschen und aller Lebensformen der Schöpfung. So wie es auch Jesus selbst
lehrte, als Er sagte: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch." Oder
wenn auch Paulus in der Bibel schreibt: Der Mensch selbst ist ein
"Tempel des
Heiligen Geistes". Gott lebt also in uns. Wozu dann aber
Reliquien?
Ablässe und "Wunder" durch Reliquien: Magie oder Ethik
Für die Kirche sind Reliquien von großer
Bedeutung. Denn alle Reliquien stehen auch mit dem Wunderglauben in Verbindung, wie das vorhin
genannte Beispiel
von den Tüchern zeigt, die sich angeblich mit Kraft voll gesaugt haben sollen,
nachdem man sie auf die Knochen des heiligen Nikolaus gelegt hatte. Und die
Reliquien sind auch mit angeblichen
Ablässen von Sündenstrafen im Jenseits verbunden, die jemand nach kirchlicher Lehre in
Verbindung mit der Verehrung einer bestimmten Reliquie erhalten könne. Und so
werden an zahllosen Orten
vermoderte Leichenteile bzw. blanke Knochen geschmückt, zum Beispiel in Samt
eingewickelt und als Reliquien verehrt. Oder es werden Haare, Finger- und Zehennägel oder
angebliche einstige Windeln des Jesus-Babys zur Verehrung ausgestellt.
Hierzu noch einmal eine Stellungnahme des Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Hubertus Mynarek:
"Die Menschen wollen nicht die eigene Tat, wollen nicht die eigene Mühe, die
eigene Anstrengung – und nun kommen die Wunder, nun kommen die Gnaden, die
Wallfahrten, die Prozessionen."
Und warum? Dr. Mynarek:
"Weil das Wunder, das
mir meine eigene Tat, meine eigene sittliche Handlung ersetzt, dort vermeintlich
geschieht. Dort kriege ich’s gerade sozusagen umsonst!" (Voodoo auf
katholisch, a.a.O., S. 34)
Das steckt also hinter der Reliquienfrömmigkeit heute: Der trügerische Glaube,
durch den magischen Reliquienzauber persönliche Ziele und Wünsche erfüllt zu
bekommen.
Doch um es zum Abschluss noch einmal klar zu sagen: Reliquien haben mit Jesus, dem
Christus und mit Seiner Nachfolge nicht das Allergeringste zu tun. Es ist ein
Götzen-Brauchtum aus dem Baalskult, das eng verwandt ist mit dem Voodoo-Kult.
Jesus von Nazareth lehrte im Gegensatz dazu die Gottes- und Nächstenliebe
– ohne Kirchen aus Stein und ohne
Kultgegenstände, ohne Altäre und ohne Reliquien. Und wer Ihm nachfolgen möchte, der
hält auch die 10 Gebote Gottes, in denen es im 1. Gebot unter anderem heißt:
"Du
sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben
im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter
der Erde ist."
Auch die Reliquien sind solche Bildnisse, mit denen der lebendige Gott verhöhnt
und verspottet wird. Dieser Gott, den uns Jesus, der Christus nahe brachte,
lehrte durch Jesus das Halten der Gebote und
die Goldene Regel der Bergpredigt, welche schlicht lautet: "Alles, was ihr wollt, dass
euch die Leute tun, das tut ihr ihnen zuerst." Wozu also Reliquien?
Gott
wohnt in uns – wozu also Kirchen aus Stein und wozu Reliquien?
Jesus zeigte uns
auch, im Gebet Gott in unserem eigenen Herzensgrund zu suchen und zu finden, und
Er sprach dazu: "Geh in dein stilles Kämmerlein und schließ die Türe zu"; damit
wir ungestört in unserem Inneren, in unserem Herzen, Zwiesprache, mit Gott,
unserem liebenden Vater halten können. So sind wir gesegnet und wir können uns
mit neuer Kraft den Aufgaben unseres Alltags widmen. Wenn also Gott in uns lebt,
wozu dann Reliquien? Wenn Gott in uns lebt, wozu dann überhaupt Kirchen aus
Stein?
Ein treuer Nachfolger von Jesus, Stephanus, gab auch dazu eine klare Antwort:
"´Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht` – gemeint ist Jesaja – ´Der Himmel ist Mein Thron, und die Erde der Schemel Meiner Füße; was wollt ihr Mir denn für ein Haus bauen`, spricht der Herr, ´oder was ist die Stätte Meiner Ruhe? Hat nicht Meine Hand das alles gemacht?`" (Apostelgeschichte 7, 48)
Doch die damaligen Priester wollten das nicht hören, und sie haben Stephanus
deswegen gesteinigt. Und auch die Priester heute wollen das nicht gerne hören.
Denn auch im so genannten kirchlichen Christentum hat man das genaue Gegenteil
davon gemacht, was Jesaja, was Jesus von Nazareth, was Stephanus lehrten. Man
hat unzählige Tempel und Kirchen gebaut, die mit Händen gemacht sind. Und über
diese Kirchengebäude heißt es also auch in der Bibel klar: Dort wohnt der
Allerhöchste nicht. Schon das Kirchengebäude hat also mit Gott nichts zu
tun. Und dann doch erst recht nicht die Reliquien, die dort aufbewahrt werden.
Was sind die Kirchen aber dann? Wer hat sich dann dort eine Wohnung
eingerichtet, wenn es Gott nicht ist?
Um zu Gott zu finden, braucht man die Kirchen also nicht, muss man Kirchen sogar
meiden. Denn sie sind ausdrücklich keine Gotteshäuser, wie es auch in der Bibel
der Kirchen heißt. Dies gilt auch für Kultgegenstände, Altäre und Reliquien. Man kann eine Kerze anzünden
– als Symbol dafür, dass Gott, das innere Licht, das Leben, in uns wohnt, und
dass dieses Licht auch im Inneren meines Nächsten brennt, der mein Bruder, der
meine Schwester ist. Aber man sollte mit einer Kerze nicht die Behausung
gottferner Kräfte zu erhellen versuchen, weil man diesen dunklen Kult damit auch
noch stärkt.
Man kann auch in die Natur gehen, um dort das Leben wahrzunehmen, da Gott auch
in jedem Tier, in jeder Pflanze und in jedem Mineral ist – es ist die großen
Einheit der Schöpfung, weswegen wir auch den Tieren kein Leid antun und die
Pflanzen und andere Lebensformen respektvoll behandeln sollen. Das ist
der Wille von Christus. Der Toten- und Reliquienkult der Kirche, das gehört zum
Wesen des Götzen Baal.
Der
Gottesprophet Elia sagte laut Bibel der Kirche:
"Ist aber der Herr Gott, so folgt Ihm nach. Ist aber Baal Gott, so folgt ihm nach." (1. Könige 18, 21)
Beides zusammen geht nicht.
Pilgerweg nach Santiago de Compostela
Katholische Wallfahrt zum Grab eines "verdammten" "Ketzers"?
Die Wallfahrten zum
"Jakobsgrab" in Santiago de Compostela im Norden Spaniens
hatten
in den letzten Jahren zugenommen [Stand: 2013]. Im Jahr 1989 fand dort der "Weltjugendtag" der römisch-katholischen
Kirche statt, eine halbe Million Teilnehmer sollen
damals in den
95.000-Einwohner-Ort gekommen sein.
Zuletzt zog Santiago de Compostela jährlich über 10 Millionen Pilger an; etwa 180.000
von ihnen unternahmen die Reise zu Fuß, mit dem Fahrrad
oder zu Pferd.
Der 24.7.2013
markierte dann einen schwerwiegenden Einschnitt in der Geschichte des
Ortes. Ein Zug, in dem sich auch
Pilger befanden, entgleiste kurz vor Einfahrt in den Bahnhof von Santiago de
Compostela – ein entsetzliches Leid für viele Menschen, 79 kamen ums
Leben. Die Feiern am "Grabmal" anlässlich des Ehrentages von
"Jakobus" (= Santiago) am 25.7., einem offiziellen Feiertag
der Region Galizien, wurden daraufhin im Jahr 2013
abgebrochen. Das große
Feuerwerk auf dem Platz vor der Kathedrale stand am Abend des Unglücks unmittelbar bevor.
Die Legende, dass eine kopflose Leiche
Jakobus sei
Sind es die Knochen des in die "Hölle"
verfluchten Priscillian?
Friedfertiger Bruder von Jesus nun angeblich blutrünstiger Heerführer
Fest für "Baal-Santiago"
Die Zugtragödie 2013 und
das eingeleitete Ende der
Kult-Feiern
Heidnische Symbole des Jakobswegs
Der Missbrauch des Jakobus – vom Jünger zum
kirchlichen Krieger
2013 – Weitere Unglücke bei Pilgerfahrten und an
Pilgerorten
Der Virus bremst "Heiliges Jahr 2021" aus
Worum geht es beim Pilgerweg nach Santiago de Compostela? Viele Menschen haben bereits Pilgerreisen nach Santiago de Compostela unternommen. Und auch wenn ein großer Teil von ihnen die Reise gar nicht aus frommen Erwägungen antrat, sondern eher aus einer unbestimmten inneren Suche heraus oder weil die sportliche Herausforderung reizte, so wären die Pilger doch sicherlich erstaunt, wenn sie erfahren würden, dass sie keineswegs zum Grab eines katholischen "Heiligen" pilgerten, sondern möglicherweise zu den Knochen des ersten Christen, den die römisch-katholische Kirche wegen abweichlerischen Glaubens hat ermorden lassen, Priscillian. Die "sterblichen Überreste", wie man sagt, werden in einer in Silber verkleideten Urnen-Truhe in der Kathedrale von Santiago de Compostela verehrt, und besonders viele Gläubige laufen immer am 25.7. daran vorbei, bzw. sie holen sich an diesem Tag ihre kirchenamtliche Pilger-Urkunde "La Compostela".
Die Legende, dass eine kopflose Leiche Jakobus sei
Der spanische Literaturprofessor Fernando Sanchez Dragó hat die
"magische Geschichte des Jakobswegs" untersucht wie kaum ein anderer. In
seinem gleichnamigen Buch (Historia mágica del Camino de Santiago,
Barcelona 1999) geht der Autor der Frage nach, weshalb im
Hochmittelalter plötzlich wie aus dem Nichts die Legende auftauchte,
der
Apostel Jakobus sei nach Spanien gekommen und liege dort begraben. Was
war voraus gegangen?
Fernando
Sanchez Dragó verweist auf die maßgebliche katholische Legende, wonach
die Leiche des Jesus-Bruders Jakobus, des ehemaligen Leiters der
Urgemeinde in Jerusalem, einst in einem Boot an die Nordküste Spaniens gebracht
worden sei – und zwar ohne Kopf! Diese Legende entbehrt jeder
wissenschaftlich gesicherten Grundlage und ist
ganz offensichtlich nur
eine der unzähligen erfundenen Reliquien-Geschichten des Katholizismus.
Das Detail von einer Leiche ohne
Kopf würde jedoch genau auf jemand anderen zutreffen. Nämlich auf den
Spanier Priscillian, der im Jahr 385 in Trier wegen seiner
abweichenden Auffassungen vom römisch-katholischen Glauben hingerichtet – geköpft – wurde.
Seit dem Jahr 380 stand auf Abweichungen vom Katholizismus im Imperium
Romanum die Todesstrafe.
Später
holten Anhänger und Freunde von Priscillian den Leichnam in Trier ab und brachten ihn zurück
ins heimatliche Spanien. Und zwar vermutlich per Schiff.
Hinter der
katholischen Legende vom kopflosen Jakobus-Skelett könnte also eine wahre Begebenheit stecken.
Zwar ist eine der beiden wahrscheinlichen Möglichkeiten, dass im angeblichen
Grab des Jakobus, dem Ziel der Wallfahrten, nur die Knochenreste eines
unbekannten Toten liegen. Die andere Möglichkeit ist jedoch, dass die
Pilger, statt zum "Jakobusgrab", unwissend zum Grab des in die
katholische Hölle verdammten "Ketzers" Priscillian pilgern.
Sind es die Knochen des in die "Hölle" verfluchten Priscillian?
Priscillian,
Spanier und Bischof in Ávila, vertrat ein ursprünglicheres Christentum,
das frei war von dogmatischen Verfälschungen und Verhärtungen. Er lehrte unter anderem die
Möglichkeit wiederholter Einverleibungen, also die Reinkarnation, und er empfahl eine vegetarische
Ernährung. Er war weiterhin der Auffassung, dass der Geist Gottes auch in der
Natur gegenwärtig ist – was in der Kirche bis heute als "Pantheismus"
verteufelt wird.
Priscillian gilt in der Geschichte der Kirche als der erste
"Ketzer", der – mit einigen seiner Gefährten – wegen seiner
nicht kirchenkonformen Glaubensüberzeugungen ermordet wurde.
Professor Sanchez Dragó stellt in seinem Buch
die Frage, ob man diesen aufrechten Mystiker nicht in Wirklichkeit als den "größten
Spanier der Geschichte" betrachten müsse.
Sicher ist jedenfalls, dass seine
– anders als beim Katholizismus – dem
ursprünglichen Christentum teilweise noch nahe stehende Lehre trotz des Eingreifens
der Inquisition (die ab dem 4. Jahrhundert allmählich aufgebaut wurde)
in Spanien noch längere Zeit
nachwirkte.
Auch die Westgoten, die nach seinem Tod Spanien eroberten,
waren zunächst (bis Mitte des 6. Jahrhunderts) keine Katholiken, sondern
führten als arianische Christen ganz ähnliche Ideen mit sich als
diejenigen Priscillians. Es ist
also durchaus möglich, dass sich das Grabmal – lateinisch "compositum"
– des
"Ketzers" im Laufe der Zeit in eine Stätte der Verehrung verwandelte,
die heute "Compostela" genannt wird. Dieser Begriff wird zwar meist
mit "Sternenfeld" (campus stellae)
übersetzt, er könnte aber auch von "compositum"
(= Grabmal) abstammen.
Kirche machte friedfertigen Bruder von Jesus zum blutrünstigen Heerführer
Es wäre nicht das erste Mal, dass die katholische Kirche mit ihrem
"Kamelmagen" (Sanchez Dragó) ein ihr wesensfremdes Erbe
vereinnahmt, missbraucht und – vermischt mit heidnischen Symbolen (siehe
Kasten) – zu
einer "uralten" katholischen Tradition gefälscht hätte.
Allerdings spiegelt sich in der
mittelalterlichen Jakobslegende – trotz aller Wirklichkeitsferne –
auch der Wunsch, einen Ort weit weg von Rom zu finden, von dem man
das Heil erhoffte – also im Grunde ein nicht-römisches (und
nicht-byzantinisches) Christentum.
Die Kirche jedoch machte aus dem friedfertigen
– und wie Priscillian ebenfalls vegetarisch lebenden –
Jesus-Bruder Jakobus einen
kriegerischen Heiligen. Sankt Jakob
wurde zum "Maurentöter" umfunktioniert und für die kriegerischen Ziele
spanischer katholischer Heere in vielen Schlachten des Mittelalters eingespannt. Bei der Eroberung der unter maurischer Herrschaft stehenden
spanischen Halbinsel (reconquista) wurde so ausgerechnet Jakobus, Bruder des Jesus und Vegetarier,
missbraucht, um als
Soldatenheiliger die "Seinen" in blutige Kämpfe zu treiben (siehe
Kasten).
Alljährlicher Höhepunkt der Jakobus-Feiern war bis 2012 jeweils das mehrtägige so genannte Apostelfest "Apostol" Ende Juli anlässlich des alljährlichen Ehrentages von "Jakobus" (spanisch: Santiago) am 25.7., da am 25.7.816 die nach Jakobus benannte Kathedrale eingeweiht worden war.
Foto: Für viele ein monströses "Compositum"= Grabmal – die Kathedrale von Santiago de Compostela (Wikimedia Commons Lizenz; E-roxo 2005)
Man könnte auch von "Baal-Santiago"
als dem Schutz- und National-"Götzen" für Spaniens Katholiken sprechen, da die verehrte virtuelle Person ja
weder etwas mit dem ursprünglichen Jesus-Jünger Jakobus zu tun hat noch die
verehrten Knochen echt sind.
Religionsgeschichtlich sind die katholischen Heiligenverehrungen nichts
anderes als Weiterentwicklungen der antiken Vielgötterei; und so könnte man
bei dem Kult in Santiago de Compostela auch von einer modernen
Form des antiken Götzen-Baal-Kults
sprechen.
Alle Jahre wieder am 24.7. mittags um 12 Uhr läuteten bis 2013 die Glocken das
katholische Spektakel ein, das in der Nacht einem ersten Höhepunkt zustrebte:
"Das
Feuerwerk zu Ehren des Apostels wird ergänzt durch Feuerwerkseffekte, die
die gotische Fassade der Kathedrale nachzeichnen. Regionale Folkloretänze
und Dudelsackmusik sind weitere Bestandteile der Feier. Konzerte und
Volksfeste bejubeln in allen Ecken der Stadt den Ehrentag des hl. Jakobus.
In der Kathedrale findet die Ehrung des Heiligen mit dem Schwenken des ´Botafumeiro`
statt. Dabei handelt es sich um ein riesiges Weihrauchgefäß, das mit hoher
Geschwindigkeit durch das Querschiff der Kathedrale schwingt und dabei alles
mit Weihrauchduft erfüllt."
(spain.info)
Die Zugtragödie 2013 und das eingeleitete Ende der Kult-Feiern
Im
Jahr 2013 passiert dann die schreckliche Tragödie. Das "Botafumeiro"
schwang in diesem Jahr nicht "mit hoher Geschwindigkeit" durch die
Kathedrale. Denn aufgrund deutlich überhöhter Geschwindigkeit
war zuvor der
Schnellzug aus Madrid unmittelbar vor Santiago de Compostela aus den
Gleisen gesprungen. Der Zugführer, so wird berichtet, sei ein Mann gewesen,
"der mit
einem Kruzifix um den Hals Tag für Tag auf die Gleise blickte" (ntv.de,
26.7.2013). Und auch im Zug saßen überwiegend Gläubige
– Pilger, die rechtzeitig zum Feuerwerk
für den Schutzpatron Baal-Santiago vor Ort sein wollten, darunter auch italienische
Jugendliche. 79 Menschen kamen ums Leben, viele wurden schwer verletzt, der
spanische Präsident hatte Staatstrauer angeordnet.
Schwer vorstellbar, in welcher Form die Feiern in Zukunft zumindest in dieser Form wieder aufgenommen
werden, da der 24. Juli nun zugleich der Gedenktag
der furchtbaren Zug-Tragödie sein wird. Zum Vergleich: Die Love Parade in Deutschland
war nach der Katastrophe 2010 in Duisburg mit 21 Toten am Ende.
Für
viele Menschen war das religiöse Spektakel in der Kathedrale und in der Stadt dabei
– im wahrsten
Sinne des Wortes – im Rückblick nur Schall und Rauch, allerdings gut für den
"Tourismus".
Nimmt man die Inhalte, welche die Kirche dort präsentierte, jedoch ernst, so
gilt: Sie kann
trotzdem nicht verhindern, dass
immer mehr
Menschen ahnen, dass das ersehnte Christentum "weit weg von Rom" auch
"weit
weg von Santiago de Compostela" sein müsse;
und dass sie keine Ruhe geben, bis sie es gefunden haben.
"Das Reich Gottes ist in euch",
lehrte Jesus von Nazareth, im Inneren einer jeden unsterblichen Seele.
Wer daran glaubt, für den gibt es auch keine Unterbrechung des Lebens. Auf
den letzten Atemzug im Diesseits erfolgt sogleich der erste Atemzug im
Jenseits. Und auf dem Weg dorthin
kehrt man Priestern und der Kirche den Rücken.
Der Virus bremst Heiliges Jahr 2021 aus
Das Jahr 2021
ist in Santiago de Compostela als "heiliges Jahr" geplant, weil in diesem
Jahr der 25.7. auf einen Sonntag fällt, was immer zu so genannten "heiligen
Jahren" führen soll. Doch "die
Vorbereitungen zum heiligen Jahr 2021 – genannt Xacobeo 2021 – sind
angesichts der Krise mit dem Corona-Virus Covid-19 unter andere
Voraussetzungen geraten"
(pilgern.ch/heiliges-jahr/). Ob dort also so genannte "Superspreader"
das Virus unter den Gläubigen verbreiten bzw. dort vieles nur digital
kanalisiert wird, wird sich zeigen. Wie immer sind die Politiker
jedoch spendabel, wenn es um eingenommene Steuergelder geht, die man für die
Kirche ausgibt. Der Präsident der Region Galizien
Alberto Núñez Feijóo
"kündigt
an, dass 5 Millionen Euros als Quersubvention geplant seien".
Denkbar für manche ist auch eine weitgehende Absage, was
auch für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 angedacht wird, die am
23.7.2021 beginnen sollen.
"Seit dem späten 9. Jahrhundert wurde dem
Apostel, der sich [in Spanien] zum Nationalheiligen entwickelte, zunehmend eine
militärische Funktion zugeschrieben. König
Alfons III. von Asturien (866-910) führte seine Siege auf das
Eingreifen des Heiligen zurück. Dabei handelte es sich um Kämpfe
nicht nur gegen die
Mauren,
sondern auch gegen christliche Feinde. |
Nachrichten:
Reliquien aktuell
27.1. / 29.1.2014 / 28.4.2014
–
Kurz vor geplanter
"Heiligsprechung" – Blutreliquie von Papst Johannes Paul II. in Italien
gestohlen
– Am 27.4.2014
wurde der
schon "selig" gesprochene Papst
Karol Wojtyla auch "heilig" gesprochen. Das bedeutet auch, dass der rituelle
"Wert" von drei kirchlich "anerkannten" Blut-Reliquien des verstorbenen Kirchenführers noch einmal
erheblich angestiegen ist. Eine davon wurde in der Kapelle San Pietro della Ienca
in dem Gebirgszug der Abruzzen in Italien verehrt, und sie trug die Aufschrift: "Ex Sanguine Beati Joannis Pauli II. Papae" (= Ex-Blut des
seligen Papstes Johannes
Paul II).
In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 2014 wurde dieses Blut jedoch
entwendet. Bezeichnenderweise sind katholische Reliquien vor allem in
Satanisten-Kreisen sehr begehrt, und hier kann man auch einmal
fragen: Warum wohl? Gilt hier nicht vielleicht auch der Grundsatz "Gleiches
zieht zu Gleichem"?
Während zunächst berichtet wurde, es handelte
sich um eine Ampulle mit Blut, das dem verstorbenen Papst einst zu Lebzeiten von
einem
Arzt abgenommen worden war, änderten italienische Zeitungen später die
Meldung und schrieben nun, es sei anscheinend ein Stück vom cremefarbenen Kleid des Papstes gewesen,
das dieser bei dem Attentat im Jahr 1981 getragen habe und das nach dem Schuss, der
den Papst verletzt hatte, Blutflecken hatte. Wie aus einem Beweisstück bei einem
Verbrechen eine Reliquie wurde oder geworden sein soll, wird jedoch nicht
berichtet. Mehr zu den
so genannten Blutreliquien des verstorbenen Kirchenführers siehe
oben.
An dieser Stelle kann auch an Folgendes erinnert werden:
Das
abnorme Trinken von Blut gehört zu den großen Gemeinsamkeiten von
Katholizismus und Vampirismus. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass
beim Vampirismus das Blut eindeutig echt ist, während der Katholizismus nur –
bei Androhung ewiger Hölle an Zweifler – behauptet, dass es sich bei seinem Kult
ebenfalls um
"reales"
echtes Blut
handle und nicht nur um Wein, der symbolisch als Blut gedeutet würde.
Foto:
Darstellung
eines Vampirs
(Free Art Licence, Jean-no, 2005)
– Die Blutdiebe werden
in Satanisten- bzw. Vampiristen-Kreisen vermutet.
Angeblich sei das Blut im Katholizismus vor allem das Blut von Jesus, doch wird
Jesus hierbei nur übel missbraucht, denn Er hat niemals einen solchen Kult
eingesetzt, sondern sprach beim Mahl mit Seinen Jüngern symbolisch von
Seinem "Blut", das Er dann tags darauf bei seiner furchtbaren Hinrichtung real
vergoss.
In späterer Zeit fügte der Katholizismus seinem Kult immer mehr
reale Blutreliquien wie diejenigen von Papst Wojtyla hinzu, und er schlug damit
weitere geistige Brücken zu den Vampir-Kulten, womit er auch die geistige
Verwandtschaft bezeugte. Denn von der Verehrung echten Blutes ist es nur noch
ein einziger Schritt, um dieses Blut dann auch zu trinken – sei es das Blut aus
einer Ampulle oder indem man Blut aus einem Kleidungsstück heraus wäscht und
ebenfalls trinkt. Und so werden die Diebe auch in Satanisten-Kreisen vermutet.
Blutkulte stehen oft auch in Verbindung
mit äußerer Gewalt oder gar Gewaltherrschaften. Und wenn beispielsweise durch Tötungen, Morde
und Kriege unzählig
viel Blut vergossen wurde, dann heißt es manchmal, die Täter seien "trunken von Blut";
so, als ob sie Blut getrunken hätten. Das eindringlichste Beispiel für eine
solche grausame Verbrechensgeschichte ist die
Kirchengeschichte und dort wird von den Verantwortlichen parallel dazu im Kult
seit Jahrhunderten zusätzlich noch Blut getrunken (vgl. dazu entsprechende Bibelstellen in der
Offenbarung des Johannes).
So
mancher Zeitgenosse versteht jedoch den enormen Aufwand nicht, den die Polizei
in Italien betreibt, um die Reliquie wieder in die Hände zu bekommen. 50 Polizisten wurden
eigens für einen Suchtrupp abgeordnet, falls die Ampulle bzw. das blutgetränkte
Stoffstück z. B. in der Nähe ihres
letzten Aufbewahrungsortes weggeworfen worden wäre.
Verständlicher wird die Aufregung, wenn man
weiß, dass das blutverschmierte Stoffstück einen Gläubigen-Boom in der Region
ausgelöst hatte: "Dank der Reliquie und der vielen Pilger, die daraufhin zur
Kirche San Pietro della Ienca anreisten, konnten das ziemlich heruntergekommene
Gotteshaus und einige verfallene Häuser in der Umgebung von Grund auf
restauriert werden." (stuttgarter-nachrichten.de, 29.1.2014)
Und ohne Blut würde die sprudelnde Einnahmequelle für die Kirche wieder
versiegen.
Als mögliche Verdächtiger für den Diebstahl kommen übrigens auch Häscher des
Vatikan in Frage. Ein andauernder Streit zwischen dem Erzbischof und der Kurie
in Rom einerseits und der Gläubigen-Vereinigung "San Pietro della Ienca"
andererseits wurde im Herbst 2013 am "Heiligtum" so massiv ausgefochten, dass
die italienische Polizei einschreiten musste, um den Konflikt einzudämmen. (stuttgarter-nachrichten.de,
29.1.2014)
Dass man überhaupt mit einem schmutzigen Stück Stoff einträgliche Pilgerströme
herbei führen kann, liegt an der katholischen Lehre: In dem
offiziellen römisch-katholischen Lehrbuch Der Glaube der Kirche wird zu den
Reliquien als bis heute verbindliche Kirchenlehre dokumentiert:
"Zu
verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der
Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie
hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue" (Randnummer 475).
Dieser Lehrsatz wurde auf dem Tridentinischen Konzil 1563 verabschiedet und ist
unveränderbar zu glauben.
Das heißt dann praktisch: Nicht die Bluträuber würden laut Kirche später in eine
angeblich ewige Hölle kommen – vorausgesetzt, sie würden das Diebesgut kirchlich
korrekt verehren. Sondern wer sich über diesen Kult lustig macht oder ihn
ablehnt, wird kirchlich entsprechend verurteilt. Da nützt es überhaupt nichts, wenn man
den Reliquienkult nicht befürwortet und offiziell Katholik bleibt. Die
Betroffenen werden in eine angeblich ewige Hölle verurteilt, auch wenn sie sich
zeitlebens als "Katholiken" bezeichnen und Kirchensteuer zahlen.
Und so sagte auch der neue Papst Jorge Bergoglio in
seiner ersten "Enzyklika" unmissverständlich: "Da der Glaube
einer ist, muss er in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit bekannt werden.
Gerade weil alle Glaubensartikel in Einheit verbunden sind, kommt die Leugnung
eines von ihnen, selbst von denen, die weniger wichtig erscheinen, der
Beschädigung aller gleich."
("Lumen fidei" 2013, Abs. 48)
19.5.2016 –
Papst-Haare feierlich in katholischen Altar bei Hannover eingelassen
– In Niedersachsen gibt es nicht so viele Katholiken. Doch nun soll eine
neue Papst-Reliquie Gläubige "nach Laatzen locken" (welt.de, 18.5.2016).
In einem feierlichen "Gottes"-Dienst wurde ein Gefäß mit Haaren von Papst
Johannes Paul II. in den Altar eines Seniorenwohnheims eingebaut. Der Leiter der
Einrichtung hatte die Haare in Polen geschenkt bekommen, wo auch noch andere
"körperliche Überreste" von Karol Wojtyla im Umlauf sind. Die Wirksamkeit der
Leichenfledderei bei den "heilig" Gesprochenen muss von allen Katholiken unter
Androhung ewiger Höllenstrafen bis heute geglaubt werden. Im offiziellen
Lehrbuch Der Glaube der Kirche von Neuner/Roos heißt es wörtlich:
"Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien
der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie hat
die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue." (N/R, Nr. 475)
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