Der Theologe Nr. 10, aktualisiert am 22.8.2022
Viele Menschen erhofften sich eine Besserung durch
die so genannte "Reformation". Doch sie bewirkte nur eine Spaltung der
herrschenden Priesterkaste, vor allem in Mittel- und Nordeuropa. Gegen Urchristen,
urchristliche Propheten und gerechte Männer und Frauen ging der Katholik Luther
– der zum Namensgeber der sich bald mit der
Romkirche bekriegenden lutherischen Kirche wurde – dabei in einem Ausmaß
vor, das seiner inquisitorischen Mutterorganisation in nichts nachstand.
Hinrichtungsforderungen gegenüber Andersdenkenden waren bei ihm die Regel.
Nimmt man den Gründervater der Lutherkirchen beim Wort, der die Romkirche, aus
der er hervor ging, als "Hure Babylon" bezeichnete, dann kann man angesichts
der ebenfalls unzähligen Opfer dieser seiner Reformationskirche folgern: Die
"Hure Babylon" hat ein Kind geboren. Die Vertreter der Priesterkaste nennen
sich im Protestantismus "Pfarrer" und "Pastoren", und wehe auch den Menschen, die
sich diesem "reformierten" System nicht unterwarfen – dort, wo es die Romkirche
als gesellschaftliches Herrschaftssystem abgelöst hatte!
Während Martin Luther nach dem Reichstag in Worms von Januar bis Mai 1521 selbst noch in
Todesgefahr war, lästerte er bereits gegen die Gottesboten in der sächsischen Stadt Zwickau, von ihm "Zwickauer Propheten"
genannt. Dies erscheint im Nachhinein wie ein evangelischer Verfolgungs-Auftakt
gegen alle Urchristen. Seit Mai 1521 war Luther dann auf der Wartburg in
Eisenach unter dem Schutz des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, bekannter unter
dem ihm zum Ruhm verliehenen Namen "Friedrich der Weise".
Zu Beginn des Jahres 1522, gut drei Jahre vor dem Bauernkrieg, kehrte Luther
dann nach in Wittenberg
zurück und es kam dort zu einer
Begegnung mit schwerwiegenden Folgen. Markus Stübner, einer der von Luther
attackierten Jesus-Nachfolger aus Zwickau, wollte Martin Luther eine prophetische Botschaft überbringen, die er aus der
geistigen Welt für Luther empfangen hatte. Doch Luther
ließ Stübner kaum zu Wort kommen, beschimpfte und verleumdete ihn von Anfang an. Mit dem Satz
"Eurem Geist hau` ich auf die Schnauze" setzte er den Propheten
schließlich vor die Tür, ohne
ihn näher anzuhören. Danach reiste er selbst nach Zwickau und predigte dort
mit staatlicher Unterstützung vom Balkon des Rathauses gegen die dortigen
Urchristen und ihre prophetischen Künder, die daraufhin aus der Stadt vertrieben wurden. Über
Martin Luther jedoch heißt es nach diesen Ereignissen des Jahres 1522:
"Sein
Ansehen und seine Macht sind nicht mehr anzutasten"
(Michael Meisner, Martin Luther – Heiliger oder Rebell, Lübeck 1981, S. 133). Was aber hatte den Namensgeber und geistigen Vater
des evangelischen Glaubens zuvor so aus der Fassung gebracht und zu dem Kampf in
Zwickau gegen die dort wirkenden Gottesboten provoziert?
Zwickau war eine Stadt mit vielen armen und hart arbeitenden Menschen:
Handwerkern, Bergarbeitern in den nahe gelegenen Erzgruben des Erzgebirges und
Lohnarbeitern in den Textilmanufakturen. Einer davon war der schlichte Tuchweber
Nikolaus Storch, der ein redliches Leben nach den Geboten von Christus
führte und eines Tages das "Innere Wort" empfing, eine innere Verbindung mit der
göttlichen Welt mit Hilfen und Ratschlägen für jede Alltagssituation. In der
Kirchengeschichtsschreibung heißt es abwertend, er hatte "Visionen". Aus dem
Reich Gottes erhielt
er über das Innere Wort den Auftrag, die ethischen "Verwilderungen" in der Bevölkerung beim
Namen zu nennen und zur Buße und ernsthaften Nachfolge Jesu aufzurufen.
Auch der Tuchmacher Thomas Drechsel empfängt in der Folge eines
schlichten Lebens in der Nachfolge Jesu das Innere Wort und vernimmt ebenfalls einen solchen Auftrag.
Und der ehemalige Wittenberger
Student Markus Stübner ist der dritte namentlich bekannt gewordene
Gottesbote, der prophetische Botschaften empfängt. Er
gilt gleichzeitig als der einzige "Gelehrte" der Bewegung.
Die "Zwickauer Propheten", wie sie von Luther mit einem ironischen Unterton
genannt wurden,
prangerten auch den Reichtum der Kirche und der Klöster an und die Gewalt der
Obrigkeiten gegenüber dem Volk.
Durch das von Nikolaus Storch, Thomas Drechsel und
Markus Stübner weitergegebene Wort erfuhr die
Bevölkerung ab 1520, dass die Sakramente der Kirche nutzlos sind und dass Kindertaufe
und Priestertum nicht dem Willen Gottes entsprechen. Jeder Mensch trage ein
"inneres Licht" im Herzen, die Gottlosigkeit gehe zu Ende und das Friedensreich,
von dem die Propheten aller Zeiten sprachen, würde bald beginnen.
Die beiden Weber und der Student lösen Betroffenheit und überwiegend Zustimmung bei
der Bevölkerung aus, welche die Mahnungen zu einem echten christlichen Leben zu
einem großen Teil befolgten bzw. befolgen wollten. "Allein der Glaube genüge",
der Kampfruf von Luther und seinen Anhängern, entspreche nicht der Botschaft von
Christus, was auch anhand der biblischen Evangelien leicht nachweisbar ist.
(siehe hier)
Über den Aufbruch in Zwickau schreibt der Historiker Gerhard Wehr in der
Rowohlt-Monographie über Thomas Müntzer (Reinbek 1991):
"Ein
euphorisches Glücksgefühl ließ schon die wirtschaftliche Abhängigkeit und
Bedrängnis der Weber und Berggesellen nicht aufkommen. Der tiefe Ernst, der sie
beseelte, erwuchs ihnen durch bedingungslose Nachfolge Christi. ... Deshalb auch
ihre Skepsis gegenüber einer oberflächlich verstandenen Rechtfertigung des
Sünders, deshalb auch ihre Ablehnung einer ´billigen Gnade.`"
(S. 27)
Doch der Rat der Stadt Zwickau mit dem Bürgermeister Hermann Mühlpfort an der
Spitze fühlte sich
provoziert und bedroht. Hermann Mühlpfort war einer der engsten Freunde Martin Luthers. Der
Reformationsmönch Luther hatte dem Zwickauer Bürgermeister im selben Jahr 1520 sogar seine Schrift
Von der Freiheit eines Christenmenschen gewidmet, in der Martin Luther die zentrale
evangelische These aufstellte, "dass ein Christenmensch am Glauben genug hat"
und
dass er "gewisslich von allen Geboten und Gesetzen entbunden" sei. Zwar seien
"gute Werke" wichtig, so Martin Luther, doch für das Heil nicht nötig,
was im Luthertum bis heute geglaubt wird und
wodurch die Hemmschwelle, Böses zu tun, immer wieder massiv gesenkt wurde und
wird. Von Kritikern wird diese Lehre folglich auch oft mit "billiger Gnade" umschrieben (mehr dazu
hier).
Der "Scheinglauben" der LutherischenKonrad Grebel aus Zürich, ein Zeitgenosse Luthers und Müntzers, schreibt im Blick auf die "Lutherischen" an Thomas Müntzer, es wolle "heute jedermann im Scheinglauben selig werden, ohne die Früchte des Glaubens". (Brief an Thomas Müntzer, zitiert nach Barbara Beuys, Und wenn die Welt voll Teufel wär, Reinbek 1982, S. 248)
Anmerkung: |
Dagegen wandten sich die Gottesboten aus Zwickau,
die auch im positiven Sinne tatsächlich "Zwickauer Propheten" waren. Denn Jesus von Nazareth sagte
klar,
dass es auf das Tun Seiner Botschaft ankomme, nicht lediglich auf den Glauben. Nach
biblischem
Vorbild wurden in Zwickau zwölf "Apostel" und "72 Jünger" gewählt, und, ähnlich
wie im frühen Urchristentum, hatten Frauen gleichberechtigte Aufgaben in der
neuen urchristlichen Gemeinschaft, und einige von ihnen waren auch Prophetinnen.
Die beiden Zwickauer Pfarrer Nikolaus Hausmann und Thomas Müntzer reagierten
sehr unterschiedlich auf die prophetische Volksbewegung. Nikolaus Hausmann, Pfarrer der
Marienkirche, stellte sich dagegen. Thomas Müntzer, Pfarrer der Katharinenkirche,
war
jedoch beeindruckt, reagierte mit Demut gegenüber der Vollmacht der Gottesboten und schloss sich
ihnen an.
Aus der Ferne wütete Martin Luther nun gegen die "Rottengeister", die in Zwickau "hausen"
und die dort seiner Meinung nach für "Unruhe" sorgen würden.
Durch das Aufeinandertreffen von Anhängern und Gegnern der Gemeinschaft wären –
so die Kirchengeschichtsschreibung – "Tumulte" in der Stadt entstanden.
Der Staat müsse im Sinne der reformatorischen Priesterkaste eingreifen, so Luthers Forderung.
Thomas Müntzer (1490-1525) – nach dem Scheitern der friedfertigen Gottesboten in Zwickau, der "Zwickauer Propheten", schloss er sich den Bauernprotesten an, die in einen kurzen verlorenen Krieg mündeten. Müntzer wurde hingerichtet.
Einem Schriftstück aus den Reihen der
prophetischen Bewegung zufolge bestand deren "Verbrechen" in Folgendem:
"Wir brauchen keine Bibel, denn Gottes Geist redet unmittelbar mit uns; und
braucht man keine Bibel, so braucht man auch keine Predigt; braucht man aber
keine Predigt, so braucht man auch keinen geistlichen Stand mehr; Kindertaufe
ist wertlos, denn die Erleuchteten selbst sind die sichtbare Gemeinde der
Heiligen" (zit. nach Dominique Baumann, Predigt vom 27.8.2017,
studylibde.com/doc/17798519)
Keine Pfarrer mehr? Keine Priesterkaste? Keine
Wassertaufe und
damit keine Vereinnahmung von Säuglingen als Mitglieder mehr? Die Zwickauer Propheten
gingen in den Spuren des Jesus von Nazareth.
Die so genannte Geistlichkeit mit ihrer von Fälschungen durchsetzten Bibel war damit im Mark getroffen und in ihrem Verrat an der
Botschaft Jesu entlarvt. Die Urchristen in Zwickau mussten
nun um ihr Leben fürchten.
Über 50 Tuchmacherknappen wurden
Ende April 1521 verhaftet, und der Pfarrer der Katharinenkirche, Thomas Müntzer,
der in den Zwickauer Propheten wahre Gottespropheten erkannte, wurde aus der
Stadt ausgewiesen und musste vor Nachstellungen der Obrigkeit fliehen. Die
Verfolgung der Christen hatte begonnen. Thomas Müntzer
floh nach Böhmen, doch noch mahnte Martin Luther, den Einsatz von Gewalt gegen die
entschiedenen Nachfolger Jesu zu begrenzen.
An den Hofkaplan des verantwortlichen Fürsten Friedrichs des Weisen schrieb er:
"Trage Sorge dafür, dass unser Fürst nicht seine Hände beflecke mit dem Blut
jener neuen Zwickauer Propheten."
Wenige Jahre später jedoch fordert Martin Luther die gnadenlose Hinrichtung von
Predigern außerhalb der neuen evangelischen Amtskirche, "wenn sie gleich das
reine Evangelium wollten lehren, ja wenn sie gleich Engel und ... Gabriel vom
Himmel wären".
(Quelle: siehe
Der Theologe Nr. 3)
Unterdessen
zogen die vertriebenen Zwickauer Propheten weiter nach Wittenberg, dem Zentrum
der Reformationsbewegung. Dort machte sich an der theologischen Fakultät der Universität nun auch Unruhe breit.
Während Martin Luther, selbst noch vor kurzer Zeit von Verfolgung bedroht, auf der Wartburg
in Eisenach die Bibel übersetzte, trafen sich die Gottesboten aus Zwickau Ende
des Jahres 1521 mit
Luthers Professorenkollegen Philipp Melanchthon. Über seine Begegnung mit den Propheten schrieb
Philipp Melanchthon zunächst ebenfalls beeindruckt an den Kurfürsten Friedrich den Weisen:
"Ich kann kaum
sagen, wie stark mich das beeindruckt. Jedenfalls hindern mich gewichtige Gründe
daran, sie unbeachtet zu lassen. ... Ich würde Eure Hoheit nicht mit diesem Brief
belästigen, wenn die Sache nicht so wichtig wäre, dass sie eine rasche
Entscheidung erforderte."
Ähnlich betroffen war der Theologieprofessor Nikolaus von Amsdorf, und der
Historiker Gerhard Wehr schreibt: Es war "die geistige Kraft, die von diesen
Männern ausgegangen sein muss". (a.a.O., S. 38)
Bald darauf wird jedoch auch Professor Philipp Melanchthon "durchgreifen",
die Todesstrafe für die friedfertigen Gottesboten fordern und einige Jahre
später mit Zustimmung
Martin Luthers vom Staat auch die Todesstrafe für alle Gegner der evangelischen Säuglingstaufe durchsetzen.
Einer allerdings war von Anfang an nicht vom Auftreten der Gottesboten aus Zwickau
in Wittenberg beeindruckt. Von der Wartburg in Eisenach aus macht
Martin Luther im Jahr 1521 seine
persönlichen Seelenqualen zum Kriterium, mit denen die Propheten geprüft werden
sollen, und er schrieb
an Philipp Melanchthon: "Frage, ob sie jene geistlichen Ängste ... erfahren haben, ...
Tod und Hölle ... Gott ist ein verzehrendes Feuer" (zit.
nach Walter Nigg,
Prophetische Denker, Rottweil 1986, S. 86). Doch für welchen "Gott" hatte sich
Martin Luther in seinen Seelenkämpfen entschieden?
Im Jahr 1522 kehrte Luther von Eisenach nach Wittenberg zurück und war dort selbst bereit,
Markus Stübner zu treffen,
dachte jedoch nicht an einen
ernsthaften Dialog. Von vorne herein verleumdete
Luther die durch die Zwickauer Propheten gegebenen Offenbarungen als Produkte
einer erhitzten Einbildungskraft und als Täuschung böser Geister, und er ging
mit den Worten "Die Bibel allein genüge" sofort auf Konfrontationskurs. Markus Stübner
antwortete ihm, nicht jeder könne die innere Schau verstehen, doch Luther ließ
sich gar nicht auf seine Worte ein und wies Stübner schroff ab:
"Gott lässt es bei seinem Wort
[der Bibel] bleiben ... Ich will mit dir nichts zu schaffen haben, es sei denn,
du tust Zeichen", so der Theologe Luther, um Stübner aber gleich darauf
deswegen zu
drohen: "Mein Gott wird deinen Gott verhindern, Zeichen zu tun."
Ein geistiger Kampf von kosmischem Ausmaß hatte begonnen: der
reformatorische
Baals-Götze der institutionalisierten
Obrigkeits-Religion gegen den prophetischen Gottesgeist in der Nachfolge Jesu,
letztlich gegen Christus selbst.
Der bekannte evangelische Theologieprofessor Walter Nigg kommentiert die Begegnung mit folgenden Worten:
"Im
Gespräch zwischen Luther und dem Zwickauer Propheten stand der Reformator einem
ganz konkreten prophetischen Anspruch gegenüber. Er war einen Moment lang von
ihm betroffen. Aber wirklich nur einen Augenblick, und dann unterdrückt er
sogleich die innere Bestürzung ... und polternd schrie er: ´Eurem Geist haue ich
auf die Schnauze`" (Nigg, a.a.O., S. 87). Dann ließ
Martin Luther den
Propheten wutentbrannt hinauswerfen.
Und Luthers Kollege Philipp Melanchthon
forderte nun die Ermordung der Propheten und schrieb: "Anfänglich, als ich Storch und dessen
Sekte … zu kennen begann, habe ich einer törichten Milde gehuldigt; dachten doch
damals auch andere, dass die Ketzer nicht mit dem Schwert auszurotten seien ...
Jetzt aber bereue ich nicht wenig meine frühere Milde ... Ich bin nun der
Ansicht, dass auch jene, die keine aufrührerischen, doch aber öffentlich
gotteslästerliche Artikel verteidigen, von der Obrigkeit getötet werden sollen.
Denn die Obrigkeit muss, wie andere öffentliche Verbrechen, so auch die
öffentlichen Gotteslästerungen strafen. Dies lehrt uns das Gesetz Moses."
(Der Reformator Philipp Melanchthon, zit. nach Johann Warns, Die Taufe, 1913, S.
81)
Der Gottesprophet Moses wird hierbei schändlich missbraucht. Der
Reformationspriester Melanchthon berief sich auf die verfälschte Mose-Gestalt
der Bibel, der von der damaligen Priesterkaste Völkermord, Tieropfer und andere
Kulte in den Mund gelegt wurde, während Mose in Wirklichkeit ein großer
Gottesprophet war, der solches niemals befürwortet hatte.
"Ich bin nun der Ansicht, dass auch jene, die keine aufrührerischen, doch aber öffentlich gotteslästerliche Artikel verteidigen, von der Obrigkeit getötet werden sollen." (Philipp Melanchthons Forderung, friedfertige Nachfolger Jesu zu ermorden) |
Martin Luther reiste nun weiter nach Zwickau, um
dort den Resten der urchristlichen Bewegung persönlich den Garaus zu machen. Er
hielt dort vier Predigten, die in unserer Zeit anlässlich des
Reformationsjubiläums im Jahr 2017 für touristische Zwecke eigens hervorgehoben
wurden. Am 8. April 1522 quartierte sich Luther dazu zunächst bei seinem Vertrauten,
Bürgermeister Hermann Mühlpfort, ein. Der Staat huldigte der Kirche und gab sich
her – wie
nahezu immer in der Geschichte – zur Diskriminierung und Verfolgung der kleinen
urchristlichen Gemeinschaft der Stadt Am 1. Mai 1522 beorderte die Stadt Zwickau ca. 14.000 Menschen vor
das Rathaus, mehr als die Stadt Einwohner hat. Als Zeichen, dass der Staat auf
Seiten der Priesterkaste und ihrer "Reformpriester" steht, wurde für Martin
Luther ein großes Fenster des Rathauses zur Kanzel umfunktioniert. Die gottlose
Allianz von Kirche und Staat brachte sich dort in Kampfstellung und Martin
Luther schrie von hier aus seine Lehre in die Volksmenge. Demnach genüge "allein
der Glaube" (siehe dazu auch
Der Theologe Nr. 35), gemeint
ist das von ihm konstruierte intellektuelle Glaubenssystem. Und zur
Vermittlung dieses Glaubens seien eine mit der staatlichen Obrigkeit verbündete
Amtskirche und derem "Sakramente" Taufe und Abendmahl "heilsnotwendig".
Die Botschaft Martin Luthers war bequemer als die urchristlichen Ideale der
Volksbewegung, und sie sicherte vor allem die parasitäre Existenz des Pfarrer- und
Priesterstandes auf Kosten der Obrigkeit und damit auf Kosten der Bürger, welche
zu Abgaben an die Obrigkeiten verpflichtet sind (PS: Bis heute werden Pfarrer- und
Bischofsgehälter in Deutschland zu einem großen Teil vom Staat bezahlt; siehe
hier). Denn der angeblich
"allein genügende" Glaube könne vom angeblich "Heiligen Geist" ausschließlich durch die
Predigt eines staatlich anerkannten Pfarrers und durch die kirchlichen
Sakramente vermittelt werden, so die Lehre Martin Luthers.
Der Zwickauer Marktplatz – im Jahr 1522 Schauplatz einer geistigen Auseinandersetzung
Die meisten Zuhörer in Zwickau ließen sich schließlich auf die Seite des demagogischen Redners Luther ziehen; viele wohl auch schlicht aus Angst, denn die Verfolgung hatte bereits begonnen und viele Urchristen saßen wegen ihres Glaubens in Haft, und den Sprechern drohte die Todesstrafe. Die aufgewühlten Reste der urchristlichen Bewegung hatten unter dieser Bedrohungssituation in der Folgezeit nicht mehr die Kraft, sich als – im öffentlichen Leben spürbare – Gemeinschaft wieder zu organisieren. Noch nicht vor der totalitären staatskirchlichen Obrigkeit geflohene Menschen trieb es jetzt auseinander, und auch die Propheten fanden äußerlich nicht mehr zusammen. So entschloss sich Nikolaus Storch beispielsweise, mit der prophetischen Botschaft durch die Lande zu ziehen, und er starb später in einem Münchner Hospital.
Doch viele der Menschen, die sich 1522 noch, teils unter massivem öffentlichen
Druck, auf Luthers Seite ziehen ließen, wurden drei
Jahre später jäh aus ihren Hoffnungen gerissen. Als sich das massive soziale Unrecht
von Staat und Kirche gegenüber den einfachen Menschen im Volk im Jahr 1525 in Bauernaufständen Luft machte,
nutzten manche Bauernheere
militärische Vorteile jedoch nicht für die Ziele ihres Aufstands. Sie ließen
sich damit vertrösten, auf ein klärendes Wort Martin Luthers
zu warten. Und das sprengte dann alles, was womöglich auch mancher Bauer dunkel
geahnt hatte. Martin Luther
rief die Fürsten zu
gnadenlosen Massakern an ihnen auf, dem auch viele seiner eigenen Anhänger bzw. ehemaligen
Anhänger zum Opfer
fielen. Obwohl Luther die Anliegen der Bauern anfangs teilweise anerkannt und
unterstützt hatte, stellte er sich nun nicht nur zu 100 % auf die Seite der totalitären
Staatsmacht, sondern machte sich selbst zum Wortführer einer gnadenlosen
militärischen Eskalation gegen viele Menschen, die auf ihn gehofft hatten,
letztlich gegen die eigene Bevölkerung.
Luther wörtlich: "Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel
mit Blutvergießen verdienen kann, besser denn andere mit Beten ... Steche,
schlage, würge hie[r], wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl dir,
seliglicheren Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst im Gehorsam
göttlichen Wortes und Befehls" (Wider die stürmenden Bauern,
Weimarer Ausgabe der Lutherschriften (= WA) 18, S. 357-361).
Einige der
Bauernführer wurden von den Lutheranern bzw. Lutheristen nun kopfüber aufgehängt und dann langsam mit der Säge vom Hodensack an bis zum
Bauchnabel aufgesägt, bis sie unter allergrausamsten Schmerzen gestorben waren (vgl. Hubertus Mynarek,
Die neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999, S. 42).
Dem Massaker, mit dem die Forderung Luthers von den Fürsten in die Tat umgesetzt wurde, fielen zwischen 70.000 und
100.000 Menschen zum Opfer, darunter zahllose Familienangehörige von Bauern
oder ganz Unbeteiligte.
Den Weg in die andere Richtung ging Pfarrer Thomas Müntzer.
Gezeichnet von den Bedrängungen und Verfolgungen der vergangenen
Jahre gab der ehemalige Zwickauer Seelsorger das urchristliche Prinzip der
Gewaltlosigkeit auf und setzte sich an die Spitze des Thüringer Bauernheeres. Er
wurde nach dem Scheitern der Aufstände und der militärischen Niederlage der
Thüringer Bauern im Mai
1525 bei Frankenhausen im benachbarten Schloss Heldrungen gefoltert und
schließlich geköpft.
Dies war gleichzeitig der weltliche Triumph Martin Luthers gegenüber seinem zuletzt erbittertsten theologischen und
politischen Gegner, dem Theologen Thomas Müntzer.
Einige der weiteren Gegner Luthers wurden von den Lutheranern bzw.
Lutheristen kopfüber aufgehängt und dann langsam mit der Säge vom Hodensack an
bis zum Bauchnabel aufgesägt, bis sie unter allergrausamsten Schmerzen gestorben
waren. Dem Massaker, mit dem die Forderung Luthers von den Fürsten in die
Tat umgesetzt wurde, fielen geschätzt zwischen 70.000 und 100.000
Menschen zum Opfer, darunter zahllose Familienangehörige von Bauern oder ganz
Unbeteiligte.
Der führende Vertreter der Reformpriesterkaste, Martin Luther, übernahm triumphierend die
Verantwortung für das Blutbad und schob es auf seinen "Gott".
"Prediger sind die allergrößten Totschläger. Denn sie ermahnen die Obrigkeit,
dass sie entschlossen ihres Amtes walte und die Schädlinge bestrafe. Ich habe im
Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich
schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden ..." (Tischreden, Weimarer
Ausgabe der Lutherschriften 3, S. 75)
Der Gott, den uns Jesus nahe brachte, hat solches allerdings niemals befohlen.
Wer also ist dann aber der "Herrgott" Luthers?
"Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein
Fürst den
Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, besser denn andere mit Beten ...
Steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl
dir, seliglicheren Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst im
Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls."
(Luthers Aufruf zum Massaker an den Bauern) |
Gemessen an seinen "Früchten" entsprach dies dem Wirken des "Vater von unten", dem "Teufel" uns seinen blutrünstigen Baals-Götzen, von dem Jesus von Nazareth laut Johannesevangelium spricht, dessen Abkömmlinge die Gottespropheten ermorden ließen und die seit je her alles ausmerzen wollen, was der Priesterkaste und ihrem dämonischen Treiben in die Quere kommt.
Doch auch wenn Martin Luther zahllose Menschen umbringen ließ, von denen viele dem Namen nach nicht oder kaum bekannte aufrichtige Gottsucher waren – ihre Hoffnung, ihre Ziele und ihre Sehnsucht nach einem Friedensreich auf Erden konnte Luther damit nicht auslöschen und auch nicht den Geist, der sie berührte. Wenn die Zeit gekommen ist, werden sie wieder auferstehen ...
Literatur: Walter Nigg, Prophetische Denker – Löschet den Geist nicht aus, Rottweil 1986, S. 85-98
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