Stuttgart21 und kein Licht am Ende des Tunnels

Der Theologe Nr. 31, aktualisiert am 9.12.2023


 

300 Jahre alte Bäume "geschreddert" und viele Jugendliche und Kinder verletzt

Ingenieur warf Kastanien, bevor ihm Auge zerstört wurde – Ermittlungsverfahren wegen Kastanien

Das naturfeindliche Gottesbild der Kirche

Keine zweite Erde für Gottes vermeintliches Ebenbild

Der grenzenlose menschliche Hochmut gegenüber anderen Lebensformen

Kirchenführer und Politiker ignorieren die Warnungen von Wissenschaftlern und Weisen

Die Vorwarnungen des Schicksals

Staatliche Gelderverschwendung: Für einen Bahnhofsneubau und die Kirchenhierarchien

Politiker ignorieren die Stimmen der Jugendlichen und die Zeichen der Zeit

Stuttgartopolis und die Unterwanderung der Demokratie

Schützt "Gott" die Atomkraftwerke und Stuttgart 21?

"Die Abgeordneten kannten gar nicht die Risiken" von Stuttgart 21

Erinnerung an eine Politik der "verbrannten Erde"

Was bewirkte die so genannte "Vermittlung" und wem nützt sie?

Bewaffneter stellvertretender Ministerpräsident verspottete Bürger und Jugendliche

Weitere Literatur   
 

 

Von geschätzten und geplanten 2,5 Milliarden auf jetzt schon 11 Milliarden Euro

Kostenexplosionen laufen völlig aus dem Ruder: Ein Schrecken ohne Ende

Diese Untersuchung beginnt mit dem Thema der Proteste im Jahr 2010, die durch die Polizei aufgelöst worden sind. Dieser erste Teil endet dann mit den Worten:

"Alles das, was hier passiert ist, steht für weit mehr als nur für eine Auseinandersetzung mit ein paar Schwerverletzten. Neben den vielen Jugendlichen sind es vor allem ältere Bürger, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben und gegen Stuttgart 21 und den dahinter stehenden blinden und verhängnisvollen Machbarkeitswahn demonstrierten, der die Augen gegen den notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft stur weiterhin verschließt. Und so spiegelt der schwer verletzte Ingenieur denen, welche die Gewalt der Staatsmacht gegen die Demonstranten einsetzen, jetzt auch deren Blindheit."


Wer gleich mehr über die Hintergründe erfahren will anstatt sich zunächst intensiver mit den Details zu beschäftigen, siehe Das naturfeindliche Gottesbild der Kirche. Oder, auf Stuttgart 21 bezogen: Keine zweite Erde für Gottes vermeintliches Ebenbild
Informationen zu den jeweils aktuellen Kostensteigerungsprognosen (zuletzt 11 Milliarden Euro) und den Verschiebungen der geplanten Fertigstellungen (zuletzt 2025 statt 2021) siehe hier. Eine nicht unrealistische Prognose lautet: Das wird nichts mehr.

Aktualisierungen
  – Ursprünglich hieß es, das Projekt koste zwischen 2,5 und drei Milliarden Euro. Mittlerweile [2023] sind die ganzen Hochrechnungen, dass das größenwahnsinnige Vorhabens rentabel wäre bzw. dass es unrentabler sei, den Bau einfach abzubrechen, hinfällig. Der Abbruch wäre offenbar noch viele Jahre lang günstiger geworden und ist es womöglich auch jetzt noch.

Aktualisierung [9.6.2019] – Die nächste halbe Milliarde wird verbraten. "Kann man halt nichts machen", denken sich die Verantwortlichen. Und vielleicht auch: "In Deutschland gibt es ja den Steuerzahler". Für den Berliner Flughafen BER, für Stuttgart21 usw.

Aktualisierung [6.2.2022] – Und nun die nächste Mehrkosten-Milliarde: "Die Kosten des umstrittenen Projekts Stuttgart 21 klettern auf 9,2 Milliarden Euro." (spiegel.de, 4.2.2022)
Und schon jetzt kann man wohl sagen: Das wird wahrscheinlich nicht reichen. Die Rohstoffpreise explodieren, der Fachkräftemangel nimmt zu, die Lieferketten sind vielfach unterbrochen.  Zum "Glück", so denkt sich vielleicht mancher Politiker, haben wir in Deutschland ja die Steuerzahler.

Aktualisierung [8.12.2023] – Wie nicht anders zu erwarten war. Mindestens 11 Milliarden soll Stuttgart21 jetzt kosten, nachdem von 9,3 Milliarden die Rede war; von einem Ausgangspunkt von 9,15 Milliarden plus einem Puffer von 640 weiteren Millionen (welt.de, 8.12.2023). Doch der Puffer reicht bei weitem nicht, denn die Kosten explodierten weiter. Und weiter geht´s. Wird es nun bald heißen "11 Milliarden nur? Für so ein Schnäppchen geht das nicht?"
 


Der evangelisch-lutherische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) und sein Innenminister Heribert Rech (CDU) ließen am 30.9.2010 Wasserwerfer, Reizgas und Knüppel auch gegen Hunderte von Jugendliche und Kinder einsetzen (einige Verletzte waren Kinder im Alter ab acht Jahren), damit die prachtvollen Bäume im Schlosspark von Stuttgart, die dort seit vielen Generationen stehen, für einen jede vernünftige Größenordnung sprengenden und geologisch höchst riskanten Bahnhofsneubau gefällt werden können. Im Gefolge des lutherischen Ministerpräsidenten auch der evangelisch-lutherische Pfarrer Johannes Bräuchle (CDU), der immer wieder mit der Bibelstelle Römer 13, 1 ("Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat") auf die Gehorsamspflicht der Bürger gegenüber der Obrigkeit hinweist. (z. B. Fränkische Nachrichten, 13.11.2011)

Foto: Der Weiterbau von Stuttgart 21 ließ sich nur mit Polizeigewalt durchsetzen. Szene vor der Rodung von stattlichen Bäumen im Stuttgarter Schlossgarten Lizenz: Mussklprozz; gemeinfrei nach Wikimedia-Commons

Und auch der Religionsführer Martin Luther ging einst knüppelhart vor, wenn jemand aus welchen Gründen auch immer gegen Römer 13 verstieß und der Obrigkeit nicht gehorchte.
Für weit über 1000 Kinder und Jugendliche war dies die erste Demonstration, an der sie teilgenommen hatten, und sie bekamen eine Lektion, die sie sicher in ihrem weiteren Erdenleben nicht vergessen werden. Viele Jugendliche waren auch Tage danach "psychisch so angeschlagen, dass sie kaum über das Erlebte sprechen können. Immer wieder schildern sie den Einsatz von Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken als ´vollkommen unnötig`, ´ohne Bedrängnis`". (stern.de, 9.10.2010)

300 Jahre alte Bäume "geschreddert" und viele Jugendliche und Kinder verletzt

Die ersten 50 Betroffenen der gewaltsamen Räumung des Parks waren nach Berichten von spiegel.de dann auch allesamt Kinder, die teilweise schützende Kreise um die Bäume zu bilden versuchten. Und die Demonstranten waren insgesamt zu einem großen Teil Jugendliche und junge Menschen. Eine Mutter klagt: "´Ich bin fassungslos. Meine 16-jährige Tochter Marie hat nichts getan, die Gewalt ging ausschließlich von der Polizei aus! ... Marie wurde bei der Demonstration von einem Beamten zu Boden gestoßen. Als sie wieder aufstehen wollte, stand ein Polizist auf ihren Haaren`. Kurz darauf habe das Mädchen auch noch einen Schlag mit dem Stock abbekommen. ´Als sie sich unter einer Plane vor dem Wasserwerfer schützen wollte, haben Polizisten Pfefferspray darunter gesprüht`" (bild.de, 9.10.2010). Solche und ähnliche "Lektionen" bekamen also mehrere Hundert Kinder.
Einige der Bäume waren über 300 Jahre alt, mit einem Stamm, bei dem es viele Menschen braucht, um ihn überhaupt umfassen zu können, was die Holzfäller und ihre Auftraggeber offenbar nicht im Geringsten störte, wenn kein Bewusstsein für das Leben in allen Lebensformen – auch in Pflanzen und Tieren – vorhanden ist und keinerlei Respekt und Achtung vor solchen wuchtigen Bäumen. Was größenwahnsinnigen Planungen im Weg stünde, müsse eben weg, so diese Logik, und wenn es 1000 Jahre alt wäre.
Einem 22-jährigen "Parkschützer" drohen bleibende Sehschäden. Der Wasserwerfer hatte sein rechtes Auge frontal getroffen und zu schweren Verletzungen geführt. Ein 10jähriges Mädchen wurde durch einen Schlag auf den Kopf durch einen Polizisten so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus musste (focus.de, 2.10.2010). Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Baumfällaktion auch nach aktueller Gesetzeslage illegal war, da dafür vom Eisenbahn-Bundesamt noch gar keine Genehmigung erteilt worden war. Und im Jahr 2015 entschieden die Gerichte darüber hinaus, dass auch die gewaltsame Auflösung der friedlichen Demonstration illegal war.
Doch die damalige Regierung und die "Boni-Bosse" der Wirtschaft hatten an diesem Herbsttag 2010 ihr nächstes Etappenziel erreicht: 22 Platanen, die im Weg standen, wurden gefällt und danach teilweise einfach respektlos weggeworfen; nach 300 Jahren, in denen sie den Menschen Sauerstoff und Schatten gaben, einfach in einen "riesigen Schredder geschmissen" (taz.de, 1.10.2010), so wie die frisch geschlüpften männlichen Küken der Hühner-Massenaufzucht-Betriebe, weil diese eben keine Eier für den Profit der Mäster legen – "rein in den Schredder mit dem Leben, fertig, aus und Kasse". Ähnlich wie es auch in dem Kinofilm Avatar mit dem riesigen Heimatbaum und Heiligtum des Volkes der Na´vi auf dem Planeten Pandora gezeigt wurde: "Weg mit dem ´Ding`!"

Ingenieur warf Kastanien, bevor ihm Auge zerstört wurde /
Stoppt den Machbarkeitswahn der blinden Politiker!

Dem Rentner und Ex-Ingenieur Dietrich Wagner wurde bei der Aktion der Wasserwerfer direkt auf die Augen gehalten, worauf dieser schwer verletzt wurde. Auf einem Auge blieb er für immer blind, auf dem anderen konnte er noch grobe Konturen erkennen (stern.de, 13.10.2010). Die Polizei rechtfertigte jedoch auch in diesem Fall ihr Tun. Deren Version der schlimmen Verletzung: Wagner habe zuvor mit kleinen Gegenständen geworfen und "hat sich direkt in den Strahl gestellt" (Stuttgarter Nachrichten, 7.10.2010). Wollten die Einsatzleiter des Polizeieinsatzes damit sagen, er habe damit auch seine Augen direkt in den Wasserwerfer gehalten? Ob er das gewollt hat? Fakt war unmittelbar nach der Tat: "Die Lider seien zerrissen, der Augenboden eines Auges gebrochen, die Netzhaut vermutlich eingerissen. Die Linsen sind zerstört, sie müssen durch Kunstlinsen ersetzt werden" (spiegel.de, 6.10.2010). Auf Dauer blieb Dietrich Wagner fast ganz erblindet. Im Alter von 79 Jahren ist er 2023 schließlich verstorben. Die vorerst letzte Kostenerhöhung von Stuttgart21, das immer noch weit davon entfernt ist, fertig gestellt zu werden, auf nunmehr 11 Milliarden Euro hat nicht mehr erlebt.
Der Darstellung der Polizei zu den Protesten im Jahr 2010 widersprachen auch öffentlich die Eltern vieler verletzter Kinder, die sich vor allem über "Polizeiprovokateure" beklagen, welche die Kinder gezielt angepöbelt und gerempelt hätten. "Außerdem sei auf Youtube ein Video veröffentlicht worden, das zeige, dass der vermeintliche "Demonstrant", der Pfefferspray eingesetzt hatte, hinter der Polizeikette verschwand, nachdem er gesprüht hatte." (stern.de, 9.10.2010)
Die Version des dauerhaft schwer verletzten Rentners: "Er habe versucht, Jugendlichen zu helfen, die vom Strahl des Wasserwerfers weggefegt worden waren. Deshalb habe er die Arme hochgerissen und den Polizisten gewunken, um ihnen zu bedeuten, sie sollten aufhören, berichtet der Ingenieur im Ruhestand. Dann traf ihn selbst der Wasserstrahl direkt ins Gesicht – er wurde ohnmächtig." "Er verstehe nicht, ´wie man gegen die Stuttgarter Bevölkerung ein solches Inferno anrichten kann`, sagte er" weiter. Und jetzt läuft gegen ihn auch noch ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung aufgrund einiger Kastanien, die er geworfen habe, was er auch zugibt: "Ich habe an jenem Tag ein paar Kastanien geworfen, die uns durch den Strahl der Wasserwerfer vor die Füße geschossen worden waren." (bild.de, 1.10.2013)
Dass er dafür fast ganz erblindet sei, wäre ein hoher Preis dafür. Dietrich Wagner betonte jedoch, "keine Mitverantwortung für seine Verletzungen zu tragen. Er habe damit gerechnet, durch den Strahl des Wasserwerfers nass zu werden oder ´ein paar blaue Flecken` zu kassieren, ´aber nicht, dass ich blind geschossen werde.`" (stern.de, 28.12.2010)
Alles das, was hier passiert ist, steht für weit mehr als nur für eine Auseinandersetzung mit ein paar Schwerverletzten. Neben den vielen Jugendlichen sind es vor allem ältere Bürger, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben und gegen Stuttgart 21 und den dahinter stehenden blinden und verhängnisvollen Machbarkeitswahn zu demonstrierten, der die Augen gegen den notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft stur weiterhin verschließt. Und so spiegelt der schwer verletzte Ingenieur denen, welche die Gewalt der Staatsmacht gegen die Demonstranten einsetzen, jetzt auch deren Blindheit.

Das naturfeindliche Gottesbild der Kirche

Doch was sind die Hintergründe? Nach kirchlicher Lehre sind Tiere und Pflanzen Wesen, mit denen der Mensch nach Belieben verfahren darf, wenn sich bestimmte Menschen davon scheinbar einen Nutzen versprechen. Nach dem Urwissen der Menschheit, das von der Kirche verdammt wird, ist jedoch die ganze Natur und ihre Lebensformen beseelt. Sie wird von Gott, dem Allgeist, dem universalen All-Geist, beatmet, und ist, in Abstufungen, auch schmerzempfindlich. Dieses Schmerzempfinden kann jedoch durch behutsamen Umgang mit einer Pflanze verkleinert werden, indem man keine Bäume im vollen Saft schlägt oder bei wirklich unvermeidbaren Fällungen einen Baum durch Kommunikation in Gedanken und Empfindungen so vorbereitet, dass sich das Leben in ihm schon zuvor etwas mehr zurückziehen kann. Und das sind keine esoterischen "Spinnereien", sondern dies hat auch Jesus von Nazareth so gehalten und den Menschen so erklärt, und es wurde seither in vielen Kulturen erprobt und ist dabei zu einer Fähigkeit vieler naturverbundenen Menschen geworden. Ganz praktisch heißt das dann z. B., dass sich ein Baum dann auch leichter und mit geringerem Energieaufwand fällen lässt. Selbst in der Bibel der Kirche wird der Einfluss dieser Kraft an einem negativen Beispiel bestätigt. Jesus erzählt dabei von einem Mann, der aus Frustration darüber, dass ein Feigenbaum keine Feigen trug, diesen durch Gedankenkraft gänzlichen verdorren ließ. "Nun wachse auf dir niemals mehr eine Frucht", so der Fluch des Mannes. "Und der Feigenbaum verdorrte zugleich." (Matthäus 21, 19)
Jesus erklärt an diesem Beispiel, dass jeder Mensch ein solches (durch die kirchliche Ignoranz und Barbarei) völlig verschüttetes geistiges Potenzial in sich trägt und dass er sogar auf Mineralien sichtbaren Einfluss nehmen kann. Diese fast völlig verloren gegangenen bzw. ausgerotteten Möglichkeiten werden in unserer Zeit meist nur noch in Filmen gezeigt wie in der Filmreihe Star Wars bei so genannten "Jedi-Rittern". Von den Institutionen Kirche wurden jedoch schon Gedanken in diese Richtung als "Ketzerei" und "Hexerei" verworfen und wurden früher sogar mit dem Tod bestraft.
Doch Menschen, Tiere, Pflanzen und alle Lebensformen bilden eine große Einheit im freien Geist, der alles Leben durchströmt. In diesem freien Geist ist dem Menschen besondere Rücksicht und Fürsorge gegenüber allen Lebensformen geboten.
Ganz anders die Folgen der verkopften Verlautbarungen der kirchlichen Machtinstitutionen. Deren "Heiliger" Bonifatius ließ im Jahr 724 die mächtige Donars-Eiche im hessischen Geismar fällen, um die "Überlegenheit" des kirchlichen Gottes gegenüber den Mächten der Natur zu "beweisen". Wohin dieses furchtbare Gottesbild und Naturverständnis jedoch führte, sieht man heute überall auf unserem Planeten, und die schrecklichen Auswirkungen rücken immer näher auch an die Täter heran. Und auch heute geben Pfarrer und Priester den kirchlich geprägten bzw. indoktrinierten Politikern weltweit weiterhin ihren Segen und helfen ihnen bei der gewaltsamen Durchsetzung von völlig unnötigen Mega-Projekten, bei denen massivst gegen die Einheit allen Lebens verstoßen wird und welche die Menschen noch weiter in den Abgrund führen.
Der "heilige" Bonifatius machte einst Kleinholz aus der Donarseiche für ein Zeitalter, in das sich der Mensch über die Natur und über das Tierreich erhebt und sich und seinen Profit, der letztlich nur ein Profit Weniger ist, über alles stellt. Doch dieses Zeitalter bricht nun mehr und mehr in sich zusammen, und zunehmend erleiden auch die Menschen selbst die negativen Wirkungen.

Keine zweite Erde für Gottes vermeintliches "Ebenbild"

In dem Filz von Kirche und Politikern, die der Natur gegenüber weitgehend empfindungslos sind, trägt die Kirche jedoch die größere Schuld. Denn die angebliche Unbeseeltheit der Natur (oder einer Art Beseeltheit, die mit deren Tod ebenfalls mit zugrunde gehen soll) ist Teil eines umfassenderen kirchlichen Lehrgebäudes, welches man "das anthropozentrische Weltbild" der Kirche nennen kann. Danach ist das angebliche "Heil" des Menschen in seiner angeblichen "Gottesebenbildlichkeit" das Maß aller Dinge, wobei ausgeblendet wird, dass der Mensch ohne eine intakte Tierwelt und Natur auf Dauer überhaupt nicht überleben kann. Diese "anthropozentrische" kirchliche Weltsicht liegt dem vordergründigen Pro und Contra zu Stuttgart 21 zugrunde.
Der oben schon erwähnte evangelisch-lutherische Pfarrer und Stuttgart-21-Befürworter Johannes Bräuchle (CDU-Stadtrat) habe sogar versucht, ein Plakat von Demonstranten im Stuttgarter Schlosspark abzureißen (buntgrau.de, 3.10.2010). Und der lutherische Pfarrer vertritt auf seine Weise das naturfeindliche Gottesbild der Kirche: "Es würde mir nicht im Traum einfallen, z. B. jetzt bildhaft gesprochen, den Talar anzuziehen und im Park eine Andacht zu halten zum Schutz von Bäumen" (zdf.de, 12.9.2010). Das ist keine überraschende Aussage eines evangelischen Theologen und Pfarrers. Die grünen Lungen des Planeten Erde, die, wie alle Lebensformen, auch vom Gottesgeist durchströmt werden und überlebensnotwendig für das Leben auf der Erde sind, bedeuten nach den Kirchenlehren nichts.
Die Stuttgart-21-kritische evangelische Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin beklagt in diesem Zusammenhang die vermeintlich "neutrale" Haltung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart: "In dem Moment, wo sie [die Kirche] nicht Stellung nimmt, nimmt sie auch Stellung, und zwar für die Seite der Macht und für den herrschenden Status Quo und unterstützt ihn damit." (zdf.de, 12.9.2010)
Im Vorfeld der Volksabstimmung über Stuttgart 21 am 27. November 2011 zog Pfarrer Johannes Bräuchle sogar mit Vorträgen durchs Land und verglich Gegner von Stuttgart 21 mit der nationalsozialistischen "SA" und sprach im Zusammenhang mit Versuchen, den Wahn noch zu stoppen, in Anlehnung an die Machtergreifung von Adolf Hitler von einem "Ermächtigungsgesetz" (Pfarrer fährt schwere Geschütze auf, Fränkische Nachrichten, 12.11.2011). Dies war dann selbst der sich neutral gebenden Kirchenleitung zu viel und Bräuchle wurde vorläufig suspendiert, später aber dann doch wieder rehabilitiert – eben typisch Kirche.

In Wahrheit hat sich der gnadenlose Mensch bereits der ganzen Erde "ermächtigt". Und dies hat dazu geführt, dass der ganze Planet bis heute furchtbar malträtiert wird und im Fieber liegt. Unzählige Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben, 17.000 weitere Tier- und Pflanzenarten sind akut vom unmittelbaren Aussterben bedroht (taz.de, 13.10.2010), und bald kann die Erde ihren Peiniger und Quäler, den Menschen, nicht mehr tragen. Ab dem Jahr 2030 bräuchte die bestialische Menschheit einen zweiten Planeten Erde, um mit der Malträtierung und Ausbeutung wie bisher fortfahren zu können (spiegel.de, 13.10.2010). Doch den bekommt sie nicht. Stattdessen sollen die Züge durch Stuttgart 21 rasen, um am Ende etwas früher als bisher in Paris oder Bratislava anzukommen (damit die Geschäftsleute vielleicht noch Zeit haben für einen schnellen Porno am Ankunftsort).

Trotzdem fordert in den USA z. B. die so genannte Tea-Party-Bewegung aus überwiegend tiefgläubigen Protestanten und Bibelanhängern (u. a. Sarah Palin, Rick Perry) gar die drastische Reduzierung von Umweltschutzauflagen und Klimaschutzüberlegungen, die Fortführung aller Kriege (z. B. in Irak und in Afghanistan) bis zum endgültigen "Sieg" und rigoroses wirtschaftliches Wachstum ohne irgendwelche Grenzen, Rücksichtnahmen und Einschränkungen, frei nach dem Motto: "Machen wir Kleinholz aus dem ganzen Planeten, Jesus werde es hinterher schon wieder irgendwie gerade biegen." Doch das macht "Jesus" nicht. Stattdessen werden die Menschen ernten, was sie gesät haben, wenn sie nicht rechtzeitig umkehren. Denn nur so können sie früher oder später ihr Fehlverhalten erkennen, bereuen, wiedergutmachen und nicht mehr tun. Sonst würde sich – nach einem eventuellen Eingreifen Gottes – das gleiche Fehlverhalten wieder von vorne einstellen mit wieder den gleichen schrecklichen Folgen.

Der grenzenlose menschliche Hochmut gegenüber anderen Lebensformen

Die kirchliche Lehre ("Macht euch die Erde untertan und herrschet"; "Furcht und Schrecken vor euch komme über alle Tiere" (1. Mose 1, 28 und 9, 2-3)) hat die Unterwerfung und Knechtung der Schöpfung Gottes zum Ego-Wohl und Profit und im Filz-Interesse der menschlichen Oberschicht maßgeblich mit verursacht. Dies geschieht auch durch Atomkraft und Lagerung von Jahrhunderte lang tödlich verstrahltem Atommüll auf dem Meeresgrund oder in irgendwelchen Schrott-Schächten, durch rücksichtslose Ausbeutung und Vergiftung des Planeten, durch bestialisches Quälen und Ausrotten von Tieren (nach dem Motto: "Was Gott schuf, wird von uns wieder beseitigt") durch Missachtung von Naturgesetzen, z. B. bei der Begradigung von Flüssen oder bei der Verlegung (!) des Grundwasserspiegels oder durch Missachtung und Ignorierung geologischer Beschaffenheiten wie jetzt bei Stuttgart 21. So sollen allein unterhalb der Stadt Stuttgart z. B. 33 km (!) Tunnel gegraben werden, in höchst brüchigem Gestein. Der Mensch erhebt sich in seinem technischen Machbarkeitswahn mit kirchlichem Segen wie eh und je in grenzenlosem Hochmut über die Natur, über die Naturgesetze und über alle anderen Lebensformen, und er ignoriert alle Warnungen, dies nicht zu tun, wenn es um aussichtsreiche Milliarden-Profite für entsprechende Profiteure geht. Es werde schon nie etwas passieren, so ein Teil dieses Wahns. Doch auf diese Weise machen die Verursacher alle Erdbewohner zum Versuchsobjekt von hochriskanten Machbarkeiten und aufs Ganze gesehen den Planeten Erde für zukünftige Generationen zunehmend unbewohnbar, denn irgendwann ist die Erde mit ihren Selbstheilungskräften am Ende.

Kirchenführer und Politiker ignorieren die Warnungen von Wissenschaftlern und Weisen

Doch seit Jahren werden die Politiker und Kirchenführer von Wissenschaftlern und Weisen immer wieder gewarnt, wohin unsere Welt zusteuert – durch so genannte Naturkatastrophen oder Unglücksfälle technischer Art, die allesamt letztlich vom Menschen und seinem Machbarkeitswahn verursacht sind. Und gerade junge Menschen merken, dass verbleibende Kräfte und Ressourcen der Erde dafür eingesetzt werden sollten, die grausamen Folgen dessen, was wir jetzt noch verharmlosend "Klimawandel" nennen, in der Zukunft wenigstens abzumildern. Doch Politiker und Kirchenführer führen das Volk blind in die Katastrophe, als ob es keine Alarmstufe rot gäbe und dort, wo sie, die Politiker, agieren und ihre vermeintlichen "Rettungsschirme" – in Wirklichkeiten nur kurzfristige Verschiebungen der Probleme – installieren, schon nichts passiere. Oder sie reduzieren neuerdings, seit ca. 2020, die Ursache der menschlichen Aggressionen – gegen andere Menschen, gegen Erde, Natur und Tiere – an der Klimakatastrophe auf technische Randthemen wie z. B. einen CO2-Ausstoß, für dessen Verringerung man maßgeblich die Bevölkerung heranzieht, was entscheidend mit zum Niedergang des Mittelstandes beiträgt. Als ob es keine Wissenschaftler und Weisen gäbe, hielten sie um das Jahr 2010 stur und auch 2022 weiterhin an gigantischen Milliardenprojekten aus einer anderen, einer längst vergangenen Zeit fest, wo es noch um das "Noch höher, noch weiter und noch schneller" ging – als ob eine Verkürzung der Bahn-Reisezeit von Stuttgart nach Ulm auch nur ein wichtiges Problem unserer Zeit löst. Vorhaben wie Stuttgart 21 passen schon lange nicht mehr in unsere Zeit, wo es um Überlebensmöglichkeiten auf diesem Planeten auf dem Weg in ein anderes lichteres Zeitalter geht und darum, einen weiteren Absturz von Millionen Menschen in Armut, Not und Elend zu verhindern. So könnte die Bahn als Schritt in die richtige Richtung zum Beispiel die Fahrpreise drastisch senken, so dass viele Menschen, vor allem die Ärmeren, die Bahn immer mehr nützen könnten. Oder sie könnte unverzüglich den Bahnhof Lindau sanieren, wo hochgiftiges Arsen den größten Trinkwasserspeicher Europas, den Bodensee, mehr und mehr verseucht (siehe hier). Stattdessen werden die Preise weiter erhöht und die eingenommenen Milliarden für einen solchen Wahnsinn wie in Stuttgart zum Fenster hinaus geworfen.

Doch die Betonköpfe an der Spitze von Parteien und die Lobby-Verbände der Konzerne schließen wahnhaft einfach aus, dass auch der Neckar in Stuttgart eines Tages einmal massiv über die Ufer treten könnte oder dass ein Erdbeben auch einmal Stuttgart betreffen könnte oder manches mehr. Die Politiker, Kirchen- und Wirtschaftsführer merken nicht den Wandel der Zeitenwende oder sie verschwiegen ihn viele Jahre lang, um weiter im gewohnten Luxus zu schwelgen. Mittlerweile ist der Niedergang unumkehrbar. Es geht zu Ende mit dieser materialistischen Zivilisation und dem maßlosen Hochmut vieler an den Steuersystemen. Und die Kirchenführer verhöhnen dabei auch noch Jesus von Nazareth, der die Menschen mahnte, auf die "Zeichen der Zeit" zu achten (z. B. Matthäus 24, 32 ff.). Und erheben auch in unserer Zeit wieder Propheten, Seher und Mahner ihre Stimme (im Mittelalter wurden sie auf den Scheiterhaufen verbrannt), so werden sie von der Kirche als "Endzeitapostel" verhöhnt und lächerlich gemacht.
Dabei werden die Menschen schon jetzt immer mehr von den negativen Wirkungen des immer weiter steigenden Größenwahns getroffen. So im Südwesten von Frankfurt, wo durch eine weitere neue Landebahn des Flughafens seit 21.10.2011 Hunderttausende von Anwohnern von 5.00 Uhr bis 23.00 Uhr pausenlos mit dem überlauten Schall landender Flugzeuge attackiert wurden. Hier wurde für 600 Millionen Euro eindeutig eine Grenze überschritten, doch Stuttgart 21 kostet mehr als das Achtzehnfache davon. Von mindestens 6,9 Milliarden Euro war zwischenzeitlich die Rede, Ende 2017 waren es dann schon 7,6 Milliarden Euro und damit bereits das Dreifache (!) des ursprünglich Veranschlagten, aus Steuerzahlungen von allen Bürgern und aus Einnahmen durch die Bahnfahrer, und 2022 war man zwischenzeitlich bei 9,2 Milliarden Euro, 2023 dann als nächste Etappe bei 11 Milliarden, also schon 4,4 mal (!) mehr als die Summe, mit der man anfangs die Bürger getäuscht hatte und das wird aller Voraussicht nach nicht reichen. Und in Frankfurt soll es auch noch schlimmer kommen. Die sechs Stunden Nachtruhe zum Schutz der Menschen möchte die Regierung durch das Bundesverwaltungsgericht aufheben lassen.
Und in diesem Zusammenhang ist auch zu betrachten, dass die Milliardenkosten für den neuen Berliner Großflughafen Berlin-Schönefeld (BER) völlig aus dem Ruder liefen und die Eröffnung über Jahre immer wieder hinaus geschoben wurde. Geplant war Eröffnung 2012, doch das menschlich verursachte Chaos wuchs den Beteiligten über den Kopf, so dass es bis zum 31.10.2020 dauerte.

Die Vorwarnungen des Schicksals

Doch wie bei jeder drohenden Grenzüberschreitung oder gar Katastrophe gibt das Schicksal noch rechtzeitige Vorwarnungen, damit die Verantwortlichen doch noch innehalten und den Hebel umlegen können. Dies geschah auch in Stuttgart. Ein Beispiel: Am 12.10.2010 blieb der ICE 691 nach Stuttgart kurz vor Stuttgart plötzlich auf freier Strecke stehen – Stromausfall – sechs Minuten vor der geplanten Ankunft in Stuttgart, wo Bahn-Boss Rüdiger Grube gerade vor geladenen Gästen in der Industrie- und Handelskammer erklärt, das gigantische Projekt kompromisslos und notfalls mit Polizeigewalt gegen alle Widerstände durchzuziehen. 550 Reisende saßen drei Stunden fest, bis es weiter ging, aber die Verlegung des Grundwassers von unten nach oben bei gleichzeitiger Verlegung der Gleise von oben nach unten soll für die Bahn und die Politiker auch unter zunehmend apokalyptischeren Bedingungen kein Problem darstellen.

Mehrere Zehntausend Menschen gehen gegen die falschen Weichenstellungen auf die Straße (Foto: Marco Bartoli / Holder; gemeinfrei nach Wikimedia-Commons)

Als ob der ICE sich unter diesen Umständen weigern würde, Stuttgart anzufahren
. Manchmal scheinen sogar Blech und Strom ein höheres Bewusstsein zu haben als der Mensch.
Die Bahn-Manager und Ihresgleichen ignorierten Hunderttausende von aufgebrachten Bürger auch dadurch, dass seit 8.10.2010 der Bau von Tunneln, Schächten und Unterführungen für Stuttgart 21 offiziell ausgeschrieben wurde. PS: In München, Frankfurt und Mannheim (München 21, Frankfurt 21 und Mannheim 21) und 21 (!) weiteren deutschen Großstädten wurden vergleichbare Pläne bereits im Vorfeld abgelehnt.

Staatliche Gelderverschwendung:
Für einen sinnlosen Bahnhofsumbau und die Kirchenhierarchien

Dahinter stecken vielfach dieselben Männer, die in unserer Zeit auch die jährlichen Milliardensubventionen für die beiden Großkirchen im übertragenen Sinn "bis aufs Messer" verteidigen mit rechtlichen Argumenten aus der Zeit, in der die Kirche noch Scheiterhaufen zur Ermordung Andersgläubiger anzünden ließ. Und so werden die Bischöfe, Domkapitulare, Dignitäre, Benefiziaten, Vikare und Priester und ihr Milieu, in dem es gerade auch in unserer Zeit zu unzähligen Verbrechen gegenüber Kindern gekommen ist, mit Privilegien überschüttet wie vor 400 Jahren, gerade in Baden Württemberg (siehe hier) über hundert Millionen Euro jährlich alleine für "kirchenregimentliche Zwecke". Auch das hat mit einem weltanschaulich neutralen und demokratischen Staat längst nichts mehr zu tun. Und während sich die CDU/FDP-Regierung bei Stuttgart 21 auf eine vermeintliche demokratische Legitimierung aus dem letzten Jahrhundert berief, berufen sich die Kirchenführer sogar auf eine angebliche "Legitimierung" aus dem Jahr 1803, Anfang des vorletzten Jahrhunderts. Doch bei näherem Hinsehen ist nicht einmal das legitim (siehe kirchensubventionen_stopp.htm#3), geschweige denn demokratisch, und es verstößt sogar gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 140. Aber die meisten Politiker wollen es so, da sie selbst diesen Kirchen angehören und – Grundgesetz hin und her – bei Androhung angeblich ewiger Verdammnis die Interessen ihrer Kirche in der Politik vertreten müssen (z. B. römisch-katholische Zwei-Schwerter-Lehre oder evangelisch-lutherische Zwei-Reiche-Lehre).
Auch bei den Zukunftsprojekten haben führende Politiker jedes Augenmaß und jeden Realitätssinn verloren. Anstatt die Züge tauglich für die zunehmenden Wetterextreme zu machen und die Fahrpreise sozial zu gestalten, investiert man zig Milliarden in Lobby-Prestige-Projekte für einige Reiche. Dabei wäre es doch – mit gesundem Menschenverstand betrachtet – vordringlich, dass die Klimaanlagen in den Zügen bei extremer Hitze nicht mehr ausfallen oder die Heizungen bei extremer Kälte. Oder dass die Fahrgäste nicht stundenlang in extremer Kälte oder Hitze oder bei nicht funktionierenden sanitären Anlagen ausharren müssen bis zum Kollabieren, weil der Zug oder die Oberleitung irgendeinen technischen Defekt hat.

Kostensteigerungen: Die neuesten Prognosen bei Stuttgart 21 [8.12.2013]: Voraussichtlich über eine Milliarde Euro mehr – 7,6 Milliarden Euro statt bisher veranschlagte 6,5 Milliarden Euro. Auch die geplante Fertigstellung soll sich von 2023 auf Ende 2024 verschieben. Vermutlich wird dies nicht die letzte Anhebung der Kostenprognose sein. Bis 2016 hieß es noch: Es wird 2021 fertig und die Kosten betragen 4,5 Milliarden Euro und anfangs hieß es noch, zwischen 2,5 und drei Milliarden Euro. Und ob es wirklich Ende 2024 fertig sein wird bzw. in welchem gesellschaftlichen und weltgeschichtlichen Umfeld dies dann sein würde? Außerdem ist völlig offen, wer die zusätzliche Milliarde zahlen soll. Wird es wieder auf den Steuerzahler hinauslaufen? Auf wen sonst?
PS: Die Autobahn-Situation in Stuttgart ist bekanntlich ein Desaster. Die Stadt kann zum Beispiel nur im Westen umfahren werden, und die Staus dort mit den massivsten zusätzlichen Umweltbelastungen sind schon jetzt unzumutbar, vor allem, wenn es auch noch irgendwo einen Unfall gibt. Dass diese unerträgliche Situation nicht entschärft wurde, z. B. durch eine weitere Spur und stattdessen bis auf weiteres Stuttgart 21 umgesetzt werden soll, gehört auch zur Verantwortung der Politiker.
Aktualisierung [26.1.2018] – Stuttgart21 wurde Stuttgart24 wird Stuttgart25 oder noch später, also Fertigstellung frühestens 2025, und auch die Milliardenkosten für das völlig sinnlose und gefährliche Projekt steigen wohl auf mindestens 8,2 Milliarden Euro. Das Gestein unterhalb der Erdoberfläche reagiert anders als geplant. Gut vorstellbar, dass man bald den 10-Milliarden-Kostenrahmen sprengt.
Aktualisierung [9.6.2019] – Die nächste halbe Milliarde wird benötigt. Dieses Mal wegen der Kostenexplosion im Baugewerbe, unter anderem wegen fehlender Fachkräfte. Mit 8,2 Milliarden kommt man offenbar nicht mehr hin. "Bahn muss Notreserve von Stuttgart 21 anzapfen. Weil Baufirmen immer höhere Preise verlangen, muss die Bahn nach SPIEGEL-Informationen für ihr Milliardenprojekt Stuttgart 21 die Finanzreserve angreifen. Der Vorstand gibt trotzdem Durchhalteparolen aus. Der aktuelle Vorstand der Deutschen Bahn macht keinen Hehl daraus, dass man das Mega-Projekt Stuttgart 21 in dieser Form am liebsten nie begonnen hätte" (spiegel.de, 9.6.2019). Damit ist der gesamte Widerstand von Anfang an rehabilitiert. Weitergebaut wird aber trotzdem ...

Aktualisierung
[6.2.2022] –
Nicht überraschend hieß es also 2019: Die Kosten steigen vorerst weiter auf 8,2 Milliarden Euro. 2022 dann die nächste Milliarde: 9,2 Milliarden soll es nun kosten. Obergrenzen gibt es nicht dank der Steuerzahler. (spiegel.de, 4.2.2022)
Aktualisierung [8.12.2023] – Wie nicht anders zu erwarten war. Mindestens 11 Milliarden soll Stuttgart21 jetzt kosten, nachdem von 9,3 Milliarden die Rede war; von einem Ausgangspunkt von 9,15 Milliarden plus einem Puffer von 640 weiteren Millionen (welt.de,  Doch der Puffer reichte bei weitem nicht, denn die Kosten explodierten weiter. Und weiter geht´s. Wird es nun bald heißen "11 Milliarden nur? Für so ein Schnäppchen ist das nicht zu schaffen?"

Ständige Verspätungen, Zugausfälle, Störungen – "System kurz vor dem Kollaps": Regierung will Bahn komplett umkrempeln (focus.de, 16.12.2018)


Politiker ignorieren die Stimmen der Jugendlichen und die Zeichen der Zeit

Wache Menschen und Seelen, vor allem jüngere Menschen, erleben in unserer Zeit mit Schrecken, was vor allem der Mutter Erde und den auf ihr lebenden Tieren angetan wird, und sie sehen, dass die maßgeblichen Politiker und Kirchenführer unfähig sind, um zu begreifen, was alles längst an Auswirkungen der menschlichen Aggressionen diese Zeitenwende beinhaltet.
Auch die Arroganz der Politiker, die selbstherrlich verkünden, vor 10, 15, 20 oder 30 Jahren getroffene "demokratische" Gremien- und Verwaltungsentscheidungen lassen sich niemals im Leben mehr rückgängig machen oder unter völlig veränderten Umständen neu entscheiden, erschreckt vor allem junge Menschen. Sie waren damals teilweise noch gar nicht geboren. Und heute verkündet ihnen die Staatsmacht, was sie, die Jugendlichen darüber denken, sei uninteressant und belanglos für die politische Entscheidung. Sie haben nur dem zu gehorchen, was vor ca. 15, 20 oder 30 Jahren von einigen Politikern (die heute schon teilweise tot sind oder abgewählt) und Richtern in einer ganz anderen Situation entschieden wurde, und sie können sich natürlich noch an der "Ausgestaltung" des Projektes beteiligen. Aber in Frage gestellt wird es nicht – egal, wie viele Millionen Bürger dagegen seien. Hauptsache, das Planfeststellungsverfahren war korrekt. Auch auf eine solche Weise kann man die Demokratie unterwandern, aushöhlen und unmerklich abbauen.
Doch auch vor 10, 15, 20, 30 oder 40 Jahren wurde die Bevölkerung nicht gefragt, was gerade bei einem solchen Projekt, das alle Bürger unmittelbar betrifft und das von allen bezahlt werden muss, ein selbstverständlicher demokratischer Vorgang wäre, wenn man Demokratie ernster nehmen und nicht die eigenen Machtinteressen voran stellen würde. Stuttgart 21 wurde also bis zum Jahr 2011 niemals dadurch "demokratisch legitimiert", dass man die Betroffenen auch nur einmal gefragt hätte, und seither ist dann auch nichts mehr passiert. Stern.de schreibt z. B. über jene, die es geschafft hätten, dass das Bahnprojekt Stuttgart 21 "zu einer Metapher für eine kaltschnäuzige Cliquenwirtschaft geworden ist`" (stern.de, 7.10.2010). Zwischenzeitlich wurde nach einem Regierungswechsel zumindest Einigung über eine "Volksabstimmung" am 27.11.2011 in Baden-Württemberg erzielt – immerhin ein Eingeständnis früherer Fehler auf diesem Gebiet und ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Dass diese Abstimmung aus vielschichtigen Gründen das Projekt nicht stoppte, war allerdings keine Überraschung: Mussten doch Gegner des Mega-Projekts ankreuzen, dass im Falle des Stopps enorme Entschädigungszahlungen aufgebracht werden müssten. Ca. zehn Jahre Bauzeit später wurde immer noch nach dem Stopp gerufen, nur haben sich die Kosten und "Entschädigungen" für diesen Schritt mittlerweile auch vervielfacht. Und so sagten dann manche Bürger im Jahre 2011 "Weiterbauen", obwohl sie bei einer anderen Fragestellung vor einigen Jahren gar nicht erst für den Beginn des Baus gestimmt hätten, und sie fragten sich 2017 und erst recht 2023, ob das nicht doch die völlig falsche Entscheidung war. So droht auch nach mehr als zwölf weiteren Jahren früher oder später weiterhin eine der größten Bauruine der Republik, wobei ein Abbruch aufs Ganze gesehen womöglich weiterhin günstiger als die Fertigstellung wäre. Aber es wird weiter gebaut. Nun aber mit der Beschwichtigung, man habe die Bevölkerung zumindest nicht komplett abgehängt.

Stuttgartopolis und die Unterwanderung der Demokratie

Denn wenn die Politiker nicht oder nur wenig interessiert, was die Bevölkerung denkt, entsetzt und erbost das gerade junge Menschen. So wurden auch hier positive Werte der Demokratie von der Lobby- und Filzpolitik der Mächtigen lange Zeit immer wieder unterwandert und ausgehöhlt. Der ehemalige Stuttgarter Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) ist z. B. gleichzeitig nebenberuflicher Berater der Abrissfirma, die den bisherigen Bahnhof abreißt. Und die Lebensgefährtin des ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU), Friederike Beyer, ist im Vorstand der Stiftung "Lebendige Stadt" tätig [Stand: 2011], die vom Chef des ECE-Konzerns gegründet wurde, der dort, wo heute noch Gleise sind, für 500 Millionen Euro ein 43.000 m2 großes Einkaufszentrum mit bis zu 200 Geschäften, 500 Wohnungen, Hotel, Restaurants und 1600 Parkplätzen bauen will, eine Art "Stuttgartopolis", was zwar für uninformierte Bürger verlockend klingen könnte, jedoch ebenfalls zu einem Alptraum in noch nicht da gewesener Größenordnung führen würde. Insgesamt sind gar 11.000 Wohnungen geplant, mit entsprechenden Parkplätzen usw. Und wer sich das Wohnen dort leisten könne, ist eine weitere Frage. An den vier Ecken sollen vier neue Hochhäuser eine neue "Stadtkrone" (der damalige Oberbürgermeister Schuster) bilden (Stern Nr. 42, 14.10.2010). Auch Stuttgarts damaliger Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) und Baden-Württembergs ehemalige Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) waren vor dem Erwachen der Bevölkerung hinsichtlich Stuttgart 21 in der Pro-Stuttgart-21-Stiftung (stern.de, 13.10.2010). Kein Wunder also, dass der Gemeinderat von Stuttgart mit Bürgermeister Wolfgang Schuster an der Spitze deshalb einen Bürgerentscheid zu Stuttgart 21 bereits im Jahr 2007 mehrheitlich ablehnte, und wer weiß, welche privaten "Geschäfte" von wem da noch alles schon gemacht waren oder bereits fest eingeplant waren und sind. Folglich ist auch von daher nahe liegend, dass so mancher denkt: Die Bevölkerung solle so etwas besser nicht entscheiden, das machen nur die Politiker. Und Fakt ist nun einmal: Bei dem Bauprojekt geht es um Unmengen an Geld und um knallharte Lobby- und Verteilungsinteressen. Der evangelisch-lutherische Konzernchef Martin Herrenknecht (CDU) steht mit seinen Tunnelbohrmaschinen schon lange bereit, eine Spende an die CDU erfolgte vorab (70.000 Euro im Jahr 2009; Stern Nr. 42), der evangelische Ex-Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) war Aufsichtsrat seiner Firma, später litt er an Demenz und verstarb kurz darauf.

"Schützt Gott die Atomkraftwerke und Stuttgart 21?" Arsen vom Bahnhof Lindau gelangt in Bodensee

Lothar Späth sagte in einem Interview im Jahr 2010 noch bei voller Geschäftsfähigkeit: "Wenn Sie die Genehmigung für ein Atomkraftwerk unterschreiben, können Sie nur den lieben Gott bitten, dass er den, der die Dinge ausgearbeitet hat, auch mit dem richtigen Verstand gesegnet hat" (gerwin.de/content.php?id=45). Wenn also der konfessionelle Gott angeblich schon die Atomkraftwerke schütze, dann wohl doch erst recht Stuttgart 21, denken die kirchlichen Pro-Stuttgart-21-Leute. Dafür sollten nun 150 km neue Tunnel gebohrt werden. Stuttgart und die Schwäbische Alb in Richtung Stuttgart sollen dabei unterhöhlt werden, um ein paar Bahnreiseminuten einzusparen. Der damalige EU-Kommissar Siim Kallas aus Estland hielt Stuttgart 21 deshalb auch für "unverzichtbar", um die Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-Bratislava, welche durch Stuttgart und Ulm führt, um eine nennenswerte Anzahl von Minuten verkürzen – damit mehr Bosse 1. Klasse ICE buchen statt das Flugzeug nehmen. Dazu die Frage: Und was macht der Manager, der Stuttgart auf seiner Reise nur als eine dunkle lange Endlos-Röhre wahrgenommen hat, dann abends im Hotel in Bratislava mit der eingesparten halben Stunde? Falls er nicht wegen Stromausfall irgendwo unter der Stuttgarter Erdoberfläche liegen geblieben ist? Vielleicht noch einen Whisky mehr oder eine Porno-DVD ...
Zum Vergleich: Im Jahr 2014 wurde bekannt: Aus dem Bahnhof Lindau sickert "seit Jahrzehnten" hochgiftiges Arsen in den Bodensee, den größten Trinkwasserspeicher Europas. Das Arsen und andere hochgiftige Schwermetalle stammen von Diesel-Lokomotiven. Die Bahn erklärt, das Arsen werde im Boden gebunden, aber es gelangt eben doch über das Grundwasser in den Trinkwasserspeicher. "Die Deutsche Bahn und das Lindauer Umweltamt reagieren gelassen", heißt es. Man warte mit der Sanierung bis zu einem Neubau des Bahnhofs, und das kann noch Jahre oder gar Jahrzehnte dauern. Angeblich sei die Arsen-Konzentration unterhalb der zulässigen Grenzwerte und verteilt sich im Bodensee bis hin zu Werten "unterhalb der Nachweisgrenze".
Doch was heißt das schon? Wer bestimmt denn solche "Grenzwerte"? Und wie viel Ahnung haben diese Behörden davon, wie auch geringste Mengen dieses Giftes die menschlichen Körper schädigt und mit zerstört? Anstatt dass die Bahn hier unverzüglich handelt, schwelgt man lieber in Stuttgartopolis und Stuttgart 21 und bunkert dafür die Milliarden. Soll "Gott" hier vielleicht auch dafür sorgen, dass das Trinkwasser nicht irgendwann unleugbar zur Arsen-Brühe verkommen ist? Was machen die Behörden hier mit den kommenden Generationen?

"Die Abgeordneten kannten gar nicht die Risiken" von Stuttgart 21

Zur Erinnerung an die jüngere Geschichte um das Bahnprojekt in Stuttgart: Als die weitere Forcierung von Stuttgart 21 wegen der überdimensionalen Kosten schon fast gestoppt waren, hat es im Jahr 2007 der damalige evangelisch-lutherische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), der auch massivst privat in das Projekt verwickelt ist (siehe oben) durch eine Finanz-Zusage bzw. Spende von 950 Millionen Euro von Baden-Württemberg an den Bund für den Schienen-Neubau Stuttgart-Ulm wieder aktiviert. Klar blieb die CDU dann als Partei "pro Stuttgart 21". Abgesehen davon macht das Bauvorhaben aber wenig Sinn, so schon vor weit über einem Jahrzehnt die Medien, es ist einfach "ein teurer Spaß der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg" (Stern Nr. 42, 14.10.2010), das demonstrierende Volk hält der Ex-Ministerpräsident für "Kindsköpfe". Einige Jahre später wusste man dann immerhin: 950 Millionen, das war leider nur eine "Kleinigkeit" gegenüber den tatsächlichen Kosten.
Den
"Kindsköpfen", den Schülern und Jugendlichen geht es demgegenüber um etwas anderen als um Ego-, Prestige- und millionenschwere Lobby-Interessen: z. B. um mehr Geld für die Bildung, um Zukunftschancen und um sinnvolle Investitionen für ihre Zukunft. Und mancher wünscht sich einfach nur, dass Bahnfahren einmal deutlich günstiger wird und für jeden erschwinglich statt Jahr für Jahr immer teurer und teurer. Im Herbst 2010 wurden zum achten Mal (!) in sieben Jahren die Preise für die meisten Reisenden und Pendler erhöht, unter anderem um Stuttgart 21 und die immer unverschämteren Millionen-Boni der Vorstände und Manager zu finanzieren, was auch 2023 noch so gehandhabt wird, trotz einem weiteren Chaos-Jahr der Bahn. Deshalb gilt bei diesem Thema doch naheliegend: Gute Bahnverbindungen und sinkende Preise für Bahnfahrten statt Stuttgart 21 und Millionen-Boni für Bahn-Manager und Vorstände und statt über 30%-ige oder wie auch immer geartete Gehaltserhöhungen für die Bahn-Bosse.
Also: Eine Bahn für die Bevölkerung statt eine Bahn als Selbstbedienungsladen für Manager und als Spekulationsobjekt für Milliardenverschiebungen im Filz von Parteien, Kirche, lokalen Medien und Großkonzernen (siehe hier). Parlamente hätten entschieden, sagen die Anhänger von Pro-Stuttgart-21. Doch unter welchen Umständen? Alle kritischen und negativen Gutachten zu Stuttgart 21 in diesem Zusammenhang "wurden von der Landesregierung unter Verschluss gehalten". "Die Abgeordneten kannten also gar nicht die Risiken von S21", so das Magazin Stern (Nr. 42, 14.10.2010). Funktioniert so eine Demokratie? Und: Können die Verantwortlichen überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden?
"Der 15-jährige Christian schiebt seine Hose nach oben und zeigt auf eine Wunde am Schienbein. ´Stahlkappenschuhe`, sagt er. Einen Schlagstock hat er in die Rippen bekommen, Pfefferspray ins Auge, doch er lässt sich nicht entmutigen" (abendzeitung.de, 1.10.2010). Er gehört zu der Generation, die für den Filz der "Alten" kaum mehr Verständnis hat.

Erinnerung an eine Politik der "verbrannten Erde"

Das martialische Vorgehen von Regierung und Polizei im Herbst 2010 erinnerte viele Menschen auch an eine Politik der "verbrannten Erde", die man auf eine andere Art auch aus Kriegen kennt, wenn eine Armee, die verliert, auf dem Rückzug noch so viel Schaden wie möglich anrichtet. Obwohl sich die Wahlniederlage der CDU/FDP-Regierung bei den Landtagswahlen am 27.3.2011 bereits zuvor abzeichnete, versuchten die Regierenden, bis dahin noch so viel wie möglich vollendete Tatsachen zu schaffen, obwohl es spätestens ab dieser Zeit nicht mehr so wie bisher weitergehen konnte. So wurden offenbar immer mehr Aufträge vergeben, welche die Kosten für einen möglichen späteren Ausstieg aus dem Projekt noch weiter in die Höhe trieben – und das alles "im Namen des Volkes". Auch so wird Demokratie unterwandert und ausgehöhlt. Im Interview mit der Welt am Sonntag wies der Fraktionschef der Grünen im Landtag genau auf diese hinterlistige Regierungspolitik hin: "Je mehr große Aufträge vergeben werden, desto schwieriger und teurer wird der Ausstieg" (10.10.2010). Und der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin sagte es in seiner heftigen Kritik an Bahn-Chef Rüdiger Grube noch klarer: "So schafft er Schadensersatzansprüche von morgen." Und: "Wir wollen den Bahn-Chef davor schützen, sich am Geld der Steuerzahler zu versündigen, indem er jetzt einen Tunnel bestellt, der möglicherweise gar nicht gebaut wird" (spiegel.de, 16.10.2010). So wurde zuletzt mit Spott gegenüber den vielen Millionen von aufgewachten Gegnern von Stuttgart 21 auch der Bau eines Tunnels für 800 Millionen Euro ausgeschrieben – von unseren Steuergeldern. Und die Gegner wurden so auch gezwungen, bei der Abstimmung 2011 damit auch für höhere Schadenersatzsummen zu stimmen!

Was bewirkte die so genannte "Vermittlung" und wem nützt sie?

Der lutherische Landesherr Stefan Mappus habe damals eventuell sogar geplant, so Umweltschützer Ende September 2011, "die Eskalation weiter zu treiben, um endlich das zu bekommen, was bisher fehlte: die Gewalt" (spiegel.de, 30.9.2010). Doch er änderte schon 2010 seine Strategie hin zu mehr Beruhigungs-Dialog, stellte dabei jedoch klar, dass Stuttgart 21 – Dialog hin oder her – unter allen Umständen gebaut wird. Unterstützt wurde er schon damals dabei von der evangelischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und seinem damaligen römisch-katholischen Adjutanten und Innenminister Heribert Rech (CDU). "Merkel und Mappus wollen uns kriminalisieren", sagte Schauspieler Walter Sittler zu stern.de. (1.10.2010)
Nachdem der CDU-Politiker Heiner Geißler sich zwischenzeitlich als "Vermittler" zwischen Befürwortern und Gegnern von Stuttgart 21 für einen Weiterbau von Stuttgart 21 bei einigen "Verbesserungen" ausgesprochen hatte, kochte bei vielen Demonstranten erneut die Wut hoch. Doch dieser "Schlichterspruch" war vorhersehbar, weswegen viele besorgte Bürger von Anfang an den "Braten rochen" und sich gar nicht an dem Verfahren beteiligt hatten. Trotz dieser nachträglichen öffentlichen Aufarbeitung inhaltlicher Aspekte wollten sie weiterhin das Projekt nicht hinnehmen, und sie forderten deswegen nach wie vor eine Abstimmung der Bürger, die aus den "Schlichtungsgesprächen" möglicherweise ganz andere Konsequenzen ziehen als der "Schlichter" selbst. Außerdem macht die Meinung eines weiteren CDU-Politikers noch lange keine Demokratie. Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus konnte sich dennoch derweil in Ruhe die Hände reiben und er war bereits die ganze Zeit der "Schlichtung" über bestens gelaunt. Er sah danach auch "keinen Grund mehr" für irgendeinen Protest und rief der Bevölkerung jetzt zu, sie sollen "zu Hause bleiben".
Doch dann hatten er und seine Regierung im März 2011 bekanntlich die Wahl verloren. Und so kam es am 1. Advent 2011 also doch zu einer Volksabstimmung im gesamten Bundesland, und alle Seiten warfen noch einmal ihre Argumente ins Feld. Allerdings war auch diese Abstimmung durch das Wahlverfahren bereits im Vorfeld erheblich belastet, da ein Sieg der Stuttgart21-Gegner nur bei einer bestimmten Anzahl an Wählern anerkannt worden wäre. Da die Gegner dann aber schließlich zwar in vielen Städten gewonnen haben, aber die Mehrheit der abgegebenen Stimmen insgesamt verfehlten, nehmen die Dinge nun seit über zehn weitere Jahren ihren Lauf. Wie lange bzw. wann eventuell aufgrund der gesellschaftlichen Umwälzungen und zunehmender Katastrophen der Bau vielleicht doch noch gestoppt wird, bleibt abzuwarten.
So hatte sich bis zum Jahr 2017 schon einiges massiv verändert: Sechs Jahre zuvor gab es noch keine so große Flüchtlingsströme, die noch viel größer werden. Und damals gab es auch noch nicht so viele islamistisch motivierte Terroranschläge, die aufzeigten, wie schwer gerade größere Einrichtungen äußerlich überhaupt zu schützen sind. Zu denken ist hier auch an zahlreiche Anschläge auf U-Bahnen, z. B. in London. Und in den folgenden Jahren wurde deutlich, dass die Klimakatastrophe nicht mehr aufzuhalten ist. Zudem legte der Corona-Virus vieles lahm, Handelswege funktionierten nicht mehr so wie früher, Bauteile sind nicht mehr oder nur noch schwerer zu bekommen, Rohstoffpreise eskalieren, die Verteuerung, die vor allem der einfach Bürger schmerzhaft spürt, nimmt dramatisch zu.

Bewaffneter stellvertretender Ministerpräsident verspottete Bürger und Jugendliche

Im Jahr 2011 jedoch fühlten sich Befürworter des Projekts nach der Abstimmung bestärkt, und manches Fehlverhalten der Vergangenheit erschien plötzlich nicht mehr so gravierend. Doch das täuscht, und diese Erfahrungen wirken für viele Menschen weiter. Etwa, wenn der stellvertretende Ministerpräsident der letzten Landesregierung, der römisch-katholische Justizminister Dr. Ulrich Goll von der FDP, in den letzten Monaten seiner Amtszeit die besorgten Bürger verspottete. Die Demonstranten seien "wohlstandsverwöhnt". (z. B. spiegel.de, 4.10.2010)
Auch hier sind einige Hintergründe hilfreich: Der Minister war bisher vor allem als Jäger bekannt, der auch privat mit einer großkalibrigen Pistole herum lief – ein Sonderrecht, das er sich im Unterschied zu allen anderen Bürgern zugesteht. Schon als Jugendlicher habe er "mit allem herumgeschossen" und nahm Schießtraining "aus Jux und Tollerei". Er habe auch noch eine zweite Waffe in Griffweite, um seine "Familie wirksam zu schützen". Auch ist der bewaffnete ehemalige Minister als einseitiger Unterstützer der Kirche und Bekämpfer religiöser Minderheiten bekannt. (siehe dazu hier)
Ex-Justizminister Dr. Ulrich Goll holte für sich zudem einen Wohlstand aus dem Staat heraus, von denen die meisten kritischen und wachen Bürger, deren Steuergelder für Stuttgart 21 verpulvert werden sollen, nicht einmal träumen können. Die Schwäbische Zeitung schreibt: "Mit hoher Drehzahl verkehrt Goll aber auch privat. Bei Ausflügen mit seiner BMW, in der Garage stehen auch zwei Harleys, nimmt er den Nachwuchs im Seitenwagen mit. Zu einer gefährlichen Begegnung sei es schon gekommen, erzählte der Zigarrenraucher und Ferrari-Besitzer." (schwaebische.de, 6.5.2010)
PS
: Der römisch-katholische CDU-Landtagspräsident und Stuttgart 21-Befürworter Peter Straub verlangte vom Staat einen 300-PS starken Porsche als Dienstwagen (ab 76.000 Euro) und er gab erst nach Protesten aus der Bevölkerung klein bei zugunsten eines Mercedes-S-Klasse; stuttgarter-zeitung.de;

"Eine Stuttgarter Mutter von vier Kindern steht am provisorischen Absperrzaun und schüttelt den Kopf. ´Ich habe bei zwei von meinen Kindern das Klassenzimmer ehrenamtlich gestrichen`, sagt sie, ´ich fahre keinen Sportwagen, wie der Herr Goll`" (stern.de, 6.10.2010). Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement hilft sie auch dem Staat, Gelder zu sparen.
Doch wie wird es ausgegeben? Für die Bevölkerung? Oder im Sinne der Schere, bei der die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht? Für millionenschwere nicht mehr zeitgemäße Prestigeprojekte zum Profit einiger weniger, während die Mehrheit der Bevölkerung immer mehr auch finanziell bluten muss und sich bald auch eine Bahnfahrt nicht mehr leisten kann?
Manchmal ist es tröstlich zu wissen, dass keine Energie verloren geht. So auch das, was der Einzelne tut, indem er sein Leben in eine gute Richtung lenkt und damit dem Gemeinwohl und der eigenen Seele Gutes tut. So heißt es auf vielen Friedhöfen: "Gedenke o Mensch, dass du sterben musst, auf dass du klug werdest."
 

Es wäre genug Geld da für so viele lebensnotwendige Dinge für Mensch und Tier auf dem Planeten Erde. Doch:
"Offensichtlich hat sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bundesbürger daran gewöhnt, dass Milliarden und Abermilliarden für Projekte verpulvert werden, die mit dem Wörtchen ´überflüssig` eher unzureichend beschrieben sind."
(Kommentar von Manfred Bleskin von ntv.de am 24.7.2013 über Stuttgart 21 bzw. wegen der Verzögerungen Stuttgart 22, Stuttgart 23, oder mittlerweile frühestens Stuttgart 25; die Milliarden sind auf jeden Fall weg und es werden immer neue zusätzliche Milliarden fällig)


Lesen Sie dazu auch das spannende Buch Der Schattenwelt neue Kleider – Die Inquisition der Jetztzeit. Klimawandel: Gott hat rechtzeitig gewarnt

Und hier ein Film mit allen notwendigen sachlichen Hintergrundinformationen: Was geschieht, wenn Stuttgart 21 verwirklicht würde? youtube.com

 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 31, Stuttgart21 und kein Licht am Ende des Tunnels, Wertheim 2010, zit. nach theologe.de/stuttgart21.htm, Fassung vom 9.12.2023,
Copyright © und Impressum siehe hier.

 

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