Freie Christen Nr. 1, aktualisiert am 20.12.2024
Wozu Kirchen aus
Stein? Dokumente aus der Bibel
Vorwort
Wo wohnt Gott?
Von der katholischen "Sekte" zur brutalen Machtkirche
Kirchen sind keine Gotteshäuser
Herzensgebete statt Sakramente
Das kalte Grauen der Pracht
Tretet aus von ihr, mein Volk!
Von der unfreiwilligen Christianisierung in die Freiheit
Der singende Wind
Gott in uns
Die Ernährung der Pfarrer
Schöpfergott oder Kirchengott?
Anhang:
1)
Bischof statt Christus: Anfänge der katholischen Kirche
2)
Welche Mächte stecken hinter
Kirchengebäuden aus Stein?
3) Nachrichten zum
Kirchenaustritt
Soll ich oder soll ich nicht? Aus der Kirche austreten
– ja oder nein? Was
wollte eigentlich Jesus? Er wollte keine mit dem Staat verfilzten Kirchen und
schon gar keine Kirchensteuer. Er wollte überhaupt keine Kirchen aus Stein mit
Pfarrern, Priestern, Kanzeln, Dogmen, Altären und Zeremonien (siehe dazu auch:
Was lehrte Jesus?). Und auch die
kirchliche Lehre stimmt nicht mit Jesus überein, und ihre blutige Geschichte ist
das Gegenteil von dem, was Jesus wollte.
Wer also der Kirche den Rücken kehren, aber Gott bzw. Jesus die Treue halten
will, für den gilt: "Gott ja, Kirche nein, damit sind Sie nicht allein!" Schon
in der Bibel, in der Johannesoffenbarung, heißt es: "Tretet aus von ihr (bzw. "Gehet hinaus aus ihr ..."),
mein Volk!" (18, 4) – gemeint ist der Auszug aus der "Hure Babylon", nach
Auslegung vieler Bibelkenner ein Symbol für die Kirche.
Mit der eingesparten Kirchensteuer können Sie dann so viel Gutes tun, wie Sie
wollen – und zwar genau das, was Sie für sinnvoll halten. Ihr Geld fließt dann
nicht mehr in den großen Kirchentopf, aus dem auch viele kräftig schöpfen, die
Sie nicht unterstützen wollen.
Sie brauchen
weder einen kirchlichen Hochzeitssegen für eine gelingende Ehe noch einen
kirchlichen Sterbesegen für Ihr Seelenheil. Die Lehre von der ewigen Verdammnis
stammt nicht von Jesus, sondern ist eine Irreführung der Kirchen, um Sie
einzuschüchtern (siehe dazu Der Theologe Nr. 19 –
Es gibt keine ewige Verdammnis). Auch damit können Sie jetzt Schluss machen.
Auch keine Sorge wegen der Bestattung: Man bekommt mittlerweile bei jedem
Bestatter eine Abschiedsfeier ohne Kirche vermittelt.
Und wer sich schon für den Kirchenaustritt entschieden hat, kann sich bei
Der Theologe Nr. 82 oder
kirchenaustritt.de
über die näheren Formalitäten erkundigen. Und die Frage nach dem Austritt ist
natürlich auch mit der Frage verbunden, wie man eintritt. Dies geschieht
entweder bei der Säuglingstaufe oder späteren Taufe. Nur wer bereits ausgetreten
war und wieder eingetreten ist, wird nicht mehr neu getauft, sondern tritt ohne
Taufe neu ein (mehr über geistige Hintergründe der Taufe siehe weiter
unten).
Der Kircheneintritt wird also gar nicht erst vollzogen, wenn Sie Ihre Kinder nicht mehr taufen lassen.
Damit erweisen Sie ihnen einen sehr
guten Dienst. Denn Sie respektieren ihre Freiheit. Und Sie tun das, was Jesus
wollte, nämlich: "Erst lehrt, dann tauft!" Wenn die Kinder dann unterrichtet
worden sind, können diese später selbst
entscheiden, ob sie sich kirchlich taufen lassen wollen oder nicht. Die Kirche hat dieses
Gebot von Jesus – wie vieles andere auch – jedoch ins Gegenteil verkehrt und
lehrt: "Erst tauft und macht zu Kirchenmitgliedern, dann lehrt."
Sie sind noch nicht überzeugt? Oder Sie würden gerne mehr wissen über die
Hintergründe der Kirche oder über die Folgen eines Austritts. Oder darüber, wie
die Kirche die Herrschaft über das ganze westliche Abendland übernommen hatte.
Oder Sie fragen sich: Wenn Jesus keine Kirche wollte, was wollte er dann? Dann
lesen Sie weiter.
Heute stehen in fast allen Städten und Dörfern des Abendlandes Kirchen aus
Stein. Wer mehr über die Hintergründe wissen möchte, kann sich fragen: Warum wurden sie einst gebaut und warum werden sie von
manchen Menschen bis heute noch aufgesucht? Weil man darin "Gottesdienst" feiern kann, heißt es.
Doch auf Jesus
von Nazareth kann man sich dabei nicht berufen. Er wollte weder, dass Kirchen
aus Stein gebaut werden, noch wollte er Priester und Pfarrer. Die ersten
Christen nannten sich einfach "Schwester" und "Bruder", und sie trafen sich in
schlichten Räumen. Sie brauchten keine prunkvollen Kirchen, denn sie selbst
waren der Tempel Gottes, und der Geist Gottes "wohnte" in ihnen (z. B. Lukas
17, 21; 1. Korintherbrief 3, 16). Und sie brauchten auch keinen
"Stellvertreter Gottes", denn Gott war vertreten in jedem von ihnen, und Er war
immer zur Stelle, und man musste niemals auf einen Priester warten. Die ersten
Christen waren auch nicht anders gekleidet als das Volk, und es gab
bei ihnen keine Höhergestellten und Untergebenen, keine Trennung zwischen "Klerikern" und
"Laien", zwischen Priestern und dem Volk. Auch lehrte Jesus kein
kompliziertes Dogmengebäude und keine Sakramente, sondern seine Botschaft war so
einfach, dass ein Kind sie verstehen konnte: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich
Gottes ist herbeigekommen." (Markus 1, 14)
Was viele Propheten voraussagten, sollte sich schon damals verwirklichen – der
Beginn des Friedensreiches auf der Erde. Jesus nannte es "Reich Gottes" und der
Evangelist Matthäus verwendete das Wort "Himmelreich".
Dieses Friedensreich soll zuerst in den Herzen der Menschen Gestalt gewinnen,
denn "das Reich Gottes ist in euch" (Lukas 17, 21). Anfangs ist es dabei
vergleichbar einem kleinen Samenkorn, "wenn es aber gewachsen ist, so ist es
größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel
kommen und wohnen in seinen Zweigen". (Matthäus 13, 32)
In der Bergpredigt ist das Wichtigste der Lehre von Jesus zusammengefasst, und
wer danach lebt, in dem baut sich allmählich das Reich Gottes auf: "Alles nun,
was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch" (Matthäus
7, 12), so lautet die so genannte Goldene Regel, und sie kommt auch durch
das Sprichwort zum Ausdruck: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch
keinem ander´n zu." Weiter lehrt Jesus: "Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge;
danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst" (7, 5). Und:
"Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen" (5, 44).
Und: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden" (6, 19) und vieles
mehr.
Die Kirchen halten die Bergpredigt jedoch für Utopie, sammeln Schätze, segnen
Waffen, beanspruchen exklusive staatliche Privilegien und stellen bis heute am Kruzifix den Leichnam von Jesus zur Schau. Doch
Jesus war nicht auf der Erde, um sich hinrichten zu lassen. Zum Opfer wurde er
erst, als sich seine Zeitgenossen gegen ihn stellten bzw. ihn im Stich ließen.
Um vom Versagen der Menschen abzulenken, lehrt die Kirche jedoch später, Gott
hätte diese brutale Hinrichtung angeblich gebraucht, um für die Gläubigen
den Himmel öffnen zu können.
Vielen war es weh ums Herz, als Jesus hingerichtet wurde, denn er hatte zuvor
viele Menschen geheilt. Und er hatte vorgelebt, wie man zu Gott im eigenen
Herzen finden kann, so dass offensichtlich wurde, dass Priester überflüssig sind. Verständlich also,
dass Jesus bei den damaligen Priestern und Schriftgelehrten auf Widerstand
stieß.
Doch Priester und Schriftgelehrte machen sich nach einiger Zeit auch im jungen
Urchristentum wieder breit, verfälschen die Lehre des Mannes aus Nazareth und machen
aus dem Zimmermann aus Galiläa einen neuen Hohepriester (z. B. Bibel,
Hebräerbrief, 7-10). Und bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts spricht man
nicht mehr vom Urchristentum, sondern schon vom "Frühkatholizismus". Nach kurzer
Zeit also hatte sich aus dem lebendigen Strom des Urchristentums die katholische
"Sekte" abgespalten. Diese wird vom Staat unter Kaiser Konstantin ab
dem Jahr 313 anderen Religionen gegenüber mehr und mehr bevorzugt und ab dem
Jahr 324 ist Konstantin dann auch selbst ganz offiziell Anhänger dieser Religion.
Im Jahr 325 setzt der Kaiser dann auf dem Konzil von Nizäa durch, dass der neue
Haupt-Gott des Imperium Romanum aus drei "Personen" bestehe, die in einem
einzigen gemeinsamen göttlichen "Wesen" vereint seien, wobei jede der drei
"Personen" – als Vater, Sohn und Heiliger Geist bezeichnet – im Vollsinn "Gott"
seien. Vor allem die volle "Gottheit" von Jesus von Nazareth ist dem Kaiser ein
Anliegen, da dieser ja nicht weniger "göttlich" sein sollte als die vielen
anderen Götter, die damals noch im Imperium verbreitet waren, weswegen man zum
Staatsgesetz erhebt, dass Jesus "wesenseins" mit seinem "himmlischen Vater" sei.
Alle Abweichungen von diesem neuen Staatsglauben werden von nun an staatlich
verfolgt, und auch im Kaiserpalast selbst ging der erste "christliche" Kaiser
gnadenlos gegen alle vor, die seiner Macht gefährlich werden können. So ließ er
im Jahr 326 auch seine Frau Fausta und seinen Sohn Crispus ermorden. Und im
selben Jahr begann der Kaiser vor allem mit der Verfolgung der Urchristen bzw. der vom
Katholizismus abweichenden Christen wie z. B. der so genannten "Novatianer", "Valentinianer",
"Markioniten", "Paulianer" oder "Montanisten", wie sie von den Katholiken
genannt werden. Diese Namen sind als kirchliche Spottbegriffe in Anlehnung an
dort verantwortliche Christen (z. B. Markion oder Montanus) gedacht, und die
Kirche hat seither immer eine Verfolgung damit begonnen, dass sie die späteren
Opfer zunächst lächerlich zu machen versuchte. Damals, also im Jahr 326, wurde im so genannten
"Häretikergesetz"
zunächst ein
öffentliches und privates Versammlungsverbot für diese Gruppen erlassen. Sollte
jemand von nun an den
Urchristen oder verwandten Gruppen einen Raum für Treffen zur Verfügung stellen,
wird dessen Haus zur Strafe beschlagnahmt "und ohne Einspruchsmöglichkeit und Zeitverzug
der katholischen Kirche" übergeben bzw. den staatlichen Steuerbehörden
(Kaiser Konstantin, zit. nach Euseb, Leben Konstantins, zit. nach Adolf Martin Ritter,
Alte Kirche, Neukirchen 1977, S. 139). Auch die Schriften, die nicht mit den
religiösen Staatsgesetzen von Nizäa übereinstimmten, galten natürlich von nun an
als "häretisch" und verboten und werden seither mehr und mehr aus dem Verkehr
gezogen.
Kaiser Konstantin und der Beginn der kirchlichen Inquisition
Kaiser Konstantin erließ im
Jahr 326 das so genannte "Häretikergesetz", das er nachfolgend in seinem
Brief an die gottlosen Häretiker selbst näher erläuterte, ein Jahr nach
Verabschiedung des kirchlichen Dreieinigkeitsdogmas beim Konzil von Nizäa;
zitiert nach Eusebius, Leben Konstantins, 3, 64 f.: |
Umgekehrt fördert der Kaiser z.
B. den Bau von Kirchen nach dem Vorbild der griechisch-römischen Basiliken.
Bislang gab es Basiliken für staatliche Ämter, Behörden, Justiz, Börsenverkehr
und Kaiserkult. Nun kommen also die neuen Basiliken der katholischen Staatssekte hinzu.
Diese sind von Anfang an zweigeteilt in die Bereiche für die Priester und in die
für das Volk. Parallel dazu werden die katholischen Priester "von allen öffentlichen Dienstleistungen
völlig befreit", wie bis dahin auch noch die heidnischen und jüdischen Priester,
welche aber schon bald ebenfalls verfolgt werden.
Auch müssen sich staatliche Richter bereits seit dem Jahr 326 den von nun an übergeordneten katholischen
Bischofsgerichten und ihren Urteilen unterordnen (Codex Theodosianus 16,2,2
und 1,27,1 zit. nach Ritter, a.a.O., S. 125). Und im Jahr 347 leitet
der
katholische Kirchenvater und Senator Iulius Firmicus Maternus dann den nächsten
Schritt ein, der aus römisch-katholischer Sicht nun folgte: Er fordert von den römischen
Kaisern Konstantius II. und Konstans die Ausrottung der antiken
heidnischen Religionen: "Diese Praktiken
müssen bis zur Wurzel gekappt, ausgemerzt und abgestellt werden, heiligste
Kaiser ...", so der zu damaliger Zeit neben dem Bischof von Rom wohl
einflussreichste Katholik im Imperium Romanum: Und die Forderung von Firmicus
Maternus nach dem "Ausmerzen" hat sich bis in den heute gültigen
römisch-katholischen Glauben erhalten (siehe dazu
Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 382).
Maternus wörtlich: "Lasst ... die Flamme eurer Schmelzöfen diese Götter rösten! Macht euch all die
Tempelgaben zu Dienste und überführt sie in eure Kontrolle. Mit der Zerstörung
der Tempel werdet ihr weitere Fortschritte in der göttlichen Tugend gemacht
haben ... es ist das Gesetz des allerhöchsten Gottes selbst, das euch
verpflichtet ... 5. Mose 13, 6-11.13-19 ...", so der Kirchenvater (der
vermutlich nicht identisch mit dem gleichnamigen ersten Bischof Maternus von Köln und
Trier ist, der 328 gestorben sein soll und dessen
Knochen heute als Reliquien in Trier und dessen Bischofsstab in der Schatzkammer des Kölner
Doms verehrt werden) (K. Ziegler, I. Firmicus Maternus, De errore profanorum
religionum, BT, 1908, zit. nach Ritter, a.a.O.,
S. 151).
Die Kaiser sind
zuerst noch unschlüssig. Zwar ordnet Konstantius nun formell an, den Willen der
Kirche zu erfüllen, doch bei der Durchführung der Ausrottungsverordnungen zögern
die staatlichen Behörden noch. Das ändert sich erst mit Kaiser Theodosius im
Jahr 380, der die römisch-katholische Sekte nun zur einzigen Staatsreligion
erhebt und deren Manifest bald die von Kirchenvater Hieronymus überarbeitete
lateinische Bibel wird (bis heute "Vulgata" genannt; zur Entstehung siehe
Der Theologe Nr. 14). In ihren Versammlungen
hatten die Katholiken mittlerweile Praktiken und Zeremonien übernommen, die
früher im jüdischen Tempel bzw. in der Gegenwart bei heidnischen Kulten üblich
waren, bevor diese durch den neuen Staats-Katholizismus "ausgemerzt" worden
sind. Hinter Schranken, welche vom Volk
nicht passiert werden dürfen, zelebrieren nun die katholischen Priester und Pfarrer. Und
dort, wo in den staatlichen Basiliken der Kaiser gethront hatte, thront jetzt
der Bischof. Und sein Bischofsstuhl wird nicht selten über einer Krypta mit
den Knochen seiner Vorgänger aufgestellt.
Die Erhebung der
römisch-katholischen Kirche
|
Das alles hat Jesus nicht gewollt, und es hat sich längst zum krassen Gegenteil
seiner Botschaft entwickelt. Unter der neuen staatlich befohlenen
römisch-katholischen Diktatur leiden nicht nur die Menschen, auch die von Jesus
und den antiken Philosophen Griechenlands und Roms geschätzten Tiere werden nun
für "seelenlos" erklärt und der menschlichen Grausamkeit schutzlos ausgeliefert
(siehe dazu: Der Theologe Nr. 7, Teil 4 – Absturz
in die Barbarei durch die Kirche – In der Antike gab es noch eine hohe Ethik). Wer jedoch auf den Widerspruch hinweist und am
ursprünglichen Urchristentum oder an seinem heidnischen Glauben festhalten
will, riskiert bald sein Leben. Denn seit dem Jahr 380, als Kaiser Theodosius I. den
römisch-katholischen Götzenkult
schließlich zur alleinigen
Staatsreligion erklärt, gilt gleichzeitig die Todesstrafe für alle Nichtkatholiken,
vor allem für solche Menschen, welche die auf dem Konzil von Nizäa im Jahr 325
konstruierte Kirchenlehre einer angeblich göttlichen
"Dreieinigkeit" nicht glauben wollten.
Im neuen Staatsgesetz für das Imperium Romanum ist ab jetzt zu lesen: "Alle
Völker ... sollen ... gemäß apostolischer Weisung und evangelischer Lehre eine
Gottheit Vaters, Sohnes und Hl. Geistes in gleicher Majestät und heiliger
Dreifaltigkeit glauben ... die übrigen aber ... soll ... vorab die göttliche
Vergeltung, dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch
himmlisches Urteil übertragen worden ist" (Edikt Cunctos populos vom
28.2.380, Cod. Theod. 16,1,2 zit. nach Ritter, a.a.O., S. 179).
Das alles ist die Tradition im kirchenchristlichen Abendland und der
kriegerische Kaiser Konstantin, der übrigens auch seine Frau Fausta und seinen ältesten
Sohn Crispus hinrichten ließ, wird später wegen seiner Verdienste für die
Kirche von dieser heilig gesprochen. Und
Kaiser Theodosius I. bekommt von der Kirche den Beinamen "der Große". An dieser
Stelle eine Zwischenfrage: Sehen Sie das auch
so? Und wollen Sie bei diesen Traditionen weiter dazugehören und mitmachen?
Die Kirche betont ja zu verschiedenen Anlässen immer wieder ihre Tradition, die
von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Doch in immer mehr
Menschen regt sich ein unterschwelliges Misstrauen gegenüber diesen Traditionen.
Und vielen wird es sogar unbehaglich, wenn sie eine Kirche betreten.
Ein Beispiel: Ich war von 1988-1992 Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche. Kurz nachdem ich das Dienstverhältnis beendet hatte, trat ich 1992 auch aus der Kirche aus. Dass ich überhaupt Pfarrer geworden war, hatte damit zu tun, dass ich bereits am Ende der Schulzeit Jesus von Nazareth nachfolgen wollte, so wie ich dies auch heute möchte. Heute weiß ich, dass ein Theologiestudium nicht im Sinne von Jesus ist, doch damals war das für mich noch nicht klar – obwohl ich schon in jener Zeit kein guter Kirchgänger war. Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten pflegte ich lieber in Jugendgruppen und Hauskreisen. Im Studium lernte ich dann, dass es im Urchristentum ähnlich war. Man traf sich in den Häusern und in Rom vielleicht sogar in unterirdischen Gängen, weil man in der Öffentlichkeit vor Verfolgung nicht sicher war.
Und Jesus von Nazareth sagte sogar: "Die
Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der
Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege" (Lukas 9, 58). Das bedeutet auch: Es gibt für ihn und seine
Nachfolger keinen festen Platz auf der Erde, den sie als "Heimat" vor allen
anderen Orten bevorzugen würden. Gott ist da, "wo zwei oder drei versammelt
sind" in Seinem Namen und in Seinem Geist, und man soll mit Ihm in der "Kammer" bzw. dem
"stillen Kämmerlein" des eigenen Herzens sprechen (Matthäus
6, 6).
Wenn Jesus Kirchen aus Stein gewollt hätte, hätte er es in diesem Zusammenhang
bloß zu sagen brauchen, und eine solche Aussage hätte die Kirche sicher nicht
unter den Tisch fallen lassen oder gefälscht.
Wenn ich aber zu Gott in meinem
eigenen Herzen sprechen kann bzw. soll, was sind dann die Kirchengebäude?
Zumindest keine Häuser, in denen Gott wohnt.
Bei Jesus hatte es sie schließlich auch noch nicht gegeben, ohne dass damit
etwas Wesentliches gefehlt hatte. An dieser Stelle wird nun von Kirchenleuten
regelmäßig erwidert, Jesus hätte den jüdischen Tempel und die Synagogen
durchaus als offizielle Gotteshäuser betrachtet und genützt, und die Kirche habe
eben später vergleichbare Häuser aus Stein gebaut. In Wirklichkeit biegt man
dafür ein paar Bibelstellen in diesem Sinne zurecht und ignoriert den
gegenteiligen Befund. So habe etwa Jesus in der Nazarether Synagoge aus der
Schrift vorgelesen, oder er habe als 12-Jähriger gesagt, "dass ich sein muss in
dem, was meines Vaters ist" (Lukas 2,49). Hätte er damit aber den
steinernen Tempel gemeint, würde wohl kaum der nachfolgende Vers 50
lauten: "Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte". Denn der
Tempel galt offiziell als das "Haus Gottes" und Jesus hätte dann nur das
wiederholt, was ohnehin alle Gläubigen dachten. Wieso heißt es aber dann: "Sie
verstanden das Wort nicht". Auch der Evangelist Lukas war sich also noch
bewusst, dass der jugendliche Jesus dabei an etwas anderes dachte. Und mit hoher
Wahrscheinlichkeit meinte er seinen Herzensgrund, wo er mit Gott verbunden war,
wie er es ja auch später lehrte. In dieser Haltung konnte er dann den damaligen
Priestern Rede und Antwort stehen. Und genau dieses Thema wird kurz vor seiner
Hinrichtung wieder aktuell, als "Zeugen" ihm vorwerfen: "Er hat gesagt: Ich kann
den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen" (Matthäus 26, 61).
Wiederum die Frage: Was ist der "Tempel Gottes"? Im
Johannesevangelium ist die Antwort auf diese Frage dann sogar wörtlich
überliefert: "Er aber redete von dem Tempel seines Leibes" (2, 21). Also
lebt Gott in ihm und will dort zuhause sein. Und so überträgt es später z. B.
Paulus auch für jeden Christen, wenn er schreibt: "Wisst ihr nicht, dass
ihr (Hervorhebung d. Redaktion) Gottes Tempel seid und der Geist
Gottes in euch wohnt?" (1. Korintherbrief 3, 16). Doch die Männer der
Kirche glauben, wenigstens bei Jesu Zitierung von
Jesaja 56, 7 ("Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber macht eine
Räuberhöhle daraus" z. B. in Lukas 19, 46) fündig werden zu können, um
die prunkvollen Kirchengebäude zu rechtfertigen, wenn man gleichzeitig alle
anderen Bibelstellen ignoriert. Hierbei geht es um den Verkauf von Tieren zur
späteren Opferung im Jerusalemer Tempel. Doch das von Jesus zitierte
Prophetenwort gehört in einen ganz anderen Zusammenhang. Dahinter steht die
Vision von einem Gebetshaus auf dem Berg Zion, wo viele Völker und "Heiden"
einst im Gebet vereint sind (z. B. Jesaja 2, 1-5). Das müsste ein großer,
praktisch ausgerichteter Raum sein. Von einem prunkvollen
Tempel mit Kult, Kunst, Gold und Pomp ist auch bei Jesaja ausdrücklich nicht die Rede.
Und erst recht nicht, dass man dazu fremde Völker massakrieren und ihre Schätze
rauben soll, wie dies die römisch-katholische Kirche z. B. bei Indianern oder
Inkas veranlasste. Deren Gold wurde eingeschmolzen und überzieht heute z. B. den
prachtvollen Altar der katholischen Kirche in Sevilla und einiger Kirchen mehr.
Doch weder der Prunk noch seine brutale Beschaffung haben irgendetwas mit Gott
oder Jesus zu tun. So zitiert der
Jesusnachfolger Stephanus den Propheten Jesaja auch mit den Worten: "Aber
der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der
Prophet spricht (Jesaja 66, 1-2): ´Der Himmel ist mein Thron und die Erde
der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen`, spricht der
Herr, ´oder was ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles
gemacht?`" (Apostelgeschichte 7, 48-50)
Wir selbst, d. h. unsere Körper,
sind die "Tempel des Heiligen Geistes" bzw. die
Tempel Gottes, wie es Paulus in Übereinstimmung mit Jesus später in seinem 1.
Brief an die Korinther sogar noch einmal wiederholt (nach 3,6
erneut in 6, 15-19). Und so sagt auch Jesus ganz schlicht: "Das
Reich Gottes ist in euch" (Lukas 17, 21), was von den Kirchen zur
Verschleierung des Sachverhalts natürlich lieber mit "unter euch" übersetzt
wird. Doch das griechische "entós" im Urtext der Bibel heißt nun einmal in erster
Linie "innerhalb", "in", "inwendig".
So könnte man zusammenfassend vielleicht sagen:
Schöne und schlichte Gebetsräume für alle Menschen guten Willens, wo man gut in
den eigenen inneren Tempel einkehren kann – das haben die
alttestamentlichen Propheten und Jesus von Nazareth wohl befürwortet;
nicht aber menschliche Prachtbauten, die nur angeblich zur Ehre Gottes
errichtet wurden, in Wirklichkeit zur Ehre des menschlichen Ego, z. B. eines
bischöflichen Bauherrn, der z. B. Hunderte von Sklaven bzw. Leibeigene für einen
prunkvolle Kirche zu Tode schinden lässt.
Und "Gott redet am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, im Wald", so schrieb ich schon
als 18-jähriger Schüler ein halbes Jahr vor Beginn des evangelischen Theologiestudiums. Ich
fügte damals jedoch hinzu, dass Er natürlich auch in einem Kirchengebäude reden könne.
Denn als angehender Pfarrer war es für mich abzusehen, dass ich früher
oder später in einem dieser Häuser meine erste Predigt halten würde. Und so
begann ich damals damit, mich mit der kirchlichen Tradition zu arrangieren.
Ein zweites Beispiel
für die Auseinandersetzung mit der kirchlichen Tradition, die vor allem für
aufgeschlossene Jugendlichen unvermeidbar ist: In einer so genannten Jugend-Einkehrwoche in
einem Kloster, an der eine gute Bekannte von mir teilnahm, durften alle
Jugendlichen ein eigenes persönliches Glaubensbekenntnis verfassen und in einem
Gottesdienst vortragen. Gott sei in einer Blume, in einem Schmetterling, in
einer Katze, auf einem Berg, in der Tiefe des Meeres, so schrieb die Bekannte,
und sogar in einem kleinen Grashalm oder Kieselstein. Alles "schön und gut", so
die Beurteilung durch den katholischen Pater, der die Beiträge entsprechend "zurecht" rückte: Gott habe das zwar alles geschaffen, doch sei er nicht dort
´drin`.
Als Alternative bietet die Kirche dafür die Monstranz an, dieses
Schau-Gefäß, in dem
der Priester z. B. bei der Fronleichnamsprozession eine "geweihte" Hostie und
damit nach katholischer Vorstellung den Leib des Gottessohnes vor sich herträgt.
Auch diese Jugendliche ging durch die kirchliche Mühle und begann mit dem
Studium der katholischen Theologie. Später trat sie dann aus der Kirche aus und
erinnerte sich dabei wieder an dieses Jugenderlebnis, wo sie noch ihrem feinen
Gespür gefolgt war, bevor ihr von "Aufpassern der kirchlichen Lehre" das
intellektuelle Kirchenwissen vermittelt wurde. Aus ihrer heutigen Sicht wird
dabei "das Vertrauen von ahnungslosen Jugendlichen schwer missbraucht".
Und überrascht stellte auch ich fest, dass ich ja damals als Schüler schon teilweise so gedacht hatte wie jetzt, nachdem ich der Kirche bereits einige Jahre den Rücken gekehrt habe. Auch musste ich mir eingestehen, dass ich in all den vielen Jahren als kirchlicher Theologiestudent und Theologe viele Umwege gehen musste, um weiter zur Kirche dazugehören zu können. Dabei ist mir Gott sei Dank der natürliche Menschenverstand und ein gesunder rebellischer Geist nicht abhanden gekommen. Und nach dem Kirchenaustritt konnte ich endlich ein Gottsucher ohne Vorbedingungen und Einschränkungen sein und einfach frei, meinem Gewissen zu folgen.
Was hatte man nicht alles versucht, um als Theologiestudent oder später als
Theologe und Pfarrer das kirchlich Vorgefundene mit dem Gewissen und den eigenen
Überzeugungen in Einklang zu bringen. Eine gute Methode schien es zu sein, allen
kirchlichen Handlungen, wie sinnig oder unsinnig sie auch waren, eine
symbolische Bedeutung beizumessen. Diese musste natürlich mit den
Interpretations-Angeboten in den Lehrbüchern einigermaßen übereinstimmen. Man
besuchte Vorlesungen über "Sakramente" und über "Ritus und Ritual" und mischte
später selbst kräftig mit: Diese Altarkerze stehe jetzt für das "Licht Gottes in
der Welt", der Abendmahlswein für das Blut von Jesus, "der sich im übrigen bis
zum letzten Blutstropfen für uns einsetzte", der Erdwurf ins Grab für die "Vergänglichkeit des Daseins", der Ehering vielleicht für Treue
"rundum"
(notfalls auch ein zweites, drittes oder viertes Mal), das Taufwasser für das "innere Bad der
Wiedergeburt", die Handauflegung des Pfarrers für die "Nähe Gottes" und vieles
mehr, das man so oder so ähnlich auch bei den alten Römern, den alten Griechen,
den alten Ägyptern oder sonst wo findet.
In so genannten Mysterienkulten gab es z. B. rituelle Messfeiern mit Abendmahl,
mit besonderen Messgewändern, mit Altar, Weihwasser und Ministranten, mit
Glockengeläut und Niederknien, und es gab natürlich äußere Tempel mit einem
gewissen
Pomp. Auch gab es Heilige und Heiligenverehrung, es gab die Verehrung der großen
Muttergöttin, aus der sich später die katholische Marienverehrung entwickelte,
es gab auch Reliquien und spezielle Feiertage der Heiligen bzw. Halbgötter, es
gab Wallfahrten und Wallfahrtsorte, Prozessionen, es gab Sakramente wie die
Taufe oder die letzte Ölung – und alles hatte in diesen Kulten eine bestimmte
Bedeutung wie später auch in den Kirchen. Doch wozu alle diese Rituale und
Zeremonien? Geht es ohne sie nicht viel einfacher und direkter, Gott näher zu
kommen?
Das Licht Gottes leuchtet doch auch durch die Kerzen in meinem Wohnzimmer, und
um etwas Licht in die Welt zu bringen, muss es erst licht in mir geworden sein.
Also lerne ich, Gott durch mich wirken zu lassen. Doch worauf kommt es dabei an?
Z. B. darauf, zunächst einmal Ordnung in seinem Leben zu machen, so überraschend
das vielleicht für manchen in diesem Zusammenhang klingt. Denn der Geist Gottes
ist auch ein Geist der Klarheit und Geradlinigkeit. So sorge ich also für mehr
Ordnung in meinen Gedanken und in meiner Wohnung. Ich bin dann nicht mehr so oft
abgelenkt, sondern konzentrierter und damit auch wachsamer für Gott in mir und
um mich herum. Ich übe mich auch im langsameren Essen und Trinken – alleine, in
der Familie oder mit Freunden, und ich mache mir bewusst, wie Gott uns durch die
Mutter Erde speisen und tränken kann, wenn wir sie bewahren und pflegen. Die
Hostie und den Schluck aus dem Abendmahlskelch (nur für Protestanten) kann ich
mir ersparen. Auch Friedhofsbesuche bringen nichts, denn die Seelen haben längst
ihre toten Körper verlassen und gehen ihren Weg im Jenseits weiter – wozu also
der ganze Friedhofskult um die verwesenden Leiber? Nur ein Totenkult pflegt eine
Friedhofskultur. Und wenn ein Pfarrer seine Hand segnend nach mir ausstreckt,
wird er dafür gut aus der Kirchensteuer oder gar vom Staat bezahlt, wovor schon
der Prophet Micha warnte, als er rief "Priester lehren für Lohn" (3, 11).
Gute Freunde nehmen einen umsonst in den Arm und ihre Hilfe ist nicht an die
Kirchensteuereinnahmen gebunden. Und Ehen und Partnerschaften brauchen nicht den
Segen der Kirche, sondern Mann und Frau mit Charakterstärke, wenn sie gelingen
sollen. Und für ein schönes Fest braucht man zwar etwas Phantasie und
Kreativität, aber keine Kirche und keinen Priester als Zeremonienmeister. Und
wer sein Kind nicht kirchlich taufen lässt, handelt sogar nach dem Willen von
Jesus, denn dieser lehrte: "Erst lehret" (bzw. "Machet zu Jüngern!"), "und dann
taufet". Von einer Art Zwangschristianisierung von Säuglingen ohne deren
Einverständnis sprach Jesus nicht. Geschweige denn von Besprengungen der
Neugeborenen mit Wasser, von Taufformeln oder gar Taufkleidern.
Man kennt diese Praktiken aber aus antiken heidnischen "Mysterienreligionen", so
wie es auch heute viele mehr oder weniger geheim gehaltene Kulte und
zeremonielle Praktiken der unterschiedlichsten Kulte und Gruppierungen gibt.
Man kann sich natürlich an vieles gewöhnen, und Katholiken müssen sich an etwas mehr gewöhnen als die eher kargen Protestanten, wo nur noch Reste des aus dem antiken Heidentum übernommenen Zeremonienkultes übrig geblieben sind: kein Tabernakel mehr, kein Rosenkranz, kein Schweißtuch der Veronika, keine Firmung, keine letzte Ölung, keine Heiligenkalender, keine farbigen Priestergewänder (nur der schwarze Talar), keine Mitra – diese fischkopfartige Bischofsmütze, die man sich beim babylonischen Fischgott Dagon abgeschaut hat –, nicht eine einzige Reliquie mehr.
Links die Tiara von Fischgott Dagon und Papst Innozenz III. mit der Tiara. Rechts der "Gott" Dagon mit seiner Mitra. Und daneben Papst Paul VI. mit der alten Fischgott-Mitra. Der Katholizismus stammt aus antiken Götzenkulten
Doch ob die Hostie aus dem katholischen Tabernakel (= Aufbewahrungsort für
Hostien) kommt oder aus dem evangelischen
Hostiengefäß, ob man den Rosenkranz nachbetet oder lutherische Katechismustexte
aufsagt, was hat das eine wie das andere mit Gott zu tun? Es entfernt einen
letztlich von Gott. Wieso? Man bindet sich an die Gebräuche und Wortformeln
einer veräußerlichten Religion anstatt Gott im eigenen Tempel, im eigenen
Inneren, aufzusuchen, wo Gott uns ganz nahe sein möchte. Denn unser Körper ist
der Tempel des Heiligen Geistes, der Tempel Gottes. Denn er ist auch das
irdische "Gefährt" für unsere unsterbliche Seele, die in ihrem Inneren wiederum
mit Gott bzw. mit dem Heiligen Geist geeint ist. Wir befinden uns also
ständig in diesem Tempel und können dort jederzeit mit einem aus dem Herzen
gesprochenen Gebet mit Gott Kontakt aufnehmen und wir brauchen keinen äußeren Tempel
und keine Kirche zu betreten oder vor einem Altar niederzuknien, sondern einzig
vor dem Gottesgeist, der sich in alles Leben eingeboren hat.
Dass in jedem gültigen katholischen Altar eine Reliquie oder ein Teil einer
Reliquie eingemauert sein muss, wusste ich als evangelischer Pfarrer noch nicht
einmal, obwohl ich als evangelischer Gast bei ökumenischen Gottesdiensten selbst
dort tätig war. Und wenn nur ein Knochen des "heiligen" Bruno für zwei Altäre
zur Verfügung steht, wird von diesem Knochen am besten ein Stück abgesägt:
Problemlösung auf katholisch – eine wahre Geschichte aus dem Jahr 2001. Die
Reliquie – auch ein Symbol, für das sich in jedem Einzelfall eine wohlklingende
Bedeutung finden lässt – ist in den meisten Fällen einfach ein Leichenteil.
Allein vier katholische Kirchen (Charroux, Clulombs, Puy in Frankreich, Sankt
Johannes in Rom) behaupten z. B., die Vorhaut des Gliedes von Jesus zu besitzen
und verhöhnen auf diese Weise den Mann aus Nazareth, der sein Leben für die
Menschen hingab – aber nicht im kirchlichen Sinn, sondern ganz praktisch und
unmittelbar.
Es kann einem schlecht werden bei diesen und manch anderen
Reliquienvorstellungen, und vielleicht vergeht einem dabei auch die restliche
Lust an der Kirchenmitgliedschaft.
Jesus, der Christus, lehrt die Menschen einen liebenden Gott, den man "Vater" nennen darf. Er lehrt sie nicht die Verehrung von Knochen und
von halbverwesten und eingetrockneten Leichenteilen, wie es die katholische Kirche tut (vgl. Der Theologe Nr. 62).
Der "Vater" von Jesus gibt allem Leben seinen
Atem, und auch in der Bibel steht, dieser Gott
"ist Geist" (2. Korinther 3, 17), und:
"Der Wind weht, wo er will; du hörst
sein Brausen wohl; aber du weißt
nicht, woher er kommt und wohin er
geht. So ist es mit jedem, der aus
dem Geist geboren ist" (Johannes
3, 8). Doch was ist demgegenüber eine
Religion, in der Körperteile Verstorbener eine solche
zentrale Bedeutung haben wie in der katholischen
Kirche? Handelt es sich dabei nicht um einen
Totenkult? Und "was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und
Grabmäler Gottes sind?", schreibt bereits der Philosoph Friedrich Nietzsche im
19. Jahrhundert in dem Werk Die fröhliche Wissenschaft.
Tot wäre jedoch nur dieser Kirchengott, und ein Schimmer von seinem Leichenglanz
überzieht auch sensible Kirchenbesucher. Die kalte Pracht dieser
Denkmäler aus Stein, in denen viele hilflos suchende Menschen auf und ab laufen, stimmt
manchen depressiv. Bischöfe und "Heilige" der Vorzeit hat
man dort in Marmor, Stein oder Beton gehauen oder ihre Blutrunst gar mit Gold überzogen.
Und so drohen sie bis heute – versteinert, wie man sie betrachten kann – mit
erhobenem Zeigefinger auf die Gläubigen herunter. Heute gehören diese Figuren zu
den Kunstschätzen des Abendlandes, doch wer waren die Menschen, die einst in
diesen Körpern lebten? Fast bei jedem
dieser Würdenträger kann man die
Frage stellen: Wie viele Leichen hat dieser auf dem Gewissen? Und wie
viele jener? Und: Auf wie vielen Knochen und Gebeinen ist der Bischofsstuhl
dieser Exzellenz errichtet? Und wie
viel Blut klebt am Stuhl jener?
Man muss gut addieren können, auch große Zahlen. Denn Millionen von Menschen
fielen allein in Europa dem Wahn des katholischen und des evangelischen Glaubens
zum Opfer, und viele Täter werden in den Kirchen noch heute verehrt wie einst.
Und wie einst erheben die Päpste, Eminenzen (= Kardinäle) und Exzellenzen (=
Bischöfe) den Anspruch,
Vermittler von Leben oder Tod zu sein und den einzigen Weg
zurück zu Gott anzubieten. Dabei sind sie nur die Mittler des Todes. Ewig
verdammt sei, wer den kirchlichen Weg kennt und
ausschlägt, so ihr Wahn. Für alle Zeiten würde er furchtbare Höllenqualen erleiden, für immer und
ewig, ununterbrochenes Grauen, ohne Aussicht auf ein Ende, gefoltert in alle
Unendlichkeit – das ist die Drohbotschaft der Kirche, die sich hinter der Maske
einer "Frohbotschaft" verbirgt. Keine Reue oder Umkehr werde dann mehr erhört,
kein Zurückwinseln in den Schoß der großen "Mutter Kirche" sei mehr möglich, die
–
gleich der großen Hure aus der biblischen Apokalypse – nahezu mit jedem Machthaber buhlte und die von den
Herrschern der Völker über Jahrhunderte die Todesurteile für Menschen einforderte,
die eigenständig zu denken und zu fühlen wagten.
Bei einem Gespräch im Bekanntenkreis fällt
plötzlich der Satz: "Du landest auch
noch auf dem Scheiterhaufen", und es ist für einen Augenblick ganz still ... Und wer spürt sie noch in solchen Augenblicken, die alte Angst, dieser Macht
ausgeliefert zu sein, von welcher der Historiker Karlheinz Deschner schreibt:
"Nach intensiver Beschäftigung mit
der Geschichte des Christentums
kenne ich in Antike, Mittelalter und
Neuzeit ... keine Organisation der
Welt, die zugleich so lange, so
fortgesetzt und so scheußlich mit
Verbrechen belastet ist wie die
christliche Kirche, ganz besonders
die römisch-katholische Kirche."
(in:
Die beleidigte Kirche, Freiburg 1986, S. 42 f.)
So machte ich eines Tages Bekanntschaft mit einer
engagierten Katholikin,
die als "Medium" Erfahrungen mit Jenseitskontakten hatte und der ich manches
gar nicht glaubte, wovon sie mir berichtet. Doch eine Erzählung ließ mich aufhorchen:
Sie sagte, dass sie im Dom in Bamberg nicht in Ruhe beten konnte, da
sich dort verzweifelte Seelen von Menschen zusammenfänden, die verstorben waren.
Sie erlebte im Dom ein furchtbares Klagen und Geschrei. Und die Tatsache, dass
sie sich ja im Dom befänden, inmitten der vielen Kreuze, Altäre und Reliquien,
konnte die "armen Seelen" weder trösten noch ihnen weiterhelfen.
Als ich später selbst
diesen Dom betrete, kann ich zwar als "nicht medialer" Mensch Gott sei Dank weder Seelen sehen noch
hören; doch dass sie um mich sein könnten, ist für mich gut vorstellbar. Vielleicht
sind auch viele der oft brutalst gefolterten und getöteten Opfer der
Kirche darunter, die gekommen sind, um in den kalten Mauern nach den Tätern zu
suchen. Und wenn schon in diesem einen Dom so viele Seelen hausen, wie wird es dann wohl in den
vielen anderen Domen und Kathedralen zugehen?
Man muss dies alles nicht glauben. Doch ich ahne seither, woher vielleicht
dieser unterschwellige Schauer kommt, der mich als Kirchenbesucher immer wieder
anfliegt und der sich abwechselt mit einem Lockruf, doch bitte
einzutreten in die Gemäuer und in die Gemächer, um dort vielleicht den
"Geheimnissen Gottes" auf die Spur zu kommen. Und es scheint dabei nur, als hätten die
mächtigen Steinblöcke alles das stumm überdauert, was um sie herum in allen den
Jahrhunderten geschah. Doch das Blut der Opfer der Kirche klebt noch unsichtbar
an den
Steinen, und es rinnt noch unsichtbar durch die Kirchenbänke, und man kann es vielleicht an seinen feinen Empfindungen merken. Wie
sprach Jesus von Nazareth? "Wenn diese [meine Jünger] schweigen werden, so
werden die Steine schreien" (Lukas 19, 40). Und schließlich: Es komme
irgendwann die Zeit, da würde kein
Stein mehr auf dem anderen bleiben.
Der Lockruf der Kirche hat viele Melodien.
Wer hat nicht schon einmal harmonische Klänge der Kirchenmusik in sich aufgenommen?
Den
wuchtigen Orgelklang, die vielstimmige Fülle von Chor und Orchester oder die
sanfte Stimme eines einzelnen Chorknaben? Manches mag dabei unmittelbar unsere
Herzen berühren: "Nun danket alle Gott" erklingt es vielleicht aus Hunderten von
Mündern oder "Großer Gott, wir loben dich". Und der Klang und die Kraft der
Musik und die feierliche Stimmung können bis in unsere Seele vordringen, und die
Kirche hat sich das immer zunutze gemacht.
So schreibt der Historiker
Karlheinz Deschner: "Die Hinrichtung der
´Ketzer’, die meist an einem Festtag stattfand,
gestaltete die Catholica zu einer Schaustellung
ihrer unbeschränkten Gewalt. Sonderreiter luden
das Volk ein, man nahm hohe Preise für
Fensterplätze und gab jedem Gläubigen, der Holz
für den Scheiterhaufen herbeischleppte, einen
vollkommenen Ablass. Auf dem Weg zur Richtstätte
wurde das Opfer oft unter einen Narrenhut
gesteckt, mit glühenden Zangen gezwickt und ihm
manchmal noch die rechte Hand abgeschlagen. Nur
in Ausnahmefällen hat man einen Verurteilten vor
der Exekution gnadenweise erwürgt. Während der
Häretiker, je nach Windrichtung, erstickte oder
langsam verbrannte, sangen die versammelten
Katholiken das Lied ´Großer Gott, wir loben
Dich`" (Abermals krähte der Hahn, btb-Taschenbuch, 3. Auflage 1996, S. 548).
"Und
damit der Lobgesang dabei nicht
durch den Todeskampf der
Andersgläubigen irritiert wurde,
bekamen diese
Angesichts der bestialischen Morde der kirchlichen Kreuzfahrer an friedlichen
Muslimen, an jüdischen Mitbürgern, an Freidenkern oder an Abweichlern im eigenen Lager,
angesichts der durch nichts zu überbietenden Folter- und Hinrichtungsmethoden der kirchlichen Inquisition
(vgl.
Die Foltermethoden der Inquisition),
angesichts von Völkermorden und
Hexenverbrennungen weltweit und angesichts der Bestialität gegenüber den Tieren
bis in die Gegenwart muten die alttestamentlichen Grausamkeiten eher wie
Vorübungen an. Diese kirchlichen Verbrechen sind – trotz halbherzigem
päpstlichem Eingeständnis – von den Verantwortlichen nie ernsthaft bereut,
geschweige denn wieder gut gemacht worden
und die jüngsten Gräueltaten reichen bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. So
fielen nach Schätzungen z. B. bis zu 750.000 orthodoxe Serben dem
faschistisch-katholischen Ustascha-Regime in Kroatien während des 2. Weltkriegs
zum Opfer, das vom Papst in Rom unterstützt wurde, während umgekehrt die
orthodoxe serbische Cetnik-Bewegung Massaker an Kroaten verübte. Und
während der Militärdiktatur in Argentinien machten die Führer der römisch-katholischen Kirche den Militärs Vorschläge, wie
sie Regime-Gegner möglichst unauffällig hinrichten können. Und die Inbrunst der Gesänge
in den Kreisen der Täter ist heute wie einst – verlockend und gefährlich
zugleich.
Für Augenblicke scheinen Kirchen den Menschen auch Schutz zu bieten, die dort
Schutz suchen. Doch kann man sich an einem solchen Ort geschützt fühlen? In Ruanda in Afrika schütten Ende des 20. Jahrhunderts
katholische Amtsträger Benzin über die dort Zuflucht suchenden Menschen des Tutsi-Stammes und lassen sie in Flammen aufgehen oder mit einfahrenden
Bulldozern zermalmen. Die Vergangenheit bricht für erschüttende Augenblicke
wieder in die Gegenwart ein, um sich dann wieder
hinter dem Bollwerk von Kirchenmauern zu
verschanzen – bis wieder etwas passiert. Und in New York, im Stadtteil
Manhattan, brennt im Winter 2001 die St.-John-The-Divine-Kathedrale, eine der
größten Prachtbauten der Welt. Und wenn man dies so sehen will – vielleicht ein Symbol für
das Ungesühnte, was die Kirchen anderen Jahrhunderte lang angetan haben und was
früher oder später nach
dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf sie selbst zurückfällt.
In der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, heißt es über die
"Hure Babylon": "Geht hinaus aus ihr mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren
Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen" (Offenbarung 18, 4)! Die
"Hure Babylon" ist verschiedentlich als die verweltlichte Kirche der Endzeit
gedeutet worden, die bestrebt ist, mit allen Machthabern der Erde zu buhlen und
deren Begierden, z. B. nach Krieg oder nach Durchsetzung ihrer Machtansprüche,
religiös zu rechtfertigen. "Die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei
getrieben", heißt es (Vers 3) und haben die Kirche dafür mit Reichtum,
Ansehen und Privilegien belohnt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz
spricht man in diesem Zusammenhang auch von einem "prostitutiven Verhältnis" von
Kirche und Staat.
Das Wort "Gehet hinaus aus ihr mein Volk" kann heute treffender mit "Tretet aus
von ihr, mein Volk" übersetzt werden. Und den Grund dafür nennt der Seher
Johannes auch: "Dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von
ihren Plagen." Die Verbrechen der Kirche sind noch weitgehend ungesühnt und
nicht wiedergutgemacht, und jedes Blatt, das noch am Baum des Verbrechens hängt
(z. B. durch eine Mitgliedschaft), wird
in Mitleidenschaft gezogen, wenn die Saat des Grauens aufgehen wird und die Zeit
der Ernte gekommen ist. Schon Paulus schrieb in der Bibel: "Irret euch nicht,
Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten"
(Galater 6, 7) – in diesem Leben, im Jenseits oder in einer weiteren
Inkarnation, wenn man den Glauben an die Reinkarnation voraussetzt. Und dies
gilt auch für die Verantwortlichen der Kirchen – Sakramente und Kult hin oder
her.
In einigen Ländern der Erde hat sich das Blatt bereits gewendet: Drangen die
Kirchen in vergangenen Jahrhunderten dort mit Gewalt ein und kam es durch die
kirchenchristlichen Eroberer z. B. bei den Kreuzzügen zu Unterjochung und
Völkermord, so hört man heute oftmals, dass nun die Kirchenchristen verfolgt
werden – oft von armen Menschen, die in Scharen zu gewalttätigen Gruppen z. B.
des Islam übergelaufen sind.
Dass es auch einzelne kirchliche Gruppen gibt, die sich als "Kirche der Armen"
verstehen, darf nicht über eines hinwegtäuschen: Beide Institutionen, die
katholische wie die evangelische, bekommen jährlich Milliarden an staatlichen
Subventionen, obwohl sie allein in Deutschland über Vermögenswerte von 501,9
Milliarden Euro verfügen (Spiegel Nr. 49/ 2001). Ihre Amtsträger predigen von
den Kanzeln jedoch die Worte von Jesus "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf
Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen." (Matthäus 6, 19)
Im Magazin Der Spiegel ist über die Kirchen in Deutschland weiterhin zu
lesen: "Ihre Ausgaben für Personal, Seelsorge und gute Taten decken die Kirchen
jedoch kaum aus Vermögen, sondern vor allem aus laufenden Einnahmen. Allein 17
Milliarden [DM] kommen jährlich durch die zwangsweise von den Mitgliedern
erhobenen Kirchensteuern herein ... weitere 19,1 Milliarden beziehen sie aus
staatlichen Quellen ... Der Staat verzichtet außerdem auf 20 Milliarden
Einnahmen, indem er den Kirchen steuerliche Privilegien einräumt" (Nr. 49/2001).
In diesen Milliardenbeträgen noch nicht enthalten sind die Betriebskosten für
kirchliche Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten, die zu ca. 80 %
(Kindergärten) bis 100 % vom Staat finanziert werden (mit noch einmal ca. 50
Milliarden Euro). Von wem kommen also diese "guten Taten"?
(vgl. dazu
stop-kirchensubventionen.de)
In einer Zeit, in der immer mehr Staaten der Erde vom wirtschaftlichen Bankrott
bedroht sind und immer mehr Einfluss an transnationale Konzerne und
Geldinstitute verlieren, könnte folgendes Motto hilfreich sein: "Herr
Finanzminister, bitte sparen, aber am richtigen Ort!" Wieso werden eigentlich
die meisten Bischofsgehälter vom Staat bezahlt, dazu die Gehälter von "Dignitäten" (Dompropst und Domdekan; von lateinisch
"dignitas" = Würde), "Kanonikern", Vikaren, bischöflichen Sekretären, von Erziehern der
katholischen Knabenseminare und von evangelischen Oberkirchenräten? Und wieso
wird die Kirche immer noch Jahr für Jahr mit Millionen und Abermillionen Euro
entschädigt für Enteignungen aus dem Jahr 1803 (als die "geistlichen
Fürstentümer" abgeschafft wurden), obwohl der "Schaden" schon längst x–fach
abgegolten ist? Außerdem: Was die Kirchen damals "verloren" haben, hatten sie
sich im Laufe der Kirchengeschichte zu einem großen Teil erschlichen oder
zusammengeraubt. Und seit wann werden eigentlich Räuber dafür entschädigt, dass
man ihnen einmal einen Teil der Beute wieder abspenstig gemacht hatte?
Falls die Politiker aber immer noch Zeit brauchen, um zu dieser Einsicht zu kommen,
kann man wenigstens selbst schon mit gutem Beispiel vorangehen und austreten.
Mit der Kirchensteuer, die man einspart, könnte man dann endlich das tun, was
man selbst für richtig hält und muss nicht das finanzieren, wofür sich die
Kirchenoberen entscheiden.
Zwar werben die Kirchen in Deutschland damit, dass man die bezahlte
Kirchensteuer später z. B. von der Lohn– und Einkommenssteuer absetzen kann, was
dem Staat übrigens noch einmal zusätzlich ca. 6,8 Milliarden [DM] jährlich
kostet (Spiegel Nr. 49 / 2001). Doch warum sich nicht gleich ganz von der Kirche
absetzen und überhaupt keine Kirchensteuer mehr bezahlen? Denn Jesus sprach
niemals von einer Kirchensteuer. Doch die Kirche lässt die Kühe nicht kampflos
ziehen, die sie bisher so erfolgreich gemolken hat. Der Pressesprecher des
Bischöflichen Ordinariats Bernhard Schweßinger erklärt, "dass die katholischen
Pfarrer gehalten seien, mit den Ausgetretenen Gespräche zu führen - mit dem
Ziel, sie eventuell zurück in den Schoß der Kirche zu führen. Ein Jahr nach dem
Austritt erhielten Ausgetretene zudem einen Brief des Generalvikars, in dem nach
dem Grund des Austritts gefragt werde (Main–Post, 26.6.2010). Alles das,
liebe Leserin, liebe Leser, braucht Sie nicht zu beunruhigen. Sie brauchen weder
ein Gespräch mit einem intellektuell versierten Priester zu führen noch müssen
Sie dem Generalvikar den Grund Ihres Austritts mitteilen. Vor allem dann nicht,
wenn Sie zurecht fürchten müssen, der kirchlich geschulten Argumentation der
Amtsträger nicht gewachsen zu sein. Sie brauchen überhaupt nicht zu
reagieren, es passiert ihnen nichts. Nur, wenn Sie das von sich aus möchten.
Dann können Sie schon noch einmal mit den Herren der Kirche reden. Sie könnten
sich dann z. B. über die Ungeheuerlichkeit beschweren, seitens der Kirche trotz
Ihres Kirchenaustritts weiter als Katholik oder Kirchenchrist betrachtet zu
werden.
Denn ein großer Teil der Kirchenmitglieder hat sich durch den Kirchenaustritt
unmissverständlich von der Institution Kirche und ihrem Dogmen– und Kultgepränge verabschiedet, doch die wenigsten ahnen, dass man
dort weiterhin eine Art "Besitzanspruch" auf ihre Seelen reklamiert.
So schrieb der ehemalige Landesbischof der
Evangelisch–Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Hanselmann, im Jahr 1985
z. B. in einem Brief:
"Ich möchte Ihnen aber nur zu bedenken geben, dass man
aus der Kirche, in die man durch die heilige Taufe eingegliedert wurde
[Anmerkung der Redaktion: meist unfreiwillig], nicht aus– und eintreten kann
wie bei einem Verein, wenn man anderswo etwas gefunden hat, was einem
vielleicht mehr zusagt. Man kann Gott den Bund, den er in der heiligen Taufe
mit uns geschlossen hat, nicht einfach kündigen." (Brief vom 6.9.1985)
Hier wird versucht,
"Gott" für die Kirche zu vereinnahmen. Doch der in der
Kirche geschlossene Bund, von dem der Bischof hier spricht, hat mit Gott nichts
zu tun.
Noch dicker trägt
der Kanzler und Bischofsvikar des Bischöflichen Ordinariats aus
Innsbruck, Prälat Dr. Hermann Steidl, auf, der in
einem Brief zum Thema folgende Auskunft gab:
"Eine Beendigung der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist nach deren
Selbstverständnis nicht möglich und auch nicht vorgesehen. Was den von Ihnen
angesprochenen ´Kirchenaustritt` betrifft, so ist dieser eine Einrichtung
des religiös neutralen Staates, durch die dieser seinen Bürgern ermöglicht,
sich für den staatlichen Rechtsbereich den Folgen der Zugehörigkeit zu einer
Kirche oder Religionsgemeinschaft zu entziehen. Dieser staatliche
´Kirchenaustritt` hat keine Auswirkungen auf die korporative Zugehörigkeit
zur katholischen Kirche, d. h. der Ausgetretene bleibt aus der Sicht der
katholischen Kirche weiterhin Katholik. Die katholische Kirche wertet diesen
Akt aber als ´formellen Abfall von der katholischen Kirche` und sanktioniert
dieses öffentliche Lossagen von ihr mit verschiedenen Rechtsbeschränkungen
... Unbeschadet dessen bleiben jedoch die von Ihnen erwähnten Sakramente
gültig ... Wurden sie einmal gültig gespendet, so können sie durch keine
Macht der Welt ausgelöscht werden." (Brief vom 14.9.1998)
Das würde den Senioren im Vatikan natürlich gefallen, wenn man in ihren Worten mehr sehen würde als bloße Sprechblasen. Die meisten Ex–Mitglieder lassen sich auf diese Weise aber nicht mehr einschüchtern und betrachten ihre frühere Zugehörigkeit und alles, was damit verbunden ist, als ein für allemal beendet. Außerdem können sie guten Gewissens die ungeheuerliche Anmaßung, von der Kirche weiterhin als "Katholiken" gesehen zu werden, als null und nichtig betrachten.
Eine solche Institution, die nach ihrem Selbstverständnis eine Beendigung der
"korporativen Zugehörigkeit" überhaupt nicht zulässt, entlarvt sich selbst, denn
was hier den meist durch die Säuglingstaufe ungefragt rekrutierten Mitgliedern zugemutet
wird, ist eine Nötigung und aus weltlicher Sicht schlicht verfassungsfeindlich.
In diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf die kirchlichen Psycho–Techniken
aufschlussreich. Katholische Eltern sind nach kirchlichem Recht unter Androhung
von Kirchenstrafen "verpflichtet", ihren Säugling taufen zu lassen (Can. 867). Andernfalls gefährden sie auch ihr Seelenheil. Ist das nicht ein
brutaler Versuch, Menschen geistig zu versklaven? Die Kirchenmitgliedschaft
durch Säuglingstaufe trägt dabei Charakterzüge einer modernen
Zwangschristianisierung und verstößt gegen das Recht des Einzelnen, selbst
darüber entscheiden zu können, welcher Organisation er sich anschließen möchte
und welcher nicht. Doch wer steckt hinter diesen Lehren? Ist das nicht immer
noch die "alte Schlange", die Jahrhunderte lang Blut und Schrecken über die
Menschheit bringen konnte? Und die sich in unserer Zeit nur widerwillig in die
Demokratien hinein gewunden hat, wo sie ihren Herrschaftsanspruch vorwiegend mit
seelischer Gewaltausübung durchzusetzen versucht, weil ihr der Staat nicht mehr
wie in früherem Ausmaß zur Verfügung steht.
Selbst die noch ungeborenen und "ungeplanten" Kinder werden von der Kirche
reklamiert: Ein Katholik darf z. B. nur dann "evangelisch" heiraten, wenn er
verspricht, sich dafür einzusetzen, dass etwaige Kinder katholisch werden. Und
ein katholischer Religionslehrer bekommt ohne dieses Versprechen gar keine
kirchliche Lehrerlaubnis, ohne die er vom Staat wiederum nicht beschäftigt
werden kann. (PS: Die Kirchen lassen sich die Kosten für den konfessionellen
Religionsunterricht übrigens auch mit ca. 2,5 Milliarden Euro jährlich vom Staat
bezahlen)
Ist ein Kind dann geboren, scheint es nichts Wichtigeres zu geben als das
möglichst schnelle Handeln der Kirche. So hat die Kirche beispielsweise das
Instrument der "Nottaufe" erfunden, um zu signalisieren, dass ungetauft
verstorbene Kinder angeblich in Ewigkeit keine Anschauung Gottes erlangen würden
und für alle Zeiten in einer Art milderen Form der Hölle leben müssen. Nur
Sündenstrafen müsse das kleine Kind nicht erleiden, da es in seiner kurzen
Lebensspanne keine Gelegenheit hatte, gegen die Gebote der Kirche aufzubegehren.
Die Kirche geht in diesem Fall davon aus, dass bereits der Säugling mit der "schweren Sünde" der
"Erbsünde" behaftet ist, und alle "Seelen, die in schwerer
Sünde aus dem Leben scheiden", müssen nach kirchlicher Lehre in die ewige
Verdammnis.
Dazu heißt es im amtlichen kirchlichen Lehrbuch von Neuner–Roos, Der Glaube
der Kirche, über die Hölle: "Sie besteht für die Seelen, die nur mit der
Erbsünde behaftet waren [also Säuglinge und kleine Kinder], im Verlust der
Anschauung Gottes" (Neuner–Roos, Der Glaube der
Kirche, S. 530). Wörtlich heißt der offizielle Lehrsatz Nr. 926:
"Die Seelen derer aber, die in einer Todsünde oder auch nur in der Erbsünde
verschieden, steigen sofort hinab in die Hölle, empfangen aber ungleiche
Strafen." (S. 554;
mehr zu diesem Thema in Der Theologe Nr. 18 – Der
Glaube der Kirche)
Trotz jüngerer Verlautbarungen aus dem Jahr 2007, dass die Kirche dennoch an einen
"Heilsweg" auch
für diese Kinder glaube (siehe
hier), kann man kaum in Worte fassen, welche Einschüchterung
und welche seelische Vergewaltigung hier auf Menschen ausgeübt wurde und auch
noch wird. Dies kann
eindrücklich von jenen bestätigt werden, die unter dieser furchtbaren
"Gottesvergiftung" gelitten haben (vgl. das Buch Gottesvergiftung
von Tilmann Moser). Und gelingt dem Zwangskatholiken später oftmals nach langen
Seelenkämpfen der Austritt, dann zählt dies erst recht zu den "schweren Sünden",
deren Folge die ewige Verdammnis sei (diesmal einschließlich der qualvollen
Sündenstrafen). Dies ist gültige kirchliche Lehre, auch wenn sich der Kanzler
des Innsbrucker Bischofs hütet, dies in einem Brief an einen kritischen
Zeitgenossen darzulegen.
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Die kirchlichen Lehren zu diesem Thema sind
völliger Unsinn und dienen nur dazu, die Menschen durch Angst und Schuldgefühle
in Abhängigkeit zu halten.
Mittlerweile verabschieden sich aber immer mehr ehrliche Gottsucher von der
Kirche mit ihren Drohgebärden und zwielichtigen Heilsangeboten, und sie tun es
zunächst innerlich. Was ihnen vielfach hilft, ist die Gewissheit: Gott ist ein
Gott der Freiheit und in keiner Weise an eine kirchliche Instanz gebunden und Er
wird auch nicht durch eine kirchliche Instanz vertreten. Die Pfarrer und
Priester vertreten nur ihr persönliches Ego und das Gruppen–Ego ihrer
Institution.
Der äußere Schritt des Kirchenaustritts wäre früher oder später die logische Folge, doch manche wägen
noch ab, ob der äußere Verbleib in der Kirche vielleicht doch das Angenehmere
sein könnte. Man könne ja innerlich glauben, was man wolle und daran könne einen
ja niemand hindern. Wer so denkt, unterschätzt die Situation. Auch eine kleine
offene Hintertüre gibt der Kirche die Möglichkeit, mit ihrem langen Arm
irgendwann wieder hinein zu greifen, und man darf dabei nicht nur auf äußere
Vorgänge in der materiellen Welt blicken. Die Kirche legt nämlich Wert darauf,
auch die Seelen der Katholiken im Jenseits zu sammeln und in ihrem Sinne weiter
zu geleiten, was immer man sich darunter vorstellen mag. Man ist auf jeden Fall
einer der ihren geblieben, ein Blatt an einem Stammbaum von Mord und Verbrechen, welche
Rechtfertigung man sich auch dafür zurechtgebogen haben mag.
Also keine Angst vor dem Austritt! Gott ist im Beamten, der mit ihnen den
Austritt vollzieht und Er ist gleich im ersten Menschen, den Sie nach Ihrem
Austritt treffen. So wie Er Ihnen immer in allen Menschen begegnet ist. Er ist
im Arbeitskollegen, im Partner, im Kind und im älteren Menschen; er ist in den
Sympathischen und Unsympathischen, im Freund und im vermeintlichen Feind. Er
begegnet Ihnen auch in jedem Tier: Im Kalb, das ins Schlachthaus geprügelt wird
und vor den tödlichen Schnitten weint, oder in der Katze, die es sich bei Ihnen
auf der Fensterbank gemütlich gemacht hat. Er atmet im Elefanten in Afrika, im
Känguru in Australien und im deutschen Wildschwein.
Und das heißt auch: Wer die Tiere tötet – aus welchem Grund auch immer –, tötet
Leben aus Gott und macht sich damit zum Gegner des Lebens aus Gott. Die Kirche
jedoch erfand immer neue Ausnahmen, für die sie das Töten von Menschen und
Tieren erlaubte, und sie segnete die Mordwerkzeuge, wenn man sie nur auf der
"richtigen" Seite einsetzte.
Es hat immer wieder Menschen gegeben, die äußerlich ihre Kompromisse mit den
Lehren und Kulten der Kirche gemacht haben. Doch bleibt man dann in der Regel
auch innerlich blockiert. Und umgekehrt: Menschen, die aus der Kirche
ausgetreten sind, berichten oftmals von einem Gefühl innerer Befreiung, das sie
in dieser Form vorher nie gekannt und erlebt hatten. Es ist, als ob eine
zentnerschwere Last plötzlich von einem genommen ist und das Erdenleben noch
einmal an einem neuen Startpunkt angelangt ist. Nun kann der Lebensweg ohne
kirchliche Bindung fortgesetzt werden.
Es kann der Weg zum Herzen Gottes werden, zu Gott im Inneren allen Lebens,
dessen erste Schritte man oft schon als Kirchenchrist gegangen ist. Und mancher
aufrichtige Gottsucher kann bezeugen: Veräußerlichungen hindern daran, den Weg
zu Gott zu finden, und ein ehrlicher Weg zu Gott führt früher oder später aus der Kirche
heraus.
Und erst wenn man sich von Dogmen und starren Formen gelöst hat, von Riten und
Kulten, kann man mit der Hilfe Gottes allmählich ins Innere, in sein wahres
Wesen, geführt werden.
Ein erster Schritt dorthin könnte sein, etwas mehr Abstand vom Lärm dieser Welt
zu nehmen und nicht mehr alles in sich aufzunehmen, was an Informationsflut an
einen herangetragen wird. Denn wessen Gehirnzellen voll gestopft sind mit nicht
enden wollenden Gedanken, der ist oft kaum in der Lage, einmal abzuschalten und
wahrzunehmen, dass z. B. auch die Zimmerpflanze oder der Strauch im Vorgarten
einem etwas sagen können; oder der Vogelschwarm, der bei der Fahrt zur
Arbeitsstätte die Straße in einigen Metern Höhe überfliegt.
Unsere fünf Sinne sind die Antennen zur materiellen Welt, die uns umgibt, und
wer ihnen einfach freien Lauf lässt, der ist bald von ihnen gesteuert und
irgendwann einmal nicht mehr ganz bei Sinnen. Wer jedoch beginnt, seine
Empfindungen
aufmerksam zu beobachten und nicht jedem Reiz gleich nachzugeben, der kann
erfahren, dass eine feinere Wahrnehmung möglich ist und dass um uns herum mehr
geschieht als das, was einem die groben Sinne zunächst spiegeln. Um diese Erfahrung geht es jetzt im letzten Teil dieser
Schrift.
Der Polarforscher Knud Rasmussen hat einmal von einem Brauch der
Eskimos berichtet, der ihm von einer greisen Eskimofrau anvertraut wurde:
"In alten Tagen feierten wir jeden Herbst große Feste zu Ehren der Seele des
Wales, und diese Feste mussten stets mit neuen Liedern eröffnet werden; alte
Lieder durften nicht gesungen werden", wenn Männer und Frauen tanzten, um den
großen Tieren zu huldigen. "Und da hatten wir den Brauch, dass in jener Zeit, in
der die Männer ihre Worte zu diesen Hymnen suchten, alle Lampen ausgelöscht
werden mussten. Es sollte dunkel und still im Festhaus sein. Nichts durfte
stören, nichts zerstreuen. In tiefem Schweigen saßen sie in der Dunkelheit
und dachten nach, alle Männer, sowohl die alten wie die jungen ... Diese
Stille ... bedeutet, dass man auf etwas wartet, das aufbrechen soll. Denn
unsere Vorväter hatten den Glauben, dass die Gesänge in der Stille geboren
werden. Dann entstehen sie im Gemüt der Menschen und steigen herauf wie
Blasen aus der Tiefe des Meeres, die Luft suchen, um aufzubrechen."
(aus: Die Gabe des Adlers,
Frankfurt am Main, o. J.)
Dass der Wal, zu dessen Ehre man die Feste feierte, gejagt
und getötet wurde, zeigt, dass auch die Eskimo-Welt nicht heil war, obwohl man
dort natürlich nicht diese vegetarischen Alternativen im Nahrungsangebot hatte
wie derzeit in den meisten Ländern weltweit. Und man
wusste wohl um tiefere Schichten der Seele, in welchen man eine andere
Wahrnehmung hat.
Und was würde wohl in unserem Gemüt aufsteigen, wenn einmal
die äußeren Sinne
für einige Zeit schweigen? Womöglich keine schönen neuen Lieder, sondern einfach
nur das, was man zuvor in seinem Gemüt gespeichert hat und was gerade aktiv ist
und womit uns unser Unterbewusstsein antreibt.
Daran mag sich zunächst auch nichts ändern, wenn es durch konzentriertes und
bewusstes Atmen zunehmend besser gelingt, die zahlreichen Gedankenströme, die
sich zuvor in unserem Gehirn bewegten, ausklingen zu lassen und das
Schweigen-Können immer besser zu erlernen.
Doch durch die Änderung des Körperrhythmus und das Schweigen der Gedanken
klopfen wir immerhin an eine Türe an, die uns ansonsten verschlossen wäre. Wenn
wir wissen oder glauben, dass im Innersten unserer Seele Gott wohnt, dann können
wir uns vielleicht auch vorstellen, dass es einen wunderbaren Klang in unserer
Seele tatsächlich gibt. Dieser Klang kann sich uns aber nur dann mitteilen, wenn
wir unsere Taten, Worte, Gedanken, Gefühle und Empfindungen von all dem Ballast
gereinigt haben, der sich gegen das Leben richtet – gegen unsere Nächsten,
unsere Mitgeschöpfe und gegen uns selbst. Und das ist ganz praktisch möglich, z.
B., indem wir uns einmal in den anderen hineinversetzen lernen und indem wir
bereuen, vergeben, um Vergebung bitten und das alte Fehlverhalten nicht mehr
tun. Letztlich richtet sich schon ein negativer Gedanke über unseren Nächsten
gegen uns selbst. Denn wir speichern die Gedanken in unserer Seele und nicht in
der Seele des Nächsten.
In einem Sprichwort heißt es "Je weiter man ausgeht, desto weniger hört man",
was bedeutet: Man braucht nicht hierhin oder dorthin zu gehen, nicht hierhin
oder dorthin zu lauschen, um das zu hören, worauf es ankommt. Es muss auch nicht
still um uns sein wie in der Eskimogeschichte. Die äußere Stille ist nur ein
Hilfsmittel, wenn unsere Nerven sonst leicht überreizt reagieren. Wir können
genauso gut in der Hauptreisezeit auf einem Autobahnrastplatz sitzen und Ströme
von Menschen an uns vorbeiziehen lassen. Es kommt nur darauf an, ob wir die
inneren Sinne auf Empfang stellen können. Dazu ist es hilfreich, sich bewusst zu
machen, dass Gott in allem ist, was uns umgibt. In jedem Menschen, in unseren
vierbeinigen Freunden, im Grashalm und auch in den sonst unbeachteten Halmen im
Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Und sogar in den Motorteilen des PKW,
einem Produkt des industrialisierten Menschen, atmet Gott, wenn auch nicht in
der Intensität wie in einem Menschen, in einem Tier oder in einer Pflanze. Doch
um zu hören, kommt es weniger auf das Gegenüber an, sondern vor allem auf uns
selbst, auf unsere Bereitschaft und Fähigkeit, die Sprache unserer Umwelt zu
verstehen. Hier ist auch unsere Haltung entscheidend. Gehen, stehen oder sitzen
wir aufrecht bzw. bewegen wir uns ausgewogen und nicht hektisch, dann ist unsere
"Empfänger-Antenne" gerade und wir empfangen mehr und deutlicher empfangen als
mit einer verbogenen Antenne, wenn wir uns z. B. gekrümmt oder mit verschränkten
Gliedern in einen Stuhl lümmeln. Oder unser Blick: Richten wir ihn hauptsächlich
auf den Boden, ziehen eher dunklere und schwere Gedanken in unser Gemüt; anders,
als wenn wir nach vorne schauen, das Nahe liegende sehen, uns aber immer auch im
Weitblick üben.
Wir und alles, was uns umgibt, leben überhaupt nur, weil der Atem Gottes alles
durchströmt. Der Atem Gottes durchdringt unseren eigenen Atem, und was wir mit
unseren äußeren Sinnen zunächst sehen oder ertasten, ist nicht das eigentliche Wesen
dessen, was uns umgibt. Wer anfangen möchte, diese Realität hinter den
sichtbaren Dingen zu suchen, der könnte üben, Haltung anzunehmen und sich allmählich mit dem inneren
Wesen in allen Lebensformen zu verbinden. Bei einem Spaziergang z. B. mit den
Bäumen und den Sträuchern am Wegesrand, den Feldern, Vögeln, den Wolken am
Himmel und vielem mehr. Dann verfeinern sich auch die fünf Sinne. Und wenn man will, könnte man immer wieder innehalten
und die Augen schließen. Wir nehmen dann die Eindrücke verstärkt über unser
Gehör auf: das Rauschen des Windes, das Zirpen der Grillen, das Fließen eines
Baches. Und gelingt uns eine Zeit lang die Gedankenstille, wird unser
Bewusstsein weiter und wir erleben das Rauschen vielleicht als singenden Wind.
Oder die Form eines Strauches scheint für uns plötzlich zu pulsieren und
kräftigere und gleichzeitig liebevollere Konturen anzunehmen. Und wir lassen das
Lied des Windes in uns einströmen, so wie die Luft in uns einströmt, wenn wir
einatmen. Und wir nehmen die Strahlung eines Strauches einfach in uns auf. Und
während wir es geschehen lassen, vernehmen wir vielleicht in uns, was das Lied
des Windes oder die Form eines Strauchs uns sagen möchten. Und es wird uns zum
Anliegen, dass wir uns auch unseren Mitmenschen gegenüber anders als bisher
verhalten, z. B. geduldiger und verständnisvoller.
Wer diese Naturerfahrung einmal, und sei
es auch nur kurz, erlebt hat, in dem bleibt meist die Sehnsucht bestehen, in
tiefere Verbindung zu Gott zu kommen, und er weiß, dass er auf einen guten Weg
gefunden hat. Man muss jedoch nicht enttäuscht sein, wenn es trotz guten Willens
noch nicht dazu kommt, die ersten Ahnungen von Gott in sich zu erspüren. Zum
Schöpfergott können wir auch sprechen wie zu einem guten Freund, denn Er will
für uns immer das Beste. Er ist also kein strafender Gott, sondern der Helfer,
wenn wir in Situationen geraten, in denen wir ernten, was wir selbst gesät haben. Wir können uns
Gott zuwenden, so wie wir gerade sind, und mit den Empfindungen und Gedanken,
die uns gerade beschäftigen. Die gelernten Gebetsformeln erscheinen uns dann
oftmals hohl, und sie werden uns mit der Zeit immer fremder. Wer auf diese Weise
erlernt, sich Gott in sich zuzuwenden, ist auch nicht einsam, und er macht sich
immer unabhängiger davon, was seine Mitmenschen über ihn denken und sagen. Gott
ist ja da. Er kennt uns genau. Und Er ist immer da und jederzeit bereit, uns in
allen Lebenslagen zu helfen. Es ist nicht der Kirchengott mit seinen
unergründlichen Geheimnissen und seinen Höllenstrafen, sondern der Schöpfergott,
der allem gegenüber wohl gesonnen ist und jedem helfen möchte, Schritt für
Schritt aus dem Netz seiner Leiden und Schicksale herauszufinden, um ihn wieder
glücklich und froh zu machen, auch über dieses Erdenleben hinaus. Und warum noch
länger warten, damit zu beginnen?
Diesem Gott kann ich nur vertrauen, wenn ich glaube: Nicht Gott ist der Urheber
des Negativen in unserem Leben. Wir waren und sind es selbst, wenn nicht in
diesem Leben, dann in einem der vergangenen (siehe dazu
Der Theologe Nr. 2 – Reinkarnation). Das Wissen um die Reinkarnation,
das zum Urwissen der Menschheit zählt, beendet das kirchliche Schattenspiel vom
"unerforschlichen Geheimnis Gottes". So ist es auch möglich, dass wir
uns als Seele ein bestimmtes Schicksal selbst vorgegeben haben, um daran zu
reifen und zu lernen, was wir bis dahin noch nicht gelernt haben. Die Kirche hat
dieses Wissens jedoch verflucht und
verdammt, so wie sie jeden verdammt, der die Kirche kennt und trotzdem oder
gerade deshalb außerhalb der Kirchenmauern nach Gott sucht. Denn wozu braucht es
noch die vielen Theologen und Priester, wenn Gott uns in uns selbst und in allen
Lebensformen begegnet?
"Wenn ihr die Augen nicht braucht, um zu sehen,
|
Jeder kann es erproben. Allmählich können wir dann empfinden, dass die
Lebensformen um uns herum ein Teil von uns sind, und wir bringen es dann z. B.
nicht mehr fertig, herzlos zu streiten, ein Tier zu töten oder ein getötetes
Tier zu verzehren. Oder gedankenlos oder mutwillig eine Pflanze auszureißen.
Denn wer solches tut, missachtet Gott in der Pflanze, die geschaffen wurde, um
ihm, dem Menschen zu dienen, jedoch nicht, um von ihm malträtiert zu werden.
Auch im Stein und in jedem Sandkorn ist Gott, ist die ganze Unendlichkeit in
Gott bereits angelegt und wartet auf ihre Evolution hin zu höheren Lebensformen.
So ist die ganze Schöpfung ein ständig pulsierendes Liebeswerk Gottes (von dem
es auch im biblischen Schöpfungsbericht heißt "Es war sehr gut"), in das nur
der Mensch seit Urzeiten störend eingreift. Damit hat er im Laufe der Äonen auch
die Tier-, Pflanzen- und Mineralwelt verändert, so dass z. B. Tiere die
Aggressivität der Menschen aufgenommen und in ihren Genen gespeichert haben. Der
ursprüngliche Räuber ist jedoch der von Gott abgefallene Mensch, der plündernd
über den Erdplaneten zieht und alles ausbeutet, dessen er habhaft werden kann,
und der seinen Gott anklagt, wenn er in Wirklichkeit ernten muss, was er selbst gesät hat.
Doch dieser unnahbare Kirchengott, auf den die Gläubigen die menschliche Bosheit
projizieren, ist nicht identisch mit dem Schöpfergott, der gleich dem Gott in
unserem Inneren ist, und der nicht eher ruht, bis jedes Seiner Kinder wieder
zurück in die ewige Heimat gefunden hat; auch wenn es sich zwischenzeitlich noch
so sehr belastet und davon entfernt hat.
Beten wir zu diesem Gott, der in uns wohnt, dann wandeln sich auch unsere
Gebete. Sie sind dann mit der Zeit keine oberflächlichen Bitt- und Dankgebete
für den eigenen Vorteil mehr, sondern sie werden mehr und mehr getragen von dem
Wunsch, eins zu werden mit diesem ewigen Strom der Unendlichkeit, der in allem
Leben fließt. Als Antwort vernehmen wir dann oftmals Impulse in uns, wobei diese
noch nicht das Göttliche in uns sind, sondern unserem derzeitigen
Bewusstseinsstand entsprechen, das noch viel Fehlerhaftes enthalten mag. Das
Bewusstsein erweitert sich jedoch, je mehr wir nach den Geboten Gottes leben,
wie sie z. B. in den Zehn Geboten oder der Bergpredigt des Jesus von Nazareth
nachzulesen sind. Dann stehen die Impulse auch immer mehr mit Gott in uns in
Verbindung und immer weniger mit dem Fehlerhaften, und Gott kann uns auf diese
Weise immer unmittelbarer helfen. Diese Erfahrung kann jeder machen, der sich
auf diesen Weg begibt.
Ein Blick auf unseren Planeten Erde zeigt uns
allerdings überwiegend ein schlimmes Bild. Die Erde liegt zu Beginn des 21.
Jahrhunderts wie im Fieber. Die Menschheit hat den Planeten, der einst ihr
bester Freund war, vor allem im 20. Jahrhundert in einem Ausmaß malträtiert,
dass die Erde dies nicht länger ertragen kann. Nun schüttelt sich der fiebrige
Planet und versucht alles abzuschütteln, was ihm an Üblem zugefügt und ihn krank
gemacht hat.
Die Institutionen Kirche und das von ihr geprägte kirchenchristliche Abendland
haben es so weit gebracht, das "Heil in Christus" ausschließlich auf den
Menschen zu beziehen und Tiere und Natur dem Menschen auf Gedeih und Verderb zu
unterwerfen. Dabei kann der Mensch ohne Natur und Tiere gar nicht
überleben, und er kann schon gar keine wahre Gotteserfahrung machen, während er
gleichzeitig seine Mitgeschöpfe quält und tötet. Man darf "sich der Tiere zur
Ernährung und Herstellung von Kleidern bedienen", heißt es im aktuellen
Katholischen Katechismus. Und: "Medizinische und wissenschaftliche
Tierversuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig, weil sie dazu
beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu retten." (Nr. 2417)
Doch Elend und Marter unserer Tierfreunde können niemals dazu beitragen,
"menschliches Leben zu heilen und zu retten". "Was der Mensch sät, das wird er
ernten." Dieses Pauluswort gilt auch für unser Verhältnis zu den Tieren, und man
wünscht keinem Menschen, dass er erst dann daran glaubt, nachdem die Saat bei
ihm aufgegangen ist.
Viel mehr wäre darüber heute bekannt, wenn die ersten kirchlichen Theologen die
vielen Berichte über Jesus und die Tiere in ihre Bibel aufgenommen hätten. Doch
die Quellen, aus denen auch hervorgeht, dass Jesus und die ersten Urchristen z.
B. keine Tiere verzehrten, wurden unterdrückt (Mehr dazu
z. B. bei
Der Theologe Nr. 7 – Jesus und die ersten Christen waren Vegetarier).
Im Tempel zu Jerusalem wurden Millionen von unschuldigen Tieren angeblich zur
Ehre Gottes getötet, und die jüdischen Propheten mahnten vergeblich, dass dies
für Gott ein "Gräuel" sei. Man machte weiter bis zur Zerstörung des Tempels im
Jahr 70 nach Christus (siehe dazu Der Theologe
Nr. 37).
Mit dem Ende dieses Tempels war auch die dort angesiedelte Vermittlerfunktion
der Priester beendet, doch die Kirche stellte sie in ihren Basiliken und Tempeln
aus Stein wieder her. Nur die Tieropfer verlagerte man nach außerhalb in
weltliche Schlachthäuser, die dementsprechend gesegnet werden. Denn weil der
betreffende Gott angeblich durch das Blutopfer von Jesus ein für allemal
versöhnt sei, brauche er nicht mehr durch weitere Tieropfer "beruhigt" oder
gnädig gestimmt werden und man könne alle Tiere demnach für sich selbst "opfern"
anstelle die besten Stücke für einen Gott verbrennen zu müssen. Und anstatt
Teile des Fleisches an die Priester und Pfarrer abtreten zu müssen, lädt man die
Amtsträger bis heute der guten Sitte halber lieber direkt zum Essen ein.
Wahrscheinlich wissen nur wenige, dass man für die Pfarrer-Ernährung als
Steuerzahler noch einmal zusätzlich zur Kasse gebeten wird. So stehen den
kirchlichen Amtsträgern vielerorts bis heute bestimmte Mengen an Getreide,
Fischen oder Wein zu (die so genannten "Reichnisse"), die umgerechnet in Euro
und Cent von teilweise dem Ruin nahen Städten und Gemeinden an die Kirche
überwiesen werden müssen. Es sei denn, die Gemeinden kaufen sich durch hohe
Ablösesummen (etwa dem 100-fachen eines Jahresbetrages plus Inflationsausgleich)
frei, was sich viele Kommunen einfach nicht leisten können.
Das alles hat Jesus nicht gewollt, der sich als Zimmermann selbst verdiente, was
er zum Leben brauchte. Doch man behauptet in der Kirche, alles im Namen des
Handwerkers aus Nazareth zu tun und man "schlachtet" ihn dazu regelrecht "aus".
Anstelle des Fleisches der kultischen Tieropfer isst man nun den "Leib Christi".
Und anstelle Ströme von Tierblut zu vergießen, "vergegenwärtigt" man das
Menschenblut von Jesus von Nazareth und anstelle echten Blutes wird dafür Wein
verwendet, den in den evangelischen Kirchen Pfarrer und Gläubige trinken dürfen,
während in der katholischen Kirche der Priester stellvertretend für alle trinkt.
Doch wozu der ganze Aufwand und das ganze Brimborium, das man auch aus den
heidnischen Kulten des Dionysos, Attis, Mithras oder der Isis kennt, wo man
ebenfalls den betreffenden Gott "aufisst", d. h. sich rituell einverleibt? Jesus
von Nazareth verspeiste mit seinen Jüngern keine Tiere und ihr
Gemeinschaftsmahl, das Agape-Mahl, war ohne Kult und Zeremonien. Denn in jedem
Bissen Brot, in jeder Frucht des Feldes und in jedem Schluck Wasser oder Wein
haben sie sich mit Gott und Seiner Kraft verbunden. Und ein Priester hätte in
dieser Gemeinschaft mit seinen religiösen Ansprüchen und mit seinem Appetit bzw.
seinem Verlangen nach Fleisch hier nur gestört.
Es gab Zeiten in den letzten 2000 Jahren – auch
in den deutschsprachigen Ländern – da war der heute "übliche" brutale Umgang mit
Natur und Tieren noch nicht selbstverständlich. Erst die Missionare der Kirche
haben diese verhängnisvolle Entwicklung in das Abendland gebracht.
Ein typisches Ereignis geschah im Jahr 724, als sich in Deutschland, in Geismar
bei Kassel, eine Begebenheit ereignete, der von der späteren
Geschichtsschreibung eine entscheidende und symbolhafte zeitgeschichtliche Bedeutung beigemessen
wird:
Der Gesandte des Papstes und spätere Kirchenheilige Bonifatius,
ein römisch-katholischer Missionspriester aus England und Angehöriger des Benediktinerordens,
fällt eine dem nordischen Donnergott und "Beschützer der Menschheit" Donar
(oder Thor) geweihte mächtige Eiche. Nicht weil er Holz brauchte, sondern weil er die
Menschen, die noch eine Ahnung von dem Göttlichen in der Natur hatten, für die
Kirche missionieren und sie überzeugen wollte, dass überhaupt nichts passiert, wenn man z.
B. einfach einen "heiligen" Baum umhaut (vgl. das brutale Sprengen des
"Heimatbaumes" des Stammes der Na´vi auf Pandora in dem Film Avatar).
Die anwesenden Germanen
spürten in ihrem Inneren den furchtbaren Frevel durch den Kirchenmann, den seine
vornehme Familie bereits als Kind den Benediktinern zur katholischen Erziehung
übergeben hatten. Doch in ihrer Naivität
rechneten die Germanen damit, dass Thor sich diesen Frevel nicht gefallen lassen würde und
Blitz und Donner auf Bonifatius schleudern würde. Doch eine unmittelbare Wirkung
blieb aus, und Bonifatius triumphierte und ließ aus dem Holz der heiligen Eiche
auch noch eine Kirche für den neuen Kirchengott bauen.
Und so hieb man in Zukunft
rücksichtslos immer mehr Bäume um, weil man leugnete, dass auch ein Baum
empfinden kann. Und man tötete immer mehr Tiere,
denn diese hätten nach kirchlicher Lehre keine unsterblichen Seelen wie die
Menschen (laut Kirchenlehrer Thomas von Aquin), weshalb sie in den von der
Kirche geprägten Ländern rechtlich bis heute als "Sachen" gelten, wie
auch die Pflanzen – was
furchtbarste Konsequenzen nach sich zog und zieht, für welche die Kirche und alle, die in
diesem Sinne handeln, eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden.
In einem kirchlichen Kinderlied über Bonifatius, den beide deutschen
Großkirchen heute als
"Apostel der Deutschen" verehrten, werden schon die Jüngsten, die oft
noch eine intensivere Verbindung zur Natur haben als die Erwachsenen, auf
katholischen und evangelischen Kurs gebracht. So lässt man die Kinder
singen:
"Es war die mächtige Eiche Donar, dem Gott, geweiht. Heilig war die Eiche,
heilig seit langer Zeit. Doch Bonifatius liebte Gott, unseren Herrn, allein.
Drum können keine Götter in einer Eiche sein. Er nahm das Beil. Und die Eiche
fiel laut und polternd um. Voller Not standen alle ängstlich um ihn herum. Doch
Bonifatius sagte: ´Habt keine Angst! Schaut her! Götter für Wind und Wetter
braucht ihr bestimmt nicht mehr!` Da ließen sich viele taufen. Sie kamen von
überall her. Alle wurden zu Christen. Es wurden immer mehr. Und Bonifatius
dankte Gott, dem er so vertraut. So hat er eine Kirche dann aus dem Holz gebaut."
(aus: Die Erde ist ein großer Tisch, Texte von Rolf Krenzer,
Abakus-Schallplatten 1987)
Doch wozu die Kirche aus Holz? Und wozu später die zahllosen Kirchen aus Stein? Und warum die spätere Abholzung riesiger Waldgebiete, der grünen Lungen unseres Planeten? Warum die fortschreitende Zerstörung des Planeten Erde und seines ökologischen Lebenssystems? Und warum der kirchliche Segen für die Kirchenmitglieder, die das alles heute verantworten? Und wozu der kirchliche Segen für zahllose Verbrechen mehr auf diesem Planeten? Was für ein Gott steckt hier dahinter? Wohin führt der Geist, der den Kirchenheiligen Bonifatius besetzte und antrieb, die Menschheit und die ganze Schöpfung? Und wozu das ganze Beiwerk? Wozu Hostien, wozu Monstranzen und Tabernakel, wozu Weihwasser und wozu Reliquien? Und wozu die Priester, die Bischöfe, Kardinäle, Eminenzen, Kirchenräte, Päpste und dergleichen? Wozu Dogmen, Sakramente, Zeremonien, Wallfahrten, Talare, Altäre, Kanzeln und vieles mehr? Das alles hat der Schöpfergott nicht gewollt. Und jeder kann sich entscheiden, wem er folgen möchte: dem Schöpfergott oder dem Gott der Kirche?
Wer hat die Germanen missioniert?
"Sie verehrten die Sonne. Waren großen Poeten
und Sänger. In ihrer ganzen Götter- und Mythenwelt ging es frei und
gleichsam urdemokratisch zu. Anders auch, als es das Vorurteil sagt: Die
Germanen wollten den Frieden und nicht den Krieg. Und statt mächtige
Tempel zu bauen, begnügten sie sich mit Hainen und Wäldern als heilige Orte.
Die Götterwelt der Germanen war ´ganz anders`: gewiss nicht nationalistisch,
nicht rechtslastig und nicht treudoof-tumb." (Ankündigung der Radiosendung
Germania revisited auf Bayern 2 in: Evangelisches Sonntagsblatt Nr. 20,
18.5.2014) |
Dieses ganze Schaugepränge und Brimborium um den Kirchengott herum, in
Verbindung mit dem Frevel an der Natur, hatte System. Der "heilige" Bonifatius
hieb einst nicht nur die Donars-Eiche um. Er ließ an unzähligen Orten
Deutschlands sogar ganze Eichenwälder einfach nur deshalb rücksichtslos umhauen, weil
es eben vor allem die Eiche war, die den Germanen als "heilig" galt.
Auf diese Weise versuchte der "heilige" Bonifatius, das Gewissen der Bewohner abzutöten, das noch
von der
Achtung vor der Natur und der Einbettung des Menschen in ihre Kreisläufe geprägt
war.
Bonifatius versuchte, die Germanen in ihrem bisherigen Glauben im wahrsten Sinne des Wortes
zu entwurzeln und sie dem neuen Machtkult Roms zu unterwerfen. Mit Erfolg. Da sich die Kirche nämlich immer auch mit den
Mächtigen verbündete, setzte sich diese Religion auch mit immer brutalerer Gewalt
durch,
nicht nur mit Gewalt gegen die Natur, sondern auch mit Gewalt gegen die Menschen.
Und nicht nur der "heilige Bonifatius wandte diese Abholzungs-Methode an.
Bereits der "heilige" Martin von Tours ließ aus
denselben Motiven in Gallien im 4. Jahrhundert eine Eiche fällen, um die angebliche seelenlose Natur und die
Unterwerfung der Naturmächte unter den Kirchengott zu beweisen, der letztlich
nur eine Variante des Gottes "Baal" ist (siehe dazu Der Theologe Nr.
42). Und für diesen "heiligen" Naturfeind Martin zur Ehre werden bis
heute Jahr für Jahr Hunderttausende von Gänsen massakriert, die
Martinsgänse.
Über Jahrhunderte ließ die Kirche in ganz Europa die Verbundenheit
der Bewohner mit der Natur ausmerzen, indem man den wunderbaren blauen Planeten scheinbar straflos und
ohne negative Wirkungen schändete.
Auch der "Reformer" Hieronymus von Prag
(ca. 1365-1416), ein Vorläufer des Protestantismus, der schließlich als "Ketzer"
von den Katholiken verbrannt wurde, konnte nur mit Mühe daran gehindert werden,
in Litauen eine mächtige Eiche umzuhauen. Der Protestantismus sollte den
Katholizismus an Naturverachtung bald noch übertreffen.
Den kirchlichen
Missionaren beider Großkonfessionen gelang es mehr und mehr, das Bewusstsein der
Einheit allen Lebens bei den Menschen zu zerstören und auch das Wissen, dass der
mächtige Schöpfergeist alle Lebensformen mit Seinem Atem durchströmt. Doch
Gottes Mühlen mahlen bekanntlich langsam, und die Untaten dieser
Christianisierung werden erst in der Gegenwart und der nahen Zukunft die
machtvolle Antwort erhalten, auf welche die Germanen 724 noch vergeblich
gewartet hatten, als ihre große Eiche "laut und polternd" umfiel, wie man im
kirchlichen Kindergottesdienst heute fröhlich trällert.
Wogegen sich die missionierten Menschen des
Abendlandes einst nicht entscheidend zur Wehr setzen konnten, fällt heute in
allen Bereichen in sich zusammen. Dazu trägt auch die Naturwissenschaft bei.
In unserer Zeit beweisen nämlich auch die Ergebnisse der modernen Quantenphysik
mehr und mehr, dass die Lehre der Kirche falsch ist. So beweist die moderne Physik,
dass es keine unbeseelte Materie gibt, die der Kirchenchrist als "Krone der
Schöpfung" beliebig missbrauchen darf, sondern dass alles aus Quanten besteht,
die teilweise als Teilchen, teilweise als Wellen in Erscheinung treten. Die
Quanten sind also die Verbindung zwischen geistiger Welt und materiellen
Erscheinungsformen. Diese "Grundbausteine" der Schöpfung sind aber überhaupt
nicht "fassbar", sondern sie sind eine Form von geistiger Energie, was letztlich zum
Beweis dafür wird, dass der Kosmos mitsamt des Erdplaneten in seinem Kern eine geistige Welt ist, und
dass Materie letztlich nur eine Erscheinungsform des menschlichen Bewusstseins ist.
Man könnte auch von einer "Täuschung" sprechen. Und
jeder, der sich diese mächtige Gotteskraft in allem Sein bewusst macht und der
seiner "Mitwelt" mit Achtung und Respekt begegnet, der ahnt oder erfährt bereits
in ersten Ansätzen, dass es eine verschüttete Wahrheit gibt, die viele
unserer Vorfahren noch kannten, und die wieder von uns Menschen gehoben werden
möchte.
Dies ist jedoch nur möglich, wenn parallel dazu die unheilvolle Macht der
Institutionen Kirche auf die Menschen und Seelen von den Menschen selbst
gebrochen wird, indem sie weder Mitgliedsbeiträge entrichten noch staatliche
Subventionen für diese Institutionen befürworten. Dann sinkt die Machtkirche von
selbst auf das Niveau herab, das ihrem Wesen entspricht. Und immer mehr Menschen
merken dann auch, dass sie mit Gott und Christus nichts zu tun hat, sondern dass
Jesus, der Christus und der Gott, für den er einstand, dort nur missbraucht
werden.
Möchten Sie weiter lesen? Dann weisen wir Sie gerne hin auf DER THEOLOGE
NR. 37, Die blutigen Kirchen aus Stein und der Schöpfergott im eigenen
Herzen. Darin wird das
Thema der steinernen Tempel und Kirchen vor dem Hintergrund des Tempelkults in
Israel und der jüdischen Propheten beleuchtet, welche diesen Kult bekämpften.
Lesen Sie hier. Ein Gedicht von Georg Trakl, das den Titel trägt "Die tote Kirche" (1909), lesen Sie hier |
ANHANG
1)
Wann ist die römisch-katholische Kirche überhaupt entstanden? Im
Kompendium der Kirchengeschichte von Karl Heussi (Tübingen 1960,
1991 und weitere Auflagen), mit dem Generationen von evangelischen Theologiestudenten
sich auf ihr theologisches Examen vorbereitet hatten, geht man vom 2. Jahrhundert aus,
in der die katholische Kirche entstanden sei, genauer von den Jahren
160-180, eine Zeit, die meist "Frühkatholizismus"
genannt wird. Man kann den
Beginn jedoch schon
Ende des 1. Jahrhunderts ansetzen bzw. um das Jahr 100, denn
bereits zu dieser Zeit
gab es die frühkatholischen Strömungen, aber eben noch in
offener Auseinandersetzung mit anderen Richtungen. Einer der
maßgeblichen Kirchengründer ist Ignatius von Antiochien (neben Rom und
Alexandria damals eine der Metropolen des Imperiums, in der heutigen
Türkei gelegen), der mit Nachdruck
versuchte, den prophetischen Geist und das urchristliche Prinzip der
Gleichheit auszuschalten und die Gemeinden unter eine totalitäre
hierarchische Führung eines Amtsbischofs zu stellen.
Dieser Mann war
maßgeblich dafür verantwortlich, Aspekte der urchristlichen Lehre in
einer neuen Priesterkult-Religion mit einem Bischof an der Spitze zu
vereinnahmen, die eine Fortsetzung des Baalskults ist – der
Kirchenheilige Ignatius von Antiochien
(2. Jahrhundert).
Gleichzeitig bekämpfte er Andersdenkende als "Häretiker",
welche seine Kirche dann in späteren Jahren ermorden ließ (Gemälde
von 1486; gemeinfrei nach
Wikimedia Commons)
Wörtlich zum Beispiel:
"Wer
den Bischof ehrt, der wird von Gott geehrt; wer ohne des Bischofs Wissen
etwas tut, der dient dem Teufel"
(Brief an die Smyrnäer, 9,2). Ignatius gilt auch als der
Mann, der in diesem Brief, der um das Jahr 110 datiert wurde, zum ersten
Mal das Wort "katholische Kirche" verwendete und unter diesem Begriff
Jesus von Nazareth komplett zu vereinnahmen versuchte:
"Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das
Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist"
(8, 2). Bei ihm findet sich also erstmals in der Literatur der
Begriff "katholisch" und dessen lügenhafte Gleichsetzung mit
"christlich". Und gleichzeitig eben die
totalitäre Zuspitzung auf eine menschliche Führergestalt, dem
Grundgedanken einer religiösen Hierarchie im Gegensatz zum Prinzip der
Gleichheit bei den wahren Nachfolgern von Jesus von Nazareth.
Ob Ignatius nur bis Anfang oder
gar bis zum Ende des 2. Jahrhunderts lebte (er soll in Rom das Martyrium
erlitten haben), ist umstritten, je nach Datierungsversuche einiger ihm
zugeschriebenen Briefe.
Karl Heussi schreibt in dem Kapitel Die Entstehung des Christentums
und seine Umbildung zur frühkatholischen Kirche:
"In die Jahrzehnte 160-180 fällt der Zusammenschluss der alten
katholischen Kirche. Er ist das Ergebnis der durch die inneren und
äußeren Gefahren, insbesondere, aber nicht alleine durch den
Gnostizismus geschaffenen Krisis. Diese wurde dadurch überwunden, dass
die bis dahin voneinander rechtlich unabhängigen Gemeinden sich zu einem
Verband zusammenschlossen und sich über bestimmte feste Normen
verständigten, die fortan entscheiden sollten, wer als Christ
anzuerkennen und wer als Häretiker aus
der Kirche auszuscheiden sei".
(Heussi, S. 53)
Als "Häretiker", wie hier mit der seit
Jahrhunderten typischen Kirchen-Arroganz geurteilt wird, gelten unter anderem pauschal die Anhänger der so genannten "Gnosis", am
ehesten vergleichbar mit der heutigen Esoterik. Das lebendige Urchristentum
wurde von der sich herausbildenden Machtkirche dort mit eingeordnet.
Allerdings trifft die These des Theologen Karl Heussi, die frühkatholische
Kirche sei eine "Umbildung" des frühen Christentums, nicht das
Wesentliche der Entwicklung. Denn die "frühkatholische Kirche"
ist vor allem eine Umbildung antiker Götzenkulte mit ihren
Priesterhierarchien, Sakramenten, Opferkulten, Zeremonien, angeblichen
Erlösungs- und Verdammnislehren, und sie ist deren Ummantelung mit einem
vordergründig christlichen Gewand, was wir an mehreren Stellen
nachgewiesen haben (z. B.
Der Theologe Nr. 25
oder
Der Theologe Nr. 104). Hierzu zählen z. B. auch die von Karl
Heussi genannten und nachfolgend aufgeführten Kriterien Nr. 1 und Nr. 3 für den Frühkatholizismus im
Gegensatz zum Freien Geist des Urchristentums.
Als Kriterien für die frühkatholische Kirche gelten demnach:
1) Ein fester Taufritus (im Unterschied zu verschiedenen
Taufpraktiken; jeder machte es zunächst etwas anders) mit einem
festen Bekenntnis, das dafür verlangt wurde: Glaube an Vater, Sohn,
der aus dem "Heiligen Geist" und der angeblichen Jungfrau Maria geboren worden sein
soll,
gekreuzigt und auferstanden sei, sitzend jetzt zur Rechten Gottes, wo er
nun Richter über die Lebenden und Toten sein soll, und der Glaube an den
"heiligen Geist", wie er von der Kirche definiert wird, die angeblich heilige Kirche, die
vermeintliche Vergebung der Sünden durch Priester und die Lehre einer
angeblichen Auferstehung des Fleisches.
Es sind also schon von Beginn an eine Menge Lügen mit in der Sammlung enthalten:
angebliche Jungfrau Maria, Christus als
angeblicher Richter, angeblich "heilige"
Kirche, Glaube an die Auferstehung des Fleisches ... allesamt keine christlichen
Lehren.
2) Eine Sammlung anerkannter Schriften, die alle von Aposteln oder
Apostelschülern stammen sollen (gegen die Auswahl
Markions; Beginn der Bibelentstehung) und vor allem:
3) Das neue Bischofs-= Leitungs-Amt (anstelle des Freien Geistes),
das in der Lage sein soll, die Überlieferung zu ordnen, zu gewichten und
richtig zu interpretieren.
Und es kam noch ein Aspekt hinzu, der die Kirchengeschichte von nun an entscheidend
prägen sollte:
"Man suchte nun festzustellen, welche Gemeinden die Tradition am
zuverlässigsten besäßen und gab Rom das Hauptgewicht ..."
(S. 55)
Karl
Heussi schreibt weiter:
"Die stärkste Neuerung war die neue Stellung des bischöflichen Amtes.
Von den Männern, welche mit Eifer an der Durchsetzung der neuen
Kriterien des Katholischen gearbeitet haben, sind zu nennen ...":
(S. 56)
Und der evangelische Kirchengeschichts-Schreiber Heussi nennt unter anderem
Polykarp von Smyrna [Bischof und Kirchenheiliger, 69-155], Justinus
Martyr [Philosoph und Kirchenheiliger, 100-165], Hegesippus
[Geschichtsschreiber; 100-180], Dionysius von Korinth [Bischof und
Kirchenheiliger, um 170], Irenäus von Lyon [Bischof und Kirchenheiliger,
135-200]. Vor allem Polykarp stand unter direktem Einfluss von Ignatius
von Antiochien, der die Weichen bereits vor den hier Genannten in diese
Richtung gestellt hatte, wie eingangs dargelegt. Der bekannteste
von ihnen ist Bischof Irenäus von Lyon [135-200], der
wie bereits Ignatius als eine Art katholischer "Sektenbeauftragter"
wirkte und das
Werk Adversus
Haereses verfasste; in vielen Fällen leider die einzige noch erhaltene Schrift, in der
über urchristliches Wissen geschrieben wurde, allerdings in
inquisitorischer Absicht. Denn die Originalschriften
wurde von der Kirche vernichtet.
Irenäus wusste noch, dass bei einer Christenverfolgung im 2. Jahrhundert
in Lyon aufrechte Menschen ums Leben kamen, bei denen der prophetische
Gottesgeist noch wirken konnte, doch stellte auch er das von Christus
niemals gewollte Bischofsamt
voran und ging unter diesen Vorzeichen gegen so genannte
"Häretiker" vor. Nachdem der
Katholizismus im 4. Jahrhundert zur Alleinherrschaft gelangte, wurden
die getreuen Nachfolger von Christus noch
grausamer verfolgt als unter den Herrschern des römischen Imperiums im 2.
Jahrhundert.
Irenäus schrieb unter anderem, wie die beiden "berühmtesten Apostel"
Petrus und Paulus in Rom gewesen sein sollen und wie von dort aus durch "Sukzession"
von einer Generation auf die nächste die angebliche "Wahrheit" bewahrt werden
konnte, bis hin zu ihm nach Lyon. Auf diese rituelle angebliche
"apostolische Sukzession", die Irenäus hier proklamiert, beruft sich die
Vatikankirche bei ihren Priesterweihen bis heute als einer ihrer
zentralen Glaubensinhalte. Allerdings gestand Irenäus den Gemeinden noch
Prophetinnen und Propheten zu, die jedoch unter der Herrschaft späterer
Bischöfe völlig ausgemerzt wurden und in der
Kirchengeschichte unter der Bezeichnung "Montanisten"
der totalitären Bischofsherrschaft weichen mussten und bald durchgehend
zu "Häretikern" erklärt und bald grausamst verfolgt wurden.
"Um 180 ist die ´katholische Kirche` oder die ´Großkirche` in ihren
Grundlinien fertig. Die Einzelgemeinden haben in ihrem Bischof ihr
sichtbares Zentrum erhalten und sind untereinander zu einem
rechtsartigen Verband zusammengeschlossen ... Die katholischen Normen
haben sich zuerst in der westlichen Gruppe von Gemeinden durchgesetzt,
... weit langsamer in der östlichen Gruppe ... Auch innerhalb jeder
Gruppe bestanden mannigfache Verschiedenheiten."
(Heussi, S. 56)
Also Bischof statt Christus. Und die noch vorhandenen hier genannten "mannigfachen"
Verschiedenheiten bügeln im Laufe der Zeit die Päpste glatt und erfinden
immer mehr dazu. Der Rest ist bekannt.
Mehr dazu auf unserer Hauptseite:
Entstehung der Kirche
/ Der Frühkatholizismus
2)
Die Gottespropheten des Alten Testaments, Jesus
von Nazareth und auch noch Paulus lehrten, dass Gott nicht in Kirchen
aus Stein zu finden ist. Der Jesusnachfolger Stephanus berief
sich auf den Propheten Jesaja und sprach: "Der
Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind"
(Apostelgeschichte 7, 48). Daraufhin
wurde er in einem Standgericht von den damaligen religiösen Obrigkeiten
hingerichtet. Denn er hatte den Widersacher Gottes ins Zentrum
getroffen und enttarnt.
Heute ist es immer noch gleiche geistige Kampf zwischen dem Gottesgeist
und den äußeren Religionen, welche den Freien Geist in ihre Steinhäuser
und Kulteinrichtungen einsperren und damit ausschalten wollen.
Heute ist es vor allem die Institution Kirche, welche im Gegensatz zu
ihrer eigenen Bibel die Menschen wieder in Steinhäuser lockt und ihnen
weis macht, dass es sich hier um
"Gotteshäuser" handle und dass man Gott dort nahe komme
bzw. sich Gott dort gar finden lasse.
Ein Beispiel: Die Ministerpräsidentin Thüringens,
Dr. Christine Lieberknecht (CDU). Dr. Christine Lieberknecht ist
die Tochter eines lutherischen Pfarrers, ist mit einem lutherischen
Pfarrer verheiratet und ist selbst lutherische Pfarrerin und arbeitete
auch als Pfarrerin, bevor sie ganz in die Politik wechselte und in der
CDU Thüringen schnell Karriere machte.
Sie erklärt:
"Wenn ich
Menschen anspreche, dann entdecke ich, dass sie sich für Religion
interessieren. Ein Beispiel dafür ist die große Zahl von Fördervereinen
in der ehemaligen DDR für die Renovierung von Kirchen. Menschen, die
bisher nichts mit der Kirche zu tun haben, aber in eine Dorf gezogen
sind, sagen: Die Kirche ist das Wahrzeichen unseres Dorfes, und das darf
nicht verlottern, also engagiere ich mich hier. Wenn Christen dies als
Chance begreifen und dann auch mit ihren Mitbürgern über ihren Glauben
reden, dann kann Kirchenbau zur Basis von Gemeindeaufbau werden."
(zit. nach idea-spektrum Nr. 21/2013)
Doch welche Mächte stecken hinter
den Kirchengebäuden aus Stein? Und welchen Kräften kommt man dort näher?
Welche Energiefelder stecken also hinter den Kirchengebäuden und
Kirchenruinen, und wer hat ein Interesse, solche "Wahrzeichen" in allen
Städten und Dörfern aufzurichten, zu erhalten oder wieder auf zu bauen?
Foto:
Am Ende des 2. Weltkriegs war die
Frauenkirche in Dresden zerbombt, die tonnenschwere Lutherstatue aus
Bronze und Marmor lag daneben am Boden.
(SLUB
Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, www.deutschefotothek.de / Richard Peter sen.) Wer hat das Kulthaus wieder
aufgebaut und wer hat Luther wieder auf den Sockel gestellt?
Ein Leser teilte uns am Pfingstfest
2013 sinngemäß folgendes mit:
Heute habe ich erstmals verstanden, was das Fest
"Pfingsten" bedeutet. Ich habe Jahrzehnte lang die Kirchengebäude mit
ihren wertvollen Kunstschätzen und Gemälden geschätzt. Heute jedoch habe
ich während einer Meditation erfahren, dass Gott in mir selbst wohnt,
und ich habe eine unbeschreibliche Freude erlebt. Als ich noch am selben
Tag einen Bildband mit Domen und Kathedralen aufschlug, stand mir der
Gegensatz dazu wie noch nie zuvor vor meinen Augen: Ich sah die Herren,
welche diese Häuser bauen ließen und ich sah die Knechte und Sklaven,
die sie bauen mussten. Nicht um die Ehre Gottes ging es hier, sondern
um die Ehre von Menschen, um die Ehre von kirchlichen und weltlichen
Obrigkeiten. Es sind in Wirklichkeit Orte großer Gottferne. Denn Gott
lässt sich nur im Inneren Seiner Schöpfung finden, in jedem Menschen im
Grunde seiner Seele. Er ist der Freie Geist, der auch in allen anderen
Lebensformen, den Tieren, Pflanzen und Mineralien, lebt. Sein Wesen
pulsiert auch im Kern der Mutter Erde und aller Planeten des Universums.
Ein klein wenig davon gespürt zu haben und noch mehr davon geahnt, das
war für mich heute das Geschenk am Pfingstfest.
3)
6.8. / 30.6.2022 –
Kirchenmitgliedschaft in Deutschland sank bereits 2013 wohl unter 58 %. Seit
Anfang 2014 neue "eklatante" Einbrüche, 2021 nur noch 49,7%, Tendenz
weiter stark fallend – Die Zeit ist überreif für
Veränderungen / Kirche soll neues Verfahren der deutschen Banken selbst bezahlen
/ Für immer mehr Menschen ist das Maß voll / Jetzt auch Schluss mit den
Staatssubventionen und Beginn der Rückzahlungen an die Städte und Gemeinden
– Vor allem aufgrund der krassen Irreführung von Eltern können die beiden
deutschen Großkirchen den Verlust ihrer Mitglieder zu einem kleinen Teil
wettmachen. Sie erwecken fälschlicherweise den Eindruck, ein von ihren Priestern
und Pfarrern getaufter Säugling
würde in besonderer Weise von Gott angenommen, gesegnet oder geschützt, obwohl
er dadurch nur zum evangelischen oder katholischen Kirchenmitglied gemacht
worden war. Mit Gott hat das nichts zu tun. Doch durch diese Irreführung bringen immer
noch viele Eltern ihr Kind zum Pfarrer oder Priester, um es dadurch
"unwiderruflich" der Kirche einverleiben zu lassen. Später kann das
unfreiwillige Mitglied höchstens die Kirche als "Körperschaft des öffentlichen
Rechts" durch Kirchenaustritt beim Staat verlassen. Von den Kirche selbst wird
der einst kirchlich Getaufte
weiter als nichtzahlendes "geistiges" Mitglied betrachtet und im Taufregister
als einer der Ihren aufgeführt (siehe oben)
– ein Skandal, denn
wer mit der Kirche nichts mehr zu tun haben möchte, sollte von ihr auch frei
gelassen werden. So wie jemand, welcher der Mafia den Rücken gekehrt hat, ja
auch mit Recht darauf beharren kann, nicht weiter in den Mafia-Büchern
registriert zu sein, schon aus Gründen des Datenschutzes.
Eine zweite unrechtmäßige und zumindest unanständige Methode, den
Mitgliederverlust zu bremsen, ist die Personalpolitik in den kirchlichen
Einrichtungen, dem zweitgrößten Arbeitgeber in Deutschland. Obwohl diese
Einrichtungen weitgehend oder ganz vom Staat finanziert werden, werden in der
Regel ausschließlich Kirchenmitglieder eingestellt, was zu notgedrungenen
"Eintritten" bzw. Kirchentaufen führt oder Austritte notgedrungen verhindert. Die Unredlichkeit
ergibt sich auch aus der teilweisen Monopolstellung der Kirche im Sozialbereich
bei – wie gesagt – staatlicher Finanzierung dieser kirchlichen Angebote.
Einige Stationen des kirchlichen Niedergangs in Zahlen:
Brachten es unter
Ausreizung noch weiterer manipulativer Methoden (wozu auch Höllendrohungen bei
Austrittswilligen gehören) die beiden Großkirchen 2011 immerhin noch auf eine
Mitgliederzahl von 58,8 % der Bevölkerung (29,9 % katholisch, 28,9 %
evangelisch), sank der Bevölkerungsanteil 2012 zunächst eher geringfügig auf ca. 58,5 % (ca. 29,8 %
katholisch, ca. 28,7 % evangelisch).
Besonders skandalös sind dabei die staatlich angeordneten
Zwangs-Kirchenmitgliedschaften in Berlin und Brandenburg für Kirchenaussteiger,
die ihren Austritt nicht mehr nachweisen können – in Verbindung mit
entsprechenden Geldforderungen der Kirchen. Siehe dazu unsere Meldungen aus den
Jahren 2006 und
2007.
Die Kirchenaustritte häuften sich seit Beginn des Jahres 2014
"eklatant"
(idea-spektrum, 6.8.2014). Aktuellere Zahlen [2022] siehe
hier. Im Jahr 2021 sank nach
ca. 639.000 Austritten aus beiden Großkirchen, die bisherige Rekordzahl aller
Zeiten, der Katholiken an der Bevölkerung auf 26,0 %, der Anteil der
Evangelischen auf 23,7 %, ergibt zusammen 49,7 % – also erstmals weniger als die
Hälfte.
Zwischenzeitlich erfolgten manche Maßnahmen, so die Verpflichtung aller deutschen Banken,
seit 2014 die
Konfessionszugehörigkeit ihrer Kunden ermitteln zu müssen, so dass die Kirche
viele, viele Millionen Euros schneller bekommt und in vielen Fällen nicht erst
nach der Einkommenssteuererklärung des jeweiligen Bankkunden gegenüber dem
Finanzamt. Den Millionen- oder gar
Milliardenaufwand dafür haben jedoch die Banken und die Finanzämter, und
letztlich muss es der Bürger bzw. Sparer bezahlen. Die Kirche macht dabei keinen
Finger krumm.
Dies alles besagt: Auf jeden Fall ist die Zeit
schon lange überreif für die Politiker, endlich die
Milliardenzahlungen aus dem allgemeinen Steueraufkommen für die beiden
Großkirchen ersatzlos zu streichen und eine Plan aufzustellen für Rückzahlungen der
vom Staat, das heißt den Bürgern zuviel gezahlten Millionen und Milliarden in den vergangenen Jahren.
Dieser Betrag könnte nach einem bestimmten Verteilerschlüssel den –
dem Bankrott nahen – Städten und Gemeinden zugute kommen – diese Maßnahme wäre auch ein Minimum an ansatzweiser
Gerechtigkeit.
Siehe dazu auch:
Der Theologe
Nr. 82 – Wie
trete ich aus der Kirche aus? Ein Schritt Richtung Innere Freiheit
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