Gott wohnt nicht in Kirchen aus Stein

Deshalb treten Sie aus, Sie sind nicht allein!

Freie Christen Nr. 1, aktualisiert am 20.12.2024


Wozu Kirchen aus Stein?
Dokumente aus der Bibel

Jesus von Nazareth spricht: "Das Reich Gottes ist in euch." (Lukas 17, 21)

Und in der Bergpredigt lehrt Jesus: "Wenn du aber betest, so geh in die Kammer und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir´s vergelten." (Matthäus 6, 6)

Nachdem Jesus die Tierhändler aus dem Tempel aus Stein getrieben hatte, forderten seine Zeitgenossen: "´Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst?` Jesus antwortete und sprach zu ihnen: ´Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.` Da sprachen die Juden: ´Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?` Er aber redete vom Tempel seines Leibes."  (Johannes 2, 18-21)

Und Jesus betete zu Gott, seinem Vater, über seine Jünger: "Wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast." (Johannes 17, 21)

Der Kirchenlehrer Paulus erklärt: "Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Korinther 3, 16)

Und Paulus lehrt auch: "In Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir." (Apostelgeschichte 17, 28)

Und Jesus prophezeite seine geistige Wiederkunft: "Seid auf der Hut, dass niemand euch irre führe mit den Worten ´Seht hier` oder ´Seht da`. Denn der Sohn des Menschen ist in eurem Innern. Folget ihm nach! Die ihn suchen, werden ihn finden." (Das von der Kirche als "apokryph" (= verborgen) bezeichnete und nicht in die Bibel aufgenommene Evangelium der Maria, zit. nach Papyrus Berolinensis, S. 8, 12 - 9, 5)

Der Urchrist Johannes schreibt: "Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." (1. Johannes 4, 16 b)

Und der Jünger Stephanus mahnt: "Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja 66, 1-2): ´Der Himmel ist mein Thron und die Erde ist der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen`, spricht der HERR, ´oder was ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?` Ihr Halsstarrigen, mit verstocktem Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr" (Apostelgeschichte 7, 48-51). Unmittelbar nach diesen Worten ließen ihn die Priester umbringen.

Diese "Väter" der Priester, von denen Stephanus sprach, ließen in Israel zweimal einen Tempel aus Edelhölzern und Stein bauen und erfanden einen grausamen Kult mit der Opferung von zigtausend unschuldigen Tieren. Angeblich hätte König Davids Sohn Salomo von "Gott" den Auftrag zum ersten Tempelbau erhalten. Doch von welchem Gott?
Bereits David selbst wollte ein solches Haus bauen. Doch ein Prophet griff ein, und es heißt im 2. Buch Samuel: "In der Nacht aber kam das Wort des HERRN zu Nathan: ´Geh hin und sage zu meinem Knecht David: ´So spricht der HERR: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne? Habe ich doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tag, da ich die Israeliten aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, sondern ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung. Habe ich die ganze Zeit, als ich mit den Israeliten umherzog, je geredet zu einem der Richter Israels, denen ich befohlen hatte, mein Volk Israel zu weiden, und gesagt: Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?``" (2. Samuel 7, 5-7)
Und durch den Propheten wurde David auch folgendes Gotteswort übermittelt: "Und der HERR verkündigt dir, dass der HERR dir ein Haus bauen will" (Vers 11 b). David selbst sollte also zu einem würdigen "Tempel Gottes" werden, in dessen Herz Gott wohnen kann.
 


Wozu Kirchen aus Stein? Dokumente aus der Bibel

Vorwort

Wo wohnt Gott?

Von der katholischen "Sekte" zur brutalen Machtkirche

Kirchen sind keine Gotteshäuser

Herzensgebete statt Sakramente

Das kalte Grauen der Pracht

Tretet aus von ihr, mein Volk!

Von der unfreiwilligen Christianisierung in die Freiheit

Der singende Wind

Gott in uns

Die Ernährung der Pfarrer

Schöpfergott oder Kirchengott?

Anhang:
1) Bischof statt Christus: Anfänge der katholischen Kirche


2) Welche Mächte stecken hinter Kirchengebäuden aus Stein?

3) Nachrichten zum Kirchenaustritt
 


Vorwort

Soll ich oder soll ich nicht? Aus der Kirche austreten – ja oder nein? Was wollte eigentlich Jesus? Er wollte keine mit dem Staat verfilzten Kirchen und schon gar keine Kirchensteuer. Er wollte überhaupt keine Kirchen aus Stein mit Pfarrern, Priestern, Kanzeln, Dogmen, Altären und Zeremonien (siehe dazu auch: Was lehrte Jesus?). Und auch die kirchliche Lehre stimmt nicht mit Jesus überein, und ihre blutige Geschichte ist das Gegenteil von dem, was Jesus wollte.
Wer also der Kirche den Rücken kehren, aber Gott bzw. Jesus die Treue halten will, für den gilt: "Gott ja, Kirche nein, damit sind Sie nicht allein!" Schon in der Bibel, in der Johannesoffenbarung, heißt es: "Tretet aus von ihr (bzw. "Gehet hinaus aus ihr ..."), mein Volk!" (18, 4) – gemeint ist der Auszug aus der "Hure Babylon", nach Auslegung vieler Bibelkenner ein Symbol für die Kirche. Mit der eingesparten Kirchensteuer können Sie dann so viel Gutes tun, wie Sie wollen – und zwar genau das, was Sie für sinnvoll halten. Ihr Geld fließt dann nicht mehr in den großen Kirchentopf, aus dem auch viele kräftig schöpfen, die Sie nicht unterstützen wollen.

Sie brauchen weder einen kirchlichen Hochzeitssegen für eine gelingende Ehe noch einen kirchlichen Sterbesegen für Ihr Seelenheil. Die Lehre von der ewigen Verdammnis stammt nicht von Jesus, sondern ist eine Irreführung der Kirchen, um Sie einzuschüchtern (siehe dazu Der Theologe Nr. 19 – Es gibt keine ewige Verdammnis). Auch damit können Sie jetzt Schluss machen. Auch keine Sorge wegen der Bestattung: Man bekommt mittlerweile bei jedem Bestatter eine Abschiedsfeier ohne Kirche vermittelt.
Und wer sich schon für den Kirchenaustritt entschieden hat, kann sich bei  Der Theologe Nr. 82 oder kirchenaustritt.de über die näheren Formalitäten erkundigen. Und die Frage nach dem Austritt ist natürlich auch mit der Frage verbunden, wie man eintritt. Dies geschieht entweder bei der Säuglingstaufe oder späteren Taufe. Nur wer bereits ausgetreten war und wieder eingetreten ist, wird nicht mehr neu getauft, sondern tritt ohne Taufe neu ein (mehr über geistige Hintergründe der Taufe siehe weiter unten).
Der Kircheneintritt wird also gar nicht erst vollzogen, wenn Sie Ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Damit erweisen Sie ihnen einen sehr guten Dienst. Denn Sie respektieren ihre Freiheit. Und Sie tun das, was Jesus wollte, nämlich: "Erst lehrt, dann tauft!" Wenn die Kinder dann unterrichtet worden sind, können diese später selbst entscheiden, ob sie sich kirchlich taufen lassen wollen oder nicht. Die Kirche hat dieses Gebot von Jesus – wie vieles andere auch – jedoch ins Gegenteil verkehrt und lehrt: "Erst tauft und macht zu Kirchenmitgliedern, dann lehrt."

Sie sind noch nicht überzeugt? Oder Sie würden gerne mehr wissen über die Hintergründe der Kirche oder über die Folgen eines Austritts. Oder darüber, wie die Kirche die Herrschaft über das ganze westliche Abendland übernommen hatte. Oder Sie fragen sich: Wenn Jesus keine Kirche wollte, was wollte er dann? Dann lesen Sie weiter.

Wo wohnt Gott ?

Heute stehen in fast allen Städten und Dörfern des Abendlandes Kirchen aus Stein. Wer mehr über die Hintergründe wissen möchte, kann sich fragen: Warum wurden sie einst gebaut und warum werden sie von manchen Menschen bis heute noch aufgesucht? Weil man darin "Gottesdienst" feiern kann, heißt es. Doch auf Jesus von Nazareth kann man sich dabei nicht berufen. Er wollte weder, dass Kirchen aus Stein gebaut werden, noch wollte er Priester und Pfarrer. Die ersten Christen nannten sich einfach "Schwester" und "Bruder", und sie trafen sich in schlichten Räumen. Sie brauchten keine prunkvollen Kirchen, denn sie selbst waren der Tempel Gottes, und der Geist Gottes "wohnte" in ihnen (z. B. Lukas 17, 21; 1. Korintherbrief 3, 16). Und sie brauchten auch keinen "Stellvertreter Gottes", denn Gott war vertreten in jedem von ihnen, und Er war immer zur Stelle, und man musste niemals auf einen Priester warten. Die ersten Christen waren auch nicht anders gekleidet als das Volk, und es gab bei ihnen keine Höhergestellten und Untergebenen, keine Trennung zwischen "Klerikern" und "Laien", zwischen Priestern und dem Volk. Auch lehrte Jesus kein kompliziertes Dogmengebäude und keine Sakramente, sondern seine Botschaft war so einfach, dass ein Kind sie verstehen konnte: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen." (Markus 1, 14)
Was viele Propheten voraussagten, sollte sich schon damals verwirklichen – der Beginn des Friedensreiches auf der Erde. Jesus nannte es "Reich Gottes" und der Evangelist Matthäus verwendete das Wort "Himmelreich".
Dieses Friedensreich soll zuerst in den Herzen der Menschen Gestalt gewinnen, denn "das Reich Gottes ist in euch" (Lukas 17, 21). Anfangs ist es dabei vergleichbar einem kleinen Samenkorn, "wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen". (Matthäus 13, 32)

In der Bergpredigt ist das Wichtigste der Lehre von Jesus zusammengefasst, und wer danach lebt, in dem baut sich allmählich das Reich Gottes auf: "Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch" (Matthäus 7, 12), so lautet die so genannte Goldene Regel, und sie kommt auch durch das Sprichwort zum Ausdruck: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch keinem ander´n zu." Weiter lehrt Jesus: "Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst" (7, 5). Und: "Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen" (5, 44). Und: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden" (6, 19) und vieles mehr.
Die Kirchen halten die Bergpredigt jedoch für Utopie, sammeln Schätze, segnen Waffen, beanspruchen exklusive staatliche Privilegien und stellen bis heute am Kruzifix den Leichnam von Jesus zur Schau. Doch Jesus war nicht auf der Erde, um sich hinrichten zu lassen. Zum Opfer wurde er erst, als sich seine Zeitgenossen gegen ihn stellten bzw. ihn im Stich ließen. Um vom Versagen der Menschen abzulenken, lehrt die Kirche jedoch später, Gott hätte diese brutale Hinrichtung angeblich gebraucht, um für die Gläubigen den Himmel öffnen zu können.

Von der katholischen "Sekte" zur brutalen Machtkirche

Vielen war es weh ums Herz, als Jesus hingerichtet wurde, denn er hatte zuvor viele Menschen geheilt. Und er hatte vorgelebt, wie man zu Gott im eigenen Herzen finden kann, so dass offensichtlich wurde, dass Priester überflüssig sind. Verständlich also, dass Jesus bei den damaligen Priestern und Schriftgelehrten auf Widerstand stieß.
Doch Priester und Schriftgelehrte machen sich nach einiger Zeit auch im jungen Urchristentum wieder breit, verfälschen die Lehre des Mannes aus Nazareth und machen aus dem Zimmermann aus Galiläa einen neuen Hohepriester (z. B. Bibel, Hebräerbrief, 7-10). Und bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts spricht man nicht mehr vom Urchristentum, sondern schon vom "Frühkatholizismus". Nach kurzer Zeit also hatte sich aus dem lebendigen Strom des Urchristentums die katholische "Sekte" abgespalten. Diese wird vom Staat unter Kaiser Konstantin ab dem Jahr 313 anderen Religionen gegenüber mehr und mehr bevorzugt und ab dem Jahr 324 ist Konstantin dann auch selbst ganz offiziell Anhänger dieser Religion. Im Jahr 325 setzt der Kaiser dann auf dem Konzil von Nizäa durch, dass der neue Haupt-Gott des Imperium Romanum aus drei "Personen" bestehe, die in einem einzigen gemeinsamen göttlichen "Wesen" vereint seien, wobei jede der drei "Personen" – als Vater, Sohn und Heiliger Geist bezeichnet – im Vollsinn "Gott" seien. Vor allem die volle "Gottheit" von Jesus von Nazareth ist dem Kaiser ein Anliegen, da dieser ja nicht weniger "göttlich" sein sollte als die vielen anderen Götter, die damals noch im Imperium verbreitet waren, weswegen man zum Staatsgesetz erhebt, dass Jesus "wesenseins" mit seinem "himmlischen Vater" sei.
Alle Abweichungen von diesem neuen Staatsglauben werden von nun an staatlich verfolgt, und auch im Kaiserpalast selbst ging der erste "christliche" Kaiser gnadenlos gegen alle vor, die seiner Macht gefährlich werden können. So ließ er im Jahr 326 auch seine Frau Fausta und seinen Sohn Crispus ermorden. Und im selben Jahr begann der Kaiser vor allem mit der Verfolgung der Urchristen bzw. der vom Katholizismus abweichenden Christen wie z. B. der so genannten "Novatianer", "Valentinianer", "Markioniten", "Paulianer" oder "Montanisten", wie sie von den Katholiken genannt werden. Diese Namen sind als kirchliche Spottbegriffe in Anlehnung an dort verantwortliche Christen (z. B. Markion oder Montanus) gedacht, und die Kirche hat seither immer eine Verfolgung damit begonnen, dass sie die späteren Opfer zunächst lächerlich zu machen versuchte. Damals, also im Jahr 326, wurde im so genannten "Häretikergesetz" zunächst ein öffentliches und privates Versammlungsverbot für diese Gruppen erlassen. Sollte jemand von nun an den Urchristen oder verwandten Gruppen einen Raum für Treffen zur Verfügung stellen, wird dessen Haus zur Strafe beschlagnahmt "und ohne Einspruchsmöglichkeit und Zeitverzug der katholischen Kirche" übergeben bzw. den staatlichen Steuerbehörden (Kaiser Konstantin, zit. nach Euseb, Leben Konstantins, zit. nach Adolf Martin Ritter, Alte Kirche, Neukirchen 1977, S. 139). Auch die Schriften, die nicht mit den religiösen Staatsgesetzen von Nizäa übereinstimmten, galten natürlich von nun an als "häretisch" und verboten und werden seither mehr und mehr aus dem Verkehr gezogen.
 

Kaiser Konstantin und der Beginn der kirchlichen Inquisition

Kaiser Konstantin erließ im Jahr 326 das so genannte "Häretikergesetz", das er nachfolgend in seinem Brief an die gottlosen Häretiker selbst näher erläuterte, ein Jahr nach Verabschiedung des kirchlichen Dreieinigkeitsdogmas beim Konzil von Nizäa; zitiert nach Eusebius, Leben Konstantins, 3, 64 f.:
"Erkennt nun durch dieses Gesetz, ihr Novatianer, Valentianer, Markioniten, Paulianer, ihr, die ihr nach den Phrygern zubenannt seid, kurz alle, die durch ihre besonderen Versammlungen die Sekten bilden, in welche Lügen eure Torheit sich verstrickt hat und mit welch tödlichem Gift eure Lehre durchtränkt ist, so dass durch euch die Gesunden zur Krankheit, die Lebenden zum ewigen Tod gebracht werden ... ja, unsere Sorge geht so weit, dass nicht nur nicht öffentlich, sondern auch nicht einmal in einem Privathaus oder an Privatorten Versammlungen eures abergläubischen Wahns abgehalten werden dürfen ... Um aber dieser Heilung den notwendigen Nachdruck zu verleihen, haben wir, wie bereits gesagt, Befehl gegeben, alle Versammlungsstätten dieses Aberglaubens, ich meine die Bethäuser sämtlicher Häretiker (wenn man sie denn Bethäuser nennen darf !) zu beschlagnahmen und ohne Einspruchsmöglichkeit und Zeitverzug der katholischen Kirche zu übergeben, die übrigen Örtlichkeiten aber dem Fiskus zuzuführen und euch in Zukunft keinerlei Möglichkeit mehr zu belassen, euch zu versammeln."


Umgekehrt fördert der Kaiser z. B. den Bau von Kirchen nach dem Vorbild der griechisch-römischen Basiliken. Bislang gab es Basiliken für staatliche Ämter, Behörden, Justiz, Börsenverkehr und Kaiserkult. Nun kommen also die neuen Basiliken der katholischen Staatssekte hinzu. Diese sind von Anfang an zweigeteilt in die Bereiche für die Priester und in die für das Volk. Parallel dazu werden die katholischen Priester "von allen öffentlichen Dienstleistungen völlig befreit", wie bis dahin auch noch die heidnischen und jüdischen Priester, welche aber schon bald ebenfalls verfolgt werden. Auch müssen sich staatliche Richter bereits seit dem Jahr 326 den von nun an übergeordneten katholischen Bischofsgerichten und ihren Urteilen unterordnen (Codex Theodosianus 16,2,2 und 1,27,1 zit. nach Ritter, a.a.O., S. 125). Und im Jahr 347 leitet der katholische Kirchenvater und Senator Iulius Firmicus Maternus dann den nächsten Schritt ein, der aus römisch-katholischer Sicht nun folgte: Er fordert von den römischen Kaisern Konstantius II. und Konstans die Ausrottung der antiken heidnischen Religionen: "Diese Praktiken müssen bis zur Wurzel gekappt, ausgemerzt und abgestellt werden, heiligste Kaiser ...", so der zu damaliger Zeit neben dem Bischof von Rom wohl einflussreichste Katholik im Imperium Romanum: Und die Forderung von Firmicus Maternus nach dem "Ausmerzen" hat sich bis in den heute gültigen römisch-katholischen Glauben erhalten (siehe dazu Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Nr. 382).
Maternus wörtlich: "Lasst ... die Flamme eurer Schmelzöfen diese Götter rösten! Macht euch all die Tempelgaben zu Dienste und überführt sie in eure Kontrolle. Mit der Zerstörung der Tempel werdet ihr weitere Fortschritte in der göttlichen Tugend gemacht haben ... es ist das Gesetz des allerhöchsten Gottes selbst, das euch verpflichtet ... 5. Mose 13, 6-11.13-19 ...", so der Kirchenvater (der vermutlich nicht identisch mit dem gleichnamigen ersten Bischof Maternus von Köln und Trier ist, der 328 gestorben sein soll und dessen Knochen heute als Reliquien in Trier und dessen Bischofsstab in der Schatzkammer des Kölner Doms verehrt werden) (K. Ziegler, I. Firmicus Maternus, De errore profanorum religionum, BT, 1908, zit. nach Ritter, a.a.O., S. 151).
Die Kaiser sind zuerst noch unschlüssig. Zwar ordnet Konstantius nun formell an, den Willen der Kirche zu erfüllen, doch bei der Durchführung der Ausrottungsverordnungen zögern die staatlichen Behörden noch. Das ändert sich erst mit Kaiser Theodosius im Jahr 380, der die römisch-katholische Sekte nun zur einzigen Staatsreligion erhebt und deren Manifest bald die von Kirchenvater Hieronymus überarbeitete lateinische Bibel wird (bis heute "Vulgata" genannt; zur Entstehung siehe Der Theologe Nr. 14). In ihren Versammlungen hatten die Katholiken mittlerweile Praktiken und Zeremonien übernommen, die früher im jüdischen Tempel bzw. in der Gegenwart bei heidnischen Kulten üblich waren, bevor diese durch den neuen Staats-Katholizismus "ausgemerzt" worden sind. Hinter Schranken, welche vom Volk nicht passiert werden dürfen, zelebrieren nun die katholischen Priester und Pfarrer. Und dort, wo in den staatlichen Basiliken der Kaiser gethront hatte, thront jetzt der Bischof. Und sein Bischofsstuhl wird nicht selten über einer Krypta mit den Knochen seiner Vorgänger aufgestellt.
 

Die Erhebung der römisch-katholischen Kirche
zur alleinigen Staatsreligion

Kaiser Theodosius I. (Foto rechts) erklärte im Edikt von Thessaloniki im Jahr 380 den Katholizismus zur einzigen Staatsreligion. Nichtkatholiken wurde die Todesstrafe angekündigt. Wörtlich heißt es in dem kaiserlichen Edikt:
"Wir befehlen, dass diejenigen, welche dies Gesetz befolgen, den Namen 'katholische Christen' annehmen sollen; die übrigen dagegen, welche wir für toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande zu tragen, Ketzer zu heißen. Ihre Zusammenkünfte dürfen sich nicht als Kirchen bezeichnen. Sie müssen zuerst von der göttlichen Rache getroffen werden, sodann auch von der Strafe unseres Zornes, wozu wir die Vollmacht dem himmlischen Urteil entlehnen."
 


Das alles hat Jesus nicht gewollt, und es hat sich längst zum krassen Gegenteil seiner Botschaft entwickelt. Unter der neuen staatlich befohlenen römisch-katholischen Diktatur leiden nicht nur die Menschen, auch die von Jesus und den antiken Philosophen Griechenlands und Roms geschätzten Tiere werden nun für "seelenlos" erklärt und der menschlichen Grausamkeit schutzlos ausgeliefert (siehe dazu: Der Theologe Nr. 7, Teil 4 – Absturz in die Barbarei durch die Kirche – In der Antike gab es noch eine hohe Ethik). Wer jedoch auf den Widerspruch hinweist und am ursprünglichen Urchristentum oder an seinem heidnischen Glauben festhalten will, riskiert bald sein Leben. Denn seit dem Jahr 380, als Kaiser Theodosius I. den römisch-katholischen Götzenkult schließlich zur alleinigen Staatsreligion erklärt, gilt gleichzeitig die Todesstrafe für alle Nichtkatholiken, vor allem für solche Menschen, welche die auf dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 konstruierte Kirchenlehre einer angeblich göttlichen "Dreieinigkeit" nicht glauben wollten. Im neuen Staatsgesetz für das Imperium Romanum ist ab jetzt zu lesen: "Alle Völker ... sollen ... gemäß apostolischer Weisung und evangelischer Lehre eine Gottheit Vaters, Sohnes und Hl. Geistes in gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben ... die übrigen aber ... soll ... vorab die göttliche Vergeltung, dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil übertragen worden ist" (Edikt Cunctos populos vom 28.2.380, Cod. Theod. 16,1,2 zit. nach Ritter, a.a.O., S. 179).

Kirchen sind keine Gotteshäuser

Das alles ist die Tradition im kirchenchristlichen Abendland und der kriegerische Kaiser Konstantin, der übrigens auch seine Frau Fausta und seinen ältesten Sohn Crispus hinrichten ließ, wird später wegen seiner Verdienste für die Kirche von dieser heilig gesprochen. Und Kaiser Theodosius I. bekommt von der Kirche den Beinamen "der Große". An dieser Stelle eine Zwischenfrage: Sehen Sie das auch so? Und wollen Sie bei diesen Traditionen weiter dazugehören und mitmachen?

Die Kirche betont ja zu verschiedenen Anlässen immer wieder ihre Tradition, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Doch in immer mehr Menschen regt sich ein unterschwelliges Misstrauen gegenüber diesen Traditionen. Und vielen wird es sogar unbehaglich, wenn sie eine Kirche betreten.

Und Jesus von Nazareth sagte sogar: "Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege" (Lukas 9, 58). Das bedeutet auch: Es gibt für ihn und seine Nachfolger keinen festen Platz auf der Erde, den sie als "Heimat" vor allen anderen Orten bevorzugen würden. Gott ist da, "wo zwei oder drei versammelt sind" in Seinem Namen und in Seinem Geist, und man soll mit Ihm in der "Kammer" bzw. dem "stillen Kämmerlein" des eigenen Herzens sprechen (Matthäus 6, 6). Wenn Jesus Kirchen aus Stein gewollt hätte, hätte er es in diesem Zusammenhang bloß zu sagen brauchen, und eine solche Aussage hätte die Kirche sicher nicht unter den Tisch fallen lassen oder gefälscht.
Wenn ich aber zu Gott in meinem eigenen Herzen sprechen kann bzw. soll, was sind dann die Kirchengebäude? Zumindest keine Häuser, in denen Gott wohnt. Bei Jesus hatte es sie schließlich auch noch nicht gegeben, ohne dass damit etwas Wesentliches gefehlt hatte. An dieser Stelle wird nun von Kirchenleuten regelmäßig erwidert, Jesus hätte den jüdischen Tempel und die Synagogen durchaus als offizielle Gotteshäuser betrachtet und genützt, und die Kirche habe eben später vergleichbare Häuser aus Stein gebaut. In Wirklichkeit biegt man dafür ein paar Bibelstellen in diesem Sinne zurecht und ignoriert den gegenteiligen Befund. So habe etwa Jesus in der Nazarether Synagoge aus der Schrift vorgelesen, oder er habe als 12-Jähriger gesagt, "dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist" (Lukas 2,49). Hätte er damit aber den steinernen Tempel gemeint, würde wohl kaum der nachfolgende Vers 50 lauten: "Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte". Denn der Tempel galt offiziell als das "Haus Gottes" und Jesus hätte dann nur das wiederholt, was ohnehin alle Gläubigen dachten. Wieso heißt es aber dann: "Sie verstanden das Wort nicht". Auch der Evangelist Lukas war sich also noch bewusst, dass der jugendliche Jesus dabei an etwas anderes dachte. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit meinte er seinen Herzensgrund, wo er mit Gott verbunden war, wie er es ja auch später lehrte. In dieser Haltung konnte er dann den damaligen Priestern Rede und Antwort stehen. Und genau dieses Thema wird kurz vor seiner Hinrichtung wieder aktuell, als "Zeugen" ihm vorwerfen: "Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen" (Matthäus 26, 61). Wiederum die Frage: Was ist der "Tempel Gottes"? Im Johannesevangelium ist die Antwort auf diese Frage dann sogar wörtlich überliefert: "Er aber redete von dem Tempel seines Leibes" (2, 21). Also lebt Gott in ihm und will dort zuhause sein. Und so überträgt es später z. B. Paulus auch für jeden Christen, wenn er schreibt: "Wisst ihr nicht, dass ihr (Hervorhebung d. Redaktion) Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Korintherbrief 3, 16). Doch die Männer der Kirche glauben, wenigstens bei Jesu Zitierung von Jesaja 56, 7 ("Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus" z. B. in Lukas 19, 46) fündig werden zu können, um die prunkvollen Kirchengebäude zu rechtfertigen, wenn man gleichzeitig alle anderen Bibelstellen ignoriert. Hierbei geht es um den Verkauf von Tieren zur späteren Opferung im Jerusalemer Tempel. Doch das von Jesus zitierte Prophetenwort gehört in einen ganz anderen Zusammenhang. Dahinter steht die Vision von einem Gebetshaus auf dem Berg Zion, wo viele Völker und "Heiden" einst im Gebet vereint sind (z. B. Jesaja 2, 1-5). Das müsste ein großer, praktisch ausgerichteter Raum sein. Von einem prunkvollen Tempel mit Kult, Kunst, Gold und Pomp ist auch bei Jesaja ausdrücklich nicht die Rede. Und erst recht nicht, dass man dazu fremde Völker massakrieren und ihre Schätze rauben soll, wie dies die römisch-katholische Kirche z. B. bei Indianern oder Inkas veranlasste. Deren Gold wurde eingeschmolzen und überzieht heute z. B. den prachtvollen Altar der katholischen Kirche in Sevilla und einiger Kirchen mehr. Doch weder der Prunk noch seine brutale Beschaffung haben irgendetwas mit Gott oder Jesus zu tun. So zitiert der Jesusnachfolger Stephanus den Propheten Jesaja auch mit den Worten: "Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja 66, 1-2): ´Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen`, spricht der Herr, ´oder was ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?`" (Apostelgeschichte 7, 48-50)
Wir selbst, d. h. unsere Körper, sind die "Tempel des Heiligen Geistes" bzw. die Tempel Gottes, wie es Paulus in Übereinstimmung mit Jesus später in seinem 1. Brief an die Korinther sogar noch einmal wiederholt (nach 3,6 erneut in 6, 15-19). Und so sagt auch Jesus ganz schlicht: "Das Reich Gottes ist in euch" (Lukas 17, 21), was von den Kirchen zur Verschleierung des Sachverhalts natürlich lieber mit "unter euch" übersetzt wird. Doch das griechische "entós" im Urtext der Bibel heißt nun einmal in erster Linie "innerhalb", "in", "inwendig".

So könnte man zusammenfassend vielleicht sagen: Schöne und schlichte Gebetsräume für alle Menschen guten Willens, wo man gut in den eigenen inneren Tempel einkehren kann – das haben die alttestamentlichen Propheten und Jesus von Nazareth wohl befürwortet; nicht aber menschliche Prachtbauten, die nur angeblich zur Ehre Gottes errichtet wurden, in Wirklichkeit zur Ehre des menschlichen Ego, z. B. eines bischöflichen Bauherrn, der z. B. Hunderte von Sklaven bzw. Leibeigene für einen prunkvolle Kirche zu Tode schinden lässt.

Und "Gott redet am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, im Wald", so schrieb ich schon als 18-jähriger Schüler ein halbes Jahr vor Beginn des evangelischen Theologiestudiums. Ich fügte damals jedoch hinzu, dass Er natürlich auch in einem Kirchengebäude reden könne. Denn als angehender Pfarrer war es für mich abzusehen, dass ich früher oder später in einem dieser Häuser meine erste Predigt halten würde. Und so begann ich damals damit, mich mit der kirchlichen Tradition zu arrangieren.

Und überrascht stellte auch ich fest, dass ich ja damals als Schüler schon teilweise so gedacht hatte wie jetzt, nachdem ich der Kirche bereits einige Jahre den Rücken gekehrt habe. Auch musste ich mir eingestehen, dass ich in all den vielen Jahren als kirchlicher Theologiestudent und Theologe viele Umwege gehen musste, um weiter zur Kirche dazugehören zu können. Dabei ist mir Gott sei Dank der natürliche Menschenverstand und ein gesunder rebellischer Geist nicht abhanden gekommen. Und nach dem Kirchenaustritt konnte ich endlich ein Gottsucher ohne Vorbedingungen und Einschränkungen sein und einfach frei, meinem Gewissen zu folgen.

Herzensgebete statt Sakramente

Was hatte man nicht alles versucht, um als Theologiestudent oder später als Theologe und Pfarrer das kirchlich Vorgefundene mit dem Gewissen und den eigenen Überzeugungen in Einklang zu bringen. Eine gute Methode schien es zu sein, allen kirchlichen Handlungen, wie sinnig oder unsinnig sie auch waren, eine symbolische Bedeutung beizumessen. Diese musste natürlich mit den Interpretations-Angeboten in den Lehrbüchern einigermaßen übereinstimmen. Man besuchte Vorlesungen über "Sakramente" und über "Ritus und Ritual" und mischte später selbst kräftig mit: Diese Altarkerze stehe jetzt für das "Licht Gottes in der Welt", der Abendmahlswein für das Blut von Jesus, "der sich im übrigen bis zum letzten Blutstropfen für uns einsetzte", der Erdwurf ins Grab für die "Vergänglichkeit des Daseins", der Ehering vielleicht für Treue "rundum" (notfalls auch ein zweites, drittes oder viertes Mal), das Taufwasser für das "innere Bad der Wiedergeburt", die Handauflegung des Pfarrers für die "Nähe Gottes" und vieles mehr, das man so oder so ähnlich auch bei den alten Römern, den alten Griechen, den alten Ägyptern oder sonst wo findet.

In so genannten Mysterienkulten gab es z. B. rituelle Messfeiern mit Abendmahl, mit besonderen Messgewändern, mit Altar, Weihwasser und Ministranten, mit Glockengeläut und Niederknien, und es gab natürlich äußere Tempel mit einem gewissen Pomp. Auch gab es Heilige und Heiligenverehrung, es gab die Verehrung der großen Muttergöttin, aus der sich später die katholische Marienverehrung entwickelte, es gab auch Reliquien und spezielle Feiertage der Heiligen bzw. Halbgötter, es gab Wallfahrten und Wallfahrtsorte, Prozessionen, es gab Sakramente wie die Taufe oder die letzte Ölung – und alles hatte in diesen Kulten eine bestimmte Bedeutung wie später auch in den Kirchen. Doch wozu alle diese Rituale und Zeremonien? Geht es ohne sie nicht viel einfacher und direkter, Gott näher zu kommen?

Das Licht Gottes leuchtet doch auch durch die Kerzen in meinem Wohnzimmer, und um etwas Licht in die Welt zu bringen, muss es erst licht in mir geworden sein. Also lerne ich, Gott durch mich wirken zu lassen. Doch worauf kommt es dabei an? Z. B. darauf, zunächst einmal Ordnung in seinem Leben zu machen, so überraschend das vielleicht für manchen in diesem Zusammenhang klingt. Denn der Geist Gottes ist auch ein Geist der Klarheit und Geradlinigkeit. So sorge ich also für mehr Ordnung in meinen Gedanken und in meiner Wohnung. Ich bin dann nicht mehr so oft abgelenkt, sondern konzentrierter und damit auch wachsamer für Gott in mir und um mich herum. Ich übe mich auch im langsameren Essen und Trinken – alleine, in der Familie oder mit Freunden, und ich mache mir bewusst, wie Gott uns durch die Mutter Erde speisen und tränken kann, wenn wir sie bewahren und pflegen. Die Hostie und den Schluck aus dem Abendmahlskelch (nur für Protestanten) kann ich mir ersparen. Auch Friedhofsbesuche bringen nichts, denn die Seelen haben längst ihre toten Körper verlassen und gehen ihren Weg im Jenseits weiter – wozu also der ganze Friedhofskult um die verwesenden Leiber? Nur ein Totenkult pflegt eine Friedhofskultur. Und wenn ein Pfarrer seine Hand segnend nach mir ausstreckt, wird er dafür gut aus der Kirchensteuer oder gar vom Staat bezahlt, wovor schon der Prophet Micha warnte, als er rief "Priester lehren für Lohn" (3, 11). Gute Freunde nehmen einen umsonst in den Arm und ihre Hilfe ist nicht an die Kirchensteuereinnahmen gebunden. Und Ehen und Partnerschaften brauchen nicht den Segen der Kirche, sondern Mann und Frau mit Charakterstärke, wenn sie gelingen sollen. Und für ein schönes Fest braucht man zwar etwas Phantasie und Kreativität, aber keine Kirche und keinen Priester als Zeremonienmeister. Und wer sein Kind nicht kirchlich taufen lässt, handelt sogar nach dem Willen von Jesus, denn dieser lehrte: "Erst lehret" (bzw. "Machet zu Jüngern!"), "und dann taufet". Von einer Art Zwangschristianisierung von Säuglingen ohne deren Einverständnis sprach Jesus nicht. Geschweige denn von Besprengungen der Neugeborenen mit Wasser, von Taufformeln oder gar Taufkleidern.
Man kennt diese Praktiken aber aus antiken heidnischen "Mysterienreligionen", so wie es auch heute viele mehr oder weniger geheim gehaltene Kulte und zeremonielle Praktiken der unterschiedlichsten Kulte und Gruppierungen gibt.

Man kann sich natürlich an vieles gewöhnen, und Katholiken müssen sich an etwas mehr gewöhnen als die eher kargen Protestanten, wo nur noch Reste des aus dem antiken Heidentum übernommenen Zeremonienkultes übrig geblieben sind: kein Tabernakel mehr, kein Rosenkranz, kein Schweißtuch der Veronika, keine Firmung, keine letzte Ölung, keine Heiligenkalender, keine farbigen Priestergewänder (nur der schwarze Talar), keine Mitra – diese fischkopfartige Bischofsmütze, die man sich beim babylonischen Fischgott Dagon abgeschaut hat –, nicht eine einzige Reliquie mehr.

Babylonischer Fischgott        Papst mit Tiara                                                                           Fischgott Dagon mit Mitra         Papst mit Fischgott-Tiara

Links die Tiara von Fischgott Dagon und Papst Innozenz III. mit der Tiara. Rechts der "Gott" Dagon mit seiner Mitra. Und daneben Papst Paul VI. mit der alten Fischgott-Mitra. Der Katholizismus stammt aus antiken Götzenkulten

Doch ob die Hostie aus dem katholischen Tabernakel (= Aufbewahrungsort für Hostien) kommt oder aus dem evangelischen Hostiengefäß, ob man den Rosenkranz nachbetet oder lutherische Katechismustexte aufsagt, was hat das eine wie das andere mit Gott zu tun? Es entfernt einen letztlich von Gott. Wieso? Man bindet sich an die Gebräuche und Wortformeln einer veräußerlichten Religion anstatt Gott im eigenen Tempel, im eigenen Inneren, aufzusuchen, wo Gott uns ganz nahe sein möchte. Denn unser Körper ist der Tempel des Heiligen Geistes, der Tempel Gottes. Denn er ist auch das irdische "Gefährt" für unsere unsterbliche Seele, die in ihrem Inneren wiederum mit Gott bzw. mit dem Heiligen Geist geeint ist. Wir befinden uns also ständig in diesem Tempel und können dort jederzeit mit einem aus dem Herzen gesprochenen Gebet mit Gott Kontakt aufnehmen und wir brauchen keinen äußeren Tempel und keine Kirche zu betreten oder vor einem Altar niederzuknien, sondern einzig vor dem Gottesgeist, der sich in alles Leben eingeboren hat.

Dass in jedem gültigen katholischen Altar eine Reliquie oder ein Teil einer Reliquie eingemauert sein muss, wusste ich als evangelischer Pfarrer noch nicht einmal, obwohl ich als evangelischer Gast bei ökumenischen Gottesdiensten selbst dort tätig war. Und wenn nur ein Knochen des "heiligen" Bruno für zwei Altäre zur Verfügung steht, wird von diesem Knochen am besten ein Stück abgesägt: Problemlösung auf katholisch – eine wahre Geschichte aus dem Jahr 2001. Die Reliquie – auch ein Symbol, für das sich in jedem Einzelfall eine wohlklingende Bedeutung finden lässt – ist in den meisten Fällen einfach ein Leichenteil. Allein vier katholische Kirchen (Charroux, Clulombs, Puy in Frankreich, Sankt Johannes in Rom) behaupten z. B., die Vorhaut des Gliedes von Jesus zu besitzen und verhöhnen auf diese Weise den Mann aus Nazareth, der sein Leben für die Menschen hingab – aber nicht im kirchlichen Sinn, sondern ganz praktisch und unmittelbar.
Es kann einem schlecht werden bei diesen und manch anderen Reliquienvorstellungen, und vielleicht vergeht einem dabei auch die restliche Lust an der Kirchenmitgliedschaft.

Das kalte Grauen der Pracht

Jesus, der Christus, lehrt die Menschen einen liebenden Gott, den man "Vater" nennen darf. Er lehrt sie nicht die Verehrung von Knochen und von halbverwesten und eingetrockneten Leichenteilen, wie es die katholische Kirche tut (vgl. Der Theologe Nr. 62). Der "Vater" von Jesus gibt allem Leben seinen Atem, und auch in der Bibel steht, dieser Gott "ist Geist" (2. Korinther 3, 17), und: "Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist" (Johannes 3, 8). Doch was ist demgegenüber eine Religion, in der Körperteile Verstorbener eine solche zentrale Bedeutung haben wie in der katholischen Kirche? Handelt es sich dabei nicht um einen Totenkult? Und "was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?", schreibt bereits der Philosoph Friedrich Nietzsche im 19. Jahrhundert in dem Werk Die fröhliche Wissenschaft.

Tot wäre jedoch nur dieser Kirchengott, und ein Schimmer von seinem Leichenglanz überzieht auch sensible Kirchenbesucher. Die kalte Pracht dieser Denkmäler aus Stein, in denen viele hilflos suchende Menschen auf und ab laufen, stimmt manchen depressiv. Bischöfe und "Heilige" der Vorzeit hat man dort in Marmor, Stein oder Beton gehauen oder ihre Blutrunst gar mit Gold überzogen. Und so drohen sie bis heute – versteinert, wie man sie betrachten kann – mit erhobenem Zeigefinger auf die Gläubigen herunter. Heute gehören diese Figuren zu den Kunstschätzen des Abendlandes, doch wer waren die Menschen, die einst in diesen Körpern lebten? Fast bei jedem dieser Würdenträger kann man die Frage stellen: Wie viele Leichen hat dieser auf dem Gewissen? Und wie viele jener? Und: Auf wie vielen Knochen und Gebeinen ist der Bischofsstuhl dieser Exzellenz errichtet? Und wie viel Blut klebt am Stuhl jener?

Man muss gut addieren können, auch große Zahlen. Denn Millionen von Menschen fielen allein in Europa dem Wahn des katholischen und des evangelischen Glaubens zum Opfer, und viele Täter werden in den Kirchen noch heute verehrt wie einst. Und wie einst erheben die Päpste, Eminenzen (= Kardinäle) und Exzellenzen (= Bischöfe) den Anspruch, Vermittler von Leben oder Tod zu sein und den einzigen Weg zurück zu Gott anzubieten. Dabei sind sie nur die Mittler des Todes. Ewig verdammt sei, wer den kirchlichen Weg kennt und ausschlägt, so ihr Wahn. Für alle Zeiten würde er furchtbare Höllenqualen erleiden, für immer und ewig, ununterbrochenes Grauen, ohne Aussicht auf ein Ende, gefoltert in alle Unendlichkeit – das ist die Drohbotschaft der Kirche, die sich hinter der Maske einer "Frohbotschaft" verbirgt. Keine Reue oder Umkehr werde dann mehr erhört, kein Zurückwinseln in den Schoß der großen "Mutter Kirche" sei mehr möglich, die – gleich der großen Hure aus der biblischen Apokalypse – nahezu mit jedem Machthaber buhlte und die von den Herrschern der Völker über Jahrhunderte die Todesurteile für Menschen einforderte, die eigenständig zu denken und zu fühlen wagten.

Bei einem Gespräch im Bekanntenkreis fällt plötzlich der Satz: "Du landest auch noch auf dem Scheiterhaufen", und es ist für einen Augenblick ganz still ... Und wer spürt sie noch in solchen Augenblicken, die alte Angst, dieser Macht ausgeliefert zu sein, von welcher der Historiker Karlheinz Deschner schreibt: "Nach intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit ... keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche, ganz besonders die römisch-katholische Kirche."
(in: Die beleidigte Kirche, Freiburg 1986, S. 42 f.)

Und es ist noch nicht vorbei. Denn nach wie vor steht der "biblisch fundierte Ausschließlichkeitsanspruch" der Kirchen "ständig auf dem Sprung, von neuem die Scheiterhaufen für Ketzer zu entflammen", wie der Philosoph Karl Jaspers schreibt (Der philosophische Glaube, 9. Auflage, München 1988, S. 73). Doch wer auch immer dieses Verlangen hat und jederzeit bereit wäre, es wieder zu tun – die Hände sind ihnen derzeit gebunden.

Doch was sind schon die Scheiterhaufen? Die ewige Verdammnis sei schlimmer als jeder noch so in die Länge und in die Breite gezogene Foltertod, so die Lehrer der Kirche, wenn sie Klartext reden und man sich als Zuhörer nicht mit vordergründig milder klingenden Floskeln abspeisen lässt. Auch wenn es also derzeit keine kirchlichen Scheiterhaufen gibt: Das Entsetzen und die Pein sind nach kirchlichem Glauben nur verschoben auf die Zeit nach dem Tod. Das Gräuelwerk der Eminenzen hat einen langen Atem. Doch jeder kirchliche Christ kann sich überlegen, ob er wirklich noch länger warten will, um sich aus diesem System von Schauder, Verdammnisdrohung und inszenierter inhaltsleerer Tröstung zu verabschieden. Vor allem, weil er aufgrund von Zweifeln oder abweichenden Überzeugungen für die "Herren der Kirche" ohnehin längst zu den ewig Verdammten zählt
(siehe dazu glaubenstest.htm)
.

Angst und Faszination liegen in den Kirchen nahe beieinander. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer dieser Kirchen aus Stein! Sie blicken hinauf zum Dom in Köln oder zum Ulmer Münster, oder Sie stehen vor dem wuchtigen Bollwerk des Bamberger Doms. Oder Sie sitzen in einer Kathedrale. Oder gar im Petersdom in Rom. Und Sie sehen: Groß und mächtig ist die Pracht. Hohl und kalt leuchtet ihre Macht. Ein tonnenschweres Erbe der monströsen Vergangenheit mitten im Getöse der geschäftigen Gegenwart. Jeder Mensch sehnt sich hin und wieder nach Ruhe, und mancher steuert aus diesem Grund eine Kirche an. Doch wer die Stille nicht in sich selbst finden kann, im eigenen Inneren, der wird auch in den Kirchengebäuden nicht zur Ruhe kommen. Und schon gar nicht in ihren grausigen Reliquienkammern mit den hübsch geschmückten Knochen und Knöchelchen und den getrockneten Fleischresten – trotz des Abstands von der hektischen Betriebsamkeit in den Städten darum herum. Denn zwielichtig ist die Stille der Kirchen und trügerisch. Und einiges, was sich dort abspielt, ist vordergründig weder sichtbar noch hörbar.

Man muss dies alles nicht glauben. Doch ich ahne seither, woher vielleicht dieser unterschwellige Schauer kommt, der mich als Kirchenbesucher immer wieder anfliegt und der sich abwechselt mit einem Lockruf, doch bitte einzutreten in die Gemäuer und in die Gemächer, um dort vielleicht den "Geheimnissen Gottes" auf die Spur zu kommen. Und es scheint dabei nur, als hätten die mächtigen Steinblöcke alles das stumm überdauert, was um sie herum in allen den Jahrhunderten geschah. Doch das Blut der Opfer der Kirche klebt noch unsichtbar an den Steinen, und es rinnt noch unsichtbar durch die Kirchenbänke, und man kann es vielleicht an seinen feinen Empfindungen merken. Wie sprach Jesus von Nazareth? "Wenn diese [meine Jünger] schweigen werden, so werden die Steine schreien" (Lukas 19, 40). Und schließlich: Es komme irgendwann die Zeit, da würde kein Stein mehr auf dem anderen bleiben.

Der Lockruf der Kirche hat viele Melodien. Wer hat nicht schon einmal harmonische Klänge der Kirchenmusik in sich aufgenommen? Den wuchtigen Orgelklang, die vielstimmige Fülle von Chor und Orchester oder die sanfte Stimme eines einzelnen Chorknaben? Manches mag dabei unmittelbar unsere Herzen berühren: "Nun danket alle Gott" erklingt es vielleicht aus Hunderten von Mündern oder "Großer Gott, wir loben dich". Und der Klang und die Kraft der Musik und die feierliche Stimmung können bis in unsere Seele vordringen, und die Kirche hat sich das immer zunutze gemacht.
So schreibt der Historiker Karlheinz Deschner: "Die Hinrichtung der ´Ketzer’, die meist an einem Festtag stattfand, gestaltete die Catholica zu einer Schaustellung ihrer unbeschränkten Gewalt. Sonderreiter luden das Volk ein, man nahm hohe Preise für Fensterplätze und gab jedem Gläubigen, der Holz für den Scheiterhaufen herbeischleppte, einen vollkommenen Ablass. Auf dem Weg zur Richtstätte wurde das Opfer oft unter einen Narrenhut gesteckt, mit glühenden Zangen gezwickt und ihm manchmal noch die rechte Hand abgeschlagen. Nur in Ausnahmefällen hat man einen Verurteilten vor der Exekution gnadenweise erwürgt. Während der Häretiker, je nach Windrichtung, erstickte oder langsam verbrannte, sangen die versammelten Katholiken das Lied ´Großer Gott, wir loben Dich`" (Abermals krähte der Hahn, btb-Taschenbuch, 3. Auflage 1996, S. 548). "Und damit der Lobgesang dabei nicht durch den Todeskampf der Andersgläubigen irritiert wurde, bekamen diese
zur Verhinderung ihrer Schreie eine Art Bremse in den Mund, so dass man nichts hörte als das fast anheimelnde Knistern der Flammen und die Litanei der Pfaffen. (Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Band 7, S. 260 ff.)
Das ist die Tradition, und diese Tradition ist noch nicht tot.
Ihr Grauen schlingert sich unmerklich wie ein unsichtbar tödlicher Schleier auch in die Melodien der unheimlich vertrauten Kirchenlieder.
 
Bringt man zur Zeit des Alten Testaments Millionen von Tiere im Tempel um, um einen angeblich zornigen Gott zu "beruhigen", so bringt man zur Zeit des Neuen Testaments auf den Kirchen-, Kathedralen- und Domplätzen Millionen von Menschen um – immer im Namen Gottes. Die Tiere quält und schlachtet man zudem bis heute mit kirchlichem Segen, und man bringt weit mehr um, als man (fr)essen kann und subventioniert anschließend die Vernichtung der überschüssigen Kadaver. Auf diese Weise geschah und geschieht, was man mit Worten aus dem Katholischen Katechismus beschreiben könnte: "Das Alte Testament bereitet das Neue vor, während dieses das Alte vollendet" (Nr. 140). Und alles, was geschah und noch in den Gebeinen der Lebenden und der Toten steckt, macht einen Dom oder eine Kathedrale zu einer Stätte der gespenstischen Dunkelheit. Schon bei Tageslicht. Und welche Todesangst könnte einen einsamen Besucher dort wohl erst nachts ergreifen? Und die weiträumigen Vorplätze der Dome und Kathedralen, auf den Tausende unschuldiger Menschen dem Henker übergeben wurden, sind wie die Todesstreifen, die man vom Kirchengebäude aus gesehen noch überqueren muss, um dem Schlund der Kirche zu entfliehen.

Die "Reformer" als Stützpfeiler der "alten Schlange"

Dazu gehört z. B. der "Reformtheologe" Professor Dr. Hans Küng, dem 1979 von Papst Johannes Paul II. die Lehrerlaubnis für Katholische Theologie entzogen wurde, Hans Küng wörtlich. "Ohne mich hätten viele die Kirche aufgegeben, viele sagen mir: ´Solange Sie es in der Kirche aushalten, halte ich es auch aus`" (im Interview mit dem Stern Nr. 43 vom 15.10.2009).


Angesichts der bestialischen Morde der kirchlichen Kreuzfahrer an friedlichen Muslimen, an jüdischen Mitbürgern, an Freidenkern oder an Abweichlern im eigenen Lager, angesichts der durch nichts zu überbietenden Folter- und Hinrichtungsmethoden der kirchlichen Inquisition (vgl. Die Foltermethoden der Inquisition), angesichts von Völkermorden und Hexenverbrennungen weltweit und angesichts der Bestialität gegenüber den Tieren bis in die Gegenwart muten die alttestamentlichen Grausamkeiten eher wie Vorübungen an. Diese kirchlichen Verbrechen sind – trotz halbherzigem päpstlichem Eingeständnis – von den Verantwortlichen nie ernsthaft bereut, geschweige denn wieder gut gemacht worden und die jüngsten Gräueltaten reichen bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. So fielen nach Schätzungen z. B. bis zu 750.000 orthodoxe Serben dem faschistisch-katholischen Ustascha-Regime in Kroatien während des 2. Weltkriegs zum Opfer, das vom Papst in Rom unterstützt wurde, während umgekehrt die orthodoxe serbische Cetnik-Bewegung Massaker an Kroaten verübte. Und während der Militärdiktatur in Argentinien machten die Führer der römisch-katholischen Kirche den Militärs Vorschläge, wie sie Regime-Gegner möglichst unauffällig hinrichten können. Und die Inbrunst der Gesänge in den Kreisen der Täter ist heute wie einst – verlockend und gefährlich zugleich.

Für Augenblicke scheinen Kirchen den Menschen auch Schutz zu bieten, die dort Schutz suchen. Doch kann man sich an einem solchen Ort geschützt fühlen? In Ruanda in Afrika schütten Ende des 20. Jahrhunderts katholische Amtsträger Benzin über die dort Zuflucht suchenden Menschen des Tutsi-Stammes und lassen sie in Flammen aufgehen oder mit einfahrenden Bulldozern zermalmen. Die Vergangenheit bricht für erschüttende Augenblicke wieder in die Gegenwart ein, um sich dann wieder hinter dem Bollwerk von Kirchenmauern zu verschanzen – bis wieder etwas passiert. Und in New York, im Stadtteil Manhattan, brennt im Winter 2001 die St.-John-The-Divine-Kathedrale, eine der größten Prachtbauten der Welt. Und wenn man dies so sehen will – vielleicht ein Symbol für das Ungesühnte, was die Kirchen anderen Jahrhunderte lang angetan haben und was früher oder später nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf sie selbst zurückfällt.

"Tretet aus von ihr, mein Volk"

In der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, heißt es über die "Hure Babylon": "Geht hinaus aus ihr mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen" (Offenbarung 18, 4)! Die "Hure Babylon" ist verschiedentlich als die verweltlichte Kirche der Endzeit gedeutet worden, die bestrebt ist, mit allen Machthabern der Erde zu buhlen und deren Begierden, z. B. nach Krieg oder nach Durchsetzung ihrer Machtansprüche, religiös zu rechtfertigen. "Die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben", heißt es (Vers 3) und haben die Kirche dafür mit Reichtum, Ansehen und Privilegien belohnt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz spricht man in diesem Zusammenhang auch von einem "prostitutiven Verhältnis" von Kirche und Staat.

Das Wort "Gehet hinaus aus ihr mein Volk" kann heute treffender mit "Tretet aus von ihr, mein Volk" übersetzt werden. Und den Grund dafür nennt der Seher Johannes auch: "Dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen." Die Verbrechen der Kirche sind noch weitgehend ungesühnt und nicht wiedergutgemacht, und jedes Blatt, das noch am Baum des Verbrechens hängt (z. B. durch eine Mitgliedschaft), wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn die Saat des Grauens aufgehen wird und die Zeit der Ernte gekommen ist. Schon Paulus schrieb in der Bibel: "Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten" (Galater 6, 7) – in diesem Leben, im Jenseits oder in einer weiteren Inkarnation, wenn man den Glauben an die Reinkarnation voraussetzt. Und dies gilt auch für die Verantwortlichen der Kirchen – Sakramente und Kult hin oder her.

In einigen Ländern der Erde hat sich das Blatt bereits gewendet: Drangen die Kirchen in vergangenen Jahrhunderten dort mit Gewalt ein und kam es durch die kirchenchristlichen Eroberer z. B. bei den Kreuzzügen zu Unterjochung und Völkermord, so hört man heute oftmals, dass nun die Kirchenchristen verfolgt werden – oft von armen Menschen, die in Scharen zu gewalttätigen Gruppen z. B. des Islam übergelaufen sind.

Dass es auch einzelne kirchliche Gruppen gibt, die sich als "Kirche der Armen" verstehen, darf nicht über eines hinwegtäuschen: Beide Institutionen, die katholische wie die evangelische, bekommen jährlich Milliarden an staatlichen Subventionen, obwohl sie allein in Deutschland über Vermögenswerte von 501,9 Milliarden Euro verfügen (Spiegel Nr. 49/ 2001). Ihre Amtsträger predigen von den Kanzeln jedoch die Worte von Jesus "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen." (Matthäus 6, 19)
Im Magazin Der Spiegel ist über die Kirchen in Deutschland weiterhin zu lesen: "Ihre Ausgaben für Personal, Seelsorge und gute Taten decken die Kirchen jedoch kaum aus Vermögen, sondern vor allem aus laufenden Einnahmen. Allein 17 Milliarden [DM] kommen jährlich durch die zwangsweise von den Mitgliedern erhobenen Kirchensteuern herein ... weitere 19,1 Milliarden beziehen sie aus staatlichen Quellen ... Der Staat verzichtet außerdem auf 20 Milliarden Einnahmen, indem er den Kirchen steuerliche Privilegien einräumt" (Nr. 49/2001). In diesen Milliardenbeträgen noch nicht enthalten sind die Betriebskosten für kirchliche Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten, die zu ca. 80 % (Kindergärten) bis 100 % vom Staat finanziert werden (mit noch einmal ca. 50 Milliarden Euro). Von wem kommen also diese "guten Taten"?
(vgl. dazu stop-kirchensubventionen.de)

In einer Zeit, in der immer mehr Staaten der Erde vom wirtschaftlichen Bankrott bedroht sind und immer mehr Einfluss an transnationale Konzerne und Geldinstitute verlieren, könnte folgendes Motto hilfreich sein: "Herr Finanzminister, bitte sparen, aber am richtigen Ort!" Wieso werden eigentlich die meisten Bischofsgehälter vom Staat bezahlt, dazu die Gehälter von "Dignitäten" (Dompropst und Domdekan; von lateinisch "dignitas" = Würde), "Kanonikern", Vikaren, bischöflichen Sekretären, von Erziehern der katholischen Knabenseminare und von evangelischen Oberkirchenräten? Und wieso wird die Kirche immer noch Jahr für Jahr mit Millionen und Abermillionen Euro entschädigt für Enteignungen aus dem Jahr 1803 (als die "geistlichen Fürstentümer" abgeschafft wurden), obwohl der "Schaden" schon längst x–fach abgegolten ist? Außerdem: Was die Kirchen damals "verloren" haben, hatten sie sich im Laufe der Kirchengeschichte zu einem großen Teil erschlichen oder zusammengeraubt. Und seit wann werden eigentlich Räuber dafür entschädigt, dass man ihnen einmal einen Teil der Beute wieder abspenstig gemacht hatte?
Falls die Politiker aber immer noch Zeit brauchen, um zu dieser Einsicht zu kommen, kann man wenigstens selbst schon mit gutem Beispiel vorangehen und austreten. Mit der Kirchensteuer, die man einspart, könnte man dann endlich das tun, was man selbst für richtig hält und muss nicht das finanzieren, wofür sich die Kirchenoberen entscheiden.
Zwar werben die Kirchen in Deutschland damit, dass man die bezahlte Kirchensteuer später z. B. von der Lohn– und Einkommenssteuer absetzen kann, was dem Staat übrigens noch einmal zusätzlich ca. 6,8 Milliarden [DM] jährlich kostet (Spiegel Nr. 49 / 2001). Doch warum sich nicht gleich ganz von der Kirche absetzen und überhaupt keine Kirchensteuer mehr bezahlen? Denn Jesus sprach niemals von einer Kirchensteuer. Doch die Kirche lässt die Kühe nicht kampflos ziehen, die sie bisher so erfolgreich gemolken hat. Der Pressesprecher des Bischöflichen Ordinariats Bernhard Schweßinger erklärt, "dass die katholischen Pfarrer gehalten seien, mit den Ausgetretenen Gespräche zu führen - mit dem Ziel, sie eventuell zurück in den Schoß der Kirche zu führen. Ein Jahr nach dem Austritt erhielten Ausgetretene zudem einen Brief des Generalvikars, in dem nach dem Grund des Austritts gefragt werde (Main–Post, 26.6.2010). Alles das, liebe Leserin, liebe Leser, braucht Sie nicht zu beunruhigen. Sie brauchen weder ein Gespräch mit einem intellektuell versierten Priester zu führen noch müssen Sie dem Generalvikar den Grund Ihres Austritts mitteilen. Vor allem dann nicht, wenn Sie zurecht fürchten müssen, der kirchlich geschulten Argumentation der Amtsträger nicht gewachsen zu sein.  Sie brauchen überhaupt nicht zu reagieren, es passiert ihnen nichts. Nur, wenn Sie das von sich aus möchten. Dann können Sie schon noch einmal mit den Herren der Kirche reden. Sie könnten sich dann z. B. über die Ungeheuerlichkeit beschweren, seitens der Kirche trotz Ihres Kirchenaustritts weiter als Katholik oder Kirchenchrist betrachtet zu werden.

Denn ein großer Teil der Kirchenmitglieder hat sich durch den Kirchenaustritt unmissverständlich von der Institution Kirche und ihrem Dogmen– und Kultgepränge verabschiedet, doch die wenigsten ahnen, dass man dort weiterhin eine Art "Besitzanspruch" auf ihre Seelen reklamiert.

Das würde den Senioren im Vatikan natürlich gefallen, wenn man in ihren Worten mehr sehen würde als bloße Sprechblasen. Die meisten Ex–Mitglieder lassen sich auf diese Weise aber nicht mehr einschüchtern und betrachten ihre frühere Zugehörigkeit und alles, was damit verbunden ist, als ein für allemal beendet. Außerdem können sie guten Gewissens die ungeheuerliche Anmaßung, von der Kirche weiterhin als "Katholiken" gesehen zu werden, als null und nichtig betrachten.

Von der unfreiwilligen Christianisierung in die Freiheit

Eine solche Institution, die nach ihrem Selbstverständnis eine Beendigung der "korporativen Zugehörigkeit" überhaupt nicht zulässt, entlarvt sich selbst, denn was hier den meist durch die Säuglingstaufe ungefragt rekrutierten Mitgliedern zugemutet wird, ist eine Nötigung und aus weltlicher Sicht schlicht verfassungsfeindlich. In diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf die kirchlichen Psycho–Techniken aufschlussreich. Katholische Eltern sind nach kirchlichem Recht unter Androhung von Kirchenstrafen "verpflichtet", ihren Säugling taufen zu lassen (Can. 867). Andernfalls gefährden sie auch ihr Seelenheil. Ist das nicht ein brutaler Versuch, Menschen geistig zu versklaven? Die Kirchenmitgliedschaft durch Säuglingstaufe trägt dabei Charakterzüge einer modernen Zwangschristianisierung und verstößt gegen das Recht des Einzelnen, selbst darüber entscheiden zu können, welcher Organisation er sich anschließen möchte und welcher nicht. Doch wer steckt hinter diesen Lehren? Ist das nicht immer noch die "alte Schlange", die Jahrhunderte lang Blut und Schrecken über die Menschheit bringen konnte? Und die sich in unserer Zeit nur widerwillig in die Demokratien hinein gewunden hat, wo sie ihren Herrschaftsanspruch vorwiegend mit seelischer Gewaltausübung durchzusetzen versucht, weil ihr der Staat nicht mehr wie in früherem Ausmaß zur Verfügung steht.
Selbst die noch ungeborenen und "ungeplanten" Kinder werden von der Kirche reklamiert: Ein Katholik darf z. B. nur dann "evangelisch" heiraten, wenn er verspricht, sich dafür einzusetzen, dass etwaige Kinder katholisch werden. Und ein katholischer Religionslehrer bekommt ohne dieses Versprechen gar keine kirchliche Lehrerlaubnis, ohne die er vom Staat wiederum nicht beschäftigt werden kann. (PS: Die Kirchen lassen sich die Kosten für den konfessionellen Religionsunterricht übrigens auch mit ca. 2,5 Milliarden Euro jährlich vom Staat bezahlen)
Ist ein Kind dann geboren, scheint es nichts Wichtigeres zu geben als das möglichst schnelle Handeln der Kirche. So hat die Kirche beispielsweise das Instrument der "Nottaufe" erfunden, um zu signalisieren, dass ungetauft verstorbene Kinder angeblich in Ewigkeit keine Anschauung Gottes erlangen würden und für alle Zeiten in einer Art milderen Form der Hölle leben müssen. Nur Sündenstrafen müsse das kleine Kind nicht erleiden, da es in seiner kurzen Lebensspanne keine Gelegenheit hatte, gegen die Gebote der Kirche aufzubegehren. Die Kirche geht in diesem Fall davon aus, dass bereits der Säugling mit der "schweren Sünde" der "Erbsünde" behaftet ist, und alle "Seelen, die in schwerer Sünde aus dem Leben scheiden", müssen nach kirchlicher Lehre in die ewige Verdammnis.
Dazu heißt es im amtlichen kirchlichen Lehrbuch von Neuner–Roos, Der Glaube der Kirche, über die Hölle: "Sie besteht für die Seelen, die nur mit der Erbsünde behaftet waren [also Säuglinge und kleine Kinder], im Verlust der Anschauung Gottes" (Neuner–Roos, Der Glaube der Kirche, S. 530). Wörtlich heißt der offizielle Lehrsatz Nr. 926: "Die Seelen derer aber, die in einer Todsünde oder auch nur in der Erbsünde verschieden, steigen sofort hinab in die Hölle, empfangen aber ungleiche Strafen." (S. 554; mehr zu diesem Thema in Der Theologe Nr. 18 – Der Glaube der Kirche)
Trotz jüngerer Verlautbarungen aus dem Jahr 2007, dass die Kirche dennoch an einen "Heilsweg" auch für diese Kinder glaube (siehe hier), kann man kaum in Worte fassen, welche Einschüchterung und welche seelische Vergewaltigung hier auf Menschen ausgeübt wurde und auch noch wird. Dies kann eindrücklich von jenen bestätigt werden, die unter dieser furchtbaren "Gottesvergiftung" gelitten haben (vgl. das Buch Gottesvergiftung von Tilmann Moser). Und gelingt dem Zwangskatholiken später oftmals nach langen Seelenkämpfen der Austritt, dann zählt dies erst recht zu den "schweren Sünden", deren Folge die ewige Verdammnis sei (diesmal einschließlich der qualvollen Sündenstrafen). Dies ist gültige kirchliche Lehre, auch wenn sich der Kanzler des Innsbrucker Bischofs hütet, dies in einem Brief an einen kritischen Zeitgenossen darzulegen.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Die kirchlichen Lehren zu diesem Thema sind völliger Unsinn und dienen nur dazu, die Menschen durch Angst und Schuldgefühle in Abhängigkeit zu halten.
Mittlerweile verabschieden sich aber immer mehr ehrliche Gottsucher von der Kirche mit ihren Drohgebärden und zwielichtigen Heilsangeboten, und sie tun es zunächst innerlich. Was ihnen vielfach hilft, ist die Gewissheit: Gott ist ein Gott der Freiheit und in keiner Weise an eine kirchliche Instanz gebunden und Er wird auch nicht durch eine kirchliche Instanz vertreten. Die Pfarrer und Priester vertreten nur ihr persönliches Ego und das Gruppen–Ego ihrer Institution.
Der äußere Schritt des Kirchenaustritts wäre früher oder später die logische Folge, doch manche wägen noch ab, ob der äußere Verbleib in der Kirche vielleicht doch das Angenehmere sein könnte. Man könne ja innerlich glauben, was man wolle und daran könne einen ja niemand hindern. Wer so denkt, unterschätzt die Situation. Auch eine kleine offene Hintertüre gibt der Kirche die Möglichkeit, mit ihrem langen Arm irgendwann wieder hinein zu greifen, und man darf dabei nicht nur auf äußere Vorgänge in der materiellen Welt blicken. Die Kirche legt nämlich Wert darauf, auch die Seelen der Katholiken im Jenseits zu sammeln und in ihrem Sinne weiter zu geleiten, was immer man sich darunter vorstellen mag. Man ist auf jeden Fall einer der ihren geblieben, ein Blatt an einem Stammbaum von Mord und Verbrechen, welche Rechtfertigung man sich auch dafür zurechtgebogen haben mag.

Also keine Angst vor dem Austritt! Gott ist im Beamten, der mit ihnen den Austritt vollzieht und Er ist gleich im ersten Menschen, den Sie nach Ihrem Austritt treffen. So wie Er Ihnen immer in allen Menschen begegnet ist. Er ist im Arbeitskollegen, im Partner, im Kind und im älteren Menschen; er ist in den Sympathischen und Unsympathischen, im Freund und im vermeintlichen Feind. Er begegnet Ihnen auch in jedem Tier: Im Kalb, das ins Schlachthaus geprügelt wird und vor den tödlichen Schnitten weint, oder in der Katze, die es sich bei Ihnen auf der Fensterbank gemütlich gemacht hat. Er atmet im Elefanten in Afrika, im Känguru in Australien und im deutschen Wildschwein.
Und das heißt auch: Wer die Tiere tötet – aus welchem Grund auch immer –, tötet Leben aus Gott und macht sich damit zum Gegner des Lebens aus Gott. Die Kirche jedoch erfand immer neue Ausnahmen, für die sie das Töten von Menschen und Tieren erlaubte, und sie segnete die Mordwerkzeuge, wenn man sie nur auf der "richtigen" Seite einsetzte.

Es hat immer wieder Menschen gegeben, die äußerlich ihre Kompromisse mit den Lehren und Kulten der Kirche gemacht haben. Doch bleibt man dann in der Regel auch innerlich blockiert. Und umgekehrt: Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, berichten oftmals von einem Gefühl innerer Befreiung, das sie in dieser Form vorher nie gekannt und erlebt hatten. Es ist, als ob eine zentnerschwere Last plötzlich von einem genommen ist und das Erdenleben noch einmal an einem neuen Startpunkt angelangt ist. Nun kann der Lebensweg ohne kirchliche Bindung fortgesetzt werden.

Es kann der Weg zum Herzen Gottes werden, zu Gott im Inneren allen Lebens, dessen erste Schritte man oft schon als Kirchenchrist gegangen ist. Und mancher aufrichtige Gottsucher kann bezeugen: Veräußerlichungen hindern daran, den Weg zu Gott zu finden, und ein ehrlicher Weg zu Gott führt früher oder später aus der Kirche heraus.
Und erst wenn man sich von Dogmen und starren Formen gelöst hat, von Riten und Kulten, kann man mit der Hilfe Gottes allmählich ins Innere, in sein wahres Wesen, geführt werden.

Der singende Wind

Ein erster Schritt dorthin könnte sein, etwas mehr Abstand vom Lärm dieser Welt zu nehmen und nicht mehr alles in sich aufzunehmen, was an Informationsflut an einen herangetragen wird. Denn wessen Gehirnzellen voll gestopft sind mit nicht enden wollenden Gedanken, der ist oft kaum in der Lage, einmal abzuschalten und wahrzunehmen, dass z. B. auch die Zimmerpflanze oder der Strauch im Vorgarten einem etwas sagen können; oder der Vogelschwarm, der bei der Fahrt zur Arbeitsstätte die Straße in einigen Metern Höhe überfliegt.

Unsere fünf Sinne sind die Antennen zur materiellen Welt, die uns umgibt, und wer ihnen einfach freien Lauf lässt, der ist bald von ihnen gesteuert und irgendwann einmal nicht mehr ganz bei Sinnen. Wer jedoch beginnt, seine Empfindungen aufmerksam zu beobachten und nicht jedem Reiz gleich nachzugeben, der kann erfahren, dass eine feinere Wahrnehmung möglich ist und dass um uns herum mehr geschieht als das, was einem die groben Sinne zunächst spiegeln. Um diese Erfahrung geht es jetzt im letzten Teil dieser Schrift.

Dass der Wal, zu dessen Ehre man die Feste feierte, gejagt und getötet wurde, zeigt, dass auch die Eskimo-Welt nicht heil war, obwohl man dort natürlich nicht diese vegetarischen Alternativen im Nahrungsangebot hatte wie derzeit in den meisten Ländern weltweit. Und man wusste wohl um tiefere Schichten der Seele, in welchen man eine andere Wahrnehmung hat.

Und was würde wohl in unserem Gemüt aufsteigen, wenn einmal die äußeren Sinne für einige Zeit schweigen? Womöglich keine schönen neuen Lieder, sondern einfach nur das, was man zuvor in seinem Gemüt gespeichert hat und was gerade aktiv ist und womit uns unser Unterbewusstsein antreibt.
Daran mag sich zunächst auch nichts ändern, wenn es durch konzentriertes und bewusstes Atmen zunehmend besser gelingt, die zahlreichen Gedankenströme, die sich zuvor in unserem Gehirn bewegten, ausklingen zu lassen und das Schweigen-Können immer besser zu erlernen.
Doch durch die Änderung des Körperrhythmus und das Schweigen der Gedanken klopfen wir immerhin an eine Türe an, die uns ansonsten verschlossen wäre. Wenn wir wissen oder glauben, dass im Innersten unserer Seele Gott wohnt, dann können wir uns vielleicht auch vorstellen, dass es einen wunderbaren Klang in unserer Seele tatsächlich gibt. Dieser Klang kann sich uns aber nur dann mitteilen, wenn wir unsere Taten, Worte, Gedanken, Gefühle und Empfindungen von all dem Ballast gereinigt haben, der sich gegen das Leben richtet – gegen unsere Nächsten, unsere Mitgeschöpfe und gegen uns selbst. Und das ist ganz praktisch möglich, z. B., indem wir uns einmal in den anderen hineinversetzen lernen und indem wir bereuen, vergeben, um Vergebung bitten und das alte Fehlverhalten nicht mehr tun. Letztlich richtet sich schon ein negativer Gedanke über unseren Nächsten gegen uns selbst. Denn wir speichern die Gedanken in unserer Seele und nicht in der Seele des Nächsten.
In einem Sprichwort heißt es "Je weiter man ausgeht, desto weniger hört man", was bedeutet: Man braucht nicht hierhin oder dorthin zu gehen, nicht hierhin oder dorthin zu lauschen, um das zu hören, worauf es ankommt. Es muss auch nicht still um uns sein wie in der Eskimogeschichte. Die äußere Stille ist nur ein Hilfsmittel, wenn unsere Nerven sonst leicht überreizt reagieren. Wir können genauso gut in der Hauptreisezeit auf einem Autobahnrastplatz sitzen und Ströme von Menschen an uns vorbeiziehen lassen. Es kommt nur darauf an, ob wir die inneren Sinne auf Empfang stellen können. Dazu ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass Gott in allem ist, was uns umgibt. In jedem Menschen, in unseren vierbeinigen Freunden, im Grashalm und auch in den sonst unbeachteten Halmen im Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Und sogar in den Motorteilen des PKW, einem Produkt des industrialisierten Menschen, atmet Gott, wenn auch nicht in der Intensität wie in einem Menschen, in einem Tier oder in einer Pflanze. Doch um zu hören, kommt es weniger auf das Gegenüber an, sondern vor allem auf uns selbst, auf unsere Bereitschaft und Fähigkeit, die Sprache unserer Umwelt zu verstehen. Hier ist auch unsere Haltung entscheidend. Gehen, stehen oder sitzen wir aufrecht bzw. bewegen wir uns ausgewogen und nicht hektisch, dann ist unsere "Empfänger-Antenne" gerade und wir empfangen mehr und deutlicher empfangen als mit einer verbogenen Antenne, wenn wir uns z. B. gekrümmt oder mit verschränkten Gliedern in einen Stuhl lümmeln. Oder unser Blick: Richten wir ihn hauptsächlich auf den Boden, ziehen eher dunklere und schwere Gedanken in unser Gemüt; anders, als wenn wir nach vorne schauen, das Nahe liegende sehen, uns aber immer auch im Weitblick üben.

Wir und alles, was uns umgibt, leben überhaupt nur, weil der Atem Gottes alles durchströmt. Der Atem Gottes durchdringt unseren eigenen Atem, und was wir mit unseren äußeren Sinnen zunächst sehen oder ertasten, ist nicht das eigentliche Wesen dessen, was uns umgibt. Wer anfangen möchte, diese Realität hinter den sichtbaren Dingen zu suchen, der könnte üben, Haltung anzunehmen und sich allmählich mit dem inneren Wesen in allen Lebensformen zu verbinden. Bei einem Spaziergang z. B. mit den Bäumen und den Sträuchern am Wegesrand, den Feldern, Vögeln, den Wolken am Himmel und vielem mehr. Dann verfeinern sich auch die fünf Sinne. Und wenn man will, könnte man immer wieder innehalten und die Augen schließen. Wir nehmen dann die Eindrücke verstärkt über unser Gehör auf: das Rauschen des Windes, das Zirpen der Grillen, das Fließen eines Baches. Und gelingt uns eine Zeit lang die Gedankenstille, wird unser Bewusstsein weiter und wir erleben das Rauschen vielleicht als singenden Wind. Oder die Form eines Strauches scheint für uns plötzlich zu pulsieren und kräftigere und gleichzeitig liebevollere Konturen anzunehmen. Und wir lassen das Lied des Windes in uns einströmen, so wie die Luft in uns einströmt, wenn wir einatmen. Und wir nehmen die Strahlung eines Strauches einfach in uns auf. Und während wir es geschehen lassen, vernehmen wir vielleicht in uns, was das Lied des Windes oder die Form eines Strauchs uns sagen möchten. Und es wird uns zum Anliegen, dass wir uns auch unseren Mitmenschen gegenüber anders als bisher verhalten, z. B. geduldiger und verständnisvoller.

Gott ist in uns

Wer diese Naturerfahrung einmal, und sei es auch nur kurz, erlebt hat, in dem bleibt meist die Sehnsucht bestehen, in tiefere Verbindung zu Gott zu kommen, und er weiß, dass er auf einen guten Weg gefunden hat. Man muss jedoch nicht enttäuscht sein, wenn es trotz guten Willens noch nicht dazu kommt, die ersten Ahnungen von Gott in sich zu erspüren. Zum Schöpfergott können wir auch sprechen wie zu einem guten Freund, denn Er will für uns immer das Beste. Er ist also kein strafender Gott, sondern der Helfer, wenn wir in Situationen geraten, in denen wir ernten, was wir selbst gesät haben. Wir können uns Gott zuwenden, so wie wir gerade sind, und mit den Empfindungen und Gedanken, die uns gerade beschäftigen. Die gelernten Gebetsformeln erscheinen uns dann oftmals hohl, und sie werden uns mit der Zeit immer fremder. Wer auf diese Weise erlernt, sich Gott in sich zuzuwenden, ist auch nicht einsam, und er macht sich immer unabhängiger davon, was seine Mitmenschen über ihn denken und sagen. Gott ist ja da. Er kennt uns genau. Und Er ist immer da und jederzeit bereit, uns in allen Lebenslagen zu helfen. Es ist nicht der Kirchengott mit seinen unergründlichen Geheimnissen und seinen Höllenstrafen, sondern der Schöpfergott, der allem gegenüber wohl gesonnen ist und jedem helfen möchte, Schritt für Schritt aus dem Netz seiner Leiden und Schicksale herauszufinden, um ihn wieder glücklich und froh zu machen, auch über dieses Erdenleben hinaus. Und warum noch länger warten, damit zu beginnen?
Diesem Gott kann ich nur vertrauen, wenn ich glaube: Nicht Gott ist der Urheber des Negativen in unserem Leben. Wir waren und sind es selbst, wenn nicht in diesem Leben, dann in einem der vergangenen (siehe dazu Der Theologe Nr. 2 – Reinkarnation). Das Wissen um die Reinkarnation, das zum Urwissen der Menschheit zählt, beendet das kirchliche Schattenspiel vom "unerforschlichen Geheimnis Gottes". So ist es auch möglich, dass wir uns als Seele ein bestimmtes Schicksal selbst vorgegeben haben, um daran zu reifen und zu lernen, was wir bis dahin noch nicht gelernt haben. Die Kirche hat dieses Wissens jedoch verflucht und verdammt, so wie sie jeden verdammt, der die Kirche kennt und trotzdem oder gerade deshalb außerhalb der Kirchenmauern nach Gott sucht. Denn wozu braucht es noch die vielen Theologen und Priester, wenn Gott uns in uns selbst und in allen Lebensformen begegnet?

"Wenn ihr die Augen nicht braucht, um zu sehen,
werdet ihr sie brauchen, um zu weinen."

(Jean Paul Sartre)

Jeder kann es erproben. Allmählich können wir dann empfinden, dass die Lebensformen um uns herum ein Teil von uns sind, und wir bringen es dann z. B. nicht mehr fertig, herzlos zu streiten, ein Tier zu töten oder ein getötetes Tier zu verzehren. Oder gedankenlos oder mutwillig eine Pflanze auszureißen. Denn wer solches tut, missachtet Gott in der Pflanze, die geschaffen wurde, um ihm, dem Menschen zu dienen, jedoch nicht, um von ihm malträtiert zu werden. Auch im Stein und in jedem Sandkorn ist Gott, ist die ganze Unendlichkeit in Gott bereits angelegt und wartet auf ihre Evolution hin zu höheren Lebensformen. So ist die ganze Schöpfung ein ständig pulsierendes Liebeswerk Gottes (von dem es auch im biblischen Schöpfungsbericht heißt "Es war sehr gut"), in das nur der Mensch seit Urzeiten störend eingreift. Damit hat er im Laufe der Äonen auch die Tier-, Pflanzen- und Mineralwelt verändert, so dass z. B. Tiere die Aggressivität der Menschen aufgenommen und in ihren Genen gespeichert haben. Der ursprüngliche Räuber ist jedoch der von Gott abgefallene Mensch, der plündernd über den Erdplaneten zieht und alles ausbeutet, dessen er habhaft werden kann, und der seinen Gott anklagt, wenn er in Wirklichkeit ernten muss, was er selbst gesät hat.
Doch dieser unnahbare Kirchengott, auf den die Gläubigen die menschliche Bosheit projizieren, ist nicht identisch mit dem Schöpfergott, der gleich dem Gott in unserem Inneren ist, und der nicht eher ruht, bis jedes Seiner Kinder wieder zurück in die ewige Heimat gefunden hat; auch wenn es sich zwischenzeitlich noch so sehr belastet und davon entfernt hat.
Beten wir zu diesem Gott, der in uns wohnt, dann wandeln sich auch unsere Gebete. Sie sind dann mit der Zeit keine oberflächlichen Bitt- und Dankgebete für den eigenen Vorteil mehr, sondern sie werden mehr und mehr getragen von dem Wunsch, eins zu werden mit diesem ewigen Strom der Unendlichkeit, der in allem Leben fließt. Als Antwort vernehmen wir dann oftmals Impulse in uns, wobei diese noch nicht das Göttliche in uns sind, sondern unserem derzeitigen Bewusstseinsstand entsprechen, das noch viel Fehlerhaftes enthalten mag. Das Bewusstsein erweitert sich jedoch, je mehr wir nach den Geboten Gottes leben, wie sie z. B. in den Zehn Geboten oder der Bergpredigt des Jesus von Nazareth nachzulesen sind. Dann stehen die Impulse auch immer mehr mit Gott in uns in Verbindung und immer weniger mit dem Fehlerhaften, und Gott kann uns auf diese Weise immer unmittelbarer helfen. Diese Erfahrung kann jeder machen, der sich auf diesen Weg begibt.

Die Ernährung der Pfarrer

Ein Blick auf unseren Planeten Erde zeigt uns allerdings überwiegend ein schlimmes Bild. Die Erde liegt zu Beginn des 21. Jahrhunderts wie im Fieber. Die Menschheit hat den Planeten, der einst ihr bester Freund war, vor allem im 20. Jahrhundert in einem Ausmaß malträtiert, dass die Erde dies nicht länger ertragen kann. Nun schüttelt sich der fiebrige Planet und versucht alles abzuschütteln, was ihm an Üblem zugefügt und ihn krank gemacht hat.
Die Institutionen Kirche und das von ihr geprägte kirchenchristliche Abendland haben es so weit gebracht, das "Heil in Christus" ausschließlich auf den Menschen zu beziehen und Tiere und Natur dem Menschen auf Gedeih und Verderb zu unterwerfen. Dabei kann der Mensch ohne Natur und Tiere gar nicht überleben, und er kann schon gar keine wahre Gotteserfahrung machen, während er gleichzeitig seine Mitgeschöpfe quält und tötet. Man darf "sich der Tiere zur Ernährung und Herstellung von Kleidern bedienen", heißt es im aktuellen Katholischen Katechismus. Und: "Medizinische und wissenschaftliche Tierversuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig, weil sie dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu retten." (Nr. 2417)
Doch Elend und Marter unserer Tierfreunde können niemals dazu beitragen, "menschliches Leben zu heilen und zu retten". "Was der Mensch sät, das wird er ernten." Dieses Pauluswort gilt auch für unser Verhältnis zu den Tieren, und man wünscht keinem Menschen, dass er erst dann daran glaubt, nachdem die Saat bei ihm aufgegangen ist.
Viel mehr wäre darüber heute bekannt, wenn die ersten kirchlichen Theologen die vielen Berichte über Jesus und die Tiere in ihre Bibel aufgenommen hätten. Doch die Quellen, aus denen auch hervorgeht, dass Jesus und die ersten Urchristen z. B. keine Tiere verzehrten, wurden unterdrückt (Mehr dazu z. B. bei Der Theologe Nr. 7 – Jesus und die ersten Christen waren Vegetarier).

Im Tempel zu Jerusalem wurden Millionen von unschuldigen Tieren angeblich zur Ehre Gottes getötet, und die jüdischen Propheten mahnten vergeblich, dass dies für Gott ein "Gräuel" sei. Man machte weiter bis zur Zerstörung des Tempels im Jahr 70 nach Christus (siehe dazu Der Theologe Nr. 37).
Mit dem Ende dieses Tempels war auch die dort angesiedelte Vermittlerfunktion der Priester beendet, doch die Kirche stellte sie in ihren Basiliken und Tempeln aus Stein wieder her. Nur die Tieropfer verlagerte man nach außerhalb in weltliche Schlachthäuser, die dementsprechend gesegnet werden. Denn weil der betreffende Gott angeblich durch das Blutopfer von Jesus ein für allemal versöhnt sei, brauche er nicht mehr durch weitere Tieropfer "beruhigt" oder gnädig gestimmt werden und man könne alle Tiere demnach für sich selbst "opfern" anstelle die besten Stücke für einen Gott verbrennen zu müssen. Und anstatt Teile des Fleisches an die Priester und Pfarrer abtreten zu müssen, lädt man die Amtsträger bis heute der guten Sitte halber lieber direkt zum Essen ein.

Wahrscheinlich wissen nur wenige, dass man für die Pfarrer-Ernährung als Steuerzahler noch einmal zusätzlich zur Kasse gebeten wird. So stehen den kirchlichen Amtsträgern vielerorts bis heute bestimmte Mengen an Getreide, Fischen oder Wein zu (die so genannten "Reichnisse"), die umgerechnet in Euro und Cent von teilweise dem Ruin nahen Städten und Gemeinden an die Kirche überwiesen werden müssen. Es sei denn, die Gemeinden kaufen sich durch hohe Ablösesummen (etwa dem 100-fachen eines Jahresbetrages plus Inflationsausgleich) frei, was sich viele Kommunen einfach nicht leisten können.
Das alles hat Jesus nicht gewollt, der sich als Zimmermann selbst verdiente, was er zum Leben brauchte. Doch man behauptet in der Kirche, alles im Namen des Handwerkers aus Nazareth zu tun und man "schlachtet" ihn dazu regelrecht "aus". Anstelle des Fleisches der kultischen Tieropfer isst man nun den "Leib Christi". Und anstelle Ströme von Tierblut zu vergießen, "vergegenwärtigt" man das Menschenblut von Jesus von Nazareth und anstelle echten Blutes wird dafür Wein verwendet, den in den evangelischen Kirchen Pfarrer und Gläubige trinken dürfen, während in der katholischen Kirche der Priester stellvertretend für alle trinkt.

Doch wozu der ganze Aufwand und das ganze Brimborium, das man auch aus den heidnischen Kulten des Dionysos, Attis, Mithras oder der Isis kennt, wo man ebenfalls den betreffenden Gott "aufisst", d. h. sich rituell einverleibt? Jesus von Nazareth verspeiste mit seinen Jüngern keine Tiere und ihr Gemeinschaftsmahl, das Agape-Mahl, war ohne Kult und Zeremonien. Denn in jedem Bissen Brot, in jeder Frucht des Feldes und in jedem Schluck Wasser oder Wein haben sie sich mit Gott und Seiner Kraft verbunden. Und ein Priester hätte in dieser Gemeinschaft mit seinen religiösen Ansprüchen und mit seinem Appetit bzw. seinem Verlangen nach Fleisch hier nur gestört.

Schöpfergott oder Kirchengott ?

Es gab Zeiten in den letzten 2000 Jahren – auch in den deutschsprachigen Ländern – da war der heute "übliche" brutale Umgang mit Natur und Tieren noch nicht selbstverständlich. Erst die Missionare der Kirche haben diese verhängnisvolle Entwicklung in das Abendland gebracht.

Ein typisches Ereignis geschah im Jahr 724, als sich in Deutschland, in Geismar bei Kassel, eine Begebenheit ereignete, der von der späteren Geschichtsschreibung eine entscheidende und symbolhafte zeitgeschichtliche Bedeutung beigemessen wird:
Der Gesandte des Papstes und spätere Kirchenheilige Bonifatius, ein römisch-katholischer Missionspriester aus England und Angehöriger des Benediktinerordens, fällt eine dem nordischen Donnergott und "Beschützer der Menschheit" Donar (oder Thor) geweihte mächtige Eiche. Nicht weil er Holz brauchte, sondern weil er die Menschen, die noch eine Ahnung von dem Göttlichen in der Natur hatten, für die Kirche missionieren und sie überzeugen wollte, dass überhaupt nichts passiert, wenn man z. B. einfach einen "heiligen" Baum umhaut (vgl. das brutale Sprengen des "Heimatbaumes" des Stammes der Na´vi auf Pandora in dem Film Avatar).
Die anwesenden Germanen spürten in ihrem Inneren den furchtbaren Frevel durch den Kirchenmann, den seine vornehme Familie bereits als Kind den Benediktinern zur katholischen Erziehung übergeben hatten. Doch in ihrer Naivität rechneten die Germanen damit, dass Thor sich diesen Frevel nicht gefallen lassen würde und Blitz und Donner auf Bonifatius schleudern würde. Doch eine unmittelbare Wirkung blieb aus, und Bonifatius triumphierte und ließ aus dem Holz der heiligen Eiche auch noch eine Kirche für den neuen Kirchengott bauen.
Und so hieb man in Zukunft rücksichtslos immer mehr Bäume um, weil man leugnete, dass auch ein Baum empfinden kann. Und man tötete immer mehr Tiere, denn diese hätten nach kirchlicher Lehre keine unsterblichen Seelen wie die Menschen (laut Kirchenlehrer Thomas von Aquin), weshalb sie in den von der Kirche geprägten Ländern rechtlich bis heute als "Sachen" gelten, wie auch die Pflanzen – was furchtbarste Konsequenzen nach sich zog und zieht, für welche die Kirche und alle, die in diesem Sinne handeln, eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden.

In einem kirchlichen Kinderlied über Bonifatius, den beide deutschen Großkirchen heute als "Apostel der Deutschen" verehrten, werden schon die Jüngsten, die oft noch eine intensivere Verbindung zur Natur haben als die Erwachsenen, auf katholischen und evangelischen Kurs gebracht. So lässt man die Kinder singen:
"Es war die mächtige Eiche Donar, dem Gott, geweiht. Heilig war die Eiche, heilig seit langer Zeit. Doch Bonifatius liebte Gott, unseren Herrn, allein. Drum können keine Götter in einer Eiche sein. Er nahm das Beil. Und die Eiche fiel laut und polternd um. Voller Not standen alle ängstlich um ihn herum. Doch Bonifatius sagte: ´Habt keine Angst! Schaut her! Götter für Wind und Wetter braucht ihr bestimmt nicht mehr!` Da ließen sich viele taufen. Sie kamen von überall her. Alle wurden zu Christen. Es wurden immer mehr. Und Bonifatius dankte Gott, dem er so vertraut. So hat er eine Kirche dann aus dem Holz gebaut." (aus: Die Erde ist ein großer Tisch, Texte von Rolf Krenzer, Abakus-Schallplatten 1987)

Doch wozu die Kirche aus Holz? Und wozu später die zahllosen Kirchen aus Stein? Und warum die spätere Abholzung riesiger Waldgebiete, der grünen Lungen unseres Planeten? Warum die fortschreitende Zerstörung des Planeten Erde und seines ökologischen Lebenssystems? Und warum der kirchliche Segen für die Kirchenmitglieder, die das alles heute verantworten? Und wozu der kirchliche Segen für zahllose Verbrechen mehr auf diesem Planeten? Was für ein Gott steckt hier dahinter? Wohin führt der Geist, der den Kirchenheiligen Bonifatius besetzte und antrieb, die Menschheit und die ganze Schöpfung? Und wozu das ganze Beiwerk? Wozu Hostien, wozu Monstranzen und Tabernakel, wozu Weihwasser und wozu Reliquien? Und wozu die Priester, die Bischöfe, Kardinäle, Eminenzen, Kirchenräte, Päpste und dergleichen? Wozu Dogmen, Sakramente, Zeremonien, Wallfahrten, Talare, Altäre, Kanzeln und vieles mehr? Das alles hat der Schöpfergott nicht gewollt. Und jeder kann sich entscheiden, wem er folgen möchte: dem Schöpfergott oder dem Gott der Kirche?

Wer hat die Germanen missioniert?

"Sie verehrten die Sonne. Waren großen Poeten und Sänger. In ihrer ganzen Götter- und Mythenwelt ging es frei und gleichsam urdemokratisch zu. Anders auch, als es das Vorurteil sagt: Die Germanen wollten den Frieden und nicht den Krieg. Und statt mächtige Tempel zu bauen, begnügten sie sich mit Hainen und Wäldern als heilige Orte. Die Götterwelt der Germanen war ´ganz anders`: gewiss nicht nationalistisch, nicht rechtslastig und nicht treudoof-tumb." (Ankündigung der Radiosendung Germania revisited auf Bayern 2 in: Evangelisches Sonntagsblatt Nr. 20, 18.5.2014)

Doch wer hat das geändert? Wer hat den Germanen einen neuen "Gott" gebracht? Wer hat sie zu Sklaven eines neuen Glaubens gemacht und ihnen mit "ewiger Hölle" gedroht, wenn sie sich nicht unterwerfen? Wer hat ihnen den Gehorsam gegenüber Priestern und Bischöfen befohlen? Wer hat ihnen befohlen, große Kulthäuser aus Stein zu bauen, und wer hat ihnen den Segen für Krieg und Gewalt gegeben? Wer hat sie weiter gelehrt, die Wälder gnadenlos abholzen zu können und die Tiere als seelenlose Wesen zu betrachten und sie morden und bedenkenlos verzehren zu können? Wer?
(vgl. auch Was aßen die Germanen?)
 

Dieses ganze Schaugepränge und Brimborium um den Kirchengott herum, in Verbindung mit dem Frevel an der Natur, hatte System. Der "heilige" Bonifatius hieb einst nicht nur die Donars-Eiche um. Er ließ an unzähligen Orten Deutschlands sogar ganze Eichenwälder einfach nur deshalb rücksichtslos umhauen, weil es eben vor allem die Eiche war, die den Germanen als "heilig" galt. Auf diese Weise versuchte der "heilige" Bonifatius, das Gewissen der Bewohner abzutöten, das noch von der Achtung vor der Natur und der Einbettung des Menschen in ihre Kreisläufe geprägt war.
Bonifatius versuchte,  die Germanen in ihrem bisherigen Glauben im wahrsten Sinne des Wortes zu entwurzeln und sie dem neuen Machtkult Roms zu unterwerfen. Mit Erfolg. Da sich die Kirche nämlich immer auch mit den Mächtigen verbündete, setzte sich diese Religion auch mit immer brutalerer Gewalt durch, nicht nur mit Gewalt gegen die Natur, sondern auch mit Gewalt gegen die Menschen.

Und nicht nur der "heilige Bonifatius wandte diese Abholzungs-Methode an. Bereits der "heilige" Martin von Tours ließ aus denselben Motiven in Gallien im 4. Jahrhundert eine Eiche fällen, um die angebliche seelenlose Natur und die Unterwerfung der Naturmächte unter den Kirchengott zu beweisen, der letztlich nur eine Variante des Gottes "Baal" ist (siehe dazu Der Theologe Nr. 42). Und für diesen "heiligen" Naturfeind Martin zur Ehre werden bis heute Jahr für Jahr Hunderttausende von Gänsen massakriert, die Martinsgänse.
Über Jahrhunderte ließ die Kirche in ganz Europa die Verbundenheit der Bewohner mit der Natur ausmerzen, indem man den wunderbaren blauen Planeten scheinbar straflos und ohne negative Wirkungen schändete.
Auch der "Reformer" Hieronymus von Prag (ca. 1365-1416), ein Vorläufer des Protestantismus, der schließlich als "Ketzer" von den Katholiken verbrannt wurde, konnte nur mit Mühe daran gehindert werden, in Litauen eine mächtige Eiche umzuhauen. Der Protestantismus sollte den Katholizismus an Naturverachtung bald noch übertreffen.
Den kirchlichen Missionaren beider Großkonfessionen gelang es mehr und mehr, das Bewusstsein der Einheit allen Lebens bei den Menschen zu zerstören und auch das Wissen, dass der mächtige Schöpfergeist alle Lebensformen mit Seinem Atem durchströmt. Doch Gottes Mühlen mahlen bekanntlich langsam, und die Untaten dieser Christianisierung werden erst in der Gegenwart und der nahen Zukunft die machtvolle Antwort erhalten, auf welche die Germanen 724 noch vergeblich gewartet hatten, als ihre große Eiche "laut und polternd" umfiel, wie man im kirchlichen Kindergottesdienst heute fröhlich trällert.

Wogegen sich die missionierten Menschen des Abendlandes einst nicht entscheidend zur Wehr setzen konnten, fällt heute in allen Bereichen in sich zusammen. Dazu trägt auch die Naturwissenschaft bei.
In unserer Zeit beweisen nämlich auch die Ergebnisse der modernen Quantenphysik mehr und mehr, dass die Lehre der Kirche falsch ist. So beweist die moderne Physik, dass es keine unbeseelte Materie gibt, die der Kirchenchrist als "Krone der Schöpfung" beliebig missbrauchen darf, sondern dass alles aus Quanten besteht, die teilweise als Teilchen, teilweise als Wellen in Erscheinung treten. Die Quanten sind also die Verbindung zwischen geistiger Welt und materiellen Erscheinungsformen. Diese "Grundbausteine" der Schöpfung sind aber überhaupt nicht "fassbar", sondern sie sind eine Form von geistiger Energie, was letztlich zum Beweis dafür wird, dass der Kosmos mitsamt des Erdplaneten in seinem Kern eine geistige Welt ist, und dass Materie letztlich nur eine Erscheinungsform des menschlichen Bewusstseins ist. Man könnte auch von einer "Täuschung" sprechen. Und jeder, der sich diese mächtige Gotteskraft in allem Sein bewusst macht und der seiner "Mitwelt" mit Achtung und Respekt begegnet, der ahnt oder erfährt bereits in ersten Ansätzen, dass es eine verschüttete Wahrheit gibt, die viele unserer Vorfahren noch kannten, und die wieder von uns Menschen gehoben werden möchte.
Dies ist jedoch nur möglich, wenn parallel dazu die unheilvolle Macht der Institutionen Kirche auf die Menschen und Seelen von den Menschen selbst gebrochen wird, indem sie weder Mitgliedsbeiträge entrichten noch staatliche Subventionen für diese Institutionen befürworten. Dann sinkt die Machtkirche von selbst auf das Niveau herab, das ihrem Wesen entspricht. Und immer mehr Menschen merken dann auch, dass sie mit Gott und Christus nichts zu tun hat, sondern dass Jesus, der Christus und der Gott, für den er einstand, dort nur missbraucht werden.

Möchten Sie weiter lesen? Dann weisen wir Sie gerne hin auf DER THEOLOGE NR. 37, Die blutigen Kirchen aus Stein und der Schöpfergott im eigenen Herzen. Darin wird das Thema der steinernen Tempel und Kirchen vor dem Hintergrund des Tempelkults in Israel und der jüdischen Propheten beleuchtet, welche diesen Kult bekämpften. Lesen Sie hier.

Oder Sie interessieren sich, wie genau der Kirchenaustritt möglich ist und was dabei zu beachten ist. Siehe dazu DER THEOLOGE Nr. 82 – Wie trete ich aus der Kirche aus?

Ein Gedicht von Georg Trakl, das den Titel trägt "Die tote Kirche" (1909), lesen Sie hier

 

ANHANG

1)

Bischof statt Christus: Die Anfänge der katholischen Kirche

Wann ist die römisch-katholische Kirche überhaupt entstanden? Im Kompendium der Kirchengeschichte von Karl Heussi (Tübingen 1960, 1991 und weitere Auflagen), mit dem Generationen von evangelischen Theologiestudenten sich auf ihr theologisches Examen vorbereitet hatten, geht man vom 2. Jahrhundert aus, in der die katholische Kirche entstanden sei, genauer von den Jahren 160-180, eine Zeit, die meist "Frühkatholizismus" genannt wird. Man kann den Beginn jedoch schon Ende des 1. Jahrhunderts ansetzen bzw. um das Jahr 100, denn bereits zu dieser Zeit gab es die frühkatholischen Strömungen, aber eben noch in offener Auseinandersetzung mit anderen Richtungen. Einer der maßgeblichen Kirchengründer ist Ignatius von Antiochien (neben Rom und Alexandria damals eine der Metropolen des Imperiums, in der heutigen Türkei gelegen), der mit Nachdruck versuchte, den prophetischen Geist und das urchristliche Prinzip der Gleichheit auszuschalten und die Gemeinden unter eine totalitäre hierarchische Führung eines Amtsbischofs zu stellen.

Dieser Mann war maßgeblich dafür verantwortlich, Aspekte der urchristlichen Lehre in einer neuen Priesterkult-Religion mit einem Bischof an der Spitze zu vereinnahmen, die eine Fortsetzung des Baalskults ist – der Kirchenheilige Ignatius von Antiochien
(2. Jahrhundert). Gleichzeitig bekämpfte er Andersdenkende als "Häretiker", welche seine Kirche dann in späteren Jahren ermorden ließ (Gemälde von 1486; gemeinfrei nach Wikimedia Commons)

Wörtlich zum Beispiel: "Wer den Bischof ehrt, der wird von Gott geehrt; wer ohne des Bischofs Wissen etwas tut, der dient dem Teufel" (Brief an die Smyrnäer, 9,2). Ignatius gilt auch als der Mann, der in diesem Brief, der um das Jahr 110 datiert wurde, zum ersten Mal das Wort "katholische Kirche" verwendete und unter diesem Begriff Jesus von Nazareth komplett zu vereinnahmen versuchte: "Wo immer der Bischof sich zeigt, da sei auch das Volk, so wie da, wo Jesus Christus ist, auch die katholische Kirche ist" (8, 2). Bei ihm findet sich also erstmals in der Literatur der Begriff "katholisch" und dessen lügenhafte Gleichsetzung mit "christlich". Und gleichzeitig eben die totalitäre Zuspitzung auf eine menschliche Führergestalt, dem Grundgedanken einer religiösen Hierarchie im Gegensatz zum Prinzip der Gleichheit bei den wahren Nachfolgern von Jesus von Nazareth. Ob Ignatius nur bis Anfang oder gar bis zum Ende des 2. Jahrhunderts lebte (er soll in Rom das Martyrium erlitten haben), ist umstritten, je nach Datierungsversuche einiger ihm zugeschriebenen Briefe.

Karl Heussi schreibt in dem Kapitel Die Entstehung des Christentums und seine Umbildung zur frühkatholischen Kirche: "In die Jahrzehnte 160-180 fällt der Zusammenschluss der alten katholischen Kirche. Er ist das Ergebnis der durch die inneren und äußeren Gefahren, insbesondere, aber nicht alleine durch den Gnostizismus geschaffenen Krisis. Diese wurde dadurch überwunden, dass die bis dahin voneinander rechtlich unabhängigen Gemeinden sich zu einem Verband zusammenschlossen und sich über bestimmte feste Normen verständigten, die fortan entscheiden sollten, wer als Christ anzuerkennen und wer als Häretiker aus der Kirche auszuscheiden sei". (Heussi, S. 53)

Als "Häretiker", wie hier mit der seit Jahrhunderten typischen Kirchen-Arroganz geurteilt wird, gelten unter anderem pauschal die Anhänger der so genannten "Gnosis", am ehesten vergleichbar mit der heutigen Esoterik. Das lebendige Urchristentum wurde von der sich herausbildenden Machtkirche dort mit eingeordnet. Allerdings trifft die These des Theologen Karl Heussi, die frühkatholische Kirche sei eine "Umbildung" des frühen Christentums, nicht das Wesentliche der Entwicklung. Denn die "frühkatholische Kirche" ist vor allem eine Umbildung antiker Götzenkulte mit ihren Priesterhierarchien, Sakramenten, Opferkulten, Zeremonien, angeblichen Erlösungs- und Verdammnislehren, und sie ist deren Ummantelung mit einem vordergründig christlichen Gewand, was wir an mehreren Stellen nachgewiesen haben (z. B. Der Theologe Nr. 25 oder Der Theologe Nr. 104). Hierzu zählen z. B. auch die von Karl Heussi genannten und nachfolgend aufgeführten Kriterien Nr. 1 und Nr. 3 für den Frühkatholizismus im Gegensatz zum Freien Geist des Urchristentums.

Als Kriterien für die frühkatholische Kirche gelten demnach:
1) Ein fester Taufritus (im Unterschied zu verschiedenen Taufpraktiken; jeder machte es zunächst etwas anders) mit einem festen Bekenntnis, das dafür verlangt wurde: Glaube an Vater, Sohn, der aus dem "Heiligen Geist" und der angeblichen Jungfrau Maria geboren worden sein soll, gekreuzigt und auferstanden sei, sitzend jetzt zur Rechten Gottes, wo er nun Richter über die Lebenden und Toten sein soll, und der Glaube an den "heiligen Geist", wie er von der Kirche definiert wird, die angeblich heilige Kirche, die vermeintliche Vergebung der Sünden durch Priester und die Lehre einer angeblichen Auferstehung des Fleisches.
Es sind also schon von Beginn an eine Menge Lügen mit in der Sammlung enthalten: angebliche Jungfrau Maria, Christus als angeblicher Richter, angeblich "heilige" Kirche, Glaube an die Auferstehung des Fleisches ... allesamt keine christlichen Lehren.
2) Eine Sammlung anerkannter Schriften, die alle von Aposteln oder Apostelschülern stammen sollen (gegen die Auswahl Markions; Beginn der Bibelentstehung) und vor allem:
3) Das neue Bischofs-= Leitungs-Amt (anstelle des Freien Geistes), das in der Lage sein soll, die Überlieferung zu ordnen, zu gewichten und richtig zu interpretieren.

Und es kam noch ein Aspekt hinzu, der die Kirchengeschichte von nun an entscheidend prägen sollte:
"Man suchte nun festzustellen, welche Gemeinden die Tradition am zuverlässigsten besäßen und gab Rom das Hauptgewicht ..." (S. 55)
Karl Heussi schreibt weiter:
"Die stärkste Neuerung war die neue Stellung des bischöflichen Amtes. Von den Männern, welche mit Eifer an der Durchsetzung der neuen Kriterien des Katholischen gearbeitet haben, sind zu nennen ...": (S. 56)
Und der evangelische Kirchengeschichts-Schreiber Heussi nennt unter anderem Polykarp von Smyrna [Bischof und Kirchenheiliger, 69-155], Justinus Martyr [Philosoph und Kirchenheiliger, 100-165], Hegesippus [Geschichtsschreiber; 100-180], Dionysius von Korinth [Bischof und Kirchenheiliger, um 170], Irenäus von Lyon [Bischof und Kirchenheiliger, 135-200]. Vor allem Polykarp stand unter direktem Einfluss von Ignatius von Antiochien, der die Weichen bereits vor den hier Genannten in diese Richtung gestellt hatte, wie eingangs dargelegt. Der bekannteste von ihnen ist Bischof Irenäus von Lyon [135-200], der wie bereits Ignatius als eine Art katholischer "Sektenbeauftragter" wirkte und das Werk Adversus Haereses verfasste; in vielen Fällen leider die einzige noch erhaltene Schrift, in der über urchristliches Wissen geschrieben wurde, allerdings in inquisitorischer Absicht. Denn die Originalschriften wurde von der Kirche vernichtet.

Irenäus wusste noch, dass bei einer Christenverfolgung im 2. Jahrhundert in Lyon aufrechte Menschen ums Leben kamen, bei denen der prophetische Gottesgeist noch wirken konnte, doch stellte auch er das von Christus niemals gewollte Bischofsamt voran und ging unter diesen Vorzeichen gegen so genannte "Häretiker" vor. Nachdem der Katholizismus im 4. Jahrhundert zur Alleinherrschaft gelangte, wurden die getreuen Nachfolger von Christus noch grausamer verfolgt als unter den Herrschern des römischen Imperiums im 2. Jahrhundert.

Irenäus schrieb unter anderem, wie die beiden "berühmtesten Apostel" Petrus und Paulus in Rom gewesen sein sollen und wie von dort aus durch "Sukzession" von einer Generation auf die nächste die angebliche "Wahrheit" bewahrt werden konnte, bis hin zu ihm nach Lyon. Auf diese rituelle angebliche "apostolische Sukzession", die Irenäus hier proklamiert, beruft sich die Vatikankirche bei ihren Priesterweihen bis heute als einer ihrer zentralen Glaubensinhalte. Allerdings gestand Irenäus den Gemeinden noch Prophetinnen und Propheten zu, die jedoch unter der Herrschaft späterer Bischöfe völlig ausgemerzt wurden und in der Kirchengeschichte unter der Bezeichnung "Montanisten" der totalitären Bischofsherrschaft weichen mussten und bald durchgehend zu "Häretikern" erklärt und bald grausamst verfolgt wurden.

"Um 180 ist die ´katholische Kirche` oder die ´Großkirche` in ihren Grundlinien fertig. Die Einzelgemeinden haben in ihrem Bischof ihr sichtbares Zentrum erhalten und sind untereinander zu einem rechtsartigen Verband zusammengeschlossen ... Die katholischen Normen haben sich zuerst in der westlichen Gruppe von Gemeinden durchgesetzt, ... weit langsamer in der östlichen Gruppe ... Auch innerhalb jeder Gruppe bestanden mannigfache Verschiedenheiten." (Heussi, S. 56)
Also Bischof statt Christus. Und die noch vorhandenen hier genannten "mannigfachen" Verschiedenheiten bügeln im Laufe der Zeit die Päpste glatt und erfinden immer mehr dazu. Der Rest ist bekannt.

Mehr dazu auf unserer Hauptseite: Entstehung der Kirche            /            Der Frühkatholizismus

 


2)

Welche Mächte stecken hinter Kirchengebäuden aus Stein?

Wie eine lutherische Ministerpräsidentin Menschen für die Kirche gewinnen will

Die Gottespropheten des Alten Testaments, Jesus von Nazareth und auch noch Paulus lehrten, dass Gott nicht in Kirchen aus Stein zu finden ist. Der Jesusnachfolger Stephanus berief sich auf den Propheten Jesaja und sprach: "Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind" (Apostelgeschichte 7, 48). Daraufhin wurde er in einem Standgericht von den damaligen religiösen Obrigkeiten hingerichtet. Denn er hatte den Widersacher Gottes ins Zentrum getroffen und enttarnt.
Heute ist es immer noch gleiche geistige Kampf zwischen dem Gottesgeist und den äußeren Religionen, welche den Freien Geist in ihre Steinhäuser und Kulteinrichtungen einsperren und damit ausschalten wollen
. Heute ist es vor allem die Institution Kirche, welche im Gegensatz zu ihrer eigenen Bibel die Menschen wieder in Steinhäuser lockt und ihnen weis macht, dass es sich hier um "Gotteshäuser" handle und dass man Gott dort nahe komme bzw. sich Gott dort gar finden lasse.

Ein Beispiel: Die Ministerpräsidentin Thüringens, Dr. Christine Lieberknecht (CDU). Dr. Christine Lieberknecht ist die Tochter eines lutherischen Pfarrers, ist mit einem lutherischen Pfarrer verheiratet und ist selbst lutherische Pfarrerin und arbeitete auch als Pfarrerin, bevor sie ganz in die Politik wechselte und in der CDU Thüringen schnell Karriere machte. Sie erklärt:

"Wenn ich Menschen anspreche, dann entdecke ich, dass sie sich für Religion interessieren. Ein Beispiel dafür ist die große Zahl von Fördervereinen in der ehemaligen DDR für die Renovierung von Kirchen. Menschen, die bisher nichts mit der Kirche zu tun haben, aber in eine Dorf gezogen sind, sagen: Die Kirche ist das Wahrzeichen unseres Dorfes, und das darf nicht verlottern, also engagiere ich mich hier. Wenn Christen dies als Chance begreifen und dann auch mit ihren Mitbürgern über ihren Glauben reden, dann kann Kirchenbau zur Basis von Gemeindeaufbau werden."
(zit. nach idea-spektrum Nr. 21/2013)

Die Statue Luthers stürzte vom SockelDoch welche Mächte stecken hinter den Kirchengebäuden aus Stein? Und welchen Kräften kommt man dort näher? Welche Energiefelder stecken also hinter den Kirchengebäuden und Kirchenruinen, und wer hat ein Interesse, solche "Wahrzeichen" in allen Städten und Dörfern aufzurichten, zu erhalten oder wieder auf zu bauen?

Foto: Am Ende des 2. Weltkriegs war die Frauenkirche in Dresden zerbombt, die tonnenschwere Lutherstatue aus Bronze und Marmor lag daneben am Boden. (SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, www.deutschefotothek.de / Richard Peter sen.) Wer hat das Kulthaus wieder aufgebaut und wer hat Luther wieder auf den Sockel gestellt?

Ein Leser teilte uns am Pfingstfest 2013 sinngemäß folgendes mit:
Heute habe ich erstmals verstanden, was das Fest "Pfingsten" bedeutet. Ich habe Jahrzehnte lang die Kirchengebäude mit ihren wertvollen Kunstschätzen und Gemälden geschätzt. Heute jedoch habe ich während einer Meditation erfahren, dass Gott in mir selbst wohnt, und ich habe eine unbeschreibliche Freude erlebt. Als ich noch am selben Tag einen Bildband mit Domen und Kathedralen aufschlug, stand mir der Gegensatz dazu wie noch nie zuvor vor meinen Augen: Ich sah die Herren, welche diese Häuser bauen ließen und ich sah die Knechte und Sklaven, die sie bauen mussten. Nicht um die Ehre Gottes ging es hier, sondern um die Ehre von Menschen, um die Ehre von kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten. Es sind in Wirklichkeit Orte großer Gottferne. Denn Gott lässt sich nur im Inneren Seiner Schöpfung finden, in jedem Menschen im Grunde seiner Seele. Er ist der Freie Geist, der auch in allen anderen Lebensformen, den Tieren, Pflanzen und Mineralien, lebt. Sein Wesen pulsiert auch im Kern der Mutter Erde und aller Planeten des Universums. Ein klein wenig davon gespürt zu haben und noch mehr davon geahnt, das war für mich heute das Geschenk am Pfingstfest.

 


3)

Nachrichten zum Kirchenaustritt:

6.8. / 30.6.2022 – Kirchenmitgliedschaft in Deutschland sank bereits 2013 wohl unter 58 %. Seit Anfang 2014 neue "eklatante" Einbrüche, 2021 nur noch 49,7%, Tendenz weiter stark fallend – Die Zeit ist überreif für Veränderungen / Kirche soll neues Verfahren der deutschen Banken selbst bezahlen / Für immer mehr Menschen ist das Maß voll / Jetzt auch Schluss mit den Staatssubventionen und Beginn der Rückzahlungen an die Städte und Gemeinden – Vor allem aufgrund der krassen Irreführung von Eltern können die beiden deutschen Großkirchen den Verlust ihrer Mitglieder zu einem kleinen Teil wettmachen. Sie erwecken fälschlicherweise den Eindruck, ein von ihren Priestern und Pfarrern getaufter Säugling würde in besonderer Weise von Gott angenommen, gesegnet oder geschützt, obwohl er dadurch nur zum evangelischen oder katholischen Kirchenmitglied gemacht worden war. Mit Gott hat das nichts zu tun. Doch durch diese Irreführung bringen immer noch viele Eltern ihr Kind zum Pfarrer oder Priester, um es dadurch "unwiderruflich" der Kirche einverleiben zu lassen. Später kann das unfreiwillige Mitglied höchstens die Kirche als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" durch Kirchenaustritt beim Staat verlassen. Von den Kirche selbst wird der einst kirchlich Getaufte weiter als nichtzahlendes "geistiges" Mitglied betrachtet und im Taufregister als einer der Ihren aufgeführt (siehe oben) – ein Skandal, denn wer mit der Kirche nichts mehr zu tun haben möchte, sollte von ihr auch frei gelassen werden. So wie jemand, welcher der Mafia den Rücken gekehrt hat, ja auch mit Recht darauf beharren kann, nicht weiter in den Mafia-Büchern registriert zu sein, schon aus Gründen des Datenschutzes.
Eine zweite unrechtmäßige und zumindest unanständige Methode, den Mitgliederverlust zu bremsen, ist die Personalpolitik in den kirchlichen Einrichtungen, dem zweitgrößten Arbeitgeber in Deutschland. Obwohl diese Einrichtungen weitgehend oder ganz vom Staat finanziert werden, werden in der Regel ausschließlich Kirchenmitglieder eingestellt, was zu notgedrungenen "Eintritten" bzw. Kirchentaufen führt oder Austritte notgedrungen verhindert. Die Unredlichkeit ergibt sich auch aus der teilweisen Monopolstellung der Kirche im Sozialbereich bei – wie gesagt – staatlicher Finanzierung dieser kirchlichen Angebote.

Einige Stationen des kirchlichen Niedergangs in Zahlen:
Brachten es unter Ausreizung noch weiterer manipulativer Methoden (wozu auch Höllendrohungen bei Austrittswilligen gehören) die beiden Großkirchen 2011 immerhin noch auf eine Mitgliederzahl von 58,8 % der Bevölkerung (29,9 % katholisch, 28,9 % evangelisch), sank der Bevölkerungsanteil 2012 zunächst eher geringfügig auf ca. 58,5 % (ca. 29,8 % katholisch, ca. 28,7 % evangelisch).
Besonders skandalös sind dabei die staatlich angeordneten Zwangs-Kirchenmitgliedschaften in Berlin und Brandenburg für Kirchenaussteiger, die ihren Austritt nicht mehr nachweisen können – in Verbindung mit entsprechenden Geldforderungen der Kirchen. Siehe dazu unsere Meldungen aus den Jahren 2006 und 2007.

Die Kirchenaustritte häuften sich seit Beginn des Jahres 2014 "eklatant" (idea-spektrum, 6.8.2014). Aktuellere Zahlen [2022] siehe hier. Im Jahr 2021 sank nach ca. 639.000 Austritten aus beiden Großkirchen, die bisherige Rekordzahl aller Zeiten, der Katholiken an der Bevölkerung auf 26,0 %, der Anteil der Evangelischen auf 23,7 %, ergibt zusammen 49,7 % – also erstmals weniger als die Hälfte.

Zwischenzeitlich erfolgten manche Maßnahmen, so die Verpflichtung aller deutschen Banken, seit 2014 die Konfessionszugehörigkeit ihrer Kunden ermitteln zu müssen, so dass die Kirche viele, viele Millionen Euros schneller bekommt und in vielen Fällen nicht erst nach der Einkommenssteuererklärung des jeweiligen Bankkunden gegenüber dem Finanzamt. Den Millionen- oder gar Milliardenaufwand dafür haben jedoch die Banken und die Finanzämter, und letztlich muss es der Bürger bzw. Sparer bezahlen. Die Kirche macht dabei keinen Finger krumm.
 
Dies alles besagt: Auf jeden Fall ist die Zeit schon lange überreif für die Politiker, endlich die Milliardenzahlungen aus dem allgemeinen Steueraufkommen für die beiden Großkirchen ersatzlos zu streichen und eine Plan aufzustellen für Rückzahlungen der vom Staat, das heißt den Bürgern zuviel gezahlten Millionen und Milliarden in den vergangenen Jahren. Dieser Betrag könnte nach einem bestimmten Verteilerschlüssel den dem Bankrott nahen Städten und Gemeinden zugute kommen – diese Maßnahme wäre auch ein Minimum an ansatzweiser Gerechtigkeit.

 

Siehe dazu auch:
Der Theologe Nr. 82 – Wie trete ich aus der Kirche aus? Ein Schritt Richtung Innere Freiheit
 


Der Text ist auch als Druckschrift erschienen und kann wie folgt zitiert werden
:
Freie Christen für den Christus der Bergpredigt, Information Nr. 1, Hrsg. Dieter Potzel: Gott wohnt nicht in Kirchen aus Stein, Marktheidenfeld 2001, 3. Auflage 2003. Zitieren Sie aus dieser Internet-Fassung, dann schreiben Sie anstelle von "Marktheidenfeld 2001" zit. nach theologe.de/freiechristen1.htm, Fassung vom 20.12.2024,
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