Reformationsjubiläum ist vorbei –
500 Jahre Martin Luther waren genug

Die "Luther-Dekade" (= "Luther-Jahrzehnt") von 2008 bis 2017
und das fortschreitende Ende der Kirche

Der Theologe Nr. 67, aktualisiert am 19.8.2023




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"Die Heiligenlegenden entlarvte Luther als Märchen. An den Bibellegenden hielt er fest; am Teufelsglauben auch; am Hexenwahn auch; an der Ketzervertilgung auch; am Antisemitismus auch – am Kriegsdienst, an der Leibeigenschaft, den Fürsten. Man nennt es: Reformation." (Karlheinz Deschner)

 


Beim Angriff der Alliierten auf Dresden stürzte die tonnenschwere überlebensgroße Luther-Marmor-Statue 1945 vom Sockel – 428 Jahre nach dem Thesenanschlag
. Auf dem Foto liegt Luther rechts unten am Boden.
SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, deutschefotothek.de / Richard Peter sen

Doch das Denkmal wurde wieder aufgebaut und die Luther-Verehrung ging nach 1945 weiter. Doch 500 Jahre Luther waren nun genug, und die Luth
er-Ehrungen sollten damit beendet und stattdessen aufgezeigt werden, wer Martin Luther wirklich war und wie er eine Wiederentdeckung der christlichen Lehre verhindert hatte.
 

 

1. Grundsätzliche Überlegungen:

Die so genannte Luther-Dekade und ihre Finanzierung

Protestantische Dauerkrise

Der Widerspruch zwischen Jesus und Kirche und die Auslegung der Bibel

Warnung vor der Verehrung Martin Luthers

Kirche und Friedensethik

Martin-Luther-Straßen umbenennen

Toleranz oder moderne Inquisition?

Ist die Kirche "christlich" oder "heidnisch"?

Ökologie und Tiere

Die Bekämpfung von Propheten

Die unmoderne ewige Hölle

Zweierlei Maß

Evangelische und katholische Kirche – durch das Mittelalter "geeint"

Die Prüfung der kirchlichen Lehre


2. Nachrichten:

2009/2010
Drei neue Pfarrstellen für Reformationsjubiläum

"Wege zu Luther"

Stürzt Margot Käßmann Luther vom Sockel?

2011
Adolf Hitler als Vorkämpfer der Ökumene

"500 Jahre Luther sind genug" – Handzettel auf dem Kirchentag in Dresden

Lutherischer Bischof: "2017 soll unser heiliges Jahr werden"

Bischof Müller aus Regensburg fordert zum Jubiläum indirekt Unterwerfung

Bundestagsabgeordnete beschließen staatliche Beteiligung am Luther-Jubiläum

Die geistige Verantwortung Martin Luthers für Gewalt gegen Andersgläubige

2012
Jubiläums-Ausklang in Berlin geplant. Bürgermeister Wowereit plant Millionen-Subvention

Neue kritische Bücher zum Reformationsjubiläum

2013
"Der ganze Luther" – Lutherjubiläum entwickelt sich zum Bumerang

2014
US-Historiker: "Enormer Schaden" durch Martin Luther

"Enthauptung des Gottesvolkes" – Buch von Jorge Bergoglio: Der heutige Papst rechnet mit Luther ab

Studie des Kriminologen Dr. Christian Pfeifer als Meilenstein zum Reformationsjubiläum

lutherbase.de – eine beschönigende und verfälschende Internet-Plattform über Luther

2016
Henning Brabant kritisierte lutherische Pfarrer – Grausame Folter und Hinrichtung in Braunschweig

2017
Öffentlichkeitsarbeit der Großkirchen – ARD übertrug live angebliche Versöhnungs-Inszenierung

"Der nackte Luther" – Wie war er wirklich? Aktion, parallel zum Evangelischen Kirchentag


3. Interview mit der Lutherbotschafterin Dr. Margot Käßmann und Antwort des Theologen Dieter Potzel

4. Hintergrundliteratur zum vergangenen Jubiläum


 



1. Grundsätzliche Überlegungen

"Sie [Die Evangelische Kirche] ist für alles, wofür bürgerliche Mehrheiten sind. Im Grunde vertritt sie das Prinzip Merkel, sich nicht zu früh und nicht zu spät die Meinungen des Wahlvolks auf die Fahne zu schreiben und dann so zu tun, als hätte man sie als Erste geschwungen ... Sie [die evangelischen Pfarrer] sind interessiert an Glaubensfragen, sie haben einen Beruf, der sie damit in Berührung bringt, aber sie leben nicht daraus. Und sie vermitteln nicht das Gefühl, dass Jesus Christus, dass Gott ihnen Zuversicht oder Kraft schenken. Der letzte Pfarrer, den ich danach fragte, was ihm bei seiner Arbeit wichtig sei, nannte das Kirchencafé seiner Gemeinde. Das, so die Begründung, würden die Freiwilligen selbst auf die Beine stellen. Er belebte sich erst, als er von seinem Lieblings-Sportverein erzählte ... Die Kirche kommt allen entgegen. Sie findet so viele Bibelübersetzungen, bis alle mit dem Text zufrieden sind."
(Die Journalistin Friederike Gräff in Christ und Welt, Ausgabe Nr. 9/2014)


Doch dies ist nur die eine Seite der Kirche. Ihre "Reißzähne" fuhr und fährt die Luther-Kirche dann aus, wenn es um die Bekämpfung Andersdenkender geht ("(Juden und) Sekten" oder Propheten), die ihr Selbstverständnis in Frage stellen und ihr ein Dorn im Auge sind, weil sie die Lebenslüge des Protestantismus, "christlich" zu sein, nicht mehr akzeptieren. So ist auch ihre Lehre einer "ewigen Hölle" für Andersdenkende trotz vordergründig geschönter Worte der Kirchenvertreter weiter evangelisch verbindlich in Kraft.


Resümee zum vergangenen Jubiläum und die aktuelle Diskussion um den Inhalt des Vaterunser als dessen Schlusspunkt:
500 Jahre Martin Luther sind nun genug, so eine mögliche Bilanz des 2017 vergangenen Reformationsjubiläums. Und es geht für viele Zeitgenossen darum, wie der Niedergang einer Religion, welche die katholische Kirche einst durch ein paar Reformen retten wollte, mit geringst möglichem weiteren Schaden für die Allgemeinheit praktisch begleitet werden kann. Selbst intern spricht man in Deutschland von der Kirche von als von einem "lebenden Leichnam am Tropf der Kirchensteuer und der staatlichen Subventionen", doch noch immer stemmen sich die Amtsträger gegen das, was Zug und Zug näher rückt, weil es im Gesetz von Ursache und Wirkungen von denen so verursacht wurde, die heute noch an ihrer Kirchenmacht festhalten wollen. Nur wenige Wochen nach dem offiziellen Ende der Jubiläumsfeiern zum 500jährigen Reformationsjubiläum am 31.10.2017, die fast nur staatlich finanzierte Insider-Veranstaltungen waren, zeigten die so genannten Reformationskirchen für jeden, der es sehen will, durch einige einige ihrer Entscheidungen noch einmal selbst, wer sie sind.
Während die lutherische Staatskirche in Schweden die Gender-Ideologie (mit ihrer Aufhebung bzw. Aufweichung der Polarität von Männlich und Weiblich) ab dem Pfingstfest 2018 in ihren Religionsveranstaltungen anwendet, indem "Gott" mit dem neutralen Grammatik-Artikel als "Es" bezeichnet wird, will man nur das Vaterunser-Gebet unangetastet lassen und dort weiterhin die Gebetsanrede "Vater" und "Er" zulassen. Viele Gottsucher, die nicht fanatisch sind, verstehen Gott-Vater aber ohnehin unkompliziert auch als einen Vater-Mutter-Gott, ohne jedoch ihre Gebete der Grammatik einer modernen Ideologie anzupassen.

Eine gravierende Entlarvung folgte, nachdem Papst Franziskus darauf hinwies, dass in den Großkirchen eine Vaterunser-Bitte "nicht gut" formuliert sei, indem die Worte verwendet werden "Und führe uns nicht in Versuchung" (die allerdings genau dem griechischen bzw. lateinischen Bibel-Original entsprechen), da "ein Vater" doch solches sowieso nicht tue, sondern der Teufel der Versucher sei, so der Papst. Besser hätte Franziskus seine eigene Kirche und die Kirchen der Reformation gleich dazu nicht entlarven können, denn wenn ein liebender Vater solches nicht tue, dann hat sich ein solcher Vater erst recht nicht ewige Höllenstrafen für Abweichler von der Kirchenlehre ausgedacht und auch nicht die gewalttätige grausame Kirchengeschichte inspiriert. So könnte man in Anwendung der Papstworte fragen: Welchem "Teufel" dienen dann die Großkirchen?
Denn die Bitte "Führe uns nicht in Versuchung" kann sich dann folglich nur an den richten, den der Papst als Satan und Teufel bezeichnete. Haben dann die katholische und die evangelische Kirche ihren Gläubigen von Kindesbeinen an in ihrem Vaterunser bis in unsere Zeit die Anbetung des Satan beigebracht?
Es sind vor allem die
Vertreter der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) und die modernen evangelischen Theologen, die sich sogleich mit Händen und Füßen gegen eine mögliche Änderung dieses Gebets wehrten.
Urchristen und Freie Christen beten aber schon seit Jahrzehnten zu Gott im Vaterunser als Dank und Ausdruck ihres Vertrauens die Worte "Du führst uns in der Versuchung", so wie Christus es sie gelehrt hat. Und sie wenden sich damit an den Gott der Liebe, der keines Seiner Kinder ewig verdammt oder zum Bösen versucht.
 
Auf der anderen Seite wird ausgerechnet das "Flaggschiff" des modernen Luthertums, die Luther-Botschafterin, Bildzeitungs-Redakteurin und ehemalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, zu einer Symbolfigur einer Selbstentlarvung auch der evangelischen Kirche und ihres "Gottes", wie sie kaum ein anderer Kirchenführer besser präsentieren könnte. So schrieb die führende evangelische Theologin Deutschlands in der Bild am Sonntag vom 10.12.2017, Kommentierungen in roter Farbe von theologe.de:

"Es gibt biblische Erzählungen, etwa von Hiob oder auch Abraham, bei denen Gott tatsächlich in Versuchung führt [was Fälschungen der Priesterkaste sind]. So ganz werden wir dem Rätsel, wer Gott ist, wie Gott ist, schlicht nicht auf die Spur kommen [womit die Kirchenführer die Menschen seit Jahrhunderten für dumm verkaufen, indem sie ihre eigenen "Geheimnisse" und "Rätsel" Gott andichten]. Martin Luther beispielsweise spricht davon, dass Gott "grausam sein kann" [weil sein Gott eben, wie oben dargelegt, nicht der Gott des "Vaterunser" ist, sondern ein anderer]. Dietrich Bonhoeffer hat vom deus absconditus geschrieben, dem Gott, der eben auch verborgen ist [für die intellektuellen Kirchenführer "verborgen", während Sein Odem in Wirklichkeit die ganze Schöpfung, alle Lebewesen und Lebensformen, beatmet, was von den kopflastigen Protestanten aber abgelehnt wird]. Ich bin dafür, das Vaterunser zu belassen, wie es ist [nach dem Motto "Bloß nicht auch nur einen Schritt in Richtung Wahrheit gehen"]. Wir können diesem Gebet vertrauen, wie unsere Väter und Mütter im Glauben seit vielen Generationen[, die eine grausame Blutspur hinterlassen haben]. *

Kurz zuvor hatte sich bereits die EKD klar auf die gleiche Weise ausgesprochen, dass es mit ihr keine Änderung der gefälschten Jesusworte im kirchlichen Vaterunser geben wird, das durch die Fälschung also offensichtlich einen anderen Adressaten bekam als den "Vater im Himmel"; versteht man die Papstworte richtig, dann den "Vater von unten", wie er auch in den Bibeln, im Johannesevangelium, Kapitel 8, beschrieben wird. Aufgeschreckt vom Vorschlag des Papstes entschieden jedoch ausgerechnet die Kirchenführer der Reformation, alles so unchristlich zu lassen, wie es immer war: "Dabei bleiben wir." Für den, der einiges über Luther weiß, ist dies allerdings keine Überraschung.
Ihr großes Vorbild Martin Luther hatte nämlich sowieso nicht zwischen Gott und dem Teufel unterscheiden können und schon er, der Gründervater dieser Religionsvariante, schrieb seinem "Gott" die satanischen Attribute zu. Damit entlarvte er sich auch selbst, welchem Gott er dient und wem folglich auch seine Nachfolger dienen. So lehrte Martin Luther zunächst, dass "Gott" nur zwischenzeitlich "Teufel" sei: "Gott kann nicht Gott sein, er muss zuvor ein Teufel werden" (nach Weimarer Ausgabe der Lutherschriften Nr. 31). Dann aber schreibt Martin Luther seinem "Gott" komplett die satanischen Prinzipien eines vernichtenden Zorns und der Ungerechtigkeit zu: "Wenn ich also auf irgendeine Weise begreifen könnte, wie denn dieser Gott barmherzig und gerecht ist, der solchen Zorn und solche Ungerechtigkeit zeigt, wäre der Glaube nicht nötig" (Nr. 18). Entsprechend mörderisch ging Martin Luther gegen alle Andersdenkenden vor, wie es auch die Papstkirche tat, die er kritisiert hatte. Wer ist also jener "Gott", der "Vater" Martin Luthers? Martin Luther wollte den "Gott" des Papstes ja nur "reformieren". Und dieser ist nicht der Vater von Jesus, dem Christus, der uns das Vaterunser-Gebet lehrte, denn ein liebender Vater "tut so etwas nicht", was die Kirchen Ihm in ihrer Vaterunser-Bitte unterstellen, um an dieser Stelle noch einmal die Worte des Papstes zu verwenden.

Und die Geschichte der Romkirche und der Lutherkirchen mit ihren Kriegen und Ermordungen Andersgläubiger zeigt auf, welche "Früchte" dieser im Gegensatz zu Christus stehende konfessionelle Glaube hervor brachte und bringt, wenn man den Rufmord und die Verleumdungen kleinerer Gemeinschaften bis in die Gegenwart dazu nimmt. Mit ihrer Weigerung, die Fälschung in der kirchlichen Fassung des Vaterunser und damit den Wechsel des von ihnen Angebeteten zuzugeben und mit ihrem "Weiter so, weil es schon immer so war" haben die Anführer des deutschen Luthertums aber auch einen treffenden Schlusspunkt zu ihrem Jubiläum "500 Jahre Reformation" gesetzt. Und sie haben damit selbst erneut den Anlass für einen Gedanken gegeben, den viele wache Zeitgenossen diesen Feiern bereits voran gestellt hatten: "500 Jahre Martin Luther sind genug", 500 Jahre Martin Luther waren genug.

Der Theologe Nr. 67 zeigt im Folgenden im Rückblick Aspekte der Entwicklung im deutschen Protestantismus bis hin zum Reformationsjubiläum 2017 auf und ist von daher bereits eine geschichtliche Studie, deren Inhalte jedoch noch solange Auswirkungen auf die Gegenwart haben, solange die Politiker die evangelische Kirche noch mit Milliarden an Euro von den Steuereinnahmen aller Bürger finanzieren. Doch wir leben in einer mächtigen Zeitenwende, und diese Finanzierung durch alle Steuerzahler wird nicht unendlich so weiter gehen, auch wenn die Kirche sich noch mit Zähnen und Klauen dagegen sträubt, dass ihre Privilegien und Subventionierung sich dem Ende zuneigen.

Schon 1945 war Martin Luther vom Sockel gestürzt. Auf dem Foto liegt der Eisenkoloss rechts unten am Boden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das tonnenschwere Gußeisen-Denkmal zwar wieder in Dresden aufgestellt worden, doch auch aus geistiger Sicht ist Luther nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung vom Sockel gestürzt und wird nicht wieder dorthin zurück gehoben werden. Die Bomben trafen den, mit dessen Lehre alle Kriege Deutschlands seither legitimiert worden waren. Foto: SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, www.deutschefotothek.de / Richard Peter sen

 


Die so genannte "Luther-Dekade" und ihre Finanzierung

Im Jahr 2017 war es so weit. Die evangelische Reformation feierte ihr 500. Jubiläum. Zentrale Orte waren: die Lutherstadt Wittenberg mit dem Schloss und der Schlosskirche, Eisenach mit der Wartburg, Worms, Torgau, Coburg und Erfurt. Zu Beginn des Jahres 2007 trafen sich bereits hochrangige Vertreter der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) in der "Lutherstadt" Wittenberg, um dieses Jubiläum vorzubereiten. Man sprach von einer "Jubiläums-Dekade" (= Jahrzehnt des Jubiläums) bzw. von einer Luther-Dekade bzw. Lutherdekade, die am 21.9.2008 mit einem Kirchenversammlung, von der Kirche "Festgottesdienst" genannt, in der Lutherstadt Wittenberg eröffnet wurde und am 31.10.2017 mit einigen Veranstaltungen zu Ende ging, in Wittenberg unter Anwesenheit der lutherischen Pfarrerstochter und Bundeskanzlerin Angela Merkel und des evangelischen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Wie immer bei kirchlichen Veranstaltungen "half" der Staat mit Millionen an Euros. "Mit jährlich 5 Millionen Euro ab 2011 [bis 2017] will die Bundesregierung das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 fördern", schrieb idea-spektrum (Nr. 10 vom 9.3.2011). Das heißt: Es gab mindestens 35 Millionen Euro schon einmal von der Bundesregierung. Zusätzlich zahlten natürlich auch noch die Bundesländer, die Regierungsbezirke, die Kreise, Städte und Gemeinden – alle für das mehrjährige Lutherjubiläum der evangelischen Kirche.
Im Jahr 2016 hieß es dann in einer epd-Meldung vom 10. Juni: "Die Bundesregierung unterstützt mit weiteren 2,7 Millionen Euro Projekte zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr", was von Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU), gleichzeitig im Zentralrat der Katholiken (ZdK) tätig, der Öffentlichkeit so mitgeteilt wurde.

Protestantische Dauerkrise

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete unter der Überschrift Protestantische Milieuverengung über das vorbereitende Treffen Anfang 2007 und kam zu dem Ergebnis: "Die Kirche wird zur Funktionärskirche – das ist gefährlich" (3.2.2007). Und weiter heißt es dort unter anderem: "Bisherigen Befragungen zufolge haben die meisten Pfarrer sich schon längst von ihren eigenen Kirchenleitungen distanziert, dass sie innerlich gekündigt haben." Das heißt: Die meisten Pfarrer nehmen die vielen beruflichen Freiheiten und Vorteile einer materiellen Existenzsicherung mit, glauben aber selbst immer weniger an das, was sie den Gläubigen vermitteln sollen. Sie profitieren von den vielen Privilegien des "Systems Kirche", stehen ihm jedoch zunehmend distanziert gegenüber.
Zu dieser Einschätzung passt, dass die evangelische Kirche in dieser Form und in diesem Umfang in der Tat hauptsächlich durch die Milliarden-Subventionen des deutschen Staates am Leben erhalten wird (siehe dazu stop-kirchensubventionen.de). Die Kirchenführer klammern sich auf diese Weise an das Staatsgefälle, da dieses letztlich ihr einziger wirklicher Halt ist. Und dieser Halt wird von den evangelischen und katholischen Politikern gewährleistet, solange diese ihrer Lobby-Arbeit entsprechend nachkommen. Doch wofür steht eigentlich die Luther-Kirche? Was sind ihre eigentlichen Inhalte?

Die Bibel und der Widerspruch zwischen Jesus und Kirche

Konkreter gefragt: Wer bzw. was genau ist die Evangelische Kirche in Deutschland? Was ist ihre Lehre? Hierüber werden die Menschen öffentlich in die Irre geführt.
Nach außen versucht die evangelische Kirche, offiziell den Eindruck zu erwecken, sie wäre eine pluralistische, weltoffene und tolerante Institution, welche die Botschaft von Jesus, dem Christus vertritt. Laut evangelischer Kirche könne man diese Botschaft nur in der Bibel finden. Und zwar nicht nur dort, wo über Jesus selbst berichtet wird; sondern auch in den anderen Büchern der Bibel, die angeblich alle "Wort Gottes" seien. So meinte Martin Luther, entscheidend sei, "was Christus treibet". Doch damit bezieht sich Martin Luther nicht auf Jesus von Nazareth, sondern auf das Christusverständnis von Paulus (theologe5.htm).
Und prüft man die einzelnen Bücher der Bibel und vergleicht sie, dann kommt man zu dem Ergebnis: Die Bibel ist voller Widersprüche (theologe8.htm). Woran soll man sich dann als einer, der evangelisch glauben will, aber halten? Die Theologen und Bischöfe der evangelischen Kirche nehmen in dieser Situation nun für sich in Anspruch, die Bibel jeweils angemessen zu interpretieren, wie dies auch die katholische Kirche für sich tut, die behauptet, nur sie können dies auf die richtige Weise tun. Doch Martin Luther, der als evangelischer Gründervater angesehen werden kann, stellte sich gleich der Romkirche immer wieder in Gegensatz zu Jesus von Nazareth (Der Nachweis dazu z. B. in theologe3.htm). Und auch die bis heute verbindlichen Bekenntnisschriften der evangelischen Kirchen (z. B. der einzelnen evangelisch-lutherischen Landeskirchen in Deutschland) haben die Botschaft des Jesus von Nazareth verfälscht (theologe1.htm). Und so stößt man relativ einfach auf die Gegensätze zwischen Jesus einerseits und Martin Luther bzw. Kirche andererseits, und man könnte fragen: Wer folgt Luther nach, und wer folgt Christus nach?
Einzelne Pfarrer, denen es ein Anliegen ist, sich wieder der ursprünglichen Botschaft von Jesus anzunähern und Schritte in diese Richtung zu tun, stiften von daher "Unruhe" in diesem Gefüge, und sie stehen ständig in Gefahr, von Kirchenverantwortlichen als "Irrlehrer" beurteilt zu werden (siehe dazu z. B. sonntagsblatt-bayern.de, 2007, 14_20_01).

Warnung vor der Helden-Verehrung Martin Luthers

In der Zwischenzeit wuchs der Widerstand gegen die Verehrung Martin Luthers immer mehr. So warnte auch der langjährige Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Hartmut Lehmann, vor einer "Heldenverehrung" Martin Luthers (epd, 16.9.2008). "Die evangelische Kirche", so der Evangelische Pressedienst epd über die Kritik Lehmanns, "täte gut daran, hier längst bekannte Forschungsergebnisse angemessen zu berücksichtigen, etwa zu Luthers Antisemitismus, zu seiner Beurteilung anderer religiöser Glaubensauffassungen oder dem Gehorsam gegenüber Landesherren".

Das Luther-Denkmal in Worms (1868; Fotografie von 1902, Lizenz: Gemeinfrei nach Wikipedia) Es soll die Macht Luthers demonstrieren, flankiert von den Vertretern der Staatsmacht mit dem Schwert links und rechts vorne, welche die lutherische Lehre mit Gewalt durchsetzten. Zu Füßen Luthers wurden unter anderem der Gottesprophet Savonarola aus Florenz (links) und der böhmische Papst-Kritiker Jan Hus – beide lebendig verbrannt – zu Vorläufern Luthers degradiert und vereinnahmt, ebenso wie der Kirchenkritiker Wiclif aus England. Eine der Figuren steht auch für den Reichstag in Speyer, der die Hinrichtung der damaligen Urchristen, der so genannten "Täufer", zum Reichsgesetz erhob. Hier waren sich die Papsttreuen und die Lutherischen einig.

Lehmann wörtlich: "Es ist erstaunlich, wie sehr Theologen, die sonst jeden Satz der Bibel historisch-kritisch unter die Lupe nehmen, Luther-Legenden ungeprüft übernehmen". Hartmut Lehmann, zugleich Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Instituts in Washington/USA, spielt damit unter anderem auf den "historisch nicht belegbaren Thesenanschlag" Luthers an, der am 31.10.1517 stattgefunden haben soll. Dieser sei "früh durch Legendenbildung ´als mutiger Akt der Tat gegen die Macht des Papstes inszeniert` worden". Langfristig rettete die evangelische Bewegung jedoch die Macht der Papstkirche, da sie sich wie ein Auffangbecken für unzufriedene Katholiken sozusagen als Zweitkirche neben der katholischen Machtkirche postierte, diese ebenfalls zu kleineren Reformen veranlasste und auf diese Weise verhinderte, dass die Kirche bereits im 16. Jahrhundert an den Wirkungen ihrer eigenen negativen Ursachen zusammen gebrochen ist (siehe dazu unsere These Der hintergründige Sinn der Reformation).

Die Martin-Luther Medaille

Trotz immer deutlicherer Kritik an Martin Luther brachte die EKD, die Evangelische Kirche in Deutschland, jedoch auch eine Martin-Luther-Medaille heraus. Diese wird seit dem 31.10.2008 jährlich verliehen an eine Person, die man dieser "Ehrung" für würdig hält. Diese "Ehrungen" sind dabei manchmal höchst widersprüchlich bis skurril. Im Jahr 2011 wurde damit etwa der sächsische Oberlandeskirchenrat i.R. Hartmut Bretschneider ausgezeichnet, der einst in der DDR-Friedensbewegung als Landesjugendpfarrer die Kampagne "Schwerter zu Pflugscharen" ins Leben rief, obwohl dieses Prinzip im Gegensatz zu Martin Luther steht, der ständig zum Einsatz der Schwerter aufrief.
Neben der Luther-Medaille gibt es zahlreiche weitere Ehrungen. Dazu gehört der Lutherpreis der Stadt Wittenberg, für den die Stadt im Herbst 2012 die russische Punk-Band Pussy Riot vorgeschlagen hatte, deren rebellische Sängerinnen in der russisch-orthodoxen Hauptkirche Moskaus lautstark zur "Jungfrau" Maria "gebetet" haben, Präsident Wladimir Putin aus dem Land zu jagen. Martin Luther selbst hätte die jungen Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch dem "Henker" übergeben. Auch seit dieser spektakulären Aktion in Moskau sorgen die jungen Frauen mit Gesetzesbrüchen und Provokationen in Russland immer wieder für Unruhe, während sie im Westen deshalb nahezu als "Heldinnen" verehrt und entsprechend finanziert wurden. Der Europa-Politiker der Grünen Werner Schulz, gleichzeitig langjähriges Präsidiums-Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentags, schlug Pussy Riot gar für den Hauptpreis der EKD vor, die "Martin-Luther-Medaille".

Kirche und Friedensethik

Hier stellt sich nun auch die Frage nach der kirchlichen Ethik beim Thema "Krieg und Frieden". Das ist deshalb von Bedeutung, da Vertreter der evangelischen Kirche in der jüngeren Vergangenheit immer wieder eine Nähe zur so genannten außerparlamentarischen "Friedensbewegung" in der heutigen Bundesrepublik Deutschland signalisierten. Doch eine Friedensbewegung, welche von den Kirchen gefördert würde, stünde immer in Gefahr, früher oder später zum Steigbügelhalter für einen neuen Krieg zu werden. Denn in der Vergangenheit war die evangelische Kirche in der Regel immer für den Krieg (theologe6.htm), und auch in der Gegenwart liebäugelt man immer wieder damit, was sich irgendwann auch wieder klarer dorthin entwickeln wird, da man den eigenen Prinzipien wie eh und je anhängt. Jesus von Nazareth war jedoch Pazifist. Im Gegensatz dazu lehrt die evangelische Kirche, dass sogar die Aufforderungen zum Völkermord im Alten Testament "reines Gotteswort" damals gewesen seien bzw. heute noch seien (altes_testament.htm).
Beim kirchlichen Reden vom "Frieden" ist also Wachsamkeit geboten, welche anderen Inhalte man meistens in dieses Wort hinein legt ist bzw. inwiefern es scheinheilig und geheuchelt ist. Dies gilt vor allem dann, wenn zwar völlig unverbindlich und allgemein von "Schwertern zu Pflugscharen" gesprochen wird, aber immer dann der Krieg befürwortet wird, wenn es irgendwie ins eigene Kalkül passt. In dieses Zwielicht passt, dass der 2011 mit der Luther-Medaille geehrte Hartmut Lehmann, der in der DDR das Motto "Schwerter zu Pflugscharen" mit unter die Bevölkerung brachte, diese zweifelhafte Ehrung tatsächlich annahm.
Spricht man ehrerbietig von "500 Jahren Reformation", dann könnte man auch einmal von "400 Jahren Reformation" sprechen, denn die 400 Jahre sind ja der größte Teil, insgesamt 80 % der 500 Jahren. Und man könnte es tun in der Frage: Was hat die lutherische Kirche gebracht, nachdem also 80 % der 500 Jahren um waren? Dazu empfehlen wir das Büchlein des lutherischen Militärseelsorgers Adolf Schettler In Gottes Namen Durch – Darin hat er die Soldaten im Jahr 1915, nach 398 Jahren Reformation, dazu aufgefordert: "Der Soldat soll totschießen, soll dem Feind das Bajonett in die Rippen bohren, soll die sausende Klinge auf den Gegner schmettern. Das ist seine heilige Pflicht. Ja, das ist Gottesdienst."

Martin-Luther-Straßen umbenennen

 Widerstand gegen die Martin-Luther-Verehrung gibt es mittlerweile von vielen Seiten. So schlagen wir vor, die Zeit nach der "Luther-Dekade" zu nützen, um die Martin-Luther-Straßen und -Plätze in Deutschland Zug um Zug umzubenennen (siehe dazu das Interview). Denn Martin Luther ist in keinster Weise ein Vorbild, selbst wenn man die Umstände der damaligen Zeit berücksichtigt (siehe theologe3.htm). Er ging intolerant und mit Hinrichtungsaufrufen gegen alle Menschen und Gruppen vor, die sich seinen Meinungen nicht angeschlossen haben. Und die Verteidigung Luthers mit dem Argument, Luther sei eben ein "Kind seiner Zeit gewesen", ist scheinheilig und Unsinn. Denn so wie Luther ein "Kind seiner Zeit" war, so waren es selbstverständlich auch seine zahllosen Opfer, so dass der Hinweis auf das "Kind seiner Zeit" nur eine schamlose Ausrede ist.

Foto, fotografiert in Halle an der Saale: Martin Luthers Totenmaske nach einer Rekonstruktion, verehrt in der Kirche "Unsere lieben Frauen" in Halle an der Saale. Unzählige Menschen hat Martin Luther foltern und qualvoll töten wollen. Im Jahr 1546 ist er in Eisleben gestorben, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Doch auch er kann dem nicht entgehen, was er selbst in den Bibeln übersetzt hat, dass ein Mensch erntet, was er gesät hat (Gal. 5, 6).

Es stellt sich stattdessen die Frage: Welche Menschen aus dieser "Zeit" sollen heute als vorbildlich gelten? Denn es gab auch in der damaligen Zeit aufrechte Friedensstifter, die Männern wie Luther, die im Machtkampf der Obrigkeiten ihre Ansichten mit dem Schwert durchsetzen wollten, die Stirn geboten haben, z. B. die Gottesboten von Zwickau, meist Zwickauer Propheten genannt. Martin Luther hatte sie massiv bekämpft und ihre kleine urchristliche Gemeinschaft und ihre gesellschaftliche Existenz zerstört, doch sie ließen sich nicht beugen. Doch heute sind sie leider fast in Vergessenheit geraten, so wie unzählige aufrechte Christen, die ihre Säuglinge noch nicht durch Taufe der Kirche einverleiben wollten, weil Jesus von Nazareth keine Säuglingstaufe lehrte, und deren Ermordung durch die Obrigkeiten Martin Luther deshalb forderte. Ihr Verfolger wird jedoch weiter mit Ehrungen überhäuft, und nach ihm, Martin Luther, benennen sich bis heute Millionen von lutherischen Kirchenmitgliedern und machen sich damit selbst aus geistiger Sicht zu einem "Teil" Martin Luthers.

Toleranz oder moderne Inquisition?

Wenn man heute die "Beurteilung anderer Glaubensauffassungen" durch Martin Luther kritisiert (siehe hier), dann ist die nächst folgende Überlegung dazu: Wie verhält sich die Kirche nun heute gegenüber anderen Gemeinschaften? Vordergründig gibt sich die evangelische Kirche, wie bereits gesagt, in unserer Zeit tolerant. Zwar redet man nicht so gerne über die ersten 400 Jahre Reformation (bis zum ersten Weltkrieg) und die nächsten dreißig Jahre hält man auch lieber unter dem Teppich. Doch es gibt ja auch die letzten ca. 70 Jahre dieses Jubiläums. Und besonders die wenigen in Deutschland nach 1945 übrig gebliebenen jüdischen Mitbürger und ihre Nachkommen werden heute vom Protestantismus hofiert. Dabei wird gerade hier die eigene kirchliche Vergangenheit erheblich beschönigt und verfälscht. In der Weimarer Republik und im Dritten Reich hatte man nämlich "Juden und Sekten" gemeinsam und mit den gleichen Methoden bekämpft, was an vielen Beispielen in der Dokumentation Die evangelische Kirche und der Holocaust nachgewiesen wird. Heute sind aus bekannten Gründen nur noch die "Sekten" als Gegner übrig geblieben. Siehe oben und dazu auch:
Martin Luther und die Juden

Der antisemitische Landesbischof Meiser

Und gegenüber diesen so genannten "Sekten" haben vor allem die Lutheraner in unserer Zeit die Inquisition wieder belebt (siehe z. B. sektenbeauftragter.htm). Die evangelische Kirche hatte nämlich in Deutschland Ende der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts damit begonnen und noch vor der katholischen Kirche ein unheilvolles Netz so genannter "Sektenbeauftragter" aufgebaut. Die katholische Kirche zog dann ca. 10 Jahre später nach.

Ist die Kirche "christlich" oder "heidnisch"?

Die modernen Inquisitoren der Kirche werfen den ihnen missliebigen Minderheiten dabei vor, "Sekten" zu sein, ein bösartiger Sprachgebrauch für eine besonders üble Menschenfänger-Organisation. Damit projizieren sie aber nur auf andere, was sie sich treffend selbst vorhalten könnten, nämlich ihrerseits "Sekten" zu sein. Im Fall der evangelischen Kirche heißt das: Sie ist eine Abspaltung ("Sekte" von lateinisch "secare" = abspalten) von der katholischen Kirche. Und diese Kirche könnte wiederum als eine Sekte = Abspaltung vom Urchristentum betrachtet werden. Streng genommen ist die katholische Kirche jedoch nicht einmal eine Abspaltung vom Urchristentum. Sondern sie ist viel mehr eine Abspaltung der antiken heidnischen Götzenkulte (z. B. des Mithras-Kultes), in die man einige Aspekte der Botschaft von Jesus hinein gewoben hat, um leichtgläubige Gottsucher zu täuschen. Damit repräsentiert sie das "System Baal", gegen das alle wahren Gottespropheten seit ca. 4000 Jahren zu allen Zeiten ihre Stimme erhoben hatten. Man könnte auch sagen: Die kirchlichen Kulte haben sich ein christliches Mäntelchen umgehängt, eine Art "Schafspelz", um Jesus, den Christus, auf diese Weise geschickt zu vereinnahmen und in den eigenen Sumpf hinunter zu ziehen. Dies geschieht, indem man hin und wieder Positionen einnimmt, die mit Jesus übereinstimmen. Damit werden die Menschen getäuscht. Denn viele andere Positionen und die Richtung, in die man aufs Ganze gesehen geht – die Gesamtsituation allen Tuns und Unterlassens – ist eindeutig contra. Zahlreiche Belege dafür sind bei kirche_verrat-an-christus.htm aufgeführt.

Betrachtet man das komplette Lehrgebäude und das Erscheinungsbild der beiden Großkirchen in Deutschland, könnte man beide als mehr oder weniger moderne "heidnische" Götzenkulte bezeichnen, als kirchliche Gewandungen des Systems Baal und seiner Priesterkaste, das zu allen Zeiten Furcht und Schrecken unter den Menschen verbreitete. Wobei die evangelische Kirche einige der Kulte reformiert hat, so dass das "Heidnische" dort auf den ersten Blick nicht so sehr auffällt wie in der katholischen Kirche. Die evangelischen Kirchen hatten die Kulte mehr dem menschlichen Intellekt angepasst und sich von einigen groben Absurditäten (wie z. B. den Reliquienkult) gelöst, um auf diese Weise auch kultkritische Menschen kirchlich zu binden. Die Belege dafür in den vielen Einzelfällen lesen Sie in kirche_verrat-an-jesus-dem-christus.htm.

Ökologie und Tiere

Und auch der neuerliche Einstieg der Kirchen in die ökologische Bewegung ist mehr eine Bewegung aus dem Zeitgeist heraus und passt nicht zum Zentrum der kirchlichen Lehre. Die Kirche handelt hier vor allem als "Trittbrettfahrerin", denn ihre Lehre ist bis heute nachweislich für gegenteilige und schlimme Folgen auf dem ganzen Planeten Erde verantwortlich. So hat die Natur- und Tierfeindlichkeit im europäischen Abendland kirchliche Wurzeln bzw. Ursachen (theologe7.htm#4). Die Kirche hat nämlich dem Menschen eine angeblich "gottesebenbildliche" Sonderstellung in der Schöpfung zuerkannt und ihm die Erlaubnis gegeben, alle anderen Geschöpfe zu seinem Wohl quälen und töten zu dürfen. Das ist ein grober Verstoß gegen die Einheit allen Lebens, welche besagt: Menschen und Tiere haben den gleichen Atem, den Odem Gottes in allem Sein, und alle Lebensformen sind in den gleichen Kosmos eingebettet. Und gerade die Tiere leiden bis heute fürchterlich unter dieser kirchlichen Tradition von der Herrschaft der Menschen über alle anderen Gottesgeschöpfe (tiere_kirche), die mit einer notwendigen ökologischen Gesamtschau (mit anderen Worten "der Einheit der Schöpfung Gottes") nichts zu tun hat.

Die Bekämpfung von Propheten

Kleinere Gemeinschaften, die schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten vor einer Klimakatastrophe warnen (als vieles noch rechtzeitig gewesen wäre), wurden und werden von der Kirche beispielsweise als "Endzeitapostel" oder "Sektierer" lächerlich gemacht. Auch das hat Tradition. Denn zu allen Zeiten haben die Kirchen Propheten und aufrichtige Gottesboten verleumdet und verfolgt. Zu Zeiten Luthers die Zwickauer Propheten (siehe oben) oder im 13. Jahrhundert die Katharer, siehe z. B. elisabeth_von_thueringen.htm#Katharer. Als Aufhänger für die kirchlichen Verfolgungen dienten manchmal Kleinigkeiten, oder es wurde, wie meistens, einfach gelogen. Dabei projiziert die Kirche bis heute eigene Untaten, Verbrechen und Skandale auf religiöse Minderheiten (kirche_hoelle.htm) und baut so ein Feindbild auf. In Wirklichkeit waren die Gottespropheten aller Zeiten, von denen auch im Neuen Testament noch die Rede ist (z. B. 1. Korinther 12, 28; Epheser 3, 5), unbescholtene Mitbürger. Und sie sprachen aus einer geistigen Vollmacht heraus. Die Institution Kirche jedoch hat diese Vollmacht nicht, und sie hängt stattdessen, wie bereits oben dargelegt, am finanziellen Tropf des Staates. Und sie wird nur noch durch den Kirche-Staat-Filz bzw. dem Kartell von Kirche und Politik in Verbindung mit den Begriffen "Brauchtum" und "Tradition" am Leben gehalten (kirche_staat.htm).

Die unmoderne ewige Hölle

Und was die wenigsten Gläubigen wissen: Nicht nur die katholische, sondern auch die evangelische Kirche lehrt einen grausamen Gott und eine angeblich ewige Hölle, auch wenn es als unmodern gilt, darüber zu predigen. Doch es zählt auch im Protestantismus letztlich nicht, was gerade modern ist, was dem Zeitgeist entspricht und wie sich die Kirchenführungen und ihre Theologen gerade salonfähig präsentieren (siehe oben), sondern was in den Bekenntnisschriften der evangelischen Kirchen verbindlich festgelegt ist. Eine "ewige Hölle" ist jedoch eine kirchliche Erfindung zur Einschüchterung der Menschen, und sie hat nichts mit Jesus von Nazareth zu tun. Mehr zu der bis heute für den Protestantismus verbindlichen Höllenlehre der evangelischen Bekenntnisschriften lesen Sie hier.

Zweierlei Maß

Ein Vertreter der kirchlichen Lehre war auch der evangelische Pastor und stellvertretende Superintendent Klaus Geyer, der für den grausamen Mord an seiner Frau vor einem irdischen Gericht verurteilt wurde. Zwar hat der Pfarrer trotz erdrückender schwerwiegendster Indizien gegen ihn den Mord abgestritten, doch kam noch so manches andere zweifelsfrei ans Tageslicht, so dass in der Presse zu lesen war: "Wie war das noch mit den Zehn Geboten? Und welche hat dieser Pastor eigentlich nicht gebrochen?" (Sonntagsblatt, 3.4.1998) Dies ist in gewisser Weise beispielhaft: Während die Kirche viele kleinere Gemeinschaften scharf bekämpft und kritisiert und dazu tatsächliches oder vermeintliches Fehlverhalten in diesen Gruppen heran zieht, erwartet sie von der Gesellschaft, dass man ihr die Verbrechen oder Skandale in ihren eigenen Reihen nicht zurechnet. Hier wird also immer mit zweierlei Maß gemessen.

PS: Während Klaus Geyer sich übrigens dem politisch "linken" Flügel der Kirche zurechnete, gibt es auch einen konservativen bzw. "evangelikalen" Flügel. Ein Vorbild dafür ist der US-amerikanische Evangelist Billy Graham. Er unterstützte bisher alle zu seinen Lebzeiten [Er starb 2018 im Alter von 99 Jahren] von der US-Regierung geführten Kriege.

Die Ökumene oder: Evangelische und katholische Kirche – durch das Mittelalter "geeint"

Schließlich spielt auch die Ökumene zwischen evangelischen und katholischen Kirchenmitgliedern eine große Rolle in der evangelischen Kirche. Doch hier gibt es nur deshalb vordergründige "Erfolgsmeldungen", weil weder die meisten Protestanten wissen, was evangelisch ist, noch die meisten Katholiken, was katholisch ist. Immerhin haben beide Konfessionen gemeinsam, dass sie nicht christlich sind, wie in den oben genannten Schriften mehrfach nachgewiesen wird.
Anlässlich des Reformationsjubiläums bemühten sich die deutschen Politiker (einschließlich Vertreter von den Grünen und der Linkspartei), den Vatikan zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zu bewegen. So wurden viele Bundestagsabgeordneten am 29.10. bzw. 30.10.2008 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zu einer Generalaudienz empfangen (idea, 31.10.2008). "Zwar wissen wir, dass der über Martin Luther ausgesprochene Bann mit dem Tod endet", sagte in diesem Zusammenhang der CSU-Politiker Peter Gauweiler. "Trotzdem wäre es ein Zeichen mit mächtiger Symbolkraft, wenn der Papst den Bann förmlich lösen würde, so wie Papst Johannes Paul II. die Verurteilungen Galileo Galileis aufgehoben hatte" (PS: was im Hinblick auf Galilei aber auch nicht stimmt). In der Bannandrohungsbulle von Papst Leo X. von 1520 hatte die Vatikankirche dazu 41 "Irrtümer Martin Luthers" zusammengestellt, die bis heute als solche zu
den verbindlichen Bekenntnissen der römisch-katholischen Kirche gehören, niedergelegt als Nr. 1451-1493 in Heinrich Denzinger, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, Freiburg 2009, 42. Auflage.

Auch die Lutherkirche ließ Menschen lebendig verbrennen

Zumindest einen so genannten "Irrtum" hatte Luther schon bald selbst widerrufen, in der katholischen Dogmensammlung die Nr. 1483. Die laut Romkirche falsche Glaubensaussage lautet: "Dass Häretiker verbrannt werden, ist gegen den Willen Gottes." Katholisch richtig sei demgegenüber: Es sei Gottes Willen, dass Andersdenkende auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Und schon wenige Jahre später lassen auch Martin Luther und die Lutherkirche Menschen auf den Scheiterhaufen lebendig verbrennen, die sie als "Häretiker" betrachten, also als Abweichler von ihrer Lehre, und die grausame Verfolgung der urchristlichen so genannten "Täufer" ab dem Jahr 1529 könnte man als das erste ökumenische Projekt bezeichnen.
Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann machte Hoffnung auf Gemeinsamkeiten zwischen Vatikankirche und Lutherkirche zum Reformationsjubiläum. Es sei gut, so Lehmann in seiner Predigt am Reformationstag 2008 in Bonn, "wenn wir gemeinsam in den nächsten Jahren bis 2017 das Vorhaben realisieren, zusammen zu beschreiben, wie wir die Reformation beurteilen und bewerten". Evangelische und katholische Kirche seien durch die mittelalterliche Welt "enger geeint, als uns manche Polemik zu denken übrig lässt" (luther500.de, Rundbrief 16.1.2009). Und so kam es dann auch zu vielen so genannten "ökumenischen" Veranstaltungen anlässlich dieses Jubiläums, die hauptsächlich Insider-Veranstaltungen waren, besucht vom üblichen ausgewählten Besucherkreis aus dem intellektuell-religiösen Bürgertum.
Das Wort "Mittelalter" trifft dabei den Nagel auf den Kopf – nicht nur, was die Verfolgung von urchristlichen Gemeinschaften betrifft, weswegen man von einem neuen Mittelalter sprechen sollte. Sowohl die Päpste als auch Martin Luther pochten darauf, dass sie "Recht" haben und dass ihre Rechthaberei mit Gewalt die Welt regieren müsse. Und so erfüllte sich auch der Wunsch mancher Kirchenmitglieder nicht, dass beide mittelalterlichen Kirchen im Jahr 2017 zumindest einen gemeinsamen dritten Ökumenischen Kirchentag zelebrieren (nach den Ökumenischen Kirchentagen 2003 in Berlin und 2010 in München). Kardinal Karl Lehmann bekam allerdings als erster Katholik im Jahr 2016 die Martin-Luther-Medaille verliehen. Er trägt also jetzt eine "Ketzermedaille", denn wie gesagt: Keine Lehrentscheidung der Vatikankirche wurde geändert. 

Die Prüfung der kirchlichen Lehre und die Ökumene als Blendwerk

Warum die Ökumene letztlich eine Augenwischerei ist, wird schnell klar, wenn man sich einmal näher mit der römisch-katholischen Lehre beschäftigt. Und wer an dieser Stelle mehr über den römisch-katholischen Glauben wissen möchte, mit dem sich die Evangelischen ökumenisch verbrüdern wollen, der ist eingeladen, einen Glaubenstest zu machen oder sich einmal beispielhaft mit den Verfluchungen der römisch-katholischen Kirche zu beschäftigen. Und wer Näheres über die evangelisch-lutherische Lehre wissen möchte? Eine aussagekräftige Darlegung der Lehre Luthers und der evangelisch-lutherische Lehre findet sich bei theologe1.htm.
Trotz vordergründig anderer Beteuerungen (die letztlich nur den Zweck haben, die "Kirchenschafe" im Gatter zu halten), ist die Ökumene aufs Ganze gesehen ein Blendwerk,
worüber sich jeder anhand der offiziellen Verlautbarungen näher informieren kann, der dies möchte. Noch immer droht nämlich die Romkirche den Protestanten die ewige Hölle an, und die Protestanten ziehen ihre Androhungen nur dann zurück, wenn auch der Papst seinerseits einen Rückzieher macht (zum offiziellen Stand der Ökumene bei diesem Thema hier). Doch der denkt gar nicht daran, auch Papst Jorge Bergoglio nicht. Die Situation soll so lange ausgesessen werden, bis sich herausstellt, wer den längeren kalten Atem hat. Doch dieses Mal wird beiden der Klimawandel einen Strich durch die Rechnung machen.

Eine Schlussfolgerung aus diesen Darlegungen und Studien ist: Die Evangelische Kirche mag sich "evangelisch" nennen und die katholische Kirche "katholisch". Doch beide sollten so ehrlich sein und zugeben, dass ihr Glaube nicht mit Jesus von Nazareth und Seiner Lehre übereinstimmt. Sie sollen sich deshalb nicht mehr "christlich" nennen. Widersprüche zwischen Jesus, dem Christus und Martin Luther sind in Der Theologe Nr. 3 gegenüber gestellt.

Vor allem die auf Martin Luther aufbauende evangelische Rechtfertigungslehre ist nicht christlich.
So wurde vor ca. 500 Jahren die römisch-katholische Kirche zwar "reformiert". Doch hat man dabei nur ein paar grobe und für jeden offensichtliche Widersprüche zu Jesus von Nazareth entschärft. Im Ergebnis wurde der Verrat an Jesus, dem Christus, damit nur etwas besser verschleiert und auf zwei Großorganisationen verteilt.

 





2. Nachrichten im Zeitablauf


2009 / 2010

4.6.2009 – Evangelische Landeskirche in Bayern rüstet auf. Drei neue Pfarrstellen für das Reformationsjubiläum – Ungeachtet der massiven Kritik an dem Tun (vgl. Der Theologe Nr. 3) und der Lehre Martin Luthers (vgl. z. B. Der Theologe Nr. 35) will die evangelische Kirche das Luther– bzw. Reformationsjubiläum so richtig feiern. Dafür werden z. B. in den bayerischen Dekanaten Augsburg, Coburg und Nürnberg jeweils eine eigene neue Pfarrstelle geschaffen. (Evangelisches Sonntagsblatt Nr. 22/2009)
 



16.8.2009 / 15.11.2013
Jubiläum der evangelischen Kirche: Bundesland Thüringen schafft eigene Stelle / Jubilare reisen zum Papst / Projekt "Wege zu Luther"– Der Staat wird einmal mehr vor den Karren der Kirche gespannt. Das Bundesland Thüringen finanzierte eine eigene Stelle im Kultusministerium für das Kirchenjubiläum. Und auch die Kirche selbst plante viele Aktionen, z. B. im Januar 2011 eine Reise nach Rom "auf Luthers Spuren" mit dem "Höhepunkt": ein Gottesdienst mit Papst Benedikt XVI. Ob das allerdings im Sinne Luthers war, für den der Papst der "Antichrist" war? Hinzu kamen Projekte, die sich "Lutherfinder" oder "Wege zu Luther" nennen. Das dunkle Wüten dieses Mannes und das Unheil, das er über die Menschen brachte, wurde natürlich wie so oft ganz oder zumindest weitgehend ausgeblendet. Auch, dass Martin Luther die Lehre von Jesus, dem Christus, verfälschte (siehe dazu unten die Hintergrundliteratur). Deshalb schlagen wir vor, dass die Kirche sich besinnt und Buße tut für die Verbrechen, die ihre Gründer und seine Nachfolger verübten (siehe dazu: Offene Briefe an Bischof Huber). Ein kleiner Leitfaden dazu könnte die Kriminalgeschichte des Christentums von Karlheinz Deschner sein, die ab dem 16. Jahrhundert auch die evangelische Kirche betrifft.
Geplant wurde für 2011 auch eine Ausstellung über das evangelische Pfarrhaus, das Martin Luther begründet hat – mit namhaften Zeitgenossen, die in einem solchen Pfarrhaus aufgewachsen sind und dort geprägt wurden: Auf Nobelpreisträger wird hingewiesen und auf "Personen wie Gudrun Ensslin, Gründungsmitglied der RAF, oder Bundeskanzlerin Angela Merkel". (Thüringer Landeszeitung, 15.8.2009)
 



31.10.2009 – Stürzt EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann Martin Luther vom Sockel?
Siehe das Interview mit Dr. Margot Käßmann

Vgl. dazu Offene Briefe von Urchristen an den vormaligen EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber

 


 

2011


2.2.2011 – Neu:
Adolf Hitler als Vorkämpfer der Ökumene Die evangelische Kirche möchte das Lutherjubiläum im Jahr 2017 ökumenisch gestalten. Lesen Sie dazu adolf-hitler_martin-luther.htm
 



7.6.2011 500 Jahre Luther sind genug – Handzettel auf dem Kirchentag in Dresden – Neben den 5,5 Millionen Euro, die der Freistaat Sachsen für den Evangelischen Kirchentag bezahlt, rückte in Dresden auch das laufende Reformationsjubiläum der Kirche in den Mittelpunkt. Dafür zahlt allein die Bundesregierung Jahr für Jahr fünf Millionen Euro, also schon mal 35 Millionen. Von der grundgesetzlich gebotenen Trennung von Staat und Kirche halten die etablierten Politiker nichts. Immer mehr Bürger sagen jedoch: "500 Jahre Luther sind genug". Unter diesem Motto wurde auf dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag auch ein aufklärender Handzettel an die Menschen verteilt.
 



4.7.2011 –
Lutherischer Bischof: "2017 soll unser heiliges Jahr werden" – Lutheristen und Katholiken werden sich immer ähnlicher und entlarven immer mehr ihren Widerspruch zu Jesus, dem Christus. Nach dem katholischen "heiligen" Jahr 2000 erklärte der lutherische Landebischof von Württemberg, Otfried July, "2017 soll unser heiliges Jahr werden" (zit. nach Evangelisches Sonntagsblatt Nr. 25, 29.7.2011). Er will dabei die römisch-katholische und orthodoxe Kirche mit einbeziehen. Martin Luther hat die Lehre des Jesus von Nazareth vielfach ins Gegenteil verkehrt. Für Jesus gab es auch keine "heiligen" Jahre, da für Ihn Gott allein heilig ist (vgl. z. B. Johannes 17, 11).
 



12.8.2011 –
Fordert Bischof Müller aus Regensburg zum Jubiläum indirekt die Unterwerfung der Protestanten? Wörtlich sagte er: "Das Lehramt [des Papstes] ist nach katholischer Lehre direkt von Christus eingesetzt und im Heiligen Geist wirksam, woraus sich dann auch die Lehrautorität ableitet und die Kompetenz, die Theologie einzelner Autoren zu korrigieren" (domradio.de, 12.8.2011). Während Martin Luther einst dem Papst Contra gab, erklärt Bischof Müller dies nun für unwirksam. Was ist schon ein Mönch gegenüber dem Papst? Dies läuft darauf hinaus, dass sich die Lutherischen endlich wieder unterwerfen sollen.
 


21.10.2011 –
Alle Bundestagsabgeordneten fordern staatliche Beteiligung und Finanzierung beim Luther-Jubiläum – Anstatt weltanschaulich neutral zu sein, hing sich der deutsche Staat zuletzt an die Lippen des Papstes. Jetzt wurde – zum Proporz – die Regierung einstimmig von allen Abgeordneten aufgefordert, sich aktiv an der "Lutherdekade" zu beteiligen und dafür natürlich die Millionen locker zu machen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach im Bundestag gar von der "spirituellen Kraft" dieser Feierlichkeiten (katholisch.de, 21.10.2011). Einzig von den Linken kamen wenigstens ein paar kritische Worte. MdB Lucrezia Jochimsen kritisierte, Luther würde fälschlicherweise als "Lichtgestalt der Freiheit und der Toleranz" stilisiert.
In der Tat bedeutete "Freiheit" für ihn vor allem, im Hinblick auf das Seelenheil keine guten Werke tun zu müssen. Und für Andersgläubige (mit Ausnahme der Katholiken) forderte er die Todesstrafe.
 



14.11. / 16.11.2011 –
Morde an neun türkischen Kleinhändlern und eines Griechen durch Rechtsradikale in Deutschland – Die geistige Verantwortung Martin Luthers für Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige und Menschen aus anderen Staaten / Staat soll Beteiligung am Luther–Jubiläum stoppenDie Mordserie an unschuldigen Männern türkischer Herkunft und einem Griechen erschüttern die Menschen. Gleichzeitig wird in Deutschland Martin Luther und das 500jährige Jubiläum der so genannten Reformation gefeiert. Dies passt beides nicht zusammen. Denn Martin Luther hat mit erschreckenden Worten dazu aufgerufen, "getrost" "Türken" zu töten. Wörtlich:
"Weil die Christen ... ein jeglicher von seiner Obrigkeit, zum Streit wider die Türken gefordert und berufen werden, sollen sie tun als die treuen und gehorsamen Untertanen (wie sie denn gewisslich tun, so sie rechte Christen sind) und mit Freuden die Faust regen und getrost dreinschlagen, morden, rauben und Schaden tun so viel sie immer mögen, weil sie eine Ader regen können ... werden sie darüber erschlagen, wohlan, so sind sie nicht allein Christen, sondern auch gehorsame, treue Untertanen gewesen, die Leib und Gut in Gottes Gehorsam bei ihren Oberherrn zugesetzt haben. Selig und heilig sind sie ewiglich ..." (Eine Heerpredigt wider den Türken, D. Mar. Luther. Anno 1529; Tomos 4, S. 494 b-496)

"Mit Freuden die Faust regen und getrost dreinschlagen, morden, rauben und Schaden tun so viel sie immer mögen" – das haben die Terroristen vom Nationalsozialistischem Untergrund NSU auf ihre Weise auch getan. Der Unterschied ist, dass Luther seine Anweisung für den von der Obrigkeit angeordneten Krieg gegen das türkische = Osmanische Reich gegeben hat und nicht für verdeckte Kriege, Untergrundaktivitäten, Terroranschläge oder private Konflikte.

Auch die Gewissenlosigkeit bei Martin Luther und den heutigen Tätern ist vergleichbar. Für den mittelalterlich denkenden Martin Luther waren andersdenkende und andersgläubige Menschen eine Bedrohung der "Ordnung" eines Landes, weswegen er die Regierung eben aufforderte, Angehörige religiöser Minderheiten hinrichten zu lassen oder die jüdischen Mitbürger zu vertreiben (mehr dazu in Der Theologe Nr. 3).

Heutige Mörder wähnen sich auch in einer Art "Krieg". So sieht es z. B. der norwegische Massenmörder von jungen Sozialisten, der Lutheraner Anders Breivig, der 69 junge Menschen unter anderem wegen deren Sympathie mit Moslems hinrichtete und der einige weitere mit einer Autobombe tötete und der sich dabei auch auf die Kreuzzüge der römisch-katholischen Kirche berief.

Dass Menschen anderer Nationalität und anderen Glaubens friedlich nach Deutschland übersiedeln und sich dort in guter Nachbarschaft eine Existenz aufbauen, wäre für Martin Luther von vorne herein überhaupt nicht hinnehmbar gewesen
. Nicht auszudenken, wie Martin Luther damals reagiert hätte, wenn sich bereits im 16. Jahrhundert Muslime aus dem Osmanischen Reich friedlich in Deutschland hätten niederlassen wollen. Und auch wenn Martin Luther damals natürlich nicht private Morde oder terroristische Akte ohne Zustimmung der Obrigkeit rechtfertigte (wobei es ja auch noch gar keine türkischen Nachbarn gab), sondern immer nur die jeweilige Regierung zu Morden aufstachelte, und auch wenn ihn Lutheraner wie der norwegische Massenmörder Breivig falsch bzw. ungenau interpretiert hatten, so sollte das, was von Luther zu diesem Thema bekannt ist, dennoch Grund genug sein, Luther nicht mehr zu ehren und zu feiern.

Und warum wird Luther geehrt und gefeiert? Für manchen soll er die Türe in Richtung Aufklärung geöffnet haben, weil er deutlich gemacht hat, dass das Papsttum in Rom mit Christus nicht das Geringste zu tun hat und dass der ganze katholische Kult "Larven- und Narrenwerks ohne Maß" ist. Doch gerade davon haben sich seine Nachfolger, die heutigen Kirchenführer der Lutherischen, ja mittlerweile distanziert. Stattdessen bettelt man den Papst nahezu, dass er doch die Lutheraner wieder als "richtige Kirche" anerkenne anstatt sie nur als "kirchliche Gemeinschaft" zu bezeichnen und diese als zweitrangig abzuwerten. Ein Vertreter der "Gewissensfreiheit" war Luther auch nicht, denn er forderte nur die "Freiheit", die Bibel anders auszulegen als der Papst, keine allgemeine Gewissensfreiheit. Und betrachtet man noch so manches andere von dem, was Luther dachte und tat, dann ist das ebenfalls alles andere als ein Grund zum Feiern (siehe auch hier).

Und keine Energie geht verloren, und was der Eine gedanklich in die Welt setzt, infiziert einen Anderen, den Gedanken Taten folgen zu lassen. Wer zum Morden von Menschen einer anderen Nationalität aufruft, auch wenn es "nur" für den Kriegsfall gedacht ist, trägt mit eine geistige Verantwortung dafür, wenn es dann tatsächlich zu Morden kommt, wenn auch in einem anderen Zusammenhang bzw. wenn Mörder sich dann den "Kriegsfall" eben konstruieren. Hier mögen Kirchenvertreter protestieren. Doch können sie beweisen, dass die unheilvolle Ausschüttung des Reformators "wider die Türken" nicht bis heute nachwirkt und nicht auch Rechtsradikale beeinflusst? Nach Adolf Hitler war Martin Luther z. B. ein "Riese" und einer der größten Deutschen, die es je gab.

Unser demokratischer Rechtsstaat gründet laut Grundgesetz weder auf dem katholischen noch auf dem evangelisch-lutherischen Staatsverständnis, sondern auf den Werten der Aufklärung und den Prinzipien Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Einheit und Gerechtigkeit. Für diese Werte steht auch der große Weisheitslehrer Jesus von Nazareth. Mit der Kirche und ihren Werten und ihrem Missbrauch des Namens Christus über all´ die Jahrhunderte hat das alles nichts zu tun. Und deshalb sollte der Staat seine Unterstützung bei den Luther-Feiern (2007-2017) auch bereuen, stoppen bzw. rückgängig machen und stattdessen die Werte des Grundgesetzes fördern. Doch die führenden Politiker hängen stattdessen weiterhin einer modernen Variante der kirchlichen Zwei-Schwerter-Lehre an, wonach die Kirche über dem Staat stehe und diesen letztlich nach kirchlichem Willen dirigiere.
Die Finanzierung des Papstbesuches 2011 und die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag standen ganz in dieser "Tradition".
 


2012

1.11. / 24.11.2012 – Lutherische Kirche plant Ausklang der Luther-Dekade in Berlin und Wittenberg – Regierender Bürgermeister Wowereit bereitet sich auf neue x-Millionen-Subvention für die Kirche vorMit einem evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin und der Lutherstadt Wittenberg will man auf die Zielgerade der so genannten "Luther-Dekade" gehen.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, der Katholik Klaus Wowereit, erklärte dazu: "Ihm sei klar, dass sich so eine große Veranstaltung nicht selbst trage. Der Regierende Bürgermeister rechnet damit, dass die Stadt einen hohen einstelligen Millionenbetrag beisteuern wird" (Berliner Zeitung, 24.11.2012). Da das Bundesland Berlin hoch verschuldet ist, der Pleite nahe, müssen für diese Millionen dann aber letztlich wieder andere aufkommen.
 



24.11.2012 – Neue kritische Bücher zum Reformationsjubiläum Hubertus Mynarek – Luther ohne Mythos: Das Böse im Reformator / Bernd Rebe, Die geschönte Reformation. Warum Martin Luther uns kein Vorbild mehr sein kann / Gratis-Ausgaben des Theologen siehe unten.
 


2013


5.1.2013 – "Der ganze Luther" – Reformationsjubiläum entwickelt sich zunehmend zum Bumerang für die Lutherkirche – In Die Zeit vom 27.12.2012 heißt es: "Je näher das Reformationsjubiläum rückt, desto fremder wirkt der Reformator". In dem ZEIT-"Dossier" wird auch die Biografie des Historikers Heinz Schilling, Martin Luther aus dem Beck-Verlag München (2012) vorgestellt, und es heißt: "Frauen beschränkte er [Luther] auf die Rolle der tätigen Hausfrau, sorgenden Mutter und unterstützenden Gattin. Das war rückschrittlicher als das Mittelalter und führte ´nicht unmittelbar in die Moderne`. Den Ungehorsam seiner Söhne strafte er mit Brutalität." Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann spricht vom "ganzen Luther", eine "gebrochene, verhärtete ´notorisch überforderte Gestalt`", so Die Zeit.
 



2014

3.2.2014 – US-amerikanischer Historiker beklagt "enormen Schaden" durch Martin Luther Im Deutschlandradio wurde über die Vorlesung des US-amerikanischen Historikers Scott Hendrix an der Universität Münster berichtet: "Luther habe an ´Destructive Entitlement` gelitten, einem zerstörerischem Anspruchsdenken. Er habe ... sogar geglaubt, man dürfe andere abschlachten, um die eigenen Ziele zu erreichen. Luther habe ein göttliches Sendungsbewusstsein gehabt, mit dem er enormen Schaden angerichtet habe." (dradiowissen.de, 11.1.2014)

 



18.6.2014 –
"Enthauptung des Gottesvolkes" – Buch von Jorge Bergoglio über die Jesuiten und den Protestantismus – Der heutige Papst rechnet mit Martin Luther ab "500 Jahre Enthauptung des Gottesvolkes", so könnte man die Botschaft des Papstes zum Reformationsjubiläum aufgrund eines neu im Jahr 2014 erschienenen Buches Jorge Mario Bergoglio umschreiben. Jorge Bergoglio hatte den Text für das Buch Wer sind die Jesuiten? Die Geschichte der Gesellschaft Jesu 1985 selbst verfasst, damals als Erzbischof von Buenos Aires. Doch erst jetzt hat die Jesuiten-Zeitschrift Civitta Cattolica die Vorträge als Buch in italienischer Sprache heraus gegeben.
Dabei äußerte sich Exzellenz Bergoglio, jetzt Papst "Franziskus", eindeutig zum "Häretiker" Martin Luther und zum Schismatiker Johannes Calvin. Weiterhin erklärt der heutige Papst seine Sichtweise laut kath.net (8.6.2014) wie folgt: "In der Kirche habe er [Luther] das Gottesvolk enthauptet, indem er seine Verbindung mit dem Vater trennte, die Handwerkszünfte habe er enthauptet, indem er ihnen die Heiligen nahm, mit der Messe habe er dem Gottesvolk die real präsente Heilsmittlerschaft Christi genommen."

Das vordergründige Ökumene-Reden erweist sich angesichts dieser Veröffentlichungen nur als strategisches Geplänkel, um der ökumene-willigen Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen. So gilt auch weiter der römisch-katholische Lehrsatz, den das Konzil von Florenz im 15. Jahrhundert als angeblich unfehlbar festsetzte (und damit quasi als Dogma), und welcher lautet: "[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter – des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.` (Fulgentius)"
Zu feiern gibt es für die Romkirche 2017 nur etwas, wenn die Lutherkirche sich wieder unterwirft. Alles andere ist nur Show.
Lesen Sie dazu auch: Kirchen drohen sich trotz Ökumene weiterhin gegenseitig die ewige Verdammnis an

 



24.6.2014 – Die dunkle Seite des Reformators – Studie des Kriminologen Dr. Christian Pfeifer als Meilenstein zum Reformationsjubiläum Die wissenschaftliche Studie "Die dunkle Seite des Reformators" von Christian Pfeifer, Direktor des Kriminologischen Instituts Niedersachsen e.V., ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zum Reformationsjubiläums-Jahr 2017: Wie die lutherische Kirche über Jahrhunderte der Judenvernichtung der NS-Diktatur den Boden bereitete. Christian Pfeifer plädiert für eine ehrliche Aufarbeitung statt fortgesetzter Beschönigung und Verschweigen. Vielen "eisernen" Lutheranern ist seine Studie bereits jetzt ein Dorn im Auge, und sie reagierten mit den "üblichen" Rechtfertigungen und Geschichtsverbiegungen. cicero.de
 



9.7.2014 – lutherbase.de, eine neue beschönigende und verfälschende Luther-Internetplattform Zur Ausgestaltung der Luther-Dekade hat die Filmproduktionsfirma NFP aus Halle nun die Internetplattform www.lutherbase.de eingerichtet. Die Firma hatte bereits den verfälschenden Spielfilm Luther produziert. Diesen sahen im Jahr 2003 ca. 3,5 Millionen Kinobesucher. Darin wird zum Beispiel ein Film-Luther gezeigt, der von den Massakern des Bauernkrieges entsetzt ist. In Wirklichkeit hatte Martin Luther die Fürsten zu den Massakern aufgefordert mit den Worten: "Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, besser denn andere mit Beten ... Steche, schlage, würge hie[r], wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmermehr erlangen. Denn du stirbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Befehl." (Wider die stürmenden Bauern, Weimarer Ausgabe der Lutherschriften (= WA) 18,  S. 357-361)
 



2016

27.1.2016 – Jubiläum: 1517-2017: 500 Jahre Reformation – Einige Stationen zu den geplanten Festtagen – Bei Jubiläen ist es üblich, einen Rückblick auf die bisherige Geschichte zu halten – sei es bei einem Betriebsjubiläum auf die bisherige Entwicklung des Betriebs oder bei einem runden Geburtstag auf den bisherigen Werdegang des Jubilars. Oder bei staatlichen Jubiläen auf markante Ereignisse seit Gründung eines Staates oder einer staatlichen Institution. Gleiches gilt natürlich auch für kirchliche Jubiläen. So könnte man aus jedem Jahrhundert, das uns die lutherische Reformation brachte, auch einmal einige "Höhepunkte" heraus stellen. Das war zum Beispiel der 17. September 1604 in Braunschweig, wo die Städte unter der Knute der Lutherpfarrer wie andernorts auch Geständnisse unter der Folter erpressten (siehe z. B. Bild unten; Lizenz: gemeinfrei), um das Opfer dann amtlich ermorden zu können.

Wir dokumentieren die Vorgänge unter der Überschrift
Bürger Henning Brabant kritisierte die lutherischen Pfarrer – Grausame Folter und Hinrichtung im lutherischen Braunschweig
Seit dem Jahr 1600 spitzte sich in der Stadt ein Konflikt zwischen dem Landesherren und dem Rat der Stadt immer mehr zu. Der Rat der Stadt wollte keine Abgaben mehr entrichten und stattdessen größere Privilegien gleich einer Reichsstadt wie Hamburg genießen. Es drohte eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Stadt und Fürst mit unsäglichem Leid.
In dieser Situation versuchte der besonnene Bürger Hennig Brabant durch einen Ausgleich zwischen Herzog und Stadtrat den Konflikt zu entschärfen. Die lutherischen Pfarrer der Stadt hetzten hingegen gegen den Herzog und plädierten für Härte. Darauf hin beschwerte sich Brabant über die die Bevölkerung aufwiegelnden Pfarrer, ließ sogar ein Gutachten einer Universität zu dem Thema anfertigen.

Was dann geschah, beschreibt der Historiker Prof. Dr. Peter Schuster wie folgt:
"Die Pfarrer hingegen sollten sich weltlicher Dinge enthalten. Mit dieser offenen Frontstellung gegen die Geistlichen hatte Brabant offenbar eine rote Linie überschritten ... Und außerdem: Wie konnte Brabant es wagen, an einer calvinistisch geprägten Universität [in Marburg] ein Gutachten einzuholen. Bei den theologischen Gegnern. Er musste doch wissen, wie tief die Gräben zwischen den Konfessionen zu jener Zeit waren. Unter ihnen waltete ein abgrundtiefer Hass, der sich wiederholt in exzessiver Gewalt entlud", darunter auch Hinrichtungen der theologischen Gegner. (Peter Schuster; Verbrechen, Opfer, Heilige – Eine Geschichte des Tötens, Stuttgart 2015, S. 17)

Brabant wurde verhaftet und gefoltert. Unter grausamster Folter wurden aus ihm die Worte heraus gepresst, er habe sich "mit dem leidigen teufel und satan verbunden". Daraufhin wurde er am 15.9.1604 zum Tode verurteilt, was dann am 17.9.1604 vollstreckt wurde:
"Brabant wurde auf einen Stuhl gesetzt, und der Scharfrichter schlug ihm zunächst wegen Meineids die Schwurfinger der rechten Hand ab. Dabei soll er geschrien haben: ´Erbarm dich mein, du getreuer Gott`. Sodann zwickte der Scharfrichter den Geschundenen vier Mal mit einer glühenden Zange. Dabei schossen Flammen über den Körper, die Brabant den Bart versengten. Anschließend legte man den Gemarterten auf einen Tisch. Angeblich sollen ihm dann die Geschlechtsteile abgetrennt worden sein, worüber Brabant in Ohnmacht fiel. Man habe ihn dann mit Riechwasser aufgeweckt, um ihm die kommenden Qualen durchleben zu lassen. Bei lebendigem Leibe trieb ihm nun der Henker ein Messer in die Brust, führte einen langen Schnitt und entnahm ihm die Eingeweide. Erst als man ihm das Herz entriss, sei Brabant gestorben."
Anschließend wurde die Leiche noch mehrfach geschändet, so z. B. der Kopf und andere Gliedmaßen für alle sichtbar aufgespießt. (a.a.O., S. 18-19)

In der Braunschweiger Katharinenkirche jubilierte darauf hin der lutherische Pfarrer und später zum Superintendenten beförderte Johannes Wagner über diese und weitere Hinrichtungen von besonnenen Bürgern und Mitstreitern Henning Brabants. "Wagner feiert die gefällten Todesurteile und stellt ausdrücklich die Grausamkeit der Hinrichtungen heraus."
Der Vertreter der lutherischen Pfarrerschaft wörtlich: Die Todesstrafe sei "nur Kinderspiel, Schertz und Gelechter gegen der Ewigen und Hellischen straffen, Marter und Plagen. Denn die straffen auf dieser Erde sind alle zeitlich vergenglich und haben mit diesem Leben ihre endschafft. Aber dort in der Hellen werden die straffen und plagen der Verdampten ewig wehren, da der nagende Wurm nicht stirbet und das Fewer verleschet nimmermehr." (Johannes Wagner, Supplicium Achanis, zit. nach Schuster, a.a.O., S. 19-20)

In der von der Kirche erfundenen angeblich ewigen Hölle würde dann folglich auch der rechtschaffene Bürger Brabant ewig noch viel grausamer leiden als zuvor.
Der Buchautor fasst zusammen: "Das war eine diabolische Argumentation, mit der sich alle Gewalt und Not im Diesseits relativieren ließ. Mit ihr konnte man insbesondere jede noch so abgefeimte Grausamkeit im Strafvollzug rechtfertigen." (S. 20)

Und wir möchten noch den Ausruf hinzufügen: "Das ist euer Jubiläum, 500 Jahre Reformation! Dies war das eine Jahrhundert, das 17. Doch das nächste, das 18., folgte sogleich ..." (wird fortgesetzt) Politisch lief es offenbar auf einen Kompromiss zwischen dem Rat der Stadt und dem Herzog hinaus, genau wie von Henning Brabant zuvor angeregt. Braunschweig hatte auf diese Weise noch einige Jahrzehnte Privilegien in kleinerem Umfang, ehe der Fürst 1671 die Stadt militärisch erobern ließ und seinem Machtbereich eingliederte.

Lesen Sie dazu auch: Martin Luther und die Folter – Die Reformation führte zu einem starken Anstieg von Hinrichtungen in Deutschland.

 



2017

11.3.2017 – Öffentlichkeitsarbeit der Großkirchen – ARD übertrug live angebliche Versöhnungs-Inszenierung – Immer wieder traten Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, öffentlichkeitswirksam gemeinsam auf. So auch am 11.3.2017 bei einem so genannten "Versöhnungsgottesdienst" in Hildesheim, der zwar die Bevölkerung kaum interessierte, jedoch von der ARD live zu einem Medien-Ereignis gemacht wurde, einer Station anlässlich des 500jährigen Jubiläums der Reformation in Deutschland, das die Lutherkirche mit der Vatikankirche gemeinsam feiern will, weil man von dieser als "echte" Kirche anerkannt werden möchte und nicht nur als abgespaltene "Gemeinschaft".

Entsprechend dem Zeitgeist wählte man dazu ein Motto in amerikanischer Sprache, "Healing of Memories" genannt, zu Deutsch "Heilung der Erinnerungen". "Im Gottesdienst werden die in den vergangenen Jahrhunderten geschlagenen Wunden, die bis heute nachwirken, aufrichtig benannt und Gott um Vergebung gebeten", schrieb der Norddeutsche Rundfunk auf seiner Internetseite vorab. Gleichzeitig beweihräucherte man sich selbst durch einen bei der Zeremonie ebenfalls fest eingeplanten "Dank an Gott für die Gaben, die in unseren Kirchen bewahrt sind." (ndr.de, 11.3.2017)

Doch was hat diese Inszenierung mit Jesus von Nazareth zu tun? Er lehrte keine "Healing of Memories", indem man seinem "Gott" Formulierungen präsentiert, die man im Vorfeld mühsam mit theologischem Intellekt ausgedrechselt hat. Er lehrte auch keine Gründung einer katholischen oder evangelischen Kirche mitsamt Priestern, Pfarrern, Kanzlen, Altären oder Sakramentenkult. Sondern Er sprach in der Bergpredigt, wie sie auch in den Bibeln der Kirchen nachzulesen ist: "Vertrage dich mit deinem Widersacher sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist." Und wird ein Mensch schuldig an seinem Mitmenschen, dann lehrte der Christus Gottes sinngemäß: "Bereue und bitte deinen Nächsten um Vergebung, mache wieder gut, was noch gut zu machen ist und tue das erkannte Negative nicht mehr."
Der Leidtragende muss dem Täter also vergeben, damit es wieder in Ordnung gebracht ist, während die Institutionen Kirche behaupten, man müsse sich an ihren jeweiligen "Gott" wenden, um Vergebung zu erlangen. Oder wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in der Presse wieder gegeben wird: "In der Vergangenheit habe man im Namen der Konfession Kriege geführt, gemordet und sich gegenseitig abgewertet. Dafür wolle man Gott um Vergebung bitten" (idea.de, 10.3.2017). Doch was ist mit jedem Einzelnen der unzähligen Menschen, die aus konfessionellen Gründen ermordet wurden? Der Nächste kann nicht übergangen werden, keiner von ihnen, denn auch in ihm ist Gott gegenwärtig, was von den Kirchen unterschlagen wird.
 
Was ist weiterhin mit den unzähligen Opfern, die beide Großkonfessionen gemeinsam auf dem Gewissen haben, den vielen "Ketzern", angeblichen "Hexen" und vielen mehr, die aufs Grausamste gefoltert und hingerichtet wurden im Namen des katholischen und des evangelischen "Gottes"? Haben sie den Institutionen Kirche und ihren konfessionellen Mördern schon vergeben? Und haben sich die kirchlichen Amtsträger jemals um Wiedergutmachung bemüht, z. B. auch angesichts der Opfer der Kreuzzüge oder des Völkermords an den Indianern an deren Nachkommen?
Und zählt es umgekehrt nicht auch zu den "Gaben", "die in unseren Kirchen bewahrt sind", dass unbescholtene Andersdenkende bis in unsere Zeit von den katholischen und evangelischen Beauftragten als "Sekten" verleumdet und mit Rufmord überzogen werden?

Was also soll die Prozedur der katholischen und der evangelischen Kirche bewirken? Das Stichwort heißt "Ökumene", womit man den Menschen suggerieren will, dass beide Großkonfessionen einen gemeinsamen Weg gehen. Doch was steckt hinter der Ökumene wirklich? Bis heute drohen sich beide großen Kirchen trotz vernebelnder vordergründiger Formulierungen z. B. weiter gegenseitig eine angeblich ewige Verdammnis an, so dass beim Hinterfragen das Blendwerk in der "Ökumene" zum Vorschein kommt, mit dem man die Politiker und die Kirchenmitglieder täuschen möchte. Denn die Lehren wurden nie geändert. Doch eines der gemeinsamen Interessen ist: Die staatliche Finanzierung beider Großkirchen durch Milliarden-Subventionen und die Kirchensteuereinnahmen von den Gläubigen aufrecht zu erhalten.
Mehr zum Thema "Ökumene" lesen Sie in Der Theologe Nr. 83.
 


 

24.5.2017 – "Der nackte Luther" auf dem Evangelischen Kirchentag"Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt", so der Philosoph Karl Jaspers. Die Giordano-Bruno-Stiftung weist parallel zum Evangelischen Kirchentag darauf hin, wer Luther ungeschminkt wirklich war. Sie veröffentlichen z. B. seine Forderungen zur Judenverfolgung, die erst Jahrhunderte später in die Tag umgesetzt worden sind. Siehe auch "Der nackte Luther" bei giordano-bruno-stiftung.de
 



31.10.2017 – Feierlichkeiten gehen zu Ende – Am so genannten Reformationstag, dem 31.10., gingen im Jahr 2017 auch die Feierlichkeiten zu Ende. Die Lutherkirche wird weiter von den Politikern und Kirchen-Lobbyisten von CDU, CSU, SPD, Grünen, FDP und teilweise auch Linken am Leben gehalten, ähnlich wie die Vatikankirche. Die Milliardenzahlungen aus den allgemeinen Steuereinnahmen gehen unvermindert weiter und keiner der führenden Politiker will sie abschaffen. Angesichts dessen könnte man auch von einer "feindlichen Übernahme" des Staates des Grundgesetzes durch die Kirchen sprechen, damit es sich weiterhin so verhält wie seit Hunderten von Jahren, in denen sich die Kirche über den Staat stellte und stellt.

 


Diese Chronologie wird nicht fortgesetzt, denn wie gesagt: 500 Jahre Luther (1517 bis 2017) waren genug


 

Interview mit Luther-Botschafterin Dr. Margot Käßmann

Im Jahr 2012 gab die Ex-Landesbischöfin und offizielle Luther-Botschafterin Dr. Margot Käßmann der evangelischen Zeitschrift idea-spektrum (Nr. 24/2012 vom 13.6.2012) ein Interview zu Martin Luther und der so genannten Lutherdekade. Wir veröffentlichen an dieser Stelle im Rahmen des gesetzlichen Zitierrechts einen Auszug aus diesem Interview, nämlich einige der Fragen und die entsprechenden Antworten dazu von Dr. Margot Käßmann lt. idea-spektrum.
Im Anschluss daran antwortet im nachfolgenden Text Dieter Potzel, ehemaliger evangelisch-lutherischer Pfarrer und Herausgeber der Online-Zeitschrift Der Theologe, ebenfalls auf die an Frau Dr. Käßmann gestellte Frage und eventuell auf deren Antwort.
Zur Klarstellung noch einmal mit anderen Worten: Die nachfolgenden Antworten des ehemaligen protestantischen Pfarrers stehen nicht in idea-spektrum, sondern sind nur auf dieser Seite – 500 Jahre Martin Luther waren genug – veröffentlicht. Frau Dr. Käßmann und Herr Potzel stellten sich also nicht gemeinsam den Fragen der evangelischen Zeitschrift, sondern unabhängig voneinander.



1) Frage:
"... Rechtsanwälte ... schreiben: ´Luther war nach heutigem Rechtsverständnis ein Krimineller, den der Staatsanwalt sofort verhaften ließe, wenn er seiner habhaft würde – wegen Volksverhetzung (§ 130 Strafgesetzbuch), Anstiftung zum Mord (§§26, 211), Anstiftung zum Landfriedensbruch (§§26, 125) und Anstiftung zur schweren Brandstiftung (§§ 26, 306)`" [zu den Fakten siehe Der Theologe Nr. 3].

Dr. Margot Käßmann:
"Mit diesem Paragrafen könnten wahrscheinlich die meisten Fürsten und Päpste der damaligen Zeit belangt werden. Trotzdem glaube ich, dass unser heutiges Rechtsverständnis aus den Anfängen entstanden ist, die Luther mit verantwortet".

Dieter Potzel:
"Die Päpste im Nachhinein ebenfalls zur Verantwortung zu ziehen, halte ich für eine gute Idee, und entsprechende Untersuchungen könnten von einzelnen Fachbereichen "Geschichte" der Universitäten in Auftrag gegeben werden. Die Ergebnisse könnten dann wiederum in aktuelle Diskussionen einfließen, wenn es etwa um das Ende der staatlichen Milliardensubventionen für die Kirche geht und um eine echte weltanschauliche Neutralität des Staates. Im 16. Jahrhundert stellten ja die Fürsten in Deutschland die Obrigkeit. Und Martin Luther wiegelte diese Obrigkeit in furchtbarer Weise zum Blutvergießen gegen alle möglichen Bevölkerungsgruppen auf, die überwiegend friedfertig waren. Was demgegenüber unser heutiges Rechtssystem mit Luther zu tun haben soll, kann ich nicht nachvollziehen.


2) Frage:
"Unser Rechtssystem ist ein Verdienst Luthers?"

Dr. Margot Käßmann:
"Die Entwicklung zum Rechtsstaat und zur Gewissensfreiheit, die wir heute haben, entwickelte sich meines Erachtens glasklar von Luther her. Leider hat Luther selbst die Gewissensfreiheit nicht allen anderen so zugestanden, wie er sie selbst einforderte. Dass Glaubensfreiheit Respekt vor dem Glauben der anderen bedeutet, muss ja auch aktuell immer wieder eingefordert werden."

Dieter Potzel:
"Was heißt Luther habe ´die Gewissensfreiheit nicht allen anderen so zugestanden, wie er sie selbst einforderte`? Das ist doch scheinheilig, den Sachverhalt so zu formulieren. Er hat friedliche Mitbürger ermorden lassen, die z. B. aus Gewissensgründen ihren Säugling nicht taufen lassen wollten. Martin Luther hat überhaupt keine Gewissensfreiheit eingefordert, wie oft fälschlich gesagt wird. Er hat nur die Anerkennung seiner eigenen Meinungen gefordert, weil er von sich behauptete, sein eigenes Gewissen völlig der Bibel unterworfen zu haben. Dass jeder nach seinem Gewissen frei glauben dürfe, was er möchte, solange er anderen nicht damit schadet, mit einer solchen echten Gewissensfreiheit hatte Martin Luther nicht das Geringste zu tun. Diese Gewissensfreiheit im Sinne der Aufklärung wurde erst später gegen den Willen der Großkirchen in der Gesellschaft durchgefochten."



3) Frage:
"Luther teilte auch sonst ganz gut aus. Während der Bauernaufstände (1524-1526) gegen die Fürsten forderte er, man müsse die Bauern ´wie die tollen Hunde` erschlagen."

Dr. Margot Käßmann:
"
Das finde ich ebenso inakzeptabel und hochproblematisch wie Luthers Äußerungen gegen die Juden. Eine unkritische Reflexion von Luthers Werk kann es deshalb nicht geben. Trotzdem ist Luther eine faszinierende Figur. Er hat aus Glauben den Schritt vom Mittelalter in die Neuzeit gewagt – und den Weg zu Freiheit, Demokratie und Menschenrechten geebnet. Allerdings hing er mit einem Fuß immer noch im Mittelalter."

Dieter Potzel:
"Das sehe ich anders. Martin Luther stand unverdrossen mit beiden Füßen im Mittelalter. Er hat lediglich den katholischen Papst aus Fleisch und Blut durch einen ´Papst aus Papier` ersetzt, nämlich die Bibel. Und er verlangte den bedingungslosen Gehorsam gegenüber diesem Buch unter Androhung der Todesstrafe für Abweichler. Doch wer interpretiert nun diese Bibel richtig? Die katholische Kirche sagt dazu, nur sie selbst. Nur sie könne angeblich den Sinn der Bibel richtig deuten. Einer solchen Unverfrorenheit stand Martin Luther jedoch in nichts nach. Er hat sich selbst die Fähigkeit zugesprochen, die ´Wahrheit` zu erkennen, während er sie anderen, wie z.B. dem Humanisten Erasmus von Rotterdam, schlichtweg absprach. Luther forderte also einen ähnlichen Gehorsam gegenüber seinen Thesen wie ihn die katholische Kirche von ihren Gläubigen gegenüber dem Papst abverlangt. Und das ist Mittelalter pur."


4) Frage an Frau Dr. Käßmann:
"Trotzdem halten Sie an Luther fest."

Dr. Margot Käßmann:
"
Seine Kritik am Zustand der Kirche damals, am Ablasshandel, seine Öffnung für Laien steht für eine enorme Befreiung. Luther hat die Kirche menschlich gemacht. Er hat zum Beispiel auch Familie und Sexualität von dem Ruch des geringerwertigen Lebens befreit."

Dieter Potzel:
"Wenn man beim Thema ´Familie` mal näher hinschaut, dann entdeckt man auch, dass Martin Luther z.B. in seinem Großen Katechismus gefordert hat, einen Sohn hinrichten zu lassen, wenn er seinen Eltern nicht gehorcht. Mit Befreiung hat das noch nichts zu tun. Luther hat die Familie im Gegenteil ganz massiv in sein strenges Obrigkeitsdenken hinein gezogen, indem er dem Familienoberhaupt, dem Vater, eine papstähnliche Stellung in der eigenen Familie zugesprochen hat. **
Was den Ablasshandel betrifft, hatte er mit teilweise komplizierten theologischen Gedanken widersprochen. Es gab damals aber auch viele Menschen mit gesundem Menschenverstand, für die der Ablass auch ohne viel theologisches Wenn und Aber schlicht eine verlogene Geldeintreiberei der Kirche war. Und wenn die lutherische Kirche heute Luthers Kritik am Ablasshandel hervor hebt, dann ist das scheinheilig. Denn gerade an diesem Punkt haben die Lutheraner ihren Gründervater verraten. Als Papst Johannes Paul II. an Weihnachten 1999 in Rom den großen Jubiläumsablass von angeblichen Sündenstrafen für alle Gläubigen verkündete, die durch die so genannte ´Heilige Pforte` im Petersdom marschieren, hat kein namhafter lutherischer Würdenträger protestiert. Im Gegenteil. Die Vertreter des Luthertums standen huldvoll daneben und hielten ihren Mund. Heute geht also kein hoher Würdenträger des Luthertums mehr gegen den Ablass vor. Dann braucht man aber auch nicht Martin Luther deswegen zu feiern. Das passt dann nicht zusammen."



5) Frage:
"Zugleich verurteilte Luther die Täuferbewegung (zu ihren Nachfahren gehören heute unter anderem die Baptisten) als ´Winkelschleicher`, die man der Obrigkeit melden müsse. Was dann passierte, war klar: Die Täufer wurden hingerichtet."

Antwort Dr. Margot Käßmann:

"Das waren schreckliche Irrtümer! Es ist nicht das, was ich unter evangelischem Glauben verstehe. Ich würde Luther deshalb nie zum Heiligen erklären – ich finde ihn gleichzeitig aber unwahrscheinlich faszinierend. Luther selbst sah sich als Mensch mit Makeln. Er sagte auch: Benennt keine Kirche nach mir."


Dieter Potzel:

"Mich befremdet das sehr, wenn hier von einem ´unwahrscheinlich faszinierenden` Menschen gesprochen wird, der ja dafür plädierte, Nachfolgern Jesu die Hände und Füße zusammen zu binden und sie bei lebendigem Leib in den Fluss zum Ertränken zu werfen. Oder der forderte, ethisch-moralisch hochstehende Menschen bei vollem Schmerzempfinden verbrennen zu lassen.
Es war aus meiner Sicht allerdings sehr berechtigt, später einen großen Teil des Protestantismus nach Luther zu benennen. Denn diese Kirche hat Luthers Gewalt- und Mordaufrufe vielfach in die Tat umgesetzt und sich dabei eben auf Martin Luther und seine Bibeldeutungen berufen. So war die lutherische Kirche genauso an so genannten Hexenverbrennungen beteiligt wie die katholische. Und bei den blutigen Konfessionskriegen wie dem Dreißigjährigen Krieg kamen in manchen Gegenden 70 % der Bevölkerung ums Leben. Es war ein Machtkampf, bei dem beide Seiten über Millionen von Leichen gingen. Und Martin Luther war derjenige, der sich an hervor gehobener Stelle dessen voll bewusst war, wenn er z. B. schrieb, die Prediger seien deshalb die ´größten Totschläger`."


6) Frage:
"... Warum nennt sich Ihre Kirche nach Luther?"

Dr. Margot Käßmann:
"
Weil Luther bei allen Schattenseiten – für die evangelische Lehre steht. Er ist die prägende Figur der Reformation. Und: Luther selbst hat gesagt, die Kirche der Reformation muss sich ständig reformieren. Das tut sie, auch indem sie sich in Teilen bewusst von ihm distanziert."

Dieter Potzel:
"Würde die Kirche das auch bei Diktatoren und Serienmördern so sagen, dass diese Menschen eben ihre ´Schattenseiten` haben? Oder müsste man nicht ab einem bestimmten Verbrechens- und Schadensausmaß und bei einer bestimmten Anzahl an Opfern auch sagen ´Das Maß ist voll`, ´mehr als voll`?
Man kann doch nicht zehn Jahre lang einen Mann feiern oder gezielt als Vorbild hinstellen, indem man sich von entscheidenden Teilen seines Lebenswerkes distanziert und dann sagt, die Verehrung gelte ja nur aufgrund der guten Seiten. Da stimmt doch die Bilanz hinten und vorne nicht. Da könnte man am Ende jeden Menschen verehren, gleich, was er getan hat oder wofür er die Verantwortung trägt. Denn schließlich hat jeder Mensch auch gute Seiten. Und wenn es wirklich möglich wäre, sich von den verabscheuungswürdigen Seiten eines Menschen per Federstrich zu distanzieren, dann könnte wirklich jeder geehrt werden.
Doch es geht bei einem feierlichen Gedenken doch um etwas anderes. Z. B. um die Frage: ´Hat dieser Mensch im Kern etwas Gutes gebracht, was in einer Weise gegenüber den Schatten überwiegt, so dass es für alle heutigen Menschen zum Vorbild dient?` Und das kann ich bei Martin Luther nicht sehen; es sei denn, sein Ungehorsam gegenüber dem Papst und die Entlarvung, dass der Papst nicht der Stellvertreter von Christus ist, sondern der Stellvertreter einer ganz anderen Macht. Doch auf eine Ehrung für diese Erkenntnis durch die lutherische Kirche wird man vergeblich warten, denn gerade an diesem Punkt hat sie die Lehre ihres Namensgebers bis zur Unkenntlichkeit verwässert oder gar ins Gegenteil verkehrt. Und es würde für eine positive Gesamtbewertung auch nicht reichen.

Und, um noch einmal an die so genannten "Schattenseiten" zu erinnern: Eine davon wurde noch gar nicht erwähnt. Martin Luther wurde mit seinen Aufforderungen zur brutalen Judenverfolgung auch zu einem geistigen Wegbereiter des Holocaust. Und deshalb gehört hier einfach einmal ein klarer Schnitt her, nach dem Motto: ´500 Jahre Luther sind genug`. Martin Luther hatte nicht nur "Schattenseiten", er war durch und durch ein Mann der schwarzen Schatten. Für die Zukunft brauchen wir ganz andere Vorbilder.



7) Frage:
"Wenn heraus kommt, dass ein Bischof während der Nazi-Zeit gegen Juden gehetzt hat, werden Straßennamen umbenannt und Schilder abgeschraubt. Wäre das nicht auch im Fall von Luther angemessen?"

Dr. Margot Käßmann:

"Wir müssen Luthers großartige historische Leistung, seine theologische Genialität und seinen gesellschaftlichen Mut abwägen gegen seine problematischen Äußerungen und Irrtümer. Für mich überwiegen insgesamt klar die positiven Leistungen."

Dieter Potzel:
"Frau Dr. Käßmann, Sie werden für eine solche Luther-Bewertung bezahlt. Also dürfen Sie gar nichts anderes sagen. Dafür sagen es eben andere: ´Straßennamen umbenennen und Schilder abschrauben`. Es gibt so viele schöne Straßennamen, wo niemand dahinter steckt, der zum Töten und Morden aufrief und die man stattdessen auswählen könnte. Vor allem den Anwohnern der Martin-Luther-Straßen sollte dieser Straßenname nicht länger zugemutet werden, so als ob nichts wäre. Und dort wohnen ja möglicherweise auch Nachfahren seiner Opfer."
 



Anmerkungen:
*
Hier sei nur beispielhaft an die evangelische Inquisition und Hexenverfolgung erinnert, die Rechtfertigung unzähliger Kriege und die Anfeuerung der Soldaten auch in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts; bis hin zum Holocaust an den jüdischen Mitbürgern, über welchen der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am 12.11.2017 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schrieb: "Luthers hasserfüllte Schmähungen" "erscheinen" "wie eine Handlungsanleitung für die Endlösung der Judenfrage."

 

Filme und Hintergrundliteratur
 


Film-Dokumentation – Die dunkle Seite Martin Luthers, betrachtet im Lichte der Lehre Jesu
luther-einmal-anders


Der Theologe im TV – Was glauben Martin Luther und die lutherische Kirche? Einfach erklärt vom Fachmann
martin-luther

Es ist ein Vortrag mit Ausschnitten aus der Studie Der Theologe Nr. 1 – Martin Luther und der Gott der Unterwelt (siehe die nachfolgenden Schriften)


Die nachfolgenden Schriften gibt es auch als kostenlose Druckschriften.
Der Theologe Nr. 1 – Martin Luther und der Gott der Unterwelt Die geheimen Abgründe der evangelischen Kirche

Der Theologe Nr. 3 – So spricht Martin Luther – so spricht Jesus von Nazareth: Ein Vergleich

Der Theologe Nr. 8 – Wie der Teufel in der Bibel hauste

 


Der Text kann wie folgt zitiert werden
:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 67,  Reformationsjubiläum ist vorbei – 500 Jahre Martin Luther waren genug, Marktheidenfeld 2007, zit. nach
theologe.de/500-jahre_reformation_jubilaeum_2017.htm, Fassung vom 19.8.2023,
Copyright © und Impressum siehe hier.

 

 
 

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