Christival – Reformversuch für geistig tote Kirchen

Christival, ein "Kongress junger Christen" 2008 in Bremen
Christival 2016 in Karlsruhe
Christival vom 25. Mai bis 29. Mai 2022 in Erfurt
Ob es 2028 noch einmal stattfindet?

 Aktualisiert am 12.6.2024


Während der äußere Niedergang der beiden geistig toten Großkirchen, der katholischen und der evangelischen, auch im deutschsprachigen Raum unaufhaltsam ist, gibt es parallel dazu verschiedene Reformversuche des kirchlichen Lebens. Vom 25. Mai bis zum 29. Mai 2022 fand zum Beispiel in Erfurt ein etwas größeres Treffen statt, genannt "Christival".

Dazu ein kurzer Rückblick: Im Jahr 2008 hatten sich in Bremen viele Jugendliche zum fünften Mal seit 1976 zu einem so genannten "Kongress junger Christen" bzw. Christival getroffen. Veranstalter ist jeweils ein Gremium aus verschiedenen evangelischen Kirchen, Werken und kirchlichen Verbänden, die in Verbindung mit der "Evangelischen Allianz" stehen, einer Dachorganisation konservativer evangelischer Gruppierungen, die auch als "evangelikal" oder "pietistisch" bezeichnet werden. In diesen Gruppen wird vor allem ein angebliches Sühnopfer von Jesus von Nazareth behauptet und eine Art "persönliche Beziehung" mit ihm – so wie man es interpretiert – gepflegt, welche den gesamten Alltag des Gläubigen prägen solle, zum Beispiel durch Beten und Lesen in der Bibel. Im Jahr 2008 fanden dabei über 200 Workshops zu verschiedenen Themen statt. Bereits im Vorfeld hatte es heftige Auseinandersetzungen um einen zunächst geplanten Workshop gegeben, bei dem es um "Heilung" von Homosexualität bzw. von homosexuellen Neigungen gehen sollte. Nach Protesten aus entsprechenden Reihen wurde der Workshop schließlich abgesagt. Doch auch noch während des damaligen Christivals kam es mehrfach zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und pro-homosexuellen so genannten "Aktivisten", die in Veranstaltungen nörgelnd und protestierend auf sich aufmerksam machten.*
Die Fortsetzung des Christival-Projekts fand 2016 in Karlsruhe statt. Als übergeordnetes Thema wurde "Jesus versöhnt" gewählt. Bereits zuvor hatte man einen so genannten "Christustag" in Stuttgart mit ca. 20.000 Teilnehmern durchgeführt. Nun fand also noch ein weiteres Christival in Erfurt als nicht ausschließlich digitale größere Veranstaltung 2022 statt.

Dort wurde der Brief des Paulus an die Philipper besprochen, der in den Bibeln der Kirchen nachlesbar ist. Hierzu ist zunächst zu sagen, dass es sich um ein nahezu 2000 Jahre altes Schreiben aus einer völlig anderen Zeit handelt. So ordnete Paulus in einem anderen seiner Schreiben (1. Korintherbrief) entgegen dem urchristlichen Prinzip der Gleichheit von Mann und Frau an, dass die Frauen in den Gemeinden schweigen und zuhause ihre Männer fragen sollen, wenn sie Fragen haben. Denn der Mann sei das "Haupt" der Frau. Diese von der Kirche zu "Gottes Wort" erklärte hierarchische Zuordnung ist trotz kirchlicher Abschwächungen weiterhin ein Kontrapunkt zum Aufbegehren vieler Frauen vor allem in der Vatikankirche – von Frauen, die sich das degenerierte Gebaren der klerikalen Männerhierarchie nicht mehr gefallen lassen wollen. Die Polarität von Mann und Frau, von männlich und weiblich, und die charakterliche Entwicklung eines Menschen im Rahmen dieser Polarität gehört zu den göttlichen Schöpfungsprinzipien – anders, als es die so genannte
LGBTQI+-Bewegung mit ihren Varianten "lesbian", "gay", "bi", "trans", "queer", "intersex" plus sonstiges propagiert. Da jedoch beide Pole gleichwertig sind, ist Paulus mit seiner Anschauung, dass der Mann das "Haupt" der Frau sei, sicher kein gutes Vorbild für einen jugendlichen Lebensentwurf, der sich nicht scheut, entgegen dem Zeitgeist an der Polarität festzuhalten.

Was das Christival betrifft, versuchten in diesem Fall die evangelischen Veranstalter, mithilfe von Paulus ihre Bibeln wieder mehr in den Vordergrund zu rücken, während immer mehr Gottsucher für sich merken, dass das Bibelbuch, um das seit nahezu 1700 Jahre heftig und mit gegenseitigen Höllendrohungen gestritten wird, widersprüchlich ist und seither für viel Unheil und Leid im Namen der Religion verantwortlich ist. Ein Beispiel ist die Ausbeutung der Erde mit unsäglichem Tierleid, was zunehmend in den Klimakollaps mündet. Dessen geistesgeschichtliche Wurzel ist maßgeblich auch die kirchliche Interpretation des Bibelwortes "Macht euch die Erde untertan". Demgegenüber beinhalten prophetische Botschaften von Christus in unserer Zeit, dass Jesus von Nazareth auch kam, um das Leid der Tiere zu beenden.
Auch Seine Friedensbotschaft ist eindeutig. Wer aus welchen Gründen auch immer zum Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen – ein klarer Hinweis von Jesus von Nazareth auf das Gesetz von Saat und Ernte laut Matthäusevangelium: Wer tötet, der wird getötet werden. Jesus lehrte die Feindesliebe, das Entfernen des Balkens im eigenen Auge, bevor man sich um den Splitter im Auge des Gegners kümmert, und Er sprach sogar davon, Gutes zu tun denen, die einen hassen; also keine Lehre von einem "Recht auf militärische Selbstverteidigung" auf der Basis einer "territorialen Integrität" innerhalb von menschlichen Grenzziehungen und auch keine Forderung nach Waffenlieferungen wie derzeit [2023] wieder durch die Vertreter der großen Kirchen anlässlich des Krieges Russland gegen Ukraine. Ausgerechnet der Philipperbrief des Paulus gibt hier allerdings einen interessanten Beitrag zu diesem Krieg um Herrschafts-, Einfluss- und so genannte Sicherheitszonen zwischen West und Ost (3, 20: "Wir aber sind Bürger im Himmel"), der an die Worte von Jesus "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" anknüpft. Dennoch sind beim Christival kaum andere Bekundungen zu erwarten als die derzeitig kirchlichen, wo man nichts von der Botschaft von Jesus in der Bergpredigt wissen will, in dieser Welt auf Gewalt zu verzichten. Dies solle nur der Gegner. Die Waffengewalt derer, für die man Partei ergreift, reden sich die Kirchenvertreter wie immer seit 1700 Jahre schön, obwohl das durch den Gottespropheten Mose übermittelte 5. Gebot "Du sollst nicht töten" keinerlei Ausnahmen vorsieht, was jedoch in der Kirchengeschichte immer ignoriert wurde und wird – mit entsprechenden Folgen damals und in Zukunft.

Das eingangs erwähnte Thema "Homosexualität" wird derweil weiter kirchlich kontrovers diskutiert. Im November 2020 hatte das Berliner Landgericht die Plakatierung eines Imbisses mit der Hinrichtungsforderung der Bibel erlaubt, Homosexuelle "sollen ausgetilgt werden aus der Mitte ihres Volkes" (idea-spektrum Nr. 48/2020). Für das Gericht war dies ein zulässiges Verhalten im Rahmen der Religions- und Meinungsfreiheit. Ein juristischer Sieg also zugunsten der Bibel, der so manchen an die frühere Inquisition erinnerte, wo gemäß dieses Bibelwortes tatsächlich gehandelt wurde. Doch mit "christlich" hat die Überzeugung der angeklagten und anschließend juristisch frei gesprochenen Bibel-Anhängerin nichts zu tun. Das Ausmerzen bzw. Hinrichten von Menschen ist von vorne herein ein krasser Widerspruch zur Friedenslehre des Jesus von Nazareth.
Mit "christlich" nichts zu tun haben auf der anderen Seite allerdings auch Geschlechtsumwandlungen von evangelischen Pfarrern in Pfarrerinnen mit der Begründung, "Gott" habe sich bei ihnen im Geschlecht geirrt, was sie nun korrigiert haben bzw. korrigieren werden.


Doch zurück zum Christival: Die geistig toten Institutionen Kirche, die vor allem mit aufgeplusterten Äußerlichkeiten und PR-Maßnahmen versuchen, Emotionen zu ihren Gunsten zu wecken, wünschen sich von Initiativen wie dem Christival eine Art Vitalisierung, in diesem Fall vor allem die lutherischen Kirchen. Die Chrisitival-Idee ist über 45 Jahre alt. Die fünf vorangegangenen Christival-Treffen vor Bremen im Jahr 2008 waren 1976 in Essen mit dem Prediger Billy Graham aus den USA, 1988 in Nürnberg, 1996 in Dresden und 2002 in Kassel. Zum vierten Mal in Folge hatte es dabei zuletzt 2016 in Karlsruhe allerdings einen Besucherrückgang gegeben. Beim Beginn in Essen waren es 12.500 gewesen, in Nürnberg zwischenzeitlich 18.500, in Dresden als Scheitelpunkt der Besucherentwicklung kamen 30.000, in Kassel dann noch 20.000, in Bremen noch 16.400 und in Karlsruhe nur noch 13.500. Dabei hatte sich der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh im Vorfeld des Karlsruher Christivals 2016 erhofft, das Festival könne Jugendliche motivieren, "ihren Weg mit der Kirche ... weiterzugehen". (domradio.de, 4.5.2016)
Das Ziel, den dahinsiechenden und zum großen Teil immer noch staatsfinanzierten Kircheninstitutionen neues Leben einzuhauchen, bestätigte damals auch Karsten Hüttmann, Vorsitzender des Christival: "Was wir hier in Karlsruhe erleben, ist eine starke Ermutigung für die Zukunft der Kirche und Gemeinde" (regio-news.de, 6.5.2016). Und Ähnliches hört man wieder anlässlich des Christivals in Erfurt 2022. Doch ein weiterer Besucherrückgang war bereits eingeplant. "Bis zu 13.000" sollen es werden, so Meldungen vom Beginn des Treffens und "rund 13.000" seien es dann auch gewesen und damit wieder etwas weniger als beim letzten Mal. Mit großem Abstand, nämlich vom 24.5. bis zum 28.5.2028, soll es wieder ein Christival an einem noch nicht bekannten Ort geben, doch wer weiß, was bis dahin alles passiert und das Treffen dann überhaupt noch stattfindet.
Bei diesen und vergleichbaren Treffen wurde und wird überwiegend auf "Gemeinschaftsenergie" aufgebaut, die man sich gegenseitig gibt, was aber etwas anderes ist als die Erfahrung des "Heiligen Geistes" im Urchristentum. Denn Jesus von Nazareth gründete weder eine Religion noch eine Kirche, noch setzte Er Pfarrer oder Priester ein noch lehrte Er die Jahrhunderte langen Gräuel der Kirchengeschichte mit Millionen von Opfern. Und Gott, der "Freie Geist", ist damals wie heute erfahrbar außerhalb der religiösen Institutionen und außerhalb der Institutionen Kirche.
 


Was besagt der Name "Christival"?

Der Name "Jesus" bzw. "Christus" soll, wie das Wort "Christival" schon sagt, im Mittelpunkt stehen. Doch sind die unter diesem Motto durchgeführten Aktionen wirklich "pro Christ", wie eine verwandte Veranstaltungsreihe genannt wird, oder im Kern nicht vielleicht sogar "anti Christ"?
Man beruft sich vor allem auf den grausamen Foltermord von Jesus von Nazareth, der ein angeblich von Gott gewolltes blutiges Sühneopfer gewesen sein soll – eine Religionsvorstellung, die in Wirklichkeit aus den antiken Baalskulten entlehnt wurde. Denn Jesus von Nazareth, der Christus, kam nicht auf die Erde, um sich hier hinrichten zu lassen, sondern um mit dem Volk das Friedensreich aufzubauen, das schon der Gottesprophet Jesaja angekündigt hatte. Doch das Volk und selbst die meisten Seiner Anhänger haben Ihn, den Christus Gottes, im Stich gelassen, so dass Seine Gegner, die damalige Priestergilde, die römischen Staatsmacht dazu bringen konnten, Ihn zu ermorden. Der Foltermord an Jesus von Nazareth war also nicht der Wille Gottes, sondern der Wille Seiner Widersacher. Zum göttlichen Willen gehört jedoch getreu der Lehre von Jesus von Nazareth, Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, um das himmelschreiende Unrecht an dem Sohn Gottes vielleicht damit zu verhindern. Allen beseelten Menschen und Seelen ist der freie Wille gegeben, in den Gott, der Ewige, nicht eingreift. Doch alles Tun und Lassen unterliegt früher oder später dem, was auch von Paulus lt. Galaterbrief schon klar erkannt wurde: "Irret euch nicht. Gott lässt Seiner nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten."

Zur Orientierung, was Jesus, der Christus, wirklich lehrte, hier beispielhaft einige Ausgaben von theologe.de:

Nr.   3 – So spricht Martin Luther, so spricht Jesus von Nazareth

Nr.   5 – Wie Paulus die Lehre von Jesus veränderte

Nr.   7 – Jesus und die ersten Christen waren Freunde der Tiere

Nr.   8 – Wie der Teufel in der Bibel hauste

Nr. 19 – Es gibt keine ewige Verdammnis, auch nicht in der Bibel

Nr. 35 – Gefährliche Rechtfertigungslehre: Allein der Glaube führt in den Abgrund

Nr. 58 –  Der Kreuzestod von Jesus hätte nicht sein müssen – Was bedeutet Erlösung?

Alle Ausgaben sind hier zusammengestellt.


Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen inneren Gewinn.


PS: Vergleichbar mit dem Christival ist die Veranstaltungsreihe ProChrist (siehe Der Theologe Nr. 22). Einzelne dezentrale Treffen in über 100 Städten fanden zuletzt im Oktober und November 2015 statt. Im Jahr 2018 war zuletzt eine "Großevangelisation", die von Leipzig aus per Leinwand in weitere Städte übertragen wurde. Für November 2021 fand in Dortmund eine Fortsetzung unter anderem Namen statt, hoffnungsfest2021, aufgrund der Pandemie-Einschränkungen allerdings digital und damit weniger hoffnungsvoll und nicht so festlich.
 



* Nachrichten:

4.3. / 26.4. / 8.5.2016 – Unmittelbar vor dem Christival 2016 trat einer der schärfsten Kritiker der "evangelikalen Bewegung", Volker Beck von der Partei "Bündnis 90/Die Grünen", zunächst von seinen politischen Ämtern zurück. Sein Rücktritt erfolgte, als er von der Polizei gefasst wurde, nachdem er die Wohnung eines Drogen-Dealers mit der harten Droge Crystal Meth verließ. Beck ist auch ein Anhänger für die Lockerung des Strafrechts im Umgang mit Drogen. "Angeblich soll er seit Jahren harte Drogen konsumieren" (bild.de, 6.3.2016). Volker Beck kritisierte jedoch nicht die Lehren, die beim Christival verkündet werden, sondern Teile der Ethik zum Thema Homosexualität. Vor allem auf seine Attacken hin war beim Christival im Jahr 2008 in Bremen ein geplantes Seminar für Jugendliche und junge Menschen, die ihre homosexuellen Empfindungen nicht unbedingt ausleben wollen, gestrichen worden. Stattdessen wirbt Beck für Ehen unter Homosexuellen mit Adoptionsmöglichkeiten für "gemeinsame" Kinder usw. 1988 hatte Volker Beck auch "von einem ´Kampf für die zumindest teilweise Entkriminalisierung der Pädosexualität` – also des Geschlechtsverkehrs mit Kindern – gesprochen", dies aber nach einem Wechsel des Zeitgeistes in der Bevölkerung – nach Bekanntwerden von Zigtausenden von Kinder-Vergewaltigungen durch Pfarrer und Priester – später als "Irrtum" bezeichnet. Volker Beck war zuletzt unter anderem religionspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion und wurde kurz nach dem Rücktritt von seinen politischen Ämtern wieder in dieses Amt berufen. Ein Grund dafür könnte sein: Er ist bei den Großkirchen sehr beliebt, obwohl gemäß ihrer eigenen Kirchenbibel der dort verehrte "Gott" die Hinrichtung Homosexueller fordere (3. Mose 20, 13; siehe dazu oben in der Einleitung); und obwohl auch der Kirchenlehrer Paulus in der Bibel schrieb, dass diejenigen, die diese "Unzucht" betrieben, nach seiner Meinung "den Tod verdienen" (Römer 1, 24-32), was für die Kirchen-Institutionen und für kirchliche Initiativen wie dem "Christival" – wie andere Bibelinhalte auch – "unfehlbares reines Gotteswort" sein soll. "Die Nachricht von der Aufgabe der Ämter hat mich erschreckt", sagte bei diesem Anlass ein Sprecher der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland über Volker Beck (epd, 3.3.2016). So manchen erinnert das kirchliche Verhalten dabei an das Winden einer Schlange – aalglatt von einem Extrem zum Nächsten, je nach momentaner Interessenlage.

So wurde Volker Beck, nachdem das Interesse der Öffentlichkeit an seinen Rauschgift-Delikten nachließ, auch als religionspolitischer Sprecher der Grünen wieder neu eingesetzt. Ob es unter den damaligen Umständen eine neuerliche Auseinandersetzung zwischen Beck und den Verantwortlichen von Christival e.V. im Jahr 2016 geben könnte, war eine Fragen im Vorfeld. Offenbar um Konflikten aus dem Weg zu gehen, wurde das Thema "Homosexualität" beim Christival 2016 aber dann von vorne herein gar nicht mehr angeboten.
Eines der Seminare hieß lediglich ergebnisoffen Der Gender-Streit. Im Umfeld dieser Thematik ist auch eine Theologen-Ausgabe erschienen unter dem Titel Wie transsexuelle evangelische Pfarrer der Schöpfungsordnung den Kampf ansagen.
Der Verein Christival e.V. gehört zur Deutschen Evangelischen Allianz, die besonders bibeltreu sein will und mittlerweile über dieses Thema ebenfalls zerstritten ist. Deren Vorsitzender Michael Diener (bis 2016) hatte praktizierende Homosexuelle ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen. Doch droht ihnen dort aufgrund der unmissverständlichen Bibelstellen nicht Gefahr? Was ist, wenn man die Bibel in diesen Kreisen tatsächlich wieder ernster nimmt? Und zwar nicht nur dem Sinn nach, sondern dies auch wörtlich tun möchte?
 

27.4. / 5.5.2016 – Für das unermessliche Leid der Tiere, das eine kosmische Schuld der verantwortlichen Menschen ist, war, wie immer im Protestantismus, so auch bei dem Christival-Treffen 2016 in Karlsruhe nur wenig Verständnis zu erwarten. Lediglich die Massentierhaltung erfährt mittlerweile teilweise Kritik. "Während die einen wegen der Massentierhaltung ganz auf Fleisch verzichteten, komme dieser Schritt für andere nicht infrage", wird die Stellungnahme von Karsten Hüttmann, dem Vorsitzende des Trägervereins Christival e.V., wiedergegeben. (idea-spektrum Nr. 14, 6.4.2016)
Im Evangelischen Katechismus steht aber auch dazu nichts, da die kleinen Brüder und Schwestern der Menschen und auch die größeren Tiergeschwister laut kirchlicher Vorstellung vom Heil in Christus ausgeschlossen sind.
Allerdings war erstmals die konfessionell ungebundene Tierschutzorganisation Peta auf dem Christival mit einem Stand vertreten.
 
Doch um die mächtige und traditionell kirchengebundene Schlacht-Lobby und die Massentierhalter nicht zu verärgern, fügte der Christival-Vorsitzende Karsten Hüttmann die Erklärung hinzu: Einen "Großteil der theologischen Aussagen und Schlussfolgerungen" dieser Organisation teile man nicht (zit. nach idea.de, 15.4.2016). So verlangte der Norddeutsche Bauernverband im Vorfeld die Ausladung von Peta wegen "eklatantem Widerspruchs" zum "biblischen Menschenbild".
Was nicht aus der Luft gegriffen ist: Denn die Interpretation ihrer Bibeln durch die Institutionen Kirche ist seit Jahrhunderten hauptverantwortlich für das grässliche Tierleid und die Zerstörung der Schöpfung Gottes. So biegt der Bauernverband den "Fluch der Urzeit" (Der bekannte Theologe Walther Zimmerli), der lautet "Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen" (Genesis 9, 3) um – und zwar in eine angebliche Erlaubnis Gottes. (topagrar.com, 13.4.2016)
 

4.5. / 8.5.2016 / 9.3.2019 – Auch beim Christival wurde eine "Taizé-Nacht der Lichter" angeboten, am 6. Mai 2016 – Äußere Licht-Inszenierungen erzeugen Stimmungen und Gefühle und wirken in jeder Gemeinschaft, gleich welchen Inhalts. Auch wenn das Christival vordergründig eine evangelische Veranstaltung war, wird über Elemente der Frömmigkeit, wie sie im südfranzösischen Taizé praktiziert werden, ein energetisches Sendepotenzial zum Vatikan aufgebaut, denn über Taizé sollen spirituell interessierte Jugendliche dem Papst in Rom und damit letztlich dem Gegenspieler von Jesus, dem Christus, zugeführt werden. Siehe dazu Die Taizé-Verschwörung. Das Christival ging am Sonntag, den 8. Mai 2016, zu Ende. Die Veränderungen in der Welt und in der Gesellschaft schreiten derweil in einem immer rasanteren Tempo voran und das Lügengebäude der Institutionen Kirche wird von immer mehr Menschen durchschaut.
 

25.11.2020 / 30.11.2021 / 30.6.2022 / 16.3.2023 – Der Jugendkongress ´CHRISTIVAL 22` fand wie geplant in Erfurt statt, vom 25.5. bis zum 29.5. "Eine reine digitale Durchführung schließe der Vorstand aus", hieß es bereits im Vorfeld (idea-spektrum Nr. 48 vom 25.11.2020). Dort ging es um die Bibel, den Brief des Apostels Paulus an die Philipper – allerdings aus einer Zeit, in der die Menschen vielfach ganz andere Probleme hatten als heute. Außerdem ist Paulus nicht Christus. Es gibt neben einigen Gemeinsamkeiten auch viele Widersprüche, so dass ein Name wie "Paulival" statt Christival eigentlich treffender gewesen wäre. 2023 übernahm dann Philipp Kruse, der Leiter der Initiative Das Bibel Projekt, den Vorsitz des Trägervereins vom bisherigen Vorsitzenden Karsten Hüttmann und betonte vordergründig noch einmal dass es um "jesuszentrierte Jugendarbeit" gehen soll, wobei aber weiterhin nicht bedacht wird, wie Paulus die Lehre von Jesus verfälschte.
Im November 2021 hatte zuletzt auch ein mit den Christival-Ideen verwandtes so genanntes "hoffnungsfest2021" stattgefunden, das aus den so genannten ProChrist-Veranstaltungen hervor ging. Und im Februar 2022 hatte mittlerweile zwischen Russland und der Ukraine und den Nato-Staaten ein neuer großer Krieg in Europa begonnen, der sehr schnell sehr vieles gravierend verändern kann. Auch die zukünftigen Planungen. So ist für zwar vom  24.5. bis zum 28.5.2028 ein weiteres Christival an einem noch nicht bekannten Ort geplant. Doch wer weiß, was bis dahin alles passiert und ob das dann tatsächlich noch stattfindet.

 


Der Text kann wie folgt zitiert werden
:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Christival – Reformversuch für geistig tote Kirchen, Wertheim 2008, zit. nach theologe.de/christival.htm,
Fassung vom 12.6.2024, Copyright © und Impressum siehe hier.
 


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