Der Theologe Nr. 70, aktualisiert am 1.7.2022
Nach der Wahl von Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien zum neuen Papst der
römisch-katholischen Kirche im Jahr 2013 war es vor allem der Papstname
"Franziskus", der so manchen Zeitgenossen aufhorchen ließ. Denn Franz von
Assisi (1181/82-1226), auf den dieser Name zurückgeht, wollte nur Jesus
nachfolgen und verschenkte seinen Besitz an die Armen. Doch der damalige
Papst Innozenz III. (+1216) machte ihn gegen seinen Willen zum Gründer eines
katholischen Ordens. Und bereits zwei Jahre nach seinem Tod sprach ihn Papst
Gregor IX. (+1241) auch noch "heilig".
Franz von Assisi und sein guter Ruf wurden also bereits im 13. Jahrhundert
von der katholischen Papstkirche für deren Zwecke vereinnahmt. Und wie ist
es heute? Erleben wir heute eine erneute Vereinnahmung?
In unserer Zeit stellt man Franz von Assisi nun einen Mann an die Seite,
nämlich Papst Jorge Mario Bergoglio, der unter seinem Papstnamen
"Franziskus" aber etwas völlig anderes repräsentiert als einst der junge
Mann aus Assisi in Italien. Wenn also heute von "Franziskus" gesprochen
wird, dann weiß man womöglich gar nicht auf Anhieb, wer gemeint ist: der
ursprüngliche Franziskus von Assisi oder der zweite Mann, gleichsam der
Schatten.
Lesen Sie in dieser Ausgabe mit dem Titel "Die Täuschung aus dem Vatikan"
einige Fakten zu Papst Bergoglio, der sich den Namen "Franziskus" gab.
"Der Papst stellt in
keinem Augenblick die Argumente seiner Vorgänger in Frage". |
Die kirchliche Vernichtung der Katharer
Wie Franz von Assisi für die Inquisition missbraucht wurde
Heiligsprechung von Franz und Verfolgung seiner Anhänger
Die Anhäufung von
Reichtümern und Blutgeld in der Kirche
Der Hunger in der Welt und die Milliardenschätze der
"armen" Kirche
Den Reichtum der Kirche auflösen
und den Armen schenken?
Die "ketzerischen" Lehren des
früheren Franziskus von Assisi
Wo bleibt die Hilfe der Kirche für die Tiere?
Schluss mit den Kadavermahlen der Kardinäle!
Wann verzichtet der Papst auf den Titel
"Heiliger Vater"?
Papst ging als Kardinal zu Fuß – das ist doch angeboren
"Es ist ganz gleich, wer
obenauf sitzt"
Die kirchlichen Bibelfälscher
Kirche, "die in
Nöten hilft, die man ohne sie gar nicht hätte"
Kirche erlaubt das Töten
Argentinische Bischöfe geben Ratschläge zum Töten
Papst Bergoglio und der Pakt der argentinischen Kirche mit der Diktatur
Die kirchliche Beteiligung an der Diktatur wurde nicht aufgearbeitet
Hat ein damaliges Entführungsopfer den Papst wirklich entlastet?
Der Papst, die Jesuiten und der gesunde Menschenverstand
Papst Bergoglio verharmlost Grauen der Kreuzzüge
Der tote Jesus ist für den Papst die "einzige
Herrlichkeit"
Papst erklärt: Kirche sei auf dem Blut von Jesus aufgebaut
Nachrichten
Auch Atheisten, die
Gutes tun, sollen ewig verdammt werden
Papst Bergoglio erklärt Kirche für absurd
Buch von Jorge Bergoglio über die
Jesuiten und die Protestanten
Vorwürfe: Als Erzbischof log er, vertuschte und ließ Opfer
beschimpfen
Ändert sich etwas durch Papst Bergoglio?
"Man gewinnt den Eindruck, er (der Papst) sei auch bei
der Lehre reformfreudig. Davon sehe ich nichts. Es ist, als ob er nur
bestimmte Dinge anleuchtet."
"Gewiss wird jeder Papst seine Rolle etwas anders
spielen, aber jeder Papst spielt dieselbe Rolle – und einstweilen
spielt die Welt auch noch mit."
Foto rechts: |
Die kirchliche Vernichtung der
Katharer
Betrachten wir dazu einiges, was aus dem Leben
von Giovanni Battista Bernardone, dem späteren Franz von Assisi, bekannt
ist. Der begüterte Kaufmannssohn arbeitete zunächst zusammen mit seinem
Vater als Tuchhändler. Später nahm er, wie gesagt, die Worte von Jesus
ernst, seinen Reichtum den Armen zu verschenken, und er begann damit, Jesus,
dem Christus, bedingungslos nachzufolgen.
In jener Zeit, im 12. und im 13. Jahrhundert, bildete sich in Südfrankreich
auch eine kraftvolle Gemeinschaft, deren Anliegen ebenfalls die Nachfolge
von Jesus war. Man nennt sie heute meist "Katharer" von "katharoi" = "die
Reinen" oder "Albigenser", benannt nach der südfranzösischen Stadt Albi.
Neben den Katharern gab es vor allem in Frankreich und in Italien weiterhin
die so genannten Waldenser, die "Brüder und Schwestern des Freien Geistes"
und noch manche andere Gruppierung, in der sich Menschen ehrlich um die
Nachfolge Jesu bemühten.
Der päpstlichen Machtkirche jedoch waren alle diese Nachfolger Jesu ein Dorn
im Auge. Da sie sich nicht der römisch-katholischen Kirche unterwarfen,
wurden sie zu "Ketzern" abgestempelt, mit furchtbaren Folgen: So wurde im
Vatikan Vernichtung und Ausrottung der Katharer beschlossen, und Papst
Innozenz III. ließ im so genannten Albigenserkreuzzug von 1209-1229
Zehntausende von "Katharern" massakrieren. Doch 20 Jahre Krieg konnten sie
nicht vernichten, und so installierte der Vatikan von da an eine
flächendeckende Inquisition in Südfrankreich. Auf diese Weise gelang es der römisch-katholischen Kirche, die Katharer bis ins Jahr 1310 schließlich
doch auszurotten. Im Jahr 1311 folgte dann die Verdammung und Verfolgung der
"Brüder und Schwestern des freien Geistes" durch die päpstliche Machtkirche.
Wie Franz von Assisi für die Inquisition
missbraucht wurde
Da die Katharer oder Albigenser in der
Bevölkerung sehr beliebt waren und viele Menschen erkannten, dass man dort
im Gegensatz zur Kirche vielfach nach urchristlichen Idealen lebte,
versuchten Papst und Kardinäle, eine ähnliche Bewegung auch innerhalb der
Kirche anzusiedeln. Und genau dafür hatte man nun Franz von Assisi
gebraucht, der Papst Innozenz III. gebeten hatte, schlicht und unbehelligt
nach dem Evangelium leben zu dürfen.
Eigentlich wäre auch Franziskus aufgrund seiner Überzeugungen und Taten ein
Fall für die Inquisition gewesen. Innozenz III. hatte ihn jedoch verschont und
gewähren lassen, weil es seine Strategie war, mithilfe der Ideale von
Franziskus eine kirchliche Alternative zu den bescheidenen und
friedliebenden Bewegungen der Katharer, Waldenser und Mystiker des freien
Geistes aufzubauen. Den Anstoß dafür erhielt der mörderischen Papst offenbar
in einem Traum, in dem er sah, wie Franziskus angeblich die Kirche vor dem Einsturz
und Untergang retten könne, indem er sie stützt und hält (siehe
Gemälde von Giotto di Bondone links:
Wikimedia-Commons-Lizenz/Foto: Petrusbarbygere).
So machte die Kirche aus der Gemeinschaft des Franziskus kurz vor dessen Tod
gegen seinen Willen einen streng kirchlich geregelten Mönchsorden. Franz von
Assisi wollte jedoch überhaupt keinen Orden gründen, sondern er wünschte
eine freie Bewegung von Gleichberechtigten und Gleichgesinnten. Auch wehrte
er sich, solange er noch dazu in der Lage war, gegen alle Versuche, seine
ursprünglichen Ideale zu verändern. Doch wurden ihm immer mehr Kompromisse
aufgenötigt. Noch in seinem Testament verpflichtete Franz von Assisi den
Orden aber ausdrücklich auf das von ihm in Worte verfasste Ideal der Armut
und er erklärte dieses Testament für verbindlich.
Für die Vatikankirche war sein Testament aber
nicht viel mehr als ein frommer Wunsch. Zwar trieb Papst Gregor IX. die
Vereinnahmung durch die "Heiligsprechung" von Franziskus im Jahr 1228 noch
weiter voran, nur zwei Jahre nach seinem Tod. Doch bereits zwei weitere
Jahre später annullierte derselbe Papst die von Franz von Assisi geforderte
Verbindlichkeit seines Testaments für den neuen Orden. "Nach Kopien des
Testaments wurde geforscht und wo sie gefunden wurden, wurden sie
vernichtet." (Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 16./17.11.2013)
Sehr viele der jungen Nachfolger des Franz von Assisi, die so genannten
"Franziskaner-Spiritualen", waren damit aber nicht einverstanden. Die Folge:
Nachfolger Jesu, die wirklich so leben wollten wie es Franz von Assisi ihnen
vorlebte, wurden immer mehr innerkirchlich angefeindet.
Im Jahr 1302 erließ Papst Bonifatius VIII. (+1303) die Bulle Unam sanctam,
um den totalitären Herrschaftsanspruch des katholischen Pontifex maximus
über die ganze Erde zu zementieren. Die Bulle gipfelt in dem Satz "Dem
römischen Papst sich zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum
Heile notwendig. Das erklären, behaupten, bestimmen und verkünden Wir."
Dieser Lehrsatz ist in der Dogmen- und Lehrsatzsammlung von Josef Neuner
und Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche (Regensburg 1992) unter der
Randnummer 430 bis heute als "unfehlbare" Glaubensvorschrift der
römisch-katholischen Kirche markiert.
Mit dieser Unterwerfungsforderung ging die römisch-katholische Kirche kurz
nach der Ermordung der letzten Katharer im Jahr 1310 nun auch gegen
diejenigen Franziskaner in den eigenen Reihen vor, die sich nicht
bedingungslos dem Papst in Rom unterwerfen wollten. Im Jahr 1317 wiederholte
Papst Johannes XXII. (+ 1334) diese Forderung noch einmal ausdrücklich. Wer
jetzt nicht bedingungslos gehorchte, wurde nun exkommuniziert, in schlimme
Kerkerhaft genommen und gefoltert. "Hunderte" Franziskaner wurden auf den
Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt (J. R. Grigulevic,
Ketzer-Hexen-Inquistioren, Freiburg 1995, S. 166), weitere wurden
vertrieben. Auch das Testament von Franziskus von Assisi wurde teilweise
sogar öffentlich verbrannt. Im Jahr 1323 legte Papst Johannes XXII. dann in
einer päpstlichen Konstitution fest, dass die Lehre des Franz von Assisi,
dass Christus und die Apostel kein Eigentum besessen hätten, eine
"Entstellung" der Evangelien sei und damit "Ketzerei".
Die Anhäufung von Reichtümern und Blutgeld in der Kirche
Die Kirche ihrerseits häufte unter massivstem Missbrauch des Namens Christus
über die Jahrhunderte Reichtümer über Reichtümer auf; zum Beispiel durch den "größten Völkermord aller Zeiten"
bei der Eroberung Amerikas, wie der Theologe Leonardo Boff es einmal nannte
(zit. nach Publik-Forum, 31.5.1991). Unzählige
Ureinwohner, ganze Völker und Stämme, kamen dabei auf dem ganzen Kontinent bis ca. 1650 ums Leben,
man spricht manchmal gar von ca. 100 Millionen (u.a. Südwestpresse,
2.5.1992). Viele von ihnen mussten sich dabei in den Silber- und Goldminen zu
Tode schuften.
Weitere Quellen des kirchlichen Reichtums sind: Kreuzzüge, gefälschte
Urkunden, Beschlagnahmung des Vermögens von Opfern der Inquisition und der
Hexenverbrennungen, Erbschleicherei, Ablasshandel, Ämterverkauf,
Sklavenhandel, Auspressung von Bauern und Bürgern – immer wurden die
Menschen dadurch ärmer und die Kirche reicher.
Franz von Assisi war derweil gleichermaßen "heilig" gesprochen wie kalt
gestellt.
Auch die nun vollends auf Kirchenkurs gebrachten Franziskaner wurden bald zu
fleißigen Mitarbeitern der blutigen Inquisition, genau so, wie es die Päpste
wünschten. Noch im 20. Jahrhundert waren es hauptsächlich fanatische
Franziskanermönche, die im katholisch-faschistischen Kroatien zwischen 1941
und 1943 an einem regelrechten Völkermord gegen die orthodoxen Serben
maßgeblich beteiligt waren. So wurde auch die einst positive Bewegung des
Franziskus vereinnahmt und in ihr Gegenteil verkehrt. Und wie ist es heute?
Der Hunger in der Welt und die Milliardenschätze der "armen" Kirche
Nach Hochrechnungen des Politologen Dr. Carsten Frerk beläuft sich der
Reichtum der beiden Großkirchen allein in Deutschland auf ca. 500 Milliarden
Euro (Der Spiegel Nr. 49/2001), davon ein Geldvermögen von ca. 150
Milliarden Euro (focus.de, 27.3.2013). Hinzu kommen pro Jahr neben
ca. zehn Milliarden Euro Einnahmen an Kirchensteuern noch einmal ca. 17
Milliarden Euro durch Subventionen und den staatlichen Verzicht auf
Steuereinnahmen (stop-kirchensubventionen.de); weitere ca. 50
Milliarden Euro staatlichen Finanzierung von Caritas und Diakonie
noch gar nicht gerechnet. Auch die Erzbischöfe und Bischöfe erhalten ihr
monatliches Grundgehalt zwischen 8.000 und 12.000 Euro – direkt oder
eingebunden in eine Pauschal-Subvention – vom deutschen Staat, plus Zulagen
wie mietfreiem Bischofspalais, Chauffeur, Befreiung von Arbeitslosen- und
Rentenversicherungsbeiträgen und vielen weiteren Privilegien mehr.
Gleichzeitig verhungern täglich Zehntausende von Menschen oder sterben an
den Folgen von Unterernährung.
Der Vatikan wiederum besitzt einen riesigen Goldschatz und weltweit
unübersehbare Kapitalanlagen (eine Aufzählung siehe
hier). Alleine die Gebäude der Stadt Rom
sollen zu mindestens einem Viertel in den Händen des Vatikans sein, nach
anderen Schätzungen sogar deutlich mehr.
In anderen italienischen Städten ist es ähnlich. "Ach, wie möchte ich eine
arme Kirche für die Armen!" (vatican.va, 16.3.2013) rief angesichts
dieses immensen Reichtums der Kirche der neue Papst Jorge Mario Bergoglio.
Und er nennt sich dabei Franziskus.
Das bedeutet aber doch: Franz von Assisi wird erneut vereinnahmt und zwar
noch massiver als je zuvor, womit gutwillige Gottsucher einmal mehr in die
Irre geführt werden.
Oder aber Papst Bergoglio meint es wirklich ernst mit dem Namen "Franziskus"
und mit seinem Wunsch nach einer "armen Kirche der Armen".
Der ursprüngliche Franziskus hat sich an den Worten von Jesus an den reichen
"Jüngling" orientiert, die lauten: "Verkaufe alles, was du hast, und gib´s
den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben" (Lukas 18, 22).
Das tat Franziskus auch.
Deshalb könnte doch der Papst, der sich Franziskus nennt, jetzt das Gleiche
tun: Also den Reichtum der Kirche auflösen. Da käme richtig viel zusammen,
das man den Armen und Notleidenden geben könnte.
Denn Franz von Assisi lehrte: "Wenn jeder einzelne darauf verzichtet, Besitz
anzuhäufen, dann werden alle genug haben." (aphorismen.de)
Und die Kirche als Institution könnte hier mit ihrem Beispiel voran
gehen. Wie dringend das wäre, ergibt sich z. B. aus dem
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Demnach litten im Jahr
2012 rund 870 Millionen Menschen weltweit an Hunger.
(fao.org)
In diesem Sinne würde die Orientierung der Kirche an Franz von Assisi z.
B. bedeuten:
Der
Papst verkauft den unermesslichen Reichtum der Kirche und lindert damit die
Hungersnot in vielen Teilen der Welt.
Der
Papst öffnet die Paläste der Kirche z. B. für die Flüchtlinge aus Afrika,
die zu Hunderten und Tausenden auf der italienischen Mittelmeerinsel
Lampedusa stranden. Und er öffnet die Paläste auch für Obdachlose und Arme.
Die meisten Menschen wünschen sich solches doch schon sehr lange: Paläste
öffnen, Flüchtlinge aufnehmen, Reichtum verschenken, so wie es Franz von
Assisi auch gelehrt und getan hat. Oder der Name Franziskus ist eben doch
nur ein geschicktes Täuschungsmanöver, womit die Kirche besser als zuvor mit
dem Wind des Zeitgeistes segeln kann.
Die "ketzerischen" Lehren des Franziskus über Bruder Sonne und Schwester Mond
Franz von Assisi war auch ein Freund der Tiere und der Natur, und er schrieb
den bekannten "Sonnengesang" über "Bruder Sonne". Darin hat Franz auch
"Schwester Mond" und die Sterne gepriesen, "Bruder Wind" und "Schwester
Wasser".
Im Gegensatz dazu lehrt die katholische Kirche bis heute verbindlich, und
wir zitieren dazu aus der offiziellen römisch-katholischen Dogmensammlung
von Heinrich Denzinger den Lehrsatz Nr. 408: "Wer sagt oder daran
festhält, der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne … seien irgendwelche
beseelten oder vernunftbegabten [wörtlich: "logikas"] Kräfte, der sei mit
dem Anathema belegt", was bedeutet: ... der sei nach seinem Tod ewig verflucht und verdammt.
(Heinrich Denzinger, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen
Lehrentscheidungen, Enchiridon symbolorum definitionum et declarationum de
rebus fidei et morum, 42. Auflage, Freiburg 2009, erweitert von Peter
Hünermann)
Dieser Lehrsatz wurde auf der Synode von Konstantinopel im Jahr 543
beschlossen und vom Papst bestätigt.
Wenn aber jetzt jemand wie Franziskus von Assisi kommt und sagt, die Sonne
und das Wasser, das sind meine Brüder, der Wind ist meine Schwester, die
Erde meine Mutter, dann hätte ihn die Kirche wegen dieser Aussage gemäß
ihrer Lehre und ihren damaligen Maßstäben eigentlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen müssen. Doch wie
gesagt: Die Päpste hatten mit ihm andere Pläne. "Ketzer" lebendig zu
verbrennen, gehört jedoch bis heute zu den offiziellen Lehrsätzen der
römisch-katholischen Kirche. So werden in der Bannandrohungsbulle Exsurge
Domine gegen Martin Luther von Papst Leo X. aus dem Jahr 1520 die
"Irrtümer" Luthers aufgezählt, wozu gehört: "Dass Häretiker verbrannt
werden, ist gegen den Willen Gottes". So dachte Luther noch 1520, später
änderte er hier seine Meinung und passte sie wieder dem Vatikan an. Und der
Katholizismus führt diesen angeblichen "Irrtum" des jungen Luther unter der
Nr. 1483 bis heute als offiziellen Lehrsatz in dem Dogmen- und
Bekenntniskompendium von Denzinger/Hünermann (siehe oben).
Wo bleibt die Hilfe der Kirche für die Tiere?
Franz von Assisi lebte im Gegensatz dazu die innere Religion des freien Geistes, aber die
äußere Macht- und Gewaltkirche vereinnahmte ihn. Seit 1980 ist Franziskus in der
katholischen Kirche nun auch noch ganz offiziell der "Patron der Umwelt- und
Tierschützer".
Und von ihm ist auch folgende Aussage überliefert: "Gott wünscht, dass wir
den Tieren beistehen, wenn sie Hilfe bedürfen. Ein jedes Wesen in Bedrängnis
hat gleiche Rechte auf Schutz." (aphorismen.de)
Da Papst Bergoglio sich Franziskus nun als Namensgeber und Vorbild
wählte, müsste das nicht auch tief greifende, spürbare Veränderungen in der
Kirche gegenüber den Tieren bewirken?
Doch wo bleibt die Hilfe der Kirche für die Tiere in den qualvollen
Massentieranlagen oder den Tierversuchsanstalten? Wo bleibt die Hilfe, wenn
die Tiere im Schlachthof um ihr Leben schreien? Wo bleibt die Hilfe für die
Tiere in Wald und Flur, die auf Futtersuche zu Millionen angeschossen und
erschossen werden?
Der Segen der Priester für bei einer Treibjagd erschossene Tiere kann ja in
diesem Sinne kein "Beistand für die Tiere" sein. Denn nach kirchlicher Lehre
kommen Tiere nach ihrem Tod ja nicht in einen Himmel, sondern sie gehen beim
Sterben angeblich komplett zugrunde.
Wenn ein Tier in Bedrängnis laut Franz von Assisi aber "Recht auf Schutz"
hat, was ist dann mit dem Katechismus der Katholischen Kirche, der
Tierversuche in angeblich "vernünftigen Grenzen" erlaubt? Und da in der
Regel keine kirchlichen Proteste erfolgen, sind damit derzeit wohl nahezu
alle gemeint, alleine in Deutschland 2,9 Millionen Tierversuche zu
Forschungszwecken im Jahr 2012 (spiegel.de, 16.11.2012). Und weiter
heißt es im Katechismus: "Somit darf man
sich der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen" (Nr.
2417). Wo bleibt dann hier aber das angebliche "Recht auf Schutz"?
Oder ist der Name Franziskus für einen Papst auch im Hinblick auf die Tiere
nur Täuschung, um manche Gemüter zu beschwichtigen? Und so mancher spricht
dabei im übertragenen Sinne gar von einer "Franziskus-Lüge", weil er auch
hier etwas völlig anderes repräsentiert als das, wofür der echte Franziskus einstand.
Schluss mit den Kadavermahlen der Kardinäle!
Dazu ein weiterer Aspekt:
Franz von Assisi hat als Vegetarier viele Tiere auch davor geschützt, vom
Menschen geschlachtet und als Kadaver verspeist zu werden. Für einen Papst,
der sich nach ihm benennt, sollte das bedeuten: Schluss mit den
Kadavermahlen für die Kardinäle! Schluss mit den Kadavermahlen im Vatikan!
Das müsste doch eigentlich selbstverständlich sein, dass der Papst mit dem
Fleischkonsum der Bischöfe und Kardinäle zunächst in Rom Schluss macht; und
dass er dann natürlich auch alle seine Gläubigen aufruft, die Tiere als
Brüder und Schwestern zu achten, wie es Franz von Assisi tat, und sie
folglich nicht mehr zu quälen oder töten zu lassen.
Denn gemäß den Lehren von Franz von Assisi sind alle Geschöpfe Gottes
gleichsam auch Gottes Kinder, weswegen er auch Tiere als Brüder und
Schwestern bezeichnete. Bekannt ist die Geschichte, in der er einen wilden
Wolf gezähmt haben soll ("Der Wolf von Gubbio"). Das heißt, er hat das
Vertrauen der Tiere gewonnen.
Wenn sich der Führer der Kirche nach Franz von Assisi benennt und dies ernst
nehmen würde, dann müsste er
jetzt auch hier Farbe bekennen!
Wann verzichtet der Papst auf den Titel "Heiliger Vater"?
Franz von Assisi ist Jesus nachgefolgt, der auch lehrte: "Ihr sollt
niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, der
im Himmel ist" (Matthäus 23, 9). Und so soll Franziskus vor seinem
leiblichen Vater, dem Bischof und einer großen Menschenmenge gesagt haben:
"Von jetzt an nenne ich nur noch einen Vater, den im Himmel!"
(heiligenlexikon.de)
Jesus von Nazareth lehrte also, keinem Menschen auf der Erde den Titel
"Vater" zu verleihen, und Franz von Assisi wollte auch seinen leiblichen
Vater nicht mehr "Vater" nennen. Denn aus geistiger Sicht sind ja alle
Menschen Brüder und Schwestern. Um wie viel mehr müsste dann doch der Papst,
der sich Franziskus nennt, endlich auf den Titel "Heiliger Vater"
verzichten. Denn dieser Titel ist ein krasser Widerspruch zur Lehre Jesu,
der nicht wollte, dass sich Menschen "Vater", "Meister" oder "Lehrer"
nennen. Und so heißt es selbst in der kirchlichen Bibel: "Ihr aber seid alle
Brüder." (Vers 8)
Das ist der Freie Geist. Also keine "heiligen Väter", keine Meister,
keine Lehrer, keine Priester, keine Hochwürden, keine Eminenzen und Exzellenzen
usw., die sich als etwas "Besonderes" gegenüber anderen Menschen dünken.
Papst ging als Kardinal zu Fuß – das ist doch angeboren
Nun erscheint aber gerade der im Jahr 2013 gewählte Papst Bergoglio als ein
Mann, der nicht abgehoben wirkt, sondern als volksnah gilt. Es heißt, er
habe schon als Erzbischof auf viele Privilegien verzichtet, so zum Beispiel
auf einen Dienstwagen und einen Chauffeur. Stattdessen wäre er U-Bahn oder
Bus gefahren oder sei gar zu Fuß gegangen.
Doch was ist denn eigentlich so besonders daran, dass ein Kardinal hin und
wieder zu Fuß zur Arbeit geht? Ist das nicht angeboren, dafür haben wir doch
unsere Füße. Aber man muss es extra erwähnen. Warum? Weil man gewohnt ist,
dass sich die Würdenträger mit der Sänfte herumtragen lassen oder heute mit
dem Papamobil chauffiert werden. Deshalb gilt es schon als Fortschritt, wenn
ein Kardinal hier und da zu Fuß geht. Dies zeigt doch die ganze
"Abartigkeit" und den moralischen Stand, auf dem diese Kirche steht!
Übrigens: Als so genannter "Provinzial", also Jesuitenführer von
Argentinien, ging Jorge Bergoglio kaum zu Fuß, sondern ließ sich fast
überall mit seinem Dienstwagen hin befördern. ("La patota salió del
Colegio Máximo", pagina 12, 2.5.2010)
"Es ist ganz gleich, wer obenauf sitzt"
Der preisgekrönte Historiker Karlheinz Deschner wurde im Jahr 1990 einmal
gefragt: "Halten Sie eine Gesundung der Kirche durch neue Ideen und
Reformpäpste für unmöglich?"
Und Karlheinz Deschner hat darauf wie folgt geantwortet: "Ja, allerdings.
Das halte ich angesichts dieser zweitausendjährigen Geschichte für gänzlich
ausgeschlossen. Und nicht nur für ausgeschlossen, ich halte es gar nicht für
wünschenswert. Denn selbst wenn – ein utopischer Gedanke – die … Kirchen
sich im nächsten Jahrhundert zu ethisch intakten Gemeinschaften
entwickelten, so bliebe doch ihre Dogmatik, ihre Glaubensgrundlage, ein
Gespinst aus Lug und Trug." (Interview mit der Zeitung El Independiente
vom Sommer 1990, zit. nach Karlheinz Deschner, Oben ohne, Für einen
götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt, Reinbek 1997, S. 352)
Und weiter: "Auf solchem Riesenberg von Verbrechen und Betrug ist es
ganz gleich, wer obenauf sitzt und regiert. Auch der Beste könnte nichts
anderes daraus machen." (S. 355)
So bleiben die Verfluchungen und ewigen Verdammungslehren der Kirche
unverändert, da viele von ihnen ja auch angeblich "unfehlbar" so beschlossen
wurden und aus kirchlicher Sicht alle Menschen auf der Erde betreffen, was
in der vorhin genannten Dogmensammlung von Heinrich Denzinger für jeden
nachzulesen ist. In diesem Zusammenhang reicht eine einzige Verfluchung aus
vielen Hunderten für eine angeblich ewige Hölle des auf diese Weise
Gebrandmarkten.
Doch wenn die katholische und evangelische Lehre einer "ewigen Hölle"
stimmen würde, dann wäre die Sünde größer als Gott. In Wirklichkeit hat
Jesus niemals solches gelehrt, sondern Er hat auf das Gesetz von Saat und
Ernte hingewiesen, wonach ein Mensch aus jeder selbst geschaffenen "Hölle"
auch wieder heraus kommt, wenn "du auch den letzten Pfennig bezahlt hast"
(Matthäus 5, 26), was bedeutet: wenn alles Unrecht, das man verursacht
hat, bereinigt und wieder gut gemacht ist.
Kirchliche Theologen haben Jesus jedoch vieles Falsche unterstellt, zum
Beispiel,
dass Er angeblich indirekt einen Papst installiert oder indirekt
Priester oder Dogmen und Sakramente und Rituale eingesetzt habe. Hier genügt
das vorurteilsfreie Lesen in den Evangelien der Bibel, um sich zu
vergewissern:
Die Kirche ist etwas komplett anderes als das, was Christus einst wollte.
Die Aufzählung der kirchlichen Unwahrheiten und Irreführungen lässt sich
dabei schier ins Unendliche erweitern: so, wenn es heißt, der Kirchenglaube
genüge für das Seelenheil, obwohl Jesus immer vom rechten Tun sprach. Oder
wenn man vorgibt, Pfarrer und Priester könnten den Menschen Sünden vergeben
oder Ablässe von Sündenstrafen ausstellen, obwohl die Menschen sich nach den
Worten von Jesus in Wirklichkeit untereinander vergeben sollen, und, und,
und …
Wie gesagt: Irreführungen, Fälschungen, Erfindungen, Manipulationen, und man
könnte sagen: Eine Täuschung nach der anderen. Was also soll ein volksnaher
Papst hier bringen, falls die Volksnähe denn wirklich zutreffen sollte?
Doch was heißt schon "volksnah"? "Wer nicht zu Gott betet, betet zum
Teufel", behauptete Papst Jorge Bergoglio gleich in seiner ersten Predigt
(domradio.de, 14.3.2013) und erklärte damit alle, die nicht in diesem
Sinne beten, auf einen Schlag zu Dienern des "Teufels" und damit zu
katholisch Verfluchten in alle Ewigkeit.
Kirche, "die in Nöten hilft, die man ohne sie gar nicht hätte"
Der Autor Karlheinz Deschner hat einmal über die Kirche geschrieben. Sie
ist, so wörtlich, "eine Praxis, die krank macht, um heilen zu können; die in
Nöten hilft, die man ohne sie gar nicht hätte." (Bissige Aphorismen,
Hamburg 1994, S. 16)
Mit anderen Worten: Die katholische Kirche ist eine äußere Religion,
welche die Menschen – wie Deschner schreibt – erst in Bindungen und Nöte
führt und ihnen dann – im übertragenen Sinne – Medikamente anbietet, welche
die Menschen aber erst recht abhängig machen.
Also: Man schürt bei den Gläubigen zum Beispiel die Angst vor einer
angeblich ewigen Höllenstrafe und bietet als einzigen Ausweg aus dieser
angedrohten immerwährenden Pein den Dogmenglauben und die Sakramente an.
Dadurch wird die Abhängigkeit immer größer und der Gläubige steckt in einem
Teufelskreis, aus dem er kaum mehr entrinnen kann.
Dieser Teufelskreis beinhaltet auch die Erlaubnis zum Töten. Dazu
manipulierten die Theologen und Priester das Gebot "Du sollst nicht töten"
und geben es in deutscher Sprache heute meist wieder mit den Worten "Du
sollst nicht morden" – um eine Hintertüre für das Töten im Krieg offen zu
lassen, welche die Kirche dann ja millionenfach auch geöffnet hat, indem sie
Kriege als "gerecht" erklärte oder sie als "kleineres Übel" definierte.
Zum Vergleich: Für Jesus war nicht erst das Töten ein Verstoß gegen dieses
Gottesgebot. Er lehrte in der Bergpredigt: "Ihr aber habt gehört, dass zu
den Alten gesagt ist ´Du sollst nicht töten`; wer aber tötet, der soll des
Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der
ist des Gerichts schuldig." (Matthäus 5, 21-22a)
Jesus zeigte den Menschen also ihre Fehlhaltungen auf, die dem Töten
zugrunde liegen und Er erklärt: Hier beginne bereits das "Töten" in
Gedanken, und schon "wer mit seinem Bruder zürnt", setzt damit sein eigenes
"Gericht" von Saat und Ernte in Gang.
Die Priester und Theologen lehren die Menschen jedoch, wann sie angeblich
töten dürfen; nur "morden" dürften sie nicht. Doch "tot" ist aus der Sicht
des Opfers nun mal "tot", gleich ob "getötet" oder "ermordet".
Dabei unterstellen die Kirchen sogar dem Schöpfergott, Er selbst habe doch
einst Völkermord und Tieropfer befohlen, es sich später aber anders
überlegt. Die diesbezüglichen Tötungs-Anordnungen in der Bibel sind jedoch
eine Fälschung der damaligen Priesterkaste. Denn der Gott Abrahams, Isaaks
und Jakobs sprach durch den Propheten Maleachi: "Ich, der Herr, ändere mich
nicht."
(3, 6)
Auch die Todesstrafe wird von der Kirche in ihrem gültigen Katechismus
ausdrücklich erlaubt. Unter der Randnummer 2267 heißt es, die
Kirche schließe, so wörtlich, "den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus,
wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam
gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen".
Argentinische Bischöfe geben Ratschläge zum Töten
An dieser Stelle ist ein Blick auf die Rolle der Kirche während der
argentinischen Militärdiktatur von 1976-1983 hilfreich. In jener Zeit war
Jorge Mario Bergoglio Jesuitenführer Argentiniens und damit einer der
führenden katholischen Würdenträger im Land. Heute sieht sich der Papst
deshalb mit dem Vorwurf konfrontiert, mit der Junta paktiert zu haben oder
zumindest von vielen Verbrechen gewusst oder sie gar gebilligt zu haben.
So hatten hohe katholische Würdenträger während der Diktatur in Argentinien
keine Skrupel, dem Regime auch bestimmte Arten der Todesstrafe zu empfehlen.
Der Menschenrechtler Esteban Cuya erklärt: "Die Militärs haben die Leute von
der Kirche gefragt, ob sie Gegner ermorden können. Bischöfe haben gesagt:
Die Ermordung in einem Militärgefecht ist nicht christlich. Besser machen
Sie das so: Geben Sie eine Spritze mit Drogen den Gefangenen und dann
fliegen Sie sie übers Meer – Todesflug." (Glaubensfragen: Halbherzige
Reue – Argentiniens Kirche und die ungesühnten Opfer der Militärdiktatur,
SWR 2, 14.6.2001)
Nach Zeugenaussagen haben Priester den Todespiloten anschließend die Beichte
abgenommen, und Priester waren auch bei Folterungen und Verhören beteiligt.
Der römisch-katholische Militärbischof Victorio Bonamin gab den Mördern
darüber hinaus eine Art Generalabsolution, indem er in einer öffentlichen
Rede vor Generälen sagte: "Das Militär ist gereinigt im Jordan voll Blut, um
sich an die Spitze des ganzen Landes zu stellen." (zit. nach
argentinien-nachrichten.blogspot.de,
14.10.2007)
Unter den Opfern, die bei lebendigem Leib ins Meer geworfen wurde, waren
auch Mütter, die kurz zuvor ein Baby zur Welt gebracht hatten. (spiegel.de,
6.7.2012) Die Babys wurden zuvor an Anhänger der Diktatur, vermutlich
überwiegend "fromme" Katholiken, zur "richtigen" Erziehung übergeben.
Papst Bergoglio und der Pakt der argentinischen Kirche mit der Diktatur
Die Verwicklung von Papst Jorge Bergoglio in diese Diktatur könnte auch der
Grund gewesen sein, dass er im Jahr 2005 zunächst noch nicht Papst wurde.
Mittlerweile steht vielfach Aussage gegen Aussage. Unbestritten ist
Medienberichten zufolge, dass im Mai 1976, zwei Monate nach der
Machtübernahme der Militärs, der damalige Jesuitenprovinzial von Buenos
Aires, Jorge Bergoglio, zwei seiner Jesuitenpatres, die in einem
Armenviertel arbeiteten, zur Rede stellte bzw. warnte. Als sie sich
weigerten, ihre Arbeit in Anlehnung an die Befreiungstheologie für die Armen
aufzugeben, wurden sie aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen. Dadurch waren
sie sozusagen vogelfrei, und sie wurden prompt von den Putschisten entführt
und gefoltert und erst fünf Monate später auf einem Feld außerhalb der Stadt
halbnackt und betäubt wieder gefunden. Die beiden Entführungsopfer sagten
später aus, Bergoglio habe den Militärs selbst mitgeteilt, dass sie nicht
mehr unter dem Schutz des Ordens stünden, habe sie also denunziert.
Bergoglio hingegen bestreitet dies und sagt, er habe durch Gespräche hinter
den Kulissen die Freilassung der beiden erreicht.
Es geht aber nicht allein um diesen Vorfall, der, wie gesagt, nicht restlos
geklärt ist. Es geht auch nicht allein um die Person des damaligen
Jesuitenprovinzials Jorge Bergoglio, sondern es kommt hier die ganze
Verwicklung der Kirche in die Militärdiktatur wieder ans Licht, die bis
heute nicht aufgearbeitet ist. Die argentinische Kirchenspitze hat 1976 in
einem Gespräch mit den Juntachefs den Putsch selbst abgesegnet und auf diese
Weise zumindest in Kauf genommen, dass bis zu 30.000 Menschen verschwunden
sind, gefoltert und ermordet wurden.
Die kirchliche Beteiligung an der Diktatur wurde nicht aufgearbeitet
Auch wenn der frühere Kardinal und spätere Papst Bergoglio kein direkter
Komplize des Regimes war, so hätte er nach dem Ende der Diktatur (1983) als
maßgeblicher Kirchenvertreter für die Aufarbeitung der kirchlichen
Beteiligung sorgen können. Die in die Verbrechen verwickelten Priester
blieben jedoch jahrelang völlig unbehelligt. Erst auf Betreiben der nach der
Papstwahl von Jorge Bergoglio in Argentinien amtierenden Regierung begannen vor einigen Jahren Prozesse gegen sie und gegen
die Generäle. Die argentinische Kirche hat sich bisher nur sehr halbherzig
entschuldigt und das volle Ausmaß ihrer Verwicklung nicht eingestanden.
Stefan Herbst von der Bonner Missionszentrale der Franziskaner sagt zur
Haltung der damaligen argentinischen Bischöfe: "Es ist eine Mischung aus:
Inquisition, Kreuzzugsmentalität und Antikommunismus" (SWR 2, a.a.O.).
Und die Frankfurter Rundschau fasst als Gesamteindruck
zusammen, "dass die Tausenden von Toten, die Zehntausenden von
Verschwundenen der Militärdiktatur keinen öffentlichen Einspruch wert waren.
Sehr wohl aber die Einführung der Homo-Ehe." (15.3.2013)
"Kadavergehorsam" der Jesuiten – Hat ein damaliges Entführungsopfer den Papst wirklich entlastet?
Nach Jorge Mario Bergoglios Wahl zum Papst widerrief eines der
Entführungsopfer, der 2015 noch immer Jesuit war und 87 Jahre alt [später
hörte man nichts mehr von ihm], seine
frühere Aussage und sprach seinen damaligen Chef von jeder Schuld frei, aus
welchen Motiven auch immer. Sein damaliger Kollege allerdings ist längst
gestorben und kann ihm nicht mehr widersprechen. Er habe die schlimmen
Ereignisse nie richtig verarbeitet und ist auch nicht wieder in den Orden
eingetreten.
An der Glaubwürdigkeit der Entlastung kann aber aus gutem Grund gezweifelt
werden. So hat der "heilig" gesprochene Ordensgründer Ignatius von Loyola in
die Ordensregel der Jesuiten hinein geschrieben, "dass ein
jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich … mittels des Oberen
führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper (cuerpo
muerto), der sich wohin auch immer bringen und auf welche Weise auch
immer behandeln lässt."
(zit. nach Peter C. Hartmann, Die Jesuiten, München 2001, S. 21)
Man nennt dies auch "Kadavergehorsam". Und dass dieser Gehorsam
auch die Wahrheitsfindung betrifft, geht aus folgendem Bekenntnis hervor,
das den Jesuiten von ihrem Gründer Ignatius von Loyola abverlangt wird: "Ich
glaube, dass das Weiße, das ich sehe, schwarz ist, wenn die hierarchische
Kirche es so definiert." (Ignatius von Loyola, Die Exerzitien, übertragen von Hans
Urs von Balthasar, Einsiedeln 1962, Nr. 365)
Dies wirft natürlich kein gutes Licht auf die heutige Aussage des einst
entführten Jesuitenpaters, der – anders als früher – den damaligen
Jesuitenführer Jorge Mario Bergoglio heute entlastet, denn sein
Ordensgründer hatte ihm ja befohlen: "Ich glaube, dass das Weiße, das ich
sehe, schwarz ist, wenn die hierarchische Kirche es so definiert."
Der Papst, die Jesuiten und der gesunde Menschenverstand
Die Worte des Ordensgründers Ignatius von Loyola gelten bis heute als Basis
der Jesuiten. Und dass solch ein absoluter und rücksichtsloser Gehorsam
nicht nur Vergangenheit ist, zeigte sich auch in einer Begebenheit aus dem
Jahr 1965. Papst Paul VI. hatte den damaligen Jesuitengeneral aufgefordert,
demonstrativ vor ihm niederzuknien und sich in dieser Haltung zusammen mit
ihm fotografieren zu lassen, um damit die bedingungslose Unterwerfung der
Jesuiten unter den Papst in Rom auch optisch in Szene zu setzen. (Der
Spiegel Nr. 44/1965 vom 27.10.1965)
Das alles ist der krasseste Gegensatz zu demokratischen Prinzipien, der nur
denkbar ist. Und es zeigt auch auf: Diese Form von Religion und speziell die
Weise, wie dies Jesuiten, zu denen auch Papst Bergoglio gehört, noch
verschärfen, passt überhaupt nicht zu demokratischen Rechtsstaaten.
Dass die Kirche und speziell die Jesuiten nicht demokratisch sind, ist ja
auch kein Geheimnis. Aber was kann dies im Einzelfall alles bedeuten? Dass
beispielsweise das "Weiße" in "Schwarz" umdefiniert werden müsse,
wenn die Kirchenführer das verlangen, kann man doch als Wahrheitssucher
nicht einfach so akzeptieren. Und dann soll man auch noch einverstanden
sein, dass diese Religion von demokratischen Staaten mit
Milliardensubventionen finanziert wird? Hier müssen doch alle Menschen mit
Gewissen und Verstand ihre Stimme erheben und protestieren, wenn sie solches
hören. Und genau davor hat Papst Bergoglio offenbar auch Angst, wenn er
öffentlich betet: "Herr, befreie uns vor der Versuchung des gesunden
Menschenverstands." (radiovaticana.va,
20.4.2013; siehe dazu die
Pressemitteilung der Freien Christen)
Papst Bergoglio verharmlost Grauen der Kreuzzüge
Denn da immer mehr Bürger ihren gesunden Menschenverstand einsetzen, merken
sie auch: Die katholische Kirche erzieht die Menschen geradezu im Gegensatz
zu demokratischen Werten, und von daher ist der Pakt des Katholizismus mit
Diktaturen folgerichtig: ob es nun in Argentinien von 1976-1983 war oder ab
1973 mit der Diktatur in Chile. Oder man denke an weitere Bündnisse der
Kirche im 20. Jahrhundert; an den Pakt der Kirche mit Diktator Franco in
Spanien oder mit Diktator Mussolini in Italien, an Kroatien und den Pakt mit
der Ustascha-Diktatur oder an die Slowakei und den Pakt mit dem Diktator und
Priester Tiso.
Oder man macht sich noch einmal bewusst, wie sich der Vatikan mit
Hitler-Deutschland arrangierte zum vielfachen Vorteil der Kirche und wie er
1933 durch Abschluss des Konkordats Nazi-Deutschland zur internationalen
Anerkennung verhalf.
Und geht man in der Geschichte weiter zurück, so war es die Kirche vielfach
selbst, die hinter grausamen Diktaturen und Gewaltherrschern stand oder
diese unmittelbar beauftragte, zum Beispiel durch Kreuzzüge. Dies alles wird dann
von heutigen Kirchenführern wie Papst Bergoglio herunter gespielt.
Der tote Jesus ist für den Papst die "einzige Herrlichkeit"
Für den Papst aus Argentinien zählt also nicht die pazifistische Lehre des
Jesus von Nazareth, sondern hauptsächlich Sein gewaltsamer entsetzlicher
Tod. Bereits in seiner ersten Messe hob der Papst hervor: "Ich wünsche mir,
dass wir alle … den Mut haben, … die Kirche auf dem Blut des Herrn
aufzubauen, das am Kreuz vergossen wurde; und uns zur einzigen Herrlichkeit
zu bekennen, zum gekreuzigten Christus." (vatican.va, 14.3.2013)
Der katholische Religionsführer bekennt sich also ausdrücklich zum
gekreuzigten Christus, also zum toten Mann, den die damalige Priesterkaste
in Verbindung mit der römischen Staatsmacht ans Kreuz und grausam zu Tode
gebracht hat. Warum bekennt er sich hier nicht zum auferstandenen Christus,
zu dem lebendigen freien Geist? Heißt das nicht, dass auch dieser Papst in
der Tradition der Priesterkaste steht, die Christus am liebsten als den
toten Mann präsentiert, der nichts mehr sagen oder verändern kann?
Papst Bergoglio erweckt auch das Verständnis für seinen Vorgänger Innozenz
III., der Konstantinopel 1204 plündern ließ und Christen, die außerhalb der
Kirche ähnlich wie Franz von Assisi leben wollten, ermorden ließ. "Kulturell
dachte man es damals so", er haben keinen "Standpunkt eines ethischen
Puristen", wenn es um die Kreuzzüge geht. Und Papst Bergoglio
setzt den Traum des mörderischen Innozenz-Papstes, dass nur die
Vereinnahmung des Franziskus die Kirche noch vor dem Einsturz und dem
Untergang retten könne, auf seine Weise in die Tat um.
Dabei ist der Franziskus-Habitus nur ein vordergründiges Täuschungsmanöver.
Wie sehr der Papst sich zu den Grausamkeiten der Kirche und ihrer Geschichte
bekennt, macht er auch in seiner erste Enzyklika Lumen fidei ("Licht des
Glaubens") klar. Dort schreibt er unter anderem: "Da der
[römisch-katholische] Glaube aus einer Begegnung innerhalb der Geschichte
hervorgeht und unseren Weg in der Zeit erleuchtet, muss er durch die Zeiten
hindurch weitergegeben werden. Mittels einer ununterbrochenen Kette von
Zeugnissen kommt die Gestalt Jesu zu uns … Da der Glaube einer ist, muss er
in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit bekannt werden. Gerade weil
alle Glaubensartikel in Einheit verbunden sind, kommt die Leugnung eines von
ihnen, selbst von denen, die weniger wichtig erscheinen, der Beschädigung
aller gleich … Die Unversehrtheit des [römisch-katholischen] Glaubens wurde
auch in Verbindung mit dem Bild der Kirche als Jungfrau gesehen, mit ihrer
Treue in der bräutlichen Liebe zu Christus" (Absätze 38 und 48) – ein
perverser Vergleich, wenn man bedenkt, dass Bergoglio mit diesen Worten
Hunderte von
Verfluchungen und Verdammungen durch verbrecherische Vorgänger-Päpste
absegnet und sie zur "Reinheit und Unversehrtheit" seines Glaubens hinzu
rechnet.
Papst erklärt: Kirche sei auf dem Blut von Jesus aufgebaut
Der Papst sagte weiter, die Kirche werde auf dem "Blut des Herrn" aufgebaut.
Da hat er auf eine bestimmte Art und Weise sogar recht, gerade weil der
Katholizismus eben nichts mit Christus zu tun hat.
Jesus sagte ja laut dem Matthäusevangelium: "Was ihr getan habt, einem
dieser meiner geringsten Brüder und Schwestern, das habt ihr mir getan."
(Matthäus 25, 41)
In diesem Sinne ist das Blut unzähliger von der Kirche
gefolterter und ermordeter Menschen auch das "Blut des Herrn", auf dem die
Kirche und ihre Macht folglich aufgebaut wurden. Und auf den Gebeinen dieser
unzähligen Opfer der Kirche ist in der Tat der Stuhl Petri und damit auch
der ganze Apparat um diesen Stuhl herum aufgebaut.
Papstaudienz in Rom. In der Mitte Franziskus, flankiert von drei ihm ergebenen Kardinälen. Andere begehren auf. Im Hintergrund hat man den Eindruck, als stünde die gesamte Macht der Unterwelt hinter den Männern, die im Vordergrund die Audienz gewähren,
Und so ähnlich war es ja auch in Argentinien von 1978-1983: Die Militärdiktatur hätte ohne den Pakt mit der Kirche niemals diese furchtbare Macht ausüben können.
Anhang:
Nachrichten zu Papst Jorge Bergoglio
Neues Buch von Papst Bergoglio über die Jesuiten und den Protestantismus – Jorge Mario Bergoglio hat den Text für das Buch über die lutherische Kirche 1985 selbst verfasst, damals als Erzbischof von Buenos Aires. Doch erst jetzt hat die Jesuiten-Zeitschrift Civitta Cattolica das Buch in italienischer Sprache heraus gegeben. Der deutsche Titel: Wer sind die Jesuiten? Die Geschichte der Gesellschaft Jesu. Dabei äußerte sich Exzellenz Bergoglio, jetzt Papst "Franziskus" eindeutig zum "Häretiker" Martin Luther und zum Schismatiker Johannes Calvin. Weiterhin erklärt der heutige Papst seine Sichtweise laut kath.net (8.6.2014) wie folgt: "In der Kirche habe er [Luther] das Gottesvolk enthauptet, indem er seine Verbindung mit dem Vater trennte, die Handwerkszünfte habe er enthauptet, indem er ihnen die Heiligen nahm, mit der Messe habe er dem Gottesvolk die real präsente Heilsmittlerschaft Christi genommen."
|
Startseite mit
Inhaltsverzeichnis
Impressum
E-Mail an info@theologe.de
Datenschutzerklärung
Die Zeitschriften DER THEOLOGE, Ausgaben Nr. 3, 8, 70, 100 und 119 sind kostenlos auch in gedruckter Form erhältlich. Ebenfalls das Heft Freie Christen Nr. 1. Dazu einfach eine E-Mail an info@theologe.de mit Ihrer Postadresse senden und die gewünschten Hefte anfordern. Über eine finanzielle Unterstützung freuen wir uns natürlich: IBAN: DE06 6739 0000 0002 0058 08 bei der Volksbank Main-Tauber, BIC: GENODE61WTH, Kontoinhaber: Dieter Potzel, Verwendungszweck: "Der Theologe". Vielen herzlichen Dank! Leider wurden die Seiten von der Suchmaschine Google in den letzten Jahren abgewertet und ihre Auffindbarkeit auf diesem Weg erschwert. Bei anderen Suchmaschinen sind die Seiten vielfach deutlich besser platziert. Möchten Sie die Verbreitung der Inhalte des "Theologen" im Internet fördern, dann setzen Sie einfach einen Link zu unserer Hauptseite oder zu anderen Seiten. |