Christus in uns – Die Lehre von Jesus und die Fälschungen der Kirche

Christus, der Fels – in Petrus, doch ohne Papst und Kirche

Der Theologe Nr. 51, aktualisiert am 30.7.2023


Wie kam eigentlich die römisch-katholische Kirche dazu, sich auf den Jesus-Nachfolger Petrus zu berufen, ihn gar als ihren ersten "Papst" zu vereinnahmen? Denn Petrus war ein Jünger (man könnte auch sagen, ein Nachfolger oder ein Begleiter) von Jesus von Nazareth, und in seinem Leben finden sich keine Gemeinsamkeiten mit einer dogmatischen und hierarchischen Kult- und Priesterorganisation.
Und wie es Petrus erging, so traf es erst recht Jesus von Nazareth selbst, der auf noch gravierendere Weise für das Kirchen-System vereinnahmt wird. Dass dies jedoch ein grober Missbrauch ist, wird in unserer Zeit immer mehr Menschen bewusst. Die kirchlichen Wurzeln liegen nämlich gar nicht im einstigen Urchristentum, sondern im Priestertum außerchristlicher Religionen. Zusammenfassend könnte man sagen: im Baalskult.
In der Ausgabe
Der Theologe Nr. 42 ist anhand der Darlegung von Parallelen beispielhaft nachgewiesen, dass die Institutionen Kirche letztlich der Baalskult der Gegenwart sind, gegen den die jüdischen Gottespropheten immer ihre Stimme erhoben hatten, da dieser Kult auch das Priestertum in Israel und die Israeliten entscheidend unterwandert hatte. Der Baalskult wurde unter anderem im antiken Babylon betrieben. Und wenn in der Offenbarung des Johannes in der Bibel von der "Hure Babylon" die Rede ist, dann erkennen immer mehr Bibelexperten auch die Parallelen zur Kirche der Vergangenheit und in unserer Zeit (siehe dazu Der Theologe Nr. 41).
Die Macht der Kirche beruhte in allen den Jahrhunderten dabei auf "weltlichen" und "geistigen" Voraussetzungen, beide vor allem durch Betrug und Fälschung entstanden.
 
Zu den weltlichen Säulen der Kirche gehört vor allem der Vatikanstaat, hervorgegangen aus der gefälschten so genannten Konstantinischen Schenkung. Kirchenvertreter ließen um das Jahr 800 eine Urkunde fälschen, wonach Kaiser Konstantin im Jahr 317 als Dank für den Empfang der katholischen Taufe Papst Silvester I. Rom, Italien und das ganze weströmische Reich geschenkt haben soll – mit vielfach mörderischen Folgen. Nachdem der Frankenkönig Pippin III. (der Vater Karls des Großen) auf die Fälschung herein gefallen war, begann er zum Beispiel auf Drängen des Papstes eine kriegerische Auseinandersetzung gegen die Langobarden, um sie aus dem vermeintlich durch diese Urkunde verbrieften päpstlichen Herrschaftsbereich zu vertreiben.

Und nachdem im 19. Jahrhundert der Vatikanstaat in die damalige Republik Italien eingegliedert worden war, setzte der faschistische Diktator Benito Mussolini den Vatikanstaat 1929 als souveränen Staat wieder neu in Kraft. Und Benito Mussolini schenkte der Kirche eine astronomische "Entschädigungssumme" hinzu, weil deren Staat nun nicht mehr so groß war wie im Jahrhundert zuvor.
Umgekehrt befürwortete und segnete die Vatikankirche dafür die Eroberung Abessiniens durch das faschistische Italien. Und der neue Vatikanstaat war dann auch der erste Staat der Welt, der das nationalsozialistische Deutschland 1933 völkerrechtlich "anerkannte". Der Religionsführer des Katholizismus galt damals als der einzige wirkliche "Freund" des neuen Deutschen Reiches. So wusch also eine Hand die andere. Der selbst erst vier Jahre alte und eben von italienischen Faschisten installierte Vatikanstaat gab damit auch den anderen Staaten die "Richtung" vor, wie das Dritte "Deutsche Reich" zu bewerten sei.

Vatikan und Papst segneten und unterstützten einige Jahre später auch die faschistische Diktatur unter General Franco in Spanien (bis 1975) und die Ermordung von Hunderttausenden von Republikanern im spanischen Bürgerkrieg. Kurz darauf unterstützten sie den Völkermord an den orthodoxen Serben durch die streng katholische und faschistische Ustascha-Regierung in Kroatien.
Und unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs setzte sich der Vatikan massiv für deutsche Kriegsverbrecher ein und verhalf vielen von ihnen zu einer straffreien Auswanderung nach Südamerika, "Rattenlinie" genannt. So weit vorab einige Anmerkungen zur weltlichen Macht der Kirche.

Zu den geistigen Säulen der Kirche und ihres Vatikanstaats zählt in erster Linie ein gefälschtes vermeintliches Wort von Jesus von Nazareth, das dieser angeblich an Petrus gerichtet habe und wonach Er auf diesen "Felsen" angeblich Seine "Kirche" bauen wolle. Das Wort ist allerdings nur an einer einzigen Stelle und damit auch nur in einem der vier Evangelien der Bibel überliefert, im Matthäusevangelium, was bereits seine Echtheit in Zweifel zieht. Doch selbst bei Echtheit wurde danach der Sinngehalt massiv verfälscht. Und mehr noch: Der Adressat dieser Überlieferung war zwar Petrus, doch das Wort wird von der Kirche später willkürlich auf ihre Päpste und ihre eigene Institution umgedeutet – wenn man so will, also eine Fälschung oder falsche Eindrucksvermittlung, also eine katholische Bibel-Interpretation, die im Vergleich zu dem, was Jesus gemeint hatte, sogar eine drastische Fälschung ist. Und um diese Fälschungen der geistigen Voraussetzungen kirchlicher Macht geht es im Folgenden in dieser Ausgabe des Theologen.
 



Andere Evangelisten wissen von diesem Satz an Petrus nichts

Was damals geschehen ist

Wortspiele und Erfindungen in den Bibeln

Was ist an anderen Stellen überliefert? Nicht Petrus, sondern Christus bzw. Gott ist der Fels

Warum Simon trotzdem auch Petrus hieß und was "Fels" für ihn bedeutete

Vatikan bezeichnet Joseph Ratzinger als "makellosen Felsen"

Jesus verleiht allen Menschen die so genannte "Schlüsselgewalt", nicht nur Petrus

Petrus statt Christus: Der Schachzug der Rom-Kirche

Dreiste Fälschung in voller Absicht?

Wurde eine geistige Botschaft über Christus einfach auf Petrus übertragen?

Was stand im Ur-Matthäusevangelium und was ist gefälscht?

Die Dogmen und Lehrentscheidungen der römisch-katholischen Kirche

Die angemaßte angebliche Unfehlbarkeit und die Höllendrohung bei Widerspruch

Kirche verdammt nachträglich viele Kirchenväter und Heilige

Papst Franziskus dreht mit Raffinement das Dogma um

 



Jesus von Nazareth soll mit den Worten "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich Meine Kirche bauen" (Matthäus 16, 18) die katholische Kirche installiert haben, doch Jesus hat niemals eine solche Kirche gewollt und schon gar nicht installiert. Doch selbst wenn Jesus dies gesagt haben sollte: Sein Jünger Simon Petrus hat ebenfalls nichts mit der römisch-katholischen Kirche zu tun. Er wurde später nur, wie Jesus von Nazareth selbst, von der Kirche auf manipulative Art und Weise vereinnahmt, nämlich als eine Art erster "Bischof" bzw. erster "Papst" von Rom.
 

Drei Evangelisten und die Evangelien außerhalb der Bibel wissen von diesem Satz an Petrus nichts – zu Beginn eine sprachliche Untersuchung


Das Wort von Jesus an Petrus "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen" wird von der Kirche also immer wieder als geistige Legitimation für ihre Existenz heran gezogen. Doch hat Jesus überhaupt solches zu Petrus gesagt, und falls ja, was hätte Er dann damit gemeint?
Zunächst wollen wir hier für den interessierten Bibelleser einmal diese Bibelüberlieferung untersuchen. Wer sich dafür nicht interessiert, kann diese Kapitel gerne überspringen: Dabei fällt zunächst auf, dass diese vermeintlich so maßgeblichen und entscheidenden Worte von Jesus in drei der vier biblischen Evangelien fehlen, vor allem in den unter Fachexperten bekannten so genannten "Petrusbekenntnissen" bei den Evangelisten Lukas und Markus, obwohl es doch gerade dort, falls es ein echtes Jesuswort wäre, besonders gut gepasst hätte. Und auch der Evangelist Johannes weiß davon nichts. Es findet sich nur im Matthäusevangelium, Kapitel 16, Vers 18.
In der theologischen Wissenschaft hat man nun nachgewiesen, dass das Markusevangelium das älteste ist und dem Matthäus an dieser Stelle, an der Jesus von Nazareth den besagten Satz vermeintlich gesprochen habe, als eine Vorlage diente. Deshalb zunächst der Blick hierauf. Bei Markus wird über die maßgebliche Begegnung zwischen Jesus und Petrus, bei der das "Felsenwort" gefallen sein soll, Folgendes geschrieben: "Und Er [Jesus] fragte sie [die Jünger]: ´Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu Ihm: ´Du bist Christus!` und Er gebot ihnen, dass sie niemandem von Ihm sagen sollten." (Markus 8, 29-30)
Dass Petrus angeblich der "Fels" sei, erfährt man in diesem Evangelium nicht, auch nicht bei Lukas, auch nicht bei Johannes. Und auch in den außerbiblischen Evangelien weiß man nichts von dem angeblichen Wort von Jesus an Petrus, welches die Romkirche samt späterem Papst begründet haben soll. Nur eben an einer einzigen Stelle im Matthäus-Evangelium ist Petrus vermeintlich der "Fels", und man geht in der theologischen Forschung in der Regel davon aus, dass diese Formulierung mit einer bestimmten Absicht einfach in die Vorlage aus dem Markusevangelium hinein montiert wurde.
 
Doch vergleichen Sie, wenn Sie möchten, selbst! Wie wurde das Wort im Markusevangelium in der parallelen Stelle bei Matthäus durch dessen so genanntes Felsenwort verändert und ergänzt? Der nachfolgend "fett" gedruckte Teil entspricht der Vorlage des Evangelisten Markus, der Rest ist die Ergänzung des Matthäus.
"Er [Jesus] fragte sie: ´Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: ´Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!` Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: ´Selig bist du, Simon, Jonas Sohn`; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: ´Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.`
[mehr zu diesem Satz weiter unten] Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei." (Matthäus 16, 15-20)
 

Was damals geschehen ist


Doch kann es sich wirklich so zugetragen haben? Nur kurze Zeit später entbrennt laut Matthäusevangelium unter den Jüngern glaubhaft eine Auseinandersetzung darüber, wer denn nun unter ihnen wohl der Größte sei (Markus 9, 33-37; Lukas 9, 46-48). Bei Matthäus ist auch der Inhalt dieser Auseinandersetzung gegenüber der Vorlage bei Markus schon wieder verändert worden, und es heißt dort: "Wer ist im Himmelreich der Größte?" (Matthäus 18, 1-5)

Denn was die Erde betrifft, hätte sich Jesus laut der Überlieferung bei Matthäus mit dem "Felsenwort" angeblich schon für Petrus als den sinngemäß "Größten" entschieden gehabt, zumindest in dem Sinne, dass eben dieser Jünger Grundlage für eine spätere "Kirche" sein sollte, was eine solche nachfolgende Diskussion unter den Jüngern wie bei Markus und Lukas überliefert, überflüssig gemacht hätte – wenn, ja wenn das so genannte Felsenwort in diesem Zusammenhang gesagt und mit dieser Bedeutung versehen worden wäre.

Aber es wird ja in der Regel nicht einfach etwas erfunden, was man quasi aus der Luft greift, sondern es hat meistens seine Vorgeschichte. Betrachten wir dazu zunächst kurz die Namensbedeutung von Petrus: Der griechische Name "Petrus" bedeutet schlicht "Fels", genauso wie die hebräische Namensform "Kefas". "Fels" ist also schlicht die Namensbedeutung der Eigennamen Petrus bzw. Kefas.
Doch von den Jüngern hieß ursprünglich überhaupt keiner "Petrus", was heute kaum mehr bekannt ist. Woher kommt aber dann der heute so bekannte Name? Bei dem Evangelisten Markus ist es Jesus von Nazareth gewesen, der den Jünger Simon in "Petrus" umbenannt habe. "Ihm gab er den Namen Petrus" (Markus 3, 16); allerdings bereits ganz am Anfang, als Er ihn in den Jüngerkreis berufen hatte. Auch bei Lukas und Matthäus erscheint der Name "Petrus" bei diesem Anlass zuerst ("Simon, den er auch Petrus nannte", Lukas 6, 14; "Simon, genannt Petrus", Matthäus 10, 2). Bei Markus und Lukas erfolgt jedoch später keine pompöse Aufladung mit einem angeblichen "Bau" "seiner Kirche".
Und eine Antwort auf die Frage nach dem Warum des neuen Namens lässt sich so auch schlicht und einfach finden: Oft passt der Geburtsname nicht mehr so gut zu einem Menschen, zu seiner Entwicklung und zu seiner Aufgabe, die er übernommen hat. Das war offenbar bei Simon der Fall gewesen, weswegen ihm Jesus einen weiteren Namen gab, eben "Fels", und hierzu passt der Schluss der Bergpredigt in Matthäus 7, wo Jesus von einem Fels als Symbol für ein stabiles Fundament spricht. "Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet" (24-25) – im Unterschied zu dem Haus des "törichten" Mannes, der es auf Sand gebaut hatte.
Bevor wir noch einmal näher darauf eingehen, was der Name inhaltlich bedeutet, hier zunächst ein Blick auf die Eigenarten des Matthäusevangeliums, die bereits so manches erklären.
 

Wortspiele und Erfindungen in den Bibeln


Wie kam also der Evangelist Matthäus zu seinen machtvollsten angeblichen Verheißungen an die Person des Petrus zu einem späteren Zeitpunkt? Interessant ist hier zunächst, dass Matthäus eine bekannte Vorliebe für Wortspiele und Wortkonstruktionen hatte, die man vielfach auch an anderen Stellen seines heute unter seinem Namen überlieferten Evangeliums findet, aber eben nirgends sonst (!) in der Bibel.

Bekanntestes Beispiel dafür ist die Erfindung einer so genannten "Jungfrauengeburt" in Matthäus 1, 21-22. Maria sei deshalb angeblich Jungfrau gewesen, so Matthäus, damit sich Jesaja 7, 14 erfülle, wobei bei Matthäus behauptet wird, dass dort, im überlieferten Text des Propheten Jesaja, von einer "schwangeren Jungfrau" die Rede sei. Dies ist allerdings – wie heute zweifelsfrei nachgewiesen ist – ein schwerwiegendes Missverständnis des Evangelisten, das darauf hinweist, dass entweder seine Hebräischkenntnisse mangelhaft bis ungenügend waren oder ihm eine fehlerhafte Fassung bzw. Übersetzung des Jesaja-Textes vorlag.
Denn unbestrittene Tatsache ist: In Jesaja 7, 14 ist gar nicht von einer "schwangeren Jungfrau" die Rede, sondern stattdessen von einer "schwangeren jungen Frau". Hätte man dies dem Matthäus oder dem Schreiber seines Evangeliums mit unbekanntem Namen gesagt und ihn darüber aufgeklärt, dann wäre es womöglich gar nicht zu der Erfindung einer Jungfrauengeburt von Jesus von Nazareth gekommen.
Nur so viel an dieser Stelle zu den beliebten Wortspielen von Matthäus mit seinen mehr als zweifelhaften "Wahrheitsgehalten". Man könnte hier noch einiges Weitere dieser Art anführen.

Schon von daher ist es von vorne herein äußerst fraglich, ob die Erzählung von dem Jünger Simon wirklich stimmt, der im Hinblick auf seinen zweiten Namen "Petrus" = "Fels" Christus dazu dienen soll, dass auf seiner Person, also auf der Person des Petrus mit der Namensbedeutung "Fels", die spätere Gemeinde aufgebaut würde. Oder ob dieser Dialog genauso erfunden ist wie beispielsweise die angebliche Jungfrauengeburt von Jesus. Und bekanntlich gründet ja die gesamte Rom-Kirche mit ihrem "Stuhl Petri" auf diesem scheinbar harmlosen Wortspiel, weswegen wir den Spuren weiter nachgehen möchten.
 

Was ist an anderen Stellen überliefert?
Nicht Petrus, sondern Christus bzw. Gott ist der Fels


Es ist also, wie nun ausführlich dargelegt, ausschließlich der Evangelist Matthäus, der behauptet, Jesus, der Christus, habe das alles so gesagt. Doch hat Er das wirklich gesagt? Oder hat sich Matthäus das nur oder überwiegend so ausgedacht? Eine einleuchtende Erklärung für den tatsächlichen Sachverhalt gibt ein Evangelium außerhalb der Bibel. Dort lautet die Stelle nämlich an einer entscheidenden Stelle völlig anders.
Jesus von Nazareth spricht: "Alle Wahrheit ist in Gott, und Ich zeuge für die Wahrheit. Ich Bin der wahre Fels, und auf diesem Felsen werde Ich Meine Gemeinde erbauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen, und von diesem Felsen werden Ströme lebendigen Wassers fließen, um den Völkern dieser Erde Leben zu spenden." (Das Evangelium Jesu, Verlag Das Wort, Rottweil 1986, Kapitel 44, 4; mehr dazu hier)
Das ist nun im Vergleich zum Matthäusevangelium ein sehr großer Unterschied. Hier ist also Jesus von Nazareth der "Fels" und nicht Simon Petrus. Dazu passt auch, dass Jesus von Nazareth unter Seinen Nachfolgern keine Hierarchie zugelassen hat und nicht einen von ihnen an die Spitze stellte, sondern Er lehrte und lebte die Gleichheit aller und antwortete auf den so genannten "Rangstreit der Jünger" mit den Worten: "Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener." (Markus 9, 36)
Und nicht nur das Evangelium Jesu sieht das so, dass Christus bzw. Gott selbst der "Fels" ist. Auch in den kircheneigenen Bibeln wird dies an anderen Stellen so dokumentiert. Kirchliche Theologen betonen ja selbst, man müsste bei bestimmten unklaren Sachverhalten immer auch den Gesamtzusammenhang ihrer Bibeln betrachten. Und der ist ziemlich klar.

So lässt auch Paulus gemäß der Bibeln der Kirche überhaupt keinen Zweifel daran, wer zu seiner Zeit noch der wirkliche "Fels" ist. Paulus wörtlich: "... unsre Väter ... haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; sie tranken nämlich von dem Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus". (1. Korinther 10, 4)
Und dazu passen auch die Worte von Paulus an anderer Stelle: "Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." (1. Korinther 3, 11)

Und ebenfalls dazu passend heißt es in der Bergpredigt von Jesus von Nazareth, also selbst bei Matthäus, und es sei noch einmal wiederholt: "Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet." (Matthäus 7, 24-25)
Es wäre nun ein völlig abstruser Gedanke, dass Jesus hier gemeint haben könnte, man solle sein Haus auf den "Felsen" Petrus bauen. Eindeutig überliefert also sogar Matthäus hier, dass derjenige auf "Fels" baut, der die Worte von Jesus (!) befolgt; und nicht derjenige, der sich einer Kirche oder Gemeinde anschließt, für die Petrus der "Fels" ist.

Und wie ist es im Alten Testament?
Dort ist mit dem "Fels" immer Gott selbst gemeint. Zum Beispiel steht bei Jesaja 26, 4: "Darum verlasst euch auf den Herrn immerdar; denn Gott der Herr ist ein Fels ewiglich".
Oder Psalm 31, 4: "Denn du [Gott] bist mein Fels und meine Burg".
Oder 2. Samuel 22, 2: "Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter."
Und, und, und ... viele weitere Stellen dieser Art.
 
Und dann soll Jesus gemäß der katholischen Kirchenlehre anstelle von Gott oder zusätzlich zu Ihm den Petrus zum "Felsen" gemacht haben und in dieser Eigenschaft zum Fundament einer machtvollen Priesterkirche? Kann das wirklich sein? Und unmittelbar anschließend, im Matthäusevangelium selbst nur fünf Verse später, hat Jesus zu Petrus, den Er gerade eben noch angeblich zum "Fels" gemacht habe, dann gesagt: "Satan, hebe dich hinfort von mir! Du bist mir ein Ärgernis!" (Matthäus 16, 22-23)
 
Das würde ja ganz konkret auch heißen: Zwar würde nach Vers 18 die "Gemeinde", die auf den "Fels" Petrus gebaut sei, von den "Pforten der Hölle" nicht überwunden werden, doch in Vers 23 ist es damit faktisch schon wieder vorbei. Denn da würde das vermeintliche "Fundament", nämlich Petrus, sogar als "Satan" zurecht gewiesen. Das würde bedeuten: Wer auf Petrus als "Felsen" baut, baut auf "Satan". Das behaupten, wie gesagt, nicht wir. Sondern das ergibt sich aus dem Matthäusevangelium. Oder, mit unseren Worten gesprochen: Wer auf Menschen baut und sie als sein Fundament verehrt, der steht mit dem Widersacher im Bunde.


Warum Simon trotzdem auch Petrus hieß und was der Name "Fels" für ihn bedeutet
 

Was bleibt – zusammengefasst – nun als Faktum übrig? Der Jünger Simon konnte seinem neuen Rufnamen "Petrus" dadurch gerecht werden, dass er sein Leben auf den "wahren Felsen" Christus bzw. auf Gott, der machtvollen Kraft im Inneren seiner Seele aufbaut. Denn wenn er angesichts dessen, was auf ihn zukommt, bestehen will, dann muss sein "Haus" auf Fels gebaut sein. Nur der Felsen Christus bzw. "Gott in mir" biete dem Menschen auch gemäß der Bibeln der Kirche denen Halt, die auch im Äußeren Seine Gebote erfüllen. Und wer auf diesen Felsen Christus baut und sein Leben an den Zehn Geboten und der Lehre des Jesus von Nazareth ausrichtet, der könnte seinerseits mit einer Art "Fels in der Brandung" in einer immer stürmischeren und unruhigeren Welt verglichen werden, aber nur dank Christus in ihm. Dies gilt dann aber grundsätzlich auch für jeden anderen Menschen und nicht nur exklusiv für den Jünger Simon, den man später auch "Petrus" nannte.

Doch es ist ja kein Zufall, warum ausgerechnet Simon damals auch "Petrus" genannt wurde, "Fels". Dazu gibt es eine allgemein gehaltene Erklärung in dem Werk Das ist Mein Wort, Alpha und Omega, einer durch Prophetenwort gegebenen Christusoffenbarung aus dem Jahr 1989, also in unserer Zeit. (Marktheidenfeld, 4. Auflage 2004, 10. Kapitel, S. 121-123)
Wir gehen nach intensiver Prüfung davon aus, dass es sich tatsächlich um eine Christusoffenbarung handelt, was bedeutet, dass Christus selbst, der in Jesus von Nazareth als Mensch unter uns lebte, hier aufklärt. Doch auch für jemanden, der nicht an dieser Autorenschaft glaubt, mögen die Inhalte ganz oder teilweise einleuchtend sein, denn sie entsprechen beim Thema "Namensgebung auf der Erde" auch dem gesunden Menschenverstand. Doch lesen Sie selbst und bilden Sie sich eine eigene Sichtweise:
"Jeder Mensch hat einen Vor- und einen Zunamen, der ihm bei der irdischen Geburt gegeben wird. Dieser Vor- und Zuname entspricht der Seelenschwingung zur Zeit der Einverleibung. Haben Menschen im Laufe der Erdenjahre eine seelische Entwicklungsphase bewältigt, dann verändert sich auch die Strahlung ihrer Seele ... bis das Geistwesen wieder seinen Urnamen aus Gott trägt, weil es wieder rein geworden ist. Die Strahlungsnamen des Menschen verändern sich also gemäß der Entwicklung der Seele. In den Stätten der Reinigung [also in den jenseitigen Welten] wird dies der Seele von Evolutionsstufe zu Evolutionsstufe bewusst. Auf der Erde gelten in vielen Fällen starre Formen. So behält der Mensch seinen Vor- und Familiennamen – gleichsam als Ausweis – während seines ganzen irdischen Daseins ... An dem Geburtsnamen kann viel Menschliches haften – wie alte Traditionen oder Geschehnisse, die schon längst vergangen sind, den Namen jedoch noch als Erinnerung begleiten. Deshalb gab Ich einigen von den Menschen, die Mir nachfolgen wollten, die Namen, die ihrer derzeitigen Seelenstrahlung und auch ihrem neuen Wirkungskreise entsprachen. Würde das irdische Gesetz den Evolutionsweg der Seele und des Menschen berücksichtigen, dann könnten so manche irdische Namen entsprechend dem Reifegrad der Seele geändert werden ..."

Vielleicht hilft zum Verständnis der Worte von Jesus von Nazareth an Simon Petrus auch eine Erinnerung an den Gottespropheten Hesekiel, dem "Diamanten" des Einen Gottes, welcher der Priesterkaste seiner Zeit mutig seine Stirn bot. Er bekam aus dem Reich Gottes bei seiner Berufung die Botschaft: "Fürchte dich nicht vor ihnen, wenn auch Dornen um dich herum sind und du bei Skorpionen wohnen musst. Du sollst Meine Worte zu ihnen reden, mögen sie hören oder nicht ... Ich mache deine Stirn so hart wie ihre Stirn, wie Diamant." (Hesekiel 2, 5-6; 3, 8-9)
Dass das Wort "Diamant" hier sowohl einen negativen Bedeutungsinhalt hat (die harte Stirn der Menschen im Volk und ihrer Priester, verstanden als Verhärtung) als auch einen positiven (die harte Stirn Hesekiels, verstanden als Festigkeit im Tun des Guten, Stärke und Widerstandskraft), ist darüber hinaus ein gutes Beispiel, dass es auch beim Verstehen von noch in den Bibeln enthaltenen Wahrheiten darum geht, den ursprünglichen Sinn von Worten zu erfassen anstatt sich an Buchstaben = Worthülsen zu klammern und sich darin zu versteifen oder nachträglichen Fälschungen zu erliegen, bei denen sowohl die Worte selbst als auch ihre Auslegung gegen Gott und Seine Liebesbotschaft gerichtet sind.

Die Überlieferung von Petrus betrifft seine Person zur damaligen Zeit, und in diese Situation hinein hat Jesus von Nazareth Seine Worte gesprochen. Und das hat nichts mit späteren religiösen Konstrukten über angebliche Nachfolger von Petrus zu tun und mit den späteren Legenden vom angeblich ersten "Papst" Petrus, was einer Verhöhnung des Jesusjüngers gleichkommt, der zwar in der damaligen Urgemeinde einer der "Säulen" war (siehe Galater 2, 9), also der standfesten Brüder auch in Bedrängung und Verfolgung, aber der nichts mit einer späteren Priesterkirche zu tun hat, die sich erdreistet, auch noch den Rufnamen "Fels" auf ihre institutionelle Existenz zu beziehen.
 

Vatikan bezeichnet Joseph Ratzinger als "makellosen Felsen"


V
on dieser Legende bzw. Fälschung her gedacht, ist es für die Kirche allerdings nicht mehr weit, auch spätere Päpste als angebliche "Felsen" zu bezeichnen, zum Beispiel zuletzt auch den 2013 zurück getretenen Papst Joseph Ratzinger. Doch das alles gehört seit über 1900 Jahren zur Geschichte einer Unterwelt, nicht zur Geschichte des Wirkens Gottes auf dieser Erde.
So betonte der Kardinalstaatssekretär und damals höchste Vatikan-Beamte Angelo Sodano zu Ostern 2010,
Papst Joseph Ratzinger sei "der makellose Fels der heiligen Kirche Christi". "Makellos", das heißt "sündlos", rein, ohne jeglichen Fehl und Tadel. Und der nächste Schritt auf diesem manipulativem kirchlichen Schleichpfad ist dann, den Papst irgendwann gar völlig als "Christus" zu verehren, wie dies der ranghöchste Vatikan-Kardinal dann auch tatsächlich gegenüber Joseph Ratzinger tat. Eventuell um schon einmal vorab zu testen, ob sich vielleicht Protest regt. Es regte sich bekanntlich keiner, der bekannt geworden wäre. So wird also der Götze "Papst" mehr und mehr mit göttlichen Attributen umhangen, ähnlich den angeblich gottähnlichen Wesen oder "Göttern" wie im Baalskult, und ihm wird auch gehuldigt wie einem neuen "Gott", ähnlich den "Gottkaisern" im alten Rom.

Auch die "Unfehlbarkeit" in Lehrfragen wurde ihm dann 1870 auch rückwirkend zugesprochen; ebenfalls etwas, was normalerweise in religiöser Verehrung einem "Gott" bzw. einem Götzen zugesprochen wird und nicht einem Menschen. Anders jedoch der Katholizismus – bei gleichzeitiger Verurteilung zu angeblich ewiger Verdammnis gegenüber allen, die an diesem jedem Menschenverstand zuwiderlaufenden Kirchendogma zweifeln oder es von vorne herein zum Beispiel für größenwahnsinnige Amtsanmaßung halten; was aber die führenden deutschen Politiker nicht daran hinderte, 2011 den gottähnlichen Papst um eine Grundsatzrede im Deutschen Bundestag zu bitten und dem "makellosen Felsen" Joseph Ratzinger auch noch tagelang auf Staatskosten mit höchster "Sicherheitsstufe 1" (mit Scharfschützen, Abfangjägern, Tausenden von Polizisten, Beamten und Soldaten) seinen Besuch zu finanzieren und einiges mehr, was insgesamt wohl deutlich über 100 Millionen Euro kostete.
Die vielen Protestanten, deren Anführer Martin Luther einst noch gegen das Papsttum Sturm lief, sind aufs Ganze gesehen derweil zu Ja-Sagern gegenüber der Romkirche degeneriert, die untereinander allenfalls noch darum wetteifern, wer dem Papst wann die Hand schütteln darf.


Nach diesen umfangreichen Beweisen und Indizien, die alle in die gleiche Richtung weisen, könnte man sich auch einmal ein Gleichnis oder ein Gleichnis-Bild vergegenwärtigen: Die Schlange schleicht umher, versprüht eine Täuschung nach der anderen und züngelt eine Fälschung und Irreführung nach der anderen aus ihrem Schlund heraus.
Und weiter im Bild gesprochen: Wird ihr nicht irgendwann – symbolisch gesprochen und in den Bibeln selbst angekündigt – der "Kopf zertreten" (1. Mosebuch), setzt sie früher oder später vielleicht zu einem großen eiskalten Atemzug an, öffnet plötzlich ihr überdimensionales Maul und verschlingt sogar ein großes Tier, das sich noch kurz zuvor vor ihrem Angriff sicher wähnte – wie gesagt, nur im Bild gesprochen. Die Geschichte der Kirche gibt dafür allerdings auch unzählige unbestrittene Beispiele wahrer Geschehnisse von Folter, Morden, Kriegen, Sexualverbrechen an Kindern usw.
 

Jesus verleiht allen Menschen die so genannte "Schlüsselgewalt", nicht nur Petrus


Schlangengleich haben sich auch die kirchlichen Theorien immer weiter von der christlichen Lehre weg geschlichen, die man sich bruchstückhaft hier und da zu Unrecht einverleibte: Angeblich hätte Simon Petrus nach seiner Titulierung als "Fels" auch als einziger der Jünger gemäß vatikanischer Lehre noch eine so genannte "Schlüsselgewalt" verliehen bekommen (Matthäus 16, 19), nämlich die "Schlüssel des Himmelreiches", um damit auf der Erde "binden" und "lösen" zu können, worauf wir gleich noch näher eingehen werden; nämlich darauf, wie bei diesem Vers ebenfalls gefälscht wurde.
Doch die Kirche behauptet nun als selbsternannte "Nachfolgerin" des Simon Petrus, diese "Gewalt" von ihm sozusagen mit geerbt zu haben. Und daraus wiederum leitet sie ihren über alle Maßen verlogenen und an Dreistigkeit nicht zu überbietenden Anspruch ab, "auf der Erde" im Namen Gottes Sünden vergeben zu können und durch ihr "Sakrament der Beichte" und durch weitere Sakramente und Rituale den Menschen sogar den Himmel aufschließen zu können; und umgekehrt auch, jemanden für immer in eine angebliche ewige Hölle verbannen zu können, die sie in Wirklichkeit nur erfunden hat. Ist das alles damit nicht summa summarum eine trickreiche und freche Verhöhnung Gottes? Bekanntlich hat sie allerdings weltweite Ausmaße angenommen. Doch worin liegen genau die "Tricks"?

Liest man im Matthäusevangelium unvoreingenommen weiter, dann entdeckt man schon wenig später, dass Jesus von Nazareth allen Nachfolgern bzw. zumindest allen Jüngern, die Seine Worte hörten, diese "Schlüssel" gegeben hat, und nicht nur Simon Petrus.
Denn es heißt einige Abschnitte weiter auch bei Matthäus nämlich wörtlich: "Alles, was ihr auf Erden bindet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein." (Matthäus 18, 18)
Das ist exakt der gleiche Inhalt, allen zugesprochen, wie die angebliche "Schlüsselgewalt" für Simon Petrus, wie es im kirchlichen Jargon genannt wird.
Und das heißt praktisch nichts anderes als: Wovon sich ein Mensch auf der Erde abhängig macht, daran wird er auch nach seinem Tod in den jenseitigen Welten gebunden sein. Und welche Belastungen er auf der Erde löst, zum Beispiel durch gegenseitige Vergebung, davon wird er auch nach seinem Tod frei sein. Darum geht es also hier und nicht um eine erdreistete kirchliche "Schlüsselgewalt" durch eine Kirche als einer angeblichen "Erbin Petri" und einer angeblichen "Mittlerin" zu Gott, in Wirklichkeit – wie man mehr und mehr schlussfolgern könnte – einer Betrügerin, welche die Menschen letztlich von der Erfahrung Gottes im eigenen Inneren weg bringen möchte. Zum Vergleich dazu das Jesus-Wort: "Das Reich Gottes ist in(wendig) in euch." Also nicht in einem kirchlichen Steinhaus oder als Inhalt von Priesterritualen.
 
Niemals können Priester Sünden vergeben, bei denen sie als Menschen zuvor nicht selbst die Leidtragenden gewesen waren. Wie alle anderen Menschen auch können sie nur diejenigen Sünden vergeben, die an ihnen persönlich begangen wurden, weshalb auch die ganze katholische Beichtpraxis samt "Beichtgeheimnis" ein großer Schwindel ist, welches sich in unserer Zeit mehr und mehr zum "Verbrechensgeheimnis" heraus schält, wenn zum Beispiel pädophile Verbrecher im Talar ihre Verbrechen kirchenintern "beichten", und sich dann aufgrund des in Anspruch genommenen "Beichtgeheimnisses" der Anzeige bei der Polizei entziehen und ihrer gerechten Verurteilung durch ein staatliches Gericht.

So können natürlich auch die kirchlichen "Oberhirten" diesen "Schlüssel" für ihr persönliches lasterhaftes Leben in Anspruch nehmen, wenn sie bereit wären, ihre Sünden oder  Verbrechen mit der Hilfe von Christus zu bereuen, und sie könnten unabhängig von einer juristischen Verurteilung ihre Opfer um Vergebung bitten, aber sie können nie für andere handeln.
Christus hat also keinen Menschen und keine Kirche mit einer speziellen "Schlüsselgewalt" beauftragt, sondern Er hat auch laut Matthäusevangelium jedem Menschen den "Schlüssel" für sein eigenes Leben in die Hand gegeben, um es in den Griff zu bekommen – nämlich Seine Kraft, die in jedem von uns wirksam werden kann. Somit ist Christus selbst der Schlüssel des Lebens, mit dessen Hilfe jeder das Negative auflösen kann, das noch Macht über ihn hat.
 

Petrus statt Christus – Ein geschickter Schachzug der Rom-Kirche


Doch es war aufs Ganze gesehen ein geschickter nachvollziehbarer Schachzug der Rom-Kirche, auch ganz offiziell nicht auf Jesus, den Christus, den wahren Fels, aufzubauen, sondern Simon Petrus dazwischen zu schieben, und zwar einen Simon-Petrus-Verschnitt nach ihrem Gutdünken, nicht den tatsächlichen Simon Petrus, den einstigen Jünger des Jesus von Nazareth. Der Sinn: Sie haben damit faktisch sich selbst zwischen Gott und die Menschen geschoben, was ja ganz klar dadurch wird, dass sie sich in einem zweiten Schritt selbst an die Stelle von Petrus setzten, wie sie ihn sich als katholische Frühfigur ausformten. Statt Wegweiser zu sein, dass jeder Mensch Gott in sich und in allen Lebensformen erfahren kann, ohne Pfarrer und ohne Kirche, wird die Notwendigkeit von Priestern, Dogmen und Sakramenten behauptet. Simon Petrus wird dabei letztlich nur als eine Art Gallionsfigur für die Priesterkaste missbraucht, ein Symbol dafür, dass sie selbst, fehlbare Menschen, darunter Zigtausende von Sexualverbrechern an Kindern, angeblich notwendig seien, damit Menschen ihr Seelenheil finden. In Wirklichkeit führen sie die Menschen damit aber weg von Christus.
Und so könnte man weiter fragen: Fällt eigentlich niemandem auf, dass die römisch-katholische Kirche ihren wichtigsten Sakralbau nicht Christuskirche, sondern Peterskirche nennt? Und dass dieser Dom nicht auf einem "Christusplatz", sondern auf dem Petersplatz in Rom steht? Und weiter: Warum gibt es wohl einen Stuhl Petri, aber nicht den Stuhl des Jesus, des Christus, in Rom?
Der Thron des Papstes steht dort im Vatikan im Zentrum. Und alles dreht sich eben um "Petrus", wie ihn die Kirche interpretiert bzw. neu erfindet, der aber als historische Person alles andere als ein Mann der Kirche war; dessen Geschichte aber die Kirche später missbraucht, damit sie sich durch die Vereinnahmung von Petrus selbst als eine Art angebliche Mittlerin zu Gott einsetzen konnte. Dafür kam ihr dann der "arme" Petrus gerade recht, und er wurde entsprechend umfunktioniert – von einem temperamentvollen Fischer aus Galiläa, der später auch keine Tiere mehr verzehrte, zum angeblichen ersten kirchlichen Oberpriester, dem ersten kirchlichen Pontifex maximus des Imperium Romanum.
Doch der Fels ist in Wahrheit Christus, nicht jedoch Petrus und nicht der gefälschte Christus der Institution Kirche, die den Petrus dazwischen geschoben hat, so wie sie mithilfe des Missbrauchs von Petrus ihre Priester zwischen Gott und die Menschen geschoben hat.
Simon Petrus erhielt von Jesus von Nazareth den Namen "Petrus", damit er standhaft wie ein Fels den Anfechtungen und Verfolgungen widersteht. Leider erwies er sich in seinem wirklichen Erdenleben aber zunächst als ein Mensch, der seinen Lehrer und Meister in der Stunde höchster Gefahr verleugnete – dreimal, ehe der Hahn krähte. Doch Simon kehrte um und bereute: Er "ging hinaus und weinte bitterlich". Die Kirche aber bereut nicht. Im Gegenteil: Sie setzt die Irreführung der Menschen weiter ungeniert fort. Es ist nur die Frage, wie lange noch? Der echte Christus ist für alle diejenigen gefährlich, die einen religiösen Machtanspruch erheben. Denn Jesus von Nazareth lehrt auch die Gleichheit und die Geschwisterlichkeit. Er kennt kein Oben und Unten und keine kirchliche Hierarchie. Und alle irdische Macht zählt bei Ihm nicht. Deshalb ist der echte Christus für die Rom-Kirche sehr gefährlich.

Foto links: Ägyptischer Obelisk im Vatikan, Herrschaftssymbol des Imperium Romanum, auf Befehl Kaiser Caligulas im 1. Jahrhundert nach Rom gebracht und 1586 von Papst Sixtus V. von der Romkirche vereinnahmt. Diese überträgt nicht nur das Symbol auf ihre Institution. Auch die Bezeichnung "Pontifex maximus" für den obersten heidnischen Priesters Roms wird auf ihre Päpste übertragen und dafür der Name Christus missbraucht. Das Kreuz wird letztlich nur noch zur Dekoration des Obelisken verwendet.
 

Naturfrevel – Im Jahr 2015 hatten bayerische Katholiken den Baum im Vatikan in einem Waldstück zwischen Amberg und Weiden in der Oberpfalz gefällt. Die ehemals prachtvolle Rottanne wurde am 19.11.2015 auf dem Petersplatz aufgestellt und sollte nach ihrer Entfernung im Jahr 2016 zu Holzspielzeug für Kinder verarbeitet werden. Dazu unsere Frage:
Könnte man nicht auch aus dem Obelisken auf dem Petersplatz Kinderspielzeug machen? Oder geht das nicht, weil der Obelisk das Christuskreuz ersetzt?
Lesen Sie dazu unseren Offenen Brief an Papst Franziskus vom 5.2.2016


Dreiste Fälschung in voller Absicht?


Man kann vor diesem Hintergrund noch einmal auf sich wirken lassen, was Matthäus in seinem Evangelium über Petrus geschrieben hat. Was davon ist also wahr und was ist Fälschung? Noch einmal zusammengefasst, zu welchem Ergebnis wir gekommen sind: Wahr ist, dass der Name "Petrus", den Jesus von Nazareth dem Simon gab, "Fels" bedeutet – ein Symbol dafür, gemäß der Mahnung der Bergpredigt sein Haus auf Felsen zu bauen und nicht auf Sand, auf Christus und Gott, dem Ewigen, dem Fels in uns, auf dem Grund unserer Seele. Und für Simon bedeutete das – im übertragenen Sinn – als "Fels in der Brandung" einer chaotischen Welt ein Wegweiser für ein Leben in der Nachfolge von Christus zu werden, was schon Teil seines Wesens war, als er von Jesus von Nazareth diesen Namen bekam. Das ist wahr. Alles andere ist gefälscht, vor allem, dass Christus auf dem "Felsen Petrus" Seine Gemeinde aufbauen möchte. Dass dies gefälscht ist, wird auch eindeutig vom Evangelium Jesu unterstützt, wo Christus von sich – und nicht von Petrus – sagt: "Ich Bin der wahre Fels, und auf diesem Felsen werde Ich Meine Gemeinde erbauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." (Das Evangelium Jesu, Verlag Das Wort, Rottweil 1986, Kapitel 44, 4)

Oben ist bereits ausführlich dargelegt, wie auch der nachfolgende Vers 19 im Matthäusevangelium (mit des "Himmelreichs Schlüsseln" für Simon Petrus) eine Verfälschung bzw. Verengung des ursprünglichen Satzes in Matthäus 18, 18 ist, wo der Inhalt dieser Vollmacht allen (!) Nachfolgern von Jesus übertragen wurde, nicht nur dem Petrus.
Vieles spricht deshalb auch von daher dafür, dass Matthäus 16, 18 eine grobe Bibelfälschung aus den Reihen der antiken frühkatholischen Kirche in voller Absicht war. Während Jesus von Nazareth dem Simon zu Beginn seiner Berufung den Rufnamen "Petrus" gab, konstruierten spätere Theologen daraus für ihn eine Art Inthronisation zum Kirchenfundament. Es mag ja sein, dass einst sogar Worte gefallen sind in dem Sinn wie "Du bist der Fels" – aber nicht als Vorausschau für eine spätere Kirche, sondern als eine Art Bewusstseinsstütze, als ein Zielbild für den noch schwankenden Jünger. Außerdem ist sicher: Jesus von Nazareth hat definitiv keinen Nachfolger für sich in eine Leitungsfunktion eingesetzt, und Er hat keine Hierarchie begründet mit Petrus an der Spitze. Sondern Seine Botschaft war und ist eindeutig, sinngemäß, und wie es auch Markus, Lukas und Matthäus überliefern: "Wer unter euch der Größte sein will, der sei eurer aller Diener."
 
Die Sichtweise, dass es sich bei Matthäus 16, 18 um eine Fälschung handelt, wird auch von der wissenschaftlichen Theologie weitgehend so vertreten, wofür hier im Anschluss nur wenige Beispiele aus einigen Standardwerken aufgeführt werden. Kein einziger namhafter Fachexperte hält das Jesuswort an Petrus mit dem Fels für "echt", und die Liste der Gutachten ließe sich schier endlos erweitern.
Nachfolgendes ist also vor allem für kirchengeschichtlich und theologisch interessierte Leser bedeutsam oder auch für diejenigen, die nicht einsehen, dass für eine solche Religion aus Mitteln der Allgemeinheit Staatsfinanzierungen und Staatshilfen in unermesslichem Ausmaß zur Verfügung gestellt werden. Und natürlich auch für Katholiken, die nur dann Katholiken bleiben wollen, wenn das Dogma für sie der Wahrheit entsprechen würde. Wen diese Befunde weniger interessieren, der kann gleich im nächsten Kapitel weiter lesen.
Und hier möchten wir am Anfang dieser näheren Betrachtung auch einmal klarstellen: Alle nun zitierten Theologen berufen sich auf ihre Bibeln. Sie geben aber auch zu, wie Menschen mit ihren menschlichen Meinungen und ihrem Gutdünken in diesem Buch mitgeschrieben haben.
Für uns sind ca. 1700 Jahre Bibelauseinandersetzungen und Bibel-Gezänk genug, weil vieles in diesem Buch fehlerhaft ist und die so genannte Christenheit die darin noch enthaltene Wahrheit nicht wirklich lebte und es insgesamt so viele Bibelinterpretationen gibt wie es Zigtausende von Kirchen und Gruppen gibt – jeder schneidert sich dieses Buch für seine Zwecke so zurecht, wie es ihm genehm ist.
Für uns ist es letztlich einerlei, was dort wer genau geschrieben und gemeint hat, da dort eben neben ewigen Wahrheiten vielfach falsche menschliche Meinungen veröffentlicht sind. So wie für uns von vorne herein abwegig ist, dass Jesus von Nazareth eine solche brutale Machtorganisation mit Päpsten an der Spitze eingesetzt haben soll, Bibelinterpretation hin oder her. Wir empfehlen stattdessen die oben an einer Stelle bereits zitierte prophetische Christusbotschaft Das ist Mein Wort, die logisch und ohne Widersprüche ist. Dennoch möchten wir an dieser Stelle ehrliche Gottsucher, die auch die Bibeln in ihre Forschungen einbeziehen möchten, auf die übereinstimmenden Schlussfolgerungen von Theologen hinweisen.

Der bekannte Theologe Rudolf Bultmann spricht von der Urgemeinde, die bestimmte Worte "Jesus in den Mund gelegt" hat. Wörtlich schreibt er: "Aus der Urgemeinde stammen sicher [!] die Worte, in denen der Auferstandene mit königlicher Geste dem Petrus die Leitung der Gemeinde – die er sogar als  s e i n e  Gemeinde bezeichnet – überträgt (Mt. 16, 17-19)" (Rudolf Bultmann, Theologie des Neuen Testaments, Tübingen 1980, S. 51; "Urgemeinde" ist hier allerdings ein irreführendes Wort für die frühkatholische Gemeinde). Das heißt: Matthäus 16, 17-19 stammt nach dem Theologen Rudolf Bultmann nicht von Jesus, sondern von der frühkatholischen Gemeinde.

Und in dem Fachbuch Geschichte der urchristlichen Literatur von Philipp Vielhauer, Berlin.New York 1975, S. 137 f., steht zu lesen: "Paulus hebt nie sein gutes Einvernehmen mit Kephas hervor ... Das weist auf schärfere Gegensätze hin, und ihr Grund kann nicht zweifelhaft sein: die Suprematie Petri als des ersten Auferstehungszeugen und wohl auch als des ´Felsens`, des Fundamentes der Kirche – jene Petrusauffassung, die schon im Namen des Apostels zum Ausdruck kommt, später [!] ihren Niederschlag in Mt. 16, 18f. gefunden hat und gegen die Paulus ... zu polemisieren scheint. Dieser Anspruch auf Subordination, wie immer er auch begründet, ist auf Widerstand gestoßen und hat vermutlich als Reaktion die Parteibildung erst veranlasst ... zu eigenen Gruppen, wodurch auch die Kephasleute, nunmehr isoliert, in die Rolle einer bloßen Gruppe gedrängt wurden."
Vereinfacht ausgedrückt erklärt Professor Dr. Vielhauer hier: Schon Paulus ist gegen die – erst lange nach Jesus entstandene – Petrus-Legende vom "Fels", auf dem die katholische Kirche aufbaut, vorgegangen.

"Das Wort an Petrus in Mt. 16, 18 ... ist zweifellos (!) nachösterlich, und, wie der Vergleich von Mt. 16, 16-20 mit der Vorlage Mk. 8, 28f. zeigt, spät [!] entstanden." (H. Conzelmann, A. Lindemann, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, Tübingen 1998, S. 476 f.; das Wort "nachösterlich" ist dabei eine beschönigende Formulierung für "gefälscht")

"Die ... Kirche ist nicht von Jesus gegründet worden. Zwar führt das an Petrus gerichtete Wort vom ´Fels` die Stiftung der Kirche auf Jesus zurück, ... aber dieses Aussagen sind mit größter Wahrscheinlichkeit nachösterlich [!], setzen die Existenz der Kirche also bereits voraus." (H. Conzelmann, A. Lindemann, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, Tübingen 1998, S. 521; "nachösterlich" = "gefälscht")

"Schon in urchristlicher Zeit hat man den fragmentarischen Charakter des Markustextes empfunden und Abhilfe geschaffen, indem man die Erzählung (wie die Matthäusfassung ergibt) um eine ausführliche Antwort Jesu erweiterte." (Das Buch der Bücher, Neues Testament, herausgegeben von Hanns-Martin Lutz, Hermann Timm, Eike Christian Hirsch, München 1972, S. 140; im Klartext: man hat Jesus nachträglich eine Antwort in den Mund geschoben, weil man nicht mehr wusste, was Er tatsächlich vielleicht noch gesagt hat; diese nachträgliche Antwort stammt also gar nicht von Ihm)

"Eigentümlich ist die Zuspitzung auf die Person des Petrus. Die Gemeinde [also nicht Jesus], die es formulierte [!], hat in Petrus den Gewährsmann der christlichen Tradition und Verkündigung gesehen." (Das Buch der Bücher, Neues Testament, herausgegeben von Hanns-Martin Lutz, Herbert Timm, Eike Christian Hirsch, München 1972, S. 170 f.)

Nun könnte man einwenden, die hier genannten Wissenschaftler sind alle evangelisch. Und tatsächlich können ja nur Wissenschaftler diesen Sachverhalt unvoreingenommen prüfen, die nicht an das katholische Dogma gebunden sind, welches die Ergebnisse der "Untersuchungen" bei Androhung angeblich ewiger Höllenstrafen bereits vorab dogmatisch vorschreibt. Römisch-katholische Theologen, die an das Dogma gebunden sind, betreiben deshalb vielfach nur dem Schein nach "Wissenschaft" – allerdings auf Staatskosten, das heißt, dank unserer Steuergelder. In Wirklichkeit müssen sie nur nach angeblichen "Bestätigungen" für die Dogmen der Kirche suchen. Doch selbst die dogmengebundenen katholischen Theologen können in unserer Zeit gar nicht mehr anders als die Fälschung dieser Grundlage der katholischen Kirche zu bestätigen.

Der Theologe Hans Küng schreibt dazu in seinem Buch Kleine Geschichte der katholischen Kirche: "Doch nehmen heute auch katholische Exegeten [= Bibelausleger] an, dass das berühmte Wort von Petrus als dem Felsen, auf dem Jesus seine Kirche bauen werde (Mt 16,18 f.: Futur!) und von dem die anderen Evangelien nichts wissen, kein Wort des irdischen Jesus [!], sondern eine nachösterliche Bildung der palästinischen Gemeinde bzw. des Matthäus ist." (Berlin 2002, S. 31)
 

Wurde eine geistige Botschaft über Christus einfach auf Petrus "übertragen"?


Zu dem allen gibt es auch noch eine bedeutsame Ergänzung zu den bisherigen eindeutigen Ergebnissen der wissenschaftlichen Theologie. Demnach wurde das "Fels"-Wort nicht einfach von der frühkatholischen Kirche aus der Luft gegriffen, um die Macht der Kirche zu begründen, sondern es sei – anstatt zu Petrus – über Christus selbst gesagt worden. Geht man nämlich davon aus, dass das apokryphe Evangelium Jesu und viele andere Bibelstellen den Sachverhalt richtig wieder geben (siehe oben) und dass Christus von daher zweifelsfrei der "Fels" ist und nicht Simon Petrus, dann erscheint auch der unmittelbare Zusammenhang der Erzählungen im Matthäusevangelium für Bibel-Interessierte bzw. für Leser, die sich gerne auf biblische Spurensuche begeben, in einem neuen Licht.
Wir möchten allerdings gleich vorab klarstellen: Für uns ist es letztlich nicht so wichtig, ob die Entwicklung der Überlieferung tatsächlich so war, wie nun nachfolgend beschrieben. Es hat jedoch eine gewisse Überzeugungskraft und weist auch beispielhaft darauf hin, was man grundsätzlich alles mit der Bibel machen konnte und vielfach auch gemacht hat. Doch nun die nähere Betrachtung des Zusammenhangs des so genannten "Felsenwortes":

In Kapitel 17 ist im Matthäusevangelium von einer so genannten "Verklärung" von Jesus die Rede, wobei Jesus mit Seinen Jüngern inmitten von Felsen (!) auf einem hohen Berg steht.
Nebenbei gesprochen: Auch hier hatte einmal mehr Simon Petrus nicht verstanden, worum es geht, und er wollte für die – laut Bibel – nichtmateriellen Seelen von Mose und Elia eine Hütte bauen. (17, 3-4)
Eine "Stimme vom Himmel" wird jedoch vernommen und preist allein Christus mit den Worten "Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören." (17, 5)
Man könnte sagen: Kurz, eindeutig und klar. Man könnte aber auch mit einer gewissen Logik einwenden: Etwas knapp, wie Christus hier wohl etwas spröde gepriesen wird, wenn man es einmal mit dem Lobes-Hymnus auf Simon Petrus kurz zuvor vergleicht, der viel eindrücklicher und umfassender formuliert ist. Eigentlich sollte doch Christus größer sein als Simon Petrus, und eigentlich sollte das auch dem Verfasser des Matthäusevangeliums klar gewesen sein.

Was könnte man daraus folgern?
Dazu gibt es eine interessante These, die wir Ihnen gerne ebenfalls bekannt machen. Jeder mag dann selbst beurteilen, ob dies für ihn stimmig ist.
Es besteht nämlich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Simon-Petrus-Lob, auf das sich die Romkirche als ihre angebliche Basis beruft, ursprünglich in Wirklichkeit um einen Christus-Hymnus gehandelt habe, der in diesen ganz anderen Zusammenhang der "Verklärung" bzw. "geistigen Erscheinung" in Matthäus 17 gehört, den aber ein kirchlicher Fälscher und "Bibel-Bastler" später von dort einfach zu Simon Petrus nach Kapitel 16 herüber gezogen hat, also bei Kapitel 17 raus, dafür bei Kapitel 16 rein, weil das seinen Interessen mehr entspricht.

Es würde auf jeden Fall im ganzen Zusammenhang den meisten Sinn machen, wenn die "Stimme aus dem Himmel" über Christus (!) gesprochen hätte: "Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören. Auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwinden." (Matthäus 17, 5 in Verbindung mit 16, 18b-19a)
Stand das Felsenwort also ursprünglich in diesem Zusammenhang bei der Überlieferung über Christus und nicht bei der Petrus-Überlieferung? Wenn ja, dann klingt diese "Botschaft aus dem Reich Gottes", dieser in den Bibeln überlieferte so genannte Christus-Hymnus, auch nicht so kurzatmig, so abgekürzt, wie er heute in den Kirchenbibeln erscheint. Und unmittelbar im Anschluss daran würde dann auch noch Matthäus 16, 20 direkt dazu passen, wo es heißt: "Da gebot Er [Jesus] Seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass Er der Christus sei"; dass also eben Er, der Mensch Jesus von Nazareth, gleichzeitig der Fels
(!) Christi sei, welcher der Hölle die Stirn bietet und mit Seinen echten Nachfolgern die Höllenmächte überwindet.
So wäre alles plausibel und machte Sinn und stimmte dann auch mit dem ganzen Zusammenhang in den Evangelien überein: Erst wäre das Bekenntnis zu Christus durch die Stimme aus dem Ewigen Reich erfolgt und dann unmittelbar danach die Ermahnung von Jesus, darüber noch mit keinem zu sprechen, weil die Zeit dafür noch nicht gekommen sei.
So also könnte alles gewesen sein. Es muss natürlich nicht exakt genauso gewesen sein, und die Bibel ist nun einmal ein fehlerhaftes Buch, das Wahrheiten, aber auch Verfälschungen enthält, aber so wäre es wieder stimmig mit der übrigen Überlieferung.
 

Was stand im Ur-Matthäus-Evangelium und was ist alles kirchlich gefälscht?


Im apokryphen Evangelium Jesu (siehe oben) steht es zudem unmissverständlich ebenso. Nicht Simon Petrus, sondern Jesus, der Christus, ist der "Fels". Simon Petrus soll sich Ihn jedoch zum Vorbild nehmen – das ist sein Lebensthema, weswegen auch er den Namen "Petrus" = "Fels" trägt. Und dass auch bei Matthäus ursprünglich von Christus, dem Felsen, die Rede war, dafür gibt es eben wesentliche sprachwissenschaftliche Anhaltspunkte. Dann aber kam allem Anschein nach der frühkatholische Fälscher und bastelte aus dem ursprünglichen Matthäusevangelium seine Simon-Petrus-Huldigung zusammen, die man dann in einem nächsten Fälschungs-Schritt auf den katholischen Papst übertrug. Die Huldigung des Simon als "Fels" hätte der Kirchenmann dann aus der Erscheinungsgeschichte mit Christus in Kapitel 17 heraus genommen, und gleich mit dazu auch die so genannte "Schlüsselgewalt" aus Kapitel 18; und beides zusammen wäre von ihm dann in Kapitel 16 zu einer neuen kirchlichen Mixtur verarbeitet worden, wie oben zitiert. Und auf diese womöglich auf diese Weise manipulierten Textmontagen bzw. diese intellektuellen theologischen Mixturen in Kapitel 16 gründet sich seither die katholische Kirche.

Wie gesagt: Die hier als mögliche Montagen dargelegten inhaltlichen Verknüpfungen müssen nicht zwangsläufig exakt auf diese hier dargebotene Weise gefälscht worden sein, es kann auch nur ähnlich wie hier geschildert gewesen sein. Der katholischen Kirche hat man jedoch schon anderweitig viele Fälschungen eindeutig nachgewiesen, und auch eine angeblich exklusive Übertragung einer "Schlüsselgewalt" an Simon Petrus bzw. an die spätere Kirche ist ja in diesem Zusammenhang schon als Fälschung dargelegt (siehe oben).
Jeder mag sich letztlich aus dem Gesagten heraus selbst ein Urteil bilden, auch was vielleicht sein persönliches Bibelstudium betrifft.

In diesem Zusammenhang ist es auch von Bedeutung, dass die wissenschaftliche Theologie heute von einem Ur-Matthäusevangelium weiß, das sich deutlich von dem uns heute bekannten Matthäusevangelium unterscheidet. Davon wusste auch der Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert. "Unglücklicherweise" ging es "verloren" bzw. es wurde – wie so vieles mehr – von der Kirche vernichtet (zum Sachverhalt siehe hier). Warum, dürfte jedem ehrlichen Gottsucher, der diese Ausgabe von theologe.de bis hierher gelesen hat, nicht mehr verwundern.
Doch was wurde stattdessen konstruiert, man könnte sagen, was für ein intellektuelles Monstrum hat man stattdessen entwickelt? Die Fakten und Belege dafür lesen Sie nun im nächsten Kapitel.
 

Die Dogmen und Lehrentscheidungen der römisch-katholischen Kirche
über den Satz im Matthäusevangelium


Tatsache ist nun weiterhin, dass die römisch-katholische Kirche, für jeden interessierten Leser nachvollziehbar, aus dieser Simon-Petrus-Konstruktion im Matthäusevangelium die Vollmachten des heutigen Papsttums ableitet. Das ist aber völlig unseriös und an den Haaren herbei gezogen, und hier wären sogleich die Fragen nach einer "Verhöhnung von Christus" und einer "Verdummung der Menschen" angebracht. Und obwohl mittlerweile auch die katholischen Theologen zumindest zu einem großen Teil zugeben, dass das Jesuswort an Petrus "nachösterlich" ist, wie es beschönigend heißt, das heißt gefälscht ist, wird diese Tatsache von der Institution Kirche einfach ausgesessen, als ob es sie nicht gäbe. Doch die Indizien sprechen dafür, dass es sich hier um den größten Betrug der Menschheitsgeschichte handelt, der im Verbund mit dem vielleicht zweitgrößten Betrug gesehen werden muss. Dieser ist die angebliche "Konstantinische Schenkung", die nachweislich im Mittelalter gefälschte Schenkung eines riesigen Staatsgebietes von Kaiser Konstantin an den Papst, als "Dank" für den Empfang der katholischen Taufe und für eine angebliche Heilung. Dieser Betrug ist die "staatsrechtliche" (in Wirklichkeit "staatsunrechtliche") Grundlage des heutigen Vatikanstaates, der 1929 vom Diktator Benito Mussolini in den Lateranverträgen in seiner heutigen Form installiert wurde.

Die nachfolgenden Zitate zum so genannten "Felsenwort", die das Elend nun im Wortlaut dokumentieren, stammen aus dem offiziellen Lehrwerk Heinrich Denzinger/Peter Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 42. Auflage, Freiburg 2009, abgekürzt DH bzw. aus dem ebenfalls offiziellen Lehrwerk Josef Neuner/Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearbeitet von Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Regensburg 1971, 13. Auflage 1992, abgekürzt NR.

Das erste Dokument ist das Decretum Gelasianum von Papst Gelasius I. (350-354). Einiges davon wird auch Papst Damasus I. (Decretum Damasi) zugeschrieben.
DH 350: "Nach all diesen prophetischen, evangelischen und apostolischen Schriften, auf die die katholische Kirche durch die Gnade Gottes gegründet ist, meinten wir auch jenes betonen zu sollen, dass zwar der gesamte über den Erdkreis hin verbreiteten katholischen Kirche das Brautgemach Christi zusteht, die heilige Römische Kirche aber nicht aufgrund irgendwelcher Konzilsbeschlüsse den übrigen Kirchen vorangestellt ist, sondern aufgrund des Wortes des Herrn und Erlösers im Evangelium den Primat erlangt hat; denn er sagte: ´Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen ...`"

Der "Heilige" Papst Hormisdas, Glaubensbekenntnis "Libellus fidei" vom 11.8.515
DH 363: "Und weil der Spruch unseren Herrn Jesus Christus nicht übergangen werden kann, der sagt ´Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen?` [Mt 16, 18], wird das, was gesagt wurde, durch die tatsächlichen Wirkungen erwiesen; denn beim Apostolischen Stuhl wurde stets die katholische Religion unversehrt bewahrt."


Papst Innozenz III., Brief
"Apostolica Sedis primatus" an den Patriarchen von Konstantinopel vom 12.11.1199 gegen die Orthodoxen
DH 774: "Der Primat des Apostolischen Stuhles ... wird in der Tat durch viele Zeugnisse sowohl der Evangelien als auch der Apostel bestätigt ..., die übereinstimmend aussagen, dass die hochheilige im seligen Apostelfürsten Petrus geweihte Kirche gleichsam als Lehrerin und Mutter die übrigen überrage. Er nämlich verdiente es ... zu hören: ´Du bist Petrus ....` Denn wenn auch das erste und vorzügliche Fundament der Kirche der einzig geborene Sohn Gottes Jesus Christus ist, ... so ist doch das zweite und zweitrangige Fundament der Kirche Petrus." 

DH 775: "... vielmehr wirst du erkennen, dass ihm selbst ohne die anderen vom Herrn die Vollmacht erteilt wurde, zu binden und zu lösen, so dass er, was die anderen nicht ohne ihn selbst vermochten, er selbst aufgrund des ihm vom Herrn übertragenen Vorrechts und der gewährten Fülle der Macht ohne die anderen vermochte."

4
. Sitzung des 1. Vatikanischen Konzils, 18.7.1870, Erste dogmatische Konstitution "Pastor aeternus"
DH 3053: "Deshalb lehren und erklären Wir, dass gemäß den Zeugnissen des Evangeliums der Jurisdiktionsprimat über die gesamte Kirche Gottes von Christus, dem Herrn, unmittelbar und direkt dem seligen Apostel Petrus verheißen und übertragen wurde ..." [es folgt Mt. 16, 16-19 und Joh 21, 15-17]


DH 3054 [= 438 im Werk von Neuner-Roos [NR], Der Glaube der Kirche]: "Dieser so offenkundigen Lehre der heiligen Schriften ... stehen die verkehrten Auffassungen derer offen gegenüber, die die von Christus, dem Herrn, in seiner Kirche eingesetzte Regierungsform verkehren und leugnen, dass allein Petrus vor den übrigen Aposteln – ob einzeln für sich oder allen zugleich – von Christus mit dem wahren und eigentlichen Jurisdiktionsprimat ausgestattet wurde; oder die behaupten, ebendieser Primat sei nicht unmittelbar und direkt dem seligen Petrus selbst, sondern der Kirche und durch sie jenem als dem Diener dieser Kirche übertragen worden."

DH 3055 [= NR 440, dort als "unfehlbar" markiert]: "Wer also sagt, der selige Apostel Petrus sei nicht der von Christus, dem Herrn, eingesetzte Fürst aller Apostel und das sichtbare Haupt der ganzen streitenden Kirche; oder derselbe habe nur den Ehren-, nicht aber den wahren und eigentlichen Jurisdiktionsprimat von ebendiesem unseren Herrn Jesus Christus direkt und unmittelbar empfangen; der sei mit dem Anathema belegt." [= der sei nach seinem Tod ewig verdammt; zu Lebzeiten bedeutete das Anathema vielfach Todesstrafe]

DH 3056 [= NR 441]: "Was aber der Fürst der Hirten und große Hirt der Schafe, der Herr Christus Jesus, im seligen Apostel Petrus zum ewigen Heil und immerwährenden Wohl der Kirche eingesetzt hat, das muss auf sein Geheiß hin in der Kirche, die gegründet auf dem Felsen, bis zum Ende der Zeiten sicher stehen wird, beständig fortdauern ..."

DH 3057 [= NR 442]: "Daher hat jeder, der auf diesem Stuhle Petrus nachfolgt, gemäß der Einsetzung Christi selbst den Primat des Petrus über die gesamte Kirche inne."

DH 3058 [= NR 443, dort als "unfehlbar" markiert]: "Wer also sagt, es sei nicht aus der Einsetzung Christi, des Herrn, selbst bzw. göttlichem Recht, dass der selige Petrus im Primat über die gesamte Kirche fortdauernd Nachfolger hat: oder der Römische Bischof sei nicht der Nachfolger des seligen Petrus in eben diesem Primat: der sei mit dem Anathema belegt." [= der sei nach seinem Tod ewig verdammt]

Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika "Satis cognitum", 29.6.1896
DH 3303: "In der Tat erwähnt Jesus Christus ... nur die eine Kirche, die er die seinige nennt: ´ich werde meine Kirche bauen` [Mt. 16, 18]. Jede andere, die sich außer dieser noch denken lässt, kann, da sie nicht durch Jesus Christus gegründet wurde, nicht die wahre Kirche Christi sein."


2. Vatikanisches Konzil
, "Lumen Gentium", 21.11.1964
DH 4146: "Der Herr hat allein Simon zum Fels und Schlüsselträger der Kirche bestellt und ihn als Hirten seiner ganzen Herde eingesetzt; es steht aber fest, dass jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist ... In ihm üben die Bischöfe unter treuer Beachtung des Primates und des Vorrangs ihres Hauptes ihre eigene Vollmacht zum Nutzen ihrer Gläubigen, ja, der ganzen Kirche aus, wobei der Heilige Geist deren organische Struktur und Eintracht fortwährend stärkt."

Johannes Paul II.
,
Moto Proprio "Ecclesia Dei", 2.7.1988
DH 4822: "In der Tat kann niemand für treu gegenüber der Überlieferung gehalten werden, der wirklich die Verknüpfungen und Bindungen zu dem abschneidet, dem Christus in der Person des Apostels Petrus selbst den Dienst für die Einheit in seiner Kirche anvertraut hat."

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Durch gehäufte Wiederholungen wird es aber nicht wahrer. Wenn man, wie eingangs dargelegt, demgegenüber weiß, was in den Bibeln, die überhaupt keine katholische Kirche kennt, wirklich steht, dann kann man zusammenfassend sagen: Selten wurde eine Bibelstelle so vergewaltigt, so verdreht und so manipuliert wie hier, selbst wenn es sich um ein echtes Jesuswort handeln sollte. Und eine Lüge wird durch fortdauernde Wiederholung bis in die Gegenwart nicht zu einer Wahrheit, sondern zementiert nur den Betrug, bis dieser doch zu früher oder später aufzubrechen beginnt. Unterschwellig wirkt hier allerdings auch die Verzweiflung der Kirchenführer, die bereits spüren, dass ihr Kartenhaus voller gezinkter Karten ist, was naturgemäß nicht von Bestand sein kann, ganz gleich, wie lange es sich bisher schon gehalten hat.
 

Die angemaßte angebliche Unfehlbarkeit und die Höllendrohung bei Widerspruch


Maßgeblich für die katholische Lehre sind dabei vor allem die Dogmen des 1. Vatikanischen Konzils, weil im selben Zusammenhang die angebliche Unfehlbarkeit des Papst-Amtes dogmatisch für alle Zeiten und "Ewigkeiten" kirchlich festgelegt wurde. Wer diesem Dogma nun widerspricht, wird nach römisch-katholischer Lehre ewig verdammt. Dazu gehören zahllose Kirchenväter und sogar "Heilige", die man auf diese Weise spätestens im 19. Jahrhundert faktisch in die Hölle schickte. Entweder durch unmittelbaren Verstoß gegen die Dogmen DH 3055 und DH 3058 oder durch weitere Abweichungen von anderen Kirchenlehren, wie in Der Theologe Nr. 68 an vielen Beispielen nachgewiesen wird.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das Dogma DH 609. Es wurde auf dem 7. ökumenischen Konzil von Nizäa 787 beschlossen und gilt auch in der orthodoxen Kirche und lautet: "Wer die gesamte kirchliche Überlieferung, ob geschrieben oder ungeschrieben, verwirft, der sei mit dem Anathema [der Verfluchung] belegt." [= nach dem Tod ewig verdammt]
Das klingt für sich genommen gar nicht so bedrohlich, könnte man meinen, denn irgendetwas, und sei es auch nur etwas Kleines, wird in der Überlieferung schon auch mal stimmen, so dass man nicht das "Gesamte" verwerfen müsste. Aber dieser Satz passt alleine schon von der Logik nicht zu den übrigen Hunderten von Verfluchungen, wonach bereits eine einzige Lehrabweichung die ewige Hölle nach sich ziehen soll und nicht erst, wenn jemand das Gesamte verwirft.
Dieses Rätsel wird schlicht dadurch gelöst, dass man eine andere offizielle Übersetzung dieses Dogmas zu Rate zieht, die das zum Ausdruck bringt, was die Kirchenoberen damals meinten, aber auf Latein offensichtlich nicht richtig ausgedrückt hatten (vielleicht war viel Alkohol im Spiel, wer weiß). Die andere Übersetzung der damaligen Konzilsentscheidung ist nachlesbar unter NR 85. Sie trifft ganz offensichtlich den Sinn, der gemeint war und lautet: "Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen [= mit der Verfluchung belegt]." (NR, Nr. 85)
Es muss also alles angenommen werden, auch Kleinigkeiten, um dem Höllenfeuer vermeintlich zu entgehen, was Papst Franziskus bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2013 bestätigte. Damit passt auch dieses Dogma zu den vielen anderen und gibt die Begründung dafür, warum bereits eine kleine Abweichung in die Höllenqual führen soll. Denn es muss "die ganze kirchliche Überlieferung" geglaubt werden.


Die katholische Kirche verdammt nachträglich
 die meisten Kirchenväter und viele ihrer Heiligen


Hier nun zur noch einige Beispiele für Kirchenvertreter, die von ihrer Religion alleine deshalb verdammt werden, weil sie in jenem vermeintlichen Wort von Jesus an Petrus keine Einsetzung des Papsttums erblickten – obwohl sie das Wort selbst als echt und nicht als spätere Fälschung betrachteten. Allerdings geschieht diese Verdammung nicht durch eine offizielle weitere spezielle Lehrentscheidung, sondern durch schlichte Anwendung der Dogmen auf die jeweiligen Sachverhalte.

Der "Heilige" Augustinus ist ein Beispiel. Er verstand Matthäus 16, 18 nämlich so, dass Jesus mit dem Felsen sich selbst gemeint habe.
Augustinus schreibt: "
Darum nämlich sprach der Herr: ´Auf diese Petra (Fels) werde ich meine Kirche bauen`, weil Petrus gesagt hatte: ´Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes`. Auf diese Petra also, welche du bekannt hast, sagt er, werde ich meine Kirche bauen. ´Der Fels nämlich war Christus`. Auf diesem Fundament ist auch Petrus selbst erbaut. Denn ein anderes Fundament kann niemand legen als das, welches gelegt ist, welches ist Christus Jesus." (Bibliothek der Kirchenväter, Aurelius Augustinus, Vorträge über das Evangelium des hl. Johannes, Vortrag Nr. 124, 5, übersetzt von Th. Specht, 1914)
Matthäus 16, 18 hieße also nach Kirchenvater und Kirchenlehrer Augustinus sinngemäß: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen [der ich, Christus, bin und zu dem du dich gerade eben bekannt hast, als du sagtest, ´Du bist Christus ...`] werde ich meine Kirche bauen
..." Augustinus versteht das Jesuswort zudem nicht exklusiv (!) an Petrus gerichtet, sondern typologisch. Petrus sei Vorbild, und es geht hier für ihn also ausdrücklich auch nicht (!) um die Vererbung eines Führungsamtes.
Und auch in seinen
Retractationes verdeutlicht Augustinus seine Sichtweise und schrieb: "Denn es wurde zu ihm [Petrus] nicht gesagt: ´Du bist der Fels`, sondern: ´Du bist Petrus.` Der Fels aber war Christus." Damit widerspricht der Kirchenlehrer Augustinus den oben aufgeführten Dogmen.
Nun dazu die Frage: Hat man den "Heiligen" Augustinus deswegen im katholischen Himmel aufgespürt und von dort wieder ausgewiesen? Und dann in die Hölle geschickt? Denn Augustinus leugnet hier schlicht die geistige Grundlage des römisch-katholischen Imperiums.

Der nächste "Höllengenosse" in diesem Sinne ist der bekannte Kirchengelehrte Tertullian (2. Jahrhundert). Nach seiner Überzeugung habe Jesus die Verheißung nur Petrus persönlich gegeben und nicht einem Bischof von Rom oder anderen Bischöfen.

Und der "Heilige" Cyprian von Karthago deutete die Bibelstelle zwar als Einsetzung von Petrus zum "Leiter der Kirche" (Über die Einheit der Kirche 4; vgl. 59. Brief). Doch jeder Bischof folge dem Petrus in diesem Amt, nicht etwa nur der Bischof von Rom.

Und der "Heilige" Ambrosius deutet zwar Petrus als den "Fels", glaubt aber, hiermit sei keine Kirchenleitung gemeint. Gemeint sei, dass Petrus als Person gemäß dieser Verheißung nicht von den "Pforten der Unterwelt" überwältigt würde, bevor Jesus wiederkommen würde.

Doch das ist noch lange nicht alles. Erzbischof Peter Richard Kenrick von St. Louis/USA legte in seinem Buch An Inside View of the Vatican Council (Ein Augenzeugenbericht über das Vatikanische Konzil) (1870) dar, dass von 86 Kirchenvätern nur 17 (!) die Auffassung vertreten hatten, dass Jesus mit dem Ausdruck "Fels" überhaupt den Petrus gemeint habe. Und selbst diese 17 haben es eben teilweise oder deutlich anders interpretiert als es die Kirche später dogmatisiert hat.

Was bleibt also von der Kirchenlehre und der Zurückführung von Papst und Vatikan auf ein angebliches Wort von Jesus an Petrus, das aus einem ganz anderen Zusammenhang stammt? Immer mehr verbreitet sich unter Menschen das Gefühl, hier über Jahrhunderte für dumm verkauft worden zu sein.
 

Papst Franziskus dreht mit Raffinement das Dogma um


Im Jahr 2016 hat nun auch Papst Franziskus in dem Sinn der hier genannten "Kirchenheiligen" kapituliert. Er gab am 22. Februar gegenüber seinen Mitarbeitern ebenfalls zu, dass nicht Petrus, sondern Jesus der "Fels" sei. Es geschah beim so genannten "Außerordentlichen Jubiläum der Barmherzigkeit", dem "Jubiläum der Römischen Kurie" in der vatikanischen Basilika, nachdem der Papst und die Angestellten des Vatikans die so genannte "Ablasspforte" durchschritten hatten, wodurch ihnen angeblich jenseitige Sündenstrafen gestundet wurden und nachdem sie das angebliche Grab von Petrus besucht hatten.
Der Papst damals wörtlich über Jesus: "Er ist der ´Fels`, auf den wir bauen müssen. Das sagt der heilige Augustinus mit eindringlichen Worten, wenn er über die Kirche schreibt, dass sie zwar von den geschichtlichen Ereignissen aufgewühlt und erschüttert wird, aber dennoch ´nicht fällt, weil sie auf den Felsen [petra] gegründet ist, wovon Petrus den Namen erhalten hat ... Der Fels nämlich war Christus`." (w2.vatican.va)

Damit widerspricht der Kirchenführer hier dem kirchlichen Betrug, wonach Jesus den Petrus laut Matthäus 16, 18 gemäß der Dogmen als "Fels" eingesetzt habe (und nicht nur seinen Namen davon abgeleitet habe). Und er stimmt denen zu, die dem Betrug schon zuvor widersprochen haben und die dafür nicht selten mit ihrem Leben bezahlen mussten. Denn Menschen wurden wegen des "Felsenwortes" und ihren Zweifeln an der Dogmatisierung verbannt, gefoltert, lebendig verbrannt, ertränkt, erstochen und erwürgt. Ja, die Kirche hat wegen dieses Wortes sogar Kriege geführt. Und jetzt heißt es so ganz nebenbei, ja, ja, es stimme schon, dass mit dem Felsen Christus gemeint sei und nicht Petrus, und Petrus habe ja nur von dort seinen Namen erhalten. Plötzlich soll jetzt also auch für den Vatikan Jesus, der Christus, der "Fels" sein und nicht mehr Petrus. Das ist aber ein klarer Widerspruch zum Dogma und zeigt die Spaltung auf (siehe Foto). So müsste man fragen: Wer ist nun der Lügner? Derjenige, der das Dogma erfunden hat, oder derjenige, der heute mit Raffinement gegen das Dogma spricht?

Man kann annehmen, dass hinter Franziskus´ Aussage von der angeblich unzerstörbaren Kirche, die nicht zusammen fallen würde, Angst steht Angst vor dem, was in den Wirren der nahen Zukunft mit dem Vatikan geschehen könnte. Der Stuhl Petri ist auf dem Blut der unschuldigen Opfer der Kirche über Jahrhunderte aufgebaut, und das Gesetz von Saat und Ernte ist unbestechlich und gilt auch für die Institutionen Kirche und ihre Würdenträger.
"Gottes Mühlen" mahlen langsam, lautet ein bekanntes Sprichwort, aber sie mahlen. Und Franziskus weiß wohl, was die Stunde bereits geschlagen hat. Und abgesehen von vordergründig huldigenden Worten über "Christus": Mehr denn je vertrauen der Papst und der Vatikan auf die Waffen und den Schutz "dieser Welt", eben doch auf den Petrus, so wie er sich verhielt, als er laut Matthäus 26, 51 mit dem Schwert zuschlug, und nicht auf den, der uns lehrte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt."
 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Herausgeber Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 51, Christus, der "Fels" – in Petrus, aber ohne Papst und Kirche, zit. nach
theologe.de/petrus-christus-fels-schluesselgewalt.htm, Fassung vom 30.7.2023, Copyright © und Impressum siehe hier.

 

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