Der Theologe Nr. 105, aktualisiert am 2.1.2023
"Es
ist schlimm, das war mir schon klar, doch in Wirklichkeit noch viel
schlimmer als ich es mir je vorstellen konnte" – so eine Reaktion auf den
Bericht des Magazins
Der Spiegel im Dezember 2021 über Nachforschungen im Bistum Trier.
Was dort beschrieben ist, treibt die hier vorgelegte Untersuchung über die
Gewaltopfer der Priester in weitere Untiefen. Es folgte schließlich Anfang
2022 die 1900 Seiten umfassende "Missbrauchsstudie" der Rechtsanwaltsstudie
Westphal Spilker Wastl über das Erzbistum München-Freising.
Ein wichtiger Meilenstein in diese Richtung ist auch die 1300 Seiten
umfangreiche Dokumentation über Vergewaltigungen und andere sexuelle
Verbrechen von Priestern an Kindern und über deren Vertuschung durch die
kirchlichen Obrigkeiten, wie sie eine Anklagekammer in den USA, im
Bundesstaat Pennsylvania, im Jahr 2018 erstellt hatte.
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts häuften sich in vielen Ländern die Anklagen gegen
Sexualverbrecher im Priestertalar. Ein einziger Priester in den USA hat
allein 130 Jungen ab dem Alter von vier Jahren vergewaltigt und missbraucht.
Doch seine Vorgesetzten vertuschten immer neue Schwerverbrechen des
Würdenträgers, und sie versetzten den Amtsträger jeweils nur von einer
Pfarrstelle in die nächste, wo er sich dann neue Kinder-Opfer suchte.
In dieser Ausgabe gehen wir im 1. Teil der Symptomatik bei diesen Verbrechen und deren
Vertuschung nach: Warum wurden immer wieder
Priester und kirchliche Würdenträger zu Verbrechern dieser Art? Und warum
wurden und werden diese hochkriminellen Handlungen von
der Vatikankirche immer wieder vertuscht und die Täter vor Strafverfolgung geschützt?
Aus der 2022 erschienenen Studie gelangte erstmals der Sachverhalt
"wechselseitigen Erpressungspotenzial" unter den Talarträgern an die
Öffentlichkeit. Schweigen, damit auch bei einem selbst geschwiegen wird.
Doch geht es hierbei nur um eine geheime Homosexualität, wie in der Studie
beschrieben?
Im 2. Teil geht es in dieser Ausgabe speziell um die Situation in Deutschland nach der
Veröffentlichung des von den Bischöfen selbst in Auftrag gegebenen Berichts
über Sexualverbrechen der Priester in Deutschland Ende 2018. Der 3. Teil erklärt die
Herkunft des Wortes "Moloch", einem Götzen, dem in der Antike grausame
Kinderopfer dargebracht wurden, und es werden Parallelen zu den Kinderopfern
unserer Zeit gezogen. Vom 21.-24. Februar 2019 kamen im Vatikan die Kardinäle zum
Kardinals-Kollegium zusammen, um neue Maßnahmen zu besprechen, mit dem sie
den zunehmenden öffentlichen Druck auf ihr System vermindern wollten, indem
sie neue Richtlinien im Umgang mit den enttarnten Schwerverbrechern in den
eigenen Reihen erließen, "Kinderschutzkonferenz" genannt. Zwar gab
selbst der Papst zu, dass ihn die Seelenmorde der Priester
an Kindern an Menschenopfer in Götzenkulten erinnern, doch sollten diese Worte
wohl vor allem die eigenen Verbrechen relativieren. Lesen Sie Der
Theologe Nr. 105 und erfahren Sie mehr über das System hinter den
Kinderschänderverbrechen der Talarträger.
Teil
1
1 - Päpstliche Bekundungen: "Alles nur Fassade"
– Wie
der Vatikan Schwerverbrecher hinter hohen Mauern vor der Polizei schützt
2 -
Kirche in Deutschland: Nicht wissen wollen, was geschehen ist
3 - Der manipulierte, geschönte und unvollständige Bericht der
Deutschen Bischofskonferenz 2018 – Dunkelziffer: 100.000 Opfer
4
- "Vergewaltigungsphantasien" und "sexualsadistische
Assoziationen" als Teil der priesterlichen Gedankenwelt – früher und heute
5 - Sind die Gewaltphantasien über die Zeiten hinweg die
gleichen geblieben?
6 - Perverse Sexualphantasien der Kirchenlehrer und
Kirchenheiligen
7 - Bischof von Würzburg ließ 18 Schulknaben, ein blindes
Mädchen, ein neunjähriges Mädchen und ein noch jüngeres Schwesterchen bei
lebendigem Leib verbrennen
8 - Früher ließ der Vatikan Chorknaben den Penis abschneiden,
heute quälte man die Domspatzen
9 - Katholische Bischöfe als Vertuscher
und Wegbereiter neuer grausamer Sexualverbrechen an Kindern – FBI kommt Kirche
auf die Spur
10 - Jede andere Organisation, die mit solchen Verbrechen
belastet ist, würde längst vom Staat kontrolliert bzw. verboten
11 - Zehntausende Opfer und ein "globales Netzwerk, das
Kriminelle versteckt"
12 - Die Kirche sei praktisch unantastbar
13 - Der schändliche Missbrauch des Namens Gottes und der
"Seelenmord" als "das wirksamste Mittel, um einen Menschen zu zerstören"
14 - Professorin fordert Beichtstuhlverbot für Kinder und Jugendliche
zu deren Schutz
15 - Hochrangige Amtsträger fordern Papst auf: Treten Sie
zurück!
16 - Neue Vorwürfe gegen Franziskus von Opfern aus
Argentinien: Als Erzbischof habe er gelogen, vertuscht und habe Opfer als Lügner beschimpfen
lassen
17 - Die Reaktion des Vatikan: "Annahme verweigert"
– Einbruch bei Opfer und Belastungszeuge – Keine Wiedergutmachung
18 - "Jeder Papst spielt diese Rolle"
19 - Der massive Angriff auf Jesus, den Christus, und auf Seine
Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe
Teil 2
Teil 3
Dem Moloch ergeben: Wie Priester früher ihr grausames Unwesen trieben. Und wie
ist es heute?
Teil 1
Zu Beginn einige Beispiele aus der über 1300 Seiten starken im Jahr
2018 veröffentlichten Anklageschrift aus Pennsylvania, die Verbrechen aus der
Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart enthält, wie sie in vielen
Medien nachzulesen waren: Ein siebenjähriges
Mädchen liegt wegen einer Mandeloperation im Krankenhaus, als ein katholischer Priester über
das Kind im Krankenbett herfällt und es vergewaltigt. Ein anderer Priester
zwingt einen neunjährigen Jungen, ihn oral zu befriedigen. Danach "reinigt" er den
Mund des Kindes, wie es heißt, mit Weihwasser. Ein Mädchen wird von einem
Priester schwanger, der es anschließend zur Abtreibung zwingt. Mit den Worten
"Es muss eine sehr schwere Zeit für sie sein" drückt der
Bischof sein Mitgefühl aus (zeit.de, 15.8.2018) –
aber nicht gegenüber dem Opfer, sondern gegenüber dem Täter, den er daraufhin
auf eine andere Pfarrstelle versetzt. Ein ganzes Netzwerk von Priestern tauscht
Kinderpornografie aus und reicht zur Vergewaltigung untereinander Jungen weiter,
die weitaus häufiger zu Opfern werden als Mädchen.
Unter anderem wurden Mädchen im Alter von 1 ½ Jahren zu Opfern von Priestern.
Bei älteren Kindern setzten die Amtsträger oft Alkohol und Betäubungsmittel ein,
um sie sich sexuell untertan zu machen. Ein Pfarrer missbrauchte viele Jahre
lang fünf Schwestern und legte währenddessen ein Archiv mit deren Urin und
Menstruationsblut an. Und viele Beispiele mehr. "Die Priester stigmatisierten die Opfer, sobald sie die Verbrechen gemeldet hatten.
Sie leugneten Taten ihrer Brüder, obwohl sie ihnen bekannt waren.
Pressemitteilungen der Kirche dokumentieren die Lügen." Und in einer internen
Akte war folgende "Jubelnachricht" zu lesen: "´Schlimmer Missbrauchsfall.
(Das Opfer) hat uns verklagt ... Wir haben gewonnen.`" "Das Kind war
sieben Jahre alt." (faz.net, 8.9.2018)
Da die Kirche auch in den USA vielfach die freiwillige Herausgabe von Archivunterlagen
verweigert hatte, ließen Ermittler einen großen Teil der Dokumente
beschlagnahmen. Mühsam mussten die Details zusammengetragen werden, um sich
einen Überblick verschaffen zu können.
Das Ergebnis der Untersuchungen: Über 300
katholische Priester werden allein in Teilen von Pennsylvania als Täter identifiziert, die
Sexual-Verbrechen an über 1000 Kinder verübten. Die Ermittler gehen aber von
einem Mehrfachen, das heißt, von mehreren Tausend Opfern aus, da man nur auf
einige innerkirchliche Unterlagen und einige Zeugenaussagen zurückgreifen konnte, und
weil viele der einst gequälten Kinder bis heute ihr Schicksal nicht öffentlich
machten.
"Obwohl die Liste von Priestern lang ist – wir denken nicht, dass
wir alle gekriegt haben", sagte der Generalstaatsanwalt von Pennsylvania
(welt.de, 15.8.2018). Und der
Justizminister des Landes zog aufgrund der Dokumente die Schlussfolgerung: "Die
Kirche zeigte den Opfern völlige Verachtung." (spiegel.de, 15.8.2018)
Papst Franziskus nannte die
Inhalte der Anklageschrift aus Pennsylvania "beschämend und traurig"
(stern.de, 17.8.2018), doch er bot den Opfern, deren "Vergebung" er sich
erhoffe, wie er schrieb, weder eine Form der "Entschädigung" noch Wiedergutmachung an. Passend
dazu wird dem Papst Nachsicht mit
vertuschenden Bischöfen vorgeworfen, so zum Beispiel von einer deutschen
Tageszeitung. Über seine Bekundung, angeblich "Null-Toleranz"
zu üben, heißt es deshalb: "Alles nur Fassade."
(Nordwestzeitung, 31.7.2018)
So galt im Vatikan
bis zum Dezember 2019 auch weiterhin das 1962 erlassene und erst im Jahr 2001
vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger bekräftigte päpstliche Geheimhaltungsgebot bei Androhung der Exkommunikation,
wenn es ein innerkirchliches Verfahren gegen einen pädophilen Priester gibt. Die
bekannte deutsche Theologin Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann nennt diese päpstliche
Anordnung eine "totale Justizbehinderung für die staatlichen Behörden"
(NRW 2 auf SAT 1, Oktober 2007). Und genau darum ging und geht es seither. Die Geheimhaltung bezieht sich vor allem
auf das Verhalten gegenüber der Polizei und den
Strafverfolgungsbehörden weltweit.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
schreibt dazu:
"Alle Fälle, die
bekannt wurden, weil die Opfer sich meldeten, wurden dem Vatikan übergeben –
und dort begraben. Die Akten sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Auch die Strafverfolgungsbehörden kommen nicht ran. Die Ermittler in Irland,
die mit staatlichem Auftrag Kindesmissbrauch in irischen Bistümern untersuchten,
fragten mehrfach in Rom an. Vergeblich. Der Vatikan weigerte sich, die
Unterlagen herauszugeben. Er ist ein souveräner Staat, umgeben von hohen
Mauern. Niemand kann ihn zwingen." (9.9.2018)
Gleichzeitig wurde den Opfern und ihren Angehörigen, zum Beispiel den Eltern,
vom Vatikan unter Androhung angeblich ewiger Höllenstrafen also verboten, zur Polizei
zu gehen. Jahrelang hatte auch Papst Franziskus hat das päpstliche
Geheimhaltungsgebot nicht angetastet. Und er wusste wohl, warum. Allein 3500 pädokriminelle Hochwürden hat der Vatikan eigenen Angaben zufolge zwischen 2001
und 2010 so unter die Obhut eigener Geheim-"Verfahren" genommen und der
staatlichen Justiz gezielt entzogen – bis dahin, dass Staatsanwaltschaften nicht
einmal eine Antwort bekommen haben. Erst im Dezember erfolgte eine "Lockerung".
"Die neue Verfügung verpflichtet den
Vatikan aber auch weiterhin zu einem Mindestmaß an Diskretion beim Umgang mit
Missbrauchsfällen. Informationen zu sexuellem Missbrauch müssten so behandelt
werden, dass der ´Name, die Reputation und die Privatsphäre aller beteiligten
Personen geschützt` blieben, heißt es in den von Franziskus verfassten
Paragrafen" (religion.orf.at, 19.12.2019). Ob sich also in der
Praxis seither wirklich viel ändert, darf bezweifelt werden. Denn weiterhin
gilt, was die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schrieb: "Der Vatikan ...
ist ein souveräner Staat, umgeben von hohen Mauern. Niemand kann ihn zwingen."
(9.9.2018)
Tatsache ist: In keiner anderen Organisation der Welt durften so fortgesetzt und so
scheußlich Verbrechen an wehrlosen Opfern begangen werden, ohne dass die Täter
dafür belangt wurden. Jede andere Organisation, jeder andere Verein, der mit solchen Verbrechen
belastet ist, würde längst schon von der staatlichen Gewalt kontrolliert und
verboten werden. Und dass es um das ganze System Kirche geht, darauf zielen auch
die Worte des vermeintlich "unabhängigen" Missbrauchsbeauftragten der deutschen Bundesregierung,
Johannes-Wilhelm Röhrig. Der CDU-Politiker warnt,
wenn auch mit vorsichtigen Worten: "Es sind nicht nur
Einzelfälle oder Einzeltäter – es sind immer auch strukturelle Probleme, die
sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ermöglichen." Und weiter: "Diesen
Strukturproblemen muss sich die katholische Kirche auch in Deutschland stellen"
(fr.de, 17.8.2018). Immerhin eine Aufforderung an die Kirche, so
könnte man meinen, denn für ein Kirchenmitglied, das vermutlich auch er ist
(denn sonst wäre er nicht in diese Position gelangt), gibt es keine wirkliche
"Unabhängigkeit", sondern die
Vatikankirche verlangt von allen Mitgliedern unter Androhung des Verlustes des
Seelenheils immer, der Kirche und ihren Interessen zu dienen.
Dass es aber nur ein "frommer" Wunsch des staatlichen Missbrauchsbeauftragten
ist, zeigt der bisherige Verlauf der Verbrechensaufarbeitung in Deutschland –
wenn zum Beispiel der "Missbrauchsbeauftragte" der Deutschen Bischofskonferenz,
Seine Exzellenz Dr. Stephan Ackermann, einmal beschwichtigend erklärte, man könnte die Verbrecher ja nicht zu
"Unmenschen" erklären (mehr zu Situation in Deutschland im nächsten
Kapitel und vor allem in Teil 2 dieser Ausgabe von
Der Theologe). Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zieht
daraus die Schlussfolgerung: "So
ist das überall in der katholischen Kirche, und ganz besonders im Vatikan.
Anstatt die Täter anzuzeigen und sämtliche Akten den Ermittlungsbehörden zu
übergeben, fühlt man sich ihnen verpflichtet."
(9.9.2018; faz.net, 8.9.2018)
Die Lösung gemäß der staatlichen Gesetze wäre also sehr einfach: Die Unterlagen über die Verbrechen den
staatlichen Ermittlungsbehörden übergeben, so dass die Straftäter im
Priestertalar auch in diesem Land vor Gericht müssen und anschließend genauso
hinter Gitter kommen würden wie Täter, die keine Priester sind, eventuell mit
anschließender Sicherungsverwahrung, falls von den Triebtätern nach Einschätzung
von Richtern und neutralen Gutachtern weiterhin eine große Gefahr für Kinder
ausgehe. Und nicht ein angenehmes Leben in "Buße" auf Urlaubsreisen mit der
"Haushälterin" oder im Kloster oder katholischen Ordenshaus. Doch
davon ist Deutschland weiter entfernt als fast alle anderen Länder.
"In
Amerika ist vieles öffentlich einsehbar, es sei denn, es ist ausdrücklich
geheim. In Deutschland ist es umgekehrt. Es ist erst mal alles geheim, es sei
denn, es ist freigegeben. Kirchenakten sind nicht einsehbar, fallen nicht unter
das Informationsfreiheitsgesetz." (faz.net, 8.9.2018)
Die Situation in Deutschland
beschreibt Sabine Andresen, Vorsitzende der staatlichen Kommission zur
Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs des Weiteren wie folgt: "Man kann nach wie vor
sagen, dass die Kirche erst dann Aufarbeitung betreibt, wenn der öffentliche
Druck groß ist. Bisher ist nicht zu sehen, dass alle Ebenen der Kirche wirklich
wissen wollen, was geschehen ist und was zu diesen Taten geführt hat." (fr.de,
17.8.2018)
Vor allem die von der Deutschen Bischofskonferenz intern eingesetzte
Untersuchungskommission, die Ende September 2018, also nach der
Veröffentlichung der Fakten in Pennsylvania im August 2018, ihren Bericht vorstellte, stand
und steht
in diesem Sinne unter Kontrolle der Bischöfe. "Das
wahre Ausmaß der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche erfasse der
Bericht aber bei Weitem nicht", schreibt die Süddeutsche Zeitung
(sueddeutsche.de, 15.9.2018) und dort wird aufgeklärt, dass die
Kommissionsmitglieder nur Bitten an die Kirchen richten durften. "Es gab keinen
direkten Zugang zu den kirchlichen Personalakten; die Forscher drückten
Kirchenmitarbeitern Fragebögen in die Hand, die gingen dann das Archiv durch."
Dem im Jahr 2011 zunächst mit der Studie
beauftragten Kriminologen Dr. Christian Pfeiffer wurde der Auftrag 2013 von den
Bischöfen wieder
entzogen. Das Projekt sei "an den Zensur-
und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert",
so der ehemalige Justizminister Niedersachsens und Leiter des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsens (sueddeutsche.de, 8.1.2013). Einmal
mehr hofft die Kirche also, die Kontrolle über die Schwerverbrechen in ihren
Reihen – unabhängig von der staatlichen Justiz, die offiziell für alle anderen Bürger
Deutschlands gilt – behalten zu können, auch darüber, was sie zugibt und was
geheim bleiben soll. Was veröffentlicht wird, ist also
höchstens die Spitze des Eisbergs. Und das sind, wie dann am 12.9.2018 –
kurz vor der offiziellen Veröffentlichung – vorab bekannt
geworden:
1670 pädokriminelle Priester in Deutschland
als absolutes Minimum, also plus ein sehr großes X, weit darüber hinaus.
Es wurden 3677 Opfer identifiziert. "Als Dunkelziffer steht eine 100.000
im Raum." (spiegel.de, 27.9.2018)
Zur Erinnerung:
In der Diözese Boston in den USA waren es im Jahr 2001 bei Recherchen der
Zeitung Boston Globe anfangs auch erst ca. neun
Verdächtige, schließlich wurden über 200 überführt. Und in Deutschland hatten
die Autoren, wie gesagt, "keinen
Zugriff auf Originalakten der katholischen Kirche". Und weiter: "Die Verfasser
der Studie verhehlen nicht, dass in mindestens zwei Bistümern Akten manipuliert
und vernichtet wurden", so schreibt spiegel.de (12.9.2018). Der
neuerliche Vertuschungs-Skandal ist also schon vor der
offiziellen Vorstellung der zensierten Zeilen durch die Bischöfe offensichtlich. Spiegel.de
weiter: "Sexualstraftaten, die in Ordensgemeinschaften verübt wurden – etwa im Canisius-Kolleg oder dem Benediktinergymnasium Ettal
– sind nicht in den Bericht
eingeflossen. Dasselbe gilt für Vorfälle in Kinderheimen, die von der Kirche
betrieben werden, oder Übergriffe von kirchlichen Seelsorgern in
nichtkirchlichen Einrichtungen. Auch die 500 Opfer körperlicher und sexueller
Gewalt bei den
Regensburger Domspatzen blieben außen vor. Auf Berichte von
Sexualstraftaten in deutschen Diözesen, die direkt der Glaubenskongregation in
Rom gemeldet wurden, hatten die Wissenschaftler keinen Zugriff."
Der Bischof Stephan Ackermann
war "empört" (z. B. focus.de, 12.9.2018),
aber nicht wegen der Schwerverbrechen seiner "Mitbrüder" an wehrlosen Kindern
und der trickreichen weiteren Vertuschungs-Strategie seiner Organisation,
sondern wegen der Vorab-Veröffentlichung einiger Inhalte, die man anschließend
selbst zensiert
der Öffentlichkeit präsentierte. Deshalb legte auch der von der Kirche 2013
entlassene Jurist Dr. Christian Pfeiffer nach: "Der
Täterseite die Datenanalyse zu übertragen, geht gar nicht"
(spiegel.de, 12.9.2018). Aber genau das liegt zugrunde. Denn, wie gesagt: Das
oberste Prinzip der Kirchenmänner ist weiterhin, die völlige Kontrolle
über das Thema behalten zu wollen, wie bisher auch. Durch die Vorab-Veröffentlichung einiger Inhalte
in Deutschland war man nun aber genötigt,
schon vor dem geplanten Termin zu sagen, dass das Ergebnis der Studie "bedrückend und beschämend"
sei, und man konnte keine weiteren 14 Tage an weiteren womöglich strategisch
ausgeklügelteren Wortkonstruktionen feilen.
Dass es bei diesem Thema auch um "Strukturprobleme" geht oder, anders ausgedrückt, um die Schuld der
Institution Kirche als Arbeitgeber der Priester, das macht auch die
Stellungnahme des Papstes in Rom deutlich. Als eine Hauptursache für die
Verbrechen benennt Franziskus nämlich den "Klerikalismus" (welt.de,
20.8.2018). Und diesen so
genannten "Klerikalismus", bei dem die Gläubigen zum Priester ehrfurchtsvoll
emporschauen anstatt ihn zu behandeln wie jeden anderen Menschen auch, den gibt
es auf der ganzen Welt. Kleriker, was nur ein anderes Wort für Priester
ist, sind ja auf allen Kontinenten tätig, und von überall her häufen sich
auch die Anklagen gegenüber Priestern, die Kinder vergewaltigten. Passend dazu
schreibt auch die Anklagekammer in Pennsylvania am Beginn ihrer Dokumentation:
"Viele hätten gedacht, das könne nur anderswo geschehen, fernab. Doch nun
´wissen wir die Wahrheit: Es geschah überall`." (nzz.ch, 16.8.2018)
Das bedeutet: Die Anklageschrift mit über 300 identifizierten
Priester-Verbrechern aus einem Teilbereich nur eines einzigen US-amerikanischen
Bundesstaates enthält nur einen winzigen Bruchteil der weltweit begangenen
Straftaten von Priestern an Kindern. An Einzelschicksalen aus dieser Region
macht sie beispielhaft deutlich, was hochgerechnet hunderttausendfach und mehr
geschah.
Demgegenüber gab es bis dahin über so genannte Kleriker und über Klerikalismus
vor allem allgemein gehaltene Studien, die aber ebenfalls wenig positiv
ausgefallen waren, vor allem beim Thema "Sexualität und Gewalt".
So charakterisiert der bekannte Psychotherapeut und ehemalige katholische
Theologieprofessor Dr. Eugen Drewermann in seinem Buch Kleriker die Mentalität
unter den Priestern am Beispiel ihrer Frömmigkeit bei der katholischen
Marienverehrung. Drewermann spricht von "kastrativem Sexualverlangen,
Vergewaltigungs- und Entjungfernungsphantasien, Strafängsten und sadistischen
Gegenbesetzungen", verknüpft mit "sexualsadistischen Assoziationen".
(Kleriker, S. 512, Olten 1989, S. 512)
Wenn Kinderschändungen durch Priester heute "auf teilweise bestialische Art und
Weise" geschehen sind, so die Augsburger Allgemeine Zeitung (augsburger-allgemeine.de,
21.8.2018) und wenn selbst der
Papst in Pennsylvania "Gräueltaten" zugegeben hat (welt.de,
20.8.2018), dann kann man auch die Frage
stellen: Sind die Gewaltphantasien der Täter über
die Zeiten hinweg nicht die gleichen geblieben, auch wenn sie sich heute ein
anderes Ventil suchen? Letztlich waren die
Foltermethoden des Mittelalters und der Neuzeit
auch nichts anderes als sadistische, perverse und sexuell motivierte Handlungen,
so wie heute der Missbrauch an Kindern.
Wer eine solche Bilder- und Vorstellungswelt in sich trägt, eventuell aus
Handlungen in vergangenen Inkarnationen, und wer diese auszuleben versucht,
sucht sich in unserer Zeit also womöglich nur andere Opfer (vgl. dazu auch
Teil 3 dieser Studie über die Kinderopfer, die
Priester dem Götzen Moloch brachten)
Rechts: Die Broschüre Das Priesterjahr ist
gratis über info@theologe.de
erhältlich. Dazu einfach Postadresse angeben und Broschüre Das
Priesterjahr
anfordern. Darin sind auch Erfahrungen mit Opfern enthalten, die ein
Kinderpsychiater und eine Sozialarbeiterin gemacht hat. Der Text kann auch
im Internet
gelesen werden.
So genannte Hexen band man früher oft an Kreuze, ganz ähnlich wie einen Jungen
in Pennsylvania in jüngerer Zeit, der sich ausziehen und die Pose des
Gekreuzigten einnehmen musste. Seine Peiniger, und es waren mehrere pädophile
Priester, haben ihn dann nacheinander – als Beginn der sexuellen Prozeduren – in
dieser Stellung fotografiert. Kindern, die sie
sexuell gefügig machen konnten, hingen die Amtsträger zum Lob goldene Kreuze um
den Hals. Das Goldkettchen um den Hals eines Jungen markierte ihn dann als
einen, mit dem man Sex haben konnte.
Von Papst Sixtus V. wird berichtet, wie er 1586 versuchte, Grausamkeiten nach
seinem Geschmack noch mit allerlei Beiwerk zu garnieren. So ließ er einmal eine
Mutter hinrichten, die beschuldigt wurde, ihre Tochter an einen Liebhaber
verkuppelt zu haben. Das junge Mädchen musste zur Hinrichtung ihrer Mutter den
Schmuck anlegen, den ihr der Liebhaber geschenkt hatte, und sie musste, so
eingekleidet, auch noch eine weitere Stunde unter dem Galgen ausharren, während
die Leiche der Mutter neben ihr am Strick hing. (Ute Ranke-Heinemann,
Eunuchen für das Himmelreich, Hamburg 1988, S. 257 f.)
Dass die Opfer heute
andere sind, hat mit der Gesetzgebung zu tun. In der Gegenwart haben kirchliche
Amtsträger nicht mehr weitgehend freie Hand gegenüber ihren Opfern wie in den
Zeiten der früheren Inquisition, wo sie selbst die Gesetze kontrollieren konnten
und straflos zum Beispiel Männern die Geschlechtsorgane foltern oder ganz
abtrennen konnten (obwohl es hierfür auch
Beispiele aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert gibt). Da das Zufügen körperlicher Schmerzen und Ausleben perverser
Obszönitäten und Gewaltphantasien heute vielfach illegal ist, ergibt sich von
daher automatisch die Praktik des Vertuschens. Als man im Umfeld der Täter
früher die unumschränkte Macht hatte, sogar über Leben und Tod, war keine solche
Vertuschung notwendig, weil einen niemand zur Rechenschaft zog.
Früher ließen gewalttätige Priester der Kirche Gottespropheten
umbringen,
gottgesandte Männer und Frauen und ganze urchristliche Bewegungen wie Manichäer,
Bogumilen, Katharer. Sie wurden bis zum letzten Kind und Säugling
umgebracht. Heute leben sie Gewaltphantasien und sexuellen
Abartigkeiten an wehrlosen Kindern aus, ob es Ministranten sind,
Kinder in kirchlichen Jugendgruppen, Kirchenchören oder im Verwandten- und
Freundeskreis der Täter bis hin zu Kleinkindern.
So nannte der Beauftragte der Bundesregierung die Geschehnisse im US-Bundesstaat
Pennsylvania auch "ein weiteres grausiges Beispiel dafür, mit
welcher Ohnmacht Kinder der immensen sexuellen Gewalt katholischer Ordensträger
ausgesetzt gewesen seien". (spiegel.de, 17.8.2018)
Und man könnte ergänzen: So wie heute, so auch schon damals. Peter de Rosa,
ehemaliger Priester und vormals Dekan der katholischen Fakultät an einem College
in London, schrieb über die Priester und Ordensmänner der Dominikaner, die im
Mittelalter führend bei der Verfolgung von Urchristen und anderen
Andersdenkenden waren: "Sie waren es gewöhnt, sich selbst Schmerzen zuzufügen,
und sie hatten eine geistliche Sehnsucht danach, anderen Schmerzen zuzufügen."
(Peter de Rosa, Gottes erste Diener, München 2002, S. 205 f.)
So mancher Priester begab sich in eine Therapie, wie auch berichtet wird, doch die Anklagebehörde in Pennsylvania/USA kritisierte in ihrem Bericht
ausdrücklich, dass die Vatikankirche des Kindsmissbrauchs angeschuldigte
Priester jeweils an solche psychiatrische Einrichtungen überwiesen hatte, die von ihr
selbst betrieben wurden und deren Milieu ja die Verbrechen überhaupt erst
gefördert hatte.
Diese Kritik an solchen innerkirchlichen Maßnahmen wird noch verständlicher,
wenn man sich mit den Vorbildern dieser Religion näher beschäftigt, vor allem
den Kirchenheiligen, und hier wiederum mit den beiden am meisten verehrten
Kirchenlehrern, Augustinus und Thomas von Aquin.
Sucht ein pädophiler Priester nämlich Rat bei diesen Kirchenheiligen, was ja
offiziell als Teil des "Glaubenslebens" immer wieder empfohlen wird, kommt er
sprichwörtlich vom Regen in die Traufe, und womöglich gleitet er in noch tiefere
Abgründe perverser Phantasien hinab.
So phantasiert Kirchenvater Augustinus über die Größe des Gliedes des Teufels, das stets
erigiert und übergroß sei. Und Thomas von Aquin schult die Katholiken auch
darin, wie sie sich den Geschlechtsakt zwischen Teufel und Menschen vorstellen
können. Der Teufel könne sich laut dem Kirchenlehrer in weiblicher
Verkleidung unter einen Mann legen, mit diesem sexuell verkehren und dabei
seinen Samen empfangen. Anschließend kann er sich in einen Mann
verwandeln, nun eine Frau verführen und in diese dann den von ihm eben aufgenommenen
männlichen Samen einführen. (Hubertus Mynarek, Die neue Inquisition, Marktheidenfeld 1999, S.
51 f.)
Umso befremdlicher für Außenstehende wirken vor diesem Hintergrund die Aussagen
von Papst Benedikt XVI., die er in seinem Buch Licht der Welt niederschrieb,
ich zitiere: "Ich rufe auch die Heiligen an. Ich bin mit
Augustinus,
… mit Thomas von Aquin befreundet. Man sagt dann auch zu solchen
Heiligen: ´Helft mir!" (Benedikt XVI., Licht der Welt, Freiburg 2010, S. 32)
Auch wenn der Papst an dieser Stelle im Buch nicht explizit über die Sexuallehren dieser
Kirchenheiligen spricht, betont er damit auf seine Weise eine Kontinuität
zwischen Vergangenheit und Gegenwart in seiner Religion.
Die obszönen Vorstellungen dieser Kirchenlehrer waren außerdem keine bloßen
Theorien, die auch heutigen Katholiken abartig erscheinen mögen. In dem Werk Der Hexenhammer, das in Europa in der Neuzeit zur Grundlage für Tausende von
Folterungen und Ermordungen wurde, entwickelten die Autoren, zwei
Dominikaner-Mönche, die Sexuallehre von Thomas von Aquin weiter, indem sie
ausführten: Der Teufel verfüge eigens über eine Frisch- bzw. eine
Wärmevorrichtung, um den Samen von einem Geschlechtsakt zum nächsten zu
transportieren.
Und Papst Innozenz VIII. baute im 15. Jahrhundert seine
kirchenamtliche päpstliche Lehrverkündigung ebenfalls darauf auf und
unterstellte allen so genannten Ketzern, wozu auch die Urchristen aller
Jahrhunderte gehören, sie würden solche sexuellen Praktiken mit dem Teufel auch
vollziehen, obwohl sie der Kirchenlehrer Thomas von Aquin in seiner klerikalen
Phantasie nur erfunden hatte. Die Folgen für die zu Unrecht mit diesen wahnhaften Sexual-Phantasien der
Priester Beschuldigten waren Todesstrafen, oder wie es mit einem gewissen
Zynismus in manchen Lexika heißt: "Innozenz VIII. wurde bekannt durch die
Förderung von Inquisition und Hexenverfolgung." (zit. nach Wikipedia
– Stand: 31.8.2018)
Und mit diesen Männern, ob es
nun Augustinus, Thomas von Aquin oder Papst Innozenz VIII. sind, mussten und müssen sich
im staatlich finanzierten (!) katholischen Theologie-Studium heute auch jene Männer beschäftigen,
die in der jüngeren Vergangenheit bald zu Tausenden Kinder vergewaltigten.
Und die eigene Kirchengeschichte bietet den Priestern auch weiteres "Anschauungsmaterial"
für Grausamkeiten gegenüber Kindern.
So ließ der bekannte Würzburger Bischof Adolf von Ehrenberg noch im 17.
Jahrhundert Kinder ermorden, die er der "Hexerei" beschuldigte. Während er in der
katholischen Überlieferung dafür gelobt wird, ein neues Gesangbuch eingeführt zu
haben, ließ er auf einem anderen Feld seiner bischöflichen Tätigkeit im
benachbarten Gerolzhofen einen Verbrennungsofen bauen, damit die Ermordungen
seiner Mitmenschen, die er der Hexerei bezichtigte, schneller möglich war. Und
hierbei wurden eben auch Kinder nicht verschont. So ließ Exzellenz Adolf von
Ehrenberg bei
lebendigem Leib verbrennen: "18 Schulknaben, ein blindes Mädchen, ein
neunjähriges Mädchen und sein noch jüngeres Schwesterchen." (zit. nach
Das Kettenopfer, S. 329)
Und wer heute in den Würzburger Dom gehen möchte, um dort seine Religion zu
praktizieren, so wie die Priester dieser Region, der kann dies gleich in den
Kirchenbänken neben dem Grabmal von Bischof Adolf von Ehrenberg tun, der dort in
kniender Gebetshaltung in Stein gehauen wurde. Und zeitweise waren es in den
letzten Jahren
gerade in dieser Diözese nahezu ein Dutzend
beschuldigter
Kirchentäter, denen man sexuelle Verbrechen oder Vergehen an Kindern vorhielt.
Betrachtet man den Bogen von der Inquisition früherer Jahre bis in die von
Kinderschänder-Verbrechen durch Priester unserer Zeit geprägte moderne
Kirchengeschichte, dann passen dazu die Worte des Religionswissenschaftlers
Prof. Dr. Hubertus Mynarek von einer "bis in die Gegenwart
hineinreichenden Obsession vieler Menschen von einer ganzen Flut
mannigfaltigster sexueller Vorstellungen, perversester Obszönitäten und
schlimmster ekklesiogener Neurosen". (Die neue Inquisition,
Marktheidenfeld 1999, S. 51)
So wurden in den letzten Jahren auch ca.
700 Schand- und Gewalttaten an den
Jungen der
Regensburger Domspatzen aufgedeckt, wobei auch hier die Tradition der
Kirche ein Beispiel für sexuell abartige Vorstellungen der speziell kirchlichen
Art bietet.
Im Bereich der Kirchenmusik führte die Romkirche im 16. Jahrhundert nämlich die
so genannten Kastratenchöre ein. Dazu wurden den Knaben, oftmals Waisenkindern,
vor dem Stimmbruch die Hoden und manchmal auch gleich der Penis mit einen Messer
abgeschnitten, was ein großer Teil von vorne herein nicht überlebte, vor allem durch nachfolgende
Infektionen. Diejenigen, die diese brutale Tortur überlebten, mussten dann ein
entsprechend elendes Leben führen. Sie behielten ihre hohen vorpubertären
Stimmen, wurden aber nur bei entsprechender Singleistung in den Vatikan-Chor
aufgenommen. Als Kastraten oder Eunuchen mussten sie den Rest ihres Lebens die
katholische Geistlichkeit und deren Anhänger mit frommen Gesängen unterhalten,
wie es heißt. Und wer weiß, ob hier nicht sexueller Missbrauch "inklusive" war?
Denn sie bekamen darüber hinaus, wie die Priester selbst, Eheverbot. Erst im Jahr
1924 starb der letzte Kastrat des Petersdoms in Rom, nachzulesen in vielen
Quellen zu diesem Thema.
Zusammenfassend kann man noch einmal wiederholen: Letztlich
waren die kirchlichen Folter- oder
Drangsalierungsmethoden früherer Epochen auch nichts
anderes als sadistische, perverse und sexuell motivierte Handlungen, ähnlich wie
die Kinderschänderverbrechen heutiger Priester. Geändert hat sich allerdings
der Umgang damit. Fakt ist: In unserer Zeit vertuschen sie Verbrechen,
während die Schandtaten an unschuldigen Mitmenschen früher nicht vertuscht
werden mussten. Denn damals waren sie Ausdruck ihrer totalitären
Gewaltherrschaft gewesen und als solche von diesem Herrschaftssystem legitimiert.
In dem Bericht der Geschworenen der Anklagekammer aus Pennsylvania aus dem Jahr
2018 steht zu lesen: "Priester haben kleine Jungen und Mädchen vergewaltigt, und
die Männer ..., die die Verantwortung trugen, haben nicht nur nichts getan, sie
haben es auch noch gedeckt. Jahrzehntelang." (saarbruecker-zeitung.de,
15.8.2018)
So wurde beispielsweise Pastor Ernest Paone, der wegen sexueller Gewalt an
Kindern wiederholt ins Zentrum innerkirchlicher Ermittlungen geriet, unter allen
möglichen Vorwänden versetzt. Und der Erzbischof und Franziskus-Freund Donald
Wuerl, Exzellenz von Washington, zählt zum Kreis der Bischöfe, die sich für Paones Tauglichkeit als Seelenhirte verbürgten.
Der bekannte
Erzbischof leitete von 1988 bis 2006 das Erzbistum Pittsburgh, einen der
Verbrechens-Schwerpunkte in Pennsylvania. Nach massivem Druck von außen ist er
zwar im Oktober 2018 offiziell zurück getreten, nachdem er "Fehleinschätzungen"
und "Unzulänglichkeiten" eingestanden habe, blieb aber als so genannter
"Administrator" und damit als sein eigener Vertreter (ein Unding!) als Erzbischof vom Washington
erst einmal weiterhin im Amt.
Die Verfasser des Reports auf den USA zitieren auch eine interne Anweisung
anlässlich solcher Versetzungen wie unter Bischof Wuerl – wörtlich: "Sagt den
Gemeindemitgliedern, er sei wegen Krankheit beurlaubt oder habe einen
Nervenzusammenbruch erlitten. Oder sagt am besten nichts" (saarbruecker-zeitung.de, 15.8.2018). Es habe ein
ausgeklügeltes Drehbuch zur Vertuschung der Wahrheit
gegeben, so die Schlussfolgerung von Josh Shapiro, dem Generalstaatsanwalt von
Pennsylvania.
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zu der Vertuschungspraxis der Vatikankirche,
die auch in Pennsylvania angewandt wurde: "Dies sei der Grund dafür, dass die
meisten Fälle des Missbrauchs verjährt seien. Laut kanonischem Recht habe jede
Diözese ein geheimes Archiv zu führen, dessen Schlüssel der Bischof verwahre.
Dort seien Angaben über mutmassliche oder tatsächliche Fälle versteckt worden.
Dieses Vorgehen sei so systematisch gewesen, dass es dem FBI aufgefallen sei.
Das FBI rekonstruierte ein Muster, wie die Kirche handelte. Demnach
ging es primär darum, zu verhindern, dass die Polizei von Anschuldigungen Wind
bekam. So
bestand die Sprachregelung, in internen Dokumenten klare Begriffe zu umgehen,
nicht von ´Vergewaltigung` zu schreiben, sondern von ´nicht angemessenem
Verhalten` oder ´Grenzproblemen`." (nzz.ch, 16.8.2018)
Diese Aussagen sollte man in ihrem Kern noch einmal deutlich herausstellen:
Die Kirche vertuschte, damit die Verbrechen ihrer Amtsträger verjähren und sie
nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Und die Neue Zürcher Zeitung schreibt weiter:
"Falls ein Priester wegen Kindsmissbrauchs versetzt werden musste, habe die
Kirche über die Gründe Stillschweigen bewahrt, die Schäfchen am neuen Ort
unwissend gelassen und neuen Missbrauch ermöglicht."
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
und ist dieser kirchenamtliche Schutz der Täter, so dass sich diese immer neue
Opfer suchen konnten, nicht ebenfalls hochgradig kriminell? Und es geschah nicht
nur dieser Region. Sondern, wie es in der Anklageschrift aus diesem
US-amerikanischen Bundesstaat schon heißt:
"Doch nun ´wissen wir die Wahrheit:
Es geschah überall`."
So kann man an dieser Stelle nur noch einmal wiederholen:
In keiner anderen Organisation der Welt durften so
fortgesetzt und so scheußlich
Verbrechen an wehrlosen Opfern begangen werden, ohne dass der Täter dafür
belangt wird. Jede andere Organisation, die mit solchen Verbrechen
belastet ist, würde längst schon von der staatlichen Gewalt kontrolliert bzw.
verboten werden.
Dass sich daran in der Folgezeit offenbar auch nichts geändert hatte, zeigte ein
französisches Autoren-Team in einem Film auf. Die Dokumentation Das Schweigen
der Hirten (Frankreich 2017) wurde im Jahr 2018 auch in Deutschland beim ZDF gezeigt, und die
Autoren kamen darin zu folgendem Ergebnis: "Unsere Recherchen
enthüllen, wie die Kirche im großen Stil ihre Fälle von Kindesmissbrauch
vertuscht. Interne Dokumente belegen: Die Täter werden systematisch geschützt
und immer wieder in andere Länder versetzt. Eines der häufigsten Ziele: Afrika.
Wir folgen den Spuren der pädophilen Priester … ein globales Netzwerk, das
kriminelle Mitbrüder vor einer Strafverfolgung versteckt. Die Zahl der Opfer
geht vermutlich in die Zehntausende. Und eine Spur führt direkt in den Vatikan."
Dies geschah unter Mithilfe von Klöstern und katholischen Ordenshäusern. So
wurde zum Beispiel ein französischer Ordenspriester, der acht Jungen
vergewaltigt hatte, als kircheninterne Maßnahme einfach nach Mozambique
versetzt, wo die Gläubigen dessen verbrecherische Ader nicht kannten – eine der
immer wieder praktizierten "geografischen Lösungen", wie die Journalisten es
dokumentierten – und gleichzeitig die Antwort auf die ihre Frage: "Wie kann
jemand fast 20 Jahre von Polizei und Justiz unbehelligt bleiben?"
Dabei wagten Opfer und ihre Eltern ohnehin nur selten den Gang zu den Behörden.
Die Zeit weiter: "Geschah dies doch, so lehnten Justizbeamte Ermittlungen aus
Sorge um ihre Karriere ab."
Dazu ein weiteres Beispiel aus Afrika: Ein 12jähriger Junge aus
Kamerun, der von einem Priester innerhalb eines Monats viermal vergewaltigt
wurde, vertraute sich seinen Eltern an. Diese zeigten den Würdenträger an, doch
es gab nicht einmal Ermittlungen. Der oberste Staatsanwalt und sein
Stellvertreter hätten ihnen gesagt: "Priester können nicht vor Gericht gebracht
werden … Sie sagten, das sei so, als würde man die katholische Kirche anklagen."
Und eine Mitarbeiterin des Justizministeriums wollte mit ihrer Zeugenaussage,
die Kirche sei praktisch unantastbar, in der Film-Dokumentation lieber nicht namentlich genannt werden.
(Das Schweigen der Hirten, Frankreich 2017)
Eines der Opfer, der 55jährige James van Sickle, der 1981 von einem Pfarrer
missbraucht wurde, nennt dies im Rückblick "Mord an meiner Seele", und er
beklagt diese staatliche Verjährung, obwohl doch klar sei: "Mord verjährt
bekanntlich nicht." (saarbruecker-zeitung.de, 15.8.2018)
In ihrem Standardwerk Seelenmord (Hamburg 2001) bezeichnet die
Schweizer Psychotherapie-Dozentin Ursula Wirtz den "Seelenmord" als einen
"Angriff … auf die Identität des Kindes", und ihre Kollegin Monika Gerstendörfer
stimmt ihr zu, wenn sie schreibt: "Es gibt tatsächlich keine
zuverlässigere Methode, einem Menschen die Existenz zu nehmen, als an ihr oder
ihm sexualisierte Gewalt auszuüben. Diese Gewaltform ist das wirksamste
Vehikel, um einen Menschen zu zerstören." (zit. nach netzwerkb.org, 15.1.2011)
Und tatsächlich haben Vergewaltigungen und andere Varianten abscheulicher
sexueller Perversionen durch Priester zahllose Kinder und Jugendliche in tiefste
Verzweiflung und sogar in den Selbstmord getrieben, was eine weitere furchtbare
Parallele zu Folteropfern aller Jahrhunderte ist, deren Persönlichkeit durch die
Folter zerstört wurde und die ihr Leben selbst beendeten – darunter der bekannte
Philosoph Jean Amery, der von der SS gefoltert wurde, das KZ in Auschwitz
zwar physisch überlebte, aber zeitlebens unter diesen Erfahrungen litt.
Und bei Priestern kommt noch massiv belastend hinzu, dass sie als angebliche
"Männer Gottes" auftreten und damit auch in unzähligen Fällen das Gottvertrauen
der Kinder zerstörten, so dass diese auch von daher völlig haltlos wurden – mit
grausamen Folgen.
"Später, wenn sie das Wort ´Gott?` gehört habe, sei sie an den Missbrauch
erinnert worden", sagt zum Beispiel eine 37-jährige Frau namens Carolyn aus den
USA gegenüber dem Magazin Spiegel online (16.8.2018). Die junge Frau fiel bereits als 18
Monate junges Mädchen in die Hände ihres priesterlichen Peinigers. "Als sie
älter wurde, habe er immer seine Hände an ihr gehabt." Immer, wenn sie das Wort
"Gott" gehört habe, musste sie an den Schwerverbrecher im Talar denken. "´Ich
glaubte immer, mein ganzes Leben sei eine Lüge`, sagt Carolyn. ´Es ist einsam,
wenn dein Wort gegen Gottes Wort steht`", so ihre Worte, weil sie den
Priester fälschlicherweise als einen Verkünder von "Gottes Wort" betrachtete.
Andere Opfer wurden von den Tätern auf zynische Art und Weise damit "getröstet",
dass man ihnen sagte, sie dürften sich als Instrument Gottes fühlen.
Auch der schon genannte 12-jährige Junge aus Kamerun, der mehrfach von einem
Priester vergewaltigt wurde, erzählt, wie der katholische Würdenträger auch den
Namen Gottes auf das Schändlichste mit in seine Verbrechen hinein zog.
Der
Priester habe ihm anschließend nämlich mit den Worten gedroht: "Wenn ich es irgendjemandem
sage, würde ich sterben oder verrückt werden. Es sei ein Geheimnis der Kirche.
Er sagte, ich hätte jetzt einen Pakt mit Gott geschlossen." Die Frage ist:
"Pakt" mit welchem Gott? Die afrikanischen Jungen, die unabhängig voneinander von ihm vergewaltigt wurden
und die ihn auf Fotos wieder erkannten, stempelte er, als man ihn zur Rede
stellte, als Lügner ab. Ermittelt wurde aber weder in Kamerun gegen ihn, noch in
Italien, wohin ihn sein Orden versetzt hat, noch in Frankreich, dem Land, aus
dem er stammt – trotz Strafanzeige in Afrika.
So und so ähnlich setzten sich in der ganzen Welt also Verbrechenstragödien
fort, wie auch aus der Anklageschrift aus Pennsylvania hervor geht. Publik forum schreibt: "Wenn
gequälte Kinder zuhause klagten, glaubten ihnen die Eltern oft nicht – denn zu
´heilig` war der Priester. Die Bischöfe schauten in fast allen Fällen weg."
(publik-forum.de, 16.8.2018)
Lapidar
heißt es dann in den Medien, das meiste davon ist verjährt. Doch Seelenmord
verjährt nie. Niemals –
auch wenn in der Vatikankirche bisher mit allem Raffinement vertuscht und
taktiert wurde, um ihre Priester-Verbrecher in eine angebliche Verjährung
hinüber zu retten.
Der Seelenmord, den die Priester und alle Bischöfe, die ihnen die Fortsetzung
ihrer Verbrechen ermöglichten, auf dem Gewissen haben, hat das Leben so vieler
junger Menschen zerstört. Es sind Hunderttausende von Opfern und Zigtausende von
Tätern im Talar. Alleine ein Opfer-Netzwerk aus den USA, das sich
bezeichnenderweise "Netzwerk der Überlebenden" nennt, hat eine Kartei mit
zuletzt ca. 4400 kriminellen Priestern angelegt, die sich in jüngster Zeit
sexuell an Kindern vergangen haben.
Doch die Priesterkaste unserer Zeit zieht weiter alle Register. So müsse das
kirchliche "Beichtgeheimnis" gewahrt bleiben, wird immer wieder argumentiert, auch
bei Vergewaltigung von Kindern durch Priester. Solches erzürnte im Jahr 2011 die
damalige Regierung Irlands so sehr, dass sie ein Gesetz verabschiedete, wonach
Vergewaltigung von Kindern nicht mehr vom kirchlichen Beichtgeheimnis geschützt
wird. Doch aus einem Bericht aus dem Jahr 2017 ging hervor, dass das neue Gesetz bis
dahin kein einziges Mal angewendet wurde. In anderen Staaten, wie der Schweiz im
Jahr 2012, scheiterte ein solches Gesetz von vorneherein, und in Deutschland
haben sich die Politiker nicht einmal darum bemüht, so religionsverseucht
erscheint dort das Milieu, in dem sich auch die Politiker bewegen. Dabei ist das so genannte
Beichtgeheimnis in diesem Zusammenhang nichts anderes als ein
Verbrechensgeheimnis. Die Theologieprofessorin Dr. Uta Ranke-Heinemann
nannte den Beichtstuhl darüber hinaus einmal eine "Kontaktbörse für Sexualneurotiker" (neues-deutschland.de,
17.9.2010), und sie
forderte weiterhin, der Beichtstuhl sollte für Kinder und Jugendliche verboten
werden.
So mancher gläubige Katholik setzte zwischenzeitlich die Hoffnung auf Papst
Franziskus, worauf eine desto größere Ernüchterung folgte. Diese gipfelt in der
Forderung des ehemaligen vatikanischen Nuntius in den USA, Carlo Maria Vigano,
Papst Franziskus solle zurücktreten, wie in nahezu allen größeren Medien zu lesen war. Dies solle er gemeinsam mit den Kardinälen
und Bischöfen tun, die alle miteinander die Schandtaten von Kardinal
Theodore McCarrick vertuscht hätten, einst Erzbischof von Washington D.C. in den USA. Der
Kardinal sei im Vatikan schon lange bekannt dafür gewesen, angehende Priester
sexuell zu missbrauchen und wird beschuldigt, sich auch an mindestens zwei
minderjährigen Jungen sexuell vergangen zu haben. Die Rücktrittsforderung
gegenüber dem Papst von einem ranghohen Priester und ehemaligen Diplomaten des
Vatikanstaats kommt nicht überraschend, da es dem Papst zuletzt nicht mehr
gelungen war, den Eindruck aufrecht zu erhalten, als ginge er mit
"Null-Toleranz" gegen die Sexualverbrechen und ihre Vertuschung vor. "Alles nur
Fassade", so kommentierte, wie bereits erwähnt, kurz zuvor die deutsche
Nordwestzeitung (31.7.2018) und weist auf weitere Beispiele hin, die diese These stützen.
Unmittelbar nachdem der Bericht aus Pennsylvania veröffentlicht wurde, reagierte
der Papst noch mit salonfähigen Worten, wie "das gesamte Volk Gottes" müsse
"sich daran beteiligen, auf die Übel des Missbrauchs und der Vertuschung zu
antworten". (faz.net, 20.8.2018)
Doch was hat das "Volk Gottes" mit den Verbrechern in der
katholischen Institution zu tun? Diese führt zwar immer wieder den Namen Gottes und Seines
Sohnes Christus im Mund. Doch ihre Dogmen, Lehrverkündigungen und Handlungen
widersprechen der Botschaft des Jesus von Nazareth in so vielen Aspekten, dass
es immer mehr Zeitgenossen nicht mehr akzeptieren, wenn man dort "Gott" oder das "Volk Gottes" zu vereinnahmen versucht – angefangen damit, dass Jesus
von Nazareth weder Priester noch Dogmen oder Sakramente einsetzte noch
Kulthäuser aus Stein bauen ließ bis hin zu den unzähligen Kriegen und
Verfolgungen Andersdenkender auf Veranlassung der katholischen Institution. Und
bis hin zu den Zehntausenden von Verbrechen an Kindern und deren Vertuschung.
Der ehemalige Botschafter des Vatikan in den USA, Carlo Maria Vigano, teilte nun
mit, sein "Gewissen gebiete" ihm, die Wahrheit bekannt zu machen, da "die
Korruption die Spitze der Hierarchie der Kirche erreicht hat" (de.catholicnewsagency.com,
26.8.2018). Schon vor über 10
Jahren habe er darauf hingewiesen, so wörtlich, "so schnell wie möglich
einzugreifen, indem man
McCarrick den Kardinalshut abnimmt", gegen den
schon damals Vorwürfe "von großer Heftigkeit und Abscheulichkeit"
auf dem Tisch lagen.
Doch Vigano stieß auf taube Ohren, was sich nach dem Amtswechsel von Benedikt
auf Franziskus noch verschlimmerte.
"Er [Papst Franziskus] wusste spätestens
seit dem 23. Juni 2013, dass
McCarrick ein Serientäter war", sagte Erzbischof
Viganò, aber obwohl Franziskus dies also wusste, "deckte er ihn bis zum bitteren
Ende". Nicht nur, dass Franziskus "die Sanktionen, die Papst Benedikt gegen ihn
verhängt hatte, nicht berücksichtigte", so der ehemalige Nuntius, sondern er
habe den Serientäter auch zu "seinem vertrauten Berater" gemacht, zum
meistgehörten Amtsträger für die Beziehungen zur damaligen Obama-Regierung der
USA. Und nicht nur bei McCarrick hätte sich Franziskus so verhalten. Auch
gegenüber Kardinal Maradiaga und dessen Vertuschungsgebaren in Honduras.
Wiederum, so die Klage des ehemaligen Nuntius, "verteidigt" der Papst "seinen
Mann" bis zum "bitteren Ende". Nun solle der Papst aber "seine Fehler
anerkennen" und durch den Rücktritt die Konsequenzen ziehen.
Was er – nicht wirklich überraschend – allerdings nicht tat. Stattdessen
versuchte er, den Sturm wieder zum Wind abzuschwächen und selbst aus dem Visier
der Anschuldigungen zu kommen, indem er im Februar 2019 Theodore McCarrick nun
endlich doch vom Priesteramt suspendierte. Im Juli 2018 war McCarrick bereits
von sich aus aus dem Kardinalskollegium zurück getreten, nachdem der Druck auf
ihn sich ständig vergrößert hatte. Als Begründung für die Suspension wurden neben
Sex mit Minderjährigen auch "sexuelle Verführung beim Abnehmen der Beichte"
(Wikipedia – Stand: 21.2.2019) angegeben. Doch weder treffen McCarrick
strafrechtliche Maßnahmen noch kann der Papst damit von eigenen Verfehlungen
ablenken.
Entlarvend deshalb auch, dass von ihm die Verteufelung Andersdenkender
fortgesetzt wird: "Menschen, die die
Kirche ständig und ´ohne Liebe` kritisierten, seien ´die Freunde, Cousins und
Verwandten des Teufels`, hatte der Papst laut [der britischen Zeitung] Guardian
vor Pilgern aus Süditalien gesagt" (spiegel.de, 22.2.2019). Einige
Urchristen haben deshalb in Offenen Briefen auch den Finger in diese Wunde
gelegt und von der Vatikankirche die Abschaffung ihres Ausmerzungsdogmas
gefordert, z. B.
brief_an_kardinal-marx.pdf
Schon einige Monate zuvor wurden heftige Anschuldigungen gegen Papst Franziskus
öffentlich.
Die dokumentarische Reportage Das Schweigen der Hirten eines französischen
Fernsehteams aus dem Jahr 2017 weist zum Beispiel darauf hin, dass Papst
Franziskus vier Kardinäle in seinem Kardinalsrat, dem mächtigsten Gremium im
Vatikan, toleriert, die der Vertuschung beschuldigt werden, und es wird die
Frage gestellt: "Vielleicht, weil die gleichen Vorwürfe auch gegen ihn erhoben
wurden."
Der Filmbericht gibt auch eine Antwort. Der Papst schrieb im Rückblick auf seine
Zeit als Erzbischof von Buenos Aires, dass es in seiner Diözese keine pädophilen
Priester gab – was jedoch mehrere Opfer, die ihr Leid öffentlich machten, völlig
anders sehen. "Er wollte es nie zugeben. Aber es ist eine Lüge", sagt eines der
Opfer frei aus sich heraus.
Sieben Erwachsene mittleren Alters trafen sich mit
den Autoren der Sendung. Sie alle haben damals an den damaligen Erzbischof
Bergoglio geschrieben und die an ihnen von Priestern verübten sexuellen Schandtaten
mitgeteilt, doch
keiner hat eine Antwort bekommen. Hier einige ihrer Stellungnahmen:
"Er
empfängt alle diese Berühmtheiten wie Leonardo di Caprio und öffnet ihnen seine
Türen. Für uns hatte er nicht einmal ein paar Zeilen, um zu sagen, dass es ihm
leid tut."
"Ich erwarte nichts von ihm und glaube ihm nicht."
"Ich habe so gelitten und war so enttäuscht. Denn der Papst hat als Erzbischof
hier nichts unternommen. Jeder sagte mir ´Schreib ihm. Er muss antworten.` Aber
es kam nichts. Ich bin wirklich tief enttäuscht."
Die Frau, die von ihrer Enttäuschung berichtet, weint, während sie das sagt, und
das Autorenteam setzt die Reportage mit den Worten fort: "Warum interessierte
sich Franziskus damals scheinbar nicht für den Schmerz dieser Menschen? Und er
soll sogar versucht haben, Ermittlungen der Justiz zu beeinflussen, und zwar im
Fall von Pater Grassi, der größte Missbrauchsskandal der argentinischen Kirche."
Gemeint ist der Priester Julio Cesar Grassi, der nach Abschluss der
Untersuchungen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Doch die argentinische
Bischofskonferenz setzte alles daran, ihn wieder frei zu bekommen und gab dazu
ein so genanntes "Gegengutachten" in Auftrag, das den Kindern Falschaussagen,
Lügen und Betrug vorwarf. Als Auftraggeber wird in einer neueren Auflage dieses
kirchlichen Auftragswerks namentlich genannt der Präsident der
Bischofskonferenz, "Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst", so
wörtlich. Kardinal Bergoglio habe den Richtern diesen Text sogar persönlich geschickt,
wozu sich der Berufungsrichter, der spätere Justizminister Argentiniens und
anschließende Richter am Obersten Gericht des Landes ebenfalls äußerte. Diese
Studie sei einseitig, manchmal "extrem einseitig" zugunsten des verurteilten
Priesters und, so wörtlich: "Die Kirche versuchte damit sehr subtil, Druck auf
die Richter auszuüben."
Daraufhin angesprochen stritt der Papst im Rahmen einer Generalaudienz auf dem
Petersplatz alles ab. Er habe angeblich weder die argentinische Justiz zu
beeinflussen versucht noch eine Entlastungsstudie für den verurteilten Priester
in Auftrag gegeben, obwohl sein Name auf dem Buchrücken der Veröffentlichung ausdrücklich
als Auftraggeber genannt wird. Und auf einen Brief mit detaillierten Fragen dazu
bekamen die Fragesteller nie eine Antwort.
Eine Handlungsweise, welche die Professorin Dr. Uta Ranke-Heinemann schon aus
der Vergangenheit her kennt. So wies sie darauf hin, dass Schriftstücke
staatlicher Behörden vom Vatikan sogar ungeöffnet zurückgeschickt wurden, und
sie nannte dazu ein Schreiben von Staatsanwalt Romley aus Arizona/USA an
Kardinalstaatssekretär Sodano. Auf dem Umschlag stand: "Annahme verweigert".
(zit. nach Wikipedia – Stand: 31.8.2018)
Unterdessen gehen die Leiden der Opfer meist weiter. So berichtet ein
Hauptbelastungszeuge gegen den argentinischen Priester Grassi, für den sich die
Kirche unter Kardinal Bergoglio so energisch eingesetzt hatte: "Ich
bekam Drohungen. Und es sind wirklich Leute bei mir eingebrochen. Sie haben alle
Schlösser zertrümmert. Sie haben persönliche Dinge gestohlen, darunter mögliche
Beweise wie eine Cassette von Senor Grassi. Zum Schluss hat die Justiz dann für
meine Sicherheit gesorgt und mich in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt."
Und weiter: "Es gibt nur einen Satz, den ich Pater Grassi glaube. ´Bergoglio
lässt mich niemals fallen`. Jetzt ist Bergoglio Papst Franziskus. Aber er hat
sich nie gegen Grassi gestellt. Ich bin davon überzeugt. Er hat ihn nie fallen
gelassen." (Das Schweigen der Hirten, Frankreich 2017)
Leider, so muss man hinzufügen, hat offenbar keines der bekannten deutschen
Medien über die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Papst Franziskus berichtet, nachdem der
Film mit diesen Inhalten im Mai 2018 auch im deutschen Fernsehen zu sehen war.
Erst nachdem Ex-Nuntius Carlo Maria Vigano im August den Papst und mit ihm viele der
vertuschenden Kardinäle und Bischöfe deswegen zum Rücktritt aufforderte, während
der Papst gerade in Irland weilte, ließ sich vieles nicht mehr unter dem Teppich
halten. Doch Franziskus reagierte wie gehabt und wie er es sich bisher leisten
konnte, da ihn alle hochrangigen Politiker dieser Welt hofieren, bei ihm
Privataudienzen erbitten und seinen Ring küssen. Seine Reaktion auf den Brief
des ehemaligen Nuntius: "Ich werde dazu kein Wort sagen". Und weiter: "Lesen Sie
den Brief aufmerksam und fällen Sie Ihr eigenes Urteil" (spiegel.de,
27.8.2018). Man könnte auch folgern: Hier verschlug es selbst dem sonst so
wortgewandten und rhetorisch geschickten Kirchenführer die Sprache, weil kein Trick der
Welt und keine Ausflüchte die immer offensichtlicheren Fakten verdrängen können.
Auch zu der Dokumentation der Verbrechen von über 300 Priestern in Pennsylvania, die
Kinder vergewaltigten und missbrauchten, wolle der Papst – Quellen aus dem Vatikan
zufolge – über seine ersten Bekundungen hinaus keine Stellung mehr beziehen.
Also nichts Neues aus dem Vatikan: Keine Entschädigungsangebote der Kirche,
keine Wiedergutmachung! Keine Aufhebung der Verjährungsfristen
oder beispielsweise ein Zugeständnis, auf die strafrechtliche Verjährung bei
Schandtaten an Kindern durch Priester zu verzichten. Keine personellen
Konsequenzen, keine weiteren Maßnahmen. Auch keine Abschaffung des
päpstlichen Geheimhaltungsgebots unter Androhung der Exkommunikation, wenn gegen
einen Verbrecher ein innerkirchliches Verfahren läuft. Und auch kein
Rücktritt des Papstes oder von vertuschenden Kardinälen und Bischöfen.
Der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner schrieb im Jahr 1990 über die
Vatikankirche über und ihre Päpste: "Auf solchem Riesenberg von Verbrechen und
Betrug ist es ganz gleich, wer obenauf sitzt und regiert."
(Oben ohne, Reinbek 1997, S. 355)
Und als man Karlheinz Deschner im Jahr 2013 befragte, was er über den neuen Papst Franziskus
denkt, erklärte er: "Gewiss wird jeder Papst seine Rolle etwas anders spielen,
aber jeder Papst spielt diese Rolle – und einstweilen spielt die Welt auch
noch mit." (sueddeutsche.de, 12.11.2013)
Das bedeutet dann zum Beispiel: In keinem anderen Verein der Welt durften so
fortgesetzt und so scheußlich Verbrechen an wehrlosen Opfern begangen werden,
ohne dass der Täter dafür belangt wurden. Jede andere Organisation, die mit
solchen Verbrechen belastet ist, würde längst schon von der staatlichen Gewalt
kontrolliert und als Konsequenz verboten werden. Doch hier spielte die Welt, einstweilen noch
mit, wie Karlheinz Deschner es nennt.
So schleppt sich auch das innerkirchliche Verfahren gegen Erzbischof Apuron aus
Guam/USA im Jahr 2018 weiter hin: 2 ½ Jahre, nachdem die Klagen von vier Jungen
und seinem eigenen Neffen bekannt wurden, von ihm vergewaltigt worden zu sein,
war der Erzbischof nach wie vor nur beurlaubt, konnte also im wahrsten Sinne des
Wortes Urlaub machen und durfte seinen Bischofstitel immer noch führen.
Die Jesuitenzeitschrift America hatte unterdessen vorgeschlagen, dass
Bischöfe und Priester angesichts der neuerlichen Anklagen einen Tag von Fasten
und öffentlicher Reue abhalten sollten (vaticannews.va, 21.8.2018) – also
mal etwas weniger essen statt Gefängnis.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mithilfe vieler Worte und von äußeren
Geschäftigkeiten haben die Priester in allen Zeitepochen vertuscht, worin ihre
Gefühls-, Empfindungs- und Gedankenwelt besteht und wozu sie fähig waren und
heute sind.
Und da dies auf schändlichste Weise alles im Namen von Christus geschah und
geschieht, zeigt sich darin in Geschichte und Gegenwart auch der massive Angriff
auf Jesus, den Christus, und auf Seinen Ruf an alle Menschen, welcher sinngemäß
lautet: "Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch
die Last abnehmen". So steht es schon in den Bibeln der Kirchen
(Matthäusevangelium 11, 29). Dieser
Ruf geht heute durch Prophetenwort wieder in alle Welt hinaus, und er
beinhaltet sinngemäß: "Fürchtet euch nicht. Gott ist kein strafender, Er ist kein
zürnender Gott. Er ist der Anker in Eurer Seele – Gott in uns, Christus in uns."
Und: "Kehrt wieder heim, Menschenkinder, findet wieder den Weg zurück in
eure ewige Heimat".
Boten des Reiches Gottes haben uns dazu zu allen Zeiten den Weg der Gottes-
und Nächstenliebe offenbart, von Abraham bis Gabriele. Es ist auch der Weg der
Selbsterkenntnis, der Reue, der Bitte um Vergebung, der Wiedergutmachung und der Umkehr
– ohne Priester, ohne Pfarrer,
ohne Hochwürden, ohne Exzellenzen, ohne Kirchenräte und ohne Päpste.
Früher ließ die Institution Kirche die Nachfolger
von Christus ermorden, weil sie sich nicht den religiösen Hierarchien und den
von diesen Hierarchien bis heute proklamierten Machtansprüchen unterwarfen. Und
heute wurde und wird zigtausendfach den Menschen vom Kindesalter an dieser Weg
zu Christus im eigenen Herzen verbaut. Dies geschieht, indem Priester durch
sexuelle Verbrechen deren Persönlichkeit zerstören und sie so daran hindern,
Gott in sich zu suchen und zu finden. Dies ist der Seelenmord. Denn der gute
Name "Christus" wird durch die
Verbrecher im Priestergewand von den Opfern immer in Verbindung gebracht mit dem
Leid, das ihnen von diesen Männern zugefügt wurde. Eben
weil sich die Amtsträger
zur Täuschung mit den Etiketten "Männer Gottes" oder "Hirten" oder gar "Gottes
Diener" schmücken. So verursachen sie, dass die Liebe Gottes und die
Erlöserkraft des Christus aus der Sicht der Opfer mit in den Sumpf von
Verbrechen und Niedertracht hinuntergezogen werden. Dies wurde an mehreren
Beispielen in dieser Studie belegt.
Unzählige geschändete Opfer konnten durch die an ihnen verübten Verbrechen der
Talarträger kein Vertrauen mehr zu Christus und zu Gott, dem liebenden
Vater-Mutter-Gott, aufbauen. Denn die Täter und ihre vertuschenden Komplizen
führen sie bis heute damit in die Irre, dass sie, die Verbrecher, mit
Gott im Bunde seien, während sie in Wirklichkeit – für alle Menschen
offensichtlich – immer wieder die Belange des Widersachers Gottes vertreten
haben, in der Überlieferung "Baal" oder "Götze Baal" genannt.
Und da hinter all dem, wie viele Untersuchungen zeigen, auch ein System
steckt bzw. systematische Vorgehensweisen bei den Taten und deren
Vertuschung, haben wir es hier auch mit dem "System Baal" zu tun. Dieses
System trachtet seit je her danach, alles auszumerzen, was von Gott, dem Freien
Geist, auf diese Erde kam und kommt. Und dies geschieht gemäß ihrer eigenen
Lehrverkündigung, "alles
auszumerzen", was gegen ihren Glauben sei, dass es zum Beispiel für das
Seelenheil angeblich Priester und eine Institution Kirche benötige – nachzulesen
in ihren eigenen Lehrbüchern.
Ausgemerzt wird auch die Arglosigkeit und das noch unverdorbene Gottvertrauen
von Kindern, die noch nicht mit Priestern und kirchlichen Ritualen in Berührung
gekommen sind und über die Jesus von Nazareth einst sagte: "Werdet wie die
Kinder, sonst könnt ihr das Reich Gottes nicht empfangen."
(Matthäusevangelium 18, 3)
Das Bewusstsein von arglosen und Gott vertrauenden Kinder haben Tausende
von Talarträger, die Gott und Christus nur für ihre eigenen Machtzwecke
missbrauchen, zerstört: Durch Vergewaltigungen, Seelenmord, Vertuschungen und,
indem den Opfern vielfach nicht geglaubt wurde. Und daran tragen auch diejenigen
die Mitschuld, die – wie zum Beispiel die meisten Politiker – mit diesen Männern im
Boot sitzen und welche das Milieu, das diese Verbrechen hervorbrachte, mit
Milliardensubventionen oder auch auf
viele weitere Art und Weisen unterstützen.
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schwarzbuch_katholische-kirche.htm
Teil 2
Kaum waren die entsetzten Kommentare über die
Ergebnisse einer staatlichen Kommission im US-Bundesstaat Pennsylvania über die
Sexualverbrechen von Priestern an Kindern und Jugendlichen verklungen – da
gelangten im September 2018 schon die nächsten Schreckensmeldungen an die
Öffentlichkeit. Noch ehe die deutschen Bischöfe die Ergebnisse einer Studie über
den "sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester" in
Deutschland der Öffentlichkeit vorstellen konnten, wurden bereits erste
Ergebnisse der von der Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie bekannt.
Die Süddeutsche Zeitung wertete diese Vorabveröffentlichung als "ein
Misstrauensvotum aus dem Kreis der Wissenschaftler gegen die Auftraggeber. Es
resultiert aus den Beschränkungen der Forschung. Nur ein Drittel der Bistümer
öffnete alle Aktenschränke".
(13.9.2018)
Ein Teil der Akten über die Missbrauchsfälle war
zudem offensichtlich vernichtet worden. Und die beauftragten Wissenschaftler der
Universitäten Mannheim, Gießen und Heidelberg durften die Akten nicht einmal
selbst auswerten – sie bekamen sie gar nicht zu Gesicht. Sie durften nur
Fragebögen an die beteiligten Diözesen schicken, die dann von kirchlichen
Mitarbeitern ausgefüllt wurden. Alles unterlag also
von vorne herein der Zensur der Priesterkaste. Immerhin kam trotz allem heraus: Mindestens 1670
klerikale Täter haben von 1946 bis 2014 mindestens 3677 Kinder und Jugendliche
sexuell "missbraucht" bzw. vergewaltigt, geschändet und an ihnen "Seelenmord"
verübt. Das alles und das, was weiterhin im Dunkeln liegt, sind keine "Einzelfälle",
sondern Kennzeichen des Systems Baal und seiner irdischen Statthalter, der
Priesterkaste, vergleichbar den Kinderopfern, die man in der Antike dem Götzen
"Moloch" gebracht hat.
Doch die Politiker von CDU, CSU, SPD, FDP, GRÜNEN und LINKEN denken weiterhin
nicht daran, die staatliche Finanzierung für dieses System mit diesen
Ausgeburten zu beenden, wie es schon seit 1919 in Deutschland Verfassungsgebot
ist bzw. wollen dies – wie 2020 FDP, Gründe und Linke – nur tun um den Preis von
astronomischen Ablösesummen, also von neuen Abermilliarden-Geschenken aller
Steuerzahler an die Kirche, welche die Haushalte der einzelnen deutschen
Bundesländer gar nicht verkraften könnten. Man könnte auch von einer dauernden Missachtung damals der Weimarer
Reichsverfassung, heute des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
sprechen. Und es wirft die Frage auf. Wie tief sind die Politiker in das System
Baal verwickelt oder eingebunden, womöglich gar inoffiziell und selbst auferlegt
als Weisungsgebundene kirchlicher Obrigkeit gemäß den Dogmen und Bekenntnissen
der Kirche, z. B. den Dogma von
den Zwei-Schwertern?
Zurück zu Teil 1
20 - Die
Kirche wollte in allem die Kontrolle behalten. Vertuschung für den
Machterhalt
21 - Die Priester gründen ihre Macht auf
Ungleichheit, Zwang, Manipulation, Einschüchterung und Opfer
22 - Pyramide der Unterordnung mit strafendem Götzen an
der Spitze
23 - Kirchliche Gewaltphantasien: Vernichtung bis zum
letzten Kind oder leben lassen für Vergewaltigungen
24 - Wie der Seelenmord durch den Priester fortwirkt
25 - Kinder werden daran gehindert, Gott in sich selbst zu finden, ca. 200.000 Kinderopfer durch Sexualverbrechen von
Pfarrern allein in Deutschland
26 - Zeitung Main-Echo: Kirche, die solche Verbrechen
zuließ, schaffe sich selbst ab, "ihr Platz ist der Müllhaufen der
Geschichte"
27 - Kriminologe: "Verbale Erschütterungsrhetorik" der
Bischöfe "überzeugt nicht". Alles bleibe unter der Decke
28 - "Valium fürs Volk"– Befürchtung, dass Öffentlichkeit ruhig gestellt werden soll
29 - Experte vergleicht Vatikankirche mit Mafia: Die
Politik der Omertà
30 - Auch der Papst steht auf der Täterseite
31 - Keine neuen Verträge, sondern Übernahme durch die
Staatsanwaltschaft
32 - Kirchliche Paralleljustiz: "Hostienschändung"
schlimmer als Kinderschändung
33 - Verbrechensvertuschung quasi zum Staatsziel erhoben – unter Androhung angeblich ewiger Hölle
34 - Herrschende Parteien lassen Staat weiterhin hohe
kirchliche Amtsträger und deren Ausbildung finanzieren und sie mit
Privilegien überhäufen
35 - Was muss noch alles passieren?
36 - CDU gegen Strafe für verantwortliche Kirchenvertreter
37 - Der Schmutz kommt nicht von außen, sondern von innen
Teil 3
Bevor wir auf die Ergebnisse
der Bischofsstudie aus Deutschland näher eingehen,
können wir zunächst feststellen: Die Kirche wollte in allem die Kontrolle
behalten. Und daran war bereits der erste Anlauf zu dieser Studie im Jahr 2013
gescheitert. Der mit dieser ersten Studie von den Bischöfen beauftragte und wieder entlassene
renommierte Kriminologe Christian Pfeiffer sagte Mitte September 2018 gegenüber
der Passauer Neuen Presse, er selbst habe die Studie abgebrochen, denn
die Bischöfe "wollten sich vorbehalten, uns Veröffentlichungen zu
verbieten, sie wollten das letzte Wort haben, wie der Forschungsbericht
auszusehen habe. Zensur ist forschungsfeindlich und indiskutabel".
(25.9.2018)
Einer der beiden Kardinäle, die die
Wissenschaftler damals einer solchen Zensur unterwerfen wollten und dadurch die
Studie um einiges verzögerten, war nach Aussage von Pfeiffer niemand anderer als
Kardinal Reinhard Marx, der dann im Jahr 2018 als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
die nun von ihnen frei gegebenen Ergebnisse vorstellte. Die Bischöfe hätten die Ergebnisse der Studie
allerdings gerne als erstes der Öffentlichkeit präsentiert. Aus gutem
Grund. "Das hätte die Zahlen nicht kleiner gemacht", schreibt dazu die
Hannoversche Allgemeine, "aber es hätte die Bischöfe als aktive Aufklärer
erscheinen lassen. Sie hätten kontrolliert, was wann an die Öffentlichkeit
gelangt. Nur ist ihnen das nicht gelungen … Nun wirken die Bischöfe wie
Getriebene. Wie Schuldige, von denen eine Reaktion erwartet wird."
(26.9.2018)
Eine solche Reaktion der Medien wurde allerdings bereits
2010 von der Öffentlichkeit erwartet, als nämlich plötzlich Hunderte von
Sexualverbrechen von Priestern bekannt wurden, ausgehend vom katholischen Canisius-Kolleg in Berlin.
Im Jahr 2010 hatte der Jesuitenpater Klaus Mertes seinerzeit als
Leiter des Kollegs die Aufdeckung erster größerer Anhäufungen dieser Verbrechen veranlasst, und
seine Aussagen acht Jahre später werden von der Wochenbeilage Christ und Welt so zitiert
(20.9.2018): "´Kontrollverlust zulassen: ich vermute, dass es genau dies
ist, worum es jetzt geht.` Kontrollerhalt sei einer der entscheidenden Gründe
für Vertuschung von Missbrauch, sagt Mertes." Und weiter:
"Kontrollverlust ist
Machtverlust. Und da sind wir beim entscheidenden Thema des Missbrauchs: Macht.
Man war nicht bereit, Macht loszulassen oder das Ansehen von Machtpositionen zu
gefährden – und hat deswegen vertuscht."
Und der Journalist kommentiert dies dann mit folgenden Worten: "Macht loslassen.
Ist das für eine Institution, die vom Seelenheil spricht, aber ihre Energie seit
Jahrhunderten auf Einfluss und dessen Festigung verwendet, überhaupt denkbar?"
Auch in dieser nun
veröffentlichten Studie wurde als ein
wesentlicher Risikofaktor für die Sexualverbrechen der "Missbrauch klerikaler
Macht" benannt (Neue Bildpost, 29.8.2018). Die Studie bezeichnet "den herrschenden Klerikalismus in der
Kirche, in dem der geweihte Priester eine übergeordnete Machtposition innehält,
als eine wichtige Ursache für Missbrauch". (BR.de, 29.9.2018)
Matthias Katsch, selbst Betroffener,
spricht vom "Priester als Machthaber, mit Zölibat ausgestattet, in dieser ganzen
geheimnisvollen Atmosphäre und Verehrung, die ihm entgegengebracht wird".
(Die Welt, 30.9.2018)
Doch wer hat diese Priesterkaste
installiert? Jesus von Nazareth, der Mitregent des Reiches Gottes, war es nicht.
Er, der Friedefürst, hat keine privilegierte Kaste von Priestern eingesetzt, die
sich zwischen Gott, dem Ewigen, und die Menschen schiebt und behauptet, den
Willen Gottes zu kennen. In Wirklichkeit geht es hier um einen ganz anderen
Willen, der mit der Drohung einer angeblich ewigen Hölle durchgesetzt wird, die
Gott, der Ewige, ebenfalls nie eingerichtet hat.
Die Priesterkaste gründet ihre Macht auf
Ungleichheit, auf absolute Herrschaft, auf inneren und äußeren Zwang, auf
Manipulation und Einschüchterung – und auf das Opfer (!). Früher haben sie Menschen
geopfert (siehe dazu unsere Studie über den Moloch), dann Tiere – angeblich, um einen "zornigen Gott" zu besänftigen. Doch
was ist das für ein Gott? Ist das nicht der Gott der Unterwelt, und die ihn anbeten,
sind die Widersacher Gottes, die wir im weitesten Sinne dann als das "System Baal"
bezeichnen können? Als eines ihrer Ziele erscheint es dann, möglichst viele Menschen davon abzuhalten,
Gott im eigenen Inneren zu suchen und zu finden.
Und wenn dann Papst Franziskus und auch die
deutschen Bischöfe plötzlich selbst vom "Klerikalismus" als eine der
Hauptursachen der kircheneigenen Verbrechen sprechen, dann ist das wohl weniger
eine tiefe Selbsterkenntnis oder Selbstkritik. Für diesen Fall müsste die Kirche
nämlich auch einiges an ihrem System ändern. Sondern es erscheint eher als ein schlauer
Schachzug. Papst Bergoglio deutet den Klerikalismus damit nämlich kurzerhand als eine
Art "persönlicher Schwäche" mancher Kleriker.
Der Klerikalismus ist aber keine persönliche Schwäche Einzelner.
Er gehört zum Wesen der Priesterkaste selbst. Diese Kaste ist ihrer
Struktur nach ein männerbündisches hierarchisches System, in der einer den
anderen deckt, damit nichts nach außen dringt. Es ist eine Pyramide
der Unterordnung, in dem der Priester den Laien gebietet, der Bischof den
Priestern, der Papst den Bischöfen, und an die Spitze dieser diktatorischen
Hierarchie haben die Talarträger einen angeblich strafenden Gott, einen
strafenden Götzen gestellt, der alle unter ihm angeblich mit der ewigen
Verdammnis bedroht.
Alle Gottespropheten, die Gott, der Freie
Geist der Unendlichkeit, immer wieder zu uns Menschen sandte, brachten uns
hingegen die Botschaft: Gott in uns! Gott, der Freie Geist, ist im Urgrund jeder
Seele und jedes beseelten Menschen zu finden. Und um Ihm, dem All-Einen,
näher zu kommen, brauchen wir weder Priester noch Steingebäude, denn jeder Mensch
ist selbst der Tempel des heiligen Geistes. Doch von Beginn an haben die
Priestermänner der jeweiligen Zeitepochen die Gesandten Gottes, die
Gottespropheten, verfolgt und viele von ihnen umgebracht, auch Jesus von
Nazareth, den größten Gottespropheten. Und auch nach Jesus von Nazareth haben
die Talarträger in ihren wechselnden Gewandungen gottgesandte Männer und Frauen
und ganze urchristliche Bewegungen wie
Manichäer,
Bogumilen,
Katharer
ausgerottet. Sie wurden bis zum letzten Kind und Säugling umgebracht oder eben
für Vergewaltigungen am Leben gelassen, wie sie es auch ihren Bibeln
entnehmen, in welcher ihr Götze zum Beispiel befohlen hat:
"So tötet nun
alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr
Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch
leben" (Numeri 31, 18). Und darüber darf nicht so schnell hinweg
gehen. Auch diese Aufforderung aus den Bibeln der Kirchen ist für die
katholische und die evangelische Großkonfession bis heute das angeblich
reine Wort Gottes. Damit entlarven sie sich selbst, welchem "Gott" sie
dienen, nämlich dem, der, wie Jesus von Nazareth sprach, "der ein Mörder und
Lügner war von Anfang an". (Johannesevangelium, Kapitel 8)
Im
Mittelalter haben sie ihre Gewaltphantasien ausgelebt an Ketzern und an Hexen
und ließen diese im Namen Gottes grausam quälen und ermorden. Heute leben
ungezählte Priester ihre Gewaltphantasien und sexuellen Abartigkeiten an
wehrlosen Kindern aus. Lapidar heißt es dann in den Medien: Das meiste davon ist
verjährt. Doch Seelenmord verjährt nie.
Und die seelische Belastung für den Täter
von Sexualverbrechen fasste Jesus, der Christus Gottes, der Überlieferung nach
in die sinngemäßen Worte: "Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben,
etwas Böses antut, für den wäre es besser, er würde mit einem Mühlstein um den
Hals im Meer versenkt." (Matthäus 18, 6)
Und das beinhaltet auch: Die Täter sind nicht
nur für die körperlichen Schmerzen verantwortlich, die sie den Kindern oder
Jugendlichen zufügen, sondern auch für den seelischen Abgrund, in den sie so
manche Kinderseele stoßen, und der mit dem Begriff "Seelenmord" bezeichnet
werden kann. Denn die sexuelle Gewalt ist gemäß der Erfahrung der Experten "das
wirksamste Mittel, einen Menschen zu zerstören".
Ein angeblicher "Mann Gottes" hat
den Kindern etwas angetan, worunter die
Mehrzahl von ihnen ein Leben lang zu leiden hat. Diese jungen Menschen bekommen
sozusagen "lebenslänglich", während die Täter meist straffrei ausgehen oder nur
versetzt werden. Mehr als die Hälfte der Verbrechensopfer, so die Ergebnisse der
Studie, haben gravierende Probleme in Beziehungen, mehr als ein Drittel im
Beruf, viele leiden darüber hinaus unter so genannten posttraumatischen
Belastungsstörungen, unter Angstzuständen, Drogenmissbrauch, Schlafstörungen
oder Selbstmordgedanken. Vor allem aber ist den meisten von ihnen der Weg, Gott
in sich selbst zu suchen und zu finden, für lange Zeit verbaut.
Für die Kinder und Jugendlichen, die von
Pfarrern oder Priestern zu deren sexuellen Bedürfnisbefriedigung missbraucht werden, ist
bereits die körperliche Qual oft die Hölle. Zum Repertoire der Täter zählen auch
brutale Vergewaltigungen, brutale Gewalt. Die Verbrechensopfer müssen aber
zusätzlich meist auch noch das erdulden, was der Kirchenhistoriker Hubert Wolf
als "religiöse Keule" bezeichnet. Im ZDF beschrieb er das so: "Ich kann
nämlich sagen: Der liebe Gott will es so, und wenn du das nicht machst, kommst
du in die Hölle." (ZDF, Gottes missbrauchte Kinder, 30.9.2018)
Das bestätigt der Kinderpsychiater Andreas Krüger aus seiner Praxiserfahrung gegenüber der Tageszeitung Die Welt: "Wenn Gott ins Spiel
kommt, werde es besonders schwierig … Viele Täter instrumentalisierten ihre
Rolle als Priester, der in Gottes Auftrag handle. Sie vermittelten
dem Opfer, dass alles, was ihnen zustoße, Gottes Wille sei. Dass sie
vom Teufel bestraft würden, wenn sie dem Priester nicht zu Willen seien.
Oder gar, dass Gott dem Priester befohlen habe, sie mit dem Missbrauch zu
bestrafen. So suggerieren sie dem Kind: du bist selbst schuld,
deine Schlechtigkeit ist der Grund für meine Tat."
(30.9.2018)
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wer ist es,
der sich so etwas ausdenkt? Wer steckt dahinter, wenn ein Priester, ein
angeblicher Mann Gottes, einem Kind mit einem angeblich strafenden Gott droht, um seine
Macht über dieses Kind für seine ungehemmte Triebhaftigkeit zu missbrauchen? Wer
will, dass Kinder und Jugendliche auf so grausame Weise daran gehindert werden,
Gott in sich selbst zu suchen und zu finden? Der Gott der Liebe, den Jesus von
Nazareth lehrte, den alle Gottespropheten den Menschen nahe brachten, kann es
nicht sein. Es ist seit alters her die Absicht der Widersacher Gottes: Den
Menschen den Zugang zu Gott in ihrem eigenen Inneren zu verwehren.
Hinter jedem der durch den Bericht bekannt
gewordenen 3677 Opfer steht also ein konkretes Leid, ein konkretes Schicksal –
aber machen wir uns bewusst: Dies ist immer nur eine Mindestzahl. Nur zehn der
27 Bistümer werteten, soweit überhaupt vorhanden, die Akten bis zum Jahr 1946
zurück aus, die anderen begannen erst im Jahr 2000. Und nur die schwersten Fälle
"schafften" es überhaupt in diese Akten; vieles davon wurde auch noch ausgelagert
in Sonderarchive. Vor allem aber fehlen in dieser Studie alle Orden, alle
Klöster, alle Internate und kirchlichen Schulen, alle Kinder- und
Waisenheime, die es nach dem Krieg in großer Zahl gab. Tausende von
Opfern finden sich in dieser Studie also gar nicht wieder.
Zum Vergleich: Eine andere Studie im
Auftrag des Kompetenzzentrums für Kinderschutz in Ulm, bei der es neben
sexuellem Missbrauch auch im Misshandlungen ging, hat laut Tagesspiegel
Berlin ergeben, dass "bezogen auf die Gesamtbevölkerung in
Deutschland im Alter ab 14 Jahre mit etwa
200.000 Opfern von
Geistlichen beider Konfessionen gerechnet werden muss. Was bedeutet: Die katholische Kirche ist mit dem
Aufklärungsauftrag nicht allein, auch die evangelische muss sich Rechenschaft
ablegen. Und zwar in aller Öffentlichkeit." (26.9.2018; einzelne Fälle
sind im Schwarzbuch
Evangelische Kirche dokumentiert)
Die Wochenzeitung Die Zeit schreibt zu dieser ungeheuren Anzahl von
Sexualverbrechen unter der Überschrift: "Das Sündikat": "Kein
Wunder, wenn die Kirche nun angstgetrieben reagiert. Es geht nicht mehr um ihren
Ruf, es geht um ihre Existenz." (20.9.2018)
Und es stellt sich hier in der Tat die
Frage nach der Existenzberechtigung eines solchen religiösen Konglomerats. In
einem Kommentar in der – sicherlich nicht als besonders kirchenkritisch
einzuschätzenden – Tageszeitung Main-Echo lesen wir: "Eine hierarchisch
organisierte Glaubensgemeinschaft, die Nächstenliebe predigt und vorgibt, vor
allem für die Schwächsten da zu sein, es zugleich aber zulässt, dass sich über
Jahrzehnte Tausende ihrer Vertreter an Kindern vergehen, die eigentlich von
ihnen beschützt werden sollten, braucht kein Mensch. Sie schafft sich selbst ab.
Ihr Platz ist der Müllhaufen der Geschichte. Und da wird die Kirche auch enden,
wenn sie sich nicht grundlegend ändert." (26.9.2018)
Und da wäre jetzt die Frage: Was haben die Bischöfe bei der Vorstellung der
Studie angekündigt? Was wollen sie konkret ändern?
Kardinal Reinhard Marx bekundete am 25.
September 2018 in Fulda zunächst, er schäme sich "für das Vertrauen, das
zerstört wurde … Wir haben den Opfern nicht zugehört. All das darf nicht
folgenlos bleiben." (Neue Osnabrücker Zeitung, 25.9.2018)
Am Tag darauf wurde den Medien dann mitgeteilt, was die
versammelten Bischöfe als "Maßnahmenpaket gegen Missbrauch" beschlossen hatten.
Sie kündigten einen "transparenten Gesprächsprozess" mit Experten über den
Zölibat und die Sexualmoral der Kirche an, des Weiteren eine Überprüfung der
Entschädigungsleistungen an die Opfer und die Einrichtung externer und
unabhängiger Anlaufstellen für Betroffene. Auch wollen sie mehr als bisher
"Begegnungen mit Betroffenen" suchen. Weiter heißt es in der Erklärung: "Wir
wollen klären, wer über die Täter hinaus Verantwortung institutioneller Art für
das Missbrauchsgeschehen … getragen hat." und: "Ohne eine unabhängige
Aufarbeitung gibt es keine wirksame Veränderung und Gerechtigkeit."
(domradio.de, 27.9.2018)
Der letzte Satz ist sehr geschickt
formuliert, denn es geht aus ihm nicht hervor, ob die Bischöfe eine solche
unabhängige Aufarbeitung überhaupt wollen. Offenbar konnten sie sich darauf
nicht einigen, so dass am Ende doch wieder jede Diözese selbst entscheiden wird,
was sie zu tun beabsichtigt. Entsprechend kritisch waren die Kommentare der
Experten. "Diese ganze verbale Erschütterungsrhetorik … überzeugt mich nicht,
solange die Kirche nicht konsequent ist und die Dinge nicht wirklich offen legt", sagte der
erwähnte Kriminologe Christian Pfeiffer. (katholisch.de, 27.9.2018)
Denn das Entscheidende fehle in der
jetzigen Studie noch: "Wir wissen nicht, wer die Verantwortlichen sind." Hätte
man die Studie hingegen so durchgeführt wie von ihm vorgeschlagen, dann "hätten
die Forscher ja genau gewusst, welche Diözesen sich vorbildlich verhalten haben
und wo Täter gedeckt wurden" (Passauer Neue Presse, 25.9.2018). Dies bleibe bisher
aber alles noch unter der Decke.
Wenn die Bischöfe also wirklich, wie
angekündigt, klären wollten, "wer über die Täter hinaus Verantwortung
institutioneller Art für das Missbrauchsgeschehen getragen hat", dann könnten
sie sofort damit beginnen, und zwar bei sich selbst. Kardinal Marx etwa wurde
während seiner Zeit als Bischof von Trier öffentlich kritisiert, weil er sich um
Sexualverbrechen in seinem Bistum zu wenig und zu spät gekümmert habe. Ähnliches
gilt für seinen Nachfolger auf dem Trierer Bischofsstuhl, Joseph Ackermann, den
offiziellen "Missbrauchsbeauftragten" der Bischofskonferenz. Und wenn es Kardinal
Marx wirklich um eine möglichst rasche externe Aufarbeitung ginge, dann bräuchte
er nur die "Missbrauchsstudie", die er bereits im Jahr 2010 für das Erzbistum
München und Freising von einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei anfertigen
ließ, endlich veröffentlichen. Denn diese Studie liegt seither in seinem
Geheimarchiv. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vermutet, dies
hinge damit zusammen, dass aus der Studie hervorgehen könne, welche Rolle der
frühere Münchner Erzbischof und spätere Papst Joseph Ratzinger bei der
Versetzung zweier Sexualverbrecher gespielt habe. (23.9.2018)
Im Jahr 2010 kam es übrigens dazu, dass Kirche und Staat unter dem Schock der zahllosen Sexualverbrechen an Kindern durch Priester und Pfarrer, die schon damals bekannt geworden waren, vereinbarten, in Zukunft bei der Aufklärung dieser Verbrechen enger mit dem Staat zusammenzuarbeiten. 2018 ist man davon weiter entfernt als je zuvor. Und da stellt sich im Rückblick schon die Frage, ob die Strategie, erst einmal eine große Studie zu erstellen, wirklich der viel beschworenen Aufklärung und Transparenz dienen sollte oder nicht vielmehr von Beginn an der Verschleierung und dem Zeitgewinn – Zeit, in der auch immer mehr Opfer und Täter sterben. Dieser Verdacht kommt auch in einem Kommentar von Spiegel online zum Ausdruck, wo es unter der Überschrift Valium fürs Volk heißt: "Opfervertreter vom ´Eckigen Tisch` befürchten, dass die Studie die Öffentlichkeit lediglich ruhig stellen soll. So wolkig wie Kirchenvertreter auf Fragen nach konkreten Folgen des Berichts reagierten, liegt die Vermutung nahe: die Bischofskonferenz hat die Studie benutzt, um Interesse an einer profunden Aufklärung zu simulieren." (25.9.2018)
Und auch für die "Begegnung mit Betroffenen", denen man "endlich zuhören" wolle, hätten die Kirchenvertreter schon viele Jahre Zeit gehabt. Dies jetzt erneut anzukündigen, klingt für die Opfer eher zynisch. Für sie wäre es wichtig, dass die Täter, die ihnen soviel Böses angetan haben, endlich zur Rechenschaft gezogen werden, dass Ross und Reiter genannt werden, dass die Taten nicht weiter vertuscht und die Täter nicht länger geschützt werden und dass sich die Kirche ihnen, den Opfern gegenüber um eine angemessene Wiedergutmachung bemüht statt allenfalls ein paar Almosen zu geben. Doch wie die Studie zeigt, wurde nur gegen ein Drittel der Täter jemals Anzeige erstattet, und auch das meist von den Betroffenen oder ihren Angehörigen, fast nie von Kirchenvertretern. Viele der Täter wurden einfach nur versetzt und konnten an ihren neuen Wirkungsorten weiter Verbrechen begehen. Geholfen wurde meist nur den Tätern, nicht den Opfern. Für die Opfer der Verbrechen ist jedoch "Vertuschung genauso schlimm wie Missbrauch", sagt der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi. Er vergleicht die Vertuschungspraxis der Kirche mit dem Schweigegebot der italienischen Mafia, der "Omertà", und sagt weiter: "Die Politik der Omertà hat es diesem Krebsgeschwür erst ermöglicht, sich auszubreiten. Hohe Geistliche haben mitgeholfen, sexuelle Übergriffe systematisch zu vertuschen. Dafür müssen sie zur Rechenschaft gezogen werden." (Neue Zürcher Zeitung, 27.9.2018)
"Hohe Geistliche haben mitgeholfen" – wen genau meint der Journalist? Papst Franziskus hatte ja vor einigen Jahren angekündigt, ein kirchliches Tribunal einzurichten, vor dem Bischöfe angeklagt werden könnten, die Sexualverbrechen vertuscht haben. Doch davon ist mittlerweile keine Rede mehr. Warum wohl? Möglicherweise, weil sich sonst auch Papst Bergoglio selbst vor diesem Tribunal verantworten müsste? Als Erzbischof von Buenos Aires hatte er sich taub gestellt, als sich einige von seinen Diözesanpriestern missbrauchte Argentinierinnen Hilfe suchend an ihn gewandt hatten. In einem Fall setzte er sich sogar für einen der Kinderschänder ein und ließ ein mehrbändiges Exposé erstellen, um ihm vor Gericht zu helfen. Ohne Erfolg – der Mann wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Wochenzeitung Die Zeit schrieb dazu: "Der Papst ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems, insofern er Teil seiner Kirche ist." (30.8.2018; mehr dazu siehe oben in Teil 1)
Die Vatikankirche ist also ganz
offensichtlich weder willig noch fähig, die von ihren Amtsträgern begangenen
Verbrechen selbst aufzuklären und die notwendige Transparenz herzustellen, weder
im Vatikan noch in Deutschland. Johannes-Wilhelm Rörig, der
Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, forderte daher zusätzliche
"Staat-Kirchen-Verträge, die für den Bereich der Aufklärung und Aufarbeitung von
Missbrauch abgeschlossen werden – Verträge zwischen Bund und Bischofskonferenz
oder evangelischer Kirche, den Ländern und den Bistümern beziehungsweise
Landeskirchen". (Süddeutsche Zeitung, 24.9.2018)
Doch wozu braucht man da Verträge? An
solchen zögerlichen Ideen zeigt sich einmal mehr die Nähe auch der Politiker
zum verbrecherischen System Baal und ihre Scheu, dieses Syndikat wirklich
trocken zu legen. Der
Rechtsstaat ist doch verpflichtet, für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen
und Straftaten, gleich von wem sie begangen werden, unverzüglich aufzudecken und
die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Wozu also Verträge? Soll der
Staat Verträge mit Institutionen abschließen, die schwere Verbrechen ihrer
Amtsträger vertuscht haben? Er müsste doch den Staatsanwalt hinschicken! Im
US-Bundessstaat Pennsylvania haben die Behörden kurzerhand die Kirchenakten
beschlagnahmt, als es mit der Aufklärung nicht recht voranging. Wieso geschieht
so etwas nicht in Deutschland? Wieso soll die Kirche hier schon wieder Vorrechte
genießen?
"Jede andere Organisation mit
Abhängigkeits- und Machtstrukturen, die ermöglichen, dass tausende von Männern
sich jahrzehntelang an abertausenden Kindern und Jugendlichenvergehen konnten,
würde aus gutem Grund vom Staat aufgelöst werden." Das schrieb immerhin die
SPD-Landtagsfraktion von Schleswig-Holstein in einer Pressemitteilung,
nachdem sich ihre Partei in jüngerer Vergangenheit
nahezu als kirchliche
Partei präsentiert hat, und
weiter: "Die Aufklärung kann nicht mehr durch eigene Gutachter oder ohne
staatlichen Zugriff auf Archive und Zeugen erfolgen." (zit. nach hpd.de,
27.9.2018)
Dazu wäre es aber auch notwendig, die
Paralleljustiz der Kirche zu beenden. In kircheninternen Verfahren, auch
das kam bei der deutschen Studie heraus, wurden viele der Täter gar nicht
belangt; die meisten erhielten wie gesagt nur geringfügige Strafen –
und die Öffentlichkeit erfuhr von all dem fast nichts.
Es blieb dem Moderator der
ZDF-Satiresendung Heute-Show, Oliver Welke, vorbehalten, einen
nahe liegenden Gedanken zu äußern: "Warum darf die Kirche gegen sich selber
ermitteln? Das kann doch nicht wahr sein! Seit wann untersuchen Täter ihre
eigenen Straftaten? Ja, das nennt man Paralleljustiz. Bei arabischen Clans
regen wir uns zu Recht auf, wenn die mit ihren eigenen Friedensrichtern kommen.
Bei der Kirche ist es okay."
Auch wenn diese Äußerung in einer Satiresendung fiel: Sie ist durchaus ernst zu
nehmen. Das Magazin Stern berichtete Anfang Oktober 2018, dass das
Justizministerium des Bundeslandes Bayern im Jahr 2014 "eine länderübergreifende
Arbeitsgruppe gegen ´Paralleljustiz` gründete". Dabei "standen jedoch nur
islamische Friedensrichter im Fokus. Nicht die Paralleljustiz der katholischen
Kirche." (stern.de, 4.10.2018)
Das zeigt einmal mehr die Macht der Kirche,
den Staat im Staat, an den sich die Politiker offensichtlich noch immer nicht
herantrauen. Nach dem Kirchenrecht ist der kirchlich unerlaubte Umgang mit einer
Hostie beim katholischen Abendmahl "die schwerste Straftat, die man begehen
kann", so der katholische Theologieprofessor Thomas Schüller im Jahr 2007,
nachdem ein Kirchenbesucher eine solche Oblate in seine Tasche steckte und mit
nach Hause nehmen wollte.
(Frankfurter
Rundschau, 13.1.2007)
Die Kirche spricht von Hostienschändung. Das würde
aber auch bedeuten, dass für das Kirchenrecht der Vatikankirche eine so genannte
Schändung einer Hostie noch immer ein schlimmeres Vergehen als die Schändung
eines Kindes ist.
Der Tübinger Religionswissenschafter Günter Kehrer
erklärt gemäß einer dpa-Meldung vom 5.2.2006, dass der falsche Umgang mit
der Hostie nicht nur die "schwerste Straftat" nach dem katholischen Kirchenrecht sei. Sondern es gilt darüber hinaus:
"Hostienschändung ist [im
Katholizismus] eine Sünde, die nie vergeben werden kann, für sie gibt es
ewiges Fegefeuer [also ewige nie endende qualvolle Höllenschmerzen] ..."
Demgegenüber braucht ein verbrecherischer Priester für seine Seelenmorde nur
einen Beichtstuhl aufsuchen, in dem er womöglich von einem pädophilen
Amtsbruder unter ein paar internen Auflagen von dieser "Sünde" angeblich
los gesprochen werde. Auch damit entlarvt sich die Vatikankirche als "System
Baal". Denn kein Priester kann Sünden seiner Mitmenschen vergeben, es sei
denn, sie wurden an ihm selbst begangen. Das so genannte Beichtsakrament ist
nur eine weitere widergöttliche Anmaßung.
Diese Lehren wurden bis heute nicht geändert,
obwohl der Papst dies in seiner Machtvollkommenheit als absoluter Monarch
ja jederzeit können müsste. Und geändert wurde auch eine
Bestimmung
nicht, die im Vatikan im Jahr 1962 erlassen wurde und wonach jeder Fall von
Kindsmissbrauch dem Vatikan – und nicht etwa staatlichen Behörden! –
unverzüglich gemeldet werden muss, und von da an dann als "päpstliches Geheimnis"
gilt. Als "päpstliches Geheimnis" – man muss sich das vorstellen! Und mehr noch:
Wer es ausplaudert, dem wird die Exkommunikation, der Ausschluss aus der
Kirchengemeinschaft, angedroht und damit praktisch auch die angeblich ewige
Hölle!
Von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wurde diese Bestimmung im Jahr 2001
sogar noch einmal bekräftigt. Bis heute wurde sie nicht aufgehoben. Da wurde
also die Vertuschung sozusagen zum Staatsziel des Vatikanstaats erhoben.
Matthias Katsch, Sprecher deutscher Missbrauchsopfer, stellt dazu fest: "Wenn
Kirchenstrukturen bleiben, die Missbrauch ermöglicht haben, dann stellt das den
Sinn der Aufarbeitung infrage."
(Die Zeit, 27.9.2018)
Und mit solch einer
Institution, soll man dann weitere Verträge schließen, wie der
Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung vorschlägt? Man braucht sich ja
nur die bisherigen Staatsverträge und Konkordate des deutschen Staates mit den
Kirchen ansehen, um zu sehen, was bei solchen Verträgen herauskommt. Mit diesen
Verträgen wurden und werden immer nur Privilegien der Kirchen abgesichert – und
vor allem werden in diesen Verträgen jährliche dreistellige überwiegend
pauschale hohe dreistellig Millionenzahlungen
der einzelnen deutschen Bundesländer an die steinreichen Kirchen vereinbart, in
die
unter anderem die Gehälter der Kardinäle, Bischöfe und Landesbischöfe und
anderer hochrangiger Würdenträger eingerechnet sind, in der Regel 10.000 Euro im Monat
und mehr. Das wird vom deutschen Steuerzahler alles pauschal mitfinanziert, ob er will
oder nicht, ob er einer der beiden Großkirchen angehört oder nicht. Und in diese Verträge haben
die Kirchen schlauerweise jedes Mal so genannte "Ewigkeitsklauseln" eingebaut,
die besagen, dass sie nur in beiderseitigem Einvernehmen geändert werden können.
Sie sind also unter den bisherigen Gepflogenheiten gar nicht kündbar, es sei
denn man erklärt das ganze so genannte Vertragswerk als diesbezüglich
sittenwidrig und damit nichtig. Dies ließe sich schon allein mit gesundem
Menschenverstand bewerkstelligen. Doch der
Steuerzahler soll ewig weiterzahlen – so wollen es die Kirchen, gleich wie viele
Verbrechen ihre Amtsträger begehen.
Der Steuerzahler soll auch weiterhin die Ausbildung der Theologen an staatlichen
Universitäten bezahlen, den Religionsunterricht an staatlichen Schulen, die
Militärseelsorge und für diverse Steuerbefreiungen der schwerreichen
Kirchenkonzerne aufkommen. Insgesamt beläuft sich das auf
mehr als 20 Milliarden
Euro jedes Jahr für beide Kirchen, und da sind – wohlgemerkt! – die
Kirchensteuer und die Zahlungen des Staates für kirchliche Sozialleistungen noch
gar nicht mitgerechnet.
Und mindestens die Hälfte dieser Steuergelder geht also an eine Kirche, die ihre
tausendfach straffällig gewordenen Ritualbeamten nach wie vor einer
Strafverfolgung zu schützen versucht, die ein System der Vertuschung krimineller
Taten organisiert hat und den Opfern nicht einmal angemessene Entschädigungen zu
zahlen bereit ist. Was muss noch alles passieren, wie viele Anlässe braucht
es eigentlich noch, bis die Politiker bereit sind, endlich die zahllosen Privilegien
zu beenden, über die diese Kirche bis heute verfügt – immer auf
Kosten aller Steuerzahler? Und bis sie ihrer Aufgabe nachkommen, nämlich: alles zu
unternehmen, damit die Kinder im Land vor den Vertretern dieses klerikalen
Systems geschützt werden.
Nur zur Klarstellung: Diese Privilegien, von denen hier nur ein verschwindend kleiner
Teil aufgezählt wurde, waren noch nie gerechtfertigt. Denn nach der Verfassung
müssten alle Menschen und damit auch alle Glaubensrichtungen gleich behandelt
werden. Niemand darf aufgrund seines Glaubens oder seiner Religion bevorzugt
oder benachteiligt werden, heißt es sinngemäß im deutschen Grundgesetz. Die
kirchlichen Religionsbeamten behaupten zwar immer, es stünden ihnen aufgrund
angeblicher Enteignungen in napoleonischer Zeit sozusagen auf ewig erhebliche
Entschädigungen zu. Doch das ist längst als dreiste Geschichtsfälschung
entlarvt, auch wenn die in ihrer Mehrzahl kirchenhörigen Politiker und
Journalisten dies bis heute nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Durch diesen
frechen Betrug haben sich die Kirchen über die Jahrzehnte hinweg Milliarden und
Abermilliarden aus dem Steuersäckel erschlichen. Diese Zahlungen müssten also
umgehend und ersatzlos gestrichen werden, was man gar nicht oft genug
wiederholen kann, um es in die längst notwendige Bewegung zu bringen.
Erst zaghaft regen sich nun erste
Stimmen, die das längst überfällige Ende dieser Privilegien und Subventionen
ins Auge fassen. In der Fernsehsendung Berlin
direkt (ZDF) vom 23. September 2018 etwa stellte die Moderatorin fest: "Keinem
anderen Interessenverband gewährt der Staat so viele Privilegien. Doch eine
Beschneidung eben dieser: nicht vorstellbar in der Union." Denn gleich darauf
kommt der Bundstagsabgeordnete Marcus Weinberg von der CDU ins Bild, der sagt:
"Ich glaube, den Kirchenvertretern muss man keine Strafe aufbürden. Ich glaube,
die sind durch die Vorfälle gestraft genug. Und ich glaube, die katholische
Kirche sind die allerersten, ist die erste Instanz, die unter diesen
Missbrauchsvorfällen leidet."
Wie mögen solche Worte auf die Opfer wirken? Hier sieht man einmal mehr, wie
groß die Macht der Kirchen noch immer ist, gerade unter Politikern. Ein
gewählter Volksvertreter hat hier erkennbar mehr Mitleid mit den
Religionsfunktionären, die sich endlich einmal ihrer persönlichen Verantwortung
stellen müssten, als mit den Verbrechensopfern – und auch mehr als mit den
Steuerzahlern, die für diese Institution mit Milliarden jedes Jahr zur Kasse
gebeten werden.
Der Politologe Carsten Frerk hat schon vor Jahren in mehreren Büchern
herausgearbeitet, wie die großen kirchlichen Religionskonglomerate in
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf sehr geschickte Weise ihre Befugnisse
auf Kosten des Staates immer weiter ausdehnten, quasi einen Staat im Staate
aufbauten und immer weiter ausbauten. Die bizarre Paralleljustiz der
Vatikankirche für alle Arten von Verbrechen ihrer Amtsträger ist nur ein
Beispiel für diese selbstherrliche Anmaßung. Und willfährige Politiker spielen
bis heute dabei mit. Man beanstandet heute mit Recht die Macht der Lobbyisten
aus den Wirtschaftskonzernen – aber die größte Lobby wird dabei immer vergessen:
die Kirchenlobby! Wie viele Kinderschänderverbrechen hätten vermieden werden
können, wenn beherzte Politiker hier rechtzeitig eingeschritten wären? Doch die
gab es nicht, und es gibt sie auch bis heute kaum.
Und damit dies so bleibt, damit die Kirche ihre Privilegien und ihre Macht über
viele Seelen behalten kann, suchen die Klerikalisten einmal mehr nach
Durchhalteparolen und Ausflüchten – und nach einem Sündenbock, dem sie das das
eigene Versagen aufbürden können.
So forderte Papst Franziskus alle Katholiken auf, im Monat Oktober 2018 täglich
einen Rosenkranz zu beten, und zwar "zum Schutz der Kirche gegen den Teufel".
(katholisch.de, 29.9.2018)
In
ähnlicher Weise hatte schon sein Vorgänger Benedikt XVI. im Jahr 2010 gesagt, als
Hunderte von Sexualverbrechen bekannt geworden waren: "Der Teufel habe der Kirche
Schmutz ins Gesicht geworfen!" Die Wochenzeitung Die Zeit erinnert an diese
Aussage und kommentiert: "Wenn überhaupt, dann hatte ja wohl die Kirche Jesus
Schmutz ins Gesicht geworfen", und sie zitiert den Jesuitenpater Klaus Mertes,
der meint: "Weg mit den peinlichen Sauberkeitsmetaphern, von wegen die Kirche
müsse gereinigt werden! Als käme der Schmutz von außen!" (Die Zeit,
27.9.2018)
Auf dem Rückflug nach Rom von einer Reise ins Baltikum versuchte Franziskus dann ein
weiteres Mal, die Sexualverbrechen seiner Priester herunterzuspielen, indem er
sagte, "es sei unfair, heutige moralische Maßstäbe an frühere Vertuschungen von
sexuellen Übergriffen durch Priester anzulegen". Damit tut er so, als ob diese
Verbrechen nur "früher" stattgefunden hätten! Und gleichzeitig gibt er damit
indirekt zu, dass die Maßstäbe der Bergpredigt des Jesus von Nazareth offenbar
nicht für ihn und für seine Kirche gelten. Denn die Goldene Regel der
Bergpredigt ist nicht nur ein heutiger Maßstab. Sie gibt es seit weit mehr als
2000 Jahren und sie gehört zum Urwissen der Menschheit: "Was du nicht willst,
dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!"
Jesus von Nazareth über die Priester und
Schriftgelehrten:
"Innen sind
sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung". |
In der katholischen Messe, die in Fulda Ende September der Vorstellung der so genannten
Missbrauchsstudie vorausging, sagte Kardinal Marx: "Bitten wir den Herrn in
dieser herausfordernden Stunde der Kirche, dass wir neu mutig werden, den Weg
der Kirche einzuschlagen, den Jesus von uns will. Er verlässt die Kirche nicht."
Doch welcher "Herr" kann sich hier angesprochen fühlen? Jesus, der Christus, der
Erlöser aller Seelen und beseelten Menschen, kann es nicht sein. Denn
Er, der Friedefürst, hat wie gesagt nie eine Kirche gegründet und ist auch nie
in eine eingetreten. Er sagte als Jesus von Nazareth zu den Priestern Seiner
Zeit: "Ihr stammt von unten, Ich stamme von oben. … Ihr habt den Teufel zum
Vater, und ihr wollt das tun, wonach es eurem Vater verlangt." (Johannes
8, 44)
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Immer
mehr Menschen erfassen heute, dass Gott, der Ewige, gar nicht in äußeren
Religionskonglomeraten oder in Häusern aus Stein zu finden ist, sondern in
ihrem eigenen Inneren. So wie es auch Jesus von Nazareth gelehrt hat: "Das
Reich Gottes ist inwendig in euch." Es liegt also an jedem einzelnen, zu
entscheiden, wem er sich anvertrauen will: äußeren Führern eines
hierarchischen Systems, das vielfach an der Vertuschung krimineller
Aktivitäten beteiligt ist, oder dem Christus Gottes, der mit Seiner Kraft in
jedem von uns lebt.
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38 - "Kinderopfer dem Moloch bringen"
39
- Der Gott der wahren Gottespropheten oder der Götze "Kanaans"
40
- Moloch als Teil des Systems Baal und warum die Tiere weiter leiden
mussten
Foto: Der Gott Moloch, wie er für den Film Cabiria von Giovanni Pastrone (1914) nachgebildet wurde und heute im Museo nazionale del Cinema in Turin aufbewahrt wird. Er erzählt die Geschichte des sizilianischen Mädchens Cabiria (Ende des 3. Jahrhunderts vor Christus), das den Ausbruch des Vulkans "Ätna" überlebt hatte, jedoch am Strand von Piraten nach Karthago verschleppt und dort dem Hohenpriester als Sklavin verkauft wurde. Der Priester wollte sie für "Moloch" lebendig verbrennen, doch Cabiria wird unter abenteuerlichen Umständen vor den Klauen der Religionsführer gerettet; gemeinfrei nach der Creative Commons Attribution 2.0 Generic-Lizenz; Autor: Nevertime
In unserer mächtigen Umbruchszeit kommt immer mehr an den Tag, was bislang verschwiegen oder lange von keinem aufgedeckt wurde. So haben die Vergewaltigungen und sexuellen Schändungen von Kindern durch Priester in der öffentlichen Berichterstattung mittlerweile die obersten Rängen des Vatikans erreicht.
Kardinal George Pell, der bis vor kurzem noch dem Kardinalsrat des Papstes, dem obersten Beratergremium um den selbsternannten "Lenker des Erdkreises" in Rom, angehörte, wurde in Australien zwischenzeitlich schuldig gesprochen, unter anderem im Jahr 1996 in der Kathedrale von Melbourne zwei Chorknaben zum Oralverkehr gezwungen zu haben; obwohl einer der beiden Hauptbelastungszeugen gegen den weltweiten Kirchenführer (zuletzt die "Nr. 3" im Vatikan) kurz zuvor an einer Überdosis Rauschgift verstorben war, weil er mit dem Missbrauch nicht zurecht kam. Sein Vater warf der Eminenz vor, "Blut an den Händen" zu haben: "
Der Sohn habe durch den Missbrauch an einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten, die ihn in den Selbstmord getrieben hätte." Und das andere Kind sagte jetzt als Erwachsener aus: "Wie viele Überlebende habe ich Scham, Einsamkeit, Depressionen und Kämpfe erlebt. Wie bei vielen Überlebenden hat es Jahre gedauert, bis ich die Auswirkungen auf mein Leben verstanden habe." (zit. nach bild.de, 26.2.2019)
Sucht man in der Religionsgeschichte dafür nach
Vorläufern, kommt einem zum Beispiel der Moloch-Kult der Antike in den Sinn, der
unter anderem mit den Scheiterhaufen der mittelalterlichen und neuzeitlichen
katholischen und später auch evangelischen Inquisition fortgesetzt wurde, auf denen auch Kinder lebendig verbrannt wurden.
Und seit dem 24.2.2019 ist es mehr oder weniger "amtlich". Bei focus.de
ist zu lesen: "Papst Franziskus hat den sexuellen Missbrauch von Kindern mit
´Menschenopfern` gleichgesetzt. Kindesmissbrauch erinnere ihn an die in einigen
Kulturen einst weit verbreitete ´grausame` religiöse Praxis, Menschen ´in
heidnischen Ritualen` zu opfern." (24.2.2019)
Das ist
zwar ein Geständnis, das aber nur ein gewisses Gewicht bekommen hätte, wenn es
mit Folgen verbunden gewesen wäre
und nicht Effekthascherei und Schaumschlägerei bleibt, an deren Ende weder die
bereits bekannten Täter zur Rechenschaft gezogen werden noch die Opfer Wiedergutmachung erlangen.
Und genau dies scheint die Strategie zu sein – letztlich die Verbrechen so lange
auszusitzen, bis irgendwann Täter und Opfer gestorben sind. Und deshalb sollten sich auch alle
Menschen schämen, die weiterhin Mitglieder dieses Systems sein wollen.
Anständige Menschen können spätestens jetzt keine Mitglieder mehr sein, weil sie
mit ihren Beiträgen weiterhin das System unterstützen oder gar ihre Kinder
dorthin schicken.
So rechnete der bekannte Rechtswissenschaftler und Kriminologe Prof. Dieter
Rösner alleine für Deutschland Folgendes hoch:
"Dann
kommt man fast auf das Dreifache der Kriminalitätsbelastung bei sexuellem
Missbrauch in der Kirche gegenüber dem normalen deutschen Durchschnittsmann.
Also, die Kirche durchaus in gewisser Weise ein
Hotspot der Kriminalität, und an
solchen Hotspots ist die Staatsanwaltschaft auch sonst gefordert, wenn sie weiß,
dort kommt Kriminalität vor, dann
guckt sie dort
genauer hin" (zit. nach Abschottung oder Aufbruch, ZDF 2019). Doch welche
Staatsanwaltschaft tut das? Warum haben bisher keine Razzien stattgefunden wie
bei anderen kriminellen Hotspots?
Denn weiterhin nimmt sich der Vatikan unter dem Stichwort "Diskretion"
Geheimhaltungen heraus, und die Kirche verzichtet auch nicht auf die Inanspruchnahme der staatlichen
"Verjährungsfrist" bei enttarnten priesterlichen Schwerverbrechern. Dass also
die Schwerverbrecher heute und in Zukunft der Polizei bzw. der Staatsanwaltschaft gemeldet werden, erscheint
weiterhin ebenso
unwahrscheinlich wie vermehrte innerkirchliche Suspensionen der Täter, wie der Papst es vor ein paar Tagen bei
Ex-Eminenz McCarrick tat, dessen Verbrechen so in
aller Munde waren, dass sein Status offensichtlich nicht mehr zu "retten" war und er
dem Vatikan zumindest als eine Art "Bauernopfer" dienen konnte.
So könnte man das Geständnis des Papstes im Hinblick auf die "Menschenopfer"
seiner Untergebenen eben auch als einen Versuch der Relativierung verstehen.
Denn er sagte ja
auch, der so genannte Missbrauchs-Gipfel der Eminenzen habe
"uns dazu
geführt, einmal mehr anzuerkennen, dass das schwere Übel des sexuellen
Missbrauchs von Minderjährigen leider in allen Kulturen und Gesellschaften ein
geschichtlich verbreitetes Phänomen ist" (zit. nach
spiegel.de, 24.2.2019).
Wenn es aber nicht oder nicht ernsthaft verfolgt wird, dann trägt er als
Papst dafür die Hauptverantwortung.
Entsprechend fielen
erste Reaktionen auf die so genannte Kinderschutzkonferenz der Kardinäle in Rom
im Februar 2019 aus, selbst von Medien, die dem Vatikan sehr positiv gegenüber
stehen. "Jetzt bleibt der Eindruck, dass
keine neuen Brücken gebaut worden sind, sondern sich die Gräben eher vertieft
haben", so kommentierte z. B. bild.de (24.2.2019).
Die Abschluss-Rede des Papstes sei "´der schamlose Versuch, sich an
die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu
stellen und wirkliche Veränderung anzugehen`, schrieb Matthias Katsch vom
deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch nach der Ansprache". (zit. nach
spiegel.de, 24.2.2019)
Auch die Offenen Briefe von Urchristen, die
zum Beispiel eine Abschaffung des Ausmerzungsdogmas gefordert haben und eine
Entheiligung von Frauenverächtern, blieben ohne spürbare Resonanz.
Schon vor ca. 500 Jahren befand sich das System der
Romkirche in einer größeren
Krise. Unzählige Menschen, vor allem in Deutschland, hatten genug davon. Damals wurde es durch die "Reformation" "gerettet", indem
– von einer anderen dunklen Warte aus betrachtet – eine zweite
Varianten des Systems installiert wurde, die protestantische, um den Gläubigen bzw. damals den weltlichen
Obrigkeiten scheinbar eine Wahlmöglichkeit zu lassen, auf welche nicht die
Todesstrafe stand. Dies entwickelte sich für das System der Priester-Religion
unter Missbrauch des Namens Christus langfristig dann als geschickter Schachzug,
der zum Beispiel dazu führte, dass der deutsche Staat seit dem 19. Jahrhundert
nicht nur eine Groß-Kirche finanziert, sondern zwei, vereinfacht gesagt zu
"doppeltem Geld". Die "alten Rechte", auf die sich die Kirche hierfür
beruft, sind fast durchweg mit Blutgeld erworbene "Rechte" von Gewalt, Krieg,
Hinrichtung Andersdenkender, Versklavungen, Leibeigenschaften, Enteignung und
dergleichen.
Lesen Sie nun im Folgenden die
Ursprünge des Menschenopfer-Kultes, der sich in der kirchlichen Inquisition weiter
entwickelte und bis zu den Kinderopfern von Priestern unserer Zeit
reicht.
PS: Parallel dazu wird mehr und mehr der nächste Verbrechens-"Hotspot" in der
Vatikankirche aufgedeckt:
Weltweit werden Nonnen von Priestern vergewaltigt, zur Triebbefriedigung der
Priester gezwungen, zur Abtreibung gezwungen, aus den Orden entlassen usw.
Es ist die direkte Folge der fast beispiellosen Geringschätzung der Frauen durch
die Kirchenheiligen und Kirchenlehrer, die von anderen frauenfeindlichen Männern
zu "Heiligen" ernannt wurden.
Zunächst einmal ist die Wortbedeutung des Begriffs "Moloch" nur "König sein" oder
"herrschen". Entweder wurde er dann zu einem Namen eines bestimmten Götzen oder
zum Namen für das Verbrechen, Kinder für den jeweils verehrten "Gott"
(verstanden als "König", als "Herrscher") zu opfern = damals zu verbrennen
(!), um diesen
angeblichen "Gott" gewogen zu stimmen. Das muss jedoch kein Gegensatz
gewesen sein. Moloch
stand demnach in vielen Religionen für die Macht bzw. das teuflische
Energiefeld, Kinder auf schreckliche Weise umzubringen – ob
als dämonisches "Religionsprinzip" oder eben als Name des Götzen, dem
in der jeweiligen Religion Priester das grausame Kinderopfer dargebracht haben.
In den
Bibeln steht der Begriff immer in diesem Zusammenhang: "Kinderopfer
(dem Moloch) bringen".
Der katholische Theologieprofessor Karl-Heinz Ohlig schreibt: "Diese Opfer
hatten den Sinn, der Gottheit das Liebste zu übergeben, das man hatte, um sie
wohlwollend zu stimmen" (Aufsatz "Die dunkle Geschichte des
Gottesglaubens", zit. nach
imprimatur-trier.de/2011).
Doch was ist das für eine "Gottheit"? Kein Teufel könnte schlimmer sein.
Der Unterschied zwischen der Definition des Moloch als "Götze" oder
als "Prinzip" hat
allerdings Auswirkungen auf die Deutung des Alten Testaments. Im ersten Fall
steht der Götze Moloch immer im Gegensatz zum Gott Jahwe, im zweiten Fall wären
die Kinder ursprünglich auch in der so genannten Jahwe-Religion verbrannt worden, bis sich
dieser Glaube gewandelt hätte und man dort solches nicht mehr
tat. So ungefähr die unterschiedlichen Argumente der Wissenschaftler, die sich
mit diesem Thema näher beschäftigt
hatten.
Aus den Bibeln wird dazu Folgendes deutlich:
Dort heißt es über die Kanaaniter, also die damaligen Einwohner Palästinas vor
und auch nach der Besiedlung bzw. Eroberung durch die Israeliten:
"Ihre Söhne und ihre Töchter haben sie ihren Göttern mit Feuer
verbrannt" (5. Mose 12, 31). Und es
wird beklagt, dass auch die Israeliten ihre Kinder für die "Götzen
Kanaans" verbrannt hätten (Psalm 106, 37-38) – Kindermorde also nicht für den
Gott, der im Alten Testament "Jahwe" genannt wird, sondern für andere Götter.
Und auch in der Endfassung
des von der Priesterkaste "überarbeiteten" Hesekielbuches heißt es dann:
"Sogar ihre Kinder, die sie mir geboren, haben sie ihnen durchs Feuer
gehen lassen zum Fraß ... wenn sie ihre Kinder ihren Götzen
schlachteten, so kamen sie an demselben Tag in mein Heiligtum, es zu
entweihen" (Ezechiel 23, 37.39).
Die Götzen sind also die "Götzen Kanaans", und auch die israelitischen Könige Ahas und Manasse
verbrannten der Bibel zufolge ihre Söhne. Versteht man "Jahwe"
demzufolge als den Gottesnamen, den auch die Propheten Israels im ausschließlich
positiven Sinne verwendet haben, dann hat Er, also Jahwe, mit Moloch und den Kinderopfern und
auch mit vielen anderen Religionsverbrechen nichts zu tun, auch nicht mit
Tieropfern und Völkermorden.
Sehr aussagekräftig sind hierzu die
Beziehungen zwischen Baal und Moloch beim Gottespropheten Jeremia, wo beide in einem
Atemzug genannt werden. Die Israeliten "haben die Höhen des Baal
gebaut im Tal Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter für den Moloch
durchs Feuer gehen zu lassen". (32, 35)
Und entsprechend heißt es auf der evangelisch bzw. "evangelikalen" Seite
gotquestions.org recht kritisch
gegenüber dem damaligen Judentum:
"Trotz der zeitweisen Bemühungen von gottesfürchtigen Königen wurde die
Moloch-Anbetung nicht bis zur Gefangenschaft der Israeliten in Babylon abgelegt.
(Obwohl die babylonische Religion pantheistisch war und Astrologie und
Wahrsagerei enthielt, gab es keine Menschenopfer.) Irgendwie hat die Verteilung
der Israeliten in die große heidnische Zivilisation Erfolg gebracht, um sie von
den falschen Göttern loszubringen."
Also: Nicht die Gottespropheten hätten demnach die Bevölkerung davon
weggebracht, sondern der verlorene Krieg und die Gefangenschaft in Babylon, und die
Babylonier waren es ja immerhin auch, die den Gottespropheten
Jeremia, der von den Verantwortlichen
seines eigenen Volkes gefangen gesetzt wurde, befreit hatten.
Hier sind dann auch die Zusammenhänge zu dem
angeblichen Gebot deutlich, dass "Gott" laut 2. Mose 13, 11 ff. von den
Israeliten angeblich die Erstgeburt gefordert habe, was dann überwiegend so
praktiziert wurde, Tiere zu verbrennen und Menschen "auszulösen", also davon
freizukaufen. Den geschichtlichen Hintergrund dazu kann man sich dann so
vorstellen:
Aufgrund der Mahnungen und Wehe-Rufe der Gottespropheten, die in diesem
Fall im Volk Anklang fanden, hat die Priesterkaste bei Menschen wohl einen
Rückzieher gemacht. Später dann bei der Überarbeitung ihrer
Religionsschriften – während und nach der Babylonischen Gefangenschaft
vor allem durch den Priester Esra – wurde es dann gleich so in
ihre Bibeln als angeblicher "Wille Gottes" hineingeschrieben: Tiere ermorden,
für Kinder bei den Priestern bezahlen.
Auf einer modernen jüdischen Seite steht: "Das geschieht, indem der Vater des
Kindes einem Priester Geld überreicht. Dies ist eine von den wenigen Funktionen,
die ein Priester im Judentum heute noch hat. Die Rabbiner empfehlen dringend,
sich an einen Priester mit starker priesterlicher Familientradition zu wenden."
(israelnetz.com)
Doch auch gegen die Tieropfer hatten die Gottespropheten immer ihre machtvolle
Stimme erhoben: "Ich bin satt der Brandopfer von
Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der
Stiere, der Lämmer und Böcke
... Das Räucherwerk ist Mir ein Gräuel" (Jesaja 1, 11.13). Und da es in
unserer Zeit im Judentum keinen Tempel mehr gibt, findet bis auf Weiteres auch
kein solches "Räucherwerk" mehr statt.
Kirchliche Interpreten wie bei bibelkommentare.de bemühen sich
manchmal um Verharmlosungen des Moloch-Kultes in Israel, geben dann
aber selbst zu, dass es in den Bibeln anders überliefert ist. So wird wie folgt
kommentiert:
"Wenn sie ihre Kinder durch das Feuer gehen ließen, so bedeutete dies wohl, dass
sie dem Götzen geweiht wurden, indem sie schnell durch ein Feuer liefen, ohne zu
verbrennen. Es könnte sein, dass dieser schreckliche Brauch so gehandhabt wurde,
aber einige Bibelstellen lassen diese Interpretation nicht zu."
Die jüdischen Rabbiner stellten Moloch oft als eine Bronzestatue dar,
die mit Feuer erhitzt wurde. Und die bereits erwähnte
Informations-Seite gotquestions.org
stellt es folgendermaßen dar:
"Man glaubt, dass der Begriff Moloch aus dem phönizischen mlk stammt, der auf eine Art Opfer hinweist, um einen Schwur oder eine Schuld zu bestätigen. Über die sexuellen Riten hinaus beinhaltete die Moloch-Anbetung auch Kinderopfer oder Kinder durch das Feuer zu reichen. Man nimmt an, dass Abbilder von Moloch gigantische Metallstatuen eines Mannes mit einem Bullenkopf waren. Jedes dieser Statuen hatte ein Loch im Leib und möglicherweise ausgestreckte Unterarme, die eine Art Rampe zum Loch bildeten. Es wurde im und um die Statue ein Feuer entzündet und Babys in die Arme der Statue oder in das Loch gelegt. Wenn ein Paar ihren Erstgeborenen opferte, glaubte man, dass Moloch finanziellen Reichtum für die Familie und künftige Kinder bringen wird."
Im Mittelpunkt der Untersuchungen zu
Moloch standen fünf Stelen aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach
Christus, die in Nordafrika "entdeckt" wurden und von den Phöniziern bzw.
Puniern in Karthago stammen. Dazu gibt es antike Quellen, dass in Karthago
– nach einer militärischen
Niederlage in Libyen gegen Agathokles von Syrakos im Jahr 310 vor
Christus – 200 Kinder aus vornehmsten Familien für "Baal
Hammon" verbrannt wurden. Baal-Hammon heißt wörtlich "Herr der
Räucheraltäre".
Als ein Experte zum Thema gilt auch R. M.
Kerr, ein kanadischer
Professor für den alten Vorderen Orient und Sprachenforscher. Er
schreibt unter anderem:
"Die gemeinsemitische
Wurzel mlk bedeutet ´Herrschaft`, ´Besitz`, ´Verfügungsgewalt` o. ä. (von
da leitet sich auch das hebräische Mäläk für König ab). Bei den Opfern
wurden Kinder in den ´Besitz` oder die ´Verfügungsgewalt` der jeweilig
verehrten Gottheit übergeben. Dies bedeutet für die israelitische
Religion, dass es in ihrem Binnenraum zwar auch seitens Fremdstämmigen
solche Opfer an Baale oder andere Götter gegeben haben mag, aber sie
wurden auch von Israeliten praktiziert ... Diese Menschenopfer wurden
außerhalb des Tempels, an abgelegenen Orten oder auch in Häusern von
Laien vollzogen." (zit. nach imprimatur-trier.de
unter Bezug auf Robert M. Kerr, Latino-Punic Epigraphy. A Descriptive
Study of the Inscriptions, Tübingen 2010)
Bei diesen Worten können sich leicht
Bilder der Vergangenheit mit den Bildern der Gegenwart vermischen. Denn
auch die Kinderopfer der Priester unserer Zeit gerieten in die "Verfügungsgewalt" der Priester, und wer weiß, was
heute alles "an abgelegenen Orten oder auch in Häusern von Laien"
geschah und womöglich noch geschieht und wer dort alles dabei war und ist. Sicher ist
allerdings: Es kommt immer mehr ans Tageslicht.
Und alle Jahre wieder feiern die Vatikankirche, die Lutherkirche und andere
Kirchen ihr "Weihnachten", was man angesichts der Fakten der Verbrechen an den
Kindern durch Pfarrer und Priester als die von Dämonen entweihte Nacht umschreiben könnte. Oder als eine
wahre "Wein-Nacht". Dabei gerät zunehmend ein Ereignis aus der damaligen Zeit
in den Mittelpunkt des Bewusstseins vieler Menschen: der Kindermord von König
Herodes an allen Knaben bis zu zwei Jahren, bei dem der Herrscher mutmaßte, den neugeborenen Messias und den kurz
vor ihm geborenen Johannes, später bekannt als Johannes der Täufer, auf diese
Weise mit beseitigen zu können. Beide Pläne scheiterten. Die Eltern von Jesus
flohen rechtzeitig nach Ägypten und die Mutter von Johannes versteckte sich mit
ihrem Sohn im Gebirge (mehr dazu in dem Werk
Das ist Mein Wort).
Und sein Vater Zacharias verriet den Häschern des Herrschers das Versteck nicht und
wurde deswegen ermordet. Aber Johannes selbst wuchs heran und bereitete als
junger Mann
Jesus, dem Christus, die Wege, bevor er dann doch im Gefängnis angekettet und
durch Abschlagen des Kopfes ermordet wurde; hingerichtet, so wie Jesus, der Christus. Doch
beide haben ihren Auftrag erfüllt.
Kinderopfer in alle Diözesen
Mehr und mehr zeigt sich: Es sind keine
Einzelfälle, es sind keine Hunderte, keine Tausende, sondern es ist ein
Verbrecher-Netzwerk unermesslichen Ausmaßes, ein Bündnis von unten mit
schier unzähligen Schwerkriminellen, die auf das Verbrechen "Kinderopfer"
spezialisiert sind. Aktuell dazu: |
Hier zeigt sich eine der furchtbaren Parallelen zwischen der Priesterkaste in
Verbindung mit dem Herrscherhaus damals und der kirchlichen Priesterkaste in
späteren Zeiten: Für beide war bzw. ist es notwendig, dass Jesus, der Christus,
ermordet wird. Die einen versuchten es schon mit dem Baby, die anderen lehren
bis heute, Seine Ermordung sei angeblich
für unsere Erlösung notwendig gewesen, was aber nur ein Täuschungsmanöver des
Systems Baal ist. Denn beide Male steckt letztlich das gleiche Motiv
dahinter: Er müsse zum Schweigen gebracht werden. Stattdessen reden dann
Priester, welche die Überlieferung über den mutigen jungen Mann aus Nazareth
zensiert und theologisch manipuliert haben, und sie zelebrieren ihre Rituale
angeblich im Namen von Jesus, obwohl dieser nie ein Ritual eingesetzt hat. Und nicht zufällig wird Jesus, der Christus, bis heute im katholischen
Kult an jedem Tag von den Priestern neu faktisch ermordet. Denn Sein so genanntes "Messopfer"
wird in der Liturgie ständig vom Priester wiederholt, wobei behauptet wird, dies sei
eben kein
Symbol, sondern Realität, was zwar im Protestantismus beispielsweise bestritten
wird, aus katholischer Sicht jedoch eine täglich neue Ermordung = Opferung
darstellt. Unbestritten Realität sind demgegenüber die Zigtausende von Seelenmorden
an Kindern durch eben diese Priester, die Menschen gerade in unserer Zeit auch
an die Kindermorde des Herodes erinnern.
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