Der Theologe Nr. 63, aktualisiert am 23.8.2022
Vielen jungen Menschen, die von Jesus von Nazareth beeindruckt oder gar
begeistert sind und die auf der Suche nach dem für sie richtigen Beruf sind, bieten die
Universitäten und großen Kirchen den Beruf des Pfarrers oder Priesters an. Die
Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sind deshalb oft guten Glaubens,
dieser
Berufswunsch bzw. diese
Berufswahl wären eine gute oder gar die ideale Möglichkeit, etwas im Sinne von
Jesus, dem Christus, zu tun. Und die Kirchen bestärken sie in diesem Glauben,
indem sie diesen Beruf gar als eine besondere "Berufung"
darstellen, die angeblich mehr als andere Berufen eine bestimmte Nähe zu
Gott oder zu Christus beinhalte.
Doch jeder, der dies ernsthaft hinterfragt, kommt letztlich zu einem anderen Ergebnis.
Denn
Jesus von Nazareth hat niemals Priester, Pfarrer oder Pastoren eingesetzt. Und
Er hat keinem Seiner Nachfolger aufgetragen, Gott zu "studieren"
und "Theologe", also "Schriftgelehrter" zu werden. Im Gegenteil. Gegenüber den Schriftgelehrten und Theologen Seiner Zeit sprach
Jesus immer wieder sinngemäß: "Weh euch Schriftgelehrte, ihr Heuchler"
(Matthäusevangelium, Kapitel 23). Warum wird die Kirche aber dann von
Priestern, Pfarrern und Pastoren geleitet, wenn doch Jesus diesen Berufsstand
niemals wollte?
"Die
Kurie findet im Evangelium nicht statt.
Wenn Jesus heute da
wäre, dann würde er die Hände über dem Kopf zusammen schlagen
... Das sind doch keine Nachfolger von
Jesus, die da in Brokat-Gewändern und safranroten Schuhen durch die
Kirchen schreiten." |
Des Amt des Priesters stammt aus antiken
heidnischen Götzenkulten, zusammengefasst aus dem Baals-Kult. Von dort ist es auch in das Judentum eingedrungen.
Doch bereits die aufrechten Gottespropheten des Alten Testaments erhoben immer
wieder ihre Stimme gegen die Priester! (siehe z. B.
unten). Es ist ein seit Jahrtausenden
andauernder geistiger Kampf: "Propheten contra Priester" und "Propheten contra
Pfarrer und Pastoren", so wie die priesterähnlichen evangelischen Amtsträger
ausschließlich genannt werden.
Bereits im Alten Testament hatten sich Priester des Gottespropheten Mose
bemächtigt, ihn vereinnahmt und ihm in den so genannten "Fünf Büchern Mose" den
ganzen Priesterkult mit Tieropfern und Völkermord unterschoben, was aber niemals
von Mose stammt. Dies gilt auch wissenschaftlich mittlerweile als gesichert.
Eine der Quellenschriften des Alten Testaments nennt sich gar "Priesterschrift",
und der Name weist hin auf die eigentlichen Autoren (siehe z. B.
unten).
Jesus, der Christus, sagte jedoch: "Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen".
Und: "Folge Mir nach!" und nicht einem Priester oder Theologen.
Und Jesus von Nazareth lehrte die Menschen, zu Gott, ihrem "himmlischen" Vater,
dem ewigen Vater-Mutter-Gott, zu
beten, den Er schlicht "Abba", "lieber Vater"
nennt. Dazu braucht es keinen Priester und keinen Pastor. Sondern: "Wenn du aber
betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem
Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir´s vergelten." (Matthäusevangelium 6, 7)
Doch wer hat sich zwischen Gott und Seine Kinder gestellt? Es waren und sind
immer die Priester, angebliche "Mittler" zu Gott, manchmal auch
Pfarrer oder Pastoren genannt, allesamt "Theologen", also "Gelehrte"
der "Schriften". Die Pfarrer und höheren kirchlichen Hierarchien wie
Bischöfe sind also ohne Zweifel die "Schriftgelehrten"
unserer Zeit, deren Vorväter Jesus von Nazareth einst schon machtvoll entlarvt hatte.
Heute kann man deshalb im Sinne von Jesus von Nazareth zu den Priestern
und Pastoren sagen: "Ihr sollt euch nicht ´Hochwürden` nennen, nicht ´Monsignore`,
nicht ´Geistlicher` und auch nicht ´Herr
Pfarrer`".
Der Prophet Jesaja über
die Priester: |
Diese Ausgabe des Theologen legt einige Aspekte zu diesem Thema dar.
So mancher Mensch mag diesen Beruf einst in guter Absicht gewählt haben.
Manches Lob von Gläubigen für einen vermeintlich "guten" Priester relativiert sich aber
schon dadurch, dass der Priester gut dafür bezahlt wird. Ist sein privates Tun
neben seinen Amtstätigkeiten selbstlos, soll dies zwar nicht abgewertet werden. Doch wem wird mit einem
"positiven" Tun eines Priesters, wenn es wirklich positiv ist, letztlich gedient? Welche Macht profitiert also, wenn der Pfarrer "gut" ist, wie so mancher Kirchenchrist sagt?
Wir klären
nun über
einige Hintergründe auf, die uns früher nicht oder zu wenig bewusst waren, als wir
selbst noch als Theologen im kirchlichen Dienst tätig waren.
Allgemein gesprochen: Was für den Einzelnen gestern richtig schien, kann
sich später als falsch erweisen und zu neuen Weichenstellungen für die
Gegenwart und Zukunft führen. Denn was die Philosophie als "Evolution des
Bewusstseins" bezeichnet, könnte man auch volkstümlich mit den Worten
ausdrücken: "Wir sind auf der Erde, um zu lernen". Dies ergibt
sich unmittelbar aus der Bergpredigt des Jesus von Nazareth, in der Er sagte:
"Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist"
(Matthäusevangelium 5, 48) – und um dieses Zielbild menschlichen Lebens –
das Jesus von Nazareth in der Bergpredigt anhand vieler Aspekte darlegte –,
irgendwann zu erfüllen, benötigt es meist sehr vieler Lernschritte und
zuallererst den Willen, sich hier überhaupt weiter entwickeln zu wollen.
Dieses Jesuswort zählt zu den unbeliebtesten Bibelstellen in den Kreisen von Priestern und
Pfarrern, die vorzugsweise die Sündhaftigkeit betonen – ihre eigene und die
ihrer Mitmenschen. Und so mancher tut dies,
um sich nicht ändern zu müssen und um gleichzeitig seinen irrigen Nimbus, eine Art "besondere
Berufung" zu repräsentieren, aufrecht erhalten zu können. Doch dies ist in
Wirklichkeit nur der Hochwuchs des klerikalen Egos, dem oft ein
ethischer Tiefststand entspricht, der vor allem in den Kinderschänderverbrechen
von Priestern seine grausamen Blüten trieb und treibt. Hier behauptet die
römisch-katholische Kirche sogar, der Status des Priesters würde durch
Verbrechen gar nicht angetastet, solange der Papst den Täter nicht aus dem
Priesterdienst entfernt. Auch ein Priester, dessen Schandtaten z. B. vertuscht
werden, könne angeblich eine Hostie in den "Leib Christi" verwandeln und den
Gläubigen zum vermeintlichen "Heil" darreichen. Doch selbst bei einer päpstlichen Amtsenthebung bleiben
seine katholischen so genannten "Weihen" erhalten, auch wenn er sie nicht mehr
kirchenkonform ausüben darf.
An alle Pfarrer: |
Dabei predigen Priester und Pfarrer, gleich ob verbrecherisch oder
zumindest einigermaßen anständig, immer gerne über die schöne Erzählung vom "verlorenen
Schaf"; wie also Jesus dem einen Schaf nachgeht, das sich verirrt hat und es zur Herde zurück
bringt. Dabei beziehen sie jedoch dieses Schaf in der Regel auf andere,
nicht auf sich selbst. Aus urchristlicher Sicht sind jedoch die Priester und
Pfarrer selbst beste Beispiele für "verlorene Schafe", die sich in
ihrem Fall über die "Herde"
stellten, deren Hirte alleine Christus selbst ist und der keine Priester als
Assistenten braucht. Die "verlorenen" "Pfarrer-Schafe" sind mit ihrer
Selbstanmaßung aus der Gleichheit und Einheit ausgebrochen, denn Gott ist auch
die Einheit und bei Ihm gibt es keine Unterscheidung zwischen "Klerikern" und
"Laien".
Und deshalb klärte Jesus von Nazareth die Theologen Seiner Zeit auch auf und
sagte: "Wahrlich, Ich sage euch: Die Zöllner und Prostituierten kommen
eher ins Reich Gottes als ihr" (Matthäusevangelium 21, 31),
verstanden als zeitliche Abfolge: "Zöllnern und Prostituierten" gelingt dies
also früher als Pfarrern. Doch
irgendwann, wenn sie von ihrem hohen "geistlichen" Ross herab
gestiegen oder herab gefallen und umgekehrt sind, werden auch die "verlorenen"
Kirchenmänner und Theologen – offenbar mit als Letzte unter allen Menschen – den
Weg zu Gott finden.
Lesen Sie nun mehr dazu nachfolgend in "Der Theologe Nr. 63" – Priester, Pfarrer
und Pastoren – Gegenspieler von Jesus, dem Christus.
Jesus von Nazareth und die Theologen
Was
ist eigentlich ein "Priester"? – Kirche contra Jesus von Nazareth
"Lichtgestalt"? Wie ein pädophiler Priester seine angebliche
Gottnähe sexuell ausnützt
Die Lehre der Kirche: Der Priester als
"Gottmensch"
Gotteswort durch den Propheten Hosea: "Dich, Priester, klage Ich an."
Priester,
der ein Kind vergewaltigt hat, darf dessen Eltern die Sünden
vergeben
Kein Priester kann Sünden vergeben
Kirche: Gott gehorche angeblich dem Priester, auch
dem pädophilen
Ehemaliger Pfarrer bittet um Vergebung
für Taufen
Der Talar
als Symbol der Abgrenzung
Die
Beichte bei einem Pfarrer stammt aus antiken Götzenkulten
Kirche kann weder "lösen" noch eine
"Bindegewalt" ausüben
Priester, Pfarrer und Pastoren des Baal
Das "Vaterunser" der Gegner von Jesus
Blut, Blut, Blut – Die angebliche
Einsetzung des Priesters durch Gott
Abraham musste sich unter Lebensgefahr von den
Priestern lösen
Ein Priester und Kirchenführer im Jenseits: "Die
Tür des Glaubens" (Hörspiel)
Der Priester als Feind des Propheten
"Der von sich
selbst eingenommene Priester wittert im Propheten einen Rivalen und
Gegenspieler, der seine angemaßte Einstellung entlarvt. Der
machtsüchtige Priester ist keineswegs ein Ausnahmefall, und je höher
man an der hierarchischen Leiter emporschaut, um so mehr erblickt
man ihn. Wie es auch immer um den Priester bestellt sein mag, er ist
auf alle Fälle ein Vertreter des Bestehenden ... Der Prophet aber
vertritt ein vom Priester grundsätzlich verschiedenes Anliegen. Als
Seher hat er das auszusprechen, was Gott in der heutigen Stunde den
Menschen sagt." |
Was ist eigentlich ein
Priester? Nach der Lehre der katholischen Kirche ist ein Priester eine Art
"Mittler" zwischen Gott und dem Menschen. Zwar heißt es offiziell, Christus sei
der "Mittler". Doch praktisch laufen alle wesentlichen religiösen Handlungen in
der katholischen Kirche nur über den Priester. Das Priestertum der
Amts-Priester wird von Bischöfen durch ein eigenes so genanntes Sakrament (= Zeichenhandlung;
bzw. von kirchenlateinisch "sacramentum" = angebliches
Heilszeichen, Heilsmittel, Heilsweg)
übertragen. Dieses Sakrament der Priesterweihe zeichnet die Priester
angeblich aufgrund einer Salbung des "heiligen Geistes" mit einem besonderen Präge-Mal
aus und stellt sie auf diese Weise dem "Priester Christus" gleich. Das behauptet
die katholische Kirche.
Jesus allerdings hat alles das nicht gelehrt. Ihn hier mit hinein zu ziehen, ist
also eine Lüge.
Auch die Worte "Priester Christus"
könnten jeden aufhorchen lassen, denn: Jesus von Nazareth war
kein Priester! Er war ein Mann des Volkes, von Beruf Zimmermann. Und
ein Freund der Priester war Er auch nicht. Denn in Seinen Weherufen,
überliefert in der Bibel, lesen wir unter anderem Folgendes: "Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!" Die damalige "Priesterkaste", wozu man die
"Schriftgelehrten und Pharisäer", die Hohenpriester, Tempelpriester sowie alle
damaligen Kultverwalter zählen kann, waren Seine Gegner, die Ihn verleumdeten und Seinen Martertod am Kreuz forderten. Also: Ein
Freund der Priester oder gar ein Priester selbst war Jesus gewiss nicht.
Und was
ist mit der heutigen "Priesterkaste", den Priestern, Pfarrern, Pastoren und
Theologen der Institutionen Kirche, in denen Jesus immer noch am Kreuz hängt und
schweigen muss, während die Priester das Wort ergreifen? Sie haben Jesus, den
Christus, zu einem der Ihren vereinnahmt.
Völlig zu Unrecht. Erst
im Hebräerbrief der
Bibel, dessen Verfasser bis heute unbekannt ist, wird Jesus von einem
unbekannten Autor unter Berufung auf das Alte Testament nachträglich zum angeblichen
"Hohenpriester" definiert – eine Deutung, die Jesus nur übergestülpt
wurde, die aus dem Rahmen fällt und mit der Realität nicht viel zu tun hat.
Außerdem: Wenn das stimmen würde, warum hat Jesus es dann nicht selbst erklärt?
In gängigen Lexika sind
einige Charakteristika von Priestern aufgezählt. Dort steht z. B., ein
Priester ist ein durch "Weihe" bestellter, oft gesondert lebender "Träger"
besonderen religiösen Charismas, ein "Leiter" von Kult, Opfer und Gebet, und
sogar ein "Hüter" des "Heiligtums". Man findet bei den Priester-Definitionen
viele sonderbare Begriffe.
Doch worin besteht die Tätigkeit eines Priesters?
Der Dienst des katholischen Priesters besteht in der Hauptsache darin, dass er
auf dem Altar mit seinen eigenen Händen bei der Feier der so genannten
Eucharistie, also beim Abendmahl, das
Opfer, das Jesus nach den Vorstellungen der Kirche dargebracht habe, auf unblutige und sakramentale Weise erneut
darbringen soll. Darauf zielt das Dienst-Amt des Priesters vor allem ab. Und
darin findet es angeblich seine "Vollendung". Das lehrt die katholische Kirche.
Im Konzil von Trient hat die Kirche im Jahr 1563 diese katholische Lehre
verbindlich neu ausformuliert.
Sie lautet: "Da also im Neuen Bund die katholische Kirche nach der
Einsetzung des Herrn die heilige Eucharistie als sichtbares Opfer empfangen hat,
so muss man auch bekennen, dass es in ihr ein neues, sichtbares äußeres
Priestertum gibt, in dem das alte Priestertum aufgehoben und vollendet wurde."
(zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Lehrsatz Nr. 706)
Andersgläubige werden aus kirchlicher Sicht anschließend "unfehlbar"
verflucht und damit nach deren Tod in eine angeblich ewige Verdammnis gebannt
– ein
Schicksal, wie es schlimmer überhaupt nicht gedacht werden kann, weswegen diese
Kirchenlehre also mit massiver Einschüchterung verbreitet wird. Und so heißt es
weiter:
"Wer sagt, die Weihe, d. h. die heilige Weihehandlung [zum Priester], sei nicht
ein wahres und eigentliches von Christus, dem Herrn eingesetztes Sakrament,
sondern menschliches Machwerk, ... der sei ausgeschlossen" [wörtlich: "anathema
sit" = der sei verflucht]. (zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche,
Lehrsatz Nr. 714)
Jesus zeigte uns jedoch einen
liebenden Gott, dem die vermeintlichen
"Opfer" von Menschen, die
das Blut von Tieren vergießen, ein Gräuel sind,
so wie allen wahren Gottespropheten vor und nach Ihm. Er reinigte den Tempel vom
Verkauf der Opfertiere und der Geldwechsler. So steht es auch in der Bibel des
Papstes. Niemals hat Er auch nur einen Priester eingesetzt, auch nicht bei
Seinem Abschiedsessen mit Seinen Jüngern, wie es die Kirche fälschlicherweise
behauptet. Und Jesus, der Christus, lehrte uns
weiter, dass jeder Mensch, also auch jeder von uns, dieser Tempel Gottes ist, und
dass der mächtige Geist der Unendlichkeit, der all-weise Gott, in uns, in jeder
Seele wohnt. Infolgedessen ist Gott uns um vieles näher als ein Priester, näher
als unsere Arme und Beine. Gott ist in uns gegenwärtig. Wozu dann aber
Priester?
Der Auftrag der
Priester: |
So sprach Jesus von Nazareth: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch"
(Lukasevangelium 17, 21). Selbst für den Kirchenlehrer Paulus war jeder
Mensch selbst noch der "Tempel des Heiligen Geistes", und auch er schrieb:
"Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in
euch ist und den ihr von Gott habt?" (1. Korinther 7, 19)
Ja, an wen sollen wir uns denn dann wenden? Doch letzten Endes einzig an Gott,
unseren Vater, und an Christus, den viele Menschen als ihren
Erlöser anerkennen. Wenn Gott so
nahe ist, also in uns ist, so könnten wir doch jedes Gebet zu Ihm sprechen, zu
Ihm hinbeten, und zwar zu Ihm in unserer "Herzenskammer". Also bedarf es doch keiner
Priester, keiner Pfarrer, keiner Pastoren. Wir selbst sind der Tempel Gottes,
und Gott wohnt folglich in uns. Also bedarf es auch keiner so genannten Kirchen aus
Stein.
Und daraus könnte man weiter schlussfolgern: Dann ist es doch auch so, dass
wir uns Gott gegenüber versündigen, wenn wir wissen, dass Er in uns ist und wir
trotzdem zu einem sündigen Priester gehen.
Wir Menschen sind eigenständige und selbständige Wesen. Als solche sollten wir
uns aufgerufen fühlen, über all das, was für uns von Bedeutung ist, nachzudenken, in dem
Bewusstsein: Wir selbst sind der Tempel Gottes. In jedem von uns wohnt der
mächtige, all-weise Geist. Er liebt uns. Er liebt uns alle. Infolgedessen können
wir doch zu Ihm beten, gleich, wo wir sind – im stillen Kämmerlein, von
dem Jesus sprach; in der Natur. Einerlei, wo wir sind, wir tragen den mächtigen Geist in uns, den Geist unseres ewigen Vaters, der uns liebt.
Im Grunde genommen könnte man sagen: Es ist eine Sünde, einem Priester zu
folgen, wenn doch Jesus uns lehrte: Du bist der Tempel Gottes, und Gott
wohnt in dir!
An dieser Stelle möchten wir
auch der Frage nachgehen, ob alle anderen
Kirchen, aus Sicht der Vatikankirche die "kirchlichen Gemeinschaften", die Aufgabe eines Priesters auch so
sehen wie der Katholizismus.
Es gab vor ca. 500 Jahren in Europa einmal eine breite Volksbewegung in
der Zeit der Reformation, da haben die Menschen gesagt: "Wir brauchen keine
Priester, und wir wollen auch keine Priester".
Doch was hat die neu entstandene
evangelische Kirche daraus gemacht? Sie hat etwas Ähnliches eingeführt bzw.
beibehalten, nämlich
den "Pfarrer" oder "Pastor", der – ähnlich wie in der katholischen Kirche
–
angeblich für die Übertragung des "Heiligen Geistes" zuständig sei. So heißt es in den bis
heute gültigen und verbindlichen Bekenntnisschriften der
evangelisch-lutherischen Kirche z. B.:
Um den
"heiligen Geist" zu bekommen, hätte Gott "das Predigtamt eingesetzt, Evangelium
und Sakrament [ge]geben, dadurch er als durch Mittel den heiligen Geist gibt,
welcher den Glauben, wo und w(e)[a]nn er will, in denen, so das Evangelium
hören, wirket ..." (Augsburger Confession CA, Artikel V)
Und Martin Luther sagte in einer seiner Tischreden: "Gott ist wunderbar, der
uns Predigern das Amt seines Wortes befiehlt, mit dem wir die Herzen der
Menschen regieren sollen"
(Martin Luther, Tischreden,
Luther Deutsch, Band 9, Stuttgart 1960, Nr. 318).
Doch Gott hat niemals einem Priester oder Prediger befohlen, das Herz eines einfachen Menschen
zu "regieren".
Für alle Jugendlichen
mit dem Berufswunsch Pfarrer: |
Und klar ist: Jesus wollte weder den Priester, noch wollte Jesus einen Ersatz
dafür in Form von Pastoren oder von Pfarrern. Beides hat mit Jesus von Nazareth
nichts zu tun. Er wollte eine Gemeinschaft von freien und
gleichen Menschen, in
denen alle die Verantwortung für die Nachfolge und das Gemeinschaftsleben
übernehmen und einzelne Verantwortungsbereiche ausfüllen – ohne Hierarchie und
Institution, sondern im Miteinander und auch in der "Rotation", so dass man sagen
kann: "Einer lernt vom anderen". Oder, wie es Jesus von Nazareth selbst lehrte:
"Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn Einer ist Euer Meister; ihr aber
seid alle Brüder." (Matthäus 23, 8)
Und
Jesus von Nazareth sagte doch ganz bewusst "Folget Mir" – also Jesus, dem Christus – "nach!"
Davon, einem Pfarrer, einem Pastor oder Priester nachzufolgen, hat Er nicht
gesprochen. Und das kann jeder, der will, heute in den Bibeln der Kirchen
selbst nachlesen. Da steht es richtig drin.
Was ist folglich unter dem "Priester-Beruf" zu verstehen? Der Priester übt also
einen Beruf aus. Das hat aber mit einer Berufung "von Oben", von Gott, nichts zu
tun. Denn eine angebliche Einsetzung der Priester durch Gott hat man diesem nur
unterstellt (mehr dazu siehe auch hier).
Also könnte man sagen: Die Institution Kirche ist gewissermaßen eine reiche
Groß-Institution, in welcher der Priester seinen Beruf ausübt. Er ist folglich ein
Mann, der wie andere im Volk auch seinen Beruf ausübt.
Warum kleidet er sich dann aber so viel anders als das Volk?
Er ist doch ebenso berufstätig wie das Volk. Da keine Berufung von Gott bzw. von
Christus vorliegt, ist der katholische Priester folglich eine Art
Angestellter des Papstes, der der Großinstitution insgesamt vorsteht. Also
ist er, wie jeder andere auch, ein berufstätiger Mensch – allerdings in einem
übermächtigen religiösen Großkonzern. Und wer unterstützt diese Macht-Religion?
Vor allem die Regierungen, denen der Priester im Gegenzug das Recht zuspricht,
Gewalt anzuwenden und auch töten zu dürfen.
Der All-Eine Gott hat
niemals das Töten erlaubt, sondern die Menschen über Mose gelehrt "Du sollst
nicht töten". Er hat auch niemals auch nur einen "Priester" zu den Menschen
gesandt. Weder in der Zeit des Alten Testaments noch in der Zeit des Neuen
Testaments noch heute. Er schickte immer Propheten, durch die Er im "Geist der
Wahrheit" sprechen konnte. Der Priester jedoch setzte immer alles daran, den
Propheten zu bekämpfen, da sich ein Prophet nie an die Dogmen und Zeremonien der
institutionellen Religion hält. Der Auftrag des Priesters lautete daher immer:
"Löscht den Geist aus, den lebendigen Gottesgeist!" "Bringt den Propheten auf
den Scheiterhaufen und in die Folterkammern, bringt ihn zum Schweigen, da wird
ihm seine Prophetie schon vergehen", auch durch Verleumdung und Rufmord. "Wir,
die Priester, sind die Geistverwalter", in Wahrheit die Verwalter eines toten
Ungeistes, die größten Gegenspieler des Jesus, des Christus und des
Schöpfergottes zu allen Zeiten.
Die katholische Kirche rief im
Jahr 2009 ein so genannten "Priesterjahr" aus, das bis Juni 2010 andauerte. Doch
das Priesterjahr brachte – anders als vom Vatikan geplant – vor allem Tausende
von Sexualverbrechen von Priestern an Kindern ans Licht.
Fragen wir einmal genauer nach: Was spielte sich dabei tatsächlich ab? Was
plant unter Umständen ein pädophiler verbrecherischer Priester, und was tut er mit Kindern?
Gehen wir zunächst einmal auf die Ausgangssituation ein: Was ist eigentlich die
Aufgabe des Priesters? Denn da fängt es schon an. Den Kindern wird
eingeredet, der Priester würde ihnen eine Verbindung zu Gott vermitteln, indem
er z. B. mit ihnen betet oder indem er ihnen eine Hostie gibt, die
sie angeblich brauchen, auch für ihr späteres Seelenheil, und vieles andere mehr.
Es geht also eigentlich um Gott, um zutiefst religiöse Dinge, und dabei soll der
Priester angeblich eine gewisse Vermittlerposition inne haben. Die Kirche sagt,
der Priester "repräsentiere" Christus.
Im Katholischen Katechismus heißt es dazu
wörtlich: "Christus selbst ist im kirchlichen
Dienst des geweihten Priesters in seiner Kirche zugegen ... Die Kirche bringt dies zum
Ausdruck, indem sie sagt, dass der Priester kraft des Weihesakramentes in der Person
Christi, des Hauptes" handelt (Nr. 1548).
Oder: "Das Amtspriestertum kann die Kirche deshalb repräsentieren, weil es
Christus repräsentiert." (Nr. 1553)
Dunkle lichtscheue Gestalten in ihren Religionsgewändern – Grafik von Gustave Doré
(1832-1883)
Somit
wird praktisch behauptet: Wenn das Kind Jesus, den Christus, als Vorbild nehmen
möchte, dann soll es sich an den Priester wenden. Hier wird schon eine
Gedankenkonstruktion aufgebaut, die überhaupt nicht stimmt, denn Jesus wollte keine Priester.
Aber das sind eben die Vorzeichen, unter denen ein Kind zunächst einmal mit einem
Priester in Kontakt kommt. Es wird dabei oft auch "gesegnet", das heißt, der
Priester legt dem Kind die Hand auf. Bei einer anderen Gelegenheit geschieht das
dann auch außerhalb des so genannten Segnens; da greift der Priester vielleicht einmal ein
bisschen an den Po. Oder es finden "schleichend" verschiedene weitere
Berührungen statt. Und am Ende nimmt er dann womöglich den Penis des Kindes in
seinen Mund.
Ein Beispiel: Bei einem Firmunterricht wurde den 11- bis
12-jährigen Kindern vom Priester auch ein Workshop zum Thema "Sexualmoral" angeboten. Der Priester
beginnt dann, über alles zu sprechen, was damit zusammenhängt, und er stellt es auf
seine Weise dar. Was ist aber, wenn er selber Probleme damit hat, wenn er
möglicherweise in der Nähe von Kindern in Erregung kommt?
Es ist auch bekannt, dass viele Priester kinderpornographische Bilder getauscht
haben, denn es wurden Festplatten voller Kinderpornographie bei vielen Priestern
gefunden. Mit diesen Bildern ist folglich die Gedankenwelt der Priester
angefüllt. Die Gedankenwelt beherrscht sogar teilweise die Priester. Und
ein solcher Priester soll dann mit dem Kind beten und es zu Christus hinführen?
In Wirklichkeit hat sich ein explosives Gemisch gebildet, und wehe,
wenn es hochgeht. Und da auch Gedanken weit unterschätzte Kräfte sind, wirkt
bereits vieles negativ auf das Kind oder den Jugendlichen ein, das sich im
Umfeld von Priestern aufhält, dessen er sich
noch gar nicht richtig bewusst ist.
Wer hat die Priester gesandt?
Kardinal Meisner predigte im
Kölner Dom:
Vergleicht man damit das
Verhalten der Priester in Vergangenheit und Gegenwart, folgende
Frage dazu: |
Ein Priester oder Pfarrer kann leider immer noch auf den Nimbus bauen, etwas
Besonders zu sein, ein besonderer Mensch, zu dem man aufschauen müsse. Doch
dieses "Besondere" ist nur eine Art Selbstsuggestion der
Priester. Sie glauben, sie seien etwas Besonderes – dabei sind sie
ganz normale Menschen.
Aber man steigert sich vielfach in eine "besondere Berufung" hinein, was dann
bei katholischen Priestern in der Praxis so aussieht: Sie leben einsam und
allein in einem großen Pfarrhaus; sie sind gezwungen, das Zölibat zu halten und
keusch zu leben. Es wird also eine künstliche Situation geschaffen,
die völlig unnatürlich ist, und das treibt unter anderem giftige und
für Dritte hochgefährliche Blüten,
das heißt: Das Umfeld, in dem Priester leben müssen, begünstigt mehr oder weniger auch Verbrechen an Kindern,
wie sie zehntausendfach in diesem Milieu auch vorgekommen sind.
Und dieses Milieu wird von den Regierungen etwa in Deutschland auch noch mit Milliarden-Subventionen
aus den allgemeinen Steuereinnahmen gefördert. So werden die Priesterseminare
komplett vom Staat bezahlt, und bekanntlich wurde das österreichische
Priesterseminar in Sankt Pölten wegen diverser sexueller Ausschreitungen – vom
Leiter bis zu den Priesteramtskandidaten – komplett geschlossen.
Und ist der Priester wirklich etwas "Besonderes"? Nein.
Wozu deutlich gesagt werden muss: Jesus wollte nicht das Zölibat. Er
wollte die Ehe von Mann und Frau, Er wollte die Familie. Das Zölibat ist eine
Erfindung der Kirche. Das ist allerdings nicht der einzige Widerspruch der
Kirche zu Jesus. Ein weiterer Widerspruch in diesem Zusammenhang:
Jesus wollte auch überhaupt keine Priester.
Fassen wir zusammen: Jetzt
sind Priester unter uns, die Jesus nicht wollte, die ein Zölibat halten, das
Jesus nicht wollte – und durch das sie offensichtlich in Schwierigkeiten
geraten, es sei denn, es ist ihnen einerlei, weil sie homosexuell veranlagt sind.
Und schließlich gibt es immer mehr Opfer von homo- oder heterosexuellen
Priestern gleichermaßen:
die missbrauchten Kinder.
Die Kinder werden
in der Kirche bereits ab der Taufe indoktriniert. Ein Teil dieser Indoktrination besteht darin, sie
glauben zu machen, der Priester sei eine spezielle, Gott nahe stehende Person,
der letztlich unentbehrlich ist für jeden Menschen, der zu Gott kommen möchte.
Dieser falsche Nimbus des Priesters wird also schon ganz früh in die kindliche Seele
hineingesenkt, und man kann an vielen Beispielen erkennen, dass diese
Indoktrination selbst im Erwachsenen noch nachwirkt. Der normale Erwachsene im
Alltagsleben denkt oft: "Ich bin doch aufgeklärt; ich bin doch wissenschaftlich
orientiert; ich habe doch mit all dem nichts mehr zu tun." Doch unterschwellig
geht er vor dem Priester in die Knie.
Konkret auf den sexuellen Missbrauch von Kindern bezogen, erlebt man auch, dass
nicht wenige Eltern – wenn ihr Kind versucht, ihnen zu berichten, was ihm
geschehen ist – im Zweifel dann eher dem eigenen Kind keinen Glauben schenken.
Sie halten dann innerlich die Loyalität zum überhöhten Priester aufrecht anstatt
ihrem Kind zu helfen und ihm zu sagen: "Was dir passiert ist, das ist ja eine
Ungeheuerlichkeit! Ich werde dir helfen, damit das in Ordnung gebracht wird. Ich
werde es an die Öffentlichkeit bringen; und wir werden den Täter zur Rede
stellen. Dir ist Unrecht geschehen, und ich helfe dir."
Das findet meistens nicht
statt. Für Kardinal Meisner sind alle Priester "Männer
vor Gott".
Die pädokriminellen Würdenträger hat er nicht ausgenommen. Dieser Lug und Trug
schützt so manchen Täter und "rettet" ihn die strafrechtliche Verjährung hinein;
und innerkirchlich vielleicht in ein üppiges Klosterleben.
Ein weiteres Beispiel:
In einer deutschen Kleinstadt hatte ein katholischer Dekan und Stellvertreter
des Bischofs Selbstmord
begangen.
Die Vorgeschichte dazu: Er hatte zu einem ehemaligen Ministranten seit
dessen 16. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung, die dieser beenden wollte, womit
der hohe Würdenträger nicht einverstanden war. Als das dann heraus kam, hat man
in der Kirchengemeinde gesagt: "Für uns war er trotzdem
eine Lichtgestalt." Durch seinen Selbstmord hat der Dekan dann die Aufklärung
über den Sex mit dem Ministranten
verhindert. Das heißt, es galt im Zweifelsfall die Unschuldsvermutung, obwohl
sein Verhalten überall schon bekannt war. Aber auf diese Weise wurde die
Aufklärung verhindert. Kurze Zeit später tötete sich offenbar ein Ministrant aus
der gleichen Stadt vermutlich
auf die gleiche Weise. Über eine mögliche Verbindung oder nicht hat man nichts
mehr erfahren. Doch schon bis dahin hatte man am erschütternden Beispiel dieses Dekans und seines
Ministranten-Geliebten gemerkt, wie im Grunde genommen das Umfeld
versucht, den Nimbus des Überhöhten auf verschiedenste Art und Weise aufrecht zu
erhalten, obwohl das, was hinter und unter den festlichen
klerikalen Gewändern zutrage tritt, in tiefe Abgründe blicken lässt.
So fragen wir auch allgemein: Was verbirgt sich hinter diesen
Gewändern? Es dringt ja hier und da doch immer mehr nach Außen. Das Ganze hat mittlerweile eine
solche Dimension angenommen, dass man diese Kultgewänder und Religionstalare, die ja auch den Nimbus
repräsentieren, schon alleine deswegen grundsätzlich einmal anheben müsste. Dass sie manchen
Beobachter an
Frauenkleider erinnern, ist noch ein weiterer Aspekt dieses verschrobenen
Milieus. Die Menschen sollten sich
auf jeden Fall auch nicht mehr blenden lassen.
Abschließend sei in
diesem Zusammenhang noch einmal auf den "Seelenmord"
hingewiesen: was das eigentlich bedeutet und wie er geschieht. Wenn ein ehemals
vom Priester missbrauchtes Kind später Selbstmord begeht – was vielfach
vorgekommen ist – ist diese Tat auch eine massive Anklage gegenüber dem, der den
jungen Menschen in diese Situation getrieben hat.
Seelenmord ist demgegenüber subtiler. Wir haben
bereits ausgeführt, wie im Erleben des Kindes der Priester überhöht erscheint.
Dafür gibt es zwar keinen Grund, aber diese Fehlhaltung wird von der kirchlichen
Erziehung
gefördert, und sie ist darauf hin in der Seele des Kindes
wirksam. Wenn ein solch überhöhter Mensch dem Kind Derartiges antut, dann
meint das Kind, der "liebe Gott" habe gewollt, dass ihm
solches geschieht, denn es ist ja der Priester – der in den Augen des
Kindes auch als der Vertreter Gottes dargestellt wird –, der an ihm
solches verübt.
Oder wie die Kirche selbst in ihrem Weltkatechismus lehrt: In diesem Mann sei
angeblich Christus selbst "zugegen" (Nr. 1548). Die
betroffenen Menschen können oft ein Leben lang nicht erfassen, wie es sein kann,
dass der "liebe Gott" das zugelassen hat oder dass angeblich der
Gottessohn selbst solches an ihnen verübt habe. Sie meinen
dann, sie werden von Ihm bestraft oder Er, also Gott oder Christus, hasse sie,
denn der Priester handelte "in der Person Christi", so die katholische Lehre, er
schlüpfe sozusagen im Dienst "in" die Person des Christus und missbraucht dann
das Kind, so dass laut kirchlicher Lehre Christus selbst mithilfe des
Amtsträgers das Kind vergewaltigen würde, wenn man die katholische Lehre
konsequent anwendet. Was für ein Hohn!
Die Menschen, die von einem
Geistlichen, einem "Hochwürden", missbraucht wurden, haben oft ein Leben lang
(oder noch länger)
Mühe, überhaupt wieder eine innere Beziehung zu einem liebenden Gott aufzubauen, weil
sie seit frühester Kindheit in den Glauben hinein manövriert wurden, dass Gott ihnen das
angetan habe. Das liegt in dem Wort "Seelenmord". Es ist für die
Betroffenen fast nicht mehr möglich oder über eine lange Zeit nicht mehr möglich,
zu einem Gott der Liebe eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Und das ist
mit das
Gravierendste, denn es geht in eine existenzielle Dimension – es geht weit über
das hinaus, was geschieht, wenn ein anderer Mensch ein Kind missbraucht. Wenn
ein Priester das tut, hat es für das Kind eine Qualität mit ganz anderen
Dimensionen, es seien Christus und Gott, die durch den Priester auch auf diese
Weise handeln sollen. Und ausgerechnet dieser Täterkreis wird in unserer Gesellschaft mit
Samthandschuhen angefasst, und ein Seelenmörder wurde oft nur auf einen andere Pfarrstelle
versetzt, wo der Täter sich dann neue arglose Opfer suchte.
Dazu eine weitere Frage:
Ob ein Priester, der Kinder missbraucht, überhaupt an Gott glaubt? Man muss
davon ausgehen, dass er es nur vorgibt, denn glaubte er wirklich an Gott, würde
er so etwas nicht tun.
Im Zuge der Aufdeckung von
Kinderschänderverbrechen gab es auch mehrere Fälle, in denen Priester Messdiener
vor bzw. nach der Messe in der Sakristei sexuell missbraucht hatten. Darauf hin
wurden wir mehrfach gefragt, ob denn dieser Priester gleich anschließend
kirchlich gültig
die "Sakramente" spenden habe können, z. B. angeblich eine Vergebung
zusprechen, die "Eucharistie" durchführen, Kinder durch Handauflegung firmen,
Säuglinge taufen usw.
Bei den Verbrechen in der Sakristei kann auch nicht ausgeschlossen werden,
dass die Eltern des missbrauchten Kindes im Kirchenraum zu den
Gottesdienstbesuchern zählten, denen der Priester z. B. anschließend die Hostie
zum kirchlich geglaubten "Heil" gereichte oder ihnen im Beichtstuhl die Beichte "abnahm" und ihnen
angeblich im Namen Gottes die Vergebung zusprach. Wir sind der Frage
nachgegangen. Hier das Ergebnis, die katholische Lehre dazu:
1)
Character indelebilis (= "untilgbares Prägemal") –
"Im Zusammenhang mit dem Weihesakrament
der katholischen Kirche (Diakone, Priester, Bischöfe) besagt der Ausdruck, dass
der Geweihte dies auch lebenslang bleibt, auch wenn er kein kirchliches Amt mehr
innehat, sogar wenn ihm die Ausübung der jeweiligen Funktionen aus
disziplinarischen oder lehramtlichen Gründen verboten oder er auf Antrag
laisiert oder strafweise aus dem Klerikerstand entlassen wurde. Auch dann kann
er unter gewissen Umständen, etwa in Todesgefahr, gültig und erlaubt die
Eucharistie feiern und die Krankensalbung spenden."
"Das gilt analog auch für Diakone und Bischöfe, die
ebenfalls die ihnen zustehenden Sakramente weiterhin gültig, wenn auch meist
unerlaubt spenden können. Bei letzteren kann dies bis zu ´unerlaubten, aber
gültigen` Weihen gehen, die zur Exkommunikation führen." (Wikipedia
– Stand: 13.6.2012)
Weiter heißt es dort:
"´Mit der Lehre vom character indelebilis bekennt sich die Kirche zur Bundestreue
Gottes, die in Christus ihren letzten und unwiderruflichen Ausdruck gefunden
hat.` ´Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht
verleugnen (2. Tim 2, 13) ...`"
Letzteres ist eine Verhöhnung von Gott und Christus, denn beide haben weder
Priester eingesetzt noch Verbrechern irgendwelche Vollmachten oder geistigen
Fähigkeiten erteilt. Die "Treue" Gottes besteht vielmehr darin, dass
Er keines Seiner Kinder ewig verdammt, da sonst die Sünde größer wäre als die
Liebe Gottes. Dies wird jedoch von der Kirche abgestritten, die ihrerseits
Milliarden von Menschen für die Zeit nach deren irdischen Tod angeblich ewig verdammt.
2)
"Ex opere operato" (= "aufgrund der vollzogenen Handlung") – "Etwas wirkt unabhängig von der Einstellung dessen, der es
tut, und unabhängig von der Einstellung dessen, an dem und für den es getan
wird. In der katholischen Dogmatik ist der Begriff die Bezeichnung für die
objektive Wirkungsweise der Sakramente aufgrund ihres richtigen Vollzugs,
unabhängig von der sittlichen Disposition des spendenden Priesters. Die
Wirksamkeit eines Sakramentes tritt dann ein, wenn der Empfänger dem nicht
entgegenwirkt. Diese Sichtweise der katholischen Kirche wird auch von den
orthodoxen, orientalischen und anglikanischen Kirchen geteilt."
(Wikipedia: Stand: 13.6.2012)
Der Gottesprophet Girolamo Savonarola aus Florenz (1452-1498) über die katholischen Priester und Mönche: "Sie vergewaltigen Kinder"
"Sie
treiben sich in Kneipen herum und huldigen mit ihren Bauern dem
Spiele. Sie nehmen Mädchen zum Tanze mit auf ihr Zimmer, verbringen
die Nächte mit schlechten Weibern und Buben, treten aber am Morgen
gleichwohl zum Altar des Herrn. Sie sind dem sodomitischen Laster
[nach damaligem
Sprachgebrauch Analverkehr mit Männern]
ergeben, vergewaltigen Frauen und Mägde, ja sogar Kinder." |
3)
Im Katholischen Katechismus, Randnummer 1128: Dort wird der Begriff "ex opere operato" auch gebraucht, und es heißt in diesem Zusammenhang wörtlich:
"´Das Sakrament wird nicht durch die Gerechtigkeit des
Menschen, der [das Sakrament] spendet oder empfängt, sondern durch die Kraft
Gottes vollzogen` (hl. Thomas von Aquin, s.th. 3,68,8). Sobald ein Sakrament der
Absicht der Kirche gemäß gefeiert wird, wirkt in ihm und durch es die Macht
Christi und seines Geistes, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des
Spenders. Die Früchte der Sakramente sind aber auch von der inneren Verfassung
ihres Empfängers abhängig."
Also auf gut Deutsch: Der Gläubige muss eine bestimmte "innere Verfassung"
haben, der Priester nicht.
4)
Zu den Dogmen und Lehrsätzen selbst gibt es ein Dogma von Papst Innozenz
III. Er entschied im
Glaubenskrieg gegen die grausam verfolgten Waldenser im
Jahr 1209 folgendes, zit. nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Lehrsatz
Nr. 560: "So glauben wir fest und ohne zu zweifeln mit
aufrichtigem Herzen, und wir bekennen es ohne Rückhalt mit gläubigen Worten.
Dabei wirkt ein guter Priester nicht mehr und ein schlechter nicht weniger.
Denn nicht das Verdienst des Weihenden, sondern das Wort des Schöpfers und die
Kraft des Heiligen Geistes wirkt es. Darum glauben und bekennen wir fest, dass
niemand, mag er noch so ehrenhaft, fromm, heilig, weise sein, die Eucharistie
weihen und das Opfer des Altars vollbringen kann oder darf, wenn er nicht
Priester ist, von einem sichtbaren und irdischen Bischof gültig geweiht."
5)
Die Kirche verurteilte dann auf dem Konzil von Konstanz 1414-1418 "unfehlbar"
folgenden Irrtum des Reformers John Wiclif, der erklärt hatte:
"Ein Bischof oder Priester, der in der schweren Sünde
lebt, weiht nicht, verwandelt nicht (in der heiligen Messe), bringt das
Sakrament nicht zustande, tauft nicht." (Neuner-Roos, Nr. 499)
Der Reformer Jan Hus wurde in Konstanz gefragt, ob er das auch so sehe (Nr. 500). Da
er bejahte, wurde er trotz der Zusicherung freien Geleits noch auf dem Konzil
bei lebendigem Leib verbrannt. Damit zeigte sich Kirche und derjenige, der
hinter ihr am Steuer sitzt, gemäß den Worten von Jesus von Nazareth:
"Der ist
ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; ... denn er ist ein
Lügner und der Vater der Lüge." (Johannes 8, 44)
6)
Und dann der entscheidende "unfehlbare" katholische Bannfluch auf dem Konzil von
Trient 1547:
"Wer sagt, der Ausspender, der sich im Stand der Todsünde
befinde, bringe kein Sakrament zustande oder teile keines mit, obwohl er alles
Wesentliche beobachtet, was zum Zustandebringen und Mitteilen des Sakramentes
gehört, der sei ausgeschlossen"
[wörtlich: "anathema ist" = "der sei verflucht" = nach
seinem Tod "ewig verdammt"]. (Neuner-Roos, Nr. 517)
7)
Dann noch einmal "unfehlbar" das Konzil von Trient, 1562:
"Wer sagt, durch jene Worte ´Tut dies zu meinem
Gedächtnis` habe Christus seine Apostel nicht zu Priestern bestellt, oder nicht
angeordnet, dass sie selbst und die anderen Priester seinen Leib und sein Blut
opferten, der sei ausgeschlossen." (Neuner-Roos, Nr. 607 )
8)
Und schließlich ein weiterer katholisch verbindlicher Lehrsatz,
im weiteren
Sinn ein Kirchendogma. Dabei geht es um Vergebung und "Absolution", also um das
Kirchen-Sakrament der "Buße", Neuner-Roos, "unfehlbar" Nr. 669, wieder
Konzil von Trient aus dem Jahr 1551:
"Wer sagt, die Priester, die im Stand der Todsünde sind,
hätten nicht die Vollmacht, zu binden und zu lösen, ... der sei ausgeschlossen".
Das heißt: Der Priester, der in der Sakristei einen Jungen vergewaltigt,
hat beispielsweise fünf Minuten später auch die kirchliche Macht, dessen Eltern
angeblich von ihren Sünden los zu sprechen oder ihnen die angebliche "Lossprechung"
von ihren Sünden zu verweigern, wenn ihm deren Buße nicht weit genug gehe.
Ein Gespräch zwischen einem Theologen und einem Journalisten
Der Journalist:
Welches sind die Rettungsangebote der Kirchen?Der Theologe: Vereinfacht gesprochen der "rechte" Glaube und die Teilnahme an angeblich von Gott eingesetzten kirchlichen Handlungen, so genannten Sakramenten, in denen Gott wirken soll. Dabei geht es zum Beispiel um Sündenvergebung. Nach dem kirchlichen Glauben werden die Menschen durch Pfarrer oder Priester von den Sünden los gesprochen. Das ist aber gar nicht möglich. Jesus hat auch nicht gewollt, dass seine Nachfolger überhaupt Theologen, Priester oder Pfarrer werden.
Der Journalist:
Was geschieht bei diesen kirchlichen Handlungen?
Der Theologe:
In der katholischen Kirche gibt
es die Formulierung "Dieser selbe Gott vergebe durch mich Sünder", gemeint ist
der Priester. Das Wort "Sünder" klingt demütig, doch was steckt hinter der
Formulierung? Und welches Bild ergibt sich, wenn man den Ablass einbezieht? Der
Ablass gilt als der "Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die
hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind" (Katechismus der Katholischen
Kirche, München 1993, Nr. 1471). Hinter diesen Worten verbirgt sich zunächst
die kirchliche Theorie, dass eine Schuld bereits durch das von der Kirche
durchgeführte "Bußsakrament" getilgt sein könne.
Die nächste Frage aus kirchlicher Sicht wäre dann, wie mit möglichen
Nachwirkungen der Schuld umgegangen werden soll. Auch hier spricht sich die
Kirche die Verfügungsvollmacht zu, indem sie vorgibt, aus dem "Schatz der
Genugtuung Christi und der Heiligen" über den Erlass oder Teilerlass für
"zeitliche Sündenstrafen" "autoritativ" verfügen zu können. Dies geschieht
"unter genau bestimmten Bedingungen" und sei sogar für Verstorbene im Jenseits
möglich, deren Läuterungsweg dadurch verkürzt würde. Das ist für einen
Außenstehenden vielleicht eine etwas schwere Kost, aber zumindest Katholiken
wissen sicher gut, was ich meine.
Das kirchliche Tun beim "Bußsakrament" bekommt zusätzliches Gewicht dadurch,
dass es heißt, es sei "nach wie vor der einzige ordentliche Weg der
Versöhnung mit Gott und der Kirche, wenn ein solches Sündenbekenntnis nicht
physisch oder moralisch unmöglich ist" (Ordo poenitentiae 31, Katechismus,
Nr. 1484). Das alles aber ist nicht nur eine schwere Kost, es ist schlicht
Humbug. Und bei diesem Thema wie auch bei vielen anderen nennen die Amtskirchen
zudem "Gott" und "Kirche" in einem Atemzug, was eine Vereinnahmung und ein
Missbrauch des Namens Gottes ist.
Der Journalist: Die Entstehung der evangelischen Kirche begann im 16. Jahrhundert mit dem Kampf gegen den Ablass der katholischen Kirche. Was ist aus dieser Auseinandersetzung um die "Buße" geworden?
Der Theologe:
In der evangelischen Kirche neigt
man heute immer mehr dazu, den Ablass zu tolerieren, was man ja an den
evangelischen Reaktionen auf den Jubiläumsablass im Jahr 2000 gesehen hat.
Proteste blieben fast ganz aus. Und auch in der evangelischen Kirche blieb ja
der angebliche geistige Vollmachtsanspruch der Pfarrer auf diesem Gebiet
erhalten. Mehrmals im Jahr habe ich als evangelischer Pfarrer zum Beispiel an
einer so genannten "Gemeinsamen Beichte" teilgenommen. Dabei ist folgendes
geschehen:
Zunächst betete ich als Pfarrer laut einige vorbereitende Gebetsworte, die in
die Frage an die Anwesenden mündeten: "Vor dem heiligen Gott frage ich einen
jeden von euch: Bekennst du, dass du schuldig geworden bist, und bereust du
deine Schuld? Begehrst du die Vergebung deiner Schuld im Namen Jesu Christi?
Glaubst du auch, dass die Vergebung, die ich dir zuspreche, Gottes Vergebung
ist, so antworte: Ja."
Die Teilnehmer antworteten laut mit "Ja", woraufhin ich als Pfarrer
fortsetzte: "Wie ihr glaubt, so geschehe euch. In Kraft des Befehls, den der
Herr seiner Kirche gegeben hat, spreche ich euch frei, ledig und los: euch ist
eure Schuld vergeben. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes." Aus meiner heutigen Sicht ein ungeheure und gefährliche Irreführung
der Menschen.
Die Teilnehmer antworteten schließlich mit "Amen", und der Pfarrer sagte darauf
hin: "Gehet hin in Frieden!"
Der Journalist: In den Pfarrerworten ist die Rede von einem "Befehl", der der Kirche gegeben ist, so zu handeln. Wer hat der Kirche einen solchen Befehl gegeben?
Der Theologe:
In den
Kirchen wird gesagt, Jesus von Nazareth. Doch es gibt keinen Auftrag oder Befehl
des Jesus von Nazareth an eine Kirche, so zu handeln. Worauf sich die Kirchen
beziehen, ist die so genannte "Schlüsselgewalt", die ihr nach ihrer Lehre von
Jesus angeblich verliehen wurde. Als Grundlage dafür dienen die Worte von Jesus
an Petrus: "Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; alles was du auf
Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf
Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein." (Matthäus 16, 19)
Was Jesus hier speziell dem Petrus sagte, ist aber eine allgemeine
Gesetzmäßigkeit, die jeder für sein Leben anwenden kann, so eben auch Petrus,
und die Jesus jedem anderen auch hätte sagen können. Deshalb heißt es im
Matthäusevangelium auch einige Zeilen weiter, eben genau in dieser allgemeinen
Form: "Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und
was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein" (18, 18)
[mehr dazu in Der Theologe
Nr. 51].
Hier ist also weder von Priestern die Rede noch von einer Kirche, auch von
Petrus nicht mehr, sondern Jesus spricht vom Gesetz von Saat und Ernte, und mit
dem Wort "Himmel" ist in diesem Fall das Jenseits gemeint. Die Worte von Jesus
erklären, dass sich das Leben im Diesseits im Jenseits fortsetzt: Die Menschen,
die sich auf der Erde an etwas "binden", sich also Lasten auferlegen, die sie
unfrei machen, werden auch als Seelen im Jenseits an diese Lasten gebunden und
unfrei sein. Was aber auf der Erde gelöst, also bereinigt wird, davon wird der
Mensch auch als Seele im Jenseits frei sein. Das ist die Bedeutung des
Jesuswortes. Das Gesetz von Saat und Ernte erfährt also durch den Tod des
Menschen keine Unterbrechung. Das Leben geht weiter, und eventuell mündet es in
eine oder viele neue Inkarnationen
Der Journalist: Haben Sie dafür um Verzeihung gebeten, dass Sie als Pfarrer noch nach der kirchlichen Beicht- und Bußlehre handelten?
Der Theologe: Ich habe als evangelischer Pfarrer zum Beispiel alle Menschen in Gedanken um Verzeihung gebeten, die an den von mir verantworteten "Beichten" teilgenommen haben. Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich damals in der falschen Sicherheit wogen, es sei dadurch etwas vergeben worden, was noch nicht vergeben war.
Der Journalist: Können Sie das näher erläutern?
Der Theologe:
Ich kann dazu ein Beispiel erzählen: Nehmen wir
an, jemand empfindet Schuldgefühle seinem von ihm geschiedenen Ehepartner
gegenüber. Beide gehen nun getrennte Wege, doch vieles aus der Vergangenheit ist
nicht aufgearbeitet, eventuell überlagern Vorwürfe an den anderen die volle
Erkenntnis der eigenen Schuld. Mit gemischten Gefühlen nimmt der Mensch jetzt an
der Gemeinsamen Beichte teil. Ihm wurde nicht gelehrt, dass eine Schuld
zum Beispiel erst vergeben sein kann, wenn auch der an dieser Schuld Leidende
dem Betreffenden vergibt. Davon ist der ehemalige Partner aber eventuell noch
weit entfernt.
Bei der kirchlichen Beichte spricht der Pfarrer
im Namen Gottes nun den einen "frei, ledig und los". Dieser glaubt vielleicht
daran und betrachtet die Angelegenheit als bereinigt. Mögliche spätere
Gewissensbisse bringt er in sich zum Schweigen, auch eventuell tiefer gehende
Empfindungen über seinen Anteil Schuld. Ihm sei ja von Gott vergeben worden.
Möglicherweise wurde ihm vom Pfarrer in einem Einzelgespräch sogar noch
empfohlen, einfach fester zu glauben, dass ihm vergeben sei. In der Zwischenzeit
gerät sein ehemaliger Partner immer mehr auf die schiefe Bahn und setzt weitere
negative Ursachen. In seinen Gedanken und Gefühlen macht jener nun immer
heftiger seinen früheren Partner dafür verantwortlich, dessen Schuld ja
scheinbar mithilfe des Pfarrers vergeben worden sei. Kann dieser nun sagen: Ich
habe mit dem heutigen Leben des ehemaligen Partners nichts mehr zu tun, denn mir
ist dank des kirchlichen Sakraments vergeben worden, für mich ist die Sache in
Ordnung? In der Bergpredigt spricht Jesus
von einer ähnlichen Situation und sagt: "Darum: Wenn du deine Gabe auf dem Altar
opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit
deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe." (Matthäus 5, 23 f.)
Sinngemäß heißt das: Wenn du dich Gott
zuwenden willst und du spürst, dass es in der Beziehung zu einem Menschen nicht
stimmt, dann gehe zu dem Menschen und bringe das Verhältnis in Ordnung. Diese
Zusammenhänge bei der Vergebung stehen auch hinter dem Text des Vaterunser,
wie es auch in den Kirchen gebetet wird: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir
vergeben unseren Schuldigern". Also: Erst wenn die Menschen sich
untereinander vergeben haben, kann die jeweilige Schuld weggenommen werden. Gott
könnte uns nach einer echten Reue zwar sofort vergeben, und Er ist sofort dazu
bereit. Doch es kommt auch auf unseren Nächsten an. Denn Gott liebt alle gleich,
und auch in unserem Nächsten ist Gott.
Wie wäre es nämlich, wenn demjenigen komplett vergeben ist, der einem anderen
zum Beispiel mit Absicht Schaden zugefügt hatte und der hinterher gebetet hatte
´Gott vergib mir`? Ist für den Täter dann alles in Ordnung? Obwohl der
Geschädigte in seiner Not noch nicht vergeben kann und vielleicht deswegen
selbst schuldig geworden ist? Zum Beispiel, indem er etwas Böses tat, was er
ohne das Leid, was ihm zuvor angetan wurde, nicht getan hätte? Wäre das gerecht,
wenn diesem zum Beispiel wegen dessen mangelnder Einsicht nicht vergeben ist,
dem ursprünglichen Täter jedoch schon? Die feinen Zusammenhänge von Saat und
Ernte können niemals durch ein kirchliches "Sakrament" oder eine Zeremonie oder
ein religiöses Erleben eines Beteiligten einfach aufgelöst werden. Es muss von
allen Beteiligten Schritt für Schritt wieder in Ordnung gebracht werden.
Der Journalist:
Wie erklären die katholische und die evangelische
Kirche ihr Handeln selbst?
Der Theologe:
Nach der katholischen und evangelischen Lehre
gilt zunächst Christus und nicht ein Pfarrer oder Priester als "Mittler"
(Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1546; Evangelische
Bekenntnisschriften, Apologie XXI). Dennoch: Verhält sich nicht jemand exakt
wie ein "Mittler", wenn er bestimmte Handlungen kraft seines kirchlichen Amtes
als "Handlungen Gottes" ausgibt?
Im katholischen Katechismus heißt es dazu: "Christus selbst ist im kirchlichen
Dienst des geweihten Priesters in seiner Kirche zugegen ... Die Kirche bringt
dies zum Ausdruck, indem sie sagt, dass der Priester kraft des Weihesakramentes
in der Person Christi, des Hauptes" handelt (Nr. 1548). Oder: "Das
Amtspriestertum kann die Kirche deshalb repräsentieren, weil es Christus
repräsentiert" (Nr. 1553). Der Bischofsweihe wird darüber hinaus die
"Fülle des Weihesakramentes" zuerkannt, weswegen jeder Bischof auch als
"Stellvertreter Christi" (Nr. 1560) bezeichnet wird.
Auch im evangelischen Katechismus heißt es:
"Indem der Amtsträger Wort und Sakrament verwaltet, handelt Christus durch ihn.
Die Apologie, eine lutherische Bekenntnisschrift von 1531, sagt, dass die
Pfarrer ´die Person Christi um der Berufung der Kirche willen, nicht ihre
eigenen Personen vergegenwärtigen, wie Christus bezeugt: ´Wer euch hört, hört
mich`. Wenn sie das Wort Christi, wenn sie die Sakramente darreichen, reichen
sie sie dar in Stellvertretung Christi.`" (Evangelischer
Erwachsenenkatechismus, Hannover 1975, 4. Auflage, S. 1164)
Bei der Zitierung dieses Bibelwortes wird die Lehre des Jesus von Nazareth
einmal mehr verfälscht, denn Jesus sprach nie von Pfarrern und Priestern,
sondern meinte alle seine Nachfolger. Doch die Kirche vereinnahmt seine Worte
für eine Amts-Lehre, die zum Beispiel auch bei Taufen angewendet wird, wo es
heißt, Gott taufe angeblich durch den Pfarrer – was inhaltlich vergleichbar der
Theorie ist, dass Gott durch den Pfarrer angeblich Sünden vergeben würde.
Diese ganzen kirchliche Lehren, ob
katholisch oder evangelisch, haben nicht das Geringste mit Jesus, dem Christus,
zu tun. Jesus setzte niemals eine Institution ein, in der man aufgrund eines
bestimmten Amtes plötzlich über bestimmte geistige Fähigkeiten verfügen könne.
Das ist Unsinn, das ist, wenn man es so nennen will, heidnischer vorchristlicher
Götzenkult! Aber es wird präsentiert als angeblich "christlich", und das macht
alles noch schlimmer als alle Kulte aus vorchristlicher Zeit und schlimmer als
alle gegenwärtigen Kulte, die sich nicht auf Christus berufen. Weil man auf
diese Weise auch noch den großen Menschheitslehrer Jesus, den Christus,
vereinnahmt und verfälscht und seine wirkliche befreiende Lehre den Menschen
vorenthält.
Der Journalist: Handelt Gott überhaupt durch Menschen?
Der Theologe: Ja. Er handelt immer durch uns, wenn wir Seinen Willen tun, aber das hat mit einem kirchlichen Amt überhaupt nichts zu tun.
Der Journalist: Ist es grundsätzlich möglich, dass ein Mensch im Namen Gottes einem anderen etwas zuspricht, zum Beispiel ein Prophet?
Der Theologe:
Auch ein Prophet spricht einem Menschen in der
Regel nichts zu, obwohl das möglich wäre. Bei einem echten Gottespropheten
spricht Gott durch das "Mundstück", den Propheten, und der Hörer kann prüfen, ob
er die Prophetie annehmen möchte.
Prophet kann man auch nicht aus menschlichem Wollen bzw. aus eigener
Entscheidung heraus werden. Ein Prophet wird aus der geistigen Welt bzw. von
Gott aufgerufen, so, wie wir es von vielen Propheten im so genannten "Alten
Testament" kennen. Und der Prophet vernimmt diese Berufung in seinem Inneren,
wenn er weitgehend im Einklang mit den Geboten Gottes lebt. Der Gottesprophet
führt Menschen auch nie zu sich selbst oder zu einer Institution, sondern immer
zu Gott bzw. zu Christus, der in den Menschen selbst wohnt sowie in der ganzen
Schöpfung.
Bei einem Zusprechen, wie in den Kirchen üblich, ernennt eine kirchliche
Institution aber bestimmte Menschen aufgrund ihrer Berufsentscheidung und
theologischen oder kirchlichen Ausbildung zu stellvertretenden Sprechern für ein
angebliches Handeln oder Sprechen Gottes. Und die Menschen werden dort in der
Regel schon als Säuglinge zu Mitgliedern der kirchlichen Institution gemacht,
von der man sich nicht einmal durch späteren Kirchenaustritt komplett lösen
können soll [mehr zu den Hintergründen siehe
hier].
Das ist "Schuld, Schuld, übergroße Schuld", wie es in manchen Klöstern und
evangelischen Kommunitäten auch dauernd gebetet wird.
Der Journalist: Sie sprechen in diesem Zusammenhang vor allem von der Schuld der Pfarrer. Doch welchem Pfarrer ist diese Schuld bewusst?
Der Theologe:
Der Pfarrer kann sich zum Beispiel fragen: Was
ist, wenn das, was ich lehre, nicht der Wahrheit entspricht? Der Nächste glaubt
nur deshalb daran und geht in die Irre, weil der Pfarrer behauptet habe, die
Lehre käme von Gott. Doch was gibt dem Pfarrer die Sicherheit, dass es wirklich
so sei? Oder: Was ist, wenn der Pfarrer im Namen Gottes etwas zu vergeben
vorgibt, was noch gar nicht vergeben ist? Kann jemand wirklich guten Gewissens
glauben, dass die Schuld, die er als Pfarrer vergibt, "Gottes Vergebung" ist?
Woher weiß er denn das? Ist das nicht eine Parallele zur "Geschichte vom
Sündenfall", in welcher der Mensch damit versucht wird, angeblich sein zu können
wie Gott? Genau das passiert hier aber: Der Pfarrer setzt sich eigenmächtig an
die Stelle Gottes.
Mancher Pfarrer mag nun einwenden, er müsse eben von Amts wegen so handeln. Doch
seine Verantwortung kann er deswegen nicht auf andere abschieben und das Amt
kann ihn auch nicht schützen. Er hat diesen Beruf ja selbst gewählt. Und jedem
Pfarrer wird deshalb sein Anteil zu gewogen, für den er als Person
verantwortlich ist, wenn Menschen in die Irre geführt und um große Chancen ihres
Lebens gebracht werden.
Der Journalist: Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Der Theologe:
Um beim eben genannten kleinen
Beispiel zu bleiben: Der in der Kirche scheinbar "Losgesprochene" könnte sich
später, eventuell im Jenseits, auf den Pfarrer berufen, wenn negative Wirkungen
aus der ehemaligen Partnerschaft auf ihn zukommen. Der Pfarrer habe ihm doch im
Namen Gottes vergeben, warum werde jetzt im Jenseits alles wieder aufgewühlt?
Der Pfarrer seinerseits kann sich nicht einmal mehr an diesen Menschen erinnern,
denn nur bei der einen "Gemeinsamen Beichte" zum Beispiel in einer evangelischen
Kirche sind über 100 Menschen aufgestanden und haben vom Pfarrer die "Vergebung
Gottes" bekommen – jeder in einer anderen Lebenssituation, die meisten davon dem
Pfarrer völlig unbekannt.
Wie ist es nun also, wenn sich eines Tages herausstellt, dass die "Beichte" und
die "Absolution" bzw. "Lossprechung" des einen Partners mitverantwortlich dafür
war, dass es zu keiner wirklichen Aufarbeitung und Versöhnung der beiden
gekommen ist?
Und das ist jetzt nur ein einziges Beispiel. Unter Umständen hat ein Pfarrer,
wie es seine berufliche Pflicht ist, bei Tausenden "die Beichte abgenommen".
Dazu kommen zum Beispiel die vielen Predigten. Und die kirchliche "Lehre von der
Beichte" ist wiederum nur ein kleiner Ausschnitt des kirchlichen Lehrwerkes, in
dem ein Irrtum in den anderen greift. Und für jede einzelne Irreführung wird der
Pfarrer gemäß seines Anteils durch das Gesetz von Saat und Ernte einst zur
Rechenschaft gezogen.
Der Journalist: Eventuell über mehrere Inkarnationen?
Der Theologe: Oder in den jenseitigen Welten, ...
Der Journalist: ... wo die Pfarrer und Priester gemäß ihres eigenen Glaubens nach dem Tod in den Himmel eingehen würden.
Der Theologe: Irgendwann, wenn sie keine verkopften und hochmütigen Theologen mehr sind, sondern zu Kindern Gottes geworden sind und alles bereut und wieder gutgemacht haben und ihnen auch von allen ihren unzähligen Opfern vergeben wurde. Mögliche Folgeschäden alleine durch das "Sakrament" der Beichte sind ja, wie gesagt, nur ein Detail. Denken Sie vor allem an die zahllosen Verbrechen kirchlicher Würdenträger, die noch nicht gesühnt sind, zum Beispiel an die Hinrichtung von Andersgläubigen, an Glaubenskriege, Kreuzzüge, an so genannte Hexenverbrennungen, an die Judenverfolgungen oder daran, dass man Tieren heute noch abspricht, eine unsterbliche Seele zu haben, und dass man Tierversuche und den Mord an Tieren erlaubt und vieles, vieles mehr. In den Seelenreichen ist alles offenbar, was heute noch verborgen ist, wovon vieles aber durch den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Pfarrer und Priester seit dem Jahr 2010 verstärkt an die Öffentlichkeit dringt. Und alle Verbrechen fallen, so sie nicht rechtzeitig vergeben und wieder gut gemacht sind, früher oder später auf die Verantwortlichen zurück, und dazu zählt nach meiner Überzeugung auch das Leid, das wir den Tieren angetan haben und täglich weiter antun.
Der Journalist: Ist das vielleicht einer der Gründe, warum in den Kirchen das Gesetz von Saat und Ernte und das Wissen um die Reinkarnation nicht mehr gelehrt wird? Dann müssten die kirchlichen Obrigkeiten ja lehren, dass sie auch selbst darunter fallen und dass sich die zahlreichen ungesühnten Verbrechen der Kirchengeschichte noch auswirken, sofern die Wirkung nicht schon eingetreten wäre?
Der Theologe:
Allgemein geantwortet: Jemand,
der um das Gesetz von Saat und Ernte weiß, wird sich anders verhalten als
jemand, der glaubt, unter dem Deckmantel einer sofort alles verzeihenden Gnade
möglichen Wirkungen entgehen zu können. Doch die Zukunft bringt alles bald an
den Tag.
Papst Joseph Ratzinger schrieb:
"In diesem Zusammenhang können die Lehren und die
Beispiele des heiligen Johannes Maria Vianney
[bekannt als der "Pfarrer von Ars", 1786-1859, 1925 "heilig"
gesprochen; Patron aller Priester] allen einen
bedeutsamen Anhaltspunkt bieten
...
´Oh, wie groß ist der Priester! …
Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei
Sätze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und
schließt sich in eine Hostie ein ...`
Und als er seinen
Gläubigen die Bedeutsamkeit der Sakramente erklärte, sagte er:
´Ohne das
Sakrament der Weihe hätten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den
Tabernakel gesetzt? Der Priester. Wer hat Eure Seele beim ersten
Eintritt in das Leben aufgenommen? Der Priester. Wer nährt sie, um ihr
die Kraft zu geben, ihre Pilgerschaft zu vollenden? Der Priester.
Wer wird sie darauf vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum
letzten Mal im Blut Jesu Christi wäscht? Der Priester, immer der Priester.
Und wenn diese Seele [durch die Sünde] stirbt, wer wird sie auferwecken,
wer wird ihr die Ruhe und den Frieden geben? Wieder der Priester …
Nach Gott ist der Priester alles! … Erst im Himmel wird er sich selbst
recht verstehen.`"
Foto: Die Priester geben vor,
Gott in die Oblaten und den Wein hineinverwandeln zu können. Hinten warten
die Laien auf den Vollzug des Kultes. Der "heilige" Patron
aller Priester, Johannes von Ars, lehrt, dass Gott dem Priester gehorche.
"Auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in
eine Hostie ein." Davon ist natürlich nichts zu sehen. Die Katholiken
müssen es glauben, oder sie werden in eine ewige Hölle verflucht.
Als ehemaliger Pfarrer bat ich einige Jahre, nachdem ich diesen Beruf nieder gelegt hatte, Eltern und erwachsen gewordene Kinder um Vergebung für die Taufen, die ich früher durchgeführt hatte. Dazu habe ich folgende Erklärung abgegeben, die am 19.12.2009 u. a. in der Zeitung Fränkischer Tag in Bamberg als Anzeige erschienen ist:
"Von 1988-1992
war ich evangelisch-lutherischer Pfarrer in Bamberg-St. Stephan und in der
Philippuskirche am Klinikum. In dieser Zeit habe ich auch viele Säuglinge
getauft. Doch das hat Jesus nicht gewollt. Er wollte laut dem Zeugnis der Bibel,
dass man die Menschen zuerst ´lehrt` (so steht es auch korrekt in den
ursprünglichen Übersetzungen) und erst dann tauft und nach der Taufe natürlich
weiter unterrichtet. Seine Botschaft ´Erst lehrt, dann tauft`, wird durch das
kirchliche ´Erst tauft, dann lehrt` jedoch ins Gegenteil verkehrt. Die Kirche
verstößt mit ihrem Tauf-´Sakrament` also gegen Jesus. Und sie macht die Kinder
auf diese Weise gleichzeitig zu Mitgliedern ihrer Institution, welche Jesus
ebenfalls niemals gewollt hat. Und niemals befürwortete der Mann aus Nazareth
einen Bau von Kirchen aus Stein mit Kanzel, Altar, Taufbecken und dergleichen.
Jesus sagte zwar: ´Lasset die Kinder zu mir kommen`. Da damit meinte er nicht,
dass die Kinder getauft und auf diese Weise zu Mitgliedern einer Kirche gemacht
werden sollen.
Heute bedauere ich deshalb, bei den Taufen als Pfarrer mitgewirkt zu
haben, und ich möchte alle Eltern und Kinder um Vergebung bitten. Es waren
damals meine Handlungen im Auftrag der Kirche, nicht jedoch das Handeln Gottes,
wie es die Kirche fälschlicherweise darstellt. Gott macht keine Unterschiede
zwischen Getauften und Nichtgetauften, und die Taufe ist auch kein besonderer
Schutz oder Segen. Und die kirchliche Erlaubnis einer so genannten ´Nottaufe` in
Todesgefahr ist deshalb auch sinnlos.
Mit Gott und Christus hat das Taufsakrament der Kirche also nichts zu tun und
auch für das spätere Seelenheil ist die Taufe nutzlos. Sie ist sogar hinderlich,
weil der Getaufte dadurch an eine äußere Kirche gebunden ist. Und dies erschwert
ihm nach dem Tod seine Rückkehr als freies Kind Gottes in die ewige Heimat zu
Gott. So glaube ich es heute. Deshalb: Bitte verzeihen Sie mir. Dieter Potzel, ehemaliger evangelischer Pfarrer."
Der Talar als Symbol der Abgrenzung
"Ich war ja in der ganzen Zeit nicht
nur evangelisches Kirchenmitglied, ich war evangelischer Pfarrer
und mit meiner ganzen beruflichen Existenz an die Kirche gebunden.
Und bereits an diesem Amt kann ich einiges deutlich machen: Ich
glaube nämlich nicht, dass Jesus Priester und Pfarrer wollte. Er
wollte nicht, dass Theologen und Schriftgelehrte eine Gemeinschaft
führen, die seinen Namen trägt. Mir war hier manchmal die
anglikanische Kirche in England ein etwas besseres Beispiel als die
eigene Kirche. Dort gibt es auch Theologen als Pfarrer. Aber
´Pfarrer` ist dort eine Zusatzausbildung, die ich Berufs begleitend
machen kann oder in Intensivkursen. Die Leute haben eigene Berufe
und jemand macht z. B. mit 45 Jahren noch eine
Pfarrer-Zusatzausbildung. Also dort ist der Pfarrer viel mehr in das
Leben der übrigen Bevölkerung integriert. Der Talar war für
mich demgegenüber immer ein Symbol der Abgrenzung. Der
Pfarrer im Talar grenzt sich dabei von den anderen Leuten ab. |
Die kirchliche Beichte ist wie alle kirchlichen
Sakramente und Zeremonien eine Abwandlung von antiken Götzen-Kulten. Der
Historiker Alexander Hislop (Von Babylon nach Rom, Bielefeld 2002)
arbeitete heraus, wie der Aufruf an die Christen "Bekennt nun einander die
Sünden" (Jakobus 5, 16) von der Kirche dahin gehend verfälscht wurde,
dass die Kirchenmitglieder vor einem Priester beichten sollten. Jakobus hatte
jedoch das gegenseitige Bekennen oder "Beichten" der Betroffenen untereinander
gemeint, ohne Priester.
Vorbild für das kirchliche Beicht-Sakrament sind unter anderem die
babylonischen Mysterienkulte, die vor einer Einweihung in den betreffenden
Kult ebenfalls eine Beichte vor einem Priester forderten (S. 22 f.). Ein
weiteres Vorbild für die Kirche ist die ägyptische Waage des Gottes Anubis,
dessen Priester über einzelne Sünder zu Gericht saßen, um das Positive und
Negative gegeneinander aufzuwiegen, um auf diese Weise das spätere Gericht
bereits ansatzweise vorwegzunehmen. Und da die Macht der Priesters "und sein
Einfluss in großem Maße allein auf dem Grundsatz sklavischer Angst basierte,
sorgte er dafür, dass die Waage sich im allgemeinen in die falsche Richtung
bewegte, damit sie [die Beichtenden] seinem Willen unterwürfiger wurden, indem
sie eine angemessene Menge guter Werke in die gegenüberliegende Waagschale
warfen. Da er [der Priester] der große Richter über die Art und Weise war, lag
es in seinem Interesse zu bestimmen, was seiner eigenen selbstsüchtigen Erhöhung
oder dem Ruhm seines Standes am zuträglichsten war." (Hislop, S. 136)
Der Historiker Karlheinz Deschner schreibt in seinem Buch Der gefälschte
Glaube (München 1980): "Eine Beichte gab es auch im Jainismus, im
Kult der Anaitis, in den samokrathischen Kabirenmysterien oder bei
Isis, wo die reuigen Sünder unter den Drohungen der Priester sich auf den
Tempelboden warfen, die heilige Tür mit dem Kopf rammten, die Reinen [Priester]
mit Küssen anflehten und Wallfahrten machten ... In einigen Mysterienkulten
bekannte man dem Priester als dem Stellvertreter der Gottheit seine Schuld, um
so von den Folgen wieder frei zu werden." (S. 114)
Das Priestertum der Kirchen hat seine Vorläufer
auch im Baalskult. Und zu einem Priester und Pfarrer gehört immer ein Haus aus
Stein mit einem Altar, an dem der Priester oder Pfarrer zelebriert.
Ein großer Teil der Quellen des antiken Baalskults aus Ugarit im 2. Jahrtausend
vor Christus handelt dabei vom Bau eines prunkvollen Tempels für Baal,
vergleichbar dem katholischen Petersdom in Rom und zahllosen anderen prunkvollen
Kathedralen und Domen des Katholizismus. Eine Zeitlang war Baal in Ugarit "ohne
Wohnung", so dass er eine Klage anstimmte: "Nicht hat Baal ein Haus." (Walter
Beyerlin (Hrsg.), Religionsgeschichtliches Textbuch
zum Alten Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985,
S. 222-226)
Baal brauchte also, wie der katholische oder evangelische Gott, Häuser aus
Stein, in denen er sich verehren lässt. Und so wie die Kirche auf jedem der
sieben Hügel Roms einen prachtvollen Steintempel für ihren Gott errichten ließ,
so wurde gemäß einer Inschrift auf einer Steintafel auch der Baalstempel auf den
Höhen, dem Berg bzw. dem Hügel erbaut und es heißt:
"[O Koschar, Baumeister!] Schnell sollst du ein Ha[us bauen], ... inmitten [der
Höhen des Zaphon], [auf dem Berg Baals, auf dem Hügel] [des Dagan] Sohnes." (Otto
Kaiser (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Gütersloh 1982-2005,
Band III, S. 1111)
Doch der Schöpfergott wohnt nicht in Häusern aus Stein wie der Gott Baal und
der Gott des Katholizismus, was Stephanus, ein Nachfolger des Jesus,
den Priestern seiner Zeit entgegen hält:
"Aber der Allerhöchste wohnt nicht in
Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja 66, 1-2):
´Der Himmel ist mein Thron und die Erde ist der Schemel meiner Füße; was wollt
ihr mir denn für ein Haus bauen`, spricht der HERR, ´oder was ist die Stätte
meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?` Ihr Halsstarrigen, mit
verstocktem Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen
Geist, wie eure Väter, so auch ihr." (Apostelgeschichte 7, 48-59)
Die Anhänger der goldenen Götzen-Steinkirchen und ihre Priester waren von diesen
Worten ins Mark getroffen, und die führenden Theologen ließen Stephanus, nachdem
er dies gesagt hatte, sofort ermorden.
Und die römisch-katholische, die orthodoxen und die evangelischen Kirchen folgen
auch hier nicht dem Gottesboten Stephanus, Jesus und den Propheten, sondern sie
folgen dem antiken Tempelkult und dem Baal, und sie bauten seither auch für
ihren Gott Dom auf Dom und Kirche auf Kirche
–
an jedem Ort, in den sie ihren Fuß hat hinein setzen können. Unzählige Arbeiter
wurden über die Jahrhunderte auf diesen Baustellen geschunden und kamen ums
Leben. Doch der Gott, für Den Stephanus sein Leben hieß, hat damit nicht das
Geringste zu tun, Er ist dort nicht zu finden.
Die Kirchen sind Tempel der menschlichen Eitelkeiten, des Herrscherkults und der
religiösen Prunksucht, niemals jedoch "Gotteshäuser". Ihre goldverbrämten
Kirchen, Dome und Kathedralen sind nichts anderes als die Baalstempel unserer
Zeit.
Denn schon über die Häuser das Baal hieß es:
"Das Silber war zu Platten geworden,
das Gold war geworden zu Ziegeln.
Es freute sich der allmächtige Baal:
´Ich habe mein Gebäude aus Silber
gebaut,
meinen Palast aus Gold.`
Baal bereitete die Ausstattung seines Gebäudes,
Hadd bereitete die Ausstattung seines Palastes."
(Otto Kaiser, a.a.O, Band III, S. 1167)
|
Auf dem Berg Sinai erhielt der Gottesprophet
Mose die 10 Gebote. Die Priester jedoch behaupteten nach dem Babylonischen
Exil (nach 538 v. Chr.), Gott habe bei diesem Anlass (also über 700 Jahre zuvor)
den ganzen Priesterkult eingesetzt. In dem Buch Das Buch der Bücher – Altes
Testament, München 1980, zusammen gestellt und verfasst unter anderem von
den renommierten Theologen Hanns Martin Lutz und Hermann Timm, mit einem Vorwort
von Gerhard von Rad, heißt es dazu:
"Das Priestertum ist
das älteste sakrale Amt in Israel und reicht sicher bis in die Anfänge des
Jahweglaubens zurück. Das Ritual, das die Priesterschrift [eine
Quellenschrift des Alten Testaments] schon für die Amtseinführung der ersten
Priester voraus setzt, entstammt jedoch erst der nachexilischen Zeit [also
nach 538 v. Chr.]. Die Zurückführung auf die Sinaioffenbarung soll die
unverbrüchliche Gültigkeit dieses Rituals ausdrücken." (S. 68)
Also weniger beschönigend formuliert:
Das Ritual der Priestereinsetzung ist eine Fälschung und wurde keineswegs dem
Mose auf dem Berg Sinai von Gott so diktiert.
Lesen Sie nachfolgend einige Ausschnitte darüber in 2. Mose 29,
wie die Priester ihr blutiges Handwerk begründet sehen. Der Stamm Levi war ja
pauschal mit Priesterdiensten beauftragt. Nun sollte der Mosebruder Aaron aus
dem Stamm Levi und seine Söhne speziell das Hohepriestertum von Gott aufgetragen
bekommen haben. Zunächst wird die aufwändige genau vorgeschriebene
Priesterkleidung beschrieben. Dann heißt es weiter:
"Und du [Moses]
sollst den jungen Stier herzu führen vor die Stiftshütte, und Aaron und
seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen. Und du sollst den
Stier schlachten vor dem HERRN, vor der Tür der Stiftshütte, und sollst von
seinem Blut nehmen und mit deinem Finger an die Hörner des Altars streichen und
alles andere Blut an den Fuß des Altars schütten. Und du sollst alles Fett am
Eingeweide nehmen und den Lappen an der Leber und die beiden Nieren mit dem Fett
daran und sollst es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Aber Fleisch, Fell
und Mist des Stieres sollst du draußen vor dem Lager mit Feuer verbrennen; denn
es ist ein Sündopfer.
Und den einen Widder sollst zu nehmen, und Aaron und seine Söhne sollen
ihre Hände auf seine Kopf legen. Dann sollst du ihn schlachten und sein Blut
nehmen und ringsum an den Altar sprengen. Aber den Widder sollst du in seine
Stücke zerlegen und seine Eingeweide und Schenkel waschen und sie zu seinen
Stücken und seinem Kopf legen und den ganzen Widder in Rauch aufgehen lassen auf
dem Altar; denn es ist dem HERRN ein Brandopfer, ein lieblicher Geruch
[bzw. ein "beruhigender Duft"], eine Feueropfer für den HERRN.
Den anderen Widder aber sollst du nehmen, und Aaron und seine Söhne
sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und du sollst ihn schlachten und von
seinem Blut nehmen und es Aaron und seinen Söhnen an das rechte Ohrläppchen
streichen und an den Daumen ihrer rechten Hand und an die große Zehe ihres
rechten Fußes, und du sollst das Blut ringsum an den Altar sprengen. Und du
sollst von dem Blut auf dem Altar nehmen und Salböl und sollst Aaron und seine
Kleider, seine Söhne und ihre Kleider damit besprengen. So werden er und seine
Kleider, seine Söhne und ihre Kleider geweiht.
Danach sollst du nehmen das Fett von dem
Widder, den Fettschwanz und das Fett am Eingeweide, den Lappen an der Leber und
die beiden Nieren mit dem Fett daran und die rechte Keule – denn es ist der
Widder der Einsetzung und ein Brot und einen Ölkuchen und einen Fladen aus dem
Korbe mit dem ungesäuerten Brot, der vor dem HERRN steht. Dann lege das alles
auf die Hände Aarons und seiner Söhne und schwinge es als Schwingopfer vor dem
HERRN. Danach nimm es von ihren Händen und lass es in Rauch aufgehen auf dem
Altar über dem Brandopfer zum lieblichen Geruch vor dem HERRN; denn es ist ein
Feueropfer für den HERRN. Und du sollst die Brust vom Widder der Einsetzung
Aarons nehmen und sie vor dem HERRN schwingen. Das soll dein Anteil sein. So
sollst du heiligen die Brust als Schwingopfer und die Keule als Hebopfer,
die von dem Widder der Einsetzung Aarons und seiner Söhne genommen sind. Und das
soll Aaron und seinen Söhnen gehören als ewiges Anrecht bei den Israeliten, denn
es ist ein Hebopfer. Und ein Hebopfer vor den Israeliten soll es sein von ihren
Dankopfern, ihr Hebopfer für den HERRN ...
Und du sollst den Widder der Einsetzung nehmen und sein Fleisch an einem
heiligen Ort kochen. Und Aaron mit seinen Söhnen soll das Fleisch des Widders
samt dem Brot im Korbe essen vor der Tür der Stiftshütte. Sie sollen die Stücke
essen, mit denen die Sühnung für sie vollzogen wurde, als man ihre Hände füllte
und sie weihte. Kein anderer darf sie essen, denn es ist heilig. Wenn aber etwas
übrig bleibt von dem Fleisch der Einsetzung und von dem Brot bis zum Morgen,
sollst du es mit Feuer verbrennen. Es darf nicht gegessen werden, denn es ist
heilig.
So sollst du mit Aaron und seinen Söhnen alles tun, was ich dir geboten
habe. Sieben Tage sollst du ihre Hände füllen und täglich einen jungen
Stier zum Sündopfer schlachten zur Sühnung und sollst den Altar entsündigen,
indem du die Sühnung an ihm vollziehst. Sieben Tage sollst du an dem Altar die
Sühnung vollziehen und ihn weihen; so wird er ein Hochheiliges. Wer den Altar
anrührt, der ist dem Heiligtum verfallen ...
Und dies sollst du auf dem Altar tun: Zwei einjährige Schafe sollst du
an jedem Tage darauf opfern, ein Schaf am Morgen, das andere gegen Abend ...
Das soll das tägliche Brandopfer sein bei euren Nachkommen am Eingang der
Stiftshütte vor dem HERRN, wo ich euch begegnen und mit dir reden will."
(Verse 10-28.31-40.42)
Dies alles wird heute im Judentum nicht mehr praktiziert, da es weder eine
Stiftshütte noch einen Tempel mehr gibt. Im kirchlichen Christentum hält man
jedoch daran fest, dass dies exakt Gottes Anweisungen gewesen seien,
obwohl es nur Erfindungen der Priester
waren, worauf die großen Gottespropheten Israels immer wieder hingewiesen haben.
Die Schrift, welche den ganzen Kult beinhaltet und die als Quellenschrift zum
Teil des Alten Testaments wurde, heißt Priesterschrift, und
die oben bereits zitierten Professoren für Altes Testament schreiben weiter:
"Das Priesteramt hat
für dieses Erzählungswerk eine überragende Bedeutung. Es ist die einzige sakrale
Institution, über die Jahwe mit Israel verkehrt. Die Priester allein vertreten
Israel vor Gott, und ausschließlich durch die Priester handelt Gott an seinem
Volk." (S. 68)
Durch diesen Glauben, der in den hier zitierten Zeilen aus dem Alten Testament
zum Ausdruck kommt, ist bereits der grundlegende Gegensatz zu den späteren
wahren Gottespropheten (Jesaja, Jeremia, Daniel, Hesekiel, Hosea und viele
mehr) aufgezeigt, durch die Gott sich tatsächlich für Sein Volk offenbaren
konnte, während das hier dokumentierte kultische Religionstheater nichts anderes
als eine blutige und vor allem für die Tiere grausame Selbstbeweihräucherung
der damaligen Talaroberen war.
Doch auch für die Menschen waren es grausame Einschüchterungs-Riten, denn
bereits kleinere Abweichungen bedeuteten unter Umständen das Todesurteil auch
für die Menschen.
Blut, Blut, Blut
–
|
So sollen mit Aaron seine vier Söhne Nadab, Abihus, Eleasar und Itamar durch
den obigen Ritus zu Oberpriestern geweiht werden. Doch der Abschluss ihrer
Priesterweihe war für Nadab und Abihus unglücklicherweise auch ihr Todestag.
Wohl im Übermut der großen Ehre haben sie anschließend gleich einmal ihre
Räucherpfannen ausprobiert. Nach der Bibel sei danach folgendes geschehen:
"Und Aarons Söhne
Nadab und Abihu nahmen ein jeder seine Pfanne und taten Feuer hinein und legten
Räucherwerk darauf und brachten so ein fremdes Feuer vor den HERRN, das er ihnen
nicht geboten hatte. Da fuhr ein Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, dass
sie starben vor dem HERRN." (3. Mose 10, 1-2)
Das heißt, sie verbrannten bei lebendigem Leib.
Und wie reagierte ihr Vater Aaron gemäß dieser Überlieferung.
"Und Aaron schwieg." (Vers 3d)
Damit beinhaltet diese Erzählung eine klare Botschaft der Einschüchterung.
Unglücklicherweise waren aber auch die
beiden anderen Söhne Eleasar und Itamar mit dem ganzen Ritual überfordert und
machten gleich zu Beginn ebenfalls einen Fehler. Die Bibel schreibt:
"Und Mose suchte den
Bock des Sündopfers und fand ihn verbrannt. Und er wurde zornig über Eleasar und
Itamar, Aarons Söhne, die ihm noch geblieben waren und sprach: ´Warum habt ihr
das Sündopfer nicht gegessen an heiliger Stätte? Denn es ist ein Hochheiliges
und der HERR hat es euch gegeben, dass ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und
sie vor ihm entsühnen sollt. Siehe, sein Blut ist nicht in das Heilige hinein
gebracht worden. Ihr solltet das Opfer im Heiligen gegessen habe, wie ich
geboten hatte.`" (V. 16-18)
An dieser Stelle hatte der Bibel-Aaron angefangen,
zu argumentieren: "Ich sollte heute essen vom Sündopfer?
Sollte das dem HERRN gefallen?" (V. 19)
Und er konnte den Bibel-Mose milde stimmen, dass "heute" nicht der richtige Tag
sei, vom Sündopfer zu essen.
"Als Mose das hörte, ließ er sich´s gefallen"
(V. 20) und Eleasar und Itamar blieben am Leben.
Diesen blutigen Kult soll also angeblich Mose auf dem Berg Sinai von Gott
empfangen haben. Doch damit wird nicht nur der Gott der wahren Propheten,
sondern auch der Gottesprophet Mose verhöhnt.
Die Propheten haben es später alles klar
gestellt. Dafür mussten viele
von ihnen ebenfalls sterben, wie Jesaja oder Jeremia. Und auch ihre
Worte wurden später oftmals von Priestern und "Schriftgelehrten" "überarbeitet".
Niemals stammt eine solche Einsetzung der Priester – wie oben
zitiert – von Gott oder von Mose.
Der jüdischen Überlieferung nach war der Vater
Abrahams, des Stammvaters für Christen, Juden und Moslems, ein so genannter
"Götzenanbeter". Die Sippe bzw. Familie lebte in Ur in Chaldäa, einem der
bedeutenden Machtzentren der Sumerer mit Königspalast im damaligen Mesopotamien, dem
heutigen Irak. In der Bibel gibt es darüber hinaus auch einen Anhaltspunkt,
aus dem man schließen könnte, dass Abrahams Vater auch eine Art "Priester" in Ur
war, Josua 24, 2: "So spricht der HERR, der Gott Israels: Eure Väter
wohnten vorzeiten jenseits des Euphratstroms, Terach [der Vater Abrahams] und Nahors Vater, und dienten anderen Götter. Da nahm ich euren Vater Abraham von
jenseits des Stromes und ließ ihn umherziehen …"
Abrahams Vater "diente" also "anderen Göttern". Ob als Priester oder "nur" als
"einfacher" "Götzenanbeter", bleibt an dieser Stelle offen.
Im Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker, Brockhaus-Verlag, Wuppertal
1988, heißt es dazu: "Die damals in Ur herrschende Vielgötterei wird Jos.
24,2 angedeutet. Besondere Verehrung genoss der Mondgott Nannar, babyl. Sin
genannt, der auch in Haran verehrt wurde" – die Stadt, in die Abraham mit seiner
Sippe zunächst zog, bevor sie in Kanaan einwanderten.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Abrahams Vater sogar selbst Priester war.
Und was Ungehorsam gegen den eigenen Vater in einer solchen patriarchalischen
Stammesgesellschaft bedeutet, das kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Abraham
war also in Lebensgefahr, würde er aus diesem Priester-System ausbrechen.
Im Judentum wird dazu noch Folgendes überliefert:
"Nach den rabbinischen Sagen war sein Vater Tharah der Abgötterei ergeben
u. ein Verfertiger von Götzenbildern, welche A. feil bieten musste, aber in
Gegenwart eines Käufers dieselben zerschlug. Deshalb übergab ihn Tharah dem
Nimrod, welcher den A. von dem Opferpriester Andeschan, weil er das Feuer nicht
anbeten wollte, in einen Feuerofen werfen ließ, woraus A. indes unversehrt
hervorging." (Pierer´s Universal-Lexikon
1857-16865, zit. nach
de.academic.ru)
Demnach hätte Abraham den Versuch überlebt, ihn auf Veranlassung seines
Vaters hinrichten zu lassen. Zwar ist man aus heutiger aufklärerischer Sicht
geneigt, den historischen Wert solcher "Sagen" oder "Legenden" in Frage zu
stellen, doch wer kann beweisen, dass es nicht tatsächlich so gewesen sein
könnte. Diese
Erzählung stammt ja nicht aus dem "Nichts". Abraham könnte aufgrund
seiner inneren Verbindung zu Gott, wie später auch Jesus von Nazareth, in
Einheit mit den Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft gelebt haben, wodurch er
diese Elemente, wozu das Feuer gehört, "bändigen" konnte, so dass sie ihm dienten
– eine Kraft des Bewussteins, die für den "modernen" meist nur materialistisch
orientierten Menschen allerdings kaum mehr denkbar ist. Möglicherweise ist aber
auch "nur" der Konflikt um Leben und Tod historisch, nicht die Details.
In der Jewish Enncyclopedia von 1906 heißt
es, Abrahams Vater Terah war eine Art "General" des "göttlichen" Herrschers
Nimrod, wo natürlich auch eine Priesterkaste im Hintergrund die Fäden zog
jewishencyclopedia.com). Dort heißt es
auch, nach dem Konflikt um Leben und Tod wegen der Götzenstatuen hätte Abraham
seinen Vater überzeugt, zu emigrieren. Tatsächlich zog Terach mit aus Ur fort
und starb unterwegs in Haran, über 500 km nördlich von Ur, wenn man etwa in
Richtung des Stromes
Euphrat beginnt, flussaufwärts zu ziehen. Unmittelbar nach dem Tod des Vaters bekam dann
Abraham die Verheißung von Gott, dass Er ihn zu einem "großen Volk" und zum
"Segen für alle Völker" machen wird.
Interessant ist, dass der Name "Terah"
offenbar mit "yerah" (= Mond) in Verbindung stehen könnte, was auf eine
Verbindung von Abrahams Vater mit dem Mondgott deuten könnte. Dass er ein
Priester des Mondgottes gewesen sein könnte, ist allerdings so nicht
überliefert. Er war aber zumindest ein Priester im weiteren Sinne, insofern ein
Sippenoberhaupt vermutlich immer auch eine Art "Priester" für die ganze Sippe war, indem er
dort die religiösen Handlungen vornahm.
Abraham gilt heute vor allem als Zeuge für den "Einen
Gott" und für den Übergang von der Vielgötterei zu dem Ein-Gott-Glauben. Diesen
Weg musste er sich gegen die damalige Priesterkaste erkämpfen. Die heutige
kirchliche Priesterkaste hat aber mittlerweile eine Variante der Vielgötterei durch
die Hintertüre wieder eingeführt, in Form der "Heiligenverehrungen". Und auch
heute muss deshalb der unmittelbare Weg zu dem Einen Gott, der zu Abraham in seinem Inneren sprach,
wie Er auch zu jedem von uns sprechen möchte, wieder gegen den erbitterten
Widerstand der Priester erkämpft werden, von jedem einzelnen selbst. Denn die
Priester wollen an ihren "Heiligen" und an ihrer eigenen "mittlerähnlichen"
Tätigkeit festhalten. Doch der
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Schöpfergott des Himmels und Erde, der
Vater von Jesus, dem Christus und der Vater-Mutter-Gott aller Menschen, hat mit
dem Gott der Institutionen Kirche nichts zu tun, und Er braucht auch keine
Priester.
Hier der englischsprachige Text aus der Jewish
Enncyclopedia mit näheren Erklärungen:
"Terah: Father of Abraham, Nahor, and Haran (Gen. xi. 26). His original
home was Ur of the Chaldees; but later he emigrated with his sons to Haran,
where he died (Gen. xi. 32). According to Joshua's remarks at the assembly of
the Israelites at Shechem, he was an idolater (Josh. xxiv. 2). Modern exegetes
do not agree as to the etymology of the name "Terah," some identifying it with
the Assyrian "turahu" (wild goat), with which the name of the Mesopotamian town
Til-sha-turakhi might be compared, while others suppose it to be identical with
the Syriac "taṛḥa." Recently the name "Terah" has been regarded as a
mutilation of "yeraḥ" (moon); in this case it would refer to a
mythological person.
According to the Midrash (Gen. R. xxxviii.), Terah, in addition to being an
idolater himself, made and sold idols; and during his absence he compelled
Abraham to act as a merchant for him. The "Sefer ha-Yashar" (ed. Leghorn, 1876,
pp. 14b et seq.) regards him as a great general of Nimrod, whom he
accompanied on all his campaigns. Angry at Abraham for the destruction of
his idols, Terah accused his son before Nimrod, who condemned him to be burned
to death. Thereupon Abraham persuaded his father to emigrate to Canaan.
Lesen Sie auch:
Der
mutige junge Mann Jesus von Nazareth, nicht das Krippen-Jesulein, nicht der tote
Mann am Kreuz
"Ein langer Weg aus der Kirche heraus"
– Ein
Pfarrer als Kirchenaussteiger
Der Abschied aus dem Pfarramt und der
Kirchenaustritt – Vortrag von Ex-Pfarrer Dieter Potzel aus dem Jahr 1992
Der Theologe Nr. 13 – Altes Testament: Wie Priester
die Macht über das Volk erlangten
|
Startseite mit
Inhaltsverzeichnis
Impressum
E-Mail an info@theologe.de
Datenschutzerklärung
Die Zeitschriften DER THEOLOGE, Ausgaben Nr. 3, 8, 70, 100 und 119 sind kostenlos auch in gedruckter Form erhältlich. Ebenfalls das Heft Freie Christen Nr. 1. Dazu einfach eine E-Mail an info@theologe.de mit Ihrer Postadresse senden und die gewünschten Hefte anfordern. Über eine finanzielle Unterstützung freuen wir uns natürlich: IBAN: DE06 6739 0000 0002 0058 08 bei der Volksbank Main-Tauber, BIC: GENODE61WTH, Kontoinhaber: Dieter Potzel, Verwendungszweck: "Der Theologe". Vielen herzlichen Dank! Leider wurden die Seiten von der Suchmaschine Google in den letzten Jahren abgewertet und ihre Auffindbarkeit auf diesem Weg erschwert. Bei anderen Suchmaschinen sind die Seiten vielfach deutlich besser platziert. Möchten Sie die Verbreitung der Inhalte des "Theologen" im Internet fördern, dann setzen Sie einfach einen Link zu unserer Hauptseite oder zu anderen Seiten. |