Die
"Luther-Dekade" (= "Luther-Jahrzehnt")
von 2008 bis 2017
und das nahende Ende der Kirche
Der Theologe Nr. 67, aktualisiert am 30.10.2024
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"Die Heiligenlegenden entlarvte Luther als Märchen. An den Bibellegenden hielt er fest; am Teufelsglauben auch; am Hexenwahn auch; an der Ketzervertilgung auch; am Antisemitismus auch – am Kriegsdienst, an der Leibeigenschaft, den Fürsten. Man nennt es: Reformation." (Karlheinz Deschner) |
|
1. Grundsätzliche Überlegungen:
Die so genannte Luther-Dekade
und ihre Finanzierung
Protestantische Dauerkrise
Der Widerspruch zwischen Jesus und Kirche und die
Auslegung der Bibel
Warnung vor der Verehrung Martin Luthers
Kirche und Friedensethik
Martin-Luther-Straßen umbenennen
Toleranz oder moderne Inquisition?
Ist die Kirche "christlich" oder "heidnisch"?
Ökologie und Tiere
Die Bekämpfung von Propheten
Die unmoderne ewige Hölle
Zweierlei Maß
Evangelische und katholische Kirche – durch das Mittelalter
"geeint"
Die Prüfung der kirchlichen Lehre
2. Nachrichten:
2009/2010
Drei neue Pfarrstellen für Reformationsjubiläum
"Wege zu Luther"
Stürzt Margot Käßmann Luther vom Sockel?
2011
Adolf Hitler als Vorkämpfer der Ökumene
"500 Jahre Luther sind genug" – Handzettel auf dem
Kirchentag in Dresden
Lutherischer Bischof: "2017 soll unser heiliges Jahr werden"
Bischof Müller aus Regensburg fordert zum Jubiläum
indirekt Unterwerfung
Bundestagsabgeordnete beschließen staatliche
Beteiligung am Luther-Jubiläum
Die geistige Verantwortung Martin
Luthers für Gewalt gegen Andersgläubige
2012
Jubiläums-Ausklang in Berlin geplant.
Bürgermeister Wowereit plant Millionen-Subvention
Neue kritische Bücher zum Reformationsjubiläum
2013
"Der ganze Luther" – Lutherjubiläum entwickelt sich
zum Bumerang
2014
US-Historiker: "Enormer Schaden" durch
Martin Luther
"Enthauptung des Gottesvolkes" – Buch
von Jorge Bergoglio: Der heutige Papst rechnet mit Luther ab
Studie des Kriminologen Dr. Christian Pfeifer als
Meilenstein zum Reformationsjubiläum
lutherbase.de – eine beschönigende und verfälschende
Internet-Plattform über Luther
2016
Henning Brabant kritisierte lutherische Pfarrer
– Grausame Folter
und Hinrichtung in Braunschweig
2017
Öffentlichkeitsarbeit der Großkirchen – ARD
übertrug live angebliche Versöhnungs-Inszenierung
"Der nackte Luther" – Wie war er wirklich? Aktion,
parallel zum Evangelischen Kirchentag
3. Interview mit der Lutherbotschafterin Dr. Margot Käßmann und
Antwort des Theologen Dieter Potzel
4. Hintergrundliteratur zum
vergangenen Jubiläum
1.
Grundsätzliche Überlegungen
"Sie [Die Evangelische Kirche] ist für alles, wofür bürgerliche Mehrheiten sind. Im Grunde vertritt sie das Prinzip Merkel, sich nicht zu früh und nicht zu spät die Meinungen des Wahlvolks auf die Fahne zu schreiben und dann so zu tun, als hätte man sie als Erste geschwungen ... Sie [die evangelischen Pfarrer] sind interessiert an Glaubensfragen, sie haben einen Beruf, der sie damit in Berührung bringt, aber sie leben nicht daraus. Und sie vermitteln nicht das Gefühl, dass Jesus Christus, dass Gott ihnen Zuversicht oder Kraft schenken. Der letzte Pfarrer, den ich danach fragte, was ihm bei seiner Arbeit wichtig sei, nannte das Kirchencafé seiner Gemeinde. Das, so die Begründung, würden die Freiwilligen selbst auf die Beine stellen. Er belebte sich erst, als er von seinem Lieblings-Sportverein erzählte ... Die Kirche kommt allen entgegen. Sie findet so viele Bibelübersetzungen, bis alle mit dem Text zufrieden sind." (Die Journalistin Friederike Gräff in Christ und Welt, Ausgabe Nr. 9/2014) Doch dies ist nur die eine Seite der Kirche. Ihre "Reißzähne" fuhr und fährt die Luther-Kirche dann aus, wenn es um die Bekämpfung Andersdenkender geht ("(Juden und) Sekten" oder Propheten), die ihr Selbstverständnis in Frage stellen und ihr ein Dorn im Auge sind, weil sie die Lebenslüge des Protestantismus, "christlich" zu sein, nicht mehr akzeptieren. So ist zum Beispiel auch ihre Lehre einer "ewigen Hölle" für Andersdenkende trotz vordergründig geschönter Worte der Kirchenvertreter weiter evangelisch verbindlich in Kraft. |
Resümee zum vergangenen Jubiläum und die aktuelle Diskussion um den Inhalt
des Vaterunser als dessen Schlusspunkt:
500 Jahre Martin Luther sind nun genug, so
eine mögliche Bilanz des 2017 vergangenen Reformationsjubiläums. Und es geht
für viele Zeitgenossen darum, wie der Niedergang einer
Religion, welche die katholische Kirche einst durch ein paar Reformen retten wollte,
mit geringst möglichem weiteren Schaden für die Allgemeinheit praktisch
begleitet werden kann. Selbst intern spricht man in Deutschland von
der Kirche als von einem "lebenden Leichnam am Tropf der Kirchensteuer und der staatlichen
Subventionen", doch noch immer stemmen sich die Amtsträger gegen das, was
Zug und Zug näher rückt, weil es im Gesetz von Ursache und Wirkung von denen so
verursacht wurde, die heute noch an ihrer Kirchenmacht festhalten wollen. Nur
wenige Wochen nach dem offiziellen Ende der
Jubiläumsfeiern zum 500jährigen Reformationsjubiläum am 31.10.2017, die fast nur staatlich
finanzierte Insider-Veranstaltungen
waren, zeigten die so genannten Reformationskirchen für jeden, der es
sehen will, durch einige ihrer Entscheidungen noch einmal selbst, wer sie
sind.
Während die lutherische Staatskirche in
Schweden die Gender-Ideologie (mit ihrer Aufhebung bzw. Aufweichung der Polarität
von männlich und weiblich) ab dem Pfingstfest 2018 in ihren Religionsveranstaltungen anwendet,
indem "Gott" mit dem neutralen Grammatik-Artikel als "Es" bezeichnet wird, will man nur
das Vaterunser-Gebet unangetastet lassen und dort weiterhin die Gebetsanrede
"Vater" und "Er" zulassen. Viele
Gottsucher, die nicht fanatisch sind, verstehen Gott-Vater aber ohnehin
unkompliziert auch als einen Vater-Mutter-Gott, ohne jedoch ihre Gebete der
Grammatik einer zeitbedingten Ideologie anzupassen.
Eine gravierende Entlarvung folgte, nachdem Papst Franziskus darauf hinwies,
dass in den Großkirchen eine Vaterunser-Bitte
"nicht gut" formuliert sei, indem die Worte verwendet werden
"Und führe
uns nicht in Versuchung" (die allerdings genau dem griechischen bzw.
lateinischen Bibel-Original entsprechen), da "ein Vater" doch solches sowieso nicht
tue, sondern stattdessen der Teufel der Versucher sei, so der Papst. Besser hätte Franziskus seine eigene
Kirche und die Kirchen der Reformation gleich dazu nicht entlarven können, denn
wenn ein liebender Vater solches nicht tut, dann hat sich ein solcher "Vater" erst
recht nicht ewige Höllenstrafen für Abweichler von der Kirchenlehre ausgedacht und
auch nicht die gewalttätige grausame Kirchengeschichte inspiriert.
So
könnte man in Anwendung der vom Papst verwendeten Worte fragen: Welchem "Teufel" dienen dann die Großkirchen?
Denn die Bitte
"Führe uns nicht in Versuchung" kann sich dann folglich nur an den richten, den
der Papst als Satan und Teufel bezeichnete. Und da schließt sich die weitere
Frage an: Haben dann die katholische und die
evangelische Kirche ihren
Gläubigen von Kindesbeinen an in ihrem Vaterunser bis in unsere Zeit die Anbetung
des Satan beigebracht?
Es sind vor allem die
Vertreter der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) und die modernen
evangelischen Theologen, die sich sogleich mit Händen und Füßen gegen eine mögliche
Änderung dieses Gebets wehrten.
Urchristen und Freie Christen beten aber schon seit Jahrzehnten zu Gott im
Vaterunser als Dank und Ausdruck ihres Vertrauens
die Worte "Du führst uns in der Versuchung", so wie Christus es sie gelehrt
hat. Und sie wenden sich damit an den Gott der Liebe, der keines Seiner Kinder
ewig verdammt oder zum Bösen versucht.
Auf der anderen Seite wird ausgerechnet das "Flaggschiff" des
modernen Luthertums, die Luther-Botschafterin, Bildzeitungs-Redakteurin und
ehemalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, zu einer Symbolfigur
einer Selbstentlarvung auch der evangelischen Kirche und ihres "Gottes", wie sie kaum ein anderer
Kirchenführer besser präsentieren könnte. So schrieb die führende evangelische
Theologin Deutschlands in der Bild am Sonntag vom 10.12.2017,
Kommentierungen dazu in roter Farbe von theologe.de:
"Es gibt biblische Erzählungen, etwa von
Hiob oder auch Abraham, bei denen Gott tatsächlich in Versuchung führt
[was
Fälschungen der Priesterkaste sind]. So ganz werden wir dem Rätsel, wer Gott
ist, wie Gott ist, schlicht nicht auf die Spur kommen
[womit die Kirchenführer die Menschen seit Jahrhunderten für dumm verkaufen,
indem sie ihre eigenen "Geheimnisse" und "Rätsel" Gott andichten]. Martin
Luther beispielsweise spricht davon, dass Gott "grausam sein kann"
[weil sein Gott eben, wie oben dargelegt, nicht der Gott des "Vaterunser" ist,
sondern ein anderer]. Dietrich Bonhoeffer
hat vom deus absconditus geschrieben, dem Gott, der eben auch verborgen ist
[für die intellektuellen Kirchenführer "verborgen",
während Sein Odem in Wirklichkeit die ganze Schöpfung, alle Lebewesen und
Lebensformen, beatmet, was von den kopflastigen Protestanten aber abgelehnt wird].
Ich bin dafür, das Vaterunser zu belassen, wie es ist [nach dem Motto "Bloß
nicht auch nur einen Schritt in Richtung Wahrheit gehen"]. Wir können diesem
Gebet vertrauen, wie unsere Väter und Mütter im Glauben seit vielen Generationen[, die eine grausame Blutspur hinterlassen haben].
*
Kurz zuvor hatte sich bereits die EKD
klar auf die gleiche Weise ausgesprochen, dass es mit ihr keine Änderung der
gefälschten Jesusworte im kirchlichen Vaterunser geben wird, das durch die Fälschung also
offensichtlich einen anderen Adressaten bekam als den "Vater im Himmel";
versteht man die Papstworte richtig, dann ist dies der "Vater von unten", wie
er auch in den Bibeln, im Johannesevangelium, Kapitel 8, beschrieben
wird. Aufgeschreckt
vom Vorschlag des Papstes entschieden jedoch ausgerechnet die Kirchenführer der Reformation, alles so unchristlich zu lassen, wie es immer war: "Dabei bleiben wir."
Für den, der einiges über Luther weiß, ist dies allerdings keine
Überraschung.
Ihr großes Vorbild Martin Luther hatte nämlich sowieso nicht zwischen Gott und dem
Teufel unterscheiden können und schon er, der Gründervater dieser
Religionsvariante, schrieb seinem "Gott" die satanischen Attribute
zu. Damit entlarvte er auch selbst, welchem Gott er dient und wem folglich
auch seine
Nachfolger dienen. So lehrte Martin Luther zunächst, dass "Gott" nur zwischenzeitlich "Teufel" sei:
"Gott kann
nicht Gott sein, er muss zuvor ein Teufel werden" (nach Weimarer Ausgabe der
Lutherschriften Nr. 31). Dann aber schreibt Martin Luther seinem "Gott" komplett die satanistischen
Prinzipien eines vernichtenden Zorns und der Ungerechtigkeit zu:
"Wenn ich also
auf irgendeine Weise begreifen könnte, wie denn dieser Gott barmherzig und gerecht ist,
der solchen Zorn und solche Ungerechtigkeit zeigt, wäre der Glaube nicht nötig"
(Nr. 18). Entsprechend mörderisch ging
Martin Luther gegen alle Andersdenkenden vor, wie es auch die Papstkirche
tat, die
er kritisiert hatte.
Wer ist also jener "Gott", der "Vater" Martin Luthers?
Martin Luther wollte den "Gott" des Papstes ja nur "reformieren". Und dieser ist nicht
der Vater von Jesus, dem Christus, der uns das Vaterunser-Gebet lehrte, denn ein
liebender Vater "tut so etwas nicht", was die Kirchen Ihm in ihrer
Vaterunser-Bitte unterstellen, um
an dieser Stelle noch einmal treffend die
Worte des Papstes zu verwenden.
Und die Geschichte der Romkirche und der Lutherkirchen mit
ihren Kriegen und Ermordungen Andersgläubiger zeigt auf, welche "Früchte" dieser
im Gegensatz zu Christus stehende konfessionelle Glaube hervor brachte und
bringt, wenn man den Rufmord und die Verleumdungen
kleinerer Gemeinschaften bis in die Gegenwart dazu nimmt. Mit
ihrer Weigerung, die Fälschung in der kirchlichen Fassung des Vaterunser
und damit den Wechsel des von ihnen Angebeteten zuzugeben und mit ihrem "Weiter so, weil es schon immer so war" haben die Anführer
des deutschen Luthertums aber auch einen treffenden Schlusspunkt zu ihrem
Jubiläum "500 Jahre Reformation" gesetzt. Und sie haben damit selbst
erneut den Anlass
für einen Gedanken gegeben, den viele wache Zeitgenossen diesen Feiern bereits
voran gestellt hatten: "500 Jahre Martin Luther sind genug", 500 Jahre
Martin Luther waren genug.
Schon 1945
war Martin Luther vom Sockel gestürzt.
Auf dem Foto liegt der Eisenkoloss rechts unten am Boden. Zu Beginn des 21.
Jahrhunderts ist das tonnenschwere Gußeisen-Denkmal zwar wieder in Dresden
aufgestellt worden, doch auch aus geistiger Sicht ist Luther nach dem Gesetz von Ursache und
Wirkung vom Sockel gestürzt und wird nicht wieder dorthin zurück gehoben
werden.
Die Bomben trafen den, mit dessen
Lehre
alle Kriege
Deutschlands seither legitimiert worden waren. Foto:
SLUB
Dresden/Abt. Deutsche Fotothek, www.deutschefotothek.de /
Richard Peter sen
Im Jahr 2017 war es so weit. Die evangelische Reformation feierte
ihr 500. Jubiläum. Zentrale Orte waren: die Lutherstadt Wittenberg
mit dem Schloss und der Schlosskirche, Eisenach mit der Wartburg, Worms, Torgau,
Coburg und Erfurt. Zu Beginn des Jahres 2007 trafen sich bereits hochrangige
Vertreter der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) in der "Lutherstadt" Wittenberg, um dieses
Jubiläum vorzubereiten. Man sprach von einer "Jubiläums-Dekade" (= Jahrzehnt
des Jubiläums) bzw. von einer Luther-Dekade bzw. Lutherdekade, die am 21.9.2008
mit einem Kirchenversammlung, von der Kirche "Festgottesdienst" genannt, in der Lutherstadt Wittenberg eröffnet
wurde und am 31.10.2017 mit einigen Veranstaltungen zu Ende ging, in Wittenberg
unter Anwesenheit der lutherischen Pfarrerstochter und Bundeskanzlerin Angela
Merkel und des evangelischen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Wie immer bei kirchlichen
Veranstaltungen "half" der Staat mit Millionen an Euros. "Mit
jährlich 5 Millionen Euro ab 2011 [bis 2017] will die Bundesregierung das
Reformationsjubiläum im Jahr 2017 fördern", schrieb idea-spektrum (Nr. 10
vom 9.3.2011). Das heißt: Es gab mindestens 35 Millionen Euro schon einmal
von der Bundesregierung. Zusätzlich zahlten natürlich auch noch die Bundesländer,
die Regierungsbezirke, die Kreise, Städte und Gemeinden – alle für das
mehrjährige Lutherjubiläum der evangelischen Kirche.
Im Jahr 2016 hieß es dann in einer epd-Meldung vom 10. Juni: "Die Bundesregierung unterstützt mit weiteren 2,7 Millionen
Euro Projekte zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr", was von
Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU), gleichzeitig im Zentralrat der
Katholiken (ZdK) tätig, der Öffentlichkeit so mitgeteilt wurde.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte unter der Überschrift
Protestantische Milieuverengung über das vorbereitende Treffen Anfang 2007
berichtet und war zu dem Ergebnis gekommen:
"Die Kirche wird zur Funktionärskirche – das ist gefährlich" (3.2.2007).
Und weiter heißt es dort unter anderem: "Bisherigen Befragungen zufolge haben die meisten
Pfarrer sich schon längst von ihren eigenen Kirchenleitungen distanziert, dass
sie innerlich gekündigt haben." Das heißt: Die meisten Pfarrer nehmen die
vielen beruflichen Freiheiten und Vorteile einer materiellen Existenzsicherung
mit, glauben aber selbst immer weniger an das, was sie den Gläubigen vermitteln
sollen. Sie profitieren von den vielen Privilegien des "Systems Kirche", stehen
ihm jedoch zunehmend distanziert gegenüber.
Zu dieser Einschätzung passt, dass die evangelische Kirche in dieser Form und in diesem Umfang in der Tat hauptsächlich durch die
Milliarden-Subventionen des deutschen Staates am Leben erhalten wird (siehe dazu
stop-kirchensubventionen.de).
Die Kirchenführer klammern sich auf diese Weise an das Staatsgefälle, da dieses
letztlich ihr einziger wirklicher Halt ist. Und dieser Halt wird von den evangelischen und
katholischen Politikern gewährleistet, solange diese ihrer Lobby-Arbeit für ihre
Religion entsprechend nachkommen. Doch wofür
steht eigentlich die Luther-Kirche? Was sind ihre eigentlichen Inhalte?
Konkreter gefragt: Wer bzw. was genau ist die
Evangelische Kirche in Deutschland? Was ist ihre Lehre? Hierüber werden die
Menschen öffentlich in die Irre geführt.
Nach
außen versucht die evangelische Kirche, offiziell den Eindruck zu erwecken, sie wäre eine pluralistische, weltoffene und tolerante
Institution, welche die Botschaft von Jesus, dem Christus, vertritt. Laut evangelischer Kirche
könne man diese Botschaft nur in der Bibel finden. Und zwar nicht nur dort,
wo über Jesus selbst berichtet wird; sondern auch in den anderen Büchern der
Bibel, die angeblich alle "Wort Gottes" seien. So meinte Martin Luther, entscheidend sei, "was Christus treibet". Doch damit bezieht
sich Martin Luther nicht, wie es den Anschein hat, auf Jesus von Nazareth, sondern auf das Christusverständnis von
Paulus (theologe5.htm).
Und prüft man die einzelnen Bücher der Bibel und vergleicht sie, dann kommt man
zu dem Ergebnis: Die Bibel ist voller Widersprüche (theologe8.htm).
Woran soll man sich dann als einer, der evangelisch glauben will, aber halten? Die Theologen und Bischöfe der evangelischen Kirche nehmen in
dieser Situation nun für sich
in Anspruch, die Bibel jeweils angemessen zu interpretieren, wie dies
auch die katholische Kirche für sich tut, die behauptet, nur sie könne dies auf
die richtige Weise tun. Doch Martin Luther, der als evangelischer
Gründervater angesehen werden kann, stellte sich – gleich der Romkirche
– immer wieder in Gegensatz zu Jesus von Nazareth (Der Nachweis dazu z. B. in
theologe3.htm).
Und auch die bis heute verbindlichen Bekenntnisschriften der
evangelischen Kirchen (z. B. der einzelnen evangelisch-lutherischen
Landeskirchen in Deutschland) haben
die Botschaft des Jesus von Nazareth verfälscht (theologe1.htm).
Und so stößt man relativ einfach auf die Gegensätze zwischen Jesus einerseits
und Martin Luther
bzw. Kirche andererseits, und man könnte fragen: Wer folgt Luther nach, und wer folgt Christus nach?
Einzelne Pfarrer, denen es ein Anliegen ist, sich wieder der ursprünglichen Botschaft von Jesus
anzunähern und Schritte in diese Richtung zu tun, stiften von daher "Unruhe" in
diesem Gefüge, und sie stehen ständig in Gefahr, von Kirchenverantwortlichen als "Irrlehrer" beurteilt zu werden (ein
Beispiel dafür siehe sonntagsblatt-bayern.de, 2007, 14_20_01).
In der Zwischenzeit wuchs der Widerstand gegen
die Verehrung Martin Luthers immer mehr. So warnte auch der langjährige
Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Hartmut Lehmann, vor einer
"Heldenverehrung" Martin Luthers (epd, 16.9.2008). "Die evangelische
Kirche", so der Evangelische Pressedienst epd über die Kritik Lehmanns, "täte
gut daran, hier längst bekannte Forschungsergebnisse angemessen zu
berücksichtigen, etwa zu Luthers Antisemitismus, zu seiner Beurteilung anderer
religiöser Glaubensauffassungen oder dem Gehorsam gegenüber Landesherren".
Das
Luther-Denkmal in Worms (1868; Fotografie von 1902,
Lizenz: Gemeinfrei
nach Wikipedia)
– Es soll die Macht Luthers demonstrieren, flankiert von
den Vertretern der Staatsmacht mit dem Schwert links und rechts vorne, welche
die lutherische Lehre mit Gewalt durchsetzten. Zu Füßen Luthers wurden unter
anderem der Gottesprophet Savonarola aus Florenz (links) und der
böhmische Papst-Kritiker Jan Hus
– beide lebendig verbrannt
– zu Vorläufern Luthers degradiert und vereinnahmt, ebenso wie der
Kirchenkritiker Wiclif aus England. Eine der Figuren steht auch für den
Reichstag in Speyer, der die Hinrichtung der damaligen Urchristen, der so
genannten
"Täufer", zum Reichsgesetz erhob. Hier waren sich die Papsttreuen und
die Lutherischen einig.
Lehmann wörtlich: "Es ist erstaunlich, wie sehr Theologen, die sonst jeden Satz der Bibel historisch-kritisch unter die Lupe nehmen, Luther-Legenden ungeprüft übernehmen". Hartmut Lehmann, zugleich Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Instituts in Washington/USA, spielt damit unter anderem auf den "historisch nicht belegbaren Thesenanschlag" Luthers an, der am 31.10.1517 stattgefunden haben soll. Dieser sei "früh durch Legendenbildung ´als mutiger Akt der Tat gegen die Macht des Papstes inszeniert` worden". Langfristig rettete die evangelische Bewegung jedoch die Macht der Papstkirche, da sie sich wie ein Auffangbecken für unzufriedene Katholiken sozusagen als Zweitkirche neben der katholischen Machtkirche postierte, diese ebenfalls zu kleineren Reformen veranlasste und auf diese Weise verhinderte, dass die Kirche bereits im 16. Jahrhundert an den Wirkungen ihrer eigenen negativen Ursachen zusammen gebrochen ist (siehe dazu unsere These Der hintergründige Sinn der Reformation).
Trotz immer deutlicherer Kritik an Martin Luther brachte die EKD, die
Evangelische Kirche in Deutschland, sogar eine Martin-Luther-Medaille heraus. Diese wird seit dem 31.10.2008 jährlich
verliehen an eine Person, die man dieser "Ehrung" für würdig hält.
Diese "Ehrungen" sind dabei manchmal höchst widersprüchlich bis skurril. Im Jahr
2011 wurde damit etwa der sächsische Oberlandeskirchenrat i.R. Hartmut
Bretschneider ausgezeichnet, der einst in der DDR-Friedensbewegung als
Landesjugendpfarrer die Kampagne "Schwerter zu Pflugscharen" ins Leben rief,
obwohl dieses Prinzip im Gegensatz zu Martin Luther steht, der ständig zum
Einsatz der Schwerter aufrief.
Neben der Luther-Medaille gibt es zahlreiche weitere Ehrungen. Dazu gehört der
Lutherpreis der Stadt Wittenberg, für den die Stadt im Herbst 2012 die russische
Punk-Band Pussy Riot vorgeschlagen hatte, deren Sängerinnen in der russisch-orthodoxen
Hauptkirche Moskaus lautstark zur "Jungfrau" Maria "gebetet" haben, Präsident
Wladimir Putin aus dem Land zu jagen. Auch seit dieser spektakulären Aktion in Moskau sorgen die jungen
Frauen mit Gesetzesbrüchen und Provokationen in Russland immer wieder für
Unruhe, während sie im Westen deshalb nahezu als "Heldinnen" verehrt und entsprechend
finanziert wurden. Der Europa-Politiker der Grünen Werner Schulz (+ 2022), gleichzeitig langjähriges
Präsidiums-Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentags, schlug Pussy Riot gar für den Hauptpreis der EKD vor, die "Martin-Luther-Medaille".
Martin Luther selbst hätte die jungen Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch
dem "Henker" übergeben.
Hier stellt sich nun auch die Frage nach der kirchlichen Ethik beim
Thema "Krieg und Frieden". Das ist deshalb von
Bedeutung, da Vertreter der evangelischen Kirche in der jüngeren
Vergangenheit immer wieder eine Nähe zur so genannten außerparlamentarischen
"Friedensbewegung" in der heutigen Bundesrepublik Deutschland signalisierten. Doch eine Friedensbewegung, welche von den Kirchen gefördert würde, stünde
immer in Gefahr,
früher oder später zum Steigbügelhalter für
einen neuen Krieg zu werden. Denn in der Vergangenheit war die evangelische Kirche
in der Regel immer für den Krieg (kirche-krieg.htm),
und auch in der Gegenwart liebäugelt man immer wieder damit, was sich
irgendwann auch wieder klarer dorthin entwickeln wird, wie bereits seit 2022 für
Waffenlieferungen für den Krieg in der Ukraine, da man den eigenen
Prinzipien wie eh und je anhängt. Jesus von
Nazareth war jedoch Pazifist. Im Gegensatz dazu lehrt die evangelische
Kirche, dass sogar die Aufforderungen zum Völkermord im Alten
Testament "reines Gotteswort" damals gewesen seien bzw. heute
noch seien (altes_testament.htm).
Beim kirchlichen Reden vom "Frieden" ist also Wachsamkeit geboten, welche
anderen Inhalte man meistens in dieses Wort hinein legt bzw. inwiefern es scheinheilig und geheuchelt ist. Dies
gilt vor allem dann, wenn zwar völlig unverbindlich und allgemein werbewirksam von "Schwertern zu
Pflugscharen" gesprochen wird, aber immer dann der Krieg befürwortet wird, wenn
es irgendwie ins eigene Kalkül passt. In diesem Zwielicht erscheint auch, dass der 2011 mit der Luther-Medaille geehrte Hartmut Lehmann, der
in der DDR das Motto "Schwerter zu Pflugscharen" mit unter die Bevölkerung
brachte, diese zweifelhafte Ehrung tatsächlich annahm.
Spricht man ehrerbietig von "500 Jahren Reformation",
dann könnte man den Blick auch einmal auf "400 Jahren Reformation"
richten, denn die 400 Jahre sind ja der größte Teil davon, insgesamt 80 % der 500
Jahren. Und man könnte es tun in der Frage: Was hat die lutherische Kirche gebracht, nachdem
also 80 % der 500 Jahren vergangen waren? Dazu empfehlen wir das Büchlein des lutherischen Militärseelsorgers
Adolf Schettler
In Gottes Namen Durch
– Darin hat er die Soldaten im Jahr 1915,
nach 398 Jahren Reformation,
dazu aufgefordert: "Der
Soldat soll totschießen, soll dem Feind das Bajonett in die Rippen bohren, soll
die sausende Klinge auf den Gegner schmettern. Das ist seine heilige Pflicht.
Ja, das ist Gottesdienst."
Widerstand gegen die Martin-Luther-Verehrung gibt es mittlerweile von vielen Seiten. So schlagen wir vor, die Zeit nach der "Luther-Dekade" zu nützen, um die Martin-Luther-Straßen und -Plätze in Deutschland Zug um Zug umzubenennen (siehe dazu das Interview). Denn Martin Luther ist in keinster Weise ein Vorbild, selbst wenn man die Umstände der damaligen Zeit berücksichtigt (siehe theologe3.htm). Er ging intolerant und mit Hinrichtungsaufrufen gegen alle Menschen und Gruppen vor, die sich seinen Meinungen nicht angeschlossen haben. Und die Verteidigung Luthers mit dem Argument, Luther sei eben ein "Kind seiner Zeit gewesen", ist scheinheilig und Unsinn. Denn so wie Luther zwar ein "Kind seiner Zeit" war, so waren es aber selbstverständlich auch seine zahllosen Opfer, so dass der verharmlosende Hinweis auf das "Kind seiner Zeit" nur eine schamlose Ausrede ist.
Foto, fotografiert in Halle an der Saale: Martin Luthers Totenmaske nach einer Rekonstruktion, verehrt in der Kirche "Unsere lieben Frauen" in Halle an der Saale. Unzählige Menschen hat Martin Luther foltern und qualvoll töten wollen. Im Jahr 1546 ist er in Eisleben gestorben, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Doch auch er kann dem nicht entgehen, was er selbst in den Bibeln übersetzt hat, dass ein Mensch erntet, was er gesät hat (Gal. 5, 6).
Es stellt sich stattdessen die Frage: Welche Menschen aus dieser "Zeit" sollen heute als vorbildlich gelten? Denn es gab auch in der damaligen Zeit aufrechte Friedensstifter, die Männern wie Luther, die im Machtkampf der Obrigkeiten ihre Ansichten mit dem Schwert durchsetzen wollten, die Stirn geboten haben, z. B. die Gottesboten von Zwickau, meist Zwickauer Propheten genannt. Martin Luther hatte sie massiv bekämpft und ihre kleine urchristliche Gemeinschaft und ihre gesellschaftliche Existenz zerstört, doch sie ließen sich nicht beugen. Doch heute sind sie leider fast in Vergessenheit geraten, so wie unzählige aufrechte Christen, die ihre Säuglinge noch nicht durch Taufe der Kirche einverleiben wollten, weil Jesus von Nazareth keine Säuglingstaufe lehrte, und deren Ermordung durch die Obrigkeiten Martin Luther deshalb forderte. Ihr Verfolger wird jedoch weiter mit Ehrungen überhäuft, und nach ihm, Martin Luther, benennen sich bis heute Millionen von lutherischen Kirchenmitgliedern und machen sich damit selbst aus geistiger Sicht zu einem "Teil" Martin Luthers.
Wenn man heute die "Beurteilung anderer
Glaubensauffassungen" durch Martin Luther kritisiert (siehe
hier), dann ist die nächst folgende Überlegung dazu: Wie verhält sich die Kirche nun heute gegenüber anderen Gemeinschaften?
Vordergründig gibt sich die evangelische Kirche, wie bereits gesagt,
in unserer Zeit tolerant. Zwar redet man nicht so gerne über die ersten 400
Jahre Reformation (bis zum ersten Weltkrieg) und die nächsten dreißig Jahre hält
man auch lieber unter dem Teppich. Doch es gibt ja auch die letzten ca. 70 Jahre
dieses Jubiläums. Und besonders die wenigen in Deutschland nach 1945 übrig gebliebenen jüdischen Mitbürger
und ihre Nachkommen werden heute vom Protestantismus hofiert.
Dabei wird gerade hier die eigene kirchliche Vergangenheit erheblich beschönigt
und
verfälscht. In der Weimarer Republik und im Dritten Reich hatte man
nämlich
"Juden und Sekten" gemeinsam und mit den gleichen Methoden bekämpft, was an vielen
Beispielen in der Dokumentation
Die evangelische Kirche und der Holocaust
nachgewiesen wird. Heute sind aus bekannten Gründen nur noch die "Sekten"
als Gegner übrig
geblieben. Siehe oben und dazu auch:
Martin Luther und die Juden
Der antisemitische Landesbischof Meiser
Und gegenüber diesen so genannten "Sekten" haben vor allem die
Lutheraner in unserer Zeit die Inquisition wieder belebt (siehe z. B.
sektenbeauftragter.htm).
Die evangelische Kirche hatte nämlich in Deutschland Ende der 60er-Jahre des
letzten Jahrhunderts damit begonnen und noch vor der katholischen Kirche ein
unheilvolles Netz so genannter
"Sektenbeauftragter" aufgebaut. Die katholische Kirche zog dann ca. 10 Jahre
später nach.
Die modernen Inquisitoren der Kirche werfen
den ihnen missliebigen
Minderheiten dabei vor, "Sekten" zu sein, ein bösartiger
Sprachgebrauch, der auf eine besonders üble Menschenfänger-Organisation
hinweisen soll. Damit projizieren sie
aber nur auf andere, was sie sich treffend selbst
vorhalten könnten, nämlich ihrerseits "Sekten" zu sein. Im Fall der evangelischen
Kirche heißt das: Sie ist eine Abspaltung
("Sekte" von lateinisch "secare" = abspalten) von der
katholischen Kirche. Und diese Kirche könnte wiederum als eine Sekte =
Abspaltung vom Urchristentum betrachtet werden.
Streng genommen ist die
katholische Kirche jedoch nicht einmal eine Abspaltung vom
Urchristentum. Sondern sie ist viel mehr eine Abspaltung der antiken heidnischen
Götzenkulte (z. B. des Mithras-Kultes), in die man einige Aspekte der Botschaft
von Jesus hinein gewoben hat, um leichtgläubige Gottsucher zu täuschen. Damit repräsentiert sie das "System Baal",
gegen das alle wahren Gottespropheten seit ca. 4000 Jahren zu allen Zeiten ihre Stimme erhoben
hatten. Man könnte auch sagen: Die kirchlichen Kulte haben sich ein
christliches Mäntelchen umgehängt, eine Art "Schafspelz", um Jesus, den Christus, auf diese Weise geschickt zu vereinnahmen
und in den eigenen Sumpf hinunter zu ziehen. Dies geschieht, indem man hin und
wieder Positionen einnimmt, die mit Jesus übereinstimmen. Damit werden die
Menschen getäuscht. Denn viele andere Positionen und die Richtung, in die man
aufs Ganze gesehen geht – bei der Gesamtbetrachtung allen Tuns und Unterlassens – ist eindeutig contra.
Zahlreiche Belege dafür sind bei
kirche_verrat-an-christus.htm
aufgeführt.
Betrachtet man das
komplette Lehrgebäude und das Erscheinungsbild der beiden Großkirchen in
Deutschland, könnte man beide als mehr oder weniger moderne "heidnische"
Götzenkulte bezeichnen,
als kirchliche Gewandungen des Systems Baal und seiner Priesterkaste, das zu allen Zeiten
Furcht und Schrecken unter den Menschen verbreitete. Wobei die evangelische
Kirche einige der Kulte reformiert hat, so dass das "Heidnische" dort auf den
ersten Blick nicht so sehr auffällt wie
in der katholischen Kirche. Die evangelischen Kirchen hatten die Kulte mehr dem
menschlichen Intellekt angepasst und sich von einigen groben Absurditäten (wie
z. B. dem Reliquienkult) gelöst, um auf diese Weise auch kultkritische Menschen
kirchlich zu binden. Die Belege dafür in den vielen
Einzelfällen lesen Sie in
kirche_verrat-an-jesus-dem-christus.htm.
Und auch der neuerliche Einstieg der Kirchen in die ökologische Bewegung ist mehr eine Bewegung aus dem Zeitgeist heraus und passt nicht zum Zentrum der kirchlichen Lehre. Die Kirche handelt hier vor allem als "Trittbrettfahrerin", denn ihre Lehre ist bis heute nachweislich für gegenteilige und schlimme Folgen auf dem ganzen Planeten Erde verantwortlich. So hat die Natur- und Tierfeindlichkeit im europäischen Abendland kirchliche Wurzeln bzw. Ursachen (theologe7.htm#4). Die Kirche hat nämlich dem Menschen eine angeblich "gottesebenbildliche" Sonderstellung in der Schöpfung zuerkannt und ihm die Erlaubnis gegeben, alle anderen Geschöpfe zu seinem Wohl quälen und töten zu dürfen. Das ist ein grober Verstoß gegen die Einheit allen Lebens, welche besagt: Menschen und Tiere haben den gleichen Atem, den Odem Gottes in allem Sein, und alle Lebensformen sind in den gleichen Kosmos eingebettet. Und gerade die Tiere leiden bis heute fürchterlich unter dieser kirchlichen Tradition von der Herrschaft der Menschen über alle anderen Gottesgeschöpfe (tiere_kirche.htm), die mit einer notwendigen ökologischen Gesamtschau (mit anderen Worten "der Einheit der Schöpfung Gottes") nichts zu tun hat.
Kleinere Gemeinschaften, die schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten vor einer Klimakatastrophe aufgrund der maßlosen menschlichen Aggressionen gegen die Mutter Erde und gegen alles Leben warnen (als vieles noch rechtzeitig gewesen wäre), wurden und werden von der Kirche beispielsweise als "Endzeitapostel" oder "Sektierer" lächerlich gemacht. Auch das hat Tradition. Denn zu allen Zeiten haben die Kirchen Propheten und aufrichtige Gottesboten verleumdet und verfolgt. Zu Zeiten Luthers die Zwickauer Propheten (siehe oben) oder im 13. Jahrhundert die Katharer, siehe z. B. elisabeth_von_thueringen.htm#Katharer. Als Aufhänger für die kirchlichen Verfolgungen dienten manchmal Kleinigkeiten, oder es wurde, wie meistens, einfach gelogen. Dabei projiziert die Kirche bis heute eigene Untaten, Verbrechen und Skandale auf religiöse Minderheiten (kirche_hoelle.htm) und baut so ein Feindbild auf. In Wirklichkeit waren die Gottespropheten aller Zeiten, von denen auch im Neuen Testament noch die Rede ist (z. B. 1. Korinther 12, 28; Epheser 3, 5), unbescholtene Mitbürger. Und sie sprachen aus einer geistigen Vollmacht heraus. Die Institution Kirche jedoch hat diese Vollmacht nicht, und sie hängt stattdessen, wie bereits oben dargelegt, am finanziellen Tropf des Staates. Und sie wird nur noch durch den Kirche-Staat-Filz bzw. dem Kartell von Kirche und Politik in Verbindung mit den Begriffen "Brauchtum" und "Tradition" am Leben gehalten (kirche_staat.htm).
Und was die wenigsten Gläubigen wissen: Nicht nur die katholische, sondern auch die evangelische Kirche lehrt einen grausamen Gott und eine angeblich ewige Hölle, auch wenn es als unmodern gilt, darüber zu predigen. Doch es zählt auch im Protestantismus letztlich nicht, was gerade modern ist, was dem Zeitgeist entspricht und wie sich die Kirchenführungen und ihre Theologen gerade salonfähig präsentieren (siehe oben), sondern was in den Bekenntnisschriften der evangelischen Kirchen verbindlich festgelegt ist. Eine "ewige Hölle" ist jedoch eine kirchliche Erfindung zur Einschüchterung der Menschen, und sie hat nichts mit Jesus von Nazareth zu tun. Mehr zu der bis heute für den Protestantismus verbindlichen Höllenlehre der evangelischen Bekenntnisschriften lesen Sie hier.
Ein Vertreter
der kirchlichen Lehre war auch der
evangelische Pastor und stellvertretende Superintendent
Klaus Geyer,
der für den grausamen Mord an seiner Frau vor einem irdischen Gericht verurteilt wurde. Zwar hat der
Pfarrer trotz erdrückender schwerwiegendster Indizien gegen ihn den Mord
abgestritten, doch kam noch so manches andere zweifelsfrei ans Tageslicht, so dass in der
Presse zu lesen war: "Wie war das noch mit den Zehn Geboten? Und welche hat
dieser Pastor eigentlich nicht gebrochen?" (Sonntagsblatt, 3.4.1998)
Dies ist in gewisser Weise beispielhaft:
Während die Kirche viele kleinere Gemeinschaften scharf bekämpft und
kritisiert und dazu tatsächliches oder vermeintliches Fehlverhalten in diesen
Gruppen als Begründung heran zieht, erwartet sie von der Gesellschaft, dass man ihr
die Verbrechen
oder Skandale in ihren eigenen Reihen nicht zurechnet. Hier wird also immer mit
zweierlei Maß gemessen.
PS: Während Klaus Geyer sich
übrigens dem politisch "linken" Flügel der Kirche
zurechnete, gibt es auch einen konservativen bzw. "evangelikalen"
Flügel. Ein
Vorbild dafür ist der US-amerikanische Evangelist
Billy Graham. Er unterstützte bisher alle zu seinen Lebzeiten
[Er starb 2018 im Alter von 99 Jahren] von der US-Regierung geführten Kriege.
Schließlich spielt auch die Ökumene zwischen evangelischen und
katholischen Kirchenmitgliedern eine große Rolle in der evangelischen
Kirche. Doch hier gibt es nur deshalb vordergründige "Erfolgsmeldungen", weil weder die
meisten Protestanten wissen, was evangelisch ist, noch die meisten
Katholiken, was katholisch ist. Immerhin haben beide Konfessionen
gemeinsam, dass sie nicht christlich sind, wie in den oben genannten
Schriften mehrfach nachgewiesen wird.
Anlässlich des Reformationsjubiläums bemühten sich die
deutschen Politiker (einschließlich Vertreter von den Grünen und der
Linkspartei), den Vatikan zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zu
bewegen. So wurden viele Bundestagsabgeordneten am 29.10. bzw. 30.10.2008 vom
damaligen Papst
Benedikt XVI. zu einer Generalaudienz empfangen (idea, 31.10.2008). "Zwar
wissen wir, dass der über Martin Luther ausgesprochene Bann mit dem Tod endet",
sagte in diesem Zusammenhang der CSU-Politiker Peter Gauweiler. "Trotzdem wäre
es ein Zeichen mit mächtiger Symbolkraft, wenn der Papst den Bann förmlich lösen
würde, so wie Papst Johannes Paul II. die Verurteilungen Galileo Galileis
aufgehoben hatte" (PS: was im Hinblick auf
Galilei aber auch nicht stimmt). In der Bannandrohungsbulle von Papst Leo X.
von 1520 hatte die Vatikankirche dazu 41 "Irrtümer Martin Luthers"
zusammengestellt, die bis heute als solche zu
den verbindlichen
Bekenntnissen der römisch-katholischen Kirche gehören, niedergelegt als Nr.
1451-1493 in Heinrich Denzinger, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und
kirchlichen Lehrentscheidungen, Freiburg 2009, 42. Auflage.
Zumindest einen so genannten "Irrtum" hatte Luther schon bald selbst widerrufen, in der
katholischen Dogmensammlung die Nr. 1483. Die laut Romkirche falsche
Glaubensaussage lautet:
"Dass Häretiker verbrannt
werden, ist gegen den Willen Gottes." Katholisch richtig sei demgegenüber: Es sei
Gottes Willen, dass Andersdenkende auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Und
schon wenige Jahre später lassen
auch
Martin Luther und die Lutherkirche Menschen auf den Scheiterhaufen lebendig verbrennen, die sie als "Häretiker"
betrachten, also als Abweichler von ihrer Lehre, und die grausame
Verfolgung der urchristlichen so genannten "Täufer" ab dem Jahr 1529 könnte
man als das erste gemeinsame ökumenische Projekt bezeichnen.
Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann machte Hoffnung auf Gemeinsamkeiten
zwischen Vatikankirche und Lutherkirche zum Reformationsjubiläum. Es sei gut, so
Lehmann in seiner Predigt am Reformationstag 2008 in Bonn, "wenn wir gemeinsam in den
nächsten Jahren bis 2017 das Vorhaben realisieren, zusammen zu beschreiben, wie
wir die Reformation beurteilen und bewerten". Evangelische und katholische
Kirche seien durch die mittelalterliche Welt "enger geeint, als uns manche
Polemik zu denken übrig lässt" (luther500.de, Rundbrief 16.1.2009).
Und so kam es dann auch zu vielen so genannten "ökumenischen" Veranstaltungen
anlässlich dieses Jubiläums, die hauptsächlich Insider-Veranstaltungen waren,
besucht vom üblichen ausgewählten Besucherkreis aus dem intellektuell-religiösen
kulturprotestantischen Bürgertum.
Das von Kardinal Lehmann verwendete Wort "Mittelalter" trifft dabei den Nagel auf den Kopf – nicht
nur, was die Verfolgung von urchristlichen Gemeinschaften betrifft, weswegen man
in unserer Zeit von einem neuen Mittelalter sprechen kann. Sowohl die
Päpste als auch Martin Luther pochten darauf, dass sie "Recht" haben und dass
ihre Rechthaberei mit Gewalt die Welt regieren müsse. Und so erfüllte sich auch
der Wunsch mancher Kirchenmitglieder nicht, dass beide bis heute mittelalterlichen Kirchen
im Jahr 2017 zumindest einen gemeinsamen dritten Ökumenischen Kirchentag
zelebrieren (nach den Ökumenischen Kirchentagen 2003 in Berlin und 2010 in
München). Kardinal Karl Lehmann bekam
allerdings als erster Katholik im Jahr 2016 die Martin-Luther-Medaille verliehen.
Er trägt also jetzt eine "Ketzermedaille", denn wie gesagt: Keine
Lehrentscheidung der Vatikankirche wurde geändert.
Warum die Ökumene letztlich eine Augenwischerei ist, wird schnell klar,
wenn man sich einmal näher mit der römisch-katholischen Lehre beschäftigt. Und wer an dieser Stelle mehr über den römisch-katholischen
Glauben wissen möchte, mit dem sich die Evangelischen ökumenisch
verbrüdern wollen, der ist eingeladen, einen
Glaubenstest zu machen oder sich einmal beispielhaft mit den
Verfluchungen der
römisch-katholischen Kirche zu beschäftigen. Und wer Näheres über die
evangelisch-lutherische Lehre wissen möchte? Eine aussagekräftige Darlegung der
Lehre Luthers und der evangelisch-lutherische Lehre findet sich bei
theologe1.htm.
Trotz vordergründig anderer Beteuerungen (die letztlich nur den Zweck haben, die
"Kirchenschafe" im Gatter, also im Kirchenpferch zu halten), ist die Ökumene aufs Ganze gesehen ein
Blendwerk,
worüber sich jeder
anhand der offiziellen Verlautbarungen näher informieren kann, der dies
möchte.
Noch immer droht nämlich die Romkirche den
Protestanten die ewige
Hölle an, und die Protestanten ziehen ihre Androhungen nur dann zurück, wenn auch
der Papst seinerseits einen Rückzieher macht (zum offiziellen Stand der Ökumene
bei diesem Thema
hier). Doch der denkt gar nicht
daran, auch Papst Jorge Bergoglio nicht. Die Situation soll so lange ausgesessen
werden, bis sich herausstellt, wer den längeren kalten Atem hat. Doch dieses Mal
wird beiden der Klimawandel einen Strich durch die Rechnung machen.
Eine Schlussfolgerung aus diesen Darlegungen und Untersuchungen ist: Die Evangelische Kirche
mag sich "evangelisch"
nennen und die katholische Kirche "katholisch". Doch beide sollten
so ehrlich sein und zugeben, dass ihr Glaube nicht mit Jesus von Nazareth und
Seiner Lehre übereinstimmt. Sie sollen sich deshalb nicht mehr "christlich"
nennen. Widersprüche zwischen Jesus, dem Christus und Martin Luther sind
in Der Theologe Nr. 3 gegenüber gestellt.
Vor
allem die auf Martin Luther aufbauende evangelische
Rechtfertigungslehre ist nicht
christlich.
So wurde vor ca. 500 Jahren die römisch-katholische Kirche zwar "reformiert".
Doch hat man dabei nur ein paar grobe und für jeden offensichtliche Widersprüche
zu Jesus von Nazareth entschärft. Im Ergebnis wurde der Verrat an Jesus, dem
Christus, damit nur etwas besser verschleiert und auf zwei Großorganisationen
verteilt.
2009 / 2010
4.6.2009 – Evangelische Landeskirche in Bayern
rüstet auf. Drei neue Pfarrstellen für das Reformationsjubiläum
–
Ungeachtet der massiven Kritik an dem Tun (vgl. Der Theologe Nr. 3) und
der Lehre Martin Luthers (vgl. z. B. Der Theologe Nr. 35) will die evangelische
Kirche das Luther- bzw. Reformationsjubiläum so richtig feiern. Dafür werden
z. B. in den bayerischen Dekanaten Augsburg, Coburg und Nürnberg jeweils
eine eigene neue Pfarrstelle geschaffen. (Evangelisches Sonntagsblatt Nr.
22/2009)
16.8.2009 / 15.11.2013 –
Jubiläum der
evangelischen Kirche: Bundesland Thüringen schafft eigene Stelle / Jubilare
reisen zum Papst / Projekt "Wege zu Luther"–
Der Staat wird einmal mehr vor den Karren der Kirche
gespannt.
Das Bundesland Thüringen finanzierte eine eigene Stelle im Kultusministerium für
das Kirchenjubiläum. Und auch die Kirche selbst plante viele Aktionen, z. B. im
Januar 2011 eine Reise nach Rom "auf Luthers Spuren" mit dem "Höhepunkt": ein
Gottesdienst mit Papst Benedikt XVI. Ob das allerdings im Sinne Luthers war,
für
den der Papst der "Antichrist" war? Hinzu kamen Projekte, die sich
"Lutherfinder" oder "Wege zu Luther" nennen. Das dunkle Wüten dieses Mannes und
das Unheil, das er über die Menschen brachte, wurde natürlich wie so oft ganz oder
zumindest weitgehend ausgeblendet. Auch, dass Martin Luther die Lehre von Jesus,
dem Christus, verfälschte (siehe dazu
unten die Hintergrundliteratur). Deshalb
schlagen wir vor, dass die Kirche sich besinnt und
Buße tut für die Verbrechen, die ihre Gründer und seine Nachfolger verübten
(siehe dazu: Offene Briefe an Bischof Huber).
Ein kleiner Leitfaden dazu könnte die Kriminalgeschichte des Christentums von
Karlheinz Deschner sein, die ab dem 16. Jahrhundert auch die evangelische Kirche
betrifft.
Geplant wurde für 2011 auch eine Ausstellung über das evangelische Pfarrhaus,
das Martin Luther begründet hat – mit namhaften Zeitgenossen, die in einem
solchen Pfarrhaus aufgewachsen sind und dort geprägt wurden: Auf
Nobelpreisträger wird hingewiesen und auf "Personen wie Gudrun Ensslin,
Gründungsmitglied der RAF, oder Bundeskanzlerin Angela Merkel". (Thüringer Landeszeitung, 15.8.2009)
31.10.2009
–
Stürzt EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann Martin Luther
vom Sockel?
Siehe das Interview mit
Dr. Margot Käßmann
Vgl. dazu Offene Briefe von Urchristen an
den vormaligen EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber
2011
2.2.2011 – Neu:
Adolf Hitler als
Vorkämpfer der Ökumene –
Die
evangelische Kirche möchte das Lutherjubiläum im Jahr 2017 ökumenisch
gestalten. Lesen Sie dazu
adolf-hitler_martin-luther.htm
7.6.2011 –
500 Jahre Luther sind
genug – Handzettel auf dem
Kirchentag in Dresden – Neben den
5,5 Millionen Euro, die der Freistaat Sachsen für den Evangelischen Kirchentag
bezahlt, rückte in Dresden auch das laufende Reformationsjubiläum der Kirche in
den Mittelpunkt. Dafür zahlt allein die Bundesregierung Jahr für Jahr fünf
Millionen Euro, also schon mal 35 Millionen. Von der
grundgesetzlich gebotenen Trennung von Staat und Kirche halten die etablierten
Politiker nichts. Immer mehr Bürger sagen jedoch: "500 Jahre Luther
sind genug". Unter diesem Motto wurde auf dem 33. Deutschen Evangelischen
Kirchentag auch
ein aufklärender Handzettel an die Menschen verteilt.
4.7.2011 –
Lutherischer Bischof:
"2017 soll unser heiliges Jahr werden"
– Lutheristen und Katholiken werden sich immer ähnlicher und entlarven immer
mehr ihren Widerspruch zu Jesus, dem Christus. Nach dem katholischen "heiligen"
Jahr 2000 erklärte der lutherische Landebischof von Württemberg, Otfried July,
"2017 soll unser heiliges Jahr werden" (zit. nach Evangelisches Sonntagsblatt
Nr. 25, 29.7.2011). Er will dabei die römisch-katholische und orthodoxe
Kirche mit einbeziehen. Martin Luther hat die Lehre des
Jesus von Nazareth vielfach ins Gegenteil verkehrt. Für Jesus gab es auch
keine "heiligen" Jahre, da für Ihn Gott allein heilig ist (vgl. z. B.
Johannes 17, 11).
14.11. / 16.11.2011 –
Morde an neun türkischen
Kleinhändlern und eines Griechen durch Rechtsradikale in Deutschland – Die geistige Verantwortung
Martin Luthers für Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige und Menschen aus
anderen Staaten / Staat soll Beteiligung am Luther–Jubiläum stoppen
–
Die Mordserie an unschuldigen Männern türkischer Herkunft
und einem Griechen erschüttern die Menschen. Gleichzeitig wird in Deutschland
Martin Luther und das 500jährige Jubiläum der so genannten Reformation gefeiert.
Dies passt beides nicht zusammen. Denn Martin Luther hat mit erschreckenden
Worten dazu aufgerufen, "getrost" "Türken" zu töten. Wörtlich:
"Weil die Christen ... ein jeglicher von seiner
Obrigkeit, zum Streit wider die Türken gefordert und berufen werden, sollen
sie tun als die treuen und gehorsamen Untertanen (wie sie denn gewisslich
tun, so sie rechte Christen sind) und mit Freuden die Faust regen und
getrost dreinschlagen, morden, rauben und Schaden tun so viel sie immer
mögen, weil sie eine Ader regen können ... werden sie darüber erschlagen,
wohlan, so sind sie nicht allein Christen, sondern auch gehorsame, treue
Untertanen gewesen, die Leib und Gut in Gottes Gehorsam bei ihren Oberherrn
zugesetzt haben. Selig und heilig sind sie ewiglich ..."
(Eine Heerpredigt wider den Türken, D. Mar.
Luther. Anno 1529; Tomos 4, S. 494 b-496)
"Mit Freuden die Faust regen und getrost
dreinschlagen, morden, rauben und Schaden tun so viel sie immer mögen" – das
haben die Terroristen vom Nationalsozialistischem Untergrund NSU auf ihre Weise auch getan.
Der Unterschied ist, dass Luther seine Anweisung für den von der Obrigkeit
angeordneten Krieg gegen das türkische = Osmanische Reich gegeben hat und
nicht für verdeckte Kriege, Untergrundaktivitäten, Terroranschläge oder private
Konflikte.
Die Gewissenlosigkeit bei Martin Luther und den heutigen Tätern
ist allerdings vergleichbar. Für den mittelalterlich denkenden Martin Luther waren andersdenkende und andersgläubige Menschen eine Bedrohung der "Ordnung" eines
Landes, weswegen er die Regierung eben aufforderte, Angehörige religiöser
Minderheiten hinrichten zu lassen oder die jüdischen Mitbürger zu vertreiben
(mehr dazu in Der Theologe Nr. 3).
Heutige Mörder
wähnen sich auch in einer Art "Krieg". So sieht es
z. B. der norwegische Massenmörder von jungen
Sozialisten, der Lutheraner Anders Breivig, der 69 junge Menschen unter
anderem wegen deren Sympathie mit Moslems hinrichtete und der einige weitere mit
einer Autobombe tötete und der sich dabei auch auf die Kreuzzüge der
römisch-katholischen Kirche berief.
Dass
Menschen anderer Nationalität und anderen Glaubens friedlich nach Deutschland
übersiedeln und sich dort in guter Nachbarschaft eine Existenz aufbauen, wäre
für Martin Luther von vorne herein überhaupt nicht hinnehmbar gewesen. Nicht
auszudenken, wie Martin Luther damals reagiert hätte, wenn sich bereits im 16. Jahrhundert
Muslime aus dem Osmanischen Reich friedlich in Deutschland hätten niederlassen
wollen. Und auch wenn Martin Luther damals natürlich nicht private Morde oder terroristische Akte
ohne Zustimmung der Obrigkeit rechtfertigte (wobei es ja auch noch gar
keine türkischen Nachbarn gab), sondern immer nur die jeweilige
Regierung zu Morden aufstachelte, und auch wenn ihn Lutheraner wie der norwegische
Massenmörder Breivig falsch bzw. ungenau interpretiert hatten, so sollte das,
was von Luther zu diesem Thema bekannt ist, dennoch Grund genug sein, Luther
nicht mehr zu ehren und zu feiern.
Und warum wird Luther geehrt und gefeiert? Für manchen soll er die Türe in Richtung Aufklärung geöffnet
haben, weil er deutlich gemacht hat, dass
das Papsttum in Rom mit Christus nicht das Geringste zu tun hat und dass der
ganze katholische Kult "Larven- und Narrenwerks ohne Maß" ist. Doch gerade davon
haben sich seine Nachfolger, die heutigen Kirchenführer der Lutherischen, ja
mittlerweile distanziert. Stattdessen bettelt man den Papst nahezu, dass er doch
die Lutheraner wieder als "richtige Kirche" anerkenne anstatt sie nur als
"kirchliche Gemeinschaft" zu bezeichnen und diese als zweitrangig abzuwerten. Ein Vertreter der "Gewissensfreiheit" war
Luther auch nicht, denn er forderte nur die "Freiheit", die Bibel
anders auszulegen als der Papst, keine allgemeine Gewissensfreiheit. Und betrachtet man noch so manches andere von dem, was Luther
dachte und tat, dann ist das ebenfalls alles andere als ein Grund zum Feiern (siehe auch
hier).
Und keine Energie geht verloren, und was der Eine gedanklich in die Welt setzt,
infiziert einen Anderen, den Gedanken Taten folgen zu lassen. Wer zum
Morden von Menschen einer anderen Nationalität aufruft, auch wenn es "nur" für
den Kriegsfall gedacht ist, trägt mit eine geistige Verantwortung dafür, wenn es
dann tatsächlich zu Morden kommt, wenn auch in einem anderen Zusammenhang
bzw. wenn Mörder sich dann den "Kriegsfall" eben konstruieren. Hier
mögen Kirchenvertreter protestieren. Doch können sie beweisen, dass die unheilvolle Ausschüttung
des Reformators "wider die Türken" nicht bis heute nachwirkt und nicht auch
Rechtsradikale beeinflusst? Nach Adolf
Hitler war Martin Luther z. B. ein "Riese" und einer der größten Deutschen, die
es je gab.
Unser demokratischer Rechtsstaat gründet
laut Grundgesetz weder auf dem katholischen noch auf dem evangelisch-lutherischen
Staatsverständnis, sondern auf den Werten der Aufklärung und den Prinzipien
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Einheit und Gerechtigkeit. Für
diese Werte steht auch der große Weisheitslehrer Jesus von Nazareth. Mit der Kirche und
ihren Werten und ihrem Missbrauch des Namens Christus über all´ die Jahrhunderte
hat das alles nichts zu tun. Und deshalb sollte der Staat seine Unterstützung
bei den Luther-Feiern (2007-2017) auch bereuen, stoppen bzw. rückgängig machen und stattdessen die
Werte des Grundgesetzes fördern. Doch die führenden Politiker hängen stattdessen
weiterhin einer modernen Variante der kirchlichen
Zwei-Schwerter-Lehre an,
wonach die Kirche über dem Staat stehe und diesen letztlich nach kirchlichem
Willen dirigiere.
Die Finanzierung des Papstbesuches 2011 und die Rede
des Papstes im Deutschen Bundestag standen ganz in dieser "Tradition".
2012
1.11. /
24.11.2012 –
Lutherische Kirche plant Ausklang der Luther-Dekade in Berlin und Wittenberg
– Regierender Bürgermeister Wowereit bereitet sich auf neue x-Millionen-Subvention
für die Kirche vor
–
Mit einem evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin und der Lutherstadt
Wittenberg will man auf die Zielgerade der so genannten "Luther-Dekade" gehen.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin,
der Katholik Klaus Wowereit, erklärte dazu: "Ihm
sei klar, dass sich so eine große Veranstaltung nicht selbst trage. Der
Regierende Bürgermeister rechnet damit, dass die Stadt einen hohen einstelligen
Millionenbetrag beisteuern wird" (Berliner Zeitung, 24.11.2012). Da das
Bundesland Berlin hoch verschuldet ist, der Pleite nahe, müssen für diese
Millionen dann aber
letztlich wieder andere aufkommen.
24.11.2012 –
Neue kritische Bücher
zum Reformationsjubiläum –
Hubertus Mynarek – Luther ohne Mythos: Das
Böse im Reformator /
Bernd Rebe, Die geschönte
Reformation. Warum Martin Luther uns kein Vorbild mehr sein kann /
Gratis-Ausgaben des Theologen siehe unten.
2013
5.1.2013 –
"Der
ganze Luther" – Reformationsjubiläum entwickelt sich zunehmend zum Bumerang für
die Lutherkirche – In
Die Zeit vom 27.12.2012 heißt es: "Je näher das Reformationsjubiläum
rückt, desto fremder wirkt der Reformator". In dem ZEIT-"Dossier" wird auch die
Biografie des Historikers Heinz Schilling, Martin Luther
aus dem Beck-Verlag München (2012) vorgestellt, und es heißt:
"Frauen
beschränkte er [Luther] auf die Rolle der tätigen Hausfrau, sorgenden Mutter und
unterstützenden Gattin. Das war rückschrittlicher als das Mittelalter und führte
´nicht unmittelbar in die Moderne`. Den Ungehorsam seiner Söhne strafte er mit
Brutalität."
Der Kirchenhistoriker Thomas
Kaufmann spricht vom "ganzen Luther", eine "gebrochene, verhärtete ´notorisch
überforderte Gestalt`", so Die Zeit.
2014
3.2.2014 – US-amerikanischer Historiker beklagt "enormen Schaden" durch Martin Luther – Im Deutschlandradio wurde über die Vorlesung des US-amerikanischen Historikers Scott Hendrix an der Universität Münster berichtet: "Luther habe an ´Destructive Entitlement` gelitten, einem zerstörerischem Anspruchsdenken. Er habe ... sogar geglaubt, man dürfe andere abschlachten, um die eigenen Ziele zu erreichen. Luther habe ein göttliches Sendungsbewusstsein gehabt, mit dem er enormen Schaden angerichtet habe." (dradiowissen.de, 11.1.2014)
24.6.2014 –
Die dunkle Seite des Reformators – Studie des Kriminologen Dr. Christian
Pfeifer als Meilenstein zum Reformationsjubiläum
–
Die wissenschaftliche Studie Die dunkle
Seite des Reformators von Christian Pfeifer, Direktor des
Kriminologischen Instituts Niedersachsen e.V., ist ein wesentlicher
Meilenstein auf dem Weg zum Reformationsjubiläums-Jahr 2017: Wie die lutherische
Kirche über Jahrhunderte der Judenvernichtung der NS-Diktatur den Boden
bereitete. Christian Pfeifer plädiert für eine ehrliche Aufarbeitung
statt fortgesetzter Beschönigung und Verschweigen. Vielen "eisernen"
Lutheranern ist seine Studie bereits jetzt ein Dorn im Auge, und sie
reagierten mit den "üblichen" Rechtfertigungen und
Geschichtsverbiegungen.
cicero.de
9.7.2014 –
lutherbase.de, eine neue beschönigende und verfälschende
Luther-Internetplattform
–
Zur Ausgestaltung der Luther-Dekade hat die Filmproduktionsfirma NFP
aus Halle nun die Internetplattform www.lutherbase.de
eingerichtet. Die Firma hatte bereits den verfälschenden Spielfilm
Luther produziert. Diesen sahen im Jahr 2003 ca. 3,5 Millionen
Kinobesucher. Darin wird zum Beispiel ein Film-Luther gezeigt, der von
den Massakern des Bauernkrieges entsetzt ist. In Wirklichkeit hatte
Martin Luther die Fürsten zu den Massakern aufgefordert mit den Worten: "Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein
Fürst den
Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, besser denn andere mit Beten ...
Steche, schlage, würge hie[r], wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl
dir, einen seligeren Tod kannst du nimmermehr erlangen. Denn du stirbst im
Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Befehl."
(Wider die stürmenden Bauern, Weimarer
Ausgabe der Lutherschriften (= WA) 18, S. 357-361)
2016
27.1.2016 –
Jubiläum: 1517-2017: 500 Jahre Reformation – Einige Stationen zu den
geplanten Festtagen – Bei Jubiläen ist
es üblich, einen Rückblick auf die bisherige Geschichte zu halten – sei es bei
einem Betriebsjubiläum auf die bisherige Entwicklung des Betriebs oder bei einem
runden Geburtstag auf den bisherigen Werdegang des Jubilars. Oder bei
staatlichen Jubiläen auf markante Ereignisse seit Gründung eines Staates oder
einer staatlichen Institution. Gleiches gilt natürlich auch für kirchliche
Jubiläen. So könnte man aus jedem Jahrhundert, das uns die lutherische
Reformation brachte, auch einmal einige "Höhepunkte" heraus stellen. Das war zum
Beispiel der 17. September 1604 in Braunschweig, wo die Städte unter der Knute
der Lutherpfarrer wie andernorts auch Geständnisse unter der Folter
erpressten
(siehe
z. B. Bild unten; Lizenz: gemeinfrei), um das Opfer dann
amtlich ermorden zu können.
Wir dokumentieren die Vorgänge
unter der Überschrift
Bürger Henning Brabant kritisierte die lutherischen Pfarrer – Grausame Folter
und Hinrichtung im lutherischen Braunschweig
Seit dem Jahr 1600 spitzte sich in der Stadt ein Konflikt zwischen dem
Landesherren und dem Rat der Stadt immer mehr zu. Der Rat der Stadt wollte keine
Abgaben mehr entrichten und stattdessen größere Privilegien gleich einer Reichsstadt
wie Hamburg
genießen. Es drohte eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Stadt und
Fürst mit unsäglichem Leid.
In dieser Situation versuchte der besonnene Bürger Hennig Brabant durch einen
Ausgleich zwischen Herzog und Stadtrat den Konflikt zu entschärfen. Die
lutherischen Pfarrer der Stadt hetzten hingegen gegen den Herzog und plädierten
für Härte. Darauf hin beschwerte sich Brabant über die die Bevölkerung
aufwiegelnden Pfarrer,
ließ sogar ein Gutachten einer Universität zu dem Thema anfertigen.
Was dann
geschah, beschreibt der Historiker Prof. Dr. Peter Schuster wie folgt:
"Die Pfarrer hingegen sollten sich weltlicher Dinge
enthalten. Mit dieser offenen Frontstellung gegen die Geistlichen hatte Brabant
offenbar eine rote Linie überschritten ... Und außerdem: Wie konnte Brabant es
wagen, an einer calvinistisch geprägten Universität [in Marburg]
ein Gutachten einzuholen. Bei den theologischen Gegnern. Er musste doch
wissen, wie tief die Gräben zwischen den Konfessionen zu jener Zeit waren.
Unter ihnen waltete ein abgrundtiefer Hass, der sich wiederholt in
exzessiver Gewalt entlud",
darunter auch Hinrichtungen der theologischen Gegner. (Peter Schuster; Verbrechen, Opfer, Heilige
– Eine
Geschichte des Tötens, Stuttgart 2015, S. 17)
Brabant wurde nun verhaftet und gefoltert. Unter grausamster Folter wurden aus ihm
die Worte heraus gepresst, er habe sich "mit dem leidigen teufel und satan
verbunden". Daraufhin wurde er am 15.9.1604 zum Tode verurteilt, was dann am
17.9.1604 vollstreckt wurde:
"Brabant wurde auf einen Stuhl gesetzt, und der
Scharfrichter schlug ihm zunächst wegen Meineids die Schwurfinger der rechten
Hand ab. Dabei soll er geschrien haben: ´Erbarm dich mein, du getreuer Gott`.
Sodann zwickte der Scharfrichter den Geschundenen vier Mal mit einer glühenden
Zange. Dabei schossen Flammen über den Körper, die Brabant den Bart versengten.
Anschließend legte man den Gemarterten auf einen Tisch. Angeblich sollen ihm
dann die Geschlechtsteile abgetrennt worden sein, worüber Brabant in Ohnmacht
fiel. Man habe ihn dann mit Riechwasser aufgeweckt, um ihm die kommenden Qualen
durchleben zu lassen. Bei lebendigem Leibe trieb ihm nun der Henker ein Messer
in die Brust, führte einen langen Schnitt und entnahm ihm die Eingeweide. Erst
als man ihm das Herz entriss, sei Brabant gestorben."
Anschließend wurde die Leiche noch mehrfach geschändet, so z. B. der Kopf und
andere Gliedmaßen für alle sichtbar aufgespießt. (a.a.O., S. 18-19)
In der Braunschweiger Katharinenkirche jubilierte darauf hin der lutherische
Pfarrer und später zum Superintendenten beförderte Johannes Wagner über diese
und weitere Hinrichtungen von besonnenen Bürgern und Mitstreitern Henning
Brabants. "Wagner feiert die gefällten Todesurteile und
stellt ausdrücklich die Grausamkeit der Hinrichtungen heraus."
Der Vertreter der lutherischen Pfarrerschaft wörtlich: Die Todesstrafe sei
"nur Kinderspiel, Schertz und Gelechter gegen der Ewigen
und Hellischen straffen, Marter und Plagen. Denn die straffen auf dieser Erde
sind alle zeitlich vergenglich und haben mit diesem Leben ihre endschafft. Aber
dort in der Hellen werden die straffen und plagen der Verdampten ewig wehren, da
der nagende Wurm nicht stirbet und das Fewer verleschet nimmermehr."
(Johannes Wagner, Supplicium Achanis, zit. nach Schuster, a.a.O., S. 19-20)
In der von der Kirche erfundenen angeblich ewigen Hölle würde dann folglich auch der rechtschaffene Bürger Brabant ewig noch
viel grausamer leiden als zuvor.
Der Buchautor fasst zusammen:
"Das war eine diabolische Argumentation, mit der sich alle
Gewalt und Not im Diesseits relativieren ließ. Mit ihr konnte man insbesondere
jede noch so abgefeimte Grausamkeit im Strafvollzug rechtfertigen."
(S. 20)
Und wir möchten noch den Ausruf hinzufügen: "Das ist euer Jubiläum, 500 Jahre Reformation!
Dies war das eine Jahrhundert, das 17.
Doch das nächste, das 18., folgte sogleich ..." (wird
fortgesetzt) Politisch lief es in Braunschweig offenbar auf einen Kompromiss zwischen dem Rat der Stadt und
dem Herzog hinaus, genau wie von Henning Brabant zuvor angeregt. Braunschweig hatte auf
diese Weise noch einige Jahrzehnte Privilegien in kleinerem Umfang, ehe der
Fürst 1671 die Stadt militärisch erobern ließ und seinem Machtbereich
eingliederte.
Lesen Sie dazu auch:
Martin Luther und die Folter –
Die Reformation führte zu einem starken Anstieg von Hinrichtungen in
Deutschland.
2017
11.3.2017 –
Öffentlichkeitsarbeit der Großkirchen – ARD übertrug live angebliche
Versöhnungs-Inszenierung
– Immer wieder traten Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der katholischen
Deutschen Bischofskonferenz und Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende
der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, öffentlichkeitswirksam gemeinsam
auf. So auch am 11.3.2017 bei einem so genannten
"Versöhnungsgottesdienst" in Hildesheim, der zwar die Bevölkerung kaum
interessierte, jedoch von der ARD live zu einem Medien-Ereignis gemacht wurde,
einer Station anlässlich des 500jährigen Jubiläums der Reformation in
Deutschland, das die Lutherkirche mit der Vatikankirche gemeinsam feiern
will, weil man von dieser als "echte" Kirche anerkannt werden möchte und
nicht nur als abgespaltene "Gemeinschaft".
Entsprechend dem Zeitgeist wählte man dazu ein Motto in amerikanischer
Sprache, "Healing of Memories" genannt, zu Deutsch
"Heilung der Erinnerungen". "Im Gottesdienst werden die in den vergangenen Jahrhunderten geschlagenen Wunden, die bis heute
nachwirken, aufrichtig benannt und Gott um Vergebung gebeten", schrieb der
Norddeutsche Rundfunk auf seiner Internetseite vorab. Gleichzeitig beweihräucherte man sich
selbst durch einen bei der Zeremonie ebenfalls fest eingeplanten "Dank an
Gott für die Gaben, die in unseren Kirchen bewahrt sind". (ndr.de, 11.3.2017)
Doch was hat diese Inszenierung mit Jesus von
Nazareth zu tun? Er lehrte keine "Healing of Memories", indem man seinem
"Gott" Formulierungen präsentiert, die man im Vorfeld mühsam mit
theologischem Intellekt ausgedrechselt hat. Er lehrte auch keine Gründung
einer katholischen oder evangelischen Kirche mitsamt Priestern, Pfarrern,
Kanzlen, Altären oder Sakramentenkult. Sondern Er sprach in der
Bergpredigt, wie sie auch in den Bibeln der Kirchen nachzulesen ist:
"Vertrage dich mit deinem Widersacher sogleich, solange du noch mit ihm auf
dem Weg bist." Und wird ein Mensch schuldig an seinem Mitmenschen, dann
lehrte der Christus Gottes sinngemäß: "Bereue und bitte deinen Nächsten um
Vergebung, mache wieder gut, was noch gut zu machen ist und tue das erkannte
Negative nicht mehr."
Der Leidtragende muss dem Täter also vergeben, damit es wieder in Ordnung
gebracht ist, während die Institutionen
Kirche behaupten, man müsse sich an ihren jeweiligen "Gott" wenden, um
Vergebung zu erlangen. Oder wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm
in der Presse wiedergegeben wird: "In der Vergangenheit habe man im Namen der Konfession
Kriege geführt, gemordet und sich gegenseitig abgewertet. Dafür wolle man
Gott um Vergebung bitten" (idea.de, 10.3.2017). Doch was ist mit
jedem Einzelnen der unzähligen Menschen, die aus konfessionellen Gründen
ermordet wurden? Der Nächste kann nicht übergangen werden, keiner von ihnen, denn auch in ihm
ist Gott gegenwärtig, was von den Kirchen unterschlagen wird.
Was ist weiterhin mit den unzähligen Opfern, die beide Großkonfessionen
gemeinsam auf dem Gewissen haben, den vielen "Ketzern", angeblichen "Hexen" und vielen mehr, die aufs Grausamste gefoltert und
hingerichtet wurden im Namen des katholischen und des evangelischen
"Gottes"? Haben sie den Institutionen Kirche und ihren
konfessionellen Mördern schon
vergeben? Und haben sich die kirchlichen Amtsträger jemals um
Wiedergutmachung bemüht, z. B. auch angesichts der Opfer der Kreuzzüge oder
des Völkermords an den
Indianern an deren Nachkommen?
Und zählt es umgekehrt nicht auch zu den "Gaben", "die in unseren
Kirchen bewahrt sind", dass unbescholtene Andersdenkende bis in unsere Zeit von den
katholischen und evangelischen Beauftragten als "Sekten" verleumdet und mit
Rufmord überzogen werden?
Was also soll die Prozedur der katholischen und der
evangelischen Kirche bewirken? Das Stichwort heißt "Ökumene", womit man
den Menschen suggerieren will, dass beide Großkonfessionen einen gemeinsamen
Weg gehen. Doch was steckt hinter der Ökumene wirklich? Bis heute drohen
sich beide großen Kirchen trotz vernebelnder vordergründiger Formulierungen z. B. weiter
gegenseitig eine angeblich ewige Verdammnis an, so dass beim Hinterfragen
das Blendwerk in der "Ökumene" zum Vorschein kommt, mit dem man die Politiker und die
Kirchenmitglieder täuschen möchte. Denn die Lehren wurden nie geändert. Doch
eines der gemeinsamen Interessen ist: Die staatliche Finanzierung beider
Großkirchen durch Milliarden-Subventionen und die Kirchensteuereinnahmen von den
Gläubigen aufrecht zu erhalten.
Mehr zum Thema "Ökumene" lesen Sie in
Der Theologe Nr. 83.
24.5.2017 – "Der nackte Luther" auf dem Evangelischen Kirchentag – "Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt", so der Philosoph Karl Jaspers. Die Giordano-Bruno-Stiftung weist parallel zum Evangelischen Kirchentag darauf hin, wer Luther ungeschminkt wirklich war. Sie veröffentlichen z. B. seine Forderungen zur Judenverfolgung, die erst Jahrhunderte später in die Tag umgesetzt worden sind. Siehe auch "Der nackte Luther" bei
giordano-bruno-stiftung.de
Diese Chronologie wird nicht fortgesetzt, denn wie gesagt: 500 Jahre Luther (1517 bis 2017) waren genug
Im Jahr 2012 gab die Ex-Landesbischöfin und offizielle Luther-Botschafterin Dr.
Margot Käßmann der evangelischen Zeitschrift
idea-spektrum (Nr. 24/2012 vom 13.6.2012)
ein Interview zu Martin Luther und der so genannten Lutherdekade. Wir
veröffentlichen an dieser Stelle im Rahmen des gesetzlichen Zitierrechts einen Auszug aus diesem Interview, nämlich einige
der Fragen und die entsprechenden Antworten dazu von Dr. Margot Käßmann lt.
idea-spektrum.
Im Anschluss daran antwortet im nachfolgenden Text Dieter Potzel, ehemaliger
evangelisch-lutherischer Pfarrer und Herausgeber der
Online-Zeitschrift Der Theologe, ebenfalls auf die an Frau Dr. Käßmann gestellte Frage
und eventuell auf deren Antwort.
Zur Klarstellung noch einmal mit anderen Worten: Die nachfolgenden Antworten
des ehemaligen protestantischen Pfarrers stehen nicht in idea-spektrum, sondern
sie sind nur auf dieser
Seite – 500 Jahre Martin Luther waren genug – veröffentlicht. Frau Dr. Käßmann und Herr Potzel stellten sich also nicht gemeinsam den Fragen der
evangelischen Zeitschrift, sondern unabhängig voneinander.
Die nachfolgenden Schriften gibt es auch als kostenlose
Druckschriften.
Der Theologe Nr. 3 – So spricht Martin Luther
– so spricht Jesus von Nazareth: Ein Vergleich
Der Theologe Nr. 8 – Wie der Teufel in der Bibel
hauste
Der Text kann wie folgt zitiert werden: Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 67, Reformationsjubiläum am Ende – 500 Jahre Martin Luther waren genug, Marktheidenfeld 2007, zit. nach theologe.de/500-jahre_reformation_jubilaeum_2017.htm, Fassung vom 30.10.2024, Copyright © und Impressum siehe hier. |
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